Bimmisaari (Saari-Ha-System)

[Saari Ha System - Planet Bimmisaari - Orbit - MC80 'Independence' - vor dem Admiralsquartier] Commodore Agoch


Dass die Zeit stets zu kriechen schien, wenn man zum Warten verdammt war, musste zu den Grundkonstanten des Universums gehören, sinnierte Bru-Th leicht ungeduldig, während er vor dem Quartier von Konteradmiral Mallow darauf wartete, dass ihm die im Inneren des Quartiers verschwundene Leibwache endlich das Zeichen gab, dass er eintreten könne. Seit Tagen hatte er sich auf dieses erste Briefing vorbereitet, indem er alle Berichte des Admirals, seines Zeichens scheidender Kommandeur der Systemverteidigungsstreitkräfte, über Bimmisaari eingehend studiert, die Parameter seines Auftrags und die damit einhergehenden taktischen wie strategischen Möglichkeiten mit seinen Führungsoffizieren erörtert hatte, doch es war eine Frage, die ihn nicht los ließ, und das war die Frage, warum Admiral Stazi ihn und seinen Stab hier her, in dieses abgelegene System am Rand des Huttenraums verlegt hatte. Eine Gelegenheit, den rotäugigen Kommandeur der zweiten Gefechtsflotte persönlich zu fragen, hatten die beunruhigenden Ereignisse auf Coruscant zu Bru-Ths Bedauern leider verhindert. Vielleicht konnte Mallow mehr Licht in die Sache bringen, auch wenn ihm schon zu Ohren gekommen war, dass der Konteradmiral ehr von gewöhnungsbedürftigem Charakter sei. Die doppelflügelige Tür öffnete sich, dahinter erschien das zerknautscht wirkende Gesicht des bothanischen Leibwächters.

"Konteradmiral Mallow ist jetzt bereit Sie zu empfangen, Sir",


spulte dieser die Antwort routiniert herunter, doch Bru-Th bemerkte, wie der Blick des Bothaners einige Momente länger an der Stelle verharrte, wo sein schwarzes, aus einer Duraniumlegierung gefertigtes Lichtschwert leichtgängig am Gürtel baumelte. "Ein guter Leibwächter, dem seine Aufgabe in Fleisch und Blut übergegangen ist", dachte der hochgewachsene Corellianer beiläufig, nickte dem Offizier der Wache knapp zu und schritt dann in das Quartier.

Das Quartier war eigentümlich eingerichtet, fand Bru-Th. Es wirkte, wie fast überall auf Schiffen, die für das All konzipiert waren, zweckdienlich, jedoch stach noch deutlicher hervor, das es schlicht abgenutzt und verwohnt zu sein schien. Den Teppich zierten einige unschöne Flecken, die Sitzflächen des rotbraun gehaltenen Sofas wirkten mehr als eingesessen und zu dem Durcheinander auf dem Bürotisch in Form von herumliegenden Datapads und Kodezylindern gesellten sich tiefe Kratzer und Gebrauchspuren auf der Tischoberfläche. Konteradmiral Eskot Mallow erhob sich von hinter dem Tisch und schenkte Bru-Th ein müdes Lächeln.

"Ah, der Jedi, der sich direkt von Coruscant zu uns in die Mid Rims aufgemacht hat. Willkommen auf Bimmisaari und der Indepedence, Commodore!",

nuschelte der leicht angegraute Mann und irgendwie wurde Bru-Th den Verdacht nicht los, als bestünde zwischen Mallow und seinem Quartier doch eine gewisse Ähnlichkeit. Ob der ausgeprägte, ungepflegte Bartwuchs des Admirals noch den Statuten entsprach, daran hatte er doch seine Zweifel. Darüber hinaus ärgerte sich Bru-Th über Mallows abfälligen Seitenhieb auf die Jedi, doch seine Miene blieb von diesen Verstimmungen unberührt, als er freundlich erwiderte:

"Wenn die Flotte ruft, ist man besser schon unterwegs, erklärte mir mal ein Veteran der ersten Gefechtsflotte. Hier bin ich! ... Und danke, Sir!"

Der Aufforderung sich in dem rotbraunen Sofa zu setzen, kam Bru-Th gerne nach. Sein verletztes Bein machte bereits seit Tagen wieder Ärger, insofern kam ihm die Entlastung sogar sehr gelegen. Der persönliche Stewart des Admiral servierte einige schmackhaft aussehende Sandwiches und heiß gebrühten Kaffee, wobei er die Kanne in weiser Voraussicht direkt stehen ließ. Er verabschiedete sich so unauffällig, wie er auch gekommen war. Schließlich ergriff Admiral Mallow, nachdem er eines der Schnittchen zur Hälfte verschlungen hatte, wieder das Wort:

"Gut, das Sie da sind Agoch! Das meine ich ganz ehrlich! ... Seit Jahren beantrage ich schon die Versetzung von hier an einen Ort näher am Kern, doch Sie kennen das ja. Erst jetzt, wo die Vorzeichen für einen erneuten Krieg deutlicher werden, scheint man sich meiner wieder zu erinnern."

Mallow rang seiner Miene ein schwaches Lächeln ab, das den Worten ein wenig ihren Schneid nehmen sollte, doch es bedurfte nicht der Sinne eines Jedi, um die tief sitzende, beißende Wahrheit dahinter zu erkennen, dachte Bru-Th, nickte jedoch nur nichtssagend.

"Ich habe hier lange genug für Ordnung gesorgt und, wie sagt man so schön, die Schafe gehütet. Dass Sie jetzt einen jüngeren und wohl auch ambitionierten Schäfer schicken, soll mir da nur recht sein. Ihre Akte liest sich ordentlich, wenn ich das so sagen darf. Soweit mich das betrifft, konnten Sie für Denon nichts. ... War nicht Ihre Schuld. Was erwartet das Flottenkommando denn, wenn sie blutjunge Kommandanten in eine solche Situation bringen",

erklärte der Admiral salopp, doch Bru-Th winkte nur höflich ab. Dass Denon auf Lebzeiten an ihm kleben würde, wie ein alter Blutfleck auf einer Tischdecke, damit hatte er sich mittlerweile abgefunden. So wie Mallow auf ihn wirkte, empfand Bru-Th es sogar als erstaunlich, dass der Admiral sich überhaupt die Mühe gemacht hatte, seine Akte zu lesen. Tat er diesem Menschen vielleicht Unrecht? Es lagen immerhin doch einige Akten auf dessen Tisch, und das offenbar nicht nur der Zier wegen.

"Wenn Sie gestatten, Admiral, würde ich mit Ihnen gerne über die Situation hier auf Bimmisaari sprechen", begann Bru-Th dann, das Gespräch in eine etwas produktivere Richtung zu lenken. "Ich habe Ihre Berichte und alles verfügbare Material ausgiebig studiert, doch es blieben Fragen offen, wie zum Beispiel die nach der Zusammenarbeit mit den Behörden. Als zukünftiger Kommandeur der Systemverteidigungsstreitkräfte sind diese meiner Person gegenüber schließlich weisungsbefugt. ... Wie ist die Erste Vorsitzende Sindee so?"

Noch während die Frage im Raum stand, förderte Mallow mit geübter Bewegung einen kleinen Flakon von unter dem Tisch zum Vorschein, aus dem er eine ölige, stark alkoholisch riechende Flüssigkeit vorsichtig, doch nicht zu knapp in seinen Kaffee laufen ließ. Bru-Th glaubte keine Sekunde, dass es sich hier um ein einmaliges Ereignis handelte oder der Admiral auch nur im Mindesten über das, was er da eigentlich tat, noch nachdachte, doch die Verlegenheit ob dieser wenig angemessenen Trinkerei stand Bru-Th diesmal deutlich ins Gesicht geschrieben. Sein Urteil über diesen Menschen hatte er jetzt gefällt. Mallow tat dies jedoch nur mit einer spöttischen Handbewegung hab, bezog sich dabei jedoch wohl auf die Erste Vorsitzende:

"Sindee? Pah, mit der bin ich in all den Jahren nicht warm geworden, obwohl sie eigentlich unsere Arbeit hier zu verstehen scheint."

Insgesamt verbrachte Bru-Th fast zwei Stunden im Büro des Konteradmirals, doch im Nachhinein empfand er das Meeting größtenteils als unbefriedigend. Nur zu oft verlor Mallow sich in Platitüten, berichtete ausschweifend über seine (überschaubaren) Ruhmestaten und wiederholte nicht oft genug, dass er froh war, diesen aus seiner Sicht vermaledeiten Planeten und seine Probleme hinter sich lassen zu können. Die Information, dass Mallow neben seinem eigenen Schiff auch noch die zwei leichten Sternenkreuzer der MC40 Klasse mitnahm, bildeten nach dieser ernüchterten Runde den gefühlten Tiefpunkt des Tages, gepaart mit der Erkenntnis, dass man an diesen Ort wohl nur Personen versetzte, die man eine Zeit lang aus dem Rampenlicht nehmen wollte und Bru-Th hegte keinen Zweifel daran, dass sich hier draußen der Zeitbegriff recht lange dehnen ließ.


[Saari Ha System - Planet Bimmisaari - Orbit - MC80 'Independence' - auf dem Weg zur END 'Endurance'] Commodore Agoch
 
[Saari Ha System - Planet Bimmisaari - Orbit - END 'Endurance' - Quartier des Flaggkommandanten] Commodore Agoch, Captain Vooma, Commander Saris, Lieutenant Pakka


Ein adäquater Begriff für dieses illustre Gespräch, kam es Bru-Th in den Sinn, wäre wohl 'informelles Treffen' gewesen, doch so förmlich hatte Lieutenant Pakka die Einladung an seine vertrautesten Führungsoffiziere sicherlich nicht ausgesprochen, und das aus gutem Grund. Böse Zungen hätten einem solchen Treffen den Klüngel der Günstlingswirtschaft angedichtet, bedachte man den Umstand, dass erst am kommenden Tag ein erstes Meeting aller Führungsoffiziere anberaumt war. Einen solchen Eindruck wollte Bru-Th unter allen Umständen vermeiden, doch zugleich gab es Themen, die er nicht bereit war in großer Runde zu diskutieren. Da die anwesenden Personen sich bestens kannten, hatte man sich kurzerhand um achtzehn Uhr Bordzeit in seinem Quartier eingetroffen, um ein gemeinsam Abendessen ein zu nehmen. Master Chief Petty Officer Langdons Kochkünste boten auch allen Anlass dazu, dachte Bru-Th vergnügt, bevor er die Tasse mit heißem Kaffee abstellte und beschloss, den inoffiziellen Teil dieses Abendessens zu eröffnen.

"Meine Damen und Herren, ich möchte Ihnen nur ungern den Nachtisch vorenthalten, doch ich fürchte, vorab werden wir uns dieser unverschämt schmackhaften Sünde erst noch würdig erweisen müssen. ... Sie alle wissen, dass unser eigentlicher Auftrag hier morgen beginnen wird, nach meiner Vereidigung durch die Erste Vorsitzende, mit dem großen Meeting aller Führungsoffiziere."

Die anwesenden Offiziere nickten einhellig, doch bis jetzt hatte er schließlich auch noch nichts Neues verkündet. Saris indes ließ sich auch nicht davon abhalten, den letzten Bissen ihres wenig damenhaften Steaks genüsslich zu Ende zu kauen.

"Ich möchte Ihre Meinung hören, was uns hier erwartet, ihre ehrliche, sachlich-neutrale Meinung. Viele der anderen Captains und Commander dienen hier draußen schon deutlich länger. Allzu kritische Töne über das bisher erreichte könnten nur zu schnell als persönliche Anfeindung interpretiert werden. Es wird sicherlich nötig sein, dass ich hier und dort jemandem in Erinnerung an seine Pflicht auf die Füße treten muss, doch ich will zu Anfang Kollateralschäden möglichst vermeiden. Also ..."

Captain Vooma richtete sich einige Zentimeter weiter auf, dann schüttelte er leicht seinen schuppenbewerten Kopf und tippte, während er zu sprechen begann, mehrmals energisch mit dem Zeigefinger auf die Tischplatte:

"Ich habe mich eingehend mit den Logbüchern der Commander des Korvettengeschwaders beschäftigt, speziell mit diesem Cmdr. Taggert. Vielleicht ist es bei der Lektüre nur mir so ergangen, aber Vieles auf der Dart scheint nicht zu funktionieren. Und damit mein ich nicht die Technik an Bord. Wenn auch nur die Hälfte davon stimmt und nicht übertrieben geschildert wurde, haben wir es mehrfach mit Fällen von Trunkenheit, Insubordination und auch überdurchschnittlicher Pflichtvernachlässigung zu tun."

Vooma schnaubte ungehalten.

"Mag ja sein, dass wir hier draußen weit vom Kern weg sind, aber wenn dieses Maß an Schlamperei und Rowdeytum hier gängige Praxis ist, dann sind wir weit von den Standards entfernt, auf denen die neurepublikanische Flotte notgedrungen aufbaut."

Angestrengt runzelte Bru-Th die Stirn, während er über das nachdachte, was sein Flaggcaptain dort ansprach. Auch er war über diese Logbucheinträge gestolpert, doch interpretierte der Yinchorri hier vielleicht zu viel hinein? Mitnichten, wie auch Commander Saris deutlich hervor hob:

"Für mich klingt das noch schlimmer, als Sie vermuten, Captain. Ich darf mit Fug und Recht behaupten, dass ich auf dem Gebiet der Insubordination durchaus Erfahrungswerte in eigener Sache aufzubieten habe, und wenn ich mir diese Summe an Einträgen an Bord des Kanonenbootes Dart anschaue, dann muss dieses Verhalten von hoher Stelle abgesegnet worden sein. Kein Lieutenant oder Petty Officer lehnt sich so weit aus dem Fenster, ohne Bescheid zu wissen, wie sein XO oder Commander auf das hier reagiert."

Dass die rothaarige Kitana Saris, einstmals seine XO an Bord der Massive, ebenfalls nach Bimmisaari versetzt worden war, hatte Bru-Th seinerseits den ein oder anderen Gefallen gekostet, doch bei der Ausbildung eines neu zusammengesetzten Trägergeschwaders wollte er auf die Expertise dieser durchsetzungsstarken Offizierin nicht verzichten, und wie es schien, hatte man seiner Argumentation auch nachgegeben. Mit Bedacht rührte Bru-Th ein weiteres Stück Zucker in seinen Kaffee, dann erklärte das Naheliegende:

"Meines Erachtens nach sprechen dafür zwei weitere Gründe: Erstens gibt es auch von der Gauntlet und Kraken ähnliche Berichte, wenn auch zahlenmäßig weniger gehäuft. Meistens handelte es sich dabei um Bagatellen, doch auch die Leistungswerte bei unangekündigten Übungen und Routineinspektionen weichen deutlich von den Standards ab, durchgehend. Zum Zweiten hatte ich gestern das Vergnügen, Konteradmiral Mallow kennen lernen zu dürfen." Ein Moment hielt Bru-Th inne, um die richtigen Worte zu finden, schließlich stand es einem rangniedrigeren Offizier schlichtweg nicht zu, sich über einen Vorgesetzten zu echauffieren. "Der Admiral machte auf mich den Eindruck, dass seine Aufmerksamkeit sich auf viele Angelegenheiten zu verteilen schien." Dass Mallow im Grunde nur noch von seiner Abreise eingenommen war, behielt Bru-Th fein für sich und genügte sich daher mit Andeutungen: "Sitzungen und Meetings mit Politikern des Verteidigungsausschusses, Kontaktpflege zu den Hutten, Organisation der Streitkräfte ... es mag ihm vielleicht einfach durchgegangen sein."

Bru-Th hob etwas ratlos die Arme.

"Nun denn!", tönte die vollklingende Stimme Captain Voomas. "Damit wären wir wohl wieder bei dem Thema, wer wem jetzt auf die Füße tritt. Dass dieser Zustand so nicht bleiben kann, muss wohl nicht extra ausgesprochen werden. Dennoch bin ich ehrlich froh, Commodore, dass ich in diesem Moment einige Rangpins weniger am Revers trage. ... Haben Sie vor hart durch zu greifen?"

Der Yinchorri zog einmal kräftig an seiner Zigarre, oder was auch immer dieser Glimmstengel in seiner Hand sein mochte, dachte Bru-Th. Ein anderer Mann hätte sich vermutlich ein süffisantes Grinsen nicht sparen können, doch Vooma tat nichts dergleichen, außer stoisch auf eine Reaktion seines kommandierenden Offiziers zu warten.


[Saari Ha System - Planet Bimmisaari - Orbit - END 'Endurance' - Quartier des Flaggkommandanten] Commodore Agoch, Captain Vooma, Commander Saris, Lieutenant Pakka
 
[Saari Ha System - Planet Bimmisaari - Orbit - END 'Endurance' - Quartier des Flaggkommandanten] Commodore Agoch, Captain Vooma, Commander Saris, Lieutenant Pakka


Es war durchaus verführerisch, die Offiziere des Korvettengeschwaders 105 hart ran zu nehmen, d.h. sie zu versetzen, einigen einen Verweis auszusprechen oder sie in besonders schwerwiegenden Fällen sogar zu degradieren. Bru-Th rieb sich nachdenklich das Kinn. Als designierter Befehlshaber der Systemverteidigungsstreitkräfte hatte er dieses Recht und war sich auch ziemlich sicher, dass ein ordentliches Militärgericht seine Entscheidungen bestätigen würde. Doch was erreichte man damit?

"Nein, ich denke nicht, Vooma! Zumindest noch nicht! ... Ein hartes Durchgreifen würde nicht zum gewünschten Ziel führen, denn die begangenen Vergehen selbst sind in Anführungszeichen nur Kleinigkeiten. Im Grunde geht es doch darum, den fehlenden Corps-Geist, der diese Leute erst ermutigt hat, zu zertrümmern. Was Kitana erwähnte, halte ich hier für wichtig. Wir müssen an die kommandierenden Offiziere ran, doch haben wir gegen die wirklich etwas in der Hand, außer vielleicht mangelnden Willen zum Durchgriff?"

"Und bedenken Sie auch, Captain, dass Konteradmiral Mallow dies ebenfalls hat durchgehen lassen, was wiederrum die Frage aufwirft, ob er die Defizite bei dem ihm unterstellten Geschwader nicht kannte oder schlicht duldete. Und wenn er sie duldete, ... warum?",

setzte die frisch ernannte Kommandantin der Corsair, einem Träger der Quasar-Fire-Klasse, noch oben drauf, und schien sich in der Rolle des Advocatus Diaboli doch zu gefallen. Vooma zuckte nur mit den Schultern und blies eine weitere Wolke leicht aromatisierten Tabakqualms in Richtung Luftabsaugung.

"Viel Spekulation, Kitana, bleiben wir doch bei der Frage, wie damit umzugehen ist. Um die Endurance und ihre kleineren Schwesternschiffe des 17. mache ich mir deutlich weniger Sorgen. In dieser Hinsicht konnte ich mich auf Sie immer verlassen, Captain. Das 105. jedoch will ich auf die Probe stellen, den Finger gewissermaßen in die Wunde legen. Lieutenant", Bru-Th wandte den Blick nun seinem Flagglieutenant zu, "ich möchte, dass Sie eine Übung ausarbeiten, eine Probefahrt ... etwas in der Richtung. Jedoch nichts, was in irgendeiner Weise den Argwohn der Crews weckt, und das meine ich ganz ernst, denn ich will niemanden vorführen. Das sind alles Offiziere der Republik", schärfte er nachträglich allen Anwesenden noch einmal ein. "Wir müssen Sie wieder zu einem leistungsfähigen Teil davon machen, denn ein Gefühl sagt mir, dass wir die Schiffe hier draußen noch brauchen werden. Die nächste Gefechtsflotte ist einige Tagesreisen entfernt, wissen Sie?"

Lt. Pakka nickte respektvoll, Commander Kitana Saris hob kritisch eine Augenbraue.

"Ist das wieder so eine Jedinummer ala 'Die Macht hat es mir gesagt', Commodore?"

Den heißen Kaffee, den er kurz davor im Begriff war zu trinken, wäre ihm sicherlich aus der Nase gekommen, dachte Bru-Th hastig und grinste dennoch über beide Ohren, als hätte jemand einen versauten Witz erzählt. Mit dieser Direktheit konnte er gut umgehen, vielleicht besser als irgendeiner in der Flotte sonst.

"Gehen Sie mal davon aus, Commander! ... Ich möchte auch noch auf die Versorgungslage zu sprechen können, denn nach dem letzten Bericht vom Leiter des lokalen Versorgungsdepots, Commander Andali, wurde das letzte Mal ..."

Nachdem alle Punkte, die Bru-Th sich vorgenommen hatte zu besprechen, auch zur Sprache gekommen waren und es für Captain Vooma auch Zeit wurde, die Alpha-Schicht auf der Brücke der Endurance zu übernehmen, endete das Abendessen auch mit dem furiosen Mousse au Chocolat, das stets alle seine Gäste aufs Neue zu begeistern schien. Derart gesättigt und zufrieden, saß Bru-Th nun hinter seinem Schreibtisch und starrte durch das für ein Kriegsschiff üppig bemessene Fenster hinunter auf die grün-blaue Welt Bimmisaari, wo er schon am morgigen Tag mit der Ersten Vorsitzenden zusammentreffen würde. Die Tasse in Bru-Ths Hand dampfte längst nicht mehr und Ernest verkniffenem Blick nach wäre es dem Master Steward deutlich lieber gewesen, sie durch einen frisch aufgebrühten Kaffee hätte ersetzen zu können, doch es war so eine Marotte von Bru-Th, auch diesen kalten Rest noch zu trinken. Jedenfalls blickte der hochgewachsene Corellianer doch mit einer gewissen Spannung auf dieses Gespräch, denn die Art der Zusammenarbeit zwischen ihm und der Ersten Vorsitzenden würde die nächsten Monate entweder deutlich verkomplizieren oder erleichtern.


[Saari Ha System - Planet Bimmisaari - Orbit - END 'Endurance' - Quartier des Flaggkommandanten] Commodore Agoch
 
[Saari Ha System - Planet Bimmisaari - Orbit - RM09 Shuttle - im Anflug auf den Regierungsbezirk] Commodore Agoch, Lieutenant Pakka


Der Pilot des Allianz-Shuttles, ein drahtiger, junger Ensign, hatte ihm höflichst den Vorschlag unterbreitet, noch eine 'Spritztour' zwischen den neu eingetroffenen Quasar-Fire Trägerschiffen her zu fliegen, die zusammen mit der Endurance seit kurzem das 17. Trägergeschwader bildeten. Bru-Th gefiel der Vorschlag, vielleicht auch, weil er so noch ein wenig Zeit bis zu dem Gespräch mit der Ersten Vorsitzenden Sindee totschlagen konnte, denn noch immer hatte er seinen letzten Ausflug in die Politik nicht als sonderlich positiv in Erinnerung.

Der Blick aus dem Fenster offenbarte schließlich die schnittigen Formen der drei Schiffe, die im Auftrag der Republik von der SoroSuub Corp. gefertigt wurden. Leider war das auch das einzig erfreuliche an diesem Schiffstyp, der schlicht und ergreifend alt an Dienstjahren, schwach in der Bewaffnung und für heutige Zwecke gänzlich ungeeignet war, folgte man der letzten Einschätzung des Schiffsbauamtes der Allianz. Bru-Th schnaubte abfällig, als der Pilot eine Schleife zog, die sie im Heck der Rebellious vorbei einem Kurs folgen ließ, der das RM09 Shuttle langsam Richtung Planeten bringen würde. Die Fliehkraft, mit der er sanft in den Sitz gepresst wurde, empfand Bru-Th als angenehm belebend, doch der latente Groll blieb. Dass man ihm für die Erprobung einer fortschrittlichen Jägerdoktrin ausgerechnet diese Schiffe überlassen hatte, musste man als deutliches Zeichen verstehen, dass Tradition in den höchsten Kreisen der Admiralität grundsätzlich über Innovation stand. Dass Schlachten immer weniger von Großkampfschiffen, sondern zunehmend stärker von spezialisierten Jägerverbänden entschieden werden würden, war so natürlich deutlich schwerer zu beweisen. Diese Lektion würde erteilt werden, auf die eine oder andere Art und Weise, daran hegte der hochgewachsene Corellianer keinen Zweifel.


"Es sind alte Schiffe, aber doch gute, Sir!", durchbrach Lt. Pakka unaufgefordert die Stille, blickte Bru-Th mit aufmerksamen Augen, unter großen, buschigen Augenbrauen versteckt, direkt an, um schließlich wieder die Rebellious zu begutachten."In meiner Welt gibt es ein Sprichwort: Nur wer negativ denkt, kann positiv überrascht werden."

Dem hochgewachsenen Corellianer schwante, worauf sein Flagglieutenant hinaus wollte. Bru-Th Gesichtszüge wurden ein wenig weicher und er legte die linke Hand nachdenklich an das frisch rasierte Kinn.

"Sie meinen also, dass wir mit diesen Quasar-Fire Trägern im Grunde nur gewinnen können, da man von ihnen ohnehin nichts erwartet, ja?" Jinren Pakka nickte, gepaart mit einem zustimmenden Gurren. "So habe ich das noch nicht gesehen, Jinren. ... Es bleibt jedoch herausfordernd, Schiffe mit derart vielen operativen Einschränkungen effektiv im Kampf zu benutzen."

"Das Gegenteil habe ich nie behauptet, Sir. ... Doch ich denke, dass Sie mit Herausforderungen umzugehen wissen."

Das verschmitzte Lächeln der Trianii wirkte durch ihre katzenhaften Züge mehr wie ein Zähnefletschen, das so manch unkundigen Beobachter wohl in die Flucht getrieben. Wieder ein Schnauben, dann drehte der menschliche Commodore sich zu seinem Flagglieutenant um:

"Ich danke Ihnen für das ich mich gesetzte Vertrauen, Jinren ... doch für eine Beförderung müsste ich doch erst einmal in meinem neuen Posten vereidigt werden. Dass müssten Sie doch wissen, wo Sie doch diejenige sind, die meinen Terminkalender verwaltet."

Das Lächeln der muskulösen Trianii wandelte sich zu einem Grinsen. Bru-Th dachte noch einige Momente über das Thema nach, gelangte jedoch zu keinen neuen Erkenntnissen.

Das kleine Shuttle indes trat routiniert in die Atmosphäre von Bimmisaari ein und schwenkte umgehend in eine Flugbahn ein, die einen konstant raschen Sinkflug einleitete. Das unter Bru-Ths Shuttle wegziehende Land änderte sich rasch, nachdem die Atmosphäre erst einmal durchbrochen und das Shuttle die kilometerhohen Wolkenschichten hinter sich gelassen hatte. Große, dunkle Waldflächen wechselten sich mit weiten Ebenen ab, die gelegentlich von kleineren Städten unterbrochen wurden. Nach weiteren zehn Minuten Flugzeit waren aus den Fenstern bereits die schwach industrialisierten Vororte der Hauptstadt Glastro zu erkennen, die sich ihrerseits in Stadtteile mit modernen Durabeton-Bauwerken übergingen und jenen, in denen die traditionelle, fast burgartige Bauweise der Bimms dominierte. Der Regierungsbezirk selbst, in seinen Ausmaßen einer Stadt durchaus nahe kommend, stellte in dieser Hinsicht ein Zwitterwesen da, denn es fanden sich neue und alte Elemente, kunstvoll und vor allem repräsentativ miteinander verbunden, dort wieder. Mit einem saften Rucken setzte das RM09 im kleinen Hangar des Ratsgebäudes auf. Bru-Th nahm seine Unterlagen, rückte noch einmal die leicht zerknitterte Uniform zurecht und stand auf.


[Saari Ha System - Planet Bimmisaari - Hauptstadt Glastro - Regierungsbezirk - Ratsgebäude - Hangar] Commodore Agoch, Lieutenant Pakka
 
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[Saari Ha System - Planet Bimmisaari - Hauptstadt 'Glastro' - Ratsgebäude - Audienzzimmer der Ersten Vorsitzenden] Commodore Agoch, Erste Vorsitzende Sindee


Es kostete Bru-Th ein gehöriges Maß an Selbstbeherrschung und antrainierter Disziplin, dass er nicht auf sein Chrono schaute, welches sich in einer Seitentasche seiner republikanischen Uniform verbarg. Dass die Erste Vorsitzende Sindee sich verspätet haben mochte, gestand der corellianische Jedi-Meister und Commodore einem viel beschäftigen Regierungsoberhaupt gerne zu. Die sich in Wahrheit aufdrängende Frage war jedoch, ob Sindee ihn absichtlich warten ließ. In gewisser Weise stellte ein solches Verhalten, fand Bru-Th, jedoch eine ziemliche plumpe Art der Machtdemonstration dar, und all dem nach, was er über diese spezielle Bimms wusste, entsprach dies überhaupt nicht ihrer Art. Doch bevor er nun voreilige Schlüsse zog, ermahnte Bru-Th sich selbst, konnte er auch genau so gut einfach warten. Das war gemeinhin den Jedi ja auch in die Wiege gelegt worden.

Das Zimmer, in dem man ihn gebeten hatte auf die Erste Vorsitzende zu warten, diente definitiv repräsentativen Zwecken und zwar zudem auch noch geschmackvoll eingerichtet, wie er neidvoll anerkennen musste. Der Raum bestach durch seine kühle und sachliche Anmutung, die sich in erster Linie durch die verwendeten Durabeton-Sorten, die auf Hochglanz poliert worden waren, auszeichnete. Darüber hinaus hatte der Architekt das gesamte Areal als Dachschräge angelegt, wobei die Schrägwand gänzlich aus Glas bestand und einen famosen Blick auf den alten Raumhafen von Glastro gewährte. Mobiliar und Einrichtung hingegen entsprachen in etwa dem, was man in solchen Lokalitäten eben erwartete. Ein massiver Schreibtisch, eine lounghafte Sitzgelegenheit etwas abseits und mehrere traditionelle Masken der Bimms, ebenso wie handgeknüpfte Teppich, in denen die Farbe gelb dominierte, erblickte Bru-Th insgesamt.

Nach gut dreißig Minuten des Warten, Bru-Th war in Gedanken bereits dabei, die Besprechung mit den übrigen Kommandanten durch zu spielen, öffnete ein Portier rasch und routiniert die doppelflügelige Tür und wenig später marschierte eine Person zielstrebig herein, bei der es sich dann wohl um die Erste Vorsitzende Sindee handeln musste, befand der hochgewachsene Corellianer und stand reflexartig auf, um der Regierungschefin von Bimmisaari respektvoll gegenüber zu treten.


"Entschuldigen Sie die Verspätung, Commodore", bat die Erste Vorsitzende Bru-Th umgehend, "leider nahm eine Sitzung des Landwirtschaftsausschusses doch deutlich mehr Zeit ein als gedacht. Dass die Rücknahme von Subventionen, die während des Krieges für unsere Agrarwirtschaft unerlässlich waren, jetzt nicht kampflos hingenommen wird, hätte ich wohl wissen müssen", erklärte die zierliche Bimms mit ihrer harmonischen und doch vollen Stimme weiter und signalisierte mit einer wegwerfenden Bewegung, dass das Thema es nicht wert war, weiter erörtert zu werden.

"Sehr wohl, Madame Vorsitzende", entgegnete Bru-Th höflich und konnte sich einen irritierten Gesichtsausdruck gerade noch verkneifen, als die fellbehaftete Politikerin sich nicht hinter ihren Schreibtisch zurück zog, sondern keine Armeslänge vor ihm schließlich stehen blieb und im Schwung ihres Hereintritts auch rasch festgehalten wissen wollte:

"Commodore, ich schlage vor, dass wir uns den höflichen Austausch von Floskeln und Nettigkeiten, das gegenseitige Hervorheben der lokalen Spezialitäten und ein allgemeines Lob auf den Friedensvertrag schlicht sparen und uns umgehend inhaltlich mit ihrem Hiersein beschäftigen."

"Wie sie ...", wollte Bru-Th gerade auf das Gesagte erwidern, doch Sindee hob umgehend die Hand und griff sich ihrerseits noch einmal das Rederecht:

"Sie sollten wissen, Commodore Agoch, dass ich kein Freund schwülstiger Worte und höfischen Palavers bin, deswegen verstehen Sie sicher, wenn ich die mir bleibende Zeit möglichst effektiv nutzen möchte."

Dass die Erste Vorsitzende eine Persönlichkeit der speziellen Art hatte, ganz wie ihn Konteradmiral Mallow auf der Independence bereits vorgewarnt hatte, stand wohl nun außer Frage, doch obwohl Bru-Th interessierte, wie Sindee darauf kam, dass ihm viel an diesem offiziellen Brimborium lag, entschied er kurzerhand, dass er die äußerst direkte Art angenehm fand, die so vielen Politikern im Kern niemals über die Lippen gekommen wäre. Seine Reserviertheit wich langsam einem handwarmen Lächeln.

"Damit bin ich absolut einverstanden, Madame Vorsitzende."

"Gut!"

Auch die Bimm-Frau nickte, vermutlich auch aus Genugtuung, ihr Gegenüber überrascht zu haben, dann umrundete sie zielgerichtet wie ein Lasergefechtskopf den Schreibtisch und nahm gewandt dahinter Platz. Kurz warf sie einen Blick auf ein vor ihr liegendes Datapad, dann kniff sie leicht die Augen zusammen, als müsse sie nach den richtigen Worten suchen.

"Sind sind hier wegen der Vereidigung, die sie inhaltlich und formal zum Oberbefehlshaber der republikanischen Streitkräfte in diesem System macht. Den Eid wird Ihnen mein Adjutant im Nachgang vortragen, Sie wiederholen den Schwur und damit wäre dieser Teil für das Protokoll auch erledigt." Eine Hand nachdenklich an ihre Stirn gelegt, ging sie rhetorisch direkt wieder in die Offensive: "Sie sind Commodore und ein Meister der Jedi, Mister Agoch." Das war eine Feststellung. "Wie es zu dieser doch eigenwilligen Kombination gekommen ist, ist für mich eigentlich nicht von Interesse, sondern mehr, wie sie gedenken Ihre Aufgabe hier auf Bimmissari zu erfüllen."

Es kam selten vor, schoss es Bru-Th beiläufig durch die Hirnwindungen, dass ihm eine Person rhetorisch so überrumpelte und zum Statisten degradierte, sodass er die jetzt an ihn gerichtete Frage umso vorsichtiger handhabte. Sindee schien gleichermaßen intelligent und offensiv zu sein. So allgemein und unverfänglich, wie sie dem Wortlaut nach klang, war die an ihn gerichtete Frage nämlich nicht, sondern bot eine Menge 'Interpretationsspielraum'. Bru-Th legte die rechte Hand auf den Gehstock, hob bedeutungsschwer eine Augenbraue und sah der einheimische Politikern schließlich direkt in die Augen, getreu dem Motto: Gleiches mit Gleichem!

"Mit Allem, was mir zur Verfügung steht, Madame Vorsitzende", intonierte er ruhig und gelassen, ganz der Jedi Meister.


[Saari Ha System - Planet Bimmisaari - Hauptstadt 'Glastro' - Ratsgebäude - Audienzzimmer der Ersten Vorsitzenden] Commodore Agoch, Erste Vorsitzende Sindee
 
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[Saari Ha System - Planet Bimmisaari - Hauptstadt 'Glastro' - Ratsgebäude - Audienzzimmer der Ersten Vorsitzenden] Commodore Agoch, Erste Vorsitzende Sindee


Die Madame Vorsitzende nickte ihm von hinter dem Schreibtisch nur knapp zu. Es war zweifelsohne das Einverständnis, seine Erklärung genauer darzulegen, doch entging dem hochgewachsenen Corellianer ebenfalls nicht, dass zumindest ein wenig Respekt - ob seiner ungerührten Antwort auf ihre Frage - in dieser Geste mitschwang. Was hatte Sindee auch erwartet? Dass er sich von einigen scharf vorgetragenen Worten direkt beeindrucken ließ? Bru-Th richtete sich ein Stück weit gerader auf und kreuzte gewandt die Beine übereinander, bevor er fortfuhr, der Ersten Vorsitzenden zu erklären, was er hier zu tun gedachte:

"Ich behaupte nicht", in Gedanken ergänzte er ein 'noch nicht', "ein Experte in bimmisaarischer Innenpolitik zu sein, denn dafür genügen die allgemeinen Informationen in den Datenbanken der Republik und Admiral Mallows Logbücher leider nicht. Es wäre wohl auch nicht fair, dies eine halbe Stunde nach offiziellem Dienstantritt zu verlangen."

Ein waches Lächeln sollte das Gesagte ins richtige Licht rücken, doch die politikerfahrene Sindee verzog keine Miene, hörte Bru-Th jedoch umso aufmerksamer zu. War das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen, fragte er sich insgeheim, schließlich schaften es Personen dieses Schlages selbst gute Dinge noch ins Schlechte zu verkehren.

"Was meine Aufgaben hier betrifft, wissen mein Stab und ich jedoch genug, denke ich."

"Sie denken es zu wissen, Commodore?"

"Ja, dem ist so, Madame Vorsitzende"
, wiederholte er nüchtern und ignorierte die provokante Unterbrechung der Bimm. "In aller erster Linie sind die mir unterstellten Schiffe für die Sicherung des Systems und der umliegenden Systeme zuständig. Hierzu beabsichtige ich mit einer gewissen Regelmäßigkeit Patrouillen durchzuführen. Die relative Nähe zum Raum der Hutts und das nicht geringe Handelsaufkommen heben die Wichtigkeit nur hervor."

Aus der Miene von Sindee wurde er noch immer nicht schlau. Die Ellenbogen auf den Tisch gestützt, die haarigen Hände ineinandergefaltet, saß sie dort in würdevoller Tracht und Körperhaltung, aber was erhoffte sie sich von diesem persönlichen Gespräch? Ging es über schlichtes Sondieren hinaus? Das folgende Eingeständnis indes überraschte Bru-Th doch ziemlich:

"Da haben Sie recht, zumal einige Handelsunternehmen im vergangenen Jahr immer wieder von Übergriffen der Hutts oder ihnen nahe stehender Händlergilden berichtet haben. Der finanzielle Schaden für Bimmisaari ist gering, doch die Außenwirkung für Konzerne und Geschäftspartner, auch weiterhin hier zu investieren, ist verheerend." Die Stimmlage der Ersten Vorsitzenden wurde eine Nuance schriller: "Konteradmiral Mallow hat gute Arbeit geleistet, doch in dieser Sache waren ihm bis jetzt keine Verfolge beschert. Ich erinnere mich noch, wie er mehr als einmal anmerkte, dass seine Schiffe bestenfalls zahlreich genug waren, um Stichproben durchführen zu können. Das erklärte seiner Meinung nach die wenigen Erfolgsmeldungen."

Bru-Th gelang es nicht, seine Verwunderung über das Gesagte aus seinem Gesicht ganz zu verbannen. Mallow selbst hatte in seinen Berichten stets von einer nicht optimalen Zusammenarbeit mit den Zollbehörden von Bimmisaari gesprochen, nicht jedoch von fehlenden Kapazitäten. Auch meinte er sich zu erinnern, lediglich von 'Verzögerungen in der Güterabwicklung' gelesen zu haben, jedoch nicht von Überfällen, was auch immer Vorsitzende Sindee im Detail damit meinte.

"Ich verstehe, auch wenn mir die daraus resultierenden Fragen nicht sonderlich zusagen. Wurden diese Berichte offiziell bestätigt oder deswegen mit dem huttischen Konsul in Kontakt getreten? ... Es erscheint mir ..."

Die Erste Vorsitzende stand ruckartig auf.

"Nein, Commodore Agoch! Bis jetzt wurden immer nur Wrackteile gefunden, anhand derer unsere Analytiker jedoch nicht viel mehr feststellen konnten, als dass die Schiffe bei Angriffen aufgerieben wurden. Und wer kommt da wohl hier noch in Betracht? Was meinen Sie? ... Und von den Hutten erwarten Sie mal besser gar nichts. Sie als Jedi wissen doch selbst, dass diesen Biestern nichts und niemand heilig ist. Konsul Jing badet seine Hände in Unschuld, während er gleichzeitig auslotet, wo seine Clanoberen hier noch gewinnbringend investieren können." Langsam setzte sie sich, doch ließ ihr stechender Blick Bru-Th noch nicht los: "Ich würde diese schmierige Person am liebsten durch die Luke eines Sternenschiffes ins All jagen, doch ... ich vergesse mich! Entschuldigung!"

Die Leidenschaft, mit der die Erste Vorsitzende ihren Unmut über die hin und wieder erfolgenden Angriffe auf zivile Schiffe zum Ausdruck brachte, wirkte echt, die Empörung schien ihm nicht gespielt, und doch gab es diese Stimme, die ihm beständig versuchte einzureden, dass derartige Entgleisungen der eigenen Selbstdisziplin nicht zum Repertoire von professionellen Politikern gehörten. Es sei denn, Bru-Th fuhr sich nachdenklich mit einer Hand durch den Vollbart, sie wollten, dass man einen solchen Eindruck erhalte. Sagte nicht auch einmal jemand, 'Einem jeden Politiker wohne auch ein Schauspieler inne'?

"Ich fürchte, ich muss die Berichte von Konteradmiral Mallow ein weiteres Mal lesen, sodass ich für den Moment ihrer Analyse nichts hinzufügen kann. Vielleicht bietet mir mein Flaggschiff, die Endurance jedoch einige zusätzliche Optionen. Die Erprobung dieses neuen Schiffstyps steht ebenfalls in meinen Versetzungsbefehlen, Madame Vorsitzende, und diesem Auftrag werde ich mit ähnlicher Sorgfalt nachgehen, wie dem Abwehren der huttischen Aggression, sollte sich das belegen lassen."

"Das wird reichen, Commodore! ... Es freute mich, Ihre Bekanntschaft zu machen",

entgegnete die Regierungschefin von Bimmisaari nach einer Weile und hüpfte elegant von ihrem Stuhl, um den wuchtigen Tisch zu umrunden. Das Lächeln von Sindee wirkte routiniert, der Händedruck erstaunlich kräftig, dann kam auch schon - fast wie auf Knopfdruck - eine Sekretärin herein, um ihn nach Draußen zu begleiten. Erstaunt stellte der hochgewachsene Corellianer fest, dass sein Lächeln auch nichts an Freundlichkeit vermissen ließ, wenngleich dieser Antrittsbesuch bei ihm doch zwiespältige Gefühle hinterlassen hatte. Dass Mallow mit dieser Dame seine Schwierigkeiten hatte, verstand Bru-Th nun deutlich besser, denn wirklich fassen ließ sie sich nicht. War sie nur auf wenig Einmischung in ihre Regierungsgeschäfte bemüht? War sie unzufrieden mit den bisherigen Leistungen der Flotte oder war es schlicht ihre Version eines politischen Abtastens? Und warum waren Mallows Berichte so schlampig? Bru-Th ging mit mehr Fragen, als er gekommen war, und er ging nicht in Traurigkeit über, als ihn Lt. Pakka wieder zurück in seine Welt führte.


[Saari Ha System - Planet Bimmisaari - Hauptstadt 'Glastro' - Ratsgebäude - kleiner Hangar] Commodore Agoch, Lieutenant Pakka
 
[Saari Ha System - Planet Bimmisaari - Orbit - Trägergeschwader 17 END 'Endurance' - Quartier des Flaggkommandanten] Commodore Agoch


Angestrengt rieb sich Bru-Th die Augen und rollte mit dem Sessel einen halben Meter von seinem ausladenden Schreibtisch weg, als könne er auf diese Weise dem noch gegenzuzeichnendem 'Papierkram' entkommen. Eine trügerische Hoffnung, gestand sich der Commodore und Jedi Meister erheitert alsbald ein und ermahnte sich dabei selbst, lieber zufrieden damit zu sein, was er bereits erledigt hatte. Die einstmals gut gefüllte Kanne Kaffee stand Pate für die etlichen Stunden, denen Bru-Th sich nun schon der Umsetzung dessen, was er der Vorsitzenden Sindee vor drei Tagen in Umrissen erläutert hatte, energisch widmete.

Ein ernüchterndes Seufzen kam ihm über die Lippen, als er das oberste Datapad erneut in die Hand nahm und sich erinnerte, im welchem Ausmaß er Veränderungen an der Organisation und der Struktur der hiesigen Verteidigungsstreitkräfte vorgenommen hatte.


"Wenn das den Bach runter geht, wird die Endurance wohl das einzige Schiff ihrer Klasse bleiben",

sprach er halblaut zu sich selbst und schenkte noch einmal dampfenden Kaffee nach. Was er da in seinem heimlichen Kämmerlein ausgeheckt hatte, hielt Bru-Th für absolut hieb- und stichfest. Er hatte sich gründlich beraten, vertraute Kommandanten und auch die Expertise von Marshal Sebolto eingeholt, doch die Verantwortung, die auf seinen Schultern lastete, war größer denn je. Viele tausend Männer und Frauen dienten unter seinem Kommando und verließen sich auf sein Urteilsvermögen. Einen doppelten Boden in Form einer übergeordneten Stelle gab diesmal nicht. Sindee war ihm gegenüber zwar weisungsbefugt, doch Bru-Th glaubte nicht, dass die gelb gewandete Bimm sich nachhaltig seinen Vorschlägen würde versperren können, wollte sie ernsthaft die Sicherheit des Planeten nicht gefährden. Er war schließlich hier der Experte, dachte Bru-Th selbstsicher und wusste, dass er notfalls ja auch noch einen Jedi Meister bei der Hand hätte. ... Dann leuchtete das schiffsinterne Intercom. Er ließ eine, zwei, drei Sekunden verstreichen, sammelte sich rasch, dann nahm er den Anruf entgegen.

"Agoch hier."

Die Stimme eines älteren Lieutenants erklang durch das Intercom, er war der Signalgast der Beta-Schicht, erinnerte sich Bru-Th, doch war dieser Offizier für ihn bis jetzt noch ein unbeschriebenes Blatt.

"Hier ist die Brücke, Lt. Warden, Commodore. Wir haben auch von der letzten Korvette, der Dart, das Signal erhalten, dass volle Einsatzbereitschaft signalisiert. Die Fusionsreaktoren wurden bereits vorgewärmt und werden gerade initialisiert", erklärte der Lt. peinlich darauf achtend, das Protokoll einzuhalten. Nervös klang er jedoch nicht. "Der X-O meinte, Sie würden informiert werden wollen, wenn das Korvetten-Geschwader Kurs auf die Hyperraumgrenze nimmt, Sir."

Bru-Th stand bereits, eine Hand am Gehstock. Die Aussicht, endlich mit der Arbeit auch wirklich anzufangen, fegte die letzten Reste seiner grüblerischen Stimmung fort, und so entgegnete er fast überschwänglich:

"Das ist richtig, danke für die Information. Ich mache mich natürlich sofort auf den Weg. Agoch Ende!"

Die Meldung selbst war vorbildlich, sodass Bru-Th sich später dafür aussprechen wollte, dass Lt. Warden in seiner Akte ein Lob bzw. eine gute Beurteilung verzeichnet bekommen würde, doch jetzt galt es zu beobachten, wie genau sich seine Kommandanten bei der Übung schlugen. Das Auslaufen der Schiffe war von Bru-Th und seinem Stab zwar als Übung gedacht, doch zugleich stellte es auch den ersten Schritt dar, die desaströsen Verhältnisse im Raumgebiet um Bimmisaari wieder zu ordnen. Noch immer hatte er gegenüber anderen Offizieren über Konteradmiral Mallow kein schlechtes Wort verloren, zumindest seine engsten Berater wussten jedoch, dass der Konteradmiral mehr Zeit damit verbracht hatte, sich persönlich in die Angelegenheiten seiner Kommandanten einzumischen, als aktiv gegen die hier scheinbar vorherrschende Piraterie vor zu gehen.

Um nicht in ähnliche Muster zu verfallen, hatte Bru-Th sich zunächst darum gekümmert, die ihm unterstellten Verbände neu zu gruppieren. Die Endurance sollte zunächst in ihrer Funktion als Flaggschiff und auch als kampfstärkstes Schiff hier bei Bimmisaari bleiben, ebenso wie das ganze Trägergeschwader, bestehend aus den Quasar-Fire Trägern Patience unter dem Kommando von Commander Quillian, Rebellious und dem Kommando von Cmdr. Sandro und natürlich der Corsair unter dem Kommando von Cmdr. Saris. Das 17. Trägergeschwader stellte daher auch das Rückrad seiner Flotte dar, um auf Bedrohungen gleich welcher Art zu reagieren, rekapitulierte Bru-Th seine Erinnerungen, die er vorgestern zu Papier gebracht und durch den Verteidigungsausschuss in Glastro hatte bestätigen lassen. Da insbesondere auch das Zusammenspiel mehrerer Trägerschiffe und die Ausarbeitung einer ganz neuen Doktrin, eingedenk der Jedi Kampfmeditation, hier trainiert werden sollten, ergab die ortsgebunden Stationierung dieser Einheiten bei Bimmisaari noch ungleich mehr Sinn.

Was die corellianischen Kanonenboote betraf, so hatte Bru-Th die Absicht, sie für Zoll- und Patrouillenaufgaben einzusetzen. Dies war republikanisches Gebiet und die erste Pflicht eines jeden Befehlshabers musste es seit jeher sein, zu wissen, wer in seiner Domäne sich bewegte und mit welchen Absicht dies geschah. Und selbstverständlich gehörten dazu auch Zollaufgaben, wie das Durchsuchen von Schiffen nach Schmuggelware, die Feststellung von Identitäten immigrierender Personen und die Erfassung der Schiffsbewegungen im Allgemeinen. Die ausgegebenen Befehle sahen dabei vor, dass jede Korvette als eigenständige Einheit fungieren sollte, mit einem fest zugewiesenen Gebiet, das aus mehreren Systemen - meist unbewohnten - bestand. Zusätzlich wurde jedem Schiff eine Rotte Sternenjäger zugeteilt, welche ihrerseits in Zweierteams operierten und den effektiv kontrollierbaren Raum dadurch mehr als verdreifachten. Zum Auftanken und Aufmunitionieren konnten die Jäger an den externen Andockbuchten der DP20er festmachen. Bru-Th hatte für Jägerpatrouillen, ähnlich wie auch für Großkampfschiffe, eine rotierende Crew vorgesehen, sodass jedem Jäger drei Piloten zugewiesen worden waren. Dies band dann zwar effektiv 48 Piloten, also vier volle Staffeln, doch schien ihm Aufklärung im Moment den Verlust an Kampfkraft wert. Es herrschte doch immer noch Frieden mit dem Imperium, und einige Piratenschiffe stellten für die Endurance und ihr Gefolge nach dem aktuellen Stand keine Bedrohung dar, oder?

Die Bootsmannspfeife verkündete theatralisch, dass nun der Flaggoffizier auf der Brücke sei. Dieses althergebrachte Flottenritual hatte Bru-Th Captain Vooma zwar nicht austreiben können, es war schließlich sein Schiff, doch immerhin ließen sich davon nur noch die wenigsten Brückenoffiziere und Gasten von der Arbeit abhalten.


"Guten Morgen, Caren",

begrüßte Bru-Th die erfahrene X-O der Endurance und schenkte der grauhaarigen Frau ein knappes Lächeln, bevor er mit seinem Gehstock zielstrebig den ihm vorbehaltenen Platz auf dem Teil der Brücke einnahm, den man anderenorts als Flaggbrücke bezeichnet haben mochte.

"Ich bin gespannt, ob uns das Kunststück gelingt, die huttischen Störenfriede auf frischer Tat zu ertappen. Sie scheinen es geschafft zu haben, den Männern des Konteradmirals konsequent aus dem Weg gegangen zu sein, und das will schon etwas heißen. ... Vertrauen wir einfach auf die Macht!", erklärte er noch ein bisschen deutlicher grinsend, doch in seinen Worten lag nur Wahrheit.


[Saari Ha System - Planet Bimmisaari - Orbit - Trägergeschwader 17 END 'Endurance' - Brücke] Commodore Agoch, Cmdr. Endel, Lt. Pakka
 
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[Saari Ha System - Planet Bimmisaari - Orbit - Trägergeschwader 17 END 'Endurance' - Brücke] Commodore Agoch, Cmdr. Endel, Lt. Pakka


Fast unaufgeregt präsentierte sich der taktische Plot in Form einer holographischen Karte, obwohl er eine Echtzeitdarstellung des Flugverkehrs im gesamten Bimmisaari-System darstellte und entsprechend mitnichten leer war. Während der Plot freundlich gesinnte Einheiten mit den Farben grün und hellgrün darstellte, überragten doch graue und blaue Lichtpunkte auf der holographischen Abbildung des System. Grau Punkte standen dabei für stationäre Einheiten, wie Werft- und Verarbeitungsanlagen, Raumstationen und Verteidigungsplattformen, blaue Punkte hingegen für alle Raumfahrzeuge, die nicht-militärisch waren, also Fähren, Frachtschiffe, Linien- und Schürfschiffe zum Beispiel. Bru-Th zählte beim Überschlag allein fünfzig Frachter und Transporter in den unterschiedlichsten Größen, mit den unterschiedlichsten Zielen und Flugvektoren, und in all diesem 'Gewimmel' kam dem hochgewachsenen Corellianer der Gedanke, dass die Aufgabe, den Frachtverkehr zu kontrollieren, durchaus ihre eigenen 'Reize' hatte. In Gedanken war er bei den Kommandanten der Kanonenboote, denen diese Aufgabe zukam.

"Seis drum! ... Sind die E-Wing Rotten bereit zum Ausschleusen, Sebolto?",

erkundigte sich Bru-Th bei seinem ranghöchsten Sternenjägerpiloten, auch wenn diese Bezeichnung die Funktion des Dug Marshals hier an Bord nur unzureichend wiedergab. Marshal Sebolto hatte schon seit Jahren kein Jägercockpit mehr von innen sehen, wie Bru-Th aus zuverlässiger Quelle wusste, doch daran ließ sich wenig Schlechtes entdecken, denn seine herausragenden Fähigkeiten als Kommandeur und Schnittstelle zwischen den Flotten- und Jägereinheiten machten ihn für alles Andere viel zu wertvoll. Sebolto warf seinerseits einen Blick auf sein Display, nickte knapp und meinte in der ihm eigenen rotzigen Art:

"Jou, sieht hier soweit gut aus. ... Doch wenn einer von diesen grünschnäbeligen Korvettenkommandanten meine Jungs nicht gut behandelt oder zulässt, dass die Jäger Dellen bekommen, dann mach ich bei ihm Dellen ... Sir",

setzte der untersetzte, aber muskulöse Dug rasch hinzu und Bru-Th musste sich ein Auflachen ernsthaft verkneifen. Dass sich eine solche Ausdrucksart schwerlich mit dem Benehmen von Führungsoffizieren, wie es an der Akademie von Corellia gelehrt wurde, in Einklang bringen ließ, war wohl offensichtlich, doch Sebolto war eben Sebolto und nur zu oft sorgten die Eigenarten des Marshals dafür, dass sich die allgemeine Moral auf der Brücke, selbst in kritischen Situation, deutlich erhöhte. So augenscheinlich flapsig zu Palavern strahlte über alle Maße Souveränität und Zuversicht aus, und konnte man davon jemals genug haben?

"Und ich würde Ihnen dabei nicht in den Weg kommen wollen." Der Dug grinste mürrisch, doch wurde wieder ernst, als er die unausgesprochene Weisung in Bru-Ths Miene las, nun mit der Operation auch wirklich zu beginnen. "Geben Sie den Rotten eins bis vier Startfreigabe und wünschen Sie Ihnen von mir 'Gute Jagd'."

"Wird erledigt, Commodore!"

"Kommunikation, öffnen Sie eine verschlüsselte Frequenz zu unseren Kanonenbooten und informieren Sie dann die Flugleitzentrale auf Bimmissari über die geplanten Hyperraumsprünge."

Der glatzköpfige Lieutenant Fel betätigte einige Kontrollen, bevor er nur Sekunden später mit seiner warmen Stimme erklärte:

"Verbindung steht, Sir"

"Hier spricht der Commodore, an die Kanonenboote Dart, Stormspike, Gauntlet und Kraken! Sie haben Ihre Befehle und Startfreigabe! Ich verlange nicht wenig von Ihnen, doch ich kann mir vorstellen, dass auch Sie ein großes Interesse daran haben, diese Eindringlinge zu fassen." Das zumindest sollte man doch von einem Offizier der republikanischen Flotte annehmen, merkte Bru-Th in Gedanken an, und zwar besonders dann, wenn diese Piraten einem schon seit Monaten etwas vormachten. "Doch bei allem, was Sie unternehmen, meine Damen und Herren, denken Sie immer daran, den Frachtverkehr nicht grundlos zu stören oder zu beschuldigen. Sie sind republikanische Offiziere, keine imperialen. Und darüber bin ich sehr froh! Ihnen auch eine gute Jagd!"

Captain Vooma nickte Bru-Th schweigend zu, während er seinerseits das Pad eines Schreibermaats unterzeichnete. Ihm schien die Ansprache gefallen zu haben, erkannte Bru-Th und hob vielsagend Augenbrauen und Mundwinkel, denn dass nicht alles glatt laufen würde, damit rechnete er fest. Zu schlecht waren die Ergebnisse der Schiffe, in Bezug auf viele Anforderungen, doch bis jetzt hatte er noch nicht all zu viel dagegen unternommen. Hier eine Personalversetzung, dort ein persönliches Gespräch, erinnerte er sich, doch sorgten derlei Disziplinarmaßnahmen nicht dafür, dass eine Crew wirklich zusammen wuchs. Und auch von dem Umstand, dass Bru-Th in wenigen Tagen zu einer Inspektionstour aufbrach, um zumindest zeitweise mit den Kommandanten zusammen arbeiten zu können, hob seine Stimmung nicht gerade. Bru-Th schlug die Beine übereinander und betrachtete das Verschwinden der vier größeren und sechzehn kleineren, grünen Icons vom taktischen Plot. Ob die Macht ihn erhörte und dafür Sorge trug, dass einer dieser Kommandanten über etwas Brauchbares stolperte?


[Saari Ha System - Planet Bimmisaari - Orbit - Trägergeschwader 17 END 'Endurance' - Brücke] Commodore Agoch, Cmdr. Endel, Lt. Pakka
 
[Saari Ha System - Planet Bimmisaari - Orbit - Trägergeschwader 17 END 'Endurance' - Brücke] Commodore Agoch, Capt. Vooma, Lt. Pakka


Es hatte sich für ihn zu einem täglichen Ritual entwickelt, seit er vor weniger als sechs Monaten das Kommando über das 17. Trägergeschwader übernommen hatte, dass er wenigstens zwei Stunden täglich auf der Brücke der Endurance verbrachte. Im Grunde war die Präsenz eines Flaggoffiziers hier für den normalen Betrieb des Schiffes keinesfalls notwendig, schließlich oblag es den Führungsoffizieren, wie Captain Vooma, X-O Commander Endel oder dem T-O Lieutenant-Commander Jolorr, dafür zu sorgen, dass die Endurance ein kampfbereites Schiff der Republik blieb. Und doch hielt es Bru-Th für förderlich, auf der Brücke zu erscheinen, und dass nicht nur, um einen legitimen Grund zu haben, das Arbeitszimmer für längere Zeit verlassen zu können. Nein, auch der moralische Aspekt schien ihm wichtig genug, um diese seine Eigenart auch hinlänglich begründen zu können. Bru-Th warf einen dezenten Blick zur Seite und schaute in das aufmerksame und katzenähnliche Gesicht seines Flagglieutenants, Lieutenant Pakka. "Und es ist ja auch nicht so, als wäre ich hier vor den Verwaltungsaufgaben sicher", brummte er halblaut.

Auf den Tag genau hatte die sektorweite Patrouille durch die Kanonenboote vor sechs Tagen begonnen, und insofern die regelmäßig eintreffenden Berichte der Kommandanten stimmten, schien sich die Sache durchweg positiv zu entwickeln, fasste Bru-Th salopp zusammen. Die Anzahl der täglich durchgeführten Inspektionen stieg und auch die Zusammenarbeit mit den E-Wing-Jägern verlief von Tag zu Tag reibungsloser, hieß es dort. Auch als Erfolg zu verbuchen war, dass gestern die Kraken einen Frachter mit Zulassung auf Ord Mantel aufbringen konnte, der offenbar illegales Glitterdust in nicht unerheblichen Mengen transportiert hatte. Auf dem Schwarzmarkt wäre die gefundene Menge einige hunderttausend Credits wert gewesen, und so freute sich die Crew der Kraken über eine entsprechende Prisenzahlung, nachdem das Schiff gekapert und aufgebracht worden war.

Gerade als Bru-Th gedachte die imaginäre Bilanz fort zu führen, und zwar um die zweischneidige Tatsache, dass es in dieser Zeit noch keine huttischen oder vermeintlich huttischen Überfälle gegeben hatte, erwachte die Sensorstation zum Leben, zunächst in Form eines leisen Gespräches zwischen dem verantwortlichen Lieutenant und zwei Gasten, dann in Form einer Meldung:


"Sir, die Sensoren vermelden eine Hyperraumtransition aus fünf-acht-sechs zu sieben-sieben-zwo in etwa vierzig Klicks Entfernung. Der Signatur zufolge handelt es sich um zwei kleinere Objekte, nicht größer als Raumjäger. Genauere Detektion in etwa fünfunddreißig Sekunden, Captain."

Captain Vooma legte nicht sonderlich eilig das Datapad, in dem er noch eben gelesen hatte, zur Seite und warf Lt. Tills, einem stattlichen Mon Calamari, einen fragenden Blick zu. Offenbar, dachte Bru-Th, war auch Vooma nicht entgangen, auf welchem Vektor sich diese beiden Schiffe dem Trägerverband näherten. Das 17. Trägergeschwader lag in einem hohen Orbit um Bimmisaari, fern ab jeglicher Handelsrouten, die in erster Linie dadurch bestachen, dass sie zeitoptimierten Vektoren folgten, welche die An- und Abflugszeit aus Kostengründen möglichst gering hielten. Näherte sich also ein Schiff auf einem Vektor wie dem, den diese beiden Objekte gerade anlegten, hatte der Skipper als entweder seinen Hyperraumsprung unendlich schlecht errechnet, oder aber - und dies hielt neben Bru-Th offenbar auch Captain Vooma für die wahrscheinlichere Variante - das Schiffe wusste, wo der Kampfverband zu finden war.

"Erwarten wir heute Versorgungsflüge oder die Rückkehr von zwei Einheiten, von denen - aus mir nicht ersichtlichem Grund - nichts in den Fluglogbüchern verzeichnet steht, Aralus?",

fragte der grüngeschuppte Yinchorri den Kommunikationsoffizier, doch dieser verneinte die Anfrage seines Kommandanten umgehend und zuckte nur ahnungslos mit den Schultern. Zwei Sternenjäger, gleich welcher Bauart, waren keine standesgemäße Bedrohung für die Nahbereichsabwehr der Endurance, entschied der Captain, doch auf eine Ahnung hin legte Bru-Th sein eigenes Datapad zur Seite und rückte die Gehhilfe so zurecht, dass er aufstehen konnte. Und das tat er auch, genau in dem Moment, wo erneut Meldung gemacht wurde:

"Update! Die beiden Objekte wurden erfolgreich als Sternenjäger des Typs E-Wing identifiziert, Sir. Es sind unsere, besagt der Transpondercode." Die Stimme des Offizier wurde eine Spur schneller, als flüchte sie selbst vor dem noch zu meldendem. "Beide weisen Schäden an den Schutzschilden auf, vermutlich durch multiples Laserfeuer."

Nun mischte sich auch Lieutenant Fel, seines Zeichens der leitende Kommunikationsoffizier der A-Schicht ein:

"Captain, wir werden von dem führenden Sternenjäger gerufen!"

Es bedurfte keines zusätzlichen Befehls, um die Brückencrew der Endurance aus dem eher eintönigen Alltagsgeschäft zu reißen und den Aufmerksamkeitslevel deutlich zu erhöhen. Ein jeder Offizier stand aufrecht hinter seiner Station, bereit auf Befehle seines Kommandanten umgehend reagieren zu können, und doch mit einem halben Ohr am Com. Vooma nickte nur, nachdem er sich knapp bei Bru-Th mit einem Blickkontakt abgesichert hatte, dann öffnete der Lieutenant den Kanal. Zu hören war die angestrengte Stimme von Sub-Lieutenant Yagbi, einem Piloten der sechzehn detachierten Sternenjäger für die Patrouille:

"Die Dart steht unter massivem Feuer, Commodore! Drei stark gepanzerte Frachter, die eindeutig dem Hutten-Kartell zuzuordnen sind, griffen wie aus dem Nichts an." Die Stimme des jungen Piloten bebte, teils aus Erleichterung, dem Angriff entkommen zu sein, teils aus Scham gegenüber den zurückgelassenen Kameraden. "Irgendwie gelang es den Angreifern, die Hyperraumantennen der Dart außer Gefecht zu setzen und alle übrigen Kommunikationsversuche zu zerstreuen. Ich entsende im Auftrag von Commander Taggert die Bitte um unverzügliche Unterstützung, Sir!"


[Saari Ha System - Planet Bimmisaari - Orbit - Trägergeschwader 17 END 'Endurance' - Brücke] Commodore Agoch, Capt. Vooma, Lt. Pakka, Sub-Lt. Yagbi
 
[Saari Ha System - Planet Bimmisaari - Orbit - Trägergeschwader 17 END 'Endurance' - Brücke] Commodore Agoch, Capt. Vooma, Lt. Pakka, Sub-Lt. Yagbi


Bru-Ths Mienenspiel veränderte sich nur unwesentlich, nachdem Sub-Lieutenant Yagbi in aller Hast seinen Rapport entgegen der Weisungskette direkt an die Flaggbrücke adressiert hatte, was angesichts der schwere der Situation auch vollkommen richtig war. Doch was der junge Pilot da berichtete, schien umso abenteuerlicher, geradezu wahnwitzig, war das Erste, was dem hochgewachsenen Corellianer in den Sinn schoss. Die Hutten hatten ein Kriegsschiff der Republik angegriffen? Bru-Th fiel eine ganze Reihe von Gründen ein, warum dies eben wahnwitzig war: Zum Beispiel der, dass auf einem Kriegsschiff nichts von Wert zu finden war. Besonders jedoch auch, dass es einfach nicht der Stil dieser Jahrhunderte alten Nicht-Humanoiden war, Konflikte derart offen aus zu tragen. Sollte die Erste Vorsitzende Sindee mit ihrer Vermutung, die Überfälle auf Frachtschiffe gingen von dem lokalen Hutten-Clan aus, doch Recht gehabt haben? In dem vergangenen Gespräch hatte er der Regierungschefin von Bimmisaari fleißig zugehört, ihre Hasstiraden in Bezug auf die Hutten leidlich ertragen. Doch ihrer Analyse wirklich Glauben geschenkt, das wurde ihm in diesem Moment klar, hatte er wohl nicht. Aber wer war er schon, dass er sich in die politischen Prozesse auf diesem Planeten, auf dem er vor nicht einmal einer Woche angekommen war, einmischte?

"Ich danke Ihnen, Sub-Lieutenant, dass Sie zusammen mit diesen so wichtigen Informationen Bimmisaari noch erreicht haben",

erklärte er mit ernstem Gesichtsausdruck dem jungen Piloten, nickte ihm knapp zu und übergab das Gespräch dann an die Flugleitung, damit man diese beiden angeschossenen Vögel rasch ins Nest holte. Der Flug vom aktuellen Standort der Dart, einem namenlosen Sternensystem etwa zwei Lichtstunden von hier entfernt, konnte nur wenig Zeit in Anspruch genommen haben, zumindest in Bezug auf die relative Distanz der meisten astronomischen Objekte zueinander. Doch selbst diese kurze Zeitspanne mochte für die Dart und Commander Taggert zu lange sein.

"Captain, versetzten Sie das gesamte Geschwader in Bereitschaftsstufe eins und bereiten Sie das umgehende Auslaufen aus dem Orbit vor. Wir können die aktuelle Position der Dart in vielleicht fünf Stunden erreichen?"

Dem grüngeschuppten Yinchorri wurde ein wenig blass um die Nase, als er Bru-Ths als Frage formulierten Befehl entgegennahm. Doch rasch gewann der Captain der Endurance seine Fassung wieder, während im Hintergrund der Level an Betriebsamkeit, ohne auf ein Zeichen zu warten, deutlich anstieg.

"Sir, dass sollten wir schaffen, wenn es beim Hochfahren der Reaktoren wie in den Übungen klappt. Ich gebe die entsprechenden Befehle aus!"

Ein Schiff von der Größe der Endurance war nicht nur kostspielig in der Anschaffung, es verschlang auch jede Betriebsstunde Credits in nicht unwesentlichem Umfang. Gab es keine Anzeichen für unmittelbar bevorstehende Kampfhandlungen, fuhr ein Kommandant den Hauptreaktor so weit herunter, dass der Energieausstoß und damit auch der Verbrauch an Reaktorbrennmasse sich deutlich reduzierten. Insbesondere im Heimatsystem und an Orten, wo ein Angriff höchst unwahrscheinlich war, tat man dies, sicherlich auch, um den Chef-Ingenieur nicht absichtlich auf die Palme zu bringen. Die Krux an dieser Verfahrensweise war jedoch, dass das Hochfahren des Reaktor ein wenig Zeit benötigte. Zwar waren militärische Schiffe hier im Vorteil, da sie einen wesentlich höheren Grad der Bereitschaft naturgemäß aufrecht erhielten und auch der Reaktorkern selbst so ausgelegt war, dass er im Falle eines Notfalls deutlich unsanfter, jedoch schneller hochgefahren werden konnte. Doch auch dies dauerte eben seine Zeit, etwa eine Stunde.

"Com, treten Sie mit der Flugüberwachung in Kontakt und fordern Sie sie auf, den Austrittsvektor für den zivilen Flugverkehr sperren zu lassen. Ich möchte mich nicht mit wütenden Skippern rumschlagen müssen, wenn wir deren Kurs durchkreuzen. Und senden Sie eine Prioritätsmeldung an das Verteidigungsministerium und das Büro der Ersten Vorsitzenden, in der Sie unsere Lage kurz zusammenfassen."

"Verstanden, Commodore!"

Was sie bei der Dart vorfinden mochten, konnte Bru-Th beim besten Willen nicht sagen. Grundsätzlich waren Kanonenboote der DP20-Klasse zwar ältere Schiffe, doch genossen sie einen exzellenten Ruf, insbesondere in Bezug auf ihre Durchhaltefähigkeit. Und dennoch spürte Bru-Th, wie sich ein ungutes Gefühl in seiner Magengrube langsam aber stetig ausweitete. Das Schiff mochte gut sein, doch drei andere Teile dieser Gleichung bereiteten ihm Sorgen. Zunächst war da Taggert, der nun wahrlich nicht zu den hellsten Sternen im All zählte, und dessen letzte Leistungsbeurteilung gerade so den Anforderungen genügte. Dass es auf der Dart auch zu disziplinarischen Totalausfällen gekommen war, darüber wollte er lieber nicht auch noch nachdenken müssen. Doch auch die drei angeblichen Frachter der Hutten, die offenbar nicht eindeutig klassifiziert werden konnten, sonst hätte der Sub-Lieutenant sich präziser ausgedrückt, stellten eine Unbekannte dar. Ein Kanonenboot sollte mit derlei Schiffen eigentlich spielend fertig werden, doch offenbar war das nicht der Fall. Und schließlich erinnerte er sich noch daran, dass diese Frachter es auch noch vollbracht hatten, 'irgendwie' - das war Yagbis Wortwahl - die gesamte Com-Anlage der Dart außer Gefecht zu setzen. Auch das war ... bedenklich!

"Lieutenant Pakka", die geschmeidige Trianii hob aufmerksam das Kinn, "informieren Sie die Kommandanten des Geschwaders, dass sie sich in etwa fünfzehn Minuten hier auf der Endurance in meinem Besprechungsraum einfinden sollen. Wir springen in einer Stunde, die Shuttle-Flüge abgezogen, sollte uns eine gute halbe Stunde bleiben. ... Sie sehe ich dort gleich, Captain",

meinte er deutlich einladender und machte auf dem Absatz kehrt, um sich schon einmal in Richtung des Besprechungsraumes auf zu machen. Während Bru-Th die Brücke durchquerte, nahm er wahr, wie der Endurance-Träger sich langsam in Bewegung setzte, in seinem Schlepptau die drei 'Hilfsträger' der Quasar-Fire Klasse. Dies war keine Übung mehr.


[Saari Ha System - Planet Bimmisaari - Orbit - Trägergeschwader 17 END 'Endurance' - auf dem Weg in den Besprechungsraum] Commodore Agoch
 
[Saari Ha System - Planet Bimmisaari - Orbit - Trägergeschwader 17 END 'Endurance' - Besprechungsraum] Commodore Agoch


Die Entschlossenheit und Energie, der noch vor wenigen Minuten anwesenden Offiziere, genauer gesagt Kommandanten des Trägergeschwaders 17, war für Bru-Th selbst jetzt noch spürbar. Es umgab ihn, wie ein berauschender Duft, der nur langsam seine einprägsame Note verlor und dessen Basis noch eine ganze Weile vorherrschen würde. Tief sog der corellianische Jedi-Meister die Luft ein, gefolgt von einer langen, fast meditativen Ausatmungsphase. Wie deutlich und nachhaltig das Leben selbst die es umgebende Umwelt mal auf direkte und dann wieder auf ganz subtile Weise beeinflusste, faszinierte ihn auch nach Jahren der Meisterschaft im Umgang mit der Macht noch immer, sinnierte Bru-Th gelassen, während er die gespreizten Finger seiner Hände sich nachdenklich stützen ließ.

Doch für den Moment - und Jedi waren angehalten dem Vorrang zu gewähren - war entscheidend, dass Einigkeit darüber herrschte, was jetzt zu tun war. Man würde versuchen, der huttischen Aggressoren mit allen Mitteln habhaft zu werden, schließlich stellt ein direkter Angriff auf ein republikanisches Kriegsschiff eindeutig einen kriegerischen Akt dar. Entsprechend liefen die Endurance und ihre kleineren Entsprechungen seit etwa zwanzig Minuten mit voller Sublichtgeschwindigkeit der Hyperraumgrenze entgegen, um möglichst rasch den Kampfschauplatz zu erreichen. Der Kampfverband hatte sich rautenförmig angeordnet, eine Formation, die in den letzten Tagen unter der Federführung von Captain Vooma wieder und wieder trainiert worden war. Entsprechend zufrieden hatte Bru-Th schon zu Beginn der Konsultation festgestellt, dass dies bis jetzt auch makellos funktionierte. Die Idee dahinter war so simpel wie effektiv. Das große Trägerschiff der Endurance-Klasse war deutlich robuster, als die kleineren Träger der Quasar-Fire Klasse und stellte sich schützend vor die Rebellious, Patience und Corsair. Da die Armierung der Träger so gut wie nutzlos war, musste man nicht auf sich überlappende Feuerbereiche achten und konnte die längliche Raute sogar so kompakt halten, dass die Endurance zumindest temporär in der Lage wäre, ihre Heck- und Seitenschilde wie eine Glocke auszudehnen. Probiert hatte man dieses Manöver bis jetzt noch nicht, dafür war bis jetzt schlicht keine Zeit übrig gewesen, denn das Navigieren auf engem Raum stellte für das Geschwader bereits eine große Herausforderung dar, sodass Captain Vooma speziell den zweiten T-O, Lieutenant Tunwood dafür abgestellt hatte, die Manöver zwischen den Schiffen zu koordinieren.

Die taktischen Aspekte dieses Ausfalls, welche sie besprochen hatte, erinnerte sich Bru-Th, befassten sich jedoch größtenteils mit der Identität der Angreifer. Auch Lieutenant Yagbi hatte Bru-Th kurzerhand in den Besprechungsraum beordert, um seine Schilderung des Überfalls möglichst detailliert noch einmal vor zu tragen. Das Unwohlsein des jungen Lieutenants, während er sprach, wurde nur noch von dem offensichtlichen Wunsch übertrumpft, alles in seiner Macht stehende zu tun, um seine Kameraden zu rächen, dies war jedem, der Yagbi musterte, sofort klar. Ohne es auszusprechen, ging Yagbi scheinbar davon aus, dass niemand mehr leben würde, wenn das 17te dort eintreffen würde, was Bru-Th wiederum die Frage stellen ließ, was genau das für Schiffe waren, die die Hutten bei XJ-732 (so wurde das System in den Karten genannt) ins Feld führten. Den Ausführungen entsprechend, könnte es sich um modifizierte Varianten von Minstrel-Klasse Korvetten handeln, wenngleich die Klassifizierung 'Yacht' nach Ansicht vieler Militärs wohl treffender wäre, den die Schiffe waren ziviler Natur. Das ein solches Trio der Dart mehr als gefährlich werden konnte, musste man jedoch nicht extra erwähnen. Bedauerlich war auch, dass der Lieutenant mit seiner Prognose vermutlich Recht hatte.

Weitaus wichtiger jedoch als alle taktischen Aspekte, erschienen Bru-Th die politischen Implikationen. Nun hatte sich das politische Pflaster Bimmisaaris ihm noch nicht in Gänze offenbart, doch sollte sich herausstellen, dass Sindees Anschuldigungen gegen die Hutten der Wirklichkeit entsprachen, mochten sie und ihre konservative Fraktion im Parlament des Planeten durchaus an Macht gewinnen können, was auch immer sie damit zu bewirken vermochten. Bru-Ths Gesicht nahm einen eher säuerlichen Farbton an. Seit er Konteradmiral Mallow abgelöst hatte, wurde er zwar einige wenige Male genötigt, sich in die politische Höhle des Löwen zu begeben, zunächst während des Gespräches mit der Ersten Vorsitzenden selbst, dann anlässlich eines Feiertages der Bimms, dessen Bedeutung man ihm zwar erklärt hatte, sie sich ihm jedoch nicht erschlossen hatte. Das mochte auch daran liegen, dass die Bimms im Allgemeinen nicht einfach zu verstehen waren, wo ihre eigene Sprache doch mehr einem komplizierten Gesang glich. Freude bereiteten ihm derartige Schauläufe jedoch noch immer nicht. Wie dem auch sei, auf diesem Bankett wurde ihm ein Großteil der regierenden Vorsitzenden (eine Art Minister) vorgestellt, auch der für die Verteidigung zuständige Vorsitzende Gwindal, ein scharfsinniger Mann, dessen hervorstechendste Merkmale ein leichtes Hinken und eine lichte Behaarung waren. Aus der Opposition zur Vorsitzenden Sindee machte er keinen Hehl, erinnerte sich Bru-Th, doch trieb ihn eigentlich die Frage umher, wer die Nachricht eines huttischen Angriffs auf ein Kriegsschiff der Republik wie ausschlachtete. Das einzig erfreuliche an diesem Abend in Glastro war gewesen, dass er ebenfalls die Bekanntschaft von Jedi Meister Tol'varan gemacht hatte. Ihn in Bezug auf ein wenig mehr Einblick in die politische Kultur des Planeten zu besuchen, hatte der corellianische Jedi sich fest vorgenommen.

Ebenso war fraglich, wie die Hutten selbst darüber dachten. Man mochte annehmen, dass ein Staat doch wohl wisse, wen er aus welchen Gründen angriff, doch Bru-Th hatte so ein Gefühl, dass es bei den Hutten, insbesondere dem Oruba-Clan anders zuging. Zu autark, zu selbstsüchtig und profitorientiert erschien ihm die Clan-Struktur, sodass es ihn nicht wunderte, wenn zwischen Nal Hutta und Nal Kreeta mehr inoffiziell als offiziell geregelt wurde.
Noch einige weitere Minuten hing er seinen Gedanken nach, wälzte diese Idee, verwarf jene These, bis schließlich die Stimme eines Com-Gastens die trügerische Stille des Besprechungsraumes durchbrach:


"Hier ist die Brücke! Entschuldigen Sie für die Störung, Commodore, doch das Geschwader ist bereit für den Sprung."

Wenn Bru-Th sich nicht ganz irrte, war das Petty Officer Wun Dargat, der von Lieutenant Fel gerade eingearbeitet wurde, gewissermaßen als Starthilfe für das Offiziers-Studium, das Dargat plante im nächsten Quartal auf Corellia zu beginnen. Ein fleißiger Junge, befand Bru-Th nicht zum ersten Mal und entgegnete fast väterlich:

"Es gibt nichts zu entschuldigen, Mister Dargat. Ich bin auf dem Weg."


[Saari Ha System - Planet Bimmisaari - Orbit - Trägergeschwader 17 END 'Endurance' - auf dem Weg zur Brücke] Commodore Agoch
 
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[Saari Ha Sektor - System XJ-732 - bei der Position von CRK 'Dart' - Trägergeschwader 17 END 'Endurance' - Brücke] Com. Agoch, Cpt. Vooma, Cmdr. Endel, Mar. Sebolto


Diese Transition der Endurance aus dem Hyperraum zurück in den Normalraum konnte Bru-Th nicht genießen, nicht einen Moment lang, und war damit auf der Brücke des Flaggschiffes von Trägergeschwader 17 beileibe nicht allein. Insgesamt herrschte eine - besonders für einen Jedi Meister - deutlich spürbare Anspannung auf der Brücke, die sich in Form von gesteigerter Aufmerksamkeit und Konzentration darstellte, und für die Professionalität der gesamten Mannschaft sprach. Eine Professionalität, die man sich auf der Endurance hart erarbeitet hatte, ergänzte er gedanklich ungeniert, während sein Blick starr den Holoprojektor bemusterte. Das ganze Geschwader hing diesem Ausbildungsstandard noch hinterher, wenngleich an vielen Schaltstellen daran gearbeitet wurde, diese Lücke rasch zu schließen. Besonders Sebolto, Marshal Sebolto kämpfte ernstlich mit seiner ruhigen - mehr war es bei keinem Offizier - Fassade , war es doch seine zur Schau gestellte Ungeduld, die durch das Getippel von Fingern auf einer Konsole auf sich aufmerksam machte.

Als sich das Holobild schließlich füllte und die überlichtschnell eintreffenden Daten der Sensoren in optische Form gebracht wurden, ging ein spürbarer Ruck durch die Mannschaft und die konzentrierte Anspannung wich einer konzentrierten Betriebsamkeit. Bru-Th haarte der Dinge, die da kommen mochten. Auch ohne die ersten Meldungen abzuwarten, wusste er, dass etwas Schreckliches geschehen war, doch er bewarte die Fassung.


"Transition erfolgreich. Trägergeschwader ist vollständig und in Formation im Normalraum materialisiert. Abweichung zum berechneten Sprungpunkt beträgt weniger als ein hundertstel Klick. Keine Schäden!",

meldete Lt. Cmdr. Jolorr in betont neutral Tonfall, sofern einem Mitglied seiner Spezies diese Unterscheidung überhaupt bekannt war. Jedenfalls stach sich die Meldung mit dem, was der Plot nur wenige Klicks entfernt von der Endurance anzeigte. Bru-Th zog sich der Magen zusammen.

"Danke, Mister Jolorr. Taktische Situation?"

Im Hintergrund der Brücke hörte man ein halb gemurmeltes "Meine Gute!" und sah zeitgleich, wie Cmdr. Endel zu ihrer eigenen Bestürzung den Senior Chief Petty Officer, der diese Bemerkung hatte fallen lassen, wütend ob der unangebrachten Verhaltensweise anfunkelte. Unter normalen Umständen, so sagte man sich auf der Endurance, war es für einen Unteroffizier eine ganz dämliche Sache, Cmdr. Endel in diszplinarischer Sicht in irgendeiner Art und Weise auf sich aufmerksam zu machen. "Die Alte" machte dem betreffenden Offizier so viel Feuer, dass dieser noch Wochen später davon zerrte, hieß es weiter. Doch in diesem Moment schien der Elan der grauhaarigen Frau, ihrem Ruf gerecht zu werden, in Anbetracht der Situation zu erschlaffen. Wieder war es die synthetische Stimme des Celegianers, der eigentlich telepathisch kommunizierte, der den Schrecken in Worte zu fassen hatte:

"Die Sensoren erfassen ein Trümmerfeld direkt voraus, Richtung sechs-drei-drei zu neun-zwei-fünf. Es sind eindeutig Trümmer, deren Zusammensetzung auf ein republikanisches Schiff schließen lassen. Sir, da mir kein weiteres republikanisches Schiff in diesem Sektor bekannt ist, muss davon ausgegangen werden, dass es sich um die Überreste der Dart handelt."

Bru-Th beneidete Jolorr um dessen natürliche Fähigkeit zur emotionalen Distanz, denn er selbst rang mit seiner gerade stark. Die Mannschaft des corellianischen Kanonenbootes bestand aus neunzig Männern und Frauen der verschiedensten Spezies. Es herrschte Frieden, oder zumindest glaubten dies viele. Wie also ließe sich das hier erklären, und zwar noch nicht einmal zwei Wochen, nachdem die Einheiten der Systemverteidigung von Bimmisaari zugeteilt worden waren? ... Captain Vooma ergriff als Erster das Wort, in seiner Stimme klang blanker Stahl mit:

"Was ist mit den zwei verbleibenden E-Wings? Spuren?"

Der taktische Offizier des umgebauten Sternenzerstörers ahmte mit seinem gliedmaßenlosen Körper eine Drehbewegung nach, die er als Entsprechung der humanoiden Geste des Kopfschüttelns einsetzte.

"Die Sensoren entdecken keine Spuren, Captain. Es besteht natürlich die Möglichkeit, aufgrund der geringeren Masse eines Sternenjägers, dass unsere Sensoren die Überreste noch nicht orten konnten."

"Oder aber die Sensoren finden keine zusätzlichen Trümmerteile, weil es keine gibt", unterbrach Bru-Th den T-O und wandte Captain Vooma das nachdenkliche Gesicht zu. "Die E-Wings sind sehr leistungsfähige Raumüberlegenheitsjäger. Es wäre denkbar, dass Sie der Falle, die offenbar die Dart ereilt hat, entkommen konnten. Obwohl sie laut Flugplan bis einschließlich achtzehnhundert Standardzeit eigentlich an der Korvette hätten festgemacht sein sollen."

Was auch immer hier geschehen sein mochte, mutmaßte Bru-Th, es musste die Besatzung der Dart überrascht haben. Ein Schiff dieser Klasse war schnell und gut genug bewaffnet, um sich auch hartnäckige Angreifer lange genug auf Abstand zu halten, damit es zumindest einen geordneten Rückzug hätte antreten können. Die Frage war also, warum Cmdr. Taggert gezwungen war, sich gegen die drei huttischen Schiffe der Ministrel-Klasse zur Wehr zu setzen. Halt! Er zwang sich selbst zum gründlicheren Nachdenken: Gegen die vermeintlich huttischen Schiffe der Ministrel-Klasse, revidierte er sich selbst, ungehalten darüber, dass er sich überhaupt mit derlei Überlegungen herumschlagen musste.

"Es muss jedoch nicht zwangsläufig so sein", merkte Captain Vooma unzufrieden an. "Bei einem direkten Treffer eines Sternenjägers, zum Beispiel durch einen Turbolaser aus nächster Nähe, würde von diesem nicht viel mehr als Staub zurückbleiben. Er verdampft einfach und man könnte nichts mehr detektieren."

Es ergab Sinn, dachte Bru-Th, doch zugleich hielt er Voomas These für nicht sonderlich wahrscheinlich, ebenso wie der Captain selbst, vermutete er, schließlich kannte er den störrischen Yinchorri nun doch schon ein Weile, und mit Dummheit war dieser nicht geschlagen. Bru-Th stellte seinen Gehstock eins weiter nach vorne und tat einen Schritt auf seinen Flaggkommandanten zu, bevor er überzeugend erklärte:

"Doch selbst dann hätte man zumindest ionische Rückstände der Reaktorexplosion empfangen müssen, und soweit ich das sehe, gibt es nur die Rückstände einer Explosion. ... Und ich spüre auch nichts",

erklärte er noch leiser, nur für Voomas Ohren bestimmt. Bru-Th leugnete nicht, dass er ein Meister der Jedi war, forcierte sogar in vielen Bereichen die Kooperation zwischen der Flotte und den Jedi, doch zugleich wusste er, dass man den Fähigkeiten der Jedi in einem gewissen, nicht rational zu erklärenden Sinne noch immer nicht vertraute. Fühlen, Spüren und Ähnliches, damit konnten nicht Machtbenutzer in der Regel einfach wenig anfangen, weil sie dieser Sinneseindrücke oft einfach nicht habhaft werden konnten. Entsprechend ging Bru-Th vorsichtig damit um.


[Saari Ha Sektor - System XJ-732 - bei der Position von CRK 'Dart' - Trägergeschwader 17 END 'Endurance' - Brücke] Com. Agoch, Cpt. Vooma, Cmdr. Endel, Mar. Sebolto
 
[Saari Ha Sektor - System XJ-732 - bei der Position von CRK 'Dart' - Trägergeschwader 17 END 'Endurance' - Brücke] Com. Agoch, Cpt. Vooma, Cmdr. Endel, Mar. Sebolto


Die ungerührte Miene, die Bru-Th neben dem taktischen Holo-Plot stehend zur Schau stellte, war nichts als eine wohl eingeübte Maske. Ob es daran lag, dass er seit fast zwei Wochen kaum noch die innere Ruhe zum Meditieren gefunden hatte oder der neuerliche Verlust von Menschen unter seinem Kommando ihn wieder an längst vermeintlich abgehakte Fehlentscheidungen erinnerte, der Blick auf die Trümmer des republikanischen Kanonenbootes Dart zerrte hart an seiner Selbstbeherrschung. Den Eltern der gefallenen Offiziere und Mannschaften erklären zu müssen, warum ihre Söhne und Töchter gefallen waren und wofür, stellte wohl eine der unliebsamsten Pflichten eines jeden Kommandanten dar. Doch was sollte er den fragenden Gesichtern jener Eltern antworten?

Bru-Th umklammerte seinen Gehstock so feste, dass sich seine Handknöchel unter der Haut weiß abzeichneten. Es mussten Antworten her, die dieses Desaster erklären konnten, und das schnell. Wenngleich er mit der Arbeit der Operationszentrale auf der Endurance in der Regel mehr als zufrieden war und sich die dort eingesetzten Analysten und Spezialisten durch ein gehöriges Maß an Kompetenz und Erfahrung auszeichneten, ging es ihm heute nicht schnell genug und er erkundigte sich bereits zum zweiten Mal danach, ob die Auswertung der noch laufenden Tiefenscans des gesamten Sternensystems nicht schon brauchbare Ergebnisse oder wenigstens eine Zwischenhypothese hergäbe, doch von Com. Vigga, der Leiterin der OPZ erhielt er nur den höflich formulierten Hinweis, sie in Ruhe ihre Arbeit machen zu lassen. Bru-Ths Miene drohte zu entgleisen, doch dann meldete sich Mar. Sebolto, der Befehlshaber der Jägerstreitkräfte von Trägergeschwader 17 und verschaffte dem hochgewachsenen Jedi die so dringend benötigte Ablenkung:


"Die Alarmrotten zwo und neun sind startbereit, Commodore. Ich habe Lt. Hanson und Lt. Bigbee eingetrichtert, dass sie sich besonders die Sprungpunkte der Haupttransitroute näher anschauen sollen. Wenn man von sowas hier überhaupt sprechen kann",

brummte der drahtige Dug in seine Barteln und bedeutete Bru-Th, dass er auf das Erteilen der Starterlaubnis wartete.

"OPZ wird die zusätzlichen Sensordaten sicherlich zu schätzen wissen. Und wenn wir dadurch auch nur ein wenig mehr Licht in ... die Sache bringen können, spendiere ich Hanson und Bigbee eine Flasche corellianischen Whiskey, ... eine von meinen."

Für einen Moment stahl sich ein Grinsen auf das Gesicht des CAGs, dann schob er das Mikrofon des Headsets vor seinen Mund und erteilte die entsprechenden Befehle. Auf der Brücke selbst hatte sich der erste Schock über den Verlust der Dart langsam gelegt. Die Trauer und auch der Zorn hingen über allen noch immer wie eine massive Glocke, entging Bru-Th nicht, doch es war gut zu sehen, dass diese Emotionen nicht in Lethargie und Ohnmacht mündeten, sondern dazu führten, dass sich ein jeder verstärkt in die Arbeit flüchtete, worum Bru-Th seine Untergebenen gerade beneidete.

Gut dreißig Minuten vergingen, ohne das sich sonderlich viel ereignete. Der Verband aus den vier Trägerschiffen flog mit etwa 30 MGLT weiter systemeinwärts und stand kurz davor abzubremsen, denn der Punkt, wo sich die Haupttrümmerwolke befand, war nicht mehr als einige Klicks entfernt und nun auch durch die optischen Sensoren in aller Detailgenauigkeit zu erkennen. Es waren die klassischen Schäden, die ein Raumkampf hinterließ, schoss es dem hochgewachsenen Corellianer durch den Kopf, während er noch einmal die Position der beiden Alarmrotten in Augenschein nahm. Bis jetzt jedoch hatten ...


"Sir, ... dürfte ich Sie einmal an die Sensorstation bitten?"

Bru-Th löste den Blick abrupt vom Holo-Plot und horchte auf. Irgendetwas war merkwürdig an der Art und Weise, wie Cpt. Vooma die Bitte formuliert hatte. Es klang zu vorsichtig, zu zurückhaltend. Der grüngeschuppte Yinchorri stand schon einige Zeit an der Station, bemerkte Bru-Th erst jetzt und gesellte sich schließlich dazu, wobei sein Gehstock die konzentrierte Stille der Brücke kaum zu unterbrechen vermochte.

"Also Captain, worum geht es?"

"Lt. Tills, bat mich vor einigen Minuten gebeten, mir etwas anzusehen. Er ... war sich nicht sicher, ob es überhaupt von Bedeutung sei und glaube jedenfalls, dass es nicht genug wäre, um Sie bereits damit zu behelligen. ... Doch den Rest sollte Ihnen der Lieutenant vielleicht selbst erzählen. Bitte ..."

Es war nicht das erste Mal, dass Lt. Tills auf diese Weise sich bemühte, seine Vermutung bzw. Beobachtung erst zu erhärten, bevor er sie wirklich meldete. Tills war gründlich und verfügte über eine hervorragende analytische Gabe, doch war bisweilen etwas zögerlich. Jedenfalls schien er es auf jeden Fall vermeiden zu wollen, seine Führungsoffiziere mit etwas zu stören, dass sich vielleicht als belanglos erwies. Das sprach für den jungen Mon Calamari.

"Commodore Agoch, ich führte gegen fünfzehn-zehn eine routinemäßige Abtastung des Trümmerfeldes durch und leitete die Ergebnisse dann an die OPZ weiter. Beim ersten Scan fiel mir nichts auf, doch ich wiederholte die Abtastung, um validere Daten zu bekommen. Das war gegen fünfzehn-fünfzehn. Als ich mir das Ergebnis anschaute, bemerkte ich an einem Punkt, etwa drei Komma acht Klicks voraus einen leicht veränderten Energiewert. Mit leicht verändert meine ich, dass es im Grunde eine Messtoleranz sein könnte."

"Eine Messtoleranz? ... Aber Sie entschlossen sich, es doch nicht für eine Messtoleranz zu halten. ... Was könnte diese Energiespitze ihrer Meinung nach also sein?"

Der junge Mon Calamari atmete einmal durch, schaute dann zu Captain Vooma hinüber, als warte er darauf, dass er ihn aufhalte, und erklärte schließlich, vielleicht eine Spur leiser:

"Nun, im Grunde ist dieser Ausschlag der Instrumente nichts, oder vielleicht ist es eine Stelle, an der die kosmische Hintergrundstrahlung besonders stark ist. ... Es könnte aber auch das Aufflammen einer Mikro-Steuerungsrakete sein, wie sie Rettungskapseln der Klasse IV benutzen."

Bru-Th kniff nachdenklich die Augen zusammen.

"Eine Rettungskapsel?"

"Vielleicht, Sir! Ich habe während meiner Zeit auf der Akademie mich im Zuge einer Seminararbeit mit den Rettungskapseln der Klasse IV näher befasst. Die Energiesignatur sieht sehr identisch aus."

Nun schaltete sich auch Captain Vooma ein.

"Die Frage, die hier im Raum steht, wenn der Lieutenant Recht hat, wäre, warum eine Rettungskapsel ihr Energieniveau so stark herunter fährt, das faktisch nur noch die Lagetriebwerke dann und wann zünden. Und eine Rettungskapsel haben wir bis jetzt noch nicht ausmachen können, wenngleich wir noch etwas zu weit entfernt sind, um dies mit Bestimmtheit sagen zu können. Und das alles vorausgesetzt, es ist wirklich eine Mikro-Steuerungsrakete."

"Wenn ich spekulieren müsste, würde ich sagen, die Rettungskapsel könnte beschädigt worden sein. Oder jemand hat das Niveau absichtlich so stark reduziert, vielleicht um einer Entdeckung zu entgehen."

"Durch die huttischen Piraten, Sir",

ergänzte Tills den Satz von ihm. Der Stolz, den der junge Sensoroffizier empfand, und zwar darüber, dass seine Idee nicht ganz abwegig war, nahm Bru-Th deutlich war und nickte Tills schließlich zu, bevor er sich wieder an Captain Vooma hielt.

"Halten Sie die Einschätzung von Mister Tills für plausibel, Captain?"

Vooma straffte sich ein Stück weit.

"Seine Schlussfolgerung macht Sinn. Es ist ja auch nicht so, als hätten wir bis jetzt einen besseren Ansatzpunkt, Sir."

Da hatte der Captain absolut Recht, dachte Bru-Th und bemerkte, wie er dem Captain der Endurance noch ein wenig mehr Respekt entgegenbrachte. Sich hinter seine Offiziere zu stellen war eine Tugend, der Bru-Th als Jedi Meister ganz und gar zustimmte. Die Rettungskapsel, oder was davon noch übrig war, befahl Bru-Th mit den Traktorstrahlern in Hangar H1 zu ziehen, um sie einer näheren Begutachtung zu unterziehen. Vielleicht kamen sie ja so des Rätsels Lösung einen Schritt näher.


[Saari Ha Sektor - System XJ-732 - bei der Position von CRK 'Dart' - Trägergeschwader 17 END 'Endurance' - Brücke] Com. Agoch, Cpt. Vooma, Cmdr. Endel, Mar. Sebolto
 
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[Saari Ha Sektor - System XJ-732 - bei der Position von CRK 'Dart' - Trägergeschwader 17 END 'Endurance' - Krankenstation] Com. Agoch, Cmdr. Taggert, Dr. Luun


Zügigen Schrittes, jedoch bemüht nicht hastig zu wirken, steuerte Bru-Th auf die Krankenstation der Endurance zu, Dr. Luuns Reich. Die Ereignisse in den vergangenen Stunden hatten sich förmlich überschlagen, und so nutzte der hochgewachsene Corellianer den Weg von der Brücke zu besagter Krankenstation, um auch in seine eigenen Gedanken etwas Klarheit zu bringen. Alarmrotte neun unter dem Kommando von Lt. Bigbee war es in der Tat durch mehrmaliges sensorisches Abtasten gelungen, am Austrittsvektor von Sprungpunkt Gamma Zwei die sich rasch zerstreuenden Signaturen von drei Hyperraumantrieben zu entdecken, die OPZ problemlos den Minstrel-Klasse Korvetten von Ubrikkian Industries zuordnen konnte. Soweit Bru-Th bekannt war, nutzten gut situierte Hutten diese Schiffsklasse sehr gerne als persönliche Luxusyachten.
Und schließlich die erbeutete Rettungskapsel, die sie vor weniger als zwanzig Minuten an Bord geholt hatten: Neugierde überwog seine Sicht auf diesen glücklichen Fund, doch angesichts der Tatsache, dass ausgerechnet Cmdr. Taggert, der Kommandant der Dart der einzige Überlebende dieses feigen Hinterhalts war, warf auch Fragen auf, die man einem Menschen so unmittelbar nach einem derart eingreifendem Erlebnis - und zwar aus persönlicher, wie beruflicher Sicht - gewöhnlich nicht stellen wollte. Doch genau deswegen war er zur Krankenstation unterwegs, um einen seiner höchsten Offiziere zu fragen, was bei den Monden von Naboo hier eigentlich schief gelaufen war und wen er dafür verantwortlich machen konnte. Und irgendeine unseelige Person würde dieses Vergnügen definitiv haben, konstatierte Bru-Th mit der Nüchternheit, mit der ein Lichtschwert eine Durastahltür durchtrennte.


"Wo ist der Commander?",

fragte Bru-Th den erstbesten Sanitäter, nachdem sich die gläserne Doppeltür der Krankenstation zischend hinter ihm geschlossen hatte und Pumpen sogleich wieder für einen leichten Unterdruck sorgten. Der Sanitäter, ein Chief Petty Officer mittleren Alters salutierte zackig und wies wortlos auf ein Separee im Intensivbereich der Krankenstation, aus dem Bru-Th bereits die sonore Stimme des ithorianischen Arztes hören konnte. Als dieser den Commodore nahen sah, kam er ihm entgegen, die Hände abwehrend erhoben, der Blick ernst.

"Sie müssen sich noch einen Moment gedulden. Der Patient hat schwere Erfrierungen und eine Kohlendioxidvergiftung zweiten Grades. Die Rettungskapsel hatte ein Leck, ... Sir",

ergänzte Dr. Luun gerade noch rechtzeitig, um sich nicht einer Respektlosigkeit schuldig zu machen, doch achtete Bru-Th auf derlei Dinge im Normalfall nicht übermäßig. Sein Blick wanderte am Hammerkopf des Doktors vorbei in Richtung Krankenbett, wo er einen Medi-Droiden dicht über dem unversehrt zu sein scheinenden Körper von Com. Taggert gebeugt sah.

"Ich verstehe, Doktor, und doch muss ich darauf bestehen, den Commander so schnell es geht zu befragen. Wir stehen am Rande eines größeren Zwischenfalls mit den Hutten und dieser Mann dort ist der einzige, der mir im Moment ein paar Fragen beantworten kann, anstatt weitere vor mir auf zu türmen."

Das Mienenspiel des Ithorianers wirkte unaufgeregt wie stets, doch spürte Bru-Th, dass der Doktor mit sich und seinen medizinisch-ethischen Grundsätzen rang. "Ein guter Arzt", speicherte Bru-Th unbewusst, dann brummte Dr. Luun nun deutlich ungehalten:

"Dann halten Sie die Unterredung aber kurz, nicht länger als fünf Minuten. Wenn Cmdr. Taggert an Lungenversagen oder einem Kreislaufkollaps stirbt, erhalten Sie auch keine Antworten."

Mit diesen Worten trat der Doktor zur Seite und Bru-Th an Taggerts Bett heran, jedoch ging der Hammerkopf nicht, sondern schien unter allen Umständen ein Auge auf seinen Patienten werfen zu wollen, um dessen Rechte zu vertreten. Commander Taggert selbst war bei vollem Bewusstsein, doch der Ausflug ins Halbvakuum ließ ihn aussehen wie einen fragilen Greis, der schon bei der leichtesten Berührung drohte zu Staub zu zerfallen. Dehydrierung. Zumindest Taggerts Augen wirkten aufmerksam, und so stand Bru-Th eine ganze Weile einfach neben dem Bett, während beide Männer sich stumm musterten.

"Wer hat die Dart angegriffen und zerstört?",

fragte er schließlich ohne Umschweife, nachdem er das Gefühl hatte, dass Taggert sich ausreichend gesammelt hatte, um das Gespräch zu führen. Doch war das überhaupt möglich, nachdem man Schiff und Crew verloren hatte und der Tod einem eine Art üblen Streich zu spielen schien, indem er einen Zwang, sich mannigfaltig, ja quasi unendlich mit der eigenen Unzulänglichkeit zu beschäftigen? Solchen oder ähnlichen Gedanken hing der Commander nach, das spürte Bru-Th nicht nur dank seiner Jedi-Sinne. Taggerts Antwort war nicht mehr als ein heiseres Wispern, als riebe man zwei trockene Blätter aneinander:

"Die Hutten, Sir ... die verdammten Hutten."

Das Sprechen kostete dem Ex-Kommandanten der Dart sichtlich Kraft, doch einmal angestochen, flossen die Worte nur so aus ihm heraus.

"Die waren mit gefälschten Transpondercodes unterwegs und gaben sich als Handelsskipper aus, die eine spezielle Klientel zu bedienen hatten." Es folgten einige Atemzüge Stille, die nur von dem Zorn überdeckt wurde, der den Commander bei den Gedanken an die Ereignisse zu überrollen schien. "Und dann, als wir das Possenspiel endlich durchschaut hatten, waren die schon auf Kernschussweite auf gekommen. Mein XO meinte, es wäre das Wappen von, von ... ach, von so einem Huttenclan auf der Hülle zu sehen gewesen. Jedoch erst mit den Nahbereichssensoren zu erfassen."

"Ich verstehe, Commander",

erwiderte Bru-Th nur, als er aus den Augenwinkeln mitbekam, wie ein Ortungsgast von der Brücke die Krankenstation betrat, jedoch an Dr. Luuns Posten nicht vorbei kam. Mit einer knappen Bewegung bedeutete er dem Mon Calamari, sich noch einen Moment zu gedulden. Wieder an Taggert gewandt, erklärte er bemüht sachlich:

"Wir haben bereits die Ortung aufgenommen. Dieser unprovozierte Angriff auf ein Schiff der Republik wird nicht konsequenzenlos bleiben, darauf haben Sie mein Wort."

Einen Moment war Bru-Th versucht dem Commander ein aufmunterndes Lächeln zu schenken, doch bis eine formale Untersuchung nicht abgeschlossen war, wollte er Taggert nicht von aller Schuld an diesem Desaster freisprechen. Zu chaotisch waren die Zustände an Bord der Dart, um sich nicht zu fragen, ob die Situation wirklich so unausweichlich war, wie der Commander ganz zweifelsfrei glaubte. Eine List oder auch auch nur die Versuchung einer solchen spürte Bru-Th nämlich nicht. Was er jetzt hatte, war eine Fährte und das doppelte Indiz, dass die Hutten hinter der Zerstörung der Dart steckten. Das war eine Antwort, aber keine, die dem hochgewachsenen Corellianer schmeckte, dachte man sie zu Ende. Mit diesen Gedanken trat er einige Schritte vom Bett zurück, beorderte den Gasten an seine Seite und forderte ihn nonverbal auf, Bericht zu erstatten:

"Sir, Meldung von der Brücke: Die Stormspike und die Gaunlet sind im System eingetroffen und auch die Kraken soll in zwei Stunden am Rendezvous-Punkt sein. Alle Schiffe und Stationen melden Bereitschaft."

Mit einem Nicken nahm Bru-Th die Meldung zur Kenntnis, verlagerte ein wenig mehr Gewicht auf sein gesundes Bein und machte sich langsam auf den Weg in Richtung Turbolift. Während er dahin kroch, rasten seine Gedanken, wenn auch noch ungelenk, sodass er nur wirsch kommentierte:

"Gut, gut ... sagen Sie Captain Vooma, dass ich unterwegs bin. Gehen Sie ruhig voraus, Ensign, ich brauch noch ein, zwei Minuten!"


[Saari Ha Sektor - System XJ-732 - bei der Position von CRK 'Dart' - Trägergeschwader 17 END 'Endurance' - Turbolift zur Brücke] Com. Agoch
 
[Saari Ha Sektor - System XJ-732 - bei der Position von CRK 'Dart' - Trägergeschwader 17 END 'Endurance' - Brücke] Com. Agoch, Cpt. Vooma, Cmdr. Endel, Mar. Sebolto


Auf der Brücke der Endurance wurde gearbeitet, und zwar mit Hochdruck und jener Effizienz, die nur gut ausgebildete Spezialisten und Offiziere wirklich verinnerlicht hatten. Und obwohl Bru-Th fast auf die Brücke schlich, bemerkte der wachhabende Marineinfanterist ihn augenblicklich und straffte noch ein wenig mehr die Schultern, bevor er mit der Bootsmannpfeife die Anwesenheit des Flaggkommandanten auf der Brücke verkündete. Bru-Th nickte dem Chief Petty Officer zu, doch rollte innerlich mit den Augen. Ein unnötiges Ritual, wie er fand, doch Tradition gab Halt, besonders in Krisenzeiten. Und auf eine solche Krise steuerten sie mit Volldampf zu.

Bereits vor sechs Stunden hatte der hochgewachsene Corellianer die Kanonenboote von ihrer Patrouille im Saari Ha Sektor zurück beordert, zum Teil wegen der latenten Gefahr, in weitere, gut ausgeklügelte Fallen zu stolpern, zum Teil jedoch auch wegen dem, was ihm in Bezug auf die Zerstörung der Dart vorschwebte. "Wird ja auch Zeit, dass ich meinen Arsch in der Hose endlich wieder finde", dachte Bru-Th halblaut und arbeitete sich mit Hilfe des Gehstocks langsam zu der ihm angestammten Position auf der Flaggbrücke, direkt hinter dem Sicherheitsgeländer vor. Die Spannung ob seiner Reaktion war fast spürbar, und wurde nur durch die blanke Professionalität der Anwesenden im Zaun gehalten, und so kam es Bru-Th wenig verwunderlich vor, dass er recht schnell die ungeteilte Aufmerksamkeit aller Offiziere hatte, als er sich mit dem so charakteristischem, "So ... ", gut vernehmlich räusperte.

"Die Gerüchte, die vermutlich schon mehr als einmal die Runde gemacht haben, möchte ich nicht näher kommentieren, doch in meinen Augen gibt es den begründeten Verdacht, ich betone Verdacht, dass die Hutten bzw. ein einzelner Clan etwas mit der Zerstörung der Dart zutun haben."

Im Allgemeinen war das auch die Essenz der Gerüchte, jedoch waren selbige mit allerlei kreativem Beiwerk versehen, das selbst Bru-Th ein Schmunzeln abgerungen hatte. Er hätte zu gern die Person gesprochen, die auf die Idee gekommen war, dass alles könne der Teil einer groß angelegten Verschwörung der Sith sein, welche die Hutten als Handlanger benutzten.

"Das macht die Situation um einiges komplizierter, weswegen wir vorsichtig vorgehen und unser Handeln von Umsicht leiten müssen", sprach nun der Jedi-Meister aus ihm.

"Captain, machen Sie das Schiff wieder sprungbereit. Die gesamte Trägergruppe kehrt nach Bimmisaari zurück. Hier gibt es nichts mehr zu tun, und ich möchte die Bimms nicht mehr beunruhigen als notwendig. Die Endurance ist ein Ordnungsfaktor in dieser Region des Mid Rims und der Sicherheit des Planeten verpflichtet. ... Sie haben auch das Kommando."

Captain Vooma wirkte leicht überrascht, brachte seine Miene jedoch blitzschnell wieder unter Kontrolle.

"Und als stellvertretender Befehlshaber setzen Sie bitte vor Ort auch das Verteidigungsministerium und den zuständigen Vorsitzenden Gwindal über die Ereignisse in Kenntnis."

"Verstanden, Sir! ... Und die Hutten-Schiffe?"

Dass der grüngeschuppte Captain der Endurance wieder 'heim' fliegen würde, davon hatte Bru-Th ihn schon vor etwa einer halben Stunde informiert, doch da sich die Ereignisse so überschlagen hatten, überrumpelte er auch mit seinem Vorgehen seinen Flaggkommandanten in mehrerer Hinsicht, was unter gewöhnlichen Umständen kein guter Ton war. Doch für Zögern oder Zauderei war jetzt nicht die Zeit, schließlich galt es die Angreifer zur Rechenschaft zu ziehen, ob dies jetzt Mörder im Auftrag der Hutten waren oder nicht.

"Ein gutes Stichwort, Captain! Ich beabsichtige meinen Stab temporär auf die Gauntlet zu verlegen, um die Aufklärung dieses Angriffs persönlich zu leiten."

Commander Endel straffte sich und legte nachdenklich den Finger auf die Lippen:

"Die Gaunlet hat doch nicht einmal eine Flaggbrücke, ganz zu schweigen von den räumlichen Kapazitäten, um einen kompletten Stab aufzunehmen, Sir. Und dann Ihre Sicherheit! Dort draußen befindet sich ein Angreifer, der es offenbar mit Kanonenbooten gut aufnehmen kann, Commodore."

Die Besorgnis in der Stimme der XO war deutlich herauszulesen und ging weit über opportunistisches Gehabe hinaus. Bru-Ths Lippen formten ein schwaches Grinsen, bevor er fast lapidar verbesserte:

"Und deswegen nehme ich auch die Stormspike, die Kraken und für alles Übrige mein Lichtschwert mit, Commander." Zumindest ein wenig löste sich die Anspannung auf der Brücke und dem ein oder anderen Unteroffizier huschte sogar der Anflug eines Lächelns über das Gesicht. "Ich verstehe Ihre Besorgnis, doch die Angelegenheit ist zu heikel, um über meine persönlichen Belange zu streiten."

An Marshal Sebolto adressiert, der unschlüssig an seiner Fliegerbrille herum spielte, einem eigenwilligen Relikt von Seboltos Pilotenlaufbahn, fügte Bru-Th hinzu:

"Marshal, und machen Sie bitte das Halbgeschwader B-Wings marschbereit. Laden Sie Torpedos und füllen Sie jeden freien Kubikzoll im Gepäckfach mit Nahrungsvorräten. Ihre Jungs werden lange in den Maschinen sitzen müssen."

"Jou, wird gemacht! Ist nicht schön, in seinen Flightsuit schiffen zu müssen, doch wenn meine Jungs beim Erledigen dieser Huttenärsche in erster Reihe mitmischen können, ist es das mehr als wert. ... Verdammt, ich würd mein linkes Ei geben, wenn ich selbst jetzt da mit raus dürfte, Commodore",

tönte Sebolto in der ihm eigentümlich Art. Vooma brummte etwas Unverständliches, wie immer, wenn Sebolto wieder seine 'hohe Herkunft' sprachlich zum Besten gab. Endel schmunzelte und so mancher fragte sich gedanklich, warum der auf seinen Händen laufende Dug sich einen derartigen Ton herausnehmen durfte, ohne auch nur dafür gerügt zu werden.

"Und ich wäre gerne Ihr Flügelmann, Mister Sebolto. Meine Damen und Herren, Sie haben Ihre Befehle. Gute Reise und wünschen Sie uns Erfolg! Ich transistiere in etwa zwanzig Minuten hinüber auf die Gauntlet, halten Sie das im Logbuch fest, Lt. Pakka."

Es war Zeit die Koffer zu packen und noch ein andere Kleinigkeit zu erledigen, die er schon viel zu lange unerledigt gelassen hatte.


[Saari Ha Sektor - System XJ-732 - bei der Position von CRK 'Dart' - Trägergeschwader 17 END 'Endurance' - Brücke] Com. Agoch, Cpt. Vooma, Cmdr. Endel, Mar. Sebolto, Lt. Pakka
 
[ooc: Der Beitrag ist den die Figur noch betreffenden Geschehnissen auf Coruscant zeitlich nachgelagert.]

[Saari Ha Sektor - System XJ-732 – Republikanisches Shuttle] Levice Vajetsi ; NPC

Im Weltraum folgte die Zeit ihren eigenen Gesetzen. Die letzten 72 Stunden an Bord eines republikanischen Shuttles hätten ausreichen sollen, um mit dessen Crew ein wenig bekannter zu werden. Aber die Lesser Lantillian Route erstreckte sich bis weit hinter den Halla Sektor und die bisher zurückgelegte Distanz war nur ein Teil des Weges, den das Schiff noch vor sich hatte. Wer darauf eingestellt war, lange Reisen zurückzulegen, maß einem Zeitfenster von drei Tagen geringe Bedeutung zu. ‘Und doch können so wenige Tage auch quälend langsam vergehen. Levice tastete dem Gedanken folgend mit den Fingerspitzen ihren rechten Arm ab und ließ die Hand dann wieder sinken. Die Bewegung war zur lästigen Gewohnheit geworden, auch wenn sie längst keine Schmerzen mehr verspürte. Mehrere Wochen hatte es gedauert, bis der Arzt sie von jeglichen Einschränkungen freigesprochen hatte. In der Zwischenzeit hatte sie sich kaum bewegen können. ‘Zumindest nicht so, wie es hätte sein sollen. Wie auch.‘ Ihr linker Arm war kompliziert gebrochen gewesen und der umgekippte, lädierte Kübel gefüllt mit einer Flüssigkeit, die in dem alten Lagerhaus einst bei der Herstellung von Medikamenten verwendet wurde, hatte Teile der Haut ihres rechten Beins angegriffen. Es war sehr schnell gegangen und –
Levice schloss kurz die Augen und schob die Erinnerung beiseite. Sie würde sie zweifelsohne zu gegebener Zeit erneut quälen, bis dahin musste sie sich gedulden.
Die Verletzung hatte dafür gesorgt, dass sie für längere Zeit an die ohnehin schon überfüllte medizinische Einrichtung des Jedi-Tempels gefesselt war. Ein Ort, an dem sie es bevorzugt hätte, selbst etwas beizutragen, als eine zusätzliche Bürde sein zu müssen. Geriet man einmal in die Fänge dieser Station, entkam man ihren Klauen nur mit viel Mühe und Geduld. Die Heiler und Ärzte waren noch immer unterbesetzt. Und Notfälle hatten immer Vorrang. Ein solcher war Levice schon nach ihrer Erstversorgung auf dem Weg zum Tempel kaum mehr gewesen.
Es waren auch damals drei Tage vergangen und Levice war des Wartens schnell überdrüssig gewesen. Sie hatte gedanklich ein Dutzend Möglichkeiten gefunden, wie sie die Situation im Lagerhaus hätte lösen können und in der Iktotchi-Jedi, die aufgrund einer viel schlimmeren Verletzung das schmale Bett neben ihrem belegte, eine Gefährtin gefunden, die ihren sarkastischen Sinn für Humor teilte und die Zeit erträglich gemacht hatte.

Dann hatte die Padawan die Nachricht erhalten, die dafür sorgte, dass sie ihre übrige Zeit auf Coruscant in Quarantäne auf einer Orbitalstation verbracht hatte. Eine weitere Erfahrung, die Levice nicht mit Wohlwollen bedenken konnte.
Der Pilot ließ das Shuttle mit einer Präzision in die Andockvorrichtung gleiten, die nicht erahnen ließ, dass er sich kurz vor dem Ende seiner an einem Stück zulässigen Flugzeit befand. Routine ließ sich selten von Erschöpfung beeinträchtigen, wenn in seinem Fall von Müdigkeit überhaupt die Rede sein konnte. Für die Besatzung, da konnte sie sich nichts wohlmeinenderes einreden, hatte sie nichts als einen Umweg und damit eine unwillkommene Belastung bedeutet. Beide Seiten waren froh, dass die letzten drei Tage nun vorüber waren und sie ihrer jeweiligen Wege gehen konnten.
Die Schleuse tat ihre Arbeit und sobald der Druckausgleich hergestellt war, wandte sich Levice über den Kommunikator an das Cockpit. »Öffne die Luke.« Mit der erwarteten Bestätigung betätigte Levice das seitliche Kontrollfeld und die Luke legte den Weg in die Schleuse frei, die ihr einen temporären Überweg zu dem Corellianischen Kanonenboot ermöglichte. Sie zog den Reißverschluss ihres schwarzen Overalls vollständig hoch und korrigierte den Sitz der schmalen Umhängetasche, die sie über die linke Schulter trug. Ihr Haar war zurückgebunden und inzwischen so weit gewachsen, dass keine ihrer Strähnen weiterhin ein missliches Eigenleben führen konnte. Sie machte sich auf den Weg.

Levice hatte beinahe gehofft, die Person zu kennen, die sie am anderen Ende erwartete, aber belächelte sich selbst, als ihre irrationale Hoffnung enttäuscht wurde. Zu kurz war ihre Zeit in der Flotte gewesen, zu wenige Mitglieder hatte sie überhaupt kennengelernt – und wie wahrscheinlich war es, dass sie hier jemanden wiedertraf, den sie kannte? Ein flüchtiger Gedanke galt Zarn Kartyn, dem geistreichen Nautolaner, dessen Bekanntschaft sie auf Wukkar gemacht hatte und den sie auf der Endurance zuletzt gesehen hatte. Als sie sich vor weniger als einer Stunde im Normalraum dem Geschwader genähert hatten, war Levice an eines der Sichtfenster getreten. Aus der Entfernung hatte sie das gewaltige Trägerschiff im Profil liegen sehen. Sehr viel näher hatten sie eine seiner kleineren Quasarfeuer-Schwestern passiert, die in schlichter Eleganz ihren Raum beanspruchten. Die Gauntlet hatte trotz ihrer klobigen Optik, die ihrem Namen alle Ehre machte, im Vergleich beinahe zierlich gewirkt. Doch wie die meisten Raumschiffe erschien auch das Kanonenboot viel größer als erwartet, sobald man sich in seinem Inneren befand. Besonders dann, wenn man für gewöhnlich seine Zeit auf einer Planetenoberfläche verbringt, sodass man es eigentlich nicht gewohnt ist, seinen Lebensraum in Längeneinheiten zu messen.‘

Ein Mensch nahm sie schließlich in Empfang. Sie nahm die Hand des Mannes, der so alt sein mochte, wie sie und war zufrieden, als ihr Arm nicht schmerzte, als sie freundlich zudrückte. »Ich danke Ihnen, Ensign.« antwortete sie mit einem raschen Blick auf dessen Abzeichen auf seinen Willkommengruß. Er wandte sich um und sie kam seiner Bitte nach, ihm zu folgen.
Sie hatte das Schiff im hinteren Bereich des mittleren Decks betreten, welches als einziges vom Maschinenraum bis zur Front reichte und dort unterhalb der Brücke verlief. Als augenscheinlich einzige Zivilistin an Board fühlte sie sich seltsam fremd, auch wenn dieser Zustand nur streng formal betrachtet zutraf. ‘Dann wiederum..‘ kam ihr ein Gedanke. Ebenso gut konnte sie sich die wenigen Vorteile dieser Tatsache zunutze machen.
»Wie kommt es, dass sich der Commodore hier befindet?« richtete sie ihre erste neugierige Frage an den Rücken des rasch voranschreitenden Mannes. Dieser zögerte kurz, bevor er schließlich antwortete.
»Er ist erst seit Kurzem hier. Sein gesamter Stab wird gegenwärtig auf die Gauntlet verlegt.« Das war zweifelsohne eine Möglichkeit, ihre Frage nicht zu beantworten und trotzdem war die Erwiderung überraschend.
»Ich verstehe. Das ist unerwartet. Wie kam es dazu?« fragte sie frei heraus weiter, doch wartete nicht auf eine Antwort. »Es klingt, als sei es zu unpraktisch, von der Endurance aus zu agieren. Oder es ist ihm nicht nah genug an der Sache dran.« Sie wünschte, sie hätte den Mann, der einst ihr Meister war, besser gekannt, um beurteilen zu können, ob die Entscheidung seinem Wesen entsprach.
»Ich fürchte -« begann der Ensign. »Wahrscheinlich ist es doch charakteristisch für ihn.« unterbrach Levice ein weiteres Mal seine entschuldigende, aber beinahe gereizte Antwort nachdenklich. Bru-Th Agoch hatte allein durch seinen Beitritt bei der Flotte die Konfrontation an unter Umständen vorderster Front gewählt. Nicht, dass er als Jedi dort nicht hätte operieren können. Doch Levice verstand langsam, warum er sich in diese inzwischen sehr einflussreiche Position begeben hatte. Sie erinnerte sich an ihr erstes Gespräch vor so vielen Monaten und auch an ihre eigene, instinktiv ablehnende Haltung seiner Wahl gegenüber. Im Kern hatte sich ihre Ansicht nicht verändert, aber sie hatte erkannt, dass die Dinge komplizierter waren, als sie auf einen Außenstehenden den Eindruck machten. ‘Keinen Außenstehenden. Eine Padawan, die die meiste Zeit ihrer Ausbildung in Frieden auf Lianna verbracht hat.‘ dachte sie frei von jeder Bewertung ihrer Vergangenheit.
Der Ensign schwieg inzwischen und schien seine ohnehin ausgreifenden Schritte ein wenig beschleunigt zu haben, bevor er abrupt in einen ungewöhnlich platzsparenden Turbolift wechselte. Sie folgte ihm und für einen Moment standen sie schweigend nebeneinander.
»Was passiert hier, dass Commodore Agoch es sich aus nächster Nähe ansehen möchte?« konkretisierte sie ihre Frage schließlich ein weiteres Mal. Ihr Tonfall entbot alle Höflichkeit, aber sie rechnete kaum mit einer aussagekräftigen Antwort. Es dauerte die Zeitspanne, ihre Frage zu äußern, bis der Lift seinen Weg zurückgelegt hatte. Die Tür glitt leise zur Seite.

Levice spürte die auf einen kurzen Schreck folgende Erleichterung, die den Fähnrich umgab, obgleich sie es sich längst nicht zur Gewohnheit gemacht hatte, aktiv auf die Macht zurückzugreifen. Vielleicht traf es sie daher selbst unvorbereitet, dass die Lifttür den hochgewachsenen Corellianer preisgab, wegen dem sie zwei Wochen in Quarantäne gesessen und zweiundsiebzig Stunden in Transit verbracht hatte. Im nächsten Moment fing sie sich wieder, während der Fähnrich unwillkürlich Haltung annahm und salutierte.
»Sir, die Jedi Vajetsi ist soeben eingetroffen.« meldete er. ‘Die Jedi.‘ wiederholte Levice in Gedanken und ein zu gleichen Teilen amüsiertes und bedauerndes Lächeln kräuselte sich in ihrer Machtsignatur. ‘Noch nicht, aber mehr als beim letzten Mal.‘
Von den unterschiedlichen Rollen, die sie bekleidete, war die einer Jedi spätestens aufgrund der Deklaration ihres Begleiters die naheliegendste, sodass sie der Etikette mit einer respektvollen Verbeugung genüge tat.
»Meister Agoch.« Es mochte lange her sein, seit sich jemand unter Verwendung dieses Titels an ihn gewandt hatte. ‘Ich habe entschlossen, Euch persönlich abzuholen.‘ hätte sie sagen wollen, da es seine Worte gewesen waren, als sie sich voneinander verabschiedet hatten. Doch die Umstände waren anderer Natur. Auch hätte sie auf den Kristall verweisen können, wegen dem sie Coruscant ursprünglich besucht hatte. Aber sie würde das machtgegebene Gestein nicht dazu missbrauchen, um dem Anflug von Missmut nachzugeben, den sie empfunden hatte, seit sie das Angebot erhalten hatte, hierher zurückzukehren. ‘Außerdem hast du es selbst angenommen.‘ Und sie konnte nicht leugnen, dass sie damit nicht gezögert hatte.
»Ich hatte erwartet, Euch auf der Endurance zu treffen. Aber Corellianische Ingenieurskunst ist zweifelsohne ebenfalls nicht zu verachten.«

[Saari Ha Sektor - Hyperraum - 105. Korvettengeschwader - 'Gauntlet' – Deck 2 - Turbolift]
 
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[Saari Ha Sektor - System XJ-732 - Nahe Sprungpunkt Gamma - 105. Korvettengeschwader CRK 'Gauntlet' - Brücke] Com. Agoch, Cmdr. Jassano, Lt. Pakka


Die Gauntlet war ein gutes Schiff entschied Bru-Th ganz einfach, während er die Stelle des Brückenschotts, an der er sich nur Sekunden zuvor den Kopf gestoßen hatte, noch einmal inspizierte. Er hoffte zumindest, dass sie ein gutes Schiff war, denn das Alter der Korvette musste man langsam in Jahrzehnten messen und die aktuelle Crew war auch nicht gerade das, was man 'Elite der Flotte' bezeichnen konnte. So blieb ihm also nur zu hoffen, dass diese krude Kombination dem gewachsen war, was sie hinter dem Horizont erwartete.

"Haben den Sprungpunkt Gamma fast erreicht, Sir ... der Hyperraumantrieb ... lädt sich noch auf",

gab der Steuermann des Kanonenbootes, ein noch jugendhaft wirkender Ensign, pflichtschuldig zu Protokoll, und ihm musste aus Bru-Ths Sicht positiv angerechnet werden, dass ihn die technische Verzögerung von allen Umstehenden noch mit am meisten beschämte. Commander Jassano schien dies wenig aus zu machen oder aber seine thissipianische Gelassenheit bügelte diese Scharte einfach mit vermeintlicher Nichtbeachtung aus. "Hier gibt es wirklich viel Arbeit zu tun. Ich sollte Caren dem Commander mal vor die Nase setzen", dachte er halb belustigt, halb alarmiert, doch zeigte sich nach außen hin unbeeindruckt.

"Ist unser 'Gast' an Bord und hat das republikanische Shuttle soweit wieder abgedockt, dass wir gefahrlos springen können, Ensign?"

"Ja, Sir!"

"Na immerhin!", raunte er gedanklich und nahm sich vor, bei all seinen Überlegungen lieber von einem geringeren Standard in Ausbildungsfragen auszugehen, als er sogar ursprünglich angenommen hatte. Vor etwas weniger als einer Stunde war die Endurance mit dem Trägergeschwader aus dem System gesprungen und jetzt wurde es Zeit, dass auch sie sich endlich auf die Verfolgung der flüchtigen Schiffe konzentrieren konnten. Bru-Th stellte sich hinter den Steuermann und legte dem jungen Offizier aufmunternd eine Hand auf die Schulter, das Zeichen, dass er den Sprung einleiten konnte.

Das Schiff selbst war nicht nur alt, es war auch sehr beengt. Seine vollmundige Ankündigung, dass er seinen gesamten Stab mitnehmen würde, hatte er nur alsbald auf Drängen von Cmdr. Jassano revidieren müssen, da es für zwanzig zusätzliche Offiziere und Mitarbeiter schlicht keinen Platz auf der Gauntlet gab. Geblieben waren ihm seine Adjutantin, Lt. Pakka, sein persönlicher Stewart, Mister Langdon und ein Lieutenant Colonel vom Sternenjägerkorps, der sich um die detachierten B-Wing Staffeln kümmerte.

"Signal an die Schwesterschiffe und unsere Eskorte: Hyperraumsprung jetzt einleiten",

befahl Cmdr. Jassano schließlich und kurz darauf machte die altersschwache Korvette den Sprung durch die Lichtmauer mit einer Selbstverständlichkeit, die Bru-Th durchaus Respekt abnötigte. Wenige Minuten später öffnete sich das Sicherheitsschott der Brücke abermals. Zwei Personen schritten hindurch, ein ziemlich gehetzt und erleichtert zugleich wirkender Ensign und eine Padawan-Schülerin, an dessen Unschuld Bru-Th keinen Moment zweifelte. Levice Vajetsi, stellte der junge Ensign seine Begleitung vor und wartete förmlich auf das erlösende Nicken, was ihn von seiner Pflicht entband. Bru-Th gewährte es ihm freizügig.

"Danke, Ensign! Sie können wegtreten!"

Den Gehstock in der linken Hand, ging Bru-Th einige Schritte auf seine Padawanschülerin zu und musterte sie fast automatisch. Das Haar zurück gebunden, ein schlichter Overall und obwohl der Blick erwartungsvoll war, kam sie ihm ... nun ja, abgekämpft vor, vielleicht auch eine Spur hagerer. Oder war das Einbildung? Es war auch bestenfalls eine Art Beigeschmack, denn in erster Linie war der hochgewachsene Corellianer froh, dass Levice seinem Ruf so rasch und bedingungslos gefolgt war. Und doch schwang in ihrer Begrüßung Distanziertheit mit, wenn auch nur ein wenig. Bru-Th hob eine Augenbraue.

"Und ich warte jeden Tag darauf, dass mein Bart anfängt sich grau zu färben, tut er jedoch auch nicht",

erwiderte er so trocken und regungslos, dass er den Jedi-Statuen vor dem großen Tempel auf Coruscant alle Ehre gemacht hätte. Zwei, drei Momente lang hielt er diese Scharade noch aufrecht, dann umspielte sein charakteristisch, corellianisches Grinsen seine Züge. Er nahm beide Hände der jungen Frau, umschloss sie mit den Seinen und sagte auf mehr als einer Ebene:

"Gut, dass du wieder hier bist, Levice!"

Einen Moment verweilten sie so, dann wurde Bru-Ths Blick wieder ernster, und das aus aktuellem Anlass, den Levices kecke Begrüßung schließlich aufgriff. Mit einladender Geste deutete der Jedi Meister auf das geöffnete Schott und den dahinter liegenden Turbolift. Es war offensichtlich, dass er für das folgenden Gespräch eine abgeschiedenere Lokalität bevorzugte. An den Kommandanten der Gaunlet gerichtet, befahl er sehr direkt:

"Ich begebe mich in den Konferenzraum, Commander. Beginnen Sie mit der angesetzten Bereitschaftsübung ruhig ohne mich. Lt. Pakka stellen Sie bitte die Ablaufprotokolle zur Verfügung. Sie wird sie an mich weiterleiten und Ihre persönlichen Beobachtungen dem hinzufügen. ... Und wir benötigen eine Uniform für Ensign Vajetsi. Sie wird meinem Stab zugeteilt."

Es war kein Zufall, dass Bru-Th so öffentlich erklärte, in welcher Rolle Levice begegnet werden sollte, denn wo auf einem großen Schiff, wie der Endurance eine einzelne, fremde Seele keinen Unterschied machte, stellte eine solche Person auf einem beengten Schiff, wie der Gauntlet durchaus einen Reibungspunkt dar. Und Reibung gab es auf diesem Schiff wahrlich genug. Jassano salutierte und bestätigte den Befehl, dann war auch der Turbolift gekommen und wurde von Bru-Th auf die kurze Reise Richtung Deck 03 geschickt.

"Ich mach es kurz, Padawan! ... Die Dart wurde zerstört, vermutlich von den Hutten. Wir verfolgen sie, um die Übeltäter zu inhaftieren." Er zögerte kurz, sein Blick glitt in die Ferne. "Mein Gefühl sagt mir, dass ich dich brauchen werde, deswegen bist du hier." Schließlich sah er Levice wieder an, es war ein durchbohrender Blick, der nur Wahrheit zutage förderte. "Doch wie geht es dir? Du warst lange auf Coruscant ... und ... ."

Die Frage nach ihrem Zustand ließ Bru-Th unausgesprochen, denn es war zweifelsohne eine Menge, was seine Schülerin ihm zu berichten haben würde. Dabei war die Frage, ob Levice einen Lichtschwertkristall hatte finden können für Bru-Th im Moment absolut zweitrangig.


[Saari Ha Sektor - Hyperraum - 105. Korvettengeschwader CRK 'Gauntlet' - Turbolift] Bru-Th Agoch, Levice Vajetsi
 
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[Saari Ha Sektor - Hyperraum - 105. Korvettengeschwader CRK 'Gauntlet' - Brücke]

Für den Bruchteil eines Augenblicks war Levice sich nicht länger sicher, ob sie dieselbe Person vor sich hatte wie noch vor einigen Monaten. Dann nahm sie den Schalk nicht nur in der Machtsignatur des älteren Jedi wahr, sein Humor fand sich auch in der oft so ernsten Mimik des Corellianers wieder, als sich ein amüsiertes Grinsen Bahn brach. Unwillkürlich spiegelte sie den Ausdruck und war sich mit einem Mal sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, als er ihre Hände ergriff und sie ehrlich willkommen hieß. Sie nickte und murmelte seltsam betreten eine Antwort, bevor der Jedi-Meister sich umwandte und den Kommandanten der Gauntlet instruierte. Wie es ihm gelang, sie auf so herzliche Weise zu begrüßen und zur selben Zeit eine Rolle beizubehalten, die immer auch nach einer gewissen Distanz verlangte, vermochte sie nicht zu erklären. ‘Dann wiederum ist es in seinen Augen wohl weniger eine bloße Rolle.‘ mutmaßte sie und wurde hellhörig, als sie ihren Namen vernahm. Ensign Vajetsi. Ihre Lippen verzogen sich zu einem zwiegespaltenen Lächeln. Vor Wukkar hätte sie nicht einmal geglaubt, an der Arbeit, die nun wieder auf sie wartete, Freude zu haben. Dennoch war die Aussicht, lediglich als Jedi-Lehrling einen Platz an Bord zu finden, so verführerisch gewesen, dass sie unbewusst darauf gehofft hatte. Und sie hatte sich an ihren Overall gewöhnt, auch wenn ihr das Kleidungsstück ein wenig zu weit geworden war. Die Betrachtungsweise bestimmte wie so häufig die subjektive Realität. Sie hatte gelernt, dass eine Tätigkeit in der Flotte erfüllend sein konnte, die Pflichten nicht nur Routine. Zugleich war sie aber auch ausfüllend, geradezu einnehmend. ‘Zumal ich durch die Zeit auf Coruscant schon hinterherhänge. Daran haben auch die zwei Wochen Quarantäne nur wenig geändert.‘ Schließlich machte nicht bloß die Beherrschung der Macht und des Lichtschwertes einen Jedi aus. Levice dachte an die gewaltige Datenmenge Text, die auf ihrem ‘Pad auf die Aufmerksamkeit eines emsigen Lesers wartete und von ihr derzeit mit Missachtung gestraft wurde. Aber es war ihr schon einmal gelungen, beiden Aufgaben zugleich gerecht zu werden.

Ihre Beine trugen sie in den Turbolift und sie lauschte der knappen Schilderung des Jedi-Meisters. Levice nickte langsam. Die Hutten befanden sich in unmittelbarer Nachbarschaft. Sie mussten nicht weit reisen, um in dieser Gegend auf Beutezug zu gehen.
Die Padawan legte die Stirn in Falten, als der Jedi die Vermutung äußerte, dass ihre Anwesenheit gebraucht werden könnte. Was, wenn dieses unzweifelhaft von der Macht abgeleitete Gefühl ausgeblieben wäre, hätte dann kein Grund für sie bestanden, hierher zu kommen? Sie schnitt den gedanklichen Faden ab, ihre Überlegungen neigten oft genug dazu, sich in ihren eigenen Verästelungen zu verirren und sie auf irrige Wege zu führen. »Mir geht es gut, denke ich.«, antwortete sie stattdessen. Und das traf zu, soweit sie es beurteilen konnte: ihre Wunden waren verheilt, sie war nicht an dem Virus erkrankt und die letzten Wochen hatte sie einen Großteil ihrer Geduld aufgebraucht und unruhigen Tatendrang angehäuft. »Ich hänge zwar in allen Kursen, die ich in Abwesenheit belege, hinterher – und der Dienst hier wird es nicht einfacher machen« sie warf dem Mann neben ihr einen Seitenblick zu, »aber ich komme zurecht. Außerdem habe ich lange genug nichts tun können.« Der Lift öffnete sich und entließ sie auf das tiefer gelegene Deck. »Coruscant, habe ich mir sagen lassen, sollte man lieber zu einer anderen Jahreszeit besuchen.« Das Virus hatte sich im öffentlichen Leben rasant ausgebreitet und nach für nach große Teile der Versorgung und Infrastruktur in die Knie gezwungen. »Und die Leute..« Sie hatte sich nie zu einem der düsteren Scherze hinreißen lassen können, die viele Coruscanti über Virusbefallene gemacht hatten und auch jetzt wollte ihr keiner über die Lippen kommen. Dennoch erkannte sie an, dass Humor, selbst schwarzer, ein wirksames Mittel war, um mit belastenden Erfahrungen umzugehen. »Es war abwechslungsreich und ich habe viel gesehen. Ihr hattet recht, dass der Tempel sehr beeindruckend ist.« verfiel Levice schließlich in eine ungezwungene Schilderung ihrer Erlebnisse, als sie den Konferenzraum betraten. Sie beäugte den niedrigen Eingang wachsam, auch wenn es für sie immerhin nicht notwendig war, sich zu ducken. Der Raum wirkte, als habe die Corellianische Ingenieursgesellschaft in aller Hast vergessen, ihn einzuplanen und in der Folge den letzten Rest verfügbaren Platzes zusammengerafft, um die so entstandene Räumlichkeit mit kaum mehr als einem Tisch und einer Anzahl fest installierter Stühle zu versehen und als Konferenzraum zu etikettieren. Mit einer ungeduldigen Handbewegung griff Levice mit der Macht auf die Beleuchtung zu und dimmte das grelle, künstliche Licht. In den letzten Wochen war sie es leid geworden, die Macht für ihr würdigere Verwendungen freizuhalten und sich selbst bewegen zu müssen, um Lichtschalter oder auch Türkontrollen zu bedienen. »Und ich bin auf ein gutes ortolanisches Restaurant gestoßen.« Jedenfalls würde es das irgendwann wieder sein.
Sie wandte sich um und fand ihre Heiterkeit nicht unmittelbar erwidert. Der Jedi-Meister musterte sie auf seinen Gehstock gestützt weiterhin mit ruhigem, durchdringendem Blick. Die Padawan hielt ihm einige Momente unschlüssig stand. Es gab Erlebnisse auf Coruscant, über die sie ungern sprechen wollte, sodass sie sich bevorzugt auf den Inhalt eines gewöhnlichen Reiseberichtes beschränkt hätte. Das schien ihrem Gegenüber nicht verborgen geblieben zu sein. Sie legte die Hände auf die Lehne des Stuhls vor ihr und betrachtete ihren rechten Arm, den sie schließlich erneut unterhalb ihres Ellenbogens massierte. Die Stelle, an der ihre Knochen einem zu starken Druck nachgegeben hatten.

»Ich habe den Kristall gefunden. Als ich in der darauffolgenden Zeit nicht von Euch hörte, habe ich mich einem der Lazarette zuteilen lassen. Etwa drei Monate habe ich dort verbracht.« fuhr Levice schließlich ohne Zögern, aber sachlicher fort. Eine Erzählung von ortolanischer Küche war weder, wofür Meister Agoch als Befehlshaber die Brücke verlassen hatte, noch, wonach er sich erkundigt hatte. Sie konnte zumindest die Geschehnisse zusammenfassen. »An meinem letzten Tag ist viel auf einmal passiert.« Deutlich sah sie das Gesicht des Arztes vor sich, für den sie gearbeitet hatte. Einer ihrer Patienten hatte sich mit einem Skalpell das Leben genommen, weil sie ihre Ausrüstung nicht gut genug im Blick hatte. Der Mediziner hatte ihr auch ganz ohne Worte bedeutet, dass sie den Tod zumindest nicht weiter an sich heranlassen sollte, wenn sie ihn noch immer nicht als allgegenwärtigen Begleiter akzeptiert hatte. Und dann hatte bereits der nächste Aufruf bevorgestanden. »Während eines Einsatzes haben wir weitere gesunde Coruscanti geborgen. Sie haben uns mitgeteilt, wo sich weitere Personen aufhielten. Unsere Anweisung war allerdings, direkt umzukehren – wie immer eigentlich.« Levice erinnerte sich an das Wortgefecht, in das sie mit einem der Soldaten geraten war, die die Bergungseinsätze begleiteten. Aus seiner Sicht waren die Einsätze nicht grundlos auf die spezielle Weise organisiert, die Levice sehr wortreich, aber ohne gangbare Alternative kritisiert hatte. Der damalige Ärger fand nun als Unterton in ihre Stimme zurück. »Dann habe ich entschieden, sie selbst zu finden.« Ein leicht erhobenes Kinn riet stumm davon ab, ihren Entschluss in Frage zu stellen. »Die Unterstadt hat sich dabei von ihrer besten Seite gezeigt.. Ich habe die Leute in dem ortolanischen Restaurant gefunden, von dem ich gesprochen habe. Bis dahin lief es reibungslos. Nur gehörte die Familie zu einer Bande – die kurz darauf von einem Konkurrenten überfallen wurde, der ganz offensichtlich seinen Vorteil aus einem hinkenden Widersacher ziehen wollte.« bemühte sich bedingt erfolgreich, die Schilderung betont distanziert zu halten. Sehr klar war die Erinnerung an den mit dem C-Virus Infizierten, der auf sie zugewankt war, als sie das Restaurant betreten hatte. Sein Gesicht war so kalt und ausdruckslos gewesen, wie das der alten Vahar, als diese sich schließlich als Kopf einer kriminellen Organisation zu erkennen gegeben hatte. Dann der Angriff.
»In diesem Zusammenhang bin ich auf Meister Solo gestoßen. Es kam sehr gelegen, dass er in der Nähe war.« Dass ihre Rettungsmission auf eigene Faust beinahe ihren eigenen Kopf gekostet hätte, wäre sie nicht auf den Jedi getroffen, war eine aufkeimende Einsicht, die Levice jedoch bereitwillig mit Stiefelabsätzen zertrat. »Dr. Ruuh war nicht angetan. Er hat mich – er hat die Zusammenarbeit beendet.« Die Padawan zog die Stirn kraus, als das Stocken in ihrer Formulierung offenbarte, dass ein Teil von ihr noch immer nicht über die Reaktion des Arztes hinweg war. Die Nachricht hatte sie unvorbereitet getroffen. So sehr, dass sie jede ihrer Entscheidungen an dem Tag in Frage gestellt und sogar anfangs das Angebot des Jedi-Meisters ausgeschlagen hatte, mit ihm ihr Training fortzusetzen. »Mit Meister Solo bin ich zum Tempel zurückgekehrt. Ich hatte Glück, dass er Zeit hatte – so hat er mir die Grundzüge des Soresu beigebracht, bevor er abreisen musste. Eine Nachforschung über das Virus.« Sie hatte es sehr genossen, sich nach den Monaten im Bereitschaftsdienst wieder einer Kata zu widmen – oder überhaupt einem Teil ihrer Ausbildung. Auch hatte sie nicht vergessen, dass Meister Agoch ebenfalls zugesagt hatte, ihr Form III näherzubringen. »Ihr erinnert Euch vielleicht an das Trainingslichtschwert, das ich bei mir hatte. Meister Solo hat es so modifiziert, dass weder die Energiezufuhr, noch die Energiestrahlbündelung eingeschränkt sind. Aber die Konstruktion ist wohl etwas instabil, jedenfalls soll sie nicht unbegrenzt halten.« erläuterte sie zögerlich ihre neuste Errungenschaft, der sie trotz aller Skepsis und dem Zwischenfall im Lagerhaus noch immer begeistert gegenüberstand.

»In der Zeit sind auch die Aufbauarbeiten in und um den Tempel vorangeschritten. Meisterin Horn beaufsichtigt die Sicherung und Wiederherstellung einiger der unteren Ebenen. Ich bin zu ihrer Unterstützung dazugekommen.« Komodorattane hatten sich in einem maroden Lagerraum eingenistet und Levice war froh gewesen, als die Tiere mit Hilfe einer Zoologin hatten abtransportiert werden können. »Eine Ebene höher wurden dann einige Droiden entwendet. Leider ist selbst der Bereich um den Tempel herum noch nicht vollständig sicher. Meisterin Horn hat die Täter schließlich ausfindig machen können. Die Festnahme verlief aber nicht reibungslos.« Wieder kam die Erinnerung an den bewaffneten Klatooinianer und seinen Begleiter auf – und sie, wie sie -. Abermals hob sie die Schultern. »Das Ergebnis war, dass ich mich den Heilern vorstellen durfte. Dort hat mich auch Eure Nachricht erreicht. Und jetzt bin ich hier.« Erst, als sie die Worte aussprach, bemerkte sie, wie froh sie war, Coruscant verlassen zu haben. Der Planet hatte nur wenige erfüllende Momente für sie bereitgehalten. Die übrigen Tage und Woche waren mit einem bleichen Schleier überzogen gewesen, ein unsichtbares Leichentuch, das stets drohte, sich auf die Bewohner des Planeten abzusenken. Eine leise Stimme in ihr hatte zu Beginn die beunruhigende Befürchtung, sie würde gar nicht erst die Quarantänezeit überstehen.
All das lag nun hinter ihr und ihre Stimme wurde beschwingter, als sie entschlossen das vorherige Thema aufgriff. »Das waren meine letzten Monate und ich denke, Coruscant benötigt noch eine Weile, um zu altem Glanz als Juwel der Galaxis zurückzufinden. Aber wie ist es Euch ergangen?« fragte sie zu gleichen Teilen aus ehrlichem Interesse und aus Höflichkeit, da sie kaum eine ausführliche Antwort erwartete. »Und ich nehme an, Ihr seid nicht wegen eines einzelnen, überfallenen Schiffs in diesen Sektor gereist.« Das allein sollte nicht ausreichen, um so große Ressourcen der Flotte abzurufen. »Auch wenn es vermutlich ein Teil der Geschichte ist.« 'Einer, von der ich mir nicht erklären kann, inwiefern sie mit mir zutun haben könnte.' dachte sie an die geäußerte Andeutung zurück, dass ihre Anwesenheit gebraucht sein könnte.

[Saari Ha Sektor - Hyperraum - 105. Korvettengeschwader CRK 'Gauntlet' - Deck 03 - Konferenzraum] Bru-Th Agoch, Levice Vajetsi
 
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[Saari Ha Sektor - Hyperraum - 105. Korvettengeschwader CRK 'Gauntlet' - Deck 03 - Konferenzraum] Bru-Th Agoch, Levice Vajetsi


Das gleichförmige Wummern des Fusionsreaktors war Bru-Th mittlerweile wie ein langjähriger Bekannter, an dessen Gegenwart man sich derart gewöhnt hatte, dass man ihn kaum noch wahrnahm. Und doch hatte jedes Schiff sein ganz eigenes Wummern, vergleichbar vielleicht mit einem Fingerabdruck bei Humanoiden. Der Fusionsreaktor der Gauntlet beispielsweise verursachte raue, langsame Schwingungen, die von den arbeitssamen Tagen des Kanonenbootes Bericht zu erstatten schienen. Dieses Empfinden blendete der hochgewachsene Jedi Meister für den Moment jedoch vollkommen aus, um den Schilderungen und Berichten von Levice mit der gebotenen Aufmerksamkeit folgen zu können.

Und ebenso wie seine Schülerin, stand Bru-Th in dem beengten Konferenzraum, der nichts mit den üppig dimensionierten Besprechungssälen an Bord der Endurance gemein hatte. Die Hände in die Lehne des Stuhles versenkt, der Levice gegenüber stand, hörte er zu, einfach nur zu. Erst zögerlich, und mit Anspielungen gespickt, die bewusst vage und unverfänglich gehalten waren, fand seine Schülerin im Laufe ihres Rückblicks langsam den Mut, all jene Details dieses ereignisreichen Aufenthalts auf Coruscant auszusprechen, die in ihren Gedanken ohnehin in Dauerschleife liefen. Sie zu unterbrechen oder gar mit einer banalen Zwischenfrage diesen reinigenden Prozess zu unterbrechen, hatte Bru-Th nicht gewagt, und so stand er einfach nur dort und begnügte sich mit einem aufmunternden Nicken hier und einem verständnisvollen Lächeln dort.

Was Levice auf Coruscant und im Tempel der Jedi erlebt hatte, ihm blieb besonders das Bild von ihr in dem ortolanischem Restaurant irgendwo in der Unterwelt von Coruscant im Kopf, ging weit über das hinaus, was einem Padawan zuzumuten war, dazu noch ohne Meister im engeren Sinne. Dass Meister Solo und Rätin Horn sich der braunhaarigen Liannarin angenommen hatten, war eine erhoffte Entwicklung, doch als Konsequenzen dieser 'wechselnden Zuständigkeiten' musste letztlich betrachtet werden, dass Levice schwer verletzt worden war. Diese Erkenntnis ließ den hochgewachsenen Corellianer den Blick von seiner Padawan kurz abwenden, denn die Schuld daran trug einzig und allein er. War es die Aussicht, dass Levice sich rasch einen Kristall für ihr Lichtschwert sollte besorgen können oder hatte er schlicht nachgegeben, als deutlich wurde, dass seine Schülerin sich noch schwer tat, Flotte und Jedidasein in Einklang zu bringen? "Und was heißt hier Einklang? Diesen Kampf trägst du doch auch tagtäglich von morgens bis abends aus, ohne zu einer wirklichen Balance bis jetzt gekommen zu sein, oder?" Keine Frage, es war seine Schuld, und zwar, weil er seine Aufsichtspflicht und Rolle als Mentor hatte schleifen lassen. Diese fehlende Führung verstand Levice nur zu gut zu ersetzen, und zwar durch Eigeninitiative und eine gewisse Trotzköpfigkeit, die ihm irgendwie sogar bekannt vorkam. "Doch es ändert nichts daran", raunte Bru-Th in Gedanken und zog dabei seine Stirn leicht kraus. "Sie war noch nicht bereit dafür."

Als Levice soweit zuende berichtet hatte, ließ Bru-Th den Stuhl los und umrundete langsam den kleinen Konferenztisch. Das Aufsetzen seines Gehstocks erfolgte regelmäßig, wie der Schlag einer Glocke, doch die rechten Worte, um diesen Scherbenhaufen wieder zusammen zu fegen, wollten dem eigentlich recht sprachgewandten Jedi nicht in den Sinn kommen, und so blickte er die Padawan nur durchdringend an, bis er den kleinen Beistelltisch erreicht hatte, ... seine Rettung.

"Mit Milch, Zucker oder schwarz, wie nur Petty Officer der Nachtschicht dieses Gebräu herunter bekommen?",

fragte er daher und warf in weiser Voraussicht, dass dieser Kaffee nichts mit der Spezialität zutun hatte, die Mister Langdon gerne reichte, drei Stück Zucker in die Tasse, die er für sich auserkoren hatte. Selbiges tat er schließlich bei einer zweiten Tasse, bevor er beide Heißgetränke solange mit jeweils einem Löffel bearbeitete, bis sich auch der letzte Zuckerkristall aufgelöst hatte, um jene süßlich heiße Emulsion zu ergeben, die hart an der Grenze des Genießbaren war.

"Du hast meine in dich gesetzten Erwartungen mehr als erfüllt, junge Padawan. Du hast sie sogar übertroffen, in vielerlei Hinsicht, wenn man an die Erfahrungen denkt, die du auf Coruscant gemacht hast." Bru-Th trank einen Schluck und umklammerte die Tasse fester. "Das ist gut, zeigt es nur umso deutlicher, dass du einmal eine weise Jedi werden wirst, Levice. Und doch hast du auf die harte Tour lernen müssen, und zwar härter als mir lieb sein kann. Du hast Situationen bewältigen müssen, in die ein Padawan noch nicht hätte geraten dürfen, zumindest nicht allein, und auf sein eigenes Urteilsvermögen angewiesen." Schmeckte er da eine leicht bittere Note in dem Kaffee? "Gewöhnlich ... stellt eine solche Erfahrung das Ende der Ausbildung zum Jedi Ritter dar",

fügte er tonlos hinzu. Trotz allem, stand sie nun vor ihm, versuchte das Getränk zu trinken, ohne angewidert das Gesicht zu verziehen und blickte zurück auf jene Tage auf Coruscant, ohne ihren Sinn für Spitzfindigkeiten und Humor verloren zu haben. Die Charakterfestigkeit seiner Schülerin war es, die Bru-Th vor allem Respekt abnötigte und letztlich dafür sorgte, dass ein Lächeln auch wieder den Weg in seine Mundwinkel fand.

"Also was hältst du davon, wenn wir ausnahmsweise Mal Routine einkehren lassen und so tun, als wäre ich nicht nebenbei Flaggoffizier eines republikanischen Verbands von Kriegsschiffen und du wärst eine Schülerin, die brav eine Lektion nach der anderen erhalten hat und nicht das Feld von hinten aufräumt?"

Mit der freien Hand deutete er auf Levices Lichtschwert.

"Ein getuntes Trainingslichtschwert, ja? ... Das ist wahrlich etwas, dass ich nur Meister Solo zutraue. Bis wir unser voraussichtliches Ziel erreicht haben, vergeht noch etwas Zeit, Padawan, ... Zeit, die wir nutzen sollten ... für dein Training. Zeig mir, was du über Soresu gelernt hast."

Bru-Ths eigenes Lichtschwert glitt in seine rechte Hand, während Kaffeebecher und Gehstock sich fein säuberlich am Rande des Konferenzraums einfanden, zusammen mit dem Tisch und allen Stühlen. Das Feld war bereitet.


[Saari Ha Sektor - Hyperraum - 105. Korvettengeschwader CRK 'Gauntlet' - Deck 03 - Konferenzraum] Bru-Th Agoch, Levice Vajetsi
 
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[Saari Ha Sektor - Hyperraum - 105. Korvettengeschwader CRK 'Gauntlet' - Deck 03 - Konferenzraum] Bru-Th Agoch, Levice Vajetsi

Vielleicht war es die Art und Weise, wie ihr Gegenüber nur zuhörte, die sie in aller Ausführlichkeit hatte berichten lassen. Sie hatte den ermutigenden Wink auch in der Macht verspürt, sodass es schließlich beinahe erleichternd gewesen war, in Worte zu fassen, was sie so lange beschäftigt hatte. Als sie geendet hatte, ging ihr Mentor jedoch nicht auf ihre Fragen ein. Langsam trat er auf ihre Seite des Tisches und Levice beobachtete, wie er zu viel Zucker in zu wenig Kaf mischte. ‘Diese Angewohnheit hat er nicht abgelegt.‘ Schicksalsergeben nahm sie eine der Tassen entgegen. Sie hatte sich in den vergangenen Monaten selbst zu viel des aufputschenden Getränks zugeführt, insbesondere, während sie im Lazarett gearbeitet hatte. Trotzdem schienen sich ihre Geschmacksnerven zusammenzuziehen zu wollen, um nicht der bitter-herben Süße des Getränks in der Farbe verflüssigter Holzkohle ausgesetzt zu sein. »Diese Unteroffiziere müssen düsteren Orten entspringen, wenn sie das regelmäßig in sich hineinschütten. Und er ebenso.« Mit der Zunge fuhr sie sich über die Lippen, auf die sich ein schmales Lächeln stahl und sie fragte sich, wie sie die andere Hälfte trinken sollte, als der Jedi-Meister schließlich das Wort ergriff. Beinahe vergaß sie die Tasse in ihrer Hand und umfasste sie einer Reaktion verlegen mit beiden Händen. Langsam schüttelte sie den Kopf und zog die Augenbrauen in einer unschlüssigen wie nachdenklichen Regung zusammen. Von einem erfahreneren Jedi zu hören, dass das eigene Handeln nicht gänzlich falsch gewesen, sondern sogar anerkennenswert war, nahm ihr die Last einer selbst auferlegten Verantwortung von den Schultern, von der sie nicht einmal mehr bemerkt hatte, dass sie sie getragen hatte. Und dennoch hatte sie so viele Fehler gemacht, die von sehr realen Konsequenzen begleitet waren. Wenn ihre Erfahrungen wirklich den Prüfungen entsprachen, die ein Jedi zum Ende seiner Ausbildung ablegte, konnte sie sich kein zufriedenstellendes Zeugnis ausstellen. Doch dieser Umstand bekümmerte sie nicht länger. War sie nicht aus eben diesem Grund hier? »Ich - danke, Meister. Ich werde -, ich kann nicht sagen, dass ich vollständig mit Euch übereinstimme, aber ich bin froh, Euren Erwartungen gerecht werden zu können.« kleidete sie in formellere Worte, was direkter und zugleich korrekt auszusprechen sie ihrer Rhetorik nicht zutraute. Was sagte ihr Handeln über ihr Urteilsvermögen aus? Jemand hatte sein Leben gelassen, weil sie nicht Acht gegeben hatte. Doch hatte der Mann selbst den Wunsch gehegt, sein Leben zu beenden. War es nicht wahrscheinlich, dass er einen anderen Weg gefunden hätte, wäre ihr Fehler nicht so bequem gewesen? Levice atmete aus. Vielleicht lag es daran, dass Coruscant so weit entfernt lag, aber diese nicht auflösbare Unsicherheit nahm ihr zumindest in diesem Augenblick nicht länger den Seelenfrieden.

Der Vorschlag ihres Meisters klang in ihren Ohren sehr willkommen und entlockte ihr ein ironisches Lächeln, doch als er auf ihr Lichtschwert deutete, hob sie erstaunt die Augenbrauenpartie. Der Raum bot nicht nur zu den Seiten wenig Platz, auch die Decke war nicht sonderlich hoch eingerichtet. »Hier?« entfuhr es ihr und im nächsten Moment spürte sie bereits, wie die Macht um sie herum zum Leben erwachte, sich erst zusammenzog und dann in kontrollierter Gleichmäßigkeit ausbreitete. Die Einrichtung fand ihren Weg an das eine Ende des Raumes und der Gehstock des Corellianers samt seines Kaffeebechers entwickelten ebenfalls einen freien Willen, der sie gemächlich zur Seite trug. Levice sah von dem Mobiliar zurück zu Meister Agoch, der indes sein eigenes Lichtschwert zur Hand genommen hatte. Beeindruckt und zugleich zunehmend enthusiastisch angesichts der herausragenden Präzision dieser Machtbeherrschung trug Levice ihren Kaf-Becher zu dem verschobenen Beistelltisch - auch, um einen Moment Zeit zu gewinnen. Das gewohnte rhythmische Klopfen des Lichtschwertgriffs an ihrer Hüfte nahm sie nun deutlich wahr. Sie nahm ihre Tasche mit beiden Händen und hob sie über die Schultern, bevor sie sie auf dem leeren Tisch ablegte. Meister Solo war in der Tat ein ungewöhnlicher Jedi. Levice nahm die modifizierte Waffe von ihrem Gürtel und wandte sich um. Sie griff fester zu und spürte die Rillen des schwarzen Griffes. Der nach oben breiter werdende Emitter war aus ihrer Sicht der am wenigsten gelungene Teil der Übungswaffe – ihre eigene, schon vor einem halben Jahr begonnene Zeichnung sah eine elegantere, weniger ungelenke Gestaltung vor.

Die Padawan stemmte einen Arm in die Hüfte. Nach außen hin wirkte sie ernst, aber in der Macht, die die Padawan einem leichten Schleier gleich umgab, verwob sich vereinzelt verwegenes, possenhaftes Garn. »Gut, in diesem Fall trifft es sich, dass der Flaggoffizier dieses Verbands nicht zugegen ist, um Zeuge davon zu werden, wie dieser Raum zum Opfer eines Lichtschwertes werden könnte.« äußerte sie mit scheinbar ehrlicher Erleichterung.
»Soresu ist der Weg des Mynock, Meister. Ein anpassungsfähiges Tier, das in Schwärmen agiert und bevorzugt Plastik, Metall oder sogar Stein verzehrt. Ebenso Energieleitungen. Um Blasterangriffe effizient abwehren zu können, entstand Soresu. Aber Ihr tragt keinen Blaster.« stellte sie fest.
»Überhaupt ist die Form eine defensive. Eine, die dem Wesen der Jedi entspricht, indem sie die Verteidigung zur zentralen Bedingung jeder kämpferischen Auseinandersetzung macht. Aber Ihr greift auch nicht an.« führte sie weiter aus und hob die Hände in einer Geste, die suggerierte, dass die ihr gestellte Aufgabe kaum lösbar sei. Indes führten ihre Erläuterungen sie an den Rand des Widerspruchs, den sie für sich noch immer nicht vollständig hatte auflösen können. Der Eid eines Jedi fußte abstrakt auf der Verteidigung derer, die sich selbst nicht erwehren konnten. ‘Aber kann auch ein Angriff eine Verteidigung sein?‘ dachte sie beiläufig und wusste zugleich, dass die Frage nicht konkret genug war. ‘Ein präventiver Angriff. Der einen Jedi zum Aggressor macht.‘ Ihre Überlegungen hatten sie kurz zögern lassen, bevor sie sie zumindest für den Moment einstellen konnte.
»Soresu ist aber auch im Kampf gegen einen mit einem Lichtschwert bewaffneten Gegner nutzbar, indem es auf die effektive, eigene Verteidigung setzt und den Gegner ermüden soll.« Es gelang ihr nicht länger, das an ihren Lippen zupfende Lächeln im Zaum zu halten. »Daraus kann sich eine Gelegenheit für einen Gegenangriff ergeben, für den in der Regel eine der anderen Formen herangezogen wird.« Das bedeutete in ihrem Fall Shii-Cho, die erste und neben Soresu einzige Form, die sie bislang praktiziert hatte.

Sie neigte ihren Oberkörper nach vorn, die rituelle Verbeugung, mit der sie einen Trainingskampf begann und beendete. Es war zugleich der letzte Moment, in dem sie den Blick von ihrem Gegner abwandte.
Die Padawan nahm den rechten Fuß eine halbe Schrittlänge hinter den linken und verlagerte ihr Gewicht auf das hintere Bein, während sie sich leicht zur Seite vorbeugte. Zugleich begab sie sich in die willkommene Umarmung der Macht. Inzwischen gelang es ihr besser, ihre Sinne dem Energiefeld zu überantworten – insbesondere, wenn sie ein Lichtschwert trug. Sie umfasste den Griff der Waffe mit beiden Händen und aktivierte die Energieklinge, die mit einem tiefen, sonoren Brummen zum Leben erwachte. Es war einige Wochen her, seit sie zuletzt mit dem Lichtschwert hantiert hatte. ‘Insofern besteht sogar eine sehr reelle Gefahr für diesen Raum.‘ dachte sie zu gleichen Teilen besorgt und belustigt. Zugleich erhob sie beide Arme vor ihrem Oberköper, sodass ihr Ellenbogen auf ihr Gegenüber gerichtet war und die Lichtschwertklinge hinter ihrem Kopf schräg nach oben wies. Eine Eröffnungsstellung des Shii-Cho, dem ihren Ausführungen entsprechend nicht nur ein Gegenangriff, sondern auch der Erstschlag gebührte.
Levice musterte den Jedi-Meister nicht nur mit einem abschätzenden Blick, sondern nahm auch die Macht zu Hilfe. Diese legte sich wie ein schwerer Mantel um seine Gestalt, lockte die Aufmerksamkeit der Padawan bald hierhin, bald dorthin, nur um sie im nächsten Moment erneut im Unklaren zu lassen. Levice konnte keinen Punkt ausmachen, der ihr für einen Angriff geeignet erschien, obgleich ihr erklärter Gegner seine gelassene Haltung nicht verändert hatte. Sie tat zwei gemessene Schritte vorwärts, dann wurde ihre Schrittfolge schlagartig schneller und sie brachte die grüne Energieklinge cho sun geschwungen nach vorn. Ein Dreiklang bewirkte, dass sie weder das Spektrum der von ihr beherrschten Technik ausschöpfte, noch die ihr mögliche Kraft aufwandte: zum einen traute sie ihrem eigenen Körper noch nicht das zu, was sie vor einigen Wochen hatte leisten können. Die Ärzte mochten sie von allen Einschränkungen freigesprochen haben, trotzdem hatte sie diese Erklärung noch nicht auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüft. Zum anderen hegte sie nicht die Absicht, in einer unkontrollierten Bewegung die Wandverkleidung des Raumes auf wenig künstlerische Weise zu verzieren. Und schließlich hatte sie noch nie zuvor gegen ihren Meister gekämpft, der überdies jederzeit auf seinen Gehstock gestützt ging. Nun fehlte dieser stete Begleiter und Levice konnte sich der Befürchtung nicht erwehren, dass ein Lichtschwertkampf nicht die beste Disziplin eines Menschen war, der nur über ein völlig gesundes Bein verfügte – selbst wenn er ein Jedi war. Sie hielt sich vergeblich an, ihn nicht zu unterschätzen - er mochte weit erfahrener sein, aber wie viel Zeit – wie viele Übungsgegner - mochte ihm der Dienst in der Flotte schon bieten? Womöglich würde Soresu ihr einen unverhofften Vorteil zubilligen, so sie sich an das erinnerte, was Meister Solo sie gelehrt hatte.

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