Todesstrafe

Zwischen Gerechtigkeit und Willkür kann man generell keine Grenze ziehen. Zwischen Recht und Willkür schon. Willkür hört da auf, wo es klare Regeln gibt. Dann herrscht Recht. Gerechtigkeit ist etwas Subjektives; die kann, je nach Situation und persönlicher Sicht, da gegeben sein, wo willkürlich entschieden wird, oder da fehlen, wo Recht und Gesetz gelten.

Das nur mal ganz allgemein. Ein Pro oder Kontra Todesstrafe verkneife ich mir. Hochkomplexes Thema, das in Forenposts lesbarer Länge eigentlich nur zu kurz kommen kann.
 
Ich würde nicht behaupten, dass die Todesstrafe gut ist. Manche hätten sie verdient.

Man muss sich zwangsläufig die Frage stellen, was man mit einer Todesstrafe erreicht. Ich habe immer den Eindruck, dass es überwiegend um die Befriedigung Dritter geht, die nicht einmal direkt von einer Tat betroffen sind. Es gibt genug Beispiele, in denen überlebende Opfer keinerlei Rachegelüste gegenüber ihren Peinigern hegen, ja sogar die Möglichkeit der Rache ausgeschlagen haben, und noch mehr Beispiele, bei denen es den zum Tode verurteilten überhaupt nicht juckt, dass er das Zeitliche segnen soll.

Mord gehört zum Menschen dazu, seit es den Menschen gibt. Daran hat die Todesstrafe - bzw. Auge um Auge, Zahn um Zahn - seit Jahrtausenden nicht das geringste geändert oder die Häufigkeit gemindert.
 
Meine persönliche Meinung zur Todesstrafe:
Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass man für bestimmte Verbrechen auch den Tod verdienen würde
Ich bin aber gegen die Todesstrafe,
1. weil darunter mit Sicherheit auch Unschuldige leiden würden. Und das kann man halt definitiv nicht mehr rückgängig machen.
2. weil ich finde, dass der Tod nicht zwangsläufig die schlimmste Strafe ist. In vielen Fällen fände ich es deutlich passender, wenn die Verbrecher lebenslänglich (im eigentlichen Wortsinne) an einem beschissenen Ort eingekerkert werden
 
Die bislang einzig sentimentale Argumentationsführung der letzten Tage kam hier doch von dir:

http://www.projektstarwars.de/thema/todesstrafe.24953/page-53#post-1620849

Mag schon sein, aber es ist doch auch wahr.

Ich wollte hier keine User, die jetzt gegen die Todesstrafe sind, mit meiner Äußerung (Mutter-Teresa-Gequatsche), herabsetzen. Ich versteh' nur nicht ganz, dass so viele Mitgefühl mit solchen Tätern haben. Auch wenn ich mich jetzt wiederhole... Für manche Verbrechen gibt es keine Vergebung.
 
Ich versteh' nur nicht ganz, dass so viele Mitgefühl mit solchen Tätern haben.

Okay, das kann ich sogar nachvollziehen.

Was ist aber mit dem Henker? Hier geht ein Staat davon aus, dass diese Aufgabe freiwillig von jemanden übernommen wird. Ist diese Herangehensweise nicht schon an sich eine unmenschliche, unfaire und ignorante Einstellung gegenüber einem Individuum? Schließlich muss ja jemand den Totgeweihten um die Ecke bringen?

Wie kann ein Staat, zu dessen Regelwerk es gehört, dass Mord böse ist, jemand zum Mord anstiften und gleichzeitig darauf hoffen, dass man diese ethische Schizophrenie nicht falsch versteht?

Das ist genauso, als würde man seinem ältesten Sohn eine Tracht Prügel verpassen, weil dieser dessen kleineren Bruder eine auf die 12 gegeben hat: Das ist vollständig irrational und logisch nicht vernünftig für den zu erziehenden Sohn zu verarbeiten. Bei solchen Grundvoraussetzungen zerlegt sich selbst die naivste Absicht auf Besserung in ein trauriges Logikwölkchen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Okay, das kann ich sogar nachvollziehen.


Wie kann ein Staat, zu dessen Regelwerk es gehört, dass Mord böse ist, jemand zum Mord anstiften und gleichzeitig darauf hoffen, dass man diese ethische Schizophrenie nicht falsch versteht?

Obwohl ich ganz deiner Meinung bin, glaube ich, dass die Antwort darin liegt, dass dieser "jemand" das was er von berufswegen machen muss, nicht als Mord sehen wird. Schließlich hat er kein böses Motiv etc.
Sieht man es als "Auge um Auge, Zahn um Zahn", wird das vielleicht auch als gerechtfertigt angesehen, was dem Henker dann weniger Probleme machen sollte. Sieht er das Hängen als rechtens und richtig, (was er zur Ausübung des Jobs ja irgendwie tun muss), wird es für ihn mit Mord wohl kaum etwas zu tun haben.
Vielleicht funktioniert das Gewissen anders, vor allem, wenn etwas als gerecht und richtig empfunden wird.
Wenn der große Bruder dem kleinen eine klatscht, ist das nicht in Ordnung, da er größer und stärker ist. Ihm selbst eine zu watschen kann als richtig empfunden werden, um deutlich zu machen, dass in der vorherigen Situation ein Ungleichgewicht geherrscht hat. Lernen durch direktes Erleben, oder so (oO)

Passt nicht völlig zum Thema, aber schon auch ein bisschen zur Thematik allgemein:
Hm, und ich frage mich auch, wie das bei einem Soldaten mit dem Gewissen ist, wenn er in den Krieg zieht und auf Menschen schießt. Diese Frage meine ich wertneutral, und ich fände es interessant, wenn mir da jemand antworten könnte.
 
Wie kann ein Staat, zu dessen Regelwerk es gehört, dass Mord böse ist, jemand zum Mord anstiften und gleichzeitig darauf hoffen, dass man diese ethische Schizophrenie nicht falsch versteht?

Das ist keine "ethische Schizophrenie", weil die Todesstrafe eben kein Mord ist.

Und selbst wenn, ist dein Argument ist keins: Jemand, der eine Person in seinen Keller gegen seinen Willen einschließt, wird nach der Verhaftung auch gegen seinen Willen weggeschlossen. Willst du nun auch Gefängniswerter lieber verbieten, damit sie die "ethische Schizophrenie" nicht falsch verstehen?

Jemand, der anderen Geld weggenommen hat, wird nach Verhaftung und Verurteilung auch Geld weggenommen (in Form einer Strafe). Willst auch die Vollstrecker der Geldstrafe verbieten, damit sie die "ethische Schizophrenie" nicht falsch verstehen?

Der Staat darf nun mal andere und mehr Dinge als eine Privatperson. Das geht beim Steuererheben los, geht beim Enteignen weiter usw.
 
Das ist keine "ethische Schizophrenie", weil die Todesstrafe eben kein Mord ist.

Was soll sie denn sonst sein?

Die Durchführung ist geplant, die Tötungswerkzeuge stehen fest und ein Bedürfnis nach Rache wird ebenfalls erfüllt. Dabei wird ein wehrloser Mensch kaltblütig und vor Publikum erniedrigt und dann getötet.

Die Todesstrafe ist nun mal in vielen Ländern geächtet und hier in Deutschland sogar obendrein durch den ersten Artikel des Grundgesetzes verfassungswidrig. Das staatliche Gewaltmonopol kennt ganz klare Grenzen und diese liegen regelmäßig bei der Würde des Menschen.

Edit: Hier ist ein Bericht, der das noch weiter ausführt: http://m.huffpost.com/de/entry/4049050
 
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Die Todesstrafe ist die Todesstrafe.

...und nach deutscher Rechtsprechung verboten, verfassungswidrig und entspricht in ihrer Ausführung vollumfänglich dem Paragraphen §211 des StGB.

Mord ist es, wenn eine Person eine andere tötet. Aber der Staat ist keine Person!

Der Henker wäre eine Person. Und so sind wir dann auch einmal mehr bei der ethischen Schizophrenie angelangt.
 
Der Henker wäre eine Person. Und so sind wir dann auch einmal mehr bei der ethischen Schizophrenie angelangt.
Womit ich mich einfach mal zitiere und du meinen Einwand erneut ignorieren kannst ...
Und selbst wenn, ist dein Argument ist keins: Jemand, der eine Person in seinen Keller gegen seinen Willen einschließt, wird nach der Verhaftung auch gegen seinen Willen weggeschlossen. Willst du nun auch Gefängniswerter lieber verbieten, damit sie die "ethische Schizophrenie" nicht falsch verstehen?

Jemand, der anderen Geld weggenommen hat, wird nach Verhaftung und Verurteilung auch Geld weggenommen (in Form einer Strafe). Willst auch die Vollstrecker der Geldstrafe verbieten, damit sie die "ethische Schizophrenie" nicht falsch verstehen?
 
Womit ich mich einfach mal zitiere und du meinen Einwand erneut ignorieren kannst ...

Welche Relevanz hat dieser Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen hier denn?

Willst du hier wirklich aus dem Verbot der Todesstrafe die Ungültigkeit jeglicher Strafverfolgung ableiten, weil ich hier die Auffassung vertrete, dass die Todesstrafe nun mal eben die Kriterien für Mord nach dem StGB erfüllt?
 
Und selbst wenn, ist dein Argument ist keins: Jemand, der eine Person in seinen Keller gegen seinen Willen einschließt, wird nach der Verhaftung auch gegen seinen Willen weggeschlossen. Willst du nun auch Gefängniswerter lieber verbieten, damit sie die "ethische Schizophrenie" nicht falsch verstehen?

Jemand, der anderen Geld weggenommen hat, wird nach Verhaftung und Verurteilung auch Geld weggenommen (in Form einer Strafe). Willst auch die Vollstrecker der Geldstrafe verbieten, damit sie die "ethische Schizophrenie" nicht falsch verstehen?
Jo, zwischen der Geld- bzw. Haftstrafe und der Todesstrafe besteht da ja wohl mal ein kleiner Unterschied.
 
Nein, ist es nicht. Alleine schon die Endgültigkeit ist ein Riesenunterschied.

Ach so, weil es einen Unterschied gibt, darf man Sachen nicht mehr vergleichen??

Zumal man jemanden, den man 10, 15 oder 20 Jahre wegschließt, auch nichts "zurückgeben" kann. Diese 10, 15 oder 20 Jahre sind für diese Person auch endgültig verloren!
 
Dennoch: Nach diesem 10, 15 oder 20 Jahren hat die Person noch x Jahre übrig, mit denen sie machen kann, was sie will. Nach dem Tod ist das eindeutig nicht der Fall, demnach erhält der Begriff der Endgültigkeit eine völlig andere Bedeutung.
 
Welche Relevanz hat dieser Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen hier denn?

Willst du hier wirklich aus dem Verbot der Todesstrafe die Ungültigkeit jeglicher Strafverfolgung ableiten, weil ich hier die Auffassung vertrete, dass die Todesstrafe nun mal eben die Kriterien für Mord nach dem StGB erfüllt?

Ich bin ein absoluter Gegner der Todesstrafe, das merke ich an dieser Stelle noch mal an.
Aber ich denke, dass das, was du als schizophren beschreibst, viel eher ambivalent ist. In ejdem Fall passt das Wort Schizophren hier überhaupt nicht.

Und die Todesstrafe ist eigentlich, sieht man es es nach dem Gesetz, kein Mord. Bei der Todesstrafe liegen bestimmte Merkmale einfach nicht vor, die einen Mörder ausmachen: Heimtücke, Grausamkeit, gemeingefährliche Mittel, sowie Mordlust. Was nicht nur an Staat und Person liegt.
Der Täter weiß wann, wie und wo er ermordet wird. Und man mag behaupten können, dass die Gabe eines medikamentes nicht grausam ist, kein gemeingefährliches Mittel, da "schonend". Auch das Merkmal der Mordlust fehlt.

In jedem Fall halte ich es für fragwürdig einen Mord mit etwas zu sühnen, das am Ende auf das gleiche hinaus führt: Den Tod einer Person. Beruhe ich mich nciht allein auf meinen Verstand, sondern auf mein Gefühl, fühlt sich die Todesstrafe nämlich tatsächlich auch für mich wie Mord an.


Und eigentlich gefällt es mir überhaupt nicht, @riepichiep s Beispiel hier hinzuzuziehen, aber vielleicht ist das Kellerbeispiel wirklich ähnlich ambivalent.
Zwangsläufig führt das aber alles zu der Frage, welche Strafen überhaupt angemessen sind und welche Strafen es überhaupt geben soll.
 
In der Qualität der Strafe ja - aber beides sind Strafen. Beides sind auch Strafen, die eine Privatperson nicht verhängen kann. Damit ist eine Vergleichbarkeit natürlich gegeben.

Nein, diese Vergleichbarkeit endet genau dort, wo die Würde des Menschen zum Tragen kommt.

Die verfügte Todesstrafe macht dem Verurteilten gegenüber nämlich ein paar Aussagen:

1. Du bist als Mensch nichts mehr wert.
2. Du bist kein nützlicher Teil der Gesellschaft.
3. Du bist nicht imstande, dich zu bessern.
4. Zappel, schreie, weine und klage, so viel du willst. Dein Überlebenswille interessiert niemanden mehr.
5. Warte, bis du an der Reihe bist. Schönes Restleben noch in deiner Zelle.

Und die Todesstrafe ist eigentlich, sieht man es es nach dem Gesetz, kein Mord. Bei der Todesstrafe liegen bestimmte Merkmale einfach nicht vor, die einen Mörder ausmachen: Heimtücke, Grausamkeit, gemeingefährliche Mittel, sowie Mordlust. Was nicht nur an Staat und Person liegt.
Der Täter weiß wann, wie und wo er ermordet wird. Und man mag behaupten können, dass die Gabe eines medikamentes nicht grausam ist, kein gemeingefährliches Mittel, da "schonend". Auch das Merkmal der Mordlust fehlt.


Sehe ich anders. Das Ansetzen eines Todeszeitpunktes ist in höchstem Maße grausam. Dies läuft entgegengesetzt zum menschlichen Überlebenstrieb und ist nur dazu geeignet Angst und Panik auszulösen und Hoffnung systematisch zu zerstören. Das ist pure seelische Grausamkeit und extrem verwerflich.
 
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