Wie ähnlich seid ihr eurem Char?

Interessanter Beitrag.
In wie weit ähneln sich Tylaar und ich? Nachdem ich den Titel gelesen habe, gingen mir da so eine Fragen durch den Kopf. Und ich glaube, ich kann es mit folgenden Worten beschreiben:

Tylaar ist so, wie ich unter falschen Umständen sein könnte.

Viele der Punkte, die ihn formen - Schuldgefühle, Heimatlosigkeit, zwischen den Fronten stehend, moralisch fraglich -, findet man auch bei mir wieder, aber in sehr viel kleineren Maßstäben. Für mich war der Reiz, einen Charakter zu schaffen, der einmal in seinem Leben einen furchtbaren Fehler gemacht hat und der ihn sein ganzes Leben über begleitet, sein Wesen beeinflusst und ihn zwischen zwei Seiten hin- und herstraucheln lässt. Das war für mich von Anfang an der Reiz, da er bereits anno 2004 als ambivalenter Charakter geplant war.
Tylaar ist definitiv düsterer als ich, selbst wenn ich sein Gegrübel und Zweifeln selbst kenne. Alles ist bei ihm etwas überspitzter, als es bei mir in der Realität ist.

Vom Aussehen her ... ich höre öfter, dass ich Michael Vartan sehr ähnlich sehe. Habe ihn damals letztlich genommen, weil ich den Schauspieler mag, dass wir uns vom Gesicht her sehr ähneln, war eher ein angenehmer Zufall.
 
Ich finde diese Frage wirklich schwer zu beantworten.
Erstmal schließe ich mich Nergal an, was die Vorstellungen, Ansichten, Ideale etc. anbelangt... meine Deutschlehrerin in der Oberstufe hat den Satz geprägt: "Was man nicht erlebt hat, kann man nicht schreiben." und ich denke so ähnlich hält es sich auch mit den RPG-Charakteren. Der Schreibstil, das, worauf man wert legt und womit man in irgendeiner Form schonmal Kontakt hatte und es in seinen Charas verarbeitet, sagt viel über denjenigen aus, der hinter der Tastatur sitzt (auch wenn vieles davon mit Sicherheit verborgen bleibt).
Dazu kommt, dass diejenigen Mitspieler, die mit dem Charakter interagieren, sich eine eigene, neue, teilweise auf dem RPG-Charakter basierende Meinung von dem Spieler dahinter aufbauen. Persönlich würde ich beispielsweise sagen, nicht sehr viel mit Hade gemein zu haben - andererseits habe ich von Blaine auch schon oft gehört 'Solche LMA-Charas passen voll zu dir'.
Last but not least ist ein Rollenspielcharakter stets wandelbar. So lange man es logisch erklärt, kann aus einem Jedi ein Sith oder aus einem Sith ein grundguter Friedensritter werden. Weniger drastisch ist eine Änderung der Motive und Ansichten natürlich auch möglich. Man hat es also nicht mit einem Charakter zu tun, der schon völlig fertig und somit vollständig charakterisierbar ist.
Fazit: Ich sehe die Beziehung zwischen mir als Spieler und meinen RPG-Charakteren also eher als eine Korrelation an, weshalb ich die Frage nach dem 'Ähnlich' oder 'Unähnlich' für nicht so einfach zu beantworten halte. Teilweise nehme ich mir meine Charaktere sogar zum Vorbild, indem mir z.B. einfällt, wie mein Chara mit einer Situation umgehen würde. Ich würde also sagen, dass sich mein Persönlichkeitshorizont durch neue, sehr unterschiedliche Charaktere erweitert, obgleich ich die Teile, die in dem Charakter zum Ausdruck kommen, schon in mir gehabt haben muss, da ich sie sonst gar nicht spielen könnte.

Zur Ähnlichkeit/Unähnlichkeit von mir und Hade:
Wie schon gesagt denke ich nicht, dass Hade mir so sonderlich ähnlich ist. Das mache ich vor allem an einem großen Punkt fest: Hade ist standhaft wie ein Fels in der Brandung. Sie hat keine großen Träume oder Ziele, sondern schlägt sich so durch und achtet darauf, am Leben zu bleiben. Sie gibt nicht viel von sich preis und legt keinen sonderlich großen Wert darauf, dass jemand sie 'richtig kennt' oder ihr sonderlich viel emotionale Wärme entgegenbringt. Sie nimmt das Leben also, wie es kommt, und steht der Galaxis ziemlich leidenschaftslos gegenüber.
Dem entgegen sehe ich mich eher als Träumerin an. Der Beruf des Kopfgeldjägers wäre auch absolut nichts für mich, weil mir meine Mitmenschen schlicht nicht egal genug sind (Hade jagt und töten schließlich nicht aus irgendeinem höheren Ideal heraus, etwa nur Verbrecher oder sowas). Der Charakter ist also mit einer gewissen Grundresignation versehen, die ich so nicht teile.

Davon einmal abgesehen haben wir aber auch Gemeinsamkeiten.
Beispielsweise sind wir beide vorsichtig, vernünftig und halten die eigene Freiheit für ein absolut verteidigenswertes Gut.
 
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... meine Deutschlehrerin in der Oberstufe hat den Satz geprägt: "Was man nicht erlebt hat, kann man nicht schreiben."
Kurz offtopic, aber da muss mich deiner Deutschlehrerin widersprechen. Der Logik gefolgt, könnte es keine Thriller, Krimis, Historischen Romane geben, da keiner der Autoren jemals einen anderen Menschen umgebracht hat. ;)
Aber ich verstehe schon, was dahinter steckt. Umso näher man an dem dran ist, was man schreibt, umso authentischer wird es letztlich auch.
 
Kurz offtopic, aber da muss mich deiner Deutschlehrerin widersprechen. Der Logik gefolgt, könnte es keine Thriller, Krimis, Historischen Romane geben, da keiner der Autoren jemals einen anderen Menschen umgebracht hat. ;)
Aber ich verstehe schon, was dahinter steckt. Umso näher man an dem dran ist, was man schreibt, umso authentischer wird es letztlich auch.

Nochmal Offtopic:
Das war ein Satz, um den Schülern zu veranschaulichen, dass in JEDEM Schriftstück IMMER etwas vom Autor steckt. Z.B. könnte ich keinen authentischen Roman über Alaska schreiben, ohne vorher gründlich darüber recherchiert zu haben und eventuell (nicht zwingend! Aber es bietet sich an) einmal dort gewesen zu sein.
Das 'Erlebt' in diesem Satz ist also nicht als das subjektive Erleben gemeint, das sich mit 'Sich schonmal in der Situation befunden haben' übersetzen lässt. Sich mit der Situation zu befassen und sie 'im Geiste erlebt' zu haben, reicht im Grunde schon aus.

Ich habe versucht mich an ihren etwaigen Wortlaut bei diesem einen Satz (ohne weitere Ausführung) zu halten und ging davon aus, dass meine Fortführung den eigentlichen Sinn nochmal präzisiert. NATÜRLICH ist es falsch, wenn man 'Erleben' im Sinne von 'Sich in genau der selben Situation befunden haben' definiert - aber dann wäre JEDE Form von fiktiver Literatur unmöglich und selbst Autobiografien beruhen teilweise nicht ausschließlich auf 1-zu-1 übertragbaren Situationen...

EDIT: Ich weiß das mit dem etwaigen Wortlaut noch so gut, weil er mich damals auch gestört hat. ^^ 'Was man sich nicht VORSTELLEN kann' hätte, meiner Meinung nach, besser gepasst. Aber es ist nunmal ein Zitat. ^^
 
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Nochmal Offtopic:
Das war ein Satz, um den Schülern zu veranschaulichen, dass in JEDEM Schriftstück IMMER etwas vom Autor steckt. Z.B. könnte ich keinen authentischen Roman über Alaska schreiben, ohne vorher gründlich darüber recherchiert zu haben und eventuell (nicht zwingend! Aber es bietet sich an) einmal dort gewesen zu sein.
Das 'Erlebt' in diesem Satz ist also nicht als das subjektive Erleben gemeint, das sich mit 'Sich schonmal in der Situation befunden haben' übersetzen lässt. Sich mit der Situation zu befassen und sie 'im Geiste erlebt' zu haben, reicht im Grunde schon aus.

Ich habe versucht mich an ihren etwaigen Wortlaut bei diesem einen Satz (ohne weitere Ausführung) zu halten und ging davon aus, dass meine Fortführung den eigentlichen Sinn nochmal präzisiert. NATÜRLICH ist es falsch, wenn man 'Erleben' im Sinne von 'Sich in genau der selben Situation befunden haben' definiert - aber dann wäre JEDE Form von fiktiver Literatur unmöglich und selbst Autobiografien beruhen teilweise nicht ausschließlich auf 1-zu-1 übertragbaren Situationen...

EDIT: Ich weiß das mit dem etwaigen Wortlaut noch so gut, weil er mich damals auch gestört hat. ^^ 'Was man sich nicht VORSTELLEN kann' hätte, meiner Meinung nach, besser gepasst. Aber es ist nunmal ein Zitat. ^^
Ja, deinen Ausführungen stimme ich zu 100% zu. Der Wortlaut deiner Lehrerin war da wirklich etwas unpassend gewählt. :)
 
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