Review:
(Mit Spoilern)
Ein ganzes Buch über Jacen Solo, - ich muß zugeben, dass mir das lange Zeit Bauchschmerzen bereitet hat, da ich Jacen eigentlich so gut wie immer ziemlich langweilig finde.
Doch in "Verräter" tritt der beste Jacen aller Zeiten auf.
Großes Kompliment an Matthew Stover, Jacen war (abgesehen von einem kleinen Stück zu Beginn des Buches) wirklich kein Stück langweilig.
Vergere ist sogar noch ein Stücken interessanter und auch sie war noch niemals besser geschrieben als hier.
Der gemeinsame Weg von Jacen und Vergere ist schon ziemlich interessant, aber auf die Frewilligkeit mit der Jacen augenscheinlich zu bestimmten Ergebnissen kommt, sollte man nicht vorschnell zuviel drauf geben.
Durch geschickte Manipulation (u.a welche Informationen überhaupt zu Verfügung gestellt werden) ist es ohne weiteres möglich die augenscheinlich selbstgefundene Antwort künstlich herbeizuführen.
Ich denke da auch an den ebenfalls von Stover geschriebenen ROTS-Roman, wo Palaptine Anakin auch selten etwas erklärt sondern immer nur Dinge in Zweifel zieht und so Anakins Weltbild erschüttert.
Enttäuscht bin ich von Nom Anor: Definitiv der dümmste Nom Anor, von dem ich je gelesen habe.
Nom Anor versteht in der ersten Hälfte des Buches praktisch gar nichts, zieht falsche Schlüsse ohne Ende und muß sich praktisch alles von Vergere erklären lassen.
Wenn man sieht, dass Nom Anor bisher, als der hinterhältigste, durchtriebenste, intrigantischste und letzlich intelligenteste Yuuzhan Vong präsentiert wurde, fragt man sich wie dumm dann erst die anderen Vong sein müssen.
In der zweite Hälfte des Romans bessert sich das, aber in der ersten Hälfte ist Nom Anor im Grunde schon "out of character".
Im letzten Drittel des Romans kommt dann auch noch Ganner Rysode hinzu.
Auch sein Charakter ist sehr gut geschrieben und man sieht diesen Abschnitt der Geschichte im Grunde aus seinen Augen, was vor allem deswegen gelungen ist, da man wie Ganner nie so recht einschätzen kann inwieweit man Jacen noch trauen kann.
Ich hatte ehrlich gesagt die ganze Zeit damit gerechnet, dass Jacen Ganner mit diesem Trick nur zum "Opfertisch" bringen will und dann am Ende Vergere und Jacen über den dummen Ganner lachen.
Aber es kam ja anders und so bekommt Ganner ein großes Finale, welches an das Ende von Anakin Solo erinnert.
So angenehm und beeindruckend sich derartige Heldentode auch immer lesen, gefällt mir doch die inflationelle Einsetzung dieses Mittel nicht.
Es kann nicht jeder Jedi ein kaum unüberwindbarer Superkämpfer sein, der hunderte von Vong niedermacht, - derartige Auftritte sollten Leuten wie Anakin, Yoda oder Luke vorbehalten bleiben.
Man erinnere sich auch mal an die Schwierigkeiten, die Mara und Luke mit dem allerersten Vong (imo noch nichtmal ein richtiger Krieger) hatten.
Trotzdem ist das Ganze verdammt cool:
Ganner: "Diese Schwelle gehört mir. Ich beanspruche sie für mich. Schicke deine tausende, einen nach den anderen oder alle auf einmal. Das ist mir scheißegal."
Und es ist auch lustig und gleichfalls beeindruckend, dass er bei den Vong als "Der Ganner" zu einer Legende wird.
Die Actionszenen, - neben Ganners Endkampf gibt es da das von Jacen ausgelöste Massaker in der Zuchtstation, sind überaus brutal beschrieben worden.
Ansonsten schwelgt Stover in wortgewaltigen Formulierungen, die sich wirklich angenehm lesen und bestens dazu geeignet sind diese etwas andere Story zu präsentieren.
Wenn Stover dann aber mal jemanden auf sein Gewand kotzen läßt, wirkt dies im Grunde wie ein Stilbruch.
Vergeres Ansichten über die Macht sind nun auch nicht so revolutionär.
Es war doch im Grunde klar, dass helle und dunkle Seite eher als Metaphern zu verstehen sind.
Und auch bei der Existenz einer Dunklen Seite würde sich ja nichts ändern, die Gefallenen waren im Grunde immer für ihr Tun verantwortlich.
Schon ROTJ rückte die Selbstbestimmung eines Individuums in den Mittelpunkt.
Kräfte der dunklen Seite wie Machtblitze waren eigentlich immer ein äußerer Ausdruck des inneren Zorns des Andwenders, dies war beim jungen Anakin in "Planet der Verräter", bei Jaina in "Star by Star" und nun eben bei Jacen in "Traitor" so.
Und für die deutschen Fans war diese Postion Stovers ja auch schon bekannt, seitdem er am Ende des ROTS-Romans verkündete, dass es keinen Drachen gibt, sondern nur Anakin Skywalker.
Von daher ist Vergeres Enthüllung, - auch wenn sie im Buch super rüberkommt, nicht allzu spektakulär.
Auch ansonsten gibt sich das Buch recht philosophisch und beschäftigt sich in einer durchaus gelungenen Weise mit bereits viel diskutierten und alten Themen.
Allein schon die Technik von Vergere, bei der durch Fragen immer nur Dinge in Zweifel gezogen werden ist ja wirklich uralt (aber immer wieder gut).
Bemerkenswert fand ich die Stelle mit Jacen in dem Magen dieses Wesens.
Ist schon wirklich erschreckend, dass Überlebende Einwohner von Coruscant in den Magen dieses Wesens flüchten und dort dann monatelang überleben indem sie immer wieder die opfern, die als letztes dazu kamen.
Gerade die Reaktion des Mädchens, das Jacen erst rettet und das dann verlangt ihn zu opfern, war ziemlich verstörend aber imo ziemlich realistisch.
Auch die Geschichte mit der Schattenmotte war interessant ebenso wie Jacens Lösung, das Welthirn einfach nur zu maipulieren anstatt zu zerstören.
Was das für das neue Yuuzhan Vong Paradies bedeutet dürfte interessant zu sehen sein.
Jainas kurzen Auftritt in der Erzählung von Ganner habe ich eigentlic sofort in "DJ"-Zeiten eingeordnet und mich gefragt, ob dieses Gespräch hier nicht nur nochmal nacherzählt wurde.
Ich fand es auf jeden Fall sehr passend, Jaina ist eine derartig heftige Reaktion imo auf jeden Fall zuzutrauen.
Die Beschreibung von Yuuzhan'tar hat mir sehr gut gefallen, scheint wirklich toll dort auszusehen. Gerade die beschriebenen Planetenringe würde ich gerne mal sehen.
Mit der Handlung auf den Planeten, der mal Coruscant war, ist eine bisher nicht gekannte Verbindung des NJO-EUs mit der PT verbunden.
Niemals zuvor sah man das Corusant der PT-Filme derartig deutlich vor sich, - auch wenn mir immer noch nicht so ganz klar ist, wo sich der imperiale Palast im Verhältnis zum Jeditempel und den Senat genau befindet.
Gerade die Abschnitte im ehemaligen Senatsgebäude sind überaus beeindruckend und man hat die Räumlichkeiten aus dem Film wirklich vor sich. Ich frage mich ob Stower, als er das Buch geschrieben hat, schon wußte, dass Palpatine in Episode III ein Büro direkt unter dem Senat haben würde.
Auch die Erwähnung von Anakin und die Reaktion Vergeres auf die Nachricht, dass der kleine Junge, den sie noch kannte später ein Sithlord wurde, war ein schönes Detail.
"Verräter" ist eine Geschichte dich sich stark auf den Charakter Jacen konzentriert und somit die große Geschichte des Krieges gegen die Vong nur wenig voranbringt. Die Auswirkungen der im Buch beschriebenen Handlung werden sich wohl erst in kommenden Romanen bemerkbar machen.
Fazit:
Imo der beste SW- Roman von Stover ["Shatterpoint" krankte etwas unter der Fixierung auf Mace Windu und beim ROTS Roman war der Schwerpunkt nicht ganz richtig gesetzt (Ein gutes Drittel des Romans spielte auf der Invisble Hand, das große Finale bekam nur wenige Seiten)] und einer der besten NJO-Romane.
Obwohl Stover seine Charaktere großartig beschreibt ist die mangelnde Abwechslung doch eine Schwäche des Romans.
Ein einzelner Roman in der Art von "Verräter" ist mal interessant, aber ich freue mich doch wenn im nächsten Roman wieder Luke, Mara, Kyp und Co auftreten werden.