Literatur

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Tear schrieb:
Nun ja, Grundlegendes Wissen über Deiche wär nicht schlecht... man versteht es aber ansonsten sehr gut, eigentlich.
Klar. Irgendwann war's mir zu blöd, ständig Begriffe nachzuschlagen, die mir unbekannt waren. Selbst die, die ich nachgesehen habe, habe ich inzwischen wieder vergessen. Mir doch egal, wie man das Land nennt, was durch Deichbau frei wird, solange ich weiß, wie das in der Geschichte ungefähr ausgesehen hat.

Obwohl eigentlich weder etwas Unerwartetes (mal ehrlich, die Flut am Ende war vorhersehbar *gg*), noch etwas Mysteriöses geschieht, ist die Geschichte äußerst spannend...
Das ist wie bei Columbo, wo man den Mörder zwar kennt, aber mehr über seine Motive und die Vorgehensweise der Polizei wissen will ;).

Ich finde auch Storms frühere Novellen ('Immensee' z.B.) und seine Märchen ziemlich gut (wenn ich auch sagen würde, dass der 'Schimmelreiter' sein bestes Werk ist). Wenn ich da an Fontane denke :alien...
 
Gandalf der Weiße schrieb:
Ich wollte mal fragen was ihr von Peter Scholl-Latour haltet und ob es sich lohnt auch ältere Bücher von ihm zu lesen.

Ich kann jetzt nur für mich sprechen,aber ich halte Peter Scholl-Latour für einen er besten Fachmann den es je gab.
Seine Werke zeugen von Sachverstand und Sachwissen.Vorallem in Bezug auf die arabisch/moslemische Welt.
Ihn kann man immer lesen.
 
Haruki Murakami - Naokos Lächeln

Der um die 20 Jahre alte Toru Watanabe studiert in Tokyo. Es sind die Endsechziger; die westliche Kultur scheint Japan durch und durch zu erfassen. Passend zur Zeit, und durchaus mit Europa vergleichbar, kommt im Land der aufgehenden Sonne so etwas wie revolutionierende Stimmung unter den Studenten auf. Soviel zu dem Rahmen.

Toru hat die wunderbar schöne und geheimnisvolle Jugendfreundin Naoko. Ewig schien sie unerreichbar, doch wie es das Schicksal so will ergibt sich da was. Das Problem: Sie hat enorme psychische Probleme, die im Laufe der Zeit immer schlimmer werden und dadurch eine normale Beziehung unmöglich machen. Parallel dazu lernt er die junge Kommilitonin Midori kennen. Sie versprüht unglaubliche Vitalität, hat Esprit und es ist einfach erfrischend, in ihrer Gesellschaft zu sein. Ohne das er es weiß oder will, bahnt sich da klammheimlich etwas an... Aber was? Und wie soll die Zukunft mit Naoko weitergehen?
Dies ist nur grob umrissen und wird dem Inhalt kaum gerecht. Es soll ja noch genug Reiz bestehen, das Buch selbst zu lesen.

Dieses Buch ist ungelogen das Schönste, was ich die letzten 2 Jahre lesen durfte. Geradezu ein Antipol zum Kitsch, auch wenn der bewusst gewählte Roman-Untertitel (Nur eine Liebesgeschichte) anderes suggeriert. Es ist unglaublich welch einfacher -und zugleich äußerst präziser- Sprache Murakami sich bedient. Immer wieder werden wunderbare kraftvolle metaphorische Bilder präsentiert und psychologische Einblicke in schöner literarischer Sprache serviert.
Leider kann ich mich viel zu oft mit dem Protagonisten Toru identifizieren. Ebenso wie er höre ich oft Miles' Werk Kind of Blue. Wie ich in den letzten Wochen geht er aus Frust längere Zeit nicht zur Uni, schließt sich in seinem Kämmerlein ein ernährt sich kaum noch (und wenn, dann schlecht); eine Rasur bleibt auch aus, etc.

Ich kann diesem Buch jedem nur ans Herz legen, soviel Empathie habe ich schon lang nicht mehr erlebt. ABSOLUT Top. Nach der letzten Seite musste ich im Zug von Köln meine Tränen zügeln...
 
hast du Murakamis Aufziehvogel schon gelesen?
wenn nicht ist dieses Buch ein Muss, es setzt allen anderen seiner Werke praktisch die Krone auf.
Ist zusammen mit dem von dir beschriebenen Naokos Lächeln mit Abstand mein Lieblingsbuch.
 
Eol schrieb:
hast du Murakamis Aufziehvogel schon gelesen?
wenn nicht ist dieses Buch ein Muss, es setzt allen anderen seiner Werke praktisch die Krone auf.
Ist zusammen mit dem von dir beschriebenen Naokos Lächeln mit Abstand mein Lieblingsbuch.

Ne, noch nicht gelesen, aber THX for the hint!
 
Eine Frage : Wie genau heisst das Buch (deutsch!) von Steven King auf dem der Film "Der Musterschüler" (abt pupil) basiert ?!

THX im Vorraus
 
engelz schrieb:
Eine Frage : Wie genau heisst das Buch (deutsch!) von Steven King auf dem der Film "Der Musterschüler" (abt pupil) basiert ?!

THX im Vorraus

Es heißt laut Google genau so, wie der Film. Der Musterschüler.
Amazon sagt bei der Rezension:
Basierend auf einer Novelle aus der Sammlung von 1982, die auch Stand By Me und Die Verurteilten hervorbrachte, sieht Der Musterschüler zunächst aus,
;)

Zurzeit lese ich William Shakespear's MacBeth und Sommernachtstraum. In der Bahn zur Zeit Frank Wedelkind Frühlings Erwachen
 
Ich bin derzeit wiedermal mit "Im Westen nichts neues" beschäftigt.
Wirklich eins der besten Bücher über Krieg die jemals geschrieben wurden.
Und noch dazu eins der wenigen, bei denen die deutsche Version wirklich rockt.
 
Gillinator schrieb:
ch bin derzeit wiedermal mit "Im Westen nichts neues" beschäftigt.
Wirklich eins der besten Bücher über Krieg die jemals geschrieben wurden.
Und noch dazu eins der wenigen, bei denen die deutsche Version wirklich rockt.
Was bitteschön verstehst du unter "die deutsche Version rockt". Erstmal finde ich, dass das Word "rocken" für das Buch nciht angemessen ist. Aber du sprichst auch von einer Version. Du weißt schon, dass Remarque das buch auf deutsch verfasst hat? Insofern ist nur die deutsche Version so, wie Remarque sie gewollt hat. Willst du damit sagen, dass in vielen Fällen eine Übersetzung des deutschen Originals besser ist als das Oroginal selbst?:konfus: :verwirrt:
 
Nö,damit wollte ich sagen dass Remarque einer der wenigen Autoren ist, die im deutschen eine Sprachkunst zustandebringen, wie ich sie sonst beinahe nur bei englischen Autoren vorfinde.
Ich meine, natürlich, es gibt noch Thomas Bernhard, den Meister des Kreisjammerns, aber vom Sprachfluss und der beinahe lyrischen Schreibweise ist IMHO Remarque kaum zu übertreffen.
Und natürlich ist es eine Version.
Die Originalversion.

Und was die Übersetzungen angeht, Originale sind vorzuziehen, immer.
 
Tja, wenn du ein wahres Meisterstück deutscher Literatur lesen willst, dann lies Thomas Manns "Buddenbrooks - verfall einer Familie". Das ist ein Stück Literatur die einen Sprachfluss hast, den die noch nicht gekannt hast!
 
"Im westen nichts neues" ist wirklich ein gutes Buch.
habe es noch hier (da wir es damals in der schule gelesen haben und den film geschaut haben)
was mich damals bei dem Buch gewundert hat, war das sie so.... ins detail gegangen sind.
bsp. wo das mit diesen Minen (ich weiß nimmer wleche es waren) erzählt wurde, haben sie dabei geschrieben wie in den Bäumen die ganzen Gedärme hängen usw.
sowas hatte ich bis dahin noch nie gelesen.
muss ich echt nochmal durchlesen
 
Iron Fist schrieb:
Tja, wenn du ein wahres Meisterstück deutscher Literatur lesen willst, dann lies Thomas Manns "Buddenbrooks - verfall einer Familie". Das ist ein Stück Literatur die einen Sprachfluss hast, den die noch nicht gekannt hast!

Ich weiß nicht...Hesse,Mann, die sind zwar wirklich großartig, aber worum es mir geht, um die schiere Poesie der Sprache, sind sie nicht dermaßen überlegen.
Gerade Hesse gewinnt mehr durch den Inhalt seiner Bücher als durch deren überlegenen Schreibstil.
Und die Buddenbrooks, ich fahr nicht so auf diese Art Geschichte ab.
 
Georges Simenon - Der Mann, der den Zügen nachsah

Ein gutbürgerlicher Holländer Kees Popinga beschließt ein ganz neues Leben nur sich selbst verpflichtet zu beginnen, und das trotz Tochter und Frau. Der Grund: Sein Vorgesetzter erzählt ihm frei, dass die Firma Konkurs gehen wird, und er deshalb seinen Suizid vortäuscht, um einen Neuanfang anderswo zu starten.

Da Kees sich klar wird, dass er als Prokurist der Firma ebenfalls zur Rechenschaft gezogen werden würde und seine Familie emotional gesehen eben nicht sein ein und alles ist, zieht er fort. Er möchte sich seine ureigenen Wünsche erfüllen, dummerweise bringt er dabei in der Folge die Mätresse seines Chefs um, die er seit jeher insgeheim begehrt hatte. Ein Psycho-Spiel in Paris, ausgetragen über die örtlichen Zeitungen, endet in ...
Mehr wird nicht verraten. :-)

Ich fand das Buch gut bis sehr gut. Schön, dass der "Krimi" aus Sicht Täters und nicht aus der des ermittelnden Inspektors geschildert wurde. Simenon kann sehr schnell ein sehr gutes Gefühl für das Empfinden und Denken des mir an sich nicht nahe stehenden Charakters schaffen. Dazu dieses interessante Thema, dass der Protagonist keinen Bock mehr auf diese materielle, heuchlerisch-gutbürgerliche Welt hatte. Das Ende haut zwar nicht vom Hocker, lässt einen jedoch für kurze Zeit nachdenklich inne halten. Stilistisch ist der Erzählstil bewusst schnörkerlos/schlicht. Gekonnt sind die ungewöhnlichen Kapitelüberschriften und manch morbider Witz.

4 von 5 Nachtzügen!
 
Eine Frage: Kann mir jemand ein gutes Buch über den Kolonialismus in Nordamerika empfehlen? Nichts aus der Belletristik, schon ein Sachbuch. Fokus sollte auf der Kolonialisierung durch die Engländer liegen.

Vielen Dank!
 
Dieses Werk ist sehr gut außerdem bei der BPB sehr billig zu haben. Es handelt nicht nur über die Geschichte Amerikas, aber der Teil ist sehr gut. Ich musste es mir für den Geschichts-LK zulegen.

Dieses Buch ist auch lesenswert, wenn auch etwas kurz geraten.
 
Günter Grass - Katz und Maus

Inhalt: Diese Novelle bildet zusammen mit Hundejahre und der Blechtrommel die Danziger Trilogie; Gegenstand ist der Außenseiter Joachim Mahlke und des Erzählers schlechtes Gewissen gegenüber seinem früheren Kamerad im Umfeld des zweiten Weltkriegs.
Dieser war Zeit seines Lebens immer eine Art Außenseiter, dem der Erzähler Pilenz aber auch immer eine besondere Form von Bewunderung entgegenbringt. Hatte das Außenseitertum von Mahlke mit dem Katzenstreich (die Beute war der mausähnliche Adamsapfel) von Pilenz einen Anfang genommen? Und welche Bedeutung hat die Jungfrau Maria oder der Ritterkreuzorden für Joachim?

Kritik: Dieses Stück Literatur ist das Schlechteste, was mir unter dieser Bezeichnung jemals untergekommen ist. Bereits vor zwei Jahren wagte ich mich an dieses Werk. Wegen mangelnder Zeit legte ich es nach 40 Seiten weg; dieses Mal brauchte ich für die 142 Seiten über einen Monat.
Die "Sprache" ist eine äußerst degenerierte Form des Deutschen: Ein schöner Mist ist es, wenn Wörter (also kleinste Sinneinheiten) in Staccatomanier aneinandergeschlagen werden ohne eine korrekte Syntax vorweisen zu können. Ermöglicht dies eine Kürze, enorme Dichte, so wird es durch unnötig komplexe Satzverschachtelungen hintertrieben. Direkte Rede findet ohne Leerzeichen staat. Könnte man argumentieren, dass der Erzähler halt ein Intelligenzbolzen sei und sich deshalb dieser verkopften Sprache bedienen könne, so spricht der Inhalt dagegen. Wie belanglos, wie unendlich langweilig, wie ausdrucksschwach in der Zeichnung eines Deutschlandbildes. Letztlich setzt die meiner Meinung nach schon für Grass pathologische Genitalfixierung dem Ganzen die Krone auf: Sachen wie Mösenfalte, Riemen, oder "der Orden verdeckte seinen Schwanz nur zu einem Drittel" will ich bitte schön nur dort lesen, wenn es sinnstiftend und nicht nur zum Selbstzweck enthalten ist.
Mit Verlaub: was für eine prätentiöse ********!

1 von 5 möglichen Puscheln.
 
File.do

Martin Suter - Die dunkle Seite des Mondes

Inhalt: Urs Blank ist ein äußerst erfolgreicher Wirtschaftsanwalt. Jedoch befindet er sich in einer Midlife-Crisis und versucht, sein Leben zu ändern. Zufällig lernt er bei einem Markt an einer Esoterik-Bude die dort arbeitende Mittzwanzigerin und Junghippie Lucille kennen. Sie finden Gefallen aneinander und schon findet sich Urs in einem "meditativen Wochenende" wieder. Dies ist nichts anderes als ein folgenreicher sowie unvergesslicher Pilztrip. Lucille kann sich der fundamentalen Bedeutung nicht bewusst sein, wenn sie sagt:
Nach einem Pilztrip ist man nicht mehr der gleiche Mensch wie zuvor.
Mit Blank findet eine Verwandlung ähnlich Dr. Jekyll/Mr. Hyde statt. Er hat Probleme mit seinem Gewissen, agiert hemmungslos, ist zu mörderischer Brutalität fähig, zeigt immer größere soziopathische Züge und Zeichen von Paranoia. Worin wird es enden? An dieser Stelle sei es nicht verraten.

Kritik: Auf das Buch bin ich zunächst nur durch den interessanten Titel gestoßen (auf engl. der Titel des legendären '73er Pink Floyd-Albums). Es ist der zweite Teil der "Neurologischen Trilogie" von Suter; erschienen ist es '99.
Was soll ich sagen? Ein klasse Buch! Schwarzer Humor, sehr stilsichere, äußerst treffende Sprache, dazu der permanente Perspektivenwechsel in der personalen Erzähl-Situation führen zu einem unglaublich hohen Tempo und Lesespaß. Je weiter man voranschreitet, desto mehr entwickelt sich ein spannendes Katz-und-Maus-Spiel. Zudem entdeckt man zahlreiche Details, sodass man von einer sauberen Recherche des Autors ausgehen darf.

Jeder Pilze-Fan, jeder Krimi-Aficionado, jeder Freund der gepflegten Sprache wird hieran seine helle Freude haben.

5 von 5 Psilocybin-haltige Pilze
 
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