- Corellia - Jedi-Basis - Cantine - Mit Xi'la und Adrian -
Trainieren wollte er also nicht. Gut, dafür hatte Chesara Verständnis. Nachdenklich blickte sie Adrian an und sann über seinen Bericht über Jona Me'ir nach. Missionstagebücher hatte er von ihr gefunden. Das war sicher interessant. Oft ging aus solchem Stoff viel mehr hervor als aus trockenen und objektiv geschriebenen Berichten. Auf seine Frage, ob er auch die Heilkunst würde erlernen können, schürzte sie zögerlich die Lippen.
Das kommt darauf an, ob du für dieses Gebiet Talent hast.
Antwortete sie vorsichtig.
Allerdings... gibt es meines Wissens nach zur Zeit niemanden im Orden, der sich darauf spezialisiert hat oder prädestiniert dafür wäre, Heilkunst zu lehren...
Früher hatte es nicht selten Jedi gegeben, die sich der Heilkunst angenommen hatten, doch nach dem großen Krieg, nachdem der Orden fast zerstört worden wäre, hatten sich die Jedi auf das Allgemeine gestützt, um erstmal wieder ein Fundament zu errichten, auf das der Orden bauen konnte. Es war wirklich an der Zeit, die Richtung in dieser Beziehung zu ändern und in diesem Augenblick war Chesara noch deutlicher als zuvor bewusst, worin ihre Aufgabe bestand. Möglicherweise war dies auch der Grund, warum sie nach so vielen Jahren zu den Jedi zurück gekehrt war. Noch hatte sie keine Erfahrung in den Heilmethoden der Jedi, doch in anderen Bereichen der Medizin kannte sie sich aus. Zuhause, in ihrem Dorf, in der Abgeschiedenheit in der sie lebten, gab es weder moderne Technologien noch einen einfachen Arzt. Wenn jemand krank oder verletzt gewesen war, war sie es gewesen, die sich darum gekümmert hatte. Wenn es niemanden gab, der wusste, was zu tun war, musste man sich dieses Wissen eben selber aneignen und mit der Übung kamen auch Erfahrung und Sicherheit. Chesara hatte Wunden gereinigt und genäht, Blutungen gestillt, Arme eingerenkt, Fieber gesenkt... Krankheiten blieben nicht aus, besonders dort nicht, wo Kinder waren. Einmal hatte Chesara einen entzündeten Daumen abtrennen müssen, weil er sonst begonnen hätte zu faulen. Dies war eine schmerzliche Erfahrung gewesen, aber wenn sie es nicht getan hätte, wäre er langsam abgestorben und mit ihm der Rest des kleinen Körpers. Eriné war zwei Jahre alt gewesen. Sie war eines der Kinder gewesen, deren Geburt Chesara erlebt hatte. Erinés Mutter war schwanger zu ihnen gestoßen, mittellos, gedemütigt, von ihrem Mann verlassen. Um das ungeborene Baby hatten sie lange Zeit, aufgrund der schlechten körperlichen Verfassung der Mutter gebangt. Aber schließlich war doch alles gut gegangen und Chesara hatte die kerngesunde Eriné auf die Welt geholt. Sie erinnerte sich an jene Nacht, als wäre es gestern gewesen und noch immer klang der erste Schrei dieses neuen Lebens in ihren Ohren wider...
Ja, dies war ihre Welt... Jedi zu sein, das war Chesaras Bestimmung, daran hatte sie nie gezweifelt. Aber vielleicht gab es noch eine andere. Sie war eine gute Laien-Ärztin, warum also sollte sie keine gute Jedi-Heilerin sein können? Was Adrian über Jona Me'ir erzählt hatte, bestärkte sie noch ein Stück mehr in ihrem Beschluss. Es gab so viele, die besser im Kämpfen waren als Chesara, so viele, die sich eher eigneten hinaus zu ziehen und es mit den Ungerechtigkeiten der Galaxis aufzunehmen. Ein schwaches Lächeln durchtanzte Chesaras Augen. Hilfe brauchten auch jene, die nicht in der Mitte und im Aufruhr des tobenden Schlachtfeldes standen, sondern jene, denen nichts anderes übrig blieb als vom
Hatte Chesara noch irgendwo in ihrem Unterbewusstsein einen letzten Funken Zweifel gehabt, so war dieser nun ausgelöscht. Sie würde das tun, was die Macht von ihr verlangte. Sie hatte sie langsam, in all den letzten Jahren, genau auf diesen Weg zugeführt. Nun würde sie ihn zielsicher beschreiten. Sie sah wieder zu Adrian auf, sich plötzlich daran erinnernd, dass er ihr gegenüber saß.
Aber vielleicht gibt es trotzdem eine Lösung.
Sagte sie.
Allerdings muss ich erst darüber nachdenken...
Ihr Mund verzog sich und sie grinste ihrem Padan zu. Wenn sie selbst die Heilkunst erlernte, dann konnte sie sie doch mit Adrian gemeinsam lernen. Wenn es der Wunsch des Jungen war, zu lernen wie man heilte, dann sollte er nicht daran scheitern, dass es niemanden gab, der ihn unterweisen konnte. Nein, das durfte nicht geschehen ... und das würde es auch nicht.
Chesara hob den Kopf, als ein paar Leute die Cantine betraten. Es war Sarid mit zwei Padawanen. Chesara nickte ihr aus der Entfernung zu und beobachtete, wie sie einen anderen Tisch ansteuerten. Natürlich: Xi'la. Die Sith verhielt sich so unerwartet ruhig und kooperativ, dass Chesara fast nicht mehr daran gedacht hätte, wie sie auf andere wirken musste. Ihre dunkle Aura war deutlich zu spüren, selbst wenn sie eine Apprentice war. Und auch ein Seitenblick auf das Mädchen verriet, wenn sie im Moment auch keinen bedrohlichen Anblick bot, dass sie nicht von hier war. Man sah es einfach, zumindest erschien Chesara es so. Aber vielleicht war sie auch nicht objektiv genug.
Wir werden dir gleich neue Kleidung besorgen, Xi'la.
Wandte sich Chesara an sie, denn die Sith trug noch immer das weiße Leinenhemd.
Irgendetwas schlichtes und einfaches werden wir schon für dich finden, was zumindest allemal besser sein sollte als dieses Hemd.
Sie kratzte den letzten Rest Pudding aus ihrer Schüssel und deutete ein Grinsen an.
Ich schätze, das dürfte dir entgegen kommen.
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