Re: ...
Diesmal ein eher moderates Review (trotzdem nicht moderat genug für einige Personen aus einer anderen Diskussionsgemeinschaft, denen ich zu voll des ungerechtfertigten Lobes war

; aber entscheidet selbst):
Sean Williams und Shane Dix sind Autoren, mit denen ich bereits vertraut bin; ich kenne eine Space Opera-Trilogie des Duos und ein paar Kurzgeschichten des Erstgenannten. Dementsprechend hoch waren meine Erwartungen auch, teilweise wurden sie sogar noch übertroffen, teilweise aber auch nicht ganz erfüllt (näheres dazu später noch). Vorweg nur: Das Buch strotzt nur so von Rechtschreib- bzw. Tippfehlern. Allein den Autoren wird man das nicht anlasten können, denn die Fehler ziehen sich nicht nur durch den Text von ?Remnant?, sondern treten auch auf/im Cover auf; ich vermute, der ?Abschreiber? sowie der zuständige Lektor hatten eine schlechte Woche, als sie FHI bearbeitet haben...
?Remnant? beginnt mit einem Zitat, von dem ich nicht weiß, ob es von der Erde stammt oder ob die Autoren es erfunden haben; auf jeden Fall tönt?s schon mal gut und lässt darauf hoffen, dass eine rein militärische Lösung des Vong-Konflikts doch nicht zu befürchten ist.
Was sofort auffällt bei den zwar nicht über-, aber doch regelmäßigen Raumkämpfen - insbesondere nach Büchern wie ?Destiny?s Way? und ?Enemy Lines? -, ist der zurückgekehrte Realismus. Zugegeben, die Helden der Galaktischen Allianz werden nicht wie wild abgeschlachtet, aber das Gegenteil ist auch nicht der Fall, und weder kommen Jaina & Co. ganz ohne Kratzer davon, noch schalten sie eine hundertfache Übermacht der Vong mit einem sprichwörtlichen Fingerschnippen aus. Wenn ich schon dabei bin: Was Schlachten im Weltraum angeht, bin ich von Williams und Dix besseres gewohnt, aber schlecht sind sie keinesfalls beschrieben.
A propos ?Galactic Alliance?... gegen diese Bezeichnung habe ich ja noch gar nichts, genausowenig gegen das Kürzel ?GA?, aber musste ?Galactic Federation of Free Alliances? wirklich sein, frage ich mich

? Widersprüchlich (bzw. redundant), trashig und aus einem hirnlosen Grund ins Spiel gebracht (Anspielung an die Abkürzung ?GFFA?, welche die Fans verwenden, wenn sie von der SW-Galaxis sprechen)...
Der Stil ist nicht so persönlich und involvierend wie in ?Evergence? (war zumindest mein Gefühl), aber immer noch relativ hoch und ansprechend genug; kein Vergleich zu Stover, aber ein Vergleich mit ihm ist eh unfair

. Kapitel gibt?s in ?Remnant? keine, soweit ich weiß ein Novum für einen SW-Roman, keineswegs jedoch für die beiden Australier; ?Evergence? ist genauso aufgebaut. Sonderlich gestört hat mich das nicht, ich verwende ohnehin immer ein Lesezeichen, und lieber ist es mir, ein Buch ist in wenige sinnvolle Teilabschnitte gegliedert als in möglichst viele Kapitel (wo man vielleicht besser den Text hätte weiter fließen lassen sollen).
Kommen wir zum Plot. Schon der Prolog zeigt, was folgen soll; mal abgesehen von einigen Alpträumen, auf die ich später noch zu sprechen kommen werde, wahrscheinlich die am besten und eindringlichsten geschilderte Szene des Romans. Er zeigt auf der einen Seite, dass Krieg mehr ist als ein bloßes Bekämpfen von rein Guten gegen die rein Bösen, und das Chaos, in dem jederzeit Unschuldige zu Schaden kommen können, auch ohne direkte Einwirkung des ?Feindes?, und bereitet auf der anderen einen der wichtigsten Nebencharaktere auf ihren Plot vor. Die sich durch den Roman ziehende Entwicklung Saba Sebatynes ist geglückt und wirkt glaubwürdig, und diese Figur ist mir seit ?Recovery? nicht so symphatisch gewesen. Ebenfalls gelungen fand ich die Einsprengsel der Barabel-Kultur, die nur weiter dazu beigetragen haben, dass aus einem flachen und blassen Statisten ein echter Charakter geworden ist.
Politik spielt nur eine untergeordnete Rolle in FHI, auch wenn wir gleich zu Beginn des ersten Teils mitten ins Geschehen springen; die Diskussionen des ?Senats? bzw. der Jedi sind interessant und lassen zumindest hoffen, dass der politische und der philosophische Aspekt, hier, wie gesagt, ziemlich vernachlässigt, in den beiden anderen Bänden wieder aufgegriffen wird. Auch scheint mir Waxarn Kel eine interessante Figur zu sein (eine Art neuer Kyp, nachdem der ?alte Kyp? seine Einstellung ja ein wenig geändert hat)... wir werden sehen, was FHII und III bringen.
Der Einfall mit dem Wiederherstellen der Kommunikation zu den ?verlorenen Enklaven? war hervorragend, wirkte logisch und alles andere als gekünstelt (anders als eine gewisse aus dem Nichts erscheinende Behauptung des Vorgänger-Buchs), und bietet neue Möglichkeiten (auch, wenn mir der Subplot um Galantos ein wenig zu breit ausgewalzt war).
Ein einziger Satz auf Seite 23 hat mir die Hoffnung wieder gegeben und die Enttäuschung nach dem Bantam-Wahnsinn von Ebaq 9 weggewischt (Leser des Buchs werden wissen, welchen ich meine). Auch sonst räumt FHI auf mit von Walter Jon Williams propagierten Wahrheiten, was wohl damit zusammen hängt, dass die Autoren DW nicht gelesen haben (und, Fans von NJO14 mögen mir verzeihen, das war wohl auch gut so): Der an Pellaeon entstandene Schaden wurde so ziemlich behoben und alle Charaktere in die Position und in das Benehmen gerückt, das sie haben sollten nach Tr und EL. Ja, das ist nicht mit DW vereinbar. Aber in diesem Fall sage ich einfach frech, Ich scheiß auf die Continuity

. Und da die folgenden Bücher ebenfalls aus Sean Williams? und Shane Dix? Feder entsprungen sind, wird wohl auch kein Rückfall zu erwarten sein.
A propos Charaktere... eine, bei der WJW keine Gelegenheit hatte, sie zu verfälschen, war Tahiri. Die Australier (die übrigens Erfahrung mit psychisch gequälten Jugendlichen haben, ich verweise erneut auf ?Evergence?) beweisen hier wie sonst nirgends in FHI ihre Klasse. Tahiri ist bei weitem die interessanteste Figur des Romans und auch an Tiefe nicht zu überbieten. Ihre Alpträume (wenn es denn welche sind) sind stark geschildert und machen, obwohl gering an der Zahl, einen Großteil der bedrohlichen Atmosphäre aus. Auch Jags Misstrauen ihr gegenüber ist etwas, das noch nie da war, und verspricht eine kommende Konfrontation.
Einziger Wehrmutstropfen bei dieser Euphorie: Anakin. Wehe, die Wünsche vieler amerikanischer Fans werden berücksichtigt und er kommt wirklich zurück...
Nom Anor ist unterhaltsam wie eh und je, und es freut mich, dass meine Voraussage sich bewahrheitet hat... Nom Anor - Yu?Shaa - der Prophet - organisiert die Beschämten tatsächlich. Nicht aus hehren Motiven selbstverständlich, aber wenn ich raten müsste, würde ich sagen, dass sich sein Plan am Ende gegen ihn wenden wird (doch wer weiß, so, wie wir ihn kennen, wird er sich vielleicht auch aus einer solchen Situation wieder heraus schmuggeln

). Das, zusammen mit dem Zitat am Anfang und dem Vertrags des Imperiums mit der GA, führt mich zu dem Gedanken, dass meine utopische Vorstellung von einer friedlichen Galaxis, wo Yuuzhan Vong, Imperiale und Ex-Rebellen Seite an Seite leben, vielleicht noch eine Chance haben könnte.
Was mir ein wenig gefehlt hat, war der Vong-Standpunkt... ja, wir hatten einen angemessenen Teil ?Nom Anor und seine schau-spielerischen Abenteuer im Untergrund von Yuuzhan?tar?, aber ein Wiedersehen mit Shimrra, Nen Yim und Onimi wäre schon ganz nett gewesen (insbesondere, nachdem ich nach einem Ausspruch Nom Anors den Verdacht habe, letzterer sei der böse Wicht gewesen, der das Jeedai-Gerücht gestreut hat). Vielleicht später, das Buch war ja so schon dick genug.
Dann noch ein paar kleinere Details, die mir aufgefallen sind:
- Auf Seite 7 wird mal wieder von unglaublich lächerlichen Entfernungen und Geschwindigkeiten der Raumjäger geredet... dieses Mal will ich das aber noch mal entschuldigen, ist ja ein typischer Anfänger-Fehler.
- Zum Abschied Jacens von seiner Familie gebe ich keinen Kommentar ab (das erübrigt sich auch, denke ich)... nun gut, vielleicht einen kleinen, kurzen, unbedeutenden: Hätte WJW Jacens Willkommensszene auch nur halb so gut hingekriegt, wäre ich zufrieden gewesen.
- 3POs schwierige Aufgabe, die Mausdroiden zum Falken zu bringen, war eine sehr amüsante Episode... ich muss jetzt noch lachen, wenn ich daran denke.
- Was ich mich allerdings fragen muss (ich sowieso): Wo zu den sieben Höllen ist eigentlich unser aller Lieblings-CorSec-turned-pilot-turned-Jedi? Immerhin ist er einer der erfahrensten Jedi überhaupt... wenigstens erwähnen hätte man ihn können (statt Kyle Kartan vielleicht).
- Woher kennt Tahiri eigentlich Ryn, wenn die doch so rar sind, und ganz besonders Droma?
- Das Cover ist potthässlich (imho wenigstens) und hat rein gar nichts mit dem Buchinhalt zu tun... ich will Terese Nielsen wieder *heul*...
- Abschließend bleibt mir noch zu sagen, dass hier recht drastisch mit expansionsunwilligen Spezies umgegangen wird... Firrerreo, Barabel und Yevethaner so ziemlich ausgelöscht (wobei es mir um letztere nicht leid tut)...
Und insgesamt? Insgesamt halte ich ?Force Heretic I: Remnant? für einen gelungenen Einstieg der Autoren in die NJO und eine gute Einführung und Vorbereitung auf die beiden nächsten Bücher (denn ganz kann man sich des Eindrucks, ein 400-Seiten-starkes Intro vor sich zu haben, nicht erwehren). Ein endgültiges Urteil abzugeben, traue ich mich dennoch nicht (und schon gar keine größeren Prognosen), denn ich weiß um die Listigkeit der Australier und dieser im Besonderen, und ?Refugee? (könnte sich das auf Tahiri beziehen?) und ?Reunion? könnten einiges in anderem Licht erstrahlen lassen.