[ Ryloth - Kala’uun - Almaris Schneiderei - Torryn, Tier, Iouna, Alamsi (NPC), Almari (NPC)]
Iouna stellte sich gar nicht die Frage, was das alles bringen würde. Ob das was bringen würde. Ob das alles nur eine Zeitverschwendung war. Entspannt folgte sie Alamsi und Almari, stieg vorsichtig die Treppe die von der Schneiderei zur Taverne führte hinauf. Schon vor dem Eingang hörte sie das für die Gaststätten typische Summen. Heitere Menschenstimmen. Lachen. Normalität. Wie früher. Wie früher. Wie überall in der Welt. Dann betraten sie die Taverne. Im Hintergrund spielte leise Musik, fast alle Tische waren besetzt. Almari gab ihnen ein kleines Zeichen mit der Hand; sie sollten hier am Eingang kurz warten. Dann ging sie zur Theke, an der ihr Mann (Keluun) selbsthändig das Bier für die Gäste einschenkte. Gleich danach nickte der Twi’lek und warf einen raschen Blick auf Iouna und Torryn, winkte einen Droiden zu sich, der umgehend seinen Platz an der Schenke nahm. Dann wischte er seine Hände mit einem Tusch trocken und kam er zu ihnen herüber.
„Willkommen auf Ryloth.“, sagte Keluun freundlich lächelnd. „Da drüben ist noch ein Tisch frei.“
Sie folgten ihm zum Tisch und das Paar nahm nebeneinander platz, Alamsi rückte an Seite ihres Vaters, der jetzt auf die andere Seite des Tisches deutete. „Setzt euch, was wollt ihr trinken? Die Küche ist schon zu, aber wir haben bestimmt noch die Suppe übrig, habt ihr Hunger?“
Iouna liebte Suppen und nickte heftig. Sie hatte Hunger. Auch das Bier, das berühmte Rylother Bier bestellten sie. Und es hatte sich gar nicht als schwer gezeigt, neben Torryn zu sitzen. Seine Nähe störte sie jetzt nicht mehr, eher im Gegenteil, sie genoss sie ein bisschen. Und vor allen Dingen war sie überrascht, dass sie keine Angst mehr empfand. Keine Angst vor Torryn. Und das was sie wirklich spürte, erkannte sie lediglich als eine angenehme Entspannung. Selbst als Torryn sie anblickte, direkt in ihr Gesicht, in ihre Augen schaute, zwar kurz, aber eindringlich, selbst dann verstand sie die frühere Angst nicht, und mehr noch: er kam ihr plötzlich wie ein netter Junge mit dem sie öfters und gerne durch die Kneipen zieht. Und sie beide kamen ihr jetzt wie ein gewöhnliches Pärchen, nichts besonderes, einfach zwei junge Menschen, zwischen denen etwas knistert, völlig harmlos, völlig normal und unbeschwert. Es musste doch nur an der friedlichen Stimmung in der Taverne liegen, an dem beruhigenden Klirren der Gläser, an den Blicken des Twi’lek-Ehepaares, die sie so sehen, genau so wahrnehmen wollten. Und für einen klitzekleinen Moment entstand in ihr noch eine andere, fremde, Empfindung, sie spürte auf einmal etwas wie ein Gefühl der Zugehörigkeit zu Torryn.
Böses, schwarzes Ding, sagte Alamsi noch am Landeplatz. Nur das Mädchen schien erkannt zu haben, dass mit Torryn etwas nicht stimmte. Beeindruckend, auch belustigend - nicht weiter beunruhigend. Iouna senkte den Kopf und griente, sie würde das Kind nicht mehr darauf ansprechen, wozu denn auch.
Armer Torryn, wenn er nur wüsste…wenn er nur wüsste, was sie über ihn dachte… sie blickte zu ihm, warm, lächelte ihn an und dann streifte sie leicht seine Hand, und dann aber nahm sie tatsächlich seine Hand und drückte sie kurz.
Wie ein Spiegelbild ihrer Bewegung tätschelte jetzt auch Keluun die Hand seiner Frau und lächelte. Als ob dieses Gefühl ansteckend wäre. Welches Gefühl nur? Iouna lehnte sich zurück und legte ihre Hände vor sich auf dem Tisch. Sie grinste als Keluun ihr das unbewusst nachmachte. Durchaus war das ein gutes Zeichen - etwas wie eine verbalfreie, positive Kommunikation zwischen ihnen. „Nun, was habt ihr in unserer Stadt vor?“, fragte er heiter. „Alamsi hat schon erzählt, dass ihr Jedi seid. Aber sie hat auch erwähnt, dass du eine rote Lichtwaffe hattest.“, er zeigte mit dem Finger auf Torryn und hob eine Braue hoch. „Was stimmt denn nun?“
„Wir sind keine Jedi. Aber ihr sieht doch, dass wir nicht so schlimm sind, wie das über sie Sith behauptet wird. Man soll nicht alles glauben, was in Holonews erzählt wird.“, Iouna zwinkerte dem Twi’lek zu.
„Was sucht ihr auf Ryloth? Verbringt ihr hier etwa eure Flitterwochen?“, ein gurrendes Lachen entriss sich Keluuns Kehle.
Iouna prustete los. „Nein, das aber ganz sicher nicht! Nein, nein.“, sie züngelte sich, bezwang sich ihrer Stimme einen unbedingt ernsten Unterton zu verleihen. „Wir sind auf der Suche nach den Pflanzenkristallen und nicht zum Spaß hier. Wir wollen, nein, wir MÜSSEN auf die Nachtseite. Unser…“, rasch blickte sie zu Torryn und korrigierte sich. „… Torryns Meister braucht sie für den Bau seiner Lichtwaffen. Nun deshalb sind wir da.“ Iouna spürte, wie heftig ihr Herz schlug. Immer noch konnten sie nicht ganz sicher sein, wie die Twi’lek reagieren. Ob es wirklich keine Zeitverschwendung war, hier zu sitzen. Wenigstens die Tatsache, dass sie keine Jedi waren, schien ihnen nichts auszumachen. Verwunderlich eigentlich. Und dann zeigten sie noch Interesse an den Lichtwaffen und mehr noch: Verständnis für ihr Vorhaben.
„Zudem wollen wir herausfinden, ob die Morlanji-Eklave noch existiert. Wisst ihr etwas darüber?“, setzte Iouna fort.
„Nun. In der Tat gibt es Gerüchte...“, began Keluun.
„In den Gerüchten steckt immer ein Körnchen Wahrheit, Keluun.“, sagte Almari mit einer Spur Strenge in der Stimme.
„Da ist aber noch etwas. Auch deshalb werden wir den Kontakt mit der Morlanji-Eklave brauchen. Wir wollen…“, Iouna senkte die Hand unter den Tisch, packte Torryn am Oberschenkel und drückte fest zu „…nein, wir MÜSSEN Glitterryll finden.“
„Wie bitte? Ihr wollt doch nicht…“, Almari hob eine Braue hoch, beugte sich über den Tisch zu Iouna und musterte sie besorgt.
„Wir…wir brauchen Glitteryll. Bald. Sehr bald.“, Antwortete Iouna aufgeregt. „Davon hängt das Leben mehrer Menschen. Kinder.“ Mehr als das würde sie allerdings nicht erzählen.
Keluun lehnte sich zurück, kreuzte die Arme vor der Brust und nickte. „Was braucht ihr denn noch alles? Ihr habt ja wirklich eine lange Wunschliste.“
Iouna blickte kurz zu Torryn, dann stützte sie sich mit den Unterarmen am Tisch und lächelte strahlend. Entwaffnend. „Nicht mehr viel. Nur noch entsprechende Ausrüstung und… einen DEMP2. Eine Ionenwaffe.“
„Eine DEMP-2. Droiden willst du bestimmt nicht damit jagen, oder?Aber wenn die Gerüchte stimmen, soll es dort Energiespinnen geben, verstehe. Gute Wahl.“, Keluun hielt kurz inne und rieb sich mit den Fingern am Kinn. „Nun ja.“, sagte er endlich, beugte sich nach vorne und sah die beiden abwechselnd an. „Es ist zwar eine lange Wunschliste. Aber ich glaube, ich kann euch helfen. Aber es gibt nichts umsonst. Alamsi hat euch schon von unseren Problemen mit den randalierenden Trandoshaner erzählt. Ich schlage nun folgendes vor: wenn ihr uns helft, werden wir euch auch helfen.“
Dann lehnte er sich abwartend zurück und legte den Arm um die Schulter seiner Frau. Almari schaute aber bekümmert und nachdenklich in ihr Trinkglas und schüttelte leicht den Kopf.
Inzwischen erschien der Droide und tischte die Suppe auf. Während er noch die Schüsseln verteilte, knurrte Iounas Magen. Das Essen roch so schön. Sie hatte einen Bärenhunger, gierig näherte das Gesicht dem heiß aufsteigenden Dampf und zog genüsslich die Luft ein. Und dann nahm sie den Suppenlöfell in die Hand. Guten Appetit, Guten Appetit! Graupensuppe. Sämige. Sie nahm einen Löffel voll in den Mund. Die Suppe schmeckte wirklich ausgezeichnet. Die Graupen verteilten sich in ihrem Mund. Und dann der Geschmack, diese eine bestimmte Note. Ein ihr bereits bekanntes Gewürz? Sie hatte diese Suppe, eine ähnliche, sehr ähnliche Suppe bereits gegessen, erinnerte sie sich plötzlich, und um diese Vermutung zu bestätigen, nahm sie schnell den zweiten Löffel. Doch auf Telos! Wie konnte sie es vergessen? Ihre Mutter hatte sie gekocht. Oft. Es war ein bekanntes Rezept. Auf Telos hatte sie sie gegessen. Auf Telos. Nun auch Ian (Dice) dürfte sie kennen. Ganz sicher kannte er diese Suppe. Ganz sicher hatte er sie gegessen. Denn auch seine Mutter (Gracie) hatte sie gekocht. Iouna versenkte den Löffel in der Brühe und zerkaute jede Graupe einzeln mit den Zähnen. Körnig-mehlig. Genau diese Suppe hatte sie doch mal auch bei den Dices gegessen. Sie versuchte jetzt die Suppe zu schlucken, doch ihre verengte Kehle tat ihr ein wenig weh. Eine Graupe verfing sich zwischen ihren Zähnen und störte. Jerome schob zu ihr das letzte freie Kindestühlchen, sie sollte sich hinsetzen. In der weißen Porzellanschüssel schwamm diese Suppe. Diese Graupen. Ian war aber nicht da. Nicht im Esszimmer. Wo war Ian? Warum war Ian nicht da? Ian? ‚Ian möchte nur ein bisschen schlafen.’, sagte Jerome sie und löffelte seine Suppe in aller Ruhe weiter, dann brach er Brot, reichte zu Iouna und den Rest stopfte er sich in kleinen Stückchen in den Mund, dann löffelte er weiter und weiter. Das Kind Iouna aß nicht, sie schluckte die Suppe, schnell, schnell, ohne zu kauen schluckte, und so schnell war sie fertig, noch vor den anderen, selbst vor Jerome, und so dass es ihr etwas schlecht am Ende war. Und es fühlte sich wie Angst, die sie befiel als sie dann den Boden der Schüssel erblickte. Auf dem Porzellanboden war etwas mit dicken schiefen Buchstaben eingraviert; das Kind Iouna strengte sich an, um es zu entziffern: I A N las sie.
Ihr wurde kalt, obwohl die Taverne alles andere als kalt war. Ein Grauen überfiel sie. Sie stieß die Schüssel von sich, drehte den Kopf leicht zur Seite und erledigte sich möglichst unauffällig, hinter Torryns Rücken, der restlichen Graupen im Mund. Dann spülte sie den Geschmack der Suppe mit Bier herunter.
„Schmeckt es dir nicht?“, fragte Almari besorgt. „Möchtest du etwas anderes essen?“
„Doch, doch, ich habe bloß keinen Hunger.“, sagte sie mit brüchiger Stimme und wischte mit der Hand übers Gesicht. Ihre Augen waren feucht. Wie peinlich jetzt, wie ärgerlich. “Entschuldigung, es ist nur…die Suppe war etwas scharf, nichts weiter.“, Iouna bemühte sich zu lächeln, aber ihre Mundwinkel zitterten.
„Hilf mir doch.“, flüsterte sie zu Torryn. Flehentlich. „Bitte, hilf mir doch diese Suppe zu essen.“ Dann lehnte sie das Gesicht an seinem Arm, während sie weiterhin, vergeblich, versuchte die Beherrschung über ihren zitternden Körper zu erlangen.
„Du hast Liebeskummer!“, kicherte Alamsi.
„Das stimmt doch gar nicht.“, Iouna blickte sie rasch an, in ihrer Stimme klang Ärger. Entschlossen schob sie die Suppenschüssel zu Torryn.
„Alamsi! Jetzt Schluss.“, ermahnte Almari das Kind, dann sah sie zu Iouna. Neugierig. Überrascht. „Alles in Ordnung mit dir, Iouna?“
Iouna offnete den Mund um etwas zu erwidern, aber in dem Moment erklang ein lautes Warnsignal in der Taverna.
[ Ryloth - Kala’uun - Keeluns Taverne - Torryn, Tier, Iouna, Alamsi (NPC), Almari (NPC)]