Du beziehst Dich hier m.E. nicht auf den Gesetzgeber, sonder bezeichnest es als Fakt, daß "Mein Kampf" nicht harmlos ist.
Daher meine Fragen an Dich, inwieweit Du das Buch heute noch als gefährlich ansiehst.
Ganz einfach: Die Natur einer Lüge ist, dass man sie glaubt.
Vor allem dann, wenn diese unkommentiert im Raum steht und es dem Leser selbst überlassen bleibt, sich ein breiteres Bild anzueignen. Im Sinne des Antisemitismus bietet "Mein Kampf" einen gefährlichen Nährboden, vor allem im Zusammenhang mit der aktuellen Situation Israels. Hier wäre es nur all zu einfach, die falschen Schlüsse aus der Lektüre heraus zu ziehen. Einzig die schulische Indoktrination wirkt dem entgegen und eben weil indoktriniert wird besteht meines Erachtens der grundsätzliche Wunsch, eine zweite Meinung einzuholen. Ist diese zweite Meinung "Mein Kampf" oder eine andere Hetzschrift, dann
ist das gefährlich. Eine der Hauptfunktionen dieses Buches war es nämlich, Schuldige zu finden. Und gerade heutzutage, in Zeiten von Terror, Finanzkrisen und Nah-Ost konflikten, stellt Israel einen ausgezeichneten Sündenbock dar. Vielleicht sind die Dummen heute keine Nazis mehr, aber vielleicht sind es die Schwachköpfe, die sich dem Djihad verschreiben, welche solchem Unsinn gerne Glauben schenken möchten. Und diese Leute kommen auch aus unserem Land.
"Mein Kampf" stellt in meinen Augen eine unkontrollierbare Unbekannte da, welche polarisiert und aufhetzt und schlicht und ergreifend in seiner Urform verboten gehört.
aber "Mein Kampf" ist m.E. ein historisches Dokument, daß m.E. zugänglich sein sollte.
Und wenn nur als schlechtes Beispiel.
Das sehe ich ja auch so, nur eben nicht in einer unkommentierten Originalfassung. Aber eine solche Fassung müsste einerseits die ganzen Änderungen über die vielen Jahre hinweg beinhalten, als auch sämtliche Einflüsse und Auswirkungen in kritischer Weise miteinbeziehen.
Dann wäre es ein hervorragendes Lehrwerk.
Als reine historische Quelle lehne ich "Mein Kampf" jedoch ab, weil ich es als Lehrwerk nachweislich gefährlichen Gedankenguts verstehe.
Aber es geht noch weiter (ab hier jetzt auch @Talon Karrde), denn es ist nicht nur die Gefahr der freien Verfügbarkeit von "Mein Kampf", die ich hier sehe, sondern auch die Tatsache, dass es in unserer Regierung ständig Bestrebungen gibt, an unseren Grundrechten zu sägen und zwar im Namen von Jugendschutz und Antiterrorismus. Das propagierte Feindbild ist klar und die tatsächliche Gefahr droht heutzutage auch meiner Ansicht nach aus dem linken Lager. Ist es hier besonders klug, ein Werk frei zugänglich für Jedermann (eine einzelne, überteuerte Antiquität fällt IMHO nicht darunter) zu machen, welches unter anderem das Führerprinzip propagiert?
Sicher, man wird den Großteil dieses Gedankengutes ablehnen, wg. der bereits angesprochenen schulischen Indoktrination, aber eben auch nicht alles. Vieles davon tritt bereits wieder auf, zwar in einem anderem Gewand, aber es ist da:
Die "Bösen" sind heute nicht mehr die Juden, sondern die Terroristen, die ungebildeten Amokläufer und diverse Medien.
Die "Guten" sind willkürliche Verbote, die Koalition der Willigen, Patriot Acts, gläserne Kunden, Onlineüberwachungen, Röntgengeräte und politischer Aktionismus.
In diesem Zusammenhang bleibt abzuwarten, welche Folgen die Wirtschaftskrise bringen wird. Aber ich bin da eher pessimistisch...