Sonnensystem Bastion - Kuiper-Gürtel - Geheime IDG-Basis - "Hawok" - Quartier des Captains
Die Beleuchtung des Quartiers war wie immer dezent eingestellt, kaum ausreichend um es zur Gänze auszuleuchten. Alles war streng innerhalb der imperialen Standards gehalten, fast alles, denn der alte, abgesessene Nerfledersessel und das Körbchen von Cerrin vor dem Schreibtisch waren ganz gewiss nirgends in einer der Listen der imperialen Versorgungsdienste aufgeführt. Velan saß an diesem Abend noch recht spät an seinem Schreibtisch, ein Glas Argys vor sich und ein Datapad in den Fingern. Einzig der nervige Piepton einer eingehenden Nachricht ließ ihn kurz aufsehen und den Holoprojektor einschalten. Flackernd und anfangs unscharf würde der Oberkörper eines Endfünfzigers abgebildet. Ein Anblick den Velan nur zu gut kannte. Sogleich lehnte er sich zurück und nahm das Glas zur Hand.
?Hallo Velan. Nein, ich habe ihn nicht vergessen?.?, lauteten die ersten Worte des Mannes.
?Jenko, lange nicht mehr gesehen. Was hast Du nicht vergessen??, Velan setzte das Glas an und nahm einen Schluck.
?Deinen Geburtstag, Velan. Alles gute. Und, wie fühlt es sich so an nun unter dem alten Eisen zu dem noch älteren Eisen zu gehören??, das Gesicht des Mannes verzog sich knapp zu einem Schmunzeln. Velan zog die Augenbrauen zusammen und sah kurz an der Projektion vorbei zur gegenüberliegenden Wand. Der erste und wohl einzige der an ihn gedacht hatte. Die Zeiten änderten sich eben, nicht immer zum Guten, wie er mittlerweile eingestehen musste.
?Ach ja, mein Geburtstag. Es ist also mal wieder soweit?.?,er klang nachdenklich und bei genauem hinhören war zu hören das es nicht das einzige Glas Argys war, welches er sich zur ?Feier des Tages? gegönnt hatte.?Nun, nicht sonderlich anders als gestern morgen. Und selbst? Wie geht es Kyat??
?Gut, auch von ihr herzliche Grüße. Wo treibst Du Dich denn wieder rum? Seid Monaten hat Dich niemand mehr zu Gesicht bekommen, einige machen sich schon Sorgen um Dich.?, der Mann lehnte sich nun ebenfalls zurück und legte den Kopf schief.?Man hört und sieht nichts mehr von Dir.?
Velan nahm noch einen Schluck und verzog knapp das Gesicht, belustigt.?Man macht sich Sorgen um mich? Interessant? Wer? Der Restaurantbesitzer von gegenüber? Nein, Jenko, niemand macht sich Sorgen. Und wo ich derzeit bin kann ich nicht sagen, aber das weißt Du. Nein, mir geht es gut und ich habe keinen Grund zur Klage. Alles bestens, es könnte nicht besser sein. Ich habe etwas Luftveränderung gebraucht. Und die habe ich hier. Eine Aufgabe, einen Posten und die nötige Verantwortung.?
Sein Gesprächspartner schüttelte langsam den Kopf und schien zu seufzen.?Velan, warum belügst Du Dich noch immer? Ich habe Dir angeboten mit ein paar Leuten im Oberkommando zu reden um diese Sache ein für allemal aus der Welt zu schaffen. Mehr als anbieten kann ich es Dir nicht, aber glaub nicht das ich Dir ein einziges Wort von diesem Unsinn glaube den Du mir hier auftischst. Seid ihrem Tod war die Navy alles für Dich. Und dieser Posten auf diesem Schiff, ich bitte Dich. Du willst mir doch nicht erzählen das es das ist was Du schon immer wolltest. Velan, bitte, wie lange kennen wir uns jetzt schon??, Velan zog die Augenbrauen zusammen und sah nun die Projektion an.
?Du sollst mit niemandem reden, Jenko. Ich bin fertig mit der Navy. Wir kennen und seid der Akademie, aber diese Navy ist nicht die, zu der wir damals gegangen sind. Schau Dir doch an was aus ihr geworden ist. Emporkömmlinge in den höchsten Rängen, Idioten, Nichtskönner und arrogantes Volk. Glaubst Du denn allen ernstes das ich vor diesem Gesindel auf die Knie fallen würde? Nein, bestimmt nicht.?, Velan setzte das Glas erneut an. Vieles hatte sich verändert, nicht zuletzt er, doch war dies nur einer der Gründe weshalb er Abend für Abend in seinem Sessel saß und die Trümmer seines Lebens betrachtete.
?Velan, das kannst Du so nicht sagen. Sicher, alles verändert sich mit der Zeit, aber denkst Du nicht das dies auch notwendig ist? Glaubst Du das Universum bleibt unseretwegen stehen? Nein, Veränderungen sind notwendig, das weißt Du.
Velan drehte das Glas in der Hand.?Sicher sind sie das, aber ich bitte Dich, Nichtmenschen auf Schlüsselpositionen. Wohin soll das führen? Ich hätte sie im besten Fall als Kanonenfutter akzeptiert, aber glaubst Du allen ernstes das ich irgendwann einen Affen in Uniform grüßen wurde? Nein, ganz bestimmt nicht. Kinder an Kommandopults, Brückenoffiziere die kaum geradeaus laufen können auf Posten an welchen sie hoffnungslos überfordert sind. Nein, das ist nicht mehr die Navy in der ich dienen will. Und nach allem was passiert ist ganz gewiss noch weniger als zuvor. Da schlage ich mich lieber mit dem Kindern auf diesem Fortbewegungsmittel hier herum. Dieses Schiff gleicht zwar einem umgebauten Erzfrachter, aber wenigstens setzt man mir hier keinen Grünschnabel vor die Nase, der mir sagt wie ich meine Arbeit zu machen habe. Nein, da ist mir das hier schon entschieden lieber.?
Wieder schüttelte sein Gegenüber seinen Kopf. ?Du bist ein sturer, alter Narr, Velan. Du gehörst auf die Brücke eines Kriegsschiffs! Ich bitte Dich, das was Du da machst ist doch das letzte was Du jemals tun wolltest. Und soll ich Dir was sagen? Du brauchst eine Frau! So wie Du Dich im Moment gibst sollte man Dich an einen Torpedo schnallen und auf ein Rebellenschiff abschießen!?, Worte, die Velan zum nachdenken brachten. Irgendwo tief in sich wusste er daß sein Freund Recht hatte. Aber das war eine ausgesprochene Wahrheit die er nicht wahrhaben wollte.
?Glaub mir, solange ich lebe werde ich keinen Fuß mehr auf ein Kriegsschiff setzen. Dafür wird man schon sorgen. Wenn Admiral Cerrin nichts kann, das kann er. Anderen Leuten ihr Leben zu versauen. Und was Frauen angeht, nein, da irrst Du Dich gewaltig. Zumal keine Frau mit Verstand einen ausrangierten Navyoffizier nehmen würde. Nein, ich komme auch alleine zurecht., dann sah er zu seinem Freund und legte ein weiteres mal den Kopf schief. ?Du wirst es wissen, Velan. Lüg Dir weiter die Taschen voll, ich kann nicht mehr tun als ab und an den Versuch zu starten Dir Deinen Sturkopf zurecht zu rütteln. Aber selbst das ist aussichtslos. Ich wollte nur hören ob Du noch lebst, da ich nicht davon ausgehen kann das Du Dich mal meldest. Schau wenigstens mal rein wenn Du wieder im Lande bist, Kayt würde sich freuen!?
?Ich werde mich melden. Versprochen. Und sobald ich wieder in der Nähe von Kraten bin, werde ich mal bei Euch vorbeischauen. Danke das Du Dich gemeldet hast??,Velan betrachtete den letzten Rest seines Argys und schenkte sich nach, bevor er wieder zu Jenko sah. Alles konnte sich ändern, aber Jenko blieb wie er war. Eine Konstante im Universum, zumindest solange bis auch jene verschwinden würde. ?Mach das. Und denk noch mal über das nach was ich Dir gesagt habe. Mein Angebot steht noch immer.?
?Ja, das mache ich. Sag Kayt einen schönen Gruß. Bondala Ende??, woraufhin er den Projektor abschaltete. Wie immer hatte sein Freund viele Dinge beim Namen genannt die er nicht hatte hören wollen und gerade heute drang manches von dem tiefer als sonst. Dann griff er wieder sein Pad und rief die archivierten Bilder auf. Er blätterte durch jene, trank Argys und legte es bald wieder beiseite. Das größte Problem im Universum bestand eindeutig darin das es nicht einfach dann stehen blieb wenn das Leben Freude bereitete. Was wäre alles geschehen wenn sie nicht so früh verstorben wäre, was wäre wenn er nicht diese verfluchte Mission gehabt hätte? Fragen, die selbst der Argys nicht beantworten konnte.
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