Iridonia

[: Iridonia-System | mitten in der Schlacht :||: Achte Gefechtsflotte; Vierte Flottille; Zehnte Kampfgruppe :||: angreifendes Geschwader, Erster Flügel, Zweite Staffel :||: „Wolves' Squad“ | TIE/D Defender („Wolf Eins“) :||: Captain Aiden Thiuro :]

Schwerfällig hatte sich das angeschlagene Schlachtschiff der Mandalorianer gedreht. Nun strebte es – trotz allem in einem langsamen Tempo – auf den Planeten Iridonia zu, wo weitere Kräfte auf ihren Einsatz warteten. Die kämpfenden Sternjäger der Achten Gefechtsflotte hatten somit ihren nächsten, kleinen Teilerfolg erzielt. Schließlich mussten sich die angekauften Verteidiger nun in aller Eile neu um den bulligen Koloss formieren und dann rasch mit einer neuen Taktik den imperialen Aggressor zurückschlagen. Jede einzelne Minute, die sie nun durch diesen notwendigen Prozess verloren, war gleichzeitig ein Zugewinn für die Gegenseite. Momentan spielte die Zeit also gegen die Verteidiger Iridonias. Doch noch ließen sich die Söldner, die auf zahlreichen Schlachtfeldern ihre Erfahrungen gesammelt hatten, nicht aus der Ruhe bringen. Denn schon setzten deren tapfere Piloten zu raschen, gezielten Angriffen an. Unter anderem das „Wolves' Squad“, die berühmte Elite der Imperialen, war als eines ihrer ersten Opfer auserkoren worden.

In letzter Sekunde wich der silbern-graue TIE/D Defender einer äußerst unförmigen Trümmerwolke aus, die ziellos durch die luftleere Schwärze trieb. Allein durch die paar Metallsplitter, die in diesem gefährlichen Hindernis steckten und das Licht des hiesigen Sterns funkelnd reflektierten, hatten den fliegenden Piloten zum reflexartigen Ausweichen animiert. Dennoch flimmerte erneut dessen Schild in einem sehr hellen Blau auf. Schwächer, immer schwächere wurde diese Barriere. Jedoch raste die kugelförmige Maschine der TIE-Serie scheinbar ungestört weiter; suchte hinter einem breiten Klotz, der einst zur Hülle irgendeines größeren Kriegsschiffs gehören musste, Schutz. Genau im richtigen Moment. Denn höchstens zwei, drei Herzschläge später zerschellte eine Salve rubinroter Laserblitze an dem angeschwärzten Durastahl. Sie hatten ihr Ziel nicht gefunden, aber trotzdem konnte sich der gejagte TIE in diesem Augenblick nicht nicht in Sicherheit wiegen. Noch hatten ihn seine Verfolger nicht aus den Augen verloren.


„Zwei, Drei – wie geht es unserem Schützling?“, fragte Aiden mit angespannter Stimme nach als er glaubte, dass er einen Moment zum „Verschnaufen“ hatte. Sein Blick glitt rasch zu dem Display für die Sensoren. „Mir folgen mindestens zwei Blechbüchsen. Ich erwarte also gute Nachrichten...“

Rauschen. Bis auf etwas Rauschen herrschte Stille auf der Frequenz. Obwohl sein Mund die Wörter richtig formte, fluchte der Staffelführer trotz allem lautlos. Denn sollte ihn jemand wirklich abhören, konnte diese fremde Person so wenigstens keine verwertbaren Rückschlüsse auf seine momentane Verfassung ziehen. Er war gerade nämlich ziemlich angespannt. Immerhin hatte er in kürzester Zeit zwei Bomber der Scimitar-Reihe verloren, die man seiner Rotte zuvor zum Schutz anvertraut hatte, und bevor man gemeinsam einen zweiten Angriff mit dem verbliebenen Schützling fliegen konnte, hatte der überraschende Angriff vier mandalorianischen Piloten dazu geführt, dass Aiden in diesem Augenblick – erschreckender Weise – keinen blassen Schimmer hatte, wo seine beiden Flügelleute nun mit „Tank Zwei“ steckten. Es war nicht zu übersehen: Schonungslos zeigte ihm Iridonia gerade seine fehlenden Fähigkeiten auf. Hätte er womöglich doch niemals die Führung über die „Wolves“ übernehmen sollen? Vor lauter Grimm verzog er das Gesicht.

Doch bevor der „Alphawolf“ in Selbstzweifeln zerfließen konnte, zischten auf einmal weitere Blitze an ihm vorbei. Der Feind ließ nicht von ihm ab. Instinktiv schnellte die rechte Hand des Imperialen zum Schubregler. Sogleich erwachte der Zwillingsantrieb, ließen den modernen TIE/D Defender ein paar Meter nach „vorn“ springen. So eröffnete der Imperiale automatisch die zweite Runde in dem Dogfight. Schließlich jagten ihm die beiden Mandalorianer sofort hinter. Immer wieder flackerte der Heckschild auf. Prüfend blickte Aiden zu dem entsprechenden Bildschirm. Die Prozente schmolzen nur so dahin! Passte er nicht auf, würden ihn die Blechbüchsen früher oder später tatsächlich in den Tod schicken – gewissermaßen „kassieren“. Unter dem schweren Helm verzog sich sein Gesicht auf einen Schlag zu einer säuerlichen Grimasse. Nein! Diese Genugtuung, diesen Ruhm wollte er ihnen nicht geben. Schneller, immer schneller wurde seine Maschine.

Etwas Distanz brachte der imperiale Sternjäger zwischen sich und seine beiden pfeilartigen Gegner, die ihm – höchstwahrscheinlich an den Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit – folgten. Einzelne Salven spuckten ihre Frontlaserkanonen immer wieder auf den Flüchtenden, während sich im Hintergrund gleichzeitig zwei Korvetten mit ihren weitaus schwereren Geschützen gegenseitig malträtierten. Im Schein des fernen Sterns wirkte diese Szene sehr spektakulär. Kraftvolle Lichtblitze zerschellten an den aufleuchtenden Deflektorschilden oder rissen tiefe Wunden in die gehärtete Stahlhülle. Ein paar Explosionen blitzten um die grazilen Riesen auf. Piloten auf beiden Seiten riss es mit einem Mal in den Tod. Im chaotischen Zickzack umflog der Jagdbomber schnell die nächsten Hindernisse, die vor allem aus Metalltrümmern bestanden, und konnte so den gegnerischen Beschuss auf ein erträgliches Minimum reduzieren – jedenfalls für den Moment. Denn so leicht ließen sich die beiden Maschinen der Mandalorianer nicht abschütteln. Noch hatten sie die richtige Fährte.

In Gedanken entwickelte und verwarf der Bastioner verschiedene Pläne. Wie konnte er nur Herr der Lage werden? Da sich ihm zur gleichen Zeit immer mehr zweifelnde Vorwürfe aufdrängten, die mit seiner vernachlässigten Rolle als Staffelführer in Zusammenhang standen, schien ihm keine Lösung perfekt zu sein. Jedoch musste er sich dieser Verfolger entledigen, wollte er die „Wolves“ noch zum Sieg führen. Laut schlug sein Herz. Der Schweiß schien nicht zu versiegen. Des Weiteren fühlte der Imperiale wie langsam die belebende Wirkung des ausgeschütteten Adrenalins nachließ. Gewöhnte sich sein Körper daran? Er blinzelte. Setzte etwa schon die Ermattung ein? Kurzzeitig atmete Aiden ein wenig ungleichmäßig. Nein, er musste handeln! Zu viel Zeit durfte er mit diesen Blechbüchsen nicht verlieren. Plötzlich kam ihm eine Idee. Obgleich sie überhaupt nicht ausgereift war und somit die ersten Zweifel daran schon in seinem Bewusstsein keimten, machte sich der Imperiale bereit.

Zwanzig, dreißig Kilometer schnellte der TIE/D noch in die gleiche Richtung. Nichts deutete darauf hin, dass dem Pilot, der allein in dem kugelförmigen Cockpit saß, irgendein nützlicher Gedanke zur möglichen Lösung der momentanen Problematik gekommen war. Deshalb preschten ihm die beiden Mandalorianer mit dem selben Eifer wie zuvor hinterher. Sie konnten sogar die Distanz langsam zu ihren Gunsten ändern. Näher, immer näher kamen sie an den flüchtenden Jagdbomber heran. Schon flackerte dessen angegriffener Heckschild erneut auf. Doch mit einem Mal sollte sich die komplette Situation ändern. Denn schlagartig reduzierte der imperiale Sternjäger den eigenen Schub auf Null, drehte sich blitzschnell um einhundertachtzig Grad und eröffnete von selbst das Feuer auf den einen der beiden Verfolger. Bei dem Tempo, das „Wolf Eins“ an den Tag legte, wirkte das Reagieren der Gegenseite beinah träge. Noch bevor sie endlich ausgeschert waren, zerfetzte aus diesem Grund ein einzelner Torpedo, den der Imperiale nachgejagt hatte, den einen Sternjäger.


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Mit zusammengebissenen Zähnen fluchte Sakura innerlich. Die Aussage der Scimitar Pilotin war nicht die, welche sie hören wollte. Sie war sich damit also nicht sicher. Die Kommunikation zu zerstören hätte für sie ein Vorteil bedeute – so jedoch wäre es nicht hilfreich – und zudem würde Sakura sich überzeugen müssen. Iridonia verwandelte sich mehr und mehr in einen kleinen Alptraum aus dem sie nicht erwachen würde, jedenfalls nicht so schnell. Während sie ihre Jäger nach vorn brachten, die junge Pilotin die Instrumente im Auge behielt, versuchte sie sich etwas zu überlegen. Ihr war klar gewesen, dass es nicht einfach werden würde eine Rotte zu führen, das Komplikationen vorprogrammiert waren, es eine gewaltige Herausforderung darstellte – besonders für sie, welche bisher noch nicht innerhalb einer Elitestaffel die Führung innerhalb einer Rotte übernommen hatte und dies auch bisher nicht wirklich getan hatte – so konnte sie deutlich fühlen wie nicht nur ihr Herz raste, sondern ihre Gedanken stets darum kreisten wie sie es bewerkstelligen sollte ihre Rotte zum Erfolg zu führen, die restlichen Mitglieder lebend zu behalten und nicht an sich selbst zu zweifeln. Selbstzweifel waren das schlimmste was einem Piloten passieren konnte. Verantwortung zu übernehmen war ebenso schwierig und hier ging es darum zu überleben und „Festung“ zu zerstören. Von jetzt auf fast sofort war die Belastung auf ihren Schultern um ein vielfaches gewachsen. Wäre Drask noch bei ihnen gewesen, hätte er die Rotte geführt, so hätte sie Befehle entgegen genommen anstatt selbst welche zu geben. Es war stets einfacher unter der Führung von jemandem zu stehen als diese Position selbst zu übernehmen und womöglich daran zu scheitern.

Iridonia war keine einfache Sache mehr welche man im Schlaf bestreiten konnte, sie verlangte ihnen alles einiges ab und sollten sie dies überleben wäre zu hoffen, dass man ihnen die Möglichkeit zum durchatmen geben würde, ehe man in das nächste Gefecht ziehen würde. Allerdings zweifelte Mitsumo sehr, dass es so etwas wie kurzweiliges durchatmen geben würde. Viel mehr würde man sie weiter treiben um vielleicht dafür Sorge zu tragen, dass auch die letzten Mitglieder dieser Staffel das zeitliche segnen würden. Würde sie sich diese böse geben wollen? Würde sie irgendwelchen Oberen die Genugtuung geben wollen das man das Wolves-Squad losgeworden war? Nein! Niemals und dies bedeutete umso mehr durchzuhalten, sich etwas einfallen zu lassen um als Sieger hervor zu gehen und zu beweisen, dass sie ihrem Namen alle Ehren machten. Diesmal wollte sie ihre verbliebene Rotte beisammen halten!

Sakura zog ihren Jäger steil in die Höhe, während ihr „Anhang“ ihr folgte. Sie mussten zurück. Sie mussten überprüfen ob die Kommunikation getroffen, vielleicht sogar vernichtet worden war. Falls nicht würden sie es erneut versuchen müssen. Doch sobald die junge Pilotin ihre Maschine zur Seite drehte, eine Schraube vollführte und damit zurück in Richtung „Festung“ brachte ertönte ein Warnton in ihrem Ohr, gefolgt von drei feindlichen Jägern, welche geradewegs auf sie zukamen. Ihre Gesellschaft war also zurück, steuert nicht nur auf sie zu sondern eröffnete auch das Feuer. Sowohl die beiden TIE/D also auch der Jagbomber mussten ausweichen, wobei sie nach unten zogen, um unterhalb der feindlichen Jäger abzutauchen. Wieder biss Sakura die Zähne zusammen, sich fragend wenn man hier auf die Probe stellen wollte und warum verdammt noch mal der Chiss hatte draufgehen müssen. Irgendwo ärgerte sie dies und machte sie zugleich betroffen.

„Feindliche Jäger an uns vorbei“, teilte die Frau im Bomber mit.

„Das wird nicht so bleiben. Stoppen sie ihren Jäger sobald sie in unserem Nacken sind und führen sie die Schubumkehr durch.“

Eine Bestätigung folgte. Innerhalb kürzester Zeit hatten die drei feindlichen Jäger reagiert, ließen ihnen nicht die Zeit nahe genug an „Festung“ heran zu kommen, ehe sie sich erneut in ihrem Nacken befanden und zu feuern begannen. Sakura trat auf die Bremse, brachte ihren Jäger zum stoppen, ehe sie den Schub umkehrte und mit vollem Satz rückwärts preschte. Sie wurde in ihren Sitz gedrückt, während ihr Jäger von Laserblitzen getroffen wurde, ehe sie sich hinter den Angreifern befanden.

Tank Sieben, machen sie zwei Granaten klar. Neun, Torpedofeuer.“

Ihre Stimme besaß etwas raues, da die Luft in ihren Lungen noch nicht gänzlich zurück war. Ihre Finger glitten über die Konsolen, dann drückte sie den Abzug und schickte ihren Torpedo auf die Reise nachdem Tank Sieben ihre zwei Granaten losgeschickt hatte. Ein gleißender Feuerball erschien, als beide Torpedos die Granaten trafen und eine Welle der Explosion durch die Welle des Alls jagten. Die Piloten des Imperiums mussten leicht abdrehen, während die Schockwelle nach vorn jagte und „Festung“ ebenfalls traf. Dann verschwanden die drei feindlichen Jäger von ihren Sensoren.

„Gut. Überprüfen wir ob die Kommunikation vorhin zerstör worden ist oder ob wir es erneut versuchen müssen.“

Beide Piloten bestätigten, dann rasten ihre Jäger auf das feindliche Schiff zu. Innerlich betete Sakura das die Kommunikationsanlage zerstört worden war, zweifelte jedoch augenblicklich daran. Es war Nectu, welcher als erster mitteilte, dass der Aufbau nicht zerstört sondern nur minimal beschädigt worden war. Diesmal kam ein Fluch über Sakuras Lippen, welchen sie sich nicht verkneifen konnte.

„Und nun?“, wollte Tank Sieben wissen.

Dies war eine verdammt gute Frage. Man würde ihnen nicht die Chance lassen so schnell diese empfindliche Stelle zu vernichten. Diesmal würden sie damit rechnen. Also würde Sakura sich etwas anders einfallen lassen müssen.

„Die Explosion der drei feindlichen Jäger hat an der Hülle von „Festung“ Schaden angerichtet. Ich könnte in einem Selbstmordmanöver versuchen nahe genug ran zu kommen und weitere Granaten dort einsetzen“, schlug Tank Sieben vor.

Innerlich schüttelte Sakura den Kopf. Dies wäre genauso verrückt als den Versuch zu starten in den Hangar des Schiffes zu kommen und dort zu explodieren. Wobei… Ein Selbstmordkommando war gewagt. Damit würden sie nicht rechnen und zudem mussten sie eine andere Alternative finden.

„Negativ, Tank Sieben. Man wird damit rechnen dass wir es noch mal versuchen. Wir drehen ab, fliegen eine leichte Kurve und bringen uns unterhalb des Schiffes in Position. Wir werden sehen ob wir nicht ein paar feindliche Jäger in ihren Selbstmord treiben können.“

Ein verrückter Gedanke, aber machbar. Damit würden sie so etwas wie Lockvögel abgeben. Blieb zu hoffen dass sie nicht dahinter kamen und man ihren Plan zunichte machte. Es sollte als „Ablenkung“ genügen um einen erneuten Versuch zu wagen die Kommunikation anzugreifen. Zwei TIE/D korrigierten ihren Kurs gefolgt von ihrem letzten Scimitar. Die beiden anderen hatten sie verloren. Sieben musste den Chiss mehr oder weniger ersetzen.

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Der eine Protontorpedo, den „Wolf Eins“ einer Salve nachgejagt hatte, war mühelos durch den recht abgeschwächten Deflekorschild gedrungen und hatte sich danach sofort in das zentrale Cockpit des gegnerischen Sternjägers gebohrt. Eine grelle Explosion zerfetzte anschließend den Sternjäger und ließ nicht viel übrig. Höchstens ein paar angeschwärzte Bruchstücke schwebten letztendlich noch da herum, wo sich der mandaloriansiche Feind vorher noch befunden hatte, und es gab keinen Zweifel daran, dass diese Detonation niemand überlebt hatte. Dafür war der Angriff einfach zu schnell über die Bühne gegangen. Ohne auch nur eine einzige Sekunde vor der neu entstandenen Trümmerwolke zu verharren, setzte der imperiale Jagdbomber stattdessen dem zweiten Gegner nach. Durch diesen kühnen „Befreiungsschlag“ hatten sich nämlich die Rollen mit einem Mal geändert: Der Gejagte ist nun zum Jäger geworden – und genau diesen Umstand wollte der Pilot, der in dem kugelrunden TIE-Cockpit saß, ausnutzen.

Für einen flüchtigen Augenblick zeichnete sich Entschlossenheit auf seinem ziemlich abgekämpften Gesicht ab, während er mit seinen eisblauen Augen die Flugbahn seines zweiten Ziels verfolgte. Zur gleichen Zeit betätigte er mit der rechten Hand den Schubregler, leitete wieder ausreichend Energie auf die Zwillingstriebwerke und gestattete seinem leicht lädierten TIE-Defender auf diese Weise die Verfolgung aufzunehmen. Obwohl ihm das Schlucken schwerfiel und ihm mehrere Körperregionen allmählich schmerzten, blieb der Bastioner standfest. Diese Schlacht stand noch in der Schwebe. Es gab noch keinen endgültigen Sieger. Da änderte auch der Umstand nichts daran, dass die Imperialen mit gezielten Raketenangriffen längst die Deflektorschilde des mandalorianischen Schlachtschiffes in die Knie gezwungen hatten. Noch konnte sich „Festung“ kräftig wehren. Noch leisteten Iridonias gekaufte Verteidiger erfolgreich Widerstand. In einer rasanten Tempo schnellte der Sternjäger dem fliehenden Feind hinterher.

Kurz sprang der aufmerksame Blick prüfend zu dem Bildschirm, der stets die Resultate des internen Diagnoseprogramms anzeigte. Anscheinend war der Captain dieses Mal mit seinem Sternjäger nicht gerade pfleglich umgegangen, denn er verzog leicht das Gesicht. So hatte die laufende Analyse zum Beispiel den Ausfall zweier Leitungen sowie die leichte Beschädigung einer der vier Laserkanonen entdeckt. Letzteres lag aller Wahrscheinlichkeit nach an einer kurzzeitigen Überhitzung, wirkte sich aber nicht besonders auf die übliche Feuerkraft der hochmodernen Maschine aus. Trotzdem konnte man in diesem Fall kühn behaupten, dass Aiden Thiuro in heiklen Situationen nicht gerade pfleglich mit Kriegsgerät umging. Jedoch kümmerten ihn solche Behauptungen in diesem Moment nicht. Der Bastioner hatte einen Mandalorianer zu jagen! Deshalb sprang seine Aufmerksamkeit – kaum einen Herzschlag später – zum nächsten Display. Kleine rote und grüne Punkte, die wirr durcheinander zu fliegen schienen, waren dort zu sehen.

Der Mandalorianer (temporärer Codename: „Hawk Zwei“) bot all sein Können auf, um den Salven des TIE/D zu entgehen. Zwar flackerte hin und wieder dessen Heckschild kurz in einem hellgrünen Ton auf, aber bevor irgendein Treffer tatsächlich Schaden an der Maschien anrichtete, hatte er sich schon hinter der nächsten Trümmerwolke wieder in Sicherheit gebracht. Zu allem Überfluss schien man dieses Modell sogar noch mit Laserkanonen am Heck ausgestattet zu haben, die das Zielen für „Wolf Eins“ noch einen Tick schwerer machten. So entwickelte sich schnell ein nervenaufreibendes Katz-und-Maus-Spiel zwischen den beiden Piloten – und allmählich musste sich der Imperiale wie groß wohl die Portion an Glück bei der Vernichtung des anderen Mandalorianer gewesen war. Man passierte das nächste unförmige Hindernis. Mal war der Abstand zwischen beiden Maschinen groß, mal kamen sie sich gefährlich nahe. Es zuckten grüne und rote Blitze zwischen beiden Sternjägern hin und her, während im Hintergrund der Druck auf das Schlachtschiff der Kedalbe-Klasse langsam nachließ. Frische Kräfte der Verteidiger umschlossen den Stahlkoloss nämlich.


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Sakura ließ ihren Blick über das Diagnoseprogramm gleiten, welches ihr verschiedene Schäden anzeigte. Ihre Schilde hielten noch, waren jedoch auf neunundsechzig Prozent gefallen. Ihr Jäger hatte das ein oder andere anbekommen, hielt sich jedoch noch wacker. Darauf zu achten das ihm nichts geschah hatte sie schon lange aufgegeben. Hinterher würde sie zwar einiges zu reparieren haben, aber es lieferte ihr auch den Beweis sich nicht zurückgehalten sondern alles getan zu haben. Immerhin war sie Pilotin die kämpfte und nicht in einem Streichelzoo für Jäger. Ein durchaus belustigender Gedanke, allerdings brachte er Sakura nicht zum schmunzeln. Ihr Gesicht war angespannt, ihre Finger huschten über die Konsole, während sie ihren Jäger eine Kurve fliegen ließ. Diese Manöver sollte dazu dienen ihre Feinde dazu zu bringen sich an ihre Fersen zu heften und das Feuer zu eröffnen. Da die Kommunikation in den nächsten Minuten Tabu war, sie diese nicht als Angriffsziel verwenden konnten, musste sie eine Taktik aufgreifen die vielleicht für ein wenig Verwirrung sorgte. Wenn sie es schaffen würden ihren Gegner auf den Holzweg zu führen, die Kommunikation von „Festung“ zerstörten, dann wäre das Schicksal dieses Schiffes im Großen und Ganzen besiegelt. Die Schilde waren mehr oder weniger ausgefallen, wenn die Kommunikation ausfiel würden sie ohne jeglichen Kontakt zu den anderen Schiffen dastehen. Jedes Schiff besaß eine Schwäche und diese Schwächen musste man eliminieren. Ein TIE/D besaß die Macht dazu empfindlich Stellen zu treffen und damit erheblichen Schaden anzurichten. Klein, schnell und äußerst wendig. Sie war froh in einem solchen Jäger zu sitzen anstatt ein Kampfschiff zu befehligen.

Sakura flog ihre Kurve, gefolgt von Neun und Tank Sieben, brachte sie noch in Formation zum Abschluss des Kurvenfluges und hielt auf die Unterseite von „Festung“ zu. Selbstverständlich hatten sie mit dieser Aktion ihre Wirkung erzielt. Drei Jäger hefteten sich an ihre Fersen. Mit einem zufriedenen glitzern in den Augen – welches man jedoch bedingt durch den Helm nicht hätte sehen können – machte sie sich bereit.

„Seitlich hinter uns haben wir Gesellschaft erhalten“, erklang Tank Sieben ihre Stimme in Sakuras Ohr. Eine Feststellung die auch schon die momentane Rottenführerin beobachtet hatte. Dennoch bestätigte sie.

„Also gut, dann heizen wir ihnen mal ein. Formation auflösen. Beginnen sie die Jagt. Ihre Befehle sind klar.“

Ein böses Lächeln legte sich auf ihre Lippen. Neun und Tank Sieben bestätigten, dann brach die Formation auf. Sakura trat das Pedal durch und schob ihren Knüpel von sich. Ihr Jäger senkte die Nase und ging in einen Sturzflug über. Dabei beschleunigte sie, wurde in ihren Sitz gedrückt, während ihre Nase sich soweit senkte, dass sie über Kopf stand. Neun und die Scimitar Pilotin schienen ähnlich vorzugehen. Sakura brachte ihren Jäger ein ganzes Stück zurück, ließ dabei ihre Feinde dumm aus der Wäsche gucken und brachte ihren Jäger durch einen steilen Flug wieder in die Ausgangsposition, dann feuerte sie ein Torpedo ab. Sie konnte erkennen wie Neun ebenfalls feuert und Tank Sieben. Zwei der feindlichen Jäger wurden getroffen und sofort ausgelöscht, während einer ausweichen konnte jedoch an der Hülle von „Festung“ zerschellte. Mitsumo vernahm Jubel in ihrem Ohr, welcher von Tank Sieben stammte, welche sich zu freuen schien.

"Tank Sieben, kein Grund zur Freude. Sparen sie sich dies für später", befahl Sakuar.

„Acht, „Festung“ hat weiteren Schaden erhalten.“

„Ich sehe es, Tank Sieben. Allerdings haben wir die gewünschte Wirkung erzielt. Auf drei Uhr wie auch auf neun Uhr nähern sich jeweils drei Jägerformationen.“

„Oh oh“, hörte sie Tank Sieben sagen. „Ein wenig viel“, gab sie zu bedenken.

Immerhin sprachen sie nun von sechs Jägern! Über die Lippen von Mitsumo jedoch glitt ein weiteres böses Lächeln. Dies war genau das was sie gewollt hatte. Aufmerksamkeit auf sich ziehen, für Ablenkung sorgen und den anderen Rotten eine Möglichkeit geben. Sie wusste nicht genau wo die Restliche Staffel sich befand und was sie taten. Sie wusste nur das sie hier Kopf und Kragen riskierte, dass sie versuchte Drask zu ersetzen von dem sie nun gänzlich sicher war, dass er gefallen war und ihre Ahnung würde sie nicht im Stich lassen.

„Wir führen unseren Plan durch. Handeln sie nach eigenem Ermessen“, gab Sakura zurück und damit war klar was gemacht werden würde.

Die Exotisch wirkende Pilotin biss erneut die Zähne aufeinander und jagte ihren Jäger durch die Schwärze des Alls, welche nun jedoch von Laserfeuer erhellt wurden. Rote und Grün vermischte sich miteinander, erinnerte an ein Lichterfest nur das dieses hier keines war welche man aus der Nähe betrachten sollte, außer man war verrückt genug sich umbringen lassen zu wollen. Schweiß rann ihren Rücken hinab, ließ die Kleidung an ihrem Körper kleben. Ihr schwarzes langes Haar klebte an ihrem Kopf, hielt jedoch auch den Schweiß nicht auf welcher ihr über die Schläfen rann. Jeder Muskel in ihrem Körper, jede Faser war angespannt. Sie funktionierte. Ihre Überlebensinstinkte mischten sich in ihr Können als Pilotin mit ein. Zwei Eigenschaften verbanden sich, vereinten sich zu gingen gemeinsam vor. Wer würde am Ende überleben? Sie oder ihre Feinde? Wer würde scheitern? Wer würde sein Leben verlieren? Sie hatte jedenfalls nicht vor zu verlieren, hieran zu scheitern. Sie musste der Phönix sein welcher sich aus der Asche erhob und einen teil zum Sieg beitrug und wenn es nur ein kleiner war. Sie würde alles geben und wenn ihre Maschine am Ende aus dem letzten Loch pfeifen würde.

Kurz entschlossen ging sie in eine Seitliche rolle über, wobei zwei feindliche Jäger ihr folgten. Also gut, das nächste Dogfight hatte also begonnen. Sie strafte sich. Für das Imperium und vor allem als Beweis dafür das Drohnen niemals einen wirklichen Pilotin würden ersetzen können!

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Langsam, aber sicher zeichnete sich für den imperialen Piloten ab, der in dem TIE/D Defender saß, dass ihn sein Ziel, „Hawk Zwei“, aus dem chaotischen Gewirr des Schlachtfeldes herausführte, um ihn wahrscheinlich in einen provisorischen Hinterhalt zu führen. Denn hier draußen konnten überall noch irgendwelche Einheiten lauern, die entweder zu den Mandalorianern gehörten oder ein Teil der „Eisernen“ waren. Des Weiteren schwand für den Verfolgten das Risiko, dass dem Imperiale eigene Verbündete – zufälligerweise - zu Hilfe eilten. Insofern musste man an dieser Stelle sagen, dass just in dieser Sekunde das Schlachtenglück im Begriff war erneut die Seiten zu wechseln. Offenbar flog „Wolf Eins“ gerade todesmutig in seinen eigenen Untergang.

Einzelne Laserblitze brachten immer wieder kurzzeitig den verstärken Bugschild zum Aufleuchten, was Aiden selbstverständlich sofort dazu veranlasste, den Blick schnell zum Sensordisplay springen zu lassen. Zwar hatte er noch keinen Gegner gehabt, der zwei so agile Laserkanonen am Heck hatte, aber bislang sah er in dieser skurrilen Rarität kein Problem. Blindflüge gehörten einfach zum Metier eines Kampfpiloten einfach dazu. Nein, trotz all der erlebten Anstrengungen sowie der Erschöpfung, die sich allmählich in seinem Körper breit machte, bewahrte er die Ruhe, feuerte stattdessen lieber gelegentlich eine Salve und ließ den Gejagten so regelmäßig wissen, dass er noch immer mit voller Entschlossenheit an ihm dran war. Dabei wirkte das kantige Gesicht des Bastioners unter dem Helm grimmig.

Plötzlich drang die Stimme von Kam Leven an sein Ohr:
[Hier Vier, für den Augenblick müssen wir uns etwas zurückziehen und neu formieren. Die Luft um 'Festung' wird immer heißer. Sowohl Fünf als auch Sechs melden schon Probleme mit den Maschinen...]

Unwillkürlich biss der Staffelführer die Zähne zusammen. Kalter Zorn über sich selbst brandete für mehrere Hundertstel in ihm auf. Während er bloß einer feigen Blechbüchse durch das halbe System nachjagte, rieb sich seine Einheit derweil am Primärziel auf. Was für ein Vorbild war er nur! Musste er nicht die „Wolves“ in die Schlacht führen? Ihnen den Weg zeigen? Mit einem Mal überwältigten ihn verklärte Erinnerungen an seine beiden Vorgänger, Janson Sez und Jacen Foster. Blind feuerte er die nächste Salve auf den verfolgten Feind. Ob sie trafen oder nicht, konnte er aber nicht sagen. Das Bewusstsein kreiste in diesem Fall schlicht zu lange um diese Zweifel. Was trieb er bloß ganz allein hier draußen? Langsam befreite sich sein Geist aus der eingetretenen Lähmung.

Vier, ziehen Sie sich mit Ihren Schützlingen zurück“, befahl Aiden mit fester Stimme. „Suchen Sie dabei nach einem neuen Angriffsvektor. Primärziel bleiben weiterhin der Waffensysteme sowie die Triebwerke. Sekundär bleiben die Kommunikationssysteme – insbesondere Langstrecke.“

Noch einmal feuerte der „Alphawolf“ eine Salve auf seinen flüchtenden Gegner ab. Mehr und mehr drängte sich ihm eine Frage auf: Sollte er die Verfolgung abbrechen? Sollte er tatsächlich so schnell wie nur möglich zu einer Einheit zurückkehren? Sein Blick fiel ein weiteres Mal auf den Bildschirm für die Sensoren. 'Hat diese Blechbüchse noch so viel Energie in den Schilden?' Solche Sachen konnte man in den meisten Fällen bloß schwer abschätzen, da viele paramilitärische Einheiten oftmals ihre Maschinen modifizierten. Manche verbesserten ihren Antrieb, andere die Schilde. Unter den Piloten gab es sogar ein paar Verrückte, die es mit mehr Bewaffnung probierten. Unbewusst kniff Aiden die eisblauen Augen zusammen. 'Was für ein Typ bist du?' Obwohl noch immer Zweifel an ihm nagten, atmete er ruhig ein und wieder aus.

Letztendlich waren es irgendwelche undefinierbaren Signale, die den Imperialen zum Durchgreifen animierten. Nein, dieser TIE/D Defender würde nicht in irgendeinem Hinterhalt enden! – So schien jedenfalls mit einem Mal das Motto zu lauten als die Maschine in neuer Rekordzeit zu ihrem besten Tempo ansetzte. Es glich förmlich einem Satz nach „vorn“. Mit einem Mal schmolzen die einzelnen Kilometer Distanz, die bis dahin zwischen den beiden gestanden hatten, dahin. Dabei feuerte „Wolf Eins“ eine Salve nach der anderen auf den Feind, weshalb dessen Heckschild wieder und wieder für ein paar kurze Millisekunden aufflackerte. Gleichzeitig versuchte der mandalorianische Sternjäger durch das Schlagen von größeren Haken dem Beschuss zu entgehen, da soweit draußen kaum noch irgendwelche Trümmerwolken vorhanden waren.

Fosters Stimme drang mit einem Mal an sein Ohr:
[Hier spricht Guard Eins. Feindliche Bomber sind auf dem Weg zum Trägerschiff. Guards und Ruffians, wir sollen sofort einen Abfangkurs setzen und sie unschädlich machen, bevor sie ihr Ziel erreichen.] Eine kurze Pause folgte. [Wolf Eins, Sie und Ihre Leute kümmern sich weiterhin um 'Festung'. Ich unterstelle Ihnen hiermit das Kommando über die verbliebenen Scimitar.]

Kurz blinzelte der Bastioner als sich in der Ferne „Hawk Zwei“ in einen Feuerball verwandelte. Der Heckschild hatte am Ende dem entschlossenen Beschuss doch nicht standhalten können. Im Inneren atmete er bei diesem Anblick auf. Es schien so als hätte mit einem Mal irgendein böser Dämon von ihm abgelassen. Während er mit einem schlichten Klick zu verstehen gab, dass er die neuen Befehle zur Kenntnis genommen und verstanden hatte, trat er das rechte Steuerpedal ganz sachte durch und ließ seinen TIE in einem engen Halbkreis wenden. Mit dem bloßen menschlichen Auge konnte man aus der gigantischen Entfernung zwar kaum etwas erkennen, aber in diesem Augenblick bildete sich Aiden tatsächlich ein, dass er kurzzeitig einen Überblick über alles gewinnen konnte. Fühlte es sich am Ende so für hochrangige Flottentiere an? Neuer Elan schien ihn zu beflügeln.

Wolves, hier Eins – wir koordinieren uns bei Siebzig-Dreizehn-Fünf“, befahl der „Alphawolf“ als er seinen Sternjäger direkt auf das Chaos zuschnellen ließ. „Rottenführer, gebt mir Euren aktuellen Status durch.“


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[Weltraum | Iridonia-System | TIE/D-Cockpit] Chett Nectu (Wolf Neun) mit Sakura Mitsumo (Wolf Acht) und Tank Sieben; Wolves und andere in der Nähe

Im Rückblick auf die letzten Minuten musste Chett Nectu eingestehen, dass Sakura Mitsumo keine üble Rottenführerin war. Sie hatte ihr zusammengestückeltes Trio aus zwei Defenders und einem Scimitar recht gut im Griff und vermochte es, diese Kräfte gut einzusetzen. Mal setzte sie die modernen Jagdmaschinen mit ihren zahlreichen Kanonen und überlegenen Zielsystemen ein, mal den granatenbestückten Jagdbomber, je nachdem was gerade benötigt wurde. So konnten sie zuerst dazu beitragen, das Schildsystem der Festung zu Fall zu bringen, und dann die eine oder andere kleinere Lücke in die Panzerung des dunkel lackierten Riesen sprengen. Das Kommunikationssystem widerstand ihrem Angriff, hatte aber mit Sicherheit Schäden davongetragen und würde bei weiteren Treffern einfach in Stücke brechen. Drei feindliche Jäger schalteten sie mit einem gewagten Manöver aus, bei dem sie Torpedos und Granaten gleichzeitig zur Detonation brachten - Splitter und glühendes Gas durchsiebten Schilde und Rümpfe ihrer Gegner. Kurzum: Die drei Piloten und ihre Maschinen funktionierten als Einheit und entfalteten dadurch ihre volle Stärke. Die Ergebnisse konnten sich sehen lassen. Vermutlich war das der Grund, warum Tank Sieben keinen Einwand gegen Sakuras Führung hatte, obwohl die Frau mit der Kinderstimme als Lieutenant den höheren Rang besaß. Vielleicht war auch ein wenig Selbsterhaltungstrieb dabei, denn ihr musste klar sein, dass sie mit ihrem Scimitar mehr auf die Eskorte durch die beiden Defenders angewiesen war als umgekehrt. Sicher war jedoch, dass sie kein Klotz am Bein der Wolves war: Ihre Erfahrung und ihr fliegerisches Können stellten eine Bereicherung dar und auch ihr Jagdbomber bewies seine Qualitäten, im Angriffsflug ebenso wie im Dogfight. Kurzum: Alles lief überraschend gut und Chett war fast verblüfft darüber, wie effizient ihre gemeinsamen Manöver waren.

Doch dann kam ein Wendepunkt, der mindestens genauso überraschend war. Der Yaga-Minoer wusste sofort, dass die Dinge nun wieder anders laufen würden. Er wusste nicht, was im Kopf der hübschen Anführerin vorging, als sie entschied, die Formation aufzulösen, doch verstand er, dass der unerwartete Vorteil auf diese Weise verspielt wurde. Würden sie einzeln die Leistung erbringen können, die sie eben als Team vorgewiesen hatten? Wohl kaum. Wenn das der Fall wäre, würde man Sternenjägerpiloten als Einzelkämpfer ausbilden und nicht monatelang für den Formationsflug trainieren. Im ersten Moment gelang es den dreien, die Gegner mit dem abrupten Zerfall ihrer kleinen Schar zu verwirren. Die mandalorianischen Jäger hatten es wohl darauf angelegt, ihre Formation zu zersprengen; dass diese ich von ganz alleine löste, noch bevor sie ihren Plan wahrgemacht hatten, überrumpelte sie. Auf den Angriff, der unmittelbar darauf aus drei Richtungen erfolgte, reagierten sie nicht schnell genug. Tank 7 und Wolf 8 trafen ihre Ziele und zerstörten sie, Nectu verfehlte seinen knapp und brachte sich so um den dritten Abschuss des Tages. Das machte jedoch keinen Unterschied, weder für ihn noch für den feindlichen Piloten, der die Kontrolle verlor und am gepanzerten Rumpf der Festung zerschellte. Sie hatten mit einem einzigen Schlag eine ganze Rotte ausgelöscht und ihren Erfolgen einen weiteren hinzugefügt - vermutlich hatte Mitsumo es genau darauf abgesehen.

»Das war mein letzter Torpedo«, teilte er seinen Kameradinnen mit. Er war nicht besorgt deswegen: Dem TIE-Defender blieben noch genug andere Waffensysteme übrig. Mit leergeschossenen Torpedowerfern war er noch immer schwerer Bewaffnet als viele andere Maschinen direkt nach dem Aufmunitionieren.

Anstatt die Formation nun augenblicklich wiederherzustellen, behielt die provisorische Staffelführerin den aktuellen Zustand bei - obwohl sechs Maschinen auf sie zu kamen. Eine zahlenmäßige Überlegenheit um das Doppelte. Womöglich konnte Sakura das überleben - sie war eine begabte Pilotin und saß in einem brandneuen TIE/D, der wohl jedem anderen Jäger in der Galaxis mindestens ebenbürtig war. Vielleicht konnte auch Chett diesen Vorteil für sich nutzen und gegen zwei Feinde bestehen. Aber Tank Sieben saß nicht in einem dieser dreiflügligen Wunder der Technik, sondern in einem Scimitar. Einem Jagdbomber. Einem Kompromiss zwischen Angriffskraft und Wendigkeit. Der dunkelhäutige Pilot konnte dank seiner eigenwilligen Einstellung zum Tod nicht anders, als die Lage pessimistisch zu bewerten: Die Rottenführerin hatte Tank Sieben zum Tode verurteilt. Ob diese das ebenso sah, konnte er natürlich nicht wissen. Jedenfalls war ihr klar, dass es nun richtig gefährlich wurde - das war in ihrer Stimme zu hören, als sie ihre Skepsis über die Zahl der Gegner kundtat. Aber sie akzeptierte Mitsumos Entscheidung. Was hätte sie auch sonst tun sollen?

»Wir führen unseren Plan durch. Handeln sie nach eigenem Ermessen!« sagte Wolf Acht.

›Welchen Plan?‹ dachte Chett Nectu. Er hätte natürlich die Möglichkeit gehabt, Sakura seine Zweifel mitzuteilen. Er hätte sie darauf hinweisen können, dass er dem Scimitar keine reelle Chance einräumte, und einen Gegenvorschlag machen können. Aber seine Gleichgültigkeit gegenüber dem Tod von Feind und Freund war stärker als das Bisschen Gewissen, das sich in ihm rührte. Er kannte weder ihr Gesicht noch ihren Namen: Das machte es leicht, sie abzuschreiben. Keinen Gedanken verschwendete er an die Möglichkeit, sich ihr anzuschließen und sie zu schützen - Sakuras Order hätte ihm den Spielraum geboten. Doch sie war in seinen Augen bereits tot, während er noch lebte. Statt um sie musste er sich um sich selbst kümmern. Denn auch auf ihn steuerten zwei Maschinen zu.

So schnell und eng sein TIE/D es zuließ, wendete er und steuerte direkt auf die Angreifer zu. Zuletzt waren seine Geschütze so eingestellt gewesen, dass sie im Verbund feuerten: Alle Kanonen gleichzeitig, sodass sich ihre Strahlen in einiger Entfernung kreuzten und ein Maximum an Zerstörungskraft entfalteten. Gegen einen großen, schwer gepanzerten Gegner wie die Festung war das ratsam, doch jetzt änderte er mit einer routinierten Daumenbewegung diese Einstellung. Als er den Abzug betätigte, feuerten nun Mündungen nacheinander, so dass sie wie eine einzelne Schnellfeuerwaffe fungierten. Man musste nicht so genau zielen, konnte einen größeren Bereich mit tödlichen Strahlen eindecken. Chett drehte den Steuerknüppel, um seinen Jäger in eine rollende Bewegung zu versetzen, und flog direkt auf die Feinde zu. Diese erwiderten das Feuer und mindestens ein Schuss traf seinen TIE/D, doch hielt sich der Schaden in Grenzen - das merkte er daran, dass er noch lebte, als die Feinde an ihm vorbei waren. Sofort riss er das Steuer herum, um eine Kehre zu fliegen: Falls die Feindmaschinen nicht durch ein Wunder eine höhere Wendigkeit vorweisen konnten als ein Defender, musste er auf diese Weise in ihren Rücken kommen, denn er konnte die Kurve schneller beenden als sie. Während er die Trägheitskompensatoren an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit trieb, sodass starke G-Kräfte gegen seine Brust und Augen drückten, suchte er auf seinen Anzeigen nach den Feinden. Er fand sie, doch nicht dort, wo er sie vermutet hatte. Sie hatten nicht einmal den Versuch unternommen, ihn im Dogfight zu stellen oder in die Zange zu nehmen. Anstatt sich auf ein Katz-und-Maus-Spiel mit ihm einzulassen, hatten sie ihren Flug in halbwegs gerader Linie fortgesetzt. Ihr Ziel war ziemlich offensichtlich.

»Acht, meine beiden Geger schließen zu den anderen auf«, funkte er zu Sakura. »Sie wollen sich uns wohl einzeln vornehmen. Tank Sieben hat gleich vier Gegner im Heck.«

Er steuerte auf die Stelle zu, an der die Flugbahn seiner beiden Gegner sich mit der des Scimitars kreuzen musste, und beschleunigte auf Maximum. Er hatte vor, den beiden Mandalorianern nachzusetzen und den begonnenen Kampf zu Ende zu bringen. Doch es brauchte kein mathematisches Genie wie das von Yag Gyrr, um sich auszurechnen, dass er sie nicht rechtzeitig einholen würde, um Tank Sieben zu retten. Sie war chancenlos gegen vier Widersacher. Und Chett war nicht der Mann, der sich aus reinem Idealismus in ein aussichtsloses Gefecht stürzte, um auf ein Wunder zu hoffen. Er lenkte schroff nach Steuerbord, in die Richtung, in der Sakura Mitsumo sich befand. Hier stand es nun zwei gegen zwei.

Als er sich näherte, fand er ein wildes Getümmel vor. Die junge Pilotin hielt ihre beiden Gegner gut beschäftigt. Sie konzentrierten sich ganz auf sie und bemerkten seine Annäherung zunächst nicht. Er hatte genug Zeit, um einen von ihnen ins Fadenkreuz zu nehmen und abzudrücken. Die Schilde des Mandalorianers blitzten auf und dieser brach zur Seite aus, um dem Feuerhagel zu entkommen.



»Ich halte den hier beschäftigt, erledigen Sie den anderen«
, sagte er.

Während er dem Jäger nachsetzte, ging in einigen Kilometern Entfernung der Scimitar-Jagdbomber in Flammen auf. In den letzten Augenblicken kündeten markerschütternde Schreie vom Tod der Pilotin, die erst von den Flammen gepeinigt und dann vom kalten Vakuum des Alls erlöst wurde. Selbst sein abgestumpftes Gemüt blieb davon nicht ganz ungerührt. Er war nicht ganz unschuldig an ihrem Ende, denn er hatte nichts unternommen, um ihr beizustehen. Aber vor ihm verglühte nun Sakuras Widersacher, dann seiner, und dieser Erfolg gab ihm recht. Es war die richtige Entscheidung gewesen, die todgeweihte Kameradin aufzugeben und sich auf eine aussichtsreichere Aufgabe zu konzentrieren.

Der logische nächste Schritt wäre es nun, sich zu weit den vier Maschinen zu stellen, die gerade den Scimitar erledigt hatten. Doch die Schlacht um Iridonia beschränkte sich nicht auf den kleinen, beengten Blickwinkel von Chett Nectu und Sakura Mitsumo. Viel mehr geschah rings um sie herum, und offenbar verlangten Änderungen im Großen und Ganzen, dass sie nun eine andere Position und Rolle einnehmen sollten. Denn mit fester Stimme befahl Captain Thiuro über den Staffelkanal:

»Wolves, hier Eins – wir koordinieren uns bei Siebzig-Dreizehn-Fünf. Rottenführer, gebt mir Euren aktuellen Status durch.«

Sofort überprüfte er, wo sich die bezeichnete Position befand, und schlug den direktesten Kurs dorthin ein, der ihn nicht mitten ins Sperrfeuer einer Crusader-Korvette führte. Dass Sakura es ihm gleichtun würde, setzte er einfach voraus. Den vier Feindmaschinen, die sich soeben vom Wrack von Tank Sieben abwendeten, schenkte er gar keine Beachtung mehr. Sie waren nicht schnell genug, um die TIE/Ds einzuholen.


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Sakura biss die Zähne zusammen, sich dessen bewusst, dass sie Tank Sieben als Lockvogel nutzte. Sie wollte, dass sich sowohl ihre wie auch die Verfolger von Wolf Neun sich der Scimitar Pilotin annahmen. Damit hätten die beiden TIE/D eine gute Chance sich der sechs Büchsen zu entledigen, wenn Tank Sieben es schaffte ihre Granaten zum richtigen Zeitpunkt abzuwerfen und sich aus dem „Staub“ machte. Der Plan war gut, er konnte aufgehen, ein wenig verrückt vielleicht aber sie waren Piloten und als solches mussten sie alles versuchen. Doch der Plan sollte gehörig schief gehen! Sekunden später erhielt die provisorische Rottenführer von Chett die Auskunft, dass seine Büchsen sich auf Tank Sieben konzentrierten. Ihre eigenen jedoch hielten an ihr fest und dachten nicht im Traum daran sich von ihr zu lösen und sich der Scimitar Pilotin anzunehmen. Verdammt! Nectu ging nicht dazu über die Scimitar Pilotin zu unterstützen – welche schwächer war als Sakura selbst – sondern half seiner momentanen Rottenführerin. Warum? Sie würde mit den beiden Verfolgern allein Fertig werden! Ihr Herz setzte aus, für einen Bruchteil von Sekunden blieb ihr Herz stehen, ehe es mit aller Kraft wieder einsetzte. Verdammt noch mal warum kümmerte sich Wolf Neun nicht um den Bomber und half diesem? Er musste doch wissen das jene seine Hilfe benötigen würde. Innerlich fluchend feuerte Sakura, während Chett es ihr gleich tat. Ihre Gegner verglühten in einem Feuerball und die junge Pilotin versuchte noch beizudrehen, als ein Schrei in ihren Ohren gälte.

Nein! Am liebsten hätte sie geschrien, als Tank Sieben sich in einen Feuerball verwandelte und zerstört wurde. Nein! Ihr blieb die Luft weg, tränen quollen aus ihren Augenwinkeln, liefen ihre Wange hinab. Sie hatte versagt! Sie hatte die Jagdbomberpilotin bewusst in den Tod geschickt und dies ohne jegliches Gewissen. Sie war schuld, sie hatten den Tod der Frau zu verantworten! Wie hatte sie dies nur zulassen können? Wie hatte sie diesen Befehl nur erteilen können!? ‚Du hast versagt, Sakura! Du hast jemanden in den Tod geschickt! Du bist unqualifiziert. Wie konntest du nur!?‘, halten die Worte durch ihren Kopf welche von ihrem Unterbewusstsein stammten. Sie hatte an sich gezweifelt, hatte an ihren Fähigkeiten gezweifelt was die Führung einer Rotte anging und diese Zweifel waren berechtigt gewesen. Ihr Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen, ihr Mund wurde staub trocken, die Hände zitterten. Schweiß, eisig kalt überflutete ihren Körper, während ihr Puls raste. ‚Wie konntest du nur so handeln, Sakura? Wie konntest du nur?‘, schimpfte ihr Unterbewusstsein sie aus. Nein! Nein dies war nicht er Plan gewesen, dies hätte nicht geschehen dürfen. Dennoch war es geschehen. Es war geschehen und sie musste sich dafür verantworten. Wie sollte sie dies rechtfertigen? Würde sie es können? Es war ihr Plan gewesen, ihre Idee, ihr Befehl, ihre Anweisung! Sie, sie war es und nur sie allein. Das Schlucken viel ihr schwer, da kein Speichel mehr vorhanden war. Erst Drask und nun Tank Sieben. Für Drask seinen Tot sah sie ohnehin als schuldig an, was den Tod von Tank Sieben anging, dieser ging gänzlich auf ihre Kappe. ‚Ja, du bist verantwortlich, du alleine und niemand sonst. Versuch also erst gar nicht die Schuld auf Neun auszuweiten. Wer gab die Befehle?‘, hörte sie ihr Unterbewusstsein schimpfen. Es klang in ihren Ohren bösartig. Katapultierte sie in tiefes Loch, welches sie an eine Grenze brachte die ihr neu war. Bisher hatte sie sich nie für den Tod eines Kameraden verantworten müssen. Nun würde sie es jedoch!

Das Leben war Grausam, das Pilotendasein gnadenlos. Die Verantwortung auf ihren zarten Schultern schien sie zu erdrücken, drückte sie in ihren Sessel hinein und schien sie zu übermannen. Würde sie scheitern? Würde sie aufgeben, resignieren? Sie hatte versagt! Es war Aidens Stimme welcher sie aus ihrem Dilemma, ihrem Kampf mit sich selbst holte. Er gab neue Befehle und wollte einen Statusbericht haben. Sie schluckte, was noch immer schwer war. Doch nichts würde ihr jetzt helfen, nichts würde ihre Seele befreien oder ihre besudelten Hände rein waschen. ‚Hör auf, hör auf! Du bist Pilotin, lebe damit. Du bist ein Profi verdammt noch mal. Konzentriere dich!‘ rief sie sich in Erinnerung. Innerhalb von Sekunden schob sie ihre Gefühle Beiseite.

„Wolf Acht hier. Wir sind auf dem Weg zu den Koordinaten. Wir haben unseren letzten Scimitar, Tank Sieben verloren. Schilde halten noch, unsere Jäger haben jedoch einige Schäden davon getragen.“, teilte sie ihrem Staffelführer mit. Ihre Stimme war ein wenig belegt bei diesen Worten. Der Schock darüber war durchaus zu hören.

Sakura zog ihren Defender auf die entsprechende Position, wandte sich von Tank Sieben ab, ließ ihr Versagen vorerst hinter sich. Chett tat es ihr gleich. Beide übrig gebliebene TIE/D machten sich auf den Weg zum Treffpunkt mit Thiuro. Ihre Gedanken waren zum erliegen gekommen. Sie verbot sich jede Regung. Sie musste funktionieren, sie musste dies hier zu Ende bringen und dann wäre noch immer Zeit sich mit dem auseinander zu setzen was schief gegangen war. Dann würde sie sich mit ihrem Scheitern auseinandersetzen können. Sie war Pilotin! Sie konnte es sich nicht leisten jetzt auf andere Weiße zu versagen. Thiuro zählte auf sie. Es dauerte einige Minuten in denen sie ihre Maschinen auf Hochtour brachten ehe sie die befohlenen Koordinaten erreichten wo sie sich mit ihrem Staffelführer treffen sollten.

Sakura schloss für einen Bruchteil von Sekunden die Augen. Sie fühlte sich gänzlich unwohl in ihrer Haut, während ihre Finger sich um den Steuerknüppel verkrampften. Als sie ihre Augen öffnete, erneut schluckte konnte sie Thiuros Jäger sehen. In Ordnung, sie würde bereit für das sein was auch immer als nächstes kommen würde.

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[Mittlerer Rand | Glythe-Sektor | Iridonia-System || „Cabur“-Flottille | KED „Parjay“ | Brücke]
Alor Rell Vevut und Brückenmannschaft

Die „Parjay“ hatte leiden müssen. Obwohl die mandalorianischen Piloten mit aller Kraft gegen ihre imperialen Feinde ankämpften – und sie schrittweise dezimierten –, wies die recht bullige Hülle des Kedalbe-Schlachtschiffes inzwischen tiefe Krater auf, nachdem zahlreiche gegnerische Angriffe die Schildgeneratoren in die Knie gezwungen hatten. Was, außer sich langsam in Richtung der eigenen Verbündeten zurückzuziehen, hätte der haarige Kommandeur, Rell Vevut, tun sollen? Hätte er etwa stattdessen zusammen mit seinem eigenen Leben hunderte oder gar tausende Brüder und Schwester opfern sollen? Nein, obwohl der Togorianer liebend gern den Tod in der Schlacht finden wollte, war er trotz allem der Meinung, dass ein sinnloser Tod ein unwürdiger Tod sei. Deshalb hatte er sich für den taktischen Rückzug entschieden. Er brauchte einfach einen längeren Moment, um in aller Ruhe die verbliebenen Einheiten neu zu koordinieren.

Ein gertenschlanker X'Ting, Al'verde T'lax Vevut, meldete in einem Basic, das um viele Klacklaute bereichert war:
„Langstreckenkommunikation ist ausgefallen, Alor. Deck Sieben, Acht, Neun sowie Dreizehn wurde durch Hüllenbrüche unbegehbar. Zudem scheint ein Feuer im Hangar ausgebrochen zu sein. Glücklicherweise konnten wir es bisher eindämmen. Unsere Treibstofflager sind also nicht in Gefahr.“

Unruhig zuckten die Vibrissen. Sogar ein leises Knurren war zu hören. Solche Meldungen hörte der mandalorianische Kommandeur nur ungern, wenn es sich nicht um den Gegner, sondern stattdessen um seine geliebte „Parjay“ handelte. Der Mand'alor würde ihm eine Niederlage niemals verzeihen, da war sich der ergraute, kampferfahrene Togorianer sicher. Schließlich torpedierte eine Niederlage ihre Bemühungen das eigene Volk zurück an die Spitze der Galaxie zu führen. Nachdenklich tigerte Vevut vor dem taktischen Hologramm hin und her. Schweigend standen mehrere Adjutanten um ihn herum, beobachteten jeden Schritt und Tritt. Musste er den Druck erhöhen? Oder sollte er lieber den Deflektorschilden die nötige Zeit zur Regeneration gewähren? Eine schwere Entscheidung lag vor ihm. Gleich einem Raubtier, das hungrig auf der Lauer lag, blickte er zu einem anderen Offizier, der für die Koordination der Sternjäger zuständig war.

„Wie steht es um den Erfolg unserer 'Shriek', Verd?“, knurrte Vevut und ließ seinen Blick sofort zum Hologramm zurückkehren. „Haben Sie das Banner unserer Aru'e in Stücke zerrissen?“

Bevor der angesprochene Mensch, ein blutjunger Protector, überhaupt antworten konnte, war für ein paar Sekunden eine ferne Erschütterung – ganz leicht – zu spüren. Noch immer regnete es Bomben, Granaten und Torpedos auf das massige Schlachtschiff der Kedalbe-Klasse nieder, obwohl man sich längst aus der Jägerumklammerung der Imperialen gelöst hatte. Eine leichte Blässe im Gesicht des anderen Mandalorianer konnte das Katzenwesen, das eine ziemlich wuchtige Rüstung am Leib trug, erkennen. Jedoch sagte er zu dieser Erkenntnis keinen herablassenden Kommentar. Zum einen war die Situation, in der sie sich alle befanden, schlicht zu brenzlig; zum anderen sah kaum ein anderer Krieger bei seiner Feuertaufe besser aus. In den alten Liedern mochte der Krieg eine sehr glorreiche Sache voller Heldenmut und Ruhm sein. Die Realität zeigte einem erst die dreckige Seite. Obgleich der Verd einen Moment brauchte, schien er sich schnell wieder zu fangen.

Seine Stimme verriet ihn trotzdem als er berichtete:
„Bislang haben unsere Piloten zu einem großen Teil unter den gegnerischen Bombern der Scimitar-Klasse gewütet. Den einen oder anderen TIE/ad konnten sie ebenfalls ausschalten, Alor.“ Ein bisschen unsicher sah der Mensch auf die flimmernden Monitore, die sich vor ihm befanden. „Die 'Wolves' konnten sie noch nicht ausschalten. Höchstens eine Maschine ('Wolf Eins') konnte man kurzzeitig von der Herde trennen...“

Rell Vevut verzog das Gesicht. Im Äußeren Rand hatte sich die „Shriek“-Staffel bislang hervorragend geschlagen. Kein Gegner war ihnen gewachsen gewesen. Ohne irgendwelche Mühen hatten sie stets unter den Feinden gewütet und so den Ruhm für Mandalore gemehrt. Und nun sollten sie an einem geschwächten Imperium scheitern? Mit einem Mal stand für ihn eine einzige Frage im Raum: Was bot die Neue Republik denn auf, was dieses kriegerische Volk nicht besaß? Mehr und mehr geriet er unter Druck. Sein haariger Schwanz bewegte sich nervös und zeigte den Anwesenden wie sehr sein Besitzer gerade grübelte. Konnte er sich noch mehr zurückfallen lassen? Brachte ihm sein Handeln überhaupt etwas? Irgendwie hatte der mandalorianische Kommandeur inzwischen das Gefühl, dass er auf diese Weise bloß seinen Feind zu neuen Kräften kommen ließ. Und obwohl ein Sternzerstörer der altgedienten Venator-Klasse nicht die Feuerkraft manch anderer Schlachtschiffe von ähnlicher Größe besaß, konnte er noch ein ungemütlicher Gegner für die „Cabur“-Flottille werden.

„Verd, hetze unsere Kimogila auf 'Aru'e Solus'!“, befahl der muskulöse Togorianer am Ende seiner Überlegungen. „Vielleicht können uns die Patrouillenschiffe dieser Di'kut von Zabraken helfen. So zwingen wir den Venator auf alle Fälle in die Knie...“

Erneut zeigte sich das Raubtier in dem katzenhaften Mandalorianer als dieser plötzlich seine spitzen Reißzähne entblößte. Nein, an diesem Tag würde sich das Galaktische Imperium an ihm, seiner Aliit und seinem Schlachtschiff die Zähne ausbeißen. Immerhin waren sie die Jäger! Im Hintergrund gab der X'ting den Befehl für einen weiteren Schuss mit der Primärbewaffnung. Man wollte den eigenen Bombern eine Schneise durch die feindlichen Reihen schaffen. So würden sie noch schnell für den Untergang des halben Wracks sorgen, das am Anfang der Kampfhandlungen noch ein Trägerschiff war. Zufrieden beobachtete Rell Vevut wie die gebündelte Feuerkraft der „Parjay“ eine Fregatte der Imperialen, die sich kühn in die Linie geworfen hatte, zerfetzte. Obwohl vor dem einzelnen Schuss zahlreiche Lichter kurzzeitig geflackert hatten – und so überdeutlich auf den Zustand des Reaktors hinwiesen –, glaubte er nun mehr denn je an einen Sieg.

Jedenfalls bis sich die Issori einschaltete und meldete:
„Die 'Wolves' sowie deren restliche Scimitar bereiten den nächsten Angriff auf uns vor, Alor! Unsere Sensoren zählen Dutzende Explosivkörper; rasch näherkommend...“

[Mittlerer Rand | Glythe-Sektor | Iridonia-System || „Cabur“-Flottille | KED „Parjay“ | Brücke]
Alor Rell Vevut und Brückenmannschaft
 
[: Iridonia-System | mitten in der Schlacht (nahe Treffpunkt) :||: Achte Gefechtsflotte; Vierte Flottille; Zehnte Kampfgruppe :||: angreifendes Geschwader, Erster Flügel, Zweite Staffel :||: „Wolves' Squad“ | TIE/D Defender („Wolf Eins“) :||: Captain Aiden Thiuro :]

Beflügelt von neuem Elan preschte der Bastioner mit seinem Sternjäger auf die Koordinaten zu, die er seiner Einheit genannt hatte. Dort sammelten sich allmählich die elf „Wolves“, die noch nicht tot oder als verschollen galten, sowie deren Schützlinge. Nach einem Blick auf den Monitor, der für die Darstellung der Sensorergebnisse zuständig war, konnte er sogar damit rechnen, dass tatsächlich der Großteil der Scimitar-Bomber, die am Anfang der Schlacht mit ihnen aufgebrochen waren, noch am Leben war. Der feindliche Koloss musste demzufolge mit einem harten Schlag rechnen, sollten alle Maschinen die aufgebaute Abwehr erfolgreich durchbrechen und kurz vorm Beidrehen ihren Schuss tätigen. Insbesondere dieser Gedankengang beflügelte den „Alphawolf“ noch mehr. Recht energisch presste er die dünnen Lippen zusammen, während er die letzten Kilometer in einem rasanten Tempo zurücklegte.

Kurz bevor er endlich den Punkt erreichte, den er seinen verbliebenen Untergebenen genannt hatte, schaltete sich plötzlich eine kräftige, murrende Männerstimme ein:
[Wolf Eins, hier Royalist Eins – wie sieht nun eigentlich Ihr Plan aus? Meine Jungs und ich wollen uns nur äußerst ungern als träge Zielscheiben für diese Blechbüchsen hergeben.] Ein Knacken in der Leitung war kurz zu hören. [Ich denke, genügend Opfer hat mein Verband für heute erbracht.]

Diese sehr barschen Worte konnte der Captain, der gerade im Cockpit von „Wolf Eins“ saß, spontan nicht parieren. Ja, im Gegensatz zu den Maschinen, die sie als Eskorte zur Verfügung hatten, hatten die leicht betagteren Jagdbomber der Scimitar-Klasse bislang schon deutlich mehr Verluste in dieser Schlacht hinnehmen müssen. Es war demnach verständlich, dass deren Flügelkommandant langsam der Meinung war genug Blutzoll gezahlt zu haben. Instinktiv fühlte Aiden in diesem Moment, dass der Drang, hier im Iridonia-System erfolgreich zu sein, noch stärker wurde. Sie mussten dem Feind das Genick brechen! Machten sie diesen stählernen Koloss der Kedalbe-Klasse mit einem gezielten Schlag unschädlich, war der Sieg zum Greifen nah. Ein weiteres Mal schnellte der wachsame Blick zum flimmernden Display. Dann gab er eine Antwort.

„Wir werden im Verband gezielte Breitseite abfeuern“, kündigte der Bastioner an, während sich sein TIE/D Defender zu den anderen silbern-grauen Sternjägern gesellte. „Noch sind die Schilde unten, da dürften wir erheblichen Schaden bei Primär- und Sekundärzielen anrichten.“

Der Wing Commander, der die Befehlsgewalt über die Scimitars inne hatte, ließ auf einmal von sich ein Geräusch hören, das sowohl an ein Schnarchen als auch an ein Glucksen erinnerte. [Offenbar ist man in Ihren Kreisen wohl lebensmüde … oder Ihr Defender verleiht Ihnen diese 'Fähigkeit'. Mehr als blanken Selbstmord kann ich nicht daran entdecken, wenn wir von diesem Punkt aus auf diesen zerschrammten Koloss zufliegen. Meiner Meinung nach ist da zu viel Abwehr.]

Ingrimm regte sich beim Staffelführer des „Wolves' Squad“. Was sollten sie sonst tun? Sie mussten einen Durchbruch wagen, wollten sie überhaupt etwas ausrichten. Denn „Festung“ hatte sich längst hinter verbündeten Kriegsschiffen zurückgezogen, die bislang noch nicht in Schusswechsel mit den imperialen Aggressoren getreten waren. Würden sie tatsächlich solange warten bis ihre Leute weiter vorgestoßen waren, dann könnte der mandalorianische Koloss längst diverse Schäden behoben und den Deflektorschild wieder reaktiviert haben. Nein, sie mussten einfach handeln! So schnell wie nur möglich mussten sie einen neuen, kräftigen Schlag platzieren, sollte das Schlachtenglück nicht doch noch zu ihren Ungunsten kippen. 'Aber dafür muss ich diesen störrischen Kerl und seine Bomber im Boot haben', dachte sich der imperiale Captain und biss sich dabei unwillkürlich auf die Unterlippe. Zeit hatten sie nämlich ausgerechnet nicht!

Exakt in diesem Moment feuerte das Schlachtschiff der Kedalbe-Klasse, welches die Befehlsgewalt über die Mandalorianer in diesem System inne hatte, mit der wuchtigen Hauptwaffe. Dabei erhellte erneut ein gleißender Strahl den luftleeren Raum – und zerstörte am Ende eine Nebulon B-Fregatte, die sich kühn zwischen die feindlichen Reihen und die „Defender“ gestellt hatte. In diesem Fall war anzunehmen, dass der Kommandant bloß die nahenden Bomber aufhalten wollte und eher zufällig ins Visier der Hauptwaffe geraten war. Obgleich der Tod so vieler Kameraden beileibe keine schöne Sache war, bot er für Aiden – willkommener Weise – neue Munition in seinem Streit mit dem Wing Commander der Scimitars. Nun konnte er an die Rache der Piloten appellieren. Immerhin hatte fast jeder zusehen können wie die Nebulon B in einem Feuerball verschwand.


„Sollen diese Blechbüchsen nun etwa ungestört so weitermachen, Royalist Eins?“, fragte er und ließ seinen Sternjäger dabei in Stellung gehen. „Greifen wir jetzt nicht ein, nehmen sich diese Mistkerle das nächste Schiff vor … und dann sind unsere Kameraden wirklich alle für umsonst gestorben.“ Er ließ dem anderen Kommandanten keine Zeit für eine Antwort. Denn nun arbeitete sein Gehirn auf Hochtouren. Wolves, ihr führt den Schlag an. Rotte Zwei und Vier, schalteten schnell den Antrieb aus. Drei, ihr kümmert euch um die Kommunikation. Eins, wir nehmen uns derweil die Hauptwaffe vor. Scimitars, teilt euch auf. Wir können eure Granaten überall gebrauchen! Gute Jagd.“

[: Iridonia-System | mitten in der Schlacht (Treffpunkt) :||: Achte Gefechtsflotte; Vierte Flottille; Zehnte Kampfgruppe :||: angreifendes Geschwader, Erster Flügel, Zweite Staffel :||: „Wolves' Squad“ | TIE/D Defender („Wolf Eins“) :||: Captain Aiden Thiuro :]
 
[Weltraum | Iridonia-System | TIE/D-Cockpit] Chett Nectu (Wolf Neun) mit Aiden Thiuro (Wolf Eins), Sakura Mitsumo (Wolf Acht) und anderen

Chett Nectu war überrascht, neun TIE/Ds am Treffpunkt vorzufinden. Nur Sieben fehlte, doch das wusste er ja bereits - er war Zeuge des Angriffs gewesen, der Drask wahrscheinlich das Leben gekostet hatte. Alle anderen hatten es geschafft. Obwohl die Gegner alles andere als harmlos waren und den Kampf mit beeindruckender Verbissenheit führten. Die Scimitars hatten den weit höheren Blutzoll gezahlt. Und von den schildlosen TIE-Bombern und Interceptors, welche die Marauder-Corvette Hoplite zum Kampfverband beigesteuert hatte, war nichts zu sehen. Entweder waren sie noch irgendwo in Kämpfe verwickelt oder, was wahrscheinlicher war, abgeschossen worden. Erstmals seit dem Start von der Defender konnte Chett nun auch wieder einen Blick auf das Trägerschiff werfen. Er war nicht überrascht über deren Zustand, doch Anlass zur Freude bot höchstens, dass sie überhaupt noch vorhanden war. Größtenteils vorhanden, musste man sagen, denn ihr Rumpf wies gewaltige Löcher auf, durch die man die inneren Strukturen sehen konnte. Die Breschen in der Panzerung erstreckten sich jeweils über mehrere Decks, und im vorderen Drittel des Schiffes leuchtete nicht ein einziges Licht. Doch noch flog der Venator und ein Teil seiner Geschütze feuerte. Diese Schiffe waren wirklich robust konstruiert - der Hauptgrund für ihre lange Dienstzeit, die sich fast mit der von Dreadnaughts messen konnte. Manch andere Konstruktion wäre wohl schon in Stücke gebrochen. Schmerzlich erinnerte er sich an die Champion, den Vindicator, auf dem seine frühere Staffel stationiert gewesen war. Sie existierte nun nicht mehr. Ein Schicksal, das die Defender vielleicht bald teilte, wenn es ihnen nicht endlich gelang, die Mandalorianer in die Flucht zu schlagen und das System in die Knie zu zwingen. Verstärkung war nicht in Sicht und sie hatten bereits zwei ihrer Begleitschiffe verloren, sofern er die Lage richtig überschaute. Eine Korvette und nun auch noch eine Nebulon-B-Fregatte, die von einem gewaltigen Ionenausbruch aus der Hauptkanone des Schlachtschiffs komplett lahmgelegt wurde, bevor der nachfolgende Plasmablitz ihren Mittelteil einfach verdampfen und den Rest in Flammen aufgehen ließ. Von den Ruffians fehlten drei, von den Guardians mindestens ebenso viele. Kurzum: Die Wolves waren die einzigen, die bisher mit einem blauen Auge davon gekommen waren.

Doch was von der Invasionsstreitmacht noch übrig war, das formierte sich nun zu einem neuen Angriff. Aiden Thiuro setzte seine eigene Staffel an die Spitze und wies den Rotten unterschiedliche Ziele zu. Für Sakura und Chett bedeutete das eine Rückkehr zu der Kommunikationsanlage, die sie zusammen mit Tank Sieben bereits beschädigt hatten. Gefolgt von den Avengers und den Jagdbombern setzten sie sich in Bewegung - nicht ganz so schnell wie sie gekonnt hätten, denn insbesondere die Scimitars konnten bei ihrer Maximalbeschleunigung nicht mithalten. Dennoch erreichten sie bald beachtliche einhundert MGLT. Genug, um die Distanz zum Schlachtschiff schnell schrumpfen zu lassen. Da die Gegner nicht untätig gewesen waren und ebenfalls bemüht waren, sich neu zu formieren, stand nun wieder ein Schild aus Korvetten und Jägern zwischen ihnen und dem Primärziel. Ihnen blieben nur Sekunden bis zum nächsten Schusswechsel.

»Acht, den Angriff auf die Kommunikationsanlage müssen Sie führen, meine Magazine sind leer«, sprach Chett in das Helmmikrofon. Er hatte zwar vorhin schon gemeldet, dass ihm die Torpedos ausgegangen waren, war aber nicht ganz sicher, ob Mitsumo das mitbekommen hatte und sich dieser Tatsache gerade bewusst war. Ihre Rotte war unvollständig, dennoch schickte Thiuro sie allein zu ihrem Ziel. Wenn sich ihnen nicht der eine oder andere Scimitar anschloss, mussten sie die Sache zu zweit durchziehen. »Ich gebe Ihnen Deckung. Vorausgesetzt, wir kommen an der Korvette da vorne vorbei.«

Besagtes Schiff war eine der kleinen, nichtsdestotrotz aber kreuzgefährlichen Crusader-Korvetten, die in der frühen Phase des Kampfes schon bewiesen hatten, dass sie gewisse Qualitäten in der Abwehr von Raumjägern besaßen. Ihre Effizienz hatte abgenommen, als sich die Formation der ersten Angriffswelle aufgelöst hatte. Doch nun flogen sie wieder dicht beieinander und es bestand keine Gefahr, dass die mandalorianischen Kanoniere ihre eigenen Leute treffen würden. Also war wieder damit zu rechnen, dass diese kleinen Kriegsschiffe sich als das gefährlichste Hindernis auf dem Weg zur Festung erweisen würden.

Sekunden später begann das Abwehrfeuer. Erst vereinzelt und ungenau, doch dann mischten sich die Abwehrgeschütze des Keldabe-Schlachtschiffs und feindliche Sternenjäger mit ein. Chett sah, wie es vor ihm eine Maschine der zweiten Rotte zerriss - der Pilot katapultierte sich in letzter Sekunde mit dem Schleudersitz aus dem verglühenden Wrack, das nach unten aus der Formation taumelte. Doch dann feuerte die vierte Rotte ein ganzes Bündel Erschütterungsraketen ab, die direkt auf den Crusader zusteuerten.
Dieser wurde backbords getroffen und seine Flanke riss auf, das Geschützfeuer verstummte. Die andere feindliche Korvette wurde von der Ruan, einem imperialen Schiff der CR90a-Klasse, in einen ziemlich ausgeglichenen Nahkampf verwickelt und konnte sich ebenfalls nicht mehr um die Jägerabwehr kümmern. Abgesehen von den zahlenmäßig unterlegenen mandalorianischen Sternenjägern war der Weg zur Festung frei.

Zumindest glaubte Chett Nectu das, bis er die fünf Patrouillenboote der Law-Klasse entdeckte, die sich aus Richtung Iridonia näherten und offenbar bemüht waren, ihnen den Weg abzuschneiden.


[Weltraum | Iridonia-System | TIE/D-Cockpit] Chett Nectu (Wolf Neun) mit Aiden Thiuro (Wolf Eins), Sakura Mitsumo (Wolf Acht) und anderen
 
[: Iridonia-System | mitten in der Schlacht (im Anflug auf den Bug von „Festung“) :||: Achte Gefechtsflotte; Vierte Flottille; Zehnte Kampfgruppe :||: angreifendes Geschwader, Erster Flügel, Zweite Staffel :||: „Wolves' Squad“ | TIE/D Defender („Wolf Eins“) :||: Captain Aiden Thiuro :]

Sie, die verbliebenen Kräfte des dezimierten Geschwaders, stürzten sich auf den stählernen Koloss, der sich schwerfällig hinter einer Reihe verbündeter Kriegsschiffe scheinbar in Sicherheit gebracht hatte. Durch die luftleere Schwärze zuckte schon nach kürzester Zeit deren grelles Abwehrfeuer, um die nahenden Maschinen der Imperialen an ihrem tollkühnen Angriff zu hindern. Geschickt wichen die angreifenden Sternjägern dem breit gefächerten Beschuss aus. Doch trotz aller Bemühungen, die man in dieser Situation vornehmen konnte, blitzten dennoch vereinzelt die Schutzschilde kurzzeitig auf. Nein, solch ein frontales Manöver überstand nicht einmal der beste Pilot ohne einen Kratzer. In diesem Moment bangte jeder, der nicht gänzlich vom Adrenalin berauscht war, um sein Leben, weil man einfach zu schnell durch einen einzelnen Schuss des Feindes ausgelöscht werden konnte.

Derweil der TIE/D Defender in einem rasanten Tempo auf das schon arg ramponierte Schlachtschiff der Kedalbe-Klasse zuflog, fixierte Aiden mit grimmig entschlossener Miene das Primärziel, das er sowohl sich als auch seinen wenigen Begleitern erst kurz zuvor geben hatte: die riesige Hauptwaffe der „Festung“. Mehr und mehr schmolz die Entfernung zwischen seiner Maschine und dem bulligen Koloss dahin, während er im Kopf immer wieder die anstehenden Schritte durchging. Weil ihm der Überblick über die momentane Gesamtsituation fehlte, verspürte er – neben all den realen Gefahren – noch einen zusätzlichen Druck. Wollten sie hier nicht sang- und klanglos untergehen, mussten sie über diese Mandalorianer einfach triumphieren! Zum Glück hielt noch die Euphorie an, die ihn vor ein paar Minuten überraschender Weise gepackt hatte.

Rauschend drang erneut die Stimme des Scimitar-Kommandeurs an seine Ohren:
[Sie sind verrückt, Wolf. Lassen Sie uns tiefergehen, wenn wir nicht abgeschossen werden wollen!]

Tatsächlich koordinierten sich gerade die Verteidiger, die sich rasch um den angeschlagenen Koloss versammelt hatten, neu. Zwar mochten sie im Gegensatz zu den näherkommenden Sternjägern recht träge wirken, aber insbesondere die handvoll Korvetten der Crusader-Klasse, die noch intakt waren und einen Kampf mit den kleineren Maschinen in keiner Weise scheuten, brachten sich relativ rasch in Stellung. Mit jeder weiteren Minute wurde ihre Feuer noch einen Tick genauer. Hatte der Captain also überhaupt eine Wahl? In seiner Brust schlug das eigene Herz deutlich lauter, während der Griff um den Steuerknüppel zur gleichen Zeit fester wurde. Ganz leicht biss sich der „Alphawolf“ auf die Unterlippe. Er musste eine Entscheidung treffen! Ein einzelner Schweißtropfen perlte ganz langsam seinen Nacken entlang. Kurz blinzelte er.

Bevor den imperialen Sternjäger eine gegnerische Salve erwischen konnte, setzte die Maschine mit einem Mal zu einem ziemlich flachen Sinkflug an. Knapp über ihm zischten die gelblichen Schüsse kaum eine Sekunde später vorbei. Dem TIE/D folgten sofort die beiden baugleichen Flügelmänner als auch die vier klobigen Scimitar-Jagdbomber. Sie hatten etwas Zeit gewonnen. Denn während die mandalorianischen Kanoniere nun ihre Laserkanonen nach ihnen ausrichteten, konnten sie – sofern sie noch nicht ihre Spitzengeschwindigkeit erreicht hatten – an der löchrigen Barriere aus Korvetten vorbei rauschen. Für einen flüchtigen Moment leuchteten die beiden Ionentriebwerke der führenden Maschine sichtlich auf und der Sternjäger machte urplötzlich einen Satz nach vorn. Offenbar wollte dessen Pilot diesen Augenblick tatsächlich auf diese Weise ausnutzen. Langsam, ganz langsam kam der scheinbar schutzlose Stahlriese, „Festung“, in Sicht.


„Bleibt an uns dran!“, brachte Aiden zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Denn mehr als zwei maximal Versuche werden wir nicht haben...“

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Sakura atmete trotz der bisherigen Strapazen ein wenig durch, als sie erkannte, dass der größte Teil der Wolfs mit Ausnahme von dem Chiss Piloten alle noch vorhanden waren. Sie hatte mit mehr Verlusten gerechnet, Elitestaffel hin oder her, immerhin hatte es auch Drask erwischt und bei dem Chiss hatte es sich um Aidens Stellvertreter gehandelt. Umso erleichterter war sie also, das so viele von ihnen noch übrig waren und ihrer Aufgabe nachkommen konnten. Dafür sah es bei den anderen Staffeln weniger rosig aus. Bei den „Ruffians“ wie auch bei den „Guardians“ fehlten Piloten. Keiner von ihnen war mit einem blauen Auge davon gekommen. Auch wenn sie nicht zu ihrer Staffel gehörten, so bedauerte Sakura deren Verluste trotz allem. Auch für sie würde es nicht einfach werden damit umzugehen, sie würden ihre Reihen füllen müssen und auch wenn sie keine „besondere“ Staffel innerhalb des Imperiums waren, so waren sie nicht weniger wert als das Wolves Squad. Sakura wusste was es bedeutete einer „normalen“ Staffel anzugehören, wusste dass der Unterschied zu einer Elitestaffel nicht viel größer war. Der einzige wirkliche Unterschied war, dass man eine Elitestaffel weit mehr beäugte, sein Hauptaugenmerk auf sie legte. Pilot war Pilot und sie alle kämpften für die gleich Sache. Der Schmerz welcher damit verbunden war – wenn man Kollegen verlor – fühlte sich nicht anders an als bei jeder anderen beliebigen Staffel. Auch wenn Sakura sich vielleicht und unter Umständen etwas darauf einbilden konnte nun ein Mitglied der Wolfs zu sein, so bedeutete dies nicht weniger Schmerz. Der Verlust ihres Rottenführers – dessen Platz sie vorübergehend ausfüllte – war ebenso stark wie der Verlust innerhalb ihrer alten Staffel.

Auch wenn die Wolfs noch nicht so sehr miteinander verbunden waren, wenn Freundschaft eher noch ein Fremdwort war – dies hieß falls es etwas in dieser Richtung jemals geben würde – so empfand sie jedoch trotz allem etwas für jedes einzelne Mitglied auch wenn Sakura sich wünschte sie besser zu kennen und in dem Fall Drask. Ihr eigenes Ego war getroffen, die Wunden in ihrem inneren und der Schmerz drückten auf ihre Seele. Auch wenn sie bisher versucht hatte all dies in den Hintergrund zu drücken – was ihr gelungen war – so würde dieser im Hintergrund verweilende Schmerz früher oder später in den Vordergrund zurückkehren. Doch all dies durfte jetzt nicht ihren Geist vernebeln, sie ablenken! Sie musste sich auf ihre Aufgabe konzentrieren welche noch nicht beendet war. Noch immer musste sie ihre verbliebene Rotte anführen, noch immer verließ man sich auf sie und noch immer konnte sie scheitern. Würde sie erneut scheitern? Würde sie auch noch Chett verlieren!?

Was würde geschehen wenn sie ihren verbliebenen Flügelmann verlieren würde!? Würde die Schuld auf ihren Schultern, auf ihrer Seele ihr dann den Rest geben? Würde ihr Ego dies ertragen oder würde sie gänzlich den Halt unter den Füßen verlieren? Welch ein Charakter war sie und vor allem war sie stark genug um all dies durchzustehen!? Fragen über Fragen welche mit einem mal durch ihren hübschen Kopf glitten. Sonderbar das man erst in solchen Situationen auf Dinge kam die sonst so fern erschienen. Doch wo, wenn nicht hier und jetzt sollte solches Gedankengut auftauchen!? Sie gehörte nun einmal nicht zu der Sorte Mensch die wie Chett war, deren emotionsloses Verhalten – gleich woher es rührte – aus einer Persönlichkeit ein solches Wrack machte. Sie war zu offen, war zu fröhlich – auch wenn ihr sonniges Gemüt einen Dämpfer erhalten hatte – würde sie sehr wahrscheinlich niemals so werden wie Nectu.

Sakura schob dies alles beiseite, währen ihr Blick sich auf das Konzentrierte was vor sich ging. Die Reste der Invasionsstreitmacht formierten sich zu einem neuen Angriff. Es war noch nicht vorüber. Thiuros Stimme erteilte ihnen neue Befehle. Sowohl sie als auch Chett erhielte den Befehl sich um die Kommunikationsanlage zu kümmern – welche sie bereits mit Tank Sieben beschädigt hatten – und würden ihr bestes geben diese auszuschalten. Avengers und Jagdbombern -welche zwar nicht sonderlich schnell waren – erhielten ebenfalls eine Aufgabe. Sie brauchten also einige Sekunden ehe sie einhundert MGLT erreichten, was eine dennoch beachtliche Geschwindigkeit für eine Truppe wie sie war. Sakura versuchte gelassen zu bleiben, auch wenn sich ihre Gegner neu formiert hatten und zwischen ihnen und ihrem Ziel sich nun Korvetten und Jäger befanden. Auch dies würden sie schaffen, mussten sie schaffen.

Ein kurzes Rauschen erklang in ihrem Helmmikrofon, dann drang Nectus Stimme zu ihr durch welcher verkündete das seine Magazine leer waren. Sakura runzelte leicht die Stirn. Sie meinte diese Tatsache schon einmal von ihm vernommen zu haben. Allerdings war dies nicht sonderlich praktisch. Da sie nur noch zu zweit waren würde es dies nicht einfacher machen. Gut, Sakura selbst besaß noch einen Torpedo, doch wenn sie ihn falsch einsetzte würden sie nur noch auf ihre Geschütze zurückgreifen können. Sollten sie keine Unterstützung erhalten, so würden sie allein klar kommen müssen und irgendwie wettete Sakura darauf, dass sie ihre Sache allein würden machen müssen. Sie glaubte nicht daran das sie noch einmal von Seiten der Scimitar Unterstützung erhalten würden. Nicht nachdem Sakura Tank Sieben in den Tod geschickt hatte und dies in vollem Bewusstsein. Hatte sie jedoch letztlich eine andere Wahl gehabt? Die Pilotin hatte zuvor immerhin selbst ein Selbstmordkommando vorgeschlagen. Auch wenn Sakura dies verweigert hatte, so hatte sie die Frau dennoch nur Minuten später in den Tod geschickt. Ihre Hände waren damit besudelt und würden es bleiben. Zwar hatte sie dies in den hintersten Winkel zurückgedrängt – während sie sich immer und immer wieder ins Gedächtnis rief, dass es nicht umsonst gewesen war und das Opfer nicht gänzlich umsonst gewesen war, auch wenn sie sich vor Augen führte, dass der Tod dieser Frau zu verkraften war, sie damit den Rest ihrer noch vorhanden Staffel geschützt hatte – so war es dennoch nicht einfach sich damit zu „arrangieren“. Ein wenig grimmig biss sie die Zähne bei den letzten Worten ihres Flügelmannes zusammen.

„Verstanden Neun. Ich habe noch einen Torpedo, den sollten wir gut nutzen. Machen wir uns daran die Kommunikationsanlage zu zerstören. Auf Unterstützung sollten wir uns nicht verlassen. Also gut, geben sie mir Deckung. Ich versuche den Köder zu spielen."

Mit diesen Worten hielt Sakura auf die Crusader-Korvette zu, welche nur Sekunden später zu feuern begann. Wo es noch vereinzelte Schüsse gewesen waren, mischten sich nun auch die Abwehrgeschütze des Kaldabe-Schlatschiffes und das feindlicher Sternjäger mit ein. Sie konnte sehen wie es eine Maschine der zweiten Rotte zerriss und schluckte. Sie brauchte nicht länger den Köder zu spielen, der Weg vor ihr lag nun frei. „Festung“ war erreichbar. Zwei einzelne Jäger würden ohne Probleme durchkommen. Dies war ihre Chance!

Neun, der Weg ist frei. Erhöhen sie das Tempo. Wir fliegen einen neuerlichen Hüllenflug."

Kaum hatte sie den Befehl gegeben, als sie sie ein wütendes Schnauben von sich gab. So viel dazu!

„Verdammt, Gesellschaft. Fünf Patrouillenboote der Law-Klasse aus Richtung Iridonias“, gab Sakura an Chett weiter, welche diese wahrscheinlich auch schon bemerkt hatte.

Würden sie ihren Plan dennoch umsetzten können? Fünf gegen zwei, ein wenig unausgeglichen. Vier wären ihr lieber gewesen, daran jedoch war nichts zu ändern. Dann würden sie diese fünf wohl oder übel loswerden müssen. Kein schöner Anblick. Nicht wenn man bedachte, das jeder dieser fünf Boote jeweils fünf Torpedos besaß, was hochgerechnet fünfundzwanzig insgesamt machte. Das Verhältnis stand damit also verdammt schlecht für sie. Sakura biss sich auf die Unterlippe. Ohne Hilfe, nur sie beide gegen diese Fünf, mit einem einzigen Torpedo… Sollte man da schon hoffnungslos sagen!? Gab es dieses Wort überhaupt? In jedem anderen Bereich vielleicht, als Pilot konnte man sich dieses Wort jedoch nicht leisten. Verdammt! Was also tun? Fieberhaft versuchte sie eine Lösung, einen Plan zu entwickeln. Dies war völlig irre! Innerlich fluchte sie und dies nicht all zu schön.

„Ich glaube sie können Gesellschaft gebrauchen, Wolf Acht“, vernahm Sakura eine Stimme in ihrem Ohr was dafür sorgte das sie die Luft ausstieß. Damit hatte sie zwar nicht gerechnet aber Hilfe war ihr sehr Recht.

„Allerdings. Könnten wir. Schön sie hier zu haben.“

„Dachte ich mir. Keine schöne Ausgangslage. Wir werden sie unterstützen“, teilte ihr der Jagdbomber Pilot mit.

Ob dies aufatmen bedeutete!? Sakura ließ ihre Zähne von ihrer Unterlippe gleiten. Drei Jagdbomber als Unterstützung war besser wie nichts. Nein, es war perfekt! Sie sollte es optimistisch sehen. Mitsumo war auch so eine Optimistin. Ihre Nerven beruhigten sich langsam ein wenig. Die Ausgangslage veränderte sich damit. Fünf gegen fünf. In Ordnung, die Bomber waren langsamer als die TIE/D, besaßen dafür jedoch auch Granaten welche von Vorteil für sie waren.

„Sehr gut, dann lassen sie uns ein wenig Probleme verursachen. Bleiben sie in Formation hinter uns. Neun, wir versuchen dafür zu sorgen die Scimitars einige Granaten loswerden und am besten genug Schaden anrichten um uns auf „Festung“ zu konzentrieren. Im besten Fall ist es genug schaden und sie lassen von uns ab. Wenn es soweit ist fliegen wir einen neuerlichen Hüllenflug“, teilte sie mit.

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[Weltraum | Iridonia-System | TIE/D-Cockpit] Chett Nectu (Wolf Neun) mit Aiden Thiuro (Wolf Eins), Sakura Mitsumo (Wolf Acht) und anderen

Chett Nectu seufzte laut genug, um auch über das Helmmikro gehört zu werden, als Sakura Mitsumo ihre Antwort gab. In diesem Laut steckte weit mehr Emotion als in vielem, was er sonst von sich gab. Er war unüberhörbar entnervt. Denn die Rottenführerin hatte ihm zwar einerseits zugestimmt, andererseits aber einen Beschluss gefasst, der im krassen Gegensatz zu seinem Vorschlag und dem stand, was er für vernünftig hielt. Er wollte ihr Deckung geben - das konnte er nicht, wenn sie sich dem Feind als Ziel anbot! Er sollte derjenige sein, der den Köder spielte, damit sie eine bessere Chance hatte, lebend anzukommen und ihren letzten Torpedo einzusetzen... und nun drehte sie den Spieß um. Zog das Feuer auf sich, weg von Chett, der dadurch eher zum Ballast für sie wurde als sie zu schützen. Sie konnte es wohl einfach nicht lassen, immer die Heldin zu spielen. So waren sie, die Strahlemänner des Sternenjägercorps. Die ewigen Optimisten, zu denen zweifellos auch Sakura gehörte. Kein Talent dafür, das Notwendige vom Heroischen zu trennen. Sie luden sich selbst die schwierigsten Pflichten auf, auch wenn es überhaupt nichts brachte, und waren im Moment ihres beinahe unausweichlichen Todes wohl auch noch stolz darauf, ihr Leben so ›heldenhaft‹ verschwendet zu haben. Aber sie war dank Thiuros Dekret die Anführerin und hatte das Sagen. Wenn sie unbedingt in die Schusslinie fliegen wollte, konnte der Yaga-Minoer es ihr nicht verbieten.

»Wie Sie wollen«, murrte er daher nur und behielt seine Meinung ansonsten für sich.

Er folgte ihr in das Feuer der Korvetten hinein, und es war nicht seinem Zutun, sondern lediglich dem Glück und Zufall geschuldet, dass dieses verstummte, bevor die hübsche kleine Pilotin in Flammen aufging. Nectu war überzeugt davon, dass dieses Glück nicht ewig anhalten würde. Mitsumo führte sie alle in den Tod, da war er beinahe sicher. Sie mochte eine gute Pilotin sein und über viele Talente verfügen; sie mochte sich gut in Sage Dohas Propagandamaterial machen; sie mochte von ihrer politischen Gesinnung her eine treue imperiale Bürgerin sein. Aber Chett Nectu hielt sie nicht für eine gute Anführerin. Natürlich stand ihm darüber kein Urteil zu, aber eine Meinung bildete man sich zwangsläufig, wenn man mit beziehungsweise unter jemandem diente. Es war eigentlich kein Wunder, dass er mit ihrem Führungsstil nicht zufrieden war: Beide waren von ihrem Wesen her so unterschiedlich, dass Sakura zwangsläufig andere Entscheidungen fällte, als er es in der gleichen Situation getan hätte.


Seine Zweifel verstärkten sich, als sie den Angriff auf die fünf Patrouillenboote befahl. Zusammen mit den Scimitars wollte sie diese in einen Kampf verwickeln. Er gab ihr recht: Im besten Fall genügte ein erster Anflug, um die Iridonianer in die Flucht zu schlagen. Aber im Gegensatz zu ihr ging er niemals von einem idealen Ablauf aus. Was war ihr Plan für den Fall, dass es nicht so lief? In seinen Augen war ihr Vorhaben unsinnig. Aber vielleicht konnte er sie in eine Richtung schieben, die eher seinen Vorstellungen davon entsprach, wie man so einen Kampf austrug.

»Gegenvorschlag, Acht:« sprach er. »Wir verlieren viel Zeit, wenn wir uns mit den Dingern befassen. Wir sind schnell genug, um ihnen davonzufliegen. Wenn die Scimitars uns den Rücken freihalten, können wir in nullkommanichts bei der Festung sein und unser Primärziel erledigen.«

Er wusste wirklich nicht, wie Sakura auf diesen Vorschlag reagieren würde. Würde sie die Scimitars als Schutzschild einsetzen, wie sie es mit Tank Sieben gemacht hatte, um damit sich einen Vorteil zu verschaffen - und die schlachtentscheidende Aufgabe zu erfüllen, die man ihrer Rotte zugewiesen hatte? Oder würde sie darauf bestehen, sich selbst in die Schusslinie zu werfen, wie sie es eben bei den Crusaders gemacht hatte, obwohl Chett bereit gewesen war, ihr diese Last abzunehmen? Ihr war grundsätzlich beides zuzutrauen. So widersprüchlich beide Varianten auch waren: Sie passten beide zu ihren bisherigen Entscheidungen.

Nectu schüttelte den Kopf mitsamt dem schweren Pilotenhelm, als ihm klar wurde, wie wenig er sie verstand. Was in ihrem Kopf vorging, war für ihn ein Buch mit sieben Siegeln. Er hatte noch nie jemanden getroffen, dessen Verhalten für ihn so undurchschaubar war. Beinahe hätte er die Vorstellung reizvoll gefunden, dieses Rätsel zu ergründen. Aber nur fast.

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Die „Festung“, ein mandalorianisches Schlachtschiff der Kedalbe-Klasse, war ein richtiger Koloss – insbesondere für einen Piloten in seinem winzigen Sternjäger. Selbstverständlich hatte das stählerne Monstrum mittlerweile schon ein kleines Bisschen von seiner wilden Gefährlichkeit – physisch wie psychisch – eingebüßt, weil es durch all die erlitten Schäden ziemlich ramponiert wirkte, aber trotz allem konnte es den angreifenden Imperialen noch immer den Gar ausmachen. Vor allem durch die sehr mächtige Hauptwaffe, die in der angeschlagenen „Defender“, einem Sternzerstörer der Venator -Klasse sowie Trägerschiff der allermeisten Maschinen, die hier im Einsatz sind, ein lohnendes Ziel gefunden hatte. Schon schien sich das große Buggeschütz ein weiteres Mal aufzuladen. Denn allem Anschein nach hatte man die verteidigenden Söldner höchstens in die Ecke gedrängt; auf alle Fälle noch nicht erlegt.

Nachdem seine Begleiter und er die Crusader-Korvette überwunden hatten und nun „Festung“ in all ihrer „Pracht“ vor ihnen lag, klopfte das Herz in der Brust des Bastioners laut, sehr laut. Obgleich er schon mehrere solche gefährlichen Angriffe geflogen hatte – zuletzt im Bilbringi-System gegen eine intakte Golan-Station –, spürte er den Druck zu deutlich auf sich lasten. Denn dieses Mal war Aiden nicht ein einfacher Pilot, der Befehle befolgte, sondern ein Staffelführer, der Befehle gab. Er durfte folglich nicht nur auf sich und sein unmittelbares Umfeld achten, sondern musste auch das Tun der anderen Rotten (irgendwie!) im Auge behalten. Ein einzelner Schweißtropfen perlte seelenruhig das Kinn entlang, während sich im Fadenkreuz allmählich die Hauptwaffe als Ziel einpendelte.

Plötzlich erklang Levens Stimme in seinem Kopfhörer:
[Verdammt! Wir haben Crim verloren. Eine Blechbüchse hat ihn tatsächlich abgeschossen!]

Das Herz des Staffelführers zog sich unwillkürlich zusammen. Schließlich war „Wolf Sechs“ damit offiziell der zweite Verlust der Einheit unter seiner Führung. Kurzzeitig rutschte daraufhin sein Ziel aus dem Fadenkreuz. Sollte er etwas sagen? Sollte er Leven zum Weitermachen antreiben? Schnell glitt sein Blick zu dem kleinen Sensordisplay. Jedoch konnte er dort nichts erkennen. Stress breitete sich ungehindert in seinem Körper aus. Nervös blinzelte der Captain, während sich wieder einzelne Zweifel bei ihm meldeten. Brachte ihn Iridonia tatsächlich an seine Grenzen? Näher und näher kam das Schlachtschiff. Er hatte nicht mehr viel Zeit. Ganz zwangsläufig stellte sich für ihn deshalb bloß eine Frage: Angriff oder Rückzug? Zum Glück hatte er in diesem Moment das Gefühl, dass die Zeit immer zäher verlief.

[Jetzt bloß nicht die Nerven verlieren, Bomber], meldete sich auf einmal Samin zu Wort. [Noch ein einziger Schlag von unserer Seite und dieser Riese geht zu Boden!]

Möglicherweise waren es die Worte der jungen Chiss-Pilotin, die insgeheim auch für Aiden eine Art Balsam waren. Denn kaum hatte sie diese beiden Sätze über den Staffelkanal gesagt, da konnte der Bastioner spüren wie das eigene Selbstvertrauen Stück für Stück zurückkehrte. Langsam fand sogar sein Fadenkreuz wieder das ursprüngliche Ziel. Trotzdem klopfte das Herz noch laut. Sein Daumen streichelte trotz allem sanft den Feuerknopf. Nein, einen Rückzieher würde er nicht machen! Dafür hatten sie hier schon zu viel geschafft – und zu viel verloren. Vor seinem geistigen Auge tauchte für ein paar Millisekunden Drasks entschlossenes Gesicht auf. Was war ihm bloß passiert? Noch einmal blinzelte er. Inzwischen nahm „Festung“ sein komplettes Sichtfenster ein. Nein, einen Rückzieher konnte er bei der Distanz nicht mehr machen.

„Erste Rotte, Bereitmachen für Torpedoabschuss“, befahl der „Alphawolf“, während im Hinterkopf ein Countdown zu laufen schien. „Scimitars haltet euch bereit! Zwei Chancen – mehr haben wir bei dieser Lage nicht...“

Ja, im Gegensatz zu dem Schlachtschiff der Kedalbe-Klasse wirkten die nahenden Sternjäger klein, beinah winzig. Man mochte fast meinen, dass sie gewissermaßen bloß Mikroben in der Welt solcher Kolosse waren. Doch so wie ein paar Einzeller einem überaus angeschlagenen Körper eine schwere Krankheit zufügen konnten, konnten diese Sternjäger dem Riesen den Todesstoß versetzten. Schon allein aus diesem Grund versuchten die mandalorianischen Kanoniere mit jedem einzelnen Schuss deren geplanten Angriff auf die Hauptwaffe – oder andere Stellen – zu vereiteln. Jedoch ließen sich die drei TIE/D und die vier Scimitar-Bomber nicht aufhalten. Kilometer für Kilometer schmolz bei ihrem Anflug dahin – und dann feuerten die hochmodernen Jagdbomber jeweils zwei Torpedos auf das aus ihrer Sicht gigantische Ziel ab. Eine Sekunde, zwei Sekunden, drei Sekunden, vier Sekunde n mochten vergehen und dann war deren Detonation zu sehen.

Über den erweiterten Rottenkanal ertönte kurz darauf die Stimme des Wing Commander:
[Angriff, Leute! Nehmen wir diese Blechbüchsen endlich auseinander!]

Nun setzten die schwerfälligeren Jagdbomber, die hochexplosive Granaten geladen hatten, zu ihrem Angriff an. Nachdem sie eine leichte Kurve geschlagen hatten, um sich schnell parallel zum Verlauf der mandalorianischen Hauptwaffe zu bringen, gingen sie sogleich zu einem Sinkflug über. Nein, in diesem Moment schien sie keine feindliche Kraft stoppen zu können. Denn Meter für Meter kamen sie dem Durastahl näher. Und dann klinkten sie den ersten Schwall an Sprengkörpern aus. In diesem Moment konnte man aus der Ferne sehen wie sie eine Spur an grellen Explosionen nach sich zogen, „Festung“ zum Erschüttern brachten und ihr gleichzeitig erheblichen Schaden zufügten. Jedoch war am Ende kein Jubel seitens der „Wolves“ zu hören. Denn just in dem Moment als die Scimitar ihren Flug beendeten und zu den TIE-Defendern zurückkehren wollten, tauchte auf einmal eine trudelnde StarViper auf und steuerte direkt auf den Scimitar zu, der „Royalist Eins“ war. Sekunden später war bloß noch ein Feuerball zu sehen...

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Mehr und mehr lichteten sich die Reihen der imperialen Piloten. Um in dieser Schlacht dem Tod zu entrinnen, musste man neben einem phänomenalen Können anscheinend auch eine gehörige Portion Glück haben. Kurz nachdem er mit seinem TIE-Defender einem Turbolaserschuss um Haaresbreite entkommen war – seine Maschine hatte sich noch rechtzeitig nach steuerbord gerollt –, kam Aiden unwillkürlich der Gedanke, dass selbst Corellia nicht so schlimm gewesen war. Oder hatte er diesen Teil der Erlebnisse bloß längst erfolgreich verdrängt? Hatte sein Bewusstsein vielleicht ausreichend Abstand von dieser Schmach genommen, weshalb er sich nicht mehr daran erinnern konnte? Bevor ihn der nächste Schuss treffen konnte, erhöhte der Bastioner Pilot mit einem zügigen Handgriff das Tempo seines hochmodernen Sternjägers. Selbst im luftleeren Raum hatte es den stets Anschein als mache der TIE/D mit einem Mal einen kleinen Satz nach „vorn“.

„Rotte Eins, sofort aufschließen!“, befahl der Captain und ließ seinen wachsamen Blick blitzschnell zum winzigen Sensordisplay springen. „Noch kann sich der Koloss wehren...“

In einer Entfernung von einhundert, höchstens zweihundert Metern folgten dem silbern-grauen TIE, der drei skurrile Solarflügel besaß, zwei gleichartige Modelle sowie drei etwas trägere Jagdbomber der Scimitar-Klasse. Obwohl sie keine Lebewesen waren und zudem noch Deflektorschilde besaßen, sah man ihnen an, dass sie – oder besser: ihre Piloten – abgekämpft waren. Einfach zu lang dauerte diese Schlacht. Einfach zu lang musste man sich schon auf einem sehr hohen Niveau konzentrieren, sollte Gevatter Tod einen nicht doch erwischen und man am Ende unweigerlich das eisige Grab mit den schon gefallenen Kameraden teilen. Zügig entfernten sich die sechs Sternjäger von dem Koloss, der bei den Imperialen den Codenamen „Festung“ trug. Im Gegensatz zum Beginn der Schlacht sah das mandalorianische Kriegsschiff der Kedalbe-Klasse inzwischen ziemlich ramponiert aus. Es war eigentlich nur noch der eiserne Wille der gekauften Verteidiger – „Blechbüchsen“ genannt –, der das Schlachtschiff am Leben hielt.

Über den Rottenfunk erklang auf einmal Mengsk Stimme. Erschöpfung schwang unterschwellig mit als er berichtete:
[Eins, diese 'Salkies' (Crusader-Korvetten) rücken anscheinend gegen die 'Defender' vor.]

Unter dem schweren, anonymisierenden Helm verzog Aiden unwillkürlich den Mund. Hatten sie die Mandalorianer etwa so weit in die Ecke getrieben, dass sie nun tatsächlich die Flucht nach vorn – in Form eines letzten, verzweifelten Angriffs – wagten? Man musste in diesem Moment wahrlich kein Hellseher sein, um zu erkennen, dass der Gegner die Taktik der Imperialen kopierte. Wer zuerst den Befehlshaber der anderen Partei tötete, hatte diese Schlacht zweifellos gewonnen – soweit waren sie mittlerweile gekommen. Der Griff um den Steuerknüppel wurde fester. Was sollte er nun tun? Sollte er Foster informieren oder stattdessen von „Festung“ ablassen? Eine Schar herrenlose Trümmerteile schrammte an seinem angekratzten Deflektorschild. Leise piepste das Analyseprogramm. Offenbar hatte er durch seine kurzzeitige Unachtsamkeit automatisch weiteren Schaden genommen. Natürlich handelte es sich bloß um minimale Kratzer, aber die Mechaniker des „Wolves' Squad“ würden nach dieser Schlacht trotz allem viel zu tun haben.

Guard Eins, hier Wolf Eins – die Blechbüchsen starten einen Gegenangriff“, teilte der „Alphawolf“ nach einer kurzen Bedenkzeit seinem Vorgesetzten mit. „Zweifelsohne dürfte unsere 'Defender' das Ziel sein.“

Foster reagierte sofort: [Danke, Wolf Eins. Man hat uns schon darüber informiert und befohlen, dass ihr euren Druck auf 'Festung' sofort verstärkt. Brecht diesen Blechbüchsen endlich das Genick!]

Obzwar sein Gesprächspartner es nicht sehen konnte, nickte der Bastioner daraufhin. Bedingt durch die schwarze Pilotenkluft, die er gerade trug und die ihm kaum irgendwelche Bewegungen erlaubte, mochte man es möglicherweise kaum sehen, aber sie motivierte ihn noch mehr. Die Mandalorianer waren am Ende! Ihre Verzweiflungstat würde ihnen nichts mehr nützen! Sobald er und sein Gefolge ihren zweiten Angriff erfolgreich geflogen hatten, war diese Schlacht entschieden – mehr und mehr festigte sich dieser Gedanke in seinem Bewusstsein; wurde tatsächlich zur Gewissheit. Ein weiteres Mal erhöhte Aiden ein bisschen das Tempo seines TIE-Defender, während sich sein Blick zur selben Zeit gänzlich auf einen Punkt konzentrierte, der als ihr neuer Startpunkt dienen sollte. Gegnerische Sternjäger konnte er in diesem Moment nicht ausmachen. Stürmten diese gerade ebenfalls auf den ramponierten Sternzerstörer der Venator-Klasse ein? Gedanken über die mögliche Übermacht, der sich Foster und Reed nun im schlimmsten Fall stellen mussten, ließ er nicht zu. Konzentriert musste er bleiben!

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Als wäre es nicht schon schwierig genug eine Rotte zu führen, nachdem man sie mehr oder weniger dazu verdonnert hatte, als ob es nicht schon genügt mit alldem zurecht zu kommen – sich halbwegs gut zu schlagen und gleichzeitig mit seinen inneren Konflikt klar zu kommen – so machte Nectu es ihr nicht einfacher. Es schien so als ob er ein Problem mit ihrem Befehl hätte. Sakura versuchte heraus zu finden was ihm daran nicht gefallen mochte, schob jenen Gedanken allerdings beiseite. Es spielte jetzt keine Rolle! Sie hatte den Befehl gegeben und er würde sich daran halten. Sie hatte das Kommando und ob es ihm passte oder nicht, sie besaß ihren eigenen Stil mit solcherlei Dingen umzugehen. Verdammt noch mal, sie hatte bisher noch nie wirkliche eine Rotte angeführt also konnte man beim besten Willen nicht von ihr erwarten das sie alles perfekt machte. Sie war nicht Thiuro – auch wenn sie gern wie er wäre – so bedeutete dies nicht, dass sie schlecht war. Wieder stiegen Zweifel in ihr auf, wieder fragte sie sich ob sie die richtige hierfür war, ob es nicht besser wäre die Führung Nectu zu geben. Aber wäre dies richtig? Wäre es richtig einem emotionslosen Wrack, welcher sich einen Dreck um den Rest der Menschheit kümmerte oder gar scherte, die Führung zu übergeben? Wäre sie mit seinen Befehlen zufrieden oder könnte sie sich damit einverstanden erklären? Sie beide waren verflixt unterschiedlich von ihrem ganzen Wesen her und damit war es nur natürlich, dass man die Befehl der vorläufigen Anführerin wohl nicht sonderlich gut fand. Für ihr angeschlagenes Ego – da sie den Tod von Tank Sieben zu verantworten hatte und sich in gewisser Form auch die Verantwortung für Drask Tod gab – war Nectu alles nur nicht gerade hilfreich. Genau genommen war er das letzte was sie gerade gebrauchen konnte. Dummerweise nur flog er in ihrer Rotte und sie konnte ihn nicht einfach ignorieren sondern musste mit ihm zurechtkommen.

Anstatt ihren Befehl zu akzeptieren schlug er etwas anderes vor. Sakura verzog ihre Lippen. Wenn er schon jetzt damit begann sie infrage zu stellen wie würde dies erst einmal sein wenn sie öfter in diese Situation kommen und sie vorübergehend die Führung übernehmen musste!? Nicht das sie darauf großen Wert legte, dennoch war es möglich. Sollte sie sich Nectus Worte einfach gefallen, auf seinen Vorschlag eingehen und so tun als ob sie zuvor keinen Befehl gegeben hatte!? Würde dies ihre momentane Autorität untergraben? Würde er sie noch ernst nehmen wenn sie sich einfach von ihm unterbuttern ließ? Es war nicht so, dass sie nicht für Gegenvorschläge dankbar wäre oder sie beachten würde und dennoch wurde sie gerade das Gefühl nicht los als ob Nectu versuchte seinen Willen durchzusetzen. Er hatte ein Problem mit ihr dies wusste sie und vielleicht ging es ihm auch völlig gegen den Strich das man ihn nicht dazu ausgewählt hatte die Führung der Rotte zu übernehmen. Selbst wenn dem so war, so würde er sich an das halten müssen was Thiuro befohlen hatte. Auch dann wenn Sakura vielleicht nicht die beste Wahl gewesen war. Vielleicht würde sie sich niemals dafür eigenen eine Rotte anzuführen, vielleicht war sie nicht in der Lage dazu Befehle wirklich so zu geben wie andere sich dies wünschen würden. Vielleicht lag es ihr nicht, vielleicht würde sie versagen, scheitern und ihre Rotte in den Tod führen. Möglicherweise war sie ungeeignet zur Anführerin und nicht mehr als eine kleine gute Pilotin die besser werden würde und dennoch, sie hatte momentan den Befehl und verdammt noch mal, es war ihre Aufgabe Befehle zu geben. Thiuro hatte sich dazu entschieden und gleich was er sich dabei gedacht haben mochte – dies hatte er wahrscheinlich – sie würde diese Rotte führen! Ob Nectu ein Problem damit hatte oder nicht spielte keine Rolle. Sie würde sich die Butter nicht vom Brot nehmen lassen und sie würde nicht dulden das ihre Befehle einfach so infrage gestellt wurden. Es war ihr Verantwortung!

Sakura schob ihre Gedanken beiseite, schob ihre Angst, ihr Versagensgefühl in die hinterste Ecke. Nein, nein, nein! Dies hier war ihr Part. Sie mochten vielleicht Zeit verlieren wenn sie sich mit diesen Dingern wie Nectu sie nannte aufhielten, aber wenn sie nichts unternahmen obwohl sie es konnten würden die anderen weitere Probleme bekommen und sie waren ohnehin schon völlig ausgelastet. Diese Patroullienboote waren langsamer wie sie und diesen Vorteil konnten sie für sich nutzen. Sie hatte nicht vor sich in einen Kampf mit diesen Dingern einzulassen, sondern wollte viel mehr verhindern, dass der Rest der Staffel sich um ein weiteres Problem kümmern musste. Sie waren hier! Sie waren nahe genug um etwas unternehmen zu können. Niemand würde ihr diesen Entscheidung abnehmen können, auch kein Chett Nectu, dessen Vorschlag genauso ungenügend war wie ihr eigener Befehl. War es am Ende vielleicht sogar ein gewisser Machtkampf zwischen ihnen? Eine Absurde Idee, welche Sakura sofort wieder verwarf.

„Wenn wir die Patroulienboote einfach ignorieren, Neun, wird der Rest unserer Staffel mit ihnen zu tun bekommen und dies wäre nicht sonderlich von Vorteil. Wir sind hier, wir haben die Chance etwas zu tun und ich habe nicht vor mit ihnen zu spielen sondern nur dem Rest unserer Leute eine Chance zu geben. Unser Primärziel ist die Zerstörung der Kommunikationsanlage. Ich habe ihren Vorschlag gehört und ihn zur Kenntnis genommen.“

Ihre Worte klangen eisig, machten deutlich, dass sie sich auf keine Diskussion mit Neun einlassen würde.

„Mein Befehl bleibt bestehen. Führen sie ihn aus und dann kümmern wir uns um „Festung“.“

Damit war die Diskussion beendet.

„Scimitars, schicken sie ihre Granaten los, sobald sie die Koordinaten 774-21-7 erreicht haben. Dann fliegen wir eine Kurve und direkt auf Festung zu“, befahl sie.

Sollte Neun fluchen wie er wollte, letztlich würd er tun müssen was sie befahl und sie allein würde sich hierfür verantworten müssen. Sakura eröffnete das Feuer auf ihre Feinde, ließ ihren Jäger kurz vor Erreichen der entsprechenden Koordinaten ein Stück zurück fallen, wodurch die Scimitars in den Vordergrund geschoben wurden. Ihre Granaten wurden losgeschickt, dass Feuer auf sie eröffnet. Sakura feuerte aus vollen Rohren.

„Hochziehen“, befahl sie.

Sie biss die Zähne zusammen als die Scimitars gerade so dem Feuer der Patroulienboote auswichen. Sakura beobachtete nicht ob die Granaten irgendeine Wirkung hinterlassen hatten oder nicht, sondern brachte ihren TIE/D in einem Bogen zur Festung zurück. Es schien als ob keiner ihrer Leute wirklichen Schaden genommen hätte und dies genügte ihr. Primärziel war nun die Kommunikation von „Festung“.

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Weltraum | Iridonia-System | TIE/D-Cockpit | Anflug auf fünf Patrouillenboote] Chett Nectu (Wolf Neun) mit Aiden Thiuro (Wolf Eins), Sakura Mitsumo (Wolf Acht) und anderen

Sakura Mitsumos Antwort war unmissverständlich. Mit einer gewissen Schärfe in der Stimme teilte sie Chett Nectu mit, dass sie seinen Gegenvorschlag zur Kenntnis genommen hatte, sich davon aber nicht beirren ließ. Sie schloss sich seiner Meinung nicht an, ihre Befehle blieben bestehen. Ob sie aus Trotz oder Überzeugung an ihrem Weg festhielt, war nicht von Bedeutung. Es war ihr Recht, die Anweisungen zu geben, ob sie vernünftig waren oder nicht. Und Chetts Aufgabe war es, sie zu befolgen.

Befehle befolgen, das konnte er. Er konnte es sogar so gut, dass frühere Vorgesetzte ihm hin und wieder Aufgaben übertragen hatten, die andere Offiziere vielleicht gar nicht befolgt hätten. Er hatte sich dafür qualifiziert, weil er nicht fragte, ob ein Befehl moralisch vertretbar und gerechtfertigt war. Auch Anweisungen, die gegen das Pflicht- oder Ehrgefühl vieler Kollegen verstießen, befolgte er normalerweise ohne zu murren. Jetzt war die Sache natürlich ganz anders gelagert: Hier ging es nicht um Moral und Ehre, sondern einfach um die Frage, welches Vorgehen zielführender und sinnvoller war. Er hatte seine Meinung, Sakura hatte ihre; sie hatte das Sagen, also war die Diskussion erledigt. Den Einwand angebracht zu haben, genügte ihm vollkommen, und es störte ihn nicht im Geringsten, dass sie nicht seinem Vorschlag folgte. Eigentlich sprach es sogar für sie und ihre Führungsqualitäten, dass sie sich zumindest keine Unsicherheit anmerken ließ.


»Verstanden, Acht«, sagte er daher nur. In seiner Stimme schwang kein Hauch von Ärger oder Enttäuschung mit - allerdings auch sonst keine wahrnehmbare emotionale Regung. Nur die körperliche Anstrengung, die mit einem solchen Kampf unweigerlich einherging, war ein wenig zu hören, aber das war bei den meisten der Fall.

Der TIE/D steuerte auf die Patrouillenboote zu, die als nächstes Ziel bestimmt waren. Die Law-Klasse verfügte über charakteristische, nach unten gezogene Flügel, die aber nicht darüber hinwegtäuschen konnten, dass es sich um recht plumpe kleine Schiffchen handelte. Sie waren weder besonders elegant noch besonders wendig oder schnell; für einen Dogfight waren sie nicht gebaut. Aber sie besaßen mehrere Geschütze. Ihre Hauptaufgabe bestand darin, Patrouillendienst zu leisten und im Namen von Militär und Sicherheitsbehörden die Interessen lokaler Regierungen zu wahren. Dementsprechend waren sie eigentlich nicht fürs Schlachtfeld konstruiert, wohl daber dafür, einen flüchtigen Verdächtigen oder frechen Piraten mit ein paar wohl gezielten Schüssen außer Gefecht zu setzen. Es wäre gefährlich, so einen Gegner zu unterschätzen, insbesondere weil es gleich fünf Schiffe dieser Klasse waren, die sich den Jägern und Jagdbombern in dichter Schar näheren. Sie würden sich gegenseitig Deckung geben können und ihre Schusswinkel würden sich ergänzen. Ein Kampf konnte gut ausgehen oder auch schlecht; wie meistens im Krieg gab es keine Garantien. Doch offenbar hatte Mitsumo gar nicht vor, sich in ein wirkliches Kräftemessen mit den Iridonianern zu begeben. Ihre Befehle, die sie nun präzisierte, sahen nur einen einzigen Angriffsflug und einen Protonengranatenbeschuss aus halbwegs sicherer Distanz vor. Anschließend sollten sie zügig zur Festung weiterfliegen. Nach wie vor sah Chett darin keinen großen Sinn, doch er sparte sich und ihr weitere Kommentare oder Vorschläge und konzentrierte sich stattdessen darauf, die Anweisung umzusetzen - in so tödlicher Weise, wie es ihm mit leeren Torpedowerfern möglich war. Er programmierte den Zielcomputer auf eines der Boote - nicht auf das nächstgelegene, sondern auf das zweite. Seine Waffen schaltete er so, dass zuerst die drei Ionenkanonen gleichzeitig feuern würden, im nächsten Moment die Laserkanonen. Sofern die beiden Salven trafen, wurde der Schaden so maximiert. Die Ionenschüsse konnten die Steuerung des Ziels beeinträchtigen oder die Schilde schwächen; eine gute Vorbereitung für den nachfolgenden, tatsächlichen Angriff mit einem vierfachen Bündel grüner Laserstrahlen.

An der Seite von Neun und den Scimitars hielt er in gerader Linie auf die Ziele zu. Die Waffensysteme beider Seiten hatten vergleichbare Reichweiten, deshalb eröffneten sie fast im selben Moment das Feuer. Chett betätigte den Abzug und stellte befriedigt fest, dass seine Salven trafen. Sie waren noch zu weit vom Gegner entfernt, um das Ausmaß des Schadens mit bloßem Auge zu betrachten, aber die Sensoranzeigen deuteten darauf hin, dass das zweite Law in der Reihe nicht mehr über Schilde verfügte. Einen weiteren Schlag konnte er noch führen, dann befahl die Staffelführerin, nach oben abzudrehen und wieder auf das Keldabe-Schlachtschiff zuzuhalten. Die abgefeuerten Protonengranaten setzten unterdessen ihren Flug in Richtung der Feindschiffe fort, weitergetrieben von der Massenträgheit, der im luftleeren Raum nichts entgegenwirkte. Sie detonierten allerdings erst, als die Jagdbomber und ihre Eskorte längst den Kurs geänder hatten. So lagen der grellweiße Lichtblitz und seine Folgen außerhalb des Sichtfeldes. Möglich, dass sie einigen Schaden angerichtet hatten. Dass es ihnen gelang, alle fünf Gegner mit dieser einen Attacke auszuschalten, war aber von vornherhein nicht wahrscheinlich gewesen. Dementsprechend wunderte sich Chett nicht darüber, dass ihnen hinterher gefeuert wurde. Ihre TIE/Ds und auch die Scimitars waren um einiges schneller als die Law-Patrouillenboote, aber diese würden noch einige Schüsse auf sie abgeben können, bevor sie wieder außerhalb der Waffenreichweite waren.

Obwohl er sich bemühte, ein Ausweichmanöver zu fliegen, um dem Feind kein sicheres Ziel zu bieten, wurde er getroffen. Drei oder vier Schuss aus einer Laserbatterie hämmerten gegen die Schilde im hinteren Bereich seiner Backbordseite. Dann sah er neben sich Funken aufspritzen und im selben Moment ertönten schrille Warnsignale. Ein paar der Anzeigen vor ihm waren in Rauch aufgegangen; die kleinen Flämmchen, die daraus hervor züngelten, wurden vom kalten Vakuum des Cockpits rasch gelöscht. Verdutzt blickte der Yaga-Minoer über die linke Schulter, um festzustellen, was genau geschehen war, und erblickte ein großes Loch im Rumpf seines TIE-Defenders. Die Schilde hatten nachgegeben und ein Laserstrahl hatte die Rumpfpanzerung durchschlagen. Er hatte sich durch das Metall geschmolzen und dann noch genug Energie gehabt, um einen Teil der technischen Ausstattung zu braten. Natürlich konnte Nectu in der Hektik des Gefechtes keine ballistische Studie anstellen, aber es war eindeutig, dass der Strahl ihn in der Enge des Cockpits nur um wenige Zentimeter verfehlt hatte. Nur ein klein wenig weiter rechts - eine Winkelsekunde vielleicht - und der Schuss wäre mitten durch seinen Körper gegangen oder hätte seinen Raumanzug verletzt, woraufhin er an Sauerstoffmangel und Dekompression verendet wäre. Diesem Schicksal war er nur um Haaresbreite entgangen. Doch ganz ungeschoren war sein Jäger nicht davongekommen.

»Bin getroffen und habe alle taktischen Anzeigen verloren«, meldete er im nächsten Moment, als er das Ausmaß der Schäden ungefähr erfasst hatte. »Muss von jetzt an auf Sicht fliegen!«

Das war eine wirklich blöde Situation. Von nun an würden ihm weder seine Sensoren noch die telemetrischen Daten, die von der Defender und den anderen Staffelmitgliedern gesendet wurden, noch von großem Nutzen sein. Selbst wenn er sie noch empfing: Es gab keinen Bildschirm mehr, auf dem sie ihm angezeigt werden konnten. Es gab nun kein Hilfsmittel mehr, das ihm einen Blick auf das Große Ganze ermöglichte. Keine Statusanzeigen der Verbündeten und Gegner. Keine schematische Karte, die ihn rechtzeitig erkennen ließ, dass er eingekreist wurde oder etwas in seinem Heck hing. Auch potentielle Ziele konnte er nun nur noch mit den bloßen Augen ausmachen, was die Zeit, die ihm für einen sicheren Schuss blieb, extrem einschränkte. Normalerweise drehte ein Jäger mit einem so massiven Handicap bei und kehrte zu seinem Mutterschiff zurück, doch das war im Moment eigentlich keine Option, denn zwischen ihm und der Defender kreuzten mehrere Crusader-Korvetten und zahlreiche feindliche Jäger, denen er ohne technische Unterstützung nicht aus dem Weg gehen konnte. Sofern ihm niemand befahl, den Rückflug zu dem Venator dennoch zu wagen, würde er diese Option nicht wählen, sondern lieber den Angriff auf die Festung fortsetzen. Dort konnte er vielleicht wenigstens noch eine Kleinigkeit beitragen, indem er ein paar schlecht gezielte Schüsse auf ein Objekt abgab, das man selbst in diesem angeschlagenen Zustand kaum verfehlen konnte. Die Wahrscheinlichkeit, dass er diese Schlacht lebend überstand, war in diesem Moment jedenfalls beträchtlich gesunken.

Ein weiterer Alarmton erklang, doch fehlte ihm das Display, auf dem er dessen Bedeutung hätte ablesen können. Einer der Scimitar-Piloten löste das Rätsel, indem er funkte:


»Drei Torpedoabschüsse achtern!«

Hatten die Patrouillenboote etwa auch Torpedowerfer? Oder hatten sich ihnen andere Gegner an den Schweif geheftet? Das lag außerhalb des Sichtfeldes; das Cockpit hatte nach hinten keine Fenster. Eine Kehre zu fliegen wäre die einzige Möglichkeit, zu sehen, was achtern vor sich ging.

»Ich habe keine Anzeige, Verdammt!« klagte er, und diesmal war auch in seiner Stimme die Unruhe zu hören. Die Blindheit, mit der er geschlagen war, setzte ihn mächtig unter Stress.

Weltraum | Iridonia-System | TIE/D-Cockpit | Anflug auf die ›Festung‹] Chett Nectu (Wolf Neun) mit Aiden Thiuro (Wolf Eins), Sakura Mitsumo (Wolf Acht) und anderen
 
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Nichts lief perfekt, reibungslos oder auch nur so wie man es sich wünschen würde. Dafür besaß das Universum seine eigenen Regeln und jene kollidierten fast immer mit der Wirklichkeit. Etwas zu planen war fast schon so etwas wie Glück – dann jedenfalls wenn es wirklich einmal funktionierte – sonst wurde man eher Zeuge davon wie alles aus dem Ruder laufen konnte. Sakura hatte nicht damit gerecht das alles Reibungslos verlaufen würde, doch damit hatte sie nicht gerechnet. Jedenfalls nicht in dieser Form und auch nicht bei Neun. Dieser meldete, dass er getroffen worden sie und brachte die Welt der jungen Pilotin damit ins schwanken. Nectu hatte seine taktischen Anzeigen verloren! Verdammt. Auch dies noch. Warum zur Hölle noch mal hatte dies passieren müssen? Weshalb jetzt? Hätte es nicht genügt einfach nur getroffen zu werden, ohne diesen erheblichen Schaden davon zu tragen? Es war ihre Schuld! Sie allein war dafür verantwortlich. Es war ihr Befehl gewesen der dazu geführt hatte. Wieder stiegen Zweifel in ihr auf, wieder fragte sie sich ob es richtig war diese Rotte zu führen. Sie war keine Anführerin! Sie hatte nicht das Talent dazu, nicht die Stärke, die Praxis und schon gar nicht die Qualitäten dafür. Umso mehr dieser Kampf fortschritt, umso mehr Befehl sie gab umso klarer wurde sie sich darüber. Scharf wie ein Messer bohrte sich diese Tatsache in ihr Gehirn. Von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Wie hatte Thiuro nur ihr die Befehlsgewalt übergeben können? Was hatte er sich nur dabei gedacht? Ob er mehr in ihr gesehen hatte oder hatte er sie vielleicht scheitern sehen wollen? Kein schöner Blickwinkel und dennoch, sie konnte nicht leugnen auf ganzer Ebene versagt zu haben. Sie würde ihr Rotte verlieren, Chett würde nicht überleben. Verdammt! Wie hatte es nur soweit kommen können? Zweifel nagten an ihr, hörten nicht auf an ihr zu nagen, wurden schlimmer und schlimmer. Gruben sich in ihren Geist und brachten ihre Gefühle aus den Fugen. ‚Du bist gescheitert, Mitsumo. Wie konntest du nur glauben Erfolg zu haben? Wie konntest du nur glauben eine Rotte führen zu können und dabei zu gewinnen?‘ Sie bis die Zähne zusammen als ihr Unterbewusstsein sie zu verhöhnen begann. Hatte es Recht? Es schien ganz so. Ihr Unterbewusstsein schenkte ihr einen bitteren Blick. ‚Versagt auf ganzer Linie, Mitsumo.‘ Sakura schluckte. Es gefiel ihr gar nicht wie ihr Unterbewusstsein vor Verachtung aus der Haut fuhr.

Was sollte sie tun? Sich dem hingeben, sich die Wunden lecken, die Führung abgeben und mit eingekniffenem Schwanz davon fliegen? Ihr Versagen offen zur Show stellen? Was würde ihr dies bringen, außer der Tatsache das man darüber reden würde? Schon jetzt konnte sie die Schlagzeilen lesen. Pilotin der Wolfs auf ganzer Linie versagt. Das Berühmte Wolves Squad beherbergt unwürdige Piloten. Das Wolves Squad versagt auf ganzer Linie dank miserabler Piloten. Die neue Schande des Imperiums…Wochen, wenn nicht gar Monate würde dies Gesprächsthema Nummer eins sein. Überall würde man ihr auflauern, sie verspotten. Eine Peinlichkeit nach der anderen würde aufkommen und sie wäre schuld daran. Sie würde aus der Staffel fliegen, würde ihren Ruf als Pilotin verlieren und nirgends mehr Fuß fassen können. Wie würde sich dies anfühlen? Im Schatten von Legend versagt, gedemütigt, gescheitert und aussortiert nur am um Ende von einer Drohne ersetzt zu werden. Zorn, heißer Zorn jagte durch ihre Adern, brachte ihr Blut zum kochen. Nein! Verdammt noch mal nein! Was sollten diese Gedanken? Was sollte diese mitleidstour mit sich selbst? War sie so dumm sich dem hinzugeben? Nein! Fehler waren dazu da um aus ihnen zu lernen und sie war Pilotin. Fort mit den Zweifeln, fort mit dem sich selbst fertig machen. Glaubte sie allen Ernstes damit durch zu kommen? Glaubte sie wirklich das ihr dies helfen würde? Nein! Was war sie und vor allem wer war sie? Sie konnte verdammt noch mal stolz auf sich sein. Stolz darauf es bis hier her geschafft zu haben, stolz darauf sein die Führung vorübergehend erhalten zu haben. Hätte Thiuro nicht etwas in ihr gesehen, hätte er ihr nicht diese Anordnung geben. Nein! Sie sollte aufhören, sie sollte aufhören sich selbst fertig zu machen, sich selbst in ständige Zweifel zu ziehen. Es mochte ja sein das sie Fehler gemacht, dass ihre Befehl nicht so waren wie sie sein sollten aber, sie stand am Anfang! Sie lernte gerade, sie hatte gerade erst Verantwortung übernommen. Zur Hölle mit ihrem Unterbewusstsein. ‚Du bist Rottenführerin, Mitsumo, also verhalt dich auch so und hör verdammt noch mal auf mit dem was du gerade tust!‘ Im Geiste sagte sie sich dies immer wieder, kämpfte damit ihr Unterbewusstsein welches sie verachtenswert anblickte nieder. Nein! Du bringst das hier zu Ende, du sorgst dafür dass Neun überlebt und du zerstörst die Kommunikation, basta!

Mit aller Macht fast sie sich, drückte ihren Rücken durch. Wenn auch innerlich fluchend, so würde sie weiter kämpfen. Sakura schob sämtliche Selbstzweifel beiseite. Aus und vorbei! Einer der Scimitar Piloten meldete drei Torpedoabschüsse achtern und Neun hatte keine Anzeigen. In seiner Stimme konnte sie deutlich seine Unruhe hören, was absolut normal war. Er flog schließlich blind und konnte sich nur auf das verlassen was er wirklich vor sich sehen konnte – was nicht viel war da der Radius sehr eingeschränkt war. Sie brauchte nicht lange zu überlegen um zu wissen was sie tun sollte. Neun würde nicht draufgehen, dafür würde sie Sorge tragen.

„Scimitars, nehmen sie Neun in ihre Mitte. Ersetzen sie ihm die Instrumente.“

Sie bis sie Zähne zusammen.

„Verstanden Acht“, gab der Pilot des Bombers zurück.

Neun, bewahren sie Ruhe. Ich werde dafür sorgen, dass sie hierbei nicht drauf gehen. Das ist ein Versprechen. Halten sie sich an die Scimitars. Schaffen sie es ihren Defender weiterhin zu fliegen und unsere Mission durchzuführen?“

Sie hoffte auf ein Ja. Sollte er es nicht können würde sie sich etwas überlegen müssen.

„Acht, die Patrouillenboote scheinen ein kleines Problem zu haben. Unser Feuer hat mitunter Schaden angerichtet, wenn auch nicht zur Zerstörung beigetragen. Sie sind jedoch langsamer als zuvor. Die Torpedos stammen von Patrouillenboot drei“, teilte man ihr mit.

„Verstanden. Erhöhen sie ihre Geschwindigkeit bis zum Maximum. Wir haben keine Zeit uns auf ein Spielchen mit ihnen einzulassen. Drehen sie nach links und tauchen sie unter „Festung“ hindurch. Die verdammten Torpedos werden ihr Ziel nicht erreichen, dafür jedoch bei ihrem eigenen Schiff einschlagen. Sobald sie durch sind ziehen sie steil nach oben.“

„Acht, wir werden dabei einige Granaten einsetzen“, warnte der Pilot vor.

Sakura verharrte kurz. Eine Idee die Tank Sieben schon hatte verfolgen wollen und Sakura hatte ihr diesen Befehl verweigert. Nun jedoch lag die Sachlage anders.

„Tun sie es. Ich hoffe es genügt. Viel Glück. Wir sehen uns auf der anderen Seite von „Festung“. Bringen sie Neun heil durch, ich werde versuchen meinen letzten Torpedo einzusetzen und die Kommunikation zu zerstören.“

Sie biss die Zähne von neuem zusammen. Sie mussten es schaffen, irgendwie!

„Versanden, Acht“, hörte sie den Piloten noch sagen, dann erhöhten sie die Geschwindigkeit auf Maximum, schossen mit einhundert MGLT davon, Neun in ihrer Mitte. Sie würden es schaffen, darauf hoffte Sakura einfach. Mehr blieb ihr nicht als zu hoffen. Sie hatte Drask verloren, hatte Tank Sieben verloren und nun auch noch fast Chett. Ihn würde sie nicht auch noch verlieren. Die Exotin erhöhte den Schub, folgte den Scimitars einen Ticken langsamer. „Festung“ rückte näher, immer näher. Bevor sie mit dem Schiff kollidierte brachte sie ihren TIE/D nach unten. Sie hörte wie Metall an Metall kratzte, wie ihre Schutzschilde aufflackerten. Unwichtig. Ihr Ziel lag fast vor ihren Augen. Ruhe bewahren, ermahnte sie sich selbst.

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Sie hatte das Gefühl das Metall von „Festung“ sprichwörtlich auf ihrer Haut zu spüren. Dies war natürlich absoluter Unsinn, doch da ihr Jäger schrammte über einen Vorsprung, wodurch leichte Funken stoben. Demnach konnte man es also fast fühlen, jedenfalls dann, wenn man darüber nachdachte. Kein sonderlich schönes Gefühl wenn man danach ging. Ihre Instrumente gaben einen lauten Signalton von sich, einen Warnton, welcher unmissverständlich klar machte, dass ihre Schilde soeben einiges hatten einstecken müssen. Noch so ein Flug und ihre Schilde würden zusammenbrechen. Darüber jedoch wollte Sakura nicht nachdenken. Sie biss die Zähne aufeinander. Mittlerweile blinkte es. Nicht nur das ihre Schilde nicht mehr bei voller Leistung waren – fünfzig Prozent war nicht gerade prickelnd – zusätzlich hatte die Hülle Schaden genommen. Sicherlich konnte sie noch fliegen, allerdings würde sie darauf achten müssen ihren Jäger nicht mehr überzubelasten. Sie hatte zwar aufgegeben ihre Maschine zu schonen, andererseits sollte sie jetzt jedoch wieder dazu zurückkehren. Immerhin war der Jäger ihre einzige Garantie lebend aus dieser Mission zu kommen, demnach sollte sie ein wenig vorsichtiger sein. Eigentlich hatte sie nicht vor hier und jetzt drauf zu gehen. Gleichzeitig hoffte sie, dass die drei Scimitars Neun durchbrachten und sie nicht auch noch ihn verlor. Sollte Nectu drauf gehen hätte sie dies ebenso zu verantworten wie den Tod von Tank Sieben und dies wäre eindeutig zu viel für den heutigen Tag. Sie hatte ein Versprechen gegeben und dieses würde sie versuchen zu halten. Sakura vertraute den Jagdbomber Piloten, vertraute auf deren Können – auch wenn sie gleichzeitig hoffte, dass sie Vertrauen nicht fehl am Platz war. Auch wenn nicht alles im Leben glatt lief, nicht alles so wurde wie man es sich vorstellte, wünschte oder wollte, so war es dennoch wissen Vertrauen in die Fähigkeiten anderer zu legen. Nur wenn man vertraute konnte etwas wie das was sie hier machten funktionieren.

Sakura wusste, dass sie sich auf einem dünnen Seil befand, einem sehr dünnen um genau zu sein. Doch diese Tatsache schreckte sie nicht mehr. Über diesen Punkt war sie definitiv hinaus. Sie hatte die ganze Zeit über mit ihren Ängsten gekämpft, mit ihren Selbstzweifeln und hatte diese dennoch beiseitegeschoben. Es hatte funktioniert, dies jedoch war noch keine Garantie dafür, dass ihre Zweifel nicht zurückkehren würden sobald diese Mission erledigt und sie zurück auf ihrem Trägerschiff waren. Die Einsamkeit eines Jägers konnte die sonderbarsten Gedanken in einem entstehen lassen. Hier hatte man die Ruhe und komischerweise trug die Dunkelheit des Alls, die Abgeschiedenheit dazu bei, dass man über Dinge nachdachte die einem sonst nicht so kamen. Ging es anderen Piloten ähnlich? Gut möglich. Selbst ein Chett Nectu kam in seinem Jäger doch sicherlich auf die eigensten Gedanken, oder? Allerdings war es nicht gerade einfach hinter das zu sehen was in dem Schokoboy vor sich ging. Wollte sie dies überhaupt? Wahrscheinlich nicht, sehr wahrscheinlich würde sie dies zu tiefst erschüttern.

Sie sah, wie die drei Scimitars mit Neun in ihrer Mitte ihre Granaten einsetzen. Die Explosion blendete Sakura seitlich, als sie ihren Jäger ganz leicht nach rechts rollen ließ. Innerlich darum betend, dass die Jagdbomber gemeinsam mit Neun auf der anderen Seite von „Festung“ wieder auftauchen würden kniff sie die Augen zusammen. Das Blinken auf ihren Anzeigen ignorierend, mehr konnte sie nicht tun, brachte sie ihren TIE/D ihrem Ziel näher. Die verdammte Kommunikation musste zerstört werden. Wenn sie ausfiel wäre der Gegner eingeschränkt. Ein bisschen, nur noch ein klein wenig! Sie fühlte wie ihr Körper sich anspannte, wie Adrenalin ausgeschüttet wurde, Schweiß über ihren Rücken ran, ihr Haar sich verklebte. Ihre Finger klammerten sich regelrecht um den Knüppel, während ihr Daumen über dem Auslöser für ihren letzten Torpedo schwebte. Ruhig, ganz ruhig, ermahnte sie sich schon mindestens zum dritten Mal. Obwohl ihr Flug nur Minuten brauchen würde so kam er ihr gerade wie Stunden vor. Das Empfinden veränderte sich, wenn eine gewisse Last auf den eigenen Schultern lag. Doch dann war es endlich soweit. Mit einem mal drückte sie den Abzug, ihr Torpedo startet. Innerhalb von wenigen Sekunden raste er auf sein Ziel zu. Sakura hielt die Luft an, dann explodierte der Torpedo. Gleisendes Licht erhellte die Schwärze des Alls. Die Pilotin zog ihren Jäger nach links, erhöhte den Schub und raste hinter dem Rest ihrer Rotte hinterher.

Der Torpedo hatte sein Ziel getroffen. Diesmal traf er sein Ziel, schlug ein und zerfetzte die Kommunikation von „Festung“, welche zuvor schon beschädigt worden war. Es schien als ob das Schiff der Kaleba-Klasse einiges abbekommen hatte, sich nicht mehr wirklich halten würde können. Sakura musste ihren Jäger nach unten ziehen, einem Segment ausweichen, welches ihre Bahn kreuzte und dem sie kollidiert wäre. Haarscharf schaffte sie es daran vorbei, ihre Schilde jedoch bekamen erneut etwas ab. Eine Ecke musste sie dennoch getroffen haben. Ihre Schild blitzen erneut auf. Innerlich fluchend sah sie auf die Computer. Ob es Glück war oder nicht, ihre Schilde hielten, noch jedenfalls. Die Pilotin zog ihren Jäger nach oben, als sie auf der anderen Seite von „Festung“ ankam. Ihre Instrumente zeigten ihr, dass die drei Scimitars noch immer Neun schützten.

„Acht hier, die Kommunikation von „Festung“ ist zerstört. Wolf Eins, Neun ist schwer beschädigt und muss zurück zum Trägerschiff. Meine Schilde halten noch, sind allerdings bei fünfundvierzig Prozent. Laut meinen Instrumenten habe ich Hüllenschäden. „Festung“ weißt erhebliche Hüllenschäden auf.“

Sakura hoffte, dass es um den Rest der Wolfs besser bestellt war. Sie konnte jedenfalls nicht mehr wirklich viel ausrichten. Ihr Job war im großen und ganzen erledigt, nun galt es Neun in Sicherheit zu bringen. Die Jagdbomberpiloten waren zwar gut, aber sie wollte sich nicht länger darauf verlassen, dass sie Neun schützen würden. Zu Heikel. Sie mochte eine Torpedos mehr haben, beschädigt sein, allerdings war sie noch immer besser in Schuss als Nectu. Sie hatte ihm sein Wort gegeben auch wenn ihm dies vielleicht nicht gefiel, er sie womöglich vielleicht sogar für idiotisch halten würde – dies war sein gutes Recht – so würde sie ihr Versprechen halten.

Neun, unsere Aufgabe ist soweit erfüllt. Zurück zum Trägerschiff. Ich bleibe hinter ihnen und gebe ihnen Schutz.“

Sie seufzte lautlos.

„Acht, wir bleiben bei ihnen“, entgegnete der Jagdbomberpilot.

„Vielen Dank“, erwiderte Sakura.

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Obwohl der mandalorianische Koloss, das Schlachtschiff der Kedalbe-Klasse, inzwischen unzählige Treffer hatte hinnehmen müssen und dementsprechend schwer gezeichnet war, schien der Trotz der hiesigen Verteidiger ungebrochen. Pilot Officer Mengsk, im Funk der Imperialen besser bekannt als „Wolf Zwei“, hatte mit seiner Einschätzung der Lage Recht gehabt. Die restlichen Mandalorianer – hauptsächlich kleinere Begleitschiffe und ein paar wenige Sternjäger – formierten sich tatsächlich zu einem letzten Angriff. Mit einem ganz gezielten Schlag wollte man die Führung der Aggressoren ausschalten, bevor die Gegenseite das Gleiche mit ihrem Kommandeur tun konnte. Ein Wettlauf mit der Zeit stand dem „Wolves' Squad“ – sowie dessen Kameraden – bevor und in diesem Augenblick spürte höchstwahrscheinlich jeder einzelne Pilot der Imperialen wie sehr der Druck auf den eigenen Schultern lastete. Sie mussten hier einen Sieg erringen, sollten ihre Kameraden aus den Händen des „Eisernen Bundes“ befreit werden!

Einen Moment lang verharrte der prüfende Blick des ausgelaugten Staffelführers auf dem flirrenden Bildschirm. Denn die Rechenmaschine seines hochmodernen TIE/D Defender hatte nämlich gerade einen größeren Satz aktueller Sensordaten verarbeitet. Blitzschnell überflog er den riesigen Schwall klitzekleiner Zahlen, achtete dabei auf gewisse Eckpunkte und überließ gleichzeitig seinem Gehirn die grobe Planung der nächsten Schritt. Nachdem er mehrere Zeilen rasch überflogen hatte, fiel ihm auf, dass er mit seiner bisherigen Einschätzung richtig gelegen hatte. „Festungs“ Hauptwaffe würde keinen zweiten Schlag aushalten – jedenfalls solange die schon jetzt eher geringe Zahl an Scimitar-Jagdbombern nicht noch weiter sank. Des Weiteren deuteten die neusten Daten der Sensoren darauf hin, dass sich das Schlachtschiff auf die nächste Salve vorbereitete. 'Zeit zum Handeln', dachte sich der imperiale Captain und sein Blick sprang mit einem Mal zu dem rundlichen Sichtfenster, das sich direkt vor ihm befand.


„Erste Rotte, behaltet eure Schützlinge im Auge!“, befahl Aiden mit strenger Stimme, während sein linker Fuß ganz sanft das Pedal durchdrückte, das sich unter ihm fand. Der TIE/D vollzog daraufhin – beinah auf der Stelle – eine Wende. „Scimitars, haltet eure Granaten bereit. Mehr als diesen einen Versuch werden wir nicht mehr haben...“

Ein Scimitar-Pilot – Aiden hatte aufgrund der Verluste inzwischen den Überblick verloren – meldete sich zu Wort: [Mehr als eine Ladung haben wir auch nicht mehr, Sir.]

[Möge uns der Imperator beistehen!]
, fügte ein anderer kurz darauf hinzu.

Das mandalorianische Schlachtschiff – mochte es noch so ramponiert sein – wirkte im Vergleich zu den Sternjägern noch immer gigantisch. Insbesondere ein Neuling hätte wohl vor einem Angriff auf dieses stählerne Monstrum zurückgeschreckt, hätte er in diesem Augenblick wie die drei „Wolves“ in einem TIE-Cockpit sitzen müssen und wäre dem Feind – todesmutig – entgegen geflogen. Doch in dieser Situation konnte die geringe Größe der Sternjäger auch ein Vorteil für sie sein. Schließlich besaß so ein Koloss wie „Festung“ hauptsächlich Geschütze, die eher für den direkten Schiffskampf gedacht waren als für die Abwehr flinker Maschinen. Glückstreffer – darauf mussten demnach die gegnerischen Kanoniere hoffen als sich die drei TIE-Defender sowie die drei Scimitar-Jagdbomber ihrer Position näherten. Schon spuckten die Turbolasergeschütze grelle Lichtblitze in die schwarze, luftleere Finsternis. Salve für Salve gab das Schlachtschiff von sich. Aber schon nach kürzester Zeit mochte einen der Eindruck beschleichen, dass hier reine Verzweiflung am Werk war.

In einem rasanten Tempo stürmte der Sternjäger mit der Kennung „Wolf Eins“ auf den gigantischen Feind zu. Energisch biss im Inneren der erfahrene Pilot die Zähne zusammen, während zur gleichen Zeit das Herz raste und das Bewusstsein gewissermaßen einen Countdown gestartet hatte. Obgleich bei so einer rasanten Geschwindigkeit das Zählen nicht mehr als ein sprunghaftes Raten war, schien er sich trotz allem eisern daran zu halten. Langsam rutschten die Daumen zum Feuerknopf. Ein paar Protontorpedos hatte er sich noch – genau für diesen Moment! – aufgespart. Erneut perlte ein wenig Schweiß seine Schläfen entlang. Jedoch war in dieser heiklen Situation nicht an eine warme Dusche oder an irgendeine andere angenehme Nebensächlichkeit zu denken. Denn es hatte den Anschein als hätte „Festung“ ihn inzwischen voll und ganz in ihren Bann gezogen. Entschlossen starrte er weiter auf das Monstrum aus gehärteten Durastahl.

Iriomore, „Wolf Drei“, informierte seine Kameraden pflichtbewusst:
[Der Schild baut sich teilweise wieder auf, Eins.] Eine kurze Pause folgte. [Ich schlage vor, dass wir unsere Torpedos als 'Brecher' benutzen.]

Hatten sie eine andere Wahl? Sollte sich der Deflektorschild wieder aufbauen, hatten der Gegner auf der Stelle den Sieg in der Hand. Schließlich mussten die Imperialen dann noch einmal eine gehörige Portion Gewalt aufbringen, um diesen Schutz in die Knie zu zwingen. In diesem Moment kaute der Staffelführer – zum Teil aus Nervosität, zum Teil aus Gewohnheit – auf der Unterlippe herum. Ohne größeres Zögern mussten sie handeln – so viel war ihm klar. Erneut streichelte sein rechter Daumen sanft den Feuerknopf. Näher und näher kam „Festung“. Mittlerweile konnte man schon beinah den Eindruck haben, dass man problemlos die Mündungen der größeren Turbolasergeschütze erkennen konnte. Das Zeitfenster schmolz; schmolz immer mehr. Ein einzelner Tropfen Schweiß verirrte sich kurz darauf in sein linkes Auge. Unwillkürlich machte sein TIE/D einen kleinen Schlenker, da er für wenige Millisekunden abgelenkt war.

„Eine Ionensalve auf mein Kommando, Rotte Eins“, teilte der Bastioner über den Rottenkanal bloß wenige Sekunden später seinen beiden Flügelmännern mit. „ Und danach jagen wir diesem lädierten Riesen sofort alle unsere restlichen Torpedos auf den Leib.“ Er blinzelte. Noch immer brannte sein linkes Auge. „Drei … Zwei … Eins … Feuer!“

Beinah synchron erwachten die Ionenkanonen der drei TIE-Defender, woraufhin ein Schwall blauer Schüsschen – nur Mikrosekunden später – auf das kolossale mandalorianische Schlachtschiff zuflog und dessen Deflekorschild höchstens ankratze. Jedoch nutzten die Imperialen diesen Moment bloß, um ihre explosiven Sprengkörper mit einer höheren Durchschlagskraft wirken zu lassen. Fast schon ohne Probleme drangen die abgeschossenen Protontorpedos durch den weiterhin sehr geschwächten Schild und rissen neue, tiefe Löcher in den grauen Durastahl. Danach musste es offensichtlich recht schnell gehen. Denn kaum hatte die Detonation die nahen Decks an Bord ordentlich erschüttert, da stürzten sich auch schon die verbliebenen Scimitars auf ihr ungeschütztes Ziel. So zügig wie sie ihr Manöver durchführten, mussten deren Piloten und Kanoniere vor Rache förmlich brennen. Granate für Granate klinkten sie aus und zogen so erneut feuerrote Streifen hinter sich her. „Festung“ verlor so ihren Biss – und sie hatten triumphiert!

Plötzlich meldete sich Mitsumo: [Acht hier, die Kommunikation von 'Festung' ist zerstört. Wolf Eins, Neun ist schwer beschädigt und muss zurück zum Trägerschiff. Meine Schilde halten noch, sind allerdings bei fünfundvierzig Prozent. Laut meinen Instrumenten habe ich Hüllenschäden. 'Festung' weißt erhebliche Hüllenschäden auf.]

„Rotte Drei, schlagen Sie sich zum Trägerschiff durch“, entgegnete Aiden und vollzog zur gleichen Zeit mit seinem TIE/D eine neue Wende. Zwar spuckten die Turbolaser von „Festung“ noch immer, aber gefährdet fühlte er sich deshalb nicht. Ein gewisser Druck schien ihn verlassen zu haben. „Ich möchte keine Heldentaten von Ihnen sehen, Acht. … Und: Das haben Sie gut gemacht – Sie beide.“

[: Iridonia-System | mitten in der Schlacht (in etwas Entfernung zur „Festung“) :||: Achte Gefechtsflotte; Vierte Flottille; Zehnte Kampfgruppe :||: angreifendes Geschwader, Erster Flügel, Zweite Staffel :||: „Wolves' Squad“ | TIE/D Defender („Wolf Eins“) :||: Captain Aiden Thiuro :]
 
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