Bastion

[Bastions Mond | Basis "Last Defense" | Ebene Fünf | Simulatorraum] Chett Nectu, Hess'amin'nuroudo

Für eine Weile funktionierte das Vorgehen der beiden imperialen Piloten gut. Solange die Uglies sich von den Defenders in ihrem Heck nur mäßig beeindrucken ließen, stellten sie leichte Ziele dar. Als Chett Nectu abermals eine Feindmaschine so stark beschädigte, dass sie aus ihrem ungeordneten Pulk ausscheren musste, begann er die Kaltschnäuzigkeit der Gegner unrealistisch zu finden. Niemand, der am Leben hing, bot sich so bereitwillig als Ziel an. Eigentlich hätte er erwartet, dass zumindest ein Teil der Piraten versuchte, sie zu beschäftigen, um damit den anderen ihren Angriff zu ermöglichen. Doch zunächst war es nur ein einziger Bastardjäger, der eine solche Entscheidung traf. Allerdings in einer Weise, die Chett, wenn es ein echtes Gefecht und keine Computersimulation gewesen wäre, ein gewisses Maß an Respekt für den gegnerischen Piloten abgenötigt hätte. Mit einer geschickten Kombination aus Schub und Gegenschub gelang es dem Flieger des Y-Wing-Bastards, diesen hinter die beiden Defenders zu bringen, von wo aus nun Laserkanonen auf sie feuerten. Es war schwer genug, ein solches Manöver durchzuführen, wenn man im schnelleren und wendigeren Jäger saß, aber mit so einer Schrottmühle war es ein Meisterwerk (oder eben entgegen aller Wahrscheinlichkeit vom Programm so vorgesehen). Allerdings war es überhaupt nur deshalb möglich, weil die TIE/Ds weit unterhalb ihrer Möglichkeit flogen.

Es war die Aufgabe der Nummer Zwei, ihren Anführer zu schützen, und die vermeintliche Mitbewerberin (Hess'amin'nuruodo) forderte den dunkelhäutigen Yaga-Minoer nun dazu auf, dieser Pflicht nachzukommen. Sie erwartete, dass er ihr ›ein paar Sekunden‹ verschaffte, sagte aber nicht, wozu sie die brauchte. Er fragte nicht, sondern klickte nur zur Bestätigung ins Mikrophon und kam der Anweisung nach. Zunächst lenkte er ein Stück nach Steuerbord und entfernte sich so von seiner Anführerin. Die Chancen standen 50:50, dass der Y-******* ihm folgen würde, doch das tat er nicht: Er blieb an Eins dran. Da dieser Versuch gescheitert war, blieb Chett nur eine vernünftige Wahl. Er beschleunigte aus den Haupttriebwerken und mehreren Schubdüsen gleichzeitig, wie er es in der Asteroidenfeld-Simulation bis zum Erbrechen geübt hatte, und flog so eine extrem enge Wende, die mit einem weniger wendigen Jägertyp nicht möglich gewesen wäre. Binnen einer oder anderthalb Sekunden befand er sich hinter und unter dem Ugly, wo er so viel Tempo zurücknahm, dass er diesen nicht überholte. Nun befand sich also die Missgeburt zwischen Eins und ihm und bot ihm das ungeschützte Heck. Die Laser- und Ionenkanonen konnte er nicht einsetzen, ohne seine Anführerin zu gefährden, also schaltete er stattdessen auf die Raketenwerfer um. Er hatte sein Ziel noch nicht sauber erfasst, als dieses den Braten roch und mit einigen trägen Ausweichbewegungen aus dem Fadenkreuz zu entkommen versuchte.

Damit bewirkte der Gegner zweierlei. Erstens verhinderte er, dass Nectu die Rakete gezielt zum Einsatz bringen konnte. Zweitens entfernte er sich aber auch weit genug von Samins Flugbahn, um ihm nun doch das Abfeuern der Geschütze zu ermöglichen. Der imperiale Pilot wechselte auf die Ionenkanonen und schoss. Die erste Ladung ging fehl, doch die zweite traf das feindliche Flugobjekt und hatte eine beeindruckende Wirkung, die von einem weiteren Treffer noch verstärkt wurde. Fast alles schien auszufallen und der Jäger glitt nur noch steuerlos durchs All. Wenn er überhaupt wieder in Gang gebracht werden konnte, dann jedenfalls nicht schnell. Dieses Schiff war kein Gegner mehr. Doch das genügte Chett Nectu noch nicht. Nur wer tot war, konnte den Krieg sicher nicht zu einem späteren Zeitpunkt fortsetzen. Anstatt sofort an den rechten Flügel seiner Anführerin zurückzukehren, verfolgte er das trudelnde Wrack. Da davon keine Gefahr mehr ausging, nahm er sich ausreichend Zeit für einen sauberen Schuss. Eine grüne Lasersalve pulverisierte aus nächster Nähe das Cockpit, wodurch vom Piloten nicht mehr als Asche übrig blieb. Der Yaga-Minoer empfand das als sehr befriedigend. Er bedauerte, dass das nur eine Mission war und er kein echtes Leben ausgelöscht hatte.


»Der Gegner ist ausgeschaltet«, berichtete er. »Ich komme zu Ihnen zurück, Eins

Sekunden später hielt er Wort und die beiden Defenders flogen wieder als Paar. Und nun schien die Disziplin der Piratenbande endgültig zu bröckeln. Sie scherten nacheinander aus der Gruppe aus und suchten ihr Heil in der Flucht. Letztlich blieben nur wenige, die tatsächlich versuchten, den Angriff fortzusetzen: Die unvernünftigen, die nicht einsehen wollten, dass es unmöglich war Frachter zu kapern, solange deren Defender-Eskorte Jagd auf die unterlegenen Angreifer machte. Chett zweifelte nicht daran, dass auch sie sich bald endgültig auflösen würden. Das Gefecht näherte sich dem Ende. Und wenn nichts Überraschendes mehr geschah, lief es auf einen vollen Erfolg für die Imperialen hinaus.

[Bastions Mond | Basis "Last Defense" | Ebene Fünf | Simulatorraum] Chett Nectu, Hess'amin'nuroudo
 
[ Bastions Mond | Basis "Last Defense" | Ebene Fünf | Simulatorraum | Chett & Samin ]​

Die blauhäutige Pilotin hatte keine Zeit darauf zu achten, auf welche Weise Chett Nectu ihr die benötigte Rückendeckung verschaffte. Das einzige Indiz dafür, dass er seine Aufgabe gewissenhaft wahrnahm, war die Tatsache, dass er sich nicht mehr an einem ihrer Flügel aufhielt und der Beschuss aus bläulichen Lichtblitzen, die zuvor noch an ihr vorbei geflogen waren, abrupt abbrach. Hätte Samin seine Flugeinlage jedoch beobachtet, wäre sie durchaus beeindruckt gewesen. Sein Auftritt war kein Vergleich mehr zu den Manövern mit der Grobmotorik eines Banthas, die er noch vor wenigen Tagen in der Simulation mit Mengsk und Moam abgeliefert hatte.

Sein Einsatz hatte zur Folge gehabt, dass sie dem Konvoi ihre neuen Koordinaten übermitteln konnte, wodurch dieser sich nun soweit von den Feindjägern entfernte. Nectu und sie würden ab diesem Zeitpunkt keine Probleme dabei haben, die Widersacher in der übrigen Zeit aufzuhalten. Mit einem halben Auge nahm sie den trudelnden Y-Mischling wahr, der - offenbar getroffen durch eine Ionensalve - keine Gefahr mehr darstellte. Zwar hätte sie sich nun gewünscht, dass sich ihr Flügelmann umgehend wieder an ihre Seite begab um Jagd auf die anderen Bastarde zu machen, doch sie konnte ihm auch nicht wirklich übelnehmen, dass er seinem Kontrahenten nachsetzte und ihn in Einzelteile zerschoss. Wäre dies ein echter Einsatz gewesen, hätte sie ihm vermutlich ein paar Takte über unnötige Abschuss-Geilheit gegeigt. In dieser Simulation, die nun, da auch Samin einen Volltreffer an einem der Gegner zu verzeichnen hatte, immer mehr nach einem Erfolg aussah, hielt sie es jedoch für überflüssig. Ein gesunder Hunger nach pulverisierten Piraten und Rebellen hatte noch keinem imperialen Elite-Piloten geschadet.

„Gute Arbeit, Zwei, war das einzige, was sie also dazu zu sagen hatte.

Mit der Entschlossenheit von jagenden Wölfen schaltete das wiedervereinte Paar nun nach und nach immer mehr Gegenspieler aus. Einige Uglies scherten daraufhin aus ihrer eigenwilligen Formation aus und verzogen sich zurück ins simulierte Nichts des dunklen Raumes, andere, unerschrockenere Kandidaten leisteten noch vereinzelt Gegenwehr und versuchten ihre Mission zu erfüllen. Spätestens als die Relief-Rotte die verbliebenden Maschinen von vorne in die Mangel nahm, ähnelte das Ganze Szenario mehr einer Schlachtbank als einem fairen Kampf. Innerhalb weniger Minuten waren die Piraten vollends aufgerieben.

„Kehren wir zum Konvoi zurück. Wer weiß, ob das die einzige Überraschung für uns war.“

Es kam jedoch nichts mehr. Gemeinsam eskortierten die Reliefs und die Mynocks die Omega-Frachter zum Sprungpunkt am Rand des Systems, ehe das Programm die Simulation für beendet erklärte. Das Fazit war ein 95-Prozentiger-Erfolg der beiden Teilnehmer. Für die restlichen fünf Prozent hätten sie die versteckten Piraten-Schiffe in den Kometen-Interferenzen eher entdecken müssen. Es dürfte jedoch jedem klar gewesen sein, dass dafür eine Menge Glück, übernatürliche Intuition und/oder die Vernachlässigung anderer Gefahrenquellen von Nöten gewesen wären. Die Chiss-Pilotin war jedenfalls ziemlich zufrieden mit dem Ausgang.


Nachdem das System herunterfuhr und die aufgenommenen Daten - wie sie es sich vor einiger Zeit angewöhnt hatte - für eine abschließende Analyse auf ihr Datenpad überspielt waren, löste sie die Haltegurte, die die TIE-Piloten im Sitz hielten und stieg aus der Simulatoren-Kapsel.

Kurz überlegte Samin, ob sie dem Anwärter ihre Identität offenbaren sollte (falls er überhaupt auf ihr Spiel ‚hereingefallen‘ war) und entschied sich dafür ihren Helm abzunehmen. Sie achtete nicht auf die Reaktion des dunkelhäutigen Menschen und blickte stattdessen auf ihre Hände, während sie die Handschuhe abstreifte und sagte:

„Gut geflogen, Mr. Nectu.“

Damit ließ sie ihn und den Simulatorraum hinter sich.

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Die nächsten Tage hielten weitere Lehrstunden, Übungsflüge im Simulator und unzählige Tests für die Anwärter bereit und auch die mehr oder weniger eingesessenen Wolves hatten alles andere als einen Haufen Freizeit. Wo immer es möglich oder nötig war, wurden sie in das Verfahren mit eingeschlossen. Die Zahl derer, die eine Aussicht auf einen Platz in der Staffel von Captain Thiuro behalten konnten, verringerte sich beinahe drastisch. Am Ende waren es lediglich fünfzehn Bewerber, die nicht vorzeitig den Weg zurück in ihr trostloses unbedeutendes Leben antreten mussten. Der Kampf unter diesen letzten Bewerbern war hart und fröhliche Bekannt- geschweige denn Freundschaften, die sich unter ihnen entwickelten, waren eher die Ausnahme. Samin, die auf der Zielgeraden selbst das Vergnügen und die Ehre hatte einige Vorträge und Besprechungen abhalten zu dürfen, rückte derweil etwas in den Fokus. Der etwas verschlossene Nectu war Samin mittlerweile lieber als die anzüglichen, teilweise einschlägigen Versuche einiger Kandidaten sich auf sexueller Basis einem Wolve wie ihr zu nähern. Sie hatte es außerdem nicht versäumt dem Staffelführer eine positive Einschätzung zu seiner Entwicklung in einem persönlichen Gespräch mitzuteilen, in dem sie insbesondere seine Leistung und den gezeigten Fortschritt in ihrer gemeinsamen Übung hervorhob.

In der Zwischenzeit hatten sie sogar einen unerwarteten Zugang in Form eines gewissen Officer Cain T. DéSkalz bekommen. Zur Offenbarung genauerer Hintergründe über diese Entscheidung ließ sich Aiden Thiuro - zumindest gegenüber Samin - jedoch nicht hinreißen. Zwar meinte die Nuruodo mal im Vorbeigehen in einem Gespräch zwischen dem Captain und seinem Stellvertreter - Lieutenant Drask - aufzuschnappen, dass Officer Tanaka für seinen Platz in der Staffel weichen musste, doch in peinlicher, ordnungsfanatischer Natur versuchte sie ihre Gehörgänge dabei lieber zu verschließen. Blieb abzuwarten mit welchen Qualitäten der Neuzugang zu überzeugen wusste.

Am Tag vor dem finalen Test hatte die Chiss zusammen mit der bildschönen Sakura außerdem das schmeichelhafte Vergnügen, der KOMENOR als Gesichter der Wolves für ein Holo-Portrait zur Verfügung zu stehen, im Zuge dessen ein ausführliches Interview mit ihnen geführt und sie bei banalen, gestellten Begebenheiten wie dem Kantinenbesuch gefilmt wurden. In die Ausstrahlung im Holo-Net waren sogar Szenen eingefügt wurden, in denen die beiden gemeinsam eine beinahe übertriebene Zahl X-Wings in Simulationen vernichteten, die so niemals stattgefunden hatten. Wirklich ärgern tat sie sich darüber nicht. Sie war schließlich nicht so grün hinter den blauen Ohren, um zu glauben, dass sie kein perfektes Propagandamittel abgaben.

Dann war es schließlich soweit. Der letzte Test stand unmittelbar bevor. Die verbliebenen Kandidaten, sowie die festen Mitglieder der Staffel fanden sich zu einem Briefing auf der zweiten Ebene der Basis ‚Last-Defense‘ zusammen. Pra'dras'keloni, der sich dieser Angelegenheit annahm, eröffnete seine Ansprache in gewohnt nüchternem, ernstem Tonfall, obwohl seine Worte durchaus zu einer freudigeren Betonung hätten anregen können. Die versammelten Piloten wurden darüber instruiert, dass sie einen Realflug in den Canyons des Mondes Grek vornehmen würden. Samin wusste im Vorfeld darüber Bescheid, dass sie eine Rotte - bestehend aus einem Anwärter mit dem Namen Paik Zethlo und dem Neuling DéSkalz - ins Feld führen würde.


[ Bastions Mond | Basis "Last Defense" | Ebene Zwei | Lehrraum Zwo-Sieben | Drask, Anwärter (u.a. Chett & Jeremy), Wolves (u.a. Sakura, Cain & Samin) ]​
OP: Ich habe mir mal Cain geschnappt :braue
 
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[Bastion | Bastion Center | Sith-Tempel| vor dem Tor] Sliff Quori, Saphenus

Saphenus machte auf Sliff Quori nicht unbedingt den Eindruck eines Mannes, der bald zu den Mächtigen des Ordens gehören würde. Der Zabrak war verstört und unkonzentriert und insgesamt schien er eher zu der Sorte Leuten zu gehören, die Befehle befolgten, anstatt sie zu befolgen. Um ein Sith zu sein, musste er andere Qualitäten zeigen. Aber tatsächlich benahm er sich schon jetzt mehr wie ein Jünger als die letzten fünfzehn oder zwanzig Anwärter, die der Kobok gesehen hatte, und das war natürlich ein gutes Zeichen. Denn auch dieser musste erst einmal dienen, bevor er lernen konnte zu herrschen. Ob ihm der Weg eröffnet werden würde, der Sliff versagt geblieben war, konnte natürlich niemand voraussehen. Zumindest niemand, dem jener Pfad sich nicht schon geöffnet hatte, so dass er gelernt hatte, einen Blick in die Zukunft zu werfen. Aber Saphenus schien zumindest das Zeug mitzubringen, um dem Orden der Sith ein nützlicher Diener zu sein.

»Ich kann dir nicht helfen ein Sith zu werden,« antwortete er, »aber ich kann dir helfen, Aufnahme im Orden zu finden. Wenn es dein Wunsch ist, ein Jünger der Sith zu werden und ihnen zu dienen, in der Hoffnung dass einer von ihnen vielleicht dein Talent erkennt und dich als seinen Schüler annimmt, dann bist du hier richtig. Folg mir!«

Er wandte sich um und ging die Stufen hinauf, auf die gewaltige Eingangstür zu. Das dritte Auge auf seinem Hinterkopf beobachtete dabei den Zabrak weiter und so konnte er die Konversation fortsetzen. Für ihn war das nichts Ungewöhnliches, doch Humanoide, die an ein extrem eingeschränktes Blickfeld gewohnt waren, irritierte der Anblick normalerweise - so auch hier.

»Jeder Sith beginnt als Jünger,« erklärte er, »aber nicht jeder Jünger wird ein Sith. Das hängt davon ab, wie nützlich du dich erweist und wie groß deine Talente tatsächlich sind. Und auch von einer gewissen Portion Glück. Oder nenn es Vorsehung, wenn es dir lieber ist.«

Sie erreichten die oberste Stufe und damit die Plattform vor dem Eingangstor. Die anderen Wächter, einschließlich Darth Victorious, warfen ihnen strenge Blicke zu, doch sie ließen Saphenus passieren, der ja bereits auf Waffen durchsucht worden war. Hätte er noch irgend etwas Gefährliches bei sich getragen, hätten nun sowieso schon die Scanner Alarm geschlagen, doch das war nicht der Fall.

»Natürlich wird jeder, der den Tempel betreten will, erst einmal kontrolliert. Falls du noch irgendwo Waffen, Sprengstoff oder Gifte bei dir trägst, gib sie jetzt ab! Anschließend wird nochmal deine ID geprüft und ein Datenabgleich deiner DNA gemacht. Du gibst ein paar Blutproben, die Fingerabdrücke und einen Netzhautscan ab, dann bist du beim Orden aktenkundig und erhältst die Erlaubnis, dich in die Dienerschaft einzureihen.«

Die beschriebenen Prozeduren wurden von einem Droiden durchgeführt, während Holokameras Bilder von Saphenus machten und ihn biometrisch vermaßen. In Zukunft würde er beim Verlassen und Betreten des Tempels sowie an einigen wichtigen Knotenpunkten im Inneren des Gebäudes stets registriert werden. Und wenn er sich schon jemals etwas zu schulden hatte kommen lassen, von der Polizei, dem Militär oder dem Geheimdienst beobachtet worden oder einem Sith aufgefallen war, würde es nun ebenfalls bald ans Tageslicht kommen.

»Ich hab' hier noch eine Stunde Dienst, aber danach kann ich dich gern ein wenig herumführen, wenn du willst«, sagte Sliff, der den Neuen nicht unsympathisch fand. »Du brauchst einen Schlafplatz und wie es aussieht, auch etwas zu essen. Aber am wichtigsten ist, dass du dir eine Aufgabe suchst, denn hier werden nur die durchgefüttert, die zu etwas nütze sind. Was hast du gelernt?«

[Bastion | Bastion Center | Sith-Tempel| vor dem Tor] Sliff Quori, Saphenus
 
[Bastions Mond | Basis "Last Defense" | Ebene Fünf | Simulatorraum] Chett Nectu, Hess'amin'nuroudo

Den Rest des Tages prägte vor allem die Überraschung darüber, dass Chett Nectu ohne es zu wissen mit Officer Hess'amin'nuroudo geflogen war. Er fragte sich, welchen Eindruck er wohl bei ihr hinterlassen hatte. Und warum sie ihre Stimme verstellt hatte. Und warum sie zum Schluss den Helm gelüftet hatte, um sich ihm zu offenbaren. Hatte er sich gerade einige Bonuspunkte eingehandelt oder sich im Gegenteil sogar geschadet? Doch diese Überlegungen, auf die er ohnehin keine vernünftigen Antworten fand, verschwanden bald aus seinem unsteten Geist, als andere Themen in den Vordergrund drangen. Die Auswahl ging langsam aber sicher in die entscheidende Phase über. In den nächsten Wochen wurde der Zeitplan noch dichter, die Übungen immer anspruchsvoller und die Themen der Seminare komplexer. Geleitet wurden die Veranstaltungen überwiegend von Flight Lieutenant Pra'dras'keloni, Officer Hess'amin'nuroudo und Yag Gyrr, dem scheußlichen Givin. Dieser rein nichtmenschliche Lehrkörper führte bei einigen der rassistischer eingestellten Bewerbern zu reichlichem Unmut. Chett Nectu war es ziemlich egal, wer dort vorne stand und ihm Vorträge hielt oder wer seine Leistungsberichte verfasste. Die Gerüchte, dass sie drei Aliens Bewerber anhand ihrer Spezieszugehörigkeit und Hautfarbe aussortierten, hielt er für Unsinn und eine Ausrede derjenigen, die es nicht schafften. Das waren nicht wenige. Von Tag zu Tag schrumpfte der Kreis der Bewerber immer weiter. Jeden Tag rechnete der Yaga-Minoer damit, dass er an der Reihe wäre, die Last Defense in einem Shuttle Richtung Front zu verlassen und dass man ihn rasch wieder in einen schildlosen TIE/Ln oder Interceptor setzen würde, damit er noch ein paar grüne Lasersalven auf Rebellenmaschinen abgab, bevor er als draufging und von ihm nichts mehr blieb als ein Standard-Kondolenzschreiben an seine Familie. Doch immer wieder musste er sich eines Besseren belehren lassen. Er blieb dabei, während andere gingen, die er für fähiger oder aus anderen Gründen für aussichtsreicher gehalten hatte. Shazz Moam, der gebürtige Sith, schied aus, ebenso wie die sommersprossige Frau aus dem Mid Rim (die, wie Chett glaubte, ein unerwidertes Interesse an ihm gehabt hatte) und der nervtötende Stevie Dalton. Ihn würde der dunkelhäutige Pilot am wenigsten vermissen, soviel stand fest. Da bald das Fünf-Bett-Zimmer nur noch von dreien bewohnt wurde, gab es auch etwas mehr Privatsphäre als zuvor, was den steigenden Leistungsdruck beinahe wettmachte.

Schließlich war der Kreis der Bewerber auf nur noch fünfzehn eingedampft und zu seiner Überraschung war Chett noch immer einer davon. Die letzte Übung stand bevor, ein ultimativer Leistungstest, bei dem sich endgültig zeigen sollte, wer für die Staffel taugte und wer nicht. Für Nectu gingen damit sieben Wochen fernab der Front zuende, geschenkte sieben Wochen, in denen andere dafür zuständig waren, zu töten und zu sterben. Egal wie die Sache ausging (und daran hatte er eigentlich keinen Zweifel), würde man ihn nun bald wieder in die Schlacht schicken. Die Frage war nur: In einem TIE-Fighter oder einem Defender? Nach wie vor eine Frage, die er sich mit
›Wen kümmert's?‹ beantwortete. Keine wirklich zufriedenstellende Antwort hatte er hingegen auf die Frage, weshalb er dennoch sein Bestes tat, damit es der Defender wurde.

Drask erklärte, worum es ging: Sie würden auf einem Mond durch ein Labyrinth aus Canyons fliegen und dabei Aufgaben erfüllen müssen, die man ihnen erst vor Ort und im letzten Moment mitteilen würde. Es schien also eine anspruchsvolle und womöglich auch gefährliche Übung zu werden. Eine, bei der sie in einem TIE/D sitzen würden. Darauf hatten sie sich schließlich vorbereitet.

Sie wurden in mehrere Rotten eingeteilt, die, sofern er es richtig verstanden hatte, unabhängig voneinander operieren sollten. Chett Nectus Laune litt deutlich darunter, dass er Officer Mitsumo zugeteilt war. Er war der hübschen Frau in den vergangenen Wochen aus dem Weg gegangen, so gut er konnte, denn er war überaus nachtragend und hatte ihren kleinen Zusammenstoß in der Kantine nicht vergessen. Also würde sie ihm während des Fluges seine Befehle erteilen und anschließend darüber befinden, wie gut er seine Aufgaben erfüllt hatte. Er nahm an, dass sie nach Manier einer selbsternannten Therapeutin mit Adleraugen nach Anzeichen der ›Labilität‹ Ausschau halten würde, die sie ihm unterstellte. Das konnte ja heiter werden...

Als dann der Moment kam, an dem es den Piloten gestattet wurde, Fragen zu stellen, hob Nectu die Hand und erkundigte sich:


»Sir, wann soll die Übung beginnen? Haben wir zuvor die Gelegenheit, uns im Simulator auf das spezielle Szenario vorzubereiten?«

Er hatte mittlerweile weit über hundert Simulatorstunden mit dem Defender angesammelt, aber keine einzige davon beim Flug durch Canyons oder ähnliches Gelände. Insofern wäre es ihm natürlich recht, wenn er die Möglichkeit erhielt, diese Lücke zuvor noch zu schließen. Aber schon während er die Frage stellte, ahnte er bereits, dass man ihm diese Gelegenheit nicht gab.

[Bastions Mond | Basis "Last Defense" | Ebene Fünf | Lehrraum 2-7] Chett Nectu, Wolves, Bewerber, Flight Lieutenant Drask (NPC)
 
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Part I

[ Bastion |Imperial City | Innenstadt | Shoppingmeile | Tee Laden | Serenety und Halijc'arl'ajkartia, Ilena mit Kunden beschäftigt ][ Bastion |Imperial City | Innenstadt | Shoppingmeile | Tee Laden | Serenety und Halijc'arl'ajkartia, Ilena mit Kunden beschäftigt ]

Der Damm schien bei Carla zu brechen und damit auch alles was sie so sorgfältig aufgebaut hatte. Alles was sie versucht hatte zu verbergen, zu verschließen und auch weiterhin zurück zu halten. Sie war ebenso stark wie Serenety, hatte ebenso gelernt die eigenen Gefühle in sich zu verschließen um nicht als Schwach da zustehen. Die Chiss waren von ihrem Wesen von ihrem ganzen Sein verschlossen. Gefühle gehörten nicht in die Öffentlichkeit ebenso wenig wie Serenety’s Volk dies zulassen würde. Doch irgendwann kam der Punkt an dem nichts mehr im verborgenen bleiben konnte sondern an die Oberfläche glitt. Tiefe Wunden die meist noch nicht verheilt waren konnten erneut aufbrechen. Der Heilungsprozess dauerte Jahre wenn man sich nicht helfen ließ und selbst wenn man sich professionelle Hilfe suchte würd es dauern. Serenety erinnerte sich noch sehr gut an die Trauerfeier. Die Erinnerung daran hatte sich eingebrannt und würde sich nicht tilgen lassen. Zu viel war geschehen für sie selbst. Ihre eigenen Gemütsverfassung war instabil gewesen, sehr instabil und sie hatte zum ersten Mal erfahren was es bedeutete eifersüchtig zu sein. Eifersucht war etwas was sie bis dahin noch nie erlebt hatte und dieses einschneidende Erlebnis hatte ihr fast die Füße unter dem Boden weggerissen. Sie hatte sich verletzt gefühlt, tief getroffen und zum aller ersten Mal in ihrem Leben hätte sie am liebsten ihre Fingernägel in das Gesicht dieser blonden unmöglichen Gestalt gerammt. Dies jedoch hätte ihren Vorgesetzten, nein ihren ehemaligenVorgesetzten in Misskredit gebracht und dies hätte sie nicht gewollt. Also war sie geflüchtet, hatte die Feierlichkeit verlassen obwohl sie etwas hätte unternehmen sollen. Sie hätte ihren Stolz beiseiteschieben sollen, sie hätte diese Frau mit ihren eigenen Waffen schlagen sie fertig machen sollen anstatt zu verschwinden. Sie war feige gewesen und dennoch hatte sie Angst gehabt. Angst vor dem was werden könnte, was er hätte sagen können und so war sie gegangen. Sie war geflüchtet und hatte damit ihre Seele zerrüttet. Es war geschehen, sie hatte es zugelassen und nun hatte sie die Quittung dafür bekommen. Doch nun und besonders in diesem Augenblick zählte dies nicht mehr. Wichtig war Carla, sie und das was sie bewegte. Carla sprach davon, dass ihre eigene Seele angegriffen war und sie nicht mehr die Kraft dazu hatte sich weiter zu wehren. Sie hatte einen Punkt erreicht an dem sie jemanden zum Reden brauchte und da Seren sich angeboten hatte nahm sie dies auch an. Die junge Psychologin wusste, dass sie Carla zuhören musste. Sie würde ihr erzählen was war, was sie bewegte, mit was sie rang und was ihr die Luft zum atmen nahm. Sie fühlte, dass Carla verzweifelt war auch wenn sie dies so nicht aussprechen würde, denn dafür besaß sie zu viel Stolz. Dennoch fühlte Seren die tiefen Wunden ihrer Gesprächspartnerin. Sie wusste sehr gut, dass das Imperium und vor allem das Militär nicht der richtige Ansprechpartner für so etwas war. Sie boten ja nicht einmal etwas ähnliches an und scherten sich nicht darum was aus ihren Leuten wurde. Selbst die Familie war nicht immer der richtige Ansprechpartner selbst für Serenety nicht. Auch wenn sie viele mit ihnen teilte, so gab es doch das ein oder andere was sie für sich behielt. Wie bei den Chiss so war es auch bei ihrem eigenen Volk so, dass man keine Schwäche zeigen sollte. Die Chiss jedoch waren in diesem Punkt noch verbissener, noch strenger. Jede Art von Gefühl stellte eine Schwäche dar und wurde gern mit Arroganz oder Überheblichkeit überdeckt. Beide Völker glichen sich in einigen Punkten auch wenn sie nicht gleich waren. Sowohl die Chiss wie auch ihr Volk wollten ihr Gesicht wahren und setzten alles daran dies auch zu gewährleisten. Sie hatten Erfolgt damit, mehr oder weniger jedenfalls. Was Seren jedoch ein wenig überraschte war, dass sie diejenige der Familie war, die als Abgesandte für das Imperium diente und dies obwohl im Chiss Empire dies nicht gerade für Jubelrufe sorgte. Die Chiss waren zu Stolz um sich unter zu ordnen wo sie sich selbst für etwas besonderes hielten und sie würden auch nicht offen auf die Knie fallen um einen Schwur abzuleisten. Nur wenn man sie dazu zwang würden sie dies tun und einen Chiss zwang man nicht so einfach zu etwas. Ihre eigenen Familie hatte gute Kontakte zu den Chiss und allein schon dies war ungewöhnlich genug für diese. Menschen wurden geduldet wenn sie die Sichtweise der Chiss annahmen und sich bei ihnen integrierten. Andernfalls waren sie eher ausgestoßene.

Seren wusste, das Kämpfer dieses Volkes hoch angesehen waren doch wie Carla sagte waren diese wenn sie dem Imperium dienten eher in einem Zwiespalt und so kämpften nur einige wenige für das Imperium. Die junge Chiss offenbarte, dass es keine Gespräch in der Form gab in der man einfach fragte wie es einem ging. Wichtig war nur die Pflicht zu erfüllen und es spielte dabei keine Rolle ob dieser Angenehm oder unangenehm war. Danach wurde nicht gefragt sondern es wurde einfach getan. Ob dies richtig war oder nicht spielte keine Rolle Hauptsache man funktionierte. Allein dies war schon falsch und so unterzog man diese Rasse einem Drill welcher allen auferlegt wurde. Probleme konnte man nur bedingt selbst in den Griff bekommen. Umso größer die Probleme wurden umso schwieriger war es sie selbst zu lösen und wenn man keine Familie hatte die einem dabei half konnte es fast unmöglich werden. Letztlich blieb nur eine professionelle Person und diese aufzusuchen erschien vielen als undenkbar, da man auch dies als Schwäche auslegen konnte. Doch Probleme sollte man nicht einfach beiseiteschieben und schon gar nicht versuchen hinter irgendwelchen Mauern zu verbergen. Sie brachen irgendwann an die Oberfläche und konnten das Leben in eine Hölle verwandeln. Jeder sollte sich Hilfe holen wenn er merkte, dass er nicht weiter kam. Dies war keine Schwäche sondern eine Stärke die nicht jeder aufbrachte, da es viel einfacher war sich zu verstecken. Das Leben der Chiss und somit auch das von Carla waren vorbestimmt und Serenety wusste, dass es bei ihr nicht sehr viel anders war. Ein solches Leben war noch um einiges schwerer, da man in etwas gepresst wurde in was man vielleicht gar nicht wollte und dennoch keine andere Möglichkeit hatte als zu tun was von einem verlangt wurde. Da die Chiss frühreif wirkten und anders erzogen wurden als die Meisten im Universum war es für sie natürlich nur erstaunlich, dass alle anderen in ihren Augen erst recht spät auf die Akademie gingen. Doch da sie keine wirkliche Kindheit als solches hatten sondern dazu gedrillt wurden zu funktionieren, so jedenfalls konnte man es gut bezeichnen, war es kein Wunder dass sie so früh aktiv waren und ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen wo andere noch nicht soweit waren. Doch welches Leben war dies? Für einzelne, für die dies Ok war stellte es kein Problem dar doch nicht alle waren so reif wie einige wenige. Dennoch spielte es keine Rolle. Es gab Richtlinien und diese befolgte man. Wer nicht mitkam wurde ausgesondert. Ein typisches Verhalten von Rassen die glaubten besonders zu sein. Selbst in Serenety’s eigenen Volk gab es genug die so agierten. Als ob das Leben nicht schon schwierig genug wäre. Doch sich darüber Gedanken zu machen schien unwichtig zu sein und so verlernten die Kinder ihre Freiheit und ihre Entdeckerlust. Sie wurden hineingezogen in eine Gruppe, mussten sich anpassen ohne zu murren und wurden somit zu Mitläufern. Sich dagegen aufzulehnen wagten sie aller wenigsten und die die sich wagten wurden zu Außenseitern. Serenety hatte oft genug davon gehört, gelesen oder auch selbst mit solchen Personen gesprochen. Das Gehirn löschte die fast neuen Verknüpfungen, welche eine Gewisse Freiheit besaßen und ersetzte diese. Die Persönlichkeit die noch so neu gewesen, die voller Lebenslust, Entdeckerfreue und Liebe gewesen war verschwand und wurde ersetzt durch etwas was sie alle zu gefangenen machte. Dies war traurig, genau genommen höchst bedauerlich und dennoch Alltag. In allen Lebenslagen, bei allen Völkern und Rassen die das Universum zu bieten hatte war es gleich. Sie alle wurden zu einer Art Gruppenverbindung aus der es kein Entrinnen gab. Entweder ging man mit oder man blieb außen vor.

Serenety lauschte weiter den Worten der Chiss, welche erklärte, dass sie die Beziehungsprobleme ihrer Kameradinnen nicht verstanden hatte und als sie es wagte daheim danach zu fragen wurde ihr klar gemacht, dass sie dies nichts anginge und es sich dabei lediglich nur um Probleme der Menschen handelte. Dies überraschte Serenety ein wenig, da selbst die Chiss Beziehungen und Ehen führten. Ihre Familie machte ihr damit also einen gewissen Vorwurf, was Seren als Falsch empfand. Gleichzeitig wurde ihr deutlich gemacht, dass sie nicht mehr den Maßstäben der Chiss entsprach sondern zu menschlich geworden war. Etwas was hart war und noch härter wenn es von der Familie kam die eigentlich der Mittelpunkt, der Anker im Leben sein sollte. Ein Anker auf den man sich verlassen konnte und sollte. Der für einen da war und immer da sein würde. Diese Worte allein waren erschütternd genug um Serenety einige Sekunden in ihrer leichten Bewegung inne halten zu lassen. Sie wollte Carla nicht unterbrechen sondern sie aussprechen lassen, da sie fühlte das die junge Frau sich in einem Redefluss befand und es ihr gut tun würde alles los zu werden. Sie brauchte eine Zuhörerin und Serenety war diese Zuhörerin.

Carla erzählte ihr, dass sie durch einen Unglücksfall bei der Flotte gelandet war und Seren wölbte fragend eine ihrer Brauen. Sie hatte zuvor als Pilotin gedient und ihren Jäger geliebt doch ein schwerer Unfall hatte alles verändert. Ein Unfall, bei dem sie eine gute Freundin verloren hatte und man hatte ihr die Schuld daran in die Schuhe geschoben. Seren glaubte nicht richtig zu hören! Man hatte Carla tatsächlich die Schuld dafür in die Schuhe geschoben? Warum sollte man so etwas tun? Warum sollte Carla diesen Tod verantwortete haben, zumal es eine Frau aus ihrer Staffel und auch noch eine Freundin gewesen war? Carla selbst zog sich schwere Verletzungen zu. Man lastete ihr etwas an was nicht der Wahrheit entsprach und selbst als sich dieser Vorfall als falsch herausstellte, es sich dabei um einen technischen Defekt gehandelte hatte, so legte man ihr nahe ihr Glück bei der Flotte zu versuchen. Weder war dies Professionell noch war dies Gerechtfertigt. Man hätte sich bei ihr entschuldigen müssen anstatt sie zu verdammen, denn genau dies hatte man getan. Carla hatte ihren Traum aufgeben müssen, weil man ihr nahe gelegt hatte etwas anderes zu tun, da sie unbrauchbar war. Genau so musste es bei der Chiss angekommen sein. Ebenso gut hätte man ihr auch frei ins Gesicht sagen können, dass sie versagt hatte und das man keine Versager in einer Staffel behalten würde. Dies wäre besser gewesen als ihr dies durch die Blumen zu sagen und damit hätte sie die Möglichkeit gehabt sehr viel besser damit umzugehen. Trotz allem war es nicht richtig, da Carla keine Schuld traf. Es falsch und es unmoralisch so vorzugehen und ihr das Gefühl zu geben trotz allem an dem Tod ihrer Freundin Schuld zu sein obwohl bewiesen worden war, dass es sich dabei um einen technischen Fehler gehnadelt hatte. Man war zu stolz gewesen seine Worte, seine Fehleinschätzung und Verurteilung zu revidieren und tat lieber so als ob der Pilot versagt hätte. Das dies traf und Carla das Gefühl geben musste nicht das zu sein was man wollte war das letzte. Doch leider neigten einige dazu lieber ihre eigenen Fehler zu verbergen als offen zu legen, dass sie sich geirrt hatten. Was dies für den Geschädigten bedeutete war zweitrangig und man war der Meinung, dass dieser dies schon verkraften würde. Psychologisch gesehen war dies alles andere als eine Glanzleistung. Jemanden zu erniedrigen schien einigen Spaß zu machen auch wenn Serenety nicht verstand was daran spaßig war. Auch wenn ihrer Karriere damit nicht zerstört worden war, so hatte man doch dafür gesorgt, dass man diese eingeschränkt hatte. Als Pilotin hatte man sie entlassen und wahrscheinlich auch dafür gesorgt, dass sie dort nicht mehr Fuß fassen konnte. Ob man diesen Wechsel als Glück bezeichnen sollte oder nicht kam wohl ganz darauf an aus welcher Sichtweise man dies betrachtete. Gleichzeitig und als ob dies nicht genügte verdammte man Carla dazu sich mit einfachen Transportflügen zu begnügen da man ihr deutlich machte, dass man ihr keine teures Schiff übergeben würde nachdem sie ja mit ihrem Jäger so „ungeschickt“ umgegangen sei. Das dies nicht nur eine Beleidigung war sondern auch noch ein weiterer Schlag ins Gesicht schien nicht zu interessieren. Das damit die Finger in die ohnehin schon vorhandenen Wunden gedrückt wurden und man zu allem Überfluss noch Säure hineinschüttete damit es noch mehr brannte war das unmöglichste was man tun konnte. Der Versuch Carla deutlich zu machen, dass sie Wertlos war und man ihr gerade mal einen Transporterflug zutraute war erniedrigend. Auch wenn die Chiss erklärte, dass sie dies Schmach überwunden hatte so glaubte Serenety ihr nicht wirklich. Verdrängt vielleicht aber überwunden? Man konnte das ein oder andere überwinden doch eine solche Beleidigung, nun es wäre möglich aber da die Psyche der Chiss bis dahin schon angegriffen war konnte Seren nicht glauben, dass Carla dies wirklich überwunden hatte. Eines folgte dem anderen und Serenety hatte das Gefühl als ob die junge Chiss fast ständig, wenn auch mit Abständen das gleiche durchmachen musste. Schon bei ihrem ersten Kommando über einen Frachte war sie in Gefangenschaft geraten und hatte mit ansehen müssen wie ihre Crew hingerichtete wurde und dies nur um sie gefügig zu machen. Was dies in einer so jungen Person auslöste und welche Wunden dies hinterließ war nicht zu beschreiben. Serenety konnte sich vorstellen wie sehr Carla gelitten haben musste. Welche Qualen sie erduldet haben musste. Auch wenn sie erklärte, dass sie die Oberhand behalten hatte, so war allein die Tatsache, dass sie die Kontrolle verlor eine Offenbarung. Wer hätte nicht die Kontrolle verloren bei solchen Ereignissen und dies in so jungen Jahren wo man auf solche Erlebnisse noch nicht wirklich vorbereitet war. Allein das Carla erwähnte, dass es für ihre Crew verstörende gewesen sein musste und das es sehr blutig zugegangen war reichte ihr um ein gewisses Bild zu erhalten. Ein Bild welches alles andere als Glücklich ausfiel und welches noch tiefere Wunden offenbarte. Carla war geschunden, zutiefst erschüttert und verletzt worden. Sie war es noch immer. Rendili V war also ähnlich. Serenety schüttelte innerlich fast traurig den Kopf. Carla’s Schiff war vom Himmel geholt und abgestürzt. Sie hatte überlebt, erneut und mit ihr ein Teil ihrer Crew. Dennoch hatte sie miterleben müssen wie andere starben. Sie selbst hatte selbst getötet und offenbarte, dass wieder eine Situation entstanden war, die sie nur hatte klären können, indem sie ihre Wut einsetzte die sie zu etwas befähigte, sie nicht erklären konnte. Wut konnte mächtig sein und wenn diese ihren Weg an die Oberfläche nahm und ungezügelt ausströmte vermochte man Dinge die man für unmöglich hielt. Serenety hatte dies schon bei ihr selbst erlebt und wusste demnach von was Carla sprach. Diese Energie war gewaltig und so stark das man selbst völlig überrascht davon war.

Die junge Exotin hielt dem Blick der Chiss stand, welche sie ansah und durch deren Augen ein kurzes wildes Flackern glitt, ehe sie erneut zu sprechen begann. Carla erzählte, dass sich an Bord eine Agentin des Geheimdienstes aufhielt und das sie beide diese Frau kannten, nämlich von der Trauerfeier. Allein dies genügte ihr um zu wissen auf welche Frau Caral anspielte. Auf diese blonde Miststück, welches sich an Toji herangemacht hatte und die Seren am liebsten umgebracht hätte. Eine Agentin des Geheimdienstes also. Dies erklärte doch das ein oder andere und gleichzeitig fragte sich Serenety, was jene Frau von ihrem ehemaligen Vorgesetzten gewollt hatte. Welches Interesse hatte eine solche Frau an einem Offizier des Imperiums? Sie schob diesen Gedanken beiseite. Jetzt war nicht der richtig Ort und auch nicht die richtige Stunde um darüber nachzudenken. Dennoch würde sie dies tun sobald sie die Zeit dafür hatte. Carla sprach weiter, sprach davon, dass sie in die Hände eines Söldners viel und Seren hatte das Gefühl als ob sich alles erneut ereignen würde. Die Ähnlichkeiten waren erschreckend und fast schon pervers. Selbst Carla gab zu, dass diese Situation dem Piratenüberfall sehr ähnlich war und somit wurden die Wunden welche vielleicht schon am verheilen waren erneut aufgerissen. Sie schaltete auch diesen Mann aus und wieder klebte Blut an ihren Fingern. Blut welches sie zwar äußerlich abwaschen konnte, seelisch jedoch nicht. Erschreckend war jedoch, dass Carla meinte, dass sie den Tod dieses Mannes sogar fast genoss. Allein diese Äußerung war schon unmoralisch. Auch wenn der Kerl ihr zuvor die Nase gebrochen hatte, so war jeder Mord falsch auch dann, wenn man selbst durch diese Person gelitten hatte. So etwas zu genießen oder auch nur fast zu genießen machte deutlich, dass der Geist schon geschädigt war. Carla schien eine Veränderung durchgemacht zu haben. Diese Worte passten nicht so zu ihr und sie gefielen der Psychologin auch nicht. Ebenso wenig das grimmige Grinsen welches über ihr Gesicht huschte. Weitaus schlimmer jedoch war, dass Carla erwähnte, dass sie von Rachegedanken beseelt war. Rache war ein unschönes Wort und Rache war falsch. Man konnte einen gerechten Zorn haben und Gerechtigkeit verlangen. Rache jedoch war niemals befriedigend. Sie erfüllte nicht und sie half nicht. Durch sie fühlte man sich hinterher nicht besser. Rache war stets negativ und ihm haftete auch immer etwas negatives an. Serenety empfand dieses Worte als beängstigend und machte ihr deutlich, dass Carla sich auf einem schmalen Grad befand. Was jedoch als nächste folgte ließ Serenety eine ihrer Brauen wölben. Krieg war niemals schön, er war brutal und schrecklich und Personen mithilfe von Bomben zu ermorden, ihre Lungen zum Platzen zu bringen so dass sie qualvoll erstickten war die Perversion schlechthin und das Carla diese Idee in ihrer Rachelust anordnete ließ es Serenety kalt über den Rücken gleiten. Hass, Rache, Wut und Zorn konnten ein gefährliches Tier sein und in Kombination alles vergessen. Die Chiss hatte eine höchst explosive Mischung angereichert und diese auch genutzt.

Auch wenn im All dies weit aus anonymer ausfiel so war es letztlich doch das Gleiche. Der Unterschied bestand mit darin, dass man die Toten nicht sah, ihnen nicht ins Gesicht sehen musste. Das die Gesichter Carla verflogen glaubte Serenety ihr aufs Wort. Jeden würden diese Gesicht verfolgen, ihnen Alpträume bereiten. Carla schlief die Nächte mit Sicherheit unruhig, sehr unruhig. Serenety empfand eine tiefer Traurigkeit bei den Worten ihrer Kollegin, bei der sie spürte wie tief sie gesunken war.


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Part II

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Es war schlimm genug so etwas zu hören, schlimmer war es jedoch so etwas zu erleben und Carla hatte so viel erlebt das ein schon an ein Wunder grenzte, dass sie überhaupt so lange durchgehalten hatte. Die Chiss rang mit Fassung, legte ihre Hände auf den Tisch um das Zittern zu unterdrücken oder besser gesagt sich zu beruhigen. Doch dieser Kampf war fast hoffnungslos. Der Tisch vibrierte und die Erschütterungen wurden so stark, dass der Tee aus der Tasse schwappte. Es dauerte einige Minuten ehe sie Ruhe fand auch wenn diese Ruhe nur Oberflächlich war. Serenety spürte deutlich, wie es im inneren der jungen Frau brodelte. Wie ein Vulkan, der jeden Moment auszubrechen drohte. Das ein Zusammenbruch folgte war unumgänglich gewesen und sie konnte von Glück sagen, dass dieser sich unter der Dusche ereignet hatte und nicht wo anders. Dennoch war es erstaunlich gewesen, dass sie so lange standgehalten hatte. Seren wölbte leichte eine Braue. Carla hatte also nicht nur die Kontrolle verloren sondern hatte gewisse Dinge seit dem auch nicht mehr im Griff. Sie schrie nach Hilfe mit fast jedem Wort. Ihre ganze bisherige Geschichte war ein einziger Hilfeschrei und Serenety würde reagieren. Auch wenn ihr klar war, dass Carla nicht alles gefallen würde was sie zu sagen hatte. Dennoch musste gesagt werden. Sie musste da durch ob sie wollte oder nicht. Sie brauchte Hilfe, sie brauchte jemanden bei dem sie alles abladen konnte um nicht erneut zusammen zu brechen, da sie an einer Klippe stand und es nur einen Ausweg gab, zu springen und darauf zu vertrauen, dass Seren ihr half oder aber in die Tiefen zu stürzen. Carla hatte gewählt, sie hatte den Sprung gewählt und Seren würde ihr helfen. Doch dies würde bedeuten, dass sie ihr auch wirklich vertrauen musste. Carla würde nicht mitten im Sprung innhalten und es sich anders überlegen können. Sie hatte einen Anfang gemacht und es blieb zu hoffen, dass sie es sich nicht anders überlegte. Bisher hatte die Exotin zugehört, ihr Zeit gelassen sich alles von der Seele zu reden und auch wenn sie sicher war, dass es noch nicht alles war, so hatte sie einiges an die Oberfläche getragen, es ausgesprochen anstatt es weiter hinunter zu schlucken. Allein dafür war Serenety sehr dankbar. [/I]

„Ich erinner mich noch sehr gut an die Trauerfeier und die Geschehnisse dort. Jetzt scheint es so als ob ich ihnen helfen müsste, so wie sie mir geholfen haben. Das eigenen Seelenheil ist etwas sehr wichtiges und ich bin froh, dass sie sich dazu entschieden haben zu sprechen anstatt es in sich hinein zu fressen. Der erste und wichtigste Weg ist zu erkennen, dass man selbst an einem Punkt angelangt ist an dem man nicht weiter kommt. Zu erkennen das man Hilfe braucht ist keine Schwäche auch wenn viele dies meinen. Es zeugt von Stärke und dies wiederum sollten sie nicht vergessen. Wir neigen viel zu oft dazu uns zu verstecken unsere Problem zu verdrängen und so zu tun als ob alles in Ordnung sei. Dem jedoch ist nicht so. Was wir dadurch bewirken ist der Anschein von etwas falschen. Wir machen anderen etwas vor. Schlimmer jedoch ist, dass wir uns selbst etwas vormachen und dafür sorgen, dass wir uns selbst verleugnen. Sie und ich habe zwar die Fähigkeit mit Problemen fertig zu werden solange sie einfacher Natur sind und nicht zu kompliziert werden. Irgendwann jedoch werden sie zu komplex zu schwierig und wir schaffen es nicht mehr sie zu lösen oder zu kompensieren. Zwar ertragen wir viel Leid und Schmerz doch jeder hat seine Grenzen und sind diese Grenzen erst einmal erreicht oder besser gesagt überschritten, so brauchen wir Hilfe. Es mag schön und gut sein sich selbst zu schützen indem man versucht damit klar zu kommen und dennoch ist der Kraftaufwand den wir dafür verwenden irgendwann zu groß und wir können ihn nicht mehr tragen. Dann bricht alles um uns zusammen und wir verlieren den Boden unter den Füßen. Dieser freie Fall macht Angst und ist unnötig. Sich helfen zu lassen wäre richtig und damit auch seinen Stolz ein Stück weit zurück zu schieben.

Das Militär schert sich wenig um die Bedürfnisse der Seele. Ihnen ist nur wichtig das wir unseren Job machen und dies bestmöglichst und was die Familie angeht, nun entweder man hat das Glück und kann über mehr sprechen als es sonst der Fall ist oder aber man kann gar nicht mit ihr sprechen. In einigen Fällen ist die eigenen Familie auch nicht unbedingt der richtige Ansprechpartner. Ich kenne die Ansichten der Chiss, Halijc’arl’ajkartia und sie ähneln in vielen Bereichen denen meines Volkes. Dennoch bin ich mit einigen Punkten nicht einverstanden, erst Recht nicht als Psychologin. Was ihr und auch mein Volk als Schwäche ansieht ist keine und wird auch nie eine sein.“


Sie machte eine kurze Pause.

„Was mich dennoch überrascht ist, dass sie als abgesandte ihrer Familie für das Imperium dienen. Besonders, weil dies im Chiss Empire nicht gerade für jubelstürme sorgt. Was ihre Familie angeht, so bin ich bestürzt, dass eine Kommunikation in Bahnen der Höflichen Nachfrage nicht oder fast nicht vorkommen, da andere Familien ein wenig anders agieren.“
Sie schüttelte leicht den Kopf bei diesem Gedanken.

„Was den Kämpfer angeht, so ist es meiner Ansicht nach nicht richtig wenn dieser mit seinen Problemen gänzlich allein fertig werden soll. Denn wie schon zuvor erwähnt ist dies nicht immer möglich. Eine Familie sollte dazu da sein Halt zu geben und nicht so zu tun als ob man nicht mehr dem entspricht was man sich wünscht oder gar verlangt. Auch wenn sie eine lange Weile unter Menschen gelebt haben, so sind sie dennoch eine Chiss und damit gehören sie zu ihrem Volk. Dies bedeutete für mich, dass sie trotz allem das Recht haben auch als solche gesehen zu werden besonders auch von ihrer Familie die ihr Halt sein sollte. Ohne unsere Familie, ohne diesen Halt sind wir nicht so stark. Allein gelassen zu werden ist nicht einfach und die Wunden die dabei entstehen wenn man verstoßen wird gehen sehr tief. Was mich jedoch noch mehr erschüttert ist, dass man sie behandelte hat wie eine Aussätzige, der man einen Tod anheftet, welcher sich nicht bestätigt hat. Man gibt ihnen die Schuld, stuft sie dafür ab und man tut so als ob sie es nicht wert wären weiterhin als Pilotin fliegen zu dürfen. Dies ist weder richtig noch moralisch einwandfrei. Ebenso gut hätte man ihnen auch ins Gesicht sagen können, dass sie nicht dem entsprechen was sie wollen und sie in ihren Augen versagt haben. Diese wäre ehrlich gewesen als ihnen zu erklären, dass sie ihr Glück bei der Flotte suchen sollen. Wie demoralisierend dies ist brauche ich wohl kaum zu erwähnen und man könnte den Anschein gewinnen als ob man sie mit Absicht loswerden wollte, weil sie nicht mehr das verkörper, was sie als Chiss verkörper sollten. Ihrer Karriere mag dies wenn, dann nur teilweise geschadet haben und eigentlich hätte man sich bei ihnen entschuldigen müssen nachdem klar war, dass sie nicht schuld hatten. Stattdessen versetzt man ihnen den nächsten Schlag und steckt sie zu den Transportflügen. Wie soll man sich fühlen, wenn man aus etwas herausgerissen wird was man liebt und im Grunde noch immer die Schuld einer Kameradin auf den Schultern trägt? Im Grunde tragen sie diese Schuld noch immer, da sie niemals wirklich davon frei gesprochen wurden. Anstatt ihnen die Möglichkeit zu geben sich erneut zu beweisen drückt man sie nach unten. Ich finde diese Vorgehensweise alles andere als Optimal und sie ist ebenso eine Bleidigung.“

Seren schluckte.

„Ihr Leben ist eine fast ständige Widerkehr von Ereignissen die sich ähneln. Mit ansehen zu müssen wie eine Crew vor den eigenen Augen hingerichtet wird nur um gefügig gemacht zu werden ist krank. Die Wunden die man ihnen zugefügt hat und dies schon von sehr jungen Jahren an hatten nie die Möglichkeit wirklich zu heilen, weil ständig etwas neues folgte. Sie konnte nicht zur Ruhe kommen noch damit fertig werden. Carla, ihnen mag es gelungen sie die Oberhand zu behalten, aber sie sagten sie hätten die Kontrolle verloren. Die Kontrolle über ihre Wut und damit auch über sich selbst. Der Körper versucht sucht sich ein Ventil wenn das Fass zu voll wird. Dies ist normal, dennoch muss man darauf achten welches Ventil man nutzt. Rendili V war ähnlich und wieder gaben sie sich ihrer Wut hin, welche sie nicht mehr kontrollieren konnten. Sie entglitt ihnen ohne dass sie es vielleicht auch wollten und dennoch, als sie es merkten hätten sie es stoppen können. Was ging in ihnen vor? Was hat sie dazu gebracht so weit zu gehen und nicht inne zu halten? Sie haben es genossen einen Söldner zu töten? Können sie dies wirklich sagen und sich dabei selbst ins Gesicht sehen? Was haben sie dabei gefühlt? Was ist ihnen durch den Kopf gegangen als sie ihm gegenüber standen? Selbst als er ihnen die Nase zuvor brachte ist dies kein Grund den Tod eines anderen zu genießen. Was ist geschehen? Rache? Sie wollen mir allen Ernstes sagen, dass sie von Rache beseelt gewesen waren?“

Wieder schüttelte sie leicht den Kopf.

„Rache ist etwas was niemals in uns aufkommen sollte, was sie nicht empfinden sollten. Gerechter Zorn ist etwas anderes aber Rache? Selbst wenn sie ihre Rache erhalten, Carla, wird ihnen diese keine Genugtuung geben. Es wir sie leer hinterlassen und sie mehr verstören. Rache ist kein Ausweg, es ist niemals eine Hilfe und wir auch keine werden. Weder wird sie ihnen noch jemand anderem etwas bringen und auch wenn ich ihren Gedanken verstehen kann, da die Zusammenhänge so eng miteinander verknüpft sind nach allem was sie erlebt, was man ihnen und ihren Leuten getan hat so sage ich ihnen dennoch, das Rache niemals der richtige Weg ist. Hat es sie zufrieden gemacht? Hatte ihre Rache ihnen geholfen? Ich glaube nicht! Ich glaube, dass sie noch tiefere Wunden davon getragen haben als sie zuvor schon hatten und das diese Wunden nicht heilen. Sie verstümmeln sich selbst und merken es nicht. Im All mag es anonymer erscheinen doch letztlich ist es das gleiche. Der Unterschied besteht darin, dass man die Leute nicht sieht die man tötet und dennoch ist nichts anderes. Von Gesicht zu Gesicht ist es anders, härte, da man seinem Opfer in die Augen sehen muss. Doch vom Prinzip her ist es nicht anders. Das die Bilder der Toten sie verfolgt kann ich mir gut vorstellen. Ihre Nächte müssen die Hölle sein in denen sie jedes Mal erneut durchleben was sie durchmachen mussten. Diese Träume werden nicht verschwinden, sie werden sich nicht auflösen. Sie werden vielleicht schwächer werden doch in einem Moment wo sie am wenigsten damit rechnen kommen sie an die Oberfläche zurück. Wir vergessen nicht so schnell und wir vergessen am aller wenigsten irgendwelche Gräueltaten. Diese bleiben uns am längsten in Erinnerungen und viele davon verblassen niemals.“

Serenety griff nach Carla’s Händen und drückte diese kurz. Ihre Stimme war warm und weich und signalisierte, dass sie bei der Chiss war. Sie verstand und sie aufmunterte und ihr dennoch klar machte, dass sie so nicht weiter machen konnte.

„Das sie irgendwann zusammenbrechen würden war voraus zu sehen. Es überrascht schon fast, dass sie so lange durchgehalten haben. Ihre Wut sucht sich einen Katalysator allerdings einen der nicht sonderlich gut ist. Ich kenne dies von mir selbst. Auch meine Wut entlud sich schon und ich verstand es nicht. Mehr noch es erschreckte mich. Gefühle können etwas sehr mächtiges sein und übermächtig werden, wenn wir nichts haben womit wir es dämpfen können. Allerdings müssen wir lernen unsere Wut zu zügeln da es sonst möglich wäre etwas zu tun was wir hinterher bereuen könnten. Wir alle sind zu mehr fähig als wir ahnen wenn wir einmal so sehr in Rage geraten, dass wir die Kontrolle verlieren. Diese Kontrolle dürfen wir aber nicht verlieren, nicht in dem Maß das wir dadurch andere oder uns selbst gefährden. Was empfinden sie jetzt, wo sie mir so vieles offen dargelegt haben? Was fühlen sie in ihrem inneren?“

Es gab noch so vieles zu sagen und dennoch wollte Serenety, dass Carla von sich aus sprach. Offenlegte was sie noch beschäftigte, mit was sie noch kämpfte, was noch an ihr nagte.

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[Bastion | Sith-Orden | Vor dem Tempel] - mit Saphenus und Sliff Quori

Sliff konnte ihm nicht helfen. Im ersten Moment waren diese Worte wie ein Faustschlag in die Magengrube. Er konnte ihm nicht helfen. Auf einmal erschien Saphenus wieder das Bild des drogensüchtigen Rodianers vor Augen, im Leben und im Tode entstellt und aller Würde beraubt. Die Angst genauso zu enden war wieder da. Das Monster in ihm zitterte nervös, aber dann sprach der Kobok weiter. Sliff könnte ihm zumindest bei der Aufnahme in den Tempel helfen! Erleichtert atmete Saphenus aus. Seine Hände zitterten etwas und unruhig rieb er an dem wiedererlangten Ring. Der eingelassene Diamant fühlte sich kalt an. Für einen kurzen Augenblick kam Saphenus der Gedanke in den Kopf, dass das Monster in ihm von dem Edelstein Besitz ergriffen hatte und ihn kontrollierte. Er konnte schwören, dass der Diamant rot glühte als er den Schlag auf den Rodianer ausführte als würde er die Mordlust des Monsters teilen. Seit dieses nun in der Tiefe von Saphenus' Bewusstsein ruhte, schien auch der Diamant beruhigt. Ihm wurde klar wie lächerlich dieser Gedanke war. Ein Stein war ein Stein, unbelebt und unbeseelt. Er fing schon an den Verstand zu verlieren und Dinge zu sehen, die gar nicht da waren. Vielleicht hatte er seine Zurechnungsfähigkeit an dem Tag verloren an dem er seine Frau ermordet hatte.

Sliff erklärte wie Saphenus sich als Jünger beweisen musste um von einem Meister entdeckt zu werden. Ein Sith wurde man nicht einfach so und ganz bestimmt nicht aus Mitleid. Merkwürdigerweise machte das Saphenus nichts mehr aus. Zuhause, in seinem alten Leben, hätte ihn der Gedanke andere beeindrucken zu müssen Angst gemacht. Er hasste es im Mittelpunkt zu stehen und beobachtet zu werden. Wie nervös er doch bei dem Bewerbungsgespräch für die Stelle als Bibliothekar gewesen war. Seine Händen hatten so stark gezittert, dass er sich kaum traute das ihm angebotene Glas Wasser zu nehmen und zu halten. Am Anfang hatte sich seine fiepsige Stimme geradezu überschlagen.

Jetzt wo der Zabrak aber vor den Toren des Sith-Tempels stand, war diese Angst weg. Der Gedanke erstmal Zuflucht bei den Sith erlangen zu können war beruhigend. Saphenus war wahrscheinlich der Erste, der die Fänge der Sith so empfand. Er wusste, hier würde er vor den Jedi für's erste sicher sein. Es fehlte ihm die Kraft um über die Zeit danach nachzudenken.

Sliff führte Saphenus zu dem gewaltigen Eingangstor. Es war befremdlich, dass der Kobok das Gespräch unbeirrt fortsetzte und ihn dabei mit dem Auge am Hinterkopf weiter anblickte. Saphenus konnte nicht anders als das rückwärtige Facettenauge anzustarren. Er hoffte, dass er den Kobok damit nicht beleidigte.

Je näher sie den Mauern des Tempels kamen, desto unruhiger wurde das Monster. Hatte es eben noch ruhig gewartet, so wurde es nun von der dunklen Energie des Tempels aufgerüttelt.Es schien über seine Lippen zu lecken als würde es wieder zuschlagen wollen, aber irgendwas hielt es zurück. Die dunkle Präsenz war an diesem Ort so stark, dass es das Monster zu verunsichern schien. Nicht mal es war diesem Ausmaß der dunklen Seite gewachsen und so verharrte es unruhig.
Als sie an Darth Victorious vorbeikamen brannte sich dessen Blick in Saphenus' Körper. Der Zabrak bemühte sich weiter in Sliffs Auge zu starren, er wagte es nicht einen Blick auf den Sith zu werfen. Nicht aus dieser geringen Entfernung. Saphenus wurde auf einmal bewusst wie knapp er eben wirklich dem Tode entronnen war. Es wäre für alle Wächter ein leichtes gewesen ihn hinzurichten. Wer weiß ob sie dafür überhaupt einen besonderen Grund brauchten.

Dann betraten sie endlich den Tempel. Der stechende Blick des Sith verschwand und Saphenus schaute schnell auf den Boden. Er hatte nicht beabsichtigt solange in das Auge des Kobok zu starren und fast schämte er sich dafür. Im Eingangsbereich waren Droiden verstreut und Sliff erklärte Saphenus was nun folgen würde. Schlagartig war die Angst wieder da. Er würde registriert, vermessen und seine Daten mit denen in einer Datenbank abgeglichen werden. Natürlich hatte er keine Waffen dabei, er hatte noch nie eine besessen, aber was war mit den Geschehnissen auf Taris? Er wusste immer noch nicht ob das Imperium davon wusste, von einem Auslieferungsabkommen ganz zu schweigen! Saphenus sah sich um. Es gab keinen Fluchtweg mehr. Im Tempel wimmelte es vor Sith und denen, die es gerne werden würden und am Eingang waren ebenfalls bewaffnete Wächter. Die Vorstellung, wie er am Boden lag, Darth Victorious über ihm aufragend und zum Todesstoß ausholend, ließ ihn zittern und schwitzen. Seine Handinnenflächen wurden feucht und fast hatte er das Gefühl, dass die Wunde in seinem Gesicht wieder zu bluten anfing. Wenn er jetzt entdeckt wurde, war alles vorbei. Würden seine Eltern davon erfahren wenn er hier starb? Seit seiner Flucht hatte er nicht die Möglichkeit gehabt sie zu kontaktieren. Er war einfach weglassen und hatte ihnen nicht einmal erzählt wo er überhaupt hinwollte. Sie mussten krank vor Sorge sein, seine Mutter war bestimmt andauernd am Weinen. Sie hatten ihr einziges Kind verloren.

Sliff riss Saphenus aus seinen Gedanken. Was er gelernt habe, wollte der Insektoide wissen. Man würde ihn nicht durchfüttern, er müsse für seinen Platz hier arbeiten.


"Ich bin...ich war Bibliothekar auf...auf Taris.", stotterte der Zabrak. "Ich habe die Bücher betreut, meine...meine Eltern waren Archeologen und...naja...es war richtig das zu machen."

Die Erinnerung an seine Eltern war Saphenus noch so präsent, dass er mehr unbewusst den letzten Satz aussprach. Er hatte nicht vorgehabt hier seine Eltern zu erwähnen, er wollte bloß nicht zu viel von sich preisgeben. Es rutschte ihm einfach so raus und in gewisser Weise war Sliff die Person, die Saphenus nun am nächsten stand.

Dann piekste es auf einmal, der Droide nahm Blut ab. Zusätzlich mit all den anderen Daten dauerte es einen Moment bis die Ergebnisse kamen. Saphenus kam es vor wie eine Ewigkeit. Der Droide brummte ein paar Sätze zu Sliff, der ihn daraufhin sehr merkwürdig ansah. Es war eine Mischung aus Überraschung und Unglauben, die sich in seinem Gesicht widerspiegelte. Sie wissen davon, schoss Saphenus durch den Kopf. Sie mussten einfach. Anders war es nicht zu erklären. Saphenus trat von einem Fuß auf den anderen, der Schmerz in seiner Seite war wieder da, genau wie der in seinem Gesicht. Die Angst überflutete ihn so stark, dass selbst das Monster nicht dagegen ankam obwohl es zu gerne die Kontrolle übernommen hätte. Fast wurde Saphenus schwarz vor Augen. Die Anstrengungen des Tages forderten ihren Tribut. Leise flüsterte er:

"Gibt es eine Medistation hier, mein Herr?"

Er musste auf ein anderes Thema ablenken, er durfte nicht zulassen, dass die Sprache auf den Mord an seine Ehefrau kam. Selbst wenn sie ihn nicht dafür bestrafen würden, er wollte nicht darüber reden. Er konnte es einfach nicht, er war nicht bereit dafür den Moment noch einmal zu durchleben, der sein Leben beendet hatte!


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Serenety machte sich ernsthaft Gedanken zu den Ausführungen der jungen Chiss.
Diese betrachtete das aus einer gewissen Mischung aus Erstaunen und einem nicht näher zu bestimmenden Gefühl, das man mit einer gewissen Freude oder Erleichterung vergleichen konnte.
"Es beschämt mich etwas, dass ich Ihnen diese Last, die ich zu tragen habe, auf ihren Schultern ablade..." sagte sie etwas verlegen und fügte rasch hinzu:
"...aber ich bin gleichzeitig erleichtert. Eigentlich müsste ich ein schlechtes Gewissen haben, mit jemanden über meine persönlichen Angelegenheiten zu sprechen. Aber wie Sie selbst sagten, es wäre falsch es in mich hinein zu fressen. Ich habe die Erkenntnis erlangt, dass es nicht falsch ist, fremde Hilfe im rechten Moment anzunehmen...ich möchte Ihnen meinen tiefsten Dank aussprechen."
Sie ergriff ebenfalls Serenety's Hand und drückte diese. Im Gegensatz zu Carla's eiskalten Händen, hatte die junge Frau mit den Mandelaugen etwas wärmendes.
Ein Lächeln huschte über das hagere Gesicht der Chiss.

"Ich habe die Rückschläge und Demütigungen als Prüfungen verstanden, so wie der Drill, den ich seit meiner Jugend kenne. Man nimmt an, dass es einen abstumpft. Es tut es auch zum Teil, aber es verhält sich ungefähr so, wie mit einer Tasse heißem Tee. Man kann sich trainieren, heiße Speisen und Getränke zu trinken ohne die Hitze zu spüren. Im Endeffekt sterben aber nur die Nervenenden ab. Man bildet eine Art Hornhaut aus, aber diese harte Schale kann brechen und schmerzhafte Risse bilden. Dies ist meine Erfahrung bisher. Dieser Zusammenbruch hat mir die Augen geöffnet. Ich habe ehrlich gesagt nicht damit gerechnet. Aber im Krankenhaus hatte ich viel Zeit darüber nachzudenken. Im Nachhinein ergibt sich dahinter ein Sinn. Damit sage ich Ihnen ja nichts neues...." erklärte Carla und atmete erneut tief durch.

"Es gibt aber noch ein paar Punkte, die ich noch nicht erzählt habe. Bei dem Unfall damals streifte mein Jäger den, meiner Kameradin. Es handelte sich um einen Ausfall im Steuerungssystem. Der Jäger reagierte nicht mehr adäquat auf die Steuerungsbefehle und es war purer Zufall ob die Maschine auf einen Befehl hin nach rechts oder nach links lenkt oder überhaupt reagiert. Im Endeffekt habe ich mit der Maschine die Kameradin getötet. Das ich technisch gesehen keine Schuld habe, das ändert am Endeffekt nur wenig. Wir hatten vor dem Unfall einen Streit und konnten ihn vor dem Flug nicht mehr beilegen...Ich habe mich schuldig gefühlt und fühle es zum Teil noch immer. Ich kann es nicht mehr ändern und ich habe diesen Schicksalsschlag abzeptiert." sagte sie mit ruhiger Stimme, blickte aber mit einer tiefen Zornfalte und sprach mit einer festen harten Stimme weiter:
"Die Demütigungen hingegen habe ich nicht verwunden. Ich habe sie als einen Fakt akzeptiert, der scheinbar Teil des Imperiums darstellt. Das das mir nicht gefällt und ich es bis heute nicht hinnehmen kann, das dürfte kein Geheimnis sein. Mir ist es aber auch nicht möglich das System allein zu durchbrechen. Das hieße, einen Sternenzerstörer mit einem einzelnen Jäger zu eliminieren. Ich verspüre einen gewissen Zorn und ich habe ihn im Angesicht einer Bedrohung entfesselt."
Sie blickte mit harten Augen auf die Teetasse und diese vibrierte erneut, aber nicht mehr so heftig wie zurvor.
"Ich gestehe, der Moment diese Fähigkeit einzusetzen ist in einer gewissen Form befriedigend, nahezu berauschend. Früher wusste ich nicht, was das soll. Man sagte mir, ich soll es vergessen. Ich lernte nie, damit umzugehen. Es diente als Ventil meinen angestauten Zorn zu entlassen. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich deswegen "falsch" bin, nur weil ich so etwas kann. Doch spüre ich, wie ich diese Kontrolle darüber nicht durchweg aufrecht halten kann. Es macht mir zum Teil sogar Angst. Ein Chiss, der sich von seinen Emotionen zu etwas hinreißen lässt...stellen Sie sich das nur einmal vor...undenkbar! Ich habe versucht, meine Emotionen nicht komplett einzuschließen, nur damit der Druck nicht zu groß wird. Das brachte mir den Vorwurf meiner Familie ein, ich wäre zu unbeherrscht. Vielleicht bin ich es auch, doch es erschien mir opportun, da es sonst bedeutete, dass sich explosiver Druck aufbauen könnte. Wie ich schmerzhaft feststellen musste, dieses wacklige Selbstkonstrukt hat versagt. Damals bei dem Piratenangriff runzelten nur ein paar die Stirn, fanden es aber nicht anstößig. Jetzt aber wäre es beinahe eskaliert. Ich habe diesen Piraten beinahe getötet. Etwas in mir wollte sich an ihm rächen und im Angesicht eigener Schmerzen, fand dieser Teil es als Genugtuung dem Kämpfer zu schlagen. Im letzten Moment konnte ich mich aber zurückhalten, dem Söldner nicht eigenhändig zu zertrümmern. Ich schätze, man hat ihn mittlerweile hingerichtet oder er verrottet auf Kessel. Letzten Endes hätte es am Ergebnis wenig geändert." erklärte sie nüchtern.
"Es geht mir nicht um moralische Aspekte. In meinem kurzen Leben wurde ich oft genug Zeuge, wie die so hoch gehaltene Moral mit Füßen getreten wurde. Das widerstrebt meiner inneren Überzeugung. Gerade das Militär "vergisst" die Moral, wenn es ihm nützlich erscheint. Wer seine Gegner abschlachtet, obwohl sie sich ergeben haben, der kann sich nicht moralisch über andere Stellen. Am Ende habe ich mich selbst schmutzig gemacht. Ich habe nicht mehr das Recht, mich moralisch gegenüber anderen erhaben zu fühlen. Selbst wenn ich in Zukunft genauso darauf achten würde, so wie ich es bisher getan habe. Ich werde mich dieser dunklen Flecken nicht mehr entledigen können. Noch ist es nicht so weit, dass ich meine Prinzipien über Bord werfe, aber in diesem Krieg fehlt nicht mehr viel und auch ich könnte mich entgültig dieser entledigen.Ich kann weder ändern, was passiert ist, noch, was ich getan habe. Ich habe Dinge getan, für die würde ich mich früher verabscheuen. Ich war unbeherrscht, ich habe einen brutalen Luftangriff angeregt, der aber eigene Verluste verhindert hatte. Ich habe einen Toten erschossen, nur um einen Gefangenen einzuschüchtern, damit dieser Terrorpläne verrät. Ich habe viele damit geschockt, also mein Plan war aufgegangen und ich fand es angemessen. Immerhin war dieser Mann bereits schon tot. Das Ziel haben wir aber nicht erreicht. Ich kann mich für diese Vorgehensweise rechtfertigen, sie erschienen mir zu dem Zeitpunkt für vertretbar, da ich es getan habe, um weitere eigene oder zivile Opfer zu vermeiden. Im Nachhinein erschrecke ich selbst über diese Brutalität."
sie schaute Serenety traurig an,
"Eine Kameradin, die mittlerweile ebenfalls verstorben ist, war sehr religös und sie hätte gesagt, ich wäre jetzt ein "gefallener Engel". Ich habe das nie so ganz verstanden, kann aber jetzt sehr gut diesen Begriff auf mich beziehen. Diese Bilder, von denen sie sprechen, sie ereilen mich immer wieder. Es gibt Nächte, da kann ich ruhig schlafen, aber diese sind die Ausnahme....ich schwimme in einem Meer aus Blut und Leichenteilen...und drohe darin unter zu gehen... "

Sie nahm einen weiteren Schluck aus der Teetasse und machte eine kleine Pause.
"Einerseits verlangt das Militär von mir, nach außen hin ein Vorbild zu sein. Mein eigenes Volk sieht sich moralisch den anderen als überlegen an. Im Widerspruch dazu, verlangt man mir Dinge ab, die ich tun soll um den Sieg zu erringen, die meine Familie und viele andere zu Recht als verwerflich ansehen und verabscheuen. Und ein Krieg frisst Leben auf und kennt keine Gnade. Wie soll ich damit umgehen? Dieses Dilemma brennt in mir und ich kann diese lodernde Gewalt nicht mehr ausreichend zügeln. Gibt es eine Technik, wie ich diesen Zorn irgendwie beherrschen kann, bevor es mich beherrscht?...ich habe mittlerweile regelrecht Angst davor. Denn immer dann, taucht auch diese Fähigkeit auf, oder Fluch, wenn man so will. Und dann geschehen erst Recht unkontrollierbare Dinge." erklärte die junge Chiss und deutete auf die Tasse, die sie zum vibrieren gebracht hatte.
"Man sagte mir als Kind, ich sollte so etwas nicht tun, am besten ignorieren, denn so etwas wäre falsch. Je mehr ich aber versuchte, es zu ignorieren, um so stärker drängte es hoch. Als ich noch ein Kind war, da hatte mich meine ältere Schwester sehr geärgert. Ich habe sie von mir wegstoßen wollen und nicht nur sie ist einige Meter weit geflogen, sondern auch noch der ganze Inhalt vom Geschirrschrank. Die Teller und Tassen sind wie kleine Raketen durchs Zimmer geflogen...und das durch die geschlossene Schranktür. Eine Tasse hat mich selbst am Kopf getroffen und meine Schwester hat sich zum Glück nur kleine Verletzungen zugezogen. Wir beide hatten uns aber sehr erschreckt. Ich habe meine Eltern noch nie so wütend gesehen. Ich war 8 Jahre und da würde man doch in diesem Alter von mir erwarten können, dass ich mich beherrschen könnte. Schließlich würde ich doch bald zur Militärschule gehen und wer keine Selbstdisziplin beherrschen würde, der würde nicht dort hingehen können. Dabei hatte ich mich darauf sehr gefreut.
Zumal meine Eltern mir verboten hatten, so etwas zu tun. Ansonsten würden mich grausam Leute in schwarzen Roben mitnehmen. Ich hatte eine große Angst und immer nach diesen Leuten ausschau gehalten. 2 Monate später kamen dann die Leute von der Akademie und haben mich abgeholt. Die trugen auch schwarze Uniformen...was war das für ein Heulkrampf. Ich glaube meine Eltern haben sich für mich einfach geschämt und wir haben auch seit dem nicht mehr viel gesprochen. "
erklärte sie und schaute etwas verschämt auf den Tisch.
Warum hatte Sie jetzt darüber gesprochen? Dieser Vorfall war 13 Jahre her, seit dem wurde er nie wieder erwähnt.





[ Bastion |Imperial City | Innenstadt | Shoppingmeile | Tee Laden | Serenety und Halijc'arl'ajkartia, Ilena mit Kunden beschäftigt ][ Bastion |Imperial City | Innenstadt | Shoppingmeile | Tee Laden | Serenety und Halijc'arl'ajkartia, Ilena mit Kunden beschäftigt ]

 
[: Sartinaynian-System | Bastion | Bastion Center :||: Wohnviertel | Café :||: Captain Aiden Thiuro, ein paar Gäste (darunter Cassie Bennett) :]

Obwohl nur eine Handvoll Gäste in dem Café saßen, war die Luft trotzdem zum Großteil von deren Stimmengewirr erfüllt. Quatschen, kichern und brummen war zu hören. Höchstens das Klacken des genutzten Porzellan mischte sich hier vereinzelt mit unter. Im Ganzen eigentlich eine sehr friedliche Atmosphäre. Jedoch konnte das zweifelnde Ich, das in Aiden gerade aktiv war, kaum Anklang daran finden. Dafür war er – in seinem Inneren – viel zu aufgeregt als sein aufmerksamer Blick von einem Tisch zum nächsten wanderte, während er sich weiter Gedanken über Cassies Motivation für dieses Treffen machte. Schließlich hatte er noch immer nicht die leiseste Ahnung was sie mit ihm nach all den Monaten eigentlich besprechen wollte.

Laut, vielleicht sogar lauter als in jedem Gefecht, das er bisher geflogen war, klopfte sein Herz. Der TIE-Pilot brauchte einen Moment bis er endlich an einem einzelnen Tisch die blonde Corellianerin erblickte. Instinktiv regte sich in ihm ein erleichterter Seufzer. Denn auf den ersten Blick wirkte sie gesund und munter. Für jemanden, der Aiden bloß äußerst oberflächlich kannte, mochte es eventuell sonderbar erscheinen, aber Cassie schaffte es stets seinen eiskalten, abweisenden Panzer erfolgreich zu durchbrechen. Sie hatte gewissermaßen einen Schlüssel zu seinem (verborgenen) Herzen. Einen längeren Moment brauchte der Bastioner trotzdem, um sich aus seiner plötzlichen Starre wieder zu lösen. Etwas zögerlicher als es ihm eigentlich lieb war, ging er anschließend auf ihren Tisch zu.

Zaghaft lächelte die Corellianerin als sie ihn plötzlich erblickte. Wann hatten sie sich eigentlich das letzte Mal gesehen? War das noch vor dem gescheiterten Einsatz im Osarian-System gewesen oder kurz danach? Eher nebulös waren seine Erinnerungen daran. Viel zu viel hatte der imperiale Captain in den letzten paar Wochen und Monaten erlebt. Der Tod seines damaligen Flügelmanns Thran, die harte Bruchlandung im Hangar der „Kali“, die verlorene Schlacht um Corellia, das Heldengedenken auf Rendili mit seiner Ernennung zum Staffelführer sowie die komplette Reorganisation der Staffel – Mit einem Mal fühlte sich Aiden nicht mehr jung und dynamisch, sondern alt, verdammt alt. Doch bevor er sich fragen konnte, ob sie das bemerken würde, erhob sie sich … und für den Piloten brach schlagartig eine Welt zusammen.

Nur langsam, ganz langsam kam sein Bewusstsein wieder in Fahrt, nachdem er zur Bewältigung der eigenen Verblüffung schon allein mehrere Minuten gebraucht hatte. Vollkommen überfordert fühlte er sich in diesem Augenblick, obwohl er in der einen oder anderen Schlacht wahrscheinlich weitaus größeren Belastungen ausgesetzt war. Dieser Umstand war schlussendlich auch der Grund, weshalb der Imperiale in dieser Zeit kaum ein Wort registrierte, das Cassie mit äußerst liebevoller Stimme zu ihm sagte. In seinem Kopf dominierte momentan bloß ein einziger Gedanke: Sie ist schwanger. Von ihm? Laut ihrer Aussage ja. Aber wann? Irgendwie konnte sich Aiden diese Situation ganz und gar nicht erklären. Sie war schlicht ein Mysterium für ihn. Dabei hatte er in diesem Moment noch nicht einmal einen Gedanken an mögliche Konsequenzen aus dieser Verbindung gedacht.

Zum Glück fing sich der erfahrene TIE-Pilot rasch wieder. Etappenweise eroberten klare Gedanken sein Bewusstsein zurück, vertrieben Verblüffung sowie Zweifel und gaben die Kontrolle stattdessen seiner gewohnten Sorgfalt zurück. Ruhig atmete er ein und wieder aus, sah Cassie direkt an und ließ sich stillschweigend die gesamte Problematik noch einmal durch den Kopf gehen. Ein gemeinsames Kind erwarteten sie. Doch war er überhaupt bereit für diese Veränderung? Konnte er für einen Sohn oder eine Tochter sorgen? Seinen Vater, Seth Thiuro, hatte er schon in der Kindheit verloren. Wieso sollte dieses Schicksal nicht auch sein Kind treffen? War er ein besserer Pilot als sein Vater? Konnte er sich länger vom Tod fern halten? Obwohl er sich eigentlich über diese Offenbarung hätte freuen müssen, zeichneten Sorgenfalten sein Gesicht.


„Du hättest mir früher davon erzählen müssen, Cassie, sagte er im nachdenklichen Ton. „Es ist für mich in den letzten Wochen; Monaten nicht einfacher geworden, weißt du.“ Seine eisblaugen Augen fixierten ihre hellbraunen. „Ich … ich weiß einfach nicht, ob ich das schaffe.“

Schwach fühlte sich Aiden. Zögerlich griff er nach ihrer Hand. Wärme. Berührung. Wie lange hatte er auf ihre Nähe verzichten müssen? Erneut drängte sich ihm ein leiser Seufzer auf, aber er ließ ihn nicht über seine Lippen kommen. Sie erwiderte sein Drücken. Ihre Blicke zogen sich gegenseitig in den Bann. Zwar hatte Cassie ihm schon gestanden, dass sie höchstwahrscheinlich den Militärdienst zur Wahrung dieser Verbindung quittieren will, aber nun drängte sich ihm dieser Gedanke plötzlich genauso auf. Sollte er das Sternjägerkorps verlassen? Sollte er all die Belastungen, die er derzeit bei den „Wolves“ hatte, hinter sich lassen? Irgendwo – tief in seinem Inneren – hatte diese Vorstellung etwas idyllisches. Er könnte seinem Kind die Kindheit bieten, die er selbst niemals hatte. Doch war dieser Schritt alles andere als einfach. Immerhin lag seine Berufung im Fliegen...

[: Sartinaynian-System | Bastion | Bastion Center :||: Wohnviertel | Café :||: Captain Aiden Thiuro und Cassie Bennett, ein paar Gäste an anderen Tischen :]
 
[Bastion - Sith-Orden – Cantina– Kira, Bero und Jolina mit Baby Adria und Abseits Cyrus]


Mit einem simplen Gedanken, riss Beros Meisterin seine aufgebaute Mauer ein. Kurz darauf durch strömte ihn ein unbeschreiblicher Schmerz durch seinen Körper. Bero konnte ihn durch seine Muskeln bis hin zu seinen Synapsen spüren. Gerade noch so konnte er sich das Aufschreien verkneifen, allerdings einen hefiges zusammenzucken, welches den Tisch kurz zum klappern brachte, nicht. Etwas benommen blickte er auf den Boden und dann zu Jolina. Warum hatte sie das getan? Hatte er was falsch gemacht? Zorn und Wut flammten in ihm auf aber der Bitraus sagte nix. Dann blickte er kurz zu Kira und dann wieder weg.

"Ich werde weiter Üben..!"

Sprach er zu seiner Meisterin. Als plötzlich Nheria auftauchte und fragte ob sie sich zu ihnen setzen durfte. Bero antworte nicht und wollte die Jolina überlassen. In der Zeit wo seine Meisterin noch nicht los gehen würde, übte er weiter und baute immer wieder die Mauer ab. Ab und zu riss er sie selber wieder ein um sie besser aufzubauen.




[Bastion - Sith-Orden – Cantina– Kira, Bero und Jolina mit Baby Adria und Abseits Cyrus]
 
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[ Bastion / Bastion Center / Sithtempel / Bibliothek ] Edgar, weitere bedienstete Jünger

Mit einem Krachen schlug die schwarzgraue Tür der Bibliothek zu und die Larve der Unterwürfigkeit, des kriecherischen Dienens fiel von Edgar ab. Seine Rechte wanderte zur Seite, wo er bei der Ankunft des Kriegers seinen Tee abgestellt hatte und griff nach der stählernen Tasse. Knochige Finger, deren bleiche Haut auf dem fast schwarzen Metall fast schon grünlich wirkte, schlossen sich um den Henkel und hoben das Gefäß an seinen bärtigen Mund.

Eiskalt. Fast hätte Edgar ausgespuckt. Das Getränk schmeckte im heißen Zustand schon mehr als scheußlich, doch jetzt, kalt, trieb es ihm die Tränen in die Augen. Ungehalten sah er sich um. Der finstere Raum passte wie die Faust auf Auge in das Gebäude des Sithtempels. Überall lagen Schriftrollen, Bücher, Datenträger, wild durcheinandergeworfen bei der Suche des Kriegers nach dem Ziel, dass er vor Augen gehabt hatte. An verschiedenen Tischen standen eine Handvoll weiterer Jünger und ignorierten die eine, die, die inzwischen blutige Hand gegen die Seite ihres Kopfes gepresst, wimmernd in einer Ecke lag. Edgar empfand keinerlei Mitleid für die junge Frau. Das kam davon, wenn man einen Sith verärgerte.

Der leitende Scriptor hätte es genauso gemacht. Er fand sogar, dass er Krieger zu gnädig gewesen war. Der Verlust eines Ohrs für eine dumme Frage gegenüber einem Ranghöheren schien…mild. Es hätte den Tod nach sich gezogen, wäre Edgar an der Stelle des Kriegers gewesen. Doch das war er nicht. Ein Stich heiße Wut jagte durch seinen Körper, beim Gedanken daran, wie er verschmäht worden war. Zugunsten eines anderen weggeworfen, zurück in das alltägliche Leben eines schnöden Jüngers, dass er die vergangenen fünf Jahre lang geführt hatte, nachdem man zuhause auf Vandelhelm seine Eignung zum Sith festgestellt hatte. Edgar war zu höherem berufen! Doch Darth Halberd hatte geglaubt dass dieser tumbe Zabrak, Karkk’Oh, zu noch höherem Berufen war. Dafür würde Edgar Rache nehmen. Kleiner Scriptor oder nicht, Halberd würde schon merken, was es ihm einbrachte Edgar Tlalloy zu verschmähen!

Angewidert machte Edgar ein paar Schritte auf die junge Frau zu, die immer noch wimmert am Boden kauerte. Mit der Spitze seines abgelaufenen Lederschuhs stieß er eine Stelle ihres Körpers an, die noch nicht von Blut durchtränkt worden war und sprach mit einer sanften Stimme, die nur so von Kälte, Gleichgültigkeit und Ekel troff:


„Mach dich zur die Medistation, aber schnell. Du tropfst hier ja alles voll. Du wirst mehr als ein Ohr verlieren, wenn du noch mehr schmutzig machst“

Die junge Frau keuchte auf und gab ein markerschütterndes Schluchzen von sich, erhob sich jedoch anstandslos. Kurz sah sie Edgar aus verquollenen, eisblauen Augen an, die er von fünf Jahren wohl noch hübsch und sogar attraktiv gefunden hätte und wankte in Richtung der Tür, wobei sie rote Fußspuren auf dem Boden hinterließ. Die Frau hatte die Tür fast erreicht, da fiel dem Scriptor der Becher mit dem kalten Tee wieder ein, den er immer noch in der Hand hielt.

Talita, komm nochmal her“

Wies er die Jüngerin an und die junge Frau schluchzte erneut, kam jedoch auf wackeligen Beinen zurück

„Wenn du schon deinen Posten verlässt, dann bring mir wenigstens neuen Tee mit“

Sagte er und drückte ihr den Stahlbecher in die Hand, wobei er peinlich genau darauf achtete, nicht mit der blutbesudelten Haut in Berührung zu kommen

„Und wasch dich gefälligst. Das ist ja Widerlich“

„J..ja, Herr“

Hauchte die Frau und ging wieder auf die Tür zu.

Tenja, mach ihr die Tür auf. Sie soll das Holz nicht einsauen“

Wies Edgar eine weitere Frau an, die in der Nähe der Tür stand, durch die der Krieger kurz zuvor verschwunden war

„Und der Rest von euch, an die Arbeit. Ihr werdet nicht fürs Rumstehen am Leben gehalten“

Als sei ein Bann gebrochen, brach hektisches Treiben los. Talita verschwand und ihre Kolleginnen und Kollegen begannen damit Schriftrollen und Bücher zu sortieren, während Edgar sich an den erhöhten Tisch am Rand des Raumes setzte und wie eine übergroße, bösartige Fledermaus auf seine Angestellten herabsah. Unbrauchbarer Haufen! Doch waren sie alles, was man ihm zur Verfügung stellte. Unverantwortlich, wenn man das Alter und den Wert der hier gelagerten Schriftstücke bedachte. Doch was konnte er schon tun? Nunja, eine ganze Menge, wenn er herausgefordert wurde.

Edgar grinste versonnen, während seine Angestellten ackerten. Es war Zeit einen weiteren Schritt zu tun, um seiner Rache näher zu kommen. Aus einer Schublade seines Tisches zog er ein Stück vergilbtes Filmsi heraus. Papier wurde selten verwendet, in einer Zeit wo Datapads omnipräsent und allgegenwärtig auf alle Räume verteilt waren, doch es war ein Tick Edgars, den Geruch riechen zu und die raue Oberfläche unter seinen Fingern spüren zu wollen. Aus einem anderen Fach zog er einen uralten Füller hervor, den er für teures Geld einmal in einem Antiquitätengeschäft erstanden hatte. Es war schon traurig, dass heutzutage nur noch die wenigsten wussten was ein Füllfederhalter war, geschweige dessen wie einer aussah. Und er, Edgar Tlalloy, besaß einen!

Mit geschwungenen Buchstaben malte er mehr denn als er schrieb eine Nachricht auf das Papier. Der Text richtete sich an einen gewissen Rufo Darios, einen Jünger der am Tor diente und verriet ihm wo er eine Datendisk finden konnte, die er an einen Funktionär der Black Sun weiterleiten würde. Natürlich enthielt der Brief weder Edgars, noch Rufos Namen. Nur zur Sicherheit. Doch wer würde sich schon die Mühe machen, einen ellenlangen Racheschwur auf einem vergilbten Stück Filmsiplast zu lesen, dass irgendwo in einem Buch über die Geschichte der Sith vor sich hingammelte? Und wer würde schon darauf kommen, dass der erwähnte Keller der Ort war, an dem eine Disk mit geheimen Informationen aus der Bibliothek des Sithtempels den Besitzer wechselte? Niemand, aber auch wirklich niemand. Vor allem wäre das Soll schon bald erfüllt und der Funktionär würde Edgar seinerseits die Informationen zukommen lassen, die er zur Vollendung seiner Rache brauchen würde.

Mit einem kunstvollen Strich malte Edgar den letzten Buchstaben und erhob sich salbungsvoll von seinem Platz. Ein prüfender Blick verriet ihm, dass seine Untergebenen gute Fortschritte bei der Behebung des Chaos machten, dass der Krieger hinterlassen hatte. Edgar klatschte zweimal in die Hände, um sie zu noch größeren Anstrengungen anzutreiben und nahm dann das übliche Buch von einem der Tische. Vorsichtig ließ er das Blatt zwischen die Seiten gleiten und stellte das Buch an seinen angestammten Platz. Nun galt es nur noch die Disk zu positionieren. Rufo würde schon einen Vorwand finden, um die Bibliothek zu besuchen.


„Ihr wagt es nicht einmal dran zu denken eine Pause einzulegen. Ich bin gleich zurück“

Sagte er zu seinen Untergeben, die sich beim Klang seiner Stimme zusammenduckten und verließ den Raum.

[ Bastion / Bastion Center / Sithtempel / Bibliothek ] Edgar, weitere bedienstete Jünger
 
[Bastion | Bastion Center | Sith-Orden | Trainingsraum] Plaguis Mountice, Ares Segomo

Plaguis Antwort überraschte Ares. Die Worte waren weniger unfreundlich als er erwartet hatte.

"Wisst ihr was? Ich mag euch. Ihr seid zweifelsohne der beste Lügner, der mir je begegnet ist und Lügner erreichen Macht und Einfluss, also unseren größten Begehr. Ich bin auch ein talentierter Lügner und Intrigant, solltet ihr wissen...Wahrscheinlich sollten wir somit tatsächlich zusammenarbeiten und versuchen möglichst gute Dienste zu erweisen. Profitieren können wir nämlich sowieso nur davon."


Das Plaguis ihn anscheinend zum Teil durchschaute oder dies zumindest dachte, konnte Ares noch zum Vorteil gereichen. Der Sklavenlord hielt sich zweifelsohne für den Überlegeneren, was auch durch seine Offenbarung, er selbst sei ein Lügner und Intrigant, bestätigt wurde. Sein Gegenüber schien diese Offenheit nicht als Gefahr zu erkennen, was Ares sicherlich ausnutzen konnte. Wenn sie zusammenarbeiteten würden sich mit der Zeit noch weitere Schwächen des alten Mannes zeigen. Er hatte genau das erreicht, was er wollte. Plaguis fuhr fort und kehrte in seinen gewöhnlichen, weitaus unfreundlicheren Ton zurück:

"Ich sage dir nur eins, Ares: Scheiß mich nicht an. Ich meine das wirklich ernst: Versuche nie, mich anzuscheißen. Die letzten Leute, die es wagten, haben es bitter bereut."

Natürlich vertraute Plaguis Ares nicht und umgekehrt war es genauso. Doch die harten Worte bewiesen erneut, das sich Plaguis für den Stärkeren hielt. Wie leicht der Sklavenlord doch zu durchschauen war.

„Große Worte, ich werde sie mir zu Herzen nehmen.“


merkte Ares lächelnd an.


„Doch umgekehrt verhält es sich genauso, glaube es mir.“


Nachdem bereits Plaguis ins „Du“ verfallen war, tat es ihm Ares nach. Wahrscheinlich war es für Jünger eh unüblich, sich untereinander Respekt zu zollen. Zumindest in der Anrede.

„Wir sollten uns hier mal ein bisschen Umschauen, vielleicht hören wir schon etwas Verdächtiges oder wir können die Gunst eines anderen Sith-Lords erreichen.“

sagte Ares während er mit dem Daumen Richtung Tür zeigte. Ohne sich zu vergewissern, das ihm der Sklavenlord folgte, trat Ares aus der Tür hinaus in den Korridor. Er ließ seinen Blick langsam in beide Richtungen wandern. Sich in den Gängen des Gebäudes so schnell wie möglich auszukennen, konnte nur ein Vorteil sein. Und sei es nur, wenn man vor einem anderen Jünger fliehen musste. Denn eins war sich Ares sicher, das Leben hier im Sith-Orden würde kein leichtes sein. Aber sicherlich ein Leben, für das sich die täglichen Gefahren lohnten. Ein Leben von Bedeutung.


[Bastion | Bastion Center | Sith-Orden | Korridor vor dem Trainingsraum] Ares Segomo, Plaguis Mountice im Trainingsraum
 
[Bastion | Bastion Center | Sith-Tempel| vor dem Tor] Sliff Quori, Saphenus

Saphenus, der insgesamt einen ziemlich geschwächten Eindruck machte, ließ die Kontrollen weitgehend kommentarlos über sich ergehen. Er nahm es hin, dass der Droide an ihm herumzupfte und -piekte, bis er alle Daten hatte, die er benötigte. Lediglich Sliff Quoris Frage, was er gelernt hatte, beantwortete er. Er hatte also schon Erfahrungen als Bibliothekar gesammelt. Das waren gute Voraussetzungen dafür, im Orden eine angenehme und nützliche Stellung einzunehmen.

»Das kann dir nützen«, sagte er. »Der Orden hat bedeutende Bibliotheken und kann dort immer fleißige Gehilfen brauchen. Die meisten Neuankömmlinge sind eher ungebildete Schläger, deshalb sind Leute wie du gefragt. Das hat für dich den Vorteil, dass du was Nützliches zu tun hast und bei der Gelegenheit auch viel über die Sith erfahren kannst.«

Unterdessen wertete der Droide die Daten aus, die er gesammelt hatte. Er verglich sie mit diversen Datenbanken des Sith-Ordens und anderer Institutionen. Man musste bemüht sein, dass man sich niemand in den Tempel einlud, der für die Republik, die Jedi oder andere gegnerische Organisationen arbeitete. Diese versuchten es immer wieder, Spione in den Orden einzuschmuggeln, und vielleicht war es in Einzelfällen auch schon gelungen. Doch die Kontrollen waren gründlich und zumindest diejenigen potentiellen Störenfriede, die eine Vorgeschichte hatten, wurden meist schon beim ersten Versuch, den Tempel zu betreten, aussortiert.

Saphenus hatte eine Vorgeschichte. Allerdings keine, die auf eine Zusammenarbeit mit Feinden der Sith oder unpassende politische Aktivitäten hindeutete. Es war ein Vorfall eher privater Natur, beziehungsweise einer, der die Behörden auf seiner Heimatwelt Taris betraf. Der Droide machte Sliff darauf aufmerksam und der konnte es kaum glauben, als er es las. Der Zabrak wurde gesucht, weil er verdächtigt wurde, einen brutalen Mord an seiner Frau begangen zu haben. Bisher hatte der Kobok sich ihn nicht als Mörder vorstellen können, sondern ihn eher für zu weich gehalten, um im Orden zu überleben. Aber wie sagte man so schön: Stille Wasser gründen tief. Das traf wohl auch in diesem Fall zu. Unter der Oberfläche dieses gehörnten Humanoiden schlummerte womöglich etwas Dunkles. Etwas, das auch vorhin während des Kampfes kurz zum Vorschein gekommen war. Sliff Quori konnte sich vorstellen, dass sich potentielle Meister dafür interessieren würden.

Doch eine kriminelle Vergangenheit war nicht automatisch ein Ausschlusskriterium zur Mitgliedschaft im Orden. Es gab wahrscheinlich kaum einen Sith, der noch nicht getötet hatte, und auch die meisten Jünger hatten schon etwas auf dem Kerbholz. Immerhin basierte die Ideologie und damit das gesamte Rangsystem auf dem Recht des Stärkeren und darauf, dass ein Unterlegener sich entweder unterwarf oder starb. Saphenus konnte womöglich beides: Sich unterwerfen und auch selbst töten. Ein gefährlicher Mann. Nach Sliffs langjähriger Erfahrung vielleicht einer mit Potential, sich von der grauen Masse der Jünger abzuheben und mehr aus sich zu machen. Wenn er das Glück hatte, dass jemand ihm die Chance bot. In diesem Fall wollte der Kobok gerne von seinem Aufstieg profitieren: Falls aus Saphenus etwas wurde, erinnerte er sich vielleicht an ihn. Das konnte von Vorteil sein.


Als der Zabrak mit unübersehbarer Schwäche fragte, ob es eine Krankenstation gäbe, antwortete er hilfsbereit:

»Die gibt es. Ich bring dich hin. Nur einen Moment!«

Sliff konnte nicht eigenmächtig entscheiden, seinen Posten hier zu verlassen. Und ein Fremder wurde auch nicht ohne Weiteres medizinisch behandelt, zumindest nicht mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln. Daher ging der Wächter hinüber zu seinem Vorgesetzten, Darth Victorious. Diesem schilderte er leise und mit angemessener Unterwürfigkeit, dass Saphenus wohl zum Bibliothekar taugte, zuvor aber medizinischer Hilfe bedurfte. Auch den Mordverdacht erwähnte er. Nach kurzem Zögern und trotz seiner heute wirklich außergewöhnlich schlechten Laune entschied der junge Mensch zu Gunsten des Anwärters und erlaubte, dass dieser eingelassen und behandelt wurde.

»In Ordnung, du darfst rein«, sagte der Kobok, als er zurückkehrte. »Folge mir!«

Er führte den Fremden durch das finstere Portal in das Ordensgebäude hinein, durch die atemberaubende Eingangshalle mit ihren erdrückenden Säulen und Statuen und dann durch diverse Korridore. Besonders weit war es nicht bis zur Medistation, aber die Wege waren etwas verschachtelt. Saphenus schien etwas wacklig auf den Beinen zu sein, was sicherlich am Blutverlust und den Schmerzen lag, doch vielleicht trug auch die dunkle Ausstrahlung dieses Ortes etwas zu seinem Zustand bei. Schließlich erreichten sie die Krankenstation und betraten die Warteräume, die für Jünger vorgesehen waren: Höherrangige Ordensmitglieder wurden natürlich bevorzugt behandelt. Es dauerte eine Weile, bis sie an die Reihe kamen, denn auch andere hatten sich Verletzungen zugezogen. Bei Arbeitsunfällen und auch bei Kämpfen. Auch Krankheitsfälle gab es zuhauf. Doch schließlich wurde Saphenus aufgerufen.

»Anschließend bring ich dich in die Bibliothek«, kündigte Sliff an. Er begleitete den Zabrak selbstverständlich nicht ins Behandlungszimmer: Er war nicht seine Mami.

Nach einer Weile kam der neue Jünger zurück. Seine Wunden waren verbunden und er schien nicht mehr so wacklig in den Knien zu sein. Vermutlich hatte man ihm dementsprechende Medikamente verabreicht, vielleicht auch Blutkonserven oder synthetischen Ersatz eingefüllt. Es sah so aus, als wäre er mehr oder weniger arbeitsfähig.

Sliff Quori führte ihn noch ein weiteres Mal durch die Korridore. Dabei gab er ihm ein paar nützliche Tips, wie er sich hier orientieren konnte. Auch wies er darauf hin, wo sich andere wichtige Bereiche wie die Kantine befanden, und mahnte eindringlich, welche Bereiche für Jünger tabu waren. So konnte der Neue einiges über das richtige Verhalten im Tempel erfahren, bis sie schließlich die Bibliothek erreichten.


»Nur manche Bereiche der Bibliothek sind den Jüngern zugänglich«, erklärte er, »aber auch die sind alles andere als klein und viele Schriften sehr aufschlussreich. Ich habe auch gehört, dass man die Helfer der Bibliothek manchmal in Bereichen arbeiten lässt, die ihnen sonst nicht offenstehen. Also kannst du hier eine Menge lernen, mehr als manch anderer. Aber vergiss darüber deine Aufgaben nicht. Man wird von dir erwarten, dass du gründlich und zuverlässig arbeitest und Befehle sofort ausführst.«

Sie traten ein und der Kobok suchte sich sofort einen Jünger, der den Anschein machte, nicht zu den niederrangigsten Mitarbeitern der Bibliothek zu gehören. Diesen sprach er an:

»Das hier ist Saphenus. Er ist neu im Orden angekommen und hat früher schon in einer Bibliothek gearbeitet. Darth Victorious schickt ihn, damit er hier arbeitet, falls es etwas für ihn zu tun gibt.«

Dann wandte er sich zu dem Zabrak um:

»Alles weitere liegt jetzt bei dir. Nutz diese Gelegenheit. Wir sehen uns!«

Damit ließ er ihn stehen und kehrte auf seinen Posten am Tor zurück. Mit einem Umweg über die Waschräume, um die Spuren der Explosion von seinem Chitinskelett zu beseitigen. Und an den Waffenkammern vorbei, wo er das Schwert von Plaguis Mountice abgab. Er wusste nicht, ob der ›Sklavenlord‹ es je wiedersehen würde, und das war ihm auch ganz egal.

[Bastion | Bastion Center | Sith-Tempel| Tor] Sliff Quori
 
Part I

[ Bastion |Imperial City | Innenstadt | Shoppingmeile | Tee Laden | Serenety und Halijc'arl'ajkartia, Ilena mit Kunden beschäftigt ][ Bastion |Imperial City | Innenstadt | Shoppingmeile | Tee Laden | Serenety und Halijc'arl'ajkartia, Ilena mit Kunden beschäftigt ]

Serenenty war keinesfalls der Meinung, dass Carla sich schämen musste. Weder dafür das sie so offen sprach noch dafür, dass sie jene Last wie sie es nannte auf die jungen Schultern der Psychologin legte. Dafür war sie immerhin da, hatte es der Chiss angeboten und außerdem gehörte es zu ihrer Arbeit. Es wäre höchst seltsam sollte sie als Psychologin nicht darauf achten zu helfen, wenn man sie ließ. Natürlich war es für Carla ein gewisses Unwohlsein, besonders weil sie etwas offenbaren musste was ihr teilweise peinlich oder unangenehm sein konnte. Über sein Leben zu sprechen war nicht einfach, es kostete Überwindung und es war noch schwieriger über seine Vergangenheit zu sprechen, besonders dann, wenn sie so behaftet war wie die der jungen Chiss. Carla war schätzungsweise in Serenety’s Alter, ein wenig jünger vielleicht und trotz allem hatte sie schon mehr erlebt für ihre jungen Jahre wie andere, die schon wesentlich älter waren. Natürlich kam es dabei auch auf das bisherige Leben an, die Erziehung, die Familie und vieles mehr. Dennoch war es für einen jungen Menschen oder Halbmenschen, wie im Falle der Chiss, nicht einfach solche Erlebnisse zu verkraften. Ein wenig verlegen blickte Carla sie an und Serenety schenkte ihr ein warmes mitfühlendes Lächeln.

„Keine Sorge, sie belasten mich nicht und sie dürfen sich dafür nicht schämen. Hierbei geht es um sie, um ihr Seelenleben und darum frei zu kommen. Dies gehört zu meinem Job und diesem gehe ich gern nach.“

Die Worte der junge Frau machten deutlich, dass Carla sich absolut nicht zu schämen brauchte. Niemand brauchte dies und erst Recht nicht wenn er nach Hilfe suchte. Sie schüttelte ein wenig den Kopf bei den Worten ihrer Gesprächspartnerin. Dass sie sich gleichzeitig erleichtert fühlte war gut, dennoch brauchte sie beim besten Willen kein schlechtes Gewissen haben. Warum auch? Es gab nichts wofür man ein schlechtes Gewissen haben könnte. Über seine persönlichen Angelegenheiten zu sprechen war ein Grundbedürfnis welches normal war und welches gestillt werden musste. Keiner konnte Leben und in diesem Leben alles für sich behalten. Sie gehörten zu einer Spezies die dem kommunizieren mächtig war, die Sprache beherrschte und diese auch in allen Bereichen des Lebens verwendete. Sie waren nun einmal keine Maschinen die eingeschaltet und sich später wieder abschalteten. Maschinen brauchten niemandem zum Reden, niemanden der ihnen zuhören oder ihnen Tipps und Hilfen gaben. Sie waren nicht fühlende und nicht denkende Kreationen von intelligenten Wesen, die irgendwann einmal verschrottet wurden. Ganz anders waren die unterschiedlichsten Geschöpfte die das Universum hervorgebracht oder die von einer höheren Macht ins Dasein gebracht worden waren. Sie waren um einiges vielfältiger, intelligenter und sie besaßen Gefühle. Jene Gefühle waren es die eine Persönlichkeit ausmachten, einen Charakter und diese konnten nicht unterschiedlicher sein. Serenety beobachtete gern die einzelnen Rassen und Völker, verglich sie miteinander und hob die Unterschiede hervor. Jeder von ihnen reagierte anders auf irgendein Problem. Keiner von ihnen reagierte gleich. Es mochte Ähnlichkeiten geben und dennoch war jeder ein Unikat auf seine Weise. Die Vielfalt des Lebens war riesig, komplex und unergründlich. Carla’s Erkenntnis dessen, dass es falsch war alles in sich hinein zu fressen war ein guter Schritt. Sie gehörte nicht zu denen die davon liefen, sondern sich ihrem Leben stellten. Als Psychologin kannte sie die Schattenseiten des Lebens, die Schattenseiten des eigenen Ichs, wenn man versuchte mit allem selbst klar zu kommen und der Ansicht war, dass man keinerlei Hilfe brauchte. Was daraus resultierte war in vielen Fällen erschütternd. Sie hatte einige Klienten gehabt die zu ihr kamen nachdem sie schon mehrfach zusammengebrochen waren und die bis dahin noch immer nicht erkennen wollten, dass sie ihre Probleme nur überwinden konnten wenn sie sich klar wurden, dass sie nicht alles auf ihren Schultern tragen konnten. Dass sie reden mussten, sich jemanden anvertrauen mussten. Der ein oder die andere hatten es erkannt, konnten umdenken und mit dem fertig werden was sie belastet hatte. Andere hatten länger gebraucht, hatten Stunden bei ihr gesessen und darüber geklagt nicht mehr zu können. Sie hatte die unterschiedlichsten Methoden angewandt um zu helfen, in einzelnen Fällen war es anfangs sogar vergebenes gewesen und Serenety war fast jedes Mal verzweifelt darüber gewesen. Doch zu erkennen, dass sich nicht jeder helfen lassen würde auch dann nicht, wenn er sie aufsuchte. Für sie war es nicht einfach gewesen in der ersten Zeit zu akzeptieren, dass nicht jedem geholfen werden konnte bis zu dem Punkt, an dem sie hatte umdenken müssen. Was ihr eigenes Leben anging, so war dies wieder etwas vollkommen anderes. So verrückt wie es vielleicht war und obwohl sie es eigentlich anders machen sollte, neigte sie dazu alles in sich hinein zu fressen bis der Überlauf nicht mehr hinterher kam. So war sie wohl auch erzogen worden und so war auch Carla erzogen worden.

Umso schöner war es, dass Halijc’arl’ajkartia zugab, dass sie die Erkenntnis erlangt hatte, dass es nicht falsch war fremde Hilfe aufzusuchen. Die Frage jedoch war, wann war der Rechte Moment? Diesen „rechten Moment“ zu finden war wiederum eine Kunst für sich. Carla sprach ihr ihren tiefsten Dank aus. Diese Form des Dankes tat Serenety gut, da es nicht oft vorkam das man ihr dankte. Helfen lassen wollten sich viele, sich zu bedanken kam oft jedoch nicht infrage. Dies machte Serenety zwar nicht mehr viel aus, da ihr wichtig war das ihre Klienten wieder mit ihrem Leben und vor allem mit sich selbst klar kamen, so war es dennoch traurig zu sehen, dass Anstand heute nicht mehr von Bedeutung war. Carla ergriff die Hände der Exotin und drückte dies.


„Sie brauchen kein schlechtes Gewissen zu haben, Carla. Ich habe ihnen zudem angeboten zu sprechen und ich hatte darauf gehofft, dass sie dieses Angebot auch annehmen und mir von dem berichten was sie so sehr bedrückt. Es ist gut, dass sie erkannte haben, dass es wichtig ist sich Hilfe zu suchen. Mit dem Timing sollten sie jedoch noch ein wenig genauer werden“, [/I]meinte sie leicht grinsend.[/I]

„Ich danke ebenso ihnen, dass sie das Vertrauen haben mit mir zu sprechen. Immerhin kennen wir uns noch nicht so lange und es ist schön für mich, dass sie trotz allem ein so großes Vertrauen in mich haben, dass sie mir so vieles anvertrauen konnten.“

Carla’s Hände waren eisig wo Seren’s Hände warm waren und so gab sie einen Teil ihrer Wärme an Carla weiter. Ihr hager gewordenes Gesicht ließ ihren Gesundheitlichen Zustand erkennen. Sie hatte an Gewicht verloren. Serenety selbst hatte ihr eigenes Gewicht noch nicht unter Kontrolle. Sie war selbst noch zu dünn. Sie beide waren abgekämpft, geschunden und hatten ihren Körper an ihre Grenzen getrieben. Der einzige Unterschied zwischen ihnen beiden war, dass Serenety noch nicht zusammengebrochen war. Doch auch dies würde nur eine Frage der Zeit sein sollte sie weitermachen wie bisher. Da sie die Pandora jedoch verlassen hatte, man ihr ein eigenes Kommando übergeben hatte war es möglich, dass ein Zusammenbruch irgendwann noch kommen konnte. Dies jedoch konnte man vermeiden und Serenety war nicht darauf aus ihren Körper noch weiter zu misshandeln.

Halijc’arl’ajkartia war noch lange nicht fertig mit ihrem Bericht und es hätte Seren auch überrascht, wenn es anders gewesen wäre. Das Carla ihre Rückschläge und Demütigungen als Prüfungen angesehen hatte war kein schlechter Gedanke. Im Gegenteil, denn somit besaß man die Kraft besser damit umgehen zu können. Hätte sie es anders gesehen, hätte sie es als Rückschläge und Demütigungen gesehen, dann wäre sie viel früher zusammengebrochen. Carla hatte also versucht es als Prüfung zu sehen und dies hatte ihr geholfen. Ebenso war es mit der Drill, welchen sie von Kindesbeinen an kannte und hatte erleben müssen. An Prüfungen konnte man wachsen und da Carla es als Prüfung angesehen hatte, hatte sie die Möglichkeit erhalten daran zu wachsen. Sie war gewachsen, war stärker geworden und hatte einen Weg für sich gefunden. Ob dieser Weg bisher richtig gewesen war, dies stand auf einem anderen Blatt geschrieben. Serenety ließ sich in ihrem Sessel ein wenig zurückgleiten als Carla einen Vergleich anstellte. Anzunehmen dass man mit der Zeit abstumpfte war richtig. Viele stumpften mit der Zeit ab. Was sie vor Monaten noch als erschreckend oder abschreckend ansahen, war einige Zeit später nicht mehr von Belang. Ähnlich verhielt es sich auch mit Gewalt. Was einen vor kurzem noch tief berührt und angeekelt hatte war auf einmal völlig normal. Abstumpfen war in ihren Augen nichts worauf man stolz sein sollte. Auch das Gewissen konnte Abstumpfen. Gleich in welcher Form man abstumpfte, es brachte nie etwas Gutes mit sich. Man konnte sicherlich dafür trainieren, dass man die Hitze des Tee’s irgendwann nicht mehr so wahrnahm wie jemand anderes es tun würde. Gesund war es jedoch nicht, sondern genau genommen gefährlich. Carla hatte zwar Recht, dass die Nervenenden abstarben doch sie würde dies nicht als so einfach darstellen. Das Abstumpfen einer Person oder das Abstumpfen von sich selbst sollte man nicht in einem solchen Vergleich gegenüberstellen. Die Unterschiede waren nach ihrem Erachten zu gravierend. Beim Abstumpfen einer Person blieb es nicht beim absterben irgendwelche Nervenzellen. Was letztlich Abstumpfte war das Gewissen. Carla sah das ein oder andere ein wenig zu einfach. Serenety wölbte leicht eine Braue als Carla erklärte, dass man eine Hornhaut bildete, welche irgendwann jedoch Risse bekam die schmerzhaft wurden. War dies wirklich ihre Erfahrung bisher gewesen? Serenety konnte sich nicht vorstellen das dem so war und wenn doch, dann handelte es sich dabei um eine Rechte eigene Version. Dieser Zusammenbruch war es gewesen, der ihr die Augen geöffnet hatte? Natürlich, ein Zusammenbruch konnte einem die Augen sehr wohl öffnen, nur fragte sich Serenety ob ihr vorheriger Vergleich nicht ein wenig an den Haaren herbeigezogen war. Vielleicht ein wenig unpassend. Das Carla nicht damit gerechnet hatte, dass sie irgendwann zusammenbrechen war nicht neu für die Psychologin. Keiner ihrer bisherigen Klienten hatte dies von sich gedacht. Sie alle waren überrascht gewesen, bestürzt und erschüttert nachdem sie zusammengebrochen waren und sich dann auf der Couch einer Counselor wiedergefunden hatten. In einem Krankenhaus dachte man über viele Dinge nach, besonders nach einem solchen Theater. Erst wenn es zu spät war wurde einem bewusst was falsch gelaufen war, dies hieß wenn man sich dessen überhaupt bewusst wurde. Immerhin gab es auch Fälle die sich dessen auch dann nicht bewusst geworden waren. Carla hatte nachgedacht und hatte erkannt. Damit war sie vielen ein Schritt voraus und darauf konnte sie stolz sein. Serenety wünschte viele ihrer Leidensgenossinnen oder Genossen würden sich dessen bewusst werden. Die Realität jedoch sah anders aus. Ergab dies alles für Halijc’arl’ajkartia wirklich einen Sinn? Verstand sie die ganzen Zusammenhänge bis ins Detail wirklich? Vielleicht, vielleicht bis zu einem gewissen Grad und dennoch ging Serenety nicht davon aus, dass ihre Gesprächspartnerin wirklich alles verstand. Da sie eine kurze Pause machte um tief durchzuatmen war Serenety versucht etwas zu sagen, jedoch hielt sie inne, als Carla fast sofort in ihrem Redefluss weitermachte.

Es gab also noch einige Punkte, die sie noch nicht erzählt hatte! Auch dies überraschte Serenety nicht und so führte die Chiss an, dass ihr Jäger damals den ihrer Freundin streifte. Gut, dies hieß das beide Maschinen miteinander in Berührung gekommen waren und dies veränderte natürlich ein wenig das Gesamtbild. Carla sagte, dass es sich dabei um einen Ausfall des Steuerungssystems gehandelt hatte und der Jäger somit nicht mehr adäquat reagierte. Wohl sogar gar nicht reagierte. Dabei handelte es sich um einen technischen Fehler für den Carla nichts konnte. Sie wölbte erneut eine ihrer schön geschwungenen Brauen, als Carla der Ansicht war, dass sie ihre Kameradin mit ihrer Maschine getötet hatte. Dies klang ein wenig zu extrem. Sicherlich, dadurch das beide Maschinen aneinandergeraten waren hatte Carla’s Jäger dazu beigetragen das ihre Freundin das Leben verlor, allerdings konnte man ihr trotz allem nicht den Tod anlasten. Tatsache war, dass Carla sich den Tod an ihrer Freundin gab und dies nicht verkraftet hatte. Sie gab sich noch immer die Schuld daran obwohl dies totaler Unsinn war. Auch wenn sie beide zuvor noch einen Streit gehabt hatten änderte dies nichts. Zwar verstand Serenety die Gefühlsbewegung der jungen Frau und damit auch deren Schuldgefühle, dennoch war klar, dass der Tod ihrer Freundin ein Unfall war. Es wäre für Carla einfacher gewesen, wenn sie ihren Streit vor dem Flug beigelegt hätten, doch auch wenn sie dann den Unfall gehabt hätten, so hätte sie sich dennoch Vorwürfe gemacht. Die Tatsache, dass der Streit jedoch nicht aus der Welt geschaffen worden war, ehe es zu diesem tragischen Unfall gekommen war verschlimmerte die ganze Sache natürlich. Doch Carla’s Freundin würde nicht wollen, dass diese sich etwas vorwarf woran sie nicht schuld war. Halijc’arl’ajkartia gab offen zu, dass sie den Tod ihrer Freundin noch immer nicht überwunden hatte sondern versucht hatte diesen Schicksalsschlag zu akzeptieren. Serenety fragte sich ob dies der richtige Weg war. Den Tod einer Person zu akzeptieren ohne wirklich damit klar zu kommen konnte nicht funktionieren. Carla machte sich etwas vor wenn sie glaubte einfach einen solchen Schlag akzeptieren zu können. Da er sie noch immer beschäftigte war deutlich, dass sie es nicht akzeptiert sondern es verdrängt hatte. Die Stimme der blauhäutigen Exotin war zwar ruhig, ihr Gesicht jedoch wies eine tiefe Zornfalte auf und dann sprach sie mit harter Stimme und keiner wirklichen Pause weiter.

Carla erklärte stattdessen die Demütigung nicht verwunden zu haben. Wie hätte sie dies auch überwinden können? Die Wahrheit kam ein wenig später, nämlich als sie erklärte, dass sie als einen Fakt akzeptiert hatte welcher scheinbar Teil des Imperiums war. Fakt war jedoch, dass sie weder die Demütigung überwunden noch das ganze so akzeptiert hatte, dass sie damit leben konnte. Vieles gefiel einem nicht und man versuchte dennoch damit klar zu kommen. Die einen nahmen es hin die anderen taten dies nicht und Carla tat gut daran es nicht hinzunehmen was bewies, dass sie noch nicht so abgestumpft war und dies ließ Serenety hoffen. Leider war keiner von ihnen allein dazu fähig ein System zu durchbrechen welches sich schon eine halbe Ewigkeit scheinbar bewährte. Ein System zu durchbrechen bedeutete etwas zu riskieren, sich gegen etwas aufzulehnen und dazu waren die meisten zu feige. Immerhin bedeutete es Risiken die man nicht einsehen konnte. Dieser Zorn den Carla verspürte war gerechtfertigt, dennoch würde sie lernen müssen ihn zu zügeln. Sie würde lernen müssen einen geeignete Filter zu finden der weniger bedrohlich und gefährlich war. Sie würde ihn aber auch nicht unterdrücken dürfen, denn dies wäre grundverkehrt und würde nur ihr selbst schaden. Angestauter Zorn explodierte irgendwann unkontrolliert und führte zu heftigen Schäden. Schäden die dann meist irreparabel waren.

Der harte Blick der Chiss welcher sich auf ihre Teetasse richtete, die erneut vibrierte, zwar nicht so stark wie noch zuvor, ließ Serenety erkennen, dass sie unbedingt etwas tun musste. Für sich selbst und auch für alle anderen. Das Carla diese Fähigkeit in gewisser Weiße als befriedigend ansah war ein Punkt über den man diskutieren konnte. Eine solche Form der Aggression, die sich auf solche weiße entlud war nichts worauf man stolz sein sollte oder konnte und Seren sah es auch nicht als eine Befriedigung an. Berauschend konnte es wohl sein. Dennoch, wenn Serenety an ihre eigene Fähigkeit dahingehend dachte, nämlich das ihr Zorn sich ähnlich gewaltig entladen hatte und dass der Spiegel vor ihr damals in tausende kleiner Stücke zerborsten und ihr ins Gesicht geflogen war, so hatte sie dies erschreckt. Es hatte sie nicht befriedigt, sondern eher aufgewühlt. Diese pure Energie die sie entfesselt hatte, sie hatte ihr deutlich gemacht wozu sie fähig war und sie wollte nicht darüber nachdenken zu was sie womöglich noch fähig sein könnte. Serenety hatte es vollkommen gereicht um sich einen anderen Katalysator zu suchen, einen weniger gefährlichen und Carla sollte nicht anders vorgehen.

Anscheinend hatte Carla schon früher solche Erlebnisse gehabt, da man ihr gesagt hatte, dass sie es vergessen sollte. Sie gab offen zu, dass sie nie lernte damit umzugehen und dies offenbarte Serenety, dass es noch viel zu tun gab in dieser Hinsicht. Also hatte die Chiss diese Form der Fähigkeit schon früher als Ventil für ihren Zorn genutzt und Serenety fragte sich wie sich dies geäußert hatte. Mehr noch, wenn sie dies schon damals als Ventil genutzt hatte und somit ja eine gewisse Übung aufgebaut hatte, wie stark war diese Fähigkeit dann heute? Man konnte nicht falsch sein, man konnte falsch handeln aber die war etwas anderes. So etwas zu können machte einen zu etwas „besonderem“ aber nicht zu etwas falschem. Es kontrollieren zu können war allerdings wichtig dabei und Carla hatte erwähnt, dass sie es nicht wirklich kontrollieren konnte und schon gar nicht wenn ihr Zorn übermächtig wurde. Dass es ihr Angst machte war verständlich, besonders wenn die Kontrolle – jedenfalls wenn man glaubte es kontrollieren zu können und wenn es nur bedingt war – einem entglitt. Serenety hatte bei ihrem Ausbruch auch Angst empfunden und dies hatte sie dazu bewogen acht zu geben. Ein wenig musste sie jedoch lächeln als Carla äußerte, dass man sich vorstellen sollte, dass ein Chiss sich von seinen Emotionen zu etwas hinreißen ließ. Einmal davon abgesehen natürlich, dass ein Chiss so etwas niemals tun würde, so waren diese eher Emotionskalt. Besser gesagt dies gaben sie nach außen hin zum Anschein. Und auch hier ähnelten sie sich. Für Serenety war es auch eher undenkbar ihre Emotionen auch außen abzugeben. Dennoch gab es Situationen in denen man seine eigenen Emotionen nicht mehr abschirmen konnte, sie einen übermannten und eine breite Welle eines Sturms über die Landschaft wehen ließ mit dem Ergebnis, dass alles was ich in einigen Metern Entfernung und der unmittelbaren Umgebung befunden hatte nicht mehr stand und damit verwüstet war. Emotionen waren etwas gewaltiges und konnten gut mit einem tobenden Sturm verglichen werden je nachdem wie gewaltig dieser war. Carla hatte also versucht ihre Emotionen nicht gänzlich einzuschließen um dafür Sorge zu tragen, dass der Druck nicht zu hoch wurde und damit keine Explosion erfolgte. Das natürlich ihre Familie ihr daraus einen Vorwurf machte, dies hätte sie sich denken können. Ihre Ansicht jedoch war gut und richtig und erschreckte natürlich damit die Familie, die dies ganz anders sah. Sich allein in eine solche Situation zu versetzten war schon etwas köstliches. Auf der einen Seite Carla, die ihren Emotionen hin und wieder die Gelegenheit gab durchzubrechen und die andere Seite der Familie, die mit Entsetzen feststellte das ihr Tochter so etwas fertig brachte. Dies machte es für Carla selbst zu meinen zwar leichter, sie ihren Druck besser abbauen konnte doch zum anderen erschwerte es das Ganze noch, da sie somit aus der Reihe tanzte, was natürlich wiederum für die Familie nicht haltbar war. Sie hatte versucht ein Konstrukt zu erstellen, welches ihr helfen sollte ihren Zorn zu beherrschen und ihn gleichzeitig auch nach draußen zu lassen. Allerdings war sie gescheitert, was sie nun auch zugab. Dieses Konstrukt war nicht stabil genug gewesen zumal die Familie mit Sicherheit dagegen gearbeitet hatte und man Carla somit die Möglichkeit genommen hatte sich in diesem Punkt wirklich zu stärken. Somit stand sie zwischen zwei Stühlen auf jedem ein davon Gewicht allerdings nicht sonderlich gut verteilt. Festgestellt hatte sie dies nach dem Piratenangriff, wo ihr Zorn explodiert war das ganze hatte fast eskalieren lassen. Carla gestand den Piraten beinahe getötet zu haben, erklärte, dass etwas in ihr diesen Menschen aus Rache hatte töten wollen. Es war schon bizarr so etwas aus dem Mund einer so jungen Frau zu hören. Sie hatte eine gewisse Genugtuung empfunden, wenn auch nur ein Teil von ihr, diesen Mann zu schlagen. Wenigstens hatte sie sich im letzten Moment beherrschen können. Nur, wenn es sie schon so viel Kraft gekostet hatte, würde sie beim nächsten Mal noch genug Beherrschung aufbringen? Würde sie dann vielleicht doch dazu neigen ihrem Wunsch nachzugehen und ihn oder sie zu töten? Die Schwelle zwischen Selbstbeherrschung und dem diese zu verlieren war nur sehr schmal. Es kostete viel Kraft sich zu beherrschen besonders in solchen Situationen. Irgendwann war man soweit, dass man jene Selbstbeherrschung nicht mehr aufbrachte, wenn das eigene Gewissen abstumpfte und man sich seinem Zorn hingab. Carla war nahe daran diese Selbstbeherrschung zu verlieren, etwas worüber sie sich wahrscheinlich noch nicht im klaren war. Doch die Erzählungen der jungen Frau genügten Serenety um zu diesem Schluss zu kommen. Es würde Halijc’arl’ajkartia nicht gefallen wenn sie ihr dies offenbaren würde, allerdings hatte sie keine andere Wahl als es ihr zu sagen. Sie musste es wissen, musste dem ins Angesicht sehen. Der Schock der folgen würde, würde sie zuerst Lehmen und sie zum Nachdenken bewegen. Serenety würde sie dabei nicht allein lassen sondern sie begleiten. Sie würde an ihrer Seite stehen und ihr helfen. Außerdem wollte sie Carla einige Übungen zeigen die ihr helfen würden mit ihrem Zorn besser klar zu kommen.


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Part II​

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Ging es hierbei wirklich nicht um moralische Aspekte? Carla gehörte nicht zu denen bei denen sich Serenety dies vorstellen konnte. Moral war etwas was sie alle besaßen wenn auch die einen mehr und die anderen weniger. Dennoch empfand jeder ein gewisses Maß an Moral und sie schätzte die Chiss als jemanden ein, der sehr wohl eine höhere Moral besaß. Innerlich fast seufzend konnte Serenety den Worten der Chiss nur beipflichten. Auch sie hatte oft genug miterleben müssen wie die angeblich so hoch gehaltene Moral mit Füßen getreten wurde oder wie man an ihr herum feilte bis sie passte. Serenety war der Ansicht das es falsch war an moralischen Grundsätzen herumzudoktern nur um irgendetwas durchsetzten zu können, auch wenn dies gang und gebe war. Es war einfach falsch! Falsch und absolut unmoralisch. So wie es Carla’s innersten Überzeugungen wiederstrebte, so wiederstrebte es auch denen von Seren. Das Militär vergas seine Moral viel zu oft wenn es darum ging etwas durchzusetzen. Carla hatte Recht mit ihren Worten und leider nur zu sehr. Es war erschreckend wie schnell man etwas vergessen konnte oder wie schnell man etwas mit Füßen trat, wenn man seinen Willen haben wollte und dabei spielte es nicht einmal eine Rolle ob es nützlich war oder nicht. Man konnte sich keinesfalls moralisch über jemanden stellen, wenn man selbst nicht besser als dieser handelte oder vielleicht sogar noch schlechter. Leider war dies jedoch fast Alltag und es war schwer dabei nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren. Für Carla musste es hart gewesen sein festzustellen, dass sie sich moralisch nicht mehr erhaben fühlen konnte. Es war quälend festzustellen, dass man nicht besser gehandelt hatte als andere oder vielleicht sogar noch schlechter gehandelt hatte. Seine Prinzipien über Bord zu werfen war hart und noch härter erkennen zu müssen, dass man anderen keine Vorwurf mehr machen konnte, das man sich diesen Vorwurf nun selbst machen musste. Auch wenn Carla wie sie sagte sich schmutzig gemacht hatte, so bestand der Unterschied jedoch darin, dass sie es selbst erkannt hatte. Es offen ansprach, sich dessen wirklich bewusst war. Für die meisten anderen war dies nichts wichtiges und zudem konnte man es getrost vergessen. Diese Einstellung war nicht richtig und somit war Carla ihnen einen großen Schritt voraus. Diese dunklen Flecken wie Carla sie bezeichnete konnte man natürlich nicht fortwischen. Sie würden bleiben aber man konnte sie behandeln. Man konnte dafür sorgen, dass nicht noch mehr hinzukamen und man konnte sie mit der Zeit verkleinern. Erschreckend war, dass Carla gestand, dass in diesem Krieg nicht mehr viel fehlte und sie selbst vielleicht sogar ihre Prinzipien über Bord werfen könnte. Soweit durfte es nicht kommen denn wenn Carla dies zuließ würde sie sich selbst verraten und dies würde zu neuen und noch heftigeren Problemen führen. Dann würde sie nicht mehr sie selbst sein. Die ganzen Schwierigkeiten die dann auf sie zukommen würden, darüber wollte Serenety am liebsten nicht nachdenken. Dennoch wusste sie, dass sie genau dies würde tun müssen. Einmal für sich selbst und natürlich um der Chiss willen. Sie konnte jene nicht ins offene Messer laufen lassen. Die Äußerung das es noch nicht soweit war bewirkte, dass ich bei Serenety die Nackenhaare aufstellten und es macht ihr Angst. Natürlich konnte sie nicht ändern was passiert war aber sie konnte dafür sorgen, dass so etwas nicht wieder geschah. Die Frage war, wollte sie dies? Serenety hoffte es, sie ging davon aus, dass Carla keine Widerhollung wollte. Sie hatte Dinge getan für die sie sich früher verabscheut hätte? Verabscheute sie sich dafür heute nicht mehr? Es klang fast so als ob es nun einen Unterschied gab. Wenn ja, dann wäre dies ein weiterer Punkt der Serenety nicht gefiel. Dies käme nämlich einem akzeptieren gleich.

Serenety atmete durch, nahm einen Schluck von ihrem Tee und dachte darüber nach was Carla noch erzählt hatte. Darüber wie es sich anfühlen musste viel unschöne Dinge getan zu haben. Einen Mann zu erschießen der im Grund schon Tod war, Vorgehensweisen zu praktizieren die fast selbst an Terroranschläge erinnerten. Dies alles veränderte einen. Wie Serenety selbst gehandelte hätte in einer solchen Situation war schwer zu sagen. Vielleicht hätte sie ähnlich, vielleicht auch anders gehandelt. Auch wenn es hier nicht zur Debatte stand, so fragte sich Serenety trotz allem wie sie selbst wohl vorgegangen wäre. Diese Überlegungen waren nicht einfach und dennoch kam sie zu dem Schluss, dass sie anders vorgegangen wäre. Wohl auch der Tatsache entsprechend, da sie anders vom Charakter her war als Carla und mit ihrem Zorn anders umging. Der traurige Blick der Chiss tat der Exotin in der Seele weh. Sie würde Carla nicht bemitleiden da dies nicht richtig gewesen wäre, dennoch empfand sie Bedauern darüber, dass jene so viel hatte durchmachen müssen. Sie tat Seren leid, aber auf eine andere Weiße.


„Demütigungen und Rückschläge als Prüfung anzusehen ist eine Möglichkeit mit etwas klar zu kommen und der Vorteil dabei ist, dass man dadurch stärker wird. Man kann in einigen Dingen durchaus abstumpfen aber dies ist gefährlich und ich würde es auch nicht mit einer Tasse Tee vergleichen. Es macht einen Unterschied ob ich Nervenenden abtöte die mich heiß und kalt spüren lassen oder ob ich mein Gewissen abstumpfen lasse. Wenn das Gewissen abstumpft stumpft ein Teil von uns ab. Was wir demzufolge vor einer Weile noch als Schlimm angesehen hätte, z.B. wenn ein Mann auf offener Straße niedergestochen wäre, so könnten wir es morgen als normal ansehen. Dies ist ein Abstumpfen des Gewissens. Wir sehen es aber es berührt uns nicht mehr. Daraus resultiert, dass wir gleichgültiger werden. Gleichgültigkeit ist jedoch nichts worauf man stolz sein kann oder sollte. Es sollte einem viel mehr zu denken geben. Sie sagen, dass sie die Erfahrung gemacht haben, dass eine harte Schale Risse erhalten kann und jene sehr schmerzhaft sein können. Dies stimmt, dennoch würde ich es nicht als Abstumpfen bezeichnen. Vielmehr ist es ein Selbstmechanismus denn man aufbaut um sich zu schützen. Ähnlich einer festen Mauer die man nicht durchdringen kann. Allerdings kann diese Mauer Risse erhalten und Ereignisse die einen besonders hart treffen können durch diese Risse eindringen und einen schmerzhaft verletzten. Diese Erfahrung machen einige, die aus Selbstschutz eine Mauer errichtet haben. Es bedeutet allerdings nicht, dass man abgestumpft ist. Dieser Begriff ist zu komplex um ihn auf so etwas anzuwenden. Sie wären nicht die erste und auch nicht die Einzige, die nicht damit gerechnet hat zusammenbrechen zu können. Glauben sie mir, ich hatte bisher fast nur Klienten die mir auch sagten, dass sie sich nie hätten vorstellen können, dass sie irgendwann zusammenbrechen würden. Es scheint so als ob dies zu abwegig wäre. Allerdings macht der Körper schon relativ früh darauf aufmerksam das etwas nicht stimmt. Wir neigen jedoch dazu solche Anzeichen zu übergehen, weil wir sie zum einen nicht einzuordnen verstehen und zum anderen meinen es wäre nichts. Leider ist dies ein Fehler. Hat man erst einmal die ersten Anzeichen übergangen verliert man in einem gewissen Punkt die Realität aus den Augen. Man denkt alles meistern zu können. Zu glauben das einem selbst nichts passieren kann sondern wenn, dass es nur anderen passierte ist eine Form von Selbstüberschätzung zudem die meisten von uns neigen. Wir würden nicht gern zugeben oder auch gar nicht zugeben wollen, dass wir nicht alles schaffen könnten, denn dies würde bedeuten zugeben zu müssen das wir nicht so stark sind wie wir glauben das wir sind. Wir müssten uns eingestehen, dass wir nicht unfehlbar sind und wir müssten uns eingestehen, dass wir Hilfe brauchen, nicht in allen Dingen allein klar kommen und auch nicht immer die richtige Lösung kennen. Leider sind wir nicht perfekt, wir sind nicht unfehlbar und wir haben unsere Grenzen. Die einen lernen es auf die hart Tour die anderen womöglich nie. Fakt ist jedoch, dass diese Selbstüberschätzung gefährlich ist. Viele wachen erst auf, wenn der Zusammenbruch gekommen ist und sie in einem Krankenhaus aufwachen oder aber in eine Psychiatrie kommen und genug Zeit hatten darüber nachdenken zu können. Dann erkennen zu müssen was möglicherweise falsch gelaufen ist, ist sehr bitter. Wieder andere erkennen nicht einmal dann an, dass etwas nicht so ist wie es sein sollte. Da jeder anders vorgeht, jeder anders ist, ist es nicht einfach.

Carla, auch wenn ihr Jäger den ihrer Kameradin getroffen hat, so sind sie nicht für deren Tod verantwortlich. Sie können sich nicht die Schuld an dem geben was geschehen ist und dennoch tun sie es. Ich kann verstehen, dass der Streit mit ihr ihnen nahe ging und natürlich wäre es besser gewesen, wenn sie diesen zuvor hätten beilegen können, dennoch können sie sich damit nicht verantwortlich fühlen. Was geschehen ist war ein Unfall. Ihr Jäger war manövrierunfähig und da sie ihn nicht mehr kontrollieren konnten kam es zu diesem Zusammenstoß. Warum wollen sie sich die Schuld für etwas geben, für das sie nichts können? Sie haben den Tod ihrer Freundin bis heute nicht überwunden, wie auch da man versucht hat ihnen bis heute einzureden, dass sie schuld sind. Ihre Freundin würde nicht wollen das sie dies denken! Sie würde sich wünschen dass sie damit abschließen, ihren Frieden machen. Wäre ihre Freundin an dieser Stelle und ich würde ihr erzählen was sie mir gerade erzählt haben, was denken sie würde sie sagen? Sie wäre sicherlich schockiert. Carla, ihr Streit hatte nichts mit diesem Unfall zu tun, welcher auf einen technischen Fehler zurückzuführen ist. Gleich was zuvor geschehen sein mag, es nicht im mindesten etwas mit dem zu tun, was sich ereignet hat. Sie sind zornig über sich selbst. Sie sind wütend darüber, dass sie ihren Streit nicht haben klären können und dass sie nicht die Möglichkeit hatten nach ihrem Flug mit ihrer Freundin darüber zu sprechen und ihn zu klären. Sie sind wütend darüber das sie gestorben ist und sie damit auch nicht mehr die Möglichkeit erhalten haben es klären zu können. Dieser Schicksalsschlag, sie haben ihn hingenommen aber er nagt an ihnen und er wird weiter an ihnen nagen wenn sie sich nicht damit auseinander setzten und sich endlich verzeihen.“


Serenety blickte Carla bei diesen Worten in die Augen.

„Ich glaube ihnen sofort, wenn sie sagen, dass sie die Demütigung nicht verwunden haben. Wie auch? Bisher hat man alles über sie zusammenbrechen lassen, man hat sie für alles gestraft was einem gerade vor die Füße viel. Ich würde so etwas nicht als Fakt akzeptieren auch dann nicht, wenn es den Anschein hat als ob es Teil des Imperiums ist. Wir reden hier von ihnen, Carla nicht davon was Teil des Imperiums sein könnte. Sie sind diejenige die damit zu kämpfen hat, die nicht weiß was sie tun soll, die zusammengebrochen ist und nicht das Imperium und ich bin froh, dass es ihnen nicht gefällt. Niemand kann allein ein System durchbrechen. Ein einzelner vermag nur wenig zu tun und es wäre gesünder andere zu finden mit denen man sich zusammen tun kann um gegen das vorzugehen was einen stört. Die Problematik dabei ist, dass die meisten zu feige für ein solches Unterfangen wären. Dies ist bedauerlich aber leider Fakt."

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Part III​

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"Ihre Fähigkeit ist etwas was nicht jeder hat. Aber nehmen sie diese nicht als Befriedigung und es keinesfalls berauschend. Auch wenn es im ersten Moment so erscheint so bewegen sie sich auf einem Grad der nicht gesund ist und der sie dem Abgrund sehr nahe bringt. Wenn sie sich dem hingeben was sie beschreiben stumpft ihr Gewissen ab und ich wage sogar zu sagen, dass sie es sogar ein Stück weit verlieren werden. Sich ein Ventil zu suchen ist in Ordnung, aber die Form die sie gewählt haben würde ich nicht die richtig nennen. Ich würde ihnen gerne einige Übungen zeigen die ihnen helfen werden mit ihrem Zorn klar zu kommen. Ich selbst habe eine ähnliche Erfahrung gemacht und sie hat mich erschreckt, sie hat mir sogar Angst gemacht. Soe wie sie ihnen Angst gemacht hat. Sie können ihre Fähigkeit nicht Kontrollieren, Carla und sie entgleitet ihnen. Irgendwann werden sie gar nicht mehr in der Lage sein sich zurück zu halten sondern ihrem Zorn freien laufen lassen. Also müssen wir einen Weg finden dies zu verhindern. Emotionen sind menschlich, auch für eine Chiss sind sie nichts für das man sich schämen sollte auch wenn ihr Volk versucht dies zu unterdrücken. Bei meinem Volk ist es nicht anders. Auch für mich sind Emotionen nicht einfach und ich behalte sie für mich. Was ihre Familie getan hat ist in meinen Augen nicht richtig, da sie ihnen im Grunde an den Kopf geworfen hat, dass sie keine wirkliche Chiss sind sondern viel zu sehr dem ähneln, was sie im Grunde verabscheuen. Der innere Druck jedoch muss abgebaut werden, der Weg dafür jedoch sollte ein angenehmer sein. Sowohl für sie wie auch für andere.

Was mich erschreckt ist, dass sie bei jeder Aktion ihrem Zorn so schnell raum ließen, die Kontrolle verloren bis sie merkten das sie sich zurückhalten müssen. Dies allerdings geht nur eine gewisse Zeit lang gut und dann verliert man die Kontrolle gänzlich. Sie befinden sich nahe daran diese Selbstkontrolle zu verlieren und sie werden sie auch verlieren, sollten sie nichts unternehmen.“


Dies waren durchaus harte Worte aber sie waren wahr und Seren musste sie Carla vor Augen führen.

„Geht es ihnen wirklich nicht um die moralischen Aspekte? Carla, ich denke das es zum Teil sehr wohl darum geht. Bisher haben sie ihre Prinzipien gehalten, sie haben darauf geachtete und sie waren ihnen wichtig. Das andere die Moral mit Füßen treten war für sie etwas verabscheuungswürdiges, bis zu dem Punkt an dem sie selbst merkten, dass sie von dem abgewichen sind was für sie als Prinzip klar war. Die Abweichung war vorhanden. Sie haben ihre Prinzipien noch nicht über Bord geworfen weil sie charakterlich trotz allem noch gefestigt sind. Aber wenn sie sagen, dass dieser Krieg dazu beitragen könnte, dass sie ihren Prinzipien über Bord werfen könnten, so empfinde ich dies als höchst bedenklich. Gleich was geschieht, was wir erleben wir sollten niemals unsere Prinzipien über Bord werden. Wenn wir dies tun verraten wir uns selbst. Wenn wir begonnen haben uns selbst zu verraten finden wir nicht mehr zu dem zurück was uns einst wichtig war außer wir haben Hilfe und wollen es tatsächlich. Sie mögen die dunklen Flecken nicht beseitigen können, aber sie können daran arbeiten, dass sie nicht noch mehr erhalten. Mit der Zeit können sich diese Flecken verkleinern, verschwinden werden sie zwar nicht aber es kostet Arbeit dafür zu sorgen, dass sie nicht mehr so riesig erscheinen. Was geschehen ist kann man letztlich nicht verändern aber man kann dafür Sorge tragen, dass sie sich nicht wiederholen.“

Serenety machte eine Pause, in der sie Carla ansah und ihr ein aufmunterndes Lächeln schenkte. Zudem musste sie sich noch einiges durch den Kopf gehen lassen. Carla und ein gefallener Engel, nun dies war eine recht hübsche Darstellung. Eine die viel verbreitet war. Das Ausmaß dessen was Carla in ihren Träumen sah und von was sie verfolgt wurde bereitete Seren eine leichte Gänsehaut.

„Dieser Träume werden sich sobald nicht legen, Carla aber ich kann ihnen helfen das sie schwächer werden und irgendwann aufhören werden. Allerdings würde dies einiges an Arbeit bedeuten und dazu müssten sie gewillt sein. Ja es gibt eine Technik um mit seinem Zorn klar zu kommen und wie gesagt, ich zeige sie ihnen gerne.“

Carla begann kurz von ihrer Kindheit zu sprechen, von Erlebnissen daraus. Sie erzählte von etwas was Serenety bekannt vorkam, was sie selbst ähnlich schon erlebt hatte. Eine Fähigkeit die sie selbst noch nicht ganz verstand und von der sie nicht wusste wie sie diese benennen sollte.

„Was sie mir erzählen, diese Fähigkeit, ich selbst besitze sie auch. Ich erinner mich an ein Ereignis welches noch nicht so lange her ist. Meine Wut war riesig und sie entlud sich wie eine Bombe. Ich stand vor einem Spiegel und dieser zerbrach in tausend Stücke und jagte auf mein Gesicht zu. Ich weiß das ich es war, die dafür verantwortlich war. Dennoch weiß ich nicht wie es dazu kam oder besser gesagt wie dies geschehen ist. Es geschah einfach. Als ich selbst noch ein kleines Mädchen war geschahen Dinge die ich nicht erklären konnte, sie geschahen einfach. Ich hatte schon immer die Fähigkeit Leid zu fühlen, Schmerz, den Tod. Teile von kurzen emotionalen Gedanken zu vernehmen. Auch dies konnte ich mir nie erklären. Für mich war es etwas normales, es gehörte zu mir so wie meine Nase oder meine Finger. Ich habe nie wirklich darüber gesprochen und wenn dann nur mit meinem Vater oder Großvater. Keiner der beiden konnte mir jedoch eine Erklärung dazu geben. Sie sehen also, sie sind nicht allein damit. Was halten sie davon, wenn ich sie zu mir nach Hause einlade? Dort haben wir die Möglichkeit ungestört zu sprechen und vor allem können wir einige Übungen durchführen. Hier ist nicht der richtige Ort dazu.“

Sie lächelte kurz und erhob sich dann.

„Allerdings wollte ich zuvor noch ein paar Teesorten mitnehmen. Nicht das ich dies vergesse. Es wäre alles andere als schön, wenn ich mein neues Schiff betrete und mein Tee leer ist.“

Damit trat sie zu Ilena an den Tressen und wählte einige Sorten aus, die sie mitnehmen wollte.

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[Bastion | Sith-Orden | Vor dem Tempel] - mit Saphenus und Sliff Quori

Er war gefragt? Innerlich musste Saphenus schmunzeln, äußerlich ließ das seine schmerzende Wange nicht zu. Noch nie hatte er gehört, dass Leute wie er gefragt seien. Wenn der Sith-Orden solche wie ihn brauchte, nun, sie mussten schlecht dran sein, dachte Saphenus bei sich. Er sah sich selbst wieder in dem schlechten Licht, in dem er sich schon sein ganzes Leben gesehen hatte. Es fiel ihm sehr schwer sich vorzustellen, dass auch Intellektuelle gefragt waren, die gar keine großen körperlichen Leistungen bringen mussten. Aber was der Kobok sagte, bedeutete eine Chance für ihn. Urplötzlich hatte Saphenus das Verlangen wieder ein Buch in seinen Händen halten zu können, das Papier zu spüren, am besten schon Hunderte von Jahren alt. Selbst ein Datapad mit einer gescannten Version eines Buches würde ihm in diesem Moment schon reichen. Er wollte sich einfach wieder in einer Geschichte aus alter Zeit verlieren können. Und dann wurde ihm noch etwas anderes bewusst. Dumpf drängte sich diese Erkenntnis durch den Schleier von Schmerz und nachlassender körperlicher Kraft: er würde womöglich an Aufzeichnungen kommen, die ihm auf Taris verwehrt gewesen wären! Hier im Imperium hatte weder die Republik noch der Orden der Jedi Einfluss. Sie konnten nicht verhindern, dass er auch die Geschichten zu lesen bekam, die sie mit Argusaugen in ihrem Archiv bewachten! Hier war er nur von dem Wohlwollen der Sith abhängig und sie würden bestimmt nicht die schlechten Taten der Jedi verschleiern! Es war die Möglichkeit seine Gier nach mehr Lesestoff zu befriedigen. Ein Gefühl des Glücks durchströmte Saphenus. Das Monster in ihm schien das gar nicht zu mögen, es versuchte sich davor zu verstecken und kroch in die Dunkelheit. Die Möglichkeit wieder in einer Bibliothek zu arbeiten bedeutete Saphenus ein Stückchen Heimat wieder zu erlangen. Plötzlich war dieses Gefühl verschwunden und Zweifel kamen in ihm hoch. Was wäre wenn er bei dem Anblick von Büchern immer an seine Frau denken würde? Sie hatten sich in einer Bibliothek kennengelernt und fast konnte er sich wieder daran erinnern wie er das erste mal ihren Duft gerochen hatte, das Parfum vermischt mit dem Geruch alter Bücher.

Sliff sah ihn an und sagte etwas zu ihm. Saphenus musste mehrmals blinzeln um sich wieder bewusst zu werden wo er war. Er schaute dem Kobok hinterher als dieser kurz wegging. Ihn beschlich das Gefühl, dass er mit Darth Victorious redete. Zwar konnte er die Unterhaltung weder mit ansehen noch mit anhören, aber ein mulmiges Gefühl beschlich ihn. Etwas sagte ihm, dass gerade über ihn entschieden wurde.

Als der Insektoide nach einer gefühlten Ewigkeit zurückkam, deutete nichts in dessen Gesichtsausdruck darauf hin, dass Saphenus nun doch noch abgewiesen wurde oder sogar den Tod finden würde. Im Gegenteil führte ihn Sliff weiter in den Tempel hinein. Als sie die gewaltige Eingangshalle betraten, stockte Saphenus der Atem. Mächtige Säulen hielten die Decke weit über ihren Köpfen, flankiert wurden sie von überlebensgroßen Statuen. Saphenus kniff die Augen zusammen um zu erkennen wen sie darstellten, aber das überstieg sein Wissen doch sehr. Dabei hatte er immer von sich gedacht er würde sich mit der Kultur der Jedi und ihrer Gegner auskamen. Wie wenig er doch eigentlich wusste wenn er nichtmal die Statuen der Sith erkannte, die offensichtlich von großer Wichtigkeit waren. Sonst würden sie nicht so imposant in der Eingangshalle des Tempels zur Schau gestellt werden!

Je weiter Sliff und Saphenus in den Tempel vordrungen, desto größer wurde der Druck, den die dunklen Energien des Tempels auf Saphenus ausübten. Dem Monster gefiel es. War es eben noch von dem spontanen Glücksgefühl zurückgedrängt worden so nährte es sich jetzt wieder an der dunklen Seite. Es wartete darauf mächtig und stark genug zu sein um wieder die Kontrolle übernehmen zu können! Saphenus spürte die wachsende Ungeduld des Monsters in sich. Den Zabrak hatte der Anblick des erschossenen Rodianers draußen vor dem Tempel verstört, aber das Monster war wütend darüber, dass es um den Mord gebracht worden war. Kurz fragte Saphenus sich was wohl mit der Leiche des Junkies geschehen würde und war froh nicht tot daneben zu liegen.

Die verschachtelten Gänge des Tempels ließen den Zabrak sofort seine Orientierung verlieren. Seine Schmerzen zehrten an seinen Kräften, sein Kopf dröhnte mittlerweile wie der Antrieb eines Raumschiffes und das Monster in ihm wurde immer unruhiger. Er versuchte sich zusammenzureißen und sich zu konzentrieren, da blieb keine Kraft mehr um sich den Weg zu merken. Wahrscheinlich war dieser gar nicht so weit gewesen, aber in seinem jetzigen Zustand kam es Saphenus wie eine lange Reise vor. Er war Sliff so dankbar, dass er ihm nicht einfach nur den Weg beschrieben hatte sondern ihn auch begleitete.

Die Medistation selbst war gut besucht. Überall tummelten sich Personen mit den unterschiedlichsten Verletzungen. Am Rand nahm Saphenus wahr, dass manche sich wohl gegenseitig verletzt hatten, wohl im Kampf miteinander. Er fragte sich ob das ständige Kämpfen gegeneinander hier zum Alltag gehörte. Als er aufgerufen wurde, schleppte er sich mit letzter Kraft in das Behandlungszimmer. Eine menschliche Frau mit einem Verband um ihr linkes Ohr schleppte sich aus dem Zimmer und wäre fast mit dem Zabrak zusammengestoßen. Sie schaute auf den Boden als wagte sie es nicht ihn anzusehen und ging schleunigst ihres Weges.

Es fühlte sich komisch an als der Kobok dieses mal nicht an seiner Seite war, er hätte sich jemanden gewünscht, der dabei war und den er kannte. Wahrscheinlich sollte er nicht zu sehr verhätschelt werden und einen falschen Eindruck von Sliff bekommen. Der Arzt besah sich die Wunden und verabreichte als erstes ein Schmerzmittel. Sofort nachdem Saphenus es eingenommen hatte, fühlte sich sein Körper schon besser. Die Kopfschmerzen wurden besser und auch seine Seite tat nicht mehr so weh. Unterschiedliche Flüssigkeiten wurden über einen Zugang in seinem Arm in seinen Körper geleitet. Obwohl sich Saphenus immer als sehr belesen bezeichnet hatte, so hatte er von medizinischen Eingriffen und Behandlungen nur sehr wenig Ahnung. Klar, er kannte die grundlegende Physiologie von Zabraks, wusste, dass er im Gegensatz zu den Menschen zwei Herzen hatte, aber da hörte es auch schon auf. Er spürte in diesem Moment nur, dass die Behandlung erfolgreich war. Seine Kräfte kehrten etwas zurück und dem Monster fiel es schwerer Kraft zu schöpfen. Zum Schluss wurde ihm noch ein Verband angelegt um die Wunden, die zuvor mit einem sehr warmen medizinischen Gerät behandelt worden waren um die Blutungen zu stillen, zu schützen.

Als er das Behandlungszimmer wieder verlassen konnte, trugen ihn zumindest seine Beine wieder. Eben noch war er sich nicht sicher gewesen wie lange sie ihn noch gehalten hätten, nun würde er wieder durchhalten. Die Medikamente schlugen an. Zu seinem Erstaunen hatte der Kobok hier auf ihn gewartet, Saphenus war davon ausgegangen, dass dieser wieder auf seinen Platz am Tor zurückgekehrt war. Sliff würde ihm noch einmal den Weg zeigen, dieses mal zu der Bibliothek. Er würde dort direkt vorgestellt werden und erstmal keine Pause bekommen. Zwar fühlte sich Saphenus immer noch schwach, aber die Behandlung und die Meds sorgten dafür, dass er das nicht so sehr spürte. Gehorsam folgte er dem Kobok und konnte sich dieses mal etwas mehr auf den Weg konzentrieren. Er achtete auf die kalten Steinwände, auf die Wesen, die ihren Weg kreuzten und versuchte sich ein Bild von dem Innenleben des Tempels zu verschaffen. Das allerdings ließen diese kurzen Eindrücke kaum zu.

Vor den Türen der Bibliothek klärte Sliff Saphenus noch über die Arbeit in dieser auf. Ein wenig war Saphenus darüber enttäuscht, dass er als Jünger, wie er genannt wurde, nicht alle Bereiche betreten konnte. Natürlich hätte er damit rechnen können, dass nicht jeder dahergelaufene Zugang zu dem Wissen der Sith bekam, aber seine Neugierde und die Freude über neuen Lesestoff hatten das nicht zugelassen. Dann...endlich betraten sie die Hallen des Wissens. Sofort überflutete der Geruch alter Schriften Saphenus Nase und es stellte sich das ganz komische Gefühl von Heimat ein an einem Ort, der von seiner eigentlichen Heimat doch so weit entfernt war. Überall standen Regale mit den unterschiedlichsten Arten von Informationen. Datapads waren in der Galaxis weit verbreitet, Bücher eigentlich die Ausnahme und genau deshalb liebte Saphenus Bibliotheken so sehr. Dort gab es noch Papier, klassisch und altmodisch. Es gab einfach kein vergleichbares Lesegefühl als mit einem Buch. Doch...irgendwas stimmte für Saphenus nicht. Es war nicht das Wissen darum, dass er hier nicht auf Taris sondern auf Bastion war, nein. Es war etwas anderes. In jeder Bibliothek in der er bisher gewesen war, herrschte eine bestimmte Stille, die man nirgendwo sonst fand. Es wurde wenn überhaupt leise geflüstert, Bewegungen wurden so vorsichtig wie möglich ausgeführt um niemand anderen zu stören. Saphenus nahm an, dass das auf diesen Ort genauso zutraf, deswegen nahm er die subtile Hektik, die in dem Raum herrschte, wahr. Es gab keine Unordnung, alles schien aufgeräumt und an seinem Platz. Es musste irgendwas passiert sein, dass so eine unterschwellige Nervosität hier herrschte. Normal war diese Atmosphäre für eine Bibliothek nicht, dafür hatte Saphenus zu viel Zeit seines Lebens in diesen verbracht. Als er sich neugierig umschaute sah er auch wieder die menschliche Frau mit der er auf der Medistation fast zusammengestoßen wäre. Er musterte sie kurz, er schätzte sie ungefähr sein Alter, aber die Verletzung an ihrem Kopf konnte ihn auch täuschen.

Saphenus wurde abgelenkt als Sliff einen der hier arbeitenden Jünger, offenbar die Bezeichnung für jene, die nicht Sith waren, zu sich holte. Er stellte Saphenus vor und wandte sich dann zum Gehen. Saphenus fasste all seinen Mut zusammen und hielt ihn kurz am Arm fest.

"Danke!", flüsterte er.

"Ich weiß nicht was passiert wäre wenn Ihr mir nicht geholfen hättet. Ich schulde Euch etwas...Sliff!"

Hoffentlich störten ihn so persönliche Worte nicht. Als die Tür hinter Sliff zuging, fühlte Saphenus ein merkwürdiges Gefühl des Verlustes. Der Kobok war die einzige Person, die er hier kannte und auch wenn er anfangs gefürchtet hatte, dass Sliff ihn umbringen würde, so hatte er doch gehofft noch mehr von ihm erklärt zu bekommen. Saphenus seufzte bei dem Gedanken daran, dass der Wächter des Tempels im Moment der einzige war, den er so etwas wie einen Freund nennen konnte.

Der Jünger, den der Kobok kurz vor seinem Abschied zu sich gerufen hatte, schaute Saphenus eindringlich an.


"Wirklich fit siehst du nicht aus.", sagte er misstrauisch. "Mal sehen ob du eine Hilfe für uns sein wirst. Ich habe keine Zeit dir alles zu erklären, ich kann es mir nicht erlauben meine Pflichten zu vernachlässigen. Schau dir die Frau dahinten an, lass sie dir eine Warnung sein."

Der anderen Jünger zeigte eben auf jeden Frau, die Saphenus beim Betreten der Bibliothek gemustert hatte.

"So etwas passiert wenn man seine Pflicht nicht erfüllt. Sie hat...ach, soll sie es dir doch selber erzählen. Ich habe andere Dinge zu tun. Der Scriptor ist im Moment eh nicht da, er wird dir eine Aufgabe geben. Pass bloß auf bei ihm, eine letzte Warnung!"

Der Jünger sagte das so eindringlich, dass Saphenus ein Schauer über den Rücken lief. War dieser Scriptor dafür verantwortlich, dass die Frau verwundet war? Mit einem Mal fragte sich der Zabrak ob er hier genauso arbeiten könnte wie auf Taris, ob ihm die Arbeit genauso viel Spaß machte wenn überall Verstümmelung und Tod drohte. Angst schien seit seiner Flucht von Taris sein ständiger Begleiter zu sein. Natürlich, vorher hatte er sich auch unnötig Sorgen um so viele Dinge gemacht, aber das hier war was anderes. Es war tief sitzende, nackte Angst. Angst vor Schmerzen, Angst vor dem Tod. Das hatte er in diesem Ausmaß noch nie fühlen müssen. Nun kroch die Angst davor auch noch das letzte, was ihm immer Freude bereitet hatte, das Lesen und die Arbeit in der Bibliothek zu verlieren in ihm hoch. Dass sich auch der Ort so vieler schöner Momente in einen Albtraum verwandeln würde wie sich auch sein Leben in einen Albtraum verwandelt hatte. Unwillkürlich wandte sich Saphenus' Blick zu der verletzten Frau. Sie schien die Personen um sie herum kaum wahrzunehmen. Sie zitterte, ihre Bewegungen waren unkonzentriert. So muss ich für Sliff auch ausgesehen haben, dachte er sich. Irgendwie erkannte er sich in ihr wieder, er spürte die Angst, die auch von ihr ausging. Offenbar fürchtete sie sich gewaltig vor jemand bestimmten, vielleicht diesem ominösen Scriptor. Unschlüssig stand Saphenus einige Schritte von der Tür zum Korridor entfernt und wusste nicht so recht was er mit sich anfangen sollte...


[Bastion | Sith-Orden | Bibliothek] - mit Saphenus und anderen Jüngern
 
[ Bastion / Bastion Center / Sithtempel / Gänge ] Edgar, die üblichen Verdächtigen

Mit schnellen Schritten ging Edgar den finsteren Gang entlang. Seine schwarze, abgewetzte Robe bauschte sich über dunklen, abgelaufenen Lederschuhen und wollte das Image von elitärer Würde und übersteigerten Selbstbewusstsein, das der Mensch verströmte nicht, so recht unterstützen. Natürlich trug die Maske seines Gesichts den Ausdruck der Geringschätzung nur gegenüber den minderwertigen Geschöpfen die sich in den Gängen drängten, all jene, die eine niedrigere Stellung einnahmen als der Scriptor. Kam ihm jedoch ein Krieger, oder gar ein Exekutor entgegen, da veränderten sich seine Züge wie heißes Wachs an einer Kerzenflamme und nahmen einen Ausdruck kriecherischer Demut an.

Als dies tat Edgar ohne darüber Nachzudenken. Fünf Jahre Überleben im Sithtempel hatten ihn gelehrt was es bedeutete sich zu verstellen. All jene, denen er zu Beginn wegen übersteigerter Selbstdarstellung auf die Zehen getreten war, hatten ihm Lektionen in sein Fleisch geschrieben. Gott was hatte er damals nur so vor Arroganz gestrotzt! Nun gut, das tat er heute auch noch, doch sie bezog sich wenigstens auf einen realistischen Rahmen! Damals hatte er allen die es hören und nicht hören wollten erzählt, wie er in Rekordzeit einen Meister finden, seine Ausbildung absolvieren und selbst zum Imperator aufsteigen würde. Darth Victorious, ein junger Krieger hatte ihm dafür seine Neunschwänzige über den Rücken gezogen. Immer und immer wieder, bis sich Edgar nicht mehr geregt hatte. Es war damals ein Wunder gewesen, dass er damals überlebt hatte.

Noch heute war sein Rücken eine Landschaft aus Narben und geschundener Haut, doch es zeigte, dass er lernen konnte. Sich anpassen und überleben. Jede seiner Narben war älter als drei Jahre und er hatte die angenehmste Anstellung inne, die ein Schüler sich vorstellen konnte. Er hatte Zugang zu allen Werken in der Bibliothek, einzig die, die in den Gemächern der Zirkel aufbewahrt wurden durfte er nicht einsehen. Das einzige was ihm nach wie vor verwehrt blieb, war die Position eines Schülers. Fast zwei Jahre hatte er darauf hingearbeitet von Darth Halberd entdeckt und angenommen zu werden. Er hatte alle Prüfungen bestanden, hatte geübt, sich gestählt, hatte sich auf die Konfrontation mit seinem Konkurrenten vorbereitet und am Morgen, an dem sich alles hatte entscheiden sollen, war Karkk’Oh aufgetaucht! Die tumbe Made hatte es irgendwie geschafft Edgars Konkurrenten zu töten. Details hatte man nicht erfahren, doch die Sache hatte Halberd so beeindruckt, dass der widerliche Zabrak sein neuer Schüler geworden war.

Edgar hatte getobt. Er hatte geschrien und gebrüllt, Gegenstände durch den Raum geworfen und seine Untergebenen terrorisiert. Er war so wütend gewesen, dass er unwillentlich blassblaue Blitze heraufbeschworen hatte, die er im unsäglichen Rausch auf seinen Sekretarius, seinen persönlichen Schreiber, geworfen hatte. Der alte Mann hatte gezuckt und ebenfalls geschrien, war dann jedoch unter den eisenharten Fäusten Edgars rasch verstummt, die auf seinen Kopf eingeprügelt hatten. Doch alle Wut hatte nichts gebracht, Karkk’Oh war Halberds neuer Schüler geworden – nicht Edgar. Und dafür würde er sich blutig rächen. Bald.

Edgar erreichte die Tür zur Bibliothek. Hart stieß er sie auf und das dunkle Holz schwang nach innen. Mit einem kurzen Blick vergewisserte er sich, dass alle Angestellten auch arbeiteten. Alls verlief zu seiner Zufriedenheit…naja fast alles. Natürlich war es Talita, die Frau die der Krieger vorhin um ihr Ohr gebracht hatte. Sie wirkte fahrig und verrichtete mit zitternden Fingern ihre Aufgabe. Darum würde Edgar sich umgehend kümmern. Die Frau hatte ja immerhin noch ein anderes Ohr. War Talita nicht die Tochter seines alten Sekretarius, den er vor ein paar Monaten im Zorn totgeprügelt hatte? Edgar war sich nicht sicher. Entweder war sie es, oder die andere Frau im Raum. Tenja.

Grade wollte der Scriptor tiefer in den Raum treten, um sich Talita vorzuknöpfen, da fiel sein Blick auf die große, gehörnte Gestalt, die vor ihm stand, ihm jedoch bisher nicht aufgefallen war. Einen Moment hielt er den Zabrak (Saphenus) für Karkk’Oh und seine Hände verkrampften sich voller Zorn, doch dann fiel ihm auf, dass dieser Iridonianer viel zu schmal für seinen persönlichen Feind war. Dieser hier war zwar genauso groß, doch lange nicht so muskulös. Sein Kopf wirkte fast schon zu schwer für seinen Körper und seine Arme im Verhältnis zu lang. Auch war es seltsam, einen Zabrak ohne die typischen Tätowierungen zu sehen. Seine hellrote Gesichtshaut zog sich glatt und ohne Trübungen über seine vorstehenden Wangenknochen. Einzig der weiße Verband über einem Teil seines Gesichts hob sich hervor und verriet, dass sein Träger vor kurzem noch in einem Kampf gewesen war, der offenbar nicht gut für ihn ausgegangen war.

Leicht verwirrt was ein Zabrak in seinem Reich zu suchen hatte, trat Edgar mit verschränkten Armen und abweisendem Gesichtsausdruck auf ihn zu und musterte ihn noch einmal von Kopf bis Fuß. Eine Sekunde, zwei verstrichen, ohne dass einer der beiden etwas sagte. Die Angestellten der Bibliothek duckten sich auf ihren Schreibpulten wie unter einem Schatten zusammen. In der Stille hätte man eine Nadel fallen hören. Schließlich, nachdem der Neuankömmling eingehend gemustert worden war, öffnete Edgar den Mund und blaffte:


„Was treibst du hier? Bist du zu blöd eine Karte zu lesen, oder warum stehst du hier herum wie eine Salzsäule?“

Mit langsamen Schritten ging Edgar um den Zabrak herum und musterte ihn taxierend

„Ist unter diesen Hörnern nicht mal genug Grips um die Schnecken hier nach dem Weg zu fragen?!“

Fuhr er fort und ging an dem Wesen vorbei zu seinem Tisch, wo eine dampfende Tasse mit Tee bereits auf ihn wartete. Bleiche Finger hoben sie auf und führten sie zu dem bärtigen Mund, in den die heiße, widerlich schmeckende Flüssigkeit einlief. Ein angenehmes Kribbeln lief Edgars vernarbten Rücken hinab und breitete sich bis in die Fingerspitzen aus. Mit der Tasse in der Hand kam er wieder.

„Wie es aussieht, bist du weder schlau, noch zum kämpfen zu gebrauchen, Made“

Sagte er verächtlich und warf einen unmissverständlichen Blick auf den Verband

„Ein unbrauchbarer Zabrak, ganz und gar. Sag, was erhoffst du dir bei den Sith? Mit einem schellen Tod wird dir hier nicht gedient werden. Im Gegenteil. Glied für Glied wird man dich auseinandernehmen, bis du nur noch ein schluchzendes Häuflein Elend bist. Frag Talita. Sie hat den ersten Schritt schon hinter sich“

Edgar grinste gemein und wies auf Talita, die noch immer apathisch vor sich hin arbeitete

„Und gleichen den nächsten, wenn sie nicht endlich anfängt sich Mühe zu geben…“

Fügte er etwas lauter hinzu und die junge Frau schluchzte auf, verdoppelte jedoch ihr Arbeitstempo.

[ Bastion / Bastion Center / Sithtempel / Bibliothek ] Edgar, Saphenus, Talita, Tenja, weitere Jünger
 
[ Bastions Mond | Basis "Last Defense" | Ebene Zwei |Flur | Sakura Mitsumo ]

Nach ihrem eher unschönen auseinandergehen mit Chett, worüber sie sich im Nachhinein noch etliche Gedanken drüber gemacht hatte, hatte sie den Simulator aufgesucht um sich bis in die Nacht in Gefechte zu stürzen. Sie war verrückt genug gewesen eine Simulation nach der anderen durchzuführen bis sie nicht mehr hatte klar denken können. Dann erst hatte sie ihr Bett aufgesucht. Samin hatte tief und fest geschlafen als sie ihr gemeinsames Quartier aufgesucht und sich ins Bett gekuschelt hatte. Als sie aufgewacht war am anderen Morgen oder wohl er einige Stunden später, so war Samin nicht mehr da gewesen und Sakura hatte es bevorzugt sich körperlicher Ertüchtigung hinzugeben, indem sie den Trainigsraum aufgesucht hatte. Auch dort hatte sie wenigsten zwei Stunden trainiert, ehe sie frühstücken gegangen war. Sie hatte gedanklich mit dem dunkelhäutigen Piloten abgeschlossen und die beiden waren sich eher aus dem Weg gegangen. Wahrscheinlicher war wohl, dass Nectu ihr aus dem Weg gegangen war. Dass es ihm keinesfalls behagt hatte, dass Sakura so tief „gegraben“ hatte war offensichtlich gewesen. Vordergründig eisig innerlich dafür zerrissen. Jedenfalls sah Sakura dies so. Dennoch würde er sich irgendwann an sie gewöhnen müssen, wenn er es in die Staffel schaffte. Für Sakura stand fest das Geheimnis um ihn irgendwann zu lüften. Es würde Zeit und Arbeit bedeuten, doch ihrer Ansicht nach würde es sich lohnen. Entweder sie wurden mit der Zeit Freunde oder erbitterte Feinde wobei die Feinschaft nicht für sie gelten würde. Sie würde dann wohl eher zu seiner persönlichen Feindin werden weil er dies wollte. Wie auch immer, Sakura hielt sich von ihm fern oder besser gesagt sie gab ihm die Chance ihr aus dem Weg zu gehen um nicht vielleicht zu platzen. Immerhin konnte sie sich vorstellen, dass er auch ausrasten konnte und da sie nicht wusste wie er in dieser Hinsicht tickte, so hatte sie nicht vor es heraus zu finden.

Zwischenzeitlich hatte man Samin und sie damit „beglückt“ KOMENOR als Gesichter der Wolves für ein Holo-Portrait zur Verfügung zu stehen. Sakura hatte dies nicht viel ausgemacht und ebenso wenig das anschließende Interview, auch wenn ihr wirklich andere Dinge lieber gewesen wären. KOMENOR war eine Sparte für sich und sie war nicht begeistert von diesem „Verein“ dem jedes Mittel recht war um Schlagzeilen zu machen. Am gleichen Tag sollte dann auch der finale Test stattfinden und so trafen sich die verbliebenen Mitglieder der Staffel zu einem Briefing auf der zweiten Ebene der Basis ‚Last-Defense‘. Pra’dras’keloni nahm sich dem ganzen an und eröffnete seine Ansprache wie gewohnt. Nüchtern, ernst und eben Chiss mäßig. Mehr brauchte man dazu nicht sagen. Es sollte also einen Realflug geben. Genau genommen in den Canyons des Mondes Grek. Eine nette Herausforderung die Sakura zu einem Lächeln brachte. Eine freudige Nachricht! Sie sollten also dort in spontane Rotten eingeteilt und auf den Parcours aus verzweigten Canyons losgelassen werden. Alles klar. Der jeweilige Rottenführer würde allein die Befehle erhalten und dann umgehend an den Rest weiter geben. Sakura war gespannt wo sie eingeteilt wurde.

Innerlich musste sie schmunzeln als klar wurde, dass Chett mit ihr zusammen fliegen würde. Dies war wohl das letzte was dieser sich wünschte. Allerdings musste er was dies anging durch. Blieb für ihn zu hoffen, dass er keine Befehle von ihr annehmen musst. Sakura verbarg ihr Lächeln dabei. Da war er ihr so lange aus dem Weg gegangen und nun flogen sie zusammen. Dies konnte man auch als Strafe ansehen, wenn auch eher für ihn als für sie. Schade das sie nicht abergläubisch war, dann hätte sie einen Grund Protest einzulegen. Natürlich würde sie so etwas niemals tun, aber gedanklich war es auf jeden Fall belustigend. Gern hätte sie Chett’s Gedanken gelesen und seine Reaktion gesehen. Doch er ließ sich nicht wirklich viel anmerken. Samin flog mit Cain, einem neuen Zugang, welcher gegen Tanaka eingetauscht worden war. Dies hatte sie am Rande mitbekommen. Shazz schied ebenfalls aus.

Sie selbst jedenfalls freute sich auf die neue Aufgabe und war gespannt was dabei herauskam. Chett wollte wissen wann die Übung losgehen sollte und ob sie zuvor die Gelegenheit erhielten sich im Simulator auf dieses Szenario vorzubereiten. Eine gute Frage, allerdings hoffte Sakura, dass die Antwort negativ ausfiel. Sie hatte nicht das Verlangen eine solche Übung schon mal im vornherein zu üben. Eine Übung war keine Übung mehr wenn man dafür schon übte. Das Chett diese Frage stellte hatte wahrscheinlich seinen Grund. Sakura jedenfalls war gespannt auf die Antwort die man ihm geben würde, darauf hoffend, dass sie ins kalte Wasser geworfen wurden.


[ Bastions Mond | Basis "Last Defense" | Ebene Zwei | Lehrraum Zwo-Sieben | Drask, Anwärter (u.a. Chett & Jeremy), Wolves (u.a. Sakura, Cain & Samin) ]
 
[ Bastion |Imperial City | Innenstadt | Shoppingmeile | Tee Laden | Serenety und Halijc'arl'ajkartia, Ilena mit Kunden beschäftigt ][ Bastion |Imperial City | Innenstadt | Shoppingmeile | Tee Laden | Serenety und Halijc'arl'ajkartia, Ilena mit Kunden beschäftigt ]



Die junge Chiss nickte nachdenklich bei Serenety's Worten.

"Es erschreckt mich auch selbst, wie weit ich bereits an den Rand getreten bin. Ich stand kurz davor, meine Prinzipien zu verlassen und zu dem Zeitpunkt hätte nicht viel gefehlt, den letzten Schritt auch zu gehen. Ich hätte das nicht erwartet, weder die Möglichkeit, noch dass ich jemals daran denken würde. Ich kann nachvollziehen, das jemand diese Grenze irgendwann überschreiten kann, aber ich würde es nicht akzeptieren." erwiderte sie nachdenklich.

Als Serenety ihr eröffnete, dass diese Träume und Bilder nicht einfach verschwinden würden, damit hatte sie schon gerechnet.

"Das es nicht so einfach werden wird, damit habe ich schon gerechnet. In dieser Situation gibt es auch keinen "einfachen" Weg. Und Sie und ich wissen, dass wir beide auch niemals den einfachen Weg gehen." sagte sie und ein freundliches Lächeln huschte kurz über ihr Gesicht und ihre Augen funkelten kämpferisch.

Als ihr die Gesprächspartnerin erzählte, dass sie selbst auch eine ähnliche Kindheitserfahrung gemacht hatte, blickte die junge Chiss sehr erstaunt. Diese Bemerkung elektrisierte die blauhäutige Frau.
"Das ist ja eine gewisse Offenbarung...ich hatte schon befürchtet, dass es niemand nachvollziehen kann. Ich bin verblüfft, aber genauso auch erfreut. Ihr freundliches Angebot und Einladung nehme ich sehr gerne an." bedankte sich Carla und ein freundlicher Blick kehrte in ihr Gesicht zurück, sogar ein kleines Lächeln um ihren Mund. Etwas, was für Chiss-Verhältnisse schon an überschwänglichen Gefühlen grenzte.

Dann erklärte Serenety, dass sie noch ein paar Teesorten einkaufen wollte, damit sie auf ihrem neuen Schiff nicht ohne Tee auskommen musste.


"Das ist eine ausgezeichnete Idee. Ich werde mir, schon wegen der angenehmen Erinnerung, einen Tee mitnehmen. Was können Sie denn empfehlen?" fragte Carla ihre Gesprächspartnerin und hatte schon einen gewissen Teil ihres Lebensmutes wiedergefunden.

[ Bastion |Imperial City | Innenstadt | Shoppingmeile | Tee Laden | Serenety und Halijc'arl'ajkartia, Ilena mit Kunden beschäftigt ][ Bastion |Imperial City | Innenstadt | Shoppingmeile | Tee Laden | Serenety und Halijc'arl'ajkartia, Ilena mit Kunden beschäftigt ]

 
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