T7K94 (T-K-System)

[T7K94 | Krater der Tar | Unterirdisches Höhlensystem | Haupthöhle der Tar samt der Matriarchin] - Saphenus, Darth Hybris

Die Sicht noch immer durch den hauchdünnen Film schwarzen Blutes auf dem Visier vernebelt, starrte er in die Ferne und geradewegs das Monster an, das da begierig auf sie wartete. Zwar waren keine Details auszumachen, all die Kleinigkeiten, die seine Furcht noch weiter steigern würden, waren nicht zu erkennen, doch allein diese monströse Gestalt jagte ihm Angst ein. Auf seinen Knien, die Hände auf dem Boden abgestützt und den Kopf in den Nacken gelegt, hielt er den Atem an. Er zitterte. Trotz der vielen Tar, die er auf dem Weg hierhin vernichtet hatte, schrumpfte sein Selbstbewusstsein zusammen und hinterließ einen verängstigten Zabrak. Zumindest zu nächst. Neben der Furcht gab es etwas anderes, etwas, das sich seinen Weg nach oben bahnen wollte: Hass. Er war wieder da und drohte sich zu einem Waldbrand zu entfachen, würde er nicht dagegen ankämpfen. Sie war für alles verantwortlich, diese verdammte Königin schickte ihre Diener in dem kopflosen Versuch, die beiden Eindringlinge zu töten, ins Jenseits. Wegen ihr waren sie so weit von ihrem Weg entfernt, sie war schuld, dass sie noch immer durch die Höhlen wanderten und sie vielleicht niemals verlassen würden. Seine Fäuste ballten sich, Dreck sammelte sich in den Handflächen und wurde zu einem Klumpen zusammengedrückt. Wie gerne würde er einfach zu ihr gehen und die Klinge seines Lichtschwertes in ihre Augen bohren. Er wollte ihr das Grinsen aus dem Gesicht wischen und beweisen, dass er endlich würdig war die Bezeichnung Sith zu tragen. Er genoss den Hass, der sich immer weiter durch seine Adern schob. Fast lächelnd schloss er die Augen. Doch sie würden nicht geradewegs zu der Königin gelangen. Als er seine Augenlider wieder öffnete und sich anschickte aufzustehen und auf die Matriarchin zu zugehen, schob sich ein Männchen in sein Blickfeld. Hybris, der gerade noch mit düsterem Blick seinen Schüler angestarrt hatte, wandte sich ebenfalls diesem Feind zu, der nun zwischen ihnen und ihrem Etappenziel stand. Vorsichtig streckte Saphenus seine Sinne aus, er musste wissen ob man dieses Männchen ebenfalls spüren konnte. Und tatsächlich, es glomm in der Macht. Doch nicht nur dieses Männchen war zu spüren, auch die Königin selbst erstrahlte und zeigte deutlich ihre Präsenz. Hoffnung durchströmte den Zabrak und plötzlich schwoll sein Hass ab. Vielleicht war doch noch nicht alles verloren, Hybris stand noch immer an seiner Seite. Hoffentlich war die Wut des Executors nicht minder gewaltig wie die seines Schülers. Schweigend stand Saphenus nun neben dem Albtraum, den Blick geradewegs auf das Männchen gerichtet. Es war nicht nur gewaltig und muskulös, sondern auch noch mit Metallplatten an verwundbaren Stellen gepanzert worden. Eine riesige Keule in der Hand hatte es die beiden Eindringlinge nun auch bemerkt und verzog höhnisch das Gesicht. Für einen Moment fühlte sich Saphenus wieder als würde er am Boden liegen, den Wächtertar über sich aufragend, mit dem mit weißer Paste verschmierten, gewinnenden Ausdruck im Gesicht. Doch dann überkam ihm die Erkenntnis, dass er noch immer lebte. Zwar durch die Hilfe seines Meisters, aber nichts destotrotz atmete er, was man von den Wächtertar nicht sagen konnte. Sollten ihre Leichen doch verrotten!

Die Worte seines Meisters drangen durch den Komlink und Saphenus stockte der Atem. Zunächst hielt er die Anweisung das Männchen irgendwie abzulenken für einen Scherz, doch der Albtraum machte keine Scherze. Dafür war die Situation zu ernst. Es blieb ihm nichts anderes übrig als zu schlucken und das Zittern in seinen Händen in den Griff zu kriegen. Der Griff seines Lichtschwertes beruhigte ihn ein wenig, seine Waffe würde ihn nicht im Stich lassen. Das Männchen schien nicht länger auf den Kampf warten zu wollen, es hob drohend die Keule. In dem Moment, in dem Hybris nach vorne sprintete, folgte ihm Saphenus und all seine Gedanken waren wie weggefegt. Je näher sie dem Männchen kamen, desto höher ragte es über ihnen auf, doch Saphenus konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Der plötzliche Adrenalinschub hatte seinem Zorn Tür und Tor geöffnet, er beherrschte ihn nun komplett und verdrängte jegliche Rationalität aus seinen Gedanken. Er versuchte sich zu konzentrieren und sammelte die Macht um sich herum. Dann beschleunigte er und trieb sich mit der Macht von hinten an. Er erreichte eine Geschwindigkeit, die er noch nie in seinem Leben erreicht hatte. Es interessierte ihn nicht, dass er über jede Unebenheit im Boden stolpern konnte, ihm war als würde er in der Luft fliegen und gar keine Bodenhaftung mehr haben. Noch bevor die Keule sie erwischen konnte, waren sie hinter dem Männchen und aktivierten ihre Klingen. Vor ihnen offenbarte sich der geschuppte Rücken und Saphenus wünschte sich nichts sehnlicher als die glühend heiße Klinge in das Fleisch seines Gegners zu treiben und den wohl süßen Sieg davon zu tragen. Doch das Männchen würde es ihnen nicht so einfach machen. Im letzten Moment ließ er sich fallen als der Schwanz drohte sie in Stücke zu reißen. Der Luftzug zischte an ihnen vorbei und erlaubte einen Eindruck davon wie stark dieser Hieb doch gewesen sein musste. Dann verschwand der Albtraum und zunächst stockte Saphenus der Atem: Floh sein Meister? Doch der katapultierte sich stattdessen direkt zu dem Männchen und klammerte sich nun an eine der Platten, die von dessen Rumpf hingen. Dem Männchen war das anscheinend egal, es hielt den Zabrak fest im Blick, richtete sich auf und stapfte dann auf ihn zu. Die Keule fest in der Hand, es schien als hätte er Tarhaut um das Ende gewickelt um es besser halten zu können, fing er an zu grinsen. Was immer Hybris vorhatte, es musste schnell gehen, dachte Saphenus panisch als der Tar immer näher kam. Der Hass, der ihn eben noch befeuert hatte, wich wieder der Angst, Saphenus umklammerte sein Lichtschwert stärker und hielt es schützend vor sich. Wieder rächte es sich, dass er das Training mit dieser Waffe bisher vernachlässigt hatte. Tunnelblickartig konnte er nur auf diese Keule blicken, die mit jedem Schritt nach vorne und nach hinten wippte. Er merkte gar nicht, wie sich aus den Wänden der riesigen Höhle kleine Punkte ergossen, die langsam aber sicher auf sie zukamen. Die Königin hatte sich indes keinen Meter bewegt, mit vernichtenden Augen verfolgte sie den Kampf aber aufmerksam. Das Männchen war nicht mehr weit entfernt, er schien das Gefühl zu genießen langsam auf sein Opfer zu zugehen und es zu verängstigen. Dann hob er langsam die Keule als würde ein einziger Schlag damit das Leben des Zabrak beenden. Wahrscheinlich wäre es auch so gewesen, doch Saphenus katapultierte sich erneut aus dem Weg. Nicht so weit weg wie sein Meister, dennoch entging er dem Schlag. Vermeintlich. Den anscheinend hatte das Männchen damit gerechnet und änderte den Kurs seiner Waffe im letzten Moment. Sie schlug wenige Zentimeter neben dem Zabrak ein und ließ den Boden beben. Sein Visier zitterte bedrohlich, glücklicherweise war es repariert worden sonst hätte es diese Belastung nicht mehr überstanden. Durch die Wucht des Schlages wurde Saphenus ein wenig nach oben geschleudert und kam dann zitternd zum Liegen. Das Männchen grinste breiter, da schlug Saphenus zu. Das Lichtschwert trieb geradewegs in die Keule hinein, doch anstatt sie in zwei zu teilen, hinterließ sie nur eine Kerbe. Was war nur mit diesem Planeten los, dass alles an, in und auf ihm danach strebte Machtnutzern das Leben schwer zu machen? Saphenus hieb weitere Male auf die Keule ein, dann zog der Tar seine Waffe weg und riss dem Zabrak das Lichtschwert geradewegs aus der Hand. In einem hohen Bogen flog es davon, er schaute ihm panisch hinterher. Er durfte sie nicht verlieren. Plötzliche Hilflosigkeit übermannte ihn, dann verzog sich sein Gesicht zu einem grimmigen Lächeln. Er wollte ein Sith sein, er wollte die Macht kosten. Sollte er sie doch nutzen! Die Waffe war ihm mittlerweile so vertraut, dass er sie schnell in der Macht fand. Er umschloss sie mit der Energie und versetzt ihr einen Stoß, sodass sie nun zumindest wieder in die Richtung ihres Herrn flog. Er kam gar nicht dazu ein Glücksgefühl darüber zu empfinden, dass ihm das gelungen war, denn währenddessen erhob das Männchen erneut die Keule und wieder im letzten Moment sprang Saphenus aus seiner Reichweite. Das Lichtschwert prallte wenige Meter von ihm entfernt auf dem Boden auf, er sprintete dahin und griff ungeschickt danach. Er bekam es gerade noch zu fassen, dann aktivierte er es wieder. Das Männchen war schon wieder bei ihm. Was trieb Hybris so lange, verdammt nochmal, dachte er sich und wich erneut einem Keulenhieb aus. Mittlerweile meldeten sich seine Muskeln, Milchsäure schoss durch seine Adern und machte ihn träge. Dieses Katz und Maus Spiel würde er auf Dauer nicht gewinnen können. Der Tar selbst schien nicht beeindruckt zu sein, sein Brustkorb senkte und hob sich zwar tief, doch langsam und gleichmäßig. Dann hielt er inne und breitete die Arme aus als würde er jemanden willkommen heißen. Und tatsächlich, um sie herum hatte sich ein Ring aus Tar gebildet, die ihnen wie in einer Arena zuschauten. Sie waren unbewaffnet und gehörten allesamt zu den Spähern. Es gab keine Wächter und auch keine insektoiden Sklaven. Die haben bestimmt nur Verspätung, dachte Saphenus in einem Anflug von Galgenhumor. Die Tar hielten sich zurück, nur zwei einzelne näherten sich Saphenus. Sie waren aber genau so ungeschickt wie jene, die sie bereits am Anfang des Höhlensystems getötet hatten und fielen schnell den unkoordinierten Hieben des Zabrak zum Opfer. Doch das Männchen ragte weiter vor ihm auf, wieder hob es die Keule. Das Lächeln wurde noch breiter und schwoll zu einem tiefen Lachen an. Es hielt die Klaue mit der Keule erhoben und verhielt sich regungslos, als würde es demonstrieren wie man mit Eindringlingen wirklich umgehen sollte, als wollte es die Unfähigkeit der einfachen Drohnen unter Beweis stellen. So verharrte es und die Sekunden verstrichen. Dachte Saphenus zunächst noch, dass ein weiterer Adrenalinschub die Zeit um ihn herum langsamer zu vergehen schien, so wurden es immer mehr Sekunden und schließlich dachte er, er verlor wirklich den Verstand. Das Lachen verstummte, doch der hämische Gesichtsausdruck blieb. Dann verdrehte das Männchen die Augen, die Muskeln verspannten sich. Zunächst löste sich die Keule aus den Klauen und fiel krachend auf den Boden, dann fiel der erhobene Arm herunter und riss den restlichen Körper mit sich. In einer unnatürlichen Haltung verdreht lag das Männchen nun auf dem Boden, die Metallplatten schlugen beim Fall aneinander sodass es sich anhörte als würden Glocken läuten. Erhaben stand der Albtraum bei der Leiche und Saphenus wurde bewusst, dass sein Meister ja auch noch da war. Zum Glück für ihn, mochte man meinen.


Die Drohnen um sie herum blieben regungslos stehen, Saphenus drehte sich mit erhobenem Lichtschwert im Kreis, doch niemand rührte sich. Wild fuchtelte er mit dem Energiestrahl hin und her, doch kein Tar machte Anstalten sich auch nur im Mindesten zu bewegen. Dann fing die Erde an zu zittern. Als würde etwas Riesiges auf sie zukommen, spürte Saphenus die Vibrationen. Als er den Blick wieder in Richtung der Königin wandern ließ, wusste er auch woher sie kamen. Mit großen Schritten kam sie auf sie zu und wurde immer gewaltiger. Eilig stoben die Tar auseinander um ihr Platz machen, diejenigen, die nicht schnell genug waren, wurden einfach beiseite geschleudert oder mit einer lässigen Bewegung der gewaltigen Klauen in das ebenfalls riesige Maul gestopft und mit einem einzigen Biss verspeist. Ihr Atem zischte wie die Ankündigung eines Sturms durch die Höhle, unbewusst wich Saphenus Schritt für Schritt zurück während die Königin näher kam. Bis sein Fuß gegen die Leiche des Männchen prallte und er fast nach hinten über fiel. Noch behielt er das Gleichgewicht und dann wichen auch schon die letzten Drohnen aus dem Weg. In aller ihrer Pracht ragte die Königin über ihnen auf, sein Verstand konnte ihre Gestalt zunächst gar nicht begreifen. Welches der unzähligen Details sollte er auch als erstes betrachten? So blieb sein Blick auf ihr Maul gerichtet, Fetzen von Tar hingen in den Zähnen, ein bisschen Blut und Speichel flossen aus den Mundwinkeln. Die Zunge schnellte in der Mundhöhle umher, selbst sie war mit kleinen Stacheln besetzt. Das Maul wurde größer, immer weiter und Saphenus fürchtete sich vor dem Geräusch, das in wenigen Augenblicken daraus entweichen würde…


[T7K94 | Krater der Tar | Unterirdisches Höhlensystem | Haupthöhle der Tar] - Saphenus, Darth Hybris, Matriarchin, Drohnen
 
[T7K94 - Im Krater der Tar -In dem unterirdischen Reich der Tar - Haupthöhle der Tar samt der Ollen die das Sagen hat - Saphenus und Hybris und ein Männchen der Tar, weit entfernt vermutlich die Matriarchin]

Er war kein Kletterer. Ja, im Grunde konnte man ihn ohne weiteres als Jemanden beschreiben der vier mal wöchentlich in den Kraftraum ging, Muskelmasse aufbaute und sich deshalb ganz stark vorkam, diese aber nie sinnvoll nutzte. Was hatte er davon seinen Körper über zehn Kanten hintereinander hieven zu können, wenn ihn schon jede Unregelmäßigkeit straucheln oder gar abstürzen ließ? Weder zitterten seine Arme, noch breitete sich das charakteristische Brennen darin aus als er sich den Tar hinauf zog. Doch er führte sich eben wie ein Laie auf, halt so, wie er auch einer war. Das sich der Berg den er bestieg bewegte und ständig versuchte seinen Schüler in einen Blutfleck am Boden zu verwandeln, machte es natürlich auch nicht besser. Die meist frei schwingenden Platten am Unterleib reagierten auf jede seiner Bewegungen und kaum änderte der Tar seine Richtung, gab es erneut eine Kurskorrektur. Alles in allem war Hybris also mehr damit beschäftigt nicht abzustürzen und sich still darüber zu beklagen das er die Macht nicht sinnvoll nutzen konnte, als das er tatsächlich an Höhe gewann. Er durfte das Riesenvieh nicht loslassen, ruckartig und meist auch unvorhersehbar wie es sich bewegte. Würde er sich einfach hinauf katapultieren, er könnte im nächsten Augenblick schon irgendwas abbekommen und zerschmettert werden. Oder von der Matriarchin bemerkt und nachdem diese den anderen Tar gewarnt hatte, platt gemacht werden. Da hing er nun also, ging genau so viele Schritte nach vorne wie zurück und verfluchte die ganze Situation. Selbstverständlich konnte er sich binnen ein oder zwei Sekunden nach oben katapultieren und das Hirn des Riesentar in Schleim verwandeln, die Macht dazu besaß er, doch was dann? Sobald die Herrscherin der Tar mitbekam was er konnte, sollte er nah genug an sie heran kommen, würde sie mit Sicherheit nicht mehr zögern alles auf sie zu werfen, Hauptsache sie blieben ihr fern. Den Blick fest auf die sich schnell hebende Brust des Tar geheftet, bekam Hybris nur am Rande mit wie sich die Höhle mit den kleinen Tar Attentätern füllte. Jetzt nicht, sagte er sich und griff nach der nächsten und letzten Kante. Sie stellte quasi den Gürtel des Riesen dar und bestand vermutlich aus den Schuppen von Tar oder dem Chitin der Insektoidensklaven. Mit Anzug war das schwer zu sagen, doch das Material gab kaum nach als sich der Executor daran festhielt und dann seine über einhundert Kilogramm nach oben zog. Dabei berührte er zwangsläufig auch die Schuppen des Tar, doch der schien sich im Augenblick – wie geplant – auf seinen Schüler zu konzentrieren und bekam daher nichts mit. Und dann kam plötzlich die Gelegenheit. Hybris überlegte noch wie er sich am besten auf den Gürtel stellen und dann weiter hinauf kommen sollte, da drehte sich der Tar von der Matriarchin weg und beugte sich auf eine Weise, die es Hybris erlaubte seine nächsten Bewegungen vorauszusehen. Er wollte erneut zuschlagen. Doch dazu würde es nicht mehr kommen. Sich jetzt nicht mehr im Sichtfeld der Matriarchin befindend, machte er einen gewaltigen Satz bis zum Hals der Kreatur. Und tauchte schon im nächsten Moment in dessen Kopf ein. Seine Machtfühler durchdrangen die Schuppen, Muskeln und Nervengewebe, Knochen und Blut und kam schließlich im schwammigen Gehirn der Kreatur an. Mangels Zeit legte er die Macht einfach um einen faustgroßen Bereich und drückte dann unerbittlich zu. Da selbst Knochen unter diesem Druck zerschmettert werden konnten, war das weiche Gewebe natürlich kein würdiger Gegner. Binnen eines Herzschlages implodierte der Bereich sozusagen und aus der Faust wurde eine Murmel. Hybris wartete die Reaktion des Tar jedoch nur kurz ab – er war erstarrt - , und weitete das Feld nun weiter aus. Auf das gesamte Gehirn. Und drückte abermals zu. Eine Präsenz, eben noch hell leuchtend, wenn auch mit flackernden Unterbrechungen, erlosch. Und der Körper des Riesen brach mangels Kontrolle zusammen. Dem bereits toten Tar nach unten folgend, versuchte Hybris bei dem Sturz einfach nur nicht abzurutschen oder anderweitig seinen Anzug beschädigen zu lassen. Und das erfolgreich, auch wenn der finale Aufprall auf dem Boden seine Knochen ordentlich durchschüttelten und er sich beinahe die Zungenspitze abgebissen hätte.

Nachdem er sich sicher war das noch alles dran und nichts aus den Gelenken gesprungen war, stieg Hybris von dem Kadaver des Riesen und gesellte sich zu seinem Schüler. Dieser beobachtete die nicht sonderlich unauffällige Matriarchin, welche mit großen Schritten und dem damit zusammenhängenden Erschütterungen näher kam. Das es sie kaum bis gar nicht kümmerte, wenn eines ihrer Kinder getötet wurde, demonstrierte sie kaltblütig indem sie sie einfach fraß, zur Seite stieß oder unter ihrem gewaltigen Klauen zermalmte. So viel also zu Geiseln und lebenden Schilden, dachte Hybris und musterte das riesige Vieh eindringlich. Es war nochmals fünf oder sechs Meter größer als der gefällte Tar in ihrem Rücken, gänzlich unbekleidet, dafür aber mit einer Vielzahl von verschiedenfarbigen Schuppen bedeckt. Unter anderem waren da die glänzenden grünen Schuppen des Männchens, dann die gepanzerten dunkelblauen der Wächter, weiße, rote und gelbe die mal feucht, mal stumpf und abgetragen aussahen. Und falls Hybris keiner Sinnestäuschung erlag, befanden sich sogar einige Kristalle in dem Schuppenkleid, wenn auch nicht sonderlich schöne. Und praktisch waren sie wohl kaum, da ihre Länge und Richtung derart stark variierten, das man sie weder als Rüstungsdornen, noch als Waffe würde effektiv nutzen können. Überhaupt hatte Hybris nicht das Gefühl ihre organische Rüstung wäre tatsächlich eine. Weder befanden sich die blauen Schuppen meist oder ausschließlich an verwundbaren Stellen wie der Kehle, über den Gelenken beziehungsweise Sehnen oder dem Kopf, sondern stattdessen überall ein paar, sodass sie mehr wie Insel aussahen als wie ein festes Bollwerk gegen gezielte Angriffe.
Ihr mit Dornen bewehrter Schwanz ruhte bis auf die ruhelos umher zuckende Spitze bewegungslos auf dem Boden und ihre Klauenfüße schienen sich regelrecht in den Boden graben zu wollen als sie dann endlich stehen blieb. Das Mahlen und Knirschen von Gestein und Geröll war zu hören als sich ihre unmöglich langen Klauen in den Boden verankerten und sie sich leicht nach vorne beugte. Die ebenfalls mit Dornen bewehrte Zunge schnellte kurz aus ihrem halb geöffneten, von blauen Tarblut und durchsichtigem Speichel benetzten Maul und offenbarte somit vermutlich das Schicksal das sie ihren ungeliebten Gästen zukommen lassen wollte. Einmal von der Zunge erwischt, würde sie einem damit vermutlich das Fleisch von den Knochen raspeln und den Brei danach genüsslich schlucken. Hybris hatte andere Pläne. Und selbst wenn diese nicht umzusetzen waren, würde er sich ganz sicher nicht fressen lassen. Nicht noch einmal.

Einen Augenblick lang musterten sie sich noch gegenseitig, da hob die Matriarchin plötzlich ihre rechte Klaue und machte eine wegwischende Geste. Daraufhin rechnete der Executor mit einem Angriff der kleinen Tar, doch die rührten sich kein Stück. Die beiden Sith sahen noch einen Moment lang ratlos aus, da wurde ihre ungestellte Frage von etwas beantwortet das wohl keiner von ihnen noch erwartet hätte.
„Verschwindet!“
Nicht die Matriarchin hatte gesprochen, sondern etwas das nun hinter ihr aus einer Kuhle getragen wurde, die man vorher nicht einmal hatte erahnen können. Ein übel zugerichteter Droide wurde von zwei Insektoiden mit ausgestreckten Armen nach vorne gebracht, wobei die Träger ihre Gesichter abwandten, als würden sie das, was sie da tragen mussten, für ein verstrahltes oder verseuchtes Etwas halten. Dem Droiden fehlten die unteren zwei Drittel des Körpers und das was aus seinem unten offenen Brustkasten hing war wohl auch zu nichts mehr zu gebrauchen. Der Schädel gespalten und die äußere Schale halb weggerissen, verbrannt und durchlöchert, bot der Droide einen wahrlich erbärmliches Bild. Doch er hatte ohne jeden Zweifel gesprochen, auch wenn weder sein eines noch vorhandenes „Auge“ nicht leuchtete und auch sonst nichts darauf hinwies das er noch funktionierte. Als das Trio rund zwei Meter vor der Matriarchin zum Stillstand kam und damit noch immer gut zehn Meter von den Sith entfernt waren, wiederholte der Droide sich. Die Sith warfen sich einen kurzen Blick zu, dann ergriff Hybris das Wort.
„Uns interessieren die Tar nicht. Wir wollen das Artefakt. Kommt uns nicht in die Quere und wir lassen euch am Leben.“
Eine gewagte Behauptung, betrachtete man mal die unzähligen Attentäter um sie herum. Andererseits hatten sie gerade den Leibwächter der Matriarchin getötete und sich auch sonst recht gut geschlagen. Immerhin waren sie nun hier.
Der Droide schien nicht übersetzen zu müssen, denn weder gab er zischende Laute von sich, noch gestikulierte er mit seinem verbliebenen rechten Arm. Die Matriarchin zischte etwas, doch Hybris konnte nur anhand dessen nicht sagen ob es eine Frage gewesen war oder ob ihre „Worte“ von irgendwelchen Emotionen begleitet wurden. Ihr alles überlagernder Zorn kaschierte jede andere Gefühlsregung.
Der Dolmetscher ließ sich ein paar Sekunden Zeit, dann antwortete er mit seiner brüchigen Stimme. Sie klang ähnlich wie die von Yelm, doch weit weniger ausdrucksstark und klar verständlich.
„Was ... Artefakt?“
Das Schlimme an dem Droiden war, das er keine Betonung zustande brachte, sodass Hybris nur vermuten konnte ob er etwas gefragt hatte, oder ob ein Wort verschluckt worden war.
„Es soll hier ein Artefakt geben. Irgendwo an einem Ort, der nicht zu den Tar gehört. Ein … Tempel oder so etwas. Ein Gebäude. Etwas unbekanntes …“
Dieses mal ließ sich die Matriarchin mehr Zeit, ob nun um nachzudenken ob es so etwas gab oder weil sie es vielleicht nicht zugeben oder die beiden Sith dort haben wollte. Hybris hatte sich diesbezüglich bereits viele Szenarien durch den Kopf gehen lassen und hoffte nun einfach das die Tar nichts mit Religion, Kulten oder heiligen Orten zu tun hatten, sodass ihn so ein Bauwerk samt Artefakten am geschuppten Hintern vorbei gingen.
Vielleicht eine Minute lang geschah nichts, dann ein Schnauben, gefolgt von drei kurzen Zischern. Der Droide übersetzte es auf seine Weise.
„Dürft … … hin.“
„Dürfen wir hin oder dürfen wir NICHT hin?“
„Nicht.“

Mist. Okay, neuer Plan.
„Du, Droide, kannst du auch für dich selbst sprechen?“
„Ja.“
"Dir geht die Energie aus oder? Du gibst bald den Geist auf."
„Ja.“

Daher die knappen Antworten. Wie gut das ich weiß wie solche Droiden ticken.
„Du existierst um zu dienen. Hast du keine Energie mehr, kannst du nicht mehr tun wofür man dich erschaffen hat. Also willst du irgendwie an Energie kommen, dich aufladen, dich vielleicht sogar reparieren lassen. Doch die Tar können es dir nicht bieten, sie haben keine Ahnung. Ich aber schon.“

Ein kurzer Blick zur Matriarchin. Sie schien ihn ja zu verstehen, reagierte aber noch nicht wirklich eindeutig. Sie zeigte nun mehr Zähne und ihr Blick wanderte ständig zwischen Hybris und dem Droiden hin und her, aber noch schien sie nicht zu realisieren was los war. Was der Sith vor hatte.
„Sag mir wo das Bauwerk ist, wo ich das Artefakt finde und ich sorge dafür das du wieder richtig funktionierst.“
Als ob der Droide schon immer auf so ein Angebot gewartet hatte, antwortete er ohne Zögern.
„Hinter …. See …. Boden …. unten.“
Und dann verstummte er schlagartig als sich eine gewaltige Klaue auf ihn herab ließ. Die Insektoidenträger konnten nur noch erschrocken zirpen, da wurden sie auch schon zermalmt und ihr durchsichtiges Blut spritzte zu allen Seiten, gefolgt von einer Staubwolke und kleinen Steinsplittern. Letztere deckten die beiden Sith zuhauf ein und hinterließen mehr als einen Kratzer. Geistesgegenwärtig schirmten sie jedoch ihre Helme ab und kamen daher vorerst unbeschadet davon. Das sollte nach Ansichten der Matriarchin aber nicht so bleiben. Sie hatte es im Endeffekt also doch durchschaut und sogleich ihren Dolmetscher hingerichtet.

„Okay, zurück zum See“ brüllte Hybris und war bereits dabei die riesige Leiche zu überqueren. Ohne sich nochmals umzudrehen, registrierte er in der Macht nur allzu deutlich das die Matriarchin sie nicht würde gehen lassen wollen. Auch wenn es sich als vorteilhaft erweisen mochte wenn sie selber die Initiative ergriff. Ihre Kinder rührten sich nämlich kein Stück.

[T7K94 - Im Krater der Tar -In dem unterirdischen Reich der Tar - Haupthöhle der Tar samt der Ollen die das Sagen hat - Saphenus und Hybris und eine sie verfolgende Matriarchin. Viele Tar drum herum]
 
[T7K94 | Krater der Tar | Unterirdisches Höhlensystem | Haupthöhle der Tar] - Saphenus, Darth Hybris, Matriarchin, Drohnen

Stille. Es gab diese Stille, die durchdringender war als jeder Schrei, jedes Gebrüll. Stille, die durch Mark und Bein ging, die Haare zu Berge stehen ließ und Schweiß aus den Poren trieb. Stille, die sich in die Seele brannte und jedwede gute Emotion einfach auslöschte. Genau so eine Stille machte sich in der Höhle breit als die Matriarchin ihr Maul aufriss. Kein Ton kam heraus, nichts. Einzig und allein die Zunge schnellte umher, schleuderte Speichel und Tarblut durch die Gegend. Die Drohnen, die überall umherstanden, waren wohl selbst in Ehrfurcht und Angst erstarrt, keine rührte sich auch nur einen Millimeter. Stattdessen rissen sie ihre Augen auf und erwarteten voller Gespanntheit, wie ihre Königin mit den beiden unwillkommenen Eindringlingen umgehen würde. Immerhin hatten sie sich als zäh erwiesen, gerade erst ihr ältestes und stärkstes Männchen getötet. Nun standen die Sith vor der Matriarchin, ein aller letzter Gegner, ein aller letzter Kampf. Trotz der Stille, die Saphenus in ihrem Bann hielt, glomm in ihm eine Glut, die man nicht ersticken konnte. Er wollte hier unten nicht sterben. Er hatte so viele Kämpfe durchgestanden, so viele gewonnen, sollte er nun doch noch sein Ende finden, in der größten Höhle der Tar? Nein, das durfte nicht sein Schicksal sein. Die Glut in ihm glomm weiter und entfachte sich immer mehr. Seine Hand ruhte auf dem Griff seines Lichtschwertes, schloss sich immer fester darum. Von seinem Anzug tropfte das Blut, durch dessen See er eben noch geschwommen war und formte unter ihm eine Pfütze. Wie er wohl für andere aussah? Wirkte er kümmerlich, verängstigt, schwach? Oder doch eher entschlossen, stark? Er würde es jetzt nicht erfahren, wahrscheinlich niemals. Sein Meister war nicht gerade für seine Loborgien bekannt. Hybris stand neben seinem Schüler, den eigenen Blick auf die Königin gerichtet. Saphenus traute sich selber nicht den seinen von ihr abzuwenden um vielleicht in der Mimik seines Meisters dessen Gefühle herauslesen zu können. Ohnehin ein unmögliches Unterfangen. Stattdessen wartete er also gespannt wer die erste Bewegung, den ersten Schritt machen würde. Da hob die Matriarchin ihre mit langen und messerscharfen Klauen besetzte Hand und machte eine einfache Wischbewegung. Fast schon erwartete Saphenus eine Welle der Macht, die nun über ihre Köpfe hinwegbrausen und sie einfach zurück in den See voller Blut schleudern würde, aus dem sie gekommen waren. Doch nichts dergleichen passierte. Bis sich eine zarte Unruhe bemerkbar machte und zwei Insektoiden einen Gegenstand schleppten, der für sie wohl geradewegs aus der Hölle stammen musste. Angewidert wandten sie ihre Köpfe von dem Droiden ab, den sie zwischen sich trugen. Auch wenn er nur noch gerade so als Droide zu erkennen war. Doch seine unverwechselbar künstliche Stimme hallte durch die Stille und durchschnitt sie wie ein Schwert. Die Botschaft, die sie verkündete, war klar: die beiden Sith sollten verschwinden. Zumindest gewährte ihnen die Königin die Chance mit ihrem Leben davon zu kommen, offenbar hatte sie eingesehen, dass es klüger war sie gehen zu lassen anstatt weitere Kämpfe zu provozieren.

Die beiden Insekten kamen zum Stehen, sie bauten sich vor den Sith auf. Der Droide war kaum mehr in der Lage selber zu stehen und auch wenn die beiden Insekten es verabscheuten, sie mussten ihn weiter in ihren Klauen halten. Ob das eine Strafe war? Was mussten sie wohl getan haben um das zu verdienen, fragte sich Saphenus und schüttelte dann innerlich den Kopf. Was interessierte es ihn, wieso sollte er Mitleid haben? Sie waren seine Feinde, sie trachteten nach seinem Leben und würden es ohne zu zögern nehmen. Er musste nichts für sie empfinden. Die kalte Stimme des Albtraums durchschnitt die Luft, sie fegte ebenso messerscharf wie zuvor die Stimme des Droiden durch die Stille. Saphenus‘ Härchen erzitterten, musste es der Königin und ihren Drohnen nicht ebenso gehen? Die Stimme war ein Vorbote der dunklen Seite der Macht und ein Vorgeschmack dessen, was sie bewirken konnte. Man durfte sie nicht zum Feind haben. Die Matriarchin schien das zu bemerken, zumindest zögerte sie und antwortete erst nach einigen Sekunden. Bzw. der Droide tat es für sie. Sie wussten nicht welches Artefakt sie meinten, wenn Saphenus es sich getraut hätte, hätte er wohl sarkastisch gehustet. Natürlich wussten sie worum es ging, sie mussten es wissen. Die Malereien in den Türmen waren nicht von Geisterhand dort erschienen, Tar hatten sie dort angebracht, aus einem bestimmten Grund. Seine Hand klammerte sich immer fester um das Lichtschwert, es zitterte. Ob er es irgendwann zerbrechen würde? Nicht bei seinem schwächlichen Körper, erinnerte sich. Mittlerweile brannte ein kleines Feuer in ihm, er wusste nicht ob das Brennen von der Milchsäure kam, die sich ob der Anstrengung überall in seinem Körper breit machte oder ob das die dunkle Seite war, die wieder von ihm Besitz ergreifen und seinen Willen lenken wollte.
Schließlich begriff die Königin doch, worum es ging und wie selbstverständlich verwehrte sie ihnen den Weg. Es wäre wohl zu einfach gewesen wenn sie die Sith mit dem Artefakt hätte ziehen lassen, einfach um weiteren Tod zu verhindern. Irgendetwas brachte sie dazu ihr eigenes Leben und das ihrer Kinder auf’s Spiel zu setzen um diesen Gegenstand zu beschützen. Oder aber um zu verhindern, dass er seinen zerstörerischen Einfluss auch auf anderen Welten geltend machte. Was nun kam, erstaunte Saphenus, denn sein Meister richtete sich direkt an den Droiden. Er kannte sich zu wenig mit den metallischen Dienern aus um beurteilen zu können ob sie einen eigenen Willen hatten, doch dieser schien eine ausgeprägte Selbsterhaltungsroutine zu besitzen. Oder aber er sah es als Chance an aus seiner Sklaverei zu entfliehen, stotternd verriet er wo sich das Artefakt befand. Zumindest grob, denn sobald die Königin bemerkte, was da vor sich ging, fuhr ihre gewaltige Pranke herunter und zerquetschte den Droiden zu Schrott. Die Insektoiden entgingen diesem Angriff nicht, sie teilten das Schicksal des verfluchten Gegenstandes, den sie gerade noch getragen hatten. Ihr Blut spritzte herum und formte schnell eine Pfütze, auf der die Metallteile des Roboters schwammen.

Bevor Saphenus reagieren konnte, hallte auch schon das Gebrüll des Albtraums durch die Höhle. Schemenhaft bewegte sich Hybris in Richtung des Sees und die Matriarchin schickte sich an ihnen zu folgen. Der Boden erzitterte als sich die riesigen Hinterläufe in Bewegung setzten. Im gleichen Moment entfesselte der Zabrak seinen Zorn, drehte sich um und rannte los. Mithilfe der Macht wurde er immer schneller während er das Gefühl hatte vor einer Lawine weg zu rennen, der er aber nicht entkommen konnte. Die Königin schien immer näher zu kommen, immer lauter wurden ihre Schreie. Die Luft in seinen Lungen brannte, er atmete immer schneller aus und ein. Bald schon brannte sein Thorax, ein heftiger Schmerz erwachte und plagte ihn als Steinstiche. Die Macht trieb seine Bewegungen an, er sah nicht mehr was sich unter ihm befand. Jeder Stein, gegen den er stieß, konnte ihn zu Fall bringen und schließlich dem geifernden Maul der Matriarchin aussetzen. Doch er fiel nicht, er stolperte nicht. Wieder einmal hatte er Glück oder es war einfach nur Schicksal. Der See kam immer näher, keine Wellen waren darauf zu sehen, unbeirrt von dem Trubel lag er seelenruhig dar. Schon zeichnete sich der Berg aus Leichen ab, der ihn speiste, immer mehr Umrisse und Details kamen zum Vorschein. Auf diesen Berg bewegte sich Saphenus zu, sein Meister war schon weit vor ihm. Gerade als er noch wenige Meter entfernt war, spürte er hinter sich einen heftigen Luftstoß. Die Königin schlug nach ihm und verfehlte ihn nur knapp, doch die Druckwelle, die sich ausbreitete, erwischte den Zabrak und hob ihn von seinen Füßen. Mit rudernden Armen flog er durch die Luft, sein eigener Schrei hallte in seinem Helm nach und drohte sein Trommelfell zu zerreißen. Mit rasender Geschwindigkeit kam der Leichenhaufen näher und schon prallte er darauf. Die Wucht, die er mit sich brachte, riss den toten Tar, der seinen Fall glücklicherweise dämpfte, mit sich. Dann verlor Saphenus dessen Halt und glitt über andere Leichen hinweg. Sein Anzug dellte sich ein als er gegen die Klaue eines Männchen stieß, gerade so noch hielt er stand und damit die lebenswichtige Atmosphäre in seinem Anzug aufrecht. Nach Luft ringend blieb Saphenus inmitten der toten Tar liegen, sein ganzer Körper brannte. Tobend erklomm die Matriarchin den Berg, ihre zornigen Augen richteten sich nur auf den Schüler. Der entfesselte den Zorn, der überall in ihm war, den Zorn auf die verdammten Tar, auf die verdammte verborgene Armee, deren Gelächter er schon wieder überall hören konnte und griff mit der Macht nach einer Leiche, die direkt neben ihm lag. Brüllend schleuderte er sie der Königin entgegen, sie flog geradewegs in ihr Gesicht. Doch anstatt sich davon beeindrucken zu lassen, fing sie sie einfach mit ihrem Maul und zermalmte sie mit ihren spitzen Zähnen. Saphenus rappelte sich auf und sprang, gerade noch rechtzeitig entging er einem weiteren Hieb der Königin. Vor ihm offenbarte sich nun ein Abhang, der von der anderen Seite des Leichenberges nicht einzusehen war. Den rutschte der Zabrak nun herunter, dabei riss er einige der Leichen mit sich. Meter für Meter kam das Ende des Abhangs näher, dann blieb der Zabrak stehen. Der Albtraum war schon weiter vorne, er warf keinen Blick zurück. Wollte er ihn zurücklassen? Ungläubig fuhr dieser Gedanke durch Saphenus. Doch er half, sein Zorn war das Einzige, das ihn nun noch retten konnte. Erneut raffte er sich auf, nicht bevor ihm auffiel, dass ein Tar sein Bein umklammerte. Mit blinzelnden Augen starrte das Reptil den Sith an. In dem machte sich währenddessen eine furchtbare Erkenntnis breit: Die Tar hier unten lebten noch. Nur die, die unmittelbar den See speisten hatten schon ihr Ende gefunden, die hier unten mussten noch voller Qualen darauf warten. Doch es bleib keine Zeit um herauszufinden, was sie letztlich tötete, Saphenus‘ Klinge erwachte zum Leben und durchschnitt den Arm, der ihn festhielt. Sobald er frei war, rannte er weiter. Auch die Königin hatte nun den Berg erklommen, sie zögerte einen kurzen Moment, der Saphenus einen Vorsprung verschaffte. Etwas hielt sie zurück, wollte sie zurück in die Höhle drängen. Doch offenbar überwog in ihr der Drang den beiden Eindringlingen nachzusetzen und auch sie glitt den Leichenberg herunter. Dabei war sie jedoch weitaus weniger vorsichtig als die beiden Sith, sie zerriss Körper, trennte mit ihren Klauen Gliedmaßen ab oder zerquetschte sie. Klagende Schreie halbtoter Tar drangen durch die Luft.


Vor Saphenus lag ein Gang, der gerade hoch genug war, dass die Matriarchin gebückt durch ihn hindurch gehen konnte. Noch immer von der Macht getrieben, rannte er. Der Albtraum war weit vorne, der Hass auf seinen Meister trieb den Schüler an. Wie konnte es Hybris wagen ihn zurück zu lassen! Auf einmal schienen nicht mehr die Tar sein größter Feind zu sein. Wieder spürte er die Königin hinter sich, die Erschütterungen, die von ihren Schritten verursacht wurden, kamen näher und wurden immer heftiger. Bis sie schließlich aufhörten. Ruckartig blieb Saphenus stehen und sah hinter sich. Die Matriarchin brüllte, Speichel und Blut spritzten trotz der Entfernung auf den Zabrak. In seinem Hass hatte er gar nicht bemerkt wie die Decke immer tiefer gekommen und der Gang schließlich so schmal geworden war, dass die Königin der Tar nicht mehr hindurch passte. Tobend drosch sie mit ihren Klauen auf den Stein ein, versuchte ihren gewaltigen Körper doch noch hindurch zu ihrem Ziel zu zwängen, doch ihre Bemühungen waren vergebens. Saphenus konnte nicht anders als zu grinsen, sie waren noch einmal mit dem Leben davon gekommen. Schließlich brüllte die Königin ein letztes Mal und wandte sich dann ab. Als sich der Zabrak umdrehte, sah er aus dem Augenwinkel auf jeweils einer Seite des Ganges eine Rinne, in der eine zischende, grüne Flüssigkeit in die Richtung des Leichenberges floss. Der Gang selbst war wieder von den biofluoreszierenden Lampen ausgeleuchtet, denen sie schon früher begegnet waren. Doch all das spielte keine Rolle, Saphenus richtete sein Augenmerk auf seinen Meister. Der Hass in ihm befahl ihm sich seinem Meister zu stellen, sein Lichtschwert durch dessen Herz zu treiben und ihn für den Verrat zu bestrafen. Doch dann hielt er inne. Hinter dem Albtraum standen plötzlich Gestalten, die er alle kannte. Ganz vorne seine Frau, daneben der Rodianer, der Jünger, der Captain, J’Annon….sie alle standen dort versammelt wie sie es auch schon im Turm taten als er die Gelegenheit hatte seinen bewusstlosen Meister zu töten. Sie lächelten, sie forderten ihn heraus. War er wirklich stark genug gegen sie zu bestehen wenn sie erst einmal von dem Albtraum selbst angeführt wurden? Er hatte doch gesehen, was er mit dem Männchen angestellt hatte, wie leicht es ihm zum Opfer gefallen war. Durfte er das riskieren? Mit einem Mal verschwand der Zorn und Müdigkeit machte sich in Saphenus breit. Zischend starb die Energieklinge in seiner Hand…


[T7K94 | Krater der Tar | Unterirdisches Höhlensystem | Gang hinter dem Leichenberg] - Saphenus, Darth Hybris
 
Teil1
[T7K94 - Im Krater der Tar -In dem unterirdischen Reich der Tar - Haupthöhle der Tar - Saphenus und Hybris und eine sie verfolgende Matriarchin. Viele Tar drum herum]

Ihre – na eigentlich nur seine – Flucht verlief recht entspannt, da die kleineren Tar es nicht wagten sich in den Kampf einzumischen. Hybris wäre zwar nie auf die Idee gekommen das Völker, die wie in einem Insektenstaat lebten und starben und mehr Kollektiv als Individuen waren, sich um ihr eigenes Leben kümmerten und daher „gerne“ opferten, doch er schien sich geirrt zu haben. Oder wollte die Matriarchin einfach nur keine lästige Einmischung von ihren Kindern? Die es ja bisher selbst trotz ihrer lächerlich zahlenmäßigen Überlegenheit nicht fertig gebracht hatten die Sith aufzuhalten? Welcher Grund auch immer dahinter steckte, er rettete den beiden Fremden das Leben. Hybris erreichte schließlich einen Gang hinter den Leichen, wobei es mehr der Macht als seinen Füßen zu verdanken war das er eben auf diesem blieb, denn die Rutschpartie über leblose und nur halb tote Leiber hatte beinahe seinen kompletten Anzug mit einer dunkelblauen Schmiere überzogen und machte selbst bei dem rauen Untergrund jeden Schritt zu einem Kraftakt. Nach vielleicht fünfzig Metern war der blutige Schleim unter seinen Stiefeln verschwunden und der Gang so schmal das die Matriarchin ihnen nicht mehr folgen konnte. Er drehte sich um und blieb stehen. Starrte seinen Schüler an, dessen emotionaler Zustand in den letzten Minuten auf Tod und Vernichtung ausgerichtet gewesen zu sein schien. Doch nun nicht mehr. Mit dem Erlöschen seines Lichtschwerts verschwand auch jenes Hochgefühl das ihn angetrieben und damit am Leben erhalten hatte. Angewidert von dieser Schwäche wandt sich der Executor ab und schaute nach vorne, dann zu den Seiten und der Decke so wie dem Boden. Hier sah alles sehr roh und massiv aus, doch unzählige unnatürlich grade Abbruchkanten und Erhebungen deuteten daraufhin das die Tar diesen Tunnel in den Felsen geschlagen hatten. Also mal keine natürliche Aushöhlung. Wohin er führte war schwer zu sagen, denn an dessen Ende leuchtete etwas nur schwer erfassbares vor sich hin. Hybris erste Assoziation war ein Kraftfeld gewesen, doch da selbst der Generatorraum keines besessen hatte, verwarf er den Gedanken wieder und glaubte eher an eine Lichtspiegelung, hervorgerufen von unzähligen dieser Leuchtschalen und einer glatten Wand oder ähnliches. Schwer zu sagen, da das Ding, rund hundertfünfzig Meter entfernt, eben wie ein Kraftfeld aussah.

„Steh auf. Wir haben keine Zeit dafür. Sollte die Matriarchin ihre Kinder schicken, will ich schon bei dem Artefakt sein.“

Tatsächlich hatte die Führerin des Schwarms – konnte man bei Reptilien überhaupt von einem Schwarm sprechen? - bisher nichts geschickt. Dabei war Hybris davon ausgegangen das quasi sofort nach dem Rückzug der Chefin unendlich viele Attentäter und Wächter samt Insektoidensklaven in den Gang strömen und sie schlicht mit ihrem Gewicht zermalmen würden. Doch noch zögerte man wohl sie in die Richtung des Artefaktes zu schicken und vielleicht würde es auch niemals geschehen, sodass sie so viel Zeit hatten wie sie Luft und Energie zur Verfügung hatten. Was nach all den Kämpfen nicht mehr allzu viel war.
Saphenus rappelte sich auf, stöhnte dabei leise vor sich hin, sagte aber nichts. Hybris eigene Muskeln brannten wie Hölle und wäre die Macht nicht mit ihm, er könnte das Zittern vermutlich nicht unterdrücken. Diese verdammten unebenen Tunnel, Gänge und Höhlen. Man konnte sich nie wirklich auf die Macht verlassen und sich nur mit ihrer fortbewegen.
Sie setzten sich in Bewegung, Hybris voraus. Jetzt da sie ihrem Ziel vermutlich sehr nah waren, würde sein Schüler stets hinter ihm bleiben. Sollte das Artefakt tatsächlich schon bei Berührung seine Macht entfalten und dem Träger oder Halter um ein vielfaches mächtiger machen, durfte Saphenus es nicht zuerst berühren.
Vielleicht sollte ich ihn töten bevor wir den Raum betreten ... um die Fallen kann ich mich auch selber kümmern ... ich brauche ihn nicht mehr … wahrscheinlich …
Hybris Rechte lag bereits auf seinem Lichtschwert und er ging ein paar Szenarien durch die alle samt mit dem kopflosen Rumpf seines Schülers endeten, da kam das Duo nah genug an die Wand heran die der Executor erst für ein Kraftfeld und dann für eine polierte Mauer gehalten hatte. Es war tatsächlich ein Kraftfeld und gar nicht mehr so angenehm anzuschauen wie noch von weitem. Anfangs hatte es in der Farbe der Leuchtschalen geglommen, nun strahlte es eher in einem hässlichen neongelb. Hybris traute dem Ding nicht, genau so wenig wie er jedem Ding oder Person traute die freiwillig solche Farben wählte. Wüsste er es nicht besser, er würde davon ausgehen das sie Augenkrebs verursachten. Er ging näher heran und nahm von seinem Gürtel den einzigen Gegenstand der es bis hier her geschafft hatte und nicht sein Lichtschwert war. Es war eine Mehrzwecktasche und ebenso leer wie durchlöchert und zerkratzt. Ohne groß zu zögern oder nachzudenken schob er das etwa handgroßer Objekt halb durch das Kraftfeld und erwartete alles und nichts. Letzteres geschah bzw. eben nicht. Kein zischen, kein elektrisches Knistern oder sonst etwas. Hybris ließ es daraufhin fallen und schob langsam seinen rechten Arm hindurch und als dabei ebenfalls nichts geschah trat er vollständig hindurch. Und spürte erst einmal keine Veränderung. Saphenus folgte ihm schließlich und gemeinsam sahen sie sich um und entdeckten zeitgleich die drei Ventilatoren in der Decke. Diese drehten munter vor sich hin und waren hinter den metallischen Verstrebungen kaum zu erkennen. Doch da der Rest des Raumes, der zwei nebeneinander stehende TIE-Fighter hätte aufnehmen können, ruhig dalag, fiel die Bewegung auf.
Ohne den Gedanken laut oder mit der inneren Stimme auszusprechen fragte sich Hybris ob es hier Atemluft gab und riskierte schließlich das selbe wie auch schon bei dem Generatorraum. Zuerst öffnete er bei aktiver Machtblase sein Visier und nahm dann einen vorsichtigen Atemzug. Es gab nichts zu beanstanden, ja, im Grunde nichts wahrnehmbares. Nichts das nach aufbereiteter Luft schmeckte oder roch, keine Hinweise darauf das sich irgendwas in der Luft befand. Aber grade dieses nicht vorhanden seien ließ den Sith misstrauisch seine Machtwahrnehmung ausweiten. Egal wo man war, in der Luft gab es immer irgend etwas und sei es nur die Frische auf einem unbewohnten grünen Planeten oder die sterile, unendlich oft wieder aufbereitete Luft in einem modernen Labor. Doch wenn es gar nichts gab, ganz so als hätte man seinen Geruchs- und Geschmackssinn verloren … nun, das war zumindest ungewöhnlich. Hybris zögerte noch ein paar weitere Sekunden, dann nickte er Saphenus beiläufig zu und ging dann mit dem – nicht aktivierten – Lichtschwert in der Rechten zu dem einzigen möglichen Ausgang. Dieser war breit genug um ungefähr fünf Menschen von Hybris Körpergröße nebeneinander her laufen zu lassen und rund vier Meter hoch. Ausgekleidet war er wie der Raum mit quadratischen Platten aus irgend einem leicht glänzenden metallischen Material. Als die beiden Sith rund zehn Meter zurück gelegt hatten, fiel nun endlich auf woher das Licht kam das die Umgebung erhellte. Anfangs hatte es so ausgesehen als wäre allein das Kraftfeld dafür verantwortlich gewesen, tatsächlich aber strahlte das warme Licht aus den Fugen der Platten und warf dabei nur so schwache Schatten, dass man ganz genau hinsehen musste um es erkennen zu können. Hybris machte diese Entdeckung eher beiläufig und beachtete sie auch nicht weiter. Dafür dann aber das Ende des Ganges, welcher etwa mittig rund drei Meter durch Treppen, die nach unten führten, unterbrochen wurde. Als der Gang endete blieben beide Sith - ohne den Raum selber zu betreten - stehen und betrachteten das Bild vor sich.

Der Raum an sich war von der Grundfläche her recht überschaubar und bot nur zwei oder drei Details die einen zweiten Blick werten waren. Wenn dann aber, dann einen langen Blick. Er war grob in drei Bereiche unterteilt, wobei die linke und rechte Seite jeweils circa 2/5 für sich beanspruchten und der Mittelteil entsprechend schmaler war. Von Hybris ausgesehen links war der Raum schwarz und teilweise von Finsternis erfüllt und wenn man von Finsternis sprach, dann konnte man das wortwörtlich nehmen. Es gab in diesem Bereich Flecken, die waren so dunkel, das man das Gefühl hatte streifen- und blasenförmige „schwarze Löcher“ würden überall dort auf den Wänden, der Säule oder dem Thron samt Sockel kleben und jedes Fünkchen Licht in sich aufnehmen und ganz bestimmt nicht mehr frei lassen. Der rechte Teil war dann das genaue Gegenteil und bestand eigentlich nur aus goldenem Licht und weißen Flächen. Die Mitte wurde von einem grauen Schatten eingenommen, welcher aber insofern unnatürlich war, das es klare Abgrenzungen zu beiden Seiten gab. Nichts an dem was die beiden Sith vor sich sahen schien den Gesetzten ihrer Realität folgen zu wollen. Eine Illusion, wie Hybris schlussfolgerte.
Der dunkle Bereich des Raumes war von geschmolzenen Vulkangestein bedeckt, sodass man das Gefühl hatte das früher einmal Magma oben von der Decke herabgeflossen und sich dann an der Wand entlang verfestigt hatte. Und überall schienen in diesem stumpfen dunklen Gestein glänzende, halbtransparente Obsidiansplitter zu stecken, eingeschlossen von eben jener unnatürlichen absoluten Finsternis die als Verbindungsglied zwischen dem Obsidian und Vulkangestein herzuhalten schien. Außerdem gab es eine einzelne Säule im Vordergrund, so nah an den Wänden und auch den beiden Sith, das sie höchstwahrscheinlich keinen statischen Daseinszweck erfüllte, sondern einfach nur beeindrucken sollte. Auch sie sah halb flüssig, hab glänzend und fest aus. Wohin sie in der Decke verschwand war nicht auszumachen, zu hoch war diese und lag in einer Finsternis, dass nicht einmal das Licht von der rechten Seite gegen sie ankam. Mittig im Raum befand sich ein dreigeteilter Thronaltar bzw. Sockel samt Treppe auf der Vorderseite. Das erste Segment war rund einen Meter hoch, ohne jeden Zierrat oder mit irgendwas voll gestellt. Das zweite war nur noch halb so hoch und das dritte war dann nochmals halbiert worden. Die Treppenstufen waren unpraktischerweise so kurz, das höchstens ein Kleinkind seinen Fuß zu ¾ darauf abstellen konnte und ein Erwachsener dementsprechend nur mit den Zehnspitzen auf ihnen Halt fand. Ganz oben standen dann drei Throne für jeweils einen Bereich und obwohl sie vom Grundgerüst her vermutlich alle gleich groß waren, wirkten sie auf Grund der Personen die darauf saßen und ihrer stilistischen Gestaltung mal größer oder kleiner. Der schwarze Thron zum Beispiel, der ebenfalls aus Vulkangestein und Obsidian bestand und alles andere als bequem aussah, wirkte grade zu winzig, da der … nun, es mochte ein Mann sein, der darauf saß recht groß und breit war. Sein Körper wirkte kaum weniger starr und massiv als das Gestein um ihn herum und sein klobiger Schädel mit der Obsidiankrone bewegte sich immer nur grade so viel, das man sich relativ sicher sein konnte das unter all der Schwärze doch ein Lebewesen steckte. Sein Gesicht konnte Hybris jedoch nicht erkennen, da die Finsternis um ihn herum zu leben und sich zu bewegen schien. Immer wenn der Executor seine Augen noch ein wenig mehr zusammen kniff und Details zu erkennen glaubte, entpuppten sich diese schließlich nur als sich bewegende Dunkelheit.
Die Gestalt auf dem weißen Thron war im Gegensatz dazu natürlich leichter als das zu identifizieren was sie war. Eine Frau, kleiner als die Lehne des Throns und zierlich gebaut, war sie bis auf das attraktive helle Gesicht und die Hände vollständig durch eine Art weiße Robe mit Goldfäden bedeckt. Diese hatte sich auf eine Weise um ihren Körper gelegt das sie einerseits so gut wie alles verbargen und doch erahnen ließen, dass sie so einiges zu bieten hatte. Wäre der in Licht gehüllte Raum mit seinen weißen Marmorplatten und der ebenfalls allein auftretenden Säule nicht so grell für Hybris Augen, er hätte sie sicherlich länger angeschaut. Oder man sollte wohl eher sagen angestarrt.
Der mittlere Thron bestand wie auch sein dazugehöriger Streifen und die Säule hinter dem Podest aus Schieferplatten mit gezackten Rändern und sonst keinerlei Verzierungen. Obwohl der schwarze Riese und die weiße Frau Gestalten waren die man anschauen musste, war dieser Throninhaber trotz relativer Schlichtheit ein, zwei Blicke wert. Er war ähnlich groß und gebaut wie Hybris. Seine Haut so grau wie Asche, die bis zur Schulter reichenden Haare noch einen Tick dunkler, aber ebenfalls grau. Wie auch die beiden anderen schien er keine sichtbare Pupille zu besitzen, sondern starrte Hybris einfach nur aus zwei hellgrauen Augen an. Sein Gesicht war unbewegt, doch seine Haltung drückte genug aus. Er langweilte sich und war ganz offenkundig nicht daran interessiert sich zu unterhalten. In die rechte Ecke seines Thrones gequetscht, sah er mehr wie ein pubertierender Teenager aus den es über alle Maßen ankotzte das er anwesend sein musste. Und da auch der Riese keine brauchbare Gestik und Mimik besaß, wandte sich Hybris natürlich an die Frau. Beziehungsweise wollte er, denn tatsächlich war es nicht er oder sie die zuerst sprach, sondern der Graue.

„Was willst du?“
Korrektur. Nicht gelangweilt, sondern lethargisch. Hybris setzte zu einer Antwort an, wurde zuvor aber erneut unterbrochen.
„Ja, was denn nun? Sprich schon!“
„Dann lass ihm halt Zeit zu antworten du Schwachkopf.“
„Und wie lange soll ich ihm Zeit lassen? Bis mir der Fuß abfällt?“
„Als ob es dich kümmern würde. Er wächst ja wieder nach, Idiot!“
„Hier“. Der Graue war deutlich leiser als die beiden anderen, unterstrich seine Worte aber immer mit einer lässigen Handbewegung. Eben noch wusste der Executor nicht recht wen er anstarren sollte, nun schaute er wieder nach vorne.
„Ich bin wegen des Artefaktes hier. Ein Gegenstand, erfüllt von großer Macht.“
„Keine Ahnung von was du da sprichst.“
Hybris kam die gesamte Situation eh schon merkwürdig vor und im Grunde hielt er alles für eine Illusion. Und doch konnte er den Stich in seinem Herzen nicht ignorieren als man ihm offenbarte das es hier nichts geben sollte. Nicht das er deshalb aufgeben würde …
„Gibts hier nicht. Verschwinde wieder."
„So ist es. Verschwende nicht unsere Zei-“
„Hier.“ Dieses mal schnippte der Graue mit den Fingern und erhob sich leicht vom Thron, nur um kurz darauf seine Meinung erneut zu ändern und sich wieder zurück sinken zu lassen.
„Wenn du schon her kommst und mich störst, kannst du mich wenigstens anschauen wenn wir uns unterhalten. Dieses ständige wegschauen irritiert.“
„Eure … nun die beiden ...“

Hybris nickte in die Richtung des Riesen und der Frau. Die Augen des Grauen glitten daraufhin kurz nach rechts und links, dann wedelte er wieder mit der rechten Hand. Was eine erstaunliche Wirkung hatte. Noch während Hybris ihn anstarrte und dabei auch die beiden anderen im Blick hatte, verschwand die komplette rechte und linke Seite des Raumes in einen grauen Nebel und lichtete sich kurz darauf wieder, nur um preis zu geben was nicht mehr da war. Kein Vulkangestein, keinen weißen Marmor, zwei Throne weniger und von den Gestalten darauf fehlte auch jede Spur. Und dem Raum an sich wirkte nun plötzlich weit weniger klein als noch zuvor. Nein, nicht wirkte, er war nun sehr viel größer. Die Säulen waren zwar verschwunden, doch jede einzelne Wand nun mehr als fünf mal so lang wie zuvor und selbst das Podest der Throne verschwand und wurde durch einen einzigen großen grauen Quader ersetzt. An diesen lehnte der Graue nun, die Arme vor der Brust verschränkt. Irgendwas hinter ihm strahlte ihn an und wirkte beinahe hypnotisch auf Hybris. Doch kaum neigte er sich nach rechts oder links, vollführte der Graue die Bewegung mit und versperrte so den Blick auf die Lichtquelle. Aus hellen grauen Augen waren schwarze Löcher geworden die selbst an den Rändern nach der sie umgebenen Haut zu greifen schienen. Als würden zwei kleine schwarze Löcher in seinem Schädel stecken, waberte der Bereich um sie herum und es wirkte zumindest so als würde der Rest des Gesichtes in sie hinein gezogen werden. Ein verstörender Anblick, selbst für den Executor. Jeder Versuch sie nicht direkt, sondern zum Beispiel die breite zerfurchte Nase oder die schmalen grauen Lippen anzustarren, scheiterte schon kurz darauf, ganz so als würden die Augen selbst Blicke unweigerlich anziehen. Ob er wohl den Verstand verlieren würde, würde er zu lange hinein schauen?
Eine Mischung aus Ekel und Angst ließ ihn zurück weichen und dabei gegen Saphenus stolpern, der nun das erste mal seit dem Betreten dieses Raumes in sein Sichtfeld geriet. Offene, nicht blinzelnde Augen starrten zurück. Er war schon wieder weggetreten und wurde nur noch durch wer weiß was auf den Beinen gehalten. Dieser Umstand ließ seinen Meister kurz knurren und sich dann erneut zu dem Grauen wenden. Das erzeugte bei Hybris zwar augenblicklich für einen weiteren Schweißausbruch, doch als er nun sprach, tat er es mit Hilfe der Macht ohne Zittern und auch nur leicht emotional angespannt.

„Was geht hier vor? Seid ihr für all diese Halluzinationen und Illusionen verantwortlich?“
„Zum Teil. Doch bevor ich irgend welche Fragen beantworte, werde ich drei stellen und danach entscheiden wie viel Zeit ich Euch einräume.“
Hybris, der mit der aufkeimenden Angst, der Ungewissheit – die teil der Angst war – und dem beinahe körperlich spürbaren Widerwillen den Grauen anzuschauen zu kämpfen hatte, klammerte sich beinahe mit religiösen Eifer an seinen einzigen Antrieb. Der einzigen Sache die ihn auf den Beinen und an Ort und Stelle hielt: Sein Ehrgeiz. Unsterblichkeit. Und wenn er dafür mit so etwas sprechen musste, dann sollte es eben so sein. Und falls nur drei lächerliche Fragen zwischen ihm und seinem Ziel stehen sollten, wäre er jawohl ein Narr sondergleichen, sollte er es nicht zumindest versuchen. Entsprechend kurz zögerte Hybris.
„Dann fragt.“
„Gleichgewicht.“

Was?
„Was? Das ist keine Frage.“
„Nicht?“ Der Graue neigte den Kopf leicht nach rechts und starrte weder an Hybris vorbei oder er sah irgendetwas das nur er sehen konnte. Ein paar Sekunden später machte er wieder diese lapidare Geste mit der Rechten.
„Ah ja. Na dann halt: Wie steht ihr zu dem Konzept des Gleich-ge-wich … -tes?“
Ist er ein Droide,
fragte sich Hybris als ihm bewusst wurde wieso es ihm so schwer fiel den Grauen akustisch zu verstehen. Es klang tatsächlich so als würden dessen Worte beim Verlassen des Mundes durch die schwarzen Löcher-Augen verzehrt werden, sodass er sich beinahe so anhörte wie ein beschädigter Droide mit ehemals menschlich klingender Stimme. Und dabei besaß er weder Akzent, noch sonst etwas das auf seine Spezies hindeutete. Sofern diese Details natürlich nicht durch die Verzerrung verschluckt worden waren.
Gleichgewicht?
„Was meint ihr damit genau? Welches Gleichgewicht?“
„Na Gleich … oh.“
Er starrte schon wieder nach rechts und sein Kopf neigte sich hin und wieder nach vorne oder links.
„Nicht das mit dem Gleichgewicht halten oder verlieren, sondern das mit den Kräften und so. Das selbe Wort steht für verschiedene Dinge? Was für eine komplizierte Sprache. Die zugleich auch noch einfallslos ist. Paradox … äh, ja.“
Obwohl der Typ eine merkwürdige Stimme besaß, bemerkte Hybris wie schwer es ihm fiel dem Fremden nicht an den Lippen zu hängen. Ein Umstand der ihn sofort an zwei ganz bestimmte Gestalten denken ließ.
„Falls man eine Meinung dazu hat, geht man wohl meist davon aus das sich alles im Gleichgewicht befindet. Auch wenn sich die Dinge nicht immer augenblicklich ausgleichen, so wird sich doch irgendwann alles mittig einpendeln. Damit das Universum nicht zerstört wird, weil die eine Seite überwiegt.“
„Seid ihr dieser ... Meinung?“
„Ich habe mir noch kein abschließendes Urteil bilden können, kann aber nachvollziehen wieso geglaubt wird das sich alles irgendwann wieder normalisieren wird. Oder es zwangsläufig so passieren muss.“
Der Graue vollführte abermals die Bewegung von Hybris mit und versperrte ihm erneut den Blick auf das Licht hinter seinem Rücken. Es musste sich irgendwo innerhalb des Quaders – hinter dem im Übrigen nichts als schmierige Nebelschwaden umher waberten – befinden. Doch was war es? Und wieso wollte Hybris es überhaupt sehen?
Dieser Ort … dieser Typ … ich muss hier raus.
„Frage Zwei. Wie steht ihr zu dem Konzept des Todes.“
„Das Ende des Lebens. Irgendwann ereilt es jedes organische Leben. Nun ja … bis auf wenige Ausnahmen.“

Der Graue nickte verstehend.
„Ja, ich sehe es grade. Ihr … Machtnutzer , Ihr Jedi und Sith, ihr könnt ihn überlisten. Hm … für immer?“
„Unwahrscheinlich, aber möglich.“
„Doch ihr könnt somit nur … hm … den natürlichen Tod verhindern? Nennt man das so … also ihr seid nicht unsterblich? Man kann euer Dasein … nein das klingt bescheuert … hm ... eure Existenz … schon wieder mehrere Wörter für die selbe Sache … wie kann man sich nur dermaßen langweilen … und zugleich einfallslos sein. Unver … unbegreiflich.“
Eindeutig wie die beiden,
dachte Hybris stirnrunzelnd und sagte dann:
„Ja. Bisher ist mir zumindest niemand bekannt der tatsächlich unsterblich ist.“
Wieder nur ein Nicken.
„Frage Drei. Wie steht ihr zu dem Konzept des Glaubens.“
„Jeder glaubt an irgendetwas. Sei es nun an eine höhere Macht oder auch nur die eigenen Fähigkeiten. Selten werden Beweise dafür gebraucht. Hoffnung und Beeinflussung jedweder Art reichen meist aus.“ antwortete Hybris nachdem er rund zehn Sekunden lang nachgedacht hatte. Und der Graue nickte wieder bloß.

[T7K94 - Unbekannter Ort - Hybris und "Der Graue" , Saphenus nur körperlich anwesend]
Teil1
 
Teil2
[T7K94 - Unbekannter Ort - Hybris und "Der Graue" , Saphenus nur körperlich anwesend]


„Es hat sich also nichts geändert … wie vorhersehbar ...“
Wieder eine Geste und plötzlich spürte Hybris einen Schock in der Macht und beinahe im selben Augenblick eine Hand auf seiner linken Schulter, gefolgt von einem tiefen Luft hohlen, als wäre Saphenus gerade mehrere Minuten unter Wasser gewesen und könne nun endlich wieder atmen. Die Hand blieb jedoch nicht lange. Als dem Apprentice klar wurde wo er war und was er tat, zuckte sie zurück und aus Panik wurde Irritation und Orientierungslosigkeit.
„Also seid ihr tatsächlich dafür verantwortlich. Was sollen all diese Spielchen?“
„Ignoranz.“
Hm?

„Wir oder ihr?“
„Na ihr selbstverständlich. Von nichts eine Ahnung und trotzdem umher stolzieren als wärt ihr die Herren dieser Welt. Der Gehörnte da hat sich eines Vergehens schuldig gemacht infolgedessen jemand gestorben ist. Der … äh … Erzeuger … Elt- … männlich- …. der Vater des Kindes wün- … fordert den …. Tod des Roten da … des … was ... grml … boah, Zabrak, Iridonianer, suchts euch aus … er soll sterben.“
„Vergehen? Ignoranz oder was?“
Wie automatisch schob sich Hybris zwischen den Grauen und Saphenus. Wenn hier jemand darüber bestimmte wann sein Werkzeug ausgedient hatte, dann jawohl er. Nur er war qualifiziert diese Entscheidung zu treffen, war in der Lage zu bestimmen wann die in ihn investierten Ressourcen genug Rendite abgeworfen hatte. Und noch war es nicht so weit, falls man denn Lebenszeit überhaupt adäquat umrechnen konnte.
„Ihr habt Euch des selben Vergehens schuldig gemacht, doch der andere hat überlebt weil er ähnlich wie ihr … wie ihr … weiter entwickelt war … geistig … physiologisch.“
„Wann soll das gewesen sein? Wir haben nur gegen die Tar gekämpft.“
„Tar … was … nein nein. Für euch dürfte das wie … Verwirrung … Unord- … ah, wie Chaos im Kopf gewesen sein.“
Die blinden Flecken waren also Lebensformen?

„Was genau ist geschehen? Wir haben keinen Kontakt mit irgendwem außer den Tar aufgenommen“ fragte Hybris nochmals nach, obwohl er ja schon ahnte worum es ging.
„Ihr habt … diese … Macht genommen … Macht, was für ein einfallsloser Name … äh, ihr habt sie genommen und Kontakt aufgenommen. Das hat sie, wie auch euch auf Grund der … der … unpäss- … der falsch … der Inkompatibilität … das Wort gefällt mir … ja genau, deshalb gab es eine entsprechende Reaktion und das … der Heranwachsende ist gestorben. Der Ausgewachsene mit dem Ihr Kontakt hattet hat es wie ihr überlebt.“
Und danach sind sie uns aus dem Weg gegangen oder ganz verschwunden. Hybris Gedanken schienen dem Grauen nicht fremd, denn er sprach sie sogleich aus.
„Nach dem letzten Kontakt habe ich den Planeten räumen … leer- ... evakuieren lassen. Ich war nicht in der Lage schnell genug … hm … Anpassungen vorzunehmen. Ihr war zu schnell unterwegs.“
„Anpassungen … wie darf ich mir das vorstellen?“
Der Graue winkte ab.
„Jetzt nicht. Euer Schüler wird zuvor-“
„Nein. Ich bestimme was mit ihm geschieht. Mir doch egal wenn jemand durch einen Unfall gestorben ist. Die waren genau so unvorsichtig wie wir.“
„Ja ja, das weiß ich, das weiß auch der Vater und es ist ihm egal. Der Zabrak muss bestraft werden.“
„Warum?“ fragte Hybris trotzig.
Der Graue neigte den Kopf und warf in einem überraschend emotionalen Ausbruch die Arme in die Luft. Nicht das er in der Macht zu spüren war oder sonst irgendwas in diesem Raum.
„Ist halt so. Außerdem kann ich auch ein wenig Abwech- … Veränder- nein. … bleiben wir bei Abwechslung … gebrauchen. Er wird bestraft.“
„Dann will ich bestimmen wie er bestraft wird. Und er muss es überleben können. Es ist ohnehin Zeit.“ Die letzten Worte waren direkt an Saphenus gerichtet, welchen er auch kurzzeitig angeschaut hatte. Am Anfang dieses Unterfangens war sein Schüler ein verweichlichter Jammerlappen gewesen, der nur auf Grund seiner Intelligenz und potenziell wertvollen Talente mitgenommen worden war, doch inzwischen hatte die dunkle Seite die unzähligen lebensgefährlichen Situationen ausgenutzt und seinen viel zu schwachen den Geist schützenden Schild durchbrochen und ihn verdorben. Sein Widerstand bröckelte. Er wurde rücksichtslos und grausam. Doch noch hielt ihn etwas zurück. Etwas aus seiner Vergangenheit. Und darauf zielte Hybris ab.
„Na meintwegen.“ So wirklich schien er eh nicht geneigt zu sein irgendwelchen Vätern gehorchen zu wollen. Mal ganz davon abgesehen das der Graue eher wie ein Sith Lord aussah und sich wohl kaum nach irgendwelchem Gejammer von Normalsterblichen richtete.
„Er soll sich seiner Vergangenheit stellen und sie ein für alle Mal aus seinem Leben tilgen. Und wenn er sie dafür Stück für Stück zerschlagen muss.“
Der Graue gestikulierte und Hybris brauchte kurz um zu verstehen und drehte sich daraufhin um. Saphenus Blick war wieder teilnahmslos, dessen Mund leicht offen und alle Muskeln im Gesicht entspannt. Wie ein Geisteskranker, schoss es Hybris kurz durch den Kopf, dann wandte er sich wieder dem unheimlichen Typen zu.

„Wir macht ihr das? Habt ihr einfach eine Illusion für ihn erschaffen? Könnt ihr sein Gedanken lesen und daraus eine Illusion erzeugen? Einfach so?“
Erschreckend, sollte er das tatsächlich einfach so können.
„Nach dem Beantworten der drei Fragen bin ich zu dem … habe ich … mich entschlossen euch keine weitere Zeit zu gewähren. Nach dem Ende der … Prüfung des Zabrak könnt ihr wieder gehen. Es gibt hier keinerlei … Artefakte.“
„Wieso nicht?“ spuckte es Hybris förmlich heraus und machte dabei einen Schritt auf den Grauen zu. Der hatte seine Arme bereits wieder vor der Brust verschränkt und wirkte so absolut desinteressiert, das es ihm vermutlich sogar egal gewesen wäre wenn man ihm die Beine abgeschlagen hätte.
„Ihr habt Euch nicht geändert. Was auch immer ihr wollt, ihr könnt mir nichts bieten, nichts als Gegenleistung erbringen.“
„Was meint ihr mit nicht geändert?“
„Nicht weiter entwickelt.“
„Worauf genau haben eure Fragen abgezielt? Gleichgewicht, der Tod und Glauben … was soll das alles?"
Der Graue gab so etwas wie ein Seufzen von sich, doch es hätte genau so gut ein Hustenanfall sein können.
„Eure Existenz kann enden. Und solange sie das tut, habe ich nichts mit Euch zu besprechen.“
„Natürlich kann sie enden. So ist es nun mal.“
„Nein.
Er wartete noch kurz ob der Graue was hinzufügen wollte, doch als nichts kam, wollte Hybris schon etwas erwidern, als ihm klar wurde das er immer wütender und damit irrationaler wurde. Das ist nicht hilfreich, sagte er sich und bemühte sich um Geduld. Ein, zwei mal tief ein und ausatmen, den Körper straffen und er begann von vorn.
„Ich bin wegen eines Artefaktes hier. Weil ich mich nicht mit dem Ende abfinden will. Ich will unsterblich werden, will das meine Existenz niemals endet. Deshalb dieser ganze Mist mit den Tar und wer weiß was noch.“ Okay, wenn möglich noch etwas weniger Wut.
Der Graue nickte wieder nur.
„Aber wie viele euresgleichen … wissen … das die Existenz enden wird?"
Eine merkwürdige Frage. Oder nur merkwürdig formuliert?
„Es ist ein … Naturgesetzt wenn man so will. Von Natur aus scheint es nichts zu geben das ewig hält. Selbst Schwarze Löcher können verschwinden.“
„Nein.“
„Was … was soll das heißen „nein“?“
Er winkte nur ab. Also zurück zur Wut, schien ja eh keinen Unterschied zu machen.
„Nein zu dem Naturgesetz? Ja gut, ihr scheint wohl unsterblich zu sein. Doch das ist ...“
Erst mal nachdenken bevor ich weiter spreche. Okay. Sollte er unsterblich sein, kann es kein unumstößliches Naturgesetz sein das alles irgendwann mal endet. Die Dinge sind doch aber von dem Punkt an, ab dem sie erschaffen werden mit einer endlichen Lebensspanne versehen, oder nicht? Ob nun Mensch oder Droide, irgendwann verschwindet alles?! Aber man kann es umgehen. Doch bedeutet das, dass das Naturgesetz nur ein von uns erschaffenes Konstrukt ist das nichts mit der Realität zu tun hat? Er fragte nach dem Glauben … und was hat Gleichgewicht damit zu tun?



„Gut. Die Existenz endet nicht grundsätzlich. Oft, meist, in beinahe jedem Falle. Aber nicht immer.“
„Falsch.“
Hybris blinzelte kurz und ließ gedanklich ein „was“ entweichen, dann quetschte er nur noch ein leicht frustriert klingendes „warum“ heraus. Er konnte geduldig sein, doch irgendwas sagte ihm das dieses hypnotische Licht hinter dem Grauen genau das war was er wollte und brauchte. Und so direkt davor zu stehen und nicht an es heran zu kommen, weil so ein creepiger grauer Typ mit schwarzen Löchern statt Augen anderer Meinung war … das war beinahe unerträglich. Die dunkle Seite in ihm wollte sich dieses Mannes nur allzu gerne annehmen, doch sein logischer Verstand riet davon ab. Er würde vermutlich nicht gewinnen können.
„Ihr GLAUBT das die Existenz endet und somit endet sie.“
Wir glauben? Was hat das mit glauben oder dem Glauben zu tun? Wir sehen es doch, wir erleben es.

„Nein. Wir wissen es. Jeden Tag, jede Stunde erleben wir es am eigenen Leib. Das hat nichts mit Glauben zu tun.“
„Nein. Ihr seht und erlebt was ihr sehen und erleben wollt.“
„Was soll das denn jetzt schon wieder heißen? Das wir unsere Umwelt erschaffen und gleichzeitig in ihr leben? So funktioniert das nicht wo ich her kommen. Wir leben in keiner Illusion.“
Sich allein über dieses Thema zu unterhalten ließ Hybris gedanklich wieder in die Irrenanstalt auf Coruscant wandern. Was für einen Schwachsinn gab der Graue von sich?
„Keine Illusion. Realität wäre das passendere Wort. Ein Beispiel. Auf dem Weg hier her, was habt ihr da erlebt? Seid ihr gleich hier her gelangt? Hier her wo euer Artefakt sein sollte?“
„Nein. Wir mussten uns den Weg durch die Tar durchkämpfen.“
„Ah ja, die Tar … die habt ihr schon einmal erwähnt. Was sind das für Wesen?“
„Reptiloiden. Wir befinden uns in der Nähe ihres Baus … oder Nestes oder wer weiß was.“
Endlich schaute der Graue auf und waren das tatsächlich ein Lächeln das sein furchtbar verzehrtes Gesicht noch weiter entstellte.
„Ja … ER mag sie. Benutzt sie gerne. Diese … Tar, sie waren alle gleich?“
„Nein. Viele verschiedene Arten. Wie bei Insekten.“
„Der erste auf den ihr traft, wie sah der aus?“
Er war eine Art Späher, wollte Hybris zuerst sagen, doch dann fiel ihm ein das sie ja zuvor noch einen toten auf dem Schildschiff gefunden hatten. Und der war deutlich muskulöser und, nun ja, kämpferischer gewesen. Er beschrieb das Wesen.
„Und danach? Der zweite?“
„Eine Art Späher oder Attentäter. Schnell, leise, immun gegen das Biokraftfeld und trotzdem recht stark. Sie wurden wohl in den letzten Jahrtausenden im Untergrund gezüchtet.“
„Wohl kaum.“ Inzwischen sah der Graue Hybris direkt an und ja, es war ein Lächeln.
„Ihr kamt her. Und fandet niemanden. Dann habt ihr einen toten Tar entdeckt und kurz darauf einen ähnlichen, der euch jedoch gefährlich werden konnte. Im Gegensatz zu der ersten Sorte. Die Tar wie ihr sie nennt, sind nicht in der Lage sich zu entwickeln. Sie sind viel zu primitiv.“
Er hob langsam den rechten Arm und stach dann mit dem Zeigefinger förmlich in die Luft, wobei er auf Hybris Brust zielte.
„Ihr habt sie dann erschaffen.“
„Geht das auch ein wenig genauer? Worauf wollt ihr hinaus?“
„Ihr kamt her und bis auf das Kraftfeld gab es nichts das euch gefährlich werden konnte. Und das an einem Ort, an dem ein Artefakt sein sollte das euch unsterblich machen kann. Unvorstellbar. Oder nicht?“
„Ja. Schon. Und weil es mir zu leicht vorkam, habe ich mir vorgestellt das da doch irgendwas sein muss das diesen Ort bewacht. Das habe ich, stimmt. Doch ich habe an nichts bestimmtes gedacht. Und selbst wenn. Ich habe schon gesagt, so funktioniert das nicht.“
„Auf diesem Planeten schon. Dank … oder … nun, wegen mir.“
„Ihr könnt unser Bewusstsein und Unterbewusstsein in Illusionen verpacken?“
Ein kurzes Zögern, dann senkte sich wieder der Kopf des Grauen. Er winkte ab.
„Ihr wollt nicht begreifen und somit ist diese Unterhaltung sinnlos. Wartet ab bis der Zabrak tot oder fertig ist und verschwindet dann.“
Echt jetzt?
„Nein. Nicht sinnlos. Ihr wollt euch mit einem Unsterblichen unterhalten? Gibt es noch nicht. Doch ich kann es werden wenn ihr mich zu diesem Licht lasst. Gebt mir die Möglichkeit unsterblich zu werden. Dann habt ihr einen ebenbürtigen Gesprächspartner.“

„Richtig … Ignoranz und Überheblichkeit.“
„Ja okay, Unsterblichkeit allein reicht nicht aus. Doch bin ich es, habe ich auch die Chance Wissen anzuhäufen. Ich brauche nur die Zeit und die Möglichkeit und an diesem Ort, dank Euch, kann ich das schaffen.“
„Ich brauche keinen Gesprächspartner. Im Gegenteil, ich bin des … re- … unterhaltens … des Lamentierens leid.“
„Was wollt ihr dann? Ihr sagtet ich kann Euch nicht geben was ihr wollt. Was wollt ihr?“
„Sterben.“
Dieses Eingeständnis verblüffte Hybris ehrlich gesagt für einen Moment und er stand wie angewurzelt da. Doch schon ein paar Herzschläge später lag seine Hand bereits auf dem Griff seines Lichtschwertes. Nur eine unbewusste Handlung, denn er wusste natürlich das er den Grauen damit nicht töten konnte. Dieser Typ war vermutlich unsterblich. Und wollte sterben, wusste aber nicht wie. Hybris gestattete sich einen kurzen Gedankenblitz. Was wäre, wenn er schon unzählbar viele Jahre gelebt und alles erlebt hätte was es so gibt. Wenn er alles an Wissen angehäuft und alles getan hatte was möglich war? Der Gedankengang endete mit den Worten „das wäre es wert“ , doch so wirklich überzeugend klang es nicht. Dafür war die Unsterblichkeit aber natürlich auch ein zu schwer zu fassendes Ziel. Man konnte es als Sterblicher kaum oder eigentlich gar nicht richtig fassen. Es war leicht daran zu denken und sich auszumalen was man dann alles tun könnte, doch war er wirklich in der Lage es zur Gänze zu erfassen? Zu verstehen, zu begreifen? Hybris bekam schon heute gefühlt die Krätze wenn er sich langweilte … wie mochten sich Jahrtausende der Langeweile anfühlen?

Hybris trat vor.
„Gewährt mir die Möglichkeit unsterblich zu werden und ich werde euch töten.“
„Netter Gedanke. Der mir schon wie oft gekommen ist? Der wievielte seid ihr der mir das nun schon vorschlägt? Zeitverschwendung.“
„Vielleicht, doch immer noch besser als hier herum zu stehen und nichts zu tun.“
„Aus eurer Sicht vielleicht. Aus eurer beschränkten Sicht mit dem Glauben eines … Kindes.“
„Dann sagt mir wie es wirklich ist und ich finde einen Weg. Für die Unsterblichkeit bin ich bereit ALLES zu tun.“
„Ich weiß … ich habe es gesehen. Doch auch damit steht ihr nicht allein da, seid nicht der erste und sicher auch nicht der letzte.“
„Erklärt es mir. Gebt mir eine Chance euch das zu geben was ihr als einziges noch wollt.“
Einen Augenblick lang schien der Graue noch ein Stück weiter in sich zusammen sacken zu wollen, doch dann zuckten seine Schultern kaum merklich und er seufzte/hustete wieder.
„In dem Punkt habt Ihr vermutlich recht. Ob das eine oder das andere … die Sache ist die: Wie ihr auf diesem Planeten festgestellt habt, ist das alles von der Realität eines jeden Einzelnen abhängt. Jeder betrachtet das Sein um sich herum aus seinem Blickwinkel, benutzt seine … Sinne um es zu erfassen.“
„Ja. Doch selbst wenn ich etwas anderes sehe oder etwas nicht exakt gleiches, so leben wir alle im selben Universum.“
„So ist es. Und damit es funktioniert, damit das Gleichgewicht gewahrt bleibt, existiert zwar alles gleichzeitig und im selben Universum, Teile davon können aber nur jeweils von miteinander kompatiblen Existenzen wahrgenommen werden. In eurer Sprache kann man es noch am ehesten mit dem Wort Realität ausdrücken. Ihr habt eure, mit euren eigenen Naturgesetzen und Ansichten. Ich habe die meine, jene mit denen ihr Kontakt hattet die ihre. Manche Realitäten ähnlich sich mehr als andere. Eure und die der anderen auf diesem Planeten waren nicht kompatibel, weshalb der Kontakt mit ihnen zu Chaos geführt hat.“
„Warum genau?“
Wie ein neugieriger Schüler stand Hybris nun da und saugte jedes Wort auf als wäre er nun plötzlich das Schwarze Loch. Beinahe hätte er sich im Schneidersitz auf den Boden gesetzt, den Kopf auf die Hände gestützt und den Grauen einfach nur angestarrt und gelauscht. Nun ja, vielleicht aber auch nicht.
„Ihr haltet eure Realität für komplex, doch das eigentliche Universum ist um ein vielfaches komplizierter. Es existiert jede nur erdenkliche Variation zur selben Zeit. Und falls es eine Konstante, ein Naturgesetz gibt das unabhängig von jenen funktioniert das durch sie bestimmt wird, dann jene das sich alles im Einklang, im Gleichgewicht befinden muss. Gleiches zu Gleichem, strikt getrennt durch die … hm … man kann es Wahrnehmung nennen. Nimmt jemand aus der einen Realität Kontakt zur anderen auf und kann die Sinneseindrücke nicht verarbeiten, wird das Gehirn ins Chaos gestürzt. Ihr werdet überfordert und sterbt je nach Länge des Kontaktes daran.“
„Wir existieren alle im selben Universum, können aber nur das wahrnehmen was uns gleicht?“
„So ist es. Die Spezies in eurer Realität, jene die über einen Verstand, über Intelligenz und Vorstellungsvermögen verfügen, sie ähnlich sich. Oder nicht?“
Hybris musste es bejahen. Tatsächlich war der Großteil der bekannten intelligenten Spezies humanoid und selbst wenn nicht, so ähnelten selbst zum Beispiel die Hutten ihnen mit ihren Armen, den Kopf und Rumpf. Gut, sie hatten keine Beine, aber im Prinzip …
„Nur jene niederen Geschöpfe, Tiere nennt ihr sie unter anderem, die in einer viel größeren Zahl um euch herum leben sind auf Grund von zufälligen Begebenheiten und nur zum Teil auf Grund ihrer Gleichheit in eurer Realität angesiedelt. Sie sind es auch die keine solche eingeschränkte Wahrnehmung haben und teils täglich mit anderen Realitäten zu tun haben. Nicht so stark wie auf diesem Planeten, aber es geschieht. Der Punkt ist, die Realität wird immer von der dominanten in ihr lebenden Gruppierung geformt. Das Grundgerüst, das Universum, wurde zur Verfügung gestellt, doch der Rest wird von uns erschaffen.“
„Wer hat das Universum erschaffen?“
„Das ist selbst mir nicht bekannt. Er zuckte leicht mit den Schultern. Vermutlich war es ihm egal.
„Wir haben uns aber nicht ausgedacht das wir sterben“ sprach Hybris einen Widerspruch an den er zu erkennen glaubte.
„Nur ein Bruchteil dessen was eure Realität beeinflusst wird von eurem Bewusstsein gesteuert. Und wir reden dabei von Größenordnungen die ihr gar nicht messen könntet, wäre es überhaupt möglich es zu messen. Das Prinzip, wonach die Realitäten funktionieren, beschreibt ihr als „Selbsterfüllende Prophezeiung“ , wobei der Glaube und das Unterbewusstsein eine wichtige Rolle spielt. Der Tod ist dabei das offensichtlichste Resultat dieser Überzeugung.“
„Wir sind davon überzeugt das alles irgendwann endet, also endet es? Und der Trick, um es zu umgehen, wäre es nicht mehr daran zu glauben?“
„Nein. Der Trick, wie Ihr es nennt, wäre es jedes einzelne Individuum in eurer Realität davon zu überzeugen das es kein Ende der Existenz gibt.“
„Was unmöglich ist.“
„Womit wir dann wieder am Anfang wären. Ihr könnt mir nicht geben was ich brauche.“

Hybris wusste schon worauf das hinaus lief und drehte sich kurz zu seinem Schüler um. Der stand nun seit vielleicht zehn Minuten einfach nur so da und schien nicht einmal mehr zu atmen, zu blinzeln oder sonst irgendwas zu tun. Wäre er nicht in der Macht zu spüren gewesen, Hybris hätte ihn für tot gehalten.
„Ich habe die Realität auf diesem Planeten also beeinflusst. Weil ich mir nicht vorstellen konnte dass sich das Artefakt auf der Oberfläche befindet und nicht bewacht wird, ist dieser Ort hier unten und wird durch Tar bewacht die immun gegen die Macht sind und sich unseren Lichtschwertern in den Weg stellen können. Und was ist mit ihm, meinen Schüler?“
„Ihr seid die dominante Persönlichkeit an diesem Ort. Außerhalb dieses Ortes überwiegt der Glauben und das Unterbewusstsein samt Zweifel der Mehrheit, doch hier bestimmte der Dominante. Jedes mal wenn ich Anpassungen vorgenommen habe, damit wir uns trotz unserer unterschiedlichen Realitäten unterhalten können, wurde dieser Umstand gestört und ihr habt das, was ihr Halluzinationen und Illusionen nennt, erlebt. Das geschieht wenn unterschiedliche Vorstellungen aufeinander treffen. Wenn eure Realität, die von eurer Vergangenheit und Persönlichkeit geprägt ist, mit der eures Schülers kollidiert. Das passiert ständig, überall und manchmal sehen dann welche Dinge die andere nicht sehen können … ähm … Geister nennt ihr so etwas. Zum Beispiel. Oder … hm … sichtba- … schauba- … optische Täuschungen. Schatten, Bewegungen, alles was ihr mit euren Sinnen erfassen könnt.“
„Wo ist mein Schüler jetzt?“

„In seiner eigenen Realität. Ich habe ihn von eurer Dominanz abgeschirmt und nun erlebt er das was ihr vorhin ausgesprochen habt. Das mit dem sich der Vergangenheit stellen.“
„Wieso sollte er wenn er doch von mir getrennt wurde?“
„Weil er es nicht weiß. Er glaubt es und das reicht. Ihr nanntet die Rahmenbedingungen seines Tests und als er sah wie ich mit meiner Hand gestikulierte, erschuf er sich eine eigene Prüfung. Weil er glaubt das jetzt genau diese Prüfung kommt, wird sie kommen. An einem Ort, an dem nur eine einzelne Person die Realität bestimmt, ist das ganz einfach.“
„Ihr könnt seine Gedanken gar nicht lesen?“
„Nein, wie denn auch? Es sind doch nur Impulse in seinem Gehirn. Die einzige Realität, die er für echt halten kann, ist jene die er selbst erschafft. Alles andere wäre auf Grund der ungenauen Messungen und meinen ... hm ... Inter ... Interpretationen - das gefällt mir auch - derart fehlerbehaftet, das sein Gehirn die Täuschung durchschauen und sich nichts brauchbares daraus entwickeln würde.“
„Und das läuft in Echtzeit ab?“
„Ja. Es ist ja real.“
„Wir erschaffen uns also unsere eigene Realität … die uns sogar töten kann? Und wenn ich jetzt selber für mich entscheide nicht mehr daran zu glauben, weil ich an das was ihr mir sagt glaube...“
Bei den letzten Worten sah Hybris wieder den Grauen an.
„... dann werdet Ihr dennoch sterben.“
„Selbst hier?“
„Ja, denn der Zweifel in Euch reicht aus um euren neugewonnen Glauben stark genug zu erschüttern, sodass ihr auch weiterhin sterben könntet. Ihr WOLLT mir glauben, doch euer ganzes Leben lang habt ihr Tod und Vergess- .... hm ... Vergänglichkeit erlebt. Ihr werdet diesen Zweifel nicht mehr los. Und selbst wenn Euch das gelänge, außerhalb dieses Ortes müsst Ihr Euch wieder den Vorstellungen der Mehrheit unterwerfen.“

Eine kurze Pause entstand und beide Männer schauten sich einfach nur an. Dann, nach gefühlt einer Stunde die wohl nur eine Minute gewesen war, fragte Hybris:
„Und wie habt ihr es geschafft?“
„Das...“ begann der Graue und hielt kurz inne, wobei sein Kopf sich noch ein Stück weiter anhob und er erneut lächelte: „... ist eine lange Geschichte, wie ihr sagen würdet.“
Dem Sith Executor war nicht danach zu lächeln und doch stahl sich so etwas ähnliches in seine Stimme als auch er antwortete: „Ich habe Zeit. Und ihr braucht jemanden der einen Unsterblichen töten kann.“

Teil2
[T7K94 - Unbekannter Ort - Hybris und "Der Graue" , Saphenus nur körperlich anwesend]
 
[T7K94 | Krater der Tar | Unterirdisches Höhlensystem | Gang hinter dem Leichenberg] - Saphenus, Darth Hybris

Die Welt um ihn herum hüllte sich in einen Nebel. Er spürte die Klinge in seiner Hand, das Metall der Waffe, die der Garant für sein Leben war, doch er sah nichts als bleichen Nebel. Er beherrschte all seine Sinne, schien jedwede Empfindung zu blockieren, er schirmte ihn ab…und schützte ihn damit, auf seine Weise. Der Nebel verbarg die Sicht auf all die dunklen und schrecklichen Dinge, die hinter ihm lagen, er versteckte die Monster, die jenseits seiner Grenzen nach seinem Leben trachteten. Der Nebel war gut und Saphenus beschloss, es zu genießen so lange er da war. Doch er konnte ihn nicht halten, mehr und mehr begann er sich zu lichten. Seine Lungen brannten weniger, in immer größeren Abständen stob die Luft aus seinen Nasenlöchern und bildete eben jenen Nebel an dem Glas seines Visiers, der ihn schütze und umhüllte. Fast schon panisch atmete er bewusst schneller um den Blick auf sich selbst doch weiterhin verborgen zu halten, doch es gelang ihm nicht. Die Sicht klarte auf, Umrisse zeichneten sich ab, immer mehr Details kamen zum Vorschein. Schon erkannte Saphenus, dass er noch immer in den Höhlen der Tar gefangen war, noch immer dazu verdammt nach einem Artefakt zu suchen, das es vielleicht gar nicht gab. Die Augen des Albtraums brannten in offener Verachtung durch seinen Leib, würde nicht ohnehin schon jeder Muskel darin brennen, so stünde er spätestens jetzt lichterloh in Flammen. Der Nebel war weg, nur noch das Lichtschwert in seiner Hand versprach ihm Sicherheit. Aus dem Augenwinkel erhaschte er einen Blick auf die nur allzu vertraute Waffe, wie wunderschön sie doch glänzte. Spritzer von getrocknetem Tarblut befanden sich auf dem Griff, doch Saphenus störte das nicht. Eine glänzende Rüstung war nur jene die sich nie im Kampfe beweisen musste. Seine Waffe hatte sich bewiesen. Er sich damit auch? Fragend schaute er n die Decke als würde das diffuse Licht die Antwort liefern. Sein Meister entfernte sich, ging den Gang weiter entlang, doch Saphenus kümmerte es gerade nicht. Er würde ihm nur alsbald folgen. Ein Flüstern hinter ihm ließ ihn umherfahren, doch da war niemand. Hatte er nicht eine Stimme gehört, die er kannte? Er blinzelte. Nein, da hinten war nichts. Nicht einmal die hasserfüllten Augen der Matriarchin, deren Klauen sie gerade erst entkommen waren. Auch keine Drohnen oder Sklaven regten sich in der Dunkelheit, nichts bewegte sich. Plötzlich wurde ihm mulmig zu Mute, schnell drehte er sich um und schloss zu seinem Meister auf. Weiter vorne hob sich eine Lichtquelle von all den anderen ab, sie strahlte und Saphenus wähnte sich schon fast am Ziel. Konnte es so einfach sein, lag das gesuchte Artefakt schon am Ende dieses Tunnels, in dem Nest einer Reptilienkönigin verborgen, beschmutzt von all dem Unrat, der hier anfiel? War dieser Ort einem Artefakt angemessen, von dem sich der Albtraum ganz offensichtlich so viel erhoffte? Ein plötzliches Stechen traf Saphenus als er sich in der Macht ausdehnte. Er wollte wissen was da vor ihnen lag noch bevor seine Augen einen Blick darauf warfen. Instinktiv zog er sich zurück, Kopfschmerzen jagten ihn augenblicklich heim. Eine Anomalie, hatte er so etwas nicht schon einmal gespürt? Es kam ihm vor wie in einem anderen Leben als er an einer Gestalt vorbei ging, die wie ein Professor gekleidet war. Saphenus bemerkte sie gar nicht, doch der Blick der Gestalt lag noch sehr lange auf dem Rücken des Zabrak. Als Meister und Schüler die neongelbe Barriere durchtraten, verzog sich ihr Gesicht zu einem Lächeln und sie wurde wieder eins mit der Dunkelheit. Alle Lichter erloschen in dem Gang, der von der Tarhöhle wegführte in dem Augenblick, in dem auch die Gestalt verschwand. Aus der Ferne hörte man das Grollen der Matriarchin, die just begriff wohin sich die beiden Eindringlinge begeben hatten.

Seine Kopfschmerzen wurden schlimmer. Schritt für stärker wurde der Schmerz stärker, er stach in seinen Hinterkopf, messerscharf. Eine Hand immer noch um sein Lichtschwert geklammert, die andere auf seinen Helm gepresst, lief er dem Albtraum hinterher. Die Welt um ihn herum nahm er nur noch verschwommen wahr, manch anderer hätte die Schönheit dieser Tunnel bewundert oder sie zumindest zur Kenntnis genommen. Für Saphenus zählte nur noch der nächste Schritt, weiter konnte er nicht mehr denken. Was war da, das ihn so nach unten zog? Dieses Mal erschien der Professor direkt vor ihm, doch er ging einfach weiter. Bevor sich die beiden ungleichen Gestalten berührten, trat der Professor einen Schritt zur Seite, seine Hand streichelte dabei nur wenige Millimeter entfernt über Saphenus‘ gehörntes Haupt. Der spürte die Brise, sie verstärkte den Schmerz noch, doch er besaß nicht mehr die Kraft um sich umzudrehen. Etwas hielt seinen Blick gefangen, wollte nicht, dass er sah was ihn umgab. Er sollte nur auf den jeweils nächsten Schritt schauen, nichts anderes war mehr von Bedeutung. Erst als der dreigeteilte Thron vor ihm in sein Blickfeld rückte, war er gezwungen seinen Blick zu erheben. Der Schmerz in seinem Kopf explodierte als er die drei Gestalten sah, die dort über ihnen saßen und auf sie herabblickten, er fühlte sich auf der Schwelle zur Bewusstlosigkeit, doch irgendetwas hielt ihn noch bei Verstand. Nur der schwarze, obsidianartige Teil des Throns war für ihn zu erkennen, die anderen beiden samt ihrer Inhaber waren unscharf, jede ihrer Bewegungen war nur schlierenhaft zu sehen. Hybris selbst hatte keine feste, abgegrenzte Kontur mehr, jeglicher Kontrast, den seine Gestalt eigentlich bieten sollte, wurde schwächer. Bald erschien auch er nur noch als Geist, als Albtraum. Auf dem schwarzen Thron hingegen saß eine Gestalt, die Saphenus nur allzu gut kannte. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass er bereits zweimal an ihr vorbeigelaufen war ohne es zu bemerken. Sein Mund öffnete sich, doch kein Ton kam aus ihm heraus. Der Professor, der mit lässig überschlagenen Beinen auf seinem Thron saß, lächelte. Schließlich glaubte Saphenus doch noch Wörter formulieren zu können, doch nichts als Gegrunze entwich seinen Lippen. Jetzt musste der Professor lachen, in einer fließenden Bewegung stand er auf. In dieser Bewegung verschwand der Anzug, der so charakteristisch für die Hochschulen der Republik war und wurde zu einer samtenen, grau-schwarzen Robe. Instinktiv suchte Saphenus nach einem Lichtschwert an dem Gürtel, doch da gab es keines. Noch immer sagte keiner ein Wort, der Zabrak konnte nicht und der Professor wollte nicht. Dann machte er einen Schritt, dann noch einen und schon stand er wenige Zentimeter vor Saphenus. Das Lächeln hatte sein Gesicht noch immer nicht verlassen, auch wenn es augenblicklich kalt wurde und zu Eis erstarrte.


„Man diskutiert gerade deinen Tod.“, sagte er schlicht und breitete seine Arme wie zu einer Umarmung auf. Saphenus schluckte.


„Wie soll ich sterben?“, fragte er krächzend als würde die Stimme, die er benutzte, gar nicht die seine sein.


„Das ist noch nicht entschieden.“, antwortete der Professor und deutete dann mit seiner Hand in Richtung des Throns. Dort verschwanden die beiden seitlichen Drittel, nur noch einer blieb übrig und es saß nicht mehr der Professor darauf. Auch die Umrisse des Albtraums wurden wieder deutlicher, wie unter Wasser drangen die Stimmen der beiden an seine Ohren. Saphenus streckte seine Hand aus und als er die Rüstung seines Meisters berührte, drückte es ihm die Eingeweide zusammen. Panisch holte er Luft, wie ein Ertrinkender, der von dem Grund des Meeres aus endlich wieder die Wasseroberfläche durchbrach und atmen konnte. Der Blick des Albtraums stach geradewegs in seine Augen, schnell zog er seine Hand zurück. Der Professor war verschwunden, nur eine Gestalt, die Hybris selbst gar nicht so unähnlich zu sein schien, saß gelangweilt auf dem Thron. Saphenus wollte das Wort ergreifen, doch Angst beherrschte ihn plötzlich und hielt ihn zurück. Er verstand kein Wort von dem, was sein Meister mit dem Throninhaber redete, es hatte keinen Sinn. Die erhabene Gestalt schien selber lange nicht mehr Basic gesprochen zu haben, sie suchte die passenden Wörter als wären sie zwar da, aber tief im Bewusstsein vergraben. Das hier konnte unmöglich real sein. Doch dann ging es augenblicklich sehr schnell wieder um seine Bestrafung, die erhabene Gestalt pochte darauf und ließ sich nicht davon abbringen. Doch für Saphenus war noch immer alles ein Rätsel. Er sollte jemanden getötet haben? Natürlich hatte er getötet, doch niemanden, der der erhabenen Gestalt wichtig sein konnte. Unzählige Tar hatten durch ihn sein Ende gefunden, doch sie waren es nicht einmal Wert in Massen der verborgenen Armee bei zu treten. Eben jene bestand nur aus denjenigen, die mächtig genug waren und einen Grund hatten, ihn im Jenseits für seine Verbrechen zu bestrafen. Darunter war niemand, der dem Throninhaber am Herzen liegen konnte. Doch darum ging es auch gar nicht. Es musste passiert sein als sie das erste Mal Kontakt mit den blinden Flecken hatten, irgendetwas war dort geschehen. Hatte er jemanden umgebracht ohne sich dessen bewusst zu sein, hatte eine andere Macht von ihm Begriff ergriffen und ihn Dinge tun lassen, an die er sich nun nicht einmal mehr erinnern konnte? Wie gerne wollte er das Wort ergreifen um sich zu verteidigen, er musste doch sagen dürfen wie seine Sicht der Dinge war! Doch noch immer konnte er nichts sagen, es hatte ihm die Sprache verschlagen. Panik stieg in ihm hoch als sich nun auch der durchdringende Blick des Albtraums auf seinen Körper legte. Er muss überleben können, das hieß nicht, dass es sicher war, dass er überlebte. Sein Meister lieferte ihn aus, nichts anderes passierte hier. Hybris sah endlich seine Gelegenheit den Schüler loszuwerden und gleichzeitig noch Profit daraus zu schöpfen. Er hatte nie geplant wieder mit ihm zusammen die Fury zu betreten. Der nur allzu bekannte Zorn war wieder da, dieses Mal leistete Saphenus keinen Widerstand. Purer Hass durchfloss seine Adern, seine Pupillen weiteten sich und kannten nur noch ein Ziel: selbst wenn er hier unten starb, er würde den Albtraum mit in den Tod ziehen und wenn es das letzte war, das er tat!


In blinder Raserei schoss er auf Hybris zu, seine rote Klinge zu einer tödlichen Umarmung erhoben als geradewegs durch seinen Meister hindurchschoss und sich dieser in Luft auflöste. Der komplette Thronsaal verschwand, auf einmal war Saphenus ganz alleine in der Dunkelheit. In seiner Nähe spürte er jemanden, doch er konnte nicht sagen wen. Er drehte sich im Kreis, erst einmal, dann noch einmal und schließlich ein drittes Mal als er plötzlich hinter sich eine Türe sah. Ich halluziniere, das ist nicht real, flüsterte er sich selber ein, dann kam er der Tür Schritt für Schritt näher. Er wusste, dass ihm sein Lichtschwert in dieser Welt nichts bringen würde, also heftete er es an seinen Gürtel. Die Tür selbst war altmodisch, keine moderne Technik ließ sie lautlos zur Seite gleiten als er sich näherte. Stattdessen prangte ein schmuckloser Griff an der linken Seite mit einer Klinke, die es nach unten zu drücken galt. Doch noch bevor er seine Hand darauf legen konnte, wurde er unterbrochen.


„Bist du dir sicher, dass du hindurch gehen willst?“, fragte eine Stimme. Saphenus drehte sich um und sah in die Augen des Professors, der ihn aus ein paar Metern Entfernung humorvoll anschaute.


„Warum sollte ich nicht?“, entgegnete Saphenus.

„Weil es dann kein zurück mehr gibt.“, sagte der Professor. „Wenn du einmal durch diese Tür gegangen bist, ist dein Schicksal besiegelt. Dunkelheit wird dich überfallen und vereinnahmen, es wird keinen Weg hinaus geben. Du kannst dich ihr nicht widersetzen und wahrscheinlich willst du es auch gar nicht mehr."


„Welche Alternative bleibt mir denn noch?“, flüsterte Saphenus.

„Du könntest umdrehen und diese Illusion verlassen. Die Möglichkeit biete ich dir. Nimm einfach meine Hand.“, sprach der Professor während er seine Rechte ausstreckte.


„Und dann?“

„Dann wirst du sterben und deinen Frieden finden. Abseits all des Zorns und der Boshaftigkeit, die in dir lebt.“


„Ich will nicht sterben.“


„Der Tod ist nicht das Schlimmste, das uns ereilen kann.“, sagte der Professor mit einem traurigen Lächeln.


Tief in seinem Inneren verborgen wusste Saphenus, dass in diesen Worten ein Hauch Wahrheit lag. Hatte er nicht schon selbst einmal so empfunden? Als ihn die Last seiner Schuld zu erdrücken und zerquetschen drohte, flehte er den namenlosen Rodianer vor dem Tempel gerade zu an ihn zu erschießen. Wie gerne hätte er doch in diesem Moment seinem eigenen Leben ein Ende gesetzt und sich all den Schmerz erspart, der da noch folgen sollte. Wieder lag die Erlösung ganz nahe, er brauchte nur seine Hand ausstrecken und die ihm dargebotene zu umfassen. Es war nicht schwer, nicht aufwendig, einfach und simpel. Wie von selbst erhob sich seine Hand, streckte sich sein Arm. Er wollte einfach nur noch ruhen. Doch dann war da noch etwas anders, eine Bewegung hinter dem Professor. Was war das? Saphenus kniff die Augen zusammen. In den Schatten bewegte sich etwas, Gestalten wanderten umher und warteten auf ihn. Die verborgene Armee. Seine Hand zuckte zurück und der Professor atmete enttäuscht aus. Saphenus wollte nicht sterben. Angst packte ihn vor dem, was ihn jenseits des Lebens erwarten würde, doch nicht nur das. In ihm rumorte es, Dunkelheit machte sich in ihm breit. Wollte er jetzt so einfach aufgeben nach allem, was er schon erreicht hatte? Wollte er das alles wieder hinschmeißen nur weil er schwach war? Seine eigene Schwäche drohte wieder einmal sein gesamtes Leben zu zerstören, nur wegen seiner Schwäche war er überhaupt in dieser Situation gelandet. Er war ein Zabrak, Zabrak sollten stark sein, wenn schon nicht körperlich, dann wenigstens im Geiste, in der Macht. Mit einem Ruck drehte Saphenus sich um und stieß die Türe auf, die dort auf ihn wartete. Den enttäuschten Blick des Professors sah er nicht mehr, schließlich löste sich dieser in Luft auf als die Tür wieder in ihr Schloss fiel.


[T7K94 | Unbekannter Ort | Illusion] - Saphenus in seiner eigenen Welt, Darth Hybris
 
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Nach der Dunkelheit mussten sich seine Augen erst an das grelle Licht in dem Raum vor ihm gewöhnen. Merkwürdig wie man selbst in Illusionen an Gewohnheiten festhielt, die einen das Leben lang begleiteten. Er hätte nicht geblendet werden müssen, stattdessen hätten seine Augen direkt an das Licht in dem Raum gewöhnt sein können. Doch diese instinktiven und unbewussten Verhaltensmuster waren nicht so einfach auszuschalten. So dauerte es einige Augenblicke bis sich seine Pupillen zur Miosis verformten, doch dann konnte Saphenus sehen was sich vor ihm ereignete. Eine einsame Mutter starrte auf ihr Kind herab. Ihre Haut war blass, fast grau, ihre Haare schwarz. Die langen Fingernägel schienen sich geradezu in das Fleisch ihres Kindes bohren zu wollen, es schrie bitterlich. Vorsichtig trat Saphenus näher. Das Baby war klein, dünn, schwach. Trotzdem schrie es so laut es konnte, es brüllte seine Verzweiflung in die Welt hinaus, denn aus irgendeinem Grund wusste es genau was passieren würde. Mit hasserfülltem Gesicht legte die Mutter das Kind auf den Boden, ihre Blicke schienen das Herz ihres eigenen Nachwuchses herausreißen zu wollen. Dann drehte sie sich um ohne noch einmal zurück zu sehen verschwand sie. Das einzige, was sie hinterließ, war ihr Kind und der eindeutige Abdruck von Enttäuschung und Zorn. Das Kind schrie immer noch, es wollte die liebende Umarmung seiner Mutter spüren und nicht diese negativen Emotionen entgegengebracht bekommen. Obwohl er wusste was ihn dort erwartete, beugte sich Saphenus über das schreiende Kind. Natürlich konnte er sich nicht mehr daran erinnern wie er damals ausgesehen hatte, doch zumindest kannte er es von den Bildern seiner Adoptiveltern. Wohl erinnern konnte er sich an die Gefühle, die der Säugling nun durchlitt. Mit einem Schwall trieben sie in ihm hoch, seine Augen füllten sich mit Tränen. Schnell wischte er sie weg, aus reiner Gewohnheit auch wenn sein Meister gar nicht hier war und seine Schwäche sah.

„Wie hätte ich auch normal werden können wenn meine leibliche Mutter mich nicht haben wollte.“, flüsterte er vor sich hin.

„Glaubst du deswegen hast du dich der dunklen Seite zugewandt?“, tönte eine Stimme und obwohl er wusste von wem sie kam, drehte Saphenus seinen Kopf. Der Professor stand lässig da, die Arme vor der Brust verschränkt.


„Wer weiß was gewesen wäre…“, erwiderte der Zabrak und wandte sich wieder dem Kind zu, doch es war verschwunden. Stille machte sich breit.

„Was gewesen wäre?“, wiederholte der Professor. „Du bist behütet und geliebt aufgewachsen. Nicht jedes Findelkind hat dieses Glück. Du schon, du wurdest von zwei Menschen gefunden deren sehnlichster Wunsch es war selbst ein Kind zu bekommen. Haben sie dir nicht all ihre Liebe gegeben und dich immer wie ihren eigenen Sohn behandelt?“

Vielleicht war es nur eine rhetorische Frage, doch die Stille, die folgte, machte Saphenus klar, dass er sie offensichtliche Antwort aussprechen sollte.

„Doch, das haben sie.“, sagte er so leise, dass man es nicht hören konnte. Doch das brauchte man auch nicht, in dieser Welt weit abseits der physikalischen Gesetze hörte man die Dinge, die nicht gehört werden konnten, am lautesten.

„Sie haben mich geliebt.“, flüsterte Saphenus und wieder stiegen ihm Tränen in die Augen.

„Welche Ausrede hast du dann so zu sein?“


„Ich bin ein Mörder. Wäre ich auf Taris geblieben, ich hätte meinen Tod gefunden.“

„Und nun stehst du wieder auf der Schwelle und musst dich erneut entscheiden. Doch…wieso hättest du auf Taris den Tod gefunden? Man hätte dich wohl kaum hingerichtet.“

„Die Jedi sind schuld.“, spie Saphenus. Allein dieses Wort auszusprechen verstärkte seinen Hass und eine Welle aus Energie stob aus seiner Hand.

„Die Jedi?“, fragte der Professor mitfühlend lächelnd.


„Ich habe die Macht benutzt, sie hätten mich getötet, ich war eine Gefahr für sie!“

„Eine Gefahr? Du bist stark in der Macht, doch zu nutzen wusstest du sie nicht. Jeder ausgebildete Jedi, selbst jeder Padawan war dir überlegen. Sie hätten keinen Grund gehabt dich zu töten. Zweifellos wärst du im Gefängnis gelandet, doch der Tod? Nein.“


Saphenus dachte nach, Zweifel machten sich in ihm breit. Hatte der Professor recht? Er war sich doch so sicher gewesen, dass die Jedi seinem Leben ein Ende gesetzt hätten, er hatte es gespürt und spürte es noch. Sein Unterbewusstsein versuchte ihm einen Trick zu spielen, die Illusion wollte ihn dazu treiben sich zu beugen und sein Leben in die Hände derer zu legen, die auf dem Planeten der Tar die Kontrolle hatten. Doch wenn er recht hatte, wenn der Weg nach Bastion nicht der einzige gewesen war, den das Schicksal für ihn bereit hielt…

„Meine Eltern hätten mir niemals verziehen.“, flüsterte Saphenus dann.

„Aber sie verzeihen dir, dass du vor deiner Verantwortung weggelaufen bist?“


Vor seinem geistigen Auge sah er die Gesichter seiner Eltern, die ihn anlächelten und dann zu Stein erstarrten. Ihre Mimik fror ein und verzerrte sich, bis sich ihnen die Haut von den Knochen schälte. Sie verschmolzen miteinander und übrig blieb nur die totenkopfartige Fratze des Albtraums wie er ihn bei ihrer ersten Begegnung gesehen hatte.

„Du bist schwach.“, zischte er. „Unwürdig mein Schüler zu sein. Verrotten sollst du auf diesem Planeten. Du klammerst dich an dein Mitgefühl, an die Hoffnung. Es gibt keinen Frieden, nur Leidenschaft!“

Saphenus‘ Traurigkeit war urplötzlich wie weggeblasen, Hass füllte seinen Körper und ließ ihn zittern. Das musste der Wunsch seines Meisters sein, er wäre bestimmt froh wenn der Zabrak für den Rest der Ewigkeit in seinem eigenen Kopf gefangen wäre. Wie leicht wäre er damit aus dem Weg geräumt, vermutlich labte sich der Albtraum gerade an dem idiotischen Anblick, den sein Schüler im Moment darbieten musste. War letztlich nicht jeder so mit ihm umgegangen, hatte ihm stets nur seine Schwäche vorgeworfen und ihm nie zugetraut Großes zu vollbringen? Selbst seine Eltern, verweigerten sie ihm doch sein Geburtsrecht und versteckten ihn vor den Jedi als sie seine Machtbegabung erkannten. Sie taten es bestimmt auch nur, weil sie glaubten er würde es ohnehin nicht schaffen, ebenso wie sie ihm den Initiationsritus vorenthielten. Sollte es eine Geste der Liebe sein ihn stattdessen bei sich zu behalten? Was hatte es ihm gebracht, wenn man sein Leben jetzt ansah.

„Dein Meister hat seine eigenen Probleme, er sieht deine Realität nicht.“, sagte der Professor nur und beließ es dabei. Saphenus schnaubte. Bestimmt hatte er eigene Probleme, aber das nicht erst seitdem sie auf diesem Planeten gelandet waren. Er drehte sich zu dem Professor um. Der stand noch genauso da wie eben, nur war hinter ihm erneut eine Tür erschienen.


„Muss ich wieder hindurchgehen.“, fragte Saphenus.

„Wie du möchtest. Ich werde dich zu nichts zwingen. Du sollst nur wissen, dass das Angebot von eben noch besteht. Wenn du es leid bist, wenn du alldem nur noch entfliehen willst, dann gebe ich dir hiermit die Möglichkeit.“ Mit diesen Worten streckte der Professor abermals seine Hand aus. Wieder weckte diese Geste in Saphenus die Versuchung, wieder war er verführt das Angebot anzunehmen. Doch war die Versuchung schwächer als eben, etwas in ihm wehrte sich stärker gegen den Tod. Seine leibliche Mutter zu sehen, ihren Abscheu noch einmal zu spüren, die Wut über seine Abstammung…wie in der Pubertät trieben sie ihn in Wutausbräuche, in irrationale Rage. Doch jetzt spürte er die Kraft, die in dieser Rage lag und die Versuchung sie zu benutzen.


„Was erwartet mich?“, fragte Saphenus.

„Das kann ich dir nicht sagen.“


Saphenus atmete durch. Ohne den Professor auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen, ging er an ihm vorbei, griff die Klinke und stieß abermals die Tür auf. Dieses Mal wurde er nicht geblendet, sofort war ihm klar welche Szene er nur sehen würde und sofort brüllte er vor Wut. Überall auf dem Boden waren Kleidungsstücke verteilt, er erkannte ganz genau die laszive Unterwäsche, die seine Frau so gerne trug um ihre Reize zu verdeutlichen. Nun lagen sie achtlos weggeworfen rum, genau wie ein feines, seidenes Kleid. Zwischendurch waren Männerhosen und –hemden zu sehen. Doch all das interessierte den Zabrak nicht, sein Blick war auf das gerichtet, was in dem Bett vor sich ging, das genau an der ihm gegenüber liegenden Wand stand. Ein hohes Piepen ertönte aus Je’anas Mund als sie ihren Mann in der Türschwelle erkannte. Schnell rollte sie sich von dem Mann hinunter, auf dem sie sich Sekunden zuvor noch so lustvoll geräkelt hatte. Das in flagranti erwischte Paar riss synchron die Augen auf und der gleiche ertappte Ausdruck stand in ihrem Gesicht. Beide fummelten hastig nach der Decke und zogen sie bis an ihre Münder. Dabei wusste Saphenus wie seine Frau nackt aussah. Dessen Augen verengten sich zu schlitzen, vor Wut unfähig zu sprechen drang nur ein tiefes Knurren aus seiner Kehle.

„Hey, das ist nichts persönlic…“, versuchte der Mann zu sagen, doch etwas schnürte ihm die Kehle zu. Saphenus wollte einfach nur, dass die Worte aufhörten, die Endphalangen von Daumen und Zeigefinger seiner rechten Hand pressten aufeinander. Er spürte wie die Macht aus seinen Fingern floss und sich seinem Willen beugte. Kurz kam in ihm die Frage auf ob er damals auch so gehandelt hatte obwohl er noch nicht einmal wusste, dass er machtbegabt war. Doch dann spielte diese Frage gar keine Rolle mehr. Der Mann rang nach Luft, panisch beugte sich Je’ana über ihn.


„Was ist mit dir los?“, schrie sie verzweifelt. Die Haut des Mannes verfärbte sich blau, doch ihn ersticken zu lassen befriedigte Saphenus nicht. Die Macht umschloss ihn und hob ihn aus dem Bett. Mit aller Kraft schleuderte er ihn gegen die Wand, levitierte ihn zurück und ließ ihn wieder gegen die Wand schlagen. Knochen knackten, Blut spritzte aus offenen Wunden. In ihrem schlimmsten Albtraum erstarrt, war Je’ana nicht mehr in der Lage sich zu rühren während ihre Affäre immer und immer wieder gegen die Wand schlug. Irgendwann erstarben seine Schmerzensschreie, was für Saphenus aber noch kein Grund war aufzuhören. Als der Körper schließlich nur noch wenig mit dem eines Menschen zu tun hatte, ließ er ihn achtlos in eine Ecke fallen. Blut lief an den ockerfarbenen Wänden herunter, Hirn und Knochen klebten an ihnen. Mit einer Handbewegung wischte Saphenus die Decke zur Seite, die noch immer den nackten Körper seiner Frau bedeckte. Doch er hatte kein Interesse an ihren Rundungen, nicht mehr. Voller Angst starrten ihn ihre geweiteten Augen an, sie konnte nicht begreifen was da vor sich ging. Dann war sein Lichtschwert in seiner Hand. Moment, das hatte er damals doch gar nicht besessen…es war egal. Was spielten diese Fragen für eine Rolle? Die Klinge zischte und leckte nach dem Tod, der den Raum erfüllte. Widerstandlos drang sie in Je’anas Körper ein, gierig stieß sie durch ihr Herz. So verharrte die beiden und schauten sich gegenseitig in die Auen. Langsam wich das Leben aus denen seiner Frau, genussvoll sog er das Gefühl in sich ein. Sie hatte ihn betrogen, nun bezahlte sie den Preis dafür. Schließlich wurden ihre Augen glasig und als ihr Körper leblos zur Seite sackte, deaktivierte Saphenus die Klinge. Sein Atem ging ganz ruhig und flach, langsam verschwand das Adrenalin aus seinem Blut, der Hass legte sich. Doch er verschwand nicht. Ein kleiner Funken verblieb in seinem Körper, er spürte ihn. Ein Funken, der leicht wieder entfacht war. Doch anstatt Angst davor zu haben, genoss er das Gefühl. Er sog es geradezu in sich ein.


Dann verschwand die Szene und er stand wieder vor einer Tür. Der Professor war weit und breit nicht zu sehen, irritiert zwinkerte Saphenus mit seinen Augenlidern. Hatte er die Tür nicht gerade schon durchschritten? Seinen Zweifeln zum Trotz öffnete er sie erneut und wieder erwischte er Je’ana beim Sex mit ihrem Geliebten. Wieder erfüllte ihn der blinde Hass, dieses Mal noch stärker als zuvor. Wieder schleuderte den Mann an die Wand, wieder nahm er seiner Frau das Leben und wieder stand er vor der Tür. Er konnte nicht sagen wie oft er durch diese Türe gehen musste. Jedes Mal wurde sein Zorn stärker, sein Hass größer und seine Taten gewaltvoller. Er nahm sich immer mehr Zeit den Tod der beiden zu genießen und sich an ihm zu weiden. Schließlich stieß er erneut die Türe auf und erneut sah Je’ana panisch zu ihm. Das Lichtschwer schon in der Hand, stockte er diesmal. Sollte so die Ewigkeit aussehen? Sollte er dazu verdammt sein immer und immer wieder durch diese Tür zu gehen? Diese beiden Fragen dämpften den Zorn und er ließ das Lichtschwert sinken.

„Hey, das ist nichts persönliches.“, sagte der Mann und hob beschwichtigend seine Hände während Je’ana ihren Kopf in den ihren vergrub.


„Es ist einfach passiert, es hat nichts mit dir zu tun.“

Reglos stand Saphenus da. Seine Hände zitterten doch schließlich zwang er sich seine Waffe an seinen Gürtel zu hängen. Schweigend machte er einen Schritt nach vorne, die beiden Geliebten zuckten zurück, dann tat er noch einen und setzte sich schließlich am Fußende auf das Bett. Minutenlang in seinen Gedanken gefangen drückte eisige Stille auf die drei Personen, die in dem Raum waren. Schließlich ertönte ein leises Schluchzen, das immer lauter wurde.

„Ich wollte dir nicht wehtun, ich habe es einfach nicht mehr in deiner Nähe ausgehalten.“ Gestand ihm Je’ana unter Tränen. Saphenus sah sie an.


„Und deswegen brichst du mir das Herz?“, fragte er während er seine eigenen Tränen zurückhielt.

„Du hast meines schon lange gebrochen, mit deiner Arroganz, mit deiner Überheblichkeit, mit deinem Hass auf mein Leben und meine Freunde.“, schluchzte sie und sah zu ihm auf. Obwohl ihr Make-Up durch die Tränen verwischt und verschmiert war, glomm in ihren Augen etwas, das er so noch nie bei ihr gesehen hatte: ihre Abneigung ihm gegenüber.


„Du hast mich mal geliebt.“, flüsterte Saphenus.

„Das stimmt, das habe ich wirklich.“, erwiderte sie und kam mit ihrem Gesicht etwas näher an ihn heran. „Aber wir haben uns beide verändert.“


Damit hatte sie recht. Sie hatte Recht. Eine Klarheit, die man selten erlebte, leitete Saphenus‘ Gedanken. Er hatte sich tatsächlich verändert, doch nicht in der Beziehung mit ihr sondern danach. Er war ein Schüler des Albtraums geworden, ein Lehrling der dunklen Seite der Macht. Plötzlich wusste er, dass er auf dem richtigen Pfad war. Die dunkle Seite der Macht versprach ihm die Kraft endlich sein Leben zu bestimmen, unabhängig von dem Lob und der Zuneigung anderer. Wie sehr hatte er doch nach Je’anas Liebe gegiert. Das brauchte er nicht mehr. Er war sein eigenes Schicksals her, er alleine bestimmte, was mit ihm geschah. Langsam stand er von dem Bett auf.

„Was wirst du tun?“, fragte ihn Je’ana mit großen Augen. Saphenus lächelte.


„Das, was ich muss.“, antwortete er, dann hauchten sie und der Geliebte ihre Leben aus.


Das Zimmer verschwand und keine neue Tür erschien. Stattdessen spürte Saphenus den Professor hinter sich und drehte sich zu ihm um.


„Du hast eine Entscheidung getroffen.“, sagte der, ganz ohne Wertung in der Stimme als wäre die Entscheidung, die er traf letztlich egal, solange er eine traf.


„Ja.“, sagte Saphenus tonlos. Der Funke der Wut glomm in ihm und das war richtig so.

„Doch dein Weg ist noch nicht zu Ende. Je’ana war nicht die schwierigste Person, der du begegnen würdest, das weißt du auch wenn es dir vielleicht nicht bewusst ist. Es wartet noch eine Tür auf dich. Ich erinnere dich daran, noch immer steht mein Angebot.“


Lächelnd streckte der Professor seine Hand aus während hinter ihm eine Tür erschien.


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„Wem werde ich dahinter begegnen?“

Saphenus konnte nicht anders als diese Frage zu stellen. In ihm dämmerte eine vage Ahnung, zu formlos als dass sie greifbar wäre, doch sie nahm immer mehr Gestalt an. Seine Gedanken rasten und plötzlich wurde ihm bewusst wem er sich noch stellen musste. Je’ana war nicht die letzte Person gewesen, die er auf Taris gesehen hatte, ihre Augen waren nicht die letzten gewesen, die ihn panisch und schreckhaft anschauten.

„Nein.“, flüsterte er.

„Nicht sie.“

„Es führt kein Weg daran vorbei.“, sagte der Professor und sein Lächeln wurde mitleidvoll. Den Kopf schief gelegt schaute er den Zabrak aus schon fast traurigen Augen an. Woher kam sein plötzliches Mitgefühl, war es nicht seine Entscheidung Saphenus diese Prüfungen zu zumuten?


„Ich kann ihnen nicht ins Gesicht schauen.“

„Dein Meister möchte dich prüfen und fordert, dass du mit deiner Vergangenheit abschließt. Das hier ist die Strafe für den Tod des Kindes. Du hast ihn auf deinem Gewissen und musst jetzt die Konsequenzen ertragen. Vergiss nicht, ich reiche dir noch immer meine Hand, noch immer hast du die Möglichkeit dich für einen anderen Weg zu entscheiden. Wenn du jetzt durch diese Türe gehst, wirst du niemals wieder so sein wie du einst warst. Die Dunkelheit wird dich verschlingen und nicht mehr aus ihrem eisigen Griff entlassen. Du wirst in Ewigkeit ihr Sklave und Diener sein. Möchtest du nicht lieber frei und mit erhobenem Kopf sterben als für immer auf den Knien zu sein?“


Die Worte des Professors hallten nach obwohl es keine Wände in der Illusion gab. Bis auf die Türe und ihn konnte Saphenus nicht sehen, tiefste Schwärze umgab sie beide. War das die Verkörperung der dunklen Seite, stellte sein Bewusstsein sie sich so vor? Doch dann erinnerte er sich an das Monster, das er einst gespürt hatte und nun nicht mehr wahrnahm. Wohin war es verschwunden, war es überhaupt verschwunden? Sein Blick fiel auf die Hand des Professors, feine Fältchen waren zu sehen und offenbarten einen trügerischen Rückschluss auf dessen Alter. Die Hand zitterte kein bisschen während Saphenus eigene nicht ruhig zu halten war. Er spürte den Funken in sich, angefacht und eingebrannt in seiner Seele durch die Grausamkeiten, die er Je’ana und ihrem Liebhaber immer und immer wieder angetan hatte. Selbst nachdem sie ihm ihr Herz ausgeschüttet hatte, konnte er nicht davon ablassen und nahm ihr Leben. Ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. Es hatte sich so unendlich gut angefühlt. Die Reue und das schlechte Gewissen, die ihn noch bei seiner Flucht geplagt hatten, waren wie weggewischt. Er wusste nun, dass er das richtige getan hatte, er genoss das Gefühl, das sich in ihm breit machte: das Gefühl der Macht und der Überlegenheit wie er es noch nie in seinem ganzen Leben gespürt hatte. Beherrschte ihn die Dunkelheit oder beherrschte er sie? Hybris war der Meinung, dass man sie kontrollieren konnte wenn man sich nur vorsah. Das Feuer war so unendlich verführerisch, es durch Wut und Zorn anzufachen so leicht.
Auch wenn der Professor fest der Meinung war, dass ihn die Jedi niemals getötet hätten, alle Zweifel konnte er damit nicht beiseite wischen. Woher sollte er das auch wissen? Oder wusste er es selber in seinem Unterbewusstsein und das projizierte sich nun in dieser Illusion? Doch wenn das der Fall war, war seine Entscheidung nach Bastion zu gehen dann nicht umso richtiger, wenn er sogar selber wusste, dass ihn die Jedi nicht töteten und er nur das Gefängnis zu befürchten hatte? Wieso sonst hätte er davonlaufen sollen?

„Um meinen Eltern nicht mehr ins Gesicht schauen zu müssen.“, flüsterte Saphenus und der Professor nickte.

„Doch jetzt musst du es tun wenn du diesen Pfad der Dunkelheit weiter beschreiten möchtest.“


Saphenus tat einen vorsichtigen Schritt nach vorne, dann hielt er inne. Erinnerungen an seine Eltern schossen durch seinen Kopf, der Anblick seiner Mutter, wie sie ihm Geschichten vorlas damit er einschlafen konnte, sein Vater, der schon früh seine Leidenschaft für Bücher entfachte und ihm noch vor der Schule beibringen wollte zu lesen. Seine Eltern, die nebeneinander standen und ihn voller Angst anschauten, Je’anas Leiche hinter ihnen, verkrümmt und verzerrt. Ihre Hände klammerten sich aneinander fest als wären sie das einzige, das ihnen noch Halt gab und sie davor bewahrte den Boden unter den Füßen zu verlieren. Ob sie genauso zitterten wie Saphenus in dem Moment tat? Er ging noch einen Schritt nach vorne, die Türe kam immer näher. Er stand nun direkt neben dem Professor, sein Blick fiel wieder auf die ausgestreckte Hand. Sollte er sie doch ergreifen? Damit konnte er sich dem entziehen, was ansonsten vor ihm lag. Etwas schüttelte sich in ihm. Wieso sollte er fliehen, kam ihm urplötzlich in den Sinn. Seine Eltern wussten, dass er machtbegabt war und taten nichts. Hätten sie ihm nicht ein Leben bei den Jedi ermöglichen können, waren sie es nicht letztlich schuld, dass er so geworden war? Sie hatten die Chance gehabt sein Leben zum Besseren zu wenden und sie aus Eigennützigkeit und Selbstsucht vertan. Nun traute er sich nicht in ihre Gesichter zu sehen und warf damit all die Möglichkeiten weg, die sich ihm noch offenbarten?
Saphenus richtete seinen Blick geradeaus, trat vor die Tür und griff nach der Klinke. Der Professor seufzte und der Zabrak hielt kurz inne. Doch dann versteinerten seine Gesichtszüge und seine Auge wurde kalt. Mit einem Schwung öffnete er die Tür und Dunkelheit brach über ihn herein.

Er konnte nichts sehen. Er wusste, dass sein Auge geöffnet waren, doch es drang kein Licht an seine Retina. Blind streckte er seine Arme aus doch um ihn herum gab es nichts. Er öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch kein Ton drang heraus. Dann flammte Feuer um ihn herum auf und blendete ihn augenblicklich. Das Feuer wurde kleiner und um es herum bildete sich schließlich ein Kamin, den Saphenus sofort erkannte. Sein Vater hatte es geliebt davor zu sitzen und zu lesen. Langsam kam auch der Rest des Wohnzimmers zum Vorschein, unzählige Bücher stapelten sich an den Wänden und verliehen dem Zimmer einen unverwechselbaren Duft. Sofort musste Saphenus an seine Bibliothek denken und ein Stich der Sehnsucht traf sein Herz. Vor dem Kamin standen zwei riesige Sessel, in die man sich kuschlig einmummeln konnte. Das warme und beruhigende Licht des Feuers ließ Schatten an den Wänden tanzen. Er war zuhause. Dann drehten sich die beiden Sessel langsam um. Hatte er gerade nur ihre Rückenlehnen sehen können, so kreisten sie nun wie in Zeitlupe und Saphenus erkannte, dass jeweils eine Person in einem Sessel saß. Voller Erwartung war er unfähig sich zu bewegen bis die Sessel wieder zum Stillstand kamen. Im rechten saß seine Mutter, im Linken sein Vater. Beide schauten ihn mit einer Mischung aus Traurigkeit und Freude an. Es brach ihm fast das Herz. Fast schon wollte er auf sie zugehen und sie umarmen, doch etwas hielt ihn zurück. Beide erhoben sich aus den Sesseln und standen nun Hand in Hand vor ihm. Eine einsame Träne kullerte aus Saphenus Auge. Trotz der Lust, die er bei Je’anas Tod empfunden hatte, trotz der Kraft, die er durch den Mord erlangt hatte, fühlte er sich plötzlich wieder wie ein kleines Kind.

„Warum?“, drang es ganz leise aus Saphenus‘ Mund, doch seine Eltern verstanden, was er sagte. Eltern verstanden das immer.

„Warum was, mein Sohn.“, sagte sein Vater mit einem gütigen Lächeln.


„Warum ist mir das alles passiert?“ Noch eine Träne rollte über seine Wange. Seine Mutter wandte den Blick nach unten und starrte ihre Füße an. Auch sie weinte.

„Wir haben das niemals gewollt.“, antwortete sein Vater mit kraftloser Stimme.


„Wir haben das niemals gewollt.“ Auch über seine Wange rollte eine Träne. Wann hatte Saphenus ihn jemals weinen sehen? Er wusste es nicht.

„Wir wussten, dass du…“, seine Stimme versagte kurz, „dass du…die Macht hast. Doch wir konnten dich nicht weggeben. Du bist unser einziges Kind, wir haben dich zu sehr geliebt, wir konnten den Gedanken nicht ertragen, dass wir dich vielleicht niemals wiedersehen würden. Es ist alles unsere Schuld.“


Stille breitete sich zwischen ihnen aus, keiner fand die Kraft irgendetwas zu sagen. Stattdessen weinten sie alle, denn sie alle wussten, dass es nie wieder so sein würde wie früher. Niemals wieder konnten sie das ruhige und gemütliche Familienleben genießen, niemals wieder würden sie in Frieden beieinander sitzen.

„Zuerst wollte ich sie nicht töten, ich wollte es nicht.“, flüsterte Saphenus. Sein Vater nickte.

„Das wissen wir.“


„Doch jetzt habe ich es genossen. Es hat mir Kraft verliehen, Stärke, die ich niemals zuvor gespürt habe.“

Als Saphenus diese Worte sprach, weiteten sich die Augen seines Vaters und seine Mutter gab einen erstickten Laut von sich.

„Sie hat mich betrogen und ich habe sie dafür bestraft.“, gestand Saphenus und er erinnerte sich wie gut er sich gefühlt hatte, als er in die leblosen Augen seiner Frau sah.

„Sie war ein Lebewesen, wie kannst du nur so etwas sagen?“, schrie seine Mutter plötzlich und die Wände schienen zu wackeln.


„Sie war deine Frau, sie hat dich geliebt.“


„Sie hat mich betrogen.“, brüllte Saphenus nun und ballte seine Fäuste.

„Sie hat mich betrogen.“, sagte er noch einmal, jetzt in normaler Lautstärke.

„Warum habt ihr mir nie gesagt, dass ich die Macht an meiner Seite habe, wieso habt ihr mir das verschwiegen?“, fragte Saphenus schließlich. Dieses Mal war es seine Mutter, die antwortete.

„Du wärst niemals bei uns geblieben.“ Trotz der Tränen, die über ihr Gesicht kullerten, war ihre Stimme klar und stark.


„Du hättest uns angefleht zu den Jedi zu gehen und irgendwann hätten wir eingewilligt. Das hätte uns das Herz gebrochen, wir konnten dich nicht gehen lassen. Du hast immer davon geträumt große Macht zu erlangen, berühmt zu werden. Erinnerst du dich wie du gebettelt hast den Initiationsritus zu durchlaufen? Auf Dathomir hättest du den Tod gefunden wie wahrscheinlich auch bei den Jedi. Und wenn du nicht gestorben wärst, du wärst ein anderer geworden. Jemand, in dessen Herz kein Platz für seine Eltern ist. Wir wollten doch nur das Beste für dich.“


„Das Beste?“, wiederholte Saphenus ungläubig.

„Das Beste?“, brüllte er nun und seine Eltern zuckten zusammen. „Ihr habt mich zu einem Schwächling gemacht, ihr habt mir niemals beigebracht für mich einzustehen. Stattdessen wurde ich mein Leben lang gehänselt, weil ich schwach und kein Krieger bin wie ich es als Zabrak eigentlich sein sollte. Ich habe mich von meiner Frau hintergehen lassen oder dann erst den Mut gefunden mein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Die dunkle Seite hat mir den Weg gezeigt!“

„Hörst du eigentlich was du da redest?“, schrie seine Mutter und wieder zitterten die Wände. „Was ist mit meinem kleinen Jungen passiert, der die Jedi vergötterte und sich nichts sehnlicher wünschte als für den Frieden zu kämpfen? Nun redest du von der dunklen Seite als wäre sie dein Verbündeter. Sie wird nichts anderes tun als dich zu verraten, nachdem sie von dir alles bekommen hat was sie will.“


„Was weißt du schon über die dunkle Seite?“, höhnte Saphenus.

„Glaubst du wir haben dir alle Werke gezeigt, die wir in unserem Leben gefunden haben? Manche waren so verderbt, dass nur noch die Jedi wissen, wo sie sind.“


„Ihr habt was?!“

Stille. Seine Mutter begriff, dass sie zu viel gesagt hatte und wandte ihren Blick wieder nach unten. Sein Vater trat schützend vor sie als Saphenus seine Hände zu Fäusten ballte.

„Ihr habt mich verraten.“, hauchte Saphenus. Er spürte, wie das Feuer in seiner Brust brannte.

„Wir wollten nur das Beste für dich.“, bekräftigte sein Vater und hob beschwichtigend die Hände.


„Ihr wolltet das Beste für euch, ihr wolltet dieses kleine, beschauliche Familienleben und habt meine Interessen dabei außer Acht gelassen!“, schrie Saphenus während er sein Lichtschwert aktivierte. Das Summen übertonte das Knistern im Kamin und seine Eltern erstarrten.

„Lass uns darüber reden, es kann wie früher werden.“, hauchte sein Vater obwohl er wusste, dass er log.


„Lass uns…“

Weiter kam er nicht. Eine Druckwelle erfasste beide und schleuderte sie nach hinten. Der Kamin brach auseinander und sofort schlugen die Flammen auf alles über, was sich in ihrer Reichweite befand. Bald stand der ganze Raum in Flammen, alle Bücher brannten lichterloh. Seine Eltern lagen auf dem Boden, Ruß bedeckte ihre Gesichter. Sie versuchten aufzustehen, sie husteten und sahen ihn panisch an. Die Hand seines Vaters tastete nach der seiner Mutter und drückte sie fest. Saphenus weinte als er sich über sie beugte. Sie waren doch seine Eltern. Zitternd hob sich seine Hand. Konnte er das wirklich tun? Sie hatten ihm doch so viel gegeben, sie hatten ihn geliebt.

„Ich liebe euch.“, flüsterte er, dann sauste die Klinge nach unten und tötete beide.


Sofort erloschen die Flammen und es wurde dunkel. Lange Zeit erhellte nur das Lichtschwert sein Gesicht, sein Thorax hob und senkte sich rasch. Die Luft brannte in seinen Lungen, er hustete Asche. Dann erlosch auch die Klinge und er war alleine. Das Bild seiner Eltern ging ihm nicht aus dem Kopf, wie sie da am Boden lagen. Doch obwohl er um sie trauerte, fühlte er sich befreit. Der Funken in seiner Seele war zu einer Flamme herangewachsen, obwohl sie sein Innerstes verbrannte, fühlte es sich richtig an. Dann schob sich ein Gesicht aus dieser Flamme und Saphenus spürte, dass das Monster wieder da war. Es lechzte, grinste und zeigte seine Zähne. Es musste nichts sagen um Saphenus wissen zu lassen, dass es nun die Kontrolle hatte. Voller Freude konnte es nun die Gedanken seines Wirts verderben, vergiften und ins Dunkel ziehen. Saphenus resignierte und gab auf. Als sich das Monster auch noch auf sein Bewusstsein stürzen wollte, sah Saphenus ihm ins Gesicht und sah sein eigenes. Seine blasse Haut, nun mehr rosa als Rot, dunkle Ringe unter seinen Augen, die eingefallenen Augen, Falten in seiner Haut. Er wirkte Jahre gealtert obwohl gerade mal ein bisschen mehr als eines vergangen war. Das war der Tribut, vor dem Hybris gewarnt hatte. Doch Saphenus erschreckte nicht wie er aussah. Er begriff nun, dass es kein Monster gab, dass es niemals eines gegeben hatte. Alles, was das Monster ihn hatte tun lassen, hatte er sich selber tun lassen. Sein Verstand brauchte nur eine Möglichkeit um die Grausamkeiten, die Verbrechen, die seine Hände verrichteten, auch visualisieren zu können. Mit dieser Erkenntnis verschmolz das Monster mit seinem Bewusstsein und verschwand für immer. Saphenus stand in der Dunkelheit und es war richtig so.

„Du hast deine Eltern nicht wirklich getötet, das hier ist eine Illusion. Sie leben noch.“, drang von irgendwoher die Stimme des Professors.


„Noch…“, flüsterte Saphenus mit einem gelben Auge.


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[T7K94 - Unbekannter Ort - Hybris und "Der Graue" , Saphenus nur körperlich anwesend]
Die Geschichte, die der Graue zu erzählen hatte, erschien Hybris nicht einfach nur abstrakt, sondern im wahrsten Sinne des Wortes unvorstellbar. Dabei versuchte der Mann, der nicht einmal einer war und weder seinen Namen, noch sonst irgendwelche Eigennamen wie Ortsbezeichnungen, den Namen seiner Rasse oder dergleichen, erzählte, es Hybris leicht zu machen. Er leitete seine Erzählung mit ein paar Fakten ein die für ihn selbstverständlich war, dem Sith aber zum Teil so völlig neu waren, das man ihn gut mit einem isoliert lebenden Volk vergleichen konnte, welches man nun zu erklären versuchte, dass ihr Dorf und das Tal in dem sie abgeschottet lebten auf ihren Planeten bezogen winzig und unbedeutend war und dann sogleich hinterher schob, dass sie auf die Galaxie bezogen quasi gar nichts waren. Hybris hatte zwar keine allzu hohe Meinung von den Menschen oder den anderen als intelligent geltenden Spezies, doch er war dennoch immer davon ausgegangen das es im Moment einfach nicht viel weiter gehen konnte. Das die Evolution halt ihre Zeit brauchte und dank der selbstzerstörerischen Tendenzen einiger Rassen sogar hin und wieder von vorn anfangen musste. Auf die Geschichte seiner Galaxie bezogen war Hybris ein ziemlicher Ignorant, doch selbst er wusste um die eine oder andere hochtechnisierte und biologisch weit entwickelte Spezies die es nun nicht mehr gab. Der Graue offenbarte ihm nun aber das dieser Umstand, also das die Evolution lange brauchte um größere – halt – evolutionäre Schritte zu machen, nichts allgemein gültiges war. Es gab gut ein halbes Dutzend größerer Realitäten in denen sich insgesamt rund 95% aller im Universum befindlichen atomaren Konstellationen befanden. Damit war gemeint das beim Entstehen des Universums wirklich jede mögliche Kombination von Teilchen entstanden und sich dann zu etwas entwickelt hatten das Leben ermöglichte. In Hybris Realität spielten dabei Dinge wie Sterne, Planeten, Gravitation und eine Vielzahl von elementaren Verbindungen eine Rolle. Sein es nun Dinge wie Licht, Nahrung oder Flüssigkeiten. Eben alles damit die Wesen in dieser Realität überleben konnten. Dann aber gab es da noch andere Realitäten die völlig anders aufgebaut waren. Eben jene des Grauen war so eine. Diese gehörte zu den übrigen 5%, war aber halt genau so groß wie auch Hybris Universum. Jedoch weit weniger komplex. Ihm wurde erklärt das es dort weder Sterne, Planeten, noch sonst irgendwelche erwähnenswerte Gravitation gab. Alle Materie hatte sich mehr oder weniger gleichmäßig verteilt und bildete deshalb eine universumsweite Suppe. Es gab zwar leere Zonen, dort wo vermutlich Antimaterie oder die wenigen längst vergangenen Gravitationsinseln gewesen waren, doch die waren so selten, das man sie mit Wurmlöchern vergleichen konnte. Wie das sein könne, fragte Hybris mehr als ein Mal. Das so eine Realität, die ja nun wirklich völlig anders war als seine, im selben Raum wie seine existieren konnte und doch nicht wahrgenommen wurde, weil man halt nicht zusammen passte. Und jedes mal wurde ihm erklärt, dass die Vorstellung der Spezies aus seiner Realität von dem Universum und seinen physikalischen Gesetzen und angebliche Tatsachen einfach falsch war. Sie wussten es nicht besser und erklärten sich bestimmte Dinge so wie sie sie erklären KONNTEN. Der Graue verglich es damit, das man einem eindimensionalen Wesen auch nicht erklären könne was dreidimensional oder vierdimensional sei. Ebenso würde er sich nicht die Mühe machen Hybris zu erklären wie so etwas möglich war ohne gegen irgendwelche tatsächlich vorhandenen Naturgesetze zu verstoßen. Er sagte ihm also durch die Blume das er zu primitiv war um es zu begreifen. Er konnte nichts dafür, doch es war nun mal so. Und damit wollte der Graue das Thema begraben, doch immer wenn Hybris meinte, einen Fehler in seinen Erklärungen entdeckt zu haben, sprach er ihn wieder darauf an. Nach dem achten Mal verlor sein Gesprächspartner dann aber doch die Geduld und würgte jede weitere Diskussion von Anfang an ab. Und zwar indem er ihn einfach nur das Wort „primitiv“ an den Kopf schleuderte und dann so lange verstummte bis Hybris schließlich einlenkte. Nicht einmal zehn Minuten dauerte die Einleitung und Hybris kam sich schon wie ein Affe vor dem man gerade das 1x1 beizubringen versuchte. Er begriff nicht alles und hinterfragte stumm weiterhin 99% von dem was man ihm erzählte, doch er schwieg nun einfach. Hatte ja eh keinen Sinn. Der Graue nannte das was er da erzählte Fakten, die Wahrheit und er war davon so überzeugt – weil womöglich tatsächlich wahr – das ihm eh niemand etwas anderes erzählen konnte. Was selbst für Hybris verständlich war. Würde ein Kind plötzlich ankommen und meinen die Macht wäre nur ein Kitzeln im Hinterkopf und ansonsten Einbildung, er würde ja auch nicht mit ihm diskutieren. Der Sith Executor war im Angesicht eines Wesens, das seine ganz persönliche Realität besaß, nur ein Kleinkind oder Baby. In so ziemlich jedweder Hinsicht. Was nicht grade seine Stimmung hob, aber zu vernachlässigen war, wenn man daran dachte, dass alles wahr sein könnte und diese Wahrheit ihm ebenfalls Unsterblichkeit bescheren konnte. Nun ja, 1% halt.

Nach der Einleitung folgte dann die Lebensgeschichte des Grauen und die seines Volkes, auch wenn Hybris nicht so recht wusste was er damit anfangen sollte. Jeden anderen hätte er nun unterbrochen und ihn/sie/es darauf hingewiesen das ihn so was so wenig interessierte wie das Aussterben einer ganzen Spezies, doch er schluckte es herunter. Verärgere nicht denjenigen der dich zu einem Gott machen kann. Und selbst einer ist, war die Devise.
Wie gesagt gab er nichts und niemanden aus seiner Geschichte einen Namen. Es war einfach nur mein Volk, die Spezies oder Rasse und „dort wo sie gelebt haben“. Wobei er gleich zu Anfang einwarf, dass er ihr inzwischen deshalb nicht mehr angehörte, weil er seinen Körper verändert hatte um in seinem jetzigen Zuhause – Hybris Realität – besser zurecht zu kommen. Schon in der Einleitung hatte der Graue darauf hingewiesen das nichts aus seiner alten Existenzebene mal so eben mit den für Hybris verständlichen Sprachen ausgedrückt oder beschrieben werde konnte. Als er nun also behauptete dass sein Volk in einer losen Kolonie aus mehreren Milliarden Individuen in der Nähe einer höherer konzentrierten biologisch-schleimigen Zone gelebt hatte, konnte Hybris sich zwar etwas darunter vorstellen, doch es entsprach nicht der tatsächlichen Gegebenheiten. Wie schon erwähnt vertrugen sich die beiden Realitäten nicht, weshalb es für den Grauen unsinnig wäre es zu beschreiben. Hybris würde es gar nicht begreifen und sterben, sollten ihm Bilder oder Dinge daraus gezeigt werden. Die ganze Sache hatte ein wenig von dem „Beschreibe einem von Geburt an Blinden Farben“-Prinzip, bezog sich jetzt aber halt nicht nur aufs Sehen, sondern auf einfach alles aus seiner ehemaligen Realität. Ironischerweise hatte das alles sehr viel mit Vertrauen und Glauben zu tun und selbstverständlich konnte Hybris nichts dergleichen aufbringen. Was der Graue erzählte war für ihn also vorerst nur eine Geschichte, ähnlich dem was religiöse Führer gerne über ihre heiligen Schriften, Götter oder wer weiß was sonst noch erzählten. Manches ergab Sinn oder konnte mit den vorhandenem Wissen ergänzt und somit vermeintlich als Wahrheit interpretiert werden, doch ein Darth Hybris war schon ein wenig zu alt um auf die erstbeste scheinbar passende Wahrheit hereinzufallen. Es gab zehn völlig unterschiedliche Universen die sich alle den selben Raum teilten, zur selben Zeit existieren und außer der eigenen nicht wahrgenommen werden konnten? Bevor er so etwas glaubte, musste man ihn schon in eine dieser anderen Realitäten schicken.

Nachdem Hybris sich also damit abgefunden hatte jetzt eine nette Geschichte über Drachen und Prinzessinnen mitanhören zu müssen, begann der Graue auch schon. Sein ehemaliges namenloses Volk, das seiner Erzählungsweise nach bereits nicht mehr existierte, konnte man als eine Art Bioplasma-Schleim-Tentakel-Gehirnsuppen-Blob bezeichnen und hatte in eine Art Bakterienkolonie zusammen gelebt. Das hatten sie jedoch nicht um sich gegenseitig zu schützen, mit Nahrung zu versorgen oder weil sie so sozial gewesen waren. Tatsächlich konnte jeder seine eigene Wärme, „Nahrung“ und sonstigen Zeugs selbst im eigenen Körper produzieren und brauchte daher im Grunde keinerlei Industrie oder sonst irgendwen aus dem Volk um zu überleben. Das mochte wohl auch der Grund sein weshalb sie nicht aus sozialen oder aus anderen für Menschen sinnvollen Gründen zusammen gelebt hatten, sondern einfach nur weil es ihnen egal war wo sie lebten. Die Spezies hatte sich nämlich trotz ihrer recht komplexen Struktur und angeborenen potenziellen Intelligenz ausnahmslos durch so etwas ähnliches wie Parthenogenese fortgepflanzt. Das bedeutet nichts anderes als das es bei ihnen lediglich ein Geschlecht gab, welches man weder als männlich noch weiblich bezeichnen konnte und sie sich dennoch ohne Partner fortpflanzen konnten. Der Graue erwähnte nur kurz etwas von wegen „automatisch“ und ging dann nicht näher drauf ein. Hybris nahm an das die Evolution mitgedacht und dieser Spezies quasi aufgezwungen hatte sich zu vermehren und sie dafür weder etwas tun mussten, noch es auch nicht verhindern konnten. Soziale Strukturen hatte der Graue auch erst in dieser Realität richtig kennengelernt und hatte sich durchaus einige Zeit mit ihnen beschäftigt – wie lange, ließ er offen. Da waren nun also diese asozialen Schleimklumpen in einer ebenso schleimigen Biomassensuppe und lebten einfach so vor sich hin. Im Gegensatz zu den Menschen zum Beispiel hatten sie niemals die Neugier entwickeln können um aus ihrem Potenzial irgendwas zu machen. Sie hatten, soweit der Graue das wusste, hunderttausende von Jahren die Möglichkeit gehabt sich zu etwas höheren zu entwickeln. Da es bei ihnen keinerlei Metalle oder dergleichen gab, hätten sie sich natürlich trotzdem nicht Raumschiffe wie die Menschen bauen können, doch es war mit den Überlichtgeschwindigkeitsreisen zu vergleichen. Dann zwar in Biomasseschiffen mit irgend eine Art Biomasse-Antrieb – der Graue erklärte nichts davon, Hybris dachte von sich aus darüber nach – doch eben weiter entwickelt als das was sie zu diesem Zeitpunkt gewesen waren. Zumindest bis zu einem gewissen Punkt in der Geschichte der Blobs. Denn wie auch bei allen anderen Lebensformen gab es auch bei ihnen – wie er es formulierte – Unnormale. Anormalen, Anomalien, „anders seiende“ eben. Und da die Blobs nur etwas über vierzehn Jahre alt wurden und vor ihrem Tod mindestens 4 mal einen Nachkommen entwickelten, gab es natürlich entsprechend viele dieser Unnormalen. Da die Blobs so neugierig und wissbegierig gewesen waren wie eine tote Ratte, hatten sie diese „Anderen“ jedoch nie bemerkt. Einige wurden emotional, andere neugierig und wieder welche konnten tatsächlich vollständig auf das zugreifen was bei ihnen als Gehirn durchging (sie besaßen kein zentrales Gehirn, sondern eher so etwas wie ein Nervennetzwerk indem das Gehirn gleich mit drin steckte.) Das sie die Blobs überhaupt beeinflusst haben, war dem Grauen auch erst klar geworden als er in Hybris Realität ein paar Jahrtausende verbracht und sich über sein längst verschwundenes Volk nachgedacht hatte. Wenn man so ignorant und Ich-bezogen existierte, das man selbst größere oder gar evolutionäre Entwicklungen Schulterzuckend hinnahm, da sie das eigene Leben ja eh kaum veränderten – also man nicht mehr tun musste um so weiter zu leben wie bisher, auch wenn es nun bessere Alternativen gab -, konnte es tatsächlich so ablaufen wie bei den Blobs. Den Schätzungen des Grauen nach war einer von Zehntausend anders, meist jedoch nicht engagiert genug um die Gesellschaft der Blobs zu verändern. Doch alle paar Jahrzehnte kam dann jemand der es doch versuchte und dies und das veränderte. Irgendwann gab es Dinge wie Glücksspiel, Drogen oder Reisen an besondere Orte. Die meisten ignorierten es, doch irgendwann war es tatsächlich geschehen und die Blobs waren von Dingen abhängig gemacht worden die sie nicht selber in ihren Körpern hatten herstellen können. Eine Führung wurde etabliert die nie als eine solche auftrat und weder aus Machtgier, noch aus anderen niederen Bestrebungen agierte. Es ging nur um den Fortschritt. Und dann, nach weiteren Zehntausenden von Jahren, hatten die Unnormalen den anderen Blobs einen Gedanken eingepflanzt, der sie nicht mehr los ließ. Sie wollten Unsterblichkeit. Eine wichtiger Schritt und für diese Rasse quasi eine Wiedergeburt. Zuvor hatten sich die Blobs überhaupt nicht darum gekümmert ob sie starben oder nicht. Sie lebten und dann starben sie einfach an Altersschwäche, sprich auf Grund nicht mehr ausreichender Zellteilungen. Sie kannten keinen Schmerz, keine Gewalt oder sonstige Konflikte. Es gab weder Krankheiten noch andere Leiden. Wieso sollten sie sich also auch an den Tod denken? Die Anormalen jedoch schätzen ihr Leben und sie wollten es nicht nur vierzehn Jahre lang genießen können. Alleine jedoch, gefangen in einer Gesellschaft die weder Wissenschaft noch soziale Strukturen kannte, konnten sie dieses Problem unmöglich lösen. Und unzählige schafften es auch nicht, bis, ja bis SIE kam.

Sich die Geschichte über die Blobs mit anhören zu müssen war im Endeffekt doch nicht so langweilig gewesen wie Hybris es sich vorgestellt hatte, doch als nun das erste mal eine bestimmte Person erwähnt wurde, horchte er gespannt auf. Der Graue hatte bisher nur IHN erwähnt, der der die Tar erschaffen hatte, sich bisher aber nicht näher zu ihm geäußert. Und nun kam SIE. SIE, so erklärte er schon im ersten Satz, war die Unsterbliche – er nannte sie „Die Ewige“ - der er auch sein jetzigen Schicksal verdankte. Und so ganz nebenbei verriet er auch wie alt er denn nun sei. Vor rund 417.335 Jahren war sie zu seinem Volk gekommen und hatte ihnen angeboten sie zu lehren wie man ihren Zustand erreichte. Insgesamt dauerte der Prozess Dreizehntausend Jahre, wobei 12.999 Jahre deshalb verschwendet worden waren, weil weder SIE, noch die Blobs in der Lage gewesen waren das für den Grauen offensichtliche zu erkennen bzw. es sich einzugestehen. Hybris hatte er es bereits erklärt. Man hatte versucht das Volk gegen den Tod zu immunisieren und dabei eben nicht bedacht, dass die anderen Lebensformen in ihrem Universum es eben anders kannten und ihre geballtes „Wissen“, ihre Vorstellung vom Tod, ausreichte um jede Bemühung der Blobs zunichte zu machen. Vielleicht hatte SIE es nicht besser gewusst, vielleicht doch und sie hatte nur einen anderen Weg gesucht. Wie es nun genau gewesen war, konnte der Graue nicht sagen und Hybris warf ein, er könne sich schon denken wieso. Er sprach es mit einem Zischen aus das Verachtung ausdrücken sollte und wurde vom Grauen glücklicherweise bestätigt. Er hätte es ihm ja auch übel nehmen können. Die Blobs hatte es schlicht nicht interessiert wieso weshalb warum, Hauptsache es funktionierte. Woher war sie gekommen? Wer hatte sie in die Ewige verwandelt? Welche Beweggründe hatte sie ihnen zu helfen? Und wieso hatte sie so lange an ihrem zum Scheitern verurteilten Plan festgehalten? Keiner fragte, also gab es keine Antworten. Doch nach exakt Dreizehntausend Jahren, als wäre ein unsichtbarer Timer, den nur sie kannte, abgelaufen, änderte sie ihr Vorgehen und tat was im Endeffekt funktioniert hatte. Vierunddreißig Blobs der neuesten Generation waren ausgewählt und isoliert worden. Und zwar auf eine Weise isoliert, das wirklich absolut gar nichts zu ihnen durchdringen oder ihre metaphorische Blase hätte verlassen können. In diesem Augenblick hatte es für sie keinerlei äußeren Reize gegeben. Nur mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt, wären sie sicherlich wahnsinnig geworden, wären sie Menschen gewesen. Doch die Blobs kannten die Einsamkeit selbst nach all dem Fortschritt noch und überlebten nicht nur, sie nahmen die Einflüsterungen der Ewigen auch ohne weiteres auf. Wenn man nie hinterfragte, da es einen nicht interessierte was geschah, ob nun anderen oder einem selbst, war es natürlich ein Leichtes sie zu indoktrinieren. Auf einen Schlag unsterblich. Und dann machte SIE sogleich einen Fehler. Auch hier ist nicht ganz klar wieso sie es getan hatte, doch das Ergebnis war vernichtend. Sie schenkte allen die Fähigkeit ihr eigenes Potential zu begreifen und den Willen daraus etwas zu machen. Vierunddreißig nur auf sich selbst bezogene, ignorante, amoralischen und lethargische Blobs wurde plötzlich bewusst was geschah. Sie sahen das erste mal in ihrem Leben was geschehen war. Die Reaktion darauf war … doch eigentlich voraussehbar gewesen, so die Meinung des Grauen. Zweiunddreißig, darunter der Graue und die beiden Weißen die Hybris und Saphenus getroffen hatte, wandten sich von ihrem Volk ab und von ihnen vier dann sogar von ihrer Realität. Der Dreiunddreißigste war ein Sozialer wenn man so wollte und tat eigentlich genau das was SIE gewollt hatte. Er schloss sich ihr an und gemeinsam verließen sie die Kolonie. Doch der 34. war leider ein Emotionaler gewesen und als dieser begriff, dass sein Volk ihm alles angetan hätte um Unsterblichkeit zu erlangen, wurde er wütend. Sehr wütend. Mit seiner eigenen Realität ausgestattet, gleichzeitig aber in der Lage auf seine alte einzuwirken, löschte er die Blobs vollständig aus. Und lernte dabei erschreckend schnell. Anfangs hatte er sie einfach nur wie ein rasend vor Zorn blindes Kind zerquetscht und zerfetzt. Doch dann merkte er wie er Hitze, Druck und andere Formen von Energie nutzen konnte um ihnen zu schaden. Als auch das nicht mehr ausreichte, fing er an die Blobs zu übernehmen und sie aufeinander zu hetzen. Dann nahm er andere Rassen und ließ sie die Blobs angreifen. Wie lange er sich Zeit gelassen hatte war dem Grauen nicht bekannt, doch als er zwei Jahrzehnte später kurz hatte zurück kehren wollen, waren sie bereits nicht mehr da gewesen. Völlig ausgelöscht, ohne eine Spur zu hinterlassen. Der Graue war ein Neugieriger mit der Schwäche, das er sich schnell langweilte. Doch er hatte nicht herausfinden können was geschehen war. Hybris wollte nachfragen was er gemacht hätte, hätte er den Emotionalen gefunden, doch dieser wechselte das Thema abrupt und der Executor hatte das Gefühl seine Chance verpasst zu haben. Er mochte es sich einbilden, wie so manches in Bezug auf den Grauen, seine Geschichte und sein Volk, doch man musste ja nichts heraufbeschwören. Neugier hatte ja dann doch immer noch etwas mit Emotionen zu tun. Und wer, wenn nicht ein Sith, wusst wie schnell aus einem ruhig daliegenden Tümpel ein brodelnder Pfuhl werden konnte.

Der Graue hatte nur viertausenddreihundertelf Jahre gebraucht um seine Realität vollständig zu erforschen. Die für Hybris durchaus stimmige These mit dem expandierenden Universum griff der Graue zwar nicht auf, doch seinen Formulierungen nach zu urteilen hatte er nicht wirklich alles erforscht, sondern einfach ab einen gewissen Punkt entschieden, dass das wenig neue was er nach manchmal Jahren des Reisens fand, diese Reise nicht mehr wert war. Also hatte er mit Hilfe der beiden Weißen und des vierten, noch undefinierten Unsterblichen, ein Portal zu dieser Realität geschaffen. Eine Art Wurmloch wenn man so will.
„Und Ihr kamt hier heraus“ schlussfolgerte Hybris und deutete auf das Licht hinter dem Grauen.
„Ja.“ Womit geklärt wäre wieso er froh sein sollte das der Graue davor stand. Der Graue befand sich also bereits Vierhunderttausend Jahre in dieser Realität, ging es Hybris durch den Kopf und ihm wurde beinahe schwindlig wenn er daran dachte was das für eine lange Zeit war. Das Gefühl hielt aber nicht lange an, zu mächtig war sein Hunger nach Wissen und Macht. Doch noch bevor er etwas fragen oder auf die Geschichte eingehen konnte, wanderte der Blick seines Gegenübers über Hybris hinweg. Der merkte es und drehte sich zu seinem Schüler um. Der hatte sich immer noch nicht geregt. Er sollte angeblich in seiner ganz eigenen Welt sein und doch konnte man nichts davon sehen? Keine Kugel, Blase, ein Schimmern oder sonst irgendwas? Spielte sich das nicht doch nur alles in seinem Kopf ab?

„Er hält sich länger als ich dachte“ meinte der Graue schließlich, hatte dabei aber so ausdruckslos gesprochen als wäre es ihm völlig egal. Hybris zögerte noch einen Augenblick, dann sah er den Grauen an und stellte die Frage, die ihn schon eine Weile beschäftigte. Eine von vielen, dafür aber eine eher unverfängliche.
„Ihr sagtet Ihr wollt ihn bestrafen um ein wenig Abwechslung zu haben, der Langeweile zu entfliehen und doch behauptet Ihr seine Realität nicht sehen zu können?!“
„Ich habe gelogen.“
„Oh.“
„Etwas das ihr in eurer Realität oft tut und das aus so vielen Gründen, das ich mich nicht einmal zu erklären brauche. Der Wunsch des Vaters ist bedeutungslos, euer Wunsch ist es und was mit Eurem Schüler geschieht ebenso. Ihr habt mir aber in Erinnerung gerufen das selbst das unwahrscheinlichste Ereignis eintreten und ich bekommen kann was ich will. Unmöglich, das ich unsterblich werde. Unmöglich, das ich die Realität, das Universum, wechseln kann. Unmöglich, das es solch ein Universum überhaupt gibt.“
„Und doch sind wir hier und Ihr seid wer Ihr seid.“
„Ja ...“ Sein Blick wanderte wieder nach rechts und wie Hybris dank der Einleitung des Grauen inzwischen wusste, versuchte er sich dabei nicht zu erinnern, so wie es Menschen zum Beispiel manchmal taten wenn sie nach oben schauten, sondern durchforstete einfach die Datenbank der Fury. Er hatte sein Gehirn zwar so modifiziert das er nichts mehr vergessen konnte, löschte aber bewusst ständig irgendwas um sich mal wieder überraschen lassen zu können oder etwas neues zu erlernen. Natürlich hatte er in den letzten 400.000 Jahren jede Sprache erlernt, jede Spezies gesehen, ja, einfach alles erlebt was möglich war. Das er jetzt aber immer wieder Wortfindungsstörungen hatte, lag einfach daran das er viele der Sprachen ab und zu komplett aus seinem Gedächtnis löschte und dann erneut lernte. Na wenns ihm Spaß macht, dachte Hybris und wartete bis der Graue die Informationen gezogen hatte die er für seinen nächsten Satz brauchte.
„Ein Wunder ist, was eigentlich unmöglich ist und doch geschieht … oder so ähnlich …“
„Ihr braucht ein Wunder.“
„Ich brauche jemanden der IHN aufsucht, IHN überlebt, IHN dann zu seinem Verbündeten macht und herausfindet wo SIE steckt. Um es mal auf den Punkt zu bringen.“
Oh.

OH … ja … Wunder … verstehe …


„ER befindet sich also in dieser Realität?“
„Keine Ahnung. Vermutlich. Sehr wahrscheinlich sogar.“
„Und er wird mich töten, sobald ich mir ihm nähere?“
„Nein. Sobald er erfährt was ihr wollt oder von wem ihr kommt. Sobald er weiß das ihr wisst wer er ist, werdet ihr sterben.“
„Warum soll ich SIE fin- … nein, sagt es nicht. Ihr habt sie nicht gefragt wie man jemandem eine eigene Realität geben kann ...“
„Ja. Sie ist der Schlüssel. Ob sie es nun weiß oder Euch zu demjenigen schicken kann der sie zu der Ewigen gemacht hat, Ihr müsst SIE finden.“
„Und Ihr wisst nicht wo SIE ist.“
„Nein. Wahrscheinlich in einer der größeren Realitäten, vielleicht auch in dieser. ER weiß es.“
„Woher wisst Ihr das ER es weiß?“
Der Graue lehnte sich zurück, wobei Hybris gar nicht mitbekommen hatte wann er sich vorgebeugt hatte, und lächelte wieder so eigentümlich.
„Noch so eine lange Geschichte.“

[T7K94 - Unbekannter Ort - Hybris und "Der Graue" , Saphenus nur körperlich anwesend]
 
[T7K94 | Unbekannter Ort | Illusion] - Saphenus in seiner eigenen Welt, Darth Hybris

Das Feuer brannte in seiner Brust, die lodernden Flammen suchten sich ihren Weg durch seine Adern und verbrannten alles, was sich ihnen in den Weg stellte. Sein Blut wurde zu schwarzer Galle, sie flutete seine Seele und verwandelte sie in einen großen Tümpel von schwarzem Morast, der alles Leben, alles Gute pervertierte und vernichtete. Jeder Gedanke, der diesem Tümpel entsprang, war von Bosheit und Bitterkeit geprägt und nur darauf gerichtet die Flammen zu nähren und am Leben zu erhalten. Vor seinem geistigen Auge sah Saphenus immer und immer wieder den Tod seiner Eltern mit an, beobachtete wie sich die Klinge durch ihre Hälse fraß und die Köpfe glatt von den Leibern trennten. Seine Nasenflügel weiteten sich als er den Geruch des Todes einatmete, seine Zunge leckte über die spröden Lippen und er musste dem Gedanken widerstehen sich an dem Blut zu laben, das trotz der kauterisierten Wunden auf den Boden tropfte und einen See formte, der dem Tümpel in seiner Seele glich. Wie gebannt sah er auf sein Werk herunter, selbst der Schmerz, den er wegen des Todes seiner Eltern, der Personen, die sein Leben gerettet hatten, empfand diente jetzt nur noch dazu das Feuer zu heizen. Zwar schnürte er seine Kehle zusammen und zerdrückte sein Herz, doch er wusste, dass es notwendig war diesen Schritt zu machen, er wusste, dass seine Eltern immer seine Schwäche sein würden und er wusste, dass er diese Schwäche nicht weiter auf seinem Weg tragen konnte. Für ihn gab es keine Umkehr mehr, er hatte jede Möglichkeit, die ihm der Professor geboten hatte, abgelehnt, jedes Mal die ihm dargebotene Hand ignoriert. Nun konnte er nichts weiter tun als den nächsten Schritt auf einem Pfad zu tun, der ihn in die Schwärze führte. In eine Schwärze, die er jedoch mit ausgebreiteten Armen willkommen hieß um die Macht zu umarmen, die sie ihm bot. Seine Mundwinkel hoben sich zu einem abartigen Lächeln als er die Gesichter all derer vor sich sah, die ihn in seinem Leben runtergemacht und klein gehalten, die sein Selbstvertrauen zerstört und sein Selbstbewusstsein vernichtet hatten. Konnten sie ihn jetzt nur sehen wie er sich seiner hinterhältigen Frau und seinen heuchlerischen Eltern entledigt hatte, sie würden vor Angst erstarren und ihn anflehen ihr Leben zu verschonen. Saphenus würde sie auf sie herabblicke, das Gesicht in das blutrote Licht seiner Waffe gehaucht und flüstern:

„Nein.“

Wie in Trance sprach er das laut aus und fing an zu lachen.

„Noch hast du deine Eltern nur in dieser Illusion getötet. Es wird schwerer werden wenn sie erst einmal in Fleisch und Blut vor dir stehen.“

Die Stimme des Professors riss ihn aus seinen Gedanken, mit wütend funkelnden Augen drehte er sich um.

„Ich werde es genießen. Sie waren egoistisch, sie wussten, was sie mit vorenthielten, sie verbauten meine Zukunft wegen nichts weiter als Eigennutz.“ Saphenus spie diese Worte aus als wären sie Gift in seinem Mund. Auch wenn er einen Stich in seinem Herzen spürte, bald würden all diese Gefühle von dem schwarzen Morast überdeckt und nur noch der Schatten einer Erinnerung sein.

„So leicht kannst du es dir nicht machen und das wirst du schon noch begreifen.“ Wieder legte der Professor seinen Kopf schief und lächelte fast mitleidig. In Saphenus erweckte diese Geste nichts als Zorn, er hatte seine Überheblichkeit satt. Hatte er nicht gerade bewiesen, dass er in der Lage war mit seiner Vergangenheit abzuschließen, hatte er nicht gezeigt, dass er bereit war seinen Weg in die Dunkelheit zu gehen um die Kraft zu umarmen, die in ihr verborgen war? Trotzdem tat der Professor so als wäre das Nichts, als brüstete sich Saphenus einer Tat, die keine Anerkennung verdiente.


„Spar dir dein Lächeln, alter Mann.“, zischte Saphenus. „Ihr habt mir diese Prüfung auferlegt und ich habe sie bestanden. Ich war in der Lage, eure Hand zu ignorieren ich war stark genug um allem zu widerstehen, was ihr aufgeboten habt. Ich habe meinen inneren Dämonen ins Gesicht gesehen und sie zu meinen Verbündeten gemacht.“

Wie in Zeitlupe wurde das Lächeln des Professors größer, dann öffneten sich seine Lippen und ein bellendes Lachen entwich seinem Mund. Es dröhnte durch die Dunkelheit, seine Nasenflügel bebten, seine Brust zitterte und seine Augen weiteten sich vor Freude. Der Zorn in Saphenus schwoll an, er spürte wie sein Griff um das Lichtschwert fester wurde und sich in ihm der Wunsch regte auch noch den Kopf des Professors von dessen Körper zu trennen. Immer lauter schien das Lachen zu werden, es drohte sein Trommelfell zu zerreißen und seinen Verstand zu vernebeln.

„Hör auf zu Lachen!“, brüllte Saphenus. Er wankte. „HÖR VERDAMMT NOCH MAL AUF!“

Mit einem Mal explodierte sein Zorn und riss seinen Körper nach vorne. Schneller als er verstehen konnte, was er da tat, zischte die rote Klinge aus dem Griff hervor und schnitt durch die Luft. Als sie auf das Fleisch des Professors traf, verschwand dieser einfach und Saphenus stürzte zu Boden. Ungeschickt landete er auf dem Bauch, das Lachen drang weiter an seine Ohren. Der Professor stand einige Meter von ihm entfernt. Blind in seiner Wut hob sich Saphenus auf die Beine und stürzte erneut auf ihn zu, wieder schnitt seine Klinge nur durch Luft und der Professor erschien an anderer Stelle erneut. Wieder wiederholte sich dieses Spiel, dann noch einmal.


„Hör endlich auf!“, keuchte Saphenus völlig außer Atem und das Lachen verstummte. Die plötzliche Stille war wie Musik für seine Ohren.


„Ich habe diese Illusion erschaffen, du kannst mich hier nicht töten wie du es auch in der Realität nicht kannst. Versuch es gar nicht erst, du wirst deine Kraft noch brauchen. Seit Jahrtausenden seid ihr Sith alle gleich, ihr glaubt ihr seid unbesiegbar wenn ihr den ersten Funken in eurer Brust stirbt, der eure Seele verdirbt und euren Verstand vernebelt. Ihr glaubt ihr könntet die Dunkelheit umarmen und sie zu eurem Diener, eurem Sklaven machen. Ihr versteht nicht, dass es ein Tauschgeschäft ist, dass sie von euch zehrt bis ihr nur noch eine leere Hülle seid, willenlos und schließlich nutzlos. Dann werdet ihr in der Macht gefangen sein, zu ewigen Qualen verdammt und nur noch von dem Gedanken besessen eure einstige Kraft zurück zu erlangen. Das ist der Weg, der jeden von euch erwartet obwohl ihr es nicht wahrhaben wollt. Du hast dich entschieden diesen Weg zu gehen obwohl ich dir eine alternative geboten habe. Ich habe dir einen Weg gezeigt, diesem Schicksal zu entgehen und du hast mich mit Füßen getreten, du wolltest mir mein Leben nehmen. Euch Sith geht es doch nur um euch selber, die Belange anderer interessieren euch nicht. Hauptsache alles dreht sich um euch, so wie es schon immer war. Und doch…“,


der Professor machte eine plötzliche Pause und schien nachzudenken. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen, dann sprach er mit ruhigerer Stimme weiter,

„vielleicht muss es so sein. Vielleicht lebt das Universum von dem Gleichgewicht zwischen hell und dunkel und ihr Sith traft euren Teil zu diesem Gleichgewicht bei. Ich bin all dessen überdrüssig, ich habe mein Bestes gegeben um deine Seele vor der Verdammnis zu retten, doch ich kann dich nicht dazu zwingen errettet zu werden. Du glaubst du bist dem Tod entgangen indem du meine Hand zur Seite geschlagen hast? Du wirst sowieso auf diesem Planeten sterben. In der Zeit, die du hier verbracht hast, hat sich dein Meister lange mit den anderen Herrschern unterhalten. Er kommt dem Geheimnis der Unsterblichkeit immer näher und sobald er hat, was er braucht, bist du nutzlos für ihn. Klammer dich doch an den Schein der Macht, den du in dir zu sehen glaubst. Dein Schicksal ist besiegelt.“

Saphenus Zorn schrumpfte von Wort zu Wort immer weiter zu dem Funken zusammen, der in seiner Brust glomm. Seine Gedanken rasten, hatte der Professor Recht? Mit einem Mal schien die Erkenntnis, der er sich eben noch so sicher gewesen war, wie verschwunden und machte einer Verwirrung Platz, die seinen Verstand komplett beanspruchte. Würde Hybris ihn töten, wieso sollte er das tun? Er hatte alles getan, was er von ihm wollte. Natürlich hatte er das, wurde Saphenus dann klar. Jeden Befehl hatte er ausgeführt und an diesem Punkt brauchte Hybris niemanden mehr, er ihm auf dem Rückweg zur Last fiel. Sobald der Albtraum das Artefakt hatte, würde er den Weg zur Fury so schnell wie möglich zurücklegen wollen, sein Schüler war dabei nur ein Hindernis. Eine Träne der Wut stahl sich aus Saphenus‘ Auge. Dieser verdammte…wie konnte er es wagen, wie konnte er seinen Schüler nur ausnutzen und ihn dann wegwerfen wie ein gebrauchtes Taschentuch. Sein Körper zitterte, er spürte die Wut in sich und er spürte die Stärke, die sie ihm versprach. War er stark genug seinem Meister gegenüber zu treten, war er stark genug ihn zu besiegen? Die Strapazen hatten auch den Albtraum geschwächt, sie hatten ihm einiges abverlangt…


„Wie ich schon sagte, die immer gleichen Gedanken kreisen in euren Köpfen.“, sagte der Professor und schaute jetzt ausdruckslos.


„Doch, du hast deine Prüfungen trotz allem bestanden und die Schuld ist beglichen. Ich entlasse dich aus dieser Illusion, alles was du dann tust, geschieht auf deine eigene Verantwortung.“


Der Professor zögerte.

„Vielleicht erkennt du die Wahrheit in meinen Worten wenn du weiser geworden bist. Ich hoffe rechtzeitig, bevor man dir nicht mehr helfen kann.“


Damit kam die Dunkelheit über Saphenus, sie presste auf seinen Körper und wieder hatte er das Gefühl zu ertrinken. Panisch rang er um Luft, sein Körper schmerzte von dem Druck, der auf ihm lag. Dann war alles vorbei und keuchend holte er Luft. Sie brannte in seinen Lungen, doch es fühlte sich gut an. Zuerst wanderten seine Augen ziellos durch den Raum, Worte, die er nicht verstand und die keinen Sinn ergaben drangen an seine Ohren. Dann fiel sein Blick auf den Rücken seines Meisters und plötzlich schien alles außer dem Albtraum vor ihm zu verschwimmen und zu verblassen. Er war sich der Gestalt, die da auf dem Thron saß, nicht bewusst und sie interessierte ihn auch nicht. Mit einem Zischen erwachte sein Lichtschwert zum Leben, der Hass breitete sich in seinem Körper aus und er hieß ihn willkommen. Er nutzte die Bilder seiner toten Frau und seiner toten Eltern um ihn anzufeuern, um Stärke aus ihm zu ziehen. Dann brüllte er durch den Raum.

„Ich weiß Bescheid, ich habe euch durchscheut. Ihr habt gehofft mein Leben würde in dieser Illusion enden, ich würde versagen und Euer Problem würde sich von ganz alleine lösen. Es war niemals Eure Absicht mich wieder mit von diesem Planeten zu nehmen, Ihr wolltet meinen Körper hier verfaulen lassen wenn ich Euch nicht mehr von Nutzen bin. Doch Ihr habt euch verkalkuliert, ich habe die Prüfungen bestanden. Es war hart sich mit meiner Vergangenheit auseinander zu setzen und fast hätte ich jede Chance zu sterben, die mir geboten wurde, ergriffen. Doch ich spüre die Macht die mir die dunkle Seite verleiht, ich spüre das Feuer. So hart diese Prüfungen auch waren, sie waren nötig. In dem Punkt hattet Ihr wohl Recht, Meister.“

Saphenus spie das letzte Wort auf den Boden, er wusste, dass Hybris ihnen befohlen hatte es nicht zu verwenden.


„Ich habe mich verändert, ich bin nicht mehr der Schwächling als der ich nach Bastion gekommen bin. Ich habe getötet, ich habe mein Gewissen vernichtet und ich werde mich darüber freuen wenn ihr Teil der verborgenen Armee werdet!“


Mit diesen Worten griff Saphenus nach dem Ozean der Macht, der ihm plötzlich zur Gänze zur Verfügung stand. Es gab keine Barrieren mehr, nichts, das ihn davon abhielt mit vollen Händen daraus zu schöpfen. Er spürte wie sich die Macht ihren Weg aus seinen Händen suchte und eine Druckwelle entließ, die geradewegs auf seinen Meister zuraste. Gleichzeitig zersprangen um ihn herum Steine und ihre spitzen Splitter flogen auf den Albtraum zu. Ohne ihre Wirkung abzuwarten, sprang Saphenus nach vorne. Ungelenk hielt er das Lichtschwert vor sich, die spitze Klinge auf den Hals seines Gegners gerichtet. Er spürte schon wie sie durch sein Fleisch dringen würde, wie der Albtraum höchstselbst vor Saphenus fallen und um Gnade flüstern würde. Saphenus sah sich über ihm stehen und mit einem Grinsen flüstern: nein, während Hybris sein Leben aushauchte.


[T7K94 | Unbekannter Ort | Illusion] - Saphenus wieder in der Realität; Darth Hybris; Der Graue
 
[T7K94 - Unbekannter Ort - Hybris und "Der Graue" , Saphenus nur körperlich anwesend]

Nun ging es um Hybris Ziel, sollte er sich dazu entschließen tatsächlich nach diesem Massenmörder und Gott suchen zu wollen. Als die vierunddreißig Blobs in Halbgötter verwandelt und ihrem eigenen Schicksal überlassen wurden, entstand eben auch er. Er war im Prinzip mit einem Menschen zu vergleichen der keinerlei Erziehung genossen und auch keine Ahnung von sozialen Strukturen hatte. Es gab nichts das ihm hätte ein Gewissen geben oder das Verständnis von Moral und Ethik hätte beibringen können. Als er sich bewusst geworden war das man ihn benutzt und ohne weiteres getötet hätte, wäre es notwendig gewesen, wurde er so wütend, dass er alles und jeden aus seinem alten Volk vernichtete. Weder willens, noch in der Lage sich dem zu entziehen, starb das Volk der Blobs aus und zurück blieben nur die vierunddreißig unsterblichen Lebensformen die nur entfernt etwas mit ihnen gemein hatten. Und danach stand der Emotionale dann alleine da. Ohne Feind, ohne Freund, ganz alleine mit seiner Wut, seiner Furcht und Rastlosigkeit. Sie hatte ihm nichts an Wissen hinterlassen, sodass er eine unbestimmte Zeit lang in seiner Realität umher geirrt war. Der Graue hatte sich nicht um ihn gekümmert und bis zu dem Zeitpunkt, da er die Realität hatte wechseln wollen, auch nicht mehr gesehen. Doch dann, als wäre allein der Versuch dies zu bewerkstelligen genug um den Emotionalen anzulocken, tauchte er auf und wollte ebenso wie die anderen vier rüber wechseln. Diese hatten jedoch etwas dagegen, da sie durchaus wussten das der Emotionale in seinem jetzigen Zustand eine viel zu große Gefahr darstellte, als das man ihn mit rüber nehmen konnte. Ihnen mochten das Leben in Hybris Realität egal gewesen sein, so egal wie auch jetzt noch nach 400.000 Jahren, doch hätte der Emotionale viel zu viel zerstört und damit potenzielles Wissen ausgelöscht, als das man ihn passieren lassen konnte. Zu einem Kampf kam es dann aber natürlich trotzdem nicht. Da keiner auf die Realität des anderen Einfluss nehmen konnte, warteten die Vier einfach nur. Auch wenn der Graue nicht ins Detail ging, hätte Hybris jede Wette darauf angenommen das sie sich über Jahre oder gar Jahrzehnte angestarrt und nichts getan hatten. Schließlich verschwand der Emotionale dann wieder, um, wie der Graue sagte, sich einer gewissen Sache zu widmen für die es zwar eine bestimmtes Wort in seiner Sprache gab, welches aber nicht übersetzt werden konnte. Sobald er dann verschwunden war wechselten sie die Realität und versiegelten auch sogleich den Übergang. Und dann waren sie wider ihrer eigenen Wege gegangen. Hunderttausende Jahre später war der Graue mit den beiden Weißen im Schlepptau zurückgekehrt und hatte den Übergang offen vorgefunden, vom Vierten keine Spur. Da die Welt, auf der sie raus gekommen waren zuvor bewohnbar gewesen, nun aber tot war und es „Anzeichen“ gab, war für den Grauen klar gewesen, das sich der Emotionale nun in dieser Realität befand. Er ist also vermutlich hier, endete der Graue und fügte noch hinzu: „Und weil wir ihm den Zugang zu dieser Realität verweigert hatten, hat er uns gegenüber gewisse … Antipathien entwickelt. Er wird mir nicht helfen, wird mir nichts sagen. Und nun warte ich hier. Falls SIE ebenfalls die Realität wechselt, wird sie hier vorbei kommen. Besser als nichts.“
Mangels Betonung in seiner Stimme oder irgendwelcher aussagekräftiger Mimik zögerte Hybris ein paar Sekunden bis er sicher war das der Graue nichts mehr zu sagen hatte und wollte dann endlich einen schon lange aufgesparten Gedanken aussprechen, als hinter ihm die Macht förmlich explodierte.

Der Gänsehaut erzeugende Widerhall der dunklen Seite brandete gegen Hybris Körper und erzeugte für einen Augenblick einen Schauer, gefolgt von einem belebenden Hochgefühl. Abschließend entließ der Executor alle Luft aus seinen Lungen, entkrampfte die Hände und lockerte auf eine Weise seinen angespannten Körper, das seine Schultern wie auch sein gesamter Körper um mehrere Zentimeter absackten. Das was normale Lebensformen als Verderbnis, als ein krankes Gefühl das sich hinter den Augen und unter den Fingernägeln entlang schob interpretierten, war für Hybris wie eine vitalisierende Dusche gewesen. Er hatte sich schon so lange aus Angst vor der Macht abgeschirmt – auch dann noch als klar war das keine blinden Flecken, diese Lebensformen aus der anderen Realität, mehr anwesend waren -, das sein Körper beinahe vergessen hatte wie gut es sich anfühlte die dunkle Seite auf und in sich zu spüren. Sein Schüler erinnerte ihn daran und verspielte dann seinen einzigen Vorteil indem er zuerst sprach und erst dann angriff. Wie in Zeitlupe schien der Apprentice auf ihn zuzufliegen, wobei weder die Schockwelle, noch die Splitter die ihm vorausgingen etwas waren das Hybris gefordert hätten. Noch während Saphenus gesprochen hatte, hatte sich die Macht wie ein Monster in Hybris manifestiert und brach nun aus ihm heraus. Es wurde Zeit dem Tier in ihm Raum, Zeit und Möglichkeiten zu lassen. Als der Machtstoß ihn erreichte streckte er die Hand aus und konterte den Angriff mit einer minimal stärkeren Attacke. Ein dumpfer Donnerschlag erschütterte den in Nebel gehüllten grauen Raum, bewirkte ansonsten aber nichts. Die Splitter die folgten wurden abgelenkt und schlugen überall um Hybris herum in den Boden, die Wände und im Nirgendwo ein. Der Graue, eigentlich auch im Schussfeld, schien wie durch Zauberhand jedoch nicht getroffen zu werden und das obwohl er sich kein Millimeter bewegt hatte.
Und plötzlich fehlte Hybris rechter Handschuh. Mit einem weit aufgerissenen Blick, den Kopf leicht seitlich gehalten, öffnete er beinahe begierig seinen Mund. Ja, endlich konnte er es tun. Die Macht pulsierte in zugleich warmen umschmeichelnden und tödlich eisigen Wogen durch seinen Körper, seine Schulter, den Oberarm bis hinunter zu den zur Klaue verformten Fingern. Einem Höhepunkt gleich entlud Hybris endlich, endlich nach all der Zeit wo er es wegen seines Anzuges nicht hatte tun können seine abscheulichste Technik. Sie heilte nicht, sie half nicht, sie wollte einfach nur zerstören, sollte einfach nur die dunkle Seite in ihm nähren. So lange. So begierig. Ja. Das war es. Noch bevor seine Fingerkuppen zu kribbeln anfingen, leuchteten sie bereits in weiß-blau-violettem Licht. Bögen knisternder Energie verbanden die einzelnen Glieder, tanzten zwischen den Fingern umher, heizten sich gegenseitig an, wetteiferten um die Spitze und den ersten Ausbruch. Da war er. Da war es. Das Kribbeln, der Schauer der seinen Nacken in Flammen setzte. Jetzt. Aus seinem freudig erwartendem Lächeln wurde grausame Bosheit. Jetzt. Wirst. Du. Leiden!
Und die Zeitlupe endete. Kaskaden von Machtblitzen zuckten durch die Luft, begleitet von dunklen Machtsträngen die jede Verteidigung zerstörten. Das Lichtschwert von Saphenus, von dessen passiven Schild geschützt, schaltete sich ab und ebenso wie der Schutz seiner Waffe versagte auch sein eigener. Er spürte es nicht, sah es nicht, doch seine fragile Machtblase zerplatzte wie eine Eierschale. Und dann schlugen die Machtblitze ein. Und schlugen ein. Und schlugen ein, immer wieder und wieder. Der Anzug selber war dagegen abgeschirmt, doch sein Visier war geöffnet und so wurde er in seiner schützenden Hülle regelrecht gebraten. Die Attacke traf ihn wie ein Dampfhammer. Sie stoppte nicht einfach nur seinen Angriff, sondern schickte ihn zuerst zu Boden und als Hybris dann nachsetzte und ihn mit den Blitzen anhob, wurde er auch gegen jede sich in der Nähe befindende Wand geschleudert.

„So geht ihr also mit eurem Schüler um, ja?“

Hybris hielt inne, was bedeutet das die Blitze versiegten und er sich in bester Sith-Manier zu dem Grauen umwandte.
„Ja.“ antwortete er knapp und grinste diabolisch. Sein Gegenüber nickte.
„Dann habt ihr vermutlich tatsächlich eine Chance ihn von euch zu überzeugen. Und nun? Tötet ihr ihn?“
„Nein.“ Die dunkle Seite der Macht, einem Umhang gleich, senkte sich langsam wieder herab und das Hochgefühl ebbte langsam ab. Saphenus hatte sich tatsächlich verändert und war genau so aus seiner Prüfung heraus gekommen wie er es gewollt hatte. Ihm fehlte zwar noch die Einsicht das er selbst als ausgebildeter Sith keine reelle Chance gegen einen Meister der dunklen Seite hatte, doch das konnte vermutlich keiner auf diesem Level. Die dunkle Seite sorgte einfach dafür das man sich für mächtiger hielt als man tatsächlich war. Hybris konnte sich nicht mehr an seine eigene Ausbildung erinnern, doch er würde dennoch darauf wetten das auch er zu seiner Zeit gegen seinen Meister rebelliert hatte. Und geschlagen worden war.
„Er ist zu dem Werkzeug geworden welches ich im Sinn hatte als ich ihn auswählte“ sprach er weiter als er sah das Saphenus ihn anblickte. Irgendwas an diesem Raum oder der Nähe zum Grauen schien dem Apprentice über die Schmerzen hinwegzuhelfen, denn sein Gesicht war lediglich von Hass und der dunklen Seite verzehrt, der Schmerz hingegen schien ihm fern oder so gut unter Kontrolle wie es ihm eigentlich nicht hätte möglich sein sollen. Oder hatte dieser Planet und der Kampf ums Überleben den Zabrak etwa tatsächlich derart gestärkt? War er über das hinaus gewachsen was selbst Hybris erwartet hatte? Er blickte seinen Schüler noch einen Augenblick länger an, dann schaute er wieder den Grauen an.
„Er ist aber eine Gefahr, oder nicht? Wieso sich dem Risiko aussetzen?“
„Das gehört zum Geschäft, zum Leben eines Sith. Er wird leben, mächtiger werden und irgendwann stark genug sein um mich zu übertrumpfen. Bin ich dann nicht bereit, habe ich es nicht besser verdient … nun, Grauer … das Artefakt das mir helfen soll Unsterblichkeit zu erlangen. Gebt es mir, damit ich endlich mit der Suche beginnen kann.“

Als Antwort bekam er nur ein Nicken. Dann, als Hybris schon dachte der Graue wäre spontan eingeschlafen, hob er beide Hände und der Nebel im gesamten Raum zog sich zusammen. Wie durch einen unsichtbaren Sog zu seinen Händen gezogen, wirbelten die grauen, beinahe krankhaften Nebelschleier um seine Hände und verbargen sie. Zuerst schien der Bereich nicht größer als ein menschliches Kleinkind zu sein, doch dann wurde es immer größer und länger, bis schließlich etwas verborgen wurde das vermutlich eine Stange oder andere Art von Waffe verbarg. Hybris schluckte. Was auch immer es war, es war ganz eindeutig kein Amulett oder Lichtschwertgriff. Es war so … groß. Zu groß. Seine Augen suchten den Nebelklumpen ab, suchten nach irgend einen Anhaltspunkt, doch der Schleier lüftete sich nicht langsam, sondern wurde wie durch einen Orkan schlagartig in alle Himmelsrichtungen hinweggefegt. Und offenbarten … ETWAS.

„Was … ist das?“
„Eure Waffe.“
„Waffe? Das Ding … ist … eine Säge?!“
Der Graue neigte leicht den Kopf und musterte das sicherlich an die zwei Meter lange Ding in seinen Händen. Anstatt einer glatten oder vielleicht auch gewellten Klinge schien diese eher von Rost zerfressen und sah tatsächlich mehr nach Säge als nach Schwert aus. Sie besaß eine Farbe von getrocknetem Blut, gemischt mit Rost und als Hybris etwas genauer hinsah, schien es so als würde aus der Klinge tatsächlich dunkler Nebel wabern. Oder vielleicht auch Rauch, so dünn das man es leicht hätte übersehen können.
„Ich habe sie nach dem Vorbild einer Waffe geschaffen wie sie ein Mordock schwingt. Ein … hm … Dämon würdet ihr es wohl nennen. Ein Schlächter. Nicht unbedingt das was ihr Sith benutzt, nicht so … leicht … aber angemessen.“
Der Graue zog seine Linke zurück, sodass sich der Schwerpunkt der Waffe verschob und die im Gegensatz zum Rest der Waffe scharf wirkende Klingenspitze fuhr zu Boden und in diesen hinein. Es klang als würde Granit über rostiges Eisen schaben und hallte auf eine Weise wieder, die nicht natürlichen Ursprungs sein konnte. Die Waffe war vielleicht einen halben Kopf kleiner als Hybris mit Stiefeln, besaß einen so langen Griff das selbst ein Wookiee sie würde zweihändig führen können und einen Knauf, einen Schlussstein, der ein von dreckigem Silber eingefasster Rubin darstellte. Ob es sich tatsächlich um einen handelte war jedoch fraglich. Er wirkte zwar auf den ersten Blick wie ein roter halbdurchlässiger Edelstein, wechselte aber recht schnell seine Farbe wenn man den Blickwinkel änderte. Aus Rot wurde glänzendes Obsidian-Schwarz und zog dabei den Blick wie magisch an. Ebenso wie der Rest der Waffe. Die Klinge war zerfressen, ja, aber immer noch an der schmalsten Stelle breit genug um jemanden zu enthaupten wenn man ihm die Waffe mit der Spitze voran in den Hals trieb. Sie sah schwer aus, unhandlich für einen Lichtschwertkämpfer, was unweigerlich dazu führte das Hybris an ihr und ihren Nutzen zweifelte. Das musste sich auch in seinem Blick wieder gespiegelt haben, denn der Graue lächelte daraufhin wissend.
„Ihr seid nicht zufrieden?“
„Wie soll ich damit kämpfen? Das Ding ist zu groß, zu schwer und kann sie einem Lichtschwert standhalten?“
„Sie dient euch als Energiespeicher um die Seelen eurer erschlagenen Feinde zu binden. Nicht um sich damit zu duellieren. Aber ja, sie kann eines eurer Lichtklingen parieren.“
Energiespeicher. Seelen binden.
„Wenn ich jemanden damit töte, geht seine Lebenskraft auf das Schwert und somit auf mich über?“
„Nein. Seine Lebenskraft schwindet mit dem Tod. Ihr bindet lediglich das an euch das ihr … Seele nennt. Die Lebensessenz, das was … ihr Sith … Geist nennt? Je stärker … mächtiger … sie ist, desto mehr Kraft gibt sie euch, doch immer nur … einen Bruchteil. Viel bleibt in eurer Realität nicht übrig wenn jemand stirbt. Wenig, sehr wenig. Nicht genug um Unsterblichkeit zu erlangen.“
„Und wie soll es mir dann helfen?“
„Ihr sammelt sie. Und bringt das Schwert dann zu mir. Ich werde die Geister dann in tatsächliche Energie umwandeln.“
„Gibt es keinen direkteren Weg um mich zu stärken? Etwas das sofort wirkt?“
„Doch.“
Noch bevor Hybris darauf eingehen konnte, beugte sich der Graue vor und für einen nicht mal wahrnehmbaren Moment lang war der Übergang hinter ihm sichtbar, sodass übelkeitserregende Wogen auf den Executor einschlugen und ihn in die Knie zwangen. Die Welt um ihn herum verblasste, wurde dunkel und selbst Geräusche und Gerüche verblassten zu nichts als Erinnerungen.
„Wenn ihr bereit seid zu sterben, schon“ hörte er den Grauen gestochen scharf in seinem Kopf. Alles schien im dunklen Nichts zu verschwinden, doch die Stimme war klar und deutlich. Doch der Moment hielt nicht lange an. Irgendwann schaffte Hybris es wieder auf die Beine.
„Ich kann euch nur mit Dingen helfen die eure Realität zulässt.“

Er lehnte sich wieder zurück und ließ das Schwert im Boden stecken. Umtausch ausgeschlossen, vermutlich. Mehr werde ich nicht von ihm bekommen.
Hybris Körper sträubte sich dagegen das Schwert zu berühren, doch der Geist war stärker, sodass der Executor schließlich auf die Waffe zu wankte, sich auf den Knauf abstützte und sich dann für einen Augenblick lang ausruhte. Der Blick auf den Übergang raubte ihm nicht nur die Sinne, sondern auch die Kraft und schwächte die Verbindung zur Macht. Hätte ihn Saphenus nun angegriffen, er wäre ihm vermutlich nicht gewachsen gewesen.

Da Hybris Rechte nicht mehr im Handschuh steckte, konnte er die merkwürdig unspektakuläre Oberfläche des Heftes spüren. Bei solch einer Waffe war er davon ausgegangen das sie weder kalt, heiß oder sonst irgendwie sein würde, doch das mit weißen Einkerbungen versehende schwarz-rote Material fühlte sich normal an. Der Edelstein, der aus der Nähe wie ein rotstichiges rauchiges Stück Glas wirkte, war glatt und ebenfalls ohne jede spürbare Wärme oder Kälte. Die Parierstange, die kaum diesen Namen verdiente und aus dem selben Material wie der Griff bestand, war grade mal so weit ausgebildet das sie die Hand des Executors würde schützen können, sollte etwas exakt an der Klinge entlang schaben. Oder zumindest die Finger, bei dem Rest der Hand war er sich nicht so sicher. Die Klinge selber wies so ziemlich alle nur erdenklichen Spuren einer Dämonenklinge auf. Hybris fiel es auf jeden Fall nicht schwer sich vorzustellen das irgendwo eine tumbe Kreatur mit Hörnern und feurigem Atem an einer Schmiede nahes eines Vulkans gestanden und dieses effiziente, aber grobe und simpel strukturierte Mordinstrument geschmiedet hatte. Überall waren Rillen, pockennarbige Erhöhungen und Vertiefungen und die schon erwähnte scheinbar durch Rost zerfressene und harte Schläge eingekerbte Schneide zu erkennen. Lediglich ein Detail, das man bei allem dem Schmutz leicht übersehen konnte wies auf eine andere Art von Schmied hin: Grade so mit den Fingern ertastbare Vertiefungen waren auf der rechten und linken Seite der mittig durch einen silbrigen Streifen getrennten Klingenseiten eingeritzt worden. Vertiefungen die an Runen und/oder Symbole erinnerten. Doch je weiter man sich der Spitze näherte, desto schlechter konnte man sie erfühlen. Desto schlechter wurde das Material und die Risse und Löcher größer, das Material scheinbar poröser. Lediglich die eigentliche Spitze schien sich dann nochmals gegen den Verfall zu stemmen und wirkte unnatürlich scharf. Doch es gab keinen sichtbaren Übergang, keinen Hinweis darauf das hier zwei völlig unterschiedliche Schwerter aneinander geschmiedet worden waren. Als Hybris sie aus dem Stein zog und lediglich mit seiner Rechten anhob, konnte er spüren wie das Gewicht der Waffe an seinen Sehnen zog und sich die Armmuskulatur gegen den Schwerpunkt des Schwertes stemmen musste. Doch es war machbar. Sie war schwer, vor allem wenn man sie mit einem Lichtschwert verglich, doch würde er sie nur als Henkersbeil verwenden, er würde sie wohl auf dem Rücken tragen und einsetzen können.
Wie lange er die Waffe schwang und aus allen Blickwinkeln betrachtete konnte er nicht sagen, doch irgendwann schien der Graue genug zu haben und räusperte/hustete. Hybris starrte ihn an.

„Wo ist der Haken oder gibt es keinen?“
„Natürlich gibt es einen.“
„Der da wäre?“
„Es ist ein zweischneidiges Schwert. Gehört so etwas nicht zum Leben eines Siths?“ Er benutzte sogar den selben Tonfall wie Hybris, als dieser erklärt hatte das er Saphenus nicht wegen seines Angriffs töten würde. Er ließ es dem Grauen durchgehen.
„Ihr werdet es mir nicht sagen, oder?“
„ Ihr haltet euch doch für clever, findet es selber heraus. Doch nun...“
Eine Geste und plötzlich lichtete sich der Nebel in dem Raum vollständig. Wo Hybris zuvor alles und nichts hinter diesem Schleier vermutet hatte, wurden nun einfach nur graue Granitplatten offenbart. Ein beinahe quadratischer Raum, groß und frei von allen Hindernissen. Saphenus, eben noch nur ein paar Meter von ihm entfernt, befand sich nun mehr als fünfzehn Meter weiter weg am anderen Ende des Raumes.
„Bevor ihr geht, werdet ihr mich unterhalten. Außerdem habe ich dann Zeit die Datenbank eures Schiffes vollständig zu kopieren.“
„Gegen die Langeweile? Sollen wir uns duellieren? Und wie schafft ihr es das ich ihn nicht binnen weniger Sekunden schlage?“
Wieder eine wegwerfende Geste mit der rechten Hand und ein spöttisches Lächeln. Oder war es ein schmerzverzerrtes? Ein aufgesetztes ohne jede Motivation es echt wirken zu lassen? Bei dem Grauen wusste man nie, es war eigentlich immer nur Interpretation.
„Ihr mögt euch in euren Fähigkeiten unterscheiden … doch bei eurem Willen bewegt ihr euch auf einer Ebene. Dies wird ein Kampf eurer Willensstärke sein.“
„Wird es real sein?“
Der Graue seufzte.
„ALLES ist real. Lediglich das Ende unterscheidet sich vom Rest, denn dann gewähre ich euch Heilung. Schließlich müsst ihr diesen Planeten noch lebend verlassen können. Und nun beginnt. Ihr habt vierzehn Minuten und dreiundzwanzig Sekunden Zeit.“

Ah ja.

Vermutlich hatte Saphenus trotz der Entfernung zum Grauen alles mitangehört, denn als sich die beiden Sith nun etwa mittig im Raum trafen, schien er bereit zu sein. Dennoch hatte Hybris noch ein paar Worte zu sagen.
„Du hast getan was nötig. Du hast meine Erwartungen übertroffen, weshalb es nicht zur Debatte steht ob du an diesem Ort sterben wirst oder nicht.“
Die riesige Klinge seines neuen, noch namenlosen Schwertes – einer solchen Waffe verpasste man doch normalerweise einen Namen oder? -, richtete er nun auf die Brust des Apprentice aus.
„Jetzt erwarte ich noch mehr von dir. Doch für heute wird es genügen wenn du nicht Teil dieses Schwertes wirst. Füge ich dir damit eine tödliche Wunde zu, wirst du auf Ewig daran gebunden sein. Verhindere das, beweise das du den Willen, den Ehrgeiz besitzt. Zeig mir das du es verdient hast ein Sith zu sein. An meiner Seite. An irgendeines Seite. Nur für dich allein stehend. Egal. ÜBERLEBE.“
Sein letztes Wort untermalte er mit einem übermenschlich schnellen und gnadenlos ausgeführten diagonalen Hieb. Ein Schlag der seinen Schüler ohne weiteres drei oder vier mal hätte spalten können, hätte man ihn geklont und hintereinander aufgestellt. Doch die rot glühende Klinge des Apprentice war schneller und er parierte diesen eigentlich vernichtenden Angriff. Die Luft knisterte, schien regelrecht vor diesem Ansturm des Willens zurückweichen und sich zugleich ehrfürchtig an ihnen schmiegen zu wollen. Beide grinsten sie, und beide starrten sie sich mit ihren Sith Augen bzw. Sith Auge an. Es mochte keiner an diesem Ort sterben, doch nun würde sich beweisen wie weit sich Saphenus tatsächlich entwickelt hatte. War er wirklich bereit dafür die Galaxie für seine Zwecke in Brand zu setzen? Alles Leben auszulöschen? Ohne jede Gnade, Mitgefühl und Rücksicht seine Ziele durchzusetzen? Das sollte er, denn das stand ihm in Form von Darth Hybris gegenüber. Darth Hybris, Sith Executor und nun Träger eines Seelen verzehrenden Schwertes vs. Saphenus, Noch-Apprentice des Sith Ordens.
Die Klingen trennten sich wieder voneinander, Wind kam auf, umschmeichelte beide nun nicht mehr in Raumanzügen, sondern in Sith Roben gehüllte Sith. Die Klingen hoben sich weiter, wanderte über ihre Köpfe, überwanden die Stelle bis hin zu dem perfekten Punkt für einen erneuten Angriff. Die dunkle Seite pulsierte in beider Körper gleichermaßen und plötzlich war jeder Erfahrungsunterschied bedeutungslos. Der Wille allein entschied. Sie schlugen zu. Mit ihren Schwertern. Der Macht. Der dunklen Seite. Aber vor allem mit ihrem Willen.

[T7K94 - Unbekannter Ort - Der Graue, Saphenus und Hybris]
 
[T7K94 | Unbekannter Ort] - Saphenus wieder in der Realität; Darth Hybris; Der Graue

Es war einer dieser Momente, in denen man das Gefühl hatte, alles zu erkennen: die Vergangenheit, die Gegenwart, die Zukunft. Ausgebreitet lagen sie dar und warteten nur darauf, dass er sich hinunterbeugte und einen Blick auf sie warf. Gleich einem offenen Buch über dessen zarte Seiten man mit seinem Finger streichen konnte, jede einzelne Seite bot sich ihm an und schrie beinahe danach, gelesen zu werden. Saphenus sah sich selbst, sah sich als Baby wie er von seiner leiblichen Mutter verlassen wurde, er sah wie ihn seine Eltern adoptierten, er sah ihre liebende Umarmung genau wie Hänseleien in der Schule, die Erniedrigungen und die Beleidigungen. Er sah Je’ana, wie es schien als würde sie ihn retten nur um ihn dann in den Abgrund zu stoßen. Ihr totes Gesicht verwandelte sich in die Maske des Albtraums, der ihn mit einem Skelettschädel anblickte und Horror verbreitete. Er sah sich selbst in den Kellern des Tempels, wie er abermals gedemütigt und getestet wurde und er sah sich, wie er überlebte und zum ersten Mal bewusst die Macht benutzte. Was alles vergangen war, wusste er, doch dann sah er für einen Augenblick das Jetzt, sich im Anflug auf seinen Meisters, das Gesicht zu einer hasserfüllten Fratze verzerrt, die Hand mit dem Lichtschwert hoch erhoben. Sein Meister drehte sich langsam um und erhob seine Hände. Dann sah Saphenus was geschehen konnte oder besser: geschehen würde. Der Albtraum war zu langsam, die Energie knisterte in seiner Hand, blaues Licht bahnte sich den Weg über die Haut, doch es war zu langsam. Auch wenn sich Saphenus‘ Nackenhaare schon aufstellten, Hybris war nicht mehr in der Lage die tödlichen Blitze zu entfesseln. Des Zabraks Klinge schnitt sich mühelos durch den Anzug seines Meisters, sie schrie vor Lust und ergötzte sich an der Vorfreude bis sie schließlich auch durch sein Fleisch brach und glatt hinten herauskam. Überraschung zeichnete sich auf Hybris‘ Gesicht ab, dann erschlaffte sein Körper. Reflektorisch versuchte er die Klinge zu fassen, die in ihm steckte, doch da zog Saphenus sie schon heraus. Grinsend stand er seinem Meister gegenüber, der seine Hände nun auf die Wunde presste. Obwohl sie kauterisiert sein sollte, quoll das Blut zwischen den Fingern hervor und tropfte langsam auf den Boden. Dann sank der Albtraum auf die Knie. Voller Unglauben über das, was gerade geschehen war, starrte er zu dem Zabrak hinauf, dann füllte Blut seinen Mund und er hustete. Unverständliche Wörter drangen dazwischen hervor als Saphenus seine Hand erhob. Mit einem schnellen Hieb glitt die Klinge durch den Hals des Albtraums und trennte ihn sauber vom Kopf ab. Er fiel auf den Boden und rollte einige Meter zur Seite, doch Saphenus griff ihn mit der Macht und hielt ihn neben sich in der Luft. Erst jetzt wurde ihm der Graue bewusst, der da auf seinem Thron saß.

„Für Euch, zur Begleichung meiner Schuld.“,

höhnte der Zabrak und schleuderte den Kopf in die Richtung des Grauen. Der stand auf und breitete seine Arme wie zur Umarmung aus. Licht formte sich in seinen Händen, es wurde heller und heller. Dann schoss es auf Saphenus zu.


Was geschehen konnte…Wissenschaftler mochten sich darüber in endlosen philosophischen Diskussionen darüber streiten ob es Paralleluniversen gab. Wenn sie existierten, vielleicht konnte es dann sein, dass Saphenus in einer dieser Parallelwelten seinen Meister ermordete und dessen Platz einnahm. Doch nicht in dieser. Plötzlich befand sich der Zabrak wieder in der Luft und sah das Licht auf sich zukommen. Doch es ging nicht von dem Grauen aus, der regungslos auf seinem Thron saß. Es schoss geradewegs aus der Hand des Albtraums, Saphenus war nicht einmal in der Nähe seines Meisters. So erreichte ihn das Licht bevor er seinen tödlichen Hieb setzen konnte. Seine Verteidigung war wirkungslos, sein Machtschild schien nicht existent zu sein. Er wurde auf den Boden gedrückt und in plötzlicher Erinnerung an den Trainingsraum wusste er, was sein Meister auf ihn losließ. Als bräuchte er diese Erkenntnis, explodierte der Schmerz in ihm. Er wollte schreien, doch all seine Muskeln zuckten unkontrolliert hin und her. Sein Gesicht verzerrte sich zu etwas Unnatürlichem, sein Körper krampfte. Auch wenn der Anzug seinen Körper zunächst zu schützen schien, fraßen sich die Blitze durch die Öffnung am Hals herunter, glitten durch seine Muskeln und erreichten doch jeden Winkel. Sein Rücken krümmte sich durch und verbog sich ineinander und er hatte das Gefühl in der Mitte durchzubrechen. Ohne dass die Blitze stoppten, ohne dass der Schmerz nachließ, wurde Saphenus in die Luft gehoben. Für einen Moment konnte er einen Blick auf das Gesicht seines Meisters erhaschen und sah noch einmal die Zukunft, die hätte sein können aufblitzen. Dann verbarg es sich hinter der blassblauen Energie und schon war das nächste, das er sah, die Wand. Er spürte es gar nicht als er gegen sie schlug, seine Welt bestand ohnehin nur aus Pein. Trotzdem stemmte sich sein Geist gegen die Ohnmacht, die da auf ihn wartete. Diese Genugtuung würde er dem Albtraum nicht geben! Mit all seiner Kraft, mit all seinem Willen zwang er sich die Kontrolle über seinen Körper zurück zu erlangen. Noch einmal prallte er gegen die Wand, doch Saphenus blieb bei Bewusstsein. Sein Bulbus schien fast aus der Augenhöhle zu fallen, so sehr riss er seine Lider auf. Geist über Materie, er konnte den Schmerz besiegen. Er hatte nicht die Prüfungen des Professors bestanden nur um jetzt zu versagen, nur um letzten Endes doch zu sterben und auf diesem Planeten zu verrotten. Das war nicht sein Schicksal, die Zukunft konnte noch immer so werden wie er sie eben gesehen hatte. Er war Sith!


Dann, ganz plötzlich, hörten die Blitze auf. Luft stieß aus Saphenus‘ Lungen und wo ein lauter Schrei hätte sein sollen, gab es nichts weiter als ein lautloses Keuchen. Hatte er es geschafft, hatte seine Macht die Blitze zum Versiegen gebracht? Mühsam zwang er sich dazu aufzuschauen und sah wie sich Hybris an den Grauen wandte. Als wäre er unter Wasser drangen die Worte nur verzerrt an seine Ohren. Doch es spielte auch keine Rolle, sein Blick war nur auf seinen Meister gerichtet. Der Schmerz war wie verflogen, sein ganzes Denken wurde nur noch von dem Gedanken beherrscht seinen Meister zu töten. Seine Hand wollte sich um den Griff seines Lichtschwertes ballen, doch dann spürte er, dass es gar nicht mehr in seiner Hand lag. Mit seinem Hass wollte erneut die Macht gegen seinen Meister richten, doch sein Körper versagte ihm seinen Dienst. Noch immer zuckte er unwillkürlich hin und her. Wenn sein Körper nicht dehydriert wäre, so hätte er sich auf dieser Mission nicht nur übergeben.


„…Werkzeug…“


Dieses eine Wort, das Hybris dem Grauen entgegenschleuderte, verstand Saphenus dann doch und sein Zorn schwoll an. Nach all der Kraft, die er bewiesen hatte, wurde er noch immer als nichts anderes angesehen? Nur als ein Werkzeug, das noch immer nur den Willen seines Meisters ausführte? Hatte er es sich nicht verdient als gleichberechtigt angesehen zu werden? Dann wurde Saphenus klar, dass er nicht gleichberechtigt war und es nach Hybris‘ Willen auch niemals sein würde. Er lag auf dem Boden, vernichtend geschlagen, sein Angriff war ohne große Mühe abgewehrt worden. Die dunkle Seite hatte ihn in seiner Kraft getäuscht und dennoch…ihm ging die Vision nicht aus dem Kopf. Sie konnte immer noch geschehen, nur vielleicht nicht heute. Es konnte ihm immer noch gestattet sein sich an seinem Meister zu rächen. Nur vielleicht nicht hier. Ein altes Gefühl kam in ihm auf, eines, das er hier auf dem Planeten schon fast vergessen hatte: Das Bedürfnis nach Wissen. Wissen war sein einziger Weg zu Stärke, zu Macht. Mit Wissen über die dunkle Seite konnte er seine Fesseln sprenge, würde er seine Fesseln sprengen. Doch bevor er seine Gedanken zu Ende führen konnte, veränderte sich der Raum. Der Nebel zog sich um den Grauen herum zusammen, wurde dichter und dann wie von einer Explosion getragen weggesprengt. Nun hielt der Mann auf dem Thron etwas in seinen Händen, das gewaltig war. Vom Boden aus konnte Saphenus nicht genau erkennen, was es war, doch er wusste augenblicklich, dass das das Artefakt war, dass der Albtraum so begehrte und das der Grund für diese ganze Mission war. Sein Zorn schien wie weggeblasen, das Artefakt löste ein mulmiges Gefühl in ihm aus. Obwohl er sich noch vor wenigen Momenten der dunklen Seite zur Gänze hingegeben und sein Leben auf ewig mit ihr verbunden hatte, schien ihm das Artefakt unnatürlich und widerlich zu sein. Seine Ausstrahlung war pervers und verachtenswert. Es gelang ihm, einen weiteren Blick auf das Artefakt zu bekommen und nun erkannte er auch, was es sein sollte: ein überdimensionales Schwert, wie es antike Zivilisationen benutzt haben mochten. Es stand in keinem Vergleich zu den Lichtschwertern, die die Sith ihr Eigen nannten, es sah grob und ungelenk aus, als würde es nicht zum Kampf taugen. Doch es ging nicht darum, dass sie effektiv tötete. Ihr einziger Sinn bestand darin, die Seelen seiner Opfer in sich aufzunehmen um einen Speicher zu füllen. Der würde es Hybris schließlich erlauben sein höchstes Ziel zu erreichen: die Unsterblichkeit. In Saphenus‘ Kopf spielten sich die schlimmsten Szenarien ab, er sah sich gefesselt wie einen Hund an Hybris‘ Seite knien und bemitleidenswert zu diesem aufschauen als er das Schwert hob und auf ihn herabsausen ließ. Sein Geist wurde in das Schattenreich gezogen und obwohl er da der verborgenen Armee entging, sah er sich dort viel schlimmeren Qualen ausgesetzt. Zusammen mit anderen Geistern, die über die Zeit alle ihren Verstand verloren hatten, musste er für den Rest der Zeit Qualen erleiden. Stellte man sich so nicht die Hölle vor?


Saphenus holte sich mit einem Kopfschütteln in die Realität zurück und erschrak: sein Meister schwang das Schwert. Doch die Bewegungen galten nicht ihm, vielmehr schien er auszuprobieren wie er sich mit der Waffe bewegen konnte. Trotzdem stellten sich die Nackenhaare des Zabrak auf und er fror vor Angst. Mühselig stemmte er sich auf seine Beine und blieb wankend auf ihnen stehen. Wie zum Schutz suchte er den Boden nach seinem Lichtschwert ab und sah es einige Meter von ihm entfernt liegen. Er streckte die Hand aus und begierig flog es auf ihn zu, als würde es die Berührung seines Herrn sehnen. Als er den Griff wieder in seinen Fingern hatte, spürte er die allzu bekannte Vertrautheit, die ihm diese Waffe vermittelte. Dann drangen die Worte des Grauen an seine Ohren und er sah seinen Meister an. Im Gegensatz zu dem Kampf eben würde dieser mit ihrem Willen geführt werden, es kam nicht darauf an wie gut man die Macht beherrschte oder wie viel Erfahrung man mit dem Lichtschwert hatte. War es eine weitere Illusion oder kämpften sie in der Realität? Saphenus wusste es nicht und vielleicht gab es an diesem Ort auch gar keinen Unterschied. Er wusste, dass er keine Wahl hatte, der Graue reichte ihm keine Hand um ihn zu befreien. Nicht, dass Saphenus das Angebot angenommen hätte. Er lechzte danach seinen Meister zumindest in diesem Willenskampf zu besiegen, nur um ihm zu zeigen, dass er irgendwann mal ein ernstzunehmender Gegner sein würde. Hybris sollte wissen, dass Saphenus nicht für immer unterlegen sein wird! Der Albtraum zeigte mit seinem neuen Schwert auf seinen Schüler.


Als Hybris sein letztes Wort aussprach, griff er auch schon an. Wo dieser Hieb in der Realität tödlich gewesen wäre und Saphenus entzwei gespalten hätte, so herrschten in dieser Illusion andere Gesetze. Hier waren sie gleichstark, hier konnte Saphenus sein Lichtschwert erheben und den Hieb seines Meisters blocken. Die Energieklinge traf auf das Metall des Artefakts, Funken stoben. Sie sahen sich in die Augen, Saphenus musterte das Gesicht seines Meisters und prägte sich jedes Detail ein. Er wollte sich noch lange an diesen Moment zurückerinnern. Dann wirbelten sie wieder auseinander. Saphenus öffnete alle Barrieren und badete in dem Ozean der Macht, der in ihm war. Er ließ alle Hemmungen fallen, schob alle Bedenken zur Seite und gab sich der dunklen Seite hin. Wie eine Geliebte nahm sie seinen Körper für den süßen Tanz des Kampfes auf und ermöglichte ihm Bewegungen, die er niemals gelernt und niemals gekonnt hatte. In der Illusion spielte nur der Wille eine Rolle. Für einen kurzen Augenblick fürchtete er sich vor dem Moment all diese Fähigkeiten mit dem Lichtschwert wieder zu verlieren sobald sie in die Realität zurückkehrten, doch dann spielte das alles keine Rolle mehr. Wieder stießen die beiden Klingen aufeinander, doch diesmal zogen sie sich sofort zurück und rasten erneut aufeinander zu. Die Macht drückte von beiden Seiten auf sie, jeder wollte den anderen gleichzeitig erstechen und zerquetschen. Riesige Wellen purer Energie brandeten an ihren Seiten auf und verzerrten die Luft. Ein Sturm der Macht tobte um die beiden herum und in diesem Sturm wetteiferten sie miteinander. Die Augen des Grauen lagen unsichtbar auf ihnen, sie sahen ihn nicht und wussten dennoch, dass er hier war und alles beobachtete. Saphenus‘ Blick war nur auf seinen Meister gerichtet, er verfolgte die Bewegungen des Schwertes und passte seine eigenen an. Er wirbelte umher, drehte sich und schlug zu, dann sprang er in die Luft, machte einen Überschlag und holte erneut aus. Wo Saphenus mit seinem Lichtschwert schneller und agiler war, da lag mehr Kraft in den Hieben, die Hybris austeilte und die jeden Knochen des Zabrak zum Beben brachten. So wussten sie beide um ihre Vor- und Nachteile, sie planten ihre Bewegungen oder ließen sich eher von der Macht führen sodass keiner die Überhand gewann. Immer und immer wieder prallten ihre Schwerter aufeinander, links, rechts, über ihren Köpfen, auf Höhe ihrer Taille. Immer schneller wurden die Hiebe, immer mehr Kraft lag in ihnen. Gleichzeitig wurden die Wellen, die um sie herum tobten, immer größer und bäumten sich auf. Dann stießen beide erneut zu: mit aller Kraft, die in ihren Muskeln steckte, mit all der Macht über die dunkle Seite, die sie hatten, mit ihrem ganzen Willen trafen ihre Lichtschwerter aufeinander während die Wellen um sie herum wie Tsunamis über ihren Köpfen brandeten und sie umschlossen, bereit alles zu vernichten, das unter ihnen war, bereit ihre Seelen von ihren Körpern zu befreien...


[T7K94 | Unbekannter Ort | Willenskampf] - Saphenus; Darth Hybris; Der Graue
 
[T7K94 - Unbekannter Ort - Der Graue, Saphenus und Hybris]

Sie schenkten sich von Anfang an nichts. Hybris auf seiner Seite wollte seinem Schüler endlich all das antun was er hatte herunterschlucken müssen, da er ihn gebraucht hatte. Doch der Graue würde keine Toten zulassen, sodass der Executor hemmungslos zuschlagen konnte. Und wieso Saphenus tat was er tat, war selbst dann offensichtlich, wenn man seine Worten zuvor nicht hatte lauschen können. Ein Sith Schüler wurde ja quasi grundsätzlich von seinem Meister so schlecht behandelt, das sich – gelinde ausgedrückt – Antipathien entwickeln mussten. Das führte selbst dann, wenn der Schüler keine übertrieben ehrgeizigen Pläne hatte, meist dazu, dass er seinen Meister umzubringen versuchte. Es käme schon einem Wunder gleich, würde der Zabrak nicht alles geben um seinem Meister endlich all das heimzuzahlen was er zweifellos verdient hatte. Entsprechend brutal war der Schlagabtausch. Ihr Kampf hatte jedoch nichts anmutiges, nichts das auf Geschick, Können oder Leichtfüßigkeit hindeuten würde. Keiner von beiden war ein Schwertkämpfer, sodass sie im Grunde nur das taten von dem sie glaubten das es richtig wäre oder ihnen zumindest einen Vorteil verschaffen würde. Was nicht der Fall war, denn der jeweils andere war dank der Macht und dem für diesen Kampf geltenden Willenskraft-Bonus so schnell, dass keine Attacke durchkommen konnte. Hybris mit seinem übergroßen Zwei-Meter-Schwert auf der einen Seite und auf der anderen Saphenus mit seinem Lichtschwert. Ihre ungleichen Klingen krachten mit knochenbrecherischer Wucht aufeinander, erzeugten ein prächtiges Farbenspiel aus Funken und auseinander gerissener Atmosphäre. Die Schallwellen die dabei durch den Raum gesandt wurden drangen zigfach in ihre Körper ein und ließen sie erzittern, ließen ihre Knochen beben und das Herz im Gleichklang der improvisierten Kriegstrommeln schlagen. Und über all diesen Geräuschen, Farben und Erschütterungen sahen sich die beiden Kontrahenten tief in die Augen bzw. das Auge und erdolchten sich gegenseitig. Zähne wurde gefletscht, die Stirn und der Nasenrücken in Falten gelegt, Hass und Zorn auf jede nur erdenkliche Weise mimisch dargestellt. Sie wollten sich vernichten und wenn schon nicht das möglich war, dann wollten sie wenigstens siegreich sein und den Gegner dabei maximalen Schmerz zufügen. Den anderen nieder schlagen, ihn demütigen und degradieren. Und im Augenblick sah es so aus als könne jeder am Ende siegreich sein. Jeder, doch nicht beide!

Auf eine Folge von schnellen und auf den Kopf gezielten Schlägen zog sich Hybris erst zwei, dann vier Schritte zurück, nutzte noch kurz die lange Klinge seines Schwertes aus und ließ dann so schnell es die Macht erlaubte seine linke freie Hand - mit der Handfläche auf Saphenus gerichtet - nach vorne zucken. Ein atmosphärischer Knall begleitete den geballten Machtstoß und traf Saphenus Oberkörper. Er hatte sich nicht gänzlich dagegen wappnen können und flog deshalb erst einmal ein paar Meter durch die Luft. Doch dann kam seine Ausbildung, die Erlebnisse oder einfach nur seine Willenskraft zum Tragen und er stoppte den Flug mitten im Raum. Als würde er plötzlich fliegen können schwebte er noch kurz in der Luft und glitt dann zu Boden. Da seine Robe zugleich ein Spielball der Macht und des von irgendwoher kommenden Windes wurde, bot er einen durchaus furchteinflößenden Anblick. Man konnte einfach erkennen das er die Macht auf seiner Seite hatte.
Doch das Miststück war eine Hure, weshalb Hybris sogleich nachsetzen und seinen Schüler mit einem weiteren Stoß gegen die Beine attackieren konnte. Er kam jedoch nie an, wurde einfach vom Zabrak mit seiner eigenen Macht neutralisiert. Das Grinsen auf dem Gesicht des immer blasser werdenden Apprentice sprach Bände. Wie auch Hybris fühlte er wohl keine Erschöpfung, weder körperlich noch geistig. Und seine Willenskraft reichte offensichtlich aus um an diesem Ort den Erfahrungsunterschied auszugleichen. So kam Hybris nicht weiter.
Erfahrung ist der Schlüssel. Was kann er denn schon großartig? Ich habe ihm gelehrt was er als Werkzeug braucht, nicht das was ihm nützen würde um mich zu töten.
Einen Moment lang hatte Hybris gezweifelt, doch nun war er sich seiner Sache wieder sicher. Sein Schüler mochte die Standardattacken abwehren und kontern können, doch darüber hinaus?
Die offensichtlichste Antwort auf Saphenus momentane Stärke war das Durchbrechen seiner mentalen und physischen Barrieren. Man konnte einen Machtschild nicht einfach nur dadurch stärken das man selber mächtiger wurde, man brauchte Wissen dafür um die Feinheiten zu verstehen. Doch um am Ende an ihn heran zu kommen, würde er erst einmal einen passenden Moment abwarten müssen damit er von den offensiven Fähigkeiten nicht gestört wurde. Daher setzte Hybris lieber auf die zweiteffektivste Methode. Machtblitze.

Die erste Kaskade war auf nichts spezielles gerichtet und prasselte daher auch nur wirkungslos auf die Lichtschwertklinge des Apprentice. Er mochte die Technik noch nicht beherrschen, doch oft genug abbekommen hatte er sie schon um wenigstens das eine oder andere darüber zu wissen. Hybris setzte nach und erhöhte die Anzahl der Blitze und streute sie weiter, versuchte sie einhändig an dem Schwert vorbei auf den Körper des Zabraks zu lenken. Die meisten wurden wieder wie magisch angezogen, einige gingen komplett fehl, aber ein paar trafen und schüttelten Saphenus durch. Doch das reichte bei seinem Zustand nicht mal annähernd. Hybris senkte die Rechte, versuchte auf die Beine zu schießen und wechselte sofort das Ziel sobald er sah das der Apprentice darauf reagierte. Und dann, an einem Punkt wo es noch nicht so ganz feststand ob er sich würde verteidigen können, feuerte Hybris noch einen Machtstoß mit der Linken ab. Da er mit dieser aber noch seinen Seelenfresser festhielt, kam die Schockwelle mehr schlecht als recht an und ließ den Apprentice daher kaum straucheln. Er bekam daraufhin zwar ein paar mehr Blitze ab, da sie ihm aber nicht die Muskeln in die Erschöpfung treiben konnten, bedeutet das nur ein wenig mehr Schmerz und das heizte wenn überhaupt nur seinen Hass an. So viel also dazu.
Nach diesem Machtangriffen schien der Zabrak nicht mehr länger nur abwarten zu wollen und kam langsam auf Hybris zu. Die Klinge immer vor sich gehalten, wehrte er fast alle Blitze ab, schüttelte die paar ab die ihn erwischten und ab einer Entfernung von rund zehn Metern begann er selber mit Machtstößen anzugreifen und seinen Meister straucheln zu lassen. Da beide Hände des Executors gebunden waren, konnte er sich nur schlecht gegen einen direkten Treffer zu Wehr setzen. Und darauf zielte Saphenus ab. Immer wieder wurde die Atmosphäre brutal zerrissen und eine Machtwelle prallte auf den Schild von Hybris. Das hielt er nicht lange durch. Als schließlich ein Machtstoß seine beiden Hände zur Seite fegte und seinen Oberkörper preis gab, schoss der Zabrak von der Macht getragen nach vorne und wollte ihn durchbohren. Was ihm vermutlich auch gelungen wäre, hätte Hybris nicht noch sein eigenes Lichtschwert am Gürtel. Es löste sich von seiner Halterung, aktivierte sich und wehrte den Angriff ab. Einen Augenblick lang geschah nichts und dann fegte auch schon das übergroße Sägeschwert von Links heran und wollte Saphenus zurecht stutzen. Die Macht rettet ihm das Leben. Da er nicht gleichzeitig Lichtschwert und das andere Schwert mit seiner Klinge abwehren konnte, zog er sich einerseits zurück, lenkte beide Klingen des Executors grade so eben nach unten ab und stolperte dann mit erhöhter Geschwindigkeit zurück, überschlug sich und landete dann auf dem rechten Knie. Das sorgte für eine kurze Pause in der beide sich erst einmal ordnen konnten. Und Saphenus war einen Herzschlag schneller bereit als Hybris, der noch überlegt hatte wie er seine neue Waffe nun am besten einsetzen sollte.

Das Lichtschwert deaktiviert abgelegt, ballte Saphenus beide Hände zu Fäusten und stieß diese dann während er gleichzeitig aufstand in Hybris Richtung. Ein Machtstoß, der dem stärksten von Hybris in nichts nachstand, schoss wie eine Lawine auf den Executor zu. Dieser konnte nur noch sein Seelenschwert in den Boden rammen und sich dahinter mit der Macht verstecken. Der Aufprall ging ihm durch Mark und Bein. Seine Füße rutschten ein Stück über den Boden und hielten erst an der nächsten Fuge im Boden an. Das Schwert zitterte zwar nicht, ja, es schien sogar überhaupt nicht auf den Angriff zu reagieren, doch geschluckt hatte es ihn auch nicht. Das wäre dann immerhin geklärt.
Saphenus war aber nicht dumm, hatte dazugelernt und setzte daher schon nach noch bevor er hätte abschätzen können ob seine erste machtvolle Attacke gewirkt hatte. Weitere schwächere Schockwellen prasselten auf Hybris ein, trafen ihn an Schulter, der Brust und dem Unterleib. Sein Schild schwächte sie grade so eben ab, erlaubten ihn aber schließlich mit einer gehörigen Portion Willenskraft sich dagegen zu stemmen und dann ab einem gewissen Punkt jeden weiteren Angriff mit gleichstarken Attacken zu negieren. Unsichtbares Trommelfeuer ließ die Luft zwischen den beiden Sith aufblitzen, auseinanderreißen und gequält aufheulen. Irgendwas geriet Hybris währenddessen in beide Augen, mochte es nun Staub oder Schweiß sein und er konnte plötzlich kaum noch etwas sehen. Doch noch während er blinzelte, griff er weiter an, verstärkte seine Bemühungen und entfernte sich dann von seinem Seelenschwert. In diesem Duell war es mehr Ballast als Stütze. Er war grade weit genug gekommen um es mit den Fingerspitzen nicht mehr erreichen zu können, da änderten beide Kontrahenten gleichzeitig ihre Taktik. Während Hybris sich weiterhin mit der linken Hand und daraus abgefeuerten Machtstößen verteidigte, unterwanderte er mit der Rechten das Schussfeld und packte Saphenus mit einem eigentlich knochenzerschmetternden Griff an beiden Knöcheln. Doch dieser konnte mit Hilfe der Macht nicht nur seine Knochen schützen – wenn auch nicht dem Griff entgehen -, sondern tat auch etwas woran Hybris noch gar nicht gedacht hatte, weil er davon ausgegangen war das es an diesem Ort gar nicht möglich war. Die Bodenplatten, die nur scheinbar unzerstörbar und vor allem unverrückbar dagelegen hatten, erhoben sich rings um den Apprentice herum und flogen nun ebenso wie er selber auf Hybris zu. Die Abdeckplatten waren mehr als fünf Zentimeter dick und rotierte so schnell, dass man sie nur schwer würde ablenken können. Jeder Machtstoß gegen sie konnte genau so gut die schmale Seite treffen und dank Saphenus Levitationskräften wirkungslos verpuffen. Hybris wich nach rechts aus. Die ersten beiden Platten schlugen kurz nach ihm auf und hätten ihn vermutlich an der linken Schulter oder dem Arm getroffen, prallten nun aber nur ohrenbetäubend laut auf, zersplitterten ohne gänzlich zu zerbersten und blieben dann ein paar Meter weiter flach an der Wand liegen. Dann kam der von Hybris herangezogene Saphenus mit seinem aktivierten Lichtschwert. Von drei weiteren Platten abgeschirmt, kam er nah genug um seinen Meister ernsthaft zu verletzen, wurde aber im letzten Augenblick von einer gewaltigen Schockwelle weggeschleudert. Sein Schutz flog ebenso davon, wenn auch nicht in die selbe Richtung. Hybris rappelte sich auf.

Eindeutig die richtige Entscheidung. Doch jetzt muss ich es langsam beenden, sonst kommt er noch auf die Idee er könne jede sich bietende Gelegenheit nutzen um zu rebellieren!

Saphenus wusste nicht viel, kannte sich nicht mit den Feinheiten aus, doch er kannte die grundlegenden Techniken und machte im Augenblick vermutlich das Beste daraus. Doch Intelligenz und vorausschauendes Denken wurde durch die dunkle Seite sabotiert. Er mochte grade wütend, zornig und oder hasserfüllt sein, doch er war noch nicht in Rage...
Und was zerstörte jede Selbstkontrolle besser als die Aussicht auf ewig währende Verstümmlungen?
Okay, indem man ihm Freunde, Familie und sonstige liebgewonnene Dinge nahm, doch die waren im Augenblick nicht vorhanden. Also verkrüppeln. Vielleicht das zweite Auge? Ein Arm oder Bein?
Der selbsternannte Chirurg Darth Hybris hatte da durchaus die eine oder andere grausame Idee...
Nachdem sich beide Kontrahenten wieder gegenüber standen, bündelte Hybris die Macht in seinen Fingern. Er brauchte nur einen sauberen Treffer und sein Schüler würde sich ob der Hoffnungslosigkeit nur noch in der gefürchteten Sith Rage retten können. Und dann hatte der stets kühl kalkulierende Meister gewonnen … so der Plan ...

[T7K94 - Unbekannter Ort - Der Graue, Saphenus und Hybris]
 
[T7K94 | Unbekannter Ort | Willenskampf] - Saphenus; Darth Hybris; Der Graue

Was bedeutete Hass im Angesicht des Albtraums, welche Emotionen konnten stark genug sein die Dunkelheit zu besiegen, besonders wenn man die Dunkelheit selbst als Waffe nahm? In dieser Welt, in dieser Illusion verschwamm alles außer dem Gegner, Darth Hybris, Executor des Sith-Ordens musste sich gegen seinen Schüler, Saphenus, zur Wehr setzen. Dieser eigentlich ungleiche Kampf, der in der Realität innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde entschieden gewesen wäre, dauerte hier an. Hier zählte nur ihr Wille diesen Kampf zu überleben und als Sieger daraus hervorzugehen. Beide wussten, dass sie nicht sterben konnten, denn der Graue würde das niemals zulassen. Dennoch forderten sie den Tod ihres Gegners, sie begehrten ihn und wünschten sich nichts sehnlicher. Befreit von den Schatten seiner Vergangenheit schlug Saphenus zu, unerbittlich und ohne Rücksicht auf sich selber nutzte er die dunkle Seite um seinem Meister Paroli zu bieten. Der Rausch des Kampfes benebelte seine Sinne und vergiftete seinen Verstand. Längst vergessen waren Hybris‘ Worte, dass sich die Dunkelheit immer ein großes Stück nahm wenn sie ein kleines Stück gab. Hier spielte das keine Rolle, Saphenus hatte nur ein einziges Ziel vor Augen: Endlich den Kopf seines Meisters in Händen zu halten. Die Zukunft, die ihm nur wenige Augenblicke zuvor zwischen den Finger verronnen war, konnte noch immer wahr werden, sie konnte sich immer noch erfüllen. Er spürte, dass er einmal über seinen Meister triumphieren würde und wieso sollte das nicht in diesem Moment sein? Vergessen war der Schmerz, den die Machtblitze verursacht hatten, vergessen die Verbrennungen, die sich leicht auf seinem Körper abzeichneten. Die dunkle Seite versprach ihm Kraft und wer wäre er, dieses Angebot auszuschlagen, war das doch alles was er jemals begehrt hatte. Das Gefühl der Macht, das ihn in diesem Moment durchströmte, ließ alle Gedanken an die Überlegenheit des Albtraums verschwinden und ließ ihn zu einem Höhenflug ansteigen, der ihn der Sonne gefährlich nahebrachte. Spielerisch leicht schien sich die Macht manipulieren zu lassen, wo er in der Realität Minuten gebraucht hätte um Objekten seinen Willen aufzuzwingen, brauchte er hier nur wenige Sekunden. Der Graue ließ sie in einer Arena kämpfen, die sich nicht den physischen Gesetzen beugte, vollkommen egal ob diese Arena nur in ihren Köpfen existierte oder ob sie sich tatsächlich bekriegten. Obwohl er keine Erfahrung mit dem Lichtschwert hatte, schwang er es und parierte die Angriffe seines Meisters. Er realisierte nicht, dass Hybris selbst kaum mit seiner Waffe umzugehen wusste, wo sich der Kampf für ihn wie ein Kampf zweier Meister anfühlte, mochte er für Außenstehende langsam und lächerlich wirken. Mit ihren Machtangriffen verhielt es sich anders, die Kraft, die dahinter lag, glich fehlendes Wissen um die Feinheiten dieser Techniken aus. Bodenplatten erhoben sich und prallten auf den Gegner ein, während der seinerseits versuchte Saphenus zum Straucheln zu bringen. Beide brauchten nur diesen einen, kleinen Augenblick in dem sie eine Lücke in der Verteidigung des anderen erkennen und zuschlagen konnten. Schweiß floss von der Stirn des Zabrak, er konnte sich gar nicht darüber wundern wohin sein Anzug verschwunden war als eine schwarze Robe um ihn herum flatterte. Mittlerweile klebte sie an seinem Körper, bei jedem Atemzug entstanden Wolken, die seine Nase verließen. Obwohl es plötzlich bitterlich kalt zu sein schien, war ihm heiß. Seine beiden Herzen schlugen im Akkord, sie schienen ihm bald aus der Brust springen zu wollen. Doch Saphenus genoss dieses Gefühl, der Adrenalinrausch in seinem Körper belebte und beflügelte ihn. Wie konnte man nur erwarten, dass mit der Vernunft die Macht über die dunkle Seite einherging? Innerlich lachte der Zabrak über den Gedanken, dass man die Macht analytisch und rational begreifen sie konnte. Man musste sie fühlen, man musste sich von den Emotionen überwältigen und ganz und gar beherrschen lassen. Spürte Hybris nicht die Macht, die über ihn hereinbrach wenn er sich seinem Hass hingab? Wie konnte jemand, der das einmal gespürt hatte, nur wieder davon abweichen und sich seiner Vernunft hingeben? Gefühle fachten das Feuer an, Zorn und Hass ließen es lodern und die Hitze daraus verbrannte die Feinde, sie sprengte alle Ketten. Mit seinen Gefühlen hatte sich Saphenus befreit, Zorn hatte ihn dazu getrieben Je’ana zu töten und genau so hatte der Zorn ihm geholfen seine Prüfungen zu bestehen. Ohne ihn wäre er niemals imstande gewesen seine Eltern zu töten, auch wenn er es nur in der Illusion getan hatte.

All diese Gedanken trübten Saphenus‘ Auffassungsgabe auch wenn er es nicht wahrhaben wollte. Sein Wille war dennoch ungebrochen und nur auf diesen kam es in diesem Kampf an. Der Wille entschied wer von beiden gewann, die Verletzungen, die sie währenddessen erlitten, spielten keine Rolle. Trübte der Zorn den Willen oder verstärkte er ihn nur? Eine philosophische Frage, die Saphenus klar für sich beantworten konnte: der Zorn war sein Verbündeter. Sein Leben lang hatte er ihn heruntergeschluckt und klein gehalten, erst nachdem er sich ihm hingab erlangte er Macht über sein Schicksal. Sprach das nicht Bände, war das nicht der Beweis, den man brauchte? Immer und immer wieder sah Saphenus die Bilder all derer vor sich, die er schon getötet hatte und zog Kraft daraus. Wo er wenige Stunden zuvor noch Angst vor der verborgenen Armee gehabt hatte, lachte er ihr nun ins Gesicht. Sollte Hybris sie doch anführen, sie würde trotzdem scheitern. Man brauchte keine Angst vor Geistern haben, das sagte man schon kleinen Kindern.


Saphenus und Hybris standen sich gegenüber, beide funkelten sich aus gelben Augen an. Ein spöttisches Lächeln umspielte die Lippen von beiden als wären sie sich sicher, dass sie jeweils gewinnen würden. Beide atmeten schwer, Saphenus spuckte auf den Boden. Ein wenig Blut befand sich dabei, hatte er sich auf die Zunge gebissen? Was zählte es schon in diesem Kampf. Saphenus‘ Grinsen wurde breiter als sein Meister die Macht in seiner Hand bündelte. Welche Attacke sollte nun kommen, welchem Angriff sollte er sich jetzt ausgesetzt sehen? Er wusste wie subtil der Albtraum agieren konnte, er erinnerte sich an den Schmerz, den der simulierte Herzinfarkt verursacht hatte. Damals, vor gefühlt langer Zeit in dem Keller des Tempels. Hybris hatte Saphenus diese Feinheiten voraus, ihm blieb nichts als rohe Gewalt während sein Meister die Raffinesse und Erfahrung eines Sith in den Kampf einbringen konnte. Dieses Mal würde Hybris seine Analytik nichts nützen. Als der Albtraum seine Macht entließ um einen anscheinend ganz perfiden Angriff zu führen, war Saphenus gewappnet. Unkontrolliert ließ er seinem Hass freien Lauf, Hass strömte durch seine Adern und färbte sein Blut schwarz. Wo vorher noch freie Gedanken waren, war jetzt nur noch tierischer Instinkt, Saphenus gab sich der dunklen Seite hin und sich selbst damit auf. Wo er glaubte die Macht zu beherrschen, beherrschte diese nur noch ihn. Die verbliebenen Bodenplatten um ihn herum explodierten und trieben feine Splitter mit hoher Geschwindigkeit in jede Richtung. Ungebremst flogen sie auf den Albtraum zu. Anstatt sich blind hinterher zu stürzen sprang Saphenus zur Seite und erneut explodierte der Boden unter ihm. Noch einmal wiederholte er das und schon schien der Raum in einen Nebel aus Splittern gehüllt zu sein. Dazwischen glomm die Klinge des Schülers, es zischte wenn sie die kleinen Steinchen verbrannte. Dann streckte er die Hände von sich, doch diesmal strömte nicht die Macht aus ihnen. Obwohl es bisher niemals geklappt hatte und es vermessen wär nun zu erwarten, dass bei einem Sith-Executor funktionieren würden, schleuderte Saphenus seinen Hass gegen den Albtraum und versuchte den Raum mit seinem Zorn zu füllen. Sollte er doch erkennen, was er da entfesselt hatte. Dann sauste auch schon seine Klinge nach vorne. Sich selbst schützte er mit einer dünnen Blase, es zischte immer und immer wieder. Dann stand Saphenus genau vor seinem Meister und wieder prallten ihre Klingen aufeinander. Besinnungslos und hasserfüllt schlug der Zabrak drauf los, keine Technik, keine Anmut lag in seinen Bewegungen. Hatte Hybris seinen verheerenden Angriff schon ausgeführt oder hatte Saphenus ihn unterbrochen? Er spürte nichts mehr in seinem Körper, nicht als Wut. Schmerzen waren aus seiner Wahrnehmung verbannt, alles was zählte war die rote Klinge, dir vor seinem Gesicht ihre Kreise zog. Er fühlte sich wieder wie in den Höhlen der Tar als sich eben diese scheinbar blind in seine Klinge stürzten und er sich fühlte als würde er seine Waffe wahrlich beherrschen. Beide schlugen gleichzeitig mit der Macht aufeinander an, trieben sich einige Meter zurück und rannten erneut aufeinander zu. Was war die Definition von Wahnsinn? Immer und immer wieder das Gleiche zu tun und trotzdem noch ein anderes Ergebnis zu erwarten. Demnach musste Saphenus wohl in diesem Moment wahnsinnig sein.



In einem kurzen Moment erhaschte er einen Blick auf das Gesicht seines Meisters und sah, wie dieser seelenruhig lächelte. Ruckartig verunsichert hielt Saphenus inne und wurde fast von dem Schwert seines Meisters in zwei Teile geschlagen. Misstrauisch wich er zurück, als seine Beine plötzlich nachgaben fiel er nach hinten. Er spürte keine Schmerzen, er wusste nicht wo das Problem lag als ihm plötzlich fast schwarz vor Augen wurde. Sein Meister baute sich über ihm auf, bereit den endgültigen Hieb zu tun, da riss sich der Zabrak zusammen und schleudert eine Welle der Macht aus seinen Händen. Der Graue hatte es deutlich gemacht, hier zählte nur der Wille und der war noch immer ungebrochen. Obwohl seine Beine weiterhin nachgaben, versuchte Saphenus sich aufzuraffen. Immer und immer wieder schleuderte er die Macht von sich, die Rage, in der er sich ohnehin schon befunden hatte, wurde noch weiter verstärkt. Die Verwirrtheit über das, was mit ihm passierte, verstärkte den Hass auf seinen Meister. Steckte der dahinter?


„Was habt Ihr getan?“,

brüllte Saphenus. Zitternd stand er auf den Beinen, er spürte, eines würde bald wieder nachgeben.

„Feiges Stück…“,

zischte es zwischen seinen aufeinander gepressten Zähnen hervor.

„Was für eine…“,

weiter kam Saphenus nicht als er erneut nach vorne knickte. Wieder verschwamm seine Sicht, doch nicht wegen einer drohenden Bewusstlosigkeit. Stattdessen versuchte er sich zusammen zu reißen, der Wille zählte hier doch. Oder hatte der Graue gelogen, war das hier alles Teil eines Plans, der ihn in sein Ende treiben sollte? Was hatten der Graue und Hybris während seiner Prüfung besprochen, welche Abmachung hatten sie geschlossen? Auf seinen Knien starrte Saphenus nach vorne, noch immer erfüllten die vielen kleinen Splitter den Raum und ließen Hybris wie einen Schatten wirken. Wie einen Albtraum. Hatte der Graue ihnen nicht versprochen, dass keiner von beiden sterben würde, dass das alles hier nur seiner Unterhaltung diente? Oder war es für ihn kein Sterben wenn Saphenus‘ Seele für immer an das Schwert gebunden wurde? Wutentbrannt spuckte Saphenus erneut auf den Boden, wieder fühlte er sich von seinem Meister hintergangen..


„Ich bin das Werkzeug, das Ihr haben wolltet und nun braucht Ihr es nicht mehr? Wisst Ihr eigentlich selbst, was Ihr wollt? Ich habe die Prüfungen bestanden und meinen Wert bewiesen“,

stöhnte er als er erneut versuchte aufzustehen. Wieso waren seine Beine so schwach oder war es nur eines von beiden. Am ganzen Körper zitternd brachte er die Klinge vor seine Augen. „Nur der Wille zählt.“, flüsterte er immer und wieder als wären diese Worte sein Mantra, als bildeten sie einen Schild, der ihn vor allem beschützte. Er sah wie Hybris‘ Silhouette langsam näher kam. Ragte in seinen Händen das riesige Schwert auf? Saphenus blinzelte, doch er konnte es nicht erkennen. Glomm da etwas Rotes zwischen den Splittern und dem Staub? Er blockte einen Hieb, der wie aus dem Nichts zu kommen schien, in letzter Sekunde, doch er wankte zurück. Dumpf und diffus schien sich nun ein Schmerz in seinem Körper auszubreiten, doch wo hatte er seinen Ursprung. Plötzlich wurde Saphenus klar, dass das hier niemals zur Unterhaltung gedacht war. Wollte der Graue ihn doch noch für den Mord bestrafen, den er gar nicht verantworten konnte? Wenn es so sein sollte, dann würde Saphenus nicht wehrlos untergehen, viel zu weit war er dafür gekommen. Ein letztes Mal gab er seinem Zorn hin, die Welt um ihn herum verschwamm als er sich seine Schmerzen und seine Schwäche ignorierend auf seinen Meister warf und dabei mit dem Lichtschwert und der Macht blindlings um sich stieß.


[T7K94 | Unbekannter Ort | Willenskampf] - Saphenus; Darth Hybris; Der Graue
 
[T7K94 - Unbekannter Ort - Der Graue, Saphenus und Hybris]

Der Angriff des Apprentice ging ins Leere. Er selber hatte dafür gesorgt das der Raum um sie herum mit grauen scharfkantigen Splittern gefüllt war und da auch er mit Schweiß und Dreck im Auge zu kämpfen hatte, hätte er eigentlich auf die Macht zurückgreifen müssen um sich zu orientieren. Doch das tat er nicht, wild um sich fuchtelnd und wie ein in die Ecke getriebenes Tier fauchend. Genau darauf hatte der Meister bei seinem Schüler spekuliert. Genau das ließ Hybris nun innerlich nicken, während er den sich selbst in Rage gebrachten Apprentice umkreiste. Es war sogar relativ einfach gewesen Saphenus zu erwischen. Der junge Zabrak war unerfahren und hatte trotz seines Wissens, das sein Meister nämlich gerne heimtückische, nicht ganz so offensichtliche Techniken anwandte, nichts getan um das zu verhindern. Wie ein Virus war er in den Körper seines Schülers eingedrungen und hatte dessen Beinen etwas angetan, wofür irgendwelche Humanoiden auf den höher entwickelten Planeten nur ein müdes Lächeln übrig hätten. Doch hier und in seinem momentanen Zustand war es mehr als ausreichend. Dank seiner Macht hatte er Hybris zwar aus einem der Beine wieder „vertreiben“ können, sodass es im Endeffekt nur sein rechtes erwischt hatte, doch das würde reichen. Nein, Korrektur. Es reichte, denn das Ergebnis konnte der Sith gerade vor sich sehen. Konnte erkennen wie der Apprentice wie von Sinnen um sich schlug und noch stärker von der dunklen Seite zehrte, während die wiederum das selbe bei ihm tat. Die Metapher von einem in der Falle sitzenden Tier schien hier angebrachter denn je. Gleichzeitig war er nun aber sicher vor den chirurgischen Attacken seines Meisters, so stark war seine mentalen und physischen Barrieren im Moment. Dann also wieder mit dem Hammer. Da musste Hybris sich nur noch fragen wie er diesen einsetzen würde. Wie ein versklavter Steineklopfer im Steinbruch oder wie ein Archäologe in einer unvorstellbar wertvollen Ausgrabungsstätte mit unvorstellbar wertvollen Artefakten? Als er Saphenus Gesicht einen Augenblick lang betrachtet hatte, entschied er sich für beides. Zuerst ersteres, dann letzteres.

Nachdem sein Schüler ihn verfehlt hatte, hatte Saphenus nur wenig Zeit darauf verschwendet sich neu zu ordnen und sogleich zum nächsten Schlag ausgeholt. Erneut wich Hybris aus und in den nächsten Sekunden nochmals drei Mal, bis er dann endlich den metaphorischen Hammer weit über den Kopf hinaus irgendwo hinter sich im Rücken gestreckt hatte und nun bereit war zuzuschlagen.
Dann schenkte Saphenus ihm auch schon die passende Gelegenheit.
Druck baute sich zwischen ihnen auf, zerschmetterte Splitter und verdrängte alle Luft an den Rand. Anfangs breitete sich die Blase noch von Saphenus aus, doch als sie nur noch einen Meter von Hybris entfernt war prallte sie gegen einen unüberwindbaren Widerstand. Es gab nicht einmal ein Ringen, kein hin und her, kein Kampf um jeden Millimeter. Die wenigen Splitter die noch zwischen den beiden Machtblasen gefangen waren wurden gut sichtbar zu Staub zermahlen und schließlich so weit aufgerieben das sie mit bloßem Augen nicht mehr zu erkennen waren.
Hybris streckte die rechte Hand aus, hob leicht den schräg stehenden Kopf und kaum hatte sich sein gelassener Gesichtsausdruck verhärtet, wurde der gesamte Raum von einer Erschütterung getroffen. Es gab keinen Platz für herabrieselnden Sand oder Putz, doch die Bodenplatten bewegten sich leicht vor und zurück, doch kein Stück weit tiefer. Dann noch ein Beben, dieses mal stärker. Eine ganze Reihe von granitgrauen Platten bekam Sprünge, genau dort wo die Macht der beiden Sith aufeinander traf. Aus Sprüngen wurden schließlich Risse, Material brach ab und wurde augenblicklich pulverisiert, woraufhin sich mehr und mehr von den Platten verabschiedete und schließlich eine kreisrunde Kuhle am Boden entstand. Die aufgebrachte Macht drückte nicht nur gegeneinander, sondern auch gegen alle Materie die sie fand. Kaum war der Puffer an Wänden und Decke verschwunden, grub sich die Macht auch dort ein, sodass schließlich eine beinahe perfekte Kugel entstand die weit größer war als es der ursprüngliche Raum zugelassen hätte. Und dann wurde erst so richtig Druck ausgeübt. Hybris auf beiden Beinen und Saphenus mehr humpelnd als gehend, bewegten sich beide aufeinander zu, die Hände nach den jeweils anderen ausgestreckt. Okay, weniger der erwünschte Hammer als viel mehr ein Kräftemessen. Man musste nehmen was einem gegeben wurde. Oder wie auch immer.
Es gab keine Geräusche, kein Knistern, Brechen oder Zischen. Nicht einmal das Keuchen der beiden Kontrahenten konnte die zwischen ihnen entstandene Barriere überwinden. Jeder war für sich in seiner Welt, konnte den anderen zwar sehen und noch viel besser in der Macht wahrnehmen, doch jede direkte Einflussnahme war unmöglich. Auch wenn sie das weder akzeptieren, noch unkommentiert lassen wollten.

Minuten vergingen, Minuten in denen Mensch und Zabrak tiefer und tiefer mit dem selbst geschaffenen Loch hinunter sanken. Erst waren es nur Zentimeter gewesen, doch da sie nun näher beieinander befanden war die Macht derart stark konzentriert, dass sie sich mehrere Meter weit hinunter gegraben hatten. Und es gab immer noch nur graue Platten. Kein Erdreich, keinen Fels und der Graue ließ sich auch nicht blicken. Nicht das sie Zeit für ihn gehabt hätten.
Irgendwas knackte in Hybris Ohren und plötzlich war da ein Schmerz als würde ihm Säure aus diesen fließen. Doch da war kein Blut, keine tatsächlich spürbare Verletzung. Oder doch? Reagierte sein Körper endlich auf den unvorstellbar hohen Druck der sich zwischen ihnen aufgebaut hatte? Kam irgendwas durch? Oder verletzte er sich durch seine eigene Macht selber? Als hätte er die Zeit sich für solcherlei Gedankenspiele. Die Situation war festgefahren, da die beiden Sith sich im Moment einfach nur mit Hilfe ihrer Willenskraft bekämpften. Hybris war zwar davon ausgegangen das seine Disziplin den entscheidenden Ausschlag geben würde, musste sich nun aber wohl eingestehen das die dunkle Seite seinen Schüler stark genug gemacht hatte...

Kaum war die Entscheidung getroffen, veränderte sich Hybris Gestik. Seine Rechte und Linke wurden zur Faust geballt, diese an den Körper heran gezogen und dann vor der Brust gekreuzt. Die äußeren Erschütterungen wurden stärker, erneut bildeten sich Platten übergreifende Risse, Material rutschte in die Blase und wurde dadurch vaporisiert. Hybris senkte den Kopf und ging in sich. Ging gedanklich an den dunkelsten Ort den er fand. An einem Ort der ähnlich finster war wie das Zentrum eines schwarzen Loches. Doch nur ähnlich, denn dieses Sein war noch dunkler. Wenn es ein „Etwas“ an einem „Etwas“ zu einer Zeit gab die man nur mit „Irgendwann“ beschreiben konnte, dann war dieses Etwas nicht etwa im Zentrum oder in irgend einer verstaubten Ecke seiner Selbst, sondern ganz im Gegenteil, es befand sich direkt neben dem Eingang, quasi hinter den Augen. Ein Sith konnte nicht von sich behaupten Meister der Macht zu sein, sich wann immer er wollte der dunklen Seite bedienen und sie dann sicher verwahren. Das nach Gehirn lechzende Monstrum musste in der Nähe angekettet werden, wobei Ketten der selben Illusion unterlagen wie der vermeintlichen Kontrolle über das eigene Schicksal oder Leben, je nachdem an was man glaubte. Man konnte das Tier nicht anketten, denn es war ja schon innerhalb eines Bereiches an das es nicht durfte, wollte man sich vor Schaden bewahren. Das Biest kauerte direkt an einem Ort wo Selbstkontrolle, Wahrnehmung oder auch das einfache Denken zu finden waren. Und Hybris hatte nur eine Möglichkeit um es daran zu hindern sich umzudrehen und aus seiner Persönlichkeit Hackfleisch zu machen: Er musste es mit seiner Macht ablenken. Das Gefühl von Selbstvertrauen, das aus dem Wissen heraus entstand das man der Gewinner war, war so eine Macht. Macht also nicht im sinne DER Macht, hell und dunkle Seite also, sondern Macht im sinne von Kontrolle. Hatte Hybris die momentane Situation unter Kontrolle? WUSSTE er das er gewinnen würde? Konnte er ohne jeden Zweifel sagen und auch meinen das er seinen Schüler bezwingen konnte? Nein. Und das spürte das Monstrum. Und begehrte auf. Es regte sich, rieb sich an seinem Hirn und kratzte über den mit Nervensträngen belegten Boden. Etwas in Hybris zog, stieß und juckte ganz langsam fürchterlich unangenehm. Er spürte wie das was die meisten Machtanwender gerne die dunkle Seite nannten in ihm zu erstarken begann. Es war keine Rebellion, kein Ausbrechen, denn es gab keine bewaffnete Ordnungsmacht, keine sicheren Pufferzonen oder Mauern. In einem jeden Sith steckte das Potential unmenschliches zu tun und alles was dieses Etwas daran hinderte war vom Wirt ausgeübte und aufrechterhaltene Kontrolle=Macht. Und was tat jemand den nur sein eigenes Überleben interessierte und dessen Staudamm gerade zu brechen drohte? Er öffnete natürlich die Schleusen. Sollen die am anderen Ende doch alle absaufen, Hauptsache man überlebte es. Hybris formte also aus seiner Ratlosigkeit und Zweifel eine Tür. Eine offene Tür. Und aus dieser konnte das Monstrum hinausblicken. Und etwas mindestens genau so verlockendes erkennen.

Hybris breitete die Arme in einer symbolischen Geste aus, hob den Kopf mit den zuvor geschlossenen Augen und öffnete diese um seinem Schüler zu signalisieren das dieser nun verloren hatte.
Du besitzt die selbe Willenskraft wie ich? Du würdest ohne jeden Zweifel alles tun um deine Ziele zu erreichen? Ich würde die Galaxie in BRAND setzen. Ich würde alles verbrennen, auslöschen und opfern. Nichts hält mich auf, keine Zweifel, keine Moral. Ich. Tue. Alles. Dafür. Du kannst dich nicht mit mir vergleichen. DAS KANNST DU NICHT!
Eine Schockwelle über die eigentliche Blase hinaus zerschmetterte die Platten hinter Saphenus. Der freigewordene Platz wurde sofort eingenommen und die Barriere zu Hybris Gunsten verschoben. Dann noch ein Schlag, und noch einer und noch einer. Es gab nach wie vor keine Geräusche die durchkommen konnten und jede Form von Abbruchgeröll löste sich sofort auf, sodass es aussah als würde sich der Bereich hinter Saphenus binnen eines Lidschlags einfach rückstandslos auflösen.
Der Apprentice bemerkte dies, brüllte auch etwas, doch als er aufstehen wollte knickte er beinahe sofort mit seinem rechten Bein wieder ein. Er beklagte sich zweifellos darüber und doch konnte er das was nun kam vielleicht auch gerade deshalb nicht abwenden. Kaum landete er auf dem Knie, verschwand plötzlich der Widerstand von Hybris Blase. Doch anstatt durch die Macht des Apprentice aufgelöst zu werden, brach der Executor wie ein in Schwerelosigkeit hängender Todesengel hindurch. Die Energie um ihn herum war verzehrt, leuchtete und war zugleich von undurchdringlichen Schatten bedeckt. Seine Robe von der Macht aufgebauscht hüllte ihn wie ein wahrhaftiger Schicksalsbote ein. Und dann war der Schatten über Saphenus. Dieser hob seine Hände, wollte mit wer weiß was kontern oder zumindest reagieren, doch Hybris Hände waren schneller. Sie landeten auf seinen Schultern, verformten sich zu Klauen und dann war der Druck da, das Gewicht des Executors und all seiner Macht. Der Zabrak wurde nach hinten gebogen, seine Füße verloren den Halt und seine Hände wurden wieder der Naturgesetze ebenfalls zu Boden gerissen und dort festgehalten. Atmosphärische Strömungen und Blitze traten überall dort auf wo Hybris und Saphenus Macht aufeinander trafen. Die Hände und Oberarme des Zabraks waren voll damit, ließen sie verschwimmen und visualisierten somit den eigentlich unsichtbaren Zweikampf.
Einen Augenblick lang starrten sich beide nur gegenseitig an, wobei keiner den anderen wirklich sehen konnte. Beide drückten sie mit ihrer Macht einerseits gegen den Kontrahenten und gleichzeitig unterstützten sie ihren eigenen Körper um nicht zermalmt zu werden. Das führte dazu das Hybris Kopf in einem grauen, durch heftige Winde angefachten atmosphärischen Feuersturm leuchtete und Saphenus wiederum derart verzehrt von dem Executor wahrgenommen wurde, als würde er in eine von heftigen Störungen gezeichnete Holoaufnahme blicken. Und dann löste der Mensch, der wie der Sieger dieses Duells auf dem Brustkorb des Besiegten gethront hatte, seine Hände von der Schulter und legte sie auf Stirn und Kinn des Zabraks. Hybris beugte sich vor, verstärkte die Macht die er auf den Kopf des Apprentice ausübte. Unter ihm konnte er die Steinplatten bersten sehen und ja, nun auch hören, denn die Machtblase war kollabiert.
Immer näher kam er dem Gesicht von Saphenus. Bis auf wenige Zentimeter, dann zog er diesem gewaltsam den Kiefer auseinander, öffnete somit seinen Mund und machte dabei seinen eigenen auf. Wie schon einmal, vor gefühlt sehr langer Zeit, blitzten rot-schwarze Funken in seiner Mundhöhle auf, vereinten sich zu einem Gewitter und waren schließlich so hell, dass das Inferno um seinen Kopf herum durch eine monströse von Innen angestrahlte Totenkopfmaske ersetzt wurde.
Er konnte ihn nicht töten? Das machte nichts. Er würde ihn als ausgetrocknete Mumie zurücklassen, sollte er mit diesem Körper dann doch machen was er wollte.
Saphenus wusste vielleicht nicht genau was ihn erwartete, doch er wollte es dennoch nicht zulassen. Der Druck auf Hybris Kopf schien auf einen Schlag doppelt oder gar dreimal so stark zu sein wie noch zuvor und die dunkle Seite explodierte förmlich um sie herum. Wäre in diesem Augenblick jemand in diesem Raum gekommen, er würde bei dieser geballten Dunkelheit vermutlich sofort dem Wahnsinn verfallen und hätte sich geifernd auf sie gestürzt. Doch es nützte dem Apprentice nichts, denn auch der Executor hatte seine finstere Macht entfesselt. Zentimeter wurden zu Millimetern, wurden zu wenigen Millimetern, wurden zu nicht mehr als ein Hauch. Und dann, noch bevor sich ihre Münder berühren konnten, entfesselte Hybris den geballten Lebensentzug. Und die Finsternis erstrahlte in rotem Glanz...

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[T7K94 | Unbekannter Ort | Willenskampf] - Saphenus; Darth Hybris; Der Graue

All das, was geschah, prasselte in den Bruchteilen einer Sekunde auf ihn ein, ungefiltert durchströmte es sein Bewusstsein und überforderte seinen Verstand. Die Neurone in seinem Kopf feuerten unentwegt, nur der allgegenwärtige Schmerz in seinem Körper sorgte dafür, dass er die Schmerzen in seinem Kopf nicht spürte. All die Empfindungen, die ihn durchflossen, würden irreversiblen Schaden anrichten, würde sich sein Körper nicht schon zur Selbsterhaltung dagegen schützen. Protektiv sorgte er dafür, dass das Meiste, was um ihn herum geschah, niemals einen Platz in seinen Erinnerungen einnehmen würde. Schon jetzt erinnerte er sich nur vage an Momente, die kurz zuvor geschehen waren, verschwommene Bilder geisterten durch seinen Kopf. Mehr Tier als Humanoid reagierte sein Körper reflexartig, führte die richtige Bewegung zur richtigen Zeit aus und wurde dabei von der Macht gelenkt. Doch es war keine Macht, die darauf gerichtet war seinen Wirt zu schonen. Die dunkle Seite hatte sich ganz und gar des Körpers bemächtigt, der eigentlich dem Willen des Zabrak unterworfen sein musste. Schonungs- und erbarmungslos rannten die beiden Sith gegeneinander ein, zumindest mit ihrem Willen. Körperlich standen sie voneinander entfernt, die Hände auf den jeweils anderen gerichtet mit hassverzerrten Gesichtern und Blicken, die sich gegenseitig die Kehlen aufschlitzten. Saphenus merkte nicht wie sich alles um ihn herum zu Staub auflöste, wie die Macht so konzentriert war, dass sie jeden Normalsterblichen innerhalb Sekunden zerfetzt hätte. Kurz tauchte der Gedanke auf ob sie sich immer noch in der Illusion des Grauen befanden, doch dann ging dieser Gedanke in dem unendlichen Strom neuer Eindrücke unter und verschwand. Saphenus sah im Moment sowieso nur das Gesicht des Albtraums vor sich, als schwebte der Schädel in einem ansonsten leeren Raum. Flackernd änderte er fortlaufend seine Gestalt, mal war es wieder der Totenschädel von Bastion, dann wieder das behaarte Haupt von diesem Planeten. Als würde sein Kopf so langsam das Gefühl darüber verlieren wo er war, was sich vor ihm befand und was real war, änderte sich die Gestalt des Albtraums andauernd. Dem Zabrak selbst fiel das nicht auf, um solche Kleinigkeiten zu bemerken war nun wirklich keine Zeit. Immer weiter spornte er sich an noch verbissener gegen seinen Gegner zu kämpfen, immer gieriger trank er aus dem Ozean der Macht. Obwohl das Wasser aus seinen Mundwinkeln lief, er röchelte, kaum mehr Luft bekam und Gefahr lief in dem Ozean zu ertrinken, schluckte er immer mehr, immer weiter. Es war seine einzige Chance diesen Kampf zu gewinnen und wie er ihn gewonnen wollte, gewinnen musste. Die Vorstellung von den demütigenden Blicken, die ihm sein Meister unweigerlich zuwerfen würde, trieb ihn an sich immer mehr aufzugeben und die Konsequenzen dafür ganz außer Acht zu lassen. Vergessen waren Hybris‘ Worte und seine Warnung, dass die dunkle Seite immer mehr nahm als sie gab.

Humpelnd setzte Saphenus einen Schritt nach vorne, sein Meister kam ebenfalls auf ihn zu. Der generalisierte Schmerz überdeckte auch den in seinem Bein, nur die Schwäche in den Muskeln konnte nicht überdeckt werden. Tief in ihm schlummerte die Sorge vor dem, was in seinem Körper passiert war, auch wenn er das gerade noch nicht greifen konnte. Für den Moment wurde diese Sorge dennoch überdeckt, die kleinen Fetzen, die aus seinem Unterbewusstsein emporströmten, wurden sogleich vom Sog der Macht hinfort gerissen. Meister und Schüler versanken in dem Pool dunkler Energie, den sie zwischen sich hervorgerufen hatten, Stein wurde zerrieben und feinster Staub, die einzelnen Partikel für das bloße Auge nicht zu erkennen, legte sich zwischen sie. Als wäre das Licht gedimmt worden, drang es nur noch schwach durch diesen Nebel, schließlich wurde das Energiefeld so stark, dass selbst das Licht Schwierigkeiten zu haben schien zu ihnen zu gelangen. Saphenus blinzelte nicht sondern starrte den Albtraum an. Sein Auge war schon ganz trocken, wann war es das letzte Mal benetzt worden? Es war ihm egal, fieberhaft suchte er nach der einen Schwachstelle, die er ausnutzen konnte. Hybris hatte ihm sein Auge und sein Bein genommen, dessen war er sich sicher. Auch wenn Hybris den Stoß auf sein Augenlicht nicht selbst ausgeführt hatte, er stand billigend dabei als Rake seine Klaue in den Bulbus stieß. Es geschah unter seine Aufsicht, unter seinem Befehl, er war derjenige, der die Fäden zog und Rake nur seine Puppe. Wer trug also die Verantwortung? Wie gerne wollte Saphenus dem Albtraum selbst seine Sinne nehmen um ihm zu zeigen, wie sich das anfühlte. Dann, und es geschah wie in Zeitlupe, fand Saphenus die Lücke, auf die er gewartet hatte. Ganz klein, ein feiner Webfehler in einem ansonsten perfekten Netz, doch groß genug dass Saphenus sich hindurchzwängen konnte. Als wäre er eine Fliege, die sich ihren Weg in das traute Heim eines Menschen suchte um diesen mit ihrem Gesumme zu ärgern, flog er durch diese feine Masche hindurch und auf Hybris zu. Die Lücke würde nicht lange bestehen, also musste er sich beeilen. Zufällig übte er Druck auf die Ohren des Albtraums aus, doch bevor er sie irreparabel beschädigen konnte, wurde er wieder ausgesperrt. Dennoch verschaffte dieser kleine Erfolg das nötige Selbstbewusstsein darüber, dass er gegen seinen Meister gewinnen konnte. Er brauchte nur noch eine weitere Lücke, ein kleines Fenster um seinen nächsten Angriff vollführen zu können.


Doch dazu kam es nicht. Im ersten Moment überkam Saphenus das Gefühl des Sieges als Hybris die Arme vor seiner Brust überkreuzte. Schwäche musste den Albtraum zurückgetrieben haben, der Sieg würde also endlich der seine sein. Doch nur Augenblicke später, die ihm aber wie eine Ewigkeit vorkamen in der er diesen Triumph genießen konnte, wurde er eines besseren belehrt. Wie zu einer Umarmung breitete der Sith seine Arme aus und eine tödliche Umarmung war das, was folgen sollte. Sein eiskalter, mörderischer Blick durchbohrte den Schüler und ließ dessen Herzen gefrieren. Eine Vorahnung breitete sich in ihm aus, eine Vorahnung von Tod und Leid. Wieder war es einer dieser Momente, in denen er genau zu wissen schein was passieren würde. Doch dieses Mal sah er nicht den Tod seines Meisters, sondern seinen eigenen. Der Schmerz in seinem Kopf explodierte als die Steinplatten um ihn herum auseinander gerissen wurden. Immer wieder schien ein Hammer auf Saphenus‘ schützenden Schild herab zu fahren, ein Hammer von der Größe eines Sternzerstörers. Ein grollen entwich seiner Kehle und ging unter, dann gab sein Bein nach und wieder einmal kniete er vor seinem Meister. Dann war Hybris über ihm. Wann hatte sich der Albtraum bewegt, hatte er sich teleportiert? Konnte die Macht teleportieren oder war Saphenus‘ unaufmerksam gewesen? Wie konnte sich jemand nur so schnell bewegen, dachte Saphenus als sich der Albtraum schon auf ihn stürzte. Hybris‘ Kopf brannte als schaute er geradewegs aus der Hölle zu ihm, als streckte er seine Hände aus um ihn zu sich in den Abgrund zu reißen. Die verborgene Armee wirkte plötzlich als bestünde sie aus Figuren, die kleine Kinder dazu nutzte um Krieg zu spielen, Miniaturen von Sturmtruppen und Soldaten. Hybris‘ Finger legten sich auf Stirn und Kinn des Zabrak, Hitze und Kälte durchströmten ihn zu gleichen Teilen. Als wüsste sein peripheres Nervensystem nicht mehr, was da eigentlich auf seiner Haut geschah, feuerte es wie wild drauf los sodass das Gehirn gar nicht mehr in der Lage war zu realisieren, was da genau passierte. Saphenus‘ Auge zuckte wild hin und her als sein Kiefer brutal nach unten gezogen wurde als wollte man ihn abreißen. Panisch versuchte er sich dagegen zu wehren, doch der Griff des Albtraums war einfach zu stark. Seine eigenen Hände legten sich auf die seines Meisters, er kämpfte gegen den Druck an, den die Macht auf sie ausübte. Doch selbst mit seinen Fingern auf denen seines Meisters war er nicht in der Lage dessen Griff zu lockern. Dann öffnete auch er seinen Mund, rote Funken sprühten daraus hervor, die Zunge brach heraus und leckte durch die Luft. Saphenus kannte diese Technik, er hatte sie schon einmal gesehen. Der Inquisitorin im Tempel hatte Hybris damit gedroht, an der Wissenschaftlerin auf der geheimen Station hatte er sie demonstriert. Seine Lebensessenz würde ihn verlassen und auf seinen Meister übergehen, sein Körper würde verwelken und als kraftlose Hülle weiter vor sich hin vegetieren, nur darauf hoffend endlich den erlösenden Tod zu finden. Das war ein Schicksal, das schlimmer war als jede Verletzung, jede Verkrüppelung. Es verdammte ihn auf ewig dem Willen des Albtraums ausgesetzt zu sein, darauf hoffend Gnade von ihm zu erhalten, die er niemals gewähren würde. Die roten Funken kamen immer näher als sich auch Hybris‘ Kopf nach unten senkte. Die blutrote Zunge fuhr über die Lippen, über die Zähne und war gierig von dem kostbaren Lebenselixier zu trinken. Nur noch auf sie richtete Saphenus seinen Blick, von einem Mantel aus rotem Licht umhüllt kam sie immer näher. Schon spürte er wie sie drohte von ihm zu zehren, wie seine letzte Verteidigung in sich zusammenbrach. Verzweifelt suchte er nach einem Ausweg, nach einer Möglichkeit diesem Schicksal doch noch zu entgehen. Sein Körper war zu schwach, er konnte sich Hybris erdrückendem Gewicht nicht entgegensetzen. Seine Hände schienen wie festgefroren auf der Haut seines Meisters. Dann tat Saphenus das Letzte, was ihm noch einfiel. Er spürte, dass nur sein rechtes Bein verletzt war, sein Linkes war noch intakt. All die Kraft, die ihm nun noch zur Verfügung stand, versammelte er in seinem Bein. Sein Meister sah breitbeinig auf seinem Brustkorb und so tat Saphenus das letzte, was ihm noch einfiel. So kräftig wie er konnte riss er sein linkes Bein nach oben und trieb sein Knie geradewegs gegen das Steißbein des Albtraums. Für den Bruchteil einer Sekunde hielt die lüsterne Zunge inne doch mehr brauchte Saphenus auch nicht. Es gelang ihm den Griff, der seinen Kopf umfasste, ein wenig zu lockern sodass sich sein Kopf etwas heben und sein Kiefer zuschnappen konnte. Schon zwar die Zunge zwischen seinen Zähnen gefangen, kräftig biss Saphenus‘ zu. Ein metallischer Geschmack breitete sich in seinem Mund aus und er genoss es. Es verlieh ihm neue Kraft. Wieder stieß er mit der Macht gegen seinen Meister, dem unheilvollen Lebensentzug entgangen schlugen sie nun mit bloßen Händen aufeinander ein. Die Zunge entwich seinem Mund, bald befand er sich in einer innigen Umarmung mit seinem Meister. Doch nicht aus Zuneigung, sie diente nur dazu sich selbst vor den Schlägen zu retten. Noch immer drückte die Macht auf beide und sie damit aneinander. Wieder ließ Saphenus sein Bein hochfahren, dieses Mal landete er zwischen Hybris‘ Beinen. Dessen Gesicht lag an seinem Hals, kurz spürte er die rote Zunge, dann nur noch einen Biss. Als wollte Hybris ihm nun das Fleisch mit seinen bloßen Zähnen vom Leibe reißen, fuhr sein Mund herab. Saphenus bekam ein kleines Stück Stein zu fassen, das vom Rand des Loches zu ihnen herab gefallen war und schlug damit besinnungslos auf Hybris Rücken. Wo der Kampf zu Beginn noch Klasse und Anmut hatte, glich er nun einem Kampf zwischen zwei streunenden Hunden um ein Stück Wurst. Doch war es nicht auch genau so und die Wurst letztlich der Sieg? Benommen von den Schlägen auf seinen Körper konnte Saphenus nicht anders als sich weiter gegen seinen Meister zu drücken. Eine Stimme drang plötzlich an seine Ohren und dann war alles vorbei…


Die Welt um ihn herum war verschwommen, jedes Objekt in seiner Nähe zog Schlieren als befände er sich unter Wasser. Vorsichtig atmete er ein und die Luft strömte in seine Lungen. Also kein Wasser. Unter sich befand harter Stein, behutsam strich er mit seinen Händen darüber. Seine Hände, waren sie eben nicht noch nackt gewesen? Nun wurden sie wieder von den Handschuhen bedeckt, die zu seinem Schutzanzug gehörten. Überhaupt, war eben nicht gerade noch in eine Robe gekleidet gewesen? Dumpf erinnerte er sich an einen Umhang, der von der Macht zerrissen wurde. Langsam wurde die Welt um ihn herum klarer, Linien zeichneten sich ab. Er kniete auf dem Boden, doch er erinnerte sich auch an eine Umarmung…mit dieser Assoziation prasselte all das, was gerade geschehen war auf ihn ein und trieb ihm die Luft aus den Lungen. Fast schien er bewusstlos zu werden, dann war alles wieder vorbei und nur noch verzerrte Bilder in seinen Erinnerungen. Mühsam richtete er seinen Kopf auf, etwas knackte in seinem Nacken. Dann sah er zu dem Thron empor, der vor ihm stand. Darauf saß der Graue mit undeutbarer Miene. Saphenus‘ Blick wandte sich zu seiner Linken, dort kniete Hybris in der gleichen Position wie sein Schüler. Ein Bild von dessen Zunge in einem roten Licht kam ihm in den Kopf, der Geschmack des weichen Fleisches lag auf seinen Lippen. Beschämt sah er wieder nach unten, dann spürte er die Angst vor dem drohenden Lebensentzug. Schell verbannte er auch diese Erinnerungen tief in sein Unterbewusstsein. Vor ihnen lagen ihren Waffen, sein Lichtschwert vor ihm, das andere Lichtschwert und das Schwert vor Hybris. Saphenus wollte diese Waffe nicht ansehen. Langsam und wankend versuchte er aufzustehen, er blendete seinen Meister und den Grauen völlig aus. Doch als er das rechte Bein belasten wollte, knickte er ein und fiel nach vorne. Schmerzen schossen durch seine Oberschenkelmuskeln. Hatte der Graue nicht gesagt sie konnten nicht verletzt werden und konnten sie nur nicht sterben? Mit zusammengebissenen Zähnen und den Händen auf seinem Schenkel drang ein Keuchen aus seinem Mund. Was war nur mit seinem Bein los?


[T7K94 | Unbekannter Ort] - Saphenus; Darth Hybris; Der Graue
 
[T7K94 - Unbekannter Ort - Der Graue, Saphenus und Hybris]

Der Übergang kam plötzlich und viel zu schnell fand sich Hybris wieder in seinem Anzug wieder. Das Gefühl, welches ihn beschlich als er von einer Situation in die nächste gestoßen wurde, war mit dem zu vergleichen was man erlebte wenn aus einem Albtraum erwachte, sich orientierungslos umsah und nicht so recht wusste wo und wann man war und wie man überhaupt her gekommen war. Es ließ recht schnell nach, doch der Verdacht, sich noch immer nicht in der realen Realität zu befinden, blieb. Was war gerade geschehen? Er hatte Saphenus doch bezwungen oder? Ein Seitenblick zu dem durchaus noch lebendig wirkenden Apprentice beschwor ein neues Bild herauf, eines das genau so gut nur Phantasie und ein nicht tatsächlich stattgefundenes Ereignis sein konnte. Sie hatten miteinander gerungen … vielleicht. Doch ergab das Sinn? Eigentlich nicht. Hybris stand so weit über Saphenus wie ein Rancor über einem Bantha. Also war die Erinnerung falsch? So wie ein Traum, der so schnell verblasste das man ihn teilweise mit viel weiter zurück liegenden Erinnerungen ergänzte, sodass er glaubhaft wirkte? Vielleicht. Vielleicht auch nicht.
Hybris griff nach seinem neuen Schwert. Es lag eingebettet in einer fingerdicken Schicht grauen Pulvers und Splitter und sah aus wie schon zuvor. Falls es während des Kampfes beschädigt worden war, so konnte man das nur schwer oder eher gar nicht feststellen. Kaum hatte er sie jedoch berührt, glitt regelrecht eine kühle erfrischende Brise durch seinen Körper. Die recht schnell jedes Fitzelchen Erschöpfung und Schlaf aus ihm heraus presste. Als hätte er gerade einen Espresso getrunken. Einen sechsfachen. Er erhob sich geschmeidig, geradezu gut gelaunt durch seinen körperlichen Zustand. Die wenigsten Erwachsenen kamen jemals in den Genuss der totalen Entspannung. Irgendwelche Ängste und Sorgen waren ja immer vorhanden. Und selbst wenn die nicht im Kopf präsent waren, so reichte schon irgend ein Umwelteinfluss um einen verspannen zu lassen. Wenn dann noch ein Job dazu kam der einen körperlich forderte oder gar überforderte, Schmerzen verursachte und einem regelmäßig die Laune verhagelte, war es schwer sich wirklich zu entspannen, selbst dann wenn man Feierabend, ganz frei oder gar Urlaub hatte. Denn man wusste ja immer, ob nun bewusst oder unbewusst, das es bald wieder losgehen würde. Somit stand so ziemlich jeder immer unter Anspannung, sodass es bestimmte Methoden bedurfte um sich mal wirklich komplett von all diesen Lasten befreien zu können. Meist bezahlte man dafür und nach ein paar Stunden war es auch schon wieder vorbei. Doch für den Moment war es dann wirklich das Paradies. Und genau das erlebte Hybris gerade. Er wusste nicht woher es kam und wieso ihm all seine Ängste diesen Zustand nicht torpedierten, doch er war ehrlich froh darüber. Zumindest für die 5 2/5 Sekunden die es anhielt. Denn dann streifte er mit seinem Blick das Gesicht des Grauen. Und aus absoluter Entspannung wurde etwas das wohl so ziemlich jeder kannte der schon einmal verfaultes Essen gerochen, aus nächster Nähe gesehen oder gar gegessen hatte, einer schon zu lange offen daliegende Leiche „erlebt“ hatte oder ganz allgemein dem Tod zu nahe gekommen war. Es war diese Art von Ekel wo Körper und Geist mal einer Meinung waren. Man schreckte nicht einfach nur zurück, auch der Verstand würgte innerlich. Ein angeborener Reflex/Instinkt. Ein nützlicher, sollte er doch vor Krankheit und eben den eigenen Tod warnen und schützen. Leider gab es diese Warnung nicht in einer soften Variante. Zumindest nicht wenn man einen Mann/Blob/Schleimwesen/Gehirn-Irgendwas-Wesen/Gott anstarrte der statt Augen zwei Miniaturausgaben eines Schwarzen Loches besaß und wo Augenbrauen, Nase und Mund sich tatsächlich in diese Richtung neigten. Wie hatte Hybris dem Grauen eigentlich die letzte Stunde lang ins Gesicht schauen können ohne sich dabei alle viertel Stunde zu übergeben?

Das sein Schüler sogleich wieder zu Boden ging, als er aufzustehen versuchte, entging Hybris indes nicht, doch wie für ihn typisch kommentierte er es nicht. Stattdessen wollte er mit dem Grauen sprechen, der mit Sicherheit für seinen kurzen Höhenflug verantwortlich war. Doch statt sein Gesicht anzuschauen, betrachtete er lieber den Hals oder die Brust.
„Das wars. Ich bin fertig mit Euch. Sobald Ihr genug Seelen gesammelt habt, kommt zurück und ich werde sie in etwas für Euch nützliches umwandeln.“
Der Stimme nach zu urteilen, langweilte sich der Graue inzwischen wieder ganz furchtbar.
„Ihr habt Euch gar nicht für den Kampf interessiert, oder?“ äußerte Hybris spontan den ebenso spontan aufgekommenen Verdacht. Ihm war es ohnehin komisch vorgekommen wie der Graue sie dazu gebracht hatte miteinander zu kämpfen – in Hybris Gehirn machte das Wort „Manipulation“ die Runde -, doch die nach Langeweile triefende Stimme gab schließlich den Ausschlag.
„Nein.“ gab er zu, schwieg dann aber anstatt es weiter auszuführen.
„Wozu dann die Zeitschinderei? Ihr habt doch nicht ernsthaft so lange gebraucht um die Datenbank der Fury zu downloaden?!“ Dieser Gedanke war ihm gerade erst gekommen. Wieso hatte er die Worte des Grauen nicht schon zuvor hinterfragt? Und wieso im Namen der Höllenfürsten von Corellia hatte man ihn, den ach so cleveren Hybris, derart leicht manipulieren können? Als ob er sich beweisen müsste. Als ob er mit seinem Schüler kämpfen und ihn – natürlich – besiegen müsste! Und wieso fühlte sich der Sieg über seinen Schüler nicht wie einer an? Okay, seinen höchstwahrscheinlich falsch zusammengesetzten Erinnerungen nach zu schließen hatte er weder gewonnen, noch verloren, doch es war jawohl offenkundig das nur er hätte siegen können. Dieser Blödsinn mit der Willenskraft hin oder her. Und da gab es noch eine Frage die er gerne beantwortet hätte: Wieso hatte sein Schüler auf der linken Seite seines Halses etwas das verdächtig nach ein paar zärtlichen und ein paar weniger sanften Zuwendungen aussah? Weniger kompliziert ausgedrückt: Knutschfleck und Bissabdruck. Irgendwas war während ihres Kampfes nicht so gelaufen wie er es geplant hätte, falls er denn irgendwas geplant hatte. Das was das rechte Bein von Saphenus beeinflusste trug auch seine Handschrift und passte schon eher zu seiner Vorgehensweise. Seinem Schüler, seinem Werkzeug also, aber so nahe zu kommen sodass das, was er am Hals trug zustande kam … das war … irritierend. Mindestens.
Bevor Hybris sich aber noch mehr Fragen stellen, sie nur zur Hälfte selber beantworten und sich ansonsten hauptsächlich für seine eigenen Handlungen – ob er sich nun an sie erinnerte oder nicht – kritisierte, antwortete der Graue endlich. Er hatte sich ganz schön Zeit gelassen.

„Deshalb.“
Deshalb?
„Deshalb?“


Hybris warf einen Blick über die rechte Schulter, während er sich gleichzeitig auf sein Sägeschwert stützte und lässig dastand. Lässig für einen Wissenschaftler.
Was er erblickte schockte ihn für eine halbe Sekunde lang und ließ ihn dann zugleich entnervt und frustriert aufstöhnen. Deshalb also. Zwei Männer, einer sichtbar älter als der andere, gingen nebeneinander her auf sie zu. Ihrer lockeren, fast schon federnden Gangart nach zu urteilen war das Leben im Allgemeinen und ihres im Besonderen verdammt schön und lebenswert. Und bunt. Und von Glitzer und Schimmer und Blubberbläschen und allem sonst noch wonach sich eine kleine Prinzessin sehnte und was sich die selbe so vorstellen konnte. Ihre Kleidung, die vom Schnitt her zu einem echt coolen Actionhelden mit Sonnenbrille passte, war ebenso schneeweiß wie ihre Haut und schulterlangen Haare. Lediglich ihre glühenden bernsteinfarbenen Augen stachen aus all dem weiß hervor und wie um zu beweisen das ihre Haut keinesfalls nur angemalt war und bei jeder Art von Mimik Risse bekommen und abbröckeln würde, lächelte sie samt Lachfältchen um die Augen herum. Der Jüngere übernahm nun die Führung, nur um diese kurz bevor sie stehenblieben wieder an den Alten abzugeben. Der vordere Weiße verneigte sich tief, so tief, dass man ohne weiteres davon ausgehen konnte das er den Gürtel mit den Zähnen festschnallen und noch ein paar andere, weniger jugendfreie Dinge tun konnte, war er denn daran interessiert. Ob er es war, war nicht so ganz klar, denn weder er noch der Jüngere wirkte sonderlich zurechnungsfähig. Was nicht am Äußeren, dem Lächeln oder der Verbeugung lag.
„Es ist mir eine außerordentliche Freude sie kennenzulernen meine Herren. Es betrübt mich zutiefst-“
„Also ich wäre ja dafür das du uns erst einmal vorstellst, Sur. Schließlich sind wir die Gastgeber und sie die Gäste. Da gibt es doch sicherlich irgend ein Protokoll.“
„Sind wir das, Herr?“
„Sind wir was?“
„Na Gastgeber.“
„Ja.“
„Ja?“
„Ja.“
„Oh.“
„Eben. Also?“
„Also?“
„Ja.“
„Ach so. Ja.“

Pause. Die sich ausdehnte. Fünf Sekunden. Zehn Sekunden. Hybris blinzelte und war sich relativ sicher einen temporären Schlaganfall bekommen zu können ohne danach an Spätfolgen zu leiden. Vielleicht sollte er es aber vorher trotzdem an Saphenus ausprobieren.
„Sur?“
„Herr?“
„Das Protokoll?“
„Ach so. Ja. Protokoll. Entschuldigt. Ich bin gerade gedanklich all die Protokolle durchgegangen die Ihr so … ähm … protokolliert habt.“
„Und?“
„Was und?“
„Na, zu welchem Ergebnis bist du gekommen?“
„Es gibt keine Protokolle.“
„Keine?“
„Nein. Es gibt Regeln, Gesetzte, Vorschläge „an die man sich lieber halten sollte“, Vorschläge „an die man sich halten kann, muss man aber nicht, sollte man aber eigentlich schon“, Vorschläge „an die man sich hin und wieder halten sollte, nein, nicht gleich jetzt, aber beim nächsten Mal“, Vorschläge „an die man sich halten kann, ja eigentlich rate Ich sogar es zu tun, aber hey, ich will dich ja zu nichts zwingen“, Vorschläge...“

Noch mehr Vorschläge, Hinweise und Ratschläge. Kein Unterschied erkennbar, doch der Junge hörte dem Alten auf eine Weise aufmerksam zu, das Hybris an seine eigene Wahrnehmung zweifelte. Oder gab es eine Form von Wahnsinn die er einfach noch nicht kannte?
„Ja. Ja genau das“ sagte der Junge schließlich und sein Gesicht … nun, es konnte sich per se ja nicht weiter aufhellen, was helleres als weiß gibt es schließlich nicht, aber der verständnishalber konnte man das so sagen. Also das sich sein Gesicht aufhellte. Weil ihm das vom Alten gefiel. Also … wo waren wir grade?
„Ah gut, ähm dann also die Vorstellung, also das uns als Gastgeber vorstellen, obwohl wir gar nicht die Gastgeber sind, da wir an diesem Ort gar nicht wohnen oder arbeiten und sie als Gäste willkommen heißen, obwohl wir das ja gar nicht können. Und Gäste sind sie auch keine mehr. Schließlich wurden sie schon gegangen.“
„Genau das.“
„Okay. Also. Ähm. Räusper. Äh.“
Räusper, nun aber in echt, mit Ton und ohne es auszusprechen. Sie verstehen schon.
„Ich bin Sur.“
„Ja … also, das kommt mir irgendwie falsch vor Sur.“
„Falsch?“
„Ja. Wieso stellst du dich zuerst vor?“
„Wieso nicht?“
„Wieso wieso nicht?“
„Na, halt, wieso … nicht?“
„Weil ich ich bin? Du stellst mich jawohl immer zuerst vor.“
„Tue ich das, Herr?“
„Ja.“
„Hm.“
„Also?“
„Hm.“
„Eben.“
„Ach ja, richtig. Hm. Und wie? Mit Euren Titel oder ohne?“
„Natürlich mit.“
„Ab oder auf?“
„Hm. Auf. Nein. Ab. Nein. Ich weiß nicht … entscheide du.“
„Okay. Ab.“
„Auf.“
„Auf?“
„Ich sagte doch ich weiß es nicht. Entscheide du.“
„Also auf?“
„Ich dachte ab?“
„Äh. Okay. Dann … also ...“

Hybris starrte sein Sägeschwert an und berechnete die aufzuwendende Kraft und den Winkel um sich sicher enthaupten zu können.
„Ab.“
„Richtig. Ab. Absteigend. Gut. Ähm … hm … einen Augenblick.“
„So lange wie du brauchst mein lieber Sur.“

Der Junge ließ seinen Blick schweifen und lächelte noch etwas breiter als er mit Hybris Blickkontakt hatte. Hybris entschied sich gegen Suizid und dachte darüber nach den Grauen zu bestechen damit er den Planeten zerstörte.
„Aktuell oder alle?“ fragte der Alte schließlich und hob dabei seine rechte Hand, sodass man erkennen konnte das er an einer Hand abzuzählen versuchte was auch immer er da zählen wollte. Er schien auf jeden Fall ernsthaft ratlos zu sein. Was in Anbetracht der Tatsache, das er ein Gott war, leicht befremdlich wirkte.
„Hm. Ist das nicht das selbe? Oder das gleiche. Selbe …. gleiche ...“
„Laut Liste seid ihr zum Beispiel Hauptmann der Leibwache des Kaisers von Risgabuh.“
„Ja.“
„Die Leibwache gibt es nicht mehr. Den Kaiser und sein Reich auch nicht. Den Planeten übrigens auch nicht mehr.“
„Oh. Hm. Ach ja, die Supernova.“
„Äh nein, laut Liste ein Bürgerkrieg. Gravitationswaffen.“
„Kann ich mich nicht dran erinnern.“
„Ihr habt ihnen die Waffen gegeben.“
„Hab ich das?“
„Ja. Weil euch die normalen Kriege gelangweilt haben.“
„Normal?“

„Kernwaffen. Glaube ich."
„Ja. Hm. Stimmt. Ist ja auch langweilig. Na gut, wie dem auch sei. Ich denke … wir können den Titel weglassen. Gibt es noch mehr die wegfallen?“

„Ähm. Wartet.“

Sie warteten. Die Liste, in die der ältere schaute, sah für Hybris übrigens aus wie ein leeres Blatt aus knochenfarbenden Irgendwas. Er hielt sie nicht in den Händen, sondern hatte sie stattdessen auf den Ärmel seines rechten Armes befestigt. Das "wie" interessierte Hybris nur kurz, denn der Alte sprach schließlich weiter.
„Ein paar. Soll ich sie aufzählen oder einfach weglassen?“

„Nun, wenn wir schon einmal dabei sind … und ich besaß die Titel ja einmal. Ich denke man könnte sie wenigstens mal erwähnen. Mit dem Zusatz das sie nicht mehr aktuell sind.“

„Okay.“

Der Alte drehte sich auf dem Absatz um – wobei seine in Stiefel steckenden Füße den Boden gar nicht berührten, sondern wie auf einem Luftkisten darüber schwebten -, und blickte Hybris direkt an. Bisher hatte keiner der beiden Saphenus auch nur eines Blickes gewürdigt. Das fiel Hybris in diesem Augenblick auf, konnte sich aber nicht weiter darauf einschießen, da die beiden Weißen die unangenehme Eigenschaft besaßen mit ihren Worten jeden eigenen Gedankengang sofort zu unterbrechen. Man konnte gar nicht anders als ihnen zuzuhören. Ironischerweise konnte man das durchaus als Folter bezeichnen. Und – und das war jetzt der ironische Teil – zwar als weiße Folter.
„Ich verzichte“ quetschte Hybris grade noch rechtzeitig heraus und fühlte sich dabei als hätte er soeben drei Minuten lang die Luft angehalten.
„Er verzichtet, Herr!“ wiederholte Sur und wirkte dabei auf eine Weise betroffen, als hätte man ihm grade gebeichtet, dass man doch gar nicht sein Vater, sondern nur der Postbote war. Oder anders herum. Oder irgendwas mit Milch. Milch? Hybris Gedanken schienen merkwürdige Pfade zu beschreiten. Was hatte denn nun Milch damit zu tun?
„Wie unhöflich.“

„In der Tat Herr, unhöflich.“

„Genau.“

„Exakt.“

„Nehmen wir das hin, lieber Sur?“

„Nein. Ich meine … wie auch immer Ihr wollt, Herr.“

„Ich bin mir ziemlich sicher das es unhöflich war.“

„Oh, ja, sicher, das war es.“

„Ich mag keine unhöflichen …“

Wieder eine Pause, doch dieses mal konnte man dem Jungen ansehen das er sich an etwas zu erinnern versuchte. Als er aber auch nach einer halben Minute nichts sagte, half ihm sein Diener auf die Sprünge.
„Personen?“

„Ja, ich meine nein, also ja, auch, aber dieses mal meinte ich was anderes. Was … größeres. Etwas ...“
Er gestikulierte merkwürdig vor sich hin und wirkte dabei als würde seine Hand in Flammen stehen und er habe sich noch nicht entschieden ob er es sich einbildete oder ob der Schmerz echt war.
„Gruppe? Eine unhöfliche Gruppe?“

„Größer. Dieser da, dieser unhöfliche … na ...“

„Ah, ich verstehe. Ihr meint Sith.“

„Mensch, genau.“

„Sith.“

„Mensch.“

„Sith?“

„Wieso Sith? Mensch. Unhöflicher Mensch. Unhöflicher Sith ergibt doch gar keinen Sinn, Sur. Also nun mal im Ernst, was machst du den ganzen Tag um nur auf so etwas zu kommen? Was behauptest du als nächstes? Tote Leichen? Kaltes Eis? Hm, also wirklich. Und wo ich grade dabei bin. Wir haben noch immer nicht gegessen.“

Von Leichen und Eis auf Essen, dachte Hybris kurz und fragte sich dann noch hinterher ob dies sein eigener Gedanke war oder von den beiden stammte. Dann antwortete der Diener und es wurde erneut still in seinem Kopf.
„Ach ja, ich hatte vergessen es Euch zu sagen. Es gibt kein Essen mehr.“

„Was? Wieso erfahre ich erst jetzt davon?“

„Weil ich es vergessen habe. Und Ihr mich nun daran erinnert habt.“

„Dein Glück, sonst hätten wir ja morgen noch nichts gegessen.“

„Ja, ein Glück das ich Euch habe Herr.“

„In der Tat. Und was ist nun, warum gibt es kein Essen mehr?“

„Es stellte sich heraus dass das, was ich gegen die Ratten verteidigt habe noch gelebt hat. Und dann ist es verschwunden.“

„Verschwunden?“

„Weggelaufen, denke ich.“

„Weggelaufen?“

„Nun, es … er … ähm nein, ich denke es war eine sie...er...es...sie, eine sie, ja, wahrscheinlich. Also er hatte keine Beine, aber es ist trotzdem geflüchtet. Merkwürdigerweise mit den Ratten zusammen.“

„Mit den Ratten zusammen?“

„Sagte ich Ratten?“

„Denke doch schon.“

„Ich meinte Hunde.“

„Wie kann man Hunde mit Ratten verwechseln?“

„Wer hat das?“

„Du.“

„Ich? Nein, ich sagte doch Hunde.“
Er kratzte sich verwirrt am Kopf. „Oder nicht?“
„DAS REICHT.“

Als wäre eine Seifenblase geplatzt machte es plopp in Hybris Kopf und er konnte plötzlich wieder denken. Irgendwas benetzte sein Kinn und den rechten Mundwinkel und als er merkte das er wohl gedöst und sich dabei wie ein Baby voll gesabbert hatte, wischte er es schnell mit dem rechten Handrücken weg – und behielt Saphenus dabei im Rücken – und hob dann sein Schwert auf um es zu schultern. Die beiden Weißen starrten den Grauen an der bis eben noch völlig teilnahmslos dagestanden und diesen entrückten Blick gehabt hatte. Sofern man einen speziellen Blick haben konnte wenn man statt Augen Schwarze Löcher besaß.
„Sagt was ihr zu sagen habt und dann verschwindet endlich. Wie kann man nur so unerträglich nervtötend sein? Und wenn ihr schon schauspielern müsst, dann woanders.“
„Wie unhö-“ setzte der Diener an, doch der Graue stieß sich bereits von der Wand ab und brachte ihn damit zum Schweigen. Da Hybris fürchtete durch einen Blick auf die andere Realität getötet zu werden, wand er sich schnell ab.
„Kurz und knapp. Und dann verschwindet ihr alle. Ich habe für die nächsten Jahrtausende genug Gesellschaft gehabt. Kurz. Und. Knapp.“
Der Junge seufzte theatralisch und nickte seinem Diener dann geradezu feierlich zu. Jetzt kam was richtig wichtiges.
„Der ehrenwerte Lord Zen richtet nun das Wort an euch. Hört gut zu, ihr Herren Sith.“
Nun endlich sahen sie auch Saphenus an, der ähnlich wie Hybris zuvor inzwischen auch einen vitalisierenden Kick erhalten hatte und deshalb stehen konnte. Seine Rechte ruhte aber immer noch misstrauisch auf seinem Bein. Was aber viel wichtiger war das, was Hybris auffiel als er den Namen des Herren hörte.
„Moment mal“ unterbrach er sie.
„Lord Zen?“
„In der Tat. Kennt Ihr ihn vielleicht sogar schon? Es wäre gut möglich, immerhin ist er-“
„Lord Zen und sein Diener Sur? Zen-Sur. Zensur? Ernsthaft?“
Die bedien Weißen starrten sich an und für den Bruchteil einer Sekunde huschte ein wissendes Lächeln über ihre Gesichter, dann täuschten sie wieder Ahnungslosigkeit vor.
„So haben wir das noch gar nicht betrachtet, aber tatsächlich passt das ganz gut zu dem was wir Euch nun sagen müssen meine Herren. Herr?“
Zen nickte und trat vor. Die Hände hinter dem Rücken verschränkt, sah er die beiden Sith abwechselnd ernst an.
„Hinter dieser Schleuse befindet sich das Kraftfeld das die Diener von IHM gefangen hält.“
Hybris folgte dem Blick des Weißen und tatsächlich. Statt des früheren Eingangs gab es nun eine Schleuse an der Stelle und sie kam dem Executor verdächtig bekannt vor. Doch noch bevor er fragen konnte ob er mit seiner Vermutung richtig lag, hörte man plötzlich ein immer lauter werdendes Grollen. Es kam von irgendwo außerhalb und war daher nur schwer einzuordnen, doch es wurde eindeutig lauter und kam von irgendwo oben und näherte sich ihnen. Nur eine Sekunde später gab es dann einen gewaltigen Aufschlag, gefolgt von einer fauchenden Druckwelle und etwas das sich anhörte als würde gerade eine sehr großer Feuerball gen Himmel steigen. Hybris Magen gefror.
„Befand sich. Doch wir können Euch leider nicht gestatten Euch durch die Reihen SEINER Diener zu kämpfen. Das wäre nicht angebracht.“
Das Schildschiff dahin, Tausende, Zehntausende Tar plötzlich wach. Hybris Gedanken rasten. Kein Schild bedeutete freie Tar, aber auch tödliche Strahlung. Wenn sie nur lange genug warteten, würde sich das Problem von alleine lösen!
„Okay“ sagte Hybris deshalb, obwohl seine erste Antwort weit weniger einsichtig gewesen wäre und irgendwo zwischen „leckt mich am Arsch, ich mach was ich will“ und „haltet uns doch auf wenn ihr könnt“ gelegen hätte.
„Ausgezeichnet. Natürlich wird Euer Schiff in der Zwischenzeit zerstört werden. Die Diener von IHM sind nicht sonderlich stark, aber zahlreich. Aber auch diesem Schauspiel dürft Ihr leider nicht beiwohnen.“
Die Fury? Unmöglich. Die paar Stabschwinger … die Brandbomben … die reichen doch nicht aus … selbst wenn nicht, irgendwas hatte das Schildschiff zerstört. Hybris änderte seinen Plan wieder. Zurück zum „Ihr könnt mich mal“. Er wiederholte den Gedanken laut. Die beiden Weißen ließen geknickt die Köpfe sinken, sahen aber so aus als hätten sie damit gerechnet.
„Wir können Euch nicht erlauben Eure Waffen gegen die Diener einzusetzen. Sie würden zu Hunderten sterben. Auf grausame, furchtbar grausame Weise mit viel Blut, Gedärmen und so weiter. In unserer offiziellen Funktion als Jugendschutzbeauftragte können wir Euch das nicht durchgehen lassen. Denkt doch bitte an die Kinder.“

„Was für Kinder?“ Jeder der alt genug wurde um ein Bewusstsein und schließlich auch eine Persönlichkeit zu entwickeln kannte diese Momente, wo man einfach nur laut „WAS?“schreien wollte. So voller Unverständnis und Unglauben, als wäre ihm nicht einfach nur ein zweiter, dritter und vierter Kopf gewachsen, sondern aus diesen heraus auch noch Blumen in der Form eines Rancors gewachsen.
„Kinder könnten hier von erfahren und wir müssen sie vor diesen überzogenen Gewalt beschützen.“
Hybris sah den Grauen an und versuchte diesem mimisch das Wort „ernsthaft?“ zu signalisieren. Der zuckte mit den Schultern.

„Es wäre unhöflich sie zu ignorieren und trotzdem raus zu gehen.“ meinte er und auf einen Schlag war aus der Richtung nichts mehr wahrzunehmen. Kein Grauer, kein Portal, kein Raum. Es verschwand einfach alles und plötzlich war da nur noch das Ende eines in den Felsen gehauenen Tunnels.
„In der Tat, unhöflich.“
„Ja, unhöflich.“

Meister und Schüler sahen sich an.
„Wir gehen.“ entschied Hybris schließlich und schob sich an den beiden Weißen vorbei, wobei er Zen die ganze Zeit über anstarrte.
„Wir mögen keine unhöflichen Menschen, Herr Sith.“

„Mir scheißegal.“

„Bedauerlich. Doch wir geben nicht auf Herr Sith. Wir werden Sie schon belehren. Einen besseren Menschen aus Ihnen machen.“

„Mir immer noch egal.“
Bevor er die ramponierte Schleuse erreichte warf er noch einen letzten Blick auf das merkwürdige Gespann und ihm überkam ein kalter Schauer als er das sarkastische Grinsen der beiden sah. Er würde sie wiedersehen, so viel stand fest. Und dann verschwanden auch sie. Das führte dazu das Hybris seinen Blick schweifen ließ und er schließlich auch Saphenus streifte. In der Macht war dessen Bein immer noch beeinträchtigt, doch er bewegte sich ganz normal.
Nur noch auf diesem Planeten vermutlich, danach herrscht wieder die Realität der Galaxie und dann bricht er zusammen.
Und was dann mit ihm selber geschehen würde, nun, daran wollte er jetzt lieber nicht denken.
Das Lichtschwert am Gürtel befestigt, das Sägeschwert immer noch geschultert und das Visier geschlossen, betätigte er nach einem kurzen Blickaustausch mit Saphenus den Öffner.

Dutzende Tar wanden sich ihnen zu. Hybris brauchte einen Augenblick um die gesamte Szenerie zu erfassen und reagierte dann mit Hilfe der Macht. Ein Schockwelle drosch durch die Reihen der Diener und katapultierte sie aus dem Schatten des Geröllhaufens in dem die Schleuse verborgen lag. Der Himmel war voll mit ihnen. Meist nicht mehr als kleine schwarze Punkte, flogen sie meist ohne Plan, teilweise aber in Formation und verfolgten dabei die Fury. Mehrere Türme, inklusive all jener die das Schildschiff gestützt hatten waren eingestürzt. Es gab keinen Rauch, keine Feuer und auch wenn Hybris die Strahlung nicht sehen konnte die sich im hellen Licht verbarg, so fiel es ihm nicht schwer an sie zu glauben. Glücklicherweise waren ihnen nach ihrem Kampf wieder ihre Anzüge zurück gegeben worden und wie es schien waren sogar die integrierten Strahlenschilde aktiv. Die Tar besaßen keinen solchen Luxus und bekamen deshalb die volle Ladung ab. Die wenigen die sich jetzt noch in ihrer Nähe aufhielten waren teilweise schon stark gezeichnet. Liefen, humpelten und flogen tief und schienen orientierungslos. Ihre zumeist grünen Schuppen waren hier und da schon schwarz, schälten sich ab und offenbarten rötliches, eiterndes Gewebe. Innerhalb weniger Minuten wurden sie derart stark verstrahlt, das man an ihnen jedes erdenkliche Stadium der Strahlenkrankheit ausmachen konnte. Doch aufgegeben hatten sie trotz ihre Verwirrung noch nicht. Sieben der insgesamt über zwanzig Tar in ihrer Nähe hatten sie nicht nur bemerkt, sondern wollten sie auch angreifen. Mit Blasen und nekrotischem Gewebe bedeckte Klauen hielten im Sonnenlicht funkelnde Stäbe und stießen sie in ihre Richtung. Doch der Stoß war schwach, die Bewegungen fahrig und so ohne jede Geschmeidigkeit, das man Mitleid hätte haben müssen. Hybris verfolgte einen anderen Ansatz. Ein kurzen Schulterzucken und seine neue Waffe erhob sich und beschleunigte im selben Augenblick derart stark, das sie einem pneumatischen Fallbeil gleich kam. Die Klinge glitt ohne jeden spürbaren Widerstand durch den ersten Tar und halbierte diesen von Kopf bis Fuß. Blut und Eingeweide spritzten zu allen Seiten, schien die anderen Tar aber nur noch rasender zu machen. Hybris setzte nach, ließ die Macht durch seine Glieder und das Seelenschwert fließen und hackte sich durch die erste Reihe. Die Waffen der Tar kamen ihm nicht mal nahe, noch bevor er sie alle erschlug. In einem Nebel aus dunkelblauen Körperflüssigkeiten schritt er dahin, überwand Geröll und Leichen und kümmerte sich nicht um seinen Rücken. Es strömten immer mehr von ihnen heran, doch das von Saphenus geführte Lichtschwert fuhr durch sie alle hindurch. Diese Diener von IHM waren die schwächste aller Versionen die sie auf diesem Planeten angetroffen haben. Sie hatten keine Chance.
Einen Augenblick später fiel Hybris Blick auf die Fury. Sie flog aus seiner Sicht ohne einen bestimmten Plan zu verfolgen durch die Tarverseuchte Luft und schoss aus allen Geschützen. Giftgrüne Turbolaserentladungen pfiffen durch die Luft, verschlangen Tar gänzlich oder auch nur zum Teil und schlugen dann in Gebäude oder dem Boden ein, wo sich für den Bruchteil einer Sekunde eine Wolke aus vaporisierendem Materials bildete und sogleich durch das Plasma entzündet und zur Explosion gebracht wurde. Doch dann erstrahlte plötzlich ein kleiner heller Stern und noch bevor Hybris auch nur begreifen konnte um was es sich handeln mochte, schlug das Ding, das von der Fury gekommen war, mit einem besonders großen Schwarm in der Luft zusammen. Und aus klein wurde groß. Ein greller Lichtblitz blendete Hybris, gefolgt von einer auf tosendem Gebrüll reitenden Druckwelle die ihn zurück schleuderte und mit Saphenus zusammen stießen ließ. Es war pures Glück das sein Lichtschwert in diesem Augenblick nicht auf seinen Meister gerichtet gewesen war, sodass die beiden Sith zwar gut durchgeschüttelt, aber ansonsten unverletzt aus der Sache heraus kamen.

„Hör auf mit den Torpedos rum zu ballern Yelm“ schrie Hybris in den Com und rappelte sich auf. Okay, ER war heil aus der Sache heraus gekommen, Saphenus hingegen lag auf einem Haufen mit dunkelblauem Schleim verklebter Steine und Leichen. Aber sollte er doch selber damit klar kommen. Der Pilotdroide antwortete, doch der Executor war nicht in der Stimmung für irgendwas außer seiner Flucht. Der Protonentorpedo hatte den Himmel nur kurzzeitig leer gefegt. Die Brandbomben werfenden, sich in Todesqual und Wahnsinn windenden Tar kamen zurück. Und hatten auch die beiden Sith nicht vergessen...

[T7K94 - Stadt der Insektoiden in einem Krater - In der Nähe einer Schleuse am Boden - Saphenus, Hybris und mehr Tar als man zählen konnte]
 
[T7K94 | Unbekannter Ort] - Saphenus; Darth Hybris; Der Graue

Dann ebbte der Schmerz langsam ab. Plötzlich hatte er das Gefühl wieder in einer Illusion zu verschwinden, fast schon erwartete er den Professor vor sich, der ihn mitleidig ansah und ihm seine Hand reichte. Doch als er aufschaute war vor ihm nichts weiter als der steinerne Thron des Grauen, der auf diesem saß und ausdrucklos zu ihnen herabschaute. Übelkeit machte sich in Saphenus breit, doch er versuchte sich mit geschlossenen Augen auf etwas anderes zu konzentrieren. Er wollte sich nicht schon wieder übergeben, er ertrug den Gestank gerade nicht. Auf einmal fühlte er sich in seinem Anzug merkwürdig klaustrophobisch, am liebsten hätte er ihn von sich gestreift. Doch er wusste, dass das nicht ging, denn der Rückweg stand ihnen noch bevor. Dennoch sehnt er sich nach der Robe zurück, die er…ja, die er wann getragen hatte? Bilder von einem umherschwingenden Umhang kamen ihm in den Kopf, ein aktiviertes Lichtschwert in seiner Hand, der Schweiß der ihm über die Stirn lief. Doch er konnte diese Erinnerungen nicht einordnen. Er schüttelte den Kopf als könnte er seine Gedanken damit loswerden, doch die Bilder hafteten sich fest und ließen ihn ganz mulmig zu Mute werden. Als Saphenus spürte, dass der Schmerz in seinem Bein verschwunden war, versuchte er langsam und vorsichtig aufzustehen. Probeweise belastete er das linke Bein, dann das rechte und beide schienen sein Gewicht zu halten. Dennoch wurde er das Gefühl nicht los, dass etwas kaputt war, dass gerade nur kaschiert wurde. Irgendetwas stimmt in seinem Körper nicht und es machte ihn wahnsinnig darüber nachzudenken. Gerade wollte er sich an den Albtraum wenden, er brauchte eine Erklärung für das, was mit ihm passiert war, da kam fiel ihm etwas anderes ins Auge: zwei nur allzu bekannte weiße Gestalten näherten sich ihnen und als die ersten Wortfetzen ihres Gesprächs an seine Ohren drangen, verdrehte er das Auge. In diesem Moment wünschte sich Saphenus einen Tar, der abermals seine Eisenstange durch den Kopf des Weißen treiben würde, einfach nur um das Schauspiel noch einmal mit ansehen zu dürfen. Doch vermutlich sollte er sich die Tar nicht zu früh herbeiwünschen, er würde schon noch auf dem Rückweg auf sie treffen. Schließlich standen die beiden Weißen vor ihnen und ergingen sich in einem Fluss redundanter Unterhaltung, die einen normal denkenden Menschen krank werden ließ. Unruhig nestelte der Zabrak an seinem Lichtschwert herum, immer größer wurde die Versuchung die geifernde Klinge durch ihre Leiber zu stoßen um zu schauen ob sie das auch überleben würden. Wie konnten sich die beiden nur gegenseitig ertragen, wieso rasteten sie nicht wegen des jeweils anderen aus und ergingen sich in einem ewigen Kampf, der keinem von beiden das Leben kosten, aber zumindest alle anderen vor ihren Gesprächen verschonen würde? Immer ungehaltener verlagerte Saphenus sein Gewicht von einem Bein auf das andere und versuchte dabei nicht an den Schmerz zu denken, den er eben noch verspürt hatte. Ob man ihm seine Gesundheit nur so lange ließ bis sie zurück auf der Fury waren, wollte man ihnen nur noch die Chance geben diesen Planeten zu verlassen bevor man ihn den Folgen des Kampfes überließ? Eines wusste Saphenus schon jetzt mit Sicherheit: diesem Planeten würde er keine einzige Träne hinterherweinen, im Gegenteil. Auch wenn er hier eine Art spirituelle Reinigung erfahren hatte und sich nun ganz und gar der dunklen Seite öffnen konnte, projizierte er seinen Hass doch auf dieses wertlose Stück Gestein, das einsam im kalten Weltraum umherflog.

Hybris‘ kalte Stimme schnitt durch den Raum und ließ Saphenus aufhorchen. Er war so in seinen Gedanken versunken gewesen, dass er gar nicht mehr sagen konnte wie lange die beiden Weißen geplappert hatten. Doch nun schien sein Meister selbst die Geduld zu verlieren und fuhr die beiden Männer an. Schnell beeilte sich Saphenus zu seinem Meister aufzuschließen, der schnellen Schrittes auf die Schleuse zuging. Schleuse? Verwirrt blinzelte der Zabrak mit seinem Auge. Die Schleuse kam ihm bekannt vor, waren sie nicht durch diese in die Höhlen der Tar gelangt? Doch erstmal musste wohl Kilometer entfernt liegen und dann war sie verschüttet worden. Saphenus erinnerte sich noch ganz genau wie die Steine herunterfielen und ihren Weg zurück versperrten. Was war das hier nur für ein Ort, war überhaupt irgendetwas real? Vielleicht war das fremde Schiff mit einem Nervengas geflutet worden und sie lagen bewusstlos auf dem Boden und ergingen sich in Fieberträumen. Vielleicht war das alles nur ein böser Traum und nichts davon passierte wirklich. Er wusste nicht was ihm lieber war: all die Gefahren durchgestanden und sich seiner Stellung würdig gemacht zu haben oder die Hoffnung gleich in einem warmen Bett aufzuwachen. Dann stand er neben dem Albtraum, beide warfen sich einen kurzen Blick zu und schauten dann auf die Schleuse. Hybris drückte den Schalter, Saphenus warf noch einen kurzen Blick zurück ohne dass er die Weißen oder den Grauen geschweige denn den Professor sehen konnte, dann gab die Schleuse den Weg frei.


Noch bevor Saphenus überhaupt realisieren konnte wie viele Tar da vor ihnen waren, wurden die, die unmittelbar vor der Schleuse standen, von einer gewaltigen Druckwelle erfasst und weggeschleudert. Dann sah er was sich vor ihnen abspielte? Unzählige Tar wuselten umher, flogen mal geordnet mal wahllos durch die Luft, wanden sich auf dem Boden oder waren schon tot. Der Leichenteppich, der ohnehin schon den ganzen Boden bedeckte, wurde nun noch weiter gespeist. Durch die Schwärme von Tar bahnte sich die Fury ihren Weg und feuerte aus allen Geschützen, die sie aufbieten konnte. Saphenus merkte gar nicht wie sein Meister seine Waffe erhob und sich munter durch die Tar schnitt, die sich ihm entgegen stellten. Wie ein Messer durch weiche Butter glitt das riesige Schwert durch ihre Körper, anscheinend mühelos und ohne größeren Kraftverbrauch. Saphenus holte sich aus seiner Lethargie und aktivierte sein Lichtschwert. Das Summen der Klinge ging im Surren der Tar unter, doch Saphenus spürte, dass sie sich auf ihre Opfer freut. Dann drang auch schon der erste Tar zu ihm, doch er sah gar nicht so aus wie die, denen er bisher begegnet war. Vermutlich hatte er mal so ausgesehen, doch nun fielen die Schuppen von seiner Haut und offenbarten nekrotische Blasen. Manche von ihnen platzten bei Bewegung auf und entließen eine klare Flüssigkeit, die dann herunterfloss. Eines seiner Augen war aus der Augenhöhle hervorgetreten und hing nur noch an dem Sehnerv, bei jeder Bewegung wackelte es hin und her. Kurz musste Saphenus an sein eigenes Auge denken, dann erhob er seine Klinge und ließ sie durch den Tar fahren. Der hielt inne, dann legte sich fast so etwas wie Erlösung auf sein Gesicht und er kippte zur Seite. Der Zabrak würdigte ihm keinen weiteren Blick mehr, denn schon stürzten sich die nächsten Tar auf ihn. Ungelenk schnitt er durch sie durch. Er merkte, dass sie schon einiges von ihrer Kraft eingebüßt hatten, die Strahlung verbrannte ihre Körper und ließ sie in einen Wahn stürzen, der ihnen Vernunft und Zurechnungsfähigkeit raubte. „Und sie können sich nicht auf die dunkle Seite verlassen, die ihre Bewegungen führt, dachte Saphenus kurz bevor ihn eine starke Druckwelle von den Beinen riss. Er spürte etwas Großes gegen sich schlagen, dann sah er auch den grellen Lichtblitz, der durch die Schwärme am Himmel schnitt. Hybris‘ fauchte etwas ins Kom, das Saphenus nicht verstand, dann rappelte er sich auf. Wieder einmal war sein Anzug von Schleim und Blut bedeckt, eine halb verbrannte Hand klebte an seiner Schulter. Mit verzogenem Gesicht griff er sie und schleuderte sie dem nächsten Tar mitten ins Gesicht, der dadurch das Gleichgewicht verlor. Schnell setzte Saphenus nach und trennte seinen Kopf von den Schultern. Als dieser auf den Boden klatschte, reichte der Aufprall schon aus um ihn in mehrere Stücke zerspringen zu lassen, Hirn floss aus den Schädelstücken hervor. Wie lange würden die Anzüge eigentlich die Strahlung von ihnen abhalten? Saphenus wollte es nicht wissen, die Vorstellung ebenfalls seine Haut zu verlieren, ließ ihn erschaudern.


Hybris zog das Interesse der meisten Tar auf sich, anscheinend unermüdlich schnitt er sich durch ihre Reihen. Kurz blieb Saphenus‘ Blick auf dem Schwert hängen, dann konzentrierte er sich auf das Hier und Jetzt. Weitere Drohnen kamen nun wieder in seine Richtung, Saphenus bediente sich der Macht und ließ viele kleine Splitter, die überall herumlagen, durch deren Körper fahren. Wie Geschosse beschleunigte er sie und machte so dem Leben der Tar ein Ende. Zuerst war er versucht einfach größere Brocken zu levitieren, doch er wusste, dass ihn das zu schnell ermüden wurde. Irritierend war nur, dass er außer Drohnen keine anderen Tar sah, weder Wächter noch Männchen. Traute sich die Königin nicht sie zu schicken oder sorgte sie sich um ihren eigenen Schutz? Saphenus verlor plötzlich das Gleichgewicht als ein weiterer beschädigter Turm vor ihnen zusammenbrach. Ohrenbetäubend laut krachte das Gestein zusammen, prallte gegen einen weiteren Turm und riss auch diesen mit sich. Dominoartig wurde auch ein dritter erfasst, doch er war noch stabil genug und hielt dem Druck stand. Lediglich ein großes Loch wurde in seine Seite gerissen. Auf dieses Loch richtete Saphenus nun seinen Blick. Würde der Turm noch weiter halten? Mit zusammengekniffenem Auge konnte er sehen, dass von diesem Turm Brücken abgingen, die ihn mit zwei weiteren verbanden. Wenn sie dort hinaufkommen würden…Saphenus brüllte ins Kom, doch sein Meister reagierte nicht. Stattdessen hörte der Zabrak nur Rauschen. Nachdem er einen weiteren Tar enthauptet hatte, rannte er zu seinem Meister, tippte ihm auf die Schulter und duckte sich unter dem Schwert hinweg, das seinem Hals plötzlich gefährlich nahe gekommen war. Dann zeigte er auf das Loch und hoffte, dass der Albtraum den Wink verstand. Mit einem Sprung katapultierte sich Saphenus nach vorne und mitten in eine Gruppe aus Tar. Aus seiner Hand entließ er eine Machtwelle und erinnerte sich sofort daran, dass de Tar doch immun waren. Ein schwacher Hieb erwischte ihn an seiner Seite und brachte ihn zum Straucheln, dann hatte er sein eigenes Lichtwert wieder erhoben und wirbelte es umher. Wie ein Kreisel drehte er sich einfach auf der Stelle und streckte die Klinge dabei von sich weg. Ineffizient, fast schon peinlich und dennoch erfüllte es seinen Zweck. Vor ihm öffnete sich eine schmale Schneise und er rannte los. Wieder spürte er, dass mit seinem Bein etwas nicht in Ordnung war obwohl er es belasten konnte. Doch noch schien dieser Planet nicht zu wollen, dass sich das ganze Ausmaß der Verletzung zeigte. Schon erklomm Saphenus den Geröllhaufen vor sich, der eben noch ein prächtiger Turm war. Die Steine waren glitschig, fast verlor er den Halt und stürzte herunter. Nur im letzten Augenblick konnte er sich halten. Zwischen den Steinen entdeckte Saphenus Überreste von Leibern, die nun zerquetscht und ausgepresst waren. Einzelne Gliedmaßen streckten sich zwischen Staub empor, manche lagen nur also herum Von allen schälte sich die Schuppen ab und gaben den Blick auf die darunter liegenden Muskeln frei. Ohne Mitleid zerquetschte Saphenus sie mit seinen Stiefeln als er sich den Weg nach vorne bahnte. Ein paar Tar bekamen mit, was er vorhatte und versuchten sich in seinen Weg zu stellen. Einem schlitze Saphenus den Bauch auf, verzweifelt versuchte er seine inneren Organe in sich zu halten doch sie glitten einfach zwischen seinen Händen hervor und landeten auf dem Boden. Er starb, also wurde er von Saphenus ignoriert. Ein weiterer verlor seinen Kopf, einem anderen riss er einfach mit der Macht den Stein unter den Füßen weg, auf dem er stand. Die Strahlung hatte die feine Membran seiner Flügel als erstes verbrannt, verzweifelt versuchte er zu fliegen und brach sich doch nur ein paar Knochen als er auf dem Boden landete. Saphenus warf einen Blick zu rück, dann sah er, dass Hybris direkt neben ihm stand. Dann war der Albtraum auch schon weiter vorne und schnitt sich weiterhin mit dem Schwert durch die Tar. Hin und wieder ließ er eine Hand los und mit einer lässigen Bewegung entfachte er wahre Machtstürme. Neid kam in Saphenus auf und verschwand als er sich konzentrierte Fuß zu fassen. Je näher sie dem Loch in dem Turm kamen, desto höher befanden sie sich über dem Boden. Ein Ausrutscher würde nun ihren Tod bedeuten. Hoffentlich entschloss sich Yelm nicht zu noch einem weiteren Torpedo, der sie von den Füßen reißen würde, dachte Saphenus noch als er einen Tar rammte, der dadurch den Halt verlor und nach unten segelte. Einen weiteren Steinsplitter schleuderte er einem anderen Tar entgegen, der versuchte ihn in der Luft zu fangen und dabei seine Hand verlor.


Schließlich erreichten sie das Loch und sprangen in den Turm hinein. Ein Beben erfasste ihn und fast befürchtete Saphenus, dass er nun über ihren Köpfen zusammenstürzen würde. Doch noch hielt er stand. Aus den Augenwinkeln sah er, dass dieser Turm zu denen gehörte in denen die Tar ihre Wurfgeschosse lagerten, doch sie rannten weiter und kamen nun an den Schacht, der auch diesen Turm von innen aushöhlte. Einer Drohne, die sie verfolgte, fiel nun ebenfalls auf, dass hier drinnen Waffen gelagert wurden und schon griff sie sich mit ihren Klauen danach. Die Hand brach einfach von dem Körper ab als er nach dem Gefäß griff, zu sehr hatte die Strahlung sie schon mitgenommen. Doch unbeirrbar griff er einfach mit der anderen Hand danach und schon segelte das Wurfgeschoss auf die beiden Sith zu. Saphenus griff mit der Macht danach doch anstatt es einfach auf dem Boden abzulegen kehrte er die Flugbahn um und ließ es gegen die Drohne krachen. Mit einem Klirren zerbrach es und ergoss eine schweflige Flüssigkeit über ihn. Mit weit aufgerissenen Augen stieß er einen Schrei aus und versuchte hinaus zu rennen. Doch da entzündete sich die Flüssigkeit auch schon, während er rannte hinterließ er eine brennende Spur. Die Flammen züngelten auch und griffen schon auf die Regale über. Unter den Schreien des Tar wurde Saphenus klar, was passiert war. Hybris erkannte die Situation auch, beide sprangen in die Luft und hoben sich auf die nächste Etage. Immer höher erklommen sie den Turm, unter ihnen breitete sich ein rotes Licht auf, Hitze stieg zu ihnen empor. Das Klirren unzähliger Gefäße hallte ihnen nach und beschleunigte ihre Schritte und Sprünge. Dann zerriss eine Explosion die unteren Etagen und trieb ihren Überlebenswillen weiter an. Alle Gedanken waren verdrängt, Saphenus‘ Bewusstsein war nur auf das eine Ziel gerichtet: hier raus zu kommen. Gerade als sie die letzte Etage erreichten, verlor der Turm seinen Hand. Die untersten Stockwerke brachen zusammen und rissen den Rest mit sich. Die zwei Sith stürzten ins Freie und sahen vor sich die Brücke, die zu dem nächsten Turm führte. Im letzten Moment sprangen sie und landeten auf der Brücke, die nun ebenfalls Risse bekam und drohte einzustürzen. Noch einmal katapultierten sie sich nach vorne, die Luft in Saphenus‘ Lungen brannte und er hatte das Gefühl zu ersticken. Dann waren sie auf dem nächsten Turm und spürten wie auch der zitterte. Hinter ihnen ertönte ein Grollen als die Überreste des Gebäudes auf den Boden aufschlugen. Als eigentlich Ruhe hätte einkehren müssen, zitterte der Turm auf dem sie nun standen, aber weiter. Regelmäßig drang ein Dröhnen durch den Stein und bevor sie erkannten, was der Grund dafür war, schoss über ihnen die Fury durch die Luft. Sie spürten die Hitze, die von ihren Geschütztürmen ausging. Dann erhob sich eine große Kranke über den Rand und zog einen gewaltigen Körper hinter sich her. Wie ein Fassadenkletterer hatte sich ein Männchen den Weg zu ihnen gebahnt. Es war nicht so groß wie jenes, dem sie in der Höhle der Königin begegnet waren und Saphenus meinte, er erkannte es als das wieder, das von den beiden Weißen vertrieben wurde. Die Haut unter seinen Schuppen war fast flüssig, sie tropfte dazwischen auf den Boden. Als das Männchen brüllte, flogen ihnen spitze Zähne begleitet von Blut entgegen. Blasen bedeckten sein Gesicht und trotz des Schmerzes, den es wohl empfinden musste, erhob es drohend die Klauen…


[T7K94 | Auf dem Dach eines Turmes] - Saphenus; Darth Hybris; ein Männchen der Tar
 
[T7K94 - Stadt der Insektoiden in einem Krater - Auf dem Dach eines Turms - Saphenus, Hybris und mehr Tar als man zählen konnte]

Die Klaue erreichte ihr Ziel nicht. Anstatt Meister und Schüler wegzufegen oder zumindest zu zerschmettern, bremste sie wenige Zentimeter vor den beiden Sith abrupt ab. Hybris befand sich in diesem Augenblick in Hochform und das Abschlachten so vieler Tar erfüllte ihn auf eine Weise mit der dunklen Seite wie er es schon länger nicht mehr erlebt hatte. Dieses Gefühl von Macht, gepaart mit dem Wissen das man die Schicksale so viele Lebewesen eigenhändig beeinflusst hatte, ließ die schwarze Maschinerie in seinem Inneren bis zur kritischen Temperatur arbeiten. Vielleicht lag es auch daran das seine neue Waffe die Wunden nicht verschloss und er somit ständig mit Blut, Organen und anderen Körperflüssigkeiten konfrontiert wurde. Irgendwas in ihm sprach auf animalische Weise darauf an und belieferte ihn zum Dank mit erhöhter Konzentration, Muskeln denen Erschöpfung fremd war und einem Machtreservoire, das unerschöpflich zu sein schien. Die viel zu schnell auseinander fallende Klaue des Tar aufzuhalten war daher keine allzu große Herausforderung. Als Hybris schließlich in die Luft sprang und seine Waffe in einem diagonal geführten Halbkreis führte, dachte er mehr an die Strahlung des Neutronensterns als an das Opfer, welches er soeben von unten rechts knapp über der Hüfte bis hoch zur linken Schulter aufschlitzte. Es war als würde er durch Pergament schneiden. Wie in Zeitlupe fuhr die Sägeklinge durch schwarz verfärbte Schuppen, zerriss Muskelfasern, zerschmetterte Knochen und ließ Organe wie faule Früchte platzen. Die Macht verlieh ihm einen Zeitlupeneffekt, um den ihn sicherlich jeder Gewaltorgien-Fetischist beneidet hätte. Er sog diesen Augenblick trotz seiner gedanklichen Abschweifungen auf, merkte sich unsinnigerweise Details, die er ohnehin in einer Stunde wieder vergessen würde und als er dann schließlich wieder auf den Füßen landete und mit einem kurzen ruckartigen Abwärtshieb einen ganzen Schwall dunkelblauen Blutes, Organ- und Muskelreste von der Klinge wischte, war er bereit für die nächste Herausforderung. Diese kleinen Momente der grauenvollen Schönheit wirkten immer wie kaltes Wasser das man sich ins Gesicht spritze wenn man gerade aufgestanden war. Hybris ließ seinen Blick schweifen.

Mehr als zwei Dutzend Türme waren bereits zusammengebrochen und wenn man der Fury dabei zu sah wie sie die Tar mit Plasmafeuer eindeckte, musste man sich eher fragen wieso nicht schon viel mehr von der Stadt darunter gelitten hatte. Der Stern beleuchtete die Szenerie von rechts und ebenfalls aus dieser Richtung kam auch das was der Neutronenstern ins weite All hinaus schleuderte und gerade die Tar vor ihren Augen auseinander fallen ließ. Ab einem gewissen Grad wirkte Gammastrahlung schon eher wie ein Hitzestrahl, der die Zellen derart schnell abtötete, dass es aussah als würden die Opfer verbrennen. Doch die Giftschleuder dort oben schwankte wenn man so wollte. Es gab keine einheitliche Bestrahlung, weswegen man immer wieder beobachten konnte das Tar scheinbar unbeeinflusst durch die Luft flogen und kaum überschritten sie eine unsichtbare Linie, dauerte es nur Sekunden bis sie 3/4 der Stadien der Strahlenkrankheit durchgingen und schließlich abstürzten da ihre eh schon dünnen Flügelhäute sie nicht mehr tragen konnten. Hybris schaute zu einer Gruppe von Brandbombenwerfern die auf den Weg zu ihnen war. Sie waren noch mehr als fünfzig Meter entfernt und flogen in einer losen Formation. Hybris konnte sich regelrecht in sie hineinversetzen. Wie sie da flogen und eng beieinander blieben, die im Inneren seienden Werfer abschirmten und glaubten, dass sie sie dadurch gegen die unsichtbare Gefahr abschirmen konnten. Sie waren nicht dumm und vor allem todesmutig, aber höheres Wissen fehlte ihnen offenbar. Die am Rand verfärbten sich genau so wie die vermeintlich geschützten im Inneren und nicht einmal zwanzig waren noch stark genug ihre Tonkugeln zu werfen, als sie denn endlich angekommen waren. Hybris fixierte den vordersten Werfer, visierte dessen Kugel an und feuerte ein halbes Dutzend kleiner Machtpfeile ab. Einer traf, durchschlug das Gefäß, wodurch es in der Klaue des Tar gänzlich zerbrach und entließ den Staub daraus auf alle umliegenden Tar. Inzwischen konnte man ihren Gesichtsausdruck nicht mehr wirklich lesen, doch das Aufwallen von Panik und dem Wissen, das es gleich sehr schmerzhaft werden würde, pulsierte wie ein pochendes Herz durch die Macht. Eine Welle nach der anderen erreichte Hybris, brandete auf ihn ein und ließ den Rest des Schlachtfeldes für einen Augenblick lang in den Hintergrund treten. Die zwei Dutzend Tar schrien sowieso schon innerlich wie am Spieß, doch nun steigerte sich das noch einmal. Das staubige Zeug, das gar nicht von den Tar, sondern von den von ihnen ausgelöschten Insektoiden stammte, ließ sich auf alle nieder und kaum war die hauchdünne Hülle weggeschmolzen, entzündete es sich an der Luft. Das entstandene Zeug besaß die klebrigen Eigenschaften von Pech, kombiniert mit dem sich-in-das-Fleisch-hinein-brennen von weißem Phosphor. Einer schwarzen Magmaschlacke gleich umhüllte es die geflügelten Tar und ließ sie ein paar Sekunden unvorstellbarer Pein erleben und dann gnädigerweise sterben. Jene die mehr oder weniger Glück gehabt hatten und außer Reichweite gewesen waren, wurden nun von Hybris zur Seite gefegt und dann nicht weiter beachtet. Sie würden ohnehin keinen weiteren Anflug schaffen.

Sein Blick fiel auf Saphenus. Der schien gerade gestolpert zu sein, was Hybris zu einem bissigen Kommentar verleitete. Doch noch bevor er es aussprechen konnte, bemerkte er das sein Schüler gar nicht gestürzt war, sondern sich der Turm unter dessen Füßen verabschiedete. Und kein anderer Turm in der Nähe. Und keine Fury. Kaum wurde er sich dessen bewusst, knackte es auch schon unter seinen Füßen, Risse bildeten sich und verschwanden mit dem braunen Material in die Tiefe. Und beinahe wartete er zu lange, levitierte sich dann aber doch in die Luft und zögerte ein paar Sekunden bis er auch Saphenus packte und in der Luft hielt. Trotz der letzten Ereignisse im Raum des Grauen, trotz der gewechselten Worte und vor allem Gedanken zu diesem Thema wollte Hybris seinen Schüler noch nicht verlieren. Er würde ihm die Wunde am Bein lassen bzw. genauer gesagt sie sogar mit Hilfe der Macht „versiegeln“, sodass kein Arzt das Problem würde beheben können und Saphenus erst so mächtig sein musste wie sein Meister damit er das Siegel aus eigener Kraft auflösen konnte, doch töten würde er ihn nicht. Oder sterben lassen. Eine Entscheidung die zweifelsohne noch das eine oder andere Mal angefochten wurde. In genau diesem Augenblick zum Beispiel. Noch während der Turm unter ihnen zusammenbrach und Schutt und Geröll wie bei einer Explosion in alle Himmelsrichtungen schickte, kamen aus so ziemlich jeder erdenklichen Richtung und Höhe Tar angeflogen. Sie kamen vereinzelt oder höchstens als Paar, waren meist mit Stäben oder Droidenteilen bewaffnet und würden wohl nur noch Zeit für einen letzten Angriff haben. Hybris zehrte Saphenus, der bisher zu seinen Füßen gehangen hatte, zu sich hoch und befestigte ihn sozusagen an seinem Rücken.
Yelm! Komm verdammt noch mal her und hol uns ab.“
Hybris würde sich nicht darüber beschweren das sein Pilotdroide 99% der Tar beschäftigt hielt, doch das er jetzt nicht hier war und die Machtreserven von ihm durch diese Schwebenummer viel zu schnell erschöpft wurden, sorgte für ein paar irrational Gefühlsschwankungen.
Der Droide antwortete das er bereits auf dem Weg war – die Fury befand sich im Rücken von Hybris – und dann mussten sich die beiden Sith auch schon ihrer Haut erwehren. Zuallererst flogen wieder die Brandbomben, doch nicht eine kam näher als fünf Meter an sie heran. Dann kamen die vitalsten und damit schnellsten Nahkämpfer an, stießen mit ihren Stäben bis zu sechs Mal zu und starben dann weder durch die Klingen der Sith oder gingen elendig an der Strahlung bzw. an Entkräftung zu Grunde. Zwei von ihnen waren besonders verzweifelt und stürzten sich gleich ohne Waffen auf den Executor. Der hatte damit ehrlich gesagt gar nicht mehr gerechnet und hatte deshalb plötzlich ein in Auflösung befindliches grün-schwarzes Reptiliengesicht viel zu dicht vor Augen. Wie von Sinnen versuchte das deutlich kleinere Tarpaar sich einerseits blind an ihm festzuhalten und andererseits den Helm einzuschlagen. Der Linke war ein wenig stärker und verdrängte den anderen beinahe, schaffte es vor allem aber erst einmal nur sich über Hybris zu übergeben. Und noch während der sich innerlich darüber aufregte das seine Sicht durch die mit Blut durchtränkte Kotze getrübt wurde, brachte er sein Seelenschwert in Position und hackte dem Paar irgendwas auf Höhe der Oberschenkel ab. Der Widerstand war wieder gleich Null, sodass er nicht sagen konnte was er getroffen hatte, doch das schmerzerfüllte Zischen der Reptilien sagte ihm zumindest das er irgendwas getroffen hatte. Nicht das es ein Grund war innezuhalten. Die Linke zur Faust geballt und mit der Macht aufgeladen, schlug er von unten links diagonal nach oben rechts. Das hätte den stärkeren der beiden irgendwas im Brustkorb anknacksen sollen, doch Hybris nutzte wohl zu viel Kraft oder Macht, denn er brach einfach hindurch und plötzlich hing ein gar nicht mal so leichtes totes Gewicht an seinem Arm. Er schüttele ihn ab, packte den Kopf des anderen Tar mit der selben Hand und ließ die Macht erneut explodieren. Genau in diesem Augenblick hätte es so etwas wie ein Platschen oder Ploppen geben sollen, halt irgendwas das darauf hindeutete das gerade ein Schädel in sich zusammengeschoben worden war, doch stattdessen kapitulierten Hybris Anzugsensoren als etwas viel zu lautes sie erreichte. Um den Träger vor genau so etwas zu schützen, schalteten sie sich ab, genau so wie der Helm polarisieren konnte wenn man direkt in einen Stern hineinblickte. Hybris ließ los und wischte sich das Visier halbwegs sauber, dann blickte er sich irritiert um. Ein Geräusch, das so laut war das sich das System vorübergehend abschaltete – jetzt lief es wieder und übermittelte Dinge, die sich anhörten als würde gerade ein Berg in sich zusammen brechen -, musste eigentlich auch eine Druckwelle auslösen. Doch als der Executor sich umsah fand er keinen Hinweis darauf das ein weiterer Torpedo in ihrer Nähe explodiert war. Oder sonst etwas. Zumindest bis er nach unten schaute. Von dem Punkt aus wo das Schildschiff abgestürzt war, breitete sich ein riesiger, wenn auch noch nicht gewaltiger Krater aus. Schneller als Hybris es erfassen konnte brachen dessen Kanten ab, Türme in der Nähe wurden instabil und kapitulierten schließlich vor den Gewalten der Tiefe und ergaben sich ihr indem sie sich wie Selbstmörder in ihr immer größer werdendes Maul stürzten. Und immer dann wenn einer davon mit Brandbomben gefüllt war, gab es noch eine letzte riesige Feuersäule, eingehüllt von Staub und ein paar Tar. Hybris war zwar kein Pyromane, doch er musste dennoch zugeben das es spektakulär aussah und einen gewissen Starr-Faktor besaß. Nur eine halbe Minute später stoppte die Fury neben ihnen und der Absturz der Stadt unter ihnen verlangsamte sich. Die beiden Sith stürzten um sich schlagend in die offene Luftschleuse, konnten aber nicht verhindern das drei Tar ebenfalls an Bord gelangen konnten. Saphenus befand sich jedoch in der richtigen Position um sie sogleich wieder zu entfernen, wurde aber von Hybris aufgehalten indem er dessen Lichtschwert kurzerhand deaktivierte bzw. die Energiezelle vom Rest des Griffes isolierte. Der Zabrak reagierte verdutzt, wusste aber natürlich wer dafür verantwortlich war und sah seinen Meister mit wer weiß was für einen Gesichtsausdruck an, doch der hatte nur Augen für die drei … nun, ab wann galt man eigentlich nicht mehr als blinder Passagier … aber auf jeden Fall sah er nur sie an und blockierte ihre lächerlichen Angriffe mit der Macht. Und zwar indem er kurzerhand alle Sehnen an den unteren und oberen Extremitäten zerriss. Sie brachen zusammen, als wären sie Puppen denen man die Schnüre durchtrennt hatte.

„Vielleicht kann man sie noch gebrauchen.“
erklärte er sein Verhalten und hob dann demonstrativ den Kopf zur Decke.
„Yelm, bring uns in den Orbit.“
Hybris hatte Rope zwar nicht vergessen, doch sollte er bei der Zerstörung des Schildschiffes noch an Bord gewesen sein, war er ohnehin verloren.
Und dann, noch bevor sich die Anspannung in den Körpern der Sith legen konnte, nagelte der Meister den aufsässigen Schüler an die innere Schleuse. Arme und Beine von sich gestreckt, klebte Saphenus an dem Metall und konnte nur noch geradeaus starren.
„Was soll ich nur mit dir machen, Schüler?“
Hybris stand mitten in dem kleinen Raum und zog sich den Anzug aus, wobei er immer wieder einen Blick auf den Apprentice warf.
„Verrat, Rebellion, Aufsässigkeit, Subordination, Befehlsverweigerung, Mordversuch, Mordanschlag … wie soll ich dein Verhalten beschreiben, hm? Schon allein der Verdacht reicht aus um Folter zu legitimieren. Da die Sachlage aber offensichtlich ist, wäre der Tod angemessen.“
Er hatte bewusst langsam - und mit tödlicher Ruhe - gesprochen, sodass er bei dem letzten Wort auch das letzte Teil seiner provisorischen Rüstung ausgezogen hatte. Nun nahm er sein Sägeschwert, das bisher an der Wand gelehnt hatte, und richtete die Spitze auf den Hals seines Schülers.
Ob die Waffe überhaupt funktionierte, konnte Hybris noch immer nicht sagen. Selbst nachdem er den großen Tar und unzählige kleine erschlagen hatte, gab es keinen sicht- und/oder spürbaren Hinweis darauf ob die Waffe ihre Seelen aufgenommen hatte. Weder leuchtete etwas, noch fühlte es sich anders an. Vielleicht besitzen die Tar keine Seele, redete Hybris sich ein und wollte daran glauben. Es MUSSTE einfach so sein.
„Ich verspüre aber das Bedürfnis härter als angemessen zu urteilen. Wie klingt ewig währende Versklavung für dich Saphenus? Oder ist diese Strafe vielleicht doch einfach nur angemessen im Angesicht dieses Verrates?“
Ein kurzes, nicht länger als einen Herzschlag andauerndes Lächeln, und er starrte seinen Noch-Schüler wieder ausdruckslos an.
"Was wäre für dich angemessen?"

[T7K94 - Auf dem Weg in den Orbit - Hybris Fury - Luftschleuse -Saphenus, Hybris und drei Tar]
 
[T7K94 | Auf dem Dach eines Turmes] - Saphenus; Darth Hybris; ein Männchen der Tar

Trotz der Strahlung, die seinen Körper langsam zu zersetzen drohte, schoss die Klaue mit einer Geschwindigkeit nach vorne, um die Saphenus das Männchen beneidete. Es musste zweifellos wissen, dass es auf die eine oder andere Weise hier sterben würde, entweder durch die Hand der Sith oder durch die unnachgiebige Macht des Neutronensterns. Trotzdem brüllte es und entfesselte jegliche Machtreserven, die ihm noch zur Verfügung standen um den Befehlen seiner Königin nach zu kommen und seine Art zu schützen. Ein verzweifelter Versuch, der nicht von Erfolg gekrönt sein würde und dennoch…ihm schien gar nicht in den Sinn zu kommen, dass auch er auch einfach fliehen konnte. Lässig hielt Hybris die heranschießende Klaue auf, einem Kinderspiel gleich hielt er sie gefangen und führte dann seinerseits einen tödlichen Stoß auf. Chancenlos musste das Männchen mit ansehen wie sein Körper eröffnet wurde, Blut schoss heraus und Organe fielen auf den Boden. Ein leicht überraschter Gesichtsausdruck schien sich bei dem Männchen abzuzeichnen bevor es zu Boden sank und einen letzten Atemzug tat. Wie einfach dieses doch sein Leben ausgehaucht hatte, ganz im Gegensatz zu dem, das sich ihnen vor der Königin in den Weg gestellt hatte. Doch hier oben herrschten auch andere Regeln, hier hatten die zwei Sith den Vorteil. Nicht durch die Macht, sondern durch die tödlichen und ätzenden Strahlen des Sterns, der seinen heißen Blick unnachgiebig auf diesen Planeten richtete. Während Saphenus das Schauspiel beobachtete, sich an dem Tode des Männchen weidete und ihn danach sehnen ließ, dass noch ein weiteres auftauchen würde, merkte er gar nicht mehr was um ihn herum geschah. Viel zu sehr erinnerte er sich an die Situation in den Höhlen, er spürte seine eigene Angst, die er damals empfunden hatte und realisierte, dass die Prüfung ihn verändert hatte. Die Angst war nicht weg, das nicht. Sie würde sein ständiger Begleiter sein, doch statt ihn zu lähmen war sie sein Verbündeter. Sie nährte die dunkle Seite in ihm und verschaffte ihm Kraft. Die Macht zerbrach seine Ketten und auch wenn sein Meister dieses Männchen geschlachtet hatte, Saphenus wusste, dass er hoffentlich schon bald selber die Macht dazu haben würde. Zumindest die Drohnen der Tar bereiteten ihm keine Probleme mehr. Dachte er zumindest.

Plötzlich wackelte es unter seinen Füßen. Hektisch sah Saphenus sich um. Sein Meister verwandelte einen Schwarm anfliegender Tar in einen Feuerball indem er ihre gefährlichen Wurfgeschosse einfach wieder in ihre Richtung umlenkte. Der Zabrak brüllte, doch im Kom knackte und rauschte es nur. Er stolperte, im Boden unter seinen Füßen bildeten sich Risse. Erst kleine, die sich dann jedoch zusammenschlossen und immer größer und dicker wurden. Schließlich brachen kleine Steinchen heraus, größere folgten. Dann erschütterte ein Beben den Turm und brachte ihn zum Einstürzen. Wild ruderte er mit den Armen, panisch schoss sein Blick hin und her und suchte nach einer Möglichkeit sich doch noch irgendwo festhalten zu können. Um sie herum war kein Turm mehr intakt, die Schwerkraft hatte sie alle gen Oberfläche gerissen. Er schloss die Augen und richtete die Macht auf sich selber, sein Überlebenswille war da, er musste sich in der Luft halten. Doch da verlor er schon den Boden unter den Füßen, das Machtfeld, das er unter sich errichtet hatte, wurde von seinem eigenen Körpergewicht vernichtet. Verzweifelt riss er seine Augen auf und sah Hybris in der Luft schweben. Der abschätzige Blick des Albtraums traf den Zabrak, der sein Gesicht verzerrte und einen stummen, aber wutentbrannten Schrei entließ. Würde sein Meister nun doch noch die Gelegenheit nutzen und ihn hier sterben lassen, trotz der Prüfungen, die er bestanden hatte, trotz der Gefahren, denen er begegnet war? Unermesslicher Hass auf seinen Meister formte sich in Saphenus als er auch schon ein Ziehen in seinem Nabel spürte. Er wusste, dass die Schwerkraft an ihm zehrte und ihn nach unten reißen wollte, doch da wurde sein Fall, der noch nicht einmal richtig begonnen hatte, auch schon wieder gestoppt. Saphenus spürte wie sich die Macht um ihn legte und er atmete erleichtert aus. Noch brauchte Hybris ihn also, noch war er von Wert. Wieso sollte der Albtraum ihn nun auch töten, wo es doch ein langer und mühseliger Weg war ihn zu dem zu formen, der er nun war.

Eine Explosion zerriss die Luft unter ihnen, Staub erhob sich an der Stelle in die Höhe an der noch vor Sekunden der letzte Turm gestanden hatte. Trotz der Tar, die nun von überall her auf sie zukamen, verspürte Saphenus Erleichterung. Hybris beförderte ihn zu ihm, Rücken an Rücken schwebten sie in der Luft. Die dunkle Seite war ihr Verbündeter, sie verschaffte ihnen einen Vorteil gegenüber den Tar. Die rote Klinge senkrecht vor seinem Körper in Stellung gebracht wartete er auf sie. Sollten sie nur kommen. Mittlerweile war das Ausmaß der Verzweiflung, die die Drohnen an den Tag legten ins Unermessliche gestiegen. Blind vor Schmerzen und Wut warfen sie sich auf die Eindringlinge, alles was sie hatten nutzten sie als Waffe. Diejenigen, die noch Waffen hatten und dazu die Extremitäten um diese auch zu halten, stießen mit den Stäben in ihre Richtung, doch den Schlägen fehlte jegliche Kraft. Mühelos schnitt sich Saphenus durch ihr Fleisch. Andere warfen Bomben, doch ein gezielter Machtgriff ließ sie für einen Moment in der Luft verharren und dann Richtung Boden stürzen. Doch dann flog etwas auf sie zu, mit dem Saphenus nicht gerechnet hatte: statt einer der Brandbomben näherte sich ihm etwas Größeres, geworfen von einer Drohne, deren halber Kopf schon von der Strahlung weggefressen wurde und deren Bewegungen nur noch aus Instinkt und der Aktivität der letzten verbliebenen subkortikalen Zentren bestand. Voller Verwirrung wurde der Zabrak getroffen, der leblose Oberkörper J’Annons prallte gegen ihn und trieb ihm die Luft aus den Lungen. Für einen Moment befand sich das Gesicht seine ehemaligen Feindes direkt vor seinem, Erinnerungen an ihren Kampf schossen ihm durch den Kopf, er spürte das Siegesgefühl als er seinen Unterleib samt Beinen abtrennte. Die Strahlung hatte den Rest, den Saphenus zu Beginn der Mission von Bord der Fury in den Abgrund geworfen hatte, verunstaltet, dennoch war er leiht wieder zu erkennen. Was veranlasste eine Drohne statt der Brandbomben diesen Körper aufzunehmen und als Waffe einzusetzen? Wie tief musste der Wahnsinn reichen um so etwas zu tun? Die Drohne, die das merkwürdige Geschoss geworfen hatte, flog nun selbst auf Saphenus zu, doch sie erreichte ihr Ziel nicht. Einer der Flügelschläge war zu kräftig und riss diese geradewegs vom Körper. Schreiend fiel sie zu Boden. Plötzlich gab es erneut eine Explosion und im ersten Moment dachte er, dass der Aufprall des Tar sie ausgelöst hatte. Dann schalt er sich für diese Vorstellung und sah die Überreste des fremden Schiffes, die von einer gewaltigen Explosion verschluckt wurden. Saphenus spürte die Hitze selbst in dieser Höhe und plötzlich wünschte er sich endlich von hier weg zu kommen. Als könnte Yelm seine Gedanken lesen hörte er die dröhnenden Düsen des Raumschiffes, langsam wurden sie lauter und schließlich brachte sich die Fury über ihnen in Stellung. Ohne einen Hauch von Anmut retteten sie sich in die Luftschleuse, genau wie drei andere Tar. Saphenus fletschte die Zähne, die letzten Toten dieser Mission würden auf seine Rechnung gehen, doch plötzlich erstarb seine Klinge mit einem quälenden Zischen. Verwirrt drückte er erst fester auf den Knopf an dem Griff und sah sich dann zu seinem Meister um. Da brachen die Tar auch schon zusammen, Hybris wollte sie als Sklaven oder Versuchsobjekte. Enttäuschung machte sich in Saphenus breit, doch der rationale Teil in ihm verstand, dass da eine gute Idee war.

Saphenus wollte nichts anderes als durchatmen. Obwohl sein Verstand begriff, dass sie nun endlich auf der Fury waren, zitterte sein Körper noch vor Anspannung und Adrenalin schoss weiter durch seine Adern. Gerade als er sein Lichtschwert an seinem Gürtel befestigen wollte, riss es ihn herum. Mit einem Krachen wurde er an die Wand gedrückt, die Macht presste gegen seinen Körper und ließ keinen Widerstand zu. Jegliche Anstrengung selbst dagegen zu wirken, war wirkungslos. Hybris baute sich vor ihm auf, wie Gift tropften seine Worte aus seinem Mund während er sich langsam seines Raumanzuges entledigte. Bald schon stand er in der Robe vor ihm und schon wieder schossen Saphenus Bilder durch den Kopf, wie sie sich beide gegenüber standen und nichts anderes als den Tod ihres Gegenübers wollten. Er war nicht mehr in der Lage sich zu bewegen, Risse bildeten sich in seinem Helm, schließlich knackte es und zerbrach in viele kleine Stücke. Statt in sein Gesicht schlugen sie in die Wand dahinter ein. Er versuchte seine Blick war an das Schwert geheftet, das drohend vor ihm aufragte. Wieder spürte er die Dunkelheit, die es umgab nur mehr als deutlich. Selbst für ihn, der meinte die dunkle Seite in ihrer Gänze gespürt zu haben, war es böse und unheilvoll. Aus welchem Kreis der Hölle mochte es nur stammen und wieso hatten sie es überhaupt geborgen statt es einfach dort zu lassen wo es war? Die Sekunden verstrichen in denen Saphenus keine Antwort gab. Er war gelähmt, seine Gedankengänge langsam. Sollte er das nicht endlich hinter sich haben? Wieso wollte sein Meiste nun doch das Werkzeug opfern, das so viel Zeit in Anspruch genommen hatte? Es ergab keinen Sinn! Er hatte jede Prüfung bestanden, die der Albtraum ihm auferlegt hatte. Er war seiner Vergangenheit gegenüber getreten, er hatte Je’ana immer und immer wieder getötet, ebenso wie seine Eltern. Er hatte bewiesen, dass er würdig war ein Sitz zu sein, sein Meister konnte das nicht mehr in Frage stellen. Er musste damit gerechnet haben, dass Saphenus diese Mission nicht überlebte und damit hatte er sich geirrt. Da fuhr ein Geistesblitz durch ihn, der seinen Körper zu reanimieren schien. Er zwang seine Lippen und seine Zunge dazu ihm zu gehorchen, leise, aber bestimmt drangen die Worte aus seinem Mund.


„Verrat? Insubordination? Mordanschlag?,

wiederholte er langsam das, was Hybris ihm vorwarf.

„Ich bin nichts anderes als das Ergebnis EURER Schöpfung. Ich bin EUER Schüler, ich habe von EUCH gelernt. Selbst wenn ich all diese Dinge getan haben sollte, so habt IHR mich dazu gebracht sie zu tun. Es waren Eure eigenen Worte als ihr sagtet, ihr wollet uns zu Euren Werkzeugen machen. IHR habt mich geformt, IHR habt mich geprüft und mich meiner Vergangenheit ausgesetzt. Ich habe Euch bewiesen, dass sie hinter mir liegt und dass ich bereit bin meinen Platz an Eurer Seite einzunehmen. Ihr müsst zugeben, dass Ihr mir niemals zugetraut hättet diesen Planeten wieder lebend zu verlassen und doch bin ich hier. IHR habt mich zu dem gemacht, der ich bin und entweder bin ich genau so, wie IHR mich haben wolltet oder aber IHR habt versagt.“

Saphenus legte eine kleine Pause ein, er spürte wie sich die Angst in ihm regte. Er setzte alles auf eine Karte, jedes seiner Worte konnte sein Untergang sein und ihm ein Schicksal bescheren, das noch schlimmer war als der Tod selbst. Dennoch sprach er das aus, was ihm durch den Kopf ging. Er versteckte sich nicht hinter Lügen und Ausflüchten, einzig und allein seine Meinung lag in den Worten, die er sprach.

„Ich glaube nicht, dass Ihr in der Ausbildung versagen wolltet, Ihr habt mich nicht ohne Grund als Schüler erwählt. Ihr müsst gewusst haben, welches Potential in mir steckt und entweder Ihr habt es geschafft dieses zu entfesseln oder aber Ihr seid daran gescheitert. Doch dann hättet Ihr mich auch eben schon in die Tiefe fallen lassen oder mich zuvor noch in den Höhlen zurücklassen können. Wieso solltet Ihr Euch die Mühe machen und mich doch noch mit auf die Fury schleppen? Ich bin das Werkzeug geworden, das IHR Euch gewünscht habt und jetzt wollt Ihr mich dem Schwert opfern? Lebend in meinem eigenen Körper bin ich Euch so viel mehr Wert, ich kann Euch weiterhin dienen und dafür sorgen, dass Ihr Eurem Ziel näher kommt.“

Keine Spur von Flehen, kein bisschen Verzweiflung steckte in seiner Stimme als er das sagte. Es ging ihm nicht darum die ohnehin nicht existenten Gefühle des Albtraums oder gar sein Moralempfinden zu wecken, vielmehr legte er rational dar wieso es gelinde gesagt bescheuert wäre ihm dem Schwert zu opfern.

„Ihr gebt der Vernunft immer Vorrang vor dem Wahnsinn und es wäre Wahnsinn den Schüler zu opfern, der Euch solange begleitet hat. Also, MEISTER“,

und Saphenus betonte das Wort ganz deutlich,

„würdet Ihr mich nun endlich runterlassen?“


[T7K94 | Weg in den Orbit | Hybris' Fury | Schleuse] - Saphenus; Darth Hybris
 
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