Horatio d'Val
Ritter der Kokosnuss

Gefangen in den 70ern
BBC, Großbritannien 2006
16 Folgen in 2 Staffeln
Darsteller
John Simm.....Sam Tyler
Philip Glenister.....Gene Hunt
Liz White.....Annie Cartwright
Dean Andrews.....Ray Carling
Marshall Lancaster.....Chris Skelton
Tony Marshall.....Nelson
Noreen Kershaw.....Phyllis Dobbs
Kevin McNally.....Harry Woolf
Inhalt
Der junge und aufstrebende Polizeiinspektor Sam Tyler aus Manchester wird während der Suche nach einem Serienmörder von einem Auto angefahren. Als er erwacht, befindet er sich immer noch in Manchester und ist immer noch Polizist. Alllerdings im Jahr 1973...
Angeblich wurde er aus der Vorstadt Hyde zur Truppe des groben, mitunter gewalttägiten, chauvinistischen und trinkfeudigen Chefinspektors Gene Hunt als dessen Vertreter versetzt. Verwirrt und fasst verrückt schwankt er zwischen den Möglichkeiten, entweder psychisch labil und wirklich im Jahr 1973 zu sein oder im Jahr 2006 im Koma zu liegen und dies alles nur zu träumen. Einzig der jungen Polizistin Anni Cartwright vertraut er sich an und erzählt ihr von seinen Identitätsproblemen. Seine Verwirrung nimmt durch die immer wiederkehrenden "Kontakte" in das Jahr 2006 zu, in der Regel durch elektronische Geräte wie Telefone, Radios und Fernseher, in denen er Menschen aus diesem Jahr - Ärzte, Freunde, Famile - mich ihm reden hört.
Ungeachtet dessen kommt er mit den altmodischen und nicht besonders effektiven Arbeitsmethoden seiner Kollegen im Jahr 1973 nicht wirklich klar. Intensiv versucht er, die aufkommenden Fälle mit den ihm vertrauten "modernen" Methoden zu lösen. In der Regel erfolgreich. Doch mit zunehmender Zeit bekommt er den Eindruck, dass die Lösung für seine verwirrende und konfuse Situation in seine Kollegen und den anstehenden Fällen liegen könnte...
Das ganze wird auch noch dadurch erschwert, dass ihm 1973 immer wieder Personen trifft, mit denen 33 Jahre später zu tun haben wird.
Meine Meinung
Irgendwie bin ich überrascht, dass über die Serie noch kein eigener Thread aufgemacht wurde, immerhin wurd sie bereits 2007 auf Kabel 1 erstmalig ausgestrahlt - zumal sie überdurchschnittlich gute Kritiken gekriegt hat.
Selber - muss ich gestehen - habe ich nur vereinzelte Folgen im Fernsehen gesehen, bevor mir die Serie nun komplett verfügbar war. Und ich habe sie verschlungen. Eine hochinteressante Idee wurde hier grandios umgesetzt, dazu noch mit klasse Schauspielern besetzt und detailreich umgesetzt. Bei der Ausstattung hat man wirklich das Gefühl, sich in den 70ern zu befinden und man sich hier und da durchaus ein wenig künstlerische Freiheit genehmigt hat, ist die Atmosphäre, in der die Serie spielt und vor allem die "mentale Problematik" des Sam Tyler fantastisch rübergebracht.
Ein weiterer Pluspunkt - natürlich nur, wenn man darauf steht - ist der super 70er-Jahre-Soundtrack. Eigentlich ein Muss.....
Das die Serie mit "nur" 16 Episoden in 2 Staffeln vergleichsweise kurz ist, ist in diesem Fall auch ein Vorteil. So konnte man meiner Meinung nach einerseits die Inhalte qualitativ besser verpacken und andererseits die Serie gezielt zu einem Runde Ende führen.
Ein großer Schwachpunkt für den deutsprachigen Zuschauer ist die Kürzung der einzelnen Episode um im Schnitt 6 Minuten - teilweise mit enormen Einschnitten für die Story und die Charaktere. Zwar sind die einzelnen Episode immer noch sehr gut, kennt man aber die ursprünglich Fassung, ist vieles klarer und das ganze erhält noch eine zusätzliche Tiefe. Fairerweise muss man sagen, dass diese Kürzungen mal nicht auf dem Mist der deutschen Rechteinhaber gewachsen sind. Diesmal stammen sie von der BBC selber.
Fazit .... ein absolut TV-Highlight, welches ich jedem empfehlen kann. Oder eher muss. 10 von 10 Punkten.
Diese Amis
Auch die Amerikaner waren von der Idee und der Qualität des Stoffes überzeugt. So überzeugt, dass sie selber bereits 2 Jahre (!(1) nach dem Original ein Remake (!)2)) produzierten, welches auf den amerikanischen Markt zugeschnitten war. Manchester wurde ihr ausgetauscht gegen - trommelwirbel - New York! Auch die Lauflänge der einzelnen Episoden wurde auf eine handelsübliche Länge gestutzt. Es wurde auch nur eine Staffel gedreht, dann wurde die Serie eingestellt. Wenn ich mir die Auflösung der Serie auf Wikipedia (ENG) durchlesen, komme ich zunehmend zu einem Schluß : eine Serie (bzw. ein Remake) welches die Welt nicht braucht. Und irgendwie ein typisch amerikanisches Ende.
Prequel
Inzwischen gibt es auch eine Fortsetzung - Ashes to ashes.
In unserer heutigen Zeit wird eine Polizeipsychologin mit dem Fall "Sam Tyler" beauftragt. Bei einem Einsatz erhält sie einen Kopfschuss und fällt in ein Koma. Keine Sorge. Sie erwacht aber nicht im Jahr 1973. Sonder 1982 und trifft unter anderem auch auf Gene Hunt....

Wie dieses Sequel nun qualitativ ist und ob es wirklich nötig war, sei dahingestellt. Vielleicht ist es den Machern wirklich sehr gut gelungen. Life on Mars kann aber auch so gesehen werden.