@Sol Deande:
Bei ziemlich vielen Punkten gebe ich Dir Recht!
Allerdings habe ich ein paar Fragen:
1. Ich habe diesen Begriff jetzt schon öfter hier gelesen. Was hat es mit diesem "Stormpilot" auf sich? Was soll das sein?
2. Wieso lese ich in Deinem Beitrag nicht zum ersten Mal sinngemäß, dass gewisse Beziehungen nicht klappen könnten, "weil Charakter X und Charakter Y das ja gar nicht hinbekämen, weil die ja total pubertär und jungfräulich sind"? Ich z.B. hatte in 5x TFA-Schauen nicht den Eindruck, dass Rey nicht fähig wäre, mit dem anderen Geschlecht umzugehen. Sie hatte eine harte Kindheit/Jugend und konnte sich eine echte Pubertät vermutlich gar nicht "leisten". Sie hat sich halt (auch etwas notgedrungen) diese rauhe Art zugelegt. Finn direkt mal den Stab überzuziehen, demselben ständig zu vermitteln, dass er sie nicht anfassen, anbaggern oder sonstwas soll, und so weiter. Aber gerade im Laufe des Filmes merkt man doch, wie auch Rey es ein Stück weit genießt, jemandem vertrauen zu können. Nach der Tie-Fighter-Jagd auf Jakku, als sie Han Solo treffen, als die Rhattare ihr Unwesen mit Finn treiben, als sie sagt, dass sie noch nie so viel Grün gesehen hätte, als Finn ihr die Wahrheit auf Takadona gesteht. Dieses Handeln wirkt auf mich nicht gerade "emotional gestört", "sozial nicht entwickelt" oder gar "pubertär". Dass sie Finn zum Abschluss sogar einen Kuss auf die Stirn gibt, zeigt mir endgültig, dass Rey allerspätestens seit den Ereignissen von Episode VII kein Kind mehr ist. Dein "Sie ist in der Persönlichkeitsentwicklung dermaßen weit hinten" klingt mir einfach zu vorwurfsvoll. Natürlich hat sie nicht 13 Jahre Schule im gesicherten sozialen Umfeld hinter sich. Aber sie permanent als derart "rückständig" zu beschreiben, ist mMn schlichtweg übertrieben.
Ich würde sogar so weit gehen und sagen: Finn ist derjenige, dem ich eine Beziehung (vorerst) nicht so recht zutraue. Er macht im Film auf mich den Eindruck, dass er allen irgendetwas beweisen möchte und ab einem gewissen Zeitpunkt verkrampft "nicht mehr weglaufen will". Er ist von Anfang an von Rey beeindruckt und scheut sich nicht, sie direkt und offen zu fragen, ob sie einen festen Freund hat. (Sie kennen sich zu diesem Zeitpunkt wie lange? Eine Stunde? Wirkt schon arg komisch/unbeholfen.) Als sie entführt wird, denkt er nur noch an sie und muss den Märchenprinz spielen. Dass er mit seinem "Ich-kenn-mich-auf-der-Starkiller-Basis-aus-verschweige-aber-dass-ich-bloß-beim-Sanitärdienst-bin" beinahe alle in Gefahr bringt, tangiert ihn auch nur peripher. Er ist zwar bemüht in all seinem Tun, jedoch macht er auf mich immer einen unsicheren Eindruck. Er überspielt das dann mit Kampfesgebrüll oder mal nem' lockeren Spruch, aber die Zeit bei der Ersten Ordnung hat ihn anscheinend ziemlich gehirngewaschen und mitgenommen.
Zuguterletzt zu Ben Solo aka Kylo Ren: Von diesen Spekulationen um etwaige Jungfräulichkeit mancher Charaktere habe ich bislang noch nichts mitbekommen, halte sie aber ebenfalls für seltsam. Man kann sich ja denken, was man möchte, aber so richtige Auswirkungen auf SW hatten solche Themen noch nie. "Ja, ne, ich glaube, der hatte noch nie eine Frau im Bett, deshalb wird sich die Rolle demnächst so und so und nicht so und so entwickeln" - ernsthaft? ^^ Mir wird hier in so ziemlich alles (vermeintlich) Unterschwellige zu viel interpretiert. (Da hast Du schon Recht mit deinem Kopfkino-Aspekt, trifft anscheinend auf viele zu.) Zusammengefasst ist Kylo für mich nur folgendes: Ein in der Kindheit enttäuschter Halbstarker, der der dunklen Seite verfallen ist und in seiner Rolle als Darksider zwangsläufig kaum "netten Kontakt" zu der Menschheit hatte. Wie ging nochmal dieser Spruch? "Wer ***** will, muss nett sein." Und wenn ich wie der letzte Schlächter mit Helm und Schwert rumlaufe, komme ich - auch nach Feierabend - wohl selten in die Situationen, wo man "normal-sozialen" Kontakt mit anderen hat. Dass ihm gewisse Komponenten/Eigenschaften (erst einmal) abgehen, ist - ähnlich wie bei Rey - einfach nur seiner Rolle/Situation geschuldet.
Fazit:
- Rey hatte keine Zeit und kaum Möglichkeit für eine Beziehung und/oder sexuelle Erfahrungen, ist aber trotzdem nicht klassisch unreif
- Finn wurde ordentlich gehirngewaschen und ist seitdem verunsichert; hat eher mit sich selbst zu tun
- Kylo ist halt ein Böser und sofern er nicht mit irgendeiner Aurra Sing (oder so) angebandelt hat, hat er vielleicht mal eine Cyber-Prostituierte
ABER: Das heißt doch nicht, dass sich die Dinge nicht ändern können. Durch TFA haben die Chars schon viel erlebt und je nach dem was in VIII so abgeht, könnten in IX bereits alle einigermaßen an die "klassische Erwachsenenwelt" akklimatisiert sein. Formulierungen wie "beziehungsunfähig" gehen mir da einfach zu weit. Vielleicht hast Du da aber auch einfach eine andere Definition als ich.
3. Du empfandest Leia/Han als so schlecht? Nungut, es war gewiss pomadig und schnulzig geschrieben aber was konnte man erwarten? Ein Weltraummärchen, produziert von 1977-1983. Ich fand, dass da z.B. noch Witz mit bei war. Han's "Ja, hochwohl Durchlauchtigste?" aus Episode V bringt mich aufgrund dieser Ausdrucksweise immer noch zum schmunzeln. Bei Anakin und Padmé wirkte es dann arg gewollt. Da war dann a) der Witz nicht mehr da bzw. diese Form des Witzes und b) war es immer noch schnulzig. Und das war der Hauptgrund für das - das sind sich viele einig - Scheitern dieser Liebes-Inzenierung.
Grundsätzlich gebe ich Dir aber auch hier Recht: Eine Quoten-Romanze brauche ich gewiss auch nicht. Mir würde eine innerfamiliäre Liebe (nicht falsch verstehen!) immer noch am Besten gefallen. Eine Mutterliebe, eine Geschwisterliebe, ähnlich wie bei Vader. Nur halt anders präsentiert und aufgezogen.