Onderon, Dxun (Japrael-System)

[Japrael-System | Dxun | Wald | Lagerplatz in der Nähe eines Kratersees] Sliff Quori, Mol

Sliff Quori holte die Pflanze, von der Mol gesprochen hatte. Sie sonderte einen Geruch ab, den er als sehr unangenehm empfand, aber das sagte natürlich nichts über ihre Heilkräfte aus. Vielleicht hatte das Aroma auf Zabrak auch eine ganz andere Wirkung als auf Koboks. Ob der ›Kommandant‹ mit seiner Einschätzung richtig lag, konnte ihm im Übrigen auch egal sein - es war ja nicht sein Leben, das davon abhing, ob die Blätter die gewünschte Wirkung (und nicht etwa eine gegenteilige) entfalteten.


Zügig machte er sich an die Arbeit. Er tat sein Bestes, aber die Umstände waren nicht auf seiner und Mols Seite. Die Müdigkeit war ein echtes Handicap; die fremdartige Umgebung und die Gefahr, in der er nach wie vor schwebte, sorgten für zusätzliche Ablenkungen. Bei dem schlechten Licht war es außerdem sehr schwer, Einzelheiten zu erkennen, und das musste er, wenn er die Wunde ordentlich säubern wollte. Das tat er teils mit den Fingern, teils mit einem Stück eines herzförmigen Blattes, das er in Ermangelung besserer Alternativen als Lappen umfunktionierte - beides hatte er zuvor mit Wasser gereinigt, das zwar klar, aber sicherlich nicht keimfrei war, ebenso wie die ganze Umgebung. Kleine Insekten umschwirrten den Kobok und den Zabrak; Sliff konnte nicht sagen, was für Keime sie in die Wunde einbringen würden oder ob sie sogar versuchten, ihre Eier hineinzulegen oder von Mols Fleisch zu fressen. ›Besser als nichts‹ wäre für diese Maßnahme also noch geschmeichelt gewesen. Doch sofern nicht zufällig in den nächsten Minuten ein Arzt samt Operationsbesteck aus dem Gebüsch stolperte, musste der Zabrak mit dem zufrieden sein, was er bekam.


Die Prozedur war alles andere als schmerzfrei und die Selbstbeherrschung des ›Kommandanten‹ stieß rasch an ihre Grenzen. Da Sliff bemüht war, die Aufgabe so rasch und gründlich wie möglich zu erledigen, dabei aber notgedrungen wenig Rücksicht auf seinen Patienten nahm, dauerte es nicht lange, bis dieser Stücke des Astes ausspuckte, auf den er biss. Holz gegen Zahnschmelz - ein Kampf, den der Ast verlor, aber möglicherweise nicht ohne den einen oder anderen Zahn mit ins Verderben zu reißen. Der Kobok verspürte kein Mitleid. Anderen Schmerzen zuzufügen löste bei ihm keine Schuldgefühle aus, schon gar nicht, wenn zu Mols Bestem war. Ziemlich ungerührt wühlte er in dem humanoiden Fleisch herum, bis er alle Verunreinigungen entfernt hatte, die er entdecken konnte. Als nächstes wurde der Zabrak selbst aktiv. In einem bemerkenswerten Akt von Kraft und Selbstbeherrschung zog dieser an seinem verletzten Arm und dehnte das Gewebe, bis der gebrochene Knochen genug Platz hatte, um wieder zwischen die Muskeln zurück zu rutschen. Ob er wirklich seine ursprüngliche Position einnahm, wieviel zusätzlichen Schaden er dabei anrichtete und ob das wieder ordentlich zusammenwachsen würde, konnte Sliff nicht beurteilen. Mol ließ sich erschöpft zu Boden sinken und schien nur noch halb bei Bewusstsein zu sein. Der Kobok griff nach dem gebratenen Fleisch und schob sich einen großen Bissen zwischen die Mandibeln, dann machte er sich noch einmal an die Behandlung des Humanoiden und verband die Wunde. Mit zwei Hölzern und Streifen der mannlangen Blätter des Baums über ihnen improvisierte er eine Schiene, die verhindern sollte, dass der Knochen wieder aus seiner Position sprang. Der Patient ließ es über sich ergehen. Er hatte so etwas noch nie gemacht; ob die Vorrichtung ihren Zweck erfüllte, musste sich noch zeigen.


Dann endlich war diese blutige Arbeit vollendet und Sliff Quori konnte sich ganz seinem Mahl widmen. Gierig verschlang er das halb gare Fleisch, so als wäre es seine letzte Mahlzeit. Vielleicht war das ja sogar der Fall. Nach einer Weile war der Zabrak auch in der Lage, ihm Gesellschaft zu leisten, und sobald dieser ein paar Bissen zu sich genommen hatte, machte er auch wieder einen ansprechbaren Eindruck. Der Kobok konnte nicht umhin, anzuerkennen, dass nur wenige so souverän mit Verletzungen, Schmerzen und dem eigenen Blut umgehen konnten.


»Vielleicht willst du mir jetzt erklären, was hier los ist«, meine der Jünger kauend. »Du scheinst ziemlich viel über meine Verfolger zu wissen, kennst sogar den Namen des Anführers. Ich weiß noch nicht, was ich davon halten soll - und bevor ich jetzt wild zu spekulieren anfange, erklär's mir doch einfach! Woher hast du dieses Wissen? Was weißt du noch? Wo sind wir hier, und was noch wichtiger ist... gibt es Möglichkeiten, von hier wegzukommen? Ich habe nämlich eigentlich nicht vor, in irgendeiner Trophäensammlung zu landen. Wenn ich das wollte, hätte ich auch zuhause bleiben können.«


Der letzte Satz konnte die eine oder andere Frage aufwerfen, und wenn Sliff etwas wacher und klarer im Kopf gewesen wäre, hätte er sich wohl nicht so verplappert. Es vertrug sich nicht mit seiner Darstellung, nach der er ein ganz normaler, harmloser Handelsreisender war. Aber vielleicht war auch Mol zu matt und abgelenkt, um es zu bemerken...


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Einige Momente lag Mol rücklings auf dem harten Erdboden und bemerkte fast gar nicht, wie sich in seinem Kopf wohltuende Leere ausbreitete. Die Schmerzen stumpften ab und wurden zu einem dumpfen Pochen im Hintergrund. Nur am Rande bekam er mit wie Sliff ihn verband und brauchte dann noch einige Momente, bis wieder etwas zu ihm durchdrang. Schließlich war es der Hunger der ihn sich aufrichten und zombiegleich nach einem Stück Fleisch langen ließ.

Hungrig schlug er seine Zähne in das heiße, vor Fett nur so triefende Gewebe und schluckte, fast ohne gekaut zu haben. Das Fleisch hatte einen starken Wildgeschmack und war leicht angebrannt, doch störte es den Zabrak in diesem Moment nicht. Er war den ganzen Tag mit einem offenen Bruch durch den Dschungel gelaufen und sein Körper schrie nach Kalorien, die er in frische Energie verwandeln konnte. Binnen kurzer Zeit war der erste Fleischstrang verzehrt und das Warten auf einen weiteren Fetzen begann.

Erst jetzt bemerkte er, dass Sliff das Wort an ihn gerichtet hatte. Obwohl Mol den Anfang seiner Frage verpasst hatte, schloss er aus dem Rest, dass der Insektoide wissen wollte wer er eigentlich war und wie er in die Hände der Trandoshaner gefallen war. Und am Wichtigsten: wie sie von hier wieder wegkamen. Tatsächlich hatte der Zabrak sich darüber bereits im Vorfeld Gedanken gemacht und vorgesorgt. Um nach Abschluss der Jagd sicher wieder von Dxun abreisen zu können, hatte er einen Sender eingepackt, mit dem Thessa und der Rest seines Teams ihn wenn nötig aufspüren sollte. Doch sein Entschluss stand immer noch, seinem Gegenüber nicht die ganze Wahrheit zu erzählen.

„Ich denke ich sollte vorne anfangen“

Antwortete Mol schließlich und schlug seine Zähne in ein weiteres Stück Fleisch.

„Ich war für meinen Arbeitgeber auf Onderon unterwegs und sollte eine Waffenlieferung in Empfang nehmen. Der Kontaktmann war ein Ex-Marine von der Republik. Nannte sich Mike Smith“

Begann er und überlegte wie er Teile der Wahrheit am besten und Plausibelsten in seine Lüge mit einflechten konnte

„Alles läuft gut bis zum Deal. Ich hab die Credits, aber Smith die Waffen nicht. Als ich ihn frag wo er das Zeug hat, grinst er mir ins Gesicht und sagt mir, dass ich es nicht kriege und er einen Mann namens Zek Ssikarn damit beauftragt hat mich verschwinden zu lassen. In dem Moment kommen Echsen reingestürmt und schlagen mich nieder. Das nächste was ich weiß ist, dass ich in einem Käfig bin und mir eins der Schuppenviecher lang und breit auf die Nase bindet was hier abgeht und wohin ich verschwinden werde“

Mol hielt inne und nahm einen weiteren Bissen

„Der einzige Lichtblick war, dass im Käfig neben mir Smith gehockt hat, da seine Idee meinem Boss die Kohle zwei Mal abzuknöpfen gehörig nach hinten losgegangen ist“

Der Hüne zuckte die Schultern

„Keine besonders spannende Geschichte, aber was jetzt kommt schon. Ich habe nämlich die Gewohnheit, wenn ich irgendwo hin gehe einen kleinen Sender mitzunehmen“

Fast beiläufig klopfte er mit einer fettigen Hand auf die Sohle seines rechten Stiefels

„Ich habe nachgesehen, er ist noch da. Wir müssen also nur eine erhöhte Position finden und dann können wir meine Leute anfunken und von hier verschwinden“

Mol hatte sich entschieden. Es hatte keinen Sinn auf gut Glück den Dschungel nach Smith zu suchen. Vor allem in seinem Zustand. Wenn überhaupt konnte nur Glück ihm helfen, also konnte er sich gut und gerne auf den Weg zu einem Sammelpunkt machen. Vielleicht würde es den Menschen ja in eine ähnliche Richtung ziehen. Wer konnte das schon sagen? Und wenn nicht, dann hätte Mol seine Aussicht auf weiteres Jaggarnath verschenkt. Konnte ja sein, dass der Ex-Captain bereits tot war, wenn ihn ebenfalls solch eine Flugbestie erwischt hatte, wie auch Mol vom Himmel geholt hatte.

„Was meintest du eigentlich mit der Trophäensammlung?“

Fragte der Hüne beiläufig. Er hatte nur am Rande mitbekommen wie Sliff eine entsprechende Andeutung gemacht hatte, jedoch vor lauter Müdigkeit, pochendem Schmerz und Hunger nicht weiter darauf geachtet. Vielleicht war es ja eine nette Geschichte, womit man sich den Rest des Abendessens versüßen konnte. Fremde Bräuche anderer Spezies waren immer interessant. Mol konnte ein Lied davon singen.

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Sliff Quori erfuhr aus Mols Antwort viel Wissenswertes. Zunächst über den Zabrak selbst und seine Hintergründe. Diesmal blieben ihm hanebüchene Behauptungen wie "Kommandant des größten Schiffs der Galaxis" erspart, stattdessen war die Rede von einem geplatzten Waffendeal. Offenbar hatte Mol also mit irgendwelchen zwielichtigen Geschäften zu tun, bei denen er entweder Waffen aus zweifelhaften Quellen benötigte oder sie weiter vertrieb. Nun gut, gegen so etwas hatte der Kobok keine Bedenken. Jeder musste sehen wo er blieb, auch wenn der Weg dorthin über die Rücken von anderen führte, die aufgrund mangelnder Durchsetzungskraft weniger Glück und Erfolg hatten; das war die Philosophie der Sith. Allerdings gab das auch anderen das Recht, ebenso zu handeln. In diesem Fall war der Zabrak offenbar an die falschen geraten und letztlich in einer ähnlich misslichen Lage gelandet wie Sliff. Mit zwei Unterschieden: Man hatte ihm gesagt, was auf ihn zu kam, während der Sith-Jünger hier in völliger Unwissenheit ausgesetzt worden war. Und man hatte ihm ein Messer gelassen. Noch viel interessanter war aber die Erwähnung des Senders. Mol kannte also einen Weg weg von diesem Himmelskörper, dessen Namen der Kobok noch immer nicht kannte. Das bedeutete, dass Sliff Quori von ihm abhängig war. Er war darauf angewiesen, dass der Zabrak ihn mitnahm. Zunächst zu dem Treffpunkt mit seinen Leuten, dann zu einer Welt, von der aus er zurück nach Bastion kam. Der Blick seiner roten Facettenaugen wanderte zu der notdürftig angelegten Schiene. Denn nun begann er zu hoffen, dass Mol seine Verletzungen überlebte. Er brauchte ihn. Denn dass dessen Kameraden einen völlig Fremden, der mit dem Sender ihres Freundes auftauchte, freundlich willkommen heißen und ihm eine Passage anbieten würden, war doch fraglich. Natürlich würde er es darauf ankommen lassen, wenn ihm keine Wahl blieb. Aber der beste Weg weg von diesem Stern war der Kommandant selbst.

Um so ärgerlicher war es, dass Sliff sich verplappert hatte. Das war seinem neuen Verbündeten nämlich doch nicht entgangen. Jetzt galt es, die Wogen zu glätten. Er musste eine Erklärung liefern, die keine allzu großen Fragen offenließ, denn er konnte es sich nicht leisten, Misstrauen zu schüren. Wenn Mol sich entschloss, dass es ihm zu unsicher war, sich mit dem Insektoiden abzugeben, war dieser aufgeschmissen. Eine zweite Chance dieser Art würde ihm wohl nicht einfach im Dschungel über den Weg laufen. Wieder wog er ab, wieviel Wahrheit er sich leisten konnte. Je weiter weg von der Wirklichkeit, umso schwerer würde es ihm fallen, die Geschichte durchzuhalten und sich nicht abermals in Widersprüche zu verstricken. Aber er konnte einem Fremden, über dessen Gesinnung er kaum etwas wusste, auch nicht auf die Nase binden, dass er ein Diener des Sith-Ordens war.

»Die Trandoshaner sind nicht die einzigen, die sich über Gewalt und körperliche Überlegenheit definieren«, sagte er. »Es gibt eine Menge Leute in der Galaxis, die ihre Bedeutung daran festmachen, wie viele Gegner sie schon getötet haben. Ich hatte schon mit Gruppierungen zu tun, denen nichts heiliger ist als das Recht des Stärkeren. Einige meiner Geschäftspartner waren von einem ähnlichen Schlag, so dass ich auf der Hut sein musste, mir keine Blöße zu geben. Aber das war trotzdem nicht wirklich vergleichbar. So eine Pirsch auf intelligente Wesen ist eine neue Erfahrung, auf die ich gerne verzichtet hätte.«


Um zu verhindern, dass Mol an dieser Stelle weiter fragte, um mehr über die besagten ›Gruppierungen‹ zu erfahren, wechselte er rasch das Thema.

»Aber mir ist nicht nach Smalltalk zumute. Ich will so rasch wie möglich weg von hier. Im Moment können wir wohl beide eine Pause vertragen - ich schlage vor, wir bleiben ein paar Stunden hier. Leg dich hin, ich übernehme die erste Wache.«

Da das Mahl beendet und die Bäuche gefüllt waren, wickelten sie das übrige Fleisch in Blätter ein. Während Mol eine halbwegs angenehme Position suchte, in der sein schmerzender Arm ihm etwas Ruhe gönnte, versuchte Sliff, es sich nicht zu bequem zu machen. Er war todmüde, aber er musste wach und zugleich auch wachsam bleiben. Er durfte nicht vergessen, dass dort draußen ein paar gut trainierte Jäger auf der Suche nach ihm waren. Wesen, die sich hier auskannten, scharfe Sinne und gute Ausrüstung hatten. Die Versuchung, diesen Umstand einfach für ein Weilchen zu ignorieren, sich schlafen zu legen und auf das Glück zu vertrauen, war groß; sie wuchs mit jeder Minute. Aber er wusste, dass es kein Glück gab. Jeder war selbst für sein Schicksal verantwortlich. Den Stein - seine einzige Waffe - fest umklammert, saß er in der Nähe des Feuers und lauschte in das Dunkel. Der nächtliche Wald war keineswegs leise, und viele der Geräusche, die er hörte, beunruhigten den Jünger. Aber keines davon verriet, wie nah oder fern die Verfolger waren. In Ermangelung einer Uhr konnte er höchstens schätzen, wie lange er da gesessen hatte. Als er schließlich merkte, dass er unmöglich länger wach bleiben konnte, stieß er Mol an, um sich ablösen zu lassen. Der Gedanke, sein Leben in die Hand des Zabrak zu legen, war nicht angenehm; aber im Moment waren alle Alternativen noch deutlich schlechter.


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Leise und beruhigend knisterte das Feuer und kleine Funken flogen wie Fliegen in den Nachthimmel hinauf. Mol hatte es nicht ganz so schön hinbekommen wie er es in der Ausbildung gelernt hatte. Es warf mehr Licht als es benötigte und ein dünner, aber beständiger Rauchstrom strebte unaufhaltsam zum Blätterdach und darüber hinauf. Doch sicher hätten es ihm seine Ausbilder verziehen, wären sie in diesen Minuten anwesend gewesen. Immerhin hatte er es trotz eines hässlich gebrochenen Arms geschafft überhaupt ein einigermaßen zufriedenstellendes Ergebnis zu erreichen.

Jetzt wo er zur Ruhe kam, stürzte die ganze Härte des vergangenen Tages über ihm zusammen und legte sich wie eine wohlig weiche, kuschelig-warme Katze auf seine breite Brust und versuchte ihn mit sanftem Schnurren dazu zu verleiten einfach ins Reich der Träume abzugleiten. Es schien als wären seine Glieder mit Blei gefüllt und als schwappe im Innern seines Kopfes klebrig weißer Mohnsaft bei jeder Bewegung hin und her und versuche ihn in den Schlaf zu lullen. Sliffs Worte plätscherten wie ein seichter Bach, leise und bedeutungslos an seinem Bewusstsein vorbei. Das halbe Ohr dass er ihnen lieh konnte keine Ungereimtheiten in den Erklärungen des Kobok erkennen und so nickte der hünenhafte Zabrak lammfromm an den richtigen Stellen. Die Ausführung deckte sich mit seiner ersten Vermutung. Was sollte er also daran bezweifeln?

Sliffs Einladung endlich Schlafen zu gehen kam wie gerufen. Mol bekam gar nicht mehr mit wie sein Gegenüber anbot die erste Wache zu übernehmen, denn da hatte ihn schon das dunkle Tuch des Schlafes übermannt. Kraftlos sank er hintenüber wo er saß, die schnurrende Katze der Erschöpfung freudig maunzend und versank in einem Sumpf wirrer Träume. Mike Smith schritt an ihm vorbei, die Flügel der Flugbestie auf dem Rücken. Doch als er sich umdrehte war es Darth Zion, der wie ein posierender Jäger einen Fuß auf die Subjugator gestellt hatte und grinste. Der Zabrak hatte das Gesicht des Sith nie gesehen, doch Paloo und Thessa hatten ihm von ihm erzählt. Also war die Traumgestalt groß wie in den Erzählungen, trug jedoch Janus Sturns Gesicht, dem einzigen Sithlord den er bisher getroffen hatte.

Feixend betrachtete ihn der
Janus-Zion und sagte in einem harschen Tonfall: „Dies ist leider nicht verhandelbar, dank uns sind Ihre Leute noch am Leben. Überlassen sie uns die Brücke sonst werden alle, die unter Ihrem Kommando stehen sterben.“ Mol wollte Antworten doch da hatte hob die riesige Gestalt verwandelte sich in Thessa, der nun mit einem Bein auf der Eisenheim stand, eine Armee von Trandoshanern hinter sich.

Aus einem unbestimmten Grund erfüllte Panik den Zabrak und er versuchte wegzurennen, doch mit einem Mal befand er sich in einem Bactatank und seine Glieder bewegten sich wie in Zeitlupe. Doch das war nicht das Schlimmste. Hinter dem rötlichen Glas stand
Jart Ga’lor und seine rubinroten Augen glühten wie zwei Kohlen in seinem Feuer. Langsam verzog sich der Mund mit den spitzen Zähnen zu einem diabolischen Grinsen, das immer breiter und breiter wurde und schließlich Mols gesamtes Blickfeld ausfüllte. Langsam verdunkelte sich das Blickfeld, doch was blieb waren die Augen. Die Augen… Mit einem Mal befand er sich auf einer riesigen Steppe, der Boden Platt wie eine Glasscheibe, nur sporadisch von kurzem braunem Gras bewachsen, der dunkle Nachthimmel ausgefüllt von den zwei glühenden Augen und dem Grinsen.

„Du hast nicht genügend Jaggarnath gesammelt“, verkündete die Zählerin in seinem Traum. „Du wirst ein Diener sein im Jenseits. Diener der Bestie die dich fällte. Du wärst groß gewesen, doch die Schmach von Taris hat dich all deines Jaggarnath beraubt. Du kennst die Schuldigen und doch hast du es nicht gesühnt. Janus Sturn. Chiffith. Brianna Kae. Talery It’kles. Leto Fel. Janus Sturn. Chiffith. Brianna Kae. Talery It’kles. Leto Fel. Du wirst ein Diener der Bestie die dich fällte“

Mol wollte antworten, um Vergebung flehen, doch irgendetwas schien sich auf seinen Mund gelegt zu haben und seine starken Kiefer festzuhalten und dann war dort die Flugbestie. Riesig, die Zähne gebleckt starrte sie auf ihn herab, größer noch als die Augen und das Grinsen gewesen waren. Und dann fuhr das gigantische Gebiss auf ihn nieder, ein Zahn, groß wie ein tarisianischer Wolkenkratzer bohrte sich in seine Schulter, zerquetschte den Zabrak, drückte alles Leben aus ihm hinaus…

Mit einem erstickten Schrei fuhr Mol in die Höhe. Die verbliebene Kleidung war schweißgetränkt und sein Arm brannte. Neben ihm kauerte Sliff, die Hand noch immer ausgestreckt um den Zabrak zu wecken. Hektisch sah dieser sich um, noch immer nicht ganz wach, doch nirgendwo war eine Spur von Darth Zion, Thessa, Jart Ga’lor oder gar der Zählerin zu sehen. Langsam beruhigte sich sein Herzschlag und sein Atem wurde flacher, als die Erkenntnis langsam einsickerte, dass das grade Erlebte nur ein Traum gewesen war.

„Nur ein Traum…“

Sagte er mehr zu sich als dem Kobok. Offenbar besänftigt nickte dieser und wies ihn darauf hin, dass es nun an Mol war die Wache zu halten. Dann legte er sich nieder, jedoch in einer Position, dass das hintere Auge auf seinen Gegenüber gerichtet war. Mol konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass Misstrauen in diesem Blick lag. Hatte er im Schlaf geredet?

Er wusste es nicht. Hoffentlich nichts allzu Bedrohliches für seinen neuen Begleiter. Doch wenn es passiert war, dann misstraute Sliff ihm nicht insoweit, dass er es auf sich nahm die Nacht durchzuwachen. Also begann Mols Schicht. Immer wieder legte er neues Holz ins Feuer um es im Gang zu halten und sich zu beschäftigen. Sein Arm schmerzte und sein ganzer Körper fühlte sich erhitzt an. Noch immer lastete die Müdigkeit auf ihm, doch nicht so schlimm wie vorhin noch.

Stunde um Stunde hielt er sich wach, schnitzte an einem Stück Holz herum und versuchte die Augen offen zu halten, die ihm immer wieder zufallen wollten. Und schließlich kam es wie es kommen musste. Das was sich als Blinzeln tarnte, offenbarte sich als eine Welle aus warmem, dunklen Schlaf, der diesmal jedoch nicht von finsteren und Chaotischen Träumen geplagt wurde.

Doch auch diesmal konnte Mol nicht ausschlafen. Ein heftiges Rucken und ein jäher Schmerz an seinem rechten Knöchel weckte ihn und mit einem Mal saß er Kerzengrade auf dem tau- und regenfeuchten Dschungelboden. Das Feuer war fast niedergebrannt und gräuliche Lichtstrahlen fielen durch das dichte Laub hinab. Kleine Tropfen fielen von den Blättern der Bäume und benetzten die Szene in ihrem Schatten. Der Zabrak brauchte einen Moment bis er begriff was genau da an seinem Fuß hing, doch dann ging es umso schneller.

Er hatte schon einmal einen Cannok gesehen. Ein Rattataki auf Taris hatte so ein Wesen als Haustier gehalten und es sogar so gut dressiert, dass es nicht alles fraß, was bei drei nicht auf den Bäumen war. Dieser hier hatte offenbar nicht so ein gutes Training erhalten. Emsig nagte er am rechten Fuß des Zabraks und es war nur dem zähen Leder zu verdanken, dass er keine Zwangsamputation hatte hinnehmen müssen. Noch immer ein wenig schlaftrunken trat er das Wesen und der Cannok flog gut einen Meter rückwärts, Mols Schuhsohle zwischen den Zähnen, die sich mit einem reißenden Geräusch vom Rest des Schuhs getrennt hatte.

„Banthascheiße!“

Sagte Mol laut und dann noch lauter, als ihm die ganze Tragweite der Situation – sprich der Lagerort des Senders – bewusst wurde:

„Das Vieh frisst grade den Sender!“

Mit einem erschreckten Grunzen floh der bis grade noch betäubt gewesene Cannok in den Wald.


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Finstere Träume begleiteten Sliff Quori in den Schlaf, als sein Unterbewusstsein versuchte, die Schrecken der Gefangenschaft und der Flucht durch den Wald zu verarbeiten. Es waren bedrohliche Bilder, die keinen gemeinsamen Sinn ergaben, doch gerade dadurch umso verstörender wirkten. Wahrscheinlich hätte das eine oder andere Traumbild den Kobok aus dem Schlaf gerissen, wenn er nicht so erschöpft wäre. Seine Müdigkeit hatte sogar die Angst vor der Verfolgung und Verrat weit genug verdrängt, um ihn in Tiefschlaf sinken zu lassen. Sein Zustand ähnelte einer tiefen Ohnmacht, aus der er nicht so rasch von alleine erwachen würde. Dazu brauchte es einen Impuls von außen. Dieser kam in Form des wenig poetischen Ausdrucks »Banthascheiße!« und erlöste ihn aus einer wilden Verfolgungsjagd, in der ihn die schrecklichsten Ungeheuer seiner Phantasie durch eine lebensfeindliche Landschaft hetzten. Sofort nahmen Sliffs Überlebens- und Kampfinstinkte, die er sich über die Jahre im Sithtempel angeeignet hatte, wieder ihre Arbeit auf und er war von einem Augenblick auf den anderen hellwach und alarmiert. Rascher Herzschlag pumpte das Kobok-Äquivalent zu Adrenalin durch seine Adern.


Er brauchte sich nicht umzudrehen, um die Situation zu überblicken. Sein hinteres Auge war auf das Geschehen gerichtet. Er sah im trüben, morgendlichen Zwielicht, wie Mol einem plumpen, buckligen Vierbeiner einen kräftigen Fußtritt verpasste und diesen damit von sich schleuderte. Offenbar hatten sie also Gesellschaft bekommen. Und der ›Kommandant‹ hatte es nicht bemerkt, bis das Tier auf Trittweite herangekommen war? Seine Aufmerksamkeit hatte wohl zu wünschen übrig gelassen; vielleicht war er sogar eingeschlafen. Das ärgerte Sliff, der sich mit größter Mühe wachgehalten und damit seinen Teil geleistet hatte. Er hatte sich hingelegt in dem Glauben, dass der Zabrak ebenso bereit und in der Lage war, das Seine zu ihrer Sicherheit beizutragen, doch das war nicht geschehen. Der erste Gedanke, der ihm durch den insektoiden Schädel zuckte, war: ›Da hätte ich mich ja auch gleich schlafen legen können!‹ Was, wenn anstelle des stieläugigen Viehs die Jäger zu ihrem Lager gekommen wären? Offenbar war es nur des Zufalls Verdienst, dass sie nicht mit Messerklingen am Hals oder Einschusslöchern im Körper aufgewacht waren.


»Das Vieh frisst grade den Sender!«

Dieser Ruf machte ihm bewusst, dass ›was wäre, wenn‹ im Augenblick nicht wichtig war. Die Trandoshaner hatten sie bisher nicht aufgespürt, aber trotzdem befanden sie sich in großer Gefahr. Denn mit dem Cannok, der verschreckt durch den Tritt und die Schreie im Unterholz verschwand, verloren sie ihre beste Aussicht auf Rettung. Den Sender, mit dem Mol seine Leute kontaktieren konnte. Was um alles in der Welt dachte sich das Universum dabei, dieses Mistvieh ausgerechnet die Stiefelsohle abreißen zu lassen, in der sich der Signalgeber - ihr Ticket in die Freiheit - befand? Sliff Quori ignorierte das unangenehme Ziehen, das mit der Kälte der Nacht in seine Eingeweide gekrochen war. Augenblicklich sprang er auf, um sich an die Verfolgung zu machen.

»Idiot!« schnauzte er den weit größeren und doppelt so schweren Zabrak an. »Ihm nach, sonst sind wir am Arsch!«

Das alles hatte nicht viel mehr als drei oder vier Sekunden gedauert. Als der Kobok losrannte, hatte der Stiefelsohlendieb noch keinen großen Vorsprung. Da dieser recht schwer war und auf seiner Flucht ziemlich rücksichtslos durch das Unterholz brach, fiel es auch ohne Jagderfahrung nicht sehr schwer, ihm zu folgen. Sliff musste sich nur von den Geräuschen leiten lassen, und vielleicht half ihm auch seine ungeschulte Machtsensitivität ein wenig dabei, ihm auf den Fersen zu bleiben. Dank seiner kräftigen Beinmuskulatur und der festen, chitingepanzerten Sohlen entfaltete er eine ansehnliche Geschwindigkeit, auch getrieben durch die Angst, dass der Sender auf Nimmerwiedersehen im Urwald verschwinden würde. Mol hatte die längeren Beine, doch er wurde davon gebremst, dass er am rechten Fuß nur noch auf der Socke lief. Alles schien nun von Sliff abzuhängen, der den Cannok dicht vor sich wusste.

Eine kleine Lichtung tat sich vor dem Insektoiden auf und er bekam das flüchtige Wesen zu Gesicht. Doch noch etwas anderes erblickte er: Die furchterregende Gestalt eines massigen, mindestens einsachtzig großen Trandoshaners. Sliff sah, dass sich eine Waffe hob. Er konnte eine kreisrunde schwarze Mündung erkennen, die in seine Richtung zeigte. Doch anhalten konnte er nicht. Als ein scharfer Knall ertönte, glaubte er, dass alles vorbei wäre. Er wartete darauf, von der Wucht eines Projektils oder einer Blasterladung aus der Bahn geworfen zu werden und im nächsten Moment tot oder sterbend auf dem Waldboden zu landen. Doch das war nicht der Fall. Stattdessen stieß der Cannok ein verzweifeltes Brüllen aus, strauchelte und schlug zwei unfreiwillige Purzelbäume. Der Sith-Jünger, noch immer im vollen Lauf, sprang über den Körper des buckligen Tieres hinweg - und prallte gegen den Trandoshaner, wobei sich die Dornen an seinen Unterarmen durch eine speckige Lederjacke und die gelbgrüne Schuppenhaut darunter bohrten. Das Reptil wurde von der Wucht des Aufpralls umgerempelt und stürzte nach hinten. Reflexhaft oder weil er noch hoffte, den ›Angreifer‹ zu treffen, zog er den Abzug durch und gab einen Feuerstoß ab. Mit hämmerndem Geräusch durchsiebte ein halbes Dutzend Kugeln das Gestrüpp. Dann verstummte die Waffe. Sliff Quori richtete sich auf und versuchte, die Benommenheit abzuschütteln. Ihm gelang es, dem Trandoshaner jedoch nicht. Das Gift, das der Kobok ihm halb instinktiv, halb versehentlich injiziert hatte, entfaltete seine betäubende Wirkung: Er blieb am Waldboden liegen.


Sliff zögerte nicht. Sobald er sich gewahr wurde, dass er noch immer seinen ›liebgewonnenen‹ Stein in der Faust hielt, warf er sich auf das Echsenwesen. Mit aller Kraft schlug er ihm den Stein gegen die Schläfe, dann noch ein zweites und ein drittes Mal, bis sein Opfer sich nicht mehr regte. Gerade als er mit dem vierten Schlag dem Leben des Trandoshaners ein Ende setzte, eilte auch Mol auf die Lichtung.


»Du Schwachsinniger hast fast alles verdorben!« schrie er und richtete sich über dem gefallenen Gegner auf. Während er diesem noch einen zornigen Fußtritt verpasste, deutete er auf den erlegten Cannok, der noch immer die Stiefelsohle zwischen den Kiefern hielt. »Nimm deinen verfluchten Sender, und pass in Zukunft verdammt nochmal besser darauf auf! Falls du's noch nicht kapiert hast, unser Leben hängt davon ab!«

Weiter vor sich hin fluchend, bückte sich nach dem Projektilgewehr des Jägers.

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Sith ziehen ihre Macht aus Emotionen. Wut, Hass, Angst, alles befeuert ihre Kraft. Obwohl Kommandant entschieden etwas gegen Machtnutzer und Sith im Besonderen hatte ging es ihm in diesem Moment ähnlich. Er verspürte unsägliche Wut auf das kleine nichtintelligente Wesen dass grade eben ihre Rückfahrkarte verspeist hatte und noch größeren Zorn auf sich selbst, der er auf seiner Wache eingeschlafen war. Er war schuld. Falls der Cannok entkam, dann war es alleine sein verdienst dass Sliff und er in dieser gründen Hölle festsaßen und wahrscheinlich sterben würden.

Auch verspürte er einen nicht unerheblichen Teil der Scham gegenüber seinem Begleiter. Mol war es gewohnt, dass andere Wesen aufgrund seiner Fähigkeiten zu ihm aufsahen. Mit seinen Waghalsigen Aktionen auf der Subjugator hatte er sich das Vertrauen und die Bewunderung der anderen Piraten verdient, doch hier…er hatte sich als nicht vertrauenswürdig gegenüber dem Insektoiden erwiesen. Hier, auf Dxun mussten sich Gefährten gegenseitig das Leben anvertrauen können und das hatte er mit diesem Versagen wahrscheinlich unwiederbringlich zerstört.

Zurecht zornig fuhr ihn Sliff an, doch schien er zunächst Priorität auf die Verfolgung des Cannok zu legen. Das war verständlich und gut und so begann der Zabrak auch ohne ein weiteres Wort zu laufen. Bereits nach wenigen Schritten legte er bereits eine beachtliche Geschwindigkeit an den Tag und wie ein Rammbock durchstieß er das Grün des Unterholzes. Neben ihm zog Sliff vorbei. Zwar war Mol rein physisch in der Lage schneller zu laufen, doch wurde er von Blättern und Zweigen gebremst. Auch rutschte sein rechter Fuß in der Socke herum und er konnte nicht seine volle Geschwindigkeit entfalten.

Schnell war sein Begleiter außer Sicht und nur das Brechen von Zweigen vor ihm kündete davon, dass er sich noch auf der richtigen Spur befand, auch wenn dieses fast von dem Lärm verschluckt wurde, den er selbst verursachte. Scheinbar unermüdlich und mit roher Gewalt brach der Hüne durch alles was sich ihm in den Weg stellte. Fast hätte ein Betrachter - hätte es denn einen gegeben – die Assoziation einer Dampfwalze bekommen können.

Plötzlich durchschnitt ein anderes Geräusch als das stetige Krachen und Knacken die Waldluft. Blasterfeuer! Dann noch einmal und dann Stille. Panik umschloss Mols Magen wie eine eisige Faust. Wer war das?! Hatte er grade Sliff getötet. Möglich was dass es sich um einen der Trandoshaner handelte. Vielleicht würde ihm dieser helfen können und ihn mit Medikamenten versorgen? Vielleicht war es aber auch Mike Smith. Um sicherzugehen entschied der Hüne sich zum Angriff. Falls es ein Verbündeter war konnte man ihn noch immer abbrechen. Mit einer letzten Anstrengung seiner Muskeln ging er auf Angriffsgeschwindigkeit und mit der Wucht eines wütenden Stiers stürmte er auf die Lichtung.

Doch was er sah, überraschte ihn. Es war tatsächlich ein Trandoshaner, doch es verhielt sich nicht so wie er es erwartet hatte. Offenbar war es zum Kampf gekommen, doch hatte Sliff ihn gewonnen. Grade als der Zabrak auf die Lichtung stürmte schlug dieser mit seinem Stein auf dessen Schädel ein, wandte sich dann jedoch an seinen Gegenüber.

Sliff hatte absolut Recht, das war unbestreitbar, doch er konnte sich nicht zu einer Antwort durchringen. Jetzt wo das Adrenalin abflaute fühlte er sich heiß und sein Arm pochte unangenehm. Wortlos trat er auf den gefällten Cannok zu und schlitzte dessen Bauch mit seinem Messer auf. Die Schuhsole war schleimig und blutig, doch noch immer intakt. Langsam richtete er sich auf.

„Komm“

Sagte er mit einem Ton der nicht davon künden sollte wie wütend er auf sich selbst war und wie Elend er sich grade fühlte - es jedoch nicht ganz vermochte.

„Das ist unser nächstes Ziel“

Fügte er hinzu und deutete auf eine felsige Erhebung, die hinter den Bäumen aufragte.


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[Japrael-System | Dxun | Wald | kleine Lichtung] Sliff Quori, Mol

Sliff Quori atmete schwer, so dass die Brustplatten seines Exoskeletts sich in rascher Folge hoben und senkten. Es war nicht nur die Anstrengung nach dem schnellen Lauf durch den Dschungel und dem kurzen Kampf, sondern auch seine Wut. Er war sozusagen auf Hundertachtzig, und obwohl er schon einen Teil seines Zorns gewaltsam an dem toten Gegner abreagiert hatte, fiel es ihm schwer, sich zu beruhigen. Doch warum sollte er das tun? Er hatte große Strapazen hinter sich, körperliche wie emotionale, und die paar Stunden Schlaf auf dem feuchten Waldboden waren nicht sehr erholsam gewesen. Er war nicht viel ausgeruhter als vor dem Einschlafen, seine Energiereserven nach wie vor sehr begrenzt. Da kam ihm diese Stimmung eigentlich gerade recht. Die Hetzjagd und das Handgemenge hatten seine Lebensgeister geweckt, aufkeimende Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit mit Verärgerung überlagert. Das half ihm, die Ermattung abzustreifen und auf seine Kraftvorräte besser zuzugreifen. Eine Schusswaffe in der Hand zu halten, tat ihr Übriges dazu, sein Selbstbewusstsein zu steigern. Mit der Konstruktion der trandoshanischen Waffe war er nicht vertraut, aber er würde es schon schaffen, sie abzufeuern. Nicht mehr nur Gejagter zu sein, sondern sich seiner Haut erwehren zu können, war ein gutes Gefühl. Es verlieh ihm auch eine gewisse Macht über Mol, der nach wie vor nur über sein Messer verfügte. Solange der Kobok ein geladenes Gewehr in den Händen hielt, musste er kaum Verrat befürchten. Vertrauen konnte er dem Zabrak natürlich noch nicht.

»Gut, lass uns gehen«, sagte er, als der ›Kommandant‹ auf eine Felsklippe zeigte, die in einigen Kilometern Entfernung aus dem Dschungel ragte. »Schlafen könnte ich jetzt sowieso nicht mehr.«

Dem toten Echsenwesen nahm er noch eine Wasserflasche ab, dann verpasste er ihm zum Abschied einen Stiefeltritt.

»Hast du 'ne Ahnung, wie viele von der Sorte sich normalerweise an so einem Kampf beteiligen?«

Die beiden Fremden setzten ihre Wanderung durch den Urwald des Mondes nun gemeinsam fort. Da es mit jeder Minute heller wurde, konnte Sliff nun einige Details der Fauna und Flora begutachten. Das musste er sogar, wenn er Gefahren rechtzeitig erkennen wollte, von denen es zweifellos einige gab. Einige der Pflanzen machten einen ziemlich giftigen Eindruck. Natürlich konnte der täuschen, aber der Kobok wollte nicht lange genug auf dieser Welt bleiben, bis der Hunger ihn zwang, es darauf ankommen zu lassen. Sie gediehen in beachtlicher Vielfalt, ebenso wie die Tiere, die zwischen ihnen lebten. Größere Geschöpfe bekamen sie zunächst nicht mehr zu Gesicht, doch man hörte immer wieder Rufe und Pfiffe durch den Wald hallen. Kleinere Wesen - kriechende, krabbelnde, schwirrende - konnte man hingegen in großer Zahl finden. Einige wiesen Ähnlichkeiten zu Kreaturen auf, die Sliff von anderen Welten kannte, andere waren so einzigartig dass sie allen Vergleichen spotteten. Manche machten mit schrillen Farben auf sich aufmerksam, während andere sich so gut tarnten, dass man sie erst bemerkte, wenn man sie schon fast berührt oder zertreten hatte. Wie viele mochte es wohl geben, die seinem ungeschulten Blick ganz entgingen? Und wie gut sich wohl die Trandoshaner hier zu tarnen vermochten?

Noch eine weitere Beobachtung machte er. Auf diesem kleinen Himmelskörper gab es offenbar starke seismische Aktivitäten. Der Boden vibrierte fast ununterbrochen, immer wieder gab es auch etwas stärkere Erdstöße, die die Zweige der Bäume erzittern ließen. Umgestürzte Baumriesen und Klüfte im Boden bewiesen auch, dass es in dieser Gegend immer wieder große Beben geben musste. Eine Erklärung dafür konnte er sehen, als sie den Fuß der felsigen Erhebung erreichten und das Gelände rasch anstieg, so dass sie bald über die Wipfel des Waldes hinweg sehen konnten. Am Horizont sah er den Rand einer bunten Planetenscheibe. In flachem Bogen erstreckte sie sich endlos über den Wald hinweg, so dass der Kobok sie zuerst für eine ferne Bergkette hielt, bis er erkannte, womit er es zu tun hatte. Wenn der Planet über Dxuns Himmel aufging, musste er diesen fast völlig ausfüllen. Wohin auch immer ihn seine Reisen bisher geführt hatten, über keinem Mond hatte er je einen Planeten aufgehen sehen, der größer aussah als ein Ball am ausgestreckten Arm. Lächerlich im Vergleich zu dem Giganten, der jetzt am westlichen Himmel stand und grünblau im Sonnenlicht funkelte. Ihm war unerklärlich, wie sich zwei Himmelskörper so nah umkreisen konnten, ohne aufeinanderzustürzen. Die Gravitationskräfte, mit denen sie aufeinander einwirkten, mussten ungeheuerlich sein - kein Wunder, wenn sowohl hier als auch auf dem Planeten die Erde nie zur RUhe kam.

Gewaltsam musste er sich von dem faszinierenden Anblick losreißen. Die Frage, wieso diese beiden Welten scheinbar den physikalischen Gesetzen trotzen konnten, musste später beantwortet werden. Jetzt gab es dringlichere Fragen. Fragen des Überlebens. Dort oben, auf der Felsklippe, konnten sie den Sender benutzen und wurden hoffentlich bald von Mols Leuten abgeholt. Darauf musste Sliff Quori sich jetzt konzentrieren. Er wandte seinen Blick hinauf zu der grün überwucherten Anhöhe, aus der graubraune Felskanten und Nadeln stachen, die wohl ebenfalls von den widerstreitenden Gravitationskräften geformt worden waren. Es sah nach einem gefährlichen Aufstieg aus, aber nicht nach einem unmöglichen. Ein Risiko, das sie wohl eingehen mussten.

»Was sind das für Wesen?« fragte er seinen Weggefährten, als sich weit oben auf den Felsen plötzlich ein Schwarm fliegender Kreaturen zeigte. Mit kräftigens Schlägen ihrer breiten Schwingen hoben sie sich in die Lüfte und stießen dabei zornige Schreie aus. »Sie sehen ziemlich groß aus. Und irgendwas scheint sie aufgescheucht zu haben.«

[Japrael-System | Dxun | Wald | Fuß einer felsigen Anhöhe] Sliff Quori, Mol
 
[ Mittlerer Rand / Japrael-System / Dxun / Dschungel / vor der Klippe ] Mol, Sliff

„Eines von denen hat mich vom Himmel geholt“

Antwortete Mol. Mit vor der Brust verschränkten Armen schaute er in die Höhe zu den Flugbestien, die um die riesige Klippe zu kreisen begannen. Es war ein eindrucksvoller Anblick. Der riesige Felsen wirkte als hätte ein Riesenkind ihn zum Spielen hochgehoben und ihn dann achtlos zurück in die Landschaft gepfeffert. Seither hatte die Natur ihn zurückerobert und die scharfen, schwarzen Kanten grün gefärbt. Hier und da krallten sich Bäume mit ihren Wurzeln in Höhlen und Spalten fest und boten einer bunten Vielfalt an Tieren einen Nistplatz, die wild kreischend ihr Revier gegen Eindringlinge verteidigten.

„Scheint als hätte sie was aufgeschreckt. Kann ein Raubtier gewesen sein, vielleicht aber auch unsere Trandos. Wir sollten auf jeden Fall vorsichtig sein“

Fuhr er fort und kniff die Augen zusammen, um mehr Details erkennen zu können

„Könnte zwar etwas weit gegriffen sein, aber ich würde tippen, das die da oben nisten. Wir sollten in jedem Fall vorsichtig sein. Vielleicht habe ich ja schon Empfang bevor wir ganz oben sind“

Kurz blickte der Hüne zu Sliff, dann ging er los. Der Abstieg begann abrupt, war jedoch nichts was er mit seinem gebrochenen Arm nicht bewältigen konnte. Nahe am Boden dienten Wurzeln und dickere Zweige als Trittsteine und dann übernahm der Fels selbst. Über natürliche Pfade und durch oberflächliche Höhlen ging der Weg und auch wenn er nicht besonders schwer war, so war er doch schweißtreibend. Schon bald glänzte Mols dunkle Haut und kleine Bäche flossen seinen kahlen Kopf hinunter.

Zumindest wurde es mit zunehmender Höhe kühler. Es war erleichternd nicht mehr der drückenden Schwüle des Dschungelbodens ausgesetzt zu sein. Der Blick war atemberaubend. Soweit das Auge reichte erstreckte sich der Urwald unter ihnen und über allem thronte Onderon als gigantische Kugel am Himmel. Jeder Maler oder Fotograf hätte sich für diesen Ausblick den rechten Arm abgehackt, der sich dem Zabrak und dem Kobok bot.

Ab und zu erschütterte ein leichtes Zittern den Fels, wie es auch schon am Waldboden omnipräsent gewesen war, doch zum Glück blieb die Erde größtenteils ruhig. Ein oder zwei Mal kam es zu brenzligen Situationen, beispielsweise als sie das Nest der Flugbestien passierten und sich unter ihren Füßen und einer seismischen Aktivität einige Steine lösten und in die Tiefe kullerten. Sie hatten es jedoch geschafft sich lange genug zu verstecken und auszuharren, damit das Tier der Suche müde wurde.

Schließlich hatten sie es geschafft. Schwer atmend zog sich
Mol auf die etwa zwanzigmal zwanzig Meter breite Spitze der Formation. Der Fels war hier oben komplett glatt und erinnerte an ein schwarzes, hier und da mit grünen Flecken verziertes Dach. Langsam machte er ein paar Schritte in die Mitte der Plattform und sah sich dann um. Sie hatten Glück, keine der Flugbestien hatte sich wieder aus ihrer Höhle gewagt und so war die Luft um sie herum klar und leer.


„Ich werde jetzt die Eisenheim rufen. Meine Leute sollten bald kommen. Wo sollen wir dich dann absetzen, Sliff?“

Fragte der hünenhafte Zabrak und aktivierte den Sender, den er herausgeholt hatte. Augenblicklich begann das elektronische Gerät rot zu blinken und zeigte an, dass es seinen Dienst aufgenommen hatte. Soweit er wusste würde Thessa nicht lange brauchen, schließlich sollte er sich im Orbit befinden. Zek Ssikarn und seine Leute hatten ihre Bezahlung erhalten, würden sie also nicht behelligen, wenn sie früher als geplant abreisen würden.

Tatsächlich dauerte es nicht lange, bis ein leises brummen die Luft erfüllte, das nach und nach in seiner Intensität wuchs. Kaum dreißig Sekunden später konnte man sie bereits sehen. Nie hätte
Mol es für möglich gehalten so erleichtert zu sein den Frachter zu sehen, den sie vor so vielen Wochen diesem schmierigen Händler auf Taris abgenommen hatten. Langsam schwebte das Schiff heran. Sonnenlicht spiegelte sich auf Metall als sich langsam aber sicher der Backbord Frachtaufzug senkte.


„Hey, Daniels!“

Rief er dem Menschen zu, der nach wenigen Sekunden erschien und grinste breit. Er hatte den Ex-Soldaten der Republik vermisst. Er war ein guter Mann!

„Wir fliegen ab. Wie ist der Status?“

Fragte Mol weiter, doch Daniels antwortete nicht. Stattdessen klammerte er sich weiter an einer Metallstrebe fest. So fest dass seine Muskeln hervortraten. Irgendetwas stimmte hier doch nicht. Kam es ihm nur so vor, oder wirkte der Mensch irgendwie blass? War das dort eine Blasterwunde an seiner Schulter?! Bevor er jedoch etwas unternehmen konnte, krachte es laut und ein wahrlich riesiger Trandoshaner landete neben dem Menschen. Zek Ssikarn war wahrlich gewaltig wenn er stand. Der Mensch neben ihm war kein kleiner Mann und doch überragte ihn die Echse um das Doppelte. Der Frachtaufzug war bis zum Anschlag ausgefahren worden, um der schieren Körpergröße Platz zu bieten.

Einen Moment war
Mol sprachlos, dann brüllte er wutentbrannt:


„Was treibst du auf meinem Schiff, Ssikarn?!“

Was war hier los?! Das war keinesfalls abgemacht gewesen! Doch das Echsenwesen grinste nur und entblößte ein blendend weißes Reptiliengebiss

„Dein Schiff, Sceith? Ich würde sagen das entspricht nicht mehr der Wahrheit. Dein Freund hat sich ergeben als der andere starb und Ssirak ist zum Clan zurückgekehrt. Das hier ist mein Schiff, Kommandant Mol und du bist nichts weiter als Beute“

„Was soll das heißen, Thessa ist zum Clan zurückgekehrt?! Er ist mein Freund und würde mich niemals hintergehen! Außerdem hat er eine Lebensschuld mir gegenüber!“

„Eine Lebensschuld ist nichtig gegenüber einem Sceith“

Zek Ssikarns Blick wanderte von Mol zu Sliff, der seine erbeutete Waffe gehoben und auf den Trandoshaner gerichtet hatte

„Nimm deine Waffe runter, Beute. Schießt du, stirbt dieser hier und ihr werdet atomisiert“

Mol hob die Hand und bedeutete dem Kobok dem Befehl Folge zu leisten. Egal was hier los war, er war sich sicher das das hier nur ein Missverständnis oder eine freche Lüge des Trandoshaners war. Thessa würde ihn niemals hintergehen, da war er sich sicher!

„Wir hatten eine Abmachung, Ssikarn. Stehen die Jünger der Zählerin so zu ihrem Wort?“

Rief Mol zurück und bemühte sich ruhiger zu werden. Er konnte sich jetzt keine übereilten Handlungen erlauben, oder Daniels würde sterben. Er hatte den Menschen nicht zur Desertation getrieben, nur jetzt seinen Tod zu verschulden!

„Es gibt keine Abmachungen mit Sceith“

Antwortete Zek Ssikarn und fuhr sich mit seiner gespaltenen Zunge über die schuppigen Lippen

„Ein Wort an einen Sceith ist nichts wert. Vor allem wenn er versucht wie wir zu sein. Er wird als Fremder geboren und wird als Fremder sterben. Die Zählerin nimmt ihn nicht auf nur weil es ihm gefällt es Jaggarnath zu nennen wenn er tötet. Nur weil er glaubt ungestraft die heilige Ghatt entweihen zu können. NUR EIN DOSCH ERLENT DIE GEBRÄUCHE VON DOSH!“

Das letzte brüllte der Trandoshaner nur so hinaus und in seinen normalerweise kalten Reptilienaugen war mit einem Mal heiße Wut zu lesen. Unwillkürlich machte Mol einen Schritt zurück. Er hatte keine Angst! Zumindest redete er sich das ein.

„Aber nein. Du bist kein Sceith. Du bist ein Shezzarn. Ein Ketzer!“

„Selbst wenn ich bin was du mir ankreidest, so hättest du dein Versprechen gegenüber einem deiner eigenen Art halten müssen! Wo ist Thessa Ssirak?!“

„Ich bin hier, Kommandant“

Ertönte plötzlich eine nur allzu vertraute Stimme und ein weiterer Trandoshaner erschien auf dem Frachtaufzug. Thessa schien unverletzt und sah auch sonst so aus wie Mol ihn verlassen hatte. Bis auf die Tatsache, dass keine Spur der Freundschaft mehr in seinem Blick zu finden war. Kalt und fischig blickten seine Augen auf den Zabrak und den Kobok vor ihm herab.

„Also ist es wahr?“

Fragte Mol mit brüchiger Stimme. Seine Kehle fühlte sich an als hätte ein Mon-Cala-Stachelfisch sein Nest in ihr gebaut. Wie konnte das sein? Er hatte das Echsenwesen immer als seinen Freund behandelt und gesehen. Als beinahe ebenbürtigen und seinen engsten Vertrauten! Er war es gewesen der Yannik letztendlich davon überzeugt hatte doch mit zur Black Sun zu gehen und er war es gewesen, der auf der Subjugator alles getan hatte um die Quarrenunterstützung zu gewinnen! Von allen anderen, wie konnte es Thessa sein, der zum Verräter wurde?!

„Ja“

Antwortete der Trandoshaner kalt und es war für den Zabrak wie ein eisiger Dolch in seinem Herz. Wie ein geschlagener Hund zuckte er zurück und er biss seine Kiefer so fest zusammen, dass es schmerzte.

„Ich war mir nach Taris nicht sicher was ich wollte. Mein Bruder, getötet von diesem hässlichen Wurm und du, der uns zur Black Sun und durch die Hölle geführt hast. Jetzt weiß ich es. Ich bin in den Kreis des Clans zurückgekehrt. Es schmerzt mich, dass es um den Preis deiner Freundschaft ist…Aber Blut ist dicker als Wasser, Kommandant. Es ist ein Gesetz das so alt wie es unsere Spezies sind und das kann und will ich nicht brechen“

„Warum hast du nichts GESAGT?!“

Brüllte Mol mit plötzlich wuterfüllter Stimme zurück

„Ich hätte dich persönlich zu deinem Clan gebracht. Egal was Ga’lor oder Wugun oder der verdammte Ba’vodu höchstpersönlich davon gehalten hätten. Ich wäre auf Taris gestorben, aber habe mich für euch entschieden weiterzumachen!“

Er hatte völlig vergessen, dass Sliff noch neben ihm stand. Egal dass er inzwischen erfahren hatte, dass Mol in Wahrheit ähnliche Motive verfolgte wie die Trandoshaner. Er würde vermutlich ohnehin innerhalb der nächsten halben Stunde ins Jenseits einziehen. Was kümmerte ihn da schon was dieser Kobok von ihm dachte?!

„Und dafür bin ich dir dankbar, Kommandant. Ohne dein Opfer heute hätte mir der Clan niemals erlaubt zurückzukehren. Immerhin bin ich ein Fremdgeborener“

„Das bist nicht du, Thessa! Du bist doch stärker als die Hirnwäsche die man dir verpasst hat! Verdammt nochmal tu das nicht!“

In Mols Augenwinkeln glitzerten nun Tränen. Er hatte sich vorhin nach der Sache mit dem Cannok elend gefühlt? Nein. Jetzt fühlte erst was wahre Seelenpein war. Von einem Freund verraten zu werden, das war schlimmer als jeder Krieg, Tod oder Zerstörung. Das traurige, kleine Lächeln, zu dem sich die Lippen des Trandoshaners verzogen hatten war schlimmer als alle Todessterne die das Imperium mit all seinen Ressourcen bauen konnte. Es war schlimmer als die Perversion die sich Sith nannte und ihr Alterego namens Jedi.

„Es gab keine Hirnwäsche. Ich hab mich frei entschieden. Lass es mich dir beweisen. Zek?“

Thessa streckte die Hand zu seinem riesenhaften Begleiter aus und dieser griff in seinen Gürtel, in dem noch immer das überdimensionierte Entbeinungsmesser stak, dass in der Hand des anderen mehr wie ein kleines Schwert wirkte. Mols ehemaliger Vertrauter packte das Messer mit beiden Händen und legte es Daniels an den Hals.

„NEIN! Lass ihn in Ruhe! Er hat damit nichts zu tun!“

Brüllte Mol als ihm klar wurde was gleich passieren würde. Doch er wurde nicht einmal einer Antwort für würdig befunden. Daniels schaute ihn traurig an und hob die Rechte an die Schläfe zu einem letzten militärischen Gruß. Dann holte Thessa aus und ließ die Klinge mit aller Kraft vorschnellen. Wie ein stählerner Blitz trennte Metall Fleisch und Sehnen, drang durch Wirbel und das erhobene Handgelenk, bis es funkensprühend von einer Metallstrebe aufgehalten wurde.

Einen Moment wirkte es, als hätte ihn das Messer geistergleich passiert, ohne einen Kratzer zu hinterlassen, doch dann rann ein einzelner Blutstropfen
Daniels‘ Hals hinab und der Mensch begann zu wanken. Wie ein gefällter Baum neigte er sich nach vorne, bekam Übergewicht und wie eine Puppe der man die Fäden durchgeschnitten hatte, brach er zusammen. Sein Kopf löste sich vom Hals, kullerte nach vorne und blieb schließlich vor dem inzwischen knienden Kommandanten liegen, die kalten, toten Augen anklagend auf ihn gerichtet. Auch die abgetrennte Hand schien auf ihn zu zeigen.

Heiße Tränen liefen
Mols Wangen hinab, doch seine Stimme war fest als er sagte:


„Dafür werde ich dich häuten, Thessa. Und dich auch, Ssikarn. Ich werde eure geschundenen Körper zerschneiden und die blutigen Fetzen den Cannoks zum Futter geben. Ihr und die euren werden niemals ins Jenseits einziehen. Das schwöre ich, so wahr man mich Kommandant nennt. So wahr die Eisenheim mein Schiff ist und ich mit meinem Leben für meine Jungs einstehe. Ich schwöre es bei der Zählerin und allen Göttern der Galaxis, bei der Subjugator, die ich für kurze Zeit befehligte und bei meiner Ehre. Ihr. Werdet. Niemals. Ruhe finden“

Grade noch rechtzeitig hörte Mol auf zu sprechen, dass man den Schluchzer nicht hörte, der aus seinem geschundenen Hals drang. Er meinte jede Silbe des gegebenen Versprechens. Es würde ihn nichts abhalten, nicht einmal, dass Thessa und er einst, vor so vielen Äonen wie es schien, Freunde gewesen waren. Der Trandoshaner hatte dieses Band mit Daniels Tod zerrissen.

„Viel Glück damit, Sceith“

Sagte Thessa und trat mit einer lässigen Fußbewegung Daniels leblosen Körper von der Verladeplattform. Dann hob sie sich in die Höhe und binnen Sekunden waren die beiden Trandoshaner verschwunden. Die Eisenheim erhob sich in die Luft und für einen Moment wirkte es, als würde sie einfach so abfliegen wollen, doch dann richteten sich ihre Laserkanonen auf die Spitze des Felsmassivs aus. Und die Welt um Mol explodierte, während er durch die Luft flog.

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[Japrael-System | Dxun | Wald | Felsplateau] Sliff Quori, Mol

Der Aufstieg war langwierig und kräftezehrend, und auch ungefährlich war er nicht. Ein Sturz in die Tiefe bedeutete das sichere Ende und auch die Bestien, die hier oben nisteten, stellten eine Bedrohung dar. Mehr als einmal sah es so aus, als müssten sie sich gegen eine krallenbewehrte fliegende Monstrosität verteidigen. Dreimal hatte der Kobok die erbeutete Waffe im Anschlag und den Finger am Abzug. Doch die Umstände geboten, einen Kampf nicht herauszufordern, sondern - wenn möglich - zu umgehen. Diese Strategie erwies sich als richtig: Mit der nötigen Vorsicht vermieden sie Konfrontatonen. Letztlich erreichten die beiden Weggefährten das Plateau an der Spitze des Felsturms, einen Punkt weit über dem grünbraunen Dschungel, von dem aus sich dem Rundumblick der drei Facettenaugen ein atemberaubendes Panorama bot. Doch Sliff Quori hatte im Moment keinen Sinn für die wilde Schönheit Dxuns. Er bedrängte Mol, so rasch wie möglich den Sender zu benutzen. Seine größte Sorge war, dass das Gerät nicht funktionieren würde, nachdem es von einem Tier gefressen worden war, das seinerseits sein Ende durch einen Blasterschuss gefunden hatte. Doch seine Befürchtungen erwiesen sich als unbegründet. Der Sender tat seinen Dienst und schon nach kürzester Zeit kam Mols Schiff in Sicht.


»Wo sollen wir dich dann absetzen, Sliff fragte der Zabrak.


»Ich will nach Bastion, ins Sartinaynian-System, falls ihr so tief ins Imperium fliegen wollt. Aber mir ist jede halbwegs zivilisierte Welt recht, vorausgesetzt, es gibt einen Raumhafen, von dem aus man weiter reisen kann.«


Etwas verfrüht gab der Kobok sich der Illusion hin, dass das Abenteuer nun ausgestanden war. Wie falsch er lag, zeigte sich, als die Rampe sich öffnete. Das hier etwas nicht stimmte, war sofort zu spüren und kurz darauf auch zu hören. Ein Gefühl der Verzweiflung griff nach seiner Brust, als ein riesiger Trandoshaner sich in der Luke der Eisenheim zeigte.


Sliff verhielt sich zunächst bewusst passiv und blieb im Hintergrund. Der Aufforderung des Trandoshaners, die Waffe zu senken, kam er nach: Er blieb wachsam und kampfbereit, unterließ aber die Drohgebärde. Er wollte keinen Zusammenstoß provozieren, auch wenn er befürchtete, dass dieser unvermeidlich war. Auch in das Gespräch zwischen Ssikarn und dem Zabrak mischte er sich wohlweislich nicht ein. Solange er die Situation nicht vollständig durchschaute, kam ihm das nicht ratsam vor. Je länger die beiden sprachen, um so offensichtlicher wurde, dass das Echsenwesen am längeren Hebel saß. Sliff hatte die Verliererseite gewählt. Doch leider wollten die Trandoshaner ihn töten: Ein Seitenwechsel war keine Option. Also wartete er einfach schweigend darauf, dass die Situation endgültig eskalierte und es Zeit wurde, wild um sich zu schießen. Das Gespräch verging, ebenso wie Daniels' Leben, doch der Moment kam nicht. Mol hatte offenbar vor dem überlegenen Feind kapituliert und war entweder zu feige oder zu klug, sich vom Zorn zu einem Kampf hinreißen zu lassen, den er nicht gewinnen konnte. Und auch Ssikarn schien anderes im Sinn zu haben, als den Kobok und den Zabrak an seine Trophäenwand zu nageln. Er war zufrieden mit dem Sieg und dem Schiff. Nun war sie also dahin, die Fahrkarte, die ihn von diesem Mond wegbringen sollte. Mol hatte sein Versprechen nicht halten können. Aber immerhin waren sie noch am Leben. Als die Eisenheim abhob, war Sliff Quori klar, dass die Situation weit schlimmer hätte sein können.


Sie wurde schlimmer.

Der Angriff kam für Sliff trotz seiner latenten Machtbegabung ziemlich unerwartet. Erst als die Kanonen des Frachters schon auf ihn deuteten, begriff er, was passierte. Erst im allerletzten Moment setzte er sich in Bewegung. Schnell genug, um der ersten Salve tödlicher Laserstrahlen zu entgehen, aber doch zu spät, um sich auch vor deren sekundären Auswirkungen in Sicherheit zu bringen. Der Fels explodierte, wo die Energiestrahlen auftrafen, in heißen Gasen und messerscharfen Steinsplittern, die auf sein Exoskelett regneten, bevor ihn die Druckwelle umwarf. Er war nicht besonders schwer und flog wie ein Stück Papier, bevor Dxuns Gravitation ihn wieder an sich riss. Hart prallte er auf den Felsboden. Nur halb registrierte er, dass er auf die Kante des Plateaus zu rutschte, und versuchte verzweifelt, sich festzukrallen. Doch es war zu spät. Mit einem heiseren, nichthumanoiden Schrei fiel er über den Rand.


Sein Sturz endete nicht unten im Dschungel, sondern nach vier oder fünf Metern in etwas, das überraschenderweise weich genug war, um seinen Sturz abzufedern. Der Kobok fühlte sich dennoch, als hätte er alle Platten seiner harten Außenhülle gebrochen. Er lag bäuchlings in einem Dickicht aus Pflanzenteilen, hart und dornig, aber zum Glück einigermaßen federnd. Mit dem dritten Auge beobachtete er verschwommen, was über ihm vor sich ging. Die Eisenheim feuerte eine zweite Salve auf das Plateau - Flammen, Rauch und vor allem dicke Staubwolken stiegen auf. Dann erst drehte das Schiff ab und verschwand. Keine Ahnung, was aus Mol geworden war, aber Sliff lebte noch. Wieder hätte es schlimmer kommen können. Ächzend kroch er aus dem Dickicht heraus und sah sich um. Er befand sich auf einer ebenen Fläche, die einige Meter unter dem Gipfel des Berges lag und eine zweite Stufe, vielleicht auch eine Art Balkon bildete. Sie waren beim Aufstieg nicht hier vorbei gekommen, also war er wohl auf der anderen Seite über die Kante gestürzt. Was ihn aufgefangen hatte, stellte sich auf den zweiten Blick als eine Art Nest heraus. Über zwei Meter im Durchmesser und einen halben Meter dick, bildete es ein unregelmäßig geformtes Polster aus Ästen und Schlingpflanzen. Zerbrochene Eierschalen lagen darin. Drei ähnliche Konstruktionen gab es in unmittelbarer Nähe. Sofort musste er an die großen geflügelten Kreaturen denken und daran, was die wohl mit ihm anrichten würden, wenn sie ihn an einem ihrer Nistplätze finden würden! In einem Anflug von Panik suchte er den Himmel nach ihnen ab. Zwei oder drei kreisten weiter unten über dem Dschungel - vielleicht hatten die Eisenheim und ihr Laserfeuer sie vertrieben. Aber wann würden sie wiederkommen? Sliff suchte vergeblich nach seinem Gewehr - es war nirgendwo zu sehen. Womöglich lag es noch oben auf dem Plateau oder es war in die Tiefe gestürzt, das war einerlei. Also unbewaffnet. Und allein. Obwohl er Hilfe nun dringend brauchte, denn er sah keine Möglichkeit, diese untere Plattform aus eigener Kraft zu verlassen. Die Felswand, die nach oben führte, war zu glatt und steil zu klettern, und nach unten sah es nicht besser aus, im Gegenteil. Entweder täuschten ihn seine Augen und der aufkeimende Schwindel, der ihn beim Blick über die Kante befiel, oder die Wände waren an dieser Stelle sogar überhängend. Nur ein weit geübterer Kletterer könnte diesen Abstieg ohne Hilfsmittel wagen.


»Mol rief er hinauf zum Plateau. »He, Kommandant! Bist du da?«


»Sei still und nimm die Hände hoch!« gebot eine fremde Stimme. Der Jünger drehte sich erschrocken um und erblickte eine humanoide Gestalt in einer farbenfrohen, nichtsdestotrotz aber martialisch aussehenden Rüstung. Der Brustpanzer deutete die Körperkonturen einer Menschenfrau an. Sie hatte einen Arm auf ihn gerichtet und am Handgelenk befand sich etwas, das beunruhigend nach Waffenmündung aussah. Ohne zu zögern kam der Kobok der Aufforderung nach und präsentierte ihr seine leeren Handflächen.


»Gehörst du zu Mols Leuten?« fragte er.


Anstelle einer Antwort erhielt er nur eine Gegenfrage in schroffem militärischem Tonfall:


»Wie viele seid ihr?«

Japrael-System | Dxun | Wald | Felsplateau | Terrasse in einer Steilwand, ein paar Meter unter dem Gipfel] Sliff Quori, mandalorianische Kriegerin; Mol in der Nähe
 
[ Mittlerer Rand / Japrael-System / Dxun / Dschungel / Felsdach ] Mol, Sliff

Wie ein Blatt im Wind verlor Mol den Boden unter den Füßen. Wie in Zeitlupe sah er sich eine ballistische Kurve fliegen, während unter ihm der Dschungel vorbeizog. Langsam stieg er an, erreichte den Zenit und sank dann nur umso schneller. Im ersten Moment hatte es gewirkt als würde ihn der Schwung weit über den Rand tragen, doch dann holte ihn die Realität ein. Rücklings schlug er hart auf Stein auf, doch sein Fall endete nicht. In einem Regen aus Splittern und kleinen Steinen brach er hindurch, bevor er einen Moment später wieder aufgehalten wurde. Alle Luft wurde aus seinen Lungen gepresst und die Welt wurde schwarz.


Warum hatte er nicht angegriffen? Die Frage hallte in der dunklen Leere in seinem Kopf wieder, brannte wie ein Fanal in der Ferne. Warum hatte er sich nicht todesverachtend auf die beiden Trandoshaner gestürzt und das Überraschungsmoment genutzt um zumindest einen von beiden von dem Frachtaufzug in die Tiefe unter ihnen zu stürzen? Hätte Sliff schnell reagiert wäre der andere von heißem Blasterfeuer gefallen, bevor er sich überhaupt hätte rühren können.

Warum also war er tatenlos verblieben und hatte geheult wie eine Memme? War er zu feige gewesen? Hatte er das Leben Daniels‘ nicht riskieren wollen? Die Frage nagte an ihm, ließ ihm keine Ruhe und knabberte wie eine heißhungrige Ratte an seinem verletzten Arm. Doch auch eine andere Frage drängte sich ihm ins Bewusstsein: War er tot? War das hier das Jenseits und im Limbus gefangen bis er seinen Mördern nach ihrem Tod zu dienen hatte?

Panisch versuchte er die Augen aufzureißen und hatte sogar mäßigen Erfolg. Grelles Licht erreichte seine Netzhaut und schien sie im ersten Moment verbrennen zu wollen. Doch dann verkleinerten sich seine Pupillen und seine Augen gewöhnten sich an die Helligkeit.

Der größte Teil seiner Umgebung war nach wie vor schwarz, doch durch eine Öffnung in der Decke fiel schummriges Licht hinein und beleuchtete den Innenraum dessen, was eine Höhle zu sein schien. Langsam und schmerzerfüllt stöhnend rappelte er sich auf. Sein Arm schien zu brennen und auch am kompletten Rest seines Körpers kündeten verletzte Nervenenden von zahllosen Kratzern, Platz-, Schürf- und Brandwunden, die der schwärze seiner Haut einen rötlichen Glanz verliehen.

Seinen Lippen entrang sich ein langgezogenes Stöhnen, als er sich an die Höhlenwand anlehnte und einen Moment lang tief durchatmete. Kurz verharrte in einer beinahe schon unbequem zu nennenden Position, doch dann trat er wieder unter das Loch in der Decke. Zwei oder drei vereinzelte Ranken hingen hinab und mochten vielleicht genug Halt bieten um hinaufzuklettern…doch mit seinem Arm würde es schwer werden.

Der Hüne griff nach einer der Lianen, um ihren Halt zu prüfen, doch plötzlich klickte es über ihm bedrohlich.

„Keine Bewegung, aruetii. Ich hab kein Problem dir ein Loch in deinen Schädel zu sengen“

Einen Moment zuckte Mol zurück. Rasch sah er hinauf und sah den schwarzen Lauf einen Blasters, der genau auf sein Gesicht gerichtet war. Den Rest der Gestalt konnte er nicht ausmachen, das Licht von Oben verschluckte ihn vollkommen. Dass es sich um einen Mann handelte, erkannte man an der Stimme. Und auch dass es sich vermutlich nicht um einen Trandoshaner handelte, da das charakteristische Zischen fehlte.

„Kein…Problem.“

Antwortete der Zabrak zögerlich und spuckte einen Schwall Blut auf den Höhlenboden, der sich aus einer Wunde an der Innenseite seiner Wange in seinem Mund angesammelt hatte.

„Du bist kein Trandoshaner?“

Fügte er hinzu und blickte gen Boden, um nicht geblendet zu werden.

„Ich stelle hier die Fragen, Di’kut! Klar?!“

Antwortete der mysteriöse Fremde und klopfte mit seinem Blaster vielsagend auf den Rand des Loches. Mol nickte.

„Also. Wie viele seit ihr, wer bist du und was treibt ihr hier?“

„Wir sind zu zweit. Ich und ein Kobok namens Sliff. Mein Name ist Mol, Pateessa der Black Sun und hier um einen ehrenhaften Kampf mit einem Menschen namens Smith auszutragen“

Hart verschränkte der Zabrak die Arme vor der Brust. Es war ihm egal. Wegen ihm sollte der Kerl genau wissen warum er hier war und ihn wenn er wollte doch abknallen.

„Der Trando Zek Ssikarn hat den Vertrag gebrochen den ich mit ihm eigegangen bin und hat meine Leute getötet und mein Schiff gestohlen. Zufrieden, da oben?“

„Ja. Im Moment. Hör zu, ich werde dir jetzt ein Seil runterwerfen. Machst du Faxen, aruetii, hast du schneller ein Loch im Kopf als du ‚Ich bin ein Shabuir‘ sagen kannst. Verstanden? Gut“

Einen Moment später wurde tatsächlich ein Seil über den Rand des Loches geworfen, in das man angenehmerweise Knoten geflochten hatte, um das Klettern zu erleichtern. Mit einem schmerzerfüllten Stöhnen machte Mol sich an den Aufstieg und stand etwa zehn Minuten später wieder auf festem Boden. Nun offenbarten sich auch seine Retter. Wenn Mol an dem Vokabular ihre Herkunft noch nicht erkannt hätte, dann wäre ihm spätestens jetzt klar geworden, dass es sich um Mandalorianer handelte. Um zwei, um genau zu sein.

Zwar waren beide etwas kleiner als er, doch wirkten die schweren Rüstungen und die angeschlagenen Blastergewehre doch imposant genug auf ihn. Wenn man nach den Proportionen ging, handelte es sich bei beiden um Männer. Der offensichtliche Wortführer trug eine orange Rüstung, während der andere, dessen Gewandung deutlich mehr Macken und Dellen zierten, offenbar grün bevorzugte. Mol kannte sich nicht genug mit mandalorianischer Kultur aus, um sagen zu können was die jeweilige Bedeutung war.

„Ich habe euch meinen Namen genannt. Wie sind die euren, Mandalorianer?“

Fragte er knapp und rieb sich die schmerzenden Gliedmaßen. Die beiden Krieger vor ihm wechselten einen Blick, doch dann meldete sich zum ersten Mal der Mann in der grünen Rüstung zu Wort.

„Du darfst Fragen. Ich bin Silar Firepaw und mein ungestümer Freund hier wird die meiste Zeit ‚Beißer‘ genannt“

Wenn man die Verzerrung des helmeigenen Vokabulators ignorierte, konnte man vermuten, dass es sich bei Silar um den Älteren der beiden handelte. Zumindest bestätigte das der Zustand der Rüstung.

„Sehr erfreut. Danke für die Hilfe. Ich hätte es wohl hiermit schwer gehabt alleine aus diesem Loch zu kriechen“

Antwortete Mol und streckte seinen gebrochenen Arm vor, in der Erwartung die Wunde zu sehen, aus der gestern noch seine Knochen geragt hatten, doch was er sah überraschte ihn. Dort, wo eigentlich entweder ein rudimentärer Blätterverband oder ein hässliches Loch hätte sein sollen, saß ein kleines, braunes Rund. Plötzlich spürte er einen harten, metallenen Griff an seinem Unterarm.

„Du hast ein Problem, arutetii“

Sagte Beißer, nachdem er die Stelle einen Moment lang gemustert hatte, bevor er wieder losließ.

„Wieso, was…“

„Das wird dir später erklärt. Man wird dich ohnehin befragen wollen. Komm.“

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren drehten sich Silar um, während Beißer Mol hart am Arm packte. Ihr Weg führte sie halb um die zerstörte Spitze der Felsklippe herum, bis sie eine Höhle betraten. Der Zabrak zuckte zurück, als die unverkennbaren Laute der Flugbestien an seine Ohren drangen, wurde jedoch gnadenlos weitergeschleift. Warum, offenbarte sich einen Moment später.

In der halb nach draußen hin offenen Höhle befanden sich drei Tiere, die jedoch anders als der erste Vertreter dieser Art dem Mol begegnet war, eine Art Sattel auf dem Rücken trugen. Auch fauchten sie freudig, als sie die beiden Mandalorianer sahen. Wie ein Möbelstück wurde der Hüne stehen gelassen und Silar und Beißer traten zu ihren Reittieren heran um sie zu begrüßen.

Plötzlich trat eine weitere Gestalt aus dem Schatten, oder besser gesagt zwei. Sliff hatte eindeutig schon einmal besser ausgesehen, doch er ging aufrecht, was durchaus beruhigend war. Die andere Gestalt war offensichtlich auch der mandalorianischen Kultur zugehörig und noch dazu weiblich.

„Ich sehe, ihr habt auch Beute dabei? Dann hat der hier anscheinend ja nicht gelogen“

Sagte sie in einem jovialen Ton zu Silar und trat vor

„Unserer auch nicht. Wir nehmen die beiden zurück ins Lager, ER wird sie sehen wollen“

Antwortete der Angesprochene und trat von seinem Reittier zurück

„Sie sehen stark genug aus, dass man sie transportieren kann. Du nimmst den Kleinen auf deinem Drexl mit, Miriam, und ich nehme den Zabrak. Los jetzt. Wir haben genug Zeit verschwendet“

[ Mittlerer Rand / Japrael-System / Dxun / Dschungel / Felsdach / Höhle ] Mol, Sliff, Silar, Beißer und Miriam
 
Japrael-System | Dxun | Wald | Felsplateau | Terrasse in einer Steilwand, ein paar Meter unter dem Gipfel] Sliff Quori, mandalorianische Kriegerin; Mol in der Nähe

Sollte Sliff Quori der Mandalorianerin die Wahrheit sagen? Unter normalen Umständen wohl nicht. Mit einer falschen Aussage über ihre Anzahl und Stärke hätte er sich und Mol, falls der noch lebte, vielleicht einen Vorteil verschaffen können. Aber Lügen waren gefährlich, vor allem wenn sie durchschaut wurden. Er wusste ja nicht, wie lange die Kriegerin und eventuelle Kameraden von ihr ihn und den Zabrak bereits im Blick hatten. Wenn sie den Aufstieg und die unglückliche Szene bei der Eisenheim bemerkt hatten, würde sie sich nicht täuschen lassen. Also lieber doch die Wahrheit - das schien dem Überleben momentan zuträglicher zu sein.

»Wir sind zu zweit,« erklärte er wahrheitsgemäß, »ich und ein Zabrak namens Mol

»Der ›Kommandant‹ von dem Schrottkahn, nehme ich an. Und was treibt ihr hier?« wollte die Frau nun wissen.

»Eigentlich wollten wir uns nur von dem ›Schrottkahn‹ abholen lassen. Ist daneben gegangen, der gehört mittlerweile ein paar trandoshanischen Piraten und Mördern.«

Sie nickte tonlos. Da ihr Gesicht von dem Helm verdeckt wurde, hatte der Kobok keinen weiteren Anhaltspunkt, was dieses Nicken bedeuten könnte. Es könnte heißen, dass sie mit seiner Antwort zufrieden war. Dass sie ihm glaubte. Oder dass sie nicht überrascht war, weil sie die Trandoshaner kannte. Er wollte am liebsten fragen, doch noch immer zeigte die Waffenmündung auf seine Brust - er wollte sie nicht provozieren. Diese Taktik hatte sich gegenüber den Echsenwesen in der Rampe der Eisenheim nicht wirklich bewährt, aber wer sagte denn, dass Handeln besser gewesen wäre? Sliff war jemand, der Chancen nicht gerne ungenutzt verstreichen ließ. Aber dafür musste sich ihm die Chance erst einmal bieten. Dass man manchmal lange auf den richtigen Moment warten musste, bevor man alles auf eine Karte setzte und handelte, hatte ihn das Leben im Tempel der Sith gelehrt. Auf die harte Tour.

»Du wirst jetzt schön stillhalten und keine Dummheiten machen!« befahl die Frau mit grimmiger Stimme.

Sie umrundete das Nestgeflecht, das zwischen ihr und dem Kobok lag, und dann auch ihn. Als sie hinter ihm angekommen war, richtete sie das Handgelenk mit der Waffe auf seine Schläfe; der linke Arm umfasste seinen Thorax. Sie hätte ihn nun einfach exekutieren können. Er zuckte zusammen und wollte sich instinktiv wehren, denn er hasste es, jemandem so ausgeliefert zu sein; doch als er einen Ellenbogen nach hinten stieß, prallten die Dornen mit den Giftkanälen nur auf festes Metall. Die Mandalorianerin schien den Angriff gar nicht als solchen wahrzunehmen. Als sie ihn fest genug gepackt hatte, ertönte plötzlich ein Brausen und der Jünger verlor den Halt unter den Füßen. Staunend sah er die glatte Felswand an sich vorbei rauschen, und als er einen Blick nach unten warf, schrumpfte der Nistplatz der Flugkreaturen unter ihm. Zwei Sekunden später landeten sie auf der Plattform an der Spitze des Berges, die mittlerweile einige Krater zierten. Sliff strauchelte beim Aufsetzen, doch hatte ihn die Menschenfrau noch immer fest im Griff und verhinderte, dass er fiel. Allerdings nur für einen Moment; dann stieß sie ihn von sich, so dass er letztendlich doch stolperte und auf die Knie ging.


»Aufstehen und vorwärts!« befahl sie.

Als sie einen Felsblock umrundeten, entdeckte Sliff Quori drei der geflügelten Bestien. Im ersten Moment löste das bei ihm den Instinkt aus, umzukehren und Deckung zu suchen, doch die gepanzerte Faust der Mandalorianerin schob ihn weiter. Erst jetzt bemerkte er, dass die Tiere gesattelt waren und dass drei groß gewachsene humanoide Gestalten bei ihnen waren. In einer von ihnen erkannte der Kobok Mol. Obwohl er den Zabrak erst am Vortag kennengelernt hatte und nach der missglückten Abreise mehr Grund denn je hatte, ihm zu misstrauen, freute er sich doch, dass er am Leben und offenbar nicht schwer verletzt war. Bei ihm waren zwei weitere mandalorianische Krieger, vermutlich Männer. Der eine trug eine grüne Rüstung, der andere eine in Orange; mit dem Weiß und Rot seiner ›Begleiterin‹ bot sich ein ziemlich farbenfrohes Bild, das jedoch kaum darauf hinwegtäuschte, dass der Zabrak und er nun in einer neuen Klemme saßen. Denn die Mandalorianer waren bis an die Zähne bewaffnet, selbst wenn man nicht all die tödlichen Spielzeuge mitrechnete, die vielleicht in ihren Rüstungen steckten und auf den ersten Blick gar nicht zu sehen waren. Und sie behandelten nicht nur Sliff, sondern auch Mol unmissverständlich als Gefangenen. Die Krieger begrüßten sich gegenseitig und bestimmten, dass sie ihre ›Beute‹ - die beiden Gefangenen - in ihr Lager schaffen wollten, weil ER sie sehen wollte.

»Alles in Ordnung bei dir?« fragte Sliff seinen Weggefährten, doch bevor er antworten konnte, gebot ihm der Krieger in Orange harsch, zu schweigen, und seine Bezwingerin - Miriam hieß sie, wie er nun wusste - zerrte ihn zu einer der Reit-Flugbestien. Zögernd und nur von ihrer Waffe motiviert kletterte er in den Sattel. Er war noch nie auf etwas Lebendem geritten, schon gar nicht durch die Lüfte, und er hätte sich auch nicht gewünscht, eine solche Erfahrung zu machen - schon gar nicht auf diese Weise. Aber ihm blieb keine Wahl, ebenso wenig wie Mol, der auf das nebenstehende Tier gezwungen wurde. Dann setzten sich die beiden Mandalorianer hinter sie in die Sättel und ergriffen die Zügel. Wenige Sekunden später schwangen sich die drei Drexls in die Lüfte. Der Sith-Jünger kannte unter normalen Umständen keine Höhenangst, doch als sie die Kante des Felsplateaus überflogen und der Boden plötzlich hunderte Meter unter ihm war, wurde ihm ganz anders. Schwindel packte ihn und er krallte sich so gut er konnte am Sattel fest. Es dauerte eine ganze Weile, bis er sich einigermaßen an den Flug gewöhnt hatte und seine Gewalt über sich zurückgewann.

»Wer ist ›Er‹?« wollte er von Miriam wissen.

Doch er erhielt keine Antwort darauf außer:
»Wirst du schon sehen.«

Nach ein paar Minuten unternahm er einen zweiten Versuch, mit der Kriegerin ins Gespräch zu kommen, doch hatte er abermals kein Glück damit. Da sie ihn drohte, ihn ansonsten in die Tiefe zu werfen, entschied er, zu schweigen und einfach abzuwarten, wohin man ihn bringen würde.

Das Ziel kam erst eine gute Stunde nach dem Aufbruch am Felsplateau in Sicht - die Zeit kam Sliff doppelt so lang vor. Der Urwald öffnete sich zu einer Lichtung, deren schwarzer Boden so aussah, als sei der Wald hier brandgerodet worden, um genug Freiraum für das Lager der Mandalorianer zu schaffen. Es handelte sich dabei um drei kantige, schwer zu identifizierende Gebilde, die sich aus geringerer Distanz als so etwas wie Wohncontainer unter Tarnnetzen entpuppten. Sie waren sicherlich aus der Luft hierher geschafft worden, denn es gab keine Straße oder dergleichen, die zu der Lichte führte, und auch keinen Wasserlauf. Zwischen den Containern waren weitere Tarnplanen gespannt; was sich darunter verbarg, konnte er nicht erkennen. Er hatte nun sowieso wieder alle Hände voll damit zu tun, sich festzukrallen, denn während der Boden näher kam, beflog ihn abermals die Panik. Die Flugbestie glitt nur wenige Zentimeter über die Baumkronen hinweg, bevor sie mit kräftigen Flügelschlägen abrupt abbremste und dann ihre Füße nach dem aschebedeckten Grund ausstreckte. Als sie aufsetzte, hatte der Kobok das Gefühl, als müsste sie sich mitsamt den beiden Reitern nach vorne überschlagen; doch sie fing die übrige Energie ab und kam zum Stillstand. Ein weiterer Mandalorianer in anthrazitgrauer Rüstung nahm die Zügel entgegen und fragte:

»Was hast du denn da mitgebracht, Miri? Ist das Ding ein Gefangener oder das Abendessen?«

»Das habe nicht ich zu entscheiden«, lautete die Antwort. »Los, steig ab!«

Während Sliff diesem Befehl nachkam, setzte auch der Flieger mit Mol auf dem Rücken zur Landung an. Der dritte kreiste über der Lichtung und schien den Vorgang von dort aus beobachten zu wollen. Nun, da er wieder festen Boden unter sich hatte, konnte der Kobok sich etwas genauer umsehen. Den Zweck des Lagers wurde ihm nicht klar, aber eines war offensichtlich: Die Rüstungen und Waffen waren nicht die einzige Vorbereitung, die die Mandalorianer für eventuelle Kämpfe getroffen hatten. Das Camp machte einen ziemlich wehrhaften Eindruck. Es war von einem Wall aus Fertigbauteilen umgeben, an dessen Ecken Scheinwerfer befestigt waren, um das umliegende Terrain auszuleuchten, und in mindestens einem Baum in der Nähe gab es einen Ausguck. Offenbar rechneten die Mandalorianer mit ungebetenem Besuch. Sternenschiffe konnte Sliff Quori nicht erkennen. Aber er sah Schüsseln und Antennen, die möglicherweise zu einer Hyperkommanlage gehörten. Mit denen könnte man theoretisch Hilfe rufen. Ein Weg runter von diesem vermaledeiten Mond. Wären da nicht die Mandalorianer... dass er und Mol in der Lage sein könnten, sie zu überwältigen, kam Sliff keineswegs in den Sinn.

Japrael-System | Dxun | Wald | aschebedeckte Lichtung | Camp der Mandalorianer] Sliff Quori, Mol, Mandalorianer
 
[ Mittlerer Rand / Japrael-System / Dxun / Dschungel / Felsdach / Höhle ] Mol, Sliff, Silar, Beißer und Miriam

Mit mächtigen Flügelschlägen erhoben die Drexl sich in die Lüfte und mit einem Satz der die Herzen des Zabrak für einen Moment aussetzen lies, gähnte unter ihnen mit einem Mal der Abgrund. Mit aller Kraft die sein verletzter Arm zuließ klammerte er sich an seinem Vordermann fest, um ja nicht abzurutschen. Mol war kein Mann der unter akuter Höhenangst litt, doch dieses Erlebnis trieb ihm den kalten Schweiß auf die Stirn.

Zu seiner Schande musste er gestehen, dass er es nicht wagte während des Fluges den Kopf zu bewegen und in die Tiefe zu schauen. So starrte er eine Ewigkeit lang wie es ihm vorkam, auf den zerkratzten grünen Rückenpanzer, auf dem einige nützliche Dinge festgemacht schienen. Mit den Augen zog er jede einzelne Linie nach, bis es ihm vorkam als könne eine detaillierte Karte zeichnen, doch dann fand der Flug sein abruptes Ende.

Hart setzte der Drexl auf und der Zabrak ruckte nach hinten. Hektisch versuchte er sich noch an seinem Vordermann festzuhalten, doch die Muskeln in seinem linken Arm verkrampften und seine Finger glitten ab. Kurz befand er sich wieder in der Luft, dann schlug er ein weiteres Mal an diesem Tag auf dem Erdboden auf. Einen Moment sah er Sterne, dann erschien wieder ein mit grünen Blättern durchsetzter, blauer Himmel über ihm.

„Ho, Großer, bis wir entschieden haben was wir mit euch machen wird nicht geschlafen“

Ertönte die Stimme Beißers und eine kalte Hand, packte ihn am Oberarm um ihn wieder hochzuhieven. So schnell er konnte rappelte Mol sich wieder auf und blickte sich um. Sie befanden sich in einem befestigten Lager, dass allem Anschein nach mithilfe von Feuer in den Urwald gebrannt worden war. Auf den ersten Blick konnte er sagen, dass ein Angriff es schwer haben würde die Erbauer dieser Anlage aus der Reserve zu treiben. Eine Vielzahl von Türmen und Anlagen sicherte es gegen alle Seiten, sodass eine Handvoll Verteidiger leicht gegen eine große Übermacht halten konnte und es schon einen Angriff von der Größenordnung eines orbitalen Bombardements brauchen würde, um die Anlage ernsthaft zu bedrohen.

„Los, beweg dich“

Sagte Beißer und stieß ihn mit einem gepanzerten Ellenbogen voran. Ohne Einwände folge Mol der Aufforderung und stapfte um den gelandeten Drexl herum, während er sich mit prüfendem Blick umsah und herauszufinden suchte welche Wache wen deckte und in welchem Sinne die Verteidigung funktionierte. Auf Taris hatten sie eine ähnliche Anlage gehabt, doch sie war bei seinem allerersten Durchbruch überrannt worden. Der damalige Kommandant war ein Idiot gewesen und hatte einige offensichtliche Lücken nicht gesehen, was ihn letzten Endes auch das Leben gekostet hatte.

Zusammen mit Sliff, der die Reise offenbar auch gut überstanden hatte, betrat er einen provisorischen, dafür aber umso besser getarnten Wohncontainer, der die Gemütlichkeit einer Garage hatte. Wortlos schlug Beißer die Tür hinter ihnen zu und der Zabrak und der Kobok befanden sich alleine in dem Wohncontainer.

„Alles in Ordnung bei dir?“

Fragte Mol vorsichtig, sich wohl bewusst dass es sein konnte dass er es sich endgültig mit seinem Kameraden verscherzt hatte. Sliff hatte ihn nicht unbedingt von der Seite kennengelernt, von der Mol sich selbst am liebsten sah und versuchte nach außen zu projizieren. Er hatte sich nicht als verlässlich erwiesen als er den Wachdienst übernommen hatte, er hatte gelogen und die Sache mit dem Frachter verbockt…

„Also…mir ist bewusst dass ich bis jetzt nicht die Idealbesetzung war, mit der man sich wünscht auf einem lebensfeindlichen Dschungelplaneten ausgesetzt zu werden. Und dafür möchte ich mich entschuldigen…“

Begann er und sah den Kobok eindringlich an.


[ Mittlerer Rand / Japrael-System / Dxun / Dschungel / aschebedeckte Lichtung / Camp der Mandalorianer / Wohncontainer ] Mol, Sliff
 
Japrael-System | Dxun | Wald | aschebedeckte Lichtung | Camp der Mandalorianer | Wohncontainer] Sliff Quori, Mol

Der Raum, in den man die Gefangenen brachte, war an Kargheit kaum zu überbieten. Er war nicht wirklich wie eine Gefängniszelle ausgestattet, sondern machte eher den Eindruck einer leerstehenden Wohneinheit oder eines Lagerraums, der derzeit nicht genutzt wurde. Offenbar hatten sich die Mandalorianer nicht gezielt darauf vorbereitet, Gefangene hier zu beherbergen, was natürlich die Frage nicht beantwortete, was sie eigentlich hier taten und warum sie Sliff Quori und Kommandant Mol in ihre Gewalt gebracht hatten. Es gab keine Vorrichtungen, um die beiden zu halten, außer einer verriegelten Tür. Nicht unüberwindbar - aber was hätten sie dann tun und wohin hätten sie gehen sollen? Sich durch eine Schar schwer bewaffneter Krieger kämpfen, nur um wieder im Dschungel zu landen? Darin sah der Kobok keinen Sinn. Er gab sich fürs Erste damit zufrieden, bis auf Weiteres der grünen Hölle und den mörderischen Trandoshanern entkommen zu sein. Darin ließ sich eine kleine, aber deutliche Verbesserung seines Zustandes sehen, auch wenn sie natürlich von der Ungewissheit überschattet wurde, was als nächstes mit ihnen geschehen würde. Doch zumindest gönnte man ihnen ein wenig Zeit, um zu Atem zu kommen. Und sogar die Gelegenheit, miteinander zu reden. Der Zabrak ergriff diese sogleich auf eine Weise, die Sliff nicht erwartet hatte: Er entschuldigte sich für die Misserfolge, die sie bisher eingefahren hatten.

Der Jünger wusste zunächst nicht, wie er darauf reagieren sollte. So etwas bekam er nur selten zu hören. Im Sith-Tempel entschuldigten sich ständig irgendwelche Leute für Verfehlungen; in der Regel aber nur, um Schaden von sich abzuwenden und Bestrafungen abzumildern. Häufig ging es dabei um Fehler, die derjenige gar nicht begangen hatte, doch eine kriecherische Bitte um Vergebung war oft leichter und erfolgversprechender als eine Grundsatzdiskussion mit einem zornigen Sith. Aber Mol war kein Untergebener, der befürchten musste, Prügel einzustecken. Er war der körperlich Überlegene - andere Rangordnungen gab es hier im Moment nicht. Dennoch bat er um Verzeihung für die Fehler, die er gemacht hatte. Sliff glaubte, Aufrichtigkeit zu erkennen - eine Eigenschaft, die man zuhause im Orden nur sehr selten vorfand. Den riesigen Zabrak so reuig und etwas kleinlaut zu erleben, wirkte entwaffnend. In ihm hatte sich einiges an Zorn gegenüber dem Kommandanten angestaut, aber er brachte es einfach nicht über sich, ihn zu entladen, auch wenn die Gelegenheit wirklich günstig gewesen wäre. Stattdessen antwortete er:

»Schon gut. Du bist nicht für mich verantwortlich. Wäre natürlich schön gewesen, mit deinem Schiff hier wegzukommen, aber es sollte wohl nicht sein. Wenigstens hast du's versucht. Ich habe noch gar keinen brauchbaren Vorschlag gemacht. Du schuldest mir jedenfalls nichts. Tut mir übrigens leid wegen deinem Schiff und deiner Besatzung.«

Auch diese Worte waren aufrichtig. Sliff wusste, wie es sich anfühlte, Freunde zu verlieren. Und das Gefühl, seinem Zuhause gewaltsam entrissen zu sein, kannte er ebenfalls. Wahrscheinlich fühlte sich Mol nun so, wie er sich während der Gefangenschaft auf dem Schiff der Trandoshaner gefühlt hatte, und nachdem er auf diesem fremden Waldmond ausgesetzt worden war. Zuvor hatte der Zabrak noch glauben dürfen, dass er jederzeit wieder weg konnte von Dxun; nun war auch er nicht mehr Herr seines Schicksals.

Noch einmal blickte er sich in der Kammer um, in die man sie gesperrt hatte. Sie war weder so beengt und dreckig wie der Käfig, in dem man ihn auf dem trandoshanischen Schiff wie ein Tier gehalten hatte, noch war sie mit dem Dschungel und seiner unbekannten Tier- und Pflanzenwelt vergleichbar. Sie vermittelte sogar beinahe ein Gefühl der Sicherheit.

»Wir hätten's schlimmer treffen können, findest du nicht? Immerhin haben wir jetzt ein Dach über dem Kopf und bisher hat uns niemand ausgeweidet und gehäutet.«

Natürlich konnte sich das rasch ändern. Die Motive der Mandalorianer waren völlig undurchschaubar. Bisher war nur festzustellen, dass sie sich den beiden Fremden gegenüber ziemlich feindselig verhielten - Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft durfte man nicht erwarten.

»Weißt du irgendwas über unsere Gastgeber?« fragte er Mol. »Hast du eine Ahnung, was die hier treiben und was sie von uns wollen? Wenn's ein Lösegeld ist, werden sie enttäuscht sein, fürchte ich: Bei mir ist nicht viel zu holen.«

Japrael-System | Dxun | Wald | aschebedeckte Lichtung | Camp der Mandalorianer | Wohncontainer] Sliff Quori, Mol
 
[ Mittlerer Rand / Japrael-System / Dxun / Dschungel / aschebedeckte Lichtung / Camp der Mandalorianer / Wohncontainer ] Mol, Sliff

Mol war ehrlich überrascht als er Sliff auf seine Entschuldigung hin versöhnlich reagierte. Er stellte klar, dass der Zabrak nicht für das verantwortlich war was passiert war und das er selbst ja noch gar keinen brauchbaren Vorschlag gemacht hatte. Schließlich bekundete er sein Beileid ob dem Schicksal von Mols Besatzung.

Der Hüne brauchte kurz um seine Überraschung zu verarbeiten, doch dann lächelte er ehrlich. Die Antwort des Kobok hatte ihn aus der Bahn geworfen, aber nicht im negativen Sinne. Vielleicht kämen sie doch noch besser mit einander aus als gedacht.

„Partner?“

Fragte Mol und streckte die Rechte zum Handschlag aus. Wenn sie das hier überleben wollten mussten sie wohl zusammenarbeiten und das hier war der erste Schritt. Es war ein gutes Gefühl vielleicht doch nicht ganz allein zu sein.

„Ich weiß leider genauso wenig wie du über diese Mandos. Es wundert mich ehrlich gesagt dass sie überhaupt hier sind. Ich dachte der Planet, beziehungsweise Mond würde ausschließlich von Trandoshanern kontrolliert“

Antwortete er auf Sliffs Frage ob seiner Kenntnisse was diese Krieger anging, doch in diesem Moment öffnete sich die Tür des Wohncontainers und eine junge Twi’lek betrat den Raum. Sie steckte im Gegensatz zu den anderen Mandalorianern denen sie bis jetzt begegnet waren, nicht in einer schweren Rüstung, sondern trug schlichte, weiße Kleidung, die vor allem zweckmäßig aussah. In der rechten hielt sie eine braune Ledertasche.

Mols erste Assoziation war die einer Ärztin, welche sich auch bestätigte, als sie wortlos an Sliff herantrat und ihn stumm auf eine Kiste im Raum niederdrückte, ihn kurz untersuchte und dann begann ihn zu verbinden. Durch ihr plötzliches Auftauchen aus dem Konzept gebracht führte der Zabrak das Gespräch nicht weiter, sondern sah einfach ihren methodisch-routinierten Bewegungen zu, die irgendwie etwas Hypnotisches hatten und gab sich der Aussicht hin, dass sein Arm endlich eine bessere Behandlung erfahren würde als möglicherweise giftige Blätter. Zwar war sein Fieber inzwischen merklich gesunken, doch wollte er weitere Entzündungen vermeiden. Außerdem wusste er noch immer nicht was das kleine, braune Etwas war, das auf seiner Wunde saß.

Nach einigen Minuten intensiven Schweigens – die Twi’lek hatte auf Sliffs Versuch sie anzusprechen mit nicht mehr als einem fast schon ausdruckslosen Blick reagiert – erhob sie sich schließlich und wandte sich dem Zabrak zu. Sie machte ein paar Schritte in Richtung des Zabrak, doch wieder schwang die Tür nach innen, diesmal um einen voll gerüsteten Mandalorianer zu enthüllen.

„Deine Dienste werden nicht länger benötigt“

Fuhr er die Twi’lek unwirsch an, die nickte und den Raum verließ

„Ihr zwei kommt mit. Macht schnell, ich habe noch andere Aufgaben“

Sagte er zu Mol und Sliff und wandte sich dann ohne eine Antwort oder gar Reaktion abzuwarten zum Gehen. Kurz wechselte der Zabrak mit seinem Begleiter einen Blick und folgte dann. Es wurde zunehmend schwerer die ganzen Soldaten auseinanderzuhalten. Zwar waren die Farben ihrer Rüstungen leicht auseinanderzuhalten, doch auch dieser hier trug grün, war jedoch nicht Silar. Seine Stimme klang völlig anders.

Der Mandalorianer führte sie über den zentralen Platz und hinein in einen weiteren Wohncontainer, der sich als Treppenhaus herausstellte. Die Stufen waren aus Metall und wohl aus Fertigbauteilen zusammengesetzt, jedoch wirkten sie überraschend stabil. Auch war alles perfekt ausgeleuchtet, sodass es keinen Fleck gab, wo der Schatten dominierte.

Mol gab einen anerkennenden Pfiff von sich, als sich die wahren Ausmaße der Anlage schließlich offenbarten. Das Treppenhaus öffnete sich in eine große Halle, in der ein Großes und mehrere kleine Schiffe für Mol unbekannter Bauart – wahrscheinlich mandalorianisch – geparkt waren. Routiniert ließ der Zabrak den Blick über den Fuhrpark schweifen, bis sein Blick an einer eigenwilligen Konstruktion hängen blieb. Er hatte so etwas schon einmal gesehen…nur wo? In einem Geschichtsbuch? War es möglich dass das einer der berüchtigten Basilisken war?

Doch er kam nicht dazu sich den Kopf weiter zu zermartern. Ihr Führer war stehen geblieben und blickte zu einer Empore hoch auf der ein Mann in goldener Rüstung stand und etwa zwei Dutzend andere Mandalorianer koordinierte die Kisten und andere Gegenstände auf die Schiffe verluden.

Auf seine Weise war dieser Mann genauso auffällig wie der Basilisk. Nicht nur war er der einzige Krieger, den sie ohne Helm antrafen, doch strahlte er auch eine Autorität und beinahe schon Majestät aus, die einen Zek Ssikarn noch grüner vor Neid werden lassen würde, als er ohnehin schon war. Und all das, wo dieser Mensch sogar noch eine Spur kleiner war als Sliff.


[ Mittlerer Rand / Japrael-System / Dxun / Dschungel / aschebedeckte Lichtung / Camp der Mandalorianer / Fuhrpark ] Mol, Sliff
 
[ Mittlerer Rand / Japrael-System / Dxun / Dschungel / aschebedeckte Lichtung / Camp der Mandalorianer / Fuhrpark ] Mol, Sliff, Anführer der Mandos, sowie gut ein Dutzend Krieger

Aus dem Augenwinkel nahm Mol wahr, wie der Mann der sie hierhergeführt hatte sich nach hinten entfernte. Den Mund zu einer halbherzigen Frage leicht geöffnet wandte er den Kopf, doch der andere hatte sich bereits umgedreht und verschwand schweren, metallenen Schrittes wieder im Treppenhaus. Kurz wechselte der Zabrak mit Sliff einen Blick, bevor er wieder zu dem Mann in goldener Rüstung hinaufschaute, der sie jedoch nicht zu beachten schien.

Es war noch immer fast unglaublich welche Ausstrahlung dieses Wesen hatte. Der Mensch, oder dieser Spezies sehr nahe Fastmensch, war nur knapp ein Meter fünfzig groß, wenn nicht sogar kleiner. Es war schwer von diesem Blickpunkt genaue Angaben zu machen. Auch der runde, etwas knubbelige Kopf, die lichten kurz geschorenen grauen Haare und der sorgsam zurechtgestutzte Vollbart trugen nicht dazu bei etwas Besonderes hinzuzufügen. Doch ETWAS war dort. Nichts was der Zabrak zuvor gesehen hatte und wenn doch in Spuren an anderen Anführern die er getroffen hatte. Doch niemals in dieser Intensität.

Es dauerte eine gute Viertelstunde in der das ungleiche Paar schweigend dabei zusah, wie Kisten geschleppt, Befehle gerufen und Maschinen gewartet wurden. Doch schließlich wandte der Goldene sich um und die dunklen, nicht unfreundlichen, aber dennoch von einer befehlsgewohnten Härte erfüllten Augen fielen auf sie.


„Also gut. Glaubt nicht, dass das Warten sich gelohnt hat. Wie heißt ihr?“

Begann der Anführer der Mandalorianer und verschränkte die Arme vor der Brust. Kurz zögerte Mol, dann stellte er sich knapp vor und überließ es Sliff seinen Namen selbst zu verraten, was dieser dann auch tat. Der Goldene nickte.

Sliff Quori und Mol. Namen so gut wie alle anderen auch. Mein eigener ist in dieser Situation unbedeutend. Ihr werdet so schnell wie möglich exekutiert werden. Wir können nur einen weiteren Gefangenen ohne vitalen Ressourcenauffand erhalten und ich will keinem von euch beiden gegenüber unfair erscheinen. Seid versichert dass den momentanen Erfordernissen geschuldet ist, nicht irgendwelchem persönlichen Groll den ich gegen euch hege, oder irgendwelcher übermäßigen Grausamkeit“

Der Goldene hatte dies so ruhig gesagt, als hätte er vom Wetter geredet. Von sehr ernstem Wetter zwar, aber dennoch von nichts Besonderem. Mol blinzelte einmal, zweimal, doch dann riss er sich gewaltsam aus der unfreiwilligen Schockstarre, in die er bei diesen Worten verfallen war.

„Wenn ihr nicht die Ressourcen habt um weitere Gefangene zu unterhalten, warum haben eure Leute uns dann hierher gebracht?! Und um welche verdammte Situation geht es hier eigentlich?! Die Trandoshaner? Dann können wir helfen! Falls deine Leute es dir noch nicht gesagt haben man hat mir mein Schiff gestohlen. Wenn ihr Hilfe beim Kampf braucht dann könnt ihr mich durchaus zu den willigen Kämpfern zählen“

Sagte Mol entschlossen und trat einen Schritt nach vorne. Wenn nötig würde er kämpfen, aber sich nicht wie Schlachtvieh abknallen lassen. Er war ein Zabrak! Eine Rasse von stolzen Kriegern und er glaubte an die Zählerin! Er war stark! Und wenn er mit bloßen Händen gegen Blaster kämpfen musste, dann würde es wenigstens ein ehrenvollerer Tod sein als der eines verängstigten Nerf!

Doch es schien als würde er genau das tun müssen. Der Goldene zog die Mundwinkel zurück und sah ihn mit einer Miene trauriger Resignation an


„Ich fürchte das kann ich nicht tun. Ihr seid unbekannte Größen und mir bleibt nicht die Zeit euch auf Herz, Nieren und Loyalität zu prüfen. Wir haben schon einen Gefangenen und das reicht. Das einzige was ich für euch tun kann ist euren Tod so kurz und schmerzlos wie möglich zu gestalten…“

„Warum. Habt. Ihr. Uns. Dann. Hierher. Gebracht“

Unterbrach ihn der Zabrak laut und auf seinem schwarzen Gesicht spiegelte sich unmissverständliche Wut wieder. Seine gefletschten, weißen Zähne blitzen im krassen Kontrast zu seiner Hautfarbe und seine Hände waren so fest zu Fäusten geballt, dass rote Rinnsale zu Boden tropften wo seine Fingernägel in sein Fleisch schnitten.

Und die Attitüde des Goldenen machte ihn nur noch wütender. Dieser hatte die Arme zu einer Geste der Machtlosigkeit erhoben. Ihm schien jedoch der Anblick seines wutschnaubenden Gegenübers nicht das Geringste auszumachen.


„Meine Scouts haben einen Fehler gemacht…“

„Haben wir nicht!“

Unterbrach ihn plötzlich die helle Stimme Miriams, die von den Anwesenden unbemerkt erschienen war. Dicht hinter ihr folgten Beißer und Silar, der in zurückhaltender Geste eine Hand auf ihre Schulter gelegt hatte. Doch das war der jungen Frau offenbar egal.

„Die beiden haben wahrscheinlich wichtige Infos über die Trandoshaner die verloren gehen, wenn wir sie jetzt einfach abknallen. Der Zabrak hatte einen Vertrag mit ihnen, weiß also sicher etwas über sie, wenn wir Glück haben sogar über ihre schwebende Plattform. Wir…“

„Genug!“

Unterbrach der Goldene sie scharf, das erste Mal mit Ärger in den dunklen Augen

„Alles was wir brauchen hat uns unser Gefangener bereits geliefert. Die beiden sind ein Risiko, das ich nicht bereit bin einzugehen. Und jetzt genug davon. Silar, bring sie raus“

Miriam wollte noch etwas sagen, doch Silar packte ihre Schulter fester. Kurz schien es als wolle Beißer ihr beispringen wollen, doch ein kurzer Blick des Goldenen unterband dies.

„Tut mir Leid für diese Szene. Ich habe das hier schwerer gemacht als ich sollte“

Sagte er wieder zu Mol und Sliff, bevor er sich zum Gehen wandte. Er wirkte irgendwie müder und älter als zu Beginn ihres Gesprächs. Und irgendwie war etwas daran, das den Zabrak noch wütender werden ließ.

„IHR ELENDEN FEIGLINGE!“

Brüllte er plötzlich und machte drei Schritte auf den sich entfernenden Mandalorianer zu. Er musste das Klicken nicht erst hören um zu wissen, dass in diesem Moment gut ein Dutzend Blasterläufe auf ihn gerichtet waren

„Ich dachte ihr seid eine Rasse von Kriegern, aber ihr wollt uns abknallen wie Kathhunde! Habt ihr euren Willen zu kämpfen auf Mandalore zwischen den Titten eurer Schwestern gelassen?!“

Brüllte er und wütende Stimmen wurden in dem Raum laut

„Gebt uns wenigstens die Chance kämpfend zu gehen und zeigt dem Universum dass ihr euch nicht bei dem Gedanken in die Rüstungen sch’eißt gegen einen Zabrak und einen Kobok anzutreten!“

Mols Worte verhallten und eine bedrohliche Stille legte sich über die Halle. Er konnte die Blasterläufe fast schon spüren. Doch was hatte er zu verlieren?! Besser jetzt abgeknallt und die Chance den Goldenen oder einen der anderen mitzunehmen, als irgendwo draußen an die Wand gestellt zu werden. Außerdem hätte man dann mehr Arbeit ihn aufzuwischen. Oder aber…

„Ihr kämpft jeweils gegen zwei Gegner. Der Gefangene und einer von meinen, sowie zwei von meinen. Getrennte Kämpfe. Keine Hilfsmittel, nur körperliche Kraft. Glaubt nicht dass ihr auch nur einen Mandalorianer schlagen könnt“

Der Goldene spuckte auf den Boden und fuhr dann herum. Schnellen Schrittes verließ er die Halle, während gerüstete Arme Mol und Sliff von hinten packten.

[ Mittlerer Rand / Japrael-System / Dxun / Dschungel / aschebedeckte Lichtung / Camp der Mandalorianer / Fuhrpark ] Mol, Sliff, Anführer der Mandos, sowie gut ein Dutzend Krieger
 
Japrael-System | Dxun | Wald | aschebedeckte Lichtung | Camp der Mandalorianer | Wohncontainer] Sliff Quori, Mol

Sliff Quori stieß ein halb entrüstetes, halb entsetztes Zischen aus. Man verschleppte sie im Wald, brachte sie auf den Flugbestien hierher, sperrte sie ein, ließ sie dann bestimmt eine Viertelstunde lang sinnlos herumstehen... nun um ihnen dann in einer völlig unnötigen Weise mitzuteilen, dass sie exekutiert werden sollten? Verdammt, hätte man das denn nicht schon auf dem Felsplateau tun können? Wieso dann all der Aufwand? Etwa nur, um ihnen mit dieser widerlich überlegenen Gelassenheit ins Gesicht sagen zu können, wie ausweglos ihre Lage war? Der goldgerüstete Mann - einer der kleinsten Humanoiden, denen Sliff je begegnet war - schien wohl eines der größten Arschlöcher zu sein, die in dieser Galaxis unterwegs waren. Einer von der Sorte, die Spaß daran hatte, andere zum Tode zu verurteilen und dabei noch so zu tun, als bedaure man, dass sie sich selbst in diese Lage gebracht hatten. Solche Charaktere kannte er - es gab im Orden der Sith einige davon. Allerdings gehörten sie nie zu denen, die wirklich groß und einflussreich wurden. Ein solches Maß an Selbstverliebtheit konnte beim Aufstieg helfen, aber einen ebenso schnellen Fall nach sich ziehen. Dumm nur, dass der goldene Zwerg seine Machtposition nicht verspielt hatte, bevor Sliff und Mol vor ihn geführt worden waren. So konnte er sich leider zum Richter über Leben und Tod aufspielen.

Der Kobok hatte nicht vor, sich einfach abknallen zu lassen. Und im Moment machte auch niemand Anstalten, das zu tun. Selbst dann nicht, als die berechtigten Einwände der vernünftigeren, aber leider rangniederen Krieger abgeschmettert waren. Das passte: Vermutlich wollte man sie nicht hier und jetzt einfach niederschießen, sondern noch irgendeine unnötige Zeremonie drum herum basteln. Sie vor einer Reihe Schützen niederknien lassen oder buchstäblich an die Wand stellen. Weitere Zeit- und Energievergeudung, die nur dazu diente, der Hybris des Anführers zu schmeicheln und ihm das Gefühl zu geben, die Kontrolle zu haben. Doch Sliff wusste, dass das auch ein Vorteil sein konnte. Mit jeder Minute, die man auf diese Weise verschwendete, gab man den beiden Gefangenen die Möglichkeit, selbst wieder die Kontrolle an sich zu reißen. Jeder Augenblick konnte der entscheidende sein, in dem sich eine passende Gelegenheit zur Flucht oder zum Widerstand bot. Die Chancen, gegen diese Übermacht zu bestehen und aus dem Lager zu entkommen, standen schlecht. Aber der Jünger war bereit, es zu versuchen. Was hatten sie noch zu verlieren? Nichts. Denn die Drohung des kleinen Menschen nahm er absolut ernst.

Es war erstaunlich, wie unterschiedlich die beiden Gefangenen reagierten. Sliff Quori nahm das Todesurteil scheinbar ungerührt hin. Er widersprach nicht und sträubte sich nicht. Stattdessen hielt er mit seinen Rundum-Facettenaugen Ausschau nach einer Gelegenheit, irgendetwas an sich zu bringen, das man als Waffe einsetzen konnte. Er suchte nach schlecht gesicherten Fluchtwegen, nach Verstecken, nach den schwächsten Gegnern. Sein Überlebenstrieb war stark und über Jahre hinweg geschult von einem entbehrungsreichen, riskanten Leben als Jünger der Sith. Er hatte dabei auch gelernt, dass es überhaupt keinen Sinn hatte, mit jemandem wie dem Anführer der Mandalorianer zu diskutieren. Verbaler Widerstand bewirkte bei solchen Charakteren rein gar nichts, man konnte genauso gut versuchen, eine Lawine zum Anhalten zu überreden. Aber Mol schien das entweder nicht zu wissen oder es anders zu sehen. Der Zabrak schäumte vor Wut. Es war schwer zu beurteilen, ob sein heftiger Zornausbruch ein Ausdruck seiner Verzweiflung oder reine Berechnung war. Er forderte die Krieger und ihren Anführer verbal heraus. Zunächst ohne Erfolg, wie Sliff erwartet hatte. Die Beleidigungen schienen an den bunten Rüstungen abzuperlen wie Wasser. Aber dann, urplötzlich und für Sliff völlig unerwartet, änderte der kleine Anführer seine Meinung.

Der Jünger verstand die Welt nicht mehr. Dieses Umschwenken hätte er dem Mandalorianer nicht zugetraut. Offenbar war es Mol tatsächlich gelungen, ihn bei irgendeinem zweifelhaften Ehrbegriff zu packen. Innerlich jubelte der Kobok. Ihre Situation hatte sich gerade massiv verbessert. Wenn man ihnen erlaubte, um ihr Leben zu kämpfen - vorausgesetzt, man hatte wirklich vor, sie am Leben zu lassen, wenn sie gewannen - hatten sie eine reelle Chance. Der Zabrak war ein muskelbepackter Hüne, und welche Kraft in ihm steckte, hatte er bewiesen. Selbst die üble Verletzung seines Arms hatte ihn weit weniger beeinträchtigt, als Sliff erwartet hätte. Der Mann war zäh und würde sich nicht leicht unterkriegen lassen. Ob er gegen zwei gesunde, trainierte Krieger bestehen konnte, war natürlich fraglich, aber immerhin ging es um sein Leben: Mol würde sein Letztes geben. Und auch Sliff ging es so. Er war wesentlich kleiner und schmächtiger als der Zabrak, aber das konnte er kompensieren. Während sein Exoskelett keinen nennenswerten Schutz gegen Blaster und Vibroklingen bot, war es doch recht effizient, wenn er gegen unbewaffnete Gegner antrat. Fausthiebe und Tritte konnten ihn aus dem Gleichgewicht bringen, ihn aber kaum verletzen, ebenso wie Stürze. Man musste viel Kraft aufwenden, um den Chitinpanzer mit bloßen Händen zu zerbrechen. Mit ein wenig bösem Willen und Ausdauer konnte das zwei mandalorianischen Kriegern sicher gelingen. Aber ob sie wohl wussten, dass die Spitzen an seinen Armen und Beinen Giftdrüsen enthielten? Das lähmende Sekret hatte sich schon gegen Trandoshaner bewährt. Die dünne Haut von Menschen bot ihnen wenig Widerstand. Wer sich auf ihn stürzte, um ihn zu Boden zu ringen oder ihm Glieder auszurenken, der musste höllisch aufpassen, nicht gestochen zu werden. Zwei gute Schläge - für jeden Gegner einer - konnten ausreichen, um den Kampf für sich zu entscheiden. Vermutlich trauten weder die Mandos noch Mol ihm den Hauch einer Chance zu - er hatte sich bisher kaum als Kämpfer präsentiert, auch der Sieg gegen den Trandoshaner im Wald war eher Zufall als Geschick gewesen. Aber in einer Situation wie dieser gab es nichts Besseres, als unterschätzt zu werden.

»Falls du gegen den anderen Gefangenen kämpfst, bring ihn als ersten um«, raunte er Mol zu. »Dann sind wieder zwei Zellen frei und das dumme Ressourcen-Argument entfällt.«

Auch er würde sich im Zweifelsfall zuerst mit dem anderen Häftling befassen, um in dessen Gefängnis Platz zu schaffen. Er glaubte allerdings nicht daran, dass das genügen würde, um ihn und den Zabrak aus der Bredouille zu bringen. Ein Kampf war angesetzt, also würde er wohl auch ausgetragen werden. Doch dagegen hatte Sliff nichts einzuwenden. Das tat er nun auch den Mandalorianern kund.

»Ich bin bereit«, verkündete er. »Lasst uns am besten gleich anfangen. Wir wollen eure Zeit ja nicht unnötig verschwenden. Wer sind unsere Gegner, abgesehen von dem Gefangenen? Eure besten Krieger, will ich hoffen?«

»Nicht so ungeduldig, Käferjunge!«
antwortete ihm Miriam. »Du endest noch früh genug in einem Leichensack. Ein großer muss es ja nicht gerade sein.«

Und das, obwohl Sliff ihren Anführer überragte!

Es wäre ihm gar nicht so unlieb, gegen den Goldenen persönlich antreten zu müssen. Er gab sich nicht der Illusion hin, dass man dessen Kampfkraft an seiner geringen Körpergröße messen durfte. Wenn er es bis zum Chef dieser Truppe gebracht hatte, musste er einiges drauf haben und seine offensichtlichen Defizite durch großes Können kompensieren. Aber da Sliff sich sowieso nur auf seine Giftstacheln verlassen konnte, durfte ihm ziemlich egal sein, ob er es mit einem knallharten Profi oder einem unerfahrenen Jungspund zu tun bekam. So oder so musste er nur einen guten Treffer landen, um den Gegner auszuschalten. Und ein Sieg über den Befehlshaber konnte die Mandos vielleicht richtig beeindrucken. Oder es machte den Winzling wirklich wütend... nunja, sie würden sehen. Sliff rechnete nicht damit, dass man ihnen die Wahl überlassen würde.

Man führte die beiden hinaus ins Freie. In der Mitte des Lagers gab es eine Feuerstelle; leere Fässer dienten offenbar als Sitzmöbel. Ein kurzes Stück entfernt war ein runder, ungefähr sechs Meter durchmessender Bereich mit Seilen umspannt. Der rußgeschwärzte Boden war an dieser Stelle aufgewühlt und schlammig. Es sah aus, als würden sich dort regelmäßig Tiere suhlen. Aber da kein Vieh zu sehen war und die Mandalorianer vermutlich keine Schlammbäder nahmen, musste man sich diese Anomalie wohl anders erklären. Da man die beiden Gefangenen genau zu dieser Stelle führte, schien es sich wohl um einen Kampfplatz zu handeln. Vielleicht trugen die Krieger dort ihre Streitigkeiten aus oder sie schlugen sich einfach zum Zeitvertreib gegenseitig die Gesichter ein. Zuzutrauen wäre es ihnen.

Ein paar der Mandalorianer, die in der Nähe ihrer Arbeit nachgingen, legten nun ihre Lasten oder Werkzeuge weg und näherten sich. Sie schienen zu merken, dass etwas Interessantes stattfinden sollte - oder man hatte sie über Helmkomlinks informiert. Silar entfernte sich in Richtung einer Baracke. Aber Miriam und der Beißer begannen damit, ihre Rüstungen abzulegen. Zum ersten Mal sah Sliff die beiden nun ohne Helme. Allerdings brachte ihm das nicht viel: Sie sahen für ihn aus wie alle anderen Menschen. Um markante Unterscheidungsmerkmale zu entdecken, müsste er sie besser kennen lernen, und dazu hatte er keine Lust. Dass sie selbst am Kampf teilnehmen würden, war nun offensichtlich. Danach konnten sie, wenn es nach dem Kobok ging, gerne in Frieden auseinander gehen und sich nie wieder über den Weg laufen. Er würde bestimmt nie das Bedürfnis haben, einem von ihnen eine Karte zu schreiben.


»Nach welchen Regeln wird gekämpft?« wollte er wissen.

»Regeln?«
erwiderte Beißer mit überheblichem Grinsen. »Die gibt's nicht. Der Kampf dauert, bis entweder ihr oder eure Gegner tot oder kampfunfähig seid.«

Silar kehrte nun zurück. Vor der Mündung seiner Waffe trieb er einen Menschen her. Er war ein Unbekannter für Sliff. Im Gegensatz zu den Kriegern machte er einen ziemlich zerlumpten Eindruck. Das musste der andere Gefangene sein. Sein Gesicht sah aus, als hätte man leidenschaftlich auf ihn eingeschlagen, allerdings waren die Platzwunden mittlerweile verkrustet. Er schien sich schon ein Weilchen der mandalorianischen Gastfreundschaft zu erfreuen. Es war schwer einzuschätzen, ob er eine große Gefahr darstellte. Er war kein Hüne wie Mol, wirkte aber drahtig. Und in seinen Augen funkelte etwas, als er sie erblickte.

»Zuerst Mol Der Kobok blickte sich um. Hinter ihm stand der goldgepanzerte Anführer. Er hatte ihn trotz der auffälligen Erscheinung nicht kommen sehen. »Er tritt gegen unseren ehrenwerten Gast Mike Smith an - wenn ich die Blicke richtig deute, kennen sich die beiden bereits.«

Sliff Quori schaute zwischen dem Mensch und dem Zabrak hin und her. Sie tauschten tatsächlich Blicke, aber er hatte nicht die Fähigkeit, diese so detailliert zu interpretieren. Aber vielleicht konnte das auch der kleinwüchsige Befehlshaber nicht: Er konnte schließlich auch von Smith erfahren haben, dass die beiden eine gemeinsame Vergangenheit hatten. Immerhin hatten sie auf diesem Mond gegeneinander kämpfen wollen. Es hatte etwas Schicksalhaftes, dass es nun doch noch dazu kam.

»Sein zweiter Gegner ist Miriam. Anschließend der Insektoid gegen Beißer und Chap. Ich fürchte, ihr seid die Mühe nicht wert. Aber ich lasse mich gerne positiv überraschen.«


Japrael-System | Dxun | Wald | aschebedeckte Lichtung | Camp der Mandalorianer | Kampfplatz] Sliff Quori, Mol, Smith, Mandalorianer
 
[ Mittlerer Rand / Japrael-System / Dxun / Dschungel / aschebedeckte Lichtung / Camp der Mandalorianer / Fuhrpark ] Mol, Sliff, Anführer der Mandos, sowie gut ein Dutzend Krieger

Mol presste so fest die Kiefer auf einander dass es schmerzte. Die Muskeln an seinen verschränkten Armen schwollen, doch sein schwarzes Gesicht blieb ausdruckslos. Zwei Gegner waren eine Hausnummer, vor allem wenn es sich um kampfgestählte Mandalorianer handelte, die ihr ganzes Leben nichts anderes getan hatten, als das Handwerk des Krieges zu erlernen. Doch das größte Problem dass der riesige Zabrak hatte, war dass er noch immer nicht in Höchstform war. Sein Arm schmerzte und irgendein Parasit schien sich in der Wunde festgesetzt zu haben…doch man sollte es ja bekanntlich positiv sehen. Auf den ersten Blick sah er niemanden der es von der Statur her mit ihm aufnehmen würde.

Da machte er sich schon eher Sorgen um Sliff. Wie gut mochte ein Frachterkapitän, oder was er auch immer war, im waffenlosen Nahkampf trainiert sein? Wie konnte er hoffen gegen gleich zwei Mandalorianer anzukommen zu können? Wenn sich in dem kleinen, braunen Körper nicht möglichst fiese Überraschungen verbargen, dann hatte der Kobok ein Problem. Und doch…er hatte alleine einen bewaffneten Trandoshaner zu Fall gebracht und wenn man ihm in diesem Moment ansah, dann wirkte er von der Herausforderung absolut nicht eingeschüchtert. Einen Moment später musste Mol breit und zähneblitzend grinsen, als Sliff ihn anwies im Zweifel sofort auf den Gefangenen zu gehen, um Zellen für sie freizumachen.

„Du gefällst mir immer besser, Partner“

Raunte er zurück und klopfte ihm auf die Schulter. War er grade eben noch wütend und verzweifelt gewesen, so stieg seine Laune grade wieder exponentiell. Und sogar noch mehr, als der Kobok laut einforderte gegen die besten anwesenden Krieger kämpfen zu dürfen. Das selbstsichere Grinsen teilte sein Gesicht von Ohr zu Ohr. Zum ersten Mal seit er auf Dxun gelandet war, fühlte er sich als würden die Ereignisse sich endlich wieder nach ihm richten.

Nach einer kurzen Antwort Miriams wurden sie weggebracht. Wieder an die Erdoberfläche und in die Mitte des Lagers, wo sich der Kampfplatz befinden sollte. Sechs Mal sechs Meter und mit Seilen umspannt, Mol hätte gern mehr Platz gehabt, aber er musste sich nach den Gegebenheiten richten. Aus dem Augenwinkel beobachtete Mol wie sich Silar entfernte, doch seine Aufmerksamkeit wurde eher von Beißer und Miriam angezogen, die damit begonnen hatten ihre Rüstungen abzulegen, also offenbar zu den Kämpfern gehörten.

Zunächst besah er sich Beißer, konnte jedoch außer der Spezies nicht besonders viel feststellen. Was sahen Menschen auch alle gleich aus?! Das einzige herausstechende Merkmal war eine Reihe feiner Bisspuren um sein rechtes Auge. Deutlich aufschlussreicher war dagegen jedoch Miriam. Ohne die Rüstung sah sie fast schon schmächtig aus, ihre zierlichen Rundungen waren von der Rüstung klar übertrieben worden. Sie war keine Schönheit, die Nase war etwas zu groß und Sommersprossen verunzierten ihre sonst glatte Haut. Sie mochte einmal rote Haare gehabt haben, hatte sie sich jedoch in einem schreienden Cyanton eingefärbt. Etwas verwirrt sah Mol sie an. Sie wirkte nicht wie ein besonders starker Gegner und er hoffte beinahe, dass Sliff sie zugeteilt bekommen würde. Zwar vertraute er dem Kobok es im Zweifel zu schaffen, doch wünschte er ihm die schwächeren Gegner.

Doch noch waren nicht alle Karten auf den Tisch gelegt worden. Kurz musterte der Zabrak den dritten Mandalorianer der begonnen hatte sich zu entkleiden, doch dann blieb sein Blick am zurückkehrenden Silar hängen…und dem Gefangenen den er mitbrachte. Kahler Schädel, kantiges Gesicht, militärisch gestählter Körperbau, der Mann war kein fremder für Mol.

Mike Smith funkelte ihn mit einem Blick an, der einem das Blut in den Adern gefrieren lassen konnte und mit einem Mal fühlte sich der Zabrak auf die Subjugator zurückversetzt. Auch dort hatte der Mensch sich in der Überzahl befunden, doch Mol hatte es durch geschickte Lügen geschafft seine Leute zu übertölpeln und ihn selbst gefangen zu nehmen. Er konnte nicht sagen den Mann besonders gut zu kennen, doch eines sah man auf Anhieb: den Hass den der andere ihm entgegenbrachte. Mol konnte es ihm nicht verübeln. Schließlich war er es gewesen, der ihm sein Leben, welches er auch immer außerhalb des Militärs gehabt hatte, genommen hatte.

Plötzlich schallte die Stimme des Goldenen über den Platz. Er kündigte an, dass Mol gegen Smith antreten würde und dass, wenn er die Blicke richtig deutete die beiden bereits kennen würden.

„Besser als ich es wollen würde“

Bemerkte Smith laut und funkelte den Hünen an, doch Mol schaute ihn nur wortlos in die Augen und erwartete die weitere Ansage. Er zuckte die Schultern bei der Aussicht Miriam bekämpfen zu müssen. Dann war seine Strategie klar, er würde sich zunächst Smith widmen und sie dann als die kleinere Bedrohung zum Schluss erledigen. Dass Sliff gegen Beißer und den anderen Krieger antreten würde, war offensichtlich.

„Lasst uns endlich anfangen!“

Sagte Mol laut, nachdem der Goldene sich verächtlich über den vermeintlichen Verlauf des Kampfes geäußert hatte. Wütend schüttelte er die eiserne Hand ab, die bis dahin auf seiner Schulter geruht hatte und stieg in den Ring. Er holte tief Luft und begann sich zu dehnen. Er hatte nicht die Zeit die er gerne gehabt hätte, doch die hatte er vor anderen Kämpfen auch nicht. Laut knackte sein Nacken als er noch einmal den Kopf herumrollte, bevor er bereit war. Smith und Miriam hatten bereits ihre Kampfhaltung eingenommen.

„Zählerin steh mir bei“

Flüsterte er und sank dann in die Knie, wie zu einer seltsamen Verbeugung. Seine schwarzen Finger gruben sich in den aufgewühlten Schlamm und seine Augen beobachten seine beiden Gegner, die sich langsam in einem Halbkreis auf ihn zubewegten. Mol holte tief Luft, wartete einen Moment und stieß sich dann vom Boden ab, alle Kraft verwendend die seine Beine hergaben. Wie ein Stier stürmte er nach vorne, die scharfen Hörner gesenkt und auf die beiden Menschen gerichtet, die sich auf ihrer Runde zu nah gekommen waren. Der Hüne leerte seine Lungen mit einem Kriegsschrei, glaubte jedoch nicht, dass die erste Attacke bereits den Kampf beenden würde.

Smith wich grade noch rechtzeitig aus, bevor die Hörner sich in seinen Hals bohren konnten, wurde jedoch von Mols Schulter an der Brust erwischt und taumelte gegen die Bande. Miriam befand sich knapp hinter ihm, machte jedoch keine Anstalten auszuweichen. Mol schnaubte befriedigt in Erwartung eines leichten Sieges und erhöhte sein Tempo noch weiter. Dann hatte er sie erreicht. Sein Kopf stieß vor, durchschnitt jedoch nur leere Luft. Verwirrt schaute er auf, spürte jedoch nur noch zwei kleine Hände, bevor die Welt sich auf den Kopf drehte und der Erdboden hart gegen seinen Rücken schlug. Grade noch rechtzeitig riss er sich zur Seite, bevor eine kleine Faust genau dort in die Erde einschlug, wo grade noch sein Adamsapfel gesessen hatte.

So schnell er konnte versuchte er sich aufzurichten, entging jedoch nur knapp einem Schlag in sein Sonnengeflecht und einem Tritt zwischen seine Beine. Vor Wut schnaubend versuchte er den Bewegungen seiner Gegnerin zu folgen, doch sie war einfach zu schnell. Er hatte sie unterschätzt! Wütend trat er nach ihr, doch wieder erwischte er nur Luft, bevor sie grinsend auf der anderen Seite des Rings zu stehen kam.

„Was, etwa schon müde, Großer?“

Feixte sie und strich sich eine blaue Haarsträhne nach hinten, die sich aus ihrem Dutt gelöst hatte und ihr ins Gesicht gefallen war. Auch Mol bleckte die Zähne jedoch nicht um zu grinsen. Kurz öffnete und schloss er seine Fäuste und trat einen Schritt auf sie zu, doch ein trainiertes Paar Arme legte sich um seinen Hals und drückte zu. Der Hüne fauchte und packte den Menschen bei den Unterarmen und zog. Hinter sich hörte er, wie Smith ächzte, jedoch den Würgegriff aufrechterhielt. Wütend rammte Mol seinen Ellenbogen nach hinten, einmal zweimal, dann rammte er seinen Kopf zurück.

Der Mensch ächzte und widerstand nicht als er an der Schulter gepackt wurde. Mit aller Kraft riss ihn der Zabrak herum und schleuderte ihn gegen Miriam, die grade auf die beiden Ringenden zugehechtet kam, um ihrem Partner beizustehen. Und diesmal konnte sie nicht ausweichen. Die Frau schrie auf als ein gewiss fast doppelt so schwerer Mann auf sie zu liegen kam und dann auch noch ein riesenhafter Zabrak sich hinzugesellte. Einmal, zweimal schlug er zu, dem ehemaligen Captain der Easy Company ins Gesicht, bevor dieser sich berappeln und seinerseits zu Angriff übergehen konnte.

Mol keuchte auf, als eine geballte Faust sich in sein Sonnengeflecht bohrte und ein Knie in das sich reflexartig senkende Gesicht rammte. Einen Moment lang blind taumelte er zurück und duckte sich mehr reflexartig als irgendetwas anderes unter einem Tritt Miriams hinweg. Wütend schnaubend ging er wieder zum Angriff über, den Kopf gesenkt und in der Hoffnung blind sein Ziel zu treffen, bevor er sich sein eigenes Blut aus den Augen wischte.

Hin und her wogte der Kampf, in dem niemand wirklich die Oberhand erringen konnte. Zwar war es Mol der am meisten einsteckte, doch konnte er die wirklich lebensgefährlichen Treffer blocken, oder ihnen zumindest ausweichen. Mike Smith und Miriam waren ein gutes Team, Muskeln und Schnelligkeit vereint zu einer tödlichen Mischung, doch war auch Mol für einen Mann seiner Größe nicht grade langsam.

Und so schaffte er es schließlich die Menschenfrau doch noch zu erwischen. Hart krachte seine geballte Faust in ihr Gesicht und Miriam flog rücklings in die Bande, wo sie liegen blieb. Mol grinste und wandte sich Smith zu, der wenigstens genauso schlimm aussah wie sein Gegner.

„Endlich nur zu zweit. Darauf warte ich seit der Subjugator

Knurrte Mol und warf sich auf den Menschen. Hart krachte seine Linke in die stählernen Bauchmuskeln seines Gegners, der mit einem Hieb in Mols Gesicht konterte. Doch damit hatte der Zabrak gerechnet. Smiths Schwung nutzend riss er diesen hoch und warf ihn über seine Schulter in Richtung Boden. Wie ein Blitz hatte Mol sich umgedreht, seinen höllisch schmerzenden Arm ignorierend und sich auf den Menschen geworfen. Mit der Rechten schlug er gegen seine Schläfe und bohrte dann sein Knie zwischen dessen Beine.

Smith brüllte auf, doch anstatt sich vor Schmerz zusammenzukrümmen wie der Hüne es erwartet hatte, trat er zu, ihm mitten ins Gesicht. Blut schoss aus seiner Nase, während er spürte wie etwas zu Bruch ging und Sterne sein Blickfeld erfüllten. Mol spuckte Blut, packte den Menschen jedoch bei der Kehle und presste ihn gegen die Bande. Die Finger seiner linken Hand umfingen Smiths Stirn, doch es war nicht genug. Alles auf eine Karte setzend ließ Mol seine Gurgel los und packte den Kopf des Menschen mit beiden Händen, die Schläge ignorierend, die auf seinen Kopf und Oberkörper niedergingen.

Ein Tritt in sein Sonnengeflecht trieb ihn zurück, doch das einzige, dass dies dem ehemaligen Soldaten brachte, war, herumgerissen und rücklings in den Boden gerammt zu werden. Mit all seiner Masse warf Mol sich auf ihn, die Hände noch immer um seinen Kopf gelegt. Smith ächzte. Nun hatte er ihn. Als er zudrückte schrie Mol auf. Sein gebrochener Arm pochte vor Schmerz, fühlte sich an als wolle er abreißen, doch der Zabrak ließ nicht los.

Jetzt schrie auch Smith, realisierend dass sein Gegner etwas anderes vorhatte als ihm lediglich die Augen auszukratzen. Fast konnte man das Knirschen des Schädelknochens hören, doch immer weiter drückte Mol zu. Sein eigener Schmerz machte ihn rasend, verlieh ihm Kraft. Er spürte den Tritt zwischen die Beine nicht, den Schlag ins Gesicht, seine ganze Welt waren seine Hände und das schmerzverzerrte Gesicht seines Gegners darunter. Und schließlich, mit einer letzten Anstrengung, bewegten sich Smiths Schädelplatten. Mit dem hässlichsten Knacken gaben seine Schläfen und Stirnplatte nach und mit einer rotgrauen Fontäne implodierte sein Kopf. Kurz zuckten seine Glieder, dann lag er still.

Mol holte tief Luft, dann sah er auf. Der Kampf war noch nicht vorüber. Miriam hatte sich aufgerappelt und sich das Blut aus dem Gesicht gewischt. Ächzend stand auch ihr Gegner auf, die Hände mit Knochenstücken, Blut und zerquetschter Hirnmasse besudelt. Am liebsten hätte er sich hingelegt und sich ausgeruht. Sein ganzer Körper schmerzte, doch es gab keine Ruhe. Der Goldene hatte auf zwei Gegner bestanden.

Zitternd holte Mol Luft und stieß einen Laut aus wie ein verwundeter Stier, brüllte dann jedoch auf, während er auf die mickrige Menschenfrau zustürmte. Doch wie üblich ließ sie ihn ins Leere laufen und platzierte einen gutgezielten Tritt in seine Kniekehle, der ihn einknicken ließ. Doch der Zabrak hatte damit gerechnet. Er warf sich nach hinten und glitschige schwarze Finger griffen nach der jungen Frau, die jedoch abermals auswich und ihre trainierten Beine um seinen Hals schlang.

Geschockt holte Mol Luft als ihm klar wurde, dass sie ihm das Genick brechen würde, bevor er überhaupt dazu in der Lage sein würde wieder nach ihm zu greifen. Mit einem Mal schien die Zeit still zu stehen. Er sah ihren konzentrierten Gesichtsausdruck, während sie sich um sich selbst drehte, um die fatale Hebelwirkung zu erreichen. Er sah seine eigenen Hände, so viel zu weit unten, viel zu langsam um in die Höhe schnellen und er wusste dass es vorbei war.

Mehr aus Verzweiflung hinaus als wirklicher Hoffnung auf Sieg stieß er seinen Kopf nach vorne. Und doch, plötzlich befand sich ein Horn im richtigen Winkel. Jenes, welches auf der Subjugator von Droidenfeuer auf ein gezacktes, geschmolzenes Etwas reduziert worden war, bohrte sich in den weichen Hals der jungen Frau. Triumphierend röhrend riss Mol seinen Kopf nach hinten und die Zeit verging wieder normal. Miriam schrie auf als seine Hörner ihre Haut vom Hals bis zum Beckenknochen aufrissen und sie wie eine Spielzeugpuppe zu Boden gewirbelt wurde. Kurz versuchte sie aufzustehen, wurde jedoch nach hinten geschleudert, als ein schwarzer Fuß frontal in ihre Rippen krachte, die mit einem Übelkeit erregenden Geräusch barsten. Ein letzter Schlag ins Gesicht beförderte sie rücklings in die Bande, wo sie reglos hängen blieb.

Schwer atmend sank Mol in die Knie. Sein Arm war wieder aufgerissen und sein Gesicht glänzte blutig von zahlreichen Platzwunde und einer hässlich gebrochenen Nase…doch er lebte. Und er war siegreich. Schwach wie ein Kätzchen und wie ein Betrunkener wankend, richtete er sich auf und sank in die Begrenzung. Aus trüben Augen heraus sah er den Goldenen an.

„Zufrieden?“


[ Mittlerer Rand / Japrael-System / Dxun / Dschungel / aschebedeckte Lichtung / Camp der Mandalorianer / Kampfplatz ] Mol, Sliff und Mandalorianer
 
[Japrael-System | Dxun | Wald | aschebedeckte Lichtung | Camp der Mandalorianer | Kampfplatz] Sliff Quori, Mol, Smith, Mandalorianer

Die Mandalorianer versammelten sich um den Kampfplatz. Mit Ausnahme einiger weniger, die das Camp bewachen mussten, wollte sich wohl niemand das Spektakel entgehen lassen. Sliff Quori war bald von einer bunten Traube aus gepanzerten Kriegern umringt, die ihn nach vorne drängte, direkt hinter die Seile. Es roch nach gefettetem Metall und nach Mensch.

Mol, Mike Smith und Miriam, die sich als schlanke, fast schon kindlich gebaute Frau herausstellte, betraten den Ring. Nur kurz belauerten sie sich, dann ging es los. Der Zabrak führte einen heftigen Ansturm und offenbarte dabei, dass die Hörner auf seinem Kopf nicht nur dekorativen Zwecken dienten, sondern durchaus auch als Waffe eingesetzt werden konnen. Dieser erste Angriff ging jedoch ins Leere. Dann tauschten die drei Kontrahenten Hiebe, Tritte, Griffe und Würfe aus. Die Mandalorianer konnten sich für die gewalttätige Darbietung offensichtlich begeistern. Sie feuerten ihre Seite an. Dazu zählten sie Smith offenbar nicht. Sie waren ganz bei Miriam. Ob der Mensch oder der Zabrak draufging, war ihnen egal, und so jubelten sie ganz unabhängig davon, wer von beiden Prügel bezog. Jeder von ihnen musste einstecken und zunächst wirkte der Kampf relativ ausgeglichen. Mol war der stärkste und schwerste, was ihm Vorteile verschaffte. Aber die zahlenmäßige Überlegenheit seiner Gegner und die enorme Beweglichkeit der jungen Frau waren echte Probleme. Sliff hätte nicht freiwillig auf ihn gewettet. Doch das musste er natürlich: Von Mols Erfolg hing alles ab. Oder etwa nicht? Er blickte sich um. Dazu musste er nicht einmal den Kopf drehen, sondern sich nur auf die Bilder seines hinteren Auges konzentrieren. So konnte niemand bemerken, dass seine Aufmerksamkeit gar nicht mehr dem Kampf galt. Die Gerüsteten hingegen waren ziemlich abgelenkt von dem actionreichen Getümmel. Vielleicht konnte er sich ja zwischen ihnen hindurchwinden und dann einen Fluchtversuch unternehmen? Im ersten Moment wären sie sicherlich zu verblüfft, um etwas zu unternehmen. Er hatte zwei oder drei Sekunden, bis jemand auf ihn schoss. Seine schmale Silhouette verschaffte ihm vielleicht eine weitere Sekunde. Das würde vielleicht genügen, um hinter der Ecke des nächsten Containergebäudes zu verschwinden. Von dort waren es nur noch ein paar Schritte bis zur Umzäunung des Camps, und direkt dahinter lag der dichte Urwald. Vielleicht würde es ihm tatsächlich gelingen, sich dorthin durchzuschlagen. Allerdings ohne Mol. Den müsste er seinem Fluchtplan opfern.


Sliff war unschlüssig. Doch dann wurde ihm die Entscheidung abgenommen. Er entdeckte eine Gestalt auf einem Wachturm. Sie hielt ein langläufiges Gewehr in die Hand, das genau auf den Kampfplatz gerichtet war. Der Kobok vermutete, dass der mandalorianische Wachposten durch das Zielfernrohr das Kampfgeschehen beobachtete. Diese Pflichtverletzung machte seine Pläne zunichte. Denn dieser Schütze würde keine drei Sekunden brauchen, um auf ihn anzulegen. Ein leichter Schwenk des Laufes würde genügen, um ihn ins Visier zu nehmen. Man würde ihn einfach niederschießen, noch bevor er die Umzäunung erreichte. Also war das keine Option. Er musste hierbleiben und kämpfen. Sein Schicksal würde das von Mol sein und umgekehrt. Nun begann auch er, seinen Kämpfer anzufeuern. Dadurch gab es nur noch einen, der sich das Treiben schweigend und scheinbar ungerührt ansah: Den Goldenen.


Ein vielstimmiger Ruf schallte auf, als der Kommandant Miriam außer Gefecht setzte. Nun waren es vorläufig nur die beiden Männer, die es unter sich entscheiden mussten. Der Zabrak bekam den Kopf seines Gegners zu fassen. Seine Hände waren so groß, dass sie diesen fast komplett umgreifen konnten. Und seine Arme waren trotz der kaum verheilten Verletzung stark genug, um den Schädel zu knacken wie eine Nuss. Quori hatte in all den Jahren bei den Sith schon viel gesehen, doch so etwas noch nicht. Dass ein Humanoider den Kopf eines anderen mit bloßen Händen zerquetschte, war selbst nach seinen Maßstäben übelkeitserregend. Auch einige der hartgesottenen Krieger gaben angewiderte Laute von sich - nur wenige schienen sich für diese dreckige Szene wirklich begeistern zu können. Doch ihr Eifer kehrte zurück, als ihre Kameradin wieder in den Kampf eingriff.


Alles ging sehr schnell. Sliff wusste gar nicht genau, was passierte. Es sah so aus, als wollte Miriam mit ihren Schenkeln den Kopf von Mols Schultern reißen, aber dann spritzte plötzlich ihr Blut aus einer langen Schnittwunde. Der Kobok brauchte einen Moment, um zu realisieren, dass der Kommandant sie mit einem Horn aufgeschlitzt haben musste. Und dann war der Kampf vorbei. Nach ein paar brutalen Hieben sackte die Kriegerin zusammen. Nur die Seile verhinderten, dass sie in den aufgewühlten Schlamm fiel. Kraftlos, blutend und verdreckt von oben bis unten hing sie da. Ihr Oberkörper zuckte, sie hustete flach und sofort strömte Blut aus ihrem Mund. Die gebrochenen Rippen mussten sich in ihre Lunge gebohrt haben. Dieser Kampf war eindeutig vorbei. Obwohl Mol wirklich übel zugerichtet war, hatte er eindeutig gewonnen.


»Zufrieden?« wollte er von dem Goldenen wissen.

Eine Antwort erhielt er nicht. Aber dem kleinen Menschen war anzusehen, dass der Ausgang des Kampfes ihn überraschte und ihm zugleich sehr ungelegen kam. Sein Kiefer mahlte, doch er versuchte, nach außen hin die Kontrolle zu wahren.

»Macht den Ring frei«, befahl er. »Wollen wir sehen, was der Insektoid zu bieten hat.«


Die Krieger hoben Miriam aus den Seilen und trugen sie davon. Sliff konnte nicht sehen, ob sie noch lebte, und nur spekulieren, dass man sie in ein Lazarett oder etwas Ähnliches bringen würde. Mike Smiths Leiche ging man ziemlich ruppig um: Ein bulliger Kerl - nein, Irrtum, eine bullige Frau - packte einfach einen Arm und zerrte ihn aus dem Schlamm. Kaum war er unter den Seilen hindurch, kümmerte man sich nicht weiter um ihn und ließ ihn einfach liegen. Außerdem machte keiner Anstalten, die Reste seines Gehirns zu beseitigen. Der Boden des Kampfplatzes war nun auch mit Hirnmasse, Blut und anderen humanoiden Ausscheidungen vollgesogen - wirklich widerlich, sich da hinein begeben zu müssen. Aber man ließ Sliff Quori natürlich keine Wahl. Man schob ihn an Mol vorbei, der nun wieder von Bewachern umringt wurde, und schon traten auch die Gegner des Kobok in den Ring. Beißer war der größere von beiden, aber auch Chap - kein Mensch, sondern ein Duros oder Neimoidianer - überragte ihn deutlich. Zusammen wogen sie mindestens dreimal soviel wie er. Nachdem sie die Rüstungen abgelegt hatten, waren sie nur noch leicht bekleidet und zeigten, ebenso wie Miriam zuvor, viel nackte Haut. Beißer zeigte ein eindrucksvolles Muskelspiel: Er war ähnlich imposant gebaut wie der Zabrak. Der Grünhäutige war nicht ganz so muskelbepackt, sah aber nicht weniger beeindruckend aus. Sein ganzer Körper war mit wulstigen Narben bedeckt, die unmöglich alle aus Kämpfen stammen konnten. Entweder war er einmal in den Händen von wirklich talentierten und leidenschaftlichen Folterknechten gewesen oder er hatte sie sich als eine Art perversen Körperschmuck selbst zugefügt. Diese beiden derben Kerle waren mit Sicherheit ebenso harte Gegner wie Smith und Miriam.


Sie schienen die Absicht zu haben, den Kampf rasch unter Kontrolle zu bringen. Kaum waren sie unter den Seilen hindurch, stürzten sie sich auf den Kobok. Bevor dieser überhaupt reagieren konnte, schmetterte bereits eine Faust gegen seinen Schädel. Während er noch taumelte, bekam er einen zweiten Treffer auf die Brust. Die Platten seines Chitinpanzers schützten ihn, fingen aber die Wucht nur teilweise ab. Er taumelte und stürzte rückwärts in den Schlamm. Sofort warfen sich die beiden Mandalorianer auf ihn. Der Duros trat zweimal so hart zu, dass Sliff spüren konnte, wie eine seiner Panzerplatten sich verformte. Nur ein klein wenig mehr, und sie wäre gebrochen. Obwohl ihm das erspart blieb, waren die Treffer überaus schmerzhaft. Die Atemluft entwich ihm als lautes Keuchen. Er hörte die Rufe der Zuschauer. Manche waren offenbar enttäuscht darüber, dass er seinen Gegnern keinen härteren Kampf bot. Andere stachelten Chap und Beißer an, ihn augenblicklich umzubringen. Für sie schien der Kampf bereits entschieden zu sein. Und auch Sliff war nicht ganz sicher, ob er überhaupt noch die Gelegenheit bekommen würde, seine ›Geheimwaffe‹ einzusetzen. Sie konnten ihn einfach tottreten wie eine Schabe. Noch ein paar kräftige Schäge gegen den Kopf oder die Brust, dann war es vorbei.

Doch so einfach wollten seine Feinde es sich offenbar nicht mit ihm machen. Es war Chap, dem es der nach seinen Schultern griff und ihn aus dem blutigen Schlamm zog. Sliff wog nicht viel: Der kräfige Duros konnte ihn heben wie ein Kind. Beißer griff von hinten zu und umklammerte seinen schmalen Körper. Offenbar wollten sie ihn nicht in liegender, sondern in aufrechter Haltung zu Tode prügeln, weil das effektvoller war. Aber damit spielten sie ihrem scheinbar wehrlosen Opfer unwissentlich in die Karten. Der Mensch drückte ihn an sich - der Kobok drückte mit. Die Stacheln an seinen Unterarmen verletzten die Haut und reflexhaft pressten die Giftdrüsen ihren Inhalt in Beißers Gewebe. Durch die Facetten seines hinteren Auges,die nicht von Schlamm verklebt waren, konnte Sliff Quori beobachten, wie Beißer schlagartig blasser wurde. Schweiß trat ihm auf die Stirn, dann verdrehte er die Augen... und fiel einfach um. Die Zuschauer verstanden offensichtlich nicht, was soeben geschehen war; das war ihren Rufen zu entnehmen. Auch der Duros schien verunsichert: Er hörte auf, Sliffs Torso mit Schlägen einzudecken. Der Gefangene hatte ein paar Sekunden, um wieder zu Atem zu kommen und sich zu sammeln. Er stellte einen Fuß auf Beißers Kopf und drückte ihn tief in den Schlamm. Der Mann war am ganzen Körper gelähmt - wenn ihn nicht bald jemand aus dem Dreck zog, würde er darin ersticken. Der Sith-Jünger hatte nichts dagegen.


Chap griff erneut an, aber seine Attacken kamen nun zögerlicher. Er war sichtlich verunsichert. Sein Blick schweifte immer wieder zu seinem kampfunfähigen Kameraden, der im Begriff war, in dem blutigen Matsch zu ersaufen. Irgendwer im Publikum begriff vor dem Duros, was Beißer zugestoßen war. Zahlreiche Stimmen riefen ihm zu, er möge sich vor den Stacheln in Acht nehmen. Das war ein guter Rat, aber nicht ganz einfach umzusetzen. Sliff hielt nun beide Unterarme vor sich, um Kopf und Oberkörper abzuschirmen. Chap konnte nicht nach ihm boxen, ohne Gefahr zu laufen, sich selbt auf den giftigen Dornen aufzuspießen und das gleiche Schicksal zu erleiden wie sein Kamerad. Aber der Mandalorianer war nicht bereit, aufzugeben. Er täuschte einen Fausthieb an, führte stattdessen aber einen Tritt gegen Sliffs Becken. Der Kobok verlor erneut das Gleichgewicht und stürzte. Er fiel in die Pfütze aus Blut und Gehirnmasse, die von Mike Smith übrig geblieben war.


Der Duros stürzte sich auf ihn. Er setzte sich auf Sliffs Rücken und griff mit bemerkenswerter Geschwindigkeit nach seinen Handgelenken. Der Kobok wand sich, konnte sich aber nicht befreien: Dafür war sein Gegner zu schwer. Seine Arme wurden auf den Rücken gedreht und dort von einer kräftigen Hand fixiert, so dass er die Stacheln nicht einsetzen konnte. Die andere Hand griff nach seinem Hinterkopf. Ebenso wie Beißer zuvor wurde nun auch er mit dem Gesicht in den Schlamm gepresst. Die zähe, nach Blut stinkende Pampe drückte sich in seine Nasenlöcher und den Mund, in die Augen und Ohren. Sie schien ihn völlig in sich aufnehmen zu wollen. Atmen war unmöglich, seine Sinne waren betäubt. Selbst das hintere Auge war erblindet: Die schwielige graugrüne Hand des Duros drückte kräftig darauf. Mit aller Kraft versuchte er sich aufzubäumen, aber es gelang ihm nicht. Kopf, Arme und der gesamte Rumpf waren wie festgenagelt.


Nur die Beine konnte er noch bewegen. Und wie die Evolution es für sein Volk vorgesehen hatte, befanden sich auch daran giftige Stacheln. Die Glieder waren lang und beweglich. Mit der Kraft, die sonst für schnellen Lauf und weite Sprünge sorgte, keilte er nach hinten aus. Es waren unkontrollierte, blindwütige Bewegungen und die meisten von ihnen gingen ins Leere. Doch endlich traf er Chap mit der linken Wade. Einer der Dornen bohrte sich tief in dessen Fleisch, stieß auf den Knochen und... brach ab. Der zähe Schlamm erstickte Sliffs Schmerzensschrei. Dann war sien ganzer Mund voll damit. Erneut bäumte er sich auf... und diesmal konnte er sich zumindest ein Bisschen bewegen. Der Griff um seine Handgelenke hatte sich gelockert. Mit einem Ruck befreite er sine Arme aus der Umklammerung. Auch seinen Kopf konnte er nun heben. Sliff würgte eine widerliche Mischung aus Matsch, Speichel und seinem spärlichen Mageninhalt hervor, dann nahm er einen tiefen, lauten Atemzug. Chap hockte noch immer auf ihm, aber offenbar hatte auch ihn die Lähmung bereits umfangen. Er tat nichts, um zu verhindern, dass der Kobok sich unter ihm hervorstrampelte. Schließlich gelang es dem Jünger, die Last abzuschütteln und sich mühsam aufzurichten.


Er stieg hinkend über Beißer hinweg, der noch immer so lag, wie er ihn in den Dreck getreten hatte. Wie lange kam ein Mensch wohl ohne Atemluft aus?


»Zwei Kämpfe, zwei...«


Bevor er den Satz beenden konnte, übergab er sich noch einmal. Er hatte viel von dem Schlamm geschluckt diverse widerliche Geschmäcker in der Kehle. Die Erschöpfung tat das ihre dazu.

»...zwei Siege«, ergänzte er röchelnd. »Ihr habt uns unterschätzt. Was haben wir gewonnen?«


Die Frage klang naiv und war dem blutigen Ringen auf Leben und Tod, das Mol und er gerade ausgestanden hatten, nicht angemessen. Aber sie war sicherlich berechtigt. Der Anführer der Mandalorianer hatte ihnen nur erlaubt, gegen seine Leute zu kämpfen. Mit welcher Behandlung sie im unwahrscheinlichen Fall eines Sieges zu rechnen hatten, das hatte er nicht gesagt. Er hatte ihnen keine Gastfreundschaft oder gar Freiheit versprochen. Genau genommen hatte er nicht einmal zugesagt, anschließend auf eine Exekution zu verzichten. Wenn er nun ihre Ermordung befahl, wurde er nicht einmal wortbrüchig. Alles hing davon ab, ob er tatsächlich so etwas wie Ehre im Leib hatte.


[Japrael-System | Dxun | Wald | aschebedeckte Lichtung | Camp der Mandalorianer | Kampfplatz] Sliff Quori, Mol, Mandalorianer
 
[ Mittlerer Rand / Japrael-System / Dxun / Dschungel / aschebedeckte Lichtung / Camp der Mandalorianer / Kampfplatz ] Mol, Sliff und Mandalorianer

Mit dem Handrücken wischte sich Mol einen frischen Faden Blut von der Oberlippe. Mit starren Augen beobachtete er wie man Miriams geschundenen Leib eilig wegbrachte und Smiths Leiche wenig gefühlvoll aus dem Ring zerrte. Wieder einmal stand er siegreich über einem Feld aus Blut, irrelevant ob sich dieses blütengleich im Weltraum ausbreitete, oder ob die Fußstapfen im Ring sich langsam damit füllten.

Das Bild war eine gute Illustration der letzten zehn Jahre seines Lebens. Er hatte Freunde verloren, Feinde niedergestreckt und war immer irgendwie mit dem Leben davongekommen. Der Zabrak wusste nicht warum er genau jetzt darauf kam. Vielleicht hatten die Schläge auf den Kopf ihn doch mehr mitgenommen, als es am Anfang geschienen hatte, vielleicht sollte er doch lieber Miriams eventuell letzten Weg folgen und im Lazarett auf einige mit Bacta getränkte Verbände hoffen…?

Doch nein. Es war nun Sliffs Zug und schuldete er dem kleineren Insektoiden nicht vorort zu bleiben und einzugreifen, falls es einem der Mandalorianer einfiel unfaires Spiel zu betreiben? Es wäre feige und selbstsüchtig jetzt zu gehen, oder nicht? Die Zeit fällte die Entscheidung für ihn. Beißer, ein Kraftpaket vor dem Herrn und Chap ein hässlicher Duros der entschlossen wirkte dem Kobok jede Chitinplatte einzeln zu brechen, bestiegen den Ring und gingen auch sogleich zum Angriff über.

Zum frenetischen Jubel der anderen Mandos und zum Schreck Mols schien diese Taktik aufzugehen. Von knochenbrecherischen Schlägen fiel Sliff rücklings in den Schlamm und wurde sofort weiter mit Fäusten und Füßen beharkt. Der Kampf hatte noch keine dreißig Sekunden gedauert und schon lag der Kobok am Boden. Wie lange würde es dauern bis seine Panzerplatten barsten?

„Verdammt steh auf!“

Stimmte Mol in die Rufe der Umstehenden ein und stützte sich mit beiden Armen auf die Seile, die die Kampffläche begrenzten. Doch es schien unnütz. Wie ein Sack wurde Sliff in die Höhe gehoben, wohl um ihn besser prügeln zu können. Das war dann wohl der Kampf…oder etwa nicht? Plötzlich wankte Beißer und kippte ohne scheinbare Fremdeinwirkung Gesicht voran in den Schlamm. Was war geschehen?!

Gift. Das war die Antwort die einen Moment später diverse Krieger brüllten und die auch dem Zabrak in den Sinn gekommen war. Offenbar war Sliff nicht ganz so wehrlos, wie seine Statur vermuten ließ. Und nicht ganz so harmlos. Mehrere wütende Rufe hallten über den Platz als er Beißers Gesicht mit dem Fuß in den blutigen Matsch stieß. Mol packte einen blau gerüsteten Krieger beim Arm, der Anstalten machte in den Ring zu steigen und dem gelähmten Menschen zu helfen.

„Nicht bis der Kampf vorbei ist, Mando“

Zischte er ihn an und ein unverständliches Wort auf mando’a drang hinter dem undurchsichtigen Visor hervor. Halb erwartete der Zabrak eine handgreifliche Reaktion, doch der Krieger riss sich lediglich los und schaute dann wieder auf den Ring, in dem sich die Situation wieder dramatisch geändert hatte. Sliff lag abermals im Schlamm und Chap auf ihm. Der Kobok zappelte und wand sich, doch es schien als wäre er diesmal sicher gefangen und sein Gegner gegen die verhängnisvolle Wirkung der Giftstacheln an seinen Beinen gefeit. Vor Spannung hielt Mol die Luft an. Der Beginn des Kampfes hatte ihn gelehrt, dass der Insektoid nicht so einfach unterzukriegen war.

Und tatsächlich. Plötzlich keuchte Chap auf und Sliff hörte auf zu zappeln. Mühsam entrang er sich dem Griff des Duros und keuchte seinen Triumph heraus. Mol grinste müde. Sie hatten es geschafft.

„Bacta und Betten…“

Antwortete der Goldene auf die Frage des Kobok was ihnen das Kämpfen eingebracht hatte. Seine Stimme klang rau, beinahe schon geschockt. Doch noch deutlicher sprach sein Gesicht, in das der Unglauben nahezu hineingemeißelt war

„…und ein Platz in der ersten Reihe wenn wir in einer Woche gegen Zek Ssikarn ziehen. Irgendwo anders wäre euer Talent verschwendet“

Der Goldene ließ offen wie er das meinte. Zumindest schaffte er es jeglichen ironischen Unterton aus seiner Stimme zu verbannen. Auch sein Gesicht verriet nichts weiter, denn er hatte sich bereits zum Gehen gewandt. Auch Mol drehte sich um. Grade wurden Chap und Beißer auf Repulsorliegen abtransportiert und zusammen mit Sliff zum Lazarett gebracht. Wortlos folge Mol ihnen und betrat den geräumigen Wohncontainer, in dem offenbar die Verletzten versorgt wurden.

"Alles in Ordnung bei dir?"

Fragte Mol und setzte sich neben den Kobok auf eine Liege.


[ Mittlerer Rand / Japrael-System / Dxun / Dschungel / aschebedeckte Lichtung / Camp der Mandalorianer / Lazarett ] Mol, Sliff und Mandalorianer
 
[Japrael-System | Dxun | Wald | aschebedeckte Lichtung | Camp der Mandalorianer | Lazarett] Sliff Quori, Mol, Mandalorianer

»Bacta und Betten.
« Noch selten hatten zwei Wörter für Sliff Quori so verheißungsvoll geklungen. Er wusste gar nicht, was von beidem er jetzt dringender herbeisehnte. Er fühlte sich so elend wie selten in seinem Leben. Und zugleich verspürte er einen immensen Triumph. Er hatte es geschafft. Sie beide. Sie hatten ihre Gegner besiegt und damit offensichtlich sogar den Goldenen beeindruckt. Ob ihr Sieg Racheaktionen nach sich ziehen würde, darüber wollte der Kobok zum jetztigen Zeitpunkt nicht nachdenken. Und auch nicht darüber, was ihn und Mol in einem Kampf gegen Ssikarns Trandoshaner erwarten würde. Vielleicht war das erst der Beginn allen Elends gewesen. Doch diesen Gedanken verdrängte er gekonnt. Er freute sich einfach darüber, am Leben zu sein, und berauschte sich am Geruch von Bacta, der ihm noch nie so köstlich vorgekommen war. Obwohl die Mandalorianer bei der Reinigung und Behandlung seiner Wunden nicht gerade sachte vorgingen, nahm er jede medizinische Hilfe gerne an. Und ebenso bereitwillig würde er sich schlafen legen, egal wie sein Quartier beschaffens ein würde. Nach dem Lager in der Wildnis, mit dem er in der vergangenen Nacht hatte vorlieb nehmen müssen, würde ihm selbst ein versifftes Feldbett in irgendeinem garagenähnlichen Schlafsaal vorkommen wie die Präsidentensuite im Great Imperial Hotel von Bastion Center. Nach einem der übelsten Tiefpunkte seines Lebens schien es nun langsam aufwärts zu gehen. Auch wenn es bisher nicht geglückt war, Dxun zu verlassen, begann das Zweckbündnis mit Kommandant Mol sich auszuzahlen.

Auch der Zabrak bekam ärztliche Hilfe. Und dabei erkundigte er sich nach Sliffs Befinden.


»Geht schon«, antwortete der Kobok. »Ob du's glaubst oder nicht, ich war schon schlimmer zugerichtet. Auch wenn ich noch nie unter solchen Bedingungen kämpfen musste. Ich hoffe, man gibt uns Blaster, wenn wir in den Kampf gegen die Echsen ziehen. Das liegt mir mehr als der unbewaffnete Kampf.«


Leider waren sie in der Krankenstation von zahlreichen Mandalorianern umgeben. Sie konnten also nicht wirklich frei miteinander sprechen. Eine Debatte darüber, ob sie an diesem Kampf wirklich teilnehmen wollten, oder ob es nicht vernünftiger war, der mandalorianischen Gastfreundschaft so rasch wie möglich zu entkommen, verbot sich. Dabei hielt Sliff das für ein wichtiges Thema. Er war nicht sicher, welchen Gefallen sie sich damit tun würden, sich mit den bunt gerüsteten Kriegern einzulassen. Mit ihren Siegen hatten sie bestimmt Eindruck hinterlassen, sich aber nicht nur Freunde gemacht. Ihm war nicht entgangen, dass man es nach einer Weile aufgegeben hatte, den Beißer zu reanimieren. Wie es um Miriam stand, konnte er von seiner Position aus nicht erkennen.


»Aber im Moment bin ich nur froh, dass es fürs Erste überstanden ist. Du glaubst gar nicht, wie sehr ich mich nach einem Bett sehne. Schlaf, ohne befürchten zu müssen, dass Trandoshaner aus dem Dickicht springen oder Dschungelviecher auf unseren Füßen rumkauen... allein dafür hat sich der ganze Ärger schon gelohnt.


Und was ist mit dir, Mol? Geht's dir so übel wie du aussiehst?«

Denn rein äußerlich schien Mol viel stärker mitgenommen zu sein als der Insektoid. Durch die dünne, weiche Haut des Humanoiden waren alle Arten von Blessuren viel besser zu sehen als durch das stabile Exoskelett des Kobok. Aber dass er kaum äußere Verletzungen aufwies, bedeutete nicht, dass er durch die wuchtigen Hiebe und Tritte keine Verletzungen erlitten hatte. Ja, Bacta war nun wirklich willkommen - so sehr, dass Sliff sich gar nicht fragte, wie ein paar mandalorianische Herumtreiber an das kostbare Gut gelangt waren.


[Japrael-System | Dxun | Wald | aschebedeckte Lichtung | Camp der Mandalorianer | Lazarett] Sliff Quori, Mol, Mandalorianer
 
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