Dark Igel schrieb:
Stimmt! Indipendence Day hat "null" Anspruch.
Aber was hat das denn bitte mit Herr der Ringe zu tun?
Es ging mir darum, die Bedeutung des Wortes "Schund" zu veranschaulichen und nahm deshalb ein Beispiel, das von den allermeisten Menschen als ebendas betrachtet wird.
Muss ich nun an meinem Interlekt zweifeln weil du sagst das Buch hätte keinen Anspruch? Das Buch nämlich einen ziemlich hohen Anspruch.
Anspruch ist das, was der Autor vom Leser an intellektuellem Aufwand fordert. Bei 'Independence Day' oder 'Godzilla' oder 'Das Geisterhaus' ist dieser verschwindend gering; nicht umsonst spricht man davon, bei solchen Filmen am besten vorher das Gehirn an der Kasse abzugeben. Das "null" war freilich eine überspitzte Äußerung; nicht einmal ID4 oder 'Con-Air' oder 'Pearl Harbor' haben
überhaupt keinen Anspruch.
Der 'Herr der Ringe' dementsprechend auch nicht. Aber was verlangt Tolkien dem Leser denn an intellektueller Leistung ab? Hohe Literatur behandelt immer den Menschen und seine Konflikte in einer Form, die dem Leser selbst auferlegt, das Werk zu interpretieren. Genau das macht Tolkien aber doch nicht: zentral ist bei ihm nicht der Mensch, sondern die Welt. Etwas anderes hatte er auch nicht vor; die Handlung des Buches und seine Figuren sind erklärterweise nur Mittel zum Zweck (der da wäre, von ihm erfundene Sprachen und "Mythologie" der Öffentlichkeit zu präsentieren). Desweiteren bleibt kaum Raum für Interpretation; der dicke Hamburger 'Herr der Ringe' wird in großer Geschwindigkeit zubereitet, dem Leser fertig serviert und kann sogleich ohne Nebenwirkungen verschlungen werden, was bei der breiten Masse seinen Reiz ausmacht. Ein eindeutiges Merkmal der Unterhaltungs- istgleich Trivialliteratur.
Sicher ist LotR nicht so tumb wie der übliche Hollywood-Actionstreifen; nicht mal die Film-Adaptionen, obwohl die schon näher rankommen. Aber sonderlich hoch ist der Anspruch auch nicht, weder auf sprachlicher noch auf inhaltlicher Ebene.
Klar gibt es andere Autoren (Goethe als Beispiel) die einen etwas höreren Anspruch haben, aber das Tolkiens Werk null Anspruch haben soll ist ziemlich lächerlich!
Wenn etwas lächerlich ist, dann höchstens das "etwas". Hat Tolkien je ein Buch geschrieben, das den immerwährenden Konflikt des Menschen auf so eindringliche Weise schildert wie Goethes 'Faust'? Hat Tolkien je sprachliche Wendungen eingeführt, die heute alltäglich sind und von denen kaum jemand weiß, dass sie aus der Feder eines Autors stammen ("das ist des Pudels Kern", um beim 'Faust' zu bleiben)? Hat Tolkien auch nur annähernd bewiesen, dass er in der Lage gewesen wäre, eine Vielzahl von Werken zu schreiben, die konsistent das Lob sowohl zeitgenössischer wie späterer Kritiker als auch des Publikums einzuheimsen vermochten? Hat Tolkien
selbst je Ansprüche an seine Leser gestellt? Sind seine Werke allegorisch zu verstehen und allgemeingültig?