Nal Hutta, Nar Shaddaa (Y'Toub-System)

[Nar Shaddaa | Schattenstadt | Gasse vor Lucys Apartment | Silas, Etara, Sam, Nevis und Spectre

Aufteilen ist also der Plan. Na gut.
Silas würde sich eine Unterkunft besorgen und sich dann bei einem der unteren Hutten anbieten, ihre Fähigkeiten als Schatten gewinnbringend einbringen und sich einen Namen machen.

Sie brauchte etwa eine Woche um entsprechende Informationen zu sammeln und sich den passenden Kandidaten auszusuchen. Ihre Wahl fiel auf Vogga, einen mittelgroßen Gangster, der nach oben strebte und ein hohes Ansehen in der Oberschicht genoss. Vielleicht ja auch zu diesem von Gallwitz. Gleichzeitig stand er unter der Fuchtel von diesem Zorbas, für den die anderen unterwegs waren. So stand sie nun im Büro des ersten Offiziers, einem Trandoshaner namens Grassk und stellte sich vor.


„Nun gut, genug der Schmeicheleien. Ich habe gehört, ihr braucht einen Agenten zur Informationsbeschaffung. Nun, hier bin ich.“ Silas setzte ein selbstbewusstes Grinsen auf und fing an, ihre Qualifikationen aufzuzählen. „Außerdem solltet ihr wissen, dass ich für den Tod von Fali Sardill verantwortlich bin. Wie ich hörte, leitete sein Ableben den Aufstieg des erlauchten Vogga ein.“

Die junge Zabrak war bedacht darauf, ihren Namen nicht zu nennen und ihr Aussehen deutlich zu verschleiern. Unter anderem trug sie eine blonde Perücke, hatte sich grüne Kontaktlinsen eingesetzt und verbarg ihre Hörner unter einer schweren Kapuze. Sie war sicher, dass in Fali´s Unterlagen keine Namen verzeichnet waren und das die Sicherheitskameras zerstört worden waren.

Im Laufe der nächsten Tage und Wochen versuchte sich
Silas einen Namen zu machen. Man kannte sie innerhalb der Organisation nur als „Schatten“, aber sie gewann schnell an Einfluss. Es war ihr zwar ein Graus, für Männer arbeiten zu müssen, aber die gelegentlichen Treffen mit Etara, bei der sie wichtige Informationen weitergab, waren Entschädigung genug.

Doch dann kam endlich ihr großer Tag, nach fast zwei Monaten ohne einen richtigen Auftrag von
Etara oder Spectre bekommen zu haben, lag endlich einen Umschlag an einem vereinbarten Ort, mit einem Namen, einem Bild und der Botschaft, das Ziel auszuschalten. Branko der Schlinger war ihr Ziel, Kopf eines kleines Syndikates im Rotlichtviertel, dass zwar unter der Kontrolle von Vogga stand, aber nicht allzu profitabel arbeitqeqse liefern, die die Verantwortung der Tat entweder diesem Julio oder einem anderen Hutten in die Schuhe schieben würden.

Sie verschaffte sich bei
Vogga ein Alibi, indem sie vorgab, dass sie Informationen aus dem Kasino-Sektor beschaffen musste, weil sie einen Hinweis erhalten hatte. Einen Bericht darüber hatte sie bereits vor Wochen verfasst, aber noch nicht abgeliefert. Es war immer gut, ein paar Zusatzinformationen in der Hinterhand zu haben, wenn es brenzlig wird. Dann machte sie sich auf den Weg in den besseren Teil der Stadt. Endlich konnte sie wieder Silas sein, selbstbewusst und stolz auf ihre Herkunft. Außerdem konnte sie ihre Hörner präsentieren und sie war diese grässliche Perücke endlich los.

Es ging in den
Rotlicht-Sektor zu einer kleinen Bar in der Purpurstraße. Dort hatte das Syndikat von Branko seinen Sitz. Silas schlich zum Hintereingang, setzte die Wache lautlos außer Gefecht und suchte das Büro von Branko. Sie fand den Boss im oberen Stockwerk und scheinbar fühlte sich das Syndikat hier sehr sicher. Silas stieß auf keine weiteren Wachen oder Sicherheitseinrichtungen. Sie betrat das Büro und erschoss Branko, der gerade am Geld zählen war, mit einem der Blaster, den sie damals Julios Jungs in der Gasse abgenommen hatte. Lautlos verschwand sie wieder über den Hinterausgang und warf den Blaster in eine nahegelegene Abfalltonne, nachdem sie Griff und Lauf gereinigt hatte. Über eine andere Route als beim Hinweg, begab sie sich zurück zu ihrem Appartment im Nikto-Sektor. Zwar nicht der schönste Ort, aber billig und ziemlich sêew1her. Zeit sich ein wenig aufs Ohr zu hauen und dann zu Vogga zurückzukehren. Vorher verbrannte sie aber noch den Umschlag samt Dokumente der Black Sun, sicher ist sicher.

Als sie am nächsten Morgen wieder in ihrer Verkleidung bei
Vogga auftauchte, hatte die Nachricht über den Tod von Branko bereits die Runde gemacht. Vogga war tierisch sauer und hatte wohl auch schon Ärger von Zorbas bekommen. Das lief ja bis lang wie geschmiert, vielleicht zu gut.

[Nar Shaddaa | Schattenstadt | Pausenraum im "Trauerturm" | Silas, Huttengangster (NPC)
 
[Nar Shaddaa | Schattenstadt | Lucys Apartment ] Spectre, Nevis, Etara. Silas, Lucy, Sam



Nachdem sich fast alle aus dem Apartment zurückgezogen hatten, trennten sich die Wege. Jeder würde das Ziel mit seinen Mitteln verfolgen, so dass die Gegner das Gesamtbild schwerer erkennen konnten. Das war für den Gesamtplan zwar besser, machte es den Einzelakteuren jedoch schwerer.

Sam und Nevis waren vorerst bei Ihnen geblieben, da noch unklar war, wie es für die beiden und den Droiden weitergehen sollte. Nachdem Spectre und Etara endlich allein waren, wandte sich die Maritima an Ihre Freundin:


„Ich würde gerne ein Auge auf alle unsere Partner haben. Als Rückendeckung für uns und sie. Bei unseren Gegenspielern könnte es passieren, dass die Kontakte abreißen. Man wird nicht groß auf diesem Mond ohne gewisse Absicherungen.“

Etaras Einwurf unterbrach die Chiss, indem Sie Ihr einen Finger auf die Lippen legte.

„Das ist etwas, dass ich kann. Ich habe das gelernt. Keine Widerworte.“

--- später

Tatsächlich war es kaum möglich mit Sam, Nevis, oder Lucy Kontakt zu halten, ohne selbst aufzufallen oder Ihre Tarnung auffliegen zu lassen. Zu argwöhnisch waren die neuen Bosse. Aber wer etwas anderes gedacht hatte, kannte den Mond und die Unterwelt schlecht. Keiner dieser Gangster war ohne Grund so lange an der Spitze und Spectre war entsprechend vorsichtig. Wie ein Schatten beobachtete Sie in regelmäßigen Abständen alle Teile des Teams. Zu Beginn häufiger, falls Sie ihnen bei Problemen beistehen müsste. Allerdings waren alle so professionell bei Ihrem Einstieg, dass es kaum Probleme außer dem zu erwartenden Misstrauen gab.

Sams Signale wurden regelmäßig empfangen und langsam entstand im HQ von Etara und Spectre eine Karte von dem Gebiet des Hutten. Die Unterkunft der 3 im Elysium Heights war nicht erreichbar, bildete es doch das Zentrum von Zorbas kleinem Imperium.

Bei Lucy war es ähnlich schwer. Julio war paranoid, Sam hatte bei der Beschreibung des Gangsters nicht übertrieben und Spectre musste mehrfach Kontaktversuche abbrechen, um nicht entdeckt zu werden.


---

Es dauerte länger als Sie gehofft hatte, bis Sie einen Weg gefunden hatte zumindest Sam, Nevis und Paul zu kontaktieren. Wobei Kontakt übertrieben war, es war mehr ein Lebenszeichen. Sie trieben Schutzgelder ein und dies in regelmäßigen Abständen. Nach mehreren Wochen hatten Sie endlich einen Laden, der im Grenzgebiet zwischen Julio und Zorbas, optimal für den Start des Bandenkrieges. Blieb das Problem der Kontaktaufnahme, zu der Sie einen Zwischenmann hinzuziehen musste. Also betrat Spectre, verkleidet in schäbigen Klamotten und nach Synthalkohol stinkend, den Laden von Rylar. Es war fakisch nicht zu sehen, dass es sich um eine Chiss handelte und unter den misstrauischen Augen des Ladenbesitzers schlich Sie etwas herum, um dann mit 2 Flaschen Fusel zu Theke zu schlurfen. Der Griffunter die Theke war so offensichtlich, dass es nur zur Beruhigung Rylars dienen konnte und ihr versicherte, dass er die Gefahr wirklich unterschätze. Entgegen der Annahme des Besitzers kramte Sie jedoch tatsächlich nur passendes Kleingeld heraus, bedankte sich in gebrochenem Huttese und wandte sich zum Gehen. Als Rylar sich entspannte blieb Spec stehen und straffte ihre Haltung. In klarem Basic und mit kaltem Unterton sprach Sie Rylar an, während Sie sich mit einem Blaster in der Hand zu ihm drehte:

„Ich übernehme eine Zahlung an Zorbas, wenn Du mir einen Gefallen tust. Bekommen wir das hin? Gut.“

Er nicht zaghaft.
Sie stellte die beiden Flaschen wieder auf den Thresen und holte einen Beutel mit Credits heraus der etwa einen Monatsverdienst des Ladens ausmachte. Dazu legte Sie einen blau gefärbten Chip.


„Alles was Du dafür tun musst ist diesen Chip in die nächste Zahlung legen. Offen sichtbar. Nicht mehr und nicht weniger. Wir werden das Beobachten und wenn Du Mist baust, kann Dich auch Zorbas nicht schützen. Verstanden? Klappt alles, siehst Du uns nicht wieder. Und was den Rest des Geldes angeht, gib nicht zu viel aus einmal aus, das fällt auf.“

Dann verschwand Sie aus der Tür, die beiden Schnapsflaschen zurücklassend

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Die Maritime betrat die kleine Bar in der Purpurstraße alleine und gelassen. Sie war unauffällig gekleidet, aber Ihre Ausstrahlung zeigte deutlich, dass mit Ihr nicht zu spaßen war. Sie steuerte direkt zu Bar und taxierte den Barkeeper, einen Ortholaner.

„Ich will mit Branko sprechen.“

Der kleine Berüsselte sah auf und zuckte mit den Schultern.

„Wen?“

Spectre seufte und explodierte dann förmlich. So schnell, dass keiner der Anwesenden reagieren könnte, griff Sie den Rüssel des kleineren Wesens und zog ihn zu sich heran. Er hatte Probleme die kurzen Beine auf der Plattform hinter der Bar zu halten und quitschte vor Schmerzen auf. Mit der linken hatte Sie Ihren Blaster gezogen und hielt diesen direkt vor die Nase des Nikto-Schlägers , der sich genähert hatte.

„Ich wiederhole mich nie, verstanden. Ich habe ein geschäftlich lukratives Angebot für Euern Boss, also?“

„Aber aber, meine Liebe, wir sind hier eine friedliche Bar für friedliche Arbeiter die entspannen möchten… Ragier, bring Sie doch bitte in mein Büro.“

Das folgende Gespräch war nicht so kurz, wie es sich die Chiss vorgestellt hatte, aber die Botschaft war klar. Sie war von Julio beauftragt worden ihm ein Angebot zu unterbreiten. Wechsel zu mir. 2000 Credits hatte Sie da gelassen als ‚Aufwandsentschädigung für die Zeit‘. Eine Stange Geld für das kleine Licht, aber er hatte, wie erwartet, abgelehnt. Die Forderung sich gegen Zorbas zu stellen falls es eskalieren würde, war eine Nummer zu groß. Seine Leibwache, der Nikto Ragier, war ebenfalls anwesend gewesen. Und so verlies Spectre den Laden nach einem kurzen verbalen Muskelspiel über das Thema Boten töten die Bar.

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Spectre beobachtete Lucy durch das Zielfernrohr Ihres Scharfschützengewehrs. Auch Lucy musste ein Zeichen bekommen, dass Sie nicht auf sich gestellt war. Die Kleine war gut, das musste Spec ihr lassen, denn Lucy sah sich vorsichtig um. Trotzdem kam der Blasterschuss für die blonde Menschenfrau aus einem ungünstigen Winkel und ehe sie reagieren konnte, spürte Sie die Hitze des Plasmaprojektils das knapp an Ihrem Gesicht vorbeizischte. Lucy warf sich in Deckung, aber die Maritima war sich sicher, dass Lucy Ihre Position erraten würde. Spec zog sich zurück und hinterließ eine Nachricht mit dem Hinweis, dass Sie etwas bräuchten, dass einen Überfall eindeutig nach Julios Handschrift aussehen lassen könnten, unterzeichnet mit dem Symbol der Black Sun. Lucy würde es zuordnen können. Nichtsdestotrotz legte sich Spectre in eine Position, in der Sie die Nachricht im Visier hatte. Diese durfte nicht in falsche Hände gelangen. Lucy würde Sie hoffentlich vernichten, wenn Sie sie fand und darauf wartete die Scharfschützin. Doch alles lief reibungslos, wieder ein Pluspunkt für Lucy, Spec würde Sie Etara definitiv für eine Aufnahme zu empfehlen, vielleicht sogar für die Maritima.

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Kontakt zu Silas zu halten war hingegen recht einfach, da sich diese als Informationsbeschafferin für einen aufstrebenden kleinen Gangster engagierte. Sie hatte recht freie Hand, Ihr Boss wollte ja nicht auffallen. Daher lief die Informationsverteilung an und von Silas reibungslos, weshalb das auch von Etara gesteuert wurde, die Ihrerseits recht aktiv war. Silas konnte recht gut bei Ihrem Boss punkten was Informationen zu Zorbas und Julio betraf. Informationen, die Durch Etara gesteuert wurden, so dass Voggo bereits vor dem Attentat von dem angehenden Streit zwischen Julio und Zorbas wusste. Branko war ein gutes Ziel. Julio hatte versucht ihn abzuwerben, Brankos Angst vor dem Boss-Boss Zorbas hatte ihn aber zögern lassen. Silas könnte nach dem Mordauftrag noch entsprechende Informationen aus „sicherer Quelle“ weitergeben, die von Brankos eigenen Leuten bestätigt werden würden.



Und so begann es…




[Nar Shaddaa | Schattenstadt | irgendwo ] Spectre
 
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Nar Shaddaa / Hutten-Territorium / Elysium Heights / Sam, Nevis, Paul,

Sie gingen auf ihr Zimmer und folgten der abendlichen Routine. Paul machte Abendessen für sie, bevor er sich ein Datapad schnappte und den restlichen Abend mit Lesen verbrachte. Sam öffnete sich ein Bier und schaute mit Nevis HoloVids, bevor sie müde wurden und schließlich ins Bett krochen. Ihr Apartment war groß genug, dass jeder sein eigenes Zimmer hatte. Als Sam sich ins Bett legte, kreisten ihre Gedanken noch etwas um ihre aktuelle Lage. Ihnen ging es nicht schlecht. Sie hatten ein Dach über dem Kopf, einen Job, konnten leicht etwas Geld verdienen. Die Reputation von Zorba dem Hutten war gut genug, dass Julio - vermutlich zähneknirschend - von ihnen abgelassen hatte. Den Plan von Etara hatte sie natürlich nicht vergessen und hielt sich auch daran, aber dennoch kam ihr immer wieder der Gedanke: warum es nicht so lassen? Klar, die Hutten waren widerwärtige Gauner, die einen über den Tisch zogen, sobald sie konnten. Die Chiss hatte dagegen bewiesen, dass ihr etwas an ihren Leuten lag. Ein Hutte hätte Sam und ihre Crew einfach fallengelassen nach dem Zwischenfall mit Julio. Etara und Spectre hatten dagegen viel Aufwand betrieben, um sie aufzuspüren und rauszuboxen. Bisher hatte die Chiss auch nichts dafür verlangt. Keine Credits, keine Sklavendienste oder ähnliches.

Es hatte noch eine Weile gedauert, bis Sam einschlafen konnte, bevor sie ein lautes Hämmern gegen die Tür aufweckte. Sie schreckte hoch, ihr Griff ging sofort zum Blaster auf dem Nachttisch. Das Chrono dort zeigte an, dass es früh am Morgen war. Eigentlich nicht ihre Uhrzeit. Sie sprang aus dem Bett und ging in Unterwäsche mit dem Blaster in der Hand zur Tür, die sie vorsichtig einen Spaltbreit öffnete. Durch den Spalt konnte sie das hässliche Echsengesicht von Kryzzar erkennen.


"Scheiße, was willst du? Hast du mal auf die Uhr geschaut?"

"Der Boss will euch sehen. Sofort."

"Gib mir fünf Minuten, damit ich wenigstens was anziehen und die anderen wecken kann."

"Du hast zwei. Du weißt doch, Zorba wartet nicht gerne."

Tatsächlich wusste sie das. Sie hastete durch die Wohnung, hämmerte zuerst gegen die Tür von Nevis und dann gegen die von Paul.

"Aufstehen, anziehen, hopp, hopp, hopp, der Boss will uns sehen. Kommt in die Gänge, na los!"

Dann rannte sie in ihr Zimmer, schlüpfte in ihre Army-Hose und das schwarze top, warf sich den Mantel über und legte sich den Gürtel mit dem Blasterholster um. Etwas war passiert, so viel war klar. Hatten die anderen den Plan gestartet? Ging es etwa los? Als alle bereit waren, öffnete sie die Tür. Kryzzar brachte sie nach oben. Im obersten Stockwerk des Elysium Heights war der persönliche Sitz des Hutten. Bevor Zorba den Laden übernommen hatte, musste dort ein Restaurant mit herrlichem Ausblick gewesen sein. Heute nannten sie diesen Bereich nur noch "den Thronsaal". Die Tür des Turbolifts öffnete sich und die Crew trat ein. Sam war schon oft hier gewesen, gerade am Anfang, um mit dem Hutten zu verhandeln. Der Gangsterboss thronte in der Regel auf einem Podest im hinteren Teil des Restaurants, während seine Schergen an der Bar oder an den Restauranttischen saßen und jeden mit argwöhnischen Augen beobachteten, der sich in ihre Mitte wagte. So war es auch heute, mit ein paar Unterschieden. Sam fielen die neuen Gesichter sofort auf: ein Nikto war bei Zorba sowie ein höherer Funktionär des Zorba-Clans, den sie als Vogga kennengelernt hatte. Noch bevor sie etwas sagen konnte, warf der Nikto ihr etwas zu, das Sam reflexartig auffing. Es war ein Blaster.

"Warka jee chobba?" (Was ist das?), fragte Zorba. Im Thronsaal herrschte absolute Stille. Alle Augen waren auf Sam gerichtet.

"Meejawata: dokkapi blaster." (Ich würde sagen: ein Blaster.)

"Moo shak. Hut, Cochran, mee chongba moo chuba: warka jee chobba?" (Strapaziere nicht meine Geduld, Cochran. Ich frage ein letztes Mal: was ist das?)

Die Blondine musterte die Waffe jetzt genauer. Sie war sich ziemlich sicher, dass die Waffe mit ihrem Serenno-Gig nach Nar Shaddaa gekommen war.

"Hm, Julios palo jee bajkaar pateesa." (Hm, Julios Leute benutzen dieses Modell gerne.)

"Na blaster pa Branko chuba ratpa oom raga. No shili nookie: na booba?" (Mit diesem Blaster wurde der arme Branko gestern erschossen. Sei ehrlich zu mir: warst du es?)

Sam sah überrascht auf. Es war nichtmal gespielt, die Überraschung war echt. Das erklärte auch die Anwesenheit von Vogga.

"Mee paka juna tiba bogo, na huka tu baraka. Na jagua palo nookie chuba." (Ich habe hier gestern dein Geld abgegeben und bin danach auf mein Zimmer. Mit der Sache hab ich nichts zu tun.)

"Jee jee, na kujee chuba, na chuba oom tak tinkaaksha" (Sie hat recht, ich habe die Sicherheitskameras überprüft), warf Kryzzar ein. Ausnahmsweise war sie dem misstrauischen Trandoshaner dankbar, der sie scheinbar wirklich bei jedem Schritt überwachte.

"Chuba pa cho chuba ooma, jee nuna gudo shabbut Vogga saba, shu jahba pa tinkaaksha bajkaar Julio pa Branko juna chung chuba kwi ooma tabba kama Emporkömmling kwi. Se choba ril la, na baan galuchan." (Wenn es wahr ist, was mein guter Freund Vogga sagt, dann hat ein Bote von Julio versucht, den armen Branko auf die Seite dieses Emporkömmlings zu ziehen. Das sind beunruhigende Entwicklungen, die ich nicht weiter dulden werde.)

Dann wendete sich Zorba bedrohlich in die Richtung von Vogga.

"Vogga, na baan galuchan ril gung tabba. Na hu bagwa bajkaar juula. Kwi choba nuna dossah baan koch bogo, gudo mi. Na kujee." (Vogga, ich dulde keine Verräter in meinen Reihen. Du bist für deine Leute verantwortlich. Wenn das nochmal vorkommt, wirst du die Konsequenzen tragen müssen, mein Freund.)

Dem Gangsterboss wich kurz die Farbe aus dem Gesicht, bevor er sich zusammenriss und eine tiefe Verbeugung vollführte.

"Kryzzar, kama pa skrauta udatish. Toboo, jee kuchu bogo. Sam pa kasa surju mohndee galuchan." (Kryzzar, bereite eine Antwort auf diese schändliche Tat vor. Tu alles, was nötig ist. Sam wird dir beratend zur Seite stehen.)

Nar Shaddaa / Hutten-Territorium / Elysium Heights / Thronsaal / Sam, Nevis, Paul, Zorba der Hutte, Vogga, Kryzzar, Hutten-Schläger
 
Nar Shaddaa, undercover bei den Hutten: Sam und Nevis und nicht zu vergessen: Paul


Sie waren wieder eine Familie. Sam, Paul und Nevis. Sie arbeiteten nur für die Hutten statt für Julio. Und streng genommen, was das auch nicht korrekt. Eigentlich arbeiteten sie für die BS. Das Paul wieder bei ihnen war, fand Nevis richtig klasse, auch wenn sie das nie zugeben würde. Sie hatten ihre Alltagsroutine. Abends sahen Sam und Nevis stets Holo Vids und dann ging es ab ins Bett.

Doch diesmal war etwas anders. Noch ehe es Aufstehzeit war, hämmerte es lautstark und eindringlich gegen die Wohnungstür. Panisch fuhr Nevis hoch, griff zum Blaster und lief zur Zimmertür und lauschte. Sam ging zur Wohnungstür. Hatte Julio sie gefunden? Die kleine Togruta hörte ihr eigenes Herz laut pochen. Nevis erkannte die Stimme der Echse sofort. Es war Kryzzar. Was wollte er hier? Nevis konnte nicht verstehen, was gesprochen wurde, weder akustisch, noch von der Sprache her, die sie nicht so gut wie Sam beherrschte, doch spürte Hektik und Eile. Und schon klopfte Sam energisch gegen ihre Tür. Sie solle sich anziehen. Der Boss wolle sie sehen. Mist, wieso das denn? War was passiert? Hatten sie irgendwas falsch gemacht? Waren sie aufgeflogen? Während solche Gedanken durch Nevis`Kopf rasten, versuchte sie, ihre Stümpfe so rasch wie möglich anzuziehen.

Sie fuhren zum Restaurant. Alle schwiegen. Nevis` Unruhe wuchs. Ihr war unbehaglich. In einem ehemaligen Restaurant, welches man jetzt Thronsaal nannte, mussten sie zum Boss. Wenn man mitten in der Nacht zum Boss musste, konnte das doch nichts Gutes bedeuten?! Nevis hatte wirklich zittrige Knie, als sie nach hinten zu Zorba liefen, der sich wie ein König benahm.

Plötzlich warf man Sam, die neben ihr ging, etwas zu. Sie hatte gute Reaktionen, sie fing es. Nevis sah zu ihr. Ein Blaster?! Was ging hier ab?! Kurz darauf ertönte Zorbas Stimme, autoritär und überlegen, was das wäre. Sam antwortete, dass es ein Blaster sei. Nevis` flaues Gefühl verstärkte sich hochgradig. Automatisch zitterten ihre Lekku. Sam fügte an, dass Julio dieses Modell meist benutzte. Julio!? Jetzt sagte der Huttenboss, Branko wäre damit erschossen worden. Nevis erschrak. Man dachte doch nicht etwa….?! Bange sah sie zu Sam. Diese antwortete, dass sie damit nichts zu tun hätte. Sollte Nevis auch etwas sagen? Offenbar nicht. Sie sah bange zu Zorba und ihre Spannung wuchs ins Endlose. Er würde ihnen doch hoffentlich glauben? Wieso sollten sie das getan haben? Würde man ihnen das anhängen? Würden sie hier wieder unbeschadet herauskommen? Es sah nicht gut aus für sie! Hier waren lauter Schläger zusammen getrommelt worden. Sie standen wie auf der Anklagebank. Ihre Hoffnung schmolz gerade zusammen wie Eis in der Sonne. Ihr war Angst und Bange. Nevis fühlte sich niedergeschlagen, doch in ihr wuchs ihr Überlebenswille. Sie würde hier nicht kampflos zu Grunde gehen! Und Paul war zum Glück dabei. Doch plötzlich ließ Zorba von ihnen ab. Das war gut! …Sie hatten ja auch wirklich mit der Sache nichts zu tun. Doch zum Aufatmen war es noch zu früh.



Nar Shaddaa, Huttenterritorium, Elysium Hights, Thronsaal: Sam, Nevis, Paul, Zorba, Kryzzar, Vogga, Huttenschläger
 
|| Outer Rim Territories || Hutten-Raum || Nar Shaddaa || Gasse nahe des Cantina „Raucous Rancor“ || Lucy Dent ||


Sie stand da. Ihre Hand am Griff, doch als dann der Schuss knapp an ihrem Gesicht vorbei jagte, sodass sie seine Wärme spüren konnte, sprang Lucy in die nächste Deckung, die sie sehen konnte. Ihr Blick schnellte zum Punkt des Einschlags, dann zu der Stelle, wo sie gestanden hatte. Aus beiden Punkten ergab sich eine Linie, welche man recht einfach zurückverfolgen könnte. Auch deswegen hasste die weißhaarige Frau Energiewaffen. Die Plasma-Bolzen flogen quasi immer in einer geraden Linie und verrieten durch ihr Leuchten nicht selten ihren Ursprung.Vorsichtig verließ Lucy ihre Deckung und lief los. Jedoch nicht weg von dem Schützen, sondern in die Richtung seines Standortes. Weglaufen würde nur die Distanz vergrößern und damit auch seinen Vorteil gegenüber der Kopfgeldjägerin. Umso geringer der Abstand, desto schwieriger könnte der Schütze auf ihre Bewegungen reagieren. Wenig später erreichte Lucy ein Dach. Es war die einzige, wirklich sinnvolle Position, aus der man sie so hätte beschießen können. Im ersten Moment wirkte der Ort verlassen bis auf eine Nachricht, welche auf Flimsy geschrieben worden war. Lucy fing an zu grinsen und durch den Unterzeichner wusste sie, dass man sie gerade beobachten würde. Und genau aus einer Richtung war dies Ideal. Ihr Blick wanderte genau dorthin, formte mit ihrer rechten Hand eine Waffe, pustete imaginären Rauch weg und grinste eher, indem sie mit ihrem Feuerzeug den Zettel verbrannte. Sam würde etwas wissen, auf der anderen Seite… Die Waffen von Julios Leuten! Die waren alle sehr speziell modifiziert. Es war bisher etwas härter als erwartet. Dennoch hatte Lucy einen Plan. Auch wenn es viel gerede brauchte, so wusste Lucy schon beim morgigen Einsatz, wie sie eine Waffe beschaffen sollte.


Am nächsten Morgen wurde Lucy wie so oft außen vor gelassen. Dennoch hatte sie mitbekommen, wo ein paar der Wachen aufgestellt waren. In den letzten Wochen hatte sie dafür gesorgt, dass sie einen Weg hatte, aus ihrer Unterkunft zu entkommen, ohne dass Julios Leute etwas mitbekommen würden. So schlich sich die Frau nach draußen und legte sich auf die Lauer. Sie brauchte eine Wache mit einer modifizierten Waffe. Durch die Nachricht von Spectre war ihr eine Idee gekommen. Durch ihr Scharfschützen-Visiers konnte sie die enge Brücke sehen, die an mehreren Stellen kein Geländer hatte. Sobald die Wache eine dieser Stellen erreichte, erwischte sie den Kopf der Person, die so eine merkwürdige Waffe hielt. Sofort geriet sein Kollege in Panik und sah in Lucys Richtung. Sie verhielt sich bewusst ein wenig stümperhaft, damit man durch die Spiegelungen in ihrem Visier die Position finden konnte. Nun hieß es schnell sein. Bei ihrer Kleidung war zum Glück ihr Körper so gut kaschiert, dass man glauben könnte, sie wäre irgendwas zwischen junger Frau und durchtrainierten Assassinen.

Ihr nächstes Ziel war der Ort, an dem die Wache abgestürzt war. Sie nahm dem leblosen Körper seine Waffe ab, ehe sie die Leiche in die Tiefen Nar Shaddaas stieß. So schnell sie gekommen war, war Lucy auch wieder verschwunden. Wie ein Geist, der nur kurz an jenem Ort gespuckt hatte. An ihrem Schützenplatz hatte sie ein Bekennerschreiben hinterlassen, welches in die Richtung einer bisher eher unbeteiligten Gruppe wies, die nachweislich gerade auf diese Gegend ein Auge geworfen hatte. Die Waffe übergab Lucy einem Droiden, den sie sich zugelegt hatte. Es war ein NR-1100 Hacker Droide, welcher nun mit der Waffe von Julios Wache auf schnellstem Wege Spectre aufsuchte und die Waffe abgeben würde, mit einem Hinweis, dass dieser Waffentyp in dieser Ausführung fast nur von Julio genutzt wurde. Wenn die Chiss eine Nachricht für Lucy hatte, dann sollte sie diese dem Droiden geben. So hatte Lucy wieder einen Weg der Kommunikation geschaffen. Der Droide würde die Nachricht zu einem toten Briefkasten in der Nähe ihrer Lieblingsbar bringen, welcher auf ihrem Heimweg lag und es ihr ermöglichte, die Kommunikation aufrechtzuerhalten. Vielleicht könnte Lucy auch einen Überfall auf jemanden fingieren, der auf Julio zurückfallen könnte. Aber bis sie eine klare Anweisung von der Blacksun bekam, würde sich die Kopfgeldjägerin wieder tot stellen.

In ihrem Apartment schaute Lucy nach ihrem Versteck. Sie hatte ihre beiden Pistolen und das zerlegte Scharfschützengewehr sowie eine ausreichende Menge Munition, um im Ernstfall fliehen zu können. Sie wollte an Julio ran. In erster Linie wegen ihrem Auftrag, jedoch auch, um im Ernstfall der kleinen Nevis diesen Haufen Bantha-Dreck vom Hals zu schaffen. Es war schon komisch. Irgendwie mochte Lucy die kleine Togruta schon so sehr, dass sie am Liebsten diesem Julio eine Kugel in den Kopf verpassen würde, sollte es darauf ankommen. Wirklich merkwürdig, wenn sie daran dachte, wie sehr sie die Kleine ursprünglich gehasst hatte. So zog sich Lucy um und tat so, als wäre sie gerade erst wieder wach geworden, während sie in das Gemeinschaftsbad ging und sie damit durch das Bild einer Überwachungskamera lief. Es war so, als wäre Lucy in den letzten Stunden einfach im Bett gewesen.


|| Outer Rim Territories || Hutten-Raum || Nar Shaddaa || Unterkünfte nahe Julios Palast || Gemeinschaftsbad von Julios Schlägern || Lucy Dent ||
 
[Nar Shaddaa | Schattenstadt | Apartment | Etara

Es gab ziemlich viele kluge Köpfe in der Galaxis, die Konflikte, ob groß oder klein, mit einem Dejarik-Spiel verglichen. In Etaras Augen hatte dieser an sich ja ganz nette Gedanke allerdings einen fetten Haken: Bei einer Partie Dejarik standen sich lediglich zwei Parteien gegenüber, das Spielfeld war eindeutig definiert und alle Figuren hatten klar definierte Werte und Eigenschaften, die unveränderlich waren. Die Realität war dann doch ein wenig komplexer und gerade der Faktor Zufall hatte schon so manchen „narrensicheren“ Plan grandios ruiniert und vermeintliche Genies alt aussehen lassen. Nun war die junge Chiss ja durchaus selbstbewusst, aber für ein Genie hielt sie sich nicht und sie wusste nur zu gut, dass man nie alle Faktoren abwägen und berücksichtigen konnte. Manchmal musste man die Dinge einfach nehmen, wie sie kamen, und das Beste daraus machen und improvisieren. Ganz in diesem Sinne hatte die Piratin ihrem Team möglichst viele Freiheiten und Eigenständigkeit gewährt – es waren fähige Leute in ihrer Truppe, hartgesottene, erfahrene Kriminelle, die sich nur ungern herumkommandieren ließen wie Kampfdroiden. Also versuchte Etara das gar nicht erst, sondern ließ die Leute machen.

Jede einzelne von ihnen hatte eigene Ideen und Ansätze ins Spiel gebracht und sich dann an die Arbeit gemacht, und so war es richtig. So würde es funktionieren: Spectre war ihr Bindeglied, ihr Auge im Himmel und Ass im Ärmel, auf ihre Freundin und ihre Fähigkeiten konnte sich Etara immer verlassen. Sam, Nevis und Paul hatten den Hofstaat von Zorba dem Hutten unterwandert und sich dort eine ganz achtbare Position erarbeitet. Silas hatte sich bei Vogga eingeschlichen, einem Handlanger der fetten Schnecke, der nach Höherem strebte. Und Lucy wiederum komplettierte die Sache, indem sie sich bei Julio beliebt gemacht hatte, der sich wahrscheinlich immer noch grämte, dass ihm sein einstiger Schützling durch die Lappen gegangen war.

Die Informationen, die Etara nun in erster Linie von Silas erhielt, waren für sich genommen schon sehr nützlich und die Zabrak so angenehme Gesellschaft, dass sich die hübsche Kriminelle über jedes Treffen freute. Aber der wahre Wert lag darin, dass sich nun die Möglichkeiten ergeben hatten, die verschiedenen Gruppierungen gegeneinander auszuspielen und aufzuhetzen. Dazu brauchte es gar nicht viel: Alte Feindschaften und Rivalitäten und die paranoide Grundstimmung förderten ein Klima, in dem jeder jedem misstraute, den Erfolg neidete und seine Reputation durch Rache schützen musste.

Zufrieden betrachtete Etara das Hauptquartier, das sie zusammen mit Spectre eingerichtet hatte und in dem alle Fäden zusammenliefen. Mit den Ressourcen der Black hatte die Blauhäutige einen Apartmentkomplex gemietet und diesen gänzlich mit ihren Leuten besetzt, so dass alle Fremden sofort auffielen. Moderne Datenverarbeitungsgeräte, Protokolldroiden, Holoprojektoren, Kommunikationsgeräte, Waffen- und Vorratslager, alles war vorhanden, was es so brauchte, um einen Krieg zu führen. Mit etwas Glück würden ihre Feinden einen Teil der Arbeit in Kürze schon für sie erledigt haben – die jüngsten Meldungen waren vielversprechend und Etara grinste, als sie daran dachte, dass das Ableben eines kleinen Lichts für so viel Chaos sorgen konnte. Die Chiss verschränkte die Arme vor der Brust und betrachtete die holographische Darstellung der wichtigsten Akteure auf Nar Shaddaa und jener, die als Erste dran waren.

Um alle wurde sich gekümmert – mit einer Ausnahme: Rudogast von Gallwitz. Den einflussreichen Adligen von Serenno hatte Etara für sich selbst reserviert. Zum einen, weil der Rest ihres Teams vollauf ausgelastet und im Fall von Sams Truppe auch schon bekannt war, und zum anderen, weil die lebenslustige Verbrecherin neugierig auf diesen Mann war, der aus dem Hintergrund die Strippen zog und sich offenbar trotz seiner vornehmen Herkunft nicht zu schade war, mit dem Pöbel zu verkehren. Etara fühlte sich dabei angenehm an einen gewissen anderen Zeitgenossen aus den Reihen der oberen Zehntausend erinnert, mit dem sie während der Koornacht-Krise zu tun gehabt hatte, die junge Frau schürzte genüsslich die Lippen, als sie sich die Ereignisse ins Gedächtnis rief. Also hatte die Chiss vorsichtig die Fühler ausgestreckt, Gerüchte gestreut und Gefallen eingefordert, um Kontakt herzustellen – erst einmal mit Mittelsmännern und Fixern und dann mit Personen, von denen es hieß, sie würden öfters mit dem Aristokraten Geschäfte machen. Sie war dabei geduldig und zurückhaltend gewesen und hatte sich eine zweite Identität als Shira, eine aufstrebende Waffenhändlerin, zugelegt. Es hatte eine ganze Weile gedauert, aber endlich waren die Bemühungen belohnt worden und die Piratin hatte eine Einladung für ein Treffen in einer exklusiven Bar in der Schattenstadt erhalten. Ihr Partner für den Abend gab sich so angemessen mysteriös, dass es sich um den Adligen handeln musste – und falls nicht, würde es auch ein netter Abend werden, dachte sich Etara trocken und befestigte ein kompaktes Vibromesser an ihrem Bein.

Für den Anlass hatte sich die blauhäutige Kriminelle entsprechend hübsch gemacht und nach einem ausgiebigen Bad in ein schwarzes Kleid geworfen, das gerade noch genug der Fantasie überließ. Sie zog noch ein wenig Lippenstift und Wimperntusche nach, ordnete ihr langes schwarzes Haar und dann entschied sie, dass es reichen musste – immerhin ging es ums Geschäft, zumindest primär. Ohne Probleme erreichte Etara ihr Ziel, sie hatte dafür einen Fahrservice angeheuert und ihre Bewacher hielten sich diskret im Hintergrund, so dass die Chiss scheinbar allein zur stilvoll eingerichteten Bar begeben konnte, nachdem der Türsteher sie ausnehmend höflich begrüßt hatte. Etara machte es sich in einer Sitzecke bequem und ließ sich über die Drinks informieren, da bekam sie auch schon Gesellschaft: Ein menschlicher Mann um die 50, schlank, hochgewachsen, das ergraute Haar elegant gekämmt, gehüllt in einen modischen dunkelblauen Anzug mit einem charmanten Einstecktuch. Er steuerte zielstrebig und mit einem dünnen Lächeln auf sie zu und eine Verwechselung war derart unwahrscheinlich, dass sich Etara langsam erhob und mit einem Augenaufschlag und einem Schmunzeln die Hand in seine Richtung ausstreckte. Einen höflichen Handkuss später saßen sich die beiden Kriminellen auch schon gegenüber.

Was dann folgte, war das übliche Beschnuppern und Beäugen, ein kurzer Austausch von Höflichkeiten, dann ging es ans wirklich wichtige. Rasch wurde Etara klar, dass sie es mit einem ausgesprochen cleveren Zeitgenossen zu tun hatte, der seine Rolle sehr genoss, aber nicht unvorsichtig war – mit keinem Wort belastete sich der Adlige in irgendeiner Weise. Die Chiss musste sich anstrengen, um mithalten zu können, hatte aber dennoch ihren Spaß. Ihr übliches Flirten schien nicht abzuperlen, aber was das Geschäftliche anging, ließ sich ihr Gesprächspartner nicht aus der Reserve locken. Schlussendlich vereinbarten die beiden ein weiteres Treffen und Etara erlaubte sich einen kecken Kuss auf die Wange des Aristokraten, bevor sich ihre Wege trennten. Wieder in ihrem Hauptquarter ließ sich Etara auf ein Sofa fallen, steckte sich eine Zigarette an und schüttelte grinsend den Kopf. Wie weit sie es doch gebracht hatte...und sie war noch nicht fertig. Noch lange nicht. Die Chiss aktivierte ihr Komlink, um das einzuleiten, was notwendig war, damit aus dem Funken ein Flächenbrand wurde...


[Nar Shaddaa | Schattenstadt | Apartment | Etara
 
[Nar Shaddaa | Schattenstadt | Pausenraum im "Trauerturm" | Silas, Huttengangster (NPC)

Scheinbar lief die Operation so wie sie geplant war, Voggo war nach dem Attentat auf Branko öfters zum Boss gerufen worden und von den anderen hatte Silas öfters den Namen Julio gehört. Silas war sich also sicher, dass es Zeit für Phase zwei sei, auch wenn Etara noch nichts von sich hat hören lassen.

Es dauerte zwei Wochen, bis sich die Chance ergab und sowohl Voggo, als auch ein Großteil seiner führenden Köpfe aus dem Hauptquartier ausgeflogen waren, schlich sie sich in das Büro des Chefs. Die Zugangskontrollen ließen sich leicht umgehen, aber der Computer war ein größeres Problem. Reelo hatte ihr zwar die Feinheiten von Hacking und Scripting beigebracht, aber dieses System war eines der besten am Markt. Da war sie sich sicher. Es dauerte fast zwei Stunden, in denen sie beinahe einen Herzinfakt erlitt, als der Heleempfänger plötzlich ansprang, bis sie endlich Zugang zu den Geschäftsdaten bekam. Zumindest zu einigen davon. Darunter auch Dossiers von wichtigen Hutten und einflussreichen Geschäftspartnern. Silas ging die Dateien durch und musste Lächeln, als ihr Blick auf einen Namen fiel, von Gallwitz.


"Oh das wird Etara aber freuen.", dachte sie laut und lud alle Informationen auf einen Datenstick. Silas vernichtete alle Spuren und begab sich auf den Weg zur Tür, als sie Stimmen von der anderen Seite hörte. Es war zwar nicht Voggo, aber einer seiner Offiziere. Sie blickte zum Fenster, öffnete es und kletterte hinaus. Doch als sie das Fenster schloss, sah sie wie Gragg das Büro betrat und sich ihre Blicke trafen. Sein Blick zeigt Wut und Unverständnis, als Silas ihren Blaster zog und ihm durch das Fenster mehrmals in die Brust schoss.

Eilig kletterte sie durch ein nahe gelegenes Fenster wieder in das Gebäude und kam aus einer anderen Richtung zum Büro, wo sich nun mehrere Wachen versammelt hatten.


"Was war hier los? Wer war das und wo ist er hin?" rief sie den Wachen zu. Sie bekam nur Schulterzucken und Kopfschütteln als Antwort. "Na los, durchsucht das Gebäude nach verdächtigen und einer sofort auf das Dach. Ich schauen unten am Eingang nach."

Einige Zeit später machte Silas sich auf dem Weg in ihr Apartment, den Blaster von ihren Spuren bereinigt und in der Mülltonne des Nachbargebäudes entsorgt. Es war schließlich nicht ihr Blaster, sondern der von der gierigen Schnecke Fali Sardill. Sie hatte ihn damals aus dem Gefängnisbüro mitgehen lassen und sollte sich in die Richtung zurückverfolgen lassen. Sofern jemand überhaupt Nachforschungen in die Richtung anstellt und die Waffe findet. Jeder andere in der Truppe weiß, das Silas auf ihre Klingen vertraut und würde so garnicht erst an sie denken.

Jetzt muss nur noch Etara vorbeischauen und den Stick entgegen nehmen. Darauf freute Silas sich schon.


[Nar Shaddaa | Untere Promenade| Apartment 23 C | Silas
 
Nar Shaddaa / Hutten-Territorium / Elysium Heights / Strategisches Kommandozentrum / Sam, Nevis, Paul, Kryzzar, Hutten-Schläger

Sam hatte gewusst, dass die Hutten mächtig waren. Wer wusste das auch nicht? Jeder, der nicht hinter dem letzten Mond unter einem Stein lebte wusste das. Mit den Hutten legte man sich nicht an. Eine einfache Regel, die jeder sofort verstand und akzeptierte. Doch erst jetzt wurde ihr die Macht dieser Gangster erst richtig bewusst. Kryzzar hatte sie tief unter das Elysium Heights geführt. Bisher war Sam hier noch nie gewesen: ein großer Raum mit verschiedenen Terminals und strategischen Karten, ein großer Holo-Tisch im Zentrum und professionell wirkende Handlanger, die mit Headsets und Datapad einen geschäftigen Eindruck machten. Einer imperialen Taktikzentrale stand dieser Ort in Nichts nach.

Kryzzar führte sie zum Holo-Tisch und aktivierte ihn. Mit ein paar Befehlen rief er eine Karte von Nar Shaddaa auf und vergrößerte die Position des Hotels.

"Dann leg mal los, Cochran. Das ist dein großer Moment. Du hast Zorba gehört: er will alles wissen. Die Verstecke von Julio, befestigte Stellungen, Außenposten, einfach alles."

Sam nickte und trat an das Terminal heran. Während sie damit begann, Markierungen auf der Karte zu verteilen, versuchte sie Kryzzar in ein Gespräch zu verwickeln.

"Die Leute hier im Elysium Heights werden nicht reichen, um Julio zu besiegen."

Der Trandoshaner zischte, was Sam als ein spöttisches Lachen interpretierte.

"Wir werden hier keinen Finger krumm machen. Wie ich Zorba kenne, wird er die Höllenhunde und die Nachtpirscher aktivieren."

Sam warf ihm einen fragenden Blick zu. Höllenhunde und Nachtpirscher? Hatte die Schnecke irgendwo einen geheimen Zwinger mit Lebewesen, von denen sie vorher noch nie etwas gehört hatte? Zu ihrer Überraschung schaltete sich Paul ein.

"Ah, das hätte ich mir denken können. Ich habe früher viel mit den Höllenhunden gearbeitet. Sie setzen sich vor allem aus Zabraks und schweren Kampfdroiden zusammen. Sie gelten als Speerspitze der Huttenstreitkräfte. Ihre Strategie basiert auf überwältigender Feuerkraft und der Fähigkeit, schwer befestigte Positionen zu stürmen."

"Also Söldner."

Das hätte sie sich denken können. Zorba würde nicht ein paar betrunkene Schläger schicken, so blöd war er nicht. Er heuerte Profis an, die für ihn die Drecksarbeit machten. Das sah den Hutten ähnlich.


"Und von welcher Sorte sind die Nachtpirscher?"

"Aufklärer. Sie operieren oft in kleinen, hochmobilen Gruppen, sind bekannt für nächtliche Überfälle und Sabotage. Viele von ihnen gehören zu deinem Schlag, Kleines", sagte Kryzzar in die Richtung von Nevis.

"Es gibt noch eine Gegenleistung, die ich für meine Dienste hier erwarte, Kryzzar. Ich will diejenige sein, die Julio umlegt."

Der Trandoshaner grunzte dieses Mal, was Sam weniger gut deuten konnte.

"Mir würde es an deiner Stelle genauso gehen. Aber du weißt, was das bedeutet, oder? Du wärst dann an der vordersten Front, kleine Menschenfrau."

"Wäre nicht das erste Mal." Sie warf einen Blick zu Nevis und Paul. "Ihr müsst das nicht tun."

Nar Shaddaa / Hutten-Territorium / Elysium Heights / Strategisches Kommandozentrum / Sam, Nevis, Paul, Kryzzar, Hutten-Schläger
 
Nar Shaddaa, Huttenterritorium, Elysium Hights, Thronsaal: Sam, Nevis, Paul, Zorba, Kryzzar, Vogga, Huttenschläger


Nevis war nach wie vor sehr angespannt. Sie traute ihnen nicht über den Weg. Sam tat ganz locker, gelassen und cool. Gut so. Sie sollte helfen. Erst beschuldigte man sie, jetzt das, dachte Nevis deprimiert?! Natürlich zeigte sich Sam kooperativ. Ihr blieb erstens in dieser Situation gar nichts anderes übrig, zweitens hatten sie einen BS Auftrag. Nevis blieb an ihrer Seite. Die Togruta betrachtete ganz genau die Leute am Tisch und unmittelbar drumherum. Sie achtete auf jede Regung. Dennoch nahm sie jetzt nach dem ersten Schrecken auch die Räumlichkeit richtig wahr. Sowas hatte Nevis noch nicht gesehen. Außer im Holofilm. Die Hutten hatten Kohle. Und die hatten sie hier in Technik und Personal gesteckt. Anders sah sowas von Regierungen, Raumfahrt und Militär auch nicht aus. Schon alleine die ganzen Terminals. Wie nannte man sowas? Kontrollzentrum? Taktikzentrale? Stützpunkt? Operationszentrale? Kommandozentrale? Lagezentrum? Einsatzzentrale? Global Office? Nevis kannte das ja bisher nur von Julio und konnte das nur damit vergleichen und das war nichts dagegen. Der hockte hinten oben in einer Werkstatt. Man merkte schon alleine daran, wie mächtig dagegen die Hutten waren. Dabei waren die Hutten auch nur Gangster. Dennoch durfte man Julio nicht unterschätzen. Tödlich konnten er und seine Konsorten dennoch allemal sein.

Kryzzar hatte sie an einen Holotisch geführt. Man sah eine Karte. Das Hotel wurde vergrößert. Sam sollte nun alles offenlegen, was sie wusste. Verstecke von Julio, Außenposten, Befestigungen. Sam tat, wie befohlen.

Ah, da bewegte sich Einer! Nevis entging nichts. Der Typ hatte sein Gewicht nur von einem Bein auf das Andere verlagert. Puh! Nevis entspannte sich erleichtert wieder.

Sie setzte Markierungen. Dabei sprach Sam davon, dass die derzeitigen hier befindlichen Leute nicht reichen würden, um Julio zu besiegen. War das so? Oder war das Taktik von Sam, um sie auszuhorchen? Nevis tippte auf Letzteres. Sicher war sie sich nicht. Sie musste sich mittlerweile eingestehen, dass sie Julio total verkannt hatte. Mit dem was er abzog, hätte sie nie gerechnet. Das hätte sie niemals erwartet. Sam war seine Ziehtochter! Kryzzar zischte bloß und meinte, dass nicht sie, sondern Andere dafür geschickt werden würden. Zorba würde dafür die Höllenhunde und Nachtpirscher aktivieren. Wen? Meinten sie damit echte Hunde? Kampfhunde womöglich? Oder Droiden in Hundeform? Von denen hatte Nevis noch nie etwas gehört. Sam wohl auch nicht, nahm Nevis an. Doch sie fragte nicht. Oder kam nicht dazu. Stattdessen ergriff Paul ganz überraschend das Wort und kam ihr wohl zuvor. Neunmalklug meinte er, dass er sich das denken hätte können. Das hasste Nevis nach wie vor an ihm. Droiden merkten einfach nicht, wenn sie überheblich wurden. Überrascht sah dann aber Nevis zu ihm, als er sagte, dass er früher mit den Höllenhunden gearbeitet hätte. Ach!? Zabraks! ? Kampfdroiden! Speerspitze der Huttenstreitkräfte. Da blieb Nevis der Mund offen stehen. Sam meinte dazu nur, dass es also Söldner wären. Aha, das hätte jetzt Nevis nicht unbedingt daraus geschlossen, aber okay, sie lernte eben nie aus. Das klang ganz nach Profis. Das war ein gänzlich anderes Kaliber als die Leute von Julio, die Nevis bislang kannte. Die Höllenhunde der Hutten waren eher mit Gallwitzs Privatarmee zu vergleichen, mit den ganzen Hubschraubern und gut ausgebildeten trainierten und ausgestatteten Soldaten und so, die weitaus mehr als ein paar Bodyguards waren. Sie waren beim dicken Gallwitz auch total überrascht gewesen. Tja, wer genug Kohle hatte! So dicke hatte es dann Julio doch nicht.

Jetzt fragte Sam noch nach den Nachtpirschern. Ein merkwürdiger Name! Darunter konnte sich Nevis beim besten Willen überhaupt nichts vorstellen. Aufklärer, kleine hochmobile Gruppen, die auch Überfälle machten und Sabotage. So weit so gut, doch wieder wurde Nevis arg überrascht. Plötzlich sah Kryzzar zu ihr hin und meinte, sie wären von ihrem Schlag. Togrutas oder wie? Nevis nickte nur langsam, als verstünde sie. Oder handelte es sich um Leute mit der Macht? In ihrem Gehirn arbeitete es. Konnten sie davon wissen? Eigentlich nicht, oder? Nevis war total durcheinander. Sie würde später Sam danach fragen, wie sie das verstanden hatte.

Doch dieser Tag barg noch mehr Überraschungen. Sam bat um eine Gegenleistung. Das Übliche war Geld. Doch diesmal wünschte Sam etwas Anderes. Eigentlich hätte es sich Nevis denken können. Sie wollte die Jenige sein, die Julio umbringen wollte. Kryzzar machte ein grunzendes Geräusch. Das machte er öfters. Eklig und hässlich waren sie. Er wies Sam darauf hin, dass sie dann an vorderster Front stehen würde. Das war überraschend fair von ihm, sie darauf hinzuweisen. Tja, das war dann wohl die Kehrseite der Medaille. Sam meinte lapidar abwinkend, dass das nicht das erste Mal wäre, was durchaus der Wahrheit entsprach. Nevis konnte Sam gut verstehen. Julio hatte sie schwer enttäuscht. Schlimmer ging es gar nicht. Und er würde wohl nicht eher ruhen, bis sie oder er tot sein würde. Und Nevis mit. Dann doch lieber er!

Sam sah plötzlich zu Nevis und Paul rüber und meinte, sie müssten das nicht tun. Nevis sah sie erschrocken und entgeistert an.


“Kommt nicht in die Tüte! Wir machen alles gemeinsam! Wie bisher! Wie immer! Familie! Wo du hingehst, geh auch ich hin! Denkst du, ich lass dich alleine?! Vergiss es!",

protestierte Nevis und schaute dabei bitterernst. Und wenn sie Sam heimlich folgen müsste. Sie würde sie das nicht alleine tun lassen! Sam meinte es bestimmt gut mit ihr, aber Nevis interessierte in dem Punkt ihre Meinung nicht. Sie hatten bisher immer alles gemeinsam durchgestanden und daran würde sich auch in Zukunft nichts ändern!


Nar Shaddaa, Huttenterritorium, Elysium Hights, Thronsaal: Sam, Nevis, Paul, Zorba, Kryzzar, Vogga, Huttenschläger
 
|| Outer Rim Territories || Hutten-Raum || Nar Shaddaa || Unterkünfte nahe Julios Palast || Gemeinschaftsbad von Julios Schlägern || Lucy Dent ||


Die Worte des blutenden Twi’lek waren durch die zugefügten Wunden inzwischen schwer zu verstehen. Es war der Versuch, den Mörder der Wachen zu finden, der angeblich in einer Kneipe gesehen wurde. Der angebliche Täter saß nun vor ihnen und natürlich wusste Lucy, dass der Mann zumindest in diesem Falle unschuldig war. Umgekehrt war es sicher nicht schlecht, dass der Kerl auf der Gehaltsliste der Hutten, aber auch ein paar anderer Gangs stand. So würde man durch übertriebene Härte nur mehr Probleme für Julios Truppe erzeugen. Sie quetschten den Typen bereits seit mehreren Stunden aus. Nun war es aber die Söldnerin, die den Raum verlassen würde. Sie hatte keine Lust mehr, den Lügen des Mannes zuzuhören und dass man sie zurückbeorderte, machte es noch leichter, sich von der Situation zu verziehen. Schon lange hatte Lucy das Gefühl, dass man sie alleine gelassen hatte. Es war für sie eine ungewohnte Situation, nicht in stetigem Kontakt mit jemandem zu stehen. Alleine, dass man nicht auf die beschaffte Waffe mit den spezifischen Modifikationen reagiert hatte, war für die Frau ungewohnt. Vielleicht hatten sie aufs falsche Pferd gesetzt. Diese Chiss… es hätte ihr klar sein müssen, dass die einfach nur einer Illusion hinterher gerannt waren.

Doch was sollte Lucy tun? Die Sache auffliegen lassen? Das wäre doch absurd gewesen. Alleine weil sie keine Beweise hatte und man mit ihrem Geständnis am Ende eher sie als irgendwen anderes einfach niederstrecken würde. Es blieb einfach nur das Spiel weiter zu spielen und bei Gelegenheit den Weg raus zu schaffen, wenn der Konflikt vorbei war. Bis dahin saß Lucy auf diesem Pulverfass und hoffte einfach nur, dass sie sich in der Einschätzung der Lage vertat und ihre Loyalität am Ende belohnt würde. Jedoch war dies kein leichtes Unterfangen, solange man nur mal eine Nachricht bekam. Am Ende verstand die Söldnerin mehr als gut genug, dass ein durchgängiger Kontakt einfach nicht aufrechtzuerhalten war. Sie hatte lediglich mit regelmäßigen Zeichen gerechnet, ob noch alles nach Plan lief oder schon längst alles in Chaos versank. So oder so schien die Lage zwischen den verschiedenen Parteien langsam wirklich hitzig zu werden. Denn genau deswegen hatte man Lucy zurückbeordert. Sie sollte den Eingang von Julios privaten Gemächern von Mitternacht bis Mittags bewachen. Dann würde die Schicht getauscht. Es war einfach eine Beleidigung ihrer Fähigkeiten den ganzen Tag wie eine billige Sicherheitskraft vor der Tür zu sitzen und einfach zu warten, dass ihre Schicht vorbei wäre. Umgekehrt war Lucy damit regelmäßig in der Nähe von diesem Julio. Leider war die Sache nicht wirklich von Vorteil, weil man ihr damit eine gewisse Freiheit nahm und die Chiss-Damen zu unterrichten quasi unmöglich wurde.

Es war also einfach nur ein weiterer, lästiger Punkt ihrer steilen Karriere in der kriminellen Unterwelt. Eigentlich fühlte es sich eher wie eine Rutsche steil bergab an. Doch am Ende konnte es ihr egal sein. Solange Lucy bezahlt wurde, konnte sie sich hier und da Credits zurücklegen und hoffentlich irgendwann dieses Drecksloch verlassen. Ihre Sorgen bezüglich der Mietkosten waren somit gelöst. Selbst Munition für ihre Waffen konnte sie langsam selbst herstellen. Sie brauchte noch Übung, aber immerhin kamen teilweise brauchbare Kugeln bei ihren Versuchen heraus. Jeder brauchte ein Hobby und Lucy lernte nun ihre eigene Munition zu gießen. So saß sie von Mitternacht bis Mittags vor Julios Appartement-Tür und las über die aktuelle Lage auf Nar Shaddaa und Nachmittags ging sie ihrem Hobby nach, ehe sie sich schlafen legte und dann wieder zu ihrem Posten ging. Es war einfach lästig. Gerade weil eine eventuelle Kontaktaufnahme nun noch schwieriger würde und im Falle einer gestarteten Aktion die Gefahr bestand, dass sie auf ihre eigenen Leute schoss oder diese eben auf sie, weil beide Seiten nicht wussten, was nun genau los war. Es war also einfach alles zum kotzen. Hoffentlich lief es bei den anderen besser.



|| Outer Rim Territories || Hutten-Raum || Nar Shaddaa || Unterkünfte nahe Julios Palast || Gemeinschaftsbad von Julios Schlägern || Lucy Dent ||
 
[Nar Shaddaa | Untere Promenade| Apartment 23 C | Silas

Die Tage bei ihrem Boss waren immer hektischer und stressiger. Voggo wurde zunehmend paranoider und erwartete an jeder Ecke ein Attentat. Seit dem Tod von Gragg verließ er nur noch selten sein Büro, hatte die Fenster verstärken lassen und die Sicherheitsposten verdoppelt. Silas versuchte wenig Interesse zu zeigen, doch sie bemerkte, dass es keine Hinweise zu dem Täter gab. Das beruhigte sie zwar, aber sie war auch traurig, dass sie den tollen Blaster ganz umsonst entsorgt hatte. Vielleicht sollte sie mal nachschauen, ob er noch an Ort und Stelle war.

Etwa drei Wochen, nachdem sie die Daten beschafft hatte, kam Etara zu besuch. Sie war natürlich an den Informationen über diesen von Gallwitz interessiert. Informationen zu seiner Familie, seiner Geliebten und Finanzdaten, die aufzeigten, bei welchen Hutten er oben im Kurs stand. Offenbar war Zorbas einer davon, Voggo ein weiterer. In der Auflistung der Immobilien befanden sich diverse Nachtclubs im Rotlichtviertel und einige Kasinos.


"Ich hoffe du kannst mit den Daten was anfangen. Das war alles, was ich im privaten Computer von Voggo finden konnte. Die fette Schnecke hat mittlerweile panische Angst vor Attentätern. Vielleicht können wir das ausnutzen."

Dann setzte Silas ein selbstbewusstes Grinsen auf.


"Ich hoffe ich hab meinen Wert unter Beweis gestellt und kann ein Mitglied bei der Black Sun werden. Endlich ein neues, festes Zuhause. Hast du was von den anderen gehört?"

Ihre antworten waren knapp und nicht besonders viel sagend. Offenbar befürchtete sie, dass die Wohnung verwanzt sein könnte.

"Keine Sorge, ich überprüfe die Wohnung regelmäßig. Mein Ziehvater hat mir alles beigebracht und ich weiß worauf ich achten muss und wie ich meine Sicherheit hoch halte."

Etara nickte und ging, mit den Datenstick in der Tasche und einem bezaubernden Lächeln in Gesicht, in Richtung Wohnungstür.

"Halt dich bereit, Kleine. Es ist bald soweit.", waren ihre letzten Worte, bevor sie das Apartment verließ.

Das würde sie, dachte sich Silas. Die kommenden Tage verstärkte sie ihr Training und organisierte sich aus dem Waffenlager von Voggo einen kleinen Blaster und ein wenig Abhörtechnik. Sie war in der Zwischenzeit befördert worden und zur privaten Leibwächterin von Voggo aufgestiegen. Also erstmal keine Außeneinsätze mehr. Einerseits war Silas traurig, dass die Action ausblieb, aber so war sie viel näher an ihrem Ziel dran. Noch wusste sie ja nicht, wie der Plan der beiden Blauhäutigen aussehen würde. Silas war auf jeden Fall vorbereitet und sie war sich sicher, das es Lucy, Sam, Spec und Nevis ebenfalls so ging.

[Nar Shaddaa | Untere Promenade| Apartment 23 C | Silas
 
[Nar Shaddaa | Schattenstadt | Apartment | Etara, Spectre

Die Sache war ins Rollen gekommen und es gab nur noch wenig, das sie aufhalten konnte. Wie die meisten guten Pläne war auch der, den Etara mit ihrer Truppe ausgetüftelt hatte, so simpel wie genial: Indem sie Unfrieden und Zwietracht säten und ihre Feinde gegeneinander aufhetzten, würden diese die Drecksarbeit für die Black Sun erledigen und dann, geschwächt und nicht zu einem Bündnis gewillt oder fähig, leichte Beute sein. Das war die grundlegende Idee, die konkrete Ausführung überließ die junge Chiss ihren Leuten.

Sie alle brachten spezielle Eigenschaften und Fähigkeiten mit ins Spiel und es wäre vermessen gewesen, zu versuchen, solche Persönlichkeiten ins Detail zu kontrollieren. Nein, Etara war nicht auf kleinteilige Kontrolle aus, sondern setzte auf ein gesundes Maß an Vertrauen und Eigeninitiative. Sollte sie jemand enttäuschen, konnte sie immer noch die Daumenschrauben anlegen, aber bis jetzt hatte sich ihr Vorgehen ausgezahlt und die blauhäutige Kriminelle war zufrieden mit dem, was ihr zugetragen worden war.

Sie war natürlich in der Zeit, in der die anderen die Reihen der Hutten und von Sams ehemaligen Mentor unterwandert hatten, nicht untätig geblieben. Von Silas mit detaillierten Informationen versorgt hatte sie erneut den Kontakt zu von Gallwitz gesucht und ihn näher kennengelernt. Es war ein amüsanter Zeitvertreib gewesen, der ambitionierte Adlige war charmant und skrupellos und rasch hatte sich gezeigt, dass sie eine ganze Reihe von Interessen hatten.

In ihrer Deckidentität hatte Etara angedeutet, dass sie daran interessiert war, Kunden auf dem Schmugglermond mit Waffen zu versorgen, weil sich ein Bandenkrieg abzeichnete – zusätzliches Öl ins Feuer zu gießen war genau das Richtige zum jetzigen Zeitpunkt, und sie war ambivalent genug geblieben, dass ihr Gesprächspartner von ganz allein auf die „passenden“ Gedanken kommen würde. Und auch anderweitig hatte sie einiges zu denken gegeben. War es für den Erfolg ihrer Arbeit strikt notwendig, mit ihm zu schlafen? Sicher nicht. Machte es verdammt viel Spaß? Oh, ja. Etara war noch nie abgeneigt, Geschäft und Vergnügen zu vermischen, und sie hatte nicht vor, jetzt die Bremsen zu ziehen.

So verging die Zeit und die Räder begannen, sich zu drehen. Etara rief schließlich Spectre zu sich, hieß ihre Freundin mit einem langen Kuss willkommen und ließ sich dann auf eine Sitzecke fallen, streckte sich und aktivierte eine holographische Darstellung des Teams, der jeweiligen Tätigkeitsfelder und des aktuellen Status. Die Chiss schenkte sich eine Tasse Caf mit Schuss ein, nahm einen tiefen Schluck und seufzte wohlig, bevor sie der anderen Blauhäutigen zunickte.


„Bis jetzt sieht es gut aus. Voggo ist paranoid und wittert überall Meuchelmörder, Silas ist nun seine Leibwächterin. Die Kleine schlägt sich gut. Hat mich kürzlich gefragt, ob sie Mitglied werden kann. Mich hat sie überzeugt. Wie sieht es mit Dir aus? Denk mal drüber nach. Lucy ist in Position bei Julio und mir wurde zugeflüstert, dass Sams neuer „Chef“ Zorba gegen ihn mobil macht. Kurzum: Die Lunte brennt. Jetzt müssen wir noch dafür sorgen, dass es richtig knallt. Wenn Du Ideen und Vorschläge hast, nur raus damit. Und danach will ich, dass Du die Botschaft verbreitest. Die Botschaft lautet: Chaos. Chaos in den Palästen. Chaos in den Straßen. Ich will, dass der Schmugglermond lichterloh in Flammen steht, wenn wir loslegen.“

Die roten Augen der Chiss betrachteten die holographische Darstellung der verschiedenen Gangs und ihrer Territorien und ein Lächeln legte sich auf ihr vernarbtes Gesicht. Sie hatte sich viel zu lange ruhig verhalten müssen, hatte abgewartet, geplant, koordiniert. Es wurde Zeit, sich wieder die Hände schmutzig zu machen und wie in alten Zeiten durch die verdreckten Straßen zu hetzen und allen Rivalen zu zeigen, dass man sich mit ihr besser nicht anlegte. Ihre Rückkehr nach Nar Shaddaa war eine Rückkehr zu ihren Wurzeln – und zugleich so viel mehr als das.

[Nar Shaddaa | Schattenstadt | Apartment | Etara, Spectre
 
[Nar Shaddaa | Schattenstadt | Apartment ] Spectre



„Ich kann Sie schwer einschätzen, Lucy hat Potential in meinem Fachgebiet, aber der Rest...“

Die Antwort war patziger ausgesprochen, als gewollt. Spec hasste es, wenn man ihr Ihre Schwächen vor Augen führte und das war eine. Also fokussierte Sie sich auf den Rest von Etaras Frage, aber sie hatte noch nie so große Pläne gemacht, mit so vielen Personen zusammengearbeitet. Etara bemerkte schnell, wie die Attentäterin an Ihre Grenzen gelangte und zunehmend frustrierter wurde. Spec hatte kein Problem mit Teamarbeit, aber ein Problem Dinge nicht unter Kontrolle zu haben und die Einzelgruppen des Plans waren nicht kontrollierbar. So verfing sich die Chiss immer wieder in Details und Nebenplänen zur Sicherheit für den Fall, das….
Irgendwann hatte die charmante Schmugglerin die Planung übernommen und Ihrer Freundin einzelne Details übergeben. Mehrfach hatte die Maritima versucht gegenzulenken, aber schließlich klein beigegeben. Nach dem Attentat auf Branko kam Bewegung ins Zwielicht. Man konnte die Anspannung auf der Straße unter den Kriminellen förmlich schmecken.

Aber alle Beteiligten waren vorsichtig. Es ging hier nicht Gang gegen Gang. Das waren schon größere Player auf Nar Shaddaa und dementsprechend versuchte man seine eigenen Verluste gering zu halten. Zorba und Julio hatten ein Treffen, Mittelsmänner natürlich, um die Dinge zu regeln. Da Sam zu sehr beobachtet wurde, war die Information von Lucy gekommen und nur Minuten später von Silas eine Bestätigung. Es hatte sich mehr als bezahlt gemacht Sie bei dem Infobroker unterzubringen.

Etara hatte beschlossen erst einmal nur zu beobachten und Spectre damit zu beauftragen die Eskalation herbeizuführen, falls dies nicht von alleine passieren sollte. Spectre hatte sich den Treffpunkt angesehen, eine kleiner Bürokomplex, neutraler Boden, öffentlich. Schwer hier eine Falle zu platzieren. Schwer, aber eben nicht unmöglich. Der Vorteil von öffentlichen Gebäuden war… sie waren eben genau das. Öffentlich. Und so konnte jeder dort ein und ausgehen. Ein paar Stunden vor dem Treffen war die Chiss vor Ort und bereitete Ihre Aktion vor. Heimlich brachte Sie einen unscheinbaren Sensor an, der die Position von Lebewesen in einem kleinen Radius melden würde, sowie einen der kleinen Kristalle, die Sie mit Ihrer Nightstinger vom Imperialen Geheimdienst hatte mitgehen lassen. Mit Glück würde Sie diese keine Kostbarkeit heute nicht opfern müssen. Dann legte Sie sich mit Ihrem Spezialgewehr auf die Lauer.
Die Nightstinger war sehr speziell, nahezu unbekannt. Teure und seltene Spezialmunition und eine sehr geringe Reichweite waren einfach für ein Scharfschützenblastergewehr nicht gut. Aber Die Waffe hatte andere Vorteile.

Vielleicht eine Stunde vor dem Treffen kam die erste Vorhut beider Parteien, die sich und die Gegend unter die Lupe nahmen. Die üblichen Positionen für Scharfschützen wurden kontrolliert und Wachen aufgestellt. Da das Treffen im Erdgeschoß stattfand, waren die Dächer nicht weiter bewacht. Die Mittelsmänner kamen sicher mit Fahrzeugen und über die Tiefgarage ins Gebäude.

Dann war es schließlich soweit. Der Raum füllte sich und Spectre konnte die einzelnen Blips auf Ihrem HUD sehen. Zusammen mit dem eingeblendeten Gebäudeplan ergaben sich mögliche Ziele. Die Verhandlungen begannen. Ob Lucy, Sam, Nevis und Paul vor Ort waren, konnte die Chiss nicht sagen, sie hoffte aber, dass diese nicht hier waren. Irgendwie hatten Sie Potential.

Den Positionen der Personen zufolge liefen die Verhandlungen ruhig ab und nachdem das Treffen auch länger als 10 Minuten gedauert hatte war klar, dass es wohl nicht eskalieren würde. Ein leichtes Lächeln zeichnete sich auf Ihren Lippen ab. Sorgfältig legte Sie an und zielte auf den Kristall. Das Zielfernrohr der Nighstinger surrte leicht, als die Chiss heranzoomte. Sie atmete noch einmal ruhig ein und aus, fokussierte. Das Ziel bewegte sich leicht nach links und die Maritima musste den Winkel leicht anpassen.

Sie betätigte den Abzug.

Die Energie jagte aus dem Lauf auf den Kristall zu, wurde umgelenkt, sichtbar und verschwand im Gebäude. Das besondere an der Nightstinger war das spezielle Gemisch der Munitionsbestandteile, die das typische Leuchten des Energiegeschosses so stark verblassen ließ, dass er förmlich unsichtbar blieb bis zum Auftreffen. Der Kristall diente als Katalysator und machte den Schuss sichtbar. So war es möglich einen anderen Abschussort zu generieren. Der Kristall wurde bei dem Schuss zerstört und von außen sah es so aus, als hätten die Wachen draußen nach innen geschossen. Die Reaktion lies nicht lange auf sich warten und es machte sich Hektik breit. Spectre drehte sich zu Seite und begann das Gewehr zu demontieren und einzupacken. Sie war sich sicher getroffen zu haben. Ob das Ziel nur angeschossen war, oder Tod spielte für dies Situation keine Rolle. Jetzt musste Sie nur noch warten, bis das Chaos sich beruhigt hatte.





[Nar Shaddaa | Schattenstadt | irgendwo ] Spectre
 
Nar Shaddaa / Hutten-Territorium / Aufmarschgebiet / Vorposten / Sam, Nevis, Paul, Höllenhunde

Das Warten war das Schlimmste. Wenn man wusste, dass gleich etwas passieren würde und absolut keinen Einfluss darauf nehmen konnte, fühlte sich auch nur eine Minute wie eine Ewigkeit an. Man konnte nur da sitzen und die Schicksalsschmiede arbeiten lassen, bis man selbst wieder am Zug war. Sam hatte sich bereits die fünfte Zigarette angesteckt. Anfangs war es noch spannend gewesen, die Söldner zu beobachten, ihre Ausrüstung zu inspizieren und sich mit Paul über die verschiedenen Kampfdroiden zu unterhalten, doch nach ein paar Stunden gingen ihnen die Gesprächsthemen aus. Sam hatte noch zwei oder drei Mal versucht, Nevis und den Droiden nach Hause zu schicken. Das war nicht deren Schlacht, es war ihre. Sie konnte die beiden jedoch nicht davon abbringen.

Kryzzar hatte sie in die Waffenkammer der Hutten gelassen, wo jeder von ihnen nehmen konnte, was er brauchte. Sie fand dort einen S-5-Multifunktionsblaster mit einem hübschen Holzgriff, einem Zielfernrohr und einem Flüssigkabelwerfer sowie eine gelbe Brustplatte mit Armschienen und gepanzerten Handschuhen. Der Trandoshaner versorgte sie zudem mit schwarzen Kampfanzügen und Granaten. So gut ausgerüstet war Sam schon lange nicht mehr in eine Schlacht gezogen.


"Kann sich nur noch um Stunden handeln."

Ein Zabrak namens Klimo stapfte auf sie zu. Die Truppe hatte ihn als Captain der Vorhut kennengelernt. Er trug eine schwere Kampfrüstung und war bis an die Zähne bewaffnet. Sein Gesichtsausdruck war entschlossen. Der Zabrak spielte dabei auf eine Verhandlung an, die kurz nach der Mobilmachung anberaumt wurde. Anscheinend verhandelte aktuell Julio mit den Hutten, um einen offenen Konflikt mit den Schnecken zu vermeiden. Deshalb warteten sie hier die Ergebnisse ab.

"Ich verstehe immer noch nicht, auf was wir warten. Glaubst du wirklich, da kommt was bei raus?"

Der Zabrak zuckte mit den Schultern, was ein ätzendes Geräusch von kratzenden Panzerplatten verursachte.

"Für solche Überlegungen werde ich nicht bezahlt. Wenn Zorba sagt wir gehen rein, dann gehen wir rein. Vorher mache ich keinen Finger krumm, Kleine. Und wenn Zorba sagt, ich soll dann noch ein paar Zivilisten mitschleifen, dann mach ich sogar das."

Der Söldnercaptain grinste verschlagen, während Sam ihn böse anfunkelte. Sie hatte schon mehrfach sagen wollen, dass sie eine verdammte Ausbildung für so etwas hatte und schon an Fronten gekämpft hat, von denen die Höllenhunde nur träumen konnten. Doch sie hielt sich zurück. Sollten sie das hier überleben und wirklich am Ende vor Julio stehen, würden die Hutten - und damit auch Klimo - schon bald ihr Feind werden. Je weniger diese Typen von ihnen wussten, desto besser.

Da versteifte sich plötzlich die Haltung des Zabraks. Er griff sich ans Ohr.
"Ja, Sir? Jawohl. Zu Befehl." Klimo wandte sich zum nächsten Angriffstransporter, kletterte kurzerhand die Leiter nach oben und stellte sich auf das Dach des Fahrzeugs. "Also Leute, gerade kam der Befehl rein. Die Verhandlungen sind gescheitert. Es wird Zeit, dass wir diesem Haufen an Kleinkriminellen ihren Platz hier auf Nar Shaddaa zeigen. Lasst die Droiden aufsteigen."

Wenige Sekunden später flog eine ganze Staffel Droidenbomber über sie hinweg, die ihre gefährliche Ladung vermutlich über den strategischen Zielen abwerfen würden, die Sam den Hutten geliefert hatte.

"Was ist mit den Flugabwehrraketen?"

"Lass das mal unsere Sorge sein."

Der Zabrak zwinkerte ihr zu und setzte seinen Helm auf.

Nar Shaddaa / Hutten-Territorium / Aufmarschgebiet / Vorposten / Sam, Nevis, Paul, Höllenhunde
 
[Nar Shaddaa | Schattenstadt | Pausenraum im "Trauerturm" | Silas, Huttengangster (NPC)

Heute morgen hatte Silas endlich die Nachricht von Etara erhalten, dass es zum Showdown kommen wird und nicht mal zehn Minuten später kam die Holo-Nachricht, dass Silas in den Trauerturm kommen sollte. Und da saß sie nun und wartete darauf, in das Büro ihres Bosses zitiert zu werden. Alle Anwesenden waren ziemlich nervös, aber keiner sagte ein Wort. Die Tür öffnete sich und die neue Nummer zwei holte Silas in das Büro.

"Setz dich, Schatten.", grunzte Voggo ihr zu, "du und ich werden zusammen mit Zorbas Leuten zu einem Schlichtungstreffen mit dieser Made namens Julio gehen. Grassk übernimmt die Sicherung des Gebietes und du bist zu meinem Schutz dort. Morgen ist es soweit, sei pünktlich um acht hier."

Silas nickte nur und verließ wortlos den Raum. Sie ging nach Hause und bereitete sich Mental vor. Spectre sollte für eine Eskalation sorgen, hieß es in dem Schreiben von Etara. Alle anderen sollten nur bereit sein, einzugreifen, wo es notwendig werden würde. Ihr Plan war es, irgendwie Voggo zu töten und das auf die Kämpfer von Julio zu schieben.

Am nächsten Morgen war sie wieder pünktlich im Hauptquartier und ging mit Voggo zu seinem Privatspeeder. Eigentlich schon die beste Chance, die fette Schnecke zu beseitigen, aber sie wollte das große Ganze nicht gefährden. Die Fahrt dauerte nicht lange. Sie fuhren in die Tiefgarage eines Bürokomplexes und trafen sich dort in einem Raum im ersten Stock mit dem Teil der Delegation aus Zorbas Lager. Silas würde also nicht Teil der eigentlichen Delegation sein, sondern lediglich in der Nähe bleiben. Voggo wirkte fast menschlich, als er sich mit ihr unterhielt und dann mit den anderen zur Verhandlung nach unten ging. Es waren lediglich vier weitere Wache im Raum, die zu Zorbas Leuten gehörten und wenig gesprächig waren.

Doch plötzlich setzen diese vier sich in Bewegung und eilten zu den Treppen nach unten. Von dort drangen Gebrüll und Schussgeräusche nach oben. Das war ihr Stichwort.

Silas eilte das Treppenhaus auf der anderen Seite nach unten. Dort stieß sie auf drei Menschen, zwei mit Waffen, die einen dritten in Richtung Tiefgarage geleiteten. Silas zögerte nicht, erledigte die beiden Wachen und nahm sich den Dritten vor. Er war unbewaffnet und bettelte, dass Silas sein Leben verschonen würde.


"Ich bin nur ein einfacher Handlanger, niemand besonderes. Ich verrate keinem was hier passiert ist, hab dich nie gesehen und wenn du willst, gebe ich dir mein ...". Weiter kam er nicht, weil Silas ihm ihr Messer in die Brust rammte und ihm ein großes "Z" in den Brustkorb schnitt. Sie schnappte sich den Karabiner und die Ersatz-Energiezelle einer Wache, rannte zurück nach oben und über das andere Treppenhaus auf die Seite der Hutten. Voggo war getroffen worden, konnte sich aber aus dem Raum retten. Drinnen herrschte weiterhin totales Chaos und verschanzte Wachen schossen aufeinander.

Silas brachte Voggo zurück zum Speeder und verließ den Schauplatz, lenkte den Wagen in eine Gasse abseits der eigentlichen Route und drehte sich zu ihrem Boss um.


"Das ist nichts persönliches, du fette Schnecke, aber jetzt fängt die Party erst richtig an."

Damit riss sie den Karabiner hoch und entlud eine ganze Energiezelle in den Hutten und eine weitere Zelle in den Speeder. Dann schnappte sie sich den Holotransponder und einen Beutel mit Credits und verschwand aus der Gasse.

Unterwegs hatte sie den Holotransponder zusammen mit dem Karabiner in einer großen Abfalltonne entsorgt und war über Umwege in ihr Apartment zurückgekehrt. Hoffentlich hatte auch bei den anderen alles geklappt und alle waren heile rausgekommen. Silas hatte gehofft etwas von Lucy zu sehen, aber entweder sie war nicht bei dem Treffen oder rechtzeitig abgehauen. Gespannt wartete sie auf den Besuch der hübschen Chiss oder ihrer nicht weniger attraktiven Freundin.


[Nar Shaddaa | Untere Promenade| Apartment 23 C | Silas
 
|| Outer Rim Territories || Hutten-Raum || Nar Shaddaa || Julios Palast || Vor Julios Büro || Lucy Dent ||


Lucy saß da und wusste nur, dass sie auf das Büro von Julio aufpassen sollte. Ihr Sitzplatz vor dem einzigen Zugang war unbeaufsichtigt, abgesehen von der Frau, die weiterhin hier abgestellt wurde, als würde sie etwas Wichtiges beobachten. So verging die Zeit üblich langsam und zäh. Schließlich kam etwas Bewegung in die Gänge. Ihr direkter Vorgesetzter bei Julio schnauzte Lucy an, dass sie sich nicht vom Fleck bewegen sollte, während sie in die Richtung von den geplatzten Verhandlungen gehen würde. Nach ein paar Minuten herrschte Stille. Die Weißhaarige schaute den Gang herunter und fasste sich einen Plan. Wenn sie schon keine Anweisungen hatte, dann könnte Lucy dafür sorgen, dass ihre Verhandlungsposition für zukünftige Auftraggeber stärken oder zumindest den beiden Chiss helfen würde.

Es dauerte, bis Lucy die Tür geöffnet hatte. Sie hatte es erst mit Codes versucht, ehe sie wütend auf das Bedienfeld geschossen und damit tatsächlich die Tür geöffnet hatte. Ehe sie sich versah, stand sie in einem doch nicht gerade kleinen Büro. Jedoch war es auch nicht riesig. So fing die Frau an, den Schreibtisch zu durchsuchen. An ein paar Stellen fand sie versteckte Alarmknöpfe, aber sonst? Nur nutzlose Notizen. Erst unter einem übertrieben pompösen Teppich war ein verstecktes Fach und in diesem ein schwarzes Notizbuch. Interessant. Scheinbar ein Tagebuch. Schnell stopfte Lucy es in ihre Tasche und fand hinter einem Portrait Julios, welches ihn wie einen großen Kriegsherren darstellte einen Safe, jedoch half ihr das ohne die richtige Kombination nichts. Es war einfach nur schrecklich, etwas zu finden. Mit geschultem Blick ging Lucy noch die Regale durch und hörte plötzlich Schritte. Ihr Puls beschleunigte sich rapide und nur wenig später trat der erste durch die Tür.

“Ahhh… Ich wusste doch, dass du nach Verrat stinkst.”

Lucy schaute Typen an und seufzte.

“Darf ich als letzten Wunsch noch eine Zigarette rauchen?”

Der Wachmann lachte.


“Ja klar… Vielleicht lasse ich dich!”


Mit einem lächeln führte Lucy ihre Hand zur Tasche, jedoch dauerte es nicht einmal eine Sekunde, ehe die Frau mit gezogener Waffe in dem Raum stand und Julios Wache tot umkippte. Damit war wohl ihre Tarnung aufgeflogen. Nun zog Lucy wirklich eine Zigarette heraus und steckte sie sich an. Das Versteck war scheiße für ihre Situation. Es gab nur zwei Ausgänge für Lucy. Der Haupteingang und ihr Schlafzimmer. Sie würde sich einen Weg frei schießen müssen. Der Eingang war sicherlich noch stark bewacht, ihr Schlafzimmer dagegen jedoch nicht. So filzte Lucy den Wachmann, wodurch sie ihn um seine Waffe und Zugangskarte erleichterte. Sie durfte keine Zeit verlieren. Wenn sie blieb, war sie tot, wenn sie versuchte zu fliehen? Dann wahrscheinlich auch, hatte aber eine kleine Chance. Einmal noch zog sie den Rauch ein und war bereit, im Ernstfall mit allem abzuschließen. Es war so weit. Langsam wie in einem schlechten Holo trat sie auf den Gang. Ein glückloser Angestellter von Julio trat um die Ecke und ging kurz darauf zu Boden. Es folgte ein weiterer, der schnell Deckung suchte und hektisch etwas durch Funkte. Jetzt würde es also stressig werden. So schnell sie konnte, lief Lucy los. Schoss im Vorbeigehen dem Funker in den Kopf und jagte den Gang entlang. An einer Biegung hörte sie Schritte und ein kurzer Blick später feuerten mehrere Waffen in ihre Richtung. Man hatte sie auf Kamera und damit hatte man Beweise gegen sie. Die Wachen kamen immer näher und wenn sie nicht langsam handelte… Schnell zog Lucy um die Ecke und lief haken schlagend auf die Männer zu, wobei sie einen nach dem anderen ausschalten konnte. Keuchend stand sie über den Leichen und ihr wurde klar, dass sie nun auch zum Überwachungsraum mussten oder? Nein… Wenn sie als einzige fehlte, dann würde man sie ohnehin verdächtigen. Also doch ihr Zimmer. Die Mannstärke war deutlich reduziert, da Julio seine Leute bei sich haben wollte. Daher stieß Lucy auf kaum Widerstand. Doch immer wieder wurde sie aufgehalten. Musste einzelne Wachen niederschießen, ehe die weißhaarige Frau ihr nun ehemaliges Zimmer erreichte.

Hastig sammelte sie alles aus ihren Verstecken zusammen. Ihre eigenen Pistolen, die Projektile verschossen, fühlten sich endlich wieder vertraut in ihren Händen an. Wenn sie schon so weit kam… Was, wenn… Es wurde auf ihre Tür geschossen und jetzt verstand Lucy, dass sie in der Falle saß. Ihr Fenster wurde verriegelt, womit nur noch der Weg durch den Haupteingang übrig blieb. Einmal tief durchatmen und Lucy schoss selbst durch die Türe, bis sie genug Löcher hatte, um eine Blendgranate durch eben diese zu werfen. Sie wartete bis zur Detonation und rammte die Türe auf. Binnen weniger Sekunden hatte Julio ein paar Männer weniger und ein paar Leichen mehr im Keller. Nur noch ein paar Meter. So rannte Lucy los. Wieder kamen Männer um die Ecke und Lucy schoss im Laufen. Einer fiel direkt, der andere konnte noch rechtzeitig in Deckung springen. Er wollte gerade etwas funken, da ertönte auch schon der nächste Schuss, während die Frau um die Ecke kam und damit dem Typen eine Kugel für seinen Kopf spendierte.

“Hey… Ich glaube, wir haben eine Ratte. Vielleicht solltet ihr uns hier drinnen helfen!”

Schnell funkte Lucy es durch das Funkgerät. Sie wusste, dass die Tür vorne gut bewacht war. Vielleicht acht oder zehn Männer, die alle gut waren in dem, was sie taten. Dazu musste Lucy noch durch einen Gang durch, der keine Deckung bot. Sobald sie in der Eingangshalle wäre, stünde sie auf dem Präsentierteller. In der Tat wurden viel Leute losgeschickt. Sobald die Wachen den besagten Gang betraten, rollte ihnen schon ein Thermaldetonator entgegen. Sobald die Wachen panisch zurück rannten, schoss Lucy diese nieder. Die, die überlebten, wurden durch die Explosion des Thermaldetonators getötet. Ruhig ging die Kopfgeldjägerin ihre Bestände durch. Noch je einen Thermaldetonator und einen Blendgranate. Sie musste irgendwie für Chaos sorgen. Aber wie? Nein. Die Flucht war wichtiger. Vorsichtig lugte Lucy um die Ecke und bemerkte, dass man an dem Gang in Stellung gegangen war. So ein Mist! Das waren locker zwanzig Meter. Sie würde weder die Blendgranate, noch den Thermaldetonator nah genug an die Wachen heran bekommen, ohne selbst das Feuer auf sich zu ziehen. Sie holte ihren Com raus und überlegte, ob sie nicht Etara oder Spectre schreiben konnte. Jedoch war das keine Option. Erst Recht nicht, wenn man sie verraten oder wirklich fallen gelassen hatte. Also gab es keine andere Option. So schnell sie konnte warf sie die Blendgranate um die Ecke und stürmte direkt nach der Explosion hinterher. Die Wachen, die kurz den Blick abgewandt hatten, waren irritiert, dass die Frau nun durch den Gang auf sie los stürmte. Diese kurze Zeit nutzte Lucy, um zwei der Wachen nieder zu strecken und den letzten Thermaldetonator direkt vor die Füße einer weiteren Wache zu werfen. Damit sollten noch maximal Zwei übrig sein. Kaum, dass sie wie ein Dämon persönlich durch den Rauch der Explosion herausgeschossen kam, streckte sie die vermeintlich letzten Beiden nieder. Sie hatte es geschafft, oder? Sie ging auf das Bedienfeld des Haupteinganges zu und gab den Befehl zum Öffnen ein, ehe ein Schuss ertönte. Instinktiv drehte sich Lucy um und schoss auf den Schützen. Erst jetzt bemerkte die Frau, dass ihr linker Arm kaum reagierte. Ein sauberer Treffer. Sie schaute zu der Tür, welche sich langsam öffnete und zerschoss das Bedienfeld, um ein Schließen des Durchganges vorerst zu verhindern. Immerhin nur eine Schusswunde. Damit war ihre Aufgabe wohl gescheitert. So ein verdammter Bantha-Dreck!

Ein paar Minuten später lief Lucy durch die Straßen. Immer wieder versuchte sie auszumachen, ob sie verfolgt wurde. Sie wusste nicht, wem sie vertrauen konnte, jedoch gabs nur eine Fraktion, deren Pläne sie halbwegs wusste, die für sie den Trupp um Julio würde stoppen können. So trat Lucy vermutlich zum letzten Mal vor den toten Briefkasten und stopfte Julios Tagebuch herein und auch eine Notiz, wo nur zwei Worte drauf standen.

>>Bin aufgeflogen<<

Man konnte auf dem Stück Flimsy sehen, dass der Verfasser vermutlich geblutet hatte. Ihr Droide würde beides nun zu Spectre bringen, während Lucy nun untertauchen würde. Sie hatte mit ihrer Flucht nicht wenige, auch gute Leute von Julio, niedergestreckt. Jedoch hatte sie insgesamt nichts erreicht. Außer ein verdammtes Tagebuch von dem Spinner zu klauen. Die anderen waren wahrscheinlich erfolgreicher gewesen. So nahm Lucy Kurs auf eine etwas entfernte, leer stehende Lagerhalle, um sich zu verstecken. Sie beschaffte sich unterwegs noch die nötigen Sachen, um sich zu versorgen. So endete sie auf einem alten Frachtcontainer an einer Wand, der es ihr ermöglichte, aus dem Schatten heraus die Eingänge im Auge zu behalten. Sie würde irgendwie die Nacht hier überstehen müssen und dann? Ja, was dann? Im schlimmsten Fall, von dem sie ausgehen musste, wurde sie von Julio gejagt und von der Blacksun fallen gelassen, da sie ihren Teil des Jobs versaut hatte. So lag Lucy auf dem Container, mit einer Plane über sich geworfen, sodass man nicht sofort wusste, von wo ein Schuss käme, wenn jemand ungebetenes die Halle betreten würde. Sie würde warten, bis das Bacta und die Verbände ihre Wunden ausreichend verschlossen hätten, um wieder in Aktion zu treten. Am Ende wollte Lucy zum Abschied noch ein paar der widerlichen Schnecken zertreten. Sie hasste die Hutten und wenn sie schon abdanken musste, wollte sie es wenigstens mit einem großen Knall. Doch vielleicht hatte sie ja Glück, dass die beiden Chiss doch nicht so unzufrieden waren, wie erwartet. Wie gerne hätte Lucy den Palast von Julio noch abgefackelt! Doch leider war dafür nicht genug Zeit gewesen.




|| Outer Rim Territories || Hutten-Raum || Nar Shaddaa || Industrie Viertel || Heruntergekommene Lagerhalle || Lucy Dent ||
 
Nar Shaddaa / Hutten-Territorium / Aufmarschgebiet / Vorposten / Sam, Nevis, Paul, Höllenhunde

Die Flugabwehrraketen stiegen auf, steuerten auf die Bomber zu, verloren plötzlich an Geschwindigkeit und stürzten dann wieder zu Boden, wo sie mit lautem Donnern explodierten. Klimo lachte nur, als er den verwirrten Gesichtsausdruck von Sam sah, erklärte aber nicht weiter, was da gerade passiert war. Hatten sie die Raketen irgendwie manipulieren können? Oder wurden die Droiden mit einem Abwehrmechanismus ausgestattet, den Sam nicht kannte? Die Überlegungen der Blondine wurden von einer starken Erschütterung unterbrochen. Schnell griff sie nach einer Haltestange, um für eine weitere Erschütterung besser gewappnet zu sein. Wieso fühlte sich hier gerade alles an wie das verfluchte Galantos? Sie hatte nicht vergessen, wie das ausgegangen ist. Sie wurde gleich mehrfach in die Luft gesprengt und musste stundenlang um ihr Leben rennen. Ihre abenteuerliche Flucht aus einem Hochhaus und die anschließende Verfolgungsjagd mit einem Raumjäger waren ihr noch so präsent, als wären die Geschehnisse erst wenige Tage her. Dabei stammten sie aus einem völlig anderen Leben.

"Ihr drei, herhören. Wir haben unser erstes Ziel in drei Minuten erreicht. Meine Leute und ich sitzen ab und werden uns an die Arbeit machen. Was ihr macht ist mir egal, ich werde euch auch keine Befehle geben, weil ihr nicht zu meinen Leuten gehört. Macht euer Ding oder haltet euch im Hintergrund, aber steht uns dabei nicht im Weg rum. Das wird gleich weder ein Kindergeburtstag noch ein Kaffeekränzchen."

Sam nickte nur, ohne auf die herablassenden Sätze einzugehen. Sie wusste, was auf sie zukam. Das einzige, um was sie sich wirklich Sorgen machte, waren Nevis und Paul.

"Haltet euch am besten an mich. Bleibt dicht bei mir. Wir versuchen, den größeren Kämpfen aus dem Weg zu gehen und werden uns durchschleichen. Den Vorteil, dass wir wieder auf Julios Gebiet sind, sollten wir nutzen. Immerhin bin ich hier groß geworden."

Damals hätte sie nicht gedacht, dass sie mit dem Mann, der sie aufgenommen und alles beigebracht hatte, so aneinandergeraten würde. Hätte ihr jemand gesagt, dass sie sich den Hutten anschließen und dann zu Julios Palas mit einer Armee zurückkehren würde, um ihn zu töten, hätte sie laut gelacht. Ein guter Witz. Eigentlich. Dann erwachte plötzlich das Geschütz des Transporters zum Leben. Mit lautem Kreischen verschoss es seine tödliche Ladung, während das Fahrzeug immer langsamer wurde.

"Höllenhunde! An die Arbeit! Wir sehen uns auf der anderen Seite!"

Mit diesem Satz entriegelte Klimo die Tür und sprang als erstes nach draußen. Noch bevor jemand anderes reagieren konnte, explodierte etwas. Sie sahen noch den Körper des Zabraks mehrere Meter durch die Luft fliegen, bevor er gegen eine Hauswand krachte und danach auf den Boden klatschte. Die Höllenhunde ließen sich davon nicht beeindrucken. Sofort wurden Befehle gerufen, sowohl die schweren Kampfdroiden als auch die restlichen schwer gepanzerten Zabrak stiegen aus und eröffneten das Feuer.

"Wartet noch kurz, bis sie die Lage unter Kontrolle haben. Dann folgt mir. Nicht stehen bleiben, verstanden? Wartet noch. Okay, jetzt."

Sam sprang aus dem Transporter und rannte los. Blasterschüsse zuckten an ihr vorbei, doch sie rannte weiter. Erst an einer Häuserecke blieb sie schwer atmend stehen und blickte zurück. Weitere Transporter hatten die Kontaktlinie erreicht und deckten die feindliche Stellung ein. Der Straßenzug hier war komplett verwüstet. Überall lagen Trümmer. Vermutlich war das die Arbeit der Droidenbomber. Sie hatten das Ziel der Black Sun erreicht: Nar Shaddaa stand buchstäblich in Flammen.

"Wir müssen weiter. Hier in der Nähe ist eine Bar. Der Hinterhof ist schwer einsehbar, von dort aus können wir unbemerkt die erste Verteidigungslinie umgehen."

Nar Shaddaa / Julios Territorium / erste Verteidigungslinie / Sam, Nevis, Paul, Höllenhunde
 
|| Outer Rim Territories || Hutten-Raum || Nar Shaddaa || Industrie Viertel || Heruntergekommene Lagerhalle || Lucy Dent ||



Sie lag einfach da. Die Stille war wirklich ohrenbetäubend. In der Tat erinnerte sich Lucy noch genug an ihre Ausbildung, dass sie wusste, wie man lange regungslos da lag. Ihr Blick war starr auf eine der Türen gerichtet. Kein Stress. Keine Hektik. Konnte sie riskieren, ihre Versteck zu verlassen? Ein Blick auf ihr Chrono verriet, dass die Frau inzwischen zwei Stunden hier gelegen hatte. Wenn man sie jagen sollte, so hatte man ihre Spur wohl verloren. Selbst ihre Verletzung schmerzte inzwischen nicht mehr so schlimm. Ihr Arm hatte zumindest wieder etwas Gefühl. Natürlich könnte sie hier liegen bleiben. Jedoch barg das die Gefahr, dass sie immer noch gejagt wurde. Auf die Black Sun wollte sich Lucy auch nicht verlassen. Erst recht nicht, wenn der Höhepunkt des Ganzen noch bevorstand. Die anderen würden nun den Plan durchziehen, an dem sie alle mitgearbeitet hatte. Nur sie hatte scheinbar versagt. Und das auf solch einem katastrophalen Level, dass sie nun wieder an andere Teile ihrer damaligen Ausbildung zurückdenken musste. Es waren Simulationen. Alleine auf feindlichem Gebiet ohne die Möglichkeit an Verstärkung zu kommen. Die Lage hier war lange nicht so viel anders. Gerade hatte sie einen Ort zur Erholung gehabt. Dennoch musste sie in Bewegung bleiben. Sie musste ihr Überleben sichern und das hieß nun erst einmal Distanz zwischen sich und dem Tatort bringen. Effektiv war sie wahrscheinlich nur wenige hundert Meter von Julios Palast entfernt. Das war definitiv noch zu nah. Sie musste aus den Ganggebieten raus und das so schnell wie möglich.


Langsam kletterte Lucy von dem Container herunter, auf dem sie sich versteckt hatte, und ging noch einmal ihre Munition und Waffen durch. Sie hatte mehr als genug, um sich im Ernstfall durchschlagen zu können. Die Nacht würde wohl wirklich noch lang werden. Irgendwie kam immer mehr von ihrer Ausbildung hoch. Es war wirklich lästig. Sie wollte diese Zeit vergessen! Nicht immer mehr an sie zurückdenken! Seufzend machte sich Lucy auf zu der Tür, welche sie die ganze Zeit im Auge behalten hatte. Langsam öffnete die Weißhaarige diese und schaute vorsichtig auf die Straßen. Die Luft schien rein. Vorsichtig schob sie sich nach draußen und schlug erst einmal eine Richtung ein, die sie von Julios Palast wegbringen würde. Scheinbar war da etwas los, was allerdings genau da los war, konnte Lucy aus dieser Entfernung nicht sagen. Sie hatte da gerade ein Blutbad angerichtet und wollte wissen, ob jemand gerade den Palast angreifen würde oder man nun Männer und Frauen zusammen trommelte, damit man sie jagen konnte. Das Risiko war zu hoch.

Ihr Instinkt sagte ihr, dass sie vielleicht einen Moment zu lange da stand, um die Szenerie zu beobachten und lief langsam los. Wie ein normaler Bewohner der Gegend. Ihr erstes Ziel war das Vergnügungsviertel. Dort würde sich Lucy unter die Leute mischen und eventuelle Verfolger abhängen. Sobald sie das Viertel hinter sich hätte, würde der härtere Teil kommen. Sie musste durch Gassen und Gebiete, die um diese Zeit quasi wie ausgestorben waren. Wenn sie also nicht jeden Verfolger im Vergnügungsviertel loswerden würde… Nun ja… Am Ende würde sich die weißhaarige Frau ein leeres Gebäude suchen und dort quasi unentgeltlich erst einmal schlafen. Was danach kam? Das musste die Kopfgeldjägerin dann planen. Jetzt hieß es erst einmal, eine sichere Unterkunft zu finden, denn ihr altes Zuhause war definitiv verbrannt. Schade eigentlich. Lucy hatte das kleine Apartment geliebt.

Mit den Händen in den Taschen trottete sie also los. Eine recht simple Methode, um ein wenig die Waffen zu verstecken, die sich unter ihrer Kleidung verbargen. Sie durfte nicht auffallen. Immer wieder blieb Lucy kurz stehen, als müsste sie sich erst einmal orientieren. Jedoch war dies nur um ihre Umgebung im Auge zu behalten. Keine Verfolger? Scheinbar nicht. Also ging es weiter. Sie musste bis zum Vergnügungsviertel. Das wäre das erste Ziel. Sie würde versuchen, einem der Betrunkenen eine Mütze zu klauen, damit Lucy nicht durch ihre Haarfarbe selbst in der Nacht wie eine Leuchtreklame leuchten würde. Irgendwann blieb sie jedoch stehen. Einfach verschwinden fühlte sich falsch an. Sie hatte noch eine Rechnung mit den Schnecken offen. Lucy hasste sie. Mehr als alles andere. Vermutlich würde sie gerade jetzt, wo sie wieder alleine war, ein leichtes Ziel sein. Spätestens am Morgen würde man Lactas Familie mitteilen. dass Lucy wieder Vogelfrei war. Sie könnten sich auf alles vorbereiten. Also musste sie zuerst zuschlagen. Und das, bevor die Schnecken Bescheid wussten, was wirklich los war. Lucy musste bald angreifen. Besser früher als später. Und ohne die Verpflichtungen gegenüber der Black Sun? Sie musste ihren Zug machen, bevor diese leidige Hutten Familie es tat.

“In Ruhe leben, oder ruhmreich draufgehen.”

Mit einer grimmigen Miene sagte sie es zu sich. Atmete tief durch und machte sich weiter auf den Weg zum Vergnügungsviertel. Der Plan stand also. Sie musste es tun. Sonst würde sie niemals zur Ruhe kommen.




|| Outer Rim Territories || Hutten-Raum || Nar Shaddaa || Industrie Viertel || Auf dem Weg zum Vergnügungsviertel || Lucy Dent ||
 
Nar Shaddaa, Hutten-Territorium, Aufmarschgebiet, Sammelplatz, Ruhe vor dem Sturm: Höllenhunde, Sam, Nevis und Paul


Sam konnte eine regelrechte Kettenraucherin sein. Heute war mal wieder so ein Tag. Man konnte es ihr nicht verdenken. Sie tat das immer, wenn sie nervös war. Wer wäre das an ihrer Stelle nicht!? Nevis war auch nervös. Nervosität war ansteckend. Sie machte eine Kaugummiblase nach der Anderen. Eine riesiger als die Andere. Das bekam sie prima durch ihre Reißzähne hin, die sie dabei nutzte. Nevis würde Sam nicht von der Seite gehen, auch wenn diese sie ein paar Mal dazu überreden wollte, es nicht zu tun. Es hatte im Vorfeld so manche Diskussion gegeben, aber Nevis blieb beharrlich. Paul war auf Nevis` Seite.

“Wir bekommen das gemeinsam gebacken, so wie alles bisher! Und Punkt, aus!”

Nevis war bestens ausgerüstet. Sie hatte zu ähnlichem wie Sam gegriffen. Sie hatte davon einfach mehr Ahnung als Nevis. Auch trug Nevis eine Schutzweste. Was sollte da schon schiefgehen!? Aber man behandelte Sam, Nevis und Paul wie blutige Anfänger. Das nervte gewaltig. Leider mussten sie das über sich ergehen lassen und konnten sie nicht aufklären, was sie drauf hatten. Ganz besonders Sam!

Irgendwann, nach gefühlt ewigem Warten, war es dann soweit. Es ging los! Sie bestiegen mit den Höllenhunden den Transporter. Höllenhunde, was für ein blöder Name! Der Transporter brachte sie ins Kampfgebiet. Es wurde laut. Sehr laut. Es bebte. Detonationen. Raketen! Es krachte so ohrenbetäubend laut um sie herum, dass sie glaubte, wenn sie stehen müsste, würden ihre Beine nachgeben. Das konnte richtig Angst machen! Es dröhnte bis in ihre Eingeweide. Nevis sah zu Sam. Die wirkte ruhig. Dann war alles in Ordnung. Nevis verbarg ihre Angst. Sie wollte nicht zur Spottfigur für die Höllenhunde werden.

Sie sollten sich an Sam halten, sagte Jene. Eigentlich wie immer! Dicht bei ihr bleiben! Nevis gab ein Nicken von sich. Sie wollten den größeren Kämpfen aus dem Weg gehen. Das klang doch erstmal ziemlich gut! Sie hatten nur ein Ziel! Julio! Sam kannte sich hier perfekt aus. Das würde ihnen zugutekommen.

Der Transporter hielt. Dieser Klimo sprang zuerst hinaus und überlebte das nicht. Klimo wurde gleich durch eine Explosion in Stücke gerissen. Nevis blieb die Spucke weg. Ihr Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Natürlich war Nevis erschrocken und fürchtete sich, selbst auszusteigen. Das ging schließlich gut los! Aber, sie ließ sich ihre Angst ganz tapfer nicht anmerken. Nur ihre Lekkus zitterten verdächtig stark. Nach allen Anderen verließen sie den Transporter. Sie folgte Sams Anweisungen ganz genau und blieb weder stehen, noch trödelte sie. Sie lief dicht hinter Sam her, gefolgt von Paul, den Kopf leicht in Deckung geduckt gehalten. Nevis trug einen Helm. Die Lekkus schauten wie Zöpfe hervor. Blasterschüsse zischten an ihnen gefährlich nah vorbei. Aber sie schaffte es mit Paul zu Sam hinter eine Häuserecke. Jetzt holte Nevis erstmal Luft. Nar Shaddaa war nicht wieder zu erkennen. Die Hölle war ausgebrochen. Alles ein Flammenmeer! Sam wollte sofort weiter. Nevis nickte. Das hier war kein Ort zum Verweilen! Sie wollten zu einer bestimmten Bar. Sam hatte einen ausgeklügelten Plan im Kopf, wie man die Kampflinien umgehen konnte. Nichts lieber als das, dachte Nevis und folgte Sam auf verschlungenen Pfaden in Richtung dieser bestimmten Bar.


Nar Shaddaa, Aufmarschgebiet zur ersten Kampflinie, Julios Territorium: auf dem Weg zur Bar auf verschlungenen Pfaden: Sam, Nevis und Paul
 
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