AdrianBerry
Shiny! Kommt, lasst uns richtig böse sein!
Streikkasse prall gefüllt
Lokführer wollen sich nicht mit einer ?Mogelpackung? zufrieden geben
Geduldig warten diese Bahnreisenden in Hamburg auf ihre Anschlusszüge. Der bundesweite Streik der Lokführergewerkschaft GDL hat erneut zu Behinderungen geführt.
FRANKFURT. Der Streik der Lokführer wird langsam zur Routine. Zum dritten Mal innerhalb von zwei Wochen traten Mitglieder der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) gestern in den Ausstand.
Im Nahverkehr gab es zwar vielerorts Zugausfälle und Verspätungen, doch von Chaos war in den Bahnhöfen keine Spur. Dafür mussten sich die Berufspendler auf überfüllten Straßen durch Staus quälen ? viele waren vorsorglich aufs Auto umgestiegen. Jetzt gibt es zunächst eine Atempause, die GDL will erst einmal drei Tage lang nicht streiken. In dieser Zeit könnten sich die Tarifkontrahenten wieder annähern.
Die Streikbereitschaft der Lokführer scheint ungebrochen. ?Die GDL-Mitglieder stehen wie eine Eins hinter unseren Tarifforderungen?, sagt der Vize-Vorsitzende der Gewerkschaft, Günther Kinscher. Angesichts der gewaltigen Gewinne der Bahn AG und der Gehaltszuwächse, die sich der Vorstand genehmigte, hätten viele Bahnbeschäftigte das Gefühl, jetzt auch einmal dran zu sein. Von der Forderung nach 31 Prozent mehr Geld ist die GDL zwar inzwischen abgerückt, aber sie will doch ?angemessene Entgelt- und Arbeitszeitverbesserungen?, die in einem eigenständig ausgehandelten Tarifvertrag festgeschrieben werden. ?Der eigene Tarifvertrag ist das A und O?, sagt der Frankfurter Politikwissenschaftler Josef Esser. Die GDL wolle sich von den größeren Bahngewerkschaften Transnet und GDBA ?total emanzipieren?, weil sie in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen mit den von diesen ausgehandelten Regelungen gemacht habe. 2003 habe sie sich dazu noch nicht stark genug gefühlt, aber jetzt wolle die GDL die Gunst der Stunde nutzen. Ein langer Tarifkonflikt passe nicht zum geplanten Börsengang der Bahn. ?Dafür braucht sie das Image eines friedlichen, modernen Logistikunternehmens?, sagt Esser. Doch die Bahn kann den Lokführern nicht so einfach entgegenkommen. Weicht sie von den 4,5 Prozent Plus bei Löhnen und Gehältern ab, die sie mit Transnet und GBDA vereinbart hat, müsste sie auch alle anderen tarifgebundenen Mitarbeiter der Bahn besserstellen. Dafür würden im Zweifel Transnet und GDBA sorgen, die als Faustpfand eine Ausstiegsklausel aus der Tarifvereinbarung mit der Bahn haben, sollte der Konzern der GDL günstigere Konditionen einräumen.
?Wir müssen hier hart bleiben?, sagt deshalb Bahn-Personalchefin Margret Suckale. ?Was wir hier erleben, werden wir jede Lohnrunde wieder erleben, wenn sich die GDL hier durchsetzt?, befürchtet Suckale.
Mehr Geld soll es nur durch Mehrarbeit geben, Überstunden sollen ausbezahlt, Dienstpläne verträglicher gestaltet und Karrierechancen für die Lokführer verbessert werden. Die GDL spricht von einer ?Mogelpackung?. Die Streikkasse der GDL ist nach Angaben der Funktionäre prall gefüllt ? in der 140-jährigen Geschichte der Gewerkschaft gab es bislang keinen kostspieligen Arbeitskampf. Nach der jüngsten Forsa-Umfrage haben nur noch 43 Prozent der Bundesbürger Verständnis für die Forderungen der GDL, 55 Prozent der Befragten lehnen die Streiks inzwischen ab. Zudem sorgt die Abwesenheit des sonst omnipräsenten GDL-Vorsitzenden Manfred Schell für Negativschlagzeilen. Ausgerechnet auf dem Höhepunkt des Konflikts zog er sich für drei Wochen zu einer Kur an den Bodensee zurück.Der Bahn kommt der Stimmungsumschwung nicht ungelegen. Manch einer sieht darin sogar ein Kalkül. Deshalb wird die GDL gut überlegen, wie oft sie ihre Mitglieder noch streiken lässt. Zudem will sie nicht immer nur die Pendler treffen. Vor dem sächsischen Landesarbeitsgericht hat sie beantragt, das gegen sie verhängte Streikverbot für den Güter- und Fernverkehr aufzuheben. ?Die Pendler haben keine Lobby. Dürften wir im Güter- und Fernverkehr streiken, dort, wo es Mehdorn richtig Geld kosten würde, dann wäre dieser Zirkus innerhalb von einem Tag beendet?, glaubt GDL-Mann Kinscher.
Das Berufungsgericht könnte aber auch pro Bahn entscheiden. Dann könnte die GDL vorerst gar nicht mehr streiken.
Lokführer wollen sich nicht mit einer ?Mogelpackung? zufrieden geben
Geduldig warten diese Bahnreisenden in Hamburg auf ihre Anschlusszüge. Der bundesweite Streik der Lokführergewerkschaft GDL hat erneut zu Behinderungen geführt.
FRANKFURT. Der Streik der Lokführer wird langsam zur Routine. Zum dritten Mal innerhalb von zwei Wochen traten Mitglieder der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) gestern in den Ausstand.
Im Nahverkehr gab es zwar vielerorts Zugausfälle und Verspätungen, doch von Chaos war in den Bahnhöfen keine Spur. Dafür mussten sich die Berufspendler auf überfüllten Straßen durch Staus quälen ? viele waren vorsorglich aufs Auto umgestiegen. Jetzt gibt es zunächst eine Atempause, die GDL will erst einmal drei Tage lang nicht streiken. In dieser Zeit könnten sich die Tarifkontrahenten wieder annähern.
Die Streikbereitschaft der Lokführer scheint ungebrochen. ?Die GDL-Mitglieder stehen wie eine Eins hinter unseren Tarifforderungen?, sagt der Vize-Vorsitzende der Gewerkschaft, Günther Kinscher. Angesichts der gewaltigen Gewinne der Bahn AG und der Gehaltszuwächse, die sich der Vorstand genehmigte, hätten viele Bahnbeschäftigte das Gefühl, jetzt auch einmal dran zu sein. Von der Forderung nach 31 Prozent mehr Geld ist die GDL zwar inzwischen abgerückt, aber sie will doch ?angemessene Entgelt- und Arbeitszeitverbesserungen?, die in einem eigenständig ausgehandelten Tarifvertrag festgeschrieben werden. ?Der eigene Tarifvertrag ist das A und O?, sagt der Frankfurter Politikwissenschaftler Josef Esser. Die GDL wolle sich von den größeren Bahngewerkschaften Transnet und GDBA ?total emanzipieren?, weil sie in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen mit den von diesen ausgehandelten Regelungen gemacht habe. 2003 habe sie sich dazu noch nicht stark genug gefühlt, aber jetzt wolle die GDL die Gunst der Stunde nutzen. Ein langer Tarifkonflikt passe nicht zum geplanten Börsengang der Bahn. ?Dafür braucht sie das Image eines friedlichen, modernen Logistikunternehmens?, sagt Esser. Doch die Bahn kann den Lokführern nicht so einfach entgegenkommen. Weicht sie von den 4,5 Prozent Plus bei Löhnen und Gehältern ab, die sie mit Transnet und GBDA vereinbart hat, müsste sie auch alle anderen tarifgebundenen Mitarbeiter der Bahn besserstellen. Dafür würden im Zweifel Transnet und GDBA sorgen, die als Faustpfand eine Ausstiegsklausel aus der Tarifvereinbarung mit der Bahn haben, sollte der Konzern der GDL günstigere Konditionen einräumen.
?Wir müssen hier hart bleiben?, sagt deshalb Bahn-Personalchefin Margret Suckale. ?Was wir hier erleben, werden wir jede Lohnrunde wieder erleben, wenn sich die GDL hier durchsetzt?, befürchtet Suckale.
Mehr Geld soll es nur durch Mehrarbeit geben, Überstunden sollen ausbezahlt, Dienstpläne verträglicher gestaltet und Karrierechancen für die Lokführer verbessert werden. Die GDL spricht von einer ?Mogelpackung?. Die Streikkasse der GDL ist nach Angaben der Funktionäre prall gefüllt ? in der 140-jährigen Geschichte der Gewerkschaft gab es bislang keinen kostspieligen Arbeitskampf. Nach der jüngsten Forsa-Umfrage haben nur noch 43 Prozent der Bundesbürger Verständnis für die Forderungen der GDL, 55 Prozent der Befragten lehnen die Streiks inzwischen ab. Zudem sorgt die Abwesenheit des sonst omnipräsenten GDL-Vorsitzenden Manfred Schell für Negativschlagzeilen. Ausgerechnet auf dem Höhepunkt des Konflikts zog er sich für drei Wochen zu einer Kur an den Bodensee zurück.Der Bahn kommt der Stimmungsumschwung nicht ungelegen. Manch einer sieht darin sogar ein Kalkül. Deshalb wird die GDL gut überlegen, wie oft sie ihre Mitglieder noch streiken lässt. Zudem will sie nicht immer nur die Pendler treffen. Vor dem sächsischen Landesarbeitsgericht hat sie beantragt, das gegen sie verhängte Streikverbot für den Güter- und Fernverkehr aufzuheben. ?Die Pendler haben keine Lobby. Dürften wir im Güter- und Fernverkehr streiken, dort, wo es Mehdorn richtig Geld kosten würde, dann wäre dieser Zirkus innerhalb von einem Tag beendet?, glaubt GDL-Mann Kinscher.
Das Berufungsgericht könnte aber auch pro Bahn entscheiden. Dann könnte die GDL vorerst gar nicht mehr streiken.