Galantos (Utos-System)

[Utos-System | Galantos | Gal'fian'deprisi | Tellmemore] Kytana Soutenne, Sal, weitere Fia, NPCs, Lt. Tom West

Bei der Erwähnung von Gizer Bier rümpfte Kye unmerklich die Nase. Sie trank Bier, wenn auch nicht oft (aus beruflichen Gründen). Aber es gab doch besseres. Aber gut, nach mehreren Bieren fiel einem der Geschmack gar nicht mehr auf…andererseits musste man davor umso mehr davon ertragen. Nein, es lohnte sich nicht.
Mit leichtem Missmut bemerkte sie, dass die Musik wieder gewechselt hatte…und stellte dann fest, dass das neue Lied gar nicht so schlecht war. Es hatte sogar erhebliches Ohrwurmpotential. Sie ertappte sich dabei, wie sie im Takt mitwippte.

Sie stoß mit Tom an. Freundschaft. Ja. In ihrem Milieu hatte man keine Freunde. Verbündete traf es eher. Aber warum eigentlich nicht…

,,Hoffentlich leben wir wenigstens lange genug um diese neue Freundschaft auszukosten" fügte sie schmunzelnd zu seinem Trinkspruch hinzu.
Dann rief West irgendwas über Aaronson…Eier? Was meinte er mit Eiern? Wer zum Teufel wäre denn so dumm, Eier in der Hose rumzutragen? Aber anscheinend meinte er es als Kompliment. Kye lächelte. ,,Wenn Sie das sagen…". Hoffentlich war das jetzt kein Fettnäpfchen gewesen…
Halbherzig grübelte sie, wie Eier in der Hose einem im Kampf gegen die yevethanische Übermacht helfen konnten, kam aber zu keinem befriedigenden Schluss. Es musste sich wohl um eine ihr unbekannte Kampftechnik handeln. Ein überlegener Krieger also?
Kye schüttelte sich den Gedanken aus dem Kopf. Schwachsinn.

,,Was die Respektlosigkeit angeht…nehmen Sie's als Kompliment. Sie zählen zu den Leuten, für die das ein Kompliment ist."

Ein weiteres Bier wurde lautstark vor ihr abgestellt. Sie verzog leicht das Gesicht. ,,Eins noch. Nur noch ein einziges.", dachte sie.


-----Zeitsprung, eine verschwimmende Anzahl von Stunden später-----


,,Und ich finde immer noch, dass Rot eine SCHÖNE Farbe ist!", schrie Kye, bedenklich wankend. ,,Rot wie das Blut all jener Yevethaner, die es wagen, den Boden von Galantes zu betreten!"
Nachdenklich betrachtete sie die Flasche in ihrer Hand, in der noch Reste einer durchsichtigen Flüssigkeit herumschwappten und warf dann nochmal einen Blick auf die nur unregelmäßig beleuchtete Straße vor ihnen. ,,Jap.", stellte sie fest, ,,eine SCHÖNE Farbe."

Kye warf Tom einen unsicheren Blick zu, nickte nochmal zur Bestätigung um eindeutig klar zu stellen, dass Rot eine schöne Farbe war und spürte den Drang, den erstbesten Ohrwurm laut vor sich hinzusingen, der ihr in den Sinn kam. Aus Rücksicht auf ihre und Toms Ohren hörte sie schnell wieder auf.

Die Nacht war schon längst über Gal'fian'deprisi hereingebrochen und die kleinen Fia hatten sich brav in ihre rundlichen Behausungen zurückgezogen. Nur vereinzelte Laute drangen aus der Dunkelheit, Tiere, Ungeziefer, die mit Einbruch der Dunkelheit vorsichtig an die Luft gewagt hatten. Sie zeigten damit erstaunliche Ähnlichkeit zu einigen Exemplaren ,,intelligenter" Spezies. Diese beiden, die nun die Straße hinabtorkelten, hatten einen guten Teil des Abends in der Bar verbracht, bis Matthias sie sanft und höflich, aber auch sehr energisch an die frische Luft befördert hatte. Es stand zu vermuten, dass er danach die Musik gewechselt hatte.
Abrupt blieb Kytana stehen, auf das Risiko, dass Tom in sie hineinrannte. Angestrengt fokussierte sie ihre Augen auf das Ziel ihrer Bestrebungen. Ein Kino. Es war zwar etwas heruntergekommen und kaum von den restlichen Gebäuden zu unterscheiden, aber dennoch, es war tatsächlich ein Kino. Kye grinste und drehte sich wenig elegant zu Tom um. Dramatisch hob sie einen Finger in die Höhe und rief ,,Ein Kino!"

[Utos-System | Galantos | Gal'fian'deprisi | Kino ,,Holongevity"] Kytana Soutenne, Lt. Tom West

Galantos/ Gal'fian'deprisi/ imperiale Militärbasis/ Baracke/ Sam, Staff Sergeant Gleo (NPC)

Misstrauisch sah Sam den Staff Sergeant an. Gleo war ein Mann mit Humor, möglicherweise verarschte er sie gerade. Doch die junge Frau konnte kein angedeutetes Lächeln in seinem Gesicht entdecken. Anscheinend meinte er es ernst. Doch der Name Zakev sagte ihr nichts. Sie konnte auch nicht jeden dahergelaufenen Schützen mit Namen kennen. Wer konnte das schon? Sie war kein verdammter Offizier, der Befehle verteilen musste.

"Okay? Sonst noch was, Sir?"

Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass es das noch nicht gewesen war. Der Staff Sergeant hatte sicher seine Gründe, dass er Sam dringend gesucht hatte. Sie hatte das dumpfe Gefühl, dass der Tag doch nicht so gemütlich werden würde, wie sie sich ihn vorgestellt hatte. Warum musste der Beobachter von Zakev auch so ein Trottel sein und ausfallen. War bestimmt die gleiche Intelligenzbestie wie der größte Teil der Garnison. Schon öfters hatte Sam das Gefühl gehabt, dass sie die einzige Normale auf dem verdammten Planeten war.

"Ja, packen Sie Ihre Sachen zusammen. In 15 Minuten beginnt ein Manöver in einem der hinteren Stadtteilen. Zakev nimmt teil. Das bedeutet, dass auch sie dabei sein werden. Holen Sie sich vom Quartiermeister noch ein Elektrofernglas und einen E-11."

Oh verdammt! Sie hatte es gewusst! Ein Manöver war in der Regel anstrengend und konnte sich zeitlich unangenehm in die Länge ziehen. Darauf hatte sie nun wirklich keine Lust.

"Cochran, 14 Minuten. Geben Sie Gas."

Mit einem gemurmelten "Ja, Sir." machte Sam auf dem Absatz kehrt und ging zu ihrem Spind, aus dem sie ihren Tornister und ihre Feldrüstung holte. Der Tornister war schnell ordnungsgemäß gepackt. Wenn sie etwas in der Ausbildung zur genüge gelernt hatte, dann war es das Packen des verfluchten Marschgepäcks. Vermutlich würde sie das auch im dunkeln noch können, obwohl ihre Ausbildung nun doch schon etwas länger zurücklag. Auch bemerkte sie, dass Gleo immer noch in der Türe der Baracke stand. Beobachtete er sie etwa? Vermutlich misstraute er ihr, wer würde das nicht tun. Sie war oft genug auffällig geworden.

Brustpanzer war ebenfalls schnell angelegt, genauso wie die Schulterpanzerung, den Helm hängte sie sich an den Tornister.

"6 Minuten noch. Ich verlasse mich auf Sie, Cochran, verstanden? Blamieren Sie mich bitte nicht."

"Geht klar, Sir."

, sagte sie halbherzig und schaute gelangweilt ins Leere. Was wollte der Typ von ihr? Er war doch nicht ihr Vater. Gleo seufzte.

"Viel Erfolg.", sagte er und ging davon. Doch Sam sollte nicht lange allein bleiben. Ein gut gebauter Corporal sprach sie mit Rang und Namen an. Abschätzend musterte sie den Mann. Harte Gesichtszüge, blaue Augen und eine Körperspannung wie ein Brett. Es war nicht zu übersehen, dass vor ihr definitiv nicht die Spaßkanone der Kaserne stand. Noch bevor sie antworten konnte, plapperte der Soldat in aller Förmlichkeit weiter. Vor ihr stand Corporal Zakev. Na toll, ihr Schütze. Ein ernster, hoch gewachsener Mann dessen Leben vermutlich die Armee war. Und nun musste sie sich mit ihm herumschlagen. Dann erwähnte er die Übung, was Sam kurz schockte. Hastig warf sie einen Blick auf ihr Chrono am Handgelenk.

"Noch drei Minuten, Mist! Wir quatschen später weiter, Gleo wird mir in den Arsch treten wenn ich zu spät zum Manöver erscheine! Bis gleich"

Vollbepackt legte die kleine Frau einen Sprint über den Hof der Kaserne in Richtung der Waffenkammer hin.

Galantos/ Gal'fian'deprisi/ imperiale Militärbasis/ Kasernenhof/ Sam, Sorel

- Colonel Geoff Hobarth, kommandierender Offizier der Garnison von Galantos –

[Kernwelten, Farlax-Sektor, Utos-System, Galantos, Gal’fian’deprisi, Militärbasis des 222sten, Besprechungsraum]- Gwenn, Colonel Hobarth, Lieutenant Colonel Brooklaw, Major Lascelle, Captain Molari, Captain Galvan, Offiziere und Unteroffiziere der Besh-Kompanie

Ausdruckslos hatte Hobarth die Ausführungen der 2nd Lieutenant verfolgt, unter dem leicht nervösen Blick Majors Lascelles, und nickte schließlich knapp, als diese anscheinend ihr letztes Wort gesprochen hatte. Insgeheim beruhigte es ihm, dass es offenbar auch im Unterbau des 222sten Bataillons Offiziere gab, die in der Lage waren, ihren Kopf zu gebrauchen – und das in der Kompanie, die aus den Akten als fast schon Keimzelle der notorischen Unruhestifter hervorging. Aber vielleicht war das sogar nur logisch – die mobile Infanterie hatte mehr Probleme als die anderen Bataillone gehabt, sich an den ruhigen Garnisonsdienst auf Galantos zu gewöhnen. Brannten einige von ihnen vielleicht sogar darauf, sich mit den Yevethanern – mit einem richtigen Gegner – zu messen?

„Vielen Dank, Lieutenant.“

Der Blick des Regimentskommandeurs entließ die mit ihren weißgrauen Haaren fast ein wenig exotisch wirkende Frau und richtete sich wieder ins weite Rund der anwesenden Offiziere und Unteroffiziere.

„Lieutenant Fillion hat hier eine Reihe korrekter Beobachtungen über die Yevethaner präsentiert. Tatsächlich hat der yevethanische Angriff auf New Brigia beweisen, dass ihnen durchaus zugetraut werden kann, eine Welt ungeachtet ihres wirtschaftlichen oder strategischen Nutzens vollkommen dem Erdboden gleichzumachen. Zwar wissen wir nicht, ob ihre Flotte mit genügend Artillerie ausgerüstet ist, um einen ausgewachsenen BDZ nach imperialem Vorbild vorzunehmen, aber wir mussten feststellen, dass viele ihrer Schiffe offenbar mit Gravitationsbomben ausgerüstet sind. Die gesamte Infrastruktur von New Brigia wurde mit diesen Waffen vernichtet, inklusive der Chromitminen. Fast mit Sicherheit kann man davon ausgehen, dass der Hass auf alles nichtyevethanische diese Verwüstung ausgelöst hat, keine rationale strategische Entscheidung.“

Hobarth nickte Fillion anerkennend zu.

„Und doch bereiten wir uns hier auf Galantos auf eine Abwehrschlacht am Boden vor, denn die Bedeutung dieses Systems ist noch einmal eine gänzlich andere als die New Brigias. Nach meiner Überzeugung ist hier der beste Ort für die Yevethaner, eine erste Präsenz außerhalb des Koornacht-Sternenhaufens zu etablieren, geeigneter als das Sektorhauptquartier auf Widek, welches angesichts der Anwesenheit des Moffs vermutlich auch mit mehr Material verteidigt sein wird und zudem aus yevethanischer Sicht astrographisch ungünstiger gelegen ist.“

Bei diesen Worten verspürte der Colonel ein gewisses Unwohlsein, da er befürchtete, dass man auf Bastion genau diesem Kalkül folgen würde – auf Widek saßen der Admiral der Sektorflotte und der Moff des Farlax-Sektors, hier auf Galantos nur ein Muun-Admiral, ein nicht sonderlich erwähnenswertes Regiment und ein paar hunderttausend Fia. Würde man sie deswegen vollkommen im Stich lassen und abwarten, wie die Yevethaner sich verhielten?

„Analog zu den Berichten, die uns die Überlebenden von N’zoth und Kutag zukommen ließen, müssen wir also davon ausgehen, dass die Yevethaner im Falle eines Angriffes aggressiv darauf drängen werden, mit leichteren Schiffen Truppen zu landen, während ihre schwereren Einheiten Rear Admiral Prokiths Flottille in Kämpfe verwickeln. Unser Ziel muss es sein, ihnen von Anfang an einen möglichst heißen Empfang zu bereiten und sie womöglich darüber hinwegtäuschen, dass wir abgesehen vom Luftabwehrnetz der Basen hier in Gal’fian’deprisi über mobile Luftabwehreinheiten verfügen, die derzeit auf der Ever Vigilant auf ihren Einsatzbefehl warten. Je mehr Yevethaner wir noch in ihren Landungsschiffen ausschalten, desto besser, auch wenn ich nicht zu hoffen wagen würde, dass ein derartiges anfängliches Blutbad ihre Moral nennenswert schädigt.“

Der Colonel warf wieder Fillion einen kurzen Blick zu.

„An einer Stelle muss ich Lieutenant Fillion nämlich korrigieren. Sie sprach von den Yevethanern als „talentierte Amateure“ und ausgehend von den Bildern, die wir auf N’zoth mit ansehen musste, würde ich dieser Einschätzung sogar zustimmen. Doch vergessen Sie eines nicht: N’zoth war ihre Heimatwelt und auf N’zoth hat das gesamte Volk der Yevethaner gegen das Imperium gekämpft, getrieben vom blinden Hass auf die Besatzer. Bei einer Invasion benachbarter Systeme wird das anders sein. Vor der Befriedung des Sternenhaufens standen die Yevethaner an der Spitze eines „Dushkan-Liga“ genannten Reiches, das ganz Koornacht blutig erobert hatte. Sie verfügten über aus unserer Sicht unkonventionell, aber gut ausgebildete Streitkräfte – und was von denen übrig ist, wird die Speerspitze sein, die die ersten Angriffe auf die Galaxis außerhalb des Sternenhaufens führt. Erwarten Sie nicht allzu viele Anfängerfehler von ihren Soldaten und Offizieren – erwarten Sie am besten gar keine. Und erwarten Sie vor allem eines nicht: Gnade.“

Für einen Moment ließ Hobarth dieses letzte Wort sinken.

„Wie Lieutenant Fillion bereits sagte: für die Yevethaner sind Menschen, Fia und alle anderen Spezies Ungeziefer. Die Yevethaner betrachten sich nicht einfach als überlegene intelligente Lebensform – sie betrachten sich als einzige intelligente Lebensform, die es überhaupt verdient hat, zu leben. Und um diesen Anspruch durchzusetzen, werden sie Galantos angreifen. Dann sind wir es, die zwischen dem restlichen Imperium – der restlichen Galaxis – und einem Kreuzzug blutrünstiger Barbaren stehen.“

Der Colonel versuchte, jeden einzelnen der anwesenden Offiziere und Unteroffiziere eindringlich anzusehen.

„Vergessen Sie das nicht, wenn ich da draußen von Ihnen und Ihren Leuten womöglich verlangen werde, für die Verteidigung dieses Systems schwerwiegende Opfer zu bringen.“

[Kernwelten, Farlax-Sektor, Utos-System, Galantos, Gal’fian’deprisi, Militärbasis des 222sten, Besprechungsraum]- Gwenn, Colonel Hobarth, Lieutenant Colonel Brooklaw, Major Lascelle, Captain Molari, Captain Galvan, Offiziere und Unteroffiziere der Besh-Kompanie

[Kernwelten | Farlax-Sektor | Utos-System | Galantos | Gal’fian’deprisi | Imperiale Militärbasis, Baracke] Corporal Sorel Zakev, Private 1st Class Sam Cochran

Auf Außenstehende wirkten Soldaten oft eine wie eine einförmige Gruppe, ein Effekt, der durch Uniformen und einheitliches Auftreten verstärkt wurde. Doch entsprach dies nicht der vollkommen der Realität. Unter der grauen Uniform und dem Helm steckte noch immer ein Individuum, ein Lebewesen mit eigenen Wünschen, Vorstellungen, Stärken und Schwächen. Es war eine Tatsache, die Zivilisten oft nicht verstanden, und gerade das Sturmtruppenkorps kokettierte zu Einschüchterungszwecken gerne mit dem Bild des gesichtslosen, vollkommen anonymen Soldaten, der mehr einem Droiden glich als einem menschlichen Wesen.

Aber das hier war die Imperiale Armee, nicht das Sturmtruppenkorps. Ein fähiger Vorgesetzter tat gut daran, die Eigenheiten der Männer und Frauen unter seinem Kommando zu kennen, ihre Schwächen zu kompensieren und ihre Stärken maximal zu nutzen, und nahm dabei auch Rücksicht auf ihre speziellen Eigenheiten, solange diese ihre Leistung nicht negativ beeinflussten. Sorel war ein Jäger, ein Mann, für den sein Dienst sein Leben war und der ihn mit einem fast schon religiösen Ernst verrichtete. Doch wusste er auch, dass nicht alle seiner Kameraden so dachten.

Sam schien so ein Fall zu sein. Zwar trug die Beobachterin ihren grauen Feldrüstung und an ihrem Rücken hing der für Einsätze vorgesehene Tornister, doch strahlte ihre Haltung eine gewisse Nachlässigkeit aus, fast so, als würde die Aussicht auf das bevorstehende Manöver bei ihre keine Vorfreude oder zumindest neutrale Gedanken hervorrufen, sondern eher Langeweile und Überdruss. Hielt die kleine Frau die Vorbereitungen auf den wahrscheinlichen Angriff der Yevethaner für unnötig, weil sie von der Überlegenheit der Imperialen überzeugt war, oder war ihr schlicht alles gleichgültig und glaubte sie, dass die Dinge schon von alleine laufen würden?

Pünktlichkeit stand jedenfalls nicht auf ihrer Prioritätenliste, als Sorel die in Kürze beginnende Übung ansprach, blickte die Beobachterin hektisch auf ihr Chrono und meinte fluchend, dass sie nur noch drei Minuten hatte, ganz offensichtlich waren ihre Vorbereitungen noch nicht abgeschlossen, denn ihre Waffe fehlte und der Scharfschütze glaubte auch zu erkennen, dass in ihrem Tornister das Elektrofernglas noch nicht eingepackt war. Beides würde sie sich in der Waffenkammer vom Quartiermeister holen müssen.

In voller Montur sprintete die blonde Soldatin los und rannte über den Hof der Kaserne in Richtung der Waffenkammer. Sorel sah ihr mit unbewegter Miene nach. Laufen konnte sie, Sam war wirklich sehr flink. Beiläufig war der Scharfschütze einen Blick auf sein Chrono. Noch zwei Minuten. So ruhig und unbeweglich wie eine Statue wartete der Mann mit dem kurzen braunen Haar ab, bis schließlich ein Swift Assault 5 Hoverscout in den Kasernenhof einfuhr, seine Luftkissen trugen den grauen Transporter, der auch als Aufklärer und Kampffahrzeug gute Dienste leistete, in die Mitte des Geländes.

Eine Gruppe aus vier Soldaten näherte sich dem Fahrzeug, sie trugen die graue Rüstung und Helme der regulären Infanterie und hatte ihre DLT-20A Blastergewehre um die Schultern geschnallt. Sorel setzte sich ebenfalls in Bewegung und trat an die Soldaten heran, die von einem blonden Corporal angeführt wurden, der dem Scharfschützen knapp zunickte. Sorel kannte den Mann, sein Name lautete Maxim Horl und er stammte von Bastion. Ein fähiger Anführer.

„Schön, wieder mit Ihnen zusammenzuarbeiten, Zakev.“

Meinte der blonde Mensch zur Begrüßung, was Sorel mit einem Nicken quittierte. Horl wusste, dass diese Wortkargheit nicht ablehnend gemeint war, und so lächelte er lediglich dünn und sah sich dann kurz um

„Hab gehört, Sie haben eine neue Beobachterin zugeteilt bekommen. Wo steckt sie denn? Ich habe keine Lust, mir vom Lieutenant eine Standpauke anhören zu müssen. Schlimm genug, dass wir die Grünschnäbel mitschleppen müssen.“

Corporal Horl hatte auf Denon gekämpft und machte aus seinen Ansicht über Schreibtischkrieger und unerfahrene Anfänger keinen Hehl. Sorels hellblaue Augen zeigten weder Ablehnung noch Zustimmung.

„Sie ist unterwegs.“

Antwortete er lediglich knapp und ohne Emotion. Ihm entging nicht, wie einer der Soldaten, ein junger Private, der wohl kaum älter als 19 sein mochte, ihn ehrfürchtig anstarrte. Scharfschützen genossen einen gewissen Ruf, eine Reputation als eiskalte Killer, und die Striche am Kolben seines E-11s verrieten, dass Sorel alles andere als ein unbeschriebenes Blatt in dieser Hinsicht war. Als der Private den Blick der kühlen hellblauen Augen auf sich spürte, senkte er verlegen die Augen und sah woanders hin. Horl warf einen ungeduldigen Blick auf sein Chrono und seufzte.

„Okay, das ist jetzt echt genug. Wir brechen in 30 Sekunden auf, mit ihr oder ohne sie. Verdammte Primadonnen, diese Beobachter...“

Der blonde Corporal verstummte rasch, als ihm Sorel einen warnenden Blick zuwarf. Wer einen Beobachter kritisierte, kritisierte damit auch den Schützen. Schließlich öffnete sich die Luke und die drei einfachen Soldaten und Horl stiegen ein, Sorel wartete noch eine kurzen Moment. 15 Sekunden....Ein winziges, fast unsichtbares Lächeln zupfte für einen Moment an den Mundwinkeln des Scharfschützen, als er in der Ferne Sam entdeckte, die auf den Truppentransporter zugerannt kam. Als sie schließlich dort ankam, zeigte das Chrono noch genau 5 Sekunden an.

„Sie haben sich Zeit gelassen. Die Yevethaner werden nicht so geduldig sein.“

Begrüßte Sorel seine Beobachterin gelassen und stieg dann mit ihr in den Truppentransporter. Horl warf der blonden Frau einen kurzen Blick zu, dann schloss sich die Luke und der Corporal klopfte gegen die Wand des Innenraums. Mit einem leichten Ruck fuhr der Hoverscout los und beschleunigte. Es dauerte nicht lange, bis er Distrikt A-11 erreichte und vor einem fünfstöckigen, leicht gelblichem Wohnkomplex hielt. Die imperialen Soldaten stiegen aus und sicherten die Umgebung, zwei von ihnen begann damit, das Erdgeschoss zu überprüfen. Die Aufgabe der Infanteristen war, im Erdgeschoss und im ersten Stock Stellung zu beziehen und sicherzustellen, dass feindliche Soldaten nicht die Scharfschützen im obersten Stockwerk erreichten.

Zusammen mit Sam machte sich Sorel auf den Weg und stieg die Treppen hinauf, Fahrstühle waren in den meisten Situationen schlicht und ergreifend Todesfallen, die man lieber nicht benutzen sollte. Im fünften Stockwerk angekommen, legte der Scharfschütze seinen Tornister ab, überprüfte rasch sein E-11s und warf seiner neuen Beobachterin einen kurzen Blick zu.

„Überprüfen Sie mit mir die Fenster und den Balkon. Funkverbindung mit Corporal Horl und dem Zentralnetz steht.“

Zusammen beäugten die beiden die Fenster und den Balkon und Sorel überlegte, wo sie am Besten ihre Position einrichten sollten.

„Wer sind Sie, Cochran? Nehmen Sie immer nichts ernst?“

Fragte der kräftige Scharfschütze beiläufig mit ruhiger Stimme, als er mit ihr auf dem Balkon stand und in die Ferne blickte, seine kühlen hellblauen Augen unbeweglich nach vorne gerichtet. Es war eine überraschende, überrumpelnde und provokante Frage von fast schon philosophischer Natur. Sorel wollte wissen, wer sie war, wie sie tickte, was sie antrieb. Ihre Reaktion würde ihm einiges verraten, mehr als oberflächliche Konversation, für die angesichts der Bedrohungslage ohnehin keine Zeit war. Er musste wissen, wer da neben ihm stand und mit ihm Blut vergießen würde und ob er sich auf sie verlassen konnte. Wenn ja, würde auch der Rest funktionieren.

[Kernwelten | Farlax-Sektor | Utos-System | Galantos | Gal’fian’deprisi | Gelbes Gebäude in Distrik A-11] Corporal Sorel Zakev, Private 1st Class Sam Cochran

[Kernwelten, Farlax-Sektor, Utos-System, Galantos, Gal’fian’deprisi, Militärbasis des 222sten, Besprechungsraum] Gwenn, Colonel Hobarth, Lieutenant Colonel Brooklaw, Major Lascelle, Captain Molari, Captain Galvan, Offiziere und Unteroffiziere der Besh-Kompanie

Nun, immerhin hatte er nicht die Hände vor dem Gesicht zusammengeschlagen und dann den sterbenden Schwan hingelegt, auch wenn es einer gewissen Komik nicht entbehren würde, also konnte sie so falsch mit ihrer Antwort gar nicht liegen. Ein Umstand, den der Colonel der Kompanie gegenüber sogar noch einmal hervorhob. Aus den Augenwinkeln bemerkte Gwenn wie in der vorderen Reihe sich auch Lieutenant Eltsen umdrehte und abwertend schmunzelte, in seinen Augen jedoch stand eine viel stärkere Emotion: purer Hass. Wahrscheinlich würde der Bastard in seinem Platoon verlauten lassen, dass sie zum Schoßhündchen des Colonels geworden war und dieser ihr für entsprechend suggerierte Gefälligkeiten zuvor die Antworten gegeben hatte. Hoffentlich krepierte er und seine willfährigen Helfer. Die Yevethaner könnten ihr damit wirklich einen großen Gefallen tun.

Es fiel Gwenn schwer sich auf die Worte Hobarths zu konzentrieren während sie darum rang ihre Mimik und Gefühle unter Kontrolle zu halten, aber sie bekam genug mit um zu wissen, dass der Colonel nicht einfach nur gerne schwafelte, sondern wirklich was zu sagen hatte. Er führte Dinge an, die über dem Dienstgrad der meisten Anwesenden lagen, ausgenommen jene vom Rang eines Majors und aufwärts. Aber es war hilfreich zu wissen warum die Lage so war wie sie nun einmal war und es bildete Vertrauen und Loyalität. Aber es änderte nichts an der beschissenen Ausgangslage.
Deshalb hätte sich Gwenn mittlerweile auch mal ein paar aufmunternde Worte gewünscht. Dass es keine schöne Angelegenheit werden würde, dürfte mittlerweile bei allen Anwesenden angekommen sein. Was mit dem Rest des Imperiums geschah, wenn sie tot war, ging Gwenn nämlich getrost am Allerwertesten vorbei. Mit seinem Ethos erreichte der Colonel bei B-Kompanie nicht viel. Stattdessen sollte man Opfer bringen. Nicht gerade sehr sonnige Aussichten auf die kommenden Tage und Wochen. Aber Gwenn wusste, was sie und viele Andere hören wollten. Dass man in der Hölle der Schlacht nicht alleine gelassen, dass man nicht einfach aufgegeben werden würde. Aber vielleicht konnte Colonel Hobarth diese Worte nicht sagen, weil er die anwesenden Soldaten nicht belügen wollte. Vielleicht war das hier seine Art Respekt zu bekunden, den Mut und die Leistung eines jedes Soldaten unter seinem Kommando anzuerkennen, bevor man verging. Dass man von Widek nicht mit Unterstützung rechnen durfte, hatte er bereits zugestanden. Man würde vermutlich nur zur Verfügung haben, was sich bereits bei Galantos befand. Dass die COMPNOR-Einheit auch so schnell sie konnte wieder abgezogen war verhieß jedenfalls nichts Gutes. Denn gerade wo die Moral zu wanken drohte, sollte COMPNOR sein und mit gutem Beispiel vorangehen, zumindest der eigenen COMPNOR-Propaganda nach, aber auf Galantos den Tod finden, war für die Spielzeugsoldaten des Komitees zur Erhaltung der Neuen Ordnung, wahrscheinlich eine zu große Unannehmlichkeit, um ihre Verpflichtung wahrzunehmen. Stattdessen blieb es bei denen hängen, auf die sie so gerne hinab sahen. Die gute alte reguläre Armee war es die bluten und sterben durfte. Die Privilegien von Frontschweinen. Oder Gwernn interpretierte schlicht zu viel Melodram in die Sache hinein. Sie gab sich hier eine fünzig:fünfzig Chance.

Aber Gwenn würde ihre Leute nicht im Stich lassen. Sie würden das durchstehen. Vielleicht nicht glorreich, aller Wahrscheinlichkeit nach nicht, eben einfach nicht tauglich für die Holonachrichten. Aber sie würde sich nicht zu einer toten Heldin stilisieren lassen. 'Die Soldaten der 222.te gaben tapfer und pflichtbewusst ihr Leben bei der heldenhaften Verteidigung Galantos und hielten den Feind solange zurück bis das Imperium..., am Arsch.' Gwenn war viel zu trotzig, um den Yevethanern den Gefallen zu tun zu sterben. Sie würde leben und so gut es ging auf ihre Leute aufpassen, um wenn möglich sie durch das kommende Gemetzel führen. Hobarth erwartete auch nichts anderes. Weder von ihrem Platoon, noch was die Art des Gefechtes betraf.

"Danke für die Korrektur, Sir. Der Umstand war mir in der Tat nicht bewusst, aber es macht natürlich Sinn. Auf N'Zoth war es ein Volksaufstand, hier werden sie mit einer Truppenpräsenz aufwarten.", gestand sie ihre Fehleinschätzung ein und korrigierte in ihrem Notizblock. "Meine Leute werden sich auf professionelle Schocktruppen einstellen."

Zwar keine schöne Aussicht, aber es war immer besser auf eine Tatsache mittelmäßig vorbereitet zu sein, als auf eine Fehlannahme perfekt. Und so war sie vorgewarnt und konnte sich und ihre Leute besser vorbereiten. Immer vorausgesetzt es blieb die Zeit. Sehr vielmehr hatte Gwenn eigentlich nicht zu sagen. Sicherlich, sie hatte Fragen zur Komposition der feindlichen Kräfte, aber die konnte derzeit wohl niemand beantworten. Genausowenig wie die Frage wie viel Zeit man bis zum Eintreffen der Yevethaner hätte. Also hielt sie die Klappe und nahm vorerst wieder die Position der Beobachterin ein. Eine nützliche Angewohnheit in der Anwesenheit von hohen Offizieren. Dadurch fiel man in der Regel nicht negativ auf und bot anderen die Möglichkeit sich einzubringen, ob positiv oder negativ lag wohl zu einem großen Teil am Intelligenzquotienten der entsprechenden Person.

[Kernwelten, Farlax-Sektor, Utos-System, Galantos, Gal’fian’deprisi, Militärbasis des 222sten, Besprechungsraum] Gwenn, Colonel Hobarth, Lieutenant Colonel Brooklaw, Major Lascelle, Captain Molari, Captain Galvan, Offiziere und Unteroffiziere der Besh-Kompanie

- Colonel Geoff Hobarth, kommandierender Offizier der Garnison von Galantos –

[Kernwelten, Farlax-Sektor, Utos-System, Galantos, Gal’fian’deprisi, Militärbasis des 222sten, Besprechungsraum]- Gwenn, Colonel Hobarth, Lieutenant Colonel Brooklaw, Major Lascelle, Captain Molari, Captain Ganvan, Offiziere und Unteroffiziere der Besh-Kompanie

So akkurat, wie er es sich gewünscht hätte, konnte Hobarth die Reaktion der Offiziere der Besh-Kompanie des 222sten auf seine Worte nicht abschätzen. Nur so viel – vor Patriotismus triefende Bereitschaft, sich für das Imperium, den Imperator und die Völker der Galaxis aufzuopfern, sah definitiv anders aus. Und wer konnte es diesen Männern und Frauen verübeln? Galantos war zwar strenggenommen eine Welt nahe des galaktischen Kerns, doch die Annehmlichkeiten der tatsächlichen, dicht besiedelten Kernwelten, die „Zivilisation“, waren hier ebenso weit entfernt wie die Thronwelt Bastion, wenn schon nicht im astrographischen Sinne, dann doch in jedem anderen.

Andererseits konnte der Colonel nicht behaupten, dass die Soldaten auf Galantos das recht hatten, sich zu beklagen – der Krieg mit der Republik war bisher an ihnen vorübergegangen und dass sie nun nicht vom Friedensschluss profitierten mochte zwar auf den ersten Blick unfair erscheinen, änderte aber nichts daran, dass auch sie nicht an den Pflichten vorbeikamen, die mit dem Tragen der imperialen Uniform einhergingen. Aus diesen Pflichten würde er sie nicht entlassen. Die imperiale Armee war das Bollwerk, das die Ordnung des Imperiums vor Agenten des Chaos und der Zersetzung beschützte. Diesen Tatbestand hatte sogar die Propaganda der COMPNOR richtig erkannt.

„Es werden professionelle Schocktruppen sein, die aus den yevethanischen Landungsbooten strömen“, stimmte er Fillions letzter Anmerkung schließlich mit fester Stimme zu.

„Aber dafür werden wir uns nicht der Horde mordlüsterner Bestien stellen müssen, die die Garnison von N’zoth binnen Stunden aufgerieben hat. Wir wissen, dass die Yevethaner kommen. Wir wissen, was sie wollen. So viel Vorwarnung hat uns die gelungene Flucht einiger weniger Schiffe aus dem Sternenhaufen ermöglicht. Wir sind nicht ahnungslos. Und das ist unser Trumpf.“

Hobarth nickte entschlossen.

„Bisher haben die Yevethaner das Imperium in panischer Flucht und absoluter Ahnungslosigkeit erlebt. Hier werden sie erleben, was es heißt, auf imperiale Stellungen zu treffen, die vorbereitet sind. Auf die Truppen, die man in der gesamten Galaxis zu Recht achtet und fürchtet. Und wenn sie unsere Linien doch brechen sollten, dann werden sie feststellen müssen, dass wir niemanden zurücklassen, an dessen Blut sie sich ergötzen können.“

Eindringlich suchte er den Blick so vieler Offiziere wie möglich.

„Denn eines verspreche ich Ihnen: solange noch ein Schiff der imperialen Flotte kampfbereit im Orbit liegt, werde ich Rear Admiral Prokith nicht gestatten, auch nur einen Zug der Soldaten hier zurückzulassen, die bereit waren, ihre verdammte Pflicht am Imperium zu tun. Doch dafür bin ich auf Sie und Ihre Leute angewiesen. Seien Sie also bereit!“

Er trat einen Schritt zurück und nickte Ganvan, dem Kompanieführer, zu.

„Machen Sie weiter, Captain.“

[Kernwelten, Farlax-Sektor, Utos-System, Galantos, Gal’fian’deprisi, Militärbasis des 222sten, Besprechungsraum]- Gwenn, Colonel Hobarth, Lieutenant Colonel Brooklaw, Major Lascelle, Captain Molari, Captain Ganvan, Offiziere und Unteroffiziere der Besh-Kompanie

- 2nd Lieutenant Kiran Tekram, 467stes Infanteriebataillon, Garnison von Galantos –

[Kernwelten, Farlax-Sektor, Utos-System, Galantos, Gal’fian’deprisi, Straße, militärischer Lastgleiter Orenth-5]- Lieutenant Tekram, Patrouille

Dunkel waren die Straßen von Gal’fian’deprisi und nur der über das Cockpit des gepanzerten Militärlastgleiters montierte Suchscheinwerfer erhellte die Umgebung etwas, während sich das Fahrzeug gemächlich zwischen den Wohngebäuden der Fia und anderen, zum Teil vom Imperium erbauten Gebäuden vorwärtsschob.

2nd Lieutenant Kiran Tekram und sein kleiner Trupp aus Soldaten des 467sten, eines der beiden Bataillone leichter Infanterie aus Colonel Hobarths Regiment, gehörten die den winzigen Resten der imperialen Armee auf Galantos, die nach der Mobilmachung immer noch das taten, was sie davor getan hatten – die öffentliche Ordnung in der Hauptstadt aufrecht zu halten, eine Aufgabe, die mit der Ankunft zahlreicher Flüchtlinge aus dem Koornacht-Sternenhaufen und der brodelnden Gerüchteküche mit Sicherheit nicht leichter geworden war. Leicht nervös zog der im Cockpit neben seinem Fahrer sitzende Offizier die Armbinde zurecht, die in anhand der Buchstaben „MP“ für die Dauer seines Einsatzes als mit polizeilichen Vollmachten ausgestattet kennzeichnete. Nicht, dass es dieses zusätzlichen Hinweises gegenüber den Fia bedurft hätte – wohl aber gegenüber den Soldaten anderer Einheiten, die sich – insbesondere wenn sie zur vermaledeiten mobilen Infanterie gehörten – gerne daneben benahmen.

„Orenth-5, hier spricht Galantos Central. Empfangen Sie?“

Etwas überrascht starrte Tekram die Comeinheit des Gleiters an. Bisher war die Nacht entgegen seiner Erwartungen ruhig geblieben – die Fia hatten sich brav zurückgezogen und selbst in den anderen Bataillonen schien mit der Mobilmachungsorder wieder Disziplin eingekehrt zu sein, die sogar ein wenig an das erinnert, was die Armee des Imperiums eigentlich auszeichnen sollte. Mit einem raschen Knopfdruck nahm er den Kommunikationsversuch der Zentrale an.

„Orenth-5 auf Empfang, Status Grün.“

„Wir haben einen Alarm aus Ihrer Umgebung, Orenth-5. Verdacht auf Einbruch – die stille Alarmanlage des „Holongevity“ wurde ausgelöst.“

Tekram kannte dieses Etablissement. Es war eins der wenigen Holokinos hier in Gal’fian’deprisi und wurde häufig von dienstfreien Soldaten frequentiert, um ein wenig Zerstreuung zu finden. Er selbst hatte indes noch keinerlei Grund dafür gefunden, zwei Stunden mit dem Anschauen eines drittklassigen Actionholos oder einer schnulzigen Romanze zu verschwenden.

„Verstanden, Central. Wir sehen uns das mal an.“

Er brach die Verbindung ab und nickte seinem Fahrer zu, der den Lastgleiter daraufhin beschleunigte. Grund, die ebenfalls installierten Sirenen zu benutzen, bestand indes keiner – vielleicht war so die Wahrscheinlichkeit auch höher, dass sie die Einbrecher auf frischer Tat ertappten.

Als das erwähnte Holokino schließlich in Sicht kam, erkannte Tekram schnell, dass die Vermutung der Zentrale sich bewahrheitet hatte – die vom Suchscheinwerfer angeleuchtete Glastür war zerschlagen worden, wohl mit einem metallischen Gegenstand, und es schien fast so, als brannte im Inneren des Gebäudes Licht. Ein entnervtes Seufzen entfuhr dem Lieutenant, als er seinen Helm aufschnallte und seine Pistole aus dem Holster zog, um routinemäßig ihre Ladung zu überprüfen. Wollte da wieder irgend so ein LAAT/i-Jockey sein Mütchen kühlen?

„Ich denke, Schockstäbe reichen, Jungs“, instruierte er seine Männer, die einhellig nickend eben diese Nahkampfwaffen von ihren Uniformgürteln lösten. Seine zahlreichen Konfrontationen mit dem 222sten hatten stets in unbeholfenen Schlägereien geendet, aber nichts schlimmerem. Wenn man Tekram fragte war dieses Bataillon eine Schande für das gesamte Imperium.

Im Dunkel hinter dem grellen Suchscheinwerfer stiegen fünf Soldaten aus dem Militärgleiter aus, während Tekram selbst sich aus dem Cockpit wuchtete. Er verstaute seine Pistole nicht wieder in ihrem Holster – vielleicht war ja dieses Mal einer vom 222sten dumm genug, einen Offizier anzugreifen. Das würde dann auch eine schmerzhafte Schussverletzung rechtfertigen.

Kurz stellte er mit seinem persönlichen Comlink erneut eine Verbindung zur Zentrale her.

„Central, Orenth-5 ist am Zielort. Leiten Untersuchung ein.“

Mit seiner Pistole winkend bedeutete er den anderen, ihm zu folgen, und betrat das Holokino durch die zerschlagene Tür…

[Kernwelten, Farlax-Sektor, Utos-System, Galantos, Gal’fian’deprisi, Kino „Holongevity“]- Lieutenant Tekram, Patrouille (Tom West, Kytana Soutenne)

[Kernwelten, Farlax-Sektor, Utos-System, Galantos, Gal’fian’deprisi, Militärbasis des 222sten, Gwenns Stube] Gwenn

Captain Ganvan hatte die Ausrüstungsanforderung ausgegeben. Eigentlich hätte Gwenn vermutet, dass man mit relativ leichtem Gepäck, für 4 Tage ins Gefecht ziehen würde, aber der Kompanieführer hatte einen Zeitraum von 2 Wochen vorgegeben. "Ziemlich optimistisch.", brummte sie leise. Eigentlich sollte man meinen, dass eine Auffrischung der Ausrüstung nach vier Tagen kein Problem darstellte, aber Ganvan ging lieber auf Nummer sicher. Aber er hatte schon Recht, man würde am meisten über den Ausrüstungsgegenstand fluchen der fehlte, weil man sich auf einen kürzeren Einsatz eingestellt hatte. Dann doch lieber ein paar Kilo mehr durch die Gegend flanieren. Mit diesem Gedanken machte sich Gwenn daran ihre Ausrüstung zu kontrollieren.
Zwei komplette Sätze 'selbstreinigende' Kleidung, zumindest laut dem Handbuch, wer auch immer es wagte mehr als zwei Wochen in der gleichen Unterkleidung durch die Gegend zu rennen würde schnell einen starken Eigengeruch und eine bemerkenswerte Sammlung an Hautkrankheiten vorweisen können. Eine Woche ging in etwa, danach sollte man sie wirklich wechseln oder waschen. Zusätzlich zwei weitere paar Socken, denn was man bei der Infanterie, ob mobil oder nicht, absolut nicht gebrauchen konnte, waren nasse Füße und dementsprechend Blasen oder gar Infektionen. Schlafmatte, Knicklichter, Kabelbinder, Panzertape, Toiletten-Kit mit einem entsprechenden Vorrat an Feuchttüchern, 'Erste Hilfe'-Kit. Dazu gesellten sich 42 Energieriegel a fünfzig Gramm, vollgepackt mit Kalorien, Vitaminen und allem was der Körper so unter Gefechtsbedingungen brauchte. Alles außer Geschmack. Nein, das war so nicht ganz richtig. Sie hatten durchaus Geschmack, aber eben einen auf den man lieber verzichten würde, ganz gleich welche Geschmackrichtung eigentlich draufstand. Zwei Survival Gear Water JugFilter für jeweils einen Liter. Unglaublich praktische Teile. Feldflasche deren interne Filter es schafften jedes noch so kontaminierte Wasser zu reinigen, so dass man es unbedenklich trinken konnte. Der Grad der Verunreinigung bestimmte jedoch wie lange die Filter brauchten, das konnte von wenigen Minuten bis einige Stunden dauern. War das Wasser soweit, dass man es trinken konnte leuchtete ein kleines Licht am Deckel grün auf. Ihr treues TD 2.3 Elektrofernglas durfte genausowenig fehlen wie ihr Nachtsichtgerät Model 1125, auch wenn letzteres nicht das imperiale Standard war, kam Gwenn mit dem leichten Gerät besser zurecht, als mit der imperialen Standardausrüstung, die ihr schon nach wenigen Minuten Kopfschmerzen verursachte. Dazu kamen nochmal 30 Energiezellen als auch eine etwa buchgroße, faltbare Solarzelle, um bei Gelegenheit Energiezellen aufzuladen. Die meisten Sachen, verstaute Gwenn vorerst alle in ihrem Rucksack, die Sortierung hatte das Erste Hilfe-Kit ganz oben positioniert. Eine alte Gewohnheit, denn auch wenn man kein Medic war, hatte jedoch Soldat eine Ausbildung zum Lebensretter. Der Rucksack wog danach gute fünfzehn Kilo, durchaus im annehmbaren Rahmen und das Gewicht verteilte sich, zumindest für sie gefühlt besser als mit einem starren Tornister, zumal letzterer wirklich kaum als Kopfstütze, umgangssprachlich auch als Kissen bezeichnet, oder Auflage für das DLT-20A fungieren konnte. Dennoch war das eine persönliche Wahl die jedem Soldaten in ihrem Zug selbst frei stand. Der Tornister hatte den Vorteil, dass ein Schuss in den Rücken von ihm durchaus abgefangen werden konnte. Es hatte eben alles seine Vor- und Nachteile. Solange man sich nicht bepackte wie ein Bantha, war alles im Rahmen.
Als Faustregel galt bei der imperialen Armee, wie wohl bei allen professionellen Streitkräften, dass die optimale Kampfbeladung um die 30 Prozent des eigenen Körpergewichts lag, zumindest beim unmodifizierten Menschen, bei ihren 75 Kilo also knapp 25 Kilo. Als Schwerkraftweltlerin machte ihr selbst das doppelte Gewicht beim Marschieren kaum was aus, allerdings konnte eine ungünstige Verteilung des Gewichts einen aus dem Gleichgewicht bringen. Was man jedoch auch nicht aus dem Sinn lassen sollte war, dass Kleidung und Panzerung die man am Körper trug laut Handbuch nur zur Hälfte berechnet werden sollte. Kampfpanzerung, modulare taktische Weste, Ellenbogen- und Kniepads, Holster für ihre Seitenwaffe, und Kampfhandschuhe legte sie an. Komplettiert wurde ihre Ausrüstung durch eine stabile Munitionstasche, für 15 weitere Energiezellen, die an der Weste befestigt war, und aus der man schnell nachladen konnte, ebenso wie eine Tasche für die leeren Energiezellen durften nicht fehlen. Zwei weitere Halterungen für Granaten, in eine passte bequem ein Thermaldetonator und in der anderen führte Gwenn zwei Blendgranaten mit. Die Messerscheide für das Vibromesser, die Bayonethalterung, Fernglas, eine Halterung für Krams, in der in der Regel ein Teil ihrer Kabelbinder und zwei Energieriegel Platz fanden. Die vorletzte Tasche war für ihr robustes Datapad vorgesehen, dessen Rückseite mit einem hitzebeständigen Polymerüberzug versehen war. Gwenns Hoffnung lag darin, dass es einen Treffer auf die Rückseite abbekommen konnte, ohne den Dienst zu quittieren. Aber es war reine Spekulation, bisher hatte selbst sie es nicht gewagt dazu einen Echtfeuertest durchzuführen, denn sollte er schiefgehen würde sie sich beim Quartiermeister verantworten müssen und der war nicht gerade ein angenehmer Geselle. Und bei ihm mit der Begründung aufzuschlagen, dass man auf das eigene Datapad geballert hatte, um zu sehen ob es das aushielt wäre wirklich selten dämlich. Die letzte Tasche war noch nicht mit dem befüllt, was dort Platz finden sollte, bisher waren nur einige Schutzfolien und Marker darin. Mit ihrem DLT-20A und dem modifizierten DL-44 trug sie alles in allem etwas weniger als die Hälfte ihres eigenen Körpergewichts, das sich gut über den Körper verteilte. Der Schwerpunkt war angenehm und schränkte Gwenn weder in ihrer Balance noch in der Mobilität ein. Abseilen vom Laat/i, marschieren und kämpfen sollte somit kein Problem sein.
Fehlte nur noch der Gang zum Bauamt. Ohne große Lust sich mit Bürokraten rumschlagen zu müssen musste man einfach ein wenig Eindruck machen, also würde sie das erste Squad mitnehmen, für den Fall das ihre eigene Serienmörderin-Mimik versagt, hätte sie so noch Hooch und Buster. Beide waren ziemlich beeindruckende Gestalten. Und Hooch war einfach verrückt, das irgendein Zivilist seinem irren Blick lange standhalten konnte glaubte Gwenn nicht so recht.

[Kernwelten, Farlax-Sektor, Utos-System, Galantos, Gal’fian’deprisi, Militärbasis des 222sten, Gwenns Stube] Gwenn

[Utos-System | Galantos | Ebene außerhalb Gal'fian'deprisi | DRD Volcanic] Gordon Aaronson

Äußerlich hatte er sich nichts anmerken lassen, doch es ließ Gordon Aaronson nicht unberührt, seine privaten Besitztümer in Kisten verpackt in einem Lagerraum stehen zu sehen. Da drin steckte im Grunde sein ganzes Leben - zumindest der Teil, den er nicht mit der Silver Bullet hatte zurücklassen müssen. Lange hatte er auf dem Kanonenboot gedient: Es war sein Zuhause geworden. Als er sie verlassen hatte, um das Kommando über die Volcanic anzutreten, war er davon ausgegangen, dass er auch hier viele Dienstjahre zubringen und ebenso heimisch werden würde. Nun war seine Kabine bereits ausgeräumt: Halb von verzweifelten oder besonders unmoralischen Plünderern, teils vom Sicherheitspersonal des Kreuzers. Er fühlte sich, als hätte man ihn vor die Tür gesetzt. Natürlich war seine Beförderung eine große Ehre und ein Grund zu aufrichtiger Freude, ebenso wie die zum Commander erst wenige Wochen zuvor. Doch was damit einherging, gefiel ihm nicht besonders. Offenbar bewirkte die Beschleunigung seiner Karriere einen Verlust an Beständigkeit, den er nicht vorausgesehen hatte. Sah so der Rest seiner beruflichen Laufbahn aus? Stets mit leichtem Gepäck von einem Schiff zum anderen unterwegs, ohne jemals wieder richtig einzuleben? Und was kam dann, wenn er aus gesundheitlichen Gründen, wegen seines Alters oder durch die Ungnade seiner Vorgesetzten aus dem Dienst ausschied, wie es ihm auch heute hätte geschehen können? Hätte man ihm nicht erlaubt, seine Karriere fortzusetzen, stünde er nun mit diesen Kisten auf Galantos und wüsste nicht, wohin. Im Gegensatz zu vielen anderen Offizieren der Flotte hatte er keine Heimatwelt: Mygeeto, wo er geboren und aufgewachsen war, empfand er schon lange nicht mehr als ein Zuhause. Verwandtschaft hatte er auch nicht, abgesehen von einem Zweig seiner Familie, mit der er aufgrund alter Verwürfnisse zwischen ihnen und seinen Eltern keinen Kontakt hatte und die von ihm wohl auch nichts wissen wollten. Natürlich hatte er im Lauf seines Raumfahrerlebens zahlreiche Planeten besucht, aber keinen hatte er so lieb gewonnen, dass er sich vorstellen konnte, dort den Rest seines Lebens zu verbringen. Wohin also mit ihm, wenn er eines Tages nichts mehr auf einem Schiff zu suchen hatte? Diese Frage kam ihm zum ersten Mal in den Sinn. Doch leider war er längst kein junger Mann mehr: Der Höhepunkt seines Lebens war überschritten, weit mehr als die Hälfte lag höchstwahrscheinlich schon hinter ihm. Er durfte die Frage, wie er seinen Ruhestand gestalten wollte, nicht unendlich lang vor sich her schieben, sonst musste er eines Tages feststellen, dass es zu spät war. So wie es jetzt schon zu spät dafür war, eine Familie zu gründen - auch wenn die biologischen Voraussetzungen wohl noch nicht vollends verloren waren, wie das Abenteuer mit der schönen Lexa gezeigt hatte. Den Plan, Kinder in die Welt zu setzen, hatte der Captain aber nicht mehr. Doch auch ohne Frau und Nachkommen würde er sich mit irgend etwas beschäftigen müssen, wenn es an der Zeit war, die Uniform an den Nagel zu hängen. Er nahm sich vor, sich intensive Gedanken darüber zu machen - vorausgesetzt, er überstand die Koornacht-Krise lebend.

Wenn das der Fall war, durfte er sich glücklich schätzen. Die Flucht von N'Zoth über New Brigia und Kutag bis Galantos war überaus gefährlich gewesen. Was er über den Zustand der Utos-Systemflotte und über die mögliche Bedrohung durch die Subjugator gehört hatte, ließ ihn vermuten, dass das Schlimmste noch bevor stand. Schon jetzt hatten Tausende oder vielleicht sogar Millionen weniger Glück als Gordon gehabt und ihr Leben an die blutrünstigen, tierhaften Yevethaner verloren. Dass die Aufständischen nach diesen Erfolgen einfach aufhörten, konnte er sich nicht vorstellen. Galantos war in Gefahr. Die kleinen Fia, die diesen Planeten bevölkerten, sahen so unendlich harmlos aus, dass man schon viel Phantasie brauchte, um sie sich als vehemente Verteidiger ihrer Heimat vorzustellen: Die Annexion durch das Imperium hatten sie seines Wissens auch ohne nennenswerten Widerstand hingenommen. Es würde also alleine an der Flotte und der Garnison des Systems liegen, sie vor den Monstern aus dem Koornacht-Sternhaufen zu schützen. Darth Allegious' Galaktisches Imperium garantierte allen Untertanen, selbst den Unwürdigsten, Sicherheit. Kämpfen mussten dafür Leute wie Gordon, wie Kyoshi Ichigû, Malcolm Wood und Tom West. Vielleicht sogar unter Einsatz ihres Lebens. Nein, das waren die falschen Voraussetzungen, um den Ruhestand zu planen.

Stattdessen führte Gordons nächster Weg ihn auf die Krankenstation. Es war seine Gewohnheit, sich um verwundete Besatzungsmitglieder zu kümmern; ihnen zu zeigen, dass sie ihm nicht egal waren. Dass man ihren Einsatz und ihr Opfer zu schätzen wusste und sie (trotz der niedrigen Ränge, die sie häufig bekleideten) nicht nur Kanonenfutter für ihre Vorgesetzten waren. Das Interesse des Kommandanten wirkte sich seiner Erfahrung nach sehr positiv auf ihre Moral aus, diese wiederum auf die Genesung. Diesmal jedoch war die Krankenstation völlig leer, alle Betten verlassen. Ein Anblick, den Aaronson einen Tag nach so heftigen Gefechten nicht erwartet hatte. Nur eine einzige Person traf er an: Martha Hewlett, die Schiffsärztin. Er war ihr zuletzt begegnet, als die Volcanic im Orbit über Kutag darauf gewartet hatte, mit der Evakuierung beginnen zu können. Schon da hatte sie müde und abgekämpft gewirkt und einen weit älteren Eindruck gemacht als normal. Nun sah sie noch übler aus: ihre Augen waren von dunklen Ringen umgeben, ihr Haar war strähnig. Zum ersten Mal bemerkte der Captain die silbernen Fäden darin. Die waren bestimmt nicht über Nacht entstanden, doch durch den ungepflegten Eindruck, den die Ärztin machte, kamen sie anders zur Geltung. Sie hätten der attraktiven Mittvierzigerin vielleicht stehen können, wenn sie gewaschen und gekämmt gewesen wären. Aber an so etwas hatte sie wohl keine Zeit verschwendet. Gordon beschlich der Verdacht, dass sie seit sechsunddreißig Stunden oder mehr ununterbrochen hier im Einsatz war.

»Doktor. Wo sind die Verletzten?« fragte er sie. »Hier ist es ja wie ausgestorben.«

»Ausgestorben zum Glück nicht, Sir. Den meisten dürfte es ziemlich gut gehen. Die Patienten wurden bis auf ein paar Leichtverletzte alle von Bord gebracht. - Commander, ich bitte um die Erlaubnis, ebenfalls von Bord gehen zu dürfen: Mein Platz ist bei meinen Patienten! Ich habe ein paar komplizierte Behandlungen angefangen, die ich zu Ende bringen muss!«

»Hm... sind die Ärzte auf Galantos dazu denn nicht in der Lage? Mir scheint, Sie brauchen Ruhe fast genauso dringend wie Ihre Patienten.«

»Sie klingen genau wie Commander Wood!« erwiderte die Ärztin vorwurfsvoll. »Er hat mir verboten, mit den Verletzten zu gehen, und mich ins Bett geschickt!«

»Es freut mich zu hören, dass mein Stellvertreter das Schiff in meinem Sinne führt. Sie gehören ganz offensichtlich ins Bett. Dass Sie diesen Befehl meines XO missachtet haben, nehme ich in Ihrem Interesse lieber nicht zur Kenntnis.«


Hewlett sah nun ernsthaft enttäuscht aus. »Commander, ich dachte, Sie würden verstehen, worum es mir geht!«

»Doch, ich glaube, ich verstehe Sie sehr gut«, nickte Aaronson. »Sie sind eine sehr pflichtbewusste Frau. Eine lobenswerte Eigenschaft, aber eine, die man auch übertreiben kann. Vor allem, wenn Sie dabei aus den Augen verlieren, was eigentlich Ihre Aufgabe ist: Sie sind Schiffsärztin, nicht der persönliche Hausarzt der Leute, die von Bord gebracht wurden. Wenn ich Sie in ein Krankenhaus in Gal'fian'deprisi gehen lasse, um sich um ›Ihre‹ Patienten zu kümmern, und dann startet die Volcanic wieder oder die Yevethaner greifen an... wer kümmert sich dann um die Leute an Bord? Ich bin heilfroh, dass ich bei dem Spießrutenlauf durch den Cluster jemanden wie Sie an Bord hatte. Ich will nicht riskieren, dass wir das nächste Mal ohne medizinische Versorgung sind.«

Dieser Argumentation konnte sich die Ärztin wohl nicht verweigern. Sie sah aber so aus, als hätte sie es am liebsten versucht. Noch immer wirkte sie absolut unzufrieden mit der Situation. Einen Widerspruch ließ Aaronson aber nicht zu. Das gehörte zu den Dingen, über die er einfach nicht mit sich diskutieren ließ. In rigorosem Tonfall fuhr er fort:

»Es gibt zwei Möglichkeiten, wie es mit der Volcanic weiter gehen kann: Entweder die Yevethaner lassen uns noch eine Weile in Ruhe; dann startet das Schiff morgen in Richtung Rendili, wo es gewartet werden soll. Andernfalls werden wir schon bald wieder um unser nacktes Überleben kämpfen. Wood und mein Nachfolger brauchen Sie für beides, und zwar ausgeruht. Also sehen Sie zu, dass Sie Ihre Diensttauglichkeit wiederherstellen. Man muss nämlich kein Arzt sein, um Ihnen anzusehen, dass Sie längst nicht mehr fit sind.«

»Ihr Nachfolger, Sir? Soll das heißen, man hat Ihnen das Kommando entzogen?«

»Hat man, aber nicht in Unehre. Ich wechsle auf ein Schiff der hiesigen Verteidigungsflotte. Der Admiral will sich meine Erfahrung gegen die Yevethaner zu Nutze machen. Der Kommandant der Nova übernimmt in der Zwischenzeit die Volcanic. Er wird wenig Zeit haben, sich einzuarbeiten, also braucht er Leute, die das Schiff kennen und ihn unterstützen. Und auch er braucht jemanden, der aus dieser wüsten Ansammlung von Pritschen, vorsteinzeitlichem Gerät, Arzneifläschchen und Halbprofis eine funktionierende Krankenstation macht. Also Schluss jetzt - Sie haben Dienstfrei, nutzen Sie es, um auszuschlafen.

Aber vorher brauche ich noch etwas von Ihnen. Sie haben doch bestimmt eine Liste der Verluste angelegt?«

»Der Verstorbenen, Sir?« wiederholte sie in einer Weise, die bei Gordon den leichten Verdacht weckte, sie hatte etwas dagegen, einen so militärisch-nüchternen Terminus wie ›Verluste‹ für die Toten zu benutzen. »Die habe ich.«

»Dann werde ich mich noch der unschönen Pflicht widmen, Briefe an die Angehörigen aufzusetzen, bevor ich ebenfalls schlafen gehe. Gute Nacht, Doktor!«

Die Liste der Toten war lang. Einhundertvierzehn Menschen und Aliens waren bei den Kämpfen bei N'Zoth und New Brigia gestorben. Sechs Kolonisten, die bei Kutag an Bord gekommen waren, hatten durch mitgebrachte Krankheiten, den Stress bei der Flucht oder durch Verletzungen, die sie sich in der Massenpanik zugezogen hatten, das Leben verloren. Auf dem Rückzug von dem Planeten war eine weitere Person bei einem Unfall im Maschinenraum ums Leben gekommen. Das machte 121 Todesopfer insgesamt. Allerdings gehörten nur neunzehn davon zur viel zu kleinen Besatzung der Volcanic: Alle anderen waren Zivilisten oder Angehörige anderer Militäreinheiten, die es durch Zufall an Bord verschlagen hatte und die nicht direkt in Gordons Zuständigkeit fielen. Aber neunzehn Briefe mit Todesnachrichten schreiben zu müssen, war schon schlimm genug. Der Captain tat es natürlich nicht gerne, doch er hätte sich nicht um diese Pflicht drücken wollen. Ungute Erinnerungen an die Schlacht von Corellia wurden wach. Damals waren es sechsundzwanzig gewesen. Die Namen der Toten hätte er auch jetzt noch im Schlaf aufzählen können. An die Gesichter erinnerte er sich aber kaum. Ob man sich daran gewöhnte? Er hoffte es nicht. Vor allem, weil er hoffte, dass er in Zukunft keinen Anlass mehr haben würde, so viele Mitteilungen an Trauernde zu verfassen. Doch Hoffnung war in diesem Fall etwas ganz anderes als Glaube.

[Utos-System | Galantos | Ebene außerhalb Gal'fian'deprisi | DRD Volcanic] Gordon Aaronson

[Utos-System | Galantos | Gal'fian'deprisi | Kino ,,Holongevity"] Kytana Soutenne, Lt. Tom West

Als sie doch relativ unsanft das Kino betraten, um nicht zu sagen einbrachen, schoss Kye der Gedanke durch den Kopf, dass das doch etwas geschickter ging…sie meinte sogar, so etwas schon öfters gemacht zu haben, hatte aber gerade keine Lust, darüber nachzudenken. Und Tom war gerade so sehr in seinem Element…nein, da wollte sie ihn bestimmt nicht stören. Wozu auch?
Wen würde es schon kümmern, wenn sie mal etwas später ins Kino gingen, es war ja nichts dabei. Sie würden ja auch nicht groß was beschä…KLIRR.
Kye kicherte. Die Scheibe war eh nicht besonders schön gewesen. Um eine rote Scheibe, ja, um eine rote Scheibe wäre es schade gewesen. Aber diese hier hatte es nicht besser verdient. Sie hatte sich bereitwillig dem Imperator widersetzt! Als sie von Tom durch die Scherben geführt wurde, warf sie ihnen einen mahnenden Blick zu und versuchte, missbilligend mit der Zunge zu schnalzen, wie Menschen es manchmal taten. Es wollte nicht so recht gelingen.
Also fügte sie sicherheitshalber noch ein gelalltes ,,Böse, bööse Dür!" hinzu, für den Fall, dass die Tür ihre Blicke nicht bemerkt hatte.

Überrascht stellte sie fest, dass Tom sie gar nicht mit dem Schraubstockgriff hinter sich herzog, den sie von einem Soldaten erwartet hatte. Er war sogar sehr sanft, angenehm eigentlich. Zufrieden Ließ Kye den Kopf nach hinten baumeln und ließ sich mitziehen.

Im Kinosaal angekommen, sahen sie sich beide ratlos um. Kye kam eine Idee.
,,Technigg! Um das Teil su aktivieren braucht man was dechnisches! Irgendne Gonsole…such mal nach was, was nach nem Knopf aussieht… Lieutnant, dassis ein Bevehl!", hauchte sie Tom an.

Beim Versuch in die Hocke zu gehen, verlor sie das Gleichgewicht und landete unsanft auf ihrem Allerwertesten. Verrückt kichernd zog sie sich an Tom hoch und hielt plötzlich inne, als sie Geräusche hörte.

Sich an seiner Schulter abstützend hielt sie ihm den Finger an die Lippen und zischte ein sicherlich sehr unauffälliges ,,Ssssssh…", wobei sie fast wieder umkippte. In einer sochen Situation war es immer wichtig…war es wichtig…was denn nochmal…achja, in einer solchen Situation sollte man auf jeden Fall Ruhe bewahren. Vielleicht würden ihre Besucher die tote Tür übersehen...

[Utos-System | Galantos | Gal'fian'deprisi | Kino ,,Holongevity"] Kytana Soutenne, Lt. Tom West (Lieutnant Tekram, Patrouille, sich nähernd)

- Rear Admiral Gart Prokith (Muun), Flaggoffizier Aufklärungsflottille Cresh-8 –

[Farlax-Sektor, Utos-System, VEN Ever Vigilant, Besprechungsraum]- Rear Admiral Gart Prokith, Admiralsstab

Mehrere Stunden waren seit dem entmutigenden Gespräch mit Admiral Wessex vergangen und Rear Admiral Prokith hatte seinen gesamten Stab im Besprechungsraum des Venator-Sternenzerstörers versammelt – oder besser: Lieutenant Saretti hatte dies auf seine Veranlassung hin getan. Nun blickten die versammelten Offiziere auf das Hologramm einer schematischen Darstellung des Utos-Systems im Zentrum des Raumes, nach und nach ergänzt um mögliche Angriffsvektoren der Yevethaner, sollten diese tatsächlich in das System vorstoßen. Besonders hilfreich waren diese Projektionen nicht – abgesehen von den Informationen, die die Volcanic geliefert hatte, konnte man bestenfalls anhand der letzten Informationen über im Koornacht-Sternenhaufen stationierte imperiale Schiffe schätzen, mit welcher Stärke die nichtmenschlichen Aggressoren aufmarschieren würden. Und auch bei solchen Spekulationen fehlten jedwede Angaben über jene ominösen Kugelschiffe, die den Yevethanern wie aus dem Nichts zur Verfügung gestanden hatten. Diese machten Prokith am meisten Sorgen.

„Ich würde nach wie vor diesen Vektor als den wahrscheinlichsten vermuten…“

Captain Selek Tanith, neben Prokith der einzige Nichtmensch im Raum und wie der Admiral ein Muun, deutete auf einen Punkt im Hologramm. Es hatte Prokith einiges an Überzeugungsarbeit gekostet, seinen langjährigen Weggefährten als seinen Stabschef durchzusetzen, doch es hatte sich gelohnt. Er und der Captain verstanden einander blind und er wusste, dass er auf seinen Artgenossen selbst in einer vermeintlich aussichtslosen Situation wie jener, der die Flottille sich derzeit ausgesetzt sah, vollkommen verlassen konnte.

„Die Frage ist nur, wie die Yevethaner vorgehen werden. Nach der Flucht der Volcanic aus dem Doornik-881-System werden sie womöglich mit einer weiteren Minenfalle rechnen und zuerst mit einer Vorhut ins System vorstoßen.“

Prokith nickte langsam.

„In dem Fall werden wir aber immerhin rechtzeitig gewarnt sein. Eine solche Vorhut dürfte sehr schnell ausgeschaltet werden können – die Yevethaner mögen zwar rücksichtslos sein, doch ich bezweifle, dass sie ihre Kriegsschiffe in einem potentiellen Minenfeld fahrlässig aufs Spiel setzen werden. Zumindest von den imperialen Modellen steht ihnen nur eine begrenzte Anzahl zur Verfügung.“

Zahlreiche Köpfe im Raum nickten, doch die Mienen blieben ernst. Jeder hier wusste, dass eines dieser Schiffe ein Sternenzerstörer der Imperial-Klasse war, dem sie wenig entgegenzusetzen hatten.

„Zudem wissen sie nicht, mit welcher Stärke wir das System verteidigen. Möglicherweise unterschätzen sie die imperiale Flotte nach den bisherigen leichten Siegen. Hoffen wir also, dass sie zu ungeduldig sind, genauere Aufklärungsarbeit zu leisten.“

„Ich vermute, dass welcher Yevethaner auch immer bei Kutag das Kommando hatte, das Imperium nicht noch einmal unterschätzen wird“, warf Tanith schmunzelnd ein.

„Aaronson hat ihnen da mit einem verkrüppelten Dreadnaught eine blutige Nase verpasst, so viel steht fest.“

„Er und die Takao, die Predator… und die Exogorth.“

Prokith seufzte. Ein weiterer im Kampf gegen die Yevethaner erfahrener Dreadnaught mit seiner offenkundig sehr findigen Kommandantin wäre eine ausgezeichnete Ergänzung für seine dürftige Streitmacht im Utos-System, doch bedauerlicherweise war die Exogorth nach wie vor nicht im System aufgetaucht. Gedanklich hatte Prokith sie nun abgeschrieben – unabhängig davon, ob Sarettis düstere Vermutungen sich bewahrheiten sollten oder nicht.

„Vice Marshal Charr, wie steht es um ihre Leute?“

Der Blick des Admirals hatte sich auf den Flugleitoffizier der Flottille gerichtet, einen schlaksigen Mann gehobenen Alters, der das Übersichtshologramm bisher schweigend gemustert hatte.

„Sämtliche Staffeln sind einsatzbereit, Admiral.“

Ungeachtet dieser prinzipiell positiven Aussage sprach eine gewisse Sorge aus den Zügen des Mannes.

„Damit verfügt die Flotte über 28 Staffeln. 10 TIE/ln, 11 TIE/in und 7 TIE/sa.“

„Also 10 Staffeln Jäger, 11 Staffeln Abfangjäger und 7 Bomberstaffeln“, entgegnete der Muun, dem diese Bezeichnungen lieber waren als die kryptischen Abkürzungen.

„Was ist mit den Jägern der Garnison? Insgesamt sollten auf Galantos… wie viel, 5 Staffeln stationiert sein?“

„Wenn ich mich einmischen dürfte, Admiral.“

Der kräftige Bass des einzigen anwesenden Armeeoffiziers, High Colonel Stew Baxley, verschaffte ihm sofort die nötige Aufmerksamkeit. Der untersetzte Artillerist, der das Armeeregiment an Bord der Ever Vigilant und damit die einzigen Bodentruppen der Flottille kommandierte, die nicht zum Flottenregiment gehörten, ließ dem Muun ein leichtes Nicken zukommen.

„Ich würde mich dafür einsetzen, die Jäger der Garnison zurückzuhalten. Wie ich die Yevethaner einschätze, werden Sie so bald wie möglich versuchen, Truppen auf Galantos zu landen – und zu deren Bekämpfung werden meine Männer vermutlich Luftunterstützung benötigen. Die Yevethaner werden zweifelsohne über welche verfügen.“

„Ich stimme dem Colonel zu“, mischte Saretti sich ein und trat an den Holoprojektor, um ein neues Bild aufzurufen. Es erschien eine etwas verwackelte Aufnahme – wohl aufgezeichnet von der Volcanic – eines schlanken Jägers, wie ihn die Yevethaner augenscheinlich bei Kutag verwendet hatten. Auch die Herkunft dieses Modells war ein absolutes Mysterium.

„Wie Sie an der Form der yevethanischen Jagdmaschinen erkennen, eigenen sich diese offenbar sehr gut für den Einsatz innerhalb der Atmosphäre eines Planeten – bedeutend besser als unsere TIEs, befürchte ich.“

Vice Marshal Charrs Mimik verdüsterte sich bei diesen Worten ein wenig, doch er sagte zunächst nichts.

„Somit liegt die Versuchung nahe, dass die Yevethaner sie zur Unterstützung eines Bodenangriffes einsetzen werden.“

„Was wissen wir über die Bewaffnung dieser Jäger?“, schaltete Charr sich jetzt doch ein.

„Nicht viel“, musste Saretti zugeben.

„Nur, dass sie im Verlauf des Scharmützels bei Kutag keine Marschflugkörper eingesetzt haben, obwohl es opportun gewesen wäre, um unsere flüchtenden Schiffe zu stoppen. Möglicherweise verfügen Sie daher über keinerlei derartige Kapazitäten. Sicher wissen wir das allerdings nicht.“

„Es gibt so einiges, was wir nicht über die Yevethaner wissen“, stellte Tanith missgelaunt fest.

„Mein sollte meinen, nach Jahren der Herrschaft über ihren Sternenhaufen sähe das anders aus.“

„Also gut.“

Prokith hob eine Hand, um die Aufmerksamkeit der anwesenden Offiziere wieder auf sich zu fokussieren.

„Ungeachtet unserer Wissenslücken wissen wir, was zu tun ist. Ich will, dass ausgehend von unseren Ressourcen und den wahrscheinlichsten yevethanischen Angriffsvektoren Verteidigungspläne erarbeitet werden. High Colonel Baxley, Sie bleiben bitte auf ein Wort hier. Der Rest kann wegtreten.“

Rasch zerstreuten die Offiziere sich – jeder mit einer eigenen Aufgabe – bis nur noch Prokith und der Armeeoffizier übrig waren.

„Sind Ihre Bataillone bereit, nach Galantos überzusetzen?“

Baxley nickte knapp.

„Ja, Admiral. Es wird allerdings ein wenig dauern, das schwere Gerät der Artillerie und der mechanisierten Infanterie zu transportieren.“

Der Armeeoffizier lächelte flüchtig.

„Ich denke aber, Colonel Hobarth wird nichts gegen ein paar AT-ATs und AT-AAs auf seinem Planeten einzuwenden haben.“

„Vermutlich nicht, nein“, stimmte Prokith ihm zu.

„Ich möchte, dass Sie mit der Landeoperation beginnen, sobald Gal’fian’deprisi nicht mehr auf der Nachtseite des Planeten liegt. Dort wird zweifelsohne der schwerste Schlag erfolgen.“

„Es sei denn, die Yevethaner interessieren sich für grüne Brühe…“, kommentierte der Colonel trocken, nickte dann aber.

„Ich werde alles Nötige einleiten, Admiral.“

„Noch etwas, Colonel…“, sagte Prokith schnell, bevor Baxley sich abwenden konnte.

„Ich weiß, Sie sind formal ranghöher als Hobarth, aber Galantos ist seine Garnison… er kennt den Planeten. Also…“

„Ich verstehe schon, Admiral.“

Baxley verzog keine Miene.

„Ich werde unsere Zeit nicht mit Kompetenzgerangel verschwenden, während die Yevethaner praktisch schon vor der Tür stehen.“

„Gut. Und sagen Sie ihm, dass die Flotte seine Leute nicht vergessen wird… und Ihre, natürlich.“

„Das werde ich, Admiral.“

Baxley salutierte – wohl mehr als Bekundung seines Respekts, als aus formaler Notwendigkeit – und verließ den Besprechungsraum, im fliegenden Wechsel mit Saretti, der im gleichen Moment eintrat, ein breites Lächeln im Gesicht und einen Datenblock in der Hand.

„Admiral.“

Der Lieutenant reichte Prokith den Datenblock.

„Eine Nachricht vom Flottenkommando auf Bastion. Sie schicken Verstärkung!“

[Farlax-Sektor, Utos-System, VEN Ever Vigilant, Besprechungsraum]- Rear Admiral Gart Prokith, Lieutenant Saretti

[Kernwelten, Farlax-Sektor, Utos-System, Galantos, Gal’fian’deprisi, Militärbasis des 222sten, Gwenns Stube] Gwenn

"Hooch, lassen sie ihr Squad antreten und besorgen sie uns einen fahrbaren Untersatz, wir treffen uns in 15 Minuten im Garnisonshof. Wir müssen noch eine Besorgung machen, bevor unsere Gäste auf Galantos eintreffen und wir sie gebührend empfangen.", informierte Gwenn den Squadleader und vernahm seine Bestätigung der Order, bevor sie sich wieder der Sichtung ihrer Unterlagen widmete. Das Los der mobilen Infanterie war auch, dass man sich, insbesondere wenn die Initiative beim Feind lag, kaum auf mögliche Begegnungen vorbereiten konnte. Es wäre also unmöglich sich an einer vorbereiteten Stellung einzugraben und darauf zu warten, dass der Feind ins Zielvisier lief. Die leichte Infanterie hatte diesen Luxus, die mobile Infanterie nicht. Hobarth hatte es zwar nicht direkt so gesagt, aber es lag an der 222.ten die Kastanien aus dem Feuer zu holen.
Mit einem HAVr A9 hatte Gwenn nicht gerechnet, aber Hooch verlud gerade seine Leute und winkte ihr mit einem triumphierenden Grinsen zu als sie den Kasernenhof betrat und zu ihrem Sergeant eilte. "Hooch, ich hoffe sie haben das Ding nicht einfach geklaut." Wieder zeigte Hooch sein breites Grinsen. "Nicht doch LT, sie verletzten meine zarten Gefühle. Ich habe einen Kumpel der mir noch was schuldet und ich dachte, wenn wir schon ne Besorgung machen, dann doch mit Stil. Er mimt auch den Chauffeuer." Mit diesen Worten lud der dunkelhäutige Unteroffizier Gwenn mit einer eleganten Handbewegung ein das Fahrzeug zu betreten. "Mir gefällt wie sie denken. Sagen sie dem Fahrer wir müssen zum Bauamt, schön ruhig und unauffällig."

Im Passagierabteil befanden sich an den Wänden, jeweils links und rechts fünf Sitze mit Fünfpunktgurten, für den Fall dass es mal rau wurde. Der Großteil der Leute saß schon, Gwenn und Hooch nahmen in den letzten beiden Sitzen platz und legten die Gurte an. Rucksäcke und Tornister fanden auf dem Boden Platz zwischen den Beinen ihrer Besitzer, das Blastergewehr wurde nahe am Mann verstaut. Das Squad leistete sich keine Nachlässigkeit, nun da man jederzeit mit dem Auftauchen des Feindes rechnen musste. Keiner wollte aus eigener Nachlässigkeit einfach sterben und achtete auf sich und sein Umfeld. Das war gut, sehr gut sogar.

Ein paar Minuten in die Fahrt hinein stellte der Sergeant eine Frage. "LT, fanden sie den Besuch des Colonels auch so seltsam?" Eine Frage, die anhand der offensichtlichen Bemühungen der Soldaten um vollkommenes Desinteresse in ihren Gesichter, mehr als einem auf der Brust brannte, auch wenn die wenigsten direkt dabei waren, so hatte die Kunde und der Gesprächsverlauf wohl doch unmissverständlich seine Runde gemacht. "Seltsam, Hooch?", bat sie um Erklärung seiner Worte. "Hat sich irgendwie so angehört als hätte Hobarth die Hose voll und dann das Appellieren ans Pflichtbewusstsein. Hat auf mich einfach sehr... nunja, seltsam gewirkt. Buster hat sich auch schon gewundert und gefragt, was das soll, nicht wahr Buster?" Der angesprochene Corporal brummte zustimmend. "Eigentlich ist der Besuch eines militärischen Führers vor einem zu erwartendem Gefecht gar nicht so außergewöhnlich. Im Regelfall erhöht es die Moral, oder zumindest sollte es das.", lächelte Gwenn ihr schiefes Grinsen. "Nicht jeder ist so verbittert und skeptisch wie sie, Sergeant." Das ein oder andere Lachen oder Grinsen breitete sich im Passagierabteil aus. "Es hat sich doch sonst auch noch nie einer für uns interessiert. Warum auf einmal der Aufwand?" Bevor Gwenn zu einer Antwort ansetzen konnte, kam Buster ihr mit einem Kommentar zuvor. "Anscheinend ist es ne ernste Sache mit den Yevs." Sie untermauerte die Worte des Corporals mit einem zustimmenden Nicken. "Genau das ist es. Ich sage das doch schon die ganze Zeit. Hört ihr mir oder sonstwem mit Offizierrang eigentlich zu?", wieder fehlte die Strenge in ihren Worten, doch die Moral des Squads tat es nur gut. Man musste einfach wissen, wie man die Sonderlinge der B-Kompanie anpacken musste. "Klar LT, aber nur weil sie nen funktionierenden Überlebensinstinkt haben, gehe ich nicht davon aus, dass son Schreibtischkommandant wie Hobarth den auch hat." Eine Befürchtung, die auch die anderen Soldaten des Zuges teilten, zumindest wenn Gwenn das Nicken und die verstohlenen Blicke untereinander richtig deutete. "Ich glaube, dann unterschätzen sie Hobarth ganz gewaltig.", eröffnete sie ruhig. "Er nimmt seine Aufgabe ernst, er hat uns mehr Infos gegeben, als jemand der nur seinen Arsch absichern will und ich glaube auch, dass er seine Worte ernst meinte. Er will den Planeten halten und selbst sollte es wirklich soweit kommen, niemanden zurücklassen. Und vor Allem will er sich darauf verlassen können, dass wirklich jeder seinen Job macht und nicht kneift."

"Weshalb sonst sollten wir sollten wir hier sein, Ma'am, wenn nicht um unseren Job zu machen?", protestierte Buster. "Berechtigte Frage, wenn man unsere charmante Truppe ins Herz geschlossen hat, aber nicht unbedingt wenn man nur die Akten und unseren Ruf kennt. Also gut, Hand aufs Herz. Wer ist ursprünglich beigetreten, weil er gerne rumballert?" Drei Hände wanderten in die Höhe. "Wer weil er dachte oder gesagt bekommen hat, dass Frauen ein Ding für Männer in Uniform haben und er somit leicht bei den Ladies landen könnte?" Zwei Hände wanderten in die Höhe. "Und es stimmt verdammt nochmal.", grinste einer der Soldaten, bevor sie sich High-Fivten, weil sie auch noch nebeneinander saßen. "Und wer ist hier, weil er verknackt wurde und die Wahl hatte zwischen Armee und Knast?" Nochmal drei Hände. Nur von Hooch wusste man es noch nicht. "Warum sind sie dabei, Hooch?" "Ich sprenge gerne Sachen in die Luft und eines Tages finde ich nen republikanischen Goldschatz, das hat mir ne Hellseherin auf Ord Drasi gesagt." Schweigen, nur das Brummen der Generatoren war zu vernehmen. "Ahm, ja...", brachte Gwenn hervor, bevor es zu noch mehr Schweigen kam. "Auf jeden Fall ist keiner wegen seiner Liebe zum Imperator dabei. So ticken doch keine normalen Leute. Es ist ein Job, ich bin gut in dem was ich tue und den ich gerne mache. Aber auf dem Papier steht unsere muntere Truppe also eher als unzuverlässig da. Der Colonel wollte sich einfach ein Bild von uns verschaffen und sicher gehen, dass die Yevethaner nicht nur unsere Rücken sehen." "Pfffft... gaaaaanz genau...", schnaubte der Soldat neben ihr. "...als würde das passieren. Wer wegrennt kann den Yevs wohl kaum ins Gesicht schießen."

Der Lautsprecher in der Kabine ertönte und unterbrach das Lachen der Anwesenden. "Wir erreichen in einer Minute das Zielobjekt."

[Kernwelten, Farlax-Sektor, Utos-System, Galantos, Gal’fian’deprisi, HAVr A9 auf den Straßen] Erstes Squad und Gwenn

Galantos/ Gal'fian'deprisi/ imperiale Militärbasis/ Kasernenhof/ Sam, Sorel

Schon leicht außer Atem kam sie in den Gang mit der Waffenkammer und schrie schon von weitem.

"E-11! Elektrofernglas! Schnell!!"

Schlitternd kam sie vor der Ausgabe zum stehen. Zum Glück hatte der Quartiermeister tatsächlich schnell reagiert. Sam schnappte sich das Blastergewehr, steckte es in das dafür vorgesehene Holster. Die dazugehörigen Energiezellen und das Fernglas wanderten in Beintaschen. Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und rannte wieder zurück. Ein Blick auf ihr Chrono verriet ihr, dass es knapp werden würde. Wieso musste der Typ sie auch schon vor der Baracke abfangen! Hätte er nicht warten können, bis sie im Transporter saßen? Dort konnte er ihr immer noch das Ohr abkauen.

Sie kam zurück auf den Hof und stellte erschrocken fest, dass der Hoverscout schon da war. Sie legte noch einmal einen Zahn zu und hatte Mühe, rechtzeitig zum stehen zu kommen, bevor sie in Zakev rannte. Sie schaute auf ihr Chrono. Pünktlich. Obwohl sie außer Atem war, rang sie sich ein Lächeln ab und schaute den Corporal frech an.

"Jaja, solang diese Brut pünktlich is' bin ich's auch. Kann es jetzt endlich losgehen?"

Mit diesen Worten drückte sie sich an dem stattlichen Scharfschützen vorbei ins innere des Transporters, wo ein paar Jungs von der Infanterie schon auf sie warteten. Alle Blicke lagen auf ihr, das konnte sie spüren. Sie war diejenige, die fast zu spät war. Dass diese Kerle auch alles so genau nehmen mussten.

Der Hoverscout brachte sie zu einem fünfstöckigen Hochhaus. Die Infanterie ging voraus, die Scharfschützen folgten. Die Jungs sollten ihnen wohl den Rücken frei halten, falls es brenzlig wurde. Sam war das gerade recht. Solang die hinhalten mussten während sie bequem ein paar Stockwerke weiter oben sitzen konnte, war das Manöver ein Klacks für sie. Doch nun lag noch eine ganz andere Herausforderung vor ihr: Treppen. Natürlich konnten sie den Turbolift nicht benutzen. Er könnte eine Falle sein. Oder mit Sprengstoff vollgestopft sein. Ob die Maden, die sich Yevethaner nannten, Aufzüge benutzten?

"Manchmal hasse ich den Job. Hey, kennen Sie diese Sessel, mit denen Sie die Treppe hochfahren können? Aus der Werbung, na Sie wissen schon. 'Sind dir Treppen zu viel, kauf einen Sessel von Zeel.' Schade, dass man hier nicht so Dinger eingebaut hat."

Mit dem E-11 im Anschlag folgte sie Zakev. Der Scharfschütze ging es glücklicherweise ruhig an, weswegen das Erreichen des fünften Stocks recht unangestrengt von statten ging. Bei ihrem Ziel angekommen legten sie ihre Tornister ab und begannen auf Befehl des Corporals hin, eine geeignete Schützenposition zu suchen. Draußen auf dem Balkon, schien Zakev plötzlich einem Anfall von Nächstenliebe verfallen zu sein. Bisher hatte er sich als kühler Analyst gegeben. Das waren ja fast schon warme Worte, die der da sprach. Auch wenn der Nachsatz ihr nicht gefiel. Natürlich nahm sie manche Dinge ernst, nur nervte vieles gewaltig.

"Ich werde Ihnen jetzt nicht weinend meine Story erzählen. Sie wollen gar nicht wissen, wie unangenehm ich werden kann, wenn ich anfange, etwas ernst zu nehmen. Der letzte, der das versucht hatte, sah danach nicht mehr so schön aus. Können Sie in meiner Akte nachlesen, gute Lektüre."

Das war vielleicht ein wenig dick aufgetragen und grenzte an Prahlerei. Es war eine klassische Kneipenschlägerei, die sie verursacht hatte. Der Typ, der sie provozierte, hatte etwas ähnliches gesagt. Nur was genau, daran konnte sie sich gerade nicht erinnern.

"Wenn wir fertig mit flirten sind, würde ich sagen, dass wir es uns auf diesem Balkon gemütlich machen. Von hier aus haben wir eine gute Übersicht über die große Straße da. Wenn die Übungsdroiden angreifen, dann von da. Die restlichen Sichtfelder schauen alle auf eher schmale Gassen."

Galantos/ Gal'fian'deprisi/ imperiale Militärbasis/ Kasernenhof/ Sam, Sorel

[Utos-System | Galantos | Gal'fian'deprisi | Kino ,,Holongevity"] Kytana Soutenne, Lt. Tom West (Lieutnant Tekram, Patrouille, sich nähernd)

Tom hing mit seinen Augen an ihren Lippen fest, als Kye zu ihm sprach. Sie musste sehr Gebildet sein, wenn sie solches Zeug über die Gerätschaften hier im Kino wusste. Aber es war schwer ihrem Befehl zu folgen. Wie sie das ganze hauchte, war schon fast ein wenig ......gemein von ihr! Beim Imperator, er war Offizier, durfte er da ihre offensichtliche Verliebtheit ausnutzen?Dazu war sie auch kein Mensch "Ein Beffff...ehl?" fragte Tom nach. Das war natürlich dann was ganz anderes. Er konnte sich ein Grinsen nicht ganz verkneifen. Zumindest wusste sie, was sie wollte.

Da war Kye auf einmal verschwunden. Etwas irritiert sah sich Tom im Kinosaal um, konnte sie aber, mit einem ersten schnellen Blick nirgendwo sehen. Diesmal fühlte es sich an, als hätte Galantos, seine Rotationsgeschwindigkeit drastisch erhöht, als Tom dabei den Kopf drehte. Da hörte er ihr mädchenhaftes Kichern plötzlich von unten. Überrascht senkte Tom den Blick und sah Kye vor sich auf den Boden sitzen. Er hatte keine Ahnung, wie sie so schnell dort hin gekommen war. Schlimmer war eigentlich nur, das sie sich an ihm hochzog und er sie plötzlich in seinen Armen hatte.

Die eine Hand legte sie auf seine Schulter ab um sich ab zu stützen. Die anderen hob sie mit einer sinnlichen Bewegung an und berührte mit einem Finger, sanft Toms Lippen. Die Kleine ging aber ganz schön ran, nach seiner benebelter Meinung. In seinem betrunkenen zustand hatte Tom im Gegensatz zu Kye sonst nichts Wahrgenommen. Er nickte daher nur verstehend, sie mussten leise sein, das machte irgendwie sogar Sinn für ihn. Den niemand durfte erfahren was sie hier gleich vor hatten. Irgendwie war ihr Körper ihm jetzt so nahe, das er spüren konnte, das sie eindeutig dem weiblichen Geschlecht angehörte. Wieder gaben Kyes Beine ein wenig nach, oder war das Absicht von ihr gewesen? Reflexartig drückte er Kye ein wenig fester an sich. Damit sie nicht wieder umfiel.

Erschreckt musste Tom bemerken, das Kye atmete. An sich war nichts daran auszusetzen und ein ganz normaler harmloser biologischer Vorgang. Außer es handelte sich, wie in diesem Fall, um eine Frau, die an die Brust eines Mannes gedrückt wurde. Damit wurde jeder Atemzug von ihr, zu einem vergnügen, wie jeder Mann sicher bestätigen Kann. Weswegen waren sie eigentlich, noch mal hierher gekommen? Als seine Hand bereits auf dem weg, zu Kyes Hintern war, regte sich etwas tief drinnen in Tom. Der Alkohol hatte nicht allen Anstand hinfort gespült, in ihm. Ein klein wenig meldete sich sein schlechtes Gewissen. Auch wenn ein kleiner fieser Rebell auf seiner Schulter versuchte Tom umzustimmen. Du fliegst morgen doch eh ab, die Chance hier zu überleben ist kaum vorhanden, gönne ihr doch diese letzte Freude.

Er konnte es einfach nicht ausnutzen, so gut es sich auch gerade anfühlte, sie in den Armen zu halten. Sie war bestimmt über zehn Jahre jünger als er selber und soviel Getrunken hatte sie in ihrem ganzen Leben bestimmt noch nicht, wie heute Abend. Es fühlte sich einfach Falsch an, ihren betrunkenen zustand und ihre Zuneigung auszunutzen, für ein klein wenig Spaß. Dabei fühlte er deutlich die Wärme ihres Körpers. Trotzdem trat er widerstrebend einen Schritt zurück, um ein wenig Abstand zu gewinnen. Als plötzlich das Licht im Kinosaal erlosch. Tom war ein im ersten Moment verwirrt und fragte sich ob er die Augen zugemacht hatte, aber irgendwie, war das nicht der Fall. Was sollte den der Mist jetzt? Er hatte das Licht doch gerade erst eingeschaltet?

[Utos-System | Galantos | Gal'fian'deprisi | Kino ,,Holongevity"] Kytana Soutenne, Lt. Tom West (Lieutnant Tekram, Patrouille, sich nähernd)

- 2nd Lieutenant Kiran Tekram, 467stes Infanteriebataillon, Garnison von Galantos –

[Kernwelten, Farlax-Sektor, Utos-System, Galantos, Gal’fian’deprisi, Kino „Holongevity“]- Lieutenant Tekram, Patrouille (Tom West, Kytana Soutenne)

Der erste Blick ins Innere des Holokinos offenbarte keinerlei Anzeichen dafür, dass sich jemand im Inneren befand – nun, abgesehen von der zerbrochenen Tür, den überall verteilten Splittern und der Tatsache, dass im Vorführungssaal Licht zu brennen schien. War da jemand scharf auf eine kleine Privatvorstellung?

Tekram nickte zweien seiner Leute zu.

„Sie blieben hier am Eingang. Der Rest – Raum für Raum absuchen.“

„Und wenn die Vögel längst über den Hintereingang ausgeflogen sind…?“, wandte einer der Männer ein.

„Das bezweifle ich. Dann hätte es einen Alarm gegeben wie beim Aufbrechen der Vordertür – und keinen stillen.“

Die drei verbliebenen Männer, die nicht am Eingang Stellung bezogen hatten, warfen sich wenig überzeugte Blicke zu, doch letztendlich mussten sie sich seinen Anweisungen fügen. Möglicherweise kam ihnen der Einbruch in ein Holokino unwichtig vor im Vergleich zum drohenden Angriff auf den Planeten, doch Kiran Tekram war der Überzeugung, dass man die Ordnung des Imperiums nicht verteidigen konnte, wenn man sie im Kleinen achtlos bei Seite wischte. Wer Gesetze brach, der musste zur Rechenschaft gezogen werden – Vergeben und Vergessen war das Dogma des Chaos, der Jedi und der Republik.

„Also los, vorwärts…“

Er hatte kaum einen weiteren Schritt ins Innere des Kinos gemacht, mit unter seinen Stiefeln knirschenden Scherben, als plötzlich das die Szenerie erhellende Licht aus dem Vorführraum ohne Vorwarnung erlosch. Einer der Soldaten hinter Tekram stieß einen gedämpften Fluch aus und auch der Lieutenant selbst musste sich beherrschen.

„Was zur…“

Entnervt tastete er nach einer Tasche an seinem Uniformgürtel.

„Licht!“

Nach und nach flackerten in der Hand eines jeden Soldaten Glühstäbe auf, während er selbst gefunden hatte, wonach er suchte – eine Lampe, die sich an den Lauf seiner Pistole montieren ließ. Wenig später scheuchte auch er einen Lichtkegel vor sich her und gab seinen Männern Zeichen, ihm zu folgen. Ihr erstes Ziel war der Vorführungsraum…

[Kernwelten, Farlax-Sektor, Utos-System, Galantos, Gal’fian’deprisi, Kino „Holongevity“]- Lieutenant Tekram, Patrouille (Tom West, Kytana Soutenne)

[Kernwelten | Farlax-Sektor | Utos-System | Galantos | Gal’fian’deprisi | Gelbes Gebäude in Distrikt A-11] Corporal Sorel Zakev, Private 1st Class Sam Cochran

Eines war Sorel recht schnell klar geworden, seine neue Beobachterin würde für ihn eine ziemliche Umgewöhnung darstellen. Rone war ein ruhiger, pflichtbewusster Soldat, der höchstens ab und an kurz seine Meinung äußerte, meist um Ärger über inkompetente oder arrogante Vorgesetzte zu äußern. Oft hatte das Schütze-Beobachter-Team Stunden in vollkommenen Schweigen verbracht, nur unterbrochen von den notwendigen Meldungen und Berichten. Es war eine ruhige Zeit gewesen, so wie es auf Galantons ruhig gewesen war. In gewisser Weise zu ruhig, wie sich der braunhaarige Soldat eingestand.

Sam war ein ganz anderer Typ Mensch. Sarkastisch bis zur Grenze zur Frechheit, entspannt, für eine Soldatin geradezu unkonventionell. Lächelnd und mit einem flotten Spruch auf den Lippen hatte sie ihre Beinah-Verspätung auf dem Kasernenhof kommentiert und sich nichts daraus gemacht, dass die Infanteristen sie im Truppentransporter beäugt hatten als hätte sie gerade eben erklärt, dass Thermaldetonatoren sich wunderbar als Ersatz für Gravbälle eigneten. Und damit war es nicht zu Ende gewesen, auch im Treppenhaus ihres neuen Einsatzortes hatte sie sich über den Mangel an einem Treppenlift beklagt.

Während Sorel nachdenklich neben ihr auf dem Balkon stand, seine kühlen hellblauen Augen in die Ferne gerichtet, fragte er sich, ob sie damit ihre Nervosität oder Angst überspielte oder wirklich einfach diese Sorte Mensch war. Als sie auf seine Frage antwortete, meinte sie gleich zu Beginn, dass sie ihm nun nicht weinend ihre Lebensgeschichte erzählen würde.

„Schade. Ich glaube, Sie hätten eine interessante Geschichte zu erzählen.“

Kommentierte Sorel ruhig und für einen Sekundenbruchteil blitzte neben einem hauchdünnen Lächeln auch etwas auf, dass wie ein kleiner Anflug von trockenem Humor aussah, bevor er wieder ernst wurde. Man sagte dem ruhigem Scharfschützen gerne nach, dass er so kalt war wie ein Eisblock, aber das stimmte nicht ganz. Er war ein Jäger, und als solcher erforderte seine Tätigkeit absolute Konzentration und Fokus. Die Jagd war sein Leben, doch war er der Ansicht, dass er zumindest ein Minimum an Verbindung zu anderen Lebewesen aufrecht erhalten sollte. Und sei es auch nur, um sie und ihr Handeln besser verstehen zu können. Manchmal war das sogar...interessant.

Mit großen Worten und einem gewissen prahlenden Ton fuhr seine Beobachterin fort, dass er gar nicht wissen wollte, wie unangenehm sie werden konnte, wenn sie etwas ernst nahm, als Beweis erzählte sie, dass der letzte, der das versucht hatte, unschöne Blessuren davongetragen hatte. Eine der vielen Kneipenschlägereien, die es in der Hauptstadt gegeben hatte?

„Ihre Akte sagt mir nicht, ob Sie eine Jägerin sind. Auch Ihre Worte nicht. Aber Ihre Taten.“

Meinte der Scharfschütze und Sätze wie dieser waren es, die manche seiner Kameraden vermuten ließen, dass er einer Figur aus einem Holodrama gleich eine Art Philosoph auf der Suche nach dem Sinn des Lebens war. Sie lagen falsch. Seine Suche war beendet, er hatte seinen Platz gefunden, und aus dieser Gewissheit bezog er Stärke. Vielleicht konnte er anderen helfen, die selbe Gewissheit und Stärke zu finden, die ihn zu einem guten Jäger machte.

Mit dem für sie typischen Ton meinte Sam, dass sie, wenn sie denn mit flirten fertig waren, den Balkon als Schützenposition und Beobachtungspunkt nutzen sollte, da sie dort eine gute Übersicht über die nächstgelegene große Straße hatten, die für die Übungsdroiden während des Manövers wohl der wahrscheinlichste Angriffspunkt sein würden.

Sorel schaute sich ebenfalls nochmal gründlich um. Ja, eine gute Wahl. Sie hatten gute Sicht, ein freies Schussfeld und waren selbst nicht leicht einzusehen und unter Beschuss zu nehmen. Sam schien ihr Handwerk durchaus zu verstehen.

„Gut erkannt. Gehen Sie in Position.“

Mit einem knappen Nicken ging Sorel in die Knie, überprüfte sein E-11s noch einmal gründlich und begab sich dann in Position am Rand des Balkons. Sorgfältig achtete er darauf, dass der Lauf seiner Waffe nicht zu weit über den Rand ragte, stellte das Visier entsprechend der Situation ein und blickte hinab auf die große Straße. Ein kurzer Seitenblick auf sein Chrono verriet ihm, dass die Übung jeden Moment beginnen würde. Die Aufgabe seiner Beobachterin war es, mit ihrem Elektrofernglas, mit dem sie weitaus mehr erkennen konnte als er durch das Visier, die Umgebung im Auge zu behalten, Ziele zu erkennen und ihre Position, Entfernung und wenn nötig weitere Informationen an ihn weiterzugeben, damit er den Feind schnell und präzise ausschalten konnte.

„Zentrale, hier Sichel-1. In Position und bereit.“

Meldete er über Comlink und legte den Finger neben den Abzug.

„Was glauben Sie, Cochran...warum will ich wissen, wer Sie sind?“

Fragte Sorel unvermittelt in die angespannte Stille. Der Effekt wurde durch seine ruhige, sachliche Stimme noch verstärkt, es klang so, als würde er sie nach dem Wetter oder den Windverhältnissen fragen. Ein weiterer kleiner Test, er war gespannt, ob sie durch diese plötzliche Frage ins Schleudern kommen und die Konzentration verlieren würde. Die Yevethaner würden noch für weitaus schlimmere Überraschungen sorgen, er musste wissen, ob seine Beobachtern nicht nur große Worte schwingen konnte. Und ein wenig machte es ihm auch Spaß, sie etwas zu provozieren. Er konnte dieses Spiel auch spielen.

[Kernwelten | Farlax-Sektor | Utos-System | Galantos | Gal’fian’deprisi | Gelbes Gebäude in Distrikt A-11] Corporal Sorel Zakev, Private 1st Class Sam Cochran

[Utos-System | Galantos | Gal'fian'deprisi | Kino ,,Holongevity"] Kytana Soutenne, Lt. Tom West (Lieutnant Tekram, Patrouille, sich nähernd)

Mit einem Mal gingen sämtliche Lichter um sie herum aus. Kye war überrascht, störte sich aber nicht sonderlich daran, sie hatte ein Leben im Halbdunkel verbracht, die Nacht machte ihr keine Angst. Als Chagrianerin hatte sie sowieso kaum Probleme, im Dunkeln zu sehen. Als sie jedoch ein Geräusch hinter sich hörte, reagierte sie (trotz eines nicht unerheblichen Alkoholpegels) reflexartig, sie wirbelte herum, den Blaster im Anschlag und auf die Person hinter ihr gerichtet.
Überrascht ließ sie die Waffe sinken, als sie Sal vor sich erblickte.
Nun, in ihrem Zustand hätte sie wohl eh nicht getroffen.
Kye wollte gerade freudig ihren Namen rufen und wäre ihr auch um den filigranen Hals gefallen, doch die kleine Fia bedeutete ihr, leise zu sein und ihr zu folgen. Dann verschwand sie, in die Dunkelheit hinein. Kye drehte sich um, zupfte Tom am Ärmel, für den Fall, dass er nichts mitbekommen hatte und stolperte Sal hinterher ohne seine Reaktion abzuwarten.

Die Fia kniete an der Wand neben einem…Loch…? und zeigte hinein. Dann verschwand sie darin. Verwundert kroch Kye hinterher und fand sich in einem engen, einfachen Gang wieder. Er war nicht sonderlich gut ausgearbeitet und schien für einen Notfall gedacht zu sein, wohl wie eine Art Fluchttunnel. Aber wer außer ihnen würde aus einem Kino fliehen wollen? So schlecht konnten die Filme doch gar nicht sein… Und woher wusste Sal davon? Und wieso hatte Kye keine Ahnung gehabt? Mit jedem Schritt schien sie nüchterner zu werden, was aber nicht viel hieß. Sie fühlte sich immer noch wie benebelt und ihr Kopf war schwer, so schwer…

Staub rieselte von der Decke. War das eine Explosion? Kye meinte leise Musik zu hören…das musste sie sich einbilden. Keinen Alkohol mehr. Na gut, vielleicht doch...

Nach einer Weile hielt ihre Fremdenführerin an. Sie waren in einen etwas größeren Abschnitt gelangt, wie eine Art kleine Höhle, von der zwei weitere Gänge abgingen. Sal entzündete einen Leuchtstab und rotes Licht erfüllte die Kammer. ,,Oh, rot, wie schön…", fuhr es Kye durch den Kopf, dann zwang sie sich wieder dazu, sich auf die Situation zu konzentrieren. Es könnte wichtig sein.
Zuerst der Ort. Das war wohl am dringendsten.
,,Sal…", fragte sie und musste sich konzentrieren um alle Worte richtig zu artikulieren. Es war schwer. ,,Wo…wo sinnwir?"
Die Angesprochene bedachte sie mit einem skeptischen Blick, als müsse sie überlegen, ob Kye die Antwort wert war. Dann antwortete sie: ,,In den Katakomben, Ma'am."

,,Kaddakomben? Was denn für Kaddakomben?"

Sal seufzte. ,,Nach dem letzten großen Krieg wurde unter Gal'fian'deprisi ein Netzwerk von Gängen gebaut um den Transport von Waffen und Nahrungsmitteln bei einem erneuten Angriff zu erleichtern. Vor allem von Nahrungsmitteln, die Fia besaßen nie nennenswerte Waffen…". Das Bedauern in ihrer Stimme war nicht zu überhören. ,,Im darauffolgenden Kalten Krieg kamen diese Gänge allerdings nie zum Einsatz und mit der Zeit verfielen sie und gerieten in Vergessenheit. Der Zahn der Zeit bekam Hilfe von den Beben. Viele sind heute eingestürzt, von den wenigen, die übrig geblieben sind, weiß kaum jemand. Lediglich ein paar Piraten nutzen sie, doch die sind schon seit Jahren nicht mehr aufgetaucht."

,,Sal, wieso weißßich nichss davon?"

Sie zuckte mit den Schultern. ,,Es schien mir nicht nennenswert. Es sind eh kaum noch welche übrig."
Kye lehnte sich an die Wand und versuchte, die Information zu verarbeiten. All die Möglichkeiten…bereiteten ihr schreckliche Kopfschmerzen.

,,Und wie…wie hast du uns überhaupt gefunden?"
Ein vorwurfsvoller Blick. ,,Kinderspiel. Der Sender. Außerdem hören wir ja sowieso den ,Polizeifunk' ab, wie Sie wissen, da musste man nicht groß kombinieren..."
,,Achso, natürlich."
Kye drehte sich zu Tom um und streckte wie selbstverständlich die Hand aus. ,,Den Player, wenn ich bitten darf…?"

[Utos-System | Galantos | Gal'fian'deprisi | ,,Katakomben"] Kytana Soutenne, Lt. Tom West, Sal

[Utos-System | Galantos | Gal'fian'deprisi | ,,Katakomben"] Kytana Soutenne, Lt. Tom West, Sal

Er krallte sich ja an seine Musik wie an sein Leben. Na gut, ohne hätte er jetzt wohl kein Leben mehr…nein, das war übertrieben, aber hätte sie nicht den Sender daran befestigt, wäre er jetzt wohl nicht hier, sondern in einem Panzerfahrzeug auf dem Weg zur Militärjustiz…oder? Gab es das, eine Militärjustiz? Sicher gab es das.
Kye kicherte. Wie süß. Sollte er seinen Schatz doch haben.

,,Na gutt, behaltsssss…steht dir eh besser." Sie versuchte Sal zurückzuhalten, die hinter ihr komische Bewegungen machte…die Fia schnaubte, beließ es aber dabei. Der Elektroschocker verschwand wieder in ihrer Tasche. Manchmal verstand dieses Mädchen doch echt keinen Spaß. Sie flüsterte ein beruhigendes ,,Ssssh" in ihre Richtung und verspürte dann ein nur allzu bekanntes Gefühl im Magen…
Entschlossen stand sie auf...

,,Ich hab Hunger, wo gibt's hier was su esss…"

...und stoß sich prompt den Kopf an der Decke. Kichernd ließ sie sich wieder zu Boden fallen.

,,Au. Böse Decke. Kommt wir gehen, die Decke mag mich nicht mehr." Und sie kroch in den nächstbesten Tunnel rein.

Sal räusperte sich diskret. ,,Ma'am, in dieser Richtung warten ein Kino und missmutige Soldaten…"
Kye drehte sich um und stieß sich wieder den Kopf. ,,Achja, rrrichtig… dann bringen wir jetzt Tom nach Hause, wo auch immer das ist." Und er protestierte noch nicht mal. Tom musste wirklich eine Menge getrunken haben. Wo war das alles hingegangen? Und wieso hatte sie nichts mitgekriegt? Als sie wieder in Richtung Sal kroch, flüsterte Kye ihr etwas ins Ohr, kicherte kurz und kroch dann weiter, ihrer Führerin hinterher. Sie warf einen kurzen Blick auf Tom und dachte mit Freuden an den nächsten Morgen. Das erinnerte sie an ihren eigenen bevorstehenden Kater und ließ das Grinsen wieder verblassen.

Und sie kroch weiter durch die Dunkelheit.

------Zeitsprung, wenige Stunden später------

Ein Wecker klingelte. War das wirklich ein Wecker? Wecker waren teuflische Wesen. Die Vorboten des Bösen. Knurrend schlug sie auf das rebellische Teil. Es klappte nicht.
Schlaftrunken, schlechtgelaunt und unendlich leidend setzte Operative Kytana Soutenne sich auf. Eine Socke hing an ihrem halben Horn. Sie roch Bier. Und trug einen Mantel, von dem sie keine Ahnung hatte wo er herkam. Es musste eine gute Nacht gewesen sein.

Lächelnd stand sie auf. Und ließ sich wieder sinken. Fünf Minuten noch, nur fünf Minuten…

[Utos-System | Galantos | irgendwo in Gal'fian'deprisi] Kytana Soutenne

- 2nd Lieutenant Kiran Tekram, 467stes Infanteriebataillon, Garnison von Galantos –


[Kernwelten, Farlax-Sektor, Utos-System, Galantos, Gal’fian’deprisi, Kino „Holongevity“]- Lieutenant Tekram, Patrouille (Tom West, Kytana Soutenne)

Kurz bevor Tekram den Lichtkegel der unter die Mündung seiner Pistole montierten Waffe zum ersten Mal in den Vorführraum des Holokinos leuchten und somit hoffentlich einen Blick auf die unbekannten Eindringlinge erhaschen konnte, kam aus der Richtung hinter ihm ein ohrenbetäubender Knall, gefolgt von einem rötlichen Flackern und dann plötzlich… Musik…?

„Was zur…“, entfuhr es dem Offizier zum wiederholten Male, während er herumwirbelte, die Waffe im Anschlag, doch kein Ziel fand abgesehen von den sichtlich verwirrten Soldaten, die ihn begleitet hatten. Das mysteriöse Flackern – und die Geräuschkulisse – kam von außerhalb des Gebäudes, wo sie ihren Gleiter abgestellt hatten.

„Raus, aber ein bisschen plötzlich!“

Das erste, was Tekram auffiel, als einer einen kleinen Spurt zurück auf die Straße einlegte, war, dass die Posten verschwunden waren, die er am Eingang des Holokinos zurückgelassen hatte – beide knieten unmittelbar neben dem Lastgleiter bei einer dritten Person, umgeben von einem wahren Funkenregen aus roter Farbe. Als Tekram näher kam, erkannte er, dass es sich bei der dritten Person um den Fahrer des Gleiters handelte, der sich mit vor das Gesicht geschlagenen Händen auf dem Boden wälzte und von einem der beiden Männer nur mit äußerster Mühe auf dem Boden festgehalten werden konnte.

„Meine Augen! Meine Augen!“

Aus den Augen des zweiten Postens sprach kaum kaschierte Panik, als dieser sich zu seinem Vorgesetzten umdrehte, Aufgrund der ohrenbetäubenden Lautstärke der den gesamten Straßenzug beschallenden Musik musste er schreien, um sich Gehör zu verschaffen.

„Lieutenant…! Ich… ich habe keine Ahnung woher… das kam aus dem Nichts!“

Doch keine Schüsse fielen aus dem Hinterhalt, keine weiteren Explosionen folgten. da war nur das rote… Feuerwerk? Und die Musik.

Etwas hilflos tastete Tekram nach seinem Comlink. Die einzige Reaktion, die seinem wie gelähmten Verstand einfallen wollte, war die panische Anforderung von Verstärkung…

Eine halbe Standardstunde später standen nicht mehr ein, sondern drei gepanzerte Lastgleiter um den Eingang des Holokinos herum, der zusätzlich von bewaffneten imperialen Soldaten großräumig abgesperrt worden war. Die an den neu angekommenen Fahrzeugen angebrachten blauroten Leuchten tauchten die nachtschwarze Straße in regelmäßig flackernde Beleuchtung, die in den letzten Minuten auch eine Reihe verwirrter Fia angezogen hatten, welche wiederum von den Waffen der grimmigen Soldaten auf Distanz gehalten wurden.

Lieutenant Tekram stand, seinen Helm in einer Armbeuge, neben dem Lastgleiter seiner Patrouille und betrachtete schweigend die Schäden, die die gepanzerte Seite des Fahrzeuges durch die Detonation des farbenfrohen Sprengstoffes davongetragen hatte. Zumindest die Musik war mittlerweile erloschen.

„Mehr können Sie mir dazu nicht sagen, Tekram?“

Captain Syfer Stradlor war der kommandierende Offizier der Dorn-Kompanie des 467sten, die für die Nacht für die Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit in Gal’fian’deprisi verantwortlich gewesen war, während die übrigen Einheiten der imperialen Armee sich darauf vorbereiteten, Galantos gegen die Yevethaner zu verteidigen. Er war an Bord eines der Lastgleiter gewesen, die auf den panischen Hilferuf des Lieutenants reagiert hatten.

Langsam schüttelte Tekram mit dem Kopf.

„Nein, Sir.“

Beschämt sah er zu Boden, während sein Vorgesetzter den Schaden am Gleiter mit seinen Fingern abfuhr.

„Das war kein militärischer Sprengstoff, mehr ein… Feuerwerk. Ihr Fahrer hatte Pech und stand vermutlich an einer ungünstigen Stelle… schwere Verbrennungen im Gesicht. Und er hat wohl sein Augenlicht verloren.“

Der Captain ließ seine tastende Hand wieder sinken und ballte sie dabei zur Faust.

„Verdammt noch mal, Lieutenant. Wir befinden uns am Vorabend einer möglichen Invasion und dann passiert sowas? Das kann doch kein Zufall sein.“

Hilflos zuckte Tekram mit den Achseln.

„Sie meinen, Agenten der Yevethaner wollen uns so demoralisieren, Sir?“

„Nein…“

Stradlor schüttelte finster mit dem Kopf.

„Ich meine, dass die Fia Morgenluft wittern. Hoffen darauf, dass wir und die Yevethaner uns gegenseitig umbringen… und sie dann ebenfalls den Aufstand proben können.“

„Die Fia, Sir?“

Ein gewisser Unglaube sprach aus Tekrams Frage. Er kannte die Fia – schließlich war er lange genug auf Galantos stationiert gewesen. Klein, unscheinbar, schwach, fast schon duckmäuserisch… und dann aus heiterem Himmel ein Sprengstoffangriff auf eine imperiale Patrouille?

„Das 222ste scheidet jedenfalls aus… sogar die haben mehr Anstand, als so etwas durchzuziehen. Und durch die Mobilmachung dürften sie derzeit andere Probleme haben, als in ein Holokino einzubrechen.“

Das Gespräch wurde unterbrochen, als ein Sergeant auf die beiden Offiziere zutrat, nachdem er sich zuvor aus den Schatten des Holokinos herausgeschält hatte. Nach einer schneidigen Ehrenbezeichnung setzte er zum Bericht an.

„Captain, wir… wir haben im Kino etwas gefunden. Einen Zugang zu einer Art… Katakombensystem. Sehr alt, zum Teil eingestürzt, und offenbar weitläufig. Wir schicken gerade ein paar Sicherheitsdroiden rein, um es vollständig zu erfassen.“

In den Augen des Captains blitzte es unheilvoll.

„Was habe ich Ihnen gesagt, Lieutenant? Wer sonst soll diese Katakomben angelegt haben? Offenbar sollten Sie und Ihre Männer diesen Eingang nicht entdecken.“

Sein Blick fixierte den Sergeant.

„Alarmieren Sie Central. Der Besitzer dieses Kinos muss festgenommen und befragt werden. Haben Sie sonst etwas gefunden? Sicherheitsaufnahmen?“

„Nicht aus dem Gebäude selbst, Sir, nein“, entgegnete der Sergeant.

„Aber Central hat uns die Aufnahmen benachbarter Überwachungskameras zur Analyse vor Ort weitergeleitet. Sie sind im Speicher von Orenth-9.“

„Gut. Kommen Sie mit, Tekram… vielleicht fällt Ihnen dann noch was ein.“

Widerstandslos folgte der Lieutenant seinem Vorgesetzten in Richtung des zweiten Lastgleiters, in dessen Richtung der Sergeant bei seinen letzten Worten gestikuliert hatte.

„Sir… ich glaube nicht, dass der Besitzer des Kinos etwas damit zu tun hat. Warum hätte dann erst dort eingebrochen werden müssen? Das passt doch nicht.“

„Hier passt so einiges nicht, Tekram“, entgegnete der Captain trocken.

„Aber ich glaube keine Sekunde daran, dass der Besitzer nichts von der Verbindung seines Kinos zu bedeutend älteren Katakomben wusste.“

Mit einer schwungvollen Handbewegung öffnete der Captain die seitliche Schiebetür des gepanzerten Lastgleiters Orenth-9 und gab so den Blick auf einen kleinen Arbeitsplatz samt Computerterminal und Holoeinheit frei. Diese Gleiter waren leicht an den Garnisonsdienst auf Galantos – und somit an Polizeiaufgaben – angepasst worden, was unglücklicherweise bedeutete, dass ihr Nutzen im Falle eines Angriffs durch die Yevethaner äußerst eingeschränkt sein dürfte. Stradlor bedeutete Tekram mit einer Geste, sich zu setzen, und nahm dann neben ihm Platz, ehe er mit flinken Eingaben die ersten Aufzeichnungen aufrief.

„Glücklicherweise war es bereits sehr spät… viele Fia dürften sich nicht auf die Straße getraut haben nach Einbruch der Dunkelheit…“

Der Captain schürzte die Lippen.

„Sehen wir uns das mal an.“

Das Bild einer Holokamera – aufgrund der Dunkelheit in grünlich schimmernder Nachtsichtoptik – erschien, die allem Anschein nach an einem Straßenbeleuchtungsmast befestigt worden war und sowohl die Straße, als auch den Fußweg in unmittelbarer Nähe des Holokinos erfasste. Dem Zeitindex nach zu urteilen waren die Aufnahmen kurz vor Eingang des stillen Alarms entstanden – die Straße allerdings war (noch) leer.

„Also gut…“

Die Aufzeichnung wurde abgespielt. Eine Weile lang geschah nichts – dann jedoch holte Tekram scharf Luft. Zwei sichtlich angetrunkene Gestalten torkelten jetzt einsam die Straße hinunter. Eine der beiden Gestalten trug die Uniform der imperialen Armee.

[Kernwelten, Farlax-Sektor, Utos-System, Galantos, Gal’fian’deprisi, vor Kino „Holongevity“, Gepanzerter Lastgleiter Orenth-9]- Lieutenant Tekram, Captain Stradlor