Csilla

[: Csilla-System | Csilla :||: Csaplar | Zentrum | provisorische Botschaft des Imperiums | Amtszimmer der Botschafterin :||: Commodore Toji Murata, Botschafterin Bascout, Vice Admiral Joyriak, Commodore Saunders, Konsul Morlev, Chief Garnik, Commander Akaji, Commander Nywthon und ein Sekretär des Admirals :]

Selbstverständlich hatte der Commodore im Vorfeld schon damit gerechnet, dass man ihn an diesem Tage früher oder später auf die Geschehnisse im Bogo Rai-System ansprechen würde. Doch als die Botschafterin das Wort plötzlich unvermittelt an ihn richtete, war seine erste, intuitive Reaktion das rasche Straffen seiner Körperhaltung. Kurzzeitig mochte es fast den Anschein erwecken, dass er den Umgang mit ranghöheren Persönlichkeiten nicht (oder lediglich nur kaum) gewohnt sei – und dabei pflegte er spätestens seit Shinbone oder dem Triumphmarsch auf Bastion recht regelmäßig Kontakt mit solchen Leuten. Ein, zwei Millisekunden lang hielt diese Starre an bis sein Wille sie endlich mit Erfolg überwand. In der Zwischenzeit hatten sich die Blicke aller Anwesenden auf ihn gerichtet. Ein Herauswinden kam für ihn folglich so oder so nicht mehr in Frage.

Deshalb fasste sich Toji mental wieder und gab – beinah eins zu eins zum Bericht – wieder, was der ihm unterstellten Kampfgruppe nahe dem Chiss-Raum widerfahren war. Kenner jener Zeilen, die er zuvor dem Vice Admiral und der Botschafterin via Kurier separat übermittelt hatte, mochten nur an einigen wenigen Stellen irgendwelche zusätzlichen Details ausmachen. Schmückend war an diesen kleinen Ausführungen jedoch nichts. Sie dienten bloß als weitere, knappe Erklärungen. Demzufolge entsprach der entstellte Commenorer in diesem kurzen Augenblick ganz dem gängigen Bild eines „echten Militärs“. Platz für all jene Finessen, die eigentlich so typisch für Politiker oder Diplomaten waren, schien es in „seiner“ Welt nicht zu geben. Vom Scheitel bis zur Sohle war Toji akkurat – und schien damit Männern wie dem Konsul ein Schmunzeln ins Gesicht zu zaubern.

Der Chief, der neben Konsul Morlev saß, nickte grübelnd als er sagte:
„Bezüglich Ihrer 'Verhörmethoden' habe ich zwar keine Einwände – als ich jünger war habe ich das eine oder andere Mal auch einfach zwei, drei Truppler in eine Arrestzelle geschickt –, aber ich bin mir sicher, meine Leute könnten aus diesen Subjekten bestimmt noch ein paar Informationen mehr herauskitzeln. … Vor allem mit der Drohung, dass man sie bei mangelnder Kooperation an die Behörden der Chiss ausliefere.“ Er sah den Commodore trotz dessen scheußlichen Anblicks einen Moment lang direkt an. „Ich schätze, die Subjekte befinden sich derzeit noch in Ihrem Gewahrsam, oder?“

„Richtig, Sir“, entgegnete Toji ganz der loyale Offizier. Sein Kinn reckte er dabei nur leicht. „Noch im Bogo Rai-System kamen die mir unterstellten Kommandanten und ich zu dem Schluss, dass wir nach der Rückkehr in den Chiss-Raum nicht allzu viel Staub aufwirbeln sollten. Im Arrest auf der „Abyss“ laufen uns diese Ebruchi zudem nicht weg.“

Erneut nickte Garnik und spielte geistesabwesend mit seinem Ziegenbart. „Sie halten große Stücke auf Ihre Kommandanten, oder?“

„Der Großteil der 'Wanderer'-Flottille hat die letzten zwei Standardjahre fast ausschließlich in den Unbekannten Regionen operiert“, schob der angesprochene Uniformierte der eigentlichen Antwort anfangs voraus. Obwohl seiner Stimme mal wieder ein ganz leichtes Krächzen beiwohnte, fehlte ihr nichts an der gewohnten Selbstsicherheit. „Ich kann zwar bloß für mich sprechen, aber da ich mich erst seit ein paar Monaten hier 'Draußen' aufhalte, greife ich mit Freude auf deren Erfahrungsschatz zurück. Vor allem in heiklen Situationen – so wie eben im Bogo Rai-System geschehen – bleibt mir als Kommandant am Ende auch nicht viel anderes übrig.“

Brummend nickte der Geheimdienstler und bevor sich noch ein anderer einschalten konnte, meldete sich auch schon der Vice Admiral schützend zu Wort. „Schon kurz nachdem unsere Shuttles hier im Hangar gelandet waren, hatte der Commodore mir gegenüber kurz erwähnt, dass er gleich nach der jetzigen Besprechung den Transfer der Gefangenen sowie aller erbeuteter Daten veranlassen wolle. … Dann können Ihre Leute gleich loslegen, Mister Garnik.“

Joyriak lächelte den Geheimdienstler schief an. Für einen flüchtigen Moment hatte es den Anschein als würden giftige Widerworte von dessen Seite auf den Fuß folgen, doch der Chief hatte sich unter Kontrolle. Höchstens die Nase rümpfte er überzogen blasiert. Dann griff er auch schon wieder nach seinem Datapad. Bascout, die sich selbst als die höchste Instanz hier vor Ort sah, ließ diesen kleinen Schlagabtausch unkommentiert. Im Gegensatz zu Toji, der sein Offizierspatent immerhin auch nicht in der bedeutenden Zitadelle auf Anaxes erworben hatte, hatte sie solche Verhaltensweisen im Laufe ihrer bisherigen Karriere mit Sicherheit schon öfters erlebt. Möglicherweise war es unter ranghohen Personen unterschiedlichster Branchen sogar Gang und Gäbe, dass man hin und wieder eine Spitze in die andere Richtung schoss. Welcher normale Mensch konnte das schon wissen?

Bevor zu allem Überfluss auch noch eine peinliche Stille im Büro der Botschafterin Einzug halten konnte, griff sie den fallen gelassenen Gesprächsfaden lieber wieder auf – und richtete ein weiteres Mal das Wort an den Commodore.
„Wie lange bräuchte man denn aktuell auf Ihrem Schiff, um den Transfer in die Wege zu leiten?“

„Im Hangar steht eine Fähre der Sentinel-Klasse – beladen mit den wichtigsten Gefangenen sowie ein paar Mannschaftsmitgliedern der Kommunikationsstation an Bord – schon bereit, Ma'am“, sagte Toji. „Man wartet nur noch auf meine Weisung.“

Derweil Bascout die nächsten Schritte anscheinend kurz im Kopf durchging, kehrte sie langsam zu ihrem Stuhl hinter dem Schreibtisch zurück. Behutsam ließ sie sich auf dem teuren, ledernen Polster nieder. „Mister Garnik, können Ihre Leute diesen Transfer irgendwie verschleiern? Denn obwohl es streng genommen keine Grunde dafür gibt, dass man unseren Schiffsverkehr genauer unter die Lupe nimmt, könnte ich mir dennoch vorstellen, dass die Nuruodo oder die Sabosen – je nachdem welche Familie zur Zeit für die Innere Sicherheit zuständig ist – ihre Sensoren auf uns gerichtet hat.“

Toji, der sich – jedenfalls für den Moment – entlassen fühlte, lockerte seine Körperhaltung wieder ein klein wenig. Sogleich fiel ihm das Atmen nach diesem kurzen Rede-Antwort-Stehen wieder ein bisschen leichter. Und während der Chief laut ein paar mögliche Handlungen durchspielte, ließ der Commodore seinen Blick erst zu dem Commander an seiner Seite und anschließend zu der auf dem Besuchersofa sitzenden Serenety wandern. Bislang hatte sie sich hier im Reich der Chiss mit recht großem Erfolg geschlagen. Doch würde sie diese gespaltene Gesellschaft noch einen können, bevor eine Armada der Vagaari den ersten Planeten in Besitz genommen hatte? Würde das gegenwärtige, als eher kläglich zu bezeichnende Aufgebot imperialer Präsenz überhaupt irgendetwas gegen deren Streitmacht ausrichten können? Erfahrung in Sachen „Kriegsführung“ sprach Toji der „Wanderer“-Flottille nicht ab. Der Galaktische Bürgerkrieg hatte sie mit der Zeit alle zu waschechten Soldaten geschmiedet. Aber hier draußen, in den Unbekannten Regionen, waren die Imperialen bislang bloß Piraten und marodierenden Banden – ohne jeglichen Verstand für Taktik oder Strategie – begegnet.

Düstere Vorahnungen machten sich bei dem Commenorer breit. Es dauerte Stunden – oder gar Tage – bis eine Nachricht vom Chiss-Raum aus imperiales Territorium erreichte. Ziemlich viel Zeit zum Verschieben ganzer Truppenkontingente. Bevor ein imperialer Kampfverband überhaupt Ord Trasi oder gar Yaga Minor verlassen hatte, konnten kriegsentscheidende Planeten wie Csilla schon längst in die Hände des unbekannten Feindes gefallen sein. Toji unterdrückte einen Seufzer. Die bisherige Politik, nur zögerlich Einheiten in die Unbekannten Regionen zu entsenden, schien sich unter dieser Warte langsam, aber sicher zu rächen. Bastion, das in der Galaxie immer und überall Stärke zeigen wollte, hatte sich offensichtlich verschätzt. Dem Impuls widerstehend, sich ebenfalls einen starken Drink einschenken zu wollen, richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf die Besprechung. Garnik schien mittlerweile seine lauten Überlegungen beendet zu haben. Schließlich hatte er schon wieder sein Datapad in der Hand und machte sich irgendwelche knappen Notizen.

Es war ein weiteres Mal Yuri Bascout, die die Initiative ergriff.
„Ich schätze der Vice Admiral geht mit mir konform, dass eine unserer größten Schwächen das mangelnde Wissen über die Vagaari ist. Unsere imperialen Aufzeichnungen kennen diese Spezies nicht … und die Chiss geben bislang nur äußerst widerwillig Auskunft über sie.“ Das ungeduldige Tippen ihrer Finger auf die polierte Schreibtischoberfläche war zu hören als sie kurz pausierte. Mehr und mehr trat die Spannung, der sie sich momentan ausgesetzt sah, zutage. „In Abstimmung mit Commodore Saunders habe ich deshalb vor wenigen Stunden die Kriegsschiffe 'Wyvern' und 'Thesan' in das Chiss-Grenzgebiet Cam'co geschickt, um Ausschau nach weiteren Anzeichen einer möglichen Vagaari-Invasion zu halten. Jedoch dürfte das – in Anbetracht der vorhandenen Möglichkeiten – bloß ein Tropfen auf den heißen Stein sein. Deshalb möchte ich Sie, Vice Admiral, bitten, nicht sofort nach Mato'Chel'Not zum Rest Ihrer Flottille zurückzukehren. Lassen Sie uns erst einmal gemeinsam einen 'Schlachtplan' entwickeln. Dann können wir weitersehen.“

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Genau beobachtete Serenety ihren Verlobten, welcher langsam zu reagieren begann und sich aus seiner starrer löste. Sie wünschte sich nichts mehr, als ihm dabei zu helfen, das er wieder sehr viel fester in seinem Auftreten wurde. Seit dem Unfall hatte er sich verändert, war seine Persönlichkeit ins Wanken geraten und er ein Stück unsicherer. Sie kannte ihn zu gut um nicht zu wissen, wie er gewesen war als sie sich kennen lernten. Er hatte ein großes Ego gepaart mit ungemeiner Selbstsicherheit an den Tag gelegt und nun, nun war nur noch ein Teil dessen übrig geblieben. Wäre der Unfall nicht gewesen – dessen war Serenety sich sicher – hätte sie ihm nicht die Pistole auf die Brust setzen müssen was seine Gefühle für sie anging. Er hätte die Gelegenheit selbst ergriff von ihr eine neuerliche Antwort zu hören. Den Teil, der verloren gegangen war konnte jedoch wieder hergestellt werden. Wenn er sich darauf einließ, wenn er es schaffte den Unfall endlich gänzlich zu verarbeiten und aufhörte sich etwas vorzumachen. Er würde sich all das Bewusst machen müssen und sie wollte ihm dabei helfen. Er würde zwar nie wieder der Mann werden, denn sie liebte – dessen war sie sich bewusst – dennoch konnte er zu der Sicherheit zurückfinden. Und vor allem war es ihr wichtig, dass sie endlich wirklich zu ihm gehörte. Diese Aufgabe würde schwieriger werden. In ihrem letzten Gespräch hatte er zwar seine Liebe ihr gegenüber gestanden, doch fast im gleichen Atemzug hatte er verlangt, dass sie ihr Leben nicht wegwerfen sollte. Zum einem liebte er sie, wollte sie nicht verlieren und zum anderen wollte er, dass sie sich jemand anderen suchte. Schizophren eigentlich und dennoch war es wohl so, dass er sie aus Liebe gehen lassen wollte damit sie glücklich werden konnte. Toji schien seit je her dazu zu neigen für sie mit zu entscheiden und ihr nicht wirklich eine Wahl zu lassen. Doch würde dies beim nächsten Mal nicht funktionieren. Sie wollte entschieden mit wem sie ihre Leben verbringen wollte und sie würde es ihm nicht nur sagen.

Toji gab einen knappen kurzen Bericht über die Situation und Serenety stellte fest, dass es nur bedingt mehr war wie das, was Bascout ihr mitgeteilt hatte. Die ersten Worte die darauf gefunden wurden waren die des Chiefs, der behauptete noch einige mehr Informationen aus denen in der Arrestzelle festgesetzten herausbringen zu können. Serenety verzog dabei leicht die Lippen. Sie kannte einige Verhörmethoden, sowohl die Humanen als auch die weniger humanen und letztere gingen ihr gegen den Strich. Sie konnte sich an einige Ausführungen von Carla erinnern und daran wie sehr sie dies mitgenommen hatte. Sie hoffte nicht, dass Toji darauf einging. Serenety wollte sich nicht ausmalen müssen was dabei heraus kam. Sie selbst wer eher eine Verfechterin der Diplomatie als der Gewalt. Toji bestätigt, dass die Subjekte wie der Chief sie nannte, sich noch in Gewahrsam befanden. Sowohl seine Entscheidung wie auch die seiner unterstellten Kommandanten teilte sie. Garnik würde die Inhaftieren erhalten und loslegen können. Serenety wollte darüber nicht nachdenken. Der Geheimdienst hatte seine Mittel und dies genügte ihr.

Das Naserümpfen des Geheimdienstlers bei Joyriaks Worten genügte Serenety zudem um diesen einzuschätzen. Es gab hin und wieder Personen mit denen die junge Akaji nicht konnte. Sie war froh, dass es keinen Schlagabtausch zwischen den beiden Männern gab, dass sie nicht wusste ob sie dann hätte den Mund halten können. Nach wie vor äußerte sie frei ihre Meinungen ob die Entsprechende Person nun unter ihr oder über ihr stand, spielte dabei keine wirkliche Rolle. Sie erinnerte sich da noch an zwei gewisse Herren auf einer Feierlichkeit.

Bascout brachte sich wieder ein und wollte wissen wie lange der Transfer der Gefangen brauchen würde. Toji beantworte ihr die Frage ebenso kurz und knapp wie bisher alles andere auch. Bascout hatte zwar Recht, was das Thema des Schiffsverkehrs unter die Lupe anging, allerdings glaubte sie nicht, dass es dabei zu Problemen kommen würde. Sowohl ihre als auch Tojis Blicke trafen sich für einen kurzen Augenblick, in denen die junge Frau erneut fühlte sie sehr sie ihn liebte, ehe ihr eigener Blick. Bascout war diejenige, die erneut auf die Vagaari zu sprechen kam. Es war nicht wirklich einfach sich über die Vagaari zu informieren. Es war nur wenig bekannt und bisher hatte sie auch noch keine Antwort von ihrem Vater erhalten, der durchaus Kleinigkeiten wissen konnte, da sein Verhältnis zu den Chiss ein sehr enges war. Seine Beziehungen reichten zu einigen Familien die angesehen war und sie hoffte, dass in den nächsten Minuten noch irgendetwas kam. Sie wäre ihm für jede Information dankbar. Langsam nippte sie an ihrem Drink und dachte einen Augenblick an Carla, welche nun in das Chiss-Grenzgebiet, nach Cam’co entsandt wurde um Aussachau nach weitere Anzeichen der Vagaari-Invastion zu halten. Blieb die Hoffnung, dass sowohl die „Thesan“ als auch die „Wyvern“ etwas beobachten konnten. Serenety gefiel der Gedanke nicht die Chiss hier zurück zu lassen mit einer Gefahr im Nacken. Das blauhäutige Volk würde sich auf das Imperium verlassen müssen um gegen eine mögliche Invasion anzukommen und möglicherweise war dies der Schlüsse zu einer wesentlich engeren Vereinigung zweier Kulturen. Den Chiss würde bewusst werden, dass das Imperium und sie durch den Vertrag zusammen gehörten und vor allem würde es das neugeschmiedete Band ein gutes Stück stärken.

Fast Gedankenverloren nippte sie an ihrem Drink, als ihr Kom ein leises Surren von sich gab und sie die Nachricht durchlas. Erfreut stellte sie fest, dass es sich dabei um ihren Vater, Rear Admiral Han Akaji handelte, der eine kurze Botschaft in Bezug auf die Vagaari abgab und was sie las missfiel ihr. Leicht hob sie eine ihrer geschwungenen Brauen. Ein Volk, welches fast unbekannt wer, dennoch eines gut beherrschte, die völlige Zerstörung anderer Völker. Ein erschreckendes Bild, welches Serenety traf. Ihr Vater konnte ihr nicht viel mitteilen, so aber dass es sich um Eroberer handelte. Einen langen Augenblick schien es, als ob sie erstarrt sei. Sie war sich nicht dessen bewusst, dass kurz nachdem das Surren ihres Komlinks ertönt war Schweigen eingetreten war und man sie beobachtete. Erst nachdem sie das Gerät zurück in ihre Tasche steckte, viel ihr auf das man sie beobachtete. Innerlich schüttelte sie sich leicht.

„Verzeihen sie Botschafterin. Soeben erhielt ich eine Antwort von Rear Admiral Akaji bezüglich der Vagaari. Durch seine guten Beziehungen zu einigen der hohen Häuser der Chiss, konnte er mir mitteilen, dass die Vagaari dafür bekannt sind ein Volk der Zerstörung zu sein. Ein Volk von Eroberern die nicht dafür zurückschrecken alles und jeden zu vernichten, die ihnen in den Weg treten. Mehr ist auch ihm nicht bekannt und es scheint als ob auch die Chiss nicht sehr viel mehr wissen. Falls doch, hüllen sie sich weiter in Schweigen. Auf der anderen Seite glaube ich nicht, dass ihnen sehr viel mehr bekannt ist. Ein Volk wie die Vagaari wird wohl darauf bedacht sein nicht viel von sich preis zu geben.“

Sehr viel mehr konnte sie dazu nicht sagen, trank den letzten Schluck ihres Drinks aus und setzte sich ein wenig in Bewegung, wobei sie sich ein wenig durch den Raum bewegte.

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Weil das Galaktische Imperium erst seit einigen wenigen Standardmonaten intensivere Beziehungen zu den Chiss pflegte, lagen momentan noch allerhand Dinge im Argen. Beispielsweise zog sich der Ausbau des Kommunikationsnetzes zwischen beider Sternnationen noch immer hin. Das Versenden einer simplen Textnachricht – egal ob über zivile oder gar militärische Kanäle – konnte noch immer Tage in Anspruch nehmen, weshalb die imperialen Vertreter vor Ort hauptsächlich auf Kurierschiffe zurückgriffen. Eine altmodische Methode, keine Frage. Doch neben der schnelleren Übermittlung besaß sie noch einen zweiten Vorteil: Sie konnte auf diese Weise nicht so leicht von einer anderen Partei – unter anderem den im Untergrund tätigen rebellischen Chiss-Gruppierungen oder einer der intriganten Herrscherfamilien – abgefangen werden.

Im Hinblick auf diesen zum Teil besonderen Hintergrund reagierten nicht alle im Amtszimmer der Botschafterin versammelten Anwesenden so gelassen auf Serenetys eingeworfenen Wortbeitrag. Sie hatte ihren Vater über öffentliche Kanäle kontaktiert und offenbar nach Details zu einer Thematik gefragt, die in dieser überschaubaren Runde gerade eben erst stillschweigend als „heikel“ eingestuft worden war. Der ranghöchste Geheimdienstler vor Ort, Chief Garnik, schnappte dementsprechend kurz hörbar nach Luft, während Konsul Morlev die Augen verdrehte. Glücklicherweise blieben die Militärs in diesem Augenblick deutlich ruhiger. Obwohl die Gegenwart der Vagaari für sie genauso eine Unbekannte war, schienen sie die ganze Situation nicht überdramatisieren zu wollen. So war es am Ende auch Commodore Saunders, der noch vor den beiden Nicht-Militärs das Wort ergriff.

Seine gemächlicher Bass klang beruhigend als er zu Serenety sagte:
„Richten Sie Ihrem Vater bei nächster Gelegenheit unseren Dank aus, Commander. Es ist wahrlich ein äußerst glücklicher Zufall, dass seine Nachricht uns in diesem Moment erreicht … und nicht erst in ein paar Tagen.“ Sogar ein freundliches, fast schon väterliches Lächeln schenkte er der jungen Bastionerin, bevor er sich kurz darauf wieder direkt der Botschafterin zuwandte: „Ma'am, bezüglich des weiteren Vorgehens würde ich vorschlagen, dass wir hier eine Untersuchungskommission – gerne unter meiner persönlichen Aufsicht – einrichten. Bestimmt kann das Diplomatenkorps noch ein paar Ressourcen für Csilla frei machen, sobald ich Anaxes die entsprechenden Unterlagen zugesandt habe.“

„Das dürfte dem Vice Admiral gelegen kommen“
, entgegnete Bascout nachdenklich und strich sich beiläufig eine Strähne aus dem Gesicht. „Die wenigen Mittel, die wir hier momentan zur Verfügung haben, müssen wir mit Bedacht einsetzen. Deshalb würde ich Ihnen – soweit Admiral Joyriak keine Einwände erhebt – Commander Akaji zur Seite stellen wollen. Für die Festigung der Beziehungen mit den Chiss stehen mir immerhin noch Commander Carla und Commander Leclerc zur Verfügung, sobald sie von ihrem Aufklärungseinsatz im Cam'co-System zurückgekehrt sind.“

Einwände schien der ranghöchste Militär vor Ort nicht zu haben. Er nickte bloß und flüsterte dann ein paar Worte seinem Sekretär zu. Damit schien sich die Sache für ihn erledigt zu haben. Weil nun jeder „Bereich“ im Groben wusste, was zu tun war, beendete Bascout kurzerhand die Besprechung und entließ ihre Untergebenen in ihre Räumlichkeiten. Zudem wurde ein einfacher Angestellter der Botschaft beauftragt dem Vice Admiral sein provisorisches Büro zu zeigen. Joyriak, der von seinem Sekretär inzwischen schon ein paar Unterlagen ausgehändigt bekommen hatte, wies noch Toji und Serenety an, ihm zu folgen, bevor er das geräumige Amtszimmer verließ. Schweigend schritten die drei Uniformierten – geführt von dem Untergebenen – durch den langen Gang auf jene vier Wände zu, die den Flottillenkommandeur in den nächsten Tage beherbergen sollten.

***

Hatte man sein Leben tatsächlich in den Dienst der Streitkräfte gestellt, gewöhnte man sich mit der Zeit an den obligatorischen Platzmangel. So teilt man sich schon als frischgebackener Kadett seine Stube mit anderen Offiziersanwärtern. Je nach Akademie – und natürlich gewählter Gattung – kann die Belegung zwischen drei, vier Neulingen oder einem Raum mit „Truppstärke“ schwanken. Und selbst danach, wenn man das ersehnte Patent endlich in seinem Besitz hat, ändert sich weder in der Kaserne, noch auf dem Kriegsschiff etwas an der Situation. Nein, erst als Führungsoffizier kommt man in den luxuriösen Genuss von echter Privatsphäre. Schließlich teilt man sich in dieser Position nicht mehr die Räumlichkeiten mit einem – unter Umständen ungeliebten – Kameraden. Jedoch war der Weg bis zu diesem Punkt für viele Militärangehörige weit. Manche träumten noch immer davon – und waren länger dabei als ihre eigenen Vorgesetzten.

Gemessen an diesen Militärerfahrungen war Vice Admiral Joyriaks vorübergehende Wirkungsstätte groß. Natürlich konnte das Büro nicht mit dem Amtszimmer der Botschafterin mithalten – und mit Sicherheit hatte auch der Konsul ein paar Quadratmeter mehr –, aber Grund zur Beschwerde gab es deshalb nicht. Beim Betreten der Räumlichkeiten atmete Toji instinktiv tiefer ein. Eigentlich war es nicht mehr als eine Marotte, die sich der Commenorer durch das Leben auf Kriegsschiffen mit der Zeit angewöhnt hatte. Seine Nase war seitdem immer auf der Suche nach frischer Luft. Dieses Mal wurde sie aber – wie zuvor schon in Bascouts Büro – enttäuscht. Sie roch abgestanden, recycelt. Im Gegensatz zu anderen Welten spielte sich der Großteil des öffentlichen Lebens unter der vereisten Planetenoberfläche ab, weshalb es bloß in jenen Bereichen der Metropole unverbrauchte Luft gab, die allgemein als „grüne Oasen“ bezeichnet wurden.

Nachdem Joyriak seinen beiden Begleitern eine Sitzmöglichkeit angeboten und sich selbst auf dem Stuhl hinter dem Schreibtisch niedergelassen hatte, ergriff er sogleich das Wort. Er klang ruhig, fast schon routiniert abgeklärt klang er als er sagte:
„Weil die Botschafterin Sie soeben mit einer neuen Aufgabe betraut hat, Commander, möchte ich Ihnen natürlich nicht allzu viel von Ihrer wertvollen Zeit stehlen. Jedoch zwingt mich meine Funktion als ranghöchster Militärangehöriger hier draußen hin und dazu, dass ich mich auch um Dinge abseits rein strategischer oder taktischer Erwägungen kümmern muss.“ Ein freundliches Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. „Glücklicherweise handelt es sich dieses Mal um einen feierlichen Anlass...“

Bestimmt griff der Vice Admiral nach dem ihm ausgehändigten Dossier. Es raschelte kurz und dann kam eine kleine, längliche Schatulle zum Vorschein. Sogleich dämmerte es Toji. So wie der kräftige Flottillenkommandeur kurz zuvor schmunzelte er nun ebenfalls. Sein Blick schnellte regelrecht zu Serenetys Gesicht. War sie überrascht? Oder hatte sie damit schon längst gerechnet? Viel Zeit zum Ergründen ihrer Mimik blieb ihm nicht. Denn kaum eine Sekunde später klappte der Vice Admiral auch schon das Behältnis auf und ein metallisches Rechteck, das ihm äußerst vertraut war, kam zum Vorschein: Das Rangabzeichen eines Captain. Toji nickte anerkennend. Bei Byss hatte sie das letzte Mal unter seinen Weisungen gestanden. Danach war sie gen Csilla aufgebrochen, während man ihn nach Shinbone – zur verhängnisvollen „Subjugator“ – entsandt hatte.

Ein klein wenig feierlicher als noch vor einem Augenblick sprach der Flottillenkommandeur weiter: „Commodore Saunders, Botschafterin Bascout und meine Wenigkeit sind nach Ihren Erfolgen bei den Verhandlungen mit den beiden Chiss-Parteien zu dem Schluss gekommen, dass Sie die nächste Sprosse auf der Karriereleiter erklimmen sollten – und offensichtlich meldet Bastion diesbezüglich keine Einwände an.“ Behutsam holte er das Rangabzeichen aus der Schatulle. „Momentan kann ich Ihnen zwar kein neues Kommando unterstellen – die 'Darkmoon' muss bis auf Weiteres genügen –, aber die neuen Aufgaben, die man Ihnen vor wenigen Minuten übertragen hat, dürften dem neuen Rang mehr als gerecht werden, meinen Sie nicht?“ Schmunzelnd heftete er das rechteckige Metall an ihre linke Brust, nachdem er dessen Vorgänger vorsichtig entfernt hatte. „Miss Serenety Akaji, hiermit befördere ich Sie zu einem 'Captain' der Imperialen Flotte. Möge Ihr Dienst einzig und allein zum Wohle Seiner Majestät, des Galaktischen Imperiums und dessen Bevölkerung sein! Meinen Glückwunsch.“

Natürlich gratulierte auch Toji in aller Höflichkeit. Es geschah nicht alle Tage, dass jemand, der sich nicht einzig und allein auf dem Schlachtfeld bewiesen hatte, befördert wurde. Immerhin gehörte die Diplomatie nicht unbedingt zu den Kernbereichen der Streitkräfte. Sanft, weich und zudem warm fühlte sich ihre Hand beim Schütteln an. Weil sich menschlicher Körperkontakt seit seinem Unfall auf ein absolutes Minimum reduziert hatte, genoss er diesen flüchtigen Moment insgeheim natürlich umso mehr. Als Kriegsversehrter galt er in der imperialen Gesellschaft als Außenseiter. Höchstens bei solchen Anlässen gebot es sich die soziale Barriere kurzzeitig zu durchbrechen. Bevor aber ein unangemessener Eindruck entstehen konnte – immerhin war Vice Admiral Joyriak noch immer in ihrem Beisein –, ließ er die Hand wieder los. Jene Sehnsucht, die er tief in seinem Inneren spürte, drang in diesem Augenblick zum Glück nicht allzu stark zutage.

Zufrieden lehnte sich der Imperiale im Admiralsrang zurück.
„Captain, für heute sind Sie entlassen. Genießen Sie Ihre Beförderung bei einem Schluck guten Chiss-Wein und gönnen Sie sich ein paar Stunden Ruhe. Commodore Saunders kann auch morgen auf Ihre Unterstützung zurückgreifen.“ Er reichte der Bastionerin zum Abschied lächelnd die Hand. Danach wandte er sich unvermittelt Toji zu. „Mit Ihnen würde ich gerne noch einen Moment reden, Commodore Murata. Bleiben Sie also ruhig sitzen...“

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Das Luftholen des anwesenden Geheimdienstlers, welches erfolgte nachdem Serenety ihre Worte kundgetan hatte überhörte dies gefließentlich. Auch wenn die ganze Situation als „Heikel“ zu betrachten war, so konnte man eines mit Sicherheit sagen – wäre ihr Vater nicht mit einzelnen Verbindungen, würde das Imperium in dem einen oder anderen Punkt nicht so viele Informationen besitzen. Dies bedeutete nicht, dass ihr Vater der Allwissende war, doch gab es manchmal Situationen, in denen er geholfen hatte. Davon abgesehen sah das Militär einzelne Dinge anders wie der Geheimdienst und zu diesem Thema würde sich die junge Akaji nicht äußern. Besonders nicht wenn sie an eine gewisse Frau erinnerte, die Toji auf einer gewissen Feierlichkeit nicht nur schöne Augen gemacht hatte. Eine Erinnerung die ihr nicht gefiel und ihr damals Grund zur Eifersucht gegeben hatte. Das erste Mal in ihrem ganzen Leben, dass solche Gefühle in ihr aufgekommen waren und die dafür gesorgt hatten, dass sie die Kontrolle über sich verloren hatte. Dieses Thema jedoch hatte sie abgehakt.

Letztlich war es Saunders, der das Wort als erster ergriff. Sie sollte ihrem Vater Dank aussprechen und dies würde Serenety tun, sobald sie ihn wiedersehen würde. Dies hieß, vielleicht würde sie eher mit ihm über das Kommunikationsnetz sprechen als ihm von Angesicht zu Angesicht zu begegnen. Immerhin wusste sie nicht wohin ihr Weg sie als nächstes führen würde. „Dies werde ich sehr gerne tun, Commodore“, erklärte sie und nickte diesem Mann freundlich zu. Seit sie mehr oder weniger zusammenarbeiteten, benahm er sich ihr gegenüber wie ein Vater. Nicht das sie dies störte, allerdings empfand sie es manchmal als ein wenig unangenehm. Von den meisten wurde sie wie eine Frau oder gar wie ein junges Mädchen behandelt, was ein großer Unterschied zu dem machte, wie sie erzogen worden war. Der Commodore wandte sich der Botschafterin zu und schlug eine Untersuchungskommission vor, welcher unter seiner Aufsicht stattfinden konnte.

Dies würde viel Arbeit bedeuten. Bascout war dafür und unterstellte sie, insofern Admiral Joyriak keine Einwände haben würde, dem Commodore. Ihre und Carlas Wege würden sich trennen. Sie hatte schon eine Weile nicht mehr privat mit der Chiss zu tun gehabt. Es schien als ob sie genug mit sich selbst und ihrem Schiff zu tun hätte. Serenety konnte ihr nur viel Erfolg wünschen und dass sie sich irgendwann wiedersehen würden. Sie mochte die Chiss, die in letzter Zeit zu einer Freundin geworden war. Diese hielt große Stücke auf die junge Commander, hatte ihren Rat gesucht und im Gegenzug auch die junge Exotin aufgebaut. Die junge Chiss würde Serenety fehlen. Irgendwann würden sie sicherlich wieder aufeinander treffen und bis dahin würden sie getrennte Wege gehen.

Da sonst nichts weiter zu sagen war, beendete die Botschafterin das Treffen. Ehe die kleine Gruppe sich jedoch auflöste, erhielten sowohl Toji als auch Serenety die Mitteilung, dass Admiral Joyriak sie noch sprechen wollte und so begleiteten die beiden Offiziere den Ranghöchsten Militär durch die Gänge des Chissgebäudes, bis sie dessen Büro erreichten. Sein Arbeitszimmer war ein wenig kleiner wie das der Botschafterin. Dennoch reichte es vollkommen für seine Zwecke aus. Nachdem er ihnen eine Sitzmöglichkeit angeboten hatte, ließ Serenety sich neben Toji nieder. Wieder fühlte sie die Müdigkeit, die sich in ihrem Körper breitmachte. Es war ein merkwürdiges Gefühl. Eines, welches sie so nicht kannte. Eine bleierne Müdigkeit, die sich ihrer bemächtigte. Die ihre Knochen, ihre Seele und alles andere in einen tiefen dunklen Nebel zu tauchen schien.

Serenety blickte den Vice Admiral an, welcher sein Wort fast augenblicklich an sie richtete. Zeit stahl er ihr keinesfalls. Ehrlich gesagt hatte sie nicht vor sich sofort an Saunders zu hängen um ihre neuen Aufgaben anzunehmen. Viel mehr wollte sie erst einmal eine Nacht für sich haben und vor allem, sie wollte ein klein wenig Zeit mit dem Mann neben sich, der sehr wahrscheinlich relativ schnell wieder aufbrechen würde. Sie wollte mehr Gewissheit, sie wollte mit ihm sprechen und ehe sie dies nicht getan hatte, würde nichts anderes ihre Aufmerksamkeit erhalten. Natürlich konnte sie dies dem Admiral nicht sagen. Allerdings braucht sie dies auch nicht, da er in seinen Worten fortfuhr. Sein Lächeln, welches sich auf sein Gesicht schlich sorgte dafür, dass sie sich fragte was als nächstes kam. Ein feierlicher Anlass? Was würde nun kommen? Ehe Serenety sich auch nur Gedanken darüber machen konnte, raschelte es und eine längliche Schatulle kam zum Vorschein. Serenety brauchte weder zu fragen noch sich Gedanken darüber zu machen wobei es sich dabei handelte. Mit der dem feierlichen Anlass meinte der Vice Admiral eine Beförderung. Dem Gesicht der jungen Frau war nichts anzusehen, als Joyriak die Schatulle öffnete. Zum Vorschein kam ein Rechteck, das Rangabzeichen eines Captain. Selbstverständlich freute sich die junge Frau über die Beförderung und das Toji dabei war freute sie noch mehr. Langsam erhob sich die junge Frau, deren Gesicht auch weiterhin unbewegt wirkte. Sie lauschte den Worten des älteren.

Die „Darkmoon“ vorerst zu behalten war für sie kein Problem. Immerhin hatte sie das Schiff noch nicht wirklich im Kampf testen können. Die diplomatischen Arbeiten auf Csilla und dann auf Sposia hatten sie von ihrem Schiff ferngehalten. Gut möglich, dass es entweder so weiterging oder aberein Wechsel stattfinden würde. Der Vice Admiral ließ ein Schmunzeln hören, dann heftete er das neue Rangabzeichen an ihre Brust und beförderte sie zum Captain.

„Vielen Dank Vice Admiral Joyriak, es ist mir eine Ehre.“

Sie schüttelte die Hand des älteren, ehe auch Toji sich ihr zuwandte, sie ebenfalls beglückwünschte und ihr die Hand schüttelte. Innerhalb eines Bruchteils von Sekunden fuhr ein Kribbeln durch ihren Körper und weckte eine tiefverborgene Sehnsucht in ihr. Allein seine Hand zu fühlen machte sie mehr als Glücklich. Auch wenn es nur eine kurze Geste war, so wurde ihr umso klarer, dass sie Gewissheit brauchte. Endgültige Gewissheit und ohne diese würde sie ihn nicht gehen lassen. Sie liebte ihn, gleich was er dazu sagen würde, sie würde ihn nicht mehr verlassen. Es mochten Sekunden gewesen sein, in denen ihrer beiden Hände sich vereinigten, dennoch erschien es ihr wie eine kleine Ewigkeit, ehe man sich voneinander löste. Wie gerne wäre sie in seine Arme gesunken, hätte ihn an sich gezogen. Innerlich seufzend wandte sie sich dem Ranghöchsten zu, welcher erklärte, dass er sie entließ. Sie sollte ihre Beförderung genießen und dies würde sie tun. Wenn auch nicht alleine. Dummerweise sollte Toji jedoch noch bleiben. Also blieb ihr nichts anderes übrig als die beiden Herren zu verlassen. Mit einem höflichen Gruß, indem sie sich an die Stirn tippte verließ sie das Arbeitszimmer des Vice Admirals und schritt durch den Gang. Sie würde hier auf ihn warten.

Was auch immer die beiden zu besprechen hatten, es würde hoffentlich nur einige Minuten in Anspruch nehmen. Also lief sie im Gang einfach auf und ab, während sie im Geiste versuchte ihre Gedanken zu ordnen und sich vor allem die richtigen Worte zurecht zu legen. Eine kleine Feier wäre nicht schlecht und am liebsten wollte sie diese mit Toji bestreiten. Immerhin schuldete er ihr noch was. Würde sie ihn überreden müssen? Falls ja, mit welchen Worten? Serenety holte tief Luft, dankbar, dass niemand in der Nähe war. Aus irgendeinem Grund war sie nervös. Eine alberne Reaktion und irgendwie doch menschlich.

Sie wusste nicht wie oft sie schon hin und zurück gelaufen war, oder wie viele Minuten sie bereits hier verbracht hatte, als die Tür aufging und Toji heraus trat. Serenety atmete erneut tief durch, dann Schritt sie ihm entgegen, schenkte ihm ein kurzes Lächeln und ergriff das Wort.

„Ich habe auf dich gewartete. Auf Wunsch des Vice Admirals hin werde ich meine Beförderung feiern, was ich allerdings nicht alleine möchte. Würdest du mir die Ehre geben mir Gesellschaft zu leisten?“, wollte sie wissen und machte eine kurze Pause. „Ich wüsste nicht mit wem ich es lieber täte und genau genommen schuldest du mir noch etwas.“ Diesmal stahl sich so etwas wie in spitzbübisches Lächeln auf ihre Lippen. Etwas was selten vorkam, allerdings mehr als erfrischend war. Emotionen waren etwas, was die junge Frau nur selten in der Öffentlichkeit zeigte. Wahrscheinlich hatte sie Toji nun überrascht und irgendwie hielt sie ihm auch wieder einmal den Blaster an den Kopf, doch machte dies nicht wirklich etwas. Immerhin hatte sie sich geschworen noch heute mit ihm sprechen zu können und was machte sich besser als eine Einladung? Also kam ihr die Beförderung nur gelegen. Ohne es zu wissen hatte der Vice Admiral ihr also geholfen.

[: Csilla-System | Csilla :||: Csaplar | Zentrum | provisorische Botschaft des Imperiums | vor dem Büro des Vice Admirals :||: Commodore Toji Murata und Captain Akaji :]
 
[: Csilla-System | Csilla :||: Csaplar | Zentrum | provisorische Botschaft des Imperiums | Büro des Vice Admirals :||: Commodore Toji Murata und Vice Admiral Joyriak :]

Kaum hatte sich die Tür hinter Serenety mit einem hörbaren Zischen geschlossen, da lehnte sich der Vice Admiral auf einmal ein gutes Stück vor. Und obgleich er gerade noch ein freundliches Lächeln auf den Lippen gehabt hatte, wirkte er mit einem Mal um Jahre gealtert als er sagte: „Commodore, lassen Sie uns mit offenen Karten spielen. Ihre überraschende Entdeckung im Bogo Rai-System hat mir in Wahrheit den Boden unter den Füßen weggezogen. Sollte tatsächlich eine Gefechtsflotte der Vagaari da draußen lauern, haben wir Imperialen – bei gleichzeitigem Bestehen der gegenwärtigen Probleme – keine Chancen irgendeinen Sieg zu erringen.“ Er verzog misslaunig das Gesicht. „Und insbesondere dieses private Kolonisierungsprogramm könnte uns auf Anhieb zu einer annehmbaren Zielscheibe für diese Barbaren machen.“

Zu einer (mehr oder weniger) ähnlichen Einschätzung der Lage war Toji insgeheim schon während der zuvor stattgefundenen Besprechung gelangt. Schließlich musste man wahrlich kein strategisches Genie sein, um zu erkennen, dass eine mittlerweile nur aus zwei leichten Kampfgruppen bestehende Flottille, eine vorwiegend mit Frachtern bestückte Eingreifgruppe des Entdeckungskorps sowie eine kaum bewaffnete Einheit des Diplomatenkorps keine allzu große Gefahr darstellte. Ja, die imperiale Präsenz wurde auf diese Weise natürlich trotzdem gewahrt – immerhin hatte man es hier draußen zu einem Großteil bloß mit marodierenden Piratenbanden zu tun –, aber gegen ein kämpferisches Volk, das staatlich organisiert war, hatte man so dennoch keine Chance. Demzufolge hätten die Chiss die Hauptlast der Verteidigung zu tragen, was für einen pflichtbewussten Angehörigen des imperialen Militärs natürlich nur schwer zu schlucken war. Der Commenorer konnte also die Gewissensbisse seines Vorgesetzten verstehen.

„Ich habe mir in dieser Sache auch schon den Kopf zerbrochen, Sir“, gestand er Joyriak krächzend. Einem Moment lang begegnete er selbstbewusst dem Blick seines Vorgesetzten. „Behalten wir die derzeitige Aufteilung bei, wonach Ihre Kampfgruppe bei Mato'Chel'Not ankert, während sich meine hauptsächlich im Sposia-System aufhält, werden wir nicht gerade viel davon mitbekommen, wenn die Vagaari im Grenzgebiet wildern. Oder glauben Sie Anorons Untergebene würden uns in dieser Sache tatsächlich um Hilfe bitten?“ Nachdenklich wanderte sein Blick weiter. „Nein, soweit dürfte die Bereitschaft der meisten Chiss wohl nicht gehen. Uns bleibt also nur eine andere Möglichkeit offen: Wir müssten regelmäßig selbst einzelne Schiffe zu Aufklärungszwecken entsenden...“

Der Vice Admiral brummte. „Soweit kam ich in meinen bisherigen Überlegungen auch schon. Bloß würden wir uns damit selbst schwächen. Entsenden wir nämlich zu wenig – oder sind die Abstände zu groß – bekommen wir ebenfalls nichts mit, weil kleinere Vagaari-Einheiten durch die Maschen schlüpfen könnten. Entsenden wir aber andererseits zu viele Schiffe, tanzen uns schon bald all jene auf der Nase herum, die insgeheim noch immer für die Unabhängigkeit streiten.“ Joyriak schüttelte den Kopf. „Ich schätze, wir müssen wohl oder übel andere Quellen anzapfen.“

„Die Frage ist bloß: Welche?“, stimmte Toji missmutig zu. „Captain Uhdea schien zuletzt vor allem mit dem Bau des Außenpostens beschäftigt zu sein. Ihr kann man also kaum zusätzlich die Aufgabe aufbürden, mehrere Grenzsysteme im Auge zu behalten. Zumal weder die 'Orion', noch die beiden Kargoschiffe ('Demeter', 'Persephone') für solch ein Tätigkeitsfeld ausgerüstet sind. Somit bleiben uns eigentlich bloß die Schiffe des Diplomatenkorps...“

Eine ganze Weile überlegten sie hin und her. Doch je mehr sie grübelten, desto klarer wurde ihnen, dass sie das vorhandene Loch mit den verfügbaren Mitteln kaum stopfen konnten. Irgendwo setzten sie sich immer wieder irgendwelchen unangenehmen Risiken aus. Schnell, sehr schnell machte sich bei beiden Offizieren Frustration breit. Immerhin war ihre gegenwärtige Situation hauptsächlich nur auf den Umstand zurückzuführen, dass Bastion sein neues Protektorat – trotz anderer, öffentlicher Verlautbarungen – stiefmütterlich behandelte. Denn im Vergleich zu jenen Regionen in der Galaxie, die eine ähnliche Bedeutung für das Imperium besaßen, verfügte man hier nicht über eine komplette Sektorflotte samt Einheiten für die Verteidigung einzelner Systeme. Nein, hier draußen galt es stets mit weniger, weitaus weniger auszukommen. Deshalb blieben sowohl der Vice Admiral als auch der Commodore letztendlich in ihrem Dilemma gefangen.

Joyriak, der sich nebenbei ein paar Notizen gemacht hatte, schnaubte. Brummend sagte er:
„Solange Bastion nicht endlich Ersatz für Fogerty schickt, werden wir immer wieder auf dieselben Probleme stoßen. Es bleibt mir also nichts anderes übrig als der Admiralität erneut zu schreiben und um mehr Einheiten zu bieten – insbesondere im Angesichts der neuen, potenziellen Gefahr durch die Vagaari. Gehen Sie da mit, Murata?“ Der kriegsversehrte Commenorer nickte. „Gut. Dann lasse ich meinen Sekretär nachher rasch ein entsprechendes Dokument aufsetzen und per Sonderkurier nach Nirauan schicken. Hoffentlich ziert man sich der Thron nicht...“

„Soll ich mit meiner Kampfgruppe derweil nach Sposia zurückkehren?“, fragte Toji nach.

Der Flottillenkommandeur schüttelte aber den Kopf.
„Commodore, Sie sind der einzige Imperiale, der bislang in Kontakt mit den Vagaari – genauer: mit deren Handlangern – gekommen ist. Bascout hat es vorhin zwar nicht direkt gesagt, aber ich vermute stark, dass Sie bei dem einen oder anderen Gespräch in den nächsten Tagen, Wochen sekundieren werden müssen. Bleiben Sie also vorerst mit ihren Schiffen hier im Csilla-System.“ Schnell machte er sich noch ein paar Notizen. „Und schicken Sie Ihre Gefangen bitte schnellstmöglich zu Chief Garnik.“

„Das hatte ich vor, Sir“, entgegnete der Kommandant der „Abyss“ und zückte sein Kom-Gerät, um die Besatzung über die Transferbewilligung zu informieren.

Nachdem er anschließend ein paar abschließende Worte mit seinem Vorgesetzten gewechselt hatte, verabschiedete er sich von dem Vice Admiral mit einem zackigen Salut. Durch seine körperlichen Beeinträchtigungen mochte diese Bewegung zwar nicht mehr ganz so schneidig wie vor dem Unfall aussehen, aber ihm schenkte man dennoch ein dankendes Nicken. Langsamen Schrittes verließ Toji kurz darauf das provisorische Büro – und lief dabei beinah der wartenden Serenety in die Arme. Im letzten Moment stoppte er vor ihr und blickte so unwillkürlich in ihr lächelndes Gesicht. Ja, nach all dem diplomatischen Hin und Her, das offensichtlich so typisch für die Chiss war, hatte sie sich ihre Beförderung redlich verdient. Zaghaft erwiderte er ihr Lächeln. Bevor sie das Wort an ihn richtete, herrschte einen oder zwei Herzschläge lang nur Stille zwischen ihnen. Sie sah ihn an. Er sah sie an.

Dann sprach sie ihn an.
„Ich habe auf dich gewartete. Auf Wunsch des Vice Admirals hin werde ich meine Beförderung feiern, was ich allerdings nicht alleine möchte. Würdest du mir die Ehre geben mir Gesellschaft zu leisten?“ Erwartungsvoll sah sie ihn an. „Ich wüsste nicht mit wem ich es lieber täte und genau genommen schuldest du mir noch etwas.“

„Tja, dann habe ich wohl keine andere Wahl“, sagte er und versuchte dabei wieder so unbeschwert zu klingen wie bis zu jenem verhängnisvollen Tage im Shinbone-System. „Fürs Erste möchte mich Joyriak hier im Csilla-System wissen. Allzu schnell muss ich also nicht auf die 'Abyss' zurück. Sag du mir bloß, wo du heute feiern möchtest...“

***

Da die Chiss seit Jahrtausenden einen strengen Isolationismus pflegten, waren sie auf vielen Welten nur bedingt auf fremde Reisende – und deren Gepflogenheiten – eingestellt. Höchstens jene Völker, die im Grenzgebiet ein wenig Handel mit den blauhäutigen Fastmenschen trieben, fanden hier und da bei der Unterkunft oder Verpflegung Berücksichtigung. Jedenfalls sofern man als Fremder etwas Sy Bisti – oder besser noch: Minnisiat – beherrschte. Csaplar, als Zentrum sowohl der Chiss-Politik als auch -Kultur, war da zum Glück schon etwas fortschrittlicher. Entsprechend sich dem langsam einstellenden Wandel hatte sich die Metropole für Reisende schon ein bisschen mehr geöffnet. Hier konnte man auch mit Basic ein annehmbares Hotel finden und in ordentlichen Restaurants speisen.

Dementsprechend war es nicht sonderlich verwunderlich, dass Toji – trotz fehlender Kenntnisse bei den Chiss-Sprachen – kurzfristig eine edle Unterkunft nahe dem Regierungsbezirk hatte bekommen können. Gemeinsam mit seinem Steward, Leading Crewman Binett, hatte er in einer höheren Etage eine geräumige Suite bezogen, wo er den Landgang verbringen und sich für das Essen mit Serenety umziehen konnte. Natürlich entsprach der Commodore bei diesem Anlass den üblichen Traditionen der Imperialen Flotte: Er zog die pechschwarze Galauniform – samt Orden – an. Danach ließ er sich ein Untergrundtaxi rufen, um sich zum verabredeten Ort, dem „Pohskapforian“, zu bringen. Dort, so der Wunsch der frischgebackenen Captain, würden sie in aller Ruhe einen Happen essen und – trotz möglicher Vagaari-Invasion – einfach den Abend genießen.

Ein bisschen außerhalb der unter Schnee und Eis bedeckten Metropole befand sich das Restaurant „Pohskapforian“. Selbstverständlich konnte man auch dieses Gebäude – wie das Gros auf Csilla – ausschließlich auf unterirdischem Wege betreten. Doch im Gegensatz zu manch anderem Bauwerk dinierte man hier nicht in irgendeiner künstlichen Höhle, sondern stattdessen unter einer gewaltigen Glaskuppel mit Blick auf den Nachthimmel. Bunte, zum Teil leuchtende Fische schwammen zudem in runden Aquarien nahe der dezent angerichteten Tische. Eine für Bewohner der Galaxie ziemlich exotisch anmutende Musik, die entfernt an alderaanische Klassik erinnern mochte, säuselte ständig im Hintergrund, drängte sich aber keine einzige Sekunde lang den Gästen auf. Toji, der bislang bloß selten so ein exquisites Restaurant besucht hatte, war im ersten Augenblick vollkommen baff. Denn mit solch einer Umgebung hatte er wirklich nicht gerechnet.

Toji, der ein paar Minuten zu früh im Restaurant aufgeschlagen war und sich zum Warten direkt zu ihrem Tisch hatte bringen lassen, blieb wirklich eine Sekunde lang der Atem weg als der Ober kurz darauf stolzierenden Schrittes Serenety zu ihm führte. Die Botschaft – oder besser: Saunders – hatte sie in einer anderen Unterkunft unterbringen lassen, weshalb sie nicht gemeinsam hier raus gefahren waren. Nun, in ihrem rot-schwarzen Kleid mit dem dezenten Make-up im Gesicht sowie den hohen Schuhen, sah sie einfach umwerfend aus. Tatsächlich mochte man einen Augenblick lang gar nicht glauben, dass es sich hier um eine waschechte, gestandene Offizierin der Imperialen Flotte handelte. Nein, in diesem Moment sprach nichts, gar nichts für einen militärischen Hintergrund. Viel mehr mochte man meinen ein Holo-Starlett vor sich zu haben.


„Du siehst bezaubernd aus, Serenety, gestand er ihr umgehend, stand auf und rückte schweigend – ganz der Gentleman – für sie den Stuhl zurecht. „Dagegen komme ich mir in meiner Galauniform fast schon ein bisschen schäbig vor...“ Er witzelte, um die Stimmung ein wenig zu lockern, und als er wieder saß, sagte er: „Da ich kein Cheunh beherrsche – nicht einmal einen Anflug davon – wirst wohl du das Bestellen übernehmen müssen. Ich würde dir aber von der Sposia-Schildkröte abraten … auch wenn sie in manchen Kreisen als Delikatesse gilt.“

[: Csilla-System | Csilla :||: außerhalb von Csaplar | Restaurant „Pohskapforian“ | Tisch für Zwei :||: Commodore Toji Murata und Captain Akaji :]
 
[: Csilla-System | Csilla :||: Csaplar | Hotel Nuruo | Suite :||: Captain Akaji :]

Eine andere Wahl hatte er wahrlich nicht. Sie hätte ihm auch gar keine gelassen. Demnach war es nur von Vorteil, dass er noch ein Weilchen im System von Csilla bleiben sollte. Ohne es zu wissen hatte Joyriak ihr damit sogar in die Hände gespielt. Wären die Umstände nicht so wie sie waren, wäre sie fast noch auf den Gedanken gekommen sich bei diesem zu bedanken. Allerdings wäre dies nicht wirklich passend gewesen und zudem gehörte sie nicht so zu den Personen, die ihre Gefühlswelt derart offen zur Show legten. Also hatte sie einfach nur Toji angelächelt und seine Frage beantwortet wohin es gehen sollte, ehe beide sich auf den Weg gemacht hatten.

Nachdem sie sich für den Landgang eine Suite gesucht hatte – stand sie nun vor dem Spiegel und überlegte was sie mit ihrem Äußeren anstellen sollte. Es war nicht so, dass sie die Techniken des hübsch Machens nicht beherrschte – diese hatte ihre Mutter ihr trotz allem einbläuen können – so bot ihr Dienst als Offizier nicht die Möglichkeit sich in Schale zu werfen. Jedenfalls gehörte Serenety nicht zu den Damen, die zu tief in den Farbkasten fielen. In diesem Fall war sie wohl eher praktisch veranlagt. Wenn sie jedoch zu Hause war, hatte sie sich daran gewöhnt sich äußerlich den Wünschen ihrer Mutter anzupassen. Innerlich seufzend schüttelte sie den Kopf. Der Militärdienst hatte sie wenigstens gerettet vor dem Modelsein, welches ihre Mutter fokussiert hatte oder die Schauspielerei.

An dem heutigen Abend ging es jedoch nicht darum ihrer Mutter zu gefallen. Viel mehr wollte sie ihre Beförderung mit dem Mann feiern, der eigentlich schon längst mit ihr verheiratet sein sollte. Einem Mann, denn sie über alles liebte und ihm wollte sie eigentlich gefallen. Interessanterweise musste sie gestehen, dass sie eigentlich nicht wirklich sagen konnte was er in punkto äußerer Aufmachung bevorzugte. Sie wusste nur, dass er ein typischer Frauenheld gewesen war, bis zu jenem schicksalshaften Unfall. Von seinen Affären hatte sie nie wirklich jemanden zu Gesicht bekommen, mit Ausnahme einer IGD-lerin… Optisch gesehen hatte sie mit ihren Reizen durchaus gespielt. Was sie noch weit besser beherrscht hatte war die Tatsache, dass sie Toji allein mit Blicken, Gesten und vor allem gewissen Ausdrücken derart bezierzt hatte, dass Serenety vor Eifersucht gekocht hatte. Wie auch immer. Es half ihr kein bisschen bei ihrem jetzigen „Problem“ weiter.

Vielleicht sollte sie sich einfach keine Gedanken darüber machen und frei nach ihrem Gefühl entscheiden. Letztlich war es auch genau dies was sie tat und so begann sie damit ihre sehr langen Haar leicht zu locken und einen Teil auf dem Oberkopf festzustecken. Den Rest ließ sie in Wellen über die Schulter fallen. Das Make-Up bestand darin, indem sie ihre sehr langen Wimpern stärker betonte als normal. Ein Kajal in schwarz um die Augen, während ihre Lippen ein Rot erhielt, damit es zu ihrem Kleid passte. Ihren Schlanken, wohlgeformten Körper hüllte sie in einen roten Stoff, welcher im Dekolleté einen Ausschnitt besaß, der ihren vollen Busen doch gut zur Geltung brachte. Ein Designerstück ihres Onkels. Mit schwarzer Spitze war über das Hauptkleid noch sehr hübsch ein Akzent gelegt worden. In der Spitze befanden sich auf Höhe der rechten Hüfte bestickte Blumen. Das Kleid war knielang und betonte ihre schlanke gestallt sehr. Darunter trug sie schwarze hohe Schuhe und passend zu dem ganzen noch Schmuck. Ohrringe, Halskette und Armband.

Einen langen Augenblick blieb sie vor dem Spiegel stehen und musste sich daran gewöhnen, dass sie nun so völlig anders aussah als sonst. Ein wenig irritierend war dies schon. Ihre Mutter wäre begeistert gewesen, hätte sie dafür geküsst und sie mit Lob und Komplimenten überschüttet. So sehr Serenety ihre Mutter auch liebte, manchmal konnte sie über diese Anwandlung nur den Kopf schütteln. Sollte sie irgendwann Mutter werden, so hoffte sie ihre Tochter in diesem Punkt anders zu behandeln. Mit einem letzten prüfenden Blick wandte sich die junge Captain vom Spiegel ab, griff nach einem Mantel, zog diesen über und verließ ihre Suite. Sie war eine Persönlichkeit die viel Wert auf Pünktlichkeit legte.

Kurz darauf bestieg sie ein Untergrundtaxi, um sich zum verabredeten Ort, dem „Pohskapforian“, bringen zu lassen. Serenety strich den unteren Teil ihres Kleides und atmete tief durch. Irgendwie war sie aufgeregt. Obwohl sie beide sich schon so gut und lange kannten, war es als ob sie sich das erst mal privat mit ihm treffen würde. Natürlich war dem nicht so, allerdings waren ihre gemeinsamen Stunden bisher eher sehr wenige gewesen. Auf der anderen Seite ging ihr so viel durch den Kopf. Schließlich wollte sie nicht nur ihre Beförderung feiern, sie wollte auch mit ihm sprechen. Sie wollte endlich eine klare Zukunft und vor allem wollte sie den Wunsch ihrer Eltern – besser gesagt das Versprechen dieser – endlich in die Tat umsetzen. Es würde nur eine Frage der Zeit sein, bis jemand entweder auf Seiten Tojis Familie oder der ihren auf die Hochzeit bestehen würde. Serenety fragte sich zudem seit längerem schon, warum Toji die Verlobung bisher nicht gelöst hatte. Eine wirkliche Antwort hatte es darauf bisher nicht gegeben. Nur die Worte, dass sie ihre Zukunft nicht wegwerfen sollte waren ihr im Gedächtnis geblieben. Hatten sich dort eingebrannt und sie irgendwo auch verletzt. Aber gut, dieser Abend würde irgendwie eine Entscheidung bringen. So jedenfalls hatte sie es sich vorgenommen und sie würde sich auf keinen Fall irgendwie abspeisen lassen.

Während das Untergrundtaxi durch Schnee und Eis ein Stück außerhalb der Metropole zum Restaurant fuhr, hatte sie genug Zeit sich weitere Gedanken zu machen und vor allem an Aufregung zu verlieren. Als das Taxi hielt und sie ausstieg, betrachtete sie einen langen Moment die Glaskuppel, die als Restaurant fungierte. Ein Bauwerk welches überaus schön war und der Blick zum Nachthimmel etwas Romantisches besaß. Langsam schritt Serenety durch den Eingang, vorbei an Aquarien und ließ sich zum reservierten Tisch bringen, an dem Toji schon saß. Sie vernahm die sanften Klänge von Musik, während ihre Augen Toji anblickten, der in seiner Galauniform sehr attraktiv aussah. Sein zum Teil „entstelltes“ Gesicht tat dem ganzen dennoch keinen Abbruch. Wären ihre Gefühle andere gewesen, oder hätte sie ihn das erste Mal so gesehen, vielleicht wäre es dann anders gewesen.

Leicht errötete sie, als Toji ihr ein Kompliment machte. Bezaubernd sah sie aus! Dies hörte man nicht so oft und von ihm leider noch seltener. Er ließ sich jedoch nicht lumpen, erhob sich und rückte ihr den Stuhl zurecht und brachte sie zum Schmunzeln. Er sah keinesfalls schäbig aus.

„Vielen Dank für dein Kompliment. Sagen wir, du siehst in deiner Galauniform nur halb so schäbig aus wie du dich fühlst“,
gab sie witzelnd zurück und ließ sich auf dem Stuhl nieder. „Was die Sposia-Schildkröte angeht, diese sollte man auch nicht unbedingt in einem Restaurant essen sondern viel mehr bei Freunden, das wertet sie auf und die Küche von Freunden ist ein wenig anders als die für die Öffentlichkeit.“

Serenety ließ sich die Karte geben und überflog diese. Es gab einige Spezialitäten die sehr gut waren. Da sie für Toji übersetzen musste, würde sie die gesamte Bestellung übernehmen.

„Ich würde einen Perlwein vorschlagen. Dazu eine Vorspeise aus Gemüse und gebratenem Fisch und Hausgemachtem Fladen. Als Hauptgericht gebratenes Fleisch mit einer speziellen Soße, Gemüse und Reis“, schlug sie vor und da er nickte, bestellte sie das ganze beim Kellner in Cheuhn, wobei dieser nickte und verschwand.

„Wie geht es dir? Ich meine wie geht es dir wirklich?“

Absichtlich wählte sie ein Thema, welches nichts mit ihrer Arbeit zu tun hatte, auch wenn es sie natürlich interessierte, was er noch mit dem Vice Admiral besprochen hatte. Wahrscheinlich würde man früher oder später noch auf ein solches kommen. Doch viel mehr interessierte sie es, wie es ihm ging und in diesem Punkt wollte sie die Wahrheit hören. Sie kannte ihn gut genug um zu wissen, dass ihm eine Antwort hierauf nicht so leicht fallen würde. Ein oberflächliches gut ließ sie nicht gelten. Sie wollte die Wahrheit und dies wusste er auch. Natürlich erwachte in diesem Punkt ihre Fähigkeit als Counselor in ihr. Mehr noch jedoch war es eigentlich die Tiefe Verbindung der beiden, die aus ihr sprach. Bei ihrem letzten kurzen Gespräch hatte er mehr oder weniger abgelenkt, so wie er es scheinbar nach dem Unfall gern tat. Ihre Augen blickten ihr fragend an. Sie fühlte, wie ihr innerstes sich danach sehnte eine Antwort zu hören.

Kurz darauf erschien der Kellner um ihnen den Wein zu bringen, er schenkte ein und stellte die Flasche dazu, dann verschwand er wieder. Serenetys Hände lagen auf dem Tisch, den Versuch unterdrückend ihre Hand auf die seine zu legen. Es war nicht einfach, nicht einfach sich nicht anmerken zu lassen das sie ihn liebte. Wie viel lieber hätte sie es gezeigt, jetzt wo sie allein waren. Doch ihre Augen sprachen Bände, ihre Liebe für ihn war darin sicherlich deutlich zu sehen.

[: Csilla-System | Csilla :||: außerhalb von Csaplar | Restaurant „Pohskapforian“ | Tisch für Zwei :||: Commodore Toji Murata und Captain Akaji :]
 
[: Csilla-System | Csilla :||: außerhalb von Csaplar | Restaurant „Pohskapforian“ | Tisch für Zwei :||: Commodore Toji Murata und Captain Akaji :]

Leise säuselte im Hintergrund die exotische Chiss-Musik als sich Serenety – ganz leicht errötet von seinem Kompliment – setze. In dem Restaurant, das im Entferntesten an einem Boot ähnelte, waren um diese fortgeschrittene Uhrzeit kaum Gäste anwesend. Demzufolge hatten die beiden Imperialen auch ohne Separee ausreichend Privatspähre. Toji, der ihr direkt gegenüber saß, ließ den Blick auf ihr ruhen. Die Überraschung, die er im ersten Moment in ihrer Gegenwart verspürt hatte, war in der Zwischenzeit wieder soweit abgeklungen, dass er sich auf das Wesentliche konzentrieren konnte. Er ließ in Gedanken ein paar Erlebnisse Revue passieren, die er mit ihr teilte, während sie zur gleichen Zeit mit ihrer lieblichen Stimme die begonnene Unterhaltung fortführte.

Noch immer mit einer leichten, aber sichtlichen Röte auf den Wangen witzelte sie plötzlich:
„Vielen Dank für dein Kompliment. Sagen wir, du siehst in deiner Galauniform nur halb so schäbig aus wie du dich fühlst. Was die Sposia-Schildkröte angeht: Diese sollte man auch nicht unbedingt in einem Restaurant essen, sondern viel mehr bei Freunden. Das wertet sie auf und die Küche von Freunden ist ein wenig anders als die für die Öffentlichkeit.“

„Dein Wissen über solche Trivialitäten der Chiss-Kultur sind erstaunlich...“, entgegnete der kriegsversehrte Commenorer. Dabei zeichnete sich auf seiner gesunden Gesichtshälfte kurzzeitig ein freundliches Lächeln ab. „Es muss sich für Bascout und Saunders wie ein echter Glücksgriff anfühlen, dass sie dich an ihrer Seite haben.“

Dieser knappen Schmeichelei ließ die zierliche Captain in dem rot-schwarzen, äußerst figurbetonten Kleid jedoch nicht viel Raum. Denn kaum hatte sie die Karte aufgeschlagen, schien ihr auch schon das passende Zusammenstellung diverser Gerichte und Getränke ins Auge gefallen zu sein. Gleich jener zielstrebigen Offizierin, die Toji einige Jahre lang auf der Musashi und der Pandora hatte kennenlernen dürfen, griff sie ihre Favoriten heraus und bestellte diese – nach einer überaus kurzen Absprache mit ihrer Begleitung – beim Kellern. Obwohl sie dabei überraschenderweise auf Cheunh, der Muttersprache der Chiss, sprach, verzog der Bedienstete keine Miene. Er nickte ihr bloß zu und zog sich dann in Richtung Küche zurück, um die Bestellung mündlich weiterzuleiten. Danach ging er zur hauseigenen Bar, richtete zwei Gläser auf einem Tablett her und befüllte sie sorgsam mit dem Perlwein, den Serenety für diesen Abend auserkoren hatte.

Toji, der sich seit seinem schrecklichen Unfall eigentlich genierte in der Öffentlichkeit irgendetwas – abseits kleiner, mundgerechter Häppchen – zu essen, hatte dieses Mal keinen Einspruch erhoben, da er den Beginn dieses Abend nicht ruinieren wollte. Sowohl die wenigen Standardmonate auf der Darkmoon, ihrem ersten, eigenen Kommando, als auch jene Tage, die sie mittlerweile offiziell in den Reihen des Diplomatenkorps verbracht hatte, schienen sie sichtlich selbstbewusster gemacht zu haben. Das wollte der Commodore nicht zerstören. Stattdessen behielt er das Lächeln bei, nachdem er ihr hauptsächlich die gesunde Seite zugewandt hatte, und behielt sie weiter im Auge. Warum hielt sie bloß an ihm fest? Warum hatte sie ihn zu diesem Abendessen eingeladen? Für einen flüchtigen Moment kamen ihm solche Fragen in den Sinn. Denn jenes Selbstbewusstsein, das er vor dem Flug nach Shinbone noch besessen hatte, war inzwischen kaum noch vorhanden – jedenfalls auf privater Ebene.

Der Kellner, eine schlanke Gestalt von mittlerem Alter, mit dunkelblauem Hautton und gräulichen Strähnchen im pechschwarzen Haar servierte die mit Perlwein gefüllten Gläser. So wie viele Dinge, die hier draußen existierten, wirkten auch diese Gefäße exotisch auf den Commenorer. Nein, mit der Chiss-Kultur war er nach all den Wochen noch nicht warm geworden. Noch immer sah er mehr die Unterschiede, die diese fastmenschliche Spezies von der nahen Galaxie trennte, als irgendwelche Gemeinsamkeiten abseits der biologischen Herkunft. Behutsam griff er mit seiner linken Hand nach dem Glas, hob es feierlich in die Höhe und sprach einen Toast auf Serenety aus. Im Anschluss daran nippte er flüchtig an dem bestellten Perlwein. Eine ungewohnte, prickelnde Säure tanzte auf einmal mit ungewohnter Intensität auf seiner Zunge, weshalb er tatsächlich für ein paar Millisekunden das Gesicht verzog.

Obwohl ihr diese Reaktion im ersten Moment offensichtlich ein weiteres Schmunzeln entlockte, fiel sie kurz darauf blitzschnell in ihre alte Rolle als Counselor zurück. Ein Hauch Fürsorge schwang in ihrer Stimme mit als sie ihn fragte:
„Wie geht es dir? Ich meine wie geht es dir wirklich?“

„Eigentlich müsste ich diese Frage doch viel eher dir stellen, Serenety, oder?“, erwiderte er sogleich ausweichend. „Immerhin hat man dir vor wenigen Stunden ein neues Rangabzeichen an die Brust geheftet.“ Leider war ihm nur allzu bewusst, dass die ihm gegenüber sitzende Bastionerin bislang noch nie auf solch ein Manöver hereingefallen war. Deshalb trieb er das Spielchen gar nicht erst zu weit, sondern schob lieber auf der Stelle eine richtige Antwort nach. „Nun. Was soll ich groß sagen? In den ersten Tagen hätte ich es zwar wirklich nicht für möglich gehalten, aber mit der Zeit lebt man sich auf einem Sternzerstörer der Imperial-Klasse ein. Und genau wie bei der 'Musashi' oder bei der 'Pandora' kann ich über das glückliche Händchen, das Yaga Minor bei der Zusammenstellung der Mannschaft mal wieder bewiesen hat, nur glücklich sein. Es sind gute Männer und Frauen, die da Tag für Tag auf dem Schiff dienen.“ Er setzte zu einem Lächeln an. „Bloß eine besserwisserische Erste fehlt auf der großen Brücke irgendwie...“

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Serenety musste über die Worte ihres Verlobten schmunzeln. Die Trivialitäten der Chiss, wie er sie nannte in Bezug auf die Kultur, waren ihrer Ansicht nach wichtig. Jedenfalls dann, wenn man sich mit dieser Kultur beschäftigte. Hinzu kam wohl, dass sie die Welten der Chiss ihr zweites Zuhause waren. Da ihr Vater mit einigen hohen Familien in guten Beziehungen stand, war es nur natürlich gewesen, dass sie entweder auf Csilla, einer der anderen Welten oder auf Bastion selbst gewesen war. Sie konnte sich noch gut daran erinnern, dass sie durchaus auch mit Chiss groß geworden war. Die Rasse war ihr also weder fremd noch konnte sie sagen jemals ein Problem mit ihnen gehabt zu haben. Ein Grund mehr wohl, warum man sich dazu entschieden hatte sie für diese Missionen einzusetzen. Eine Gewisse Heimat war Csilla demnach also für sie.

„Nun, du nennst es Trivialitäten, ich nenne es kulturelles Interesse“,
meinte sie leicht lächelnd. „Wie du weißt hat mein Vater enge Kontakte zu einigen der hohen Chiss Häuser. Nicht zuletzt zum Hause Nuruodo. Demzufolge bin ich durchaus mit dieser Kultur aufgewachsen. Csilla kann ich als zweite Heimat betrachten. Somit ist mir also weder das Volk noch deren Kultur fremd und ich glaube, deshalb war ich wohl ein Glücksgriff wie du sagst. Bascout und Saunders konnte auf mich bauen. Nicht zuletzt da ich die Sprache fließend spreche. Die Verhandlungen um Csilla waren nicht einfach, aber dennoch einfacher als mit dem Hause Sabosen zu verhandeln“, erklärte sie kurz.

„Allerdings, und dies ist allen klar, wird es in Zukunft auch weiterhin zu einer engen Zusammenarbeit kommen müssen. Ich frage mich ob es nicht klug wäre, wenn das Diplomaten Corps sich dazu entschließen würde Csilla einen Repräsentanten zu stellen. Jedenfalls jemand, der ihre Wünsch vertritt und gleichzeitig das Imperium vertritt. Ich glaube nicht, dass es ohne so jemanden auf Dauer funktionieren wird. Aber gut, ich denke ich werde in diesem Punkt mit Saunders sprechen müssen“, gab sie nachdenklich an.

So wie er sie im Auge behielt, behielt sie ebenfalls ihn im Auge. Ein wenig Nachdenklich wirkte er, als er sie so ansah und gerne hätte sie gewusst was in ihm vorging. Doch seit dem Unfall sprach er nicht wirklich ob seine Gefühle oder dem was ihn bewegte. Er hatte sich zurückgezogen und dieser Punkt war einer, der ihr Sorgen bereitete. Sie hatte ihn einfach anders kennen gelernt. Natürlich veränderte ein solcher Unfall einen, doch hätte er einen guten Psychologen gehabt, wäre ihm geholfen worden, dann wäre einiges vielleicht anders. Das ganze ging Serenety sehr nahe. Sie wollte für ihn da sein, wollte dass er mit ihr sprach, sich ihr anvertraute. Gleichzeitig wollte sie ihn jedoch nicht drängen oder den Eindruck erwecken ihm unbedingt helfen zu wollen. Wenn sie zurückdachte an die Zeit in der sie auf sein erstes Schiff, die „Musashi“ gekommen war bis zu dem heutigen Tag, wünschte sie sich sie hätte einiges anders gemacht. Doch die Vergangenheit war geschrieben und konnte nicht rückgängig gemacht werden. Sie konnte nur noch die Zukunft schreiben und dies hatte sie vor. Um nichts in der Welt, um nichts im Universum würde sie ihn allein lassen oder auch nur gehen lassen. Selbst dann nicht, wenn er die Verlobung lösen sollte. Er hatte bei ihrem letzten Gespräch gesagt, dass er sie liebte und dies reicht um zu kämpfen. Darum zu kämpfen ihn endlich an ihrer Seite zu wissen und der Öffentlichkeit dies auch zu zeigen. Dennoch nagte sein Satz, sie sollte ihre Zukunft nicht wegen ihm fortwerfen an ihr. Es war ihr einfach unverständlich wie jemand so etwas sagen konnte. Auch wenn sie ihn irgendwo verstand – er war der Ansicht dass sie etwas „besseres“ verdient hatte – so hing er einem Irrglauben nach. Diese Worte hatten sie damals verletzt.

Die junge Captain wurde in ihren Gedanken unterbrochen, als der Kellner zu ihnen trat und den Perlwein servierte. Serenety bedankte sich auf Cheuhn. So wie Toji nach dem Glas griff, griff auch sie danach und ein feierlicher Toast wurde gesprochen. Dann nippte Serenety an ihrem Glas. Der Perlwein war sehr gut in seinem Geschmack. Das Prickeln des Weins tanzte sanft über ihre Zunge, hinterließ dabei eine Melodie und ihr wurde klar, dass ihr der Wein relativ schnell zu Kopf steigen würde. Also war es nur gut, dass sie etwas Gehaltvolles zu Essen bestellt hatte.

Anstatt ihre Frage zu beantworten, war er der Ansicht, dass er diese Frage wohl eher ihr stellen sollte. Eine so typische Reaktion von ihm. Eine die Seren jedoch nicht einfach so hinnehmen würde. Er kannte sie zudem zu gut um nicht zu wissen, dass er damit nicht bei ihr durchkommen würde. Allerdings waren seine nächsten Worte nicht das, was sie hören wollte. Dennoch brachten seine letzten Worte sich erneut zum Schmunzeln. Die besserwisserische Erst war sie gewesen. Seren erinnerte sich noch gut an die ein oder andere „Auseinandersetzung“ mit ihm, als sie noch sein erster Offizier gewesen war. Dennoch hatte sie die Zeit auch genossen. Er war ein guter Lehrer gewesen, trotz ihrer Meinungsverschiedenheiten. Es freute sie, dass er sich auf seinem neuen Schiff gut eingelebt hatte und dass er mit der Crew so gut zurechtkam. Doch wollte sie wissen wie es ihm persönlich ging. Vielleicht hätte sie ihre Frage präziser stellen sollen. Wobei ihr durchaus klar war, dass er dennoch versucht hätte dem eigentlichen Thema aus dem Weg zu gehen. Also nippte Serenety erneut an ihrem Wein, wobei es eher ein größerer Schluck war.

„Es freut mich sehr, dass du dich so gut auf der „Abyss“ eingelebt hast und du Glück mit deiner Mannschaft hast. Dies von Vorteil und hatte nicht unbedingt stets jeder. Was ich aber eigentlich wissen wollte ist, wie es dir persönlich geht. Ich meine, nach dem Unfall. Wir haben kurz darüber gesprochen als wir uns das letzte Mal sahen. Ich erinnere mich noch gut an das Gespräch. Wir haben nicht nur über den Unfall gesprochen“, schnitt sie an, blickte ihm in die Augen und machte eine kurze Pause.

Es war Zeit vergangen seitdem, sie hatte viel nachgedacht. Jede Nacht war ihr unendlich lang vorgekommen. Nächte in denen sie nicht wirklich hatte schlafen können, weil sie viel zu sehr über ihn nachdachte oder Alpträume sie heimsuchten. Hätte sie ihm nicht ein gutes Stück den Blaster an den Kopf gesetzt, dann würde sie wohl noch immer nicht wissen wie es um seine Gefühle ihr gegenüber stand. Noch wusste sie nicht alles, noch gab es Fragen und sie wollte Antworten. Sie wollte endlich ihre Zukunft gestalten können. Also nahm sie noch einen Schluck, da ihr Mund mit einem Mal sehr trocken war.

„Toji, es gibt so vieles über das ich in letzter Zeit nachdenken musste und lässt mir keine Ruhe. Besonders über deine Worte, dass ich meine Zukunft nicht wegwerfen soll. Du hast mir damals nicht wirklich die Möglichkeit gelassen weiter darauf zu reagieren und ich war – nun ja um ehrlich zu sein geschockt darüber. Vielleicht bin ich jetzt sehr direkt.“

Sie machte eine neuerliche kurze Pause. Ihre Augen blickten in die seinen, sie wusste, dass sie ihre Wangen noch immer leicht gerötet waren und dies würde sich so schnell auch nicht ändern.

„Du sagtest du liebst mich. Du willst mich nicht verlieren, davor hast du Angst und du brauchst nicht versuchen es abzustreiten, dafür kenne ich dich zu gut. Auf der anderen Seite schiebst du mich von dir, weil du der Ansicht bist, dass ich mein Leben wegwerfen würde, wenn ich weiterhin zu dir halten würde. Für mich macht dies wenig Sinn. Sag mir, warum hast du unsere Verlobung bis jetzt nicht gelöst? Dies wäre der einfachste Weg für dich gewesen dich meiner zu „entledigen“."

Es erfolgte ein kurze Pause, da der Kellner die Vorspeise brachte. Sie bedankte sich kurz bei ihm und sah dann wieder ihn an.

„Es gehören immer zwei Menschen zu einer Entscheidung. Dies bedeutet, dass du sie nicht allein fällen kannst. Du kannst mich nicht von dir schieben und mich gleichzeitig nicht verlieren wollen. Du musst dich also entscheiden. Wenn du mich liebst wie du gesagt hast, warum gehst du nicht den Schritt mich zu fragen wie ich dazu stehe? Was hinderte dich daran? Ist es weil du Angst hast dass man darüber reden könnte? Ist es weil du vielleicht glaubst, dass die Öffentlichkeit sich den Mund darüber Zereisen würde, die Klatschpresse Schlagzeilen bringen würde? Es kann nicht daran liegen, dass du meine Zukunft nicht ruinieren willst. Das glaube ich nicht und ich will es auch nicht glauben. Ich mag deine Bedenken verstehen, aber ich kann sie nicht gut heißen. Ich habe in all der Zeit mit mir selbst gekämpft um endlich zu erkenne was ich für dich empfinde. Du hast die Worte damals bei meiner Entführung wohl nicht wirklich geglaubt. Aber du hast dich auch nie wirklich vergewissert.

Wir sind Verlobt und unsere Eltern werden darauf bestehen, dass das Versprechen gehalten wird, wenn wir keinen Grund liefern können warum es nicht gehalten werden kann.“


Wieder folgte eine Pause. Leicht schüttelte sie den Kopf. Woher nahm sie den Mut ihm das alles so offen ins Gesicht zu sagen? Vielleicht weil sie die letzten Monate über sich hinausgewachsen war? Möglicherweise. Wieder griff sie nach dem Weinglas und nippte erneut.

„Ich sagte dir bei unserem letzten Gespräch, dass ich ein Teil von dir sein will und dies wiederhole ich erneut. Was muss ich tun damit du dies endlich verstehst und vor allem akzeptierst?“

Diesmal griff sie nach seiner Hand, verschränkte ihre Finger in seiner linken und ließ sie nicht los.

„Wenn es dein Wunsch ist das ich gehe, werde ich dies tun. Sollte es dein Wunsch sein die Verlobung zu lösen, so werde ich es akzeptieren müssen. Wenn du mir sagst, dass es keine Zukunft geben wird, so werde ich auch dies akzeptieren müssen, auch wenn dies bedeutet dass mein Leben an Sinn verliert. Du sollst wissen, dass nichts mich sonst daran hindern würde deine Frau zu werden. Weder die Presse, weder Gerede noch deine Angst ich könnte dich möglicherweise abstoßen finden oder etwas in dieser Richtung.“

Sie schüttelte leicht den Kopf, so dass ihre Locken leicht hüpften. Wie auch immer er darauf reagieren würde, im inneren versuchte sie sich zu fassen. Versuchte schon jetzt damit klar zu kommen, dass sollte er sich gegen sie und ihre gemeinsame Zukunft entscheiden, ihr Leben sich völlig verändern würde. Sollte er die Verlobung lösen, würde sie niemals heiraten. Sie würde niemals jemanden so sehr lieben wie ihn. Niemals!

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Es war nicht immer leicht ein Gespräch mit Serenety Akaji zu führen. Ganz egal ob es privater oder beruflicher Natur war. Denn in den meisten Fällen behielt sie ihre Gedanken solange für sich bis ihr Gegenüber entweder von selbst an jenem Punkt angelangt war, der sie von Anfang an interessierte, oder sie in der Zwischenzeit schlicht und ergreifend die Geduld verloren hatte. Sobald die Unterhaltung aber diese Stelle erreicht hatte, folgte förmlich ein langer, ausufernder Redeschwall ihrerseits. Meist ließ sie ihren Gegenüber ab diesem Punkt kaum noch Gelegenheit für eine Erwiderung – jedenfalls solange bis vorerst ihr letzter Gedanke geäußert war. Höchstwahrscheinlich lag es unter anderem an dieser besonderen Eigenheit der Bastionerin, dass sie und der Commenorer in Vergangenheit mehr als ein Mal auf der Brücke verbal aneinander geraten waren. Beide kommunizierten einfach vollkommen unterschiedlich mit ihrer Umwelt.

Trotz eines schönen Anlasses, einem exotischen Perlweins sowie einer recht lauschigen Atmosphäre lief die Konversation zwischen den beiden Imperialen auch dieses Mal nach dem gewohnten Muster ab. Kaum hatte Toji eine unbedachte Erwiderung gegeben, die nicht ihren Vorstellungen entsprach, da prasselten von ihrer Seite mit einem Mal dutzende Sätze auf ihn ein. Es schien so als würde sie ihm in diesem Augenblick ihr Herz ausschütten. Dinge, die sich anscheinend nach über einen recht langen Zeitraum in ihr aufgestaut hatten, kamen plötzlich zur Sprache. Und im ersten Moment blieb dem kriegsversehrten Commenorer nichts anderes übrig als zu schweigen, nachzudenken und seine hübsche, zierliche Gegenüber zu betrachten.

Ihre Beziehung war kompliziert. Nicht nur der Umstand, dass ihre beider Eltern schon vor etlichen Jahren eine Ehe für sie beide arrangiert hatten, belastete die Bindung zwischen ihnen, sondern auch die Tatsache, dass sie die letzten Jahre als Erster Offizier an Bord der Musashi und der Pandora seine direkte Untergebene gewesen war. In ihrer Position hatte sie selbstverständlich weitreichende Befugnisse und Privilegien genossen. Missgünstige Personen konnten dies – genauso wie den recht großen Einfluss ihres Vaters – negativ auslegen und ihr so beträchtlichen Schaden zufügen. Für eine ganze Weile sah er ihr direkt in ihre braunen, bernsteinfarbenen Augen. So wie sie es sonst auch tat, versuchte er zu ergründen, was tief in ihr vorging. Wie sollte er reagieren? Überaus behutsam griff er über den Tisch nach ihrer zarten Hand.


„Deine Dickköpfigkeit wärmt mir das Herz“, sagte er leise, beinah flüsternd zu ihr. Doch obwohl er seine Stimme gesenkt hatte, war der Hauch Resignation darin deutlich ziemlich zu vernehmen. „Es macht fast den Eindruck als hätte dich unser letztes Gespräch hier auf Csilla keine Sekunde lang losgelassen. Deshalb möchte ich ehrlich zu dir sein...“ Tapfer erwiderte sie seinen Blick. „Ich liebe dich, Serenety. Jetzt genauso wie damals. Jedoch bin ich einfach nicht mehr der Mensch, der ich vor dem Unfall noch war. Shinbone hat mich entstellt. Deshalb gehöre ich hierher...“

Mochte vorher noch ein Hauch feierlichen Anlasses zwischen ihnen bestanden haben, so war er nun mit einem Mal gänzlich verschwunden. Stattdessen machte sich Melancholie zwischen ihnen beiden breit. Obwohl ihre Herzen sichtlich füreinander schlugen, schienen sie sich trotz allem einfach nicht zu finden. Waren sie am Ende doch nicht füreinander bestimmt? In so manch einsamer Stunde hatte dieser trügerische Gedanke Toji in seinem Quartier auf der Abyss heimgesucht. Mittlerweile war nicht mehr besonders viel von seinem früheren Selbstbewusstsein vorhanden. Seiner Meinung nach war es noch immer das Beste, wenn sich Serenety lieber jemanden suchte, der weitaus besser für sie geeignet war. Viel konnte man mit ihm, den Invaliden, nämlich nicht anfangen. Und eine so begabte Frau zu einer Pflegerin zu degradieren kam ihm einfach nicht in den Sinn. Noch immer ruhte seine gesunde Hand auf der ihren.

„Die ganze Galaxie steht dir offen, Serenety, fuhr er mit leiser, krächzender Stimme fort. „Beim Diplomatenkorps braucht man fähige Leute wie dich. Unter Umständen sieht das Schicksal für dich sogar eine Zukunft in der Politik vor – wer weiß. Ich bitte dich. Werfe all diese Möglichkeiten bitte nicht aus einer falsch verstandenen Loyalität zu mir – oder unseren Familien – weg. Unsere Eltern konnten damals nicht wissen, dass ich irgendwann nicht mehr als ein lebender Toter bin, während du die Geschicke des Imperiums zu verändern.“

Ein Seufzer kam ihm nicht über die Lippen. Langsam zog er die Hand wieder zurück. Die Vorspeise, die man ihnen serviert hatte, war inzwischen längst kalt geworden. Um die aufkommende Stille zu überbrücken, die etwas bedrückendes in sich trug, griff Toji erneut nach dem fremdartigen Perlwein und ließ einen Schluck seine trockene Kehle hinabfließen. Im Hintergrund änderte sich geringfügig die Musik. Noch ruhigere Klänge lösten klammheimlich die ruhigen ab. Über ihrer beider Köpfe – jenseits der Glaskuppel am fernen Himmelszelt – funkelten derweil die Sterne. Bei dem einen oder anderen konnte es sich dabei gut um Nirauan, Sartinaynian oder Yaga handeln. Hier, von Csilla aus, erschien ihm die ihm bekannte Galaxie so fern. Würde er eines Tages wieder dahin zurückkehren – oder ließ man ihn für immer in dieser barbarischen Region?

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Ein weiterer Hauch von Röte stieg ihr ins Gesicht als er gestand, dass ihre Dickköpfigkeit sein Herz wärmte. Auch wenn in seiner Stimmte gleichzeitig ein Hauch von Resignation zu vernehmen war. Ihr letztes Gespräch auf Csilla hatte wahrlich keine einzige Sekunde losgelassen. Die ganze Zeit über hatte sie darüber nachgedacht und umso mehr sie dies getan hatte, umso schlimmer war es geworden. Sie wusste selbst nicht wie sie es beschreiben sollte, wenn er sie danach fragen würde. Es war nicht einfach ihre Gefühlswelt zu beschreiben und dazu war sie auch nicht erzogen worden. Gefühle waren zwar wichtig, nicht zuletzt weil sie eine sehr gute Psychologin war, doch ihre eigenen Gefühle waren etwas über die sie kaum sprach. Deshalb viel es ihr so schwer ihm gegenüber in einfachen Worten auszudrücken was sie bewegte, was sie für ihn empfand und wie sehr sie es sich wünschte ein Teil von ihm zu sein. Er wollte also ehrlich zu ihr sein. Dies war ein Anfang und dennoch fragte sie sich ober wirklich so ehrlich sein würde wie er wollte. Seine Worte, dass er sie liebe bewegten sie tief. Sehr tief sogar. Ihre gesamte Gefühlswelt wurde überrollt. Wie eine Welle die alles niederriss, stürmisch, gewaltig und mächtig, überrollte sie Serenety und riess sie mit sich fort. Sie drohte den Halt zu verlieren und nur mühsam schaffte sie es, der Gewalt Stand zu halten und die Tränen, welche sie spürte zurück zu halten. Sie fühlte wie ein Kloß in ihrem Hals entstand, wie dieser ihre Kehle zuzuschnüren drohte. Es konnte so einfach sein oder nicht? Doch Träume waren Illusionen, aufgebaut auf Unwirklichkeiten. Sie wusste, dass er nicht mehr der Mensch war, der einst vor dem Unfall gewesen war! Sie wusste das Shinbone ihn verändert hatte, sowohl äußerlich als auch innerlich. Sie blickte ihn bei seinen Worten an, unfähig etwas zu erwidern.

Waren sie überhaupt für einander bestimmt? Meinte das Schicksal es am Ende nicht gut mit ihnen? Sollte es vielleicht nicht so sein? Und dennoch, dennoch wusste sie, dass sie zusammen gehörten. Das der eine den anderen erst Vollkommen machte, dass sie sich brauchten. Doch alles bisher schien darauf hinzudeuten, dass dieser Wunsch, diese Vorstellung nichts mehr als eine Illusion war. Wunschdenken, basierend auf irgendwelchen Vorstellungen. Konnte sie ihn gehen lassen? Würde sie ohne ihn leben können? Würde er ohne sie leben können? Sie konnte es sich nicht vorstellen. Sie konnte, sie wollte nicht glauben dass alles was sie empfand nur auf einer Lüge errichtet worden war. Für einen Bruchteil von Sekunden schloss sie die Augen und schluckte. Seine Hand auf der ihren fühlte sie so vertraut, so warm an.

Und doch waren es seine nächsten Worte die sie ins hier und jetzt zurückholten. Worte die sie ähnlich schon einmal gehört hatte. Worte die sie tief getroffen hatten. Gleich wie offen die Galaxie ihr stehen mochte, wie gut ihr Stern stehen, oder wie Hell er strahlen mochte, ohne ihn würde er verglühen. Sie kannte ihre Möglichkeiten, wusste was sie vielleicht erreichen konnte und dennoch bat er sie erneut all diese Möglichkeiten nicht fort zu werfen. Aus falscher Loyalität ihm gegenüber? Wie konnte er dies nur sagen? Hatte er immer noch nicht verstanden dass sie ihn über alles liebte? Verstand er nach wie vor nicht, dass ihre Leben ohne ihn keinen Sinn mehr machte? Durch ihn hatte sie den Sinn in ihrem Leben gefunden und nun bat er sie darum alles zu überdenken.

Wie ein Orkan jagten die Wellen der Pein über sie hinweg. Drohten ihr den Boden unter den Füßen hinfort zu reisen. Sie kämpfte, kämpfte mit ihrem inneren. Kämpfte damit ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten. Höchste selten stand sie an diesem Punkt. Bisher hatte sie es fast immer geschafft wenigstens in der Öffentlichkeit Herrin ihrer selbst zu sein. Nun jedoch drohte das Ganze zu wanken. Sie wusste nicht ob es ihr gelingen würde ihre Tränen zurück zu halten. Sie wollte nicht weinen. Weinen war etwas für Schwache. Sie war stark, wie war so erzogen worden. Sie hatte die Erziehung eines Mannes genossen und als solches würde Weinen nicht infrage kommen. ‚Unsere Eltern konnten damals nicht wissen, dass ich irgendwann nicht mehr als ein lebender Toter bin, während du die Geschicke des Imperiums veränderst…‘ Es waren seine Worte. Was sollte sie sagen? Wie sollte sie reagieren? Sie kam sich so verloren vor! Bat er darum dass sie ihn gehen ließ?

Serenety griff nach dem Wein, unbewusst setzte sie das Gals an ihre Lippen und leerte dieses in einem einzigen Zug. Würden Worte irgendetwas bringen? Sie wollte ohne ihn nicht leben! Doch dies konnte sie ihm nicht sagen oder doch!? Sie wollte nicht, dass er sich gezwungen sah sie zu heiraten. Sie wollte nicht, dass er sich an sie band wenn der dadurch unglücklich werden würde. Sie wollte einzig und allein sein Glück und dabei spielte es keine Rolle ob es ihr eigenes zerstören würde. Sollte das Schicksal oder was auch immer es war, von ihr verlangen das sie allein bleiben, dass ihr Leben ein Ende finden würde, so akzeptierte sie dies. Wenn dies bedeutete ihn so glücklich zu machen, dann sollte es so sein. Niemals würde sie es sich verzeihen ihn unglücklich zu sehen. Lieber würde sie ihr eigenes Leben beenden.

Waren ihr ähnliche Gedanken nicht schon einmal gekommen? Sie glaubte ja. Damals auf der „Pandora“, wo sie ihm ihre Lieben gestanden hatte und seine Antwort sie zutiefst verletzt hatte. Nun schien es als ob sie sich erneut in einer Kette befand die niemals enden wollte. Warum war das Leben nur so kompliziert? Weshalb konnte es nicht einfach sein? Sie wusste es nicht. Während ihre Gedanken sie quälten schenkte sie vom Wein nach und ohne es zu wirklich zu merken leerte sie das Glas erneut. Sie wusste, dass sie etwas sagen musste.

„Falsch verstandene Loyalität…“, wie traumatisiert widerholte sie diese Worte, wobei sie ihn ansah und ihr Blick dennoch durch ihn durch ging. Im innersten bebte sie. Der Wein – bereits das dritte Glas intus – war ihr bereites zu Kopf gestiegen. Die Vorspeise kalt, unberührt.

„Ist es falsch verstandene Loyalität oder die Familie, die uns einander versprochen hat? Will ich daran festhalten nur um ihnen diesen Wunsch zu erfüllen?“, fragte sie, wobei sie eher sich wie ihn fragte. Sie schluckte.

„Was werfe ich weg? Welche Zukunft?“ Diesmal sah sie ihn an und in ihren Augen standen Tränen.

„OHNE DICH HABE ICH KEINE ZUKUNFT!“, gab sie zitternd zur Antwort. „OHNE DiCH WILL ICH KEINE ZUKUNFT!“, fügte sie hinzu und diesmal konnte sie die Tränen nicht zurückhalten. „Ich…ich…“, was immer sie sagen wollte blieb ihr im Halse stecken. Die Tränen verschleierten ihren Blick und sie hatte das Gefühl jeden Augenblick zu ersticken. Niemals, niemals zuvor hatte sie in Gegenwart eines anderen geweint und schon gar nicht vor ihm. Hilflos wie ein kleines Kind saß sie da, während ein Bach von Tränen sich in einen reißenden Fluss verwandelte und ihre Wangen hinabfloss. Der Augenblick der Schwäche übermannte sie völlig, brachte ihren Körper zum beben. Sie wollte aufstehen, wollte den Raum verlassen, doch ihre Beine gehorchten ihr nicht. Und so saß sie einfach da, während ihre Emotionen sie übermannten, sie sich ihrer Schwäche hingab. Einer Schwäche die sie hasste. Doch konnte sie diese nicht mehr kontrollieren. Sie konnte nicht mehr als ihm sagen dass sie ihn liebte, dass sie ohne ihn nicht leben wollte.

Das Leben war brutal, es kannte keine Gnade. Erbarmungslos schlug es zu, stürzte sie in ein tiefes Loch und wie ein ertrinkende versuchte sie sich daran zu klammern.

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Der Gefühlsausbruch, den Serenety plötzlich zeigte, kam nicht nur für Toji unerwartet, sondern war auch – für ihre Verhältnisse – vergleichsweise heftig. Selbst die Kellner, die sonst sehr viel Wert auf die Privatsphäre ihrer Gäste legten, und ein paar der anderen Besucher drehten sich auf einmal ganz verwundert zu jenem Tisch um, wo die hübsch anzuschauende Dame hörbar schluchzte. Obschon er im ersten Moment den Drang verspürte, sich aufgrund von Scham instinktiv wegzudrehen, sträubte sich ein anderer Teil in ihm dagegen, weshalb er sie stattdessen schweigend – und mit sorgenvoller Miene – betrachtete. Ihr Anblick brachte sein Herz sogleich zum Bluten. Es schmerzte. Nie hatte er vorgehabt sie zu quälen. Ganz im Gegenteil. Stets hatte er ihr Wohl im Sinn gehabt. Doch wie sollte er ihr das sagen?

Nachdem er mittlerweile schon wieder eine ganze Weile auf dem Stuhl gesessen hatte, widerstrebte es seinem steifen, rechten Bein im ersten Augenblick zwar, sich aus heiterem Himmel zu bewegen, aber sein eiserner Wille überwand dieses Hindernis mühelos. Während die zierliche Bastionerin also weiterhin schluchzte, richtete sich der Commenorer plötzlich schwerfällig auf und humpelte – sich behutsam am Tisch entlang hangelnd, zu ihr. Bei ihr angekommen ging er sogleich (ohne Ächzen) auf die Knie, griff nach ihrer samtweichen Hand und hielt sie liebevoll fest. Sein Blick suchte den ihren hinter einem leichten Tränenschleier. Scheinbare Stille herrschte einen Moment lang in dem Restaurant. Selbst das Personal, das sonst immer gewohnt emsig tat, hielt kurz inne, um die beiden menschlichen Gäste von der „fernen“ Theke aus zu beobachten.


Serenety, ich liebe dich“, gestand Toji ihr abermals mit krächzender Stimme als das Schluchzen für einen kurzen Augenblick leiser geworden war. „Hinter all meinen abwehrenden Worten kann auch ich mir keine Zukunft ohne dich vorstellen. Du komplettierst mein Leben seit jenem Tag, da du das erste Mal neben mir auf der Brücke der 'Musashi' standest.“ Ein wenig ungelenkt wischte er ihr mit seiner rechten Hand eine Träne aus dem Gesicht. „Mich treibt nur die Sorge um. Du weißt wie das Imperium mit Kriegsinvaliden umgeht. Solange es wieder große Siege zu feiern gibt, sind Leute wie ich kein besonders gutes Propagandamaterial. Deshalb steckt man uns lieber an Orte, die mehr oder weniger einer Sackgasse gleichen – so wie die 'Wanderer'-Flottille.“ Sein teilweise arg entstelltes Gesicht zeigte ein melancholisches Lächeln. „Ich möchte nicht, dass du am Ende – nur aufgrund der Liebe zu mir – das gleiche Schicksal zu teilen hast. In dir steckt so viel mehr … Darum möchte ich dich beschützen.“ Mit dem gesunden Daumen streichelte er zärtlich ihren Handrücken. „Doch wenn du dich davon nicht abschrecken lassen willst, bleibe ich aus vollem Herzen an deiner Seite. … Und nun solltest du dich wieder um deine Vorspeise kümmern. Denn sie scheint wohl langsam kalt zu werden.“

Erneut richtete er sich in einer trägen, schwerfälligen Bewegung auf, kehrte zu seinem Stuhl zurück und leerte das Glas Chiss-Perlwein, nachdem er sich gesetzt hatte. Würden ihr seine wahren Worte genügen? Hatte er sich weit genug geöffnet? Erwartungsvoll sah er sie an, während sie zaghaft nach ihrer Gabel griff und sich wieder der Vorspeise widmete. Selbst ohne den Umstand, dass zwischen ihnen Subordinationsverhältnis nicht mehr bestand, war eine Beziehung zwischen zwei Offizieren in Kommandoposition nicht besonders einfach. Viel zu schnell konnte die Admiralität den einen ans eine Ende der Galaxie schicken, während der andere da blieb, wo er schon war. Würden sie sich oft sehen? Nein. Höchstens ihren Heimaturlaub konnten sie auf gleiche Zeiträume legen und mussten dann immer darauf hoffen, dass der andere ebenfalls eine Genehmigung von seinem Vorgesetzten bekam. Den Gedanken an mögliche Fronteinsätze schob Toji in diesem Moment komplett von sich. Soweit wollte er noch nicht denken.

Weil Toji die minimalistische Chiss-Mimik kaum zu lesen verstand, konnte er am Gesichtsausdruck des Kellners keine besonderen Auffälligkeiten erkennen. Zurückhaltend wie für einen Bediensteten in diesem Beschäftigungszweig üblich räumte dieser schweigend die Teller ab, verschwand kurz in Richtung Küche und kam anschließend – höchstens zwei oder drei Minuten später – schon mit dem Hauptgang wieder zu ihrem Tisch zurück. Ein köstlicher, aber ebenfalls ziemlich exotischer Geruch stieg von dem Braten auf. Serenety erzählte dem verwunderten Commenorer, dass es sich bei dem Gericht um gebratenes Gizka handle und die Chiss es – gemäß ihrer traditionellen Küche – mit köstlichen Eiswüstenfrüchten veredelt hätten. Noch immer aufgrund seiner Scham, ließ er sich aber nicht zu einem kleinen Bissen überreden. Stattdessen sah er seiner Begleitung lieber weiterhin von der anderen Tischseite zu.


„Ich schätze, deine Familie kennt aufgrund ihrer Beziehungen nach Csilla noch allerhand andere Rezepte“, sagte Toji und versuchte auf diese Weise (ziemlich unbeholfen) das Thema zu wechseln. „Und bei der Nähe, die du hin und wieder andeutest, muss man wohl echt froh sein, dass dein Vater damals nicht an Menaris Seite gen Bastion gezogen ist.“

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So völlig untypisch für sie in Tränen auszubrechen, auch nur derart ihre Gefühle zu zeigen, schien Toji dazu zu bewegen, sich zu erheben und mit einem mal vor ihr auf die Knie zu gehen. Ein Umstand der sie tief bewegte. Sanft griff er nach ihrer Hand, suchte ihren Blick. Ein wenig wie ein Vater und dennoch mehr als nur ein solcher. Sie fühlte sich getroffen, Schamröte stieg ihr ins Gesicht und dennoch konnte sie an diesem Gefühlsausbruch nichts mehr verändern. Sie hatte unendliche Angst ihn zu verlieren. Serenety wusste, dass er selbst in einem Dilemma steckte und dass er nicht so einfach herausfinden würde. Wusste er was er wollte? War er sich im Klaren darüber, wohin es gehen sollte? Ihr war vielleicht in diesem Punkt mehr klar als ihm selbst. Ihn jetzt vor sich auf den Knien zu sehen, wo sein Körper sicherlich Probleme damit haben würde, machten dennoch deutlich, dass die ganze Situation ihn bewegte.

Als er begann zu sprechen war es, als ob sich etwas verändern würde. Wieder gestand er ihr, dass er sie liebte und diesmal, diesmal erklärte er den Grund seiner abwehrenden Worte. Worte, die sie tief getroffen, die sie verletzt hatten. Er konnte sich also eine Zukunft ohne sie auch nicht vorstellen? Warum sagte er dies erst jetzt? Wahrscheinlich, weil sie darauf bestand, weil sie Endlich so etwas wie Gewissheit wollte. Sie komplettierte sein Leben! Schon einmal hatte er dies gesagt, vor so langer Zeit als er ihr das aller erste Mal seine Liebe gestanden hatte. Ihr Herz pochte, pochte laut und schien einen Satz zu machen. Sie Schluckte. Wenn sie seine Worte richtig verstand, so mussten seine Gefühle schon früher begonnen haben. Sie komplettierte sein Leben schon ab dem Zeitpunkt, als sie das erste Mal bei ihm auf der Brücke der „Musashi“ gestanden hatte. Einer Offenbarung gleich erkannte Serenety die ganze Tragweite seiner Gefühle, die er bisher so sehr vor ihr geheim gehalten hatte. Sanft glitt seine rechte Hand zu ihrem Gesicht und ebenso liebevoll strich er ihr eine Träne aus dem Gesicht. Warm fühlte sich seine Hand an und vor allem gab sie ihr das Gefühl von Sicherheit, von Geborgenheit. Ein Augenblick der so viel sagte und er ihr unendlich viel bedeutet.

Dann begann er zu erklären. Er sprach davon, dass es die Sorge war, die ihn trieb. Ja sie wusste, dass das Imperium mit Kriegsinvaliden nicht gerade gut umging. Ein Punkt der ihr nicht gefiel, doch sie konnte daran nichts ändern. Es lag am Imperium und das dieses endlich dazu übergehen musste allen den gleichen Respekt zu zollen, gleich um wen es sich dabei handelte. Irgendwann würde das Imperium reagieren müssen. Es war unheimlich liebevoll von ihm, dass er sich Gedanken darüber machte und mehr noch, dass er nicht wollte, dass sie ebenso ein Schicksal würde teilen müssen. Er wollte sie beschützten – mal wieder. So oft schon hatte er dies tun wollen und es war ihr bisher nicht gelungen ihm verständlich zu machen, dass er dies nicht brauchte. Gleich wie viel in ihr stecken mochte, denn dies äußerte nicht nur er, es handelte sich dabei bei einer Entscheidung, die man ihr überlassen musste. Doch würde es nichts bringen ihm dies noch einmal zu erklären. Sie würde sich davon keinesfalls abschrecken lassen. Er war ihr überaus wichtig. Sie liebte ihn über alles, liebte ihn mehr als ihr eigenes Leben und sie würde alles für ihn tun. Liebe war etwas all umfassendes. Sie war mehr als ein bloßes Wort. Liebe bedeutete zu vertrauen. Sie war niemals auf ihr eigenes Glück bedacht sondern auf das des anderen. Toji versprach ihr, dass er an ihrer Seite bleiben würde und dies war im Grunde alles was sie hatte hören wollen. Die Zeit würde ganz bestimmt dazu beitragen, dass ihre momentane Verlobung in den nächsten Schritt übergehen würde. Dies hieß, wenn ihre Eltern das Ganze nicht in die Hand nahmen.

„Ich liebe dich über alles, Toji und dies werde ich immer. Du bist mein Leben. Deine Sorge verstehe ich nun. Ich weiß, dass ich dich niemals davon abhalten kann, dass du um mich besorgt bist und du wirst mich stets beschützen wollen. Dies werde ich dir nie austreiben können, aber ich möchte es auch nicht mehr.“

Sanft strich sie ihm über die Wange. In diesem Punkt sollte das ganze geklärt sein, auch für die Zukunft. Mit der Vorspeise hatte er Recht. Ein wenig schwerfällig erhob er sich, kehrte auf seinen Platz zurück und leerte sein Glas mit Perlwein. Ihr Gefühlsausbruch versiegte, wofür sie dankbar war. Ein wenig schämte sie sich dafür. Auch wenn sie wusste, dass er sich Gedanken machte, sich stets welche machen würde, so wusste sie irgendwie, dass sie die Zukunft zwischen ihnen sicherer war als noch vor einigen Minuten. Ein leichtes Lächeln legte sich auf ihre Lippen, als sie daran dachte. Nach so langer Zeit schien es, als ob endlich eine schiere Last von ihren Schultern genommen worden wäre. Der Druck verschwand, half ihr sich endlich zu entspannen. Erst jetzt merkte sie, wie sehr sie darunter gelitten hatte! Vielleicht war es also nicht schlecht gewesen, dass sie das ganze erneut angesprochen hatte. Denn dieses Mal hatte sie endlich eine wirkliche Antwort, während die unzähligen Fragen in ihrem Kopf sich immer mehr auflösten. Es war, als ob sie befreiter atmen konnte, als ob der Druck von ihrer Brust abfiel.

Sie hatte die Vorspeise kaum aufgegessen, als die Hauptspeise gebracht wurde. Diesmal fühlte sie, wie der Hunger sich deutlich bemerkbar machte. Der Geruch des gebratenen Gizka ließ ihr nicht nur das Wasser im Munde zusammenlaufen, ihr Magen gab sogar ein peinliches Geräusch von sich, was sie erneut erröten ließ. Sie schob eine Gabel in den Mund und stellte fest, dass es unheimlich gut schmeckte. Leicht irritiert sah sie Toji an, welcher sie eher beobachtete als selbst zu essen.

„Es ist hervorragend“, teilte sie ihm mit.

Unwillkürlich ließ sie ein leises Lachen hören. Die Beziehung ihrer Familie nach Csilla war sehr stark und sicherlich kannten sie unzählige Rezepte. Ihre Mutter hatte im Laufe der Jahre einige Rezepte übernommen. Doch eines war ganz sicher, ihr Vater wäre niemals Menari gefolgt.

„Auch wenn unsere Beziehung zu den Chiss sehr stark ist, mein Vater wäre niemals einer Person wie Menari gefolgt. Auch wenn er den ein oder anderen Punkt des Imperiums oder jener Person die als führende Kraft das ganze lenkt, nicht gut findet, so hätte Menari es niemals geschafft ihn auf seine Seite zu ziehen. Ich glaube, dass wir dafür dankbar sein sollten. Wäre es anders gewesen, dann wären die Chiss um einiges stärker als heute. Meine ganze Familie ist mehr oder weniger im Dienst des Imperiums tätig. Angenommen sie wären meinem Vater gefolgt, wenn dieser sich Menari angeschlossen hätte, so glaube ich, hätte es gut sein können, dass das Machtverhältnis verschoben worden wäre. Möglicherweise jedenfalls.“

Sie schüttelte bei dem Gedanken leicht den Kopf. Eine höchst irritierende Vorstellung. Doch dazu war es nicht gekommen und so konnte sie jeden weiteren Gedanken sehr gut stoppen.

„Wie geht es deiner Familie? Ich höre immer mal wieder was von Daichi. Seit wir das erste Mal auf Onderon waren und er zu einem Freund geworden ist, vergeht nicht ein Monat wo er nicht mit mir in Kontakt ist. Es ist nicht immer viel, aber es ist mehr als ich über gewisse andere Personen erfahre, wenn ich nicht selbst Informationen einhole“, erklärte sie frech grinsend und sah ihn an.

„Ich meine fast, dass ich enger mit deiner Familie in Verbindung stehe als ein gewisser Herr“,
scherzte sie und schob sich die nächste Gabel in den Mund. Serenety mochte seine Familie sehr, die genau genommen bereits die ihre war. Jedenfalls sahen beide Parteien dies so. Wie viel Kontakt Toji zu ihnen hatte wusste sie nicht. Was sie jedoch wusste war, dass ihre Eltern hin und wieder Kontakt mit ihm hatten. Wobei sie dies eher durch Zufälle erfuhr.

„Ich weiß nicht wann du deinen nächsten Urlaub nimmst, allerdings sollten wir diesen, wenn möglich anpassen. Dein Großvater liegt mir nämlich in den Ohren und ich glaube wenn ich ihn nicht bald besuche, lässt er sich auf die „Darkmoon“ bringen und holt mich persönlich ab.“

Auf ihren Lippen lag ein schmunzeln. Toji’s Großvater lag ihr dennoch in den Ohren und sie wusste, dass die gesamte Familie endlich ein Treffen wollte. Seit ihr Vater Rear Admiral war und im Innendienst arbeitete, hatte er mehr Zeit. Besonders um natürlich sie im Auge zu behalten und wann immer es ihm möglich war mit ihr Kontakt aufzunehmen. Sie liebte ihre Familie sehr, so konnte sie schlecht böse auf ihren Vater sein, auch wenn sie manchmal das Gefühl hatte, dass es ihm nur recht wäre, wenn er dauerhaft an ihrer Seite sein könnte. Sie war ein Familienmensch, dies merkte sie immer mehr. Wobei dies wohl auch an ihrer Erziehung lag. Der Akaji, Mitsumo Clan und all jene, die noch dazugehörten, hielten fest zusammen. Der Murata Clan gehörte im Grunde schon dazu. Der Abend schien sich doch noch in einen guten zu verwandeln, jetzt, nachdem das Hauptthema endlich vom Tisch war. Toji wusste, dass sie ihn niemals gehen lassen würde. Auch dann nicht, wenn er versuchen würde einen Kopfstand zu machen.

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Die Stimmung am Tisch besserte sich wieder, nachdem der Commenorer für einen kurzen Moment sein Herz geöffnet hatte. Statt der Tränen, die kurz zuvor noch über ihre Wangen gerollt waren, war ihr nun eine leichte Röte ins Gesicht gestiegen. Toji schmunzelte zufrieden. Weil in ihrem Leben als Offiziere der Imperialen Flotte der Krieg scheinbar allgegenwärtig war, brauchte es hin und wieder genau solche unbekümmerten Augenblicke. Ja, manchmal fehlte ihm einfach Leichtigkeit im Leben und insgeheim er beneidete in solchen Stunden die Zivilisten. Denn im Gegensatz zu ihm zogen die nicht in einem Kriegsschiff von Front zu Front, riskierten ihr Leben für das Vaterland und wurden am Ende bloß mit einem Stück polierten Metall abgespeist. Nein, ihnen war es vergönnt stets einen geregelten Alltag – fern großer Kämpfe – zu haben.

Bevor er aber mit einem Mal allzu pessimistisch auf sein Leben schaute, ließ er die Gedanken lieber fallen. Erste Anzeichen für Hunger – in Form eines leisen Magengrummelns – machten sich bei ihm allmählich bemerkbar, während er sah wie die ihm gegenüber sitzende Serenety Bissen für Bissen aß. Das gebratene Gizka, der Hauptgang an diesem Abend, schien ihr zu munden. Ebenso schien ihr der Perlwein zu schmecken. Schließlich griff sie hin und wieder nach dem Glas, nippte kurz daran und spielte einen Moment lang mit der Flüssigkeit in ihrem Mundraum. Doch Toji blieb dieses Mal standhaft. Bis auf das sehr fremdartige Weinglas, dessen Inhalt er sich vorsichtig einflößte, nahm er bei diesem Dinner nichts anderes in die Hand.

Es war die frisch gebackene Captain, die das Wort nach einem weiteren Happen ergriff. Kaum hatte sie das Essen ordentlich gekaut und heruntergeschluckt, fragte sie ihren Begleiter ganz direkt:
„Wie geht es deiner Familie? Ich höre immer mal wieder was von Daichi. Seit wir das erste Mal auf Onderon waren und er zu einem Freund geworden ist, vergeht nicht ein Monat, wo er nicht mit mir in Kontakt ist. Es ist nicht immer viel, aber es ist mehr als ich über gewisse andere Personen erfahre, wenn ich nicht selbst Informationen einhole.“ Sie schmunzelte. „Ich meine fast, dass ich enger mit deiner Familie in Verbindung stehe als ein gewisser Herr.“

„Meiner Mutter schreibe ich regelmäßig“, erklärte Toji relativ emotionslos. „Ihr geht es auf Bastion zwar gut, aber auf Drängen meines Onkels überlegt sie, ob sie nicht – so wie der Rest der Familie – wieder nach Commenorer ziehen soll. Sowohl durch den Friedensvertrag an sich als auch durch das zusätzliche diplomatische Engagement bei den am Rachuk-Sektor angrenzenden Nachbarn scheint die Region zunehmend zu prosperieren.“ Er dachte kurz nach. Seit er in die Unbekannten Regionen aufgebrochen war, hatte der Schriftverkehr zwischen seiner Familie und ihm – hauptsächlich wegen ihm – noch ein bisschen mehr abgenommen. „Ich glaube, die Generalität erwägt zur Zeit sogar, dass man Daichis Einheit an einem Kontrollpunkt entlang des Quellor Run positionieren will. … Freuen dürfte er sich über solch einen Marschbefehl wahrscheinlich nicht.“

Seine gegenwärtige Position in der Wanderer-Flottille als Joyriaks Stellvertreter hatte ihm in den letzten Standardwochen nicht gerade viel Freiraum für private Angelegenheiten gelassen. Immerhin hatte er im Auftrag seines Vorgesetzten nicht nur die einflussreichen Herrscherfamilien der Chiss – allen voran die Nuruodo und die Sabosen – im Auge zu behalten, sondern zugleich hatte er auch den Bau des imperialen Außenpostens auf Sposia zu überwachen. Des Weiteren hatte er als Commodore auch noch eine komplette Kampfgruppe zu verwalten und stand letztendlich einem alten Imperial- Sternzerstörer als Kommandant vor. Bei all diesen Tätigkeiten und Verpflichtungen landete jeden Tag ausreichend Papierkram auf seinem Schreibtisch. Und er war auch noch gewissenhaft genug all das tatsächlich zu bearbeiten. Obwohl er in diesem Augenblick eigentlich bloß beiläufig an die ihm obliegende Pflicht dachte, meldete sich sogleich der eine oder andere Gedanke mahnend, indem er an seinem Hinterkopf kratzte.

Serenety nickte. Dann sagte sie schmunzelnd: „Ich weiß nicht wann du deinen nächsten Urlaub nimmst, allerdings sollten wir diesen, wenn möglich, anpassen. Dein Großvater liegt mir nämlich in den Ohren und ich glaube, wenn ich ihn nicht bald besuche, lässt er sich auf die 'Darkmoon' bringen und holt mich persönlich ab.“

„Du meinst Fronturlaub?“, hakte der Commenorer nach und ihm entglitt kurzzeitig ein überraschtes Schnauben. „Im Hinblick auf die derzeitige Lage, die man wohl als 'angespannt' bezeichnen kann, sehe ich leider keine Möglichkeit für eine Reise in die Heimat. Unsere Personaldecke ist dünn, sehr dünn. Fogertys befohlenen Abzug haben wir bis heute noch immer nicht richtig verwunden … Und dann ist da noch die Sache mit den Vagaari.“ Er schüttelte nachdenklich den Kopf. „Natürlich kann ich nicht für Saunders oder gar das Diplomatenkorps sprechen, aber momentan kann ich leider nur mit solchen kurzen Landgängen dienen.“ Kurz pausierte er. Sanft lächelte er sie an. „Jedoch kann ich dich in einer Sache beruhigen: Für sein Alter mag Shigeru noch ziemlich rüstig sein, aber eine Reise bis hierher, nach Csilla, wird er nicht mehr unternehmen. Womöglich wird ihn Henzo nur noch dazu überreden können, dass er nach Commenor reist.“

Er sah sie liebevoll an. Dann tauchte ein weiteres Mal der elegante Chiss-Kellner auf, räumte rasch das benutzte Geschirr ab und fragte das Pärchen anschließend in aller Höflichkeit, ob man vielleicht noch einen Nachtisch wünsche. Fast genauso galant wie der blauhäutige Fastmensch verneinte die Bastionerin und nachdem sich der Bedienstete wieder in Richtung Theke entfernt hatte, genoss man noch einen Augenblick lang die ungewohnte Zweisamkeit. Sowohl Toji als auch Serenety leerten in aller Ruhe ihre Gläser. Dabei plauschten sie noch ein wenig weiter über dies und das. Doch obwohl eigentlich sie ihm gegenüber die Einladung ausgesprochen hatte, bezahlte zum Schluss der invalide Commenorer die Rechnung und beide verließen gemeinsam – Arm in Arm – das kleine Restaurant nahe Csaplar, um sich von einem Untergrundtaxi zurück in die Stadt bringen zu lassen.

Die Fahrt zurück in die Stadt verlief relativ unspektakulär. Für Chiss-Verhältnisse mochte Csaplar in der Tat eine Metropole sein. Schließlich waren zahlreiche andere Welten, welche das Volk in all den Jahrhunderten ebenfalls kolonisiert hatte, noch lebensfeindlicher als dieser Eisplanet. Doch verglich man Csilla mit zivilisierten Orten in der Galaxie, war diese Stadt trotz allem nicht viel mehr als eine etwas größere Siedlung. Höchstens das hektische Treiben auf den unterirdischen Bürgersteigen ließ den Commodore für einen kurzen Moment an seine eigene Heimat erinnern. Sowohl auf Bastion als auch auf Commenorer oder Onderon konnte er im Alltag ähnliche Szenen erleben. Kurzzeitig hatte er tatsächlich den Eindruck, dass die Chiss den Menschen manchmal näher war als beiden Seiten eigentlich lieb war. Diese versöhnliche Erkenntnis ließ ihn schmunzeln. Vielleicht, ja vielleicht war sein Dienst hier draußen für die Wanderer-Flottille gar nicht so schlecht.


„Obwohl heute Abend leider kein Meteoritenschauer über das 'Pohskapforian' gezogen ist, habe die Stunden mit dir sehr genossen“, sagte Toji zu der neben ihm sitzenden Captain. Dabei ergriff er mit seiner gesunden Hand sanft die ihre und streichelte erneut ihren Handrücken mit dem Daumen. „Ich möchte mich also herzlich bei dir bedanken.“ Er küsste sie. Derweil hielt das Taxi an. „Schlaf gut.“

[: Csilla-System | Csilla :||: Csaplar | Stadtzentrum | vor Serenetys Hotel :||: Untergrundtaxi | Rückbank :||: Commodore Toji Murata und Captain Akaji :]
 
[: Csilla-System | Csilla :||: außerhalb von Csaplar | Restaurant „Pohskapforian“ | Tisch für Zwei :||: Commodore Toji Murata und Captain Akaji :]

Sie wusste nicht ob sie besorgt darüber sein sollte, dass er nicht wirklich etwas aß. Entweder hatte er keine Hunger, was sie sich jedoch nicht so wirklich vorstellen konnte oder aber, er fühlte sich bei dem Gedanken etwas zu essen nicht wirklich wohl. Jedenfalls nicht in der Öffentlichkeit. Darüber wollte sie jedoch nicht weiter nachdenken. Es gab einfach Dinge, die sie nicht aufgreifen sollte. Er war erwachsen und wusste sehr genau was gut für ihn war oder nicht. Jedenfalls sollte er dies wissen. Sie war froh, dass sich der ganze Abend wieder entspannte, da wollte sie nicht wirklich Öl ins Feuer geben. Also schwieg sie zu diesem Thema und genoss ihrer seits das Essen in vollen Zügen. So wie sie bei ihm oft das Gefühl hatte bemuttert zu werden, so wollte sie nicht umgekehrt damit beginnen. Zudem war weitaus interessanter, dass er zu sprechen begann.

Toji erklärte, dass er regelmäßig mit seiner Mutter schreibe. Dies freute Serenety sehr, hatte damit jedoch nicht so unbedingt gerechnet. Die Herren der Schöpfung neigten nicht immer dazu einen so regen Kontakt zu ihren Familienmitgliedern zu führen. Umso schöner war es nun festzustellen, dass Toji mit seiner Familie stärker verbunden war. Natürlich sollte ihr dies aufgrund der Familiaren Verhältnisse bewusst sein, allerdings war er nicht so traditionell erzogen worden wie sie. Seiner Mutter ging es jedenfalls gut. Innerlich musste sie lächeln, als Toji erklärte, dass sein Onkel seine Mutter dazu drängte nach Commenor zu ziehen. Wenn die Familie zusammen war, stärkte dies gesamten Halt. Hinzu kam, dass die Familie das wichtigste Überhaupt war. Jedenfalls sah Serenety dies so, ganz zu schweigen ihre eigene sehr große Familie. Daichi freute sich über die mögliche Veränderung seiner Einheit nicht wirklich. Er hatte es in einem seiner „Briefe“ erwähnt. Eine Wahl würde ihm jedoch nicht wirklich bleiben, sollte seine Einheit den Marschbefehl bekommen.

„Ich bin froh, dass es deiner Familie gut geht. Was deinen Onkel angeht, ich kann gut nachvollziehen, dass er die Familie in der Nähe wissen möchte.“

Sie ließ ein lächeln sehen. Was sollte sie sonst meinen als Fronturlaub!? Sein überraschtes Schnauben brachte Serenety dazu leicht eine Augenbraue in die Höhe zu ziehen, wobei sie das Ganze mit einem spitzbübischen Lächeln unterstrich. Natürlich! Aufgrund der Lagen sah er keine wirkliche Möglichkeit für eine Reise in die Heimat. Allerdings konnte man alles auf die eine oder andere weiße so hinbiegen, dass es passte. Davon abgesehen, dass er seit seinem Unfall nicht wirklich Urlaub gemacht hatte und nach den Informationen die sie von Dr. Ming Tau hatte, stand ihm ein solcher Urlaub zu. Selbstverständlich arbeitet ein Gedanke dabei in ihrem Kopf. Allerdings versuchte sie diesen so gut es ging zu unterdrücken. Aber ein Gespräch mit ihrem Vater konnte vielleicht etwas bewirken. Andernfalls musste sie jemanden zu seinem „Glück“ zwingen.

Personaldecken waren stets dünn, dies war jedoch nichts was sie gelten ließ. Natürlich, die Vagaari stellten eine Bedrohung dar. Auf der anderen Seite hatte sie jedoch nicht von einem Urlaub in unmittelbarer Zeit gesprochen. Sie dachte dabei eher an einen in der Zukunft. Auch wenn dieser nicht allzu entfernt in der Zukunft liegen sollte.

„Oh, ich meinte einen Urlaub in naher Zukunft. Davon abgesehen werden wir sehen wie es wird“, meinte sie grinsend und behielt den Rest für sich.

Auch wenn sie Shigeru nicht so gut kannte wie Toji, so war eines sicher, wenn er sie nicht selbst holen würde, so würde er sie holen lassen. Darüber brauchte sie nicht nachdenken. Diese Botschaft war bei ihr deutlich angekommen. „Wie auch immer, seine Botschaft war deutlich und wenn er Henzo schickt. Ewig werden wir uns nicht davor drücken können. Weder vor deiner Familie noch vor der meinen und eines ist ganz sicher, mein Vater wird Mittel und Wege kennen um irgendetwas zu veranlassen, damit wir dem ganzen folge Leisten. In diesem Punkt kenne ich ihn sehr gut!“, meinte sie schmunzelnd.

Ihr Teller war leer, das Geschirr wurde abgeräumt und da sie keinen Nachtisch wollten, beschloss das Pärchen noch einen Augenblick zu verweilen um die Zweisamkeit zu genießen. Dann allerdings, leerten sie ihre Gläser und Toji bezahlte. Obwohl Seren in eingeladen hatte, ließ er sich dies nicht nehmen und sie war klug genug zu schweigen und es einfach zu genießen. Gemeinsam erhoben sie sich und verließen dann – Arm in Arm – das kleine Restaurant. Ein Augenblick der ihr unheimlich gut tat und sie erkennen ließ wie viel mehr er ihr fehlte. Besonders seine Nähe. Es kam einfach viel zu selten vor, dass sie beide allein waren und dies auf privater Ebene. Das Paar suchte sich ein Untergrundtaxi um zurück in die Stadt zu gelangen.

Die Fahrt war eher ruhig. Dennoch konnte sie nicht widerstehen sich gegen ihn zu lehnen. Seine Wärme war beruhigend. Seine Nähe tat ihr ungemein gut. Der Alkohol machte sich für sie bemerkbar. Sie fühlte ihn in ihrem Kopf. Serenety errötete bei seinen Worten leicht. Sie hatte den Abend mit ihm ebenfalls sehr genossen und ging es nach ihr, würden sie dies auch noch tun. Am liebsten bis zur Morgendämmerung. Toji ergriff ihre Hand, und streichelte mit dem Daumen ihren Handrücken, was eine Gänsehaut bei ihr hervorrief. Ein prickeln, welche sich über ihren ganzen Körper verteilte. Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass er dies schon einmal getan hätte. Serenety blickte ihn mit ihren Bernsteinfarbenen Augen an, als er sich bei ihr für den Abend bedankte. Dann küsste er sie und etwas in ihrem inneren jubilierte. Es war ein sanfter Kuss, ein Kuss der ihrem Empfinden nach niemals enden sollte und so erwiderte sie ihn. Wie oft kam es schon vor, dass er sie küsste? Viel zu selten, da sie sich auch zu selten sahen. Dabei hätte ihre ganze Odyssee so nicht sein müssen. Wie viel früher hätten sie sich finden können! Wären sie beide nur nicht so stolz gewesen. Doch darüber nachzudenken war vergebens. Was geschehen war, war geschehen. Jetzt ging es um die Zukunft.

Er wünschte ihr einen guten Schlaf und sie sah ihn an wie jemand, der genau wusste, dass man ihn jetzt verlassen würde, der jedoch Angst davor hatte. Ihre Augen sahen ihn an und Trauer war darin diesmal ohne jeden Zweifel zu lesen.

„Lass mich nicht schon allein, noch nicht, bitte!“


Ohne dass sie es wollte schob sie sich in seine Arme, legte den Kopf gegen seine Brust und schloss die Augen. Wenigstens noch einen Augenblick wollte sie mit ihm haben.

„Ich möchte eine Nacht schlafen können ohne von Alpträumen geweckt zu werden…“

Der Alkohol sorgte dafür, dass sie etwas ansprach, was sie sonst nicht getan hätte und sie merkte es auch nicht wirklich. In diesem Moment wurde deutlich, dass die sonst so starke Frau, die so unnahbar erschien, trotz allem ein weibliches Wesen mit Ängsten war. Ihre Alpträume seit Despayre hatten niemals aufgehört. Sie hatten sich gewandelt und in jeder Nacht erwachte sie schweißgebadet, mit der Angst ihn für immer verloren zu haben. Dies hier gerade war real und aus diesem Grund klammerte sie sich wohl so sehr daran.


[: Csilla-System | Csilla :||: Csaplar | Stadtzentrum | vor Serenetys Hotel :||: Untergrundtaxi | Rückbank :||: Commodore Toji Murata und Captain Akaji :]
 
[: Csilla-System | im Anflug auf Csilla :||: „Wanderer-Flottille“; Dritte Kampfgruppe | ISD „Abyss“ | Deck Drei | Quartier des Kommandanten | Büro :||: Commodore Toji Murata und Vice Admiral Joyriak:]

Die Entrüstung sah man dem Vice Admiral problemlos an. Unruhig ging er in dem kleinen Büro auf und ab, schüttelte den Kopf und gab von Zeit zu Zeit ein Schnauben von sich. „Mehr und mehr habe ich den Eindruck, dass Bastion diese Mission scheitern sehen will. Denn während man uns plötzlich irgendwelche Kolonisten vor die Nase setzt, obwohl die allgemeine Sicherheitslage noch gar nicht so klar ist, zieht man mir nach und nach meine Kampfgruppen von der Flottille ab. Erst Fogerty … und nun Sie, Murata.“

Dem verärgerten Blick des Vorgesetzten hielt Toji, der seit der Begrüßung hinter seinem mit Bergen an Dokumenten befüllten Schreibtisch saß, stoisch stand. Natürlich kam der Marschbefehl auch für ihn überraschend. Einem baldigen Abzug aus dem Chiss-Territorium hätte er vor wenigen Stunden noch für vollkommen unmöglich gehalten, weil die Wanderer-Flottille dafür einfach viel zu sehr wie eine unliebsame Sackgasse wirkte. Hier draußen – im Kampf gegen Piraten, Schmuggler und Aufständische – konnte man sich als normaler Offizier keine Reputation holen. Höchstens jene, die für das Diplomaten- oder Entdeckerkorps tätig waren, konnten hier glänzen. Ihre Leistungen fanden auf Bastion Anerkennung. Von diesem Standpunkt aus gesehen konnte der Commenorer somit über diese überraschende Wendung glücklich sein. Doch das eigene Pflichtbewusstsein gegenüber dem Kampfverband nagte an ihm.

Joyriak, der anscheinend noch nicht alles gesagt hatte, schüttelte erneut den Kopf, bevor er wieder zum Sprechen ansetzte. Eine verärgerte Schärfe lag noch immer in seiner Stimme als er sagte:
„Man hätte sich wirklich keinen ungünstigeren Zeitpunkt für diese Entscheidung aussuchen können. Nicht nur im Hinblick auf den Außenposten und die Kolonisten stehen der Flottille arbeitsreiche Monate bevor. Sollte da draußen wirklich eine Armada dieser Vagaari lauern, brauche ich ein eingespieltes Kommando.“ Erneut nahm der Admiral den Commodore mit strengem Blick ins Auge. „Außerdem sind da noch Ihre Beziehungen zu den Sabosen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser Greis mit einem plötzlichen Wechsel des Ansprechpartners allzu glücklich ist.“

„Die Gespräche können diesbezüglich doch bestimmt auch über Captain Akaji laufen, oder?“, fragte Toji nach. „Sie hat diese Herrscherfamilie mit ihrem alten Feind, den Nuruodos, näher gebracht. Da sie außerdem noch die bessere Diplomatin ist, ist sie mehr als nur ein würdiger Ersatz. Sie ist viel mehr die bessere Variante.“

Der Flottillenkommandeur verzog säuerlich das Gesicht. Akajis Kommando, die 'Darkmoon' hat, zur gleichen Zeit wie Sie einen ähnlichen Marschbefehl erhalten. Man hat sie sogar bis zur Ankunft im Bilbringi-System Ihrem Befehl unterstellt. Man hat uns also doppelt abgestraft … und vor allem Bascout und Saunders nahmen diese Nachricht alles andere als freundlich auf. Doch keine einzige Protestnote zeigte Wirkung. Die Admiralität hat sich von ihrem Vorhaben nicht abbringen lassen.“

Überrascht ließ sich Toji in seinen Sessel fallen. Damit hatte er nicht gerechnet. Tatsächlich konnte er sich den Protest der Botschafterin und ihres Quasi-Militärattaché lebhaft vorstellen. In den letzten Tagen und Wochen hatte sich die zierliche Bastionerin – sowohl aufgrund ihrer familiären Kontakte zu den Chiss als auch wegen ihres ruhigen, nachdenklichen Gemüts – als wertvolle Bereicherung für den Aufbau der diplomatischen Beziehungen zu diesem Volk herausgestellt. Durch ihr überaus feinfühliges Agieren bei den Verhandlungen hatten sich das Reich als auch die separatistischen Ex-Kolonien auf einen gemeinsamen Kurs einigen können. Zurecht hatte man sie für diesen Erfolg auf die nächste Stufe der Karriereleiter befördert. Ein Hauch von Stolz wärmte den Commodore noch immer, wenn er flüchtig an diesen unaufgeblasenen Moment der Anerkennung dachte.

„Diesen Ausfall wird man in der Botschaft natürlich nur schwer kompensieren können“, mutmaßte der uniformierte Kriegsinvalide, nachdem sich die vorläufige Starre wieder gelegt hatte. „Hat man trotzdem schon einen Nachfolger parat? Oder fragt man lieber erst einmal auf Bastion an?“

Erneut schüttelte der Vice Admiral den Kopf. „Einen sofortigen Ersatz hat Bascout nicht zur Hand. Saunders spielt zwar mit dem Gedanken Commander Carla vorzuschlagen, aber womöglich gilt sie für das Außenministerium als zu parteiisch. Man wird also nach einem neuen Kandidaten schicken lassen müssen.“ Ein Seufzer kam ihm über die Lippen. „Nun gut. Ihr Zeitfenster ist nicht besonders groß, Commodore. Ich sollte Ihnen also nicht noch mehr Zeit stehlen. Schließlich bin ich bloß zu Ihnen gekommen, Commodore, um mich persönlich von Ihnen verabschieden zu können...“

„Sir, ich möchte mich für die Zeit bedanken, die ich unter Ihrem Kommando dienen durfte“, sagte Toji zum Abschied. Dafür hatte er sich extra vor seinen Schreibtisch begeben und salutierte nun so schneidig wie es ihm seine körperliche Einschränkung erlaubte. Joyriak erwiderte diesen Gruß mit ernster Miene. „Und ich hoffe darauf, dass Bastion meine Einheit im Falle einer bevorstehenden Vagaari-Invasion rechtzeitig wieder gen Csilla schickt. Das bin ich Ihnen schuldig.“

Zum Abschied reichte man sich die Hand. Denn bis zu diesem Tage hatten beide Männer das selbe Schicksal geteilt. Doch hatte sich für den einen nun ein Ausweg eröffnet. Erfüllt von gegenseitigem Respekt herrschte für zwei, drei volle Sekunden absolute Stille. Man sah sich ernst an, schätzte den anderen ein letztes Mal ein und versuchte dabei sich das Gesicht ganz genau einzuprägen. Danach setzte Toji noch einmal zu einem Salut an, brachte den ehemaligen Vorgesetzten gemächlich zur Tür und öffnete diese. Knapp nickte ihm der Vice Admiral zu. Offensichtlich war zwischen ihnen alles gesagt und keiner der beiden wollte den Abschied unnötig in die Länge ziehen. Doch kurz bevor der Commodore dem wartenden Flottensoldaten einen Befehl geben konnte, wandte sich Joyriak noch ein letztes Mal an ihn.

Nachdenklich strich sich der Kommandeur der Wanderer-Flottille über das breite Kinn, bevor er zu dem Commenorer sagte: „Eine letzte Sache noch. Die Schiffe, die ihre Einheit bei Bogo-Rai für das Imperium erbeutet hat, habe ich an das für Sie zuständige Prisengericht auf Yaga Minor gesandt. Ihr Prisenagent – sofern Sie einen haben – dürfte sich somit zwar schon bald bei Ihnen melden, aber ein Bekannter schätzte Ihre Chancen auf ein paar Credits mir gegenüber als ziemlich schlecht ein.“ Er schmunzelte missmutig. „Hoffen Sie also nicht zu sehr auf einen kleinen Geldregen...“

Toji nickte knapp und ließ den Vice Admiral anschließend zu seinem Shuttle bringen. Den Männern und Frauen, die unter ihm dienten, hätte er die Prisen gerne gegönnt – obwohl sich für die Mehrzahl der Matrosen nur ein schmaler Betrag ergab. Wollte er die Moral trotzdem hochhalten, würde er die Mannschaft somit auf anderem Wege motivieren müssen. Derweil seine Gedanken um die eine oder andere Möglichkeit kurz kreisten, ließ er das Büro hinter sich und humpelte stattdessen in Richtung Brücke. Es galt neue Anweisungen zu geben. Immerhin hatten die Abyss und ihre Begleitschiffe – darunter künftig die Darkmoon – in gut einer Standardwoche im Bilbringi-System zu sein. Viel Zeit zum „Vertrödeln“ blieb ihnen demzufolge nicht.

Jenen Flottensoldat ignorierend, der die Anwesenheit des Kommandanten verkündete, humpelte der Commenorer zielstrebig auf den wachhabenden Offizier zu. Lieutenant Foster, der seit Wochen für die Dritte Schicht zuständig war, unterhielt sich gerade angeregt mit dem Ersten Offizier, Lieutenant Commander Calway. Weil das Gespräch aber anscheinend schon seit einer ganzen Weile lief, fehlte Toji jedoch der Zusammenhang. So viel er aber mitbekam, ging es wohl um eine Umstrukturierung der Schichten. Möglicherweise fühlte sich der rangniedere Mensch von Boudolayz noch immer von dem ihm vorgesetzten Hünen von Aphran IV gegängelt, nachdem es Wochen zuvor diverse grobe Meinungsverschiedenheiten mit dessen Vorgänger, Commander Drakkar, gegeben hatte. Zum Glück fanden beide Offiziere aber rechtzeitig den nötigen Rahmen an Professionalität als ihr Kommandant beinah vor ihnen stand.


„Meine Herren, ich habe hier einen Marschbefehl für unsere Kampfgruppe“, teilte ihnen Toji ohne Umschweife mit und hielt dabei demonstrativ ein schmales Datapad in die Höhe. Mochte bis gerade eben noch das übliche Gemurmel auf der Brücke geherrscht haben, so war es nun schlagartig still. Sämtliche Blicke waren auf den Commodore gerichtet. „Bastion zieht uns von Csilla ab. Für einen Zwischenaufenthalt sollen wir in einer Standardwoche im Bilbringi-System sein. Daher möchte ich keine Zeit verlieren. Die Kommunikation soll schleunigst alle Schiffe der Einheit zusammenrufen und dann brechen wir so früh wie möglich gen Nirauan auf.“

Torne Calway war im ersten Moment sprachlos. Es kostete ihn scheinbar Mühe sich zu überwinden. Doch dann sagte er pflichtbewusst: „Unsere Vorräte sind so gut wie unangetastet. Ich schätze, in gut einer Stunde können wir den Sprung einleiten.“ Danach sah er zu Foster. „Lieutenant, lassen Sie auf der Stelle einen passenden Kurs nach Nirauan berechnen. Sobald wir dort sind – und unsere Karten aktualisiert wurden – können wir einen Kurs nach Bilbringi in Angriff nehmen.“

Der Commodore ließ seine ranghöchsten Offiziere ihre Arbeit tun. Bloß den Hinweis, dass man ab sofort auch an die Darkmoon zu denken hatte, gab er seinem provisorischen Ersten noch. Danach zog er sich in den hinteren Teil der großen Sternzerstörerbrücke zurück, um das Treiben seelenruhig aus der Ferne zu beobachten. Feuer und Flamme schien die ganze Mannschaft zu sein – und auf den anderen Schiffen war es in den nächsten Minuten wahrscheinlich nicht anders. In dieser Beziehung schienen sich die Besatzungen kein bisschen von ihrem Befehlshaber zu unterscheiden. Womöglich hatte man sich bis zu diesem Moment sogar damit abgefunden, dass man in den nächsten Wochen und Monaten höchstens zur Piratenjagd den Chiss-Raum verlassen hätte. Doch nun kehrten sie ganz überraschend in die zivilisierte Galaxie zurück. Neue Einsatzmöglichkeiten standen ihnen plötzlich offen.

Der hellgraue Imperial-Sternzerstörer, der schon seit einigen Tagen in einer hohen Umlaufbahn um das eisige Csilla kreiste, scherte mit einem bedächtigen Tempo aus dem Orbit aus. Langsam, ganz langsam nahm das keilförmige Schlachtschiff Fahrt auf, während sich zur gleichen Zeit dessen viel kleinere Begleiter – wie harmlose Putzerfischer – um ihn versammelten. Noch einen letzten Gruß in Richtung Chiss-Hauptwelt schickend, steuerte die Abyss anschließend auf den fernen Systemrand zu, um in den Hyperraum zu springen. Besonders groß war die Entfernung zum optimalen Vektor nicht, weshalb der Kampfverband in kürzester Zeit ein hohes Tempo annehmen musste. Schiff für Schiff hielt seine Position in der recht losen Formation. Und so blieb niemand zurück als sich die weißen, funkelnden Punkte allmählich zu langen Streifen zogen. Ein lauter Knall folgte kurz darauf und dann hatte man nicht nur das Csilla-System verlassen, sondern auch den Realraum. Toji war der Sackgasse entgangen.

[: Csilla-System | im Anflug auf Csilla :||: „Wanderer-Flottille“; Dritte Kampfgruppe | ISD „Abyss“ | Deck Drei | Brücke :||: Commodore Toji Murata samt Dritte Wache :]

[OP: Um Zeit zu sparen, geht’s gleich im Nirauan-Thread weiter.]
 
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[Chiss Ascendancy :: Csilla :: Csaplar :: Universitätskomplex :: Apartementbezirk :: Treeyas Loft] Marika Reed

Sie saß auf dem Sofa, einen Spirit Gold Reserve in der Hand und ließ den Blick über Chaos und Mobilliar der Wohnung schweifen. Ohne Zweifel ihre Tochter hatte einen eigenen Kopf... vielleicht weil Marika und Faran ihr tatsächlich weit mehr Zugeständnisse gemacht hatten als ihren Schwestern und erst recht ihren beiden Brüdern. Sich darüber jedoch im Nachgang den Kopf zu zerbrechen war verlorene Mühe, immerhin hatte Treeya es mit ihren Wesenszügen weit gebracht. Ihre Noten waren ausgezeichnet, sie sprach fast besser Minnisiat als Marika und ihre rebellische Art sagte mehr über die wirkliche Charakterstärke aus, als Treeya vielleicht dachte. Nicht umsonst tendierte Marika noch zwischen ihrer jüngsten und ihrer ältesten Tochter, was die endgültige Erbfolge anbelangte. Neetra hatte zwar mehr von Marikas kalter Art mitbekommen, war aber auf emotionaler Schiene zu logisch veranlagt, was wenn sie sich aufregte fast Psychopathische Ausmaße annahm. Treeya war mit sich selbst nicht im reinen, hatte aber die Art von Dickem Fell und Gelassenheit die man eben in solch einer Position benötigte. Eben jene äußerliche Gelassenheit würde nun definitiv auf die Probe gestellt werden, wenn sie dem kleinen Freigeist gleich eröffnete was sie vor einigen Wochen bereits mit Lortan Toral in die Wege geleitet hatte. Zudem schritt der Bau von Insight Research auf Borosk gut voran und auch "Blutgeist" trug bereits erste Früchte. Wer würde jemals den Weg von einfacher Erde nachverfolgen? Vor allem wenn sie sich alle Mühe gemacht hatte diese Lieferungen im Bau des neuen Industriellen Komplexes auf Borosk zu verschleiern.

Als sich die Wohnungstür öffnete umspielte bereits ein süffisantes lächeln Marikas Lippen, die noch im Rücken ihrer Tochter saß. Treeya würde bestimmt mit allem rechnen, ganz sicher jedoch nicht mit einem Besuch ihrer Mutter, dessen war sich Marika durchaus bewusst. Immerhin hatte sie alle ihre Kinder je älter sie wurden immer stärker ins Gericht genommen... natürlich nur um sie zu härten, zu schützen und ihnen klar zu machen, was es bedeutet ein Mitglied der Galaktischen Oberschicht zu sein. Immerhin stellten sie ein Vorbild weit über die Grenzen des Imperiums hinaus dar.

"Ich bin von der vergleichsweise schlichten Einrichtung durchweg überrascht muss ich sagen. Nun es ergänzt sich hervorragend mit deiner neuen Haarfarbe, meine Kleine."

Es war nicht zu leugnen, dass Marika ihre kleinen Auftritte aus dem nichts genoss. Sie traf andere gerne unvorbereitet.

"Guten Abend, Treeya."

[Chiss Ascendancy :: Csilla :: Csaplar :: Universitätskomplex :: Apartementbezirk :: Treeyas Loft] Marika, Treeya
 
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[Chiss Ascendancy :: Csilla :: Csaplar :: Universitätskomplex :: Apartementbezirk :: Der Lift zu Treeyas Loft] Treeya Reed, (Marika Reed, aber von diesem Glück erfährt sie erst noch)

Ein müdes, aber zufriedenes Lächeln umspielte Treeyas Lippen, während sich die Tür des Turboliftes hinter ihr schloss. Noch achtzehn Stockwerke Fahrt und sie wäre endlich zuhause. Es war ein langer Tag gewesen, ihr dritter Tag im Laborpraktikum, und auch heute war alles gut gegangen. Alles zur vollen Zufriedenheit der Dozenten und dennoch hatte sie es geschafft, heimlich auch ein paar anderen mit den Versuchen zu helfen.
Mit Kollegialität züchtet man sich nur die eigene Konkurrenz heran‘, warnte die Stimme ihres Vaters in ihrem Kopf, den Satz hatte sie ihn oft sagen hören, doch Treeya verjagte den Gedanken und lehnte ihre Stirn an die kühle Metallwand des Liftes. Draußen, weit unter der Erde des Eisplaneten auf den belebten Straßen von Csaplar war es kalt, doch sobald man ein Gebäude betrat, wurde es elendig warm. Über der bequemen Fremdweltlerkleidung, die im Praktikum unter dem Laborkittel Vorschrift war, trug sie einen dichten, feinen Mantel, den sie noch im Lift aufknöpfte.

Endlich im 19. Stock, nur noch eine Tür trennte sie von ihrem Bett –und vor allem von ihrem Kühlschrank! Wieder zog ein feines Lächeln über ihr Gesicht, während sie ihren Türcode eingab und in die Wohnung schlurfte. Aus Gewohnheit warf sie den Mantel in die Ecke, ihre beiden Taschen, vollgestopft mit Papier und etlichen Datapads direkt daneben. Erst duschen oder erst essen? Sie grinste, während sie sich in Richtung Küche umwandte.

"Ich bin von der vergleichsweise schlichten Einrichtung durchweg überrascht muss ich sagen. Nun es ergänzt sich hervorragend mit deiner neuen Haarfarbe, meine Kleine."

Fast wäre Treeya über ihre Stiefel gestolpert, deren sie sich gerade entledigte, als sie die Stimme ihrer Mutter vernahm. Hatte sie solange nicht mehr gegessen, dass sie Stimmen hörte? Die junge Frau wirbelte herum und es war, als habe man einen Schacht aus der unterirdischen Stadt hinaus gebohrt und ihr einen Eimer Eis der Planetenoberfläche in den Magen gekippt. Da auf ihrer Couch, mitten zwischen Datapads, Papierrollen, Zeichnungen und der merkwürdigen Pflanze, auf die sie gerade für eine Kommilitonen aufpasste, saß Marika Reed; genau wie Treeya sie kannte: Elegant gekleidet, mit perfekt geföhntem, hellbraunem Haar und einem Glas Whiskey in der Hand. Moment, das war ihr Whiskey! Der war für die Feier am Ende des Semesters gedacht gewesen! Treeya war erstaunt, als das der erste Gedanke war, der durch ihren Kopf schoss.

"Guten Abend, Treeya,“ fügte ihre Mutter hinzu und ein leichtes Zucken spielte an ihrem süffisanten Lächeln, das ihr sagte, dass es nun höchste Zeit war zu antworten. Doch Treeya war so erschrocken, dass es zu nichts anderem reicht als zu:

Was machst du hier?“

UND WOHER HAST DU MEINEN TÜRCODE!‘, schoss es ihr durch den Kopf, dann jedoch prasselten auf einmal Gedanken auf sie ein, als stünde sie unter Beschuss durch eine Staffel Tie-Jäger. Wenn Mutter ohne Holonachricht oder andere Ansage kam, dann gab es etwas Wichtiges. Während ihr Gesicht noch immer nur den Hauch von Verblüffung zeigte, drehte sich in ihr alles.

Ist etwas passiert?“, fragte sie, nicht so ruhig wie sie wollte.

Was konnte es sein? Was war geschehen? Kael war doch momentan auf Fondor bei einem sterbenslangweiligen Stapellauf einer weiteren, uninteressanten, überdimensionierten Schiffsklasse. Er war dort nicht in Gefahr, so wie leider so oft. Ihre Großmutter war hier auf Csilla, sie hatte sie vor einigen Tagen erst gesehen, und Vater war zwar nicht mehr der Jüngste, aber erfreute sich doch bester Gesundheit. Und doch... seit dem Attentat, bei dem die Verlobte ihres Bruders ums Leben gekommen war, war sie schreckhaft geworden. Zu schreckhaft für die besonnene Art, die sie an sich schätzte. Während sie ihre Mutter wie eine Erscheinung anstarrte, beruhigte sich ihr Atem jedoch bereits wieder.
Nein, das war nicht der ‚ich habe schlimme Nachrichten‘-Blick ihrer Mutter. Das war vielmehr der ‚ich habe ganz wundervolle Nachrichten‘-Blick... ob das etwas Gutes für Treeya hieß, war damit natürlich noch nicht sicher gestellt, aber diese Erkenntnis beruhigte sie so weit, dass sie immerhin unbeholfen ihre Stiefel zur Seite kicken und ihre Mutter mit einer zwar steifen, aber langen Umarmung begrüßen konnte.

[Chiss Ascendancy :: Csilla :: Csaplar :: Universitätskomplex :: Apartementbezirk :: Treeyas Loft] Marika Reed, Treeya Reed
 
[Chiss Ascendancy :: Csilla :: Csaplar :: Universitätskomplex :: Apartementbezirk :: Treeyas Loft] Marika, Treeya

Der fast als entgeistert zu bezeichnende Blick amüsierte Marika mehr als sie nach außen hin preiszugeben versuchte. Sich so leicht aus dem Gleichgewicht bringen zu lassen, naja... dass würde sie mit der Zeit schon lernen. Nein nicht würde sondern musste. Aber das Leben härtete ab und spätestens wenn sie selbst Kinder hatte, würden solche Überraschungsauftritte sie nicht mehr so leicht aus dem Tritt bringen! Die folgende Umarmung war eher eine förmliche Geste, zumindest war ihr Verhältnis früher enger gewesen, ein Indiz an dem Marika das fest machen konnte. Ihre Beziehung zu all ihren Kindern war abgebrühter und ein Stück weit professioneller geworden, was anscheinend von mehr als der Hälfte sehr negativ aufgenommen wurde. Irgendwann würden sie es begreifen, so wie es verstanden hatte, als sie die Position ihres Vaters übernommen hatte. Während Marika also Treeya andeutete sich ebenfalls zu setzen, begann sie den Grund ihres Besuches ein wenig einzuleiten.

"Weshalb sollte ich wohl nach Csilla reisen, wenn nicht um der Familie einen Besuch abzustatten. Immerhin habe ich sowohl dich als auch Ana und Horace eine gefühlte Ewigkeit nicht gesehen und darf man etwa seine engsten Verwandten nicht mehr besuchen?"

Es stimmte das sie sich lange nicht persönlich gesehen hatten, tatsächlich lag das aber an einem beiderseitig gefüllten Zeitplan und dem reinen Fakt, dass es nicht wirklich etwas wichtiges zu bereden gegeben hätte. Die Tage in denen sich Marika unbeschwerrt ihrer Kinder erfreuen konnte waren nun schon seit längerem vorbei und seitdem IS Inc. so eine rasende Expansion vollzog und Faran in Aufträge für die Regierung verwickelt war, wurde jedes bisschen Zeit eben an einer anderen Front gebraucht.

"Es muss ja nicht immer gleich etwas passiert sein. Schön eingerichtet hast du es dir hier... nun an der Ordnung ließe sich noch ein wenig arbeiten und auch das Dekor könnte hier und da noch einen kleinen Touch mehr... Ausdruck vertragen aber so im allgemeinen. Bei der kleinen Anzahl an möbeln dürfte ja sogar ein Umzug nicht schwer fallen."

Sie machte eine demonstrative Pause und nahm einen Schluck des vorzüglichen Spirits.

"Wie du ja bereits weißt war ich zu einer Gala auf Borosk eingeladen, bei der es um wirtschaftliche Verträge ging und...", Marika griff nach ihrem Tablett und öffnete eine Datei mit dem Namen "Insight Research", welche sie Treeya dann reichte. "Bei dieser Gelegenheit habe ich mir nach längerem anraten mit dem Vorstand die Rechte an einem Grundstück gesichert auf dem ISG nun zu expandieren gedenkt. Wir haben vor dort ein Biologisch-Medizinisches Forschungsunternehmen als Tochtergesellschaft zu etablieren und... bevor du etwas sagst hör erst einmal zu! Auch wenn ich deine Faszination für diese ganze Thematik nur bedingt Teile und deine Weigerung dich in der Familie ein wenig einzubringen nicht nachvollziehen kann, habe ich mich nach anraten deines Vaters und Mallourne dazu entschlossen, dir die Firma zu übertragen damit die Gestaltung zu überlassen. Natürlich kannst du dein Studium zuende führen und zunächst von hier aus arbeiten sobald die Baumaßnahmen fertig sind, was natürlich erst in ein bis zwei Jahren der Fall sein wird. Also, was sagst du?"

Auf Marikas Gesichtsausdruck lag ein warmer und herzensguter Ausdruck... der überdeckte mit welchem inneren Kalkül sie ihrer Tochter dieses Angebot machte. Zu Beginn war IR wirklich nur als Geschenk der Versöhnung gedacht gewesen, jetzt jedoch wurde es auch ein Stückweit Lockmittel für einen viel viel wichtigeren Deal. Und sie wusste wie es funktionierte schließlich hatte ihr Vater es damals mit ihr ähnlich gehandhabt.

[Chiss Ascendancy :: Csilla :: Csaplar :: Universitätskomplex :: Apartementbezirk :: Treeyas Loft] Marika, Treeya
 
[Chiss Ascendancy :: Csilla :: Csaplar :: Universitätskomplex :: Apartementbezirk :: Treeyas Loft] Marika Reed, Treeya Reed

Mit noch immer leicht angespannten Muskeln löste sich Treeya aus der Umarmung, während ihre Mutter ihr mit einer kleinen aber nachdrücklichen Geste gebot, sich ebenfalls zu setzen.

Das ist MEINE Wohnung und DU bietest MIR einen Platz auf MEINER Couch an?‘, dachte sie säuerlich, bevor ihr schlechtes Gewissen sie schalt, dass sie sich weder Loft noch Couch selbst verdient hatte, sondern alles von ihren Eltern finanziert worden war. Es war faktisch mehr die Couch ihrer Mutter, als ihre eigene. Ergeben setzte sie sich neben Marika und ihre Wangen schmerzten schon ein wenig von ihrem falschen, freundlichen Lächeln.

"Weshalb sollte ich wohl nach Csilla reisen, wenn nicht um der Familie einen Besuch abzustatten. Immerhin habe ich sowohl dich als auch Ana und Horace eine gefühlte Ewigkeit nicht gesehen und darf man etwa seine engsten Verwandten nicht mehr besuchen?"

Es war so ernst, dass ihre Mutter die Moralkeule schwang? Ohweh...

Aber Mama, natürlich darfst du mich besuchen, wann du magst,“ hörte sie ihre Stimme mit der Tonlage eines Halbfettcamemberts sagen „aber ich würde mir doch wünschen, dass du das nächste Mal vorher Bescheid sagst, wenn es nicht gerade ein Notfall ist... und das ist es ja nicht, oder?“

"Es muss ja nicht immer gleich etwas passiert sein. Schön eingerichtet hast du es dir hier... nun an der Ordnung ließe sich noch ein wenig arbeiten und auch das Dekor könnte hier und da noch einen kleinen Touch mehr... Ausdruck vertragen aber so im allgemeinen. Bei der kleinen Anzahl an Möbeln dürfte ja sogar ein Umzug nicht schwer fallen."

UMZUG? Hatte sie UMZUG gesagt? Das Lächeln auf Treeyas Lippen erstarb und schon lagen ihr die Worte: 'Raus mit der Sprache, was hast du vor?‘ auf den Lippen, doch kokett entschied sie sich nicht auf diese offensichtliche Provokation einzugehen, während ihre Mutter noch einen Schluck Whiskey nahm.

„Nun, bis ich mein Studium beendet habe, werde ich ja noch das ein oder andere ansammeln. Ich schätze Dinge nicht, die mich vom Wesentlichen ablenken, ich mag die Dinge auf den Punkt gebracht!“

So, hoffentlich fruchtete der eher wenig subtile Hinweis, denn langsam merkte Treeya wie ihre Wangen heiß wurden. Umzug... Nein, nicht wieder die alte Diskussion, sie würde ihr Studium nicht abbrechen und nachhause kommen!

"Wie du ja bereits weißt war ich zu einer Gala auf Borosk eingeladen, bei der es um wirtschaftliche Verträge ging und...", begann ihre Mutter rasch und reichte ihr dann ein Datapad, das Treeya mit einem nur halb interessierte Blick musterte. „Insight Research“, welche Firma wollten sie jetzt wieder übernehmen? Zahlen, Tabellen, Baupläne... Treeya sah nicht richtig hin. Sie würde weiter studieren, Ende der Diskussion!

"Bei dieser Gelegenheit habe ich mir nach längerem anraten mit dem Vorstand die Rechte an einem Grundstück gesichert auf dem ISG nun zu expandieren gedenkt. Wir haben vor dort ein Biologisch-Medizinisches Forschungsunternehmen als Tochtergesellschaft zu etablieren und... „

Treeyas Augen weiteten sich kurz in einem freudigen Schock von aufflammendem Interesse

„...bevor du etwas sagst hör erst einmal zu! Auch wenn ich deine Faszination für diese ganze Thematik nur bedingt teile und deine Weigerung dich in der Familie ein wenig einzubringen nicht nachvollziehen kann, habe ich mich nach Anraten deines Vaters und Mallourne dazu entschlossen, dir die Firma zu übertragen damit die Gestaltung zu überlassen.“

Aber ich habe doch erst drei Semester studiert‘, dachte Treeya sofort verzweifelt, ließ auf ihrem Gesicht jedoch bis auf ausgesprochenes Erstaunen keine Regung zu ‚wenn ich doch nur fertig wäre... das wäre DIE Gelegenheit, mich in die Firma einzubringen, dass Mutter zufrieden ist, und mich gleichzeitig selbst zu verwirklichen!‘

„Natürlich kannst du dein Studium zuende führen und zunächst von hier aus arbeiten sobald die Baumaßnahmen fertig sind, was natürlich erst in ein bis zwei Jahren der Fall sein wird. Also, was sagst du?"

In ihrem Kopf drehte sich alles. Marika Reed stand vor ihr und sagte mit diesem herzlichen Ausdruck auf dem Gesicht, dass sie fertig studieren dürfte und ihre Eltern ihr dann den Einstieg in ihrer eigenen Firma ermöglichten? Ihre roten Augen begannen zu glänzen und auf ihrem Gesicht machte sich ein Lächeln breit. Etwas trübte ihre Freude allerdings ein wenig: Sie hatte sich mit diesem Studium eigentlich selbst etwas beweisen wollen, hatte danach an einem Institut arbeiten wollen, an dem sie nur für ihre Intelligenz, ihren Fleiß und ihre Hingabe genommen wurde und nicht für ihren Namen und das Geld ihrer Eltern. Aber... das hier war ein Angebot, das sie wieder näher an ihre Familie bringen würde und es war eins von der Sorte, wie es nur eine unter Millionen bekam. Sie kannte die Zukunftsängste ihrer Kommilitonen, wusste, dass es nicht immer einfach war, in einen gut bezahlten Job herein zu kommen, auch wenn man zu den besten gehörte. Oft musste man trotz der Begehrtheit des Faches lange Wartezeiten und viele Werkverträge sowie unbezahlte Kleinarbeiten hinnehmen, bevor man etwas verdiente. So könnte sie auch Arbeitsplätze in der Branche schaffen, falls sie sich mit einigen ihrer Kommilitonen besser verstand, ja sogar mit Freunden an ihrer Seite arbeiten und forschen. Ihr Gesicht strahlte noch immer, während wie dunkle Tinte, die man in Wasser gab, sich langsam zweifelnde Gedanken in ihr ausbreiteten. Sie, Treeya, dann vielleicht maximal süße 23 Jahre alt, sollte alleine eine Firma leiten? Etwas stimmte nicht... seit wann machte ihre Mutter so großzügige Angebote, ohne etwas dafür haben zu wollen? Treeya zählte ihren leichten Hang zur Harmoniesucht innerhalb der Familie definitiv zu ihren Schwächen, daher beobachtete sie diese Eigenschaft so genau. Also verbot sie sich selbst, dem Frieden einfach so zu trauen und zermarterte sich den Kopf, was es sein könnte. Was würde ihre Gegenleistung sein?

Ich bin beeindruckt,“ sagte sie und hoffte, dass sie nicht zu lange geschwiegen hatte. Noch immer strahlte ihr Lächeln, aber ihre Augen hatten den begeisterten Glanz verloren „wirklich... ich freue mich so sehr, dass ihr endlich meine Interessen akzeptiert und ich verspreche, ich werde mich anstrengen, dass ich mein Studium mit Bestleistungen rechtzeitig zum Ende des Baus absolviert habe, aber...“ –kein Satz war etwas wert vor dem ‚aber‘ – „ich habe dann zwar die wissenschaftlichen Fertigkeiten, aber doch nicht die Erfahrung, ein Unternehmen zu lenken... und ich hatte nicht vor, noch ein paar Semester BWL dranzuhängen! Wer wird mir dann helfen?
Ihr Lächeln bekam etwas Triumphierendes. Sie hatte ihre Mutter durchschaut. Klar! Sie, Treeya, hatte keine Ahnung von der Verwaltung und der Leitung einer Firma, dafür brauchte man jemanden, der das seit Jahren erfolgreich tat: Tadaaa und da kam Marika Reed ins Spiel. Natürlich würde sie ihrer Tochter fürsorglich wie eh und je zur Seite stehen und sie damit schleichend wieder unter ihre Kontrolle bringen, dass sie wieder brav gehorchte.

Aber,‘ dachte Treeya mit der glanzvollen Erfahrung von 20 Lebensjahren ‚ich bin mittlerweile zu clever für dich. Ich habe dich genau durchschaut!‘

Noch immer blickte sie ihre Mutter unschuldig an und wartete auf eine Erklärung, während sie überlegte, sich auch ein Glas Whiskey einzuschenken. Nein, sie hatte bis auf zwei Becher Caf noch nichts zu sich genommen und wenn ihre Mutter sie wirklich wieder in den goldenen Käfig zurücksperren wollte, musste sie nüchtern sein.

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Relativ unmissverständlich gab Treeya zu verstehen dass sie kurz und knapp wissen wollte worum es ging, wahrscheinlich mit allen Haken und Auflagen... von denen es eigentlich nur einen wirklichen gab. Wenn der Neffe des guten Lortan Toral als Commodore auch nur ein bisschen überzeugen konnte und idealerweise auch noch Treeyas persönlichen Vorlieben entsprach, dann würde ihrer Tochter nicht einmal klar werden, dass sie das Zünglein an der Wange für die Legung des Grundsteins eines Imperialen Megakonzerns war. Und wie sollte sie ihren Eltern auch im Nachhinein böse sein, wenn sie schlussendlich glücklich verheiratet war und ihre Träume komplett frei von allen Zwängen als Geschäftsführerin eines Tochterkonzerns in eben jener von ihr mitbegründeten Gruppe führen konnte. Es sprach all das Geltungsbewusstsein an, dass ihre Tochter schon so früh ausgeprägt hatte... und ohne das sie es sich wirklich eingestehen wollte, erwärmte es Marikas Herz ihrer Tochter all das zu ermöglichen dass sie sich immer gewünscht hatte. So kalt sie auch sein musste um sich und ihre Familie zu schützen... ganz vergessen was sie selbst einmal hatte konnte sie nicht.

Doch anstatt das Treeya einwilligte schien sie das ganze doch für ein Spiel zu halten... als würde Marika scherzen und einfach so mit solchen Urkunden hier aufkreuzen, um sie auf eine Art und Weise einzusperren, von der sie wusste dass genau das keinen Erfolg haben würde. Also blieb sie bei ihrem lächeln, lehnte sich zuück und sprach ganz ruhig weiter.

"Deine Partner werden dir helfen. Papa und ich haben ebenfalls darüber gesprochen wie wir das mit der Absicherung regeln... und ich finde er hat damit recht, dass wir dir deine Freiheit in dieser Sache lassen sollten, so wie dein Opa mir meine in der Gestaltung von Imperial Spirits gelassen hatte, als ich es übernommen habe. Insight Research verbleibt Teil der Firmengruppe und natürlich wirst du mich ein zwei Mal zu gesicht bekommen, gerade wenn es um große Aufträge oder um Geldanleihen aus den Firmendepots geht, ansonsten werden dich deine Partner beraten. Beim Ankauf der Fläche habe ich mit dem Gouverneur von Borosk, Aren Vayliuar einen Deal aushandeln können, der ihn an den Einnahmen beteiligt. Im Gegenzug investiert er in die Firma und steht dir als Ansprechpartner auf Planetarer und wirtschaftlicher Ebene zur Verfügung. Als Erbe der Fourbs hat er einen nicht unerheblichen Wissensschatz in den wirtschaftlichen Bereichen..."

Marika nahm ihr Tablet wieder an sich und wischte ein wenig hin und her um den Gouverneur und den eigentlich viel wichtigeren Herren in diesem ganzen Konstrukt auf den Bildschirm zu bekommen. Treeya sollte schließlich wissen, wer die anderen Zweidrittel an ihrem zukünftigen Unternehmen in der Hand hielt und ihr beim Aufbau und Abwicklung der Firmengeschäfte half. Nachdem sie mit dem Arrangement zweier guter Einzelbilder zufrieden war, reichte sie den Bildschirm erneut ihrer Tochter.

"Als zweiter wäre da noch Lortan Toral, vertretend für Toral Engineering, die schon kurz nach Freigabe der Aktien die gesamten 33% der freigegebenen Anteile aufgekauft haben. Mit ihm hast du ein wahres Urgestein der Muunilinster Wirtschaft und einen Bekannten deines Opas an der Hand. Jeder von euch dreien hält ein Drittel der Aktien, bzw. Toral und Vayliuar jeweils 33 und du die finalen 34, womit du jeden einzeln in den Prozentualen Anteilen überstimmen kannst. Da beide aber Wirtschaftsorientiert sind werden sie dir kaum reinreden denke ich..."

Dann machte sie eine kurze Pause, atmete tief durch und setzte dann zum finalen Schlag an.

"Ich respektiere deinen Wunsch nach Freiheit, das habe ich immer... wie könnte ich auch nicht, immerhin bist du durch und durch meine Tochter."

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