Dann allerdings konnte ich mich offensichtlich doch schon etwas schneller lösen... hier also meine kleine Rezension. Nicht sonderlich geordnet... egal.
Ich beginne das Review klassisch -- mit einem Zitat von Hannibal: Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert.

Jep. Jacen ist der Verräter (und vermutlich auch der Ketzer aus der nächsten Trilogie), wie von mir vorausgesehen (alles verläuft nach meinem Plan... äh...). Auf welche Weise allerdings ist schon eher eine Überraschung.
Fangen wir lieber ganz vorne an: Die NJO deckt praktisch alle Spielarten des Fantasy-Romans ab. Die düstere Linie wird zwar konsequent bei behalten, aber jder Autor legt so seine eigenen Scherpunkte. SbS war für Action-Liebhaber. 'Enemy Lines' für Freunde des Humors. (DJ für Frauen

; das hab ich mir so auf meinen Zettel geschrieben, weiß nicht, wieso mir das spontan eingefallen war an der Stelle). Und Traitor? Für Leute, die mehr philosophisch veranlagt sind. Nur sollten jene dann nicht erwarten, dass Tr ihnen den
Sinn liefert... genau das tut Stover in seinem Buch nämlich nicht.
Als Beweis dafür, wie unaufgeräumt der Schrank meines Bewusstseins momentan ist, hier wieder eine völlig oberflächliche Bemerkung: ich mochte die Widmung (to all teachers). Warum wohl

? Auf den letzten Seiten kommt dann übrigens ein Satz, den Stover aus der Klassik geklaut hat (frei aus dem Gedächtnis): "I am a student." "Then you are also a teacher, for the two are one." Nichtsdestotrotz muss ich Vergere da zustimmen... ein Lehrer kann von seinen Schülern ebenso lernen wie andersherum -- etwas, das viele meiner Kollegen nicht sehen wollen oder können.
Da siehst du, was du davon hast, inzane ("Are you insane?" "No. I'm inzane." Höm. Sorry

)... hättest du das Buch noch nicht ausgelesen gehabt, hätte ich in aller Ruhe schlafen können und würde jetzt nicht dauernd vom Thema abdriften

.
Übrigens: Palpatine war ein Held. Er hatte nur Gutes fürdie Galaxis im Sinn. Er wollte sie vor den Vong schützen... Aaron, ich und ein paar andere 'Abweichler' haben das ja schon lange vermutet, hier bestätigt ein führender Vong höchstselbst, dass seine Truppen gegen die des Imperiums keine Chance gehabt hätten. Jetzt fehlt uns nur noch die Aussage des damaligen Chiss-Führers, dass Palpi tatsächlich die Ssi-Ruuk und die Chiss zu einer Barriere gegen die Vong aufbaute... ups, der hatsich ja von seinem Leibwächter umbringen lassen.
Ein weiterer Grund, Zahn zu hassen

...
Wider zurück zum Allgemeinen: 'Traitor' ist düster. Ihr habt gedacht, VP wäre pessimistisch gewesen? Ruin richtig schlimm? SbS nicht überbietbar? Vergesst all das... Traitor wird euch in die Abgründe einer menschlichen Seele führen, eine Reise ohne Lichtschwert, Taschenlampe oder kleinen sich bewegenden Molekülen. 'Traitor' zeigt uns die Dunkle Seite, wie sie wirklich ist.
Ja, das war doppeldeutig.
Mir ist heiß.
Warum schreibe ich das eigentlich?
Betrunken bin ich ja nicht, Drogen nehme ich nicht, Rauchen lehne ich strikt ab.
Ich nehme an, ich bin krank.
Oder übermüdet.
Oder beides.
Aber ich denke ja gar nicht daran, jetzt aufzugeben

.
Interessante Analogien hat sich der Autor da ausgedacht...
Auch die Sache mit dem Schiff im Vakuum finde ich nett. Ich verstehe sie nicht, aber vermutlich macht sie gerade das so genial

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Das Rätsel um die Macht-- dessen Lösung in EoV schon angedeutet wurde -- wird es hier aufgelöst? Teilweise. Und dann auch wieder nicht. "Everything I tell you is a lie. And yet, everything I say to you is the truth."
Die NJO ist damit auf jeden Fall konsequent: sie führt das EU sinnvoll fort. Zahns Ysalamiri werden durch diese Erklärung möglich. Gerade noch so. Wie das mit TPM und den Midis zusammen passt? Ich überlasse es Aaron, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, der kann das viel besser als ich.
Und die Lösung selbst? Für die ganz Spoiler-Hungrigen:
Ich verweise auf eine Fantasy-Serie von Raymond Feist, hier in Deutschland als Midkemia-Saga bekannt. Dort gibt es einen kleinen, uralten Isalani, einen scheinbar völlig verrückten Mönch.
In dieser Fantasy-Welt gibt es drei Gruppen von Zauberern: Die einen erhalten ihre magische Kraft von den Göttern, die sie anbeten; man nennt sie Priester. Die anderen ziehen sich die Magie aus ihrer Umgebung; sie entsprechen in etwa Druiden. Die dritte Gattung ist die mächtigste: Die sog. 'Schwarzen Roben', die 'Erhabenen' haben das Studium der Magie zu einer Wissenschaft gemacht; ihre Kraft kommt von innen, doch um sie zu erwecken, benötigen sie spezielle Formeln, die sie entweder auswendig lernen oder von Schriftrollen ablesen müssen.
Und dann kommt Nakor, der Blaue Reiter. Er behauptet, es gäbe keine verschiedenen Pfade der Magie.
Niemand nimmt ihn ernst.
Bis eines Tages ein junger Zauberer, einst ein scheinbar nicht sonderlich begabter Druiden-Lehrling, dann einer der potentiell mächtigsten Erhabenen, merkt, dass er Recht hat -- durch Zufall, wenn man an so etwas glaubt, und gerade in dem Moment, in dem er es am meisten brauchte.
Was bedeutet das jetzt für 'Traitor'? Vergere ist wie Nakor: sie versucht, anderen einzubleuen, wie die Welt wirklich ist. Wobei Vergere wesentlich brutaler vorgeht als Nakor, aber dann ist die Macht auch von einer anderen Natur als die Magie von Midkemia.
Es gibt keine Seiten der Macht: "The Force doesn't take sides." Gut, das ist nichts neues. Dann aber: "The only Dark Side is in yourself." Das war eine ziemlich heftige Szene. Für den Leser natürlich, besonders aber auch für Jacen, der kurz vorher aus Zorn ein paar viele Vong nieder gemetzelt hat (oder zumindest glaubt er das) und versuchte, das ganze auf die Versuchung der Dunklen Seite abzuschieben. Wie sagte Vergere doch dauernd? "Choose, and act." Wie wahr. Die Verantwortung liegt allein bei dem Machtbenutzer selbst,
er muss sie tragen. Allein.
Schonungslos, wie die kleine Fosh nun mal ist, wird Jacen auch gleich die nächste Wahrheit aufgedrückt, eine, die man schon nach Cq hätte vermuten können. Und auch hier nehme ich wieder Nakor her: "Es gibt keine Magie. Nur STOFF." Was er damit meint? Das Material, aus dem das Univerum besteht. Und hier sind die beiden Welten, die GFFA sowie Midkemia, sich wieder sehr ähnlich. So wie die Magie, wie z.B. die Erhabenen sie kennen, nur Teil eines großen Ganzen ist, ist auch die Macht, wie die Jedi sie verstehen und nutzen, nur ein Teil im STOFF der Welt. Jacen Solo merkt das am Ende (wie auch Pug/Milamber aus Midkemia).
Verbinden wir die beiden Sachen mal, jetzt nur auf die GFFAa beziogen. Vor kurzem sagte in der NG ein EU-Uneingeweihter: "Also müssen die Dunklen Jedi doch stärker sein als Jedi und Sith, weil diese beiden Seiten nutzen und nicht nur eine?" Es ist erstaunlich, wie nah dran er mit seiner Vermutung war. Der wohl mächtigste Machtbenutzer in tausend Jahren Geschichte ist nicht Yoda, nicht Palpatine, nicht Anakin Skywalker. Es ist Jacen Solo.
"The shameful secret of the Jedi" nannte Vergere diese Wahrheit: "Being a Jedi ist all about being passive, having control." Es ist sehr viel leichter, Kontrolle über eine Ameise zu haben als über einen Löwen.
Das ist das Geheimnis der Jedi. Die alten Sith
hatten Recht: Die Jedi
nutzten ihr Potential nicht voll aus, bei weitem nicht. Zu dumm nur, dass auch sie es nicht taten. Zorn, Fucht, diese starken Gefühle, ja, sie machen einen mächtig. Wahrlich mächtig kann man nur sein, wenn man selbst Kontrolle ausübt, sagt Vergere, und die Jedi wussten das. Die alten Sith vielleicht auch, die späteren nicht mehr. Sie verloren sich in ihrem Hass, ließen sich von ihm weg treiben, ließen sich von der Macht leiten... und begingen dabei den gleichen Fehler wie ihre Erzfeinde.
Um wieder auf Jacen zurück zu kommen: Ihm werden diese Wahrheiten, bzw, Halbwahrheiten, bzw. Lügen, nicht einfach so gesagt. Er muss sie lernen. Und ein schmerzvoller Prozess es ist.
Doch als er das alles endlich weiß; als er seinen starken Emotionen erlaubt, empor zu schwappen, und sie dennoch unter 'Kontrolle' hat, sie
führen kann; als er seine Wahrnehmung über die Ebene hinaus hebt, die er früher gelernt hatte; da, zumindest in diesem Moment, ist Jacen "powerful beyond belief".
Und hier kommen wir wieder zum Anfang zurück: Was Jacen, was jeder Jedi, der dieses Wissen besitzt, mit dieser Macht anfängt, hängt allein von ihm ab, es ist eine Entscheidung, und er muss die Verantwortung dafür auf sich nehmen.
'The New Jedi Order'. Dieser Titel kann mindestens drei Bedeutungen haben. Einzeln. Oder zusammen.
Weg von der Macht jetzt; dieses Posting ist auch so schon verwirrend genug, für mich sowieso, und wie dann erst für euch?!
Ich sollte vielleicht darauf hin weisen, dass dieses Buch tatsächlich nur Jacen gewidmet ist; bei Aaron Allston umfassten die Dramatis Personae zwei, drei Seiten. Hier sind es ganze sechs Personen. Und von denen sind zwei noch nicht einmal sonderlich wichtig. In diesem Buch geht es um Jacen. Ab und zu kommt mal Vergere dazu, seltener Nom Anor (btw; wurde der jetzt auf Yuuzhan'tar (ja, die Heimatwelt der Vong... oder so) zurück gelassen oder nicht?), am Schluss dann DER GANNER. Ganner ist übrigens der einzige, der hier ein bisschen Humor rein bringt, wenn auch größtenteils zynischer Art.
Hm.
Interessant sind ja die vertauschten Rollen: Jacen, der eigentlich mehr Luke ähnelt, ist jetzt so etwas wie der Auserwählte; und Anakin, der doch ziemlich nach seinem Großvater ging, übernimmt hier -- teilweise zumindest -- den Part des 'Erlösers'.
Was bleibt mir sonst noch zu sagen? 'Traitor' ist das beste 'Star Wars'-Buch, das ich je gelesen habe. Zumindest heute noch. Morgen (=heute), wenn ich aufgestanden bin und wieder klar denken kann, mag das wieder anders aussehen.
Gute Nacht dann also allerseits...
P.S.: Nein,ich beabsichtige nicht, das Review in der vorliegenden Form auf meine Homepage zu packen

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