Am Freitag habe ich den vermutlich letzten Star Trek Film gesehen und hab mir mal ein paar Gedanken dazu gemacht. Da ich mit TNG aufgewachsen bin und durch die Serie zum ersten Mal mit dem phantastischen Genre in Berührung gekommen bin, freute ich mich die ?Helden meiner Kindheit? wieder zu sehen, trotz der schlechten Kritiken, die der Film bekommen hat.
Die erste Hälfte des Films fand ich gar nicht mal schlecht, auch wenn Picard als Büddenredner hart an der Grenze war. Schön fand ich, dass man noch mal die alten Charaktere wie Wesley Crusher oder Guinan sah. (Wo war den eigentlich Dr. Pulaski, wenn ein Klassentreffen, dann bitte richtig). Die Ermordung der Senatoren fand ich ziemlich gut umgesetzt, auch wenn es für Star Trek Verhältnisse ziemlich brutal war, oder vielleicht gerade deswegen. Die Szenen auf dem Wüstenplaneten waren nicht schlecht aufgenommen, sahen ziemlich gut aus. Vielleicht auch etwas Star Trek untypisch, genauso wie die Mad-Max Verfolgungsjagd, die in einem etwas ?unrealistischen? Sprung in die Freiheit endet.
Der kleine Cameo-Auftritt von Janeway war auch noch ganz nett, obwohl Janeway nicht unbedingt zu meinen beliebtesten Charakteren gehört. Der Cameoauftritt bringt uns nun nach Romulus. Die grosse Enthüllungsszene ist dann nun doch nicht so gross wie erwartet, sondern eher plump. ?So, Picard. Nun bin ich da, dein hinterhältiger böser Klon, der nur Frieden will!? Nicht mal der treudoofe Harry Kim würde glauben, dass die Remaner auf Frieden aus sind, wenn man sich die Masken derselbigen anschaut. Ebenso gut hätte man auf die Stirn schreiben können: ?Vorsicht, wir sind die Bösen!? Dies hätte man aber wahrscheinlich aufgrund der Star Trek obligatorischen Knuppel auf der Stirn wahrscheinlich nicht lesen können. Wahrscheinlich hatte man von den Remanern noch ein paar Knuppel übrig, und hat sie den Romulanern draufgeklebt, um die Verbundenheit besser zu symbolisieren.
Das anschließende Gespräch zwischen Shinzon und Picard gehörte dann wieder zu den besseren Szenen des Films, und es war auch die letzte gute Szene für eine laaange Zeit. Nun haben unsere Helden also doch herausgefunden, dass die Remaner nun doch nicht so gut sind, wie sie vorgeben. (Ich werfe den Mantel des Schweigens über die etwas komische Flucht von dem Warbird, in der Picard im Akimbo-Style reihenweise die gefürchteten remanischen Soldaten niedermäht, die so tapfer in den Dominionkriegen gekämpft haben). Zwischen dem Abflug von Romulus und dem recht ahnsehnlichen Weltraumkampf geschah dann relativ wenig, über das ich schreiben will und kann. (Ich werfe mal wieder den Mantel des Schweigens, diesmal über die ?schockierende? Vergewaltigung). Der finale Showdown ist dann genauso unspektakulär, wie der ganze Film. Wenn ich mich richtig erinnere wechseln Shinzon und Picard nicht sehr viele Worte, als sie kämpfen. Und als sich Picard letztendlich Shinzon und weiteren ca. 25 Remanern entledigt hat (Remaner sind vermutlich das romulanische Äquivalent zu den Hunderten namenlosen Fähnrichen, die in den letzten 30 Jahren ihr Leben lassen mussten) steht er erschüttert da, obwohl es noch eine Superwaffe zu entschärfen gibt. Dies erledigt Data für ihn dann, der sich dabei selbstlos, und wer hätte es geahnt, ziemlich unspektakulär opfert. Datas ?Flug? zum Warbird wäre eigentlich ganz gut gewesen, wenn nicht dazu diese armselige Kopie des ?Superman-Theme? erklungen wäre.
Das Ende ist dann auch wieder enttäuschend unspektakulär, da kaum darauf eingegangen wird, dass die Crew, die man seit 15 Jahren kennt und liebt auseinander bricht. Data ist ?tot?, Riker verlässt mit Deana die Enterprise, laut dem Drehbuch hätte Dr. Crusher die Enterprise ebenfalls verlassen sollen.
Fazit:
Nemesis ist ein Sci-Fi-Film, der recht gut anfängt, aber ab der Hälfte leider in Langeweile ausartet. Der Film hätte Potential gehabt, aber das wurde leider verschenkt (z.B. B-Forrest-Data-4; Konflikt Shinzon - Picard; der ganze Rest der Crew, abgesehen von Data und Picard). Dazu bietet das Drehbuch einige riesige logische Löcher (woher hat Shinzon B-4 her; woher hat ein unterdrücktes Sklavenvolk die Mittel und das Know-How ein solches Kriegschiff zu konstruieren; was ist eigentlich Shinzons Motivation; warum bauen die Remaner ihre Ultra-Tödliche Waffe direkt hinter der Brücke ein; welche Funktion hat eine Schlucht in einem Raumschiff, hier musste ich irgendwie an Galaxy Quest denken...) die das Vergnügen auch deutlich trüben.
Bei Nemesis hatte ich dasselbe Gefühl wie bei ?Stirb an einem anderen Tag?. Eine Fortsetzung eines erfolgreichen Franchises, die zwanghaft durch moderne Stilmittel (Überbelichtung auf dem Wüstenplaneten, Zeitlupen, Flashbacks) versucht modern zu wirken, obwohl es gar nicht in die Filme passt, und die Story bedient sich dabei munter bei den Vorgängern.
Die Geschichte der TNG-Crew wurde nicht richtig zu Ende gebracht. Es bleibt, wie bei den meisten Aspekten des Films, ein ungenügendes Gefühl zurück. Das hat man bei DSN viel besser gemacht.
Bei jedem neuen ST-Film meckern die Kritiker: ?Eine normale Folge der TV-Serie auf zwei Stunden aufgeblasen!?. Bei keinem anderen ST-Film konnte ich dieser Aussage so zustimmen wie bei Nemesis.