@Vanillezucker
Ich meinte hier an keiner Stelle dich. Auch ich finde es sehr anstrengend, wenn Menschen in irgendeine Ecke gestellt werden. Ich wollte den Gegenpart zu der von dir erwähnten Ecke deutlich machen.
Ok, danke, dass du das noch mal klargestellt hast. Ich wollte dich, oder andere Diskussionsteilnehmer nämlich auch in keine Ecke stellen.
Zur Opferrolle und deinem Beispiel, Versuche ich deutlicher zu schreiben, was ich meine.
Der Mann im Artikel verklagt Audi dafür, dass Audi unter anderem Audianer_innen schreibt.
In diesem gegenderten Wort ist sein männliches Geschlecht enthalten. Er klagt, fühlt sich diskriminiert. Obwohl Audianer_innen im ersten Wortteil ihn anspricht. Das Weglassen spezifischer männlicher Endungen“ sei kein Vorteil, sagt er.
Dabei findet die männliche Form Erwähnung. Aber sie stellt nicht mehr das Alleinmerkmal dar.
Das hängt aber vom jeweiligen Wortstamm ab. Kommiliton_innen, oder Kolleg_innen beispielsweise enthalten keine männliche Endung mehr.
Ich möchte jetzt aber gar kein übertriebenes Verständnis für die Empfindungen dieses konkreten Mannes generieren, sondern nur darauf hinweisen, dass diese Form des Genderns tatsächlich sehr viele Menschen vor den Kopf stößt, weil (u.a.) der Eindruck entstehen kann, männliche Endungen seien das (sprachlich) "Böse" schlechthin
Und da ich der Auffassung bin, dass echte und anhaltende Gleichberechtigung nur dann funktioniert, wenn Männer und Frauen an einem Strang ziehen, sehe ich Maßnahmen, die ein Geschlecht vermehrt verunglimpfen, nicht als den besten aller Wege an, um dieses wichtige Ziel zu erreichen. Im schlimmsten Fall provoziert es Gegenpositionen, die der Sache am Ende sogar deutlich mehr schaden, als dass sie ihr nutzen.
(Welches Problem speziell ich als Frau damit habe, beschrieb ich ja bereits weiter oben. Hinzu kommt aber auch der Punkt mit der sprachlichen Ästhetik, da ich auch sehr gerne auf Deutsch lese und die literarische Schöpfungskraft dieser Sprache nicht missen möchte.)
Ja, ich glaube das es einen Unterschied macht, was global geschieht.
Ein Beispiel: Es gibt eine sehr schmackhaft Torte. Bestimmte Kunden (ja, extra männlich) können sich diese Torte kaufen. Immer. So oft sie wollen. Kundinnen bekommen die Torte nicht. Sie bekommen Kuchen. Den auch Kunden bekommen. Einer Kundin reicht es und sie sagt: Ich will auch Torte haben. Sie bekommt ein Stück Torte. Und der Kunde beschwert sich und fühlt sich ungerecht behandelt, dass die Kundin ein Stück Torte bekommt.
Ich verstehe dann aber auch einzelne Männer, wenn sie das Gefühl entwickeln, nur noch als Kollektiv Beachtung zu finden (und das in einem noch dazu sehr negativen Kontext), als Individuen aber keine Ansprüche mehr stellen zu dürfen, weil jetzt "die anderen" dran sind.
Aus menschlicher Sicht scheint es mir nur logisch zu sein, dass eine solche Vorgehensweise "Gegenwehr" hervorruft (...statt größeres Verständnis, um das es ja eigentlich gehen sollte).
Es geht nicht darum aufzuwiegen, sondern Bewusstsein zu schaffen. Dafür, das bestimmte Personen keine Erwähnung fanden. Dass diese Personen aber auch gemeint und wichtig sind. Ja, ob gendern nun ein Bewusstsein oder mehr Sensibilität schafft, sei dahin gestellt. In jedem Fall aber rückt es ein Thema in den Fokus.
Ja, so kann man es definitiv auch betrachten.
Dem eigentlichen Thema ist hierbei aber nur dann gedient, wenn dieser Fokus, den man herstellen möchte, am Ende auch wirklich ein positiver ist. Was bringt es, wenn zwar alle Welt übers Gendern redet, das Resümee letztlich aber ein eher negatives ist und für viele Anlass, den Feminismus noch mehr zu verteufeln, als sie es ohnehin schon taten?
Den sprachlichen Fakt den du anbringt sehe ich nicht. Viele unserer Worte sind Übersetzung aus anderen Worten bzw. leiten sich aus anderen Sprachen heraus.
Wenn man weiß, kann man. Oder eben auch nicht. Wenn du weißt und wenn ich weiß, wie deutsche Sprache funktioniert, heißt das ja erst Mal nur, dass wir etwas bestimmtes wissen. Aber heißt es zeitgleich, dass wir uns dann auch angesprochen fühlen müssen? Nein.
Natürlich kann man sich immer und überall missverstanden fühlen, und Probleme konstruieren, die bei nüchterner Betrachtung eigentlich gar nicht bestehen müssten. So viel Macht hat nämlich kein Wort der Welt, dass es Ungerechtigkeiten zwischen Menschen ausmerzen könnte, weshalb ich im Gendern (wie im Bsp oben) auch nicht soo viel positives Wirkungspotenzial sehe wie andere.
Wenn ich zu die die ganze Zeit Herr Vanillezucker sagen würde, wie würdest du reagieren?
Mir sagen, dass ich ein Wort falsch nutze, weil du ja kein Mann bist, also kein Herr sein kannst?
Nö, ich würde sagen, dass du ja nicht wissen konntest, dass ich 'ne Frau bin, weil der von mir gewählte Benutzertitel keine eindeutige Auskunft über mein Geschlecht zulässt.
Dann würde ich erwidern, dass das Wort "Herr" althochdeutsch ist und nicht Mann bedeutete, sondern "zunächst nur die Höhergestellten gegenüber den Geringeren, die den Knechten Befehlenden" bezeichnete (Wikipedia).
Das empfände ich als ziemlich originelle Erwiderung!
Ich kann mich angesprochen fühlen, obwohl ich nicht angesprochen werde. Ja. Aber wenn du die verlinkten Artikel gelesen hast, geht es eben auch um Bilder, die Sprache vermittelt.
Wenn Kinder einen Polizist malen sollen und sie einen Mann malen, kann ich sagen: Na ja, sie wissen eben nicht, wie deutsche Sprache funktioniert.
Da würde ich aber eher Rollenklischees als Ursache vermuten, wie sie (immer noch) durch Film, Fernsehen, Bücher und Spielwaren transportiert werden, und nicht den sprachlichen Ausdruck "Polizist".
Und derartige "Bilder" lassen sich mMn durchaus abbauen, ohne sprachliche Verrenkungen vollziehen zu müssen. Durch praktische Vorbilder, elterlich geförderte Reflexion bestehender Inhalte und Vorstellungen, dem Vermitteln von Interessen, vor allem auch dann, wenn sie keinem Geschlechtsstereotyp entsprechen und letztlich auch der Sensibilisierung für sprachliche Besonderheiten (indem man bei Geschichten mit generischem Maskulinum bspw dazu sagt, dass hier alle Menschen gemeint sind: Männer, Frauen usw.
Meine Mutter hat das oftmals sogar noch weitergesponnen, indem sie mich konkret dazu aufgefordert hat, in eine bestimmte Rolle zu schlüpfen: da waren auch so Sachen wie Rauchfangkehrer, oder sogar "Müllmann" dabei. Obwohl Letzteres wohl eher eine Strategie war, mich zum Aufräumen zu bewegen ^^')
Jedenfalls ist das gerade Beschriebene die Art und Weise, in der ich selbst erzogen wurde, und ich würde durchaus behaupten, Frauen alles zuzutrauen, was ich auch Männer zutraue (sowie umgekehrt - biologische Alleinstellungsmerkmale mal ausgenommen), obwohl bei mir zuhause nicht bewusst gegendert wurde und wird.
Im letzten Absatz von dir wird es, wie ich finde, ja besonders deutlich. Wenn du neutrale Wörter benutzt oder sowohl die männliche, als auch die weibliche Form nutzt, falls du das für dein Verständnis nicht unter Gendern. Aber was ist Gendern denn?^^
Per Definition geschlechtergerechte Sprache.
Die ursprüngliche Debatte drehte sich ja um den Genderstern, sowie die anderen gängigen Zeichensetzungen, und nicht das generische Maskulinum, oder Femininum, mit denen sich ebenfalls "neutrale" Sprache verwirklichen lässt. Aus dem Grund hatte ich mich in meiner Argumentation auch auf Ersteres konzentriert.
An der Stelle ist mir noch wichtig zu erwähnen: Ich halte Gendern nicht für die Lösung. Aber für einen guten Versuch.
Ich würde mir wünschen, dass es nicht gleich und gleicher geben würde. Aber so lange das der Fall ist, hoffe ich, dass Gendern Menschen sensibilisiert bestimmte Themen und Privilegien zu hinterfragen.
Es wäre ja schön, wenn dem so ist. Ich hoffe nur, dass es nicht vermehrt (auch) gegenteilige Effekte hervorruft, indem gewisse Strömungen, die ich schon jetzt sehr besorgniserregend finde, dadurch nur noch mehr Zulauf erfahren.
Und es besteht keine Möglichkeit, dass Angebot #1 evtl. ein krasser Knochenjob sein könnte? Während sich Angebot #2 vornehmlich an Schüler und Studenten (Anrede per Du) richtet und Angebot #3 am liebsten eine bereits ausgebildete Fachkraft haben will?
War das vorhin etwa nur eine Fangfrage?
Oder was genau hat das noch mit Gendern zu tun?
Diese Hinweise würden mich aber höchstwahrscheinlich nicht davon abhalten, es dennoch bei allen dreien zu versuchen (würde ich mir eine solche Arbeit
prinzipiell zutrauen).
Schlimmeres als eine Absage kann ja nicht passieren, oder?
Außerdem hört man immer wieder, dass in Stellenangeboten zum Teil deutlich anspruchsvoller formuliert wird, als es für die jeweilige Tätigkeit wirklich notwendig wäre.
(Aber das ist jetzt ehrlicherweise nur Hörensagen - ich hatte erst einen Ferialjob, und der war zufällig in einem Modegeschäft...^^)