Natascha Kampusch wehrt sich gegen Buch über ihren Fall
Samstag 2. Dezember 2006, 15:02 Uhr
München (AP) Das österreichische Entführungsopfer Natascha Kampusch hat die Darstellung ihres Falles in einem in England und den Niederlanden erschienenen, von ihr nicht autorisierten Buch scharf zurückgewiesen. Der Zeitschrift «die aktuelle» sagte die 18-Jährige, das Buch «The Girl in the Cellar» enthalte «nur Lügen». Sein Inhalt sei verletzend, demütigend und gemein. «Und es ist strafbar», erklärte Kampusch, die sich allerdings nicht dazu äußerte, in welcher Form sie gegen das Buch vorgehen will.
Nach den Worten der 18-Jährigen, die sich acht Jahre lang in der Gewalt eines Geiselnehmers befunden
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hatte, hat sie nie mit den Autoren Allan Hall und Michel Leidig gesprochen. Verleumderisch seien vor allem die Behauptungen über ihre Mutter Brigitta Sirny, der in dem Buch laut «aktueller» nachgesagt wird, ständig neue Liebhaber gehabt und Natascha als kleines Kind lieblos behandelt zu haben. «Ich bin so betroffen, weil das Buch Lügen, gemeine Lügen als Wahrheit verkauft», sagte Natascha. Die Autoren seien Menschen, «die auf meine Kosten, und vor allem auf Kosten meiner Mutter, viel Geld verdienen wollen», zitierte das Blatt Kampusch.
Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins «Focus» verfassten Hall und Leidig ihr Buch «Girl in the Cellar. The Natascha Kampusch Story» binnen drei Monaten. Es solle nicht in Deutschland, Österreich oder der Schweiz erscheinen, weil der Verlag Hodder & Stoughton offenbar Klagen wegen möglicher Persönlichkeitsrechtsverletzungen aus dem Wege gehen wolle. Kampusch hatte es laut «Focus» in der Vergangenheit mehrfach abgelehnt, dass andere Personen ihre Geschichte erzählen. Co-Autor Hall sagte dem «Focus»: «Mit diesem Argument könnte man jede Geschichte verhindern. Jede Human-Interest-Story ist nun mal persönlich.»
Die Autoren erheben nach Darstellung des Blattes in ihrem Buch unter anderem schwere Vorwürfe gegen die Wiener Ermittler im Entführungsfall Kampusch. «Die österreichische Polizei würde nicht einmal eine Bierflasche in einer Brauerei finden», zitierte der «Focus» Hall. So habe es schwere Pannen bei den Ermittlungen gegeben. Unter anderem habe die Polizei keinen Hund in dem Lieferwagen des Entführers Priklopil schnüffeln lassen, als sie dessen Haus aufsuchte.