[Imperiales Shuttle – Cockpit – Orbit von Jabiim]
Kaliya konnte sich nicht erklären, warum sie unbedingt nach Jabiim geflogen war. Ihr Innerstes hatte es ihr einfach gesagt, als sie über die Möglichkeiten nachgedacht hatte. Und als ihr dieser Planet durch den Kopf gegangen war, hatte sie tief im Inneren gespürt, dass es richtig war. So als ob dort jemand auf sie warten würde…
Ihr Meister.
Immerhin war sie der Meinung, dass das Ganze ein Test von ihm wäre und er auf irgendeinem Planeten auf sie warten würde. Und deswegen war sie sich sicher, dass dies der richtige Planet sein würde.
Er würde sicherlich irgendwo bereits auf sie warten. Und egal was passierte, es würde einfach alles ein Test sein.
Aus irgendeinem Grund hörte sie nur Statik aus dem Lautsprecher des Mikrofons erklingeln. Also versuchte sie nicht einmal eine erneute Verbindung zum Planeten aufzubauen.
Die Landung verlief ohne Probleme. Jedoch hatte sie bei all dem Nebel nicht genau erkennen können, wo sie landete, und war so in der Nähe eines Dorfes gelandet. Da sie allerdings mit einem imperialen Shuttle unterwegs war, hatte sie die Hoffnung, dass ihr niemand zu Nahe kommen würde. Wenn sie allerdings Pech hatte, war sie genau dort gelandet, wo es keine Sympathisanten des Imperiums gab.
Kaliya hatte natürlich Pech, und da sie ihre Machtsinne noch nicht weit genug ausdehnen konnte und auch nicht einmal daran gedacht hatte, irgendwie Bedroht werden zu können, spürte sie sofort einen kräftigen Schlag auf den Hinterkopf, als sie die Rampe des Shuttles hinunterging. Sie schlug ziemlich hart auf, doch zum Glück war der Boden durch den regen so schlammig und aufgeweicht, dass ihr nichts weiter passierte. Allerdings blieb sie bewusstlos liegen….
Als Kaliya wieder aufwachte, hatte sie wahnsinnige Kopfschmerzen. Ihr gesamter Hinterkopf schmerzte, und es tat höllisch weh, obwohl sie in den letzten Jahren eigentlich nichts anderes gekannt hatte.
Sie drehte sich leicht auf die linke Seite und stellte zum Glück schnell fest, dass sie nirgends gefesselt war. Jedoch merkte sie sehr schnell, dass sie wieder nackt war und mitten in einer Schlammpfütze lag. Und leichter Regen träufelte ihr langsam auf den Rücken. Wie konnte man so verdammt viel Pech haben? Fragte sie sich. Vorsichtig stand sie auf und sah sich um. Es war jedoch nichts weiter zu sehen als ein Dschungel, ein verloschenes Lagerfeuer und die Spuren des Shuttles, welches vermutlich bereits wieder im Orbit war.
Sie stieß ein Schrei voller Zorn aus und versuchte sich dabei voller Wut den Schlamm von ihrem Körper herunterzuwischen.
Was sollte sie nur tun? Es war einfach nicht fair, wie sie fand. Doch jammern brachte auch nichts. Sie musste irgendwie aus dieser Misere wieder herauskommen. Zum Glück konnte sie sich daran erinnern, dass hier in der Nähe eine größere Stadt war. Zumindest hatte dies so ausgesehen, bevor sie hier gelandet war.
Zwar hatte sie noch immer nichts zum Anziehen, aber das würde sich bald ändern. Irgendwem würde sie schon Klamotten abnehmen können.
Der Fußmarsch allerdings dauerte ziemlich lange. Und wenn sie ihre Innere Uhr nicht täuschte, dann war sie bestimmt schon gute fünf Stunden unterwegs, bevor sie überhaupt nur in weiter Ferne etwas erkennen konnte, das sie wie eine Stadt aussah. Und bis dahin würde sie sicherlich auch noch ein paar Stunden brauchen.
Wäre die eisige Kälte und der Regen nicht, würde ihr der Weg nichts ausmachen. Doch mittlerweile war sie schon ziemlich durchgefroren, und würde bald, sehr bald etwas Warmes zum Anziehen brauchen, damit sie die Prüfung ihres Meisters auch bestehen konnte. Tod würde sie ihm nichts bringen.
Nach weiteren zwei Stunden war sie endlich angekommen. Komplett durchgefroren und klitsch nass betrat sie die Stadt, gefolgt von neugierigen Blicken. Sie musste sich erstmal einmal orientieren, bevor sie eine Frau entdeckte, die relativ hilflos aussah. Wahrscheinlich genauso, wie es bei ihr selbst der Fall war. Und diese Frau würde sie ihrer Kleidung entledigen. Wie, war egal. Ob die Frau dabei sterben würde, war ihr auch egal. Und in einer solchen Gegend, war es sowieso egal, wenn jemand aus der Gosse starb. Das hieß nämlich, dass eine obdachlose Person weniger Stress bereitete. Obwohl Kaliya bezweifelte, dass diese Frau jemals Streit hervorrufen würde.
Sie folgte der Frau in eine kleine Gasse und hielt kurz inne, als diese durch eine kleine Tür in das Innere des Gebäudes schlich. Kaliya folgte ihr auch dort hinein, schaute sich kurz um und machte dann schnell kurzen Prozess, als sie feststellte, dass diese wohl die Bleibe der Frau war. Sie schlug ihr hart auf den Hinterkopf, sodass die Frau keine Möglichkeit hatte sich überhaupt zu wehren. Schnell hatte sie die Hose und den Umhang der Frau ausgezogen und sich selbst angelegt. Die Hose war ihr etwas zu kurz, denn Kaliya war anscheinend ein wenig größer gewesen als die Frau. Das Oberteil bestand eigentlich nur aus einem T-Shirt und einem Umhang mit Kapuze, die man bei dem ganzen Regen hier durchaus sehr gut gebrauchen konnte.
Ihr war zwar immer noch kalt, aber nur spürte sie auch, dass sie einen ziemlichen Hunger hatte. Also müsste sie sich auch noch darum kümmern, bevor sie sich ausruhen konnte. Doch hier würde sie wahrscheinlich eher nichts finden. Denn das waren die wirklich Slums dieser Stadt. Und da würde sie sicherlich nichts finden, was halbwegs nahrhaft und auch noch essbar war. Also beschloss sich ein wenig weiter in das Innere der Stadt vorzuarbeiten. Mit Glück würde sie auf dem Weg dahin auch eine bessere Bleibe entdecken, als wie diese hier. Doch es war besser als nichts. Immerhin lag auf dem Boden eine Matratze und eine Decke. Es war mehr als sie hatte.
Bis hierhin hatte sie schon eine Menge Glück gehabt. Es war ja immerhin sehr schnell gegangen, dass sie eine Bleibe gefunden hatte. Vielmehr sollte sie heute vielleicht nicht versuchen, das Glück herauszufordern.
Sie zog ihre eben gestohlenen Klamotten wieder aus, hängte diese an einem Balken auf und ging wieder nach draußen, um der Frau das Genick zu brechen. Doch diese lag mittlerweile schon nicht einmal mehr dort, obwohl sie wirklich nur ein paar Minuten in dem Loch, ihrer Bleibe, gewesen war. Sie zuckte mit den Schultern und ging wieder hinein. Dann trocknete sie sich mit den eben noch aufgehängten Klamotten ab, hängte diese dann wieder zum trocknen auf und legte sich auf die Matratze, die unwahrscheinlich sauber war. Die Frau die hier vorher drin gehaust hatte, musste wohl einen kleinen Hygienefimmel gehabt haben, was in dieser Gegend echt erstaunlich war.
Trotz dessen versuchte sie sich einfach hinzulegen, sich zuzudecken und ruhigen Gewissens einzuschlafen. Was glücklicherweise relativ schnell gelang, dann der Fußmarsch sie doch sehr erschöpft hatte…
Als sie am nächsten Tag wieder aufwachte fühlte sie sich deutlich besser. Nur das der Hunger leider noch immer nicht verschwunden war. Allerdings schien es so, als hätte die Sonne sich durch die Wolken hindurchgekämpft. Sie schien zwar, doch es regnet immer noch, soviel konnte sie durch die kleinen Öffnungen in der Mauer erkennen.
Sie legte die dünne Decke beiseite, streckte sich und stand auf. Die Kleidung war zum Glück trocken geworden, also zog sie diese an und schlupfte durch den schmalen Eingang nach draußen. Nun würde sie sich erstmal etwas zum Essen besorgen müssen.
Es waren viele Einwohner Jabim’s bereits auf den Beinen, es herrschte ein wirklich reges Treiben von Bettlern, Obdachlosen und Dieben, die versuchten an jeder Ecke etwas erhaschen zu können. Kaliya könnte natürlich niemanden etwas anhaben, weil sie zum Glück viel von ihrer alten Form zurück erlangt hatte. Das hatte sie immerhin gestern Abend bewiesen, indem sie ohne Rücksicht auf Verluste die Frau niedergeschlagen hatte.
Viele Menschen, Toydarianer, Chazrach, Gamorreaner und sonstige Spezies begegneten ihr auf dem Weg in eine etwas bessere Gegend, wo sie hoffte etwas Essbares zu finden. Eine Spezies niederträchtiger als die andere.
Ihre Ausbeute an diesem Tag war allerdings sehr klein. Was wohl nur normal war, wenn man grade erst damit begonnen hatte, sich in dieser Umgebung zu Recht zu finden. Sie wusste, dass es nicht einfach werden würde. Aber dass es so schwierig war, sich hier in diesen Gefilden zu Recht zu finden und zu etablieren, hätte sie nicht gedacht. Doch sie war ja nicht Kaliya, wenn sie einfach aufgeben würde – dachte sie sich. Und beinahe musste sie anfangen zu lachen, denn die Zeit, in der sie sich nur allzu oft aufgegeben hatte, war erst ein paar Tage her gewesen.
Und so verstrichen die Tage…
[Jabiim - Irgendwo in den Slums der Hauptstadt]