Tagespolitik allgemein

Welches Land ist vom Irak bedroht worden? [...]
Kuwait vielleicht? :p

[...] Und das hoffentlich mit einem solchen Erfolg, wie es ihnen in Lybien gelungen ist, wo ja jetzt der tollste Frieden und die schönsten Verhältnisse herrschen. [...]

Das Land heißt Libyen!:klugs ;)
Die Lage dort ist schon einiges komplizierter,da nicht nur die NATO aktiv war sondern auch die Nachbarn die Chance ergriffen haben. Siehe der Sudan der sich "revanchiert" hat für Gadaffis Unterstützung der Rebellen in Darfur oder Qatar das nahezu schon begierig war und ist die Zukunft Libyens mitzugestalten.Gerade hier wäre es auch interessant zu sehen wie es wohl ohne eine NATO Intervention ausgegangen wäre,warscheinlich wäre es so wie heute, ein autoritärer,säkularer Block ,bestehend aus Ägypten,Algerien(?),VAE und ein religiös-autoritärerer ,bestehend aus Qatar,Türkei und dem Sudan(?) auf der anderen Seite ,kämpfen gegeneinander,dazwischen noch ein paar Spezialeinheiten die Daesh beseitigen sollen. Die Tuaregfrage und Auswirkungen auf den restlichen Kontinent ,durch den Zugang zu Waffen und die Schaffung eines sicheren,rechtlosen Hafen,möchte ich mal bewusst ausklammern,da diese Prozesse schon bei Kriegsbeginn unaufhaltsam waren.
 
Und das hoffentlich mit einem solchen Erfolg, wie es ihnen in Lybien gelungen ist, wo ja jetzt der tollste Frieden und die schönsten Verhältnisse herrschen. Und das sie ihre Freundschaft mit dem wundervollen demokratischen Staat Saudi-Arabien auch künftig erhalten werden. :thup:

Deutschland, Italien und Japan sahen nach dem Zweiten Weltkrieg auch nicht sonderlich toll aus. Der Erfolg (oder Misserfolg) von militärischen Interventionen zeigt sich oft erst Jahre oder sogar Jahrzehnte später. Niemand bestreitet, dass die Verhältnisse in Libyen und im Irak derzeit alles andere als schön sind, aber hat irgend jemand erwartet, dass nach dem Sturz einer Dekaden herrschenden Diktatur und einer Revolution sofort blühende Landschaften entstehen? Das ist ein langer, komplizierter und schmerzhafter Prozess, bei dem vieles daneben gehen kann und der enorm viel politischen und finanziellen Aufwand erfordert. Ob die "Stabilität" unter den Diktatoren besser war, wage ich ernsthaft zu bezweifeln. Zumindest haben aber zukünftige Generationen eine Chance. Sie leben zumindest nicht mehr unter einer Diktatur, die allen gesellschaftlichen Fortschritt und das Entstehen von demokratischen Institutionen blockiert hat.

Was Saudi-Arabien angeht: Staaten haben keine Freundschaften, sondern Interessen, und das meine ich nicht moralisch wertend. Ob das Königreich ein toller Partner ist? Wohl kaum. Was soll man machen? Sanktionen? Abbruch der Beziehungen? Einmarsch? Sag du es mir.

So oder so sollten militärische Aktionen im Ideafall ihre eigenen Ziele erreichen, oder?

Natürlich, kein Einspruch von mir.

Das zweite ist die Frage nach der Wirkung. Geht es den Menschen besser? Ich würde eher sagen nein

Bitte definiere "besser". Sie leben zumindest nicht mehr unter einer Diktatur, die allen gesellschaftlichen Fortschritt und das Entstehen von demokratischen Institutionen blockiert hat.

Das wird die Geschichte zeigen, ob noch was gutes zustande kommt und wieviel Anteil die Interventionen daran hatten.

Deswegen verweise ich auf den Zweiten Weltkrieg. ;)

Nur so am Rande: Der IS wäre nicht entstanden, wenn a) die USA länger im Irak geblieben wären und Fehler bei der Auflösung der Streitkräfte vermieden hätten b) die schiitische Regierung Maliki (unter dem Einfluss des Iran) nicht alles getan hätte, um die Sunniten zu diskriminieren.

Mir kommt es auch seltsam vor, wie vorhin nach der Bedrohung für andere Länder gefragt wurde. Soll das heißen, solange Land X "nur" seine eigene Bevölkerung tyrannisiert und ermordet, hat der Rest der Staatengemeinschaft tatenlos zuzusehen? Etwas befremdlich aus einer politischen Richtung, die da offenbar je nach Bedarf die nationale Souveränität mal negiert und dann wieder erbittert verteidigt. (Nicht als Angriff gemeint.)
 
Bitte definiere "besser". Sie leben zumindest nicht mehr unter einer Diktatur, die allen gesellschaftlichen Fortschritt und das Entstehen von demokratischen Institutionen blockiert hat.

Besser bedeutet für mich in dem Fall, dass die Menschenrechte signifikant höheres Gewicht hat.
Da sieht es im Irak und in Libyen aktuell mau aus.

Mir kommt es auch seltsam vor, wie vorhin nach der Bedrohung für andere Länder gefragt wurde. Soll das heißen, solange Land X "nur" seine eigene Bevölkerung tyrannisiert und ermordet, hat der Rest der Staatengemeinschaft tatenlos zuzusehen? Etwas befremdlich aus einer politischen Richtung, die da offenbar je nach Bedarf die nationale Souveränität mal negiert und dann wieder erbittert verteidigt.

Wie gesagt, nach dem Kriterium ,,Regime tyrannisiert und ermordet eigene Bevölkerung´´, dann müsste die Staatengemeinschaft in viele andere Länder einmarschieren.
Das ist absolut unrealistisch.
 
Deutschland, Italien und Japan sahen nach dem Zweiten Weltkrieg auch nicht sonderlich toll aus. Der Erfolg (oder Misserfolg) von militärischen Interventionen zeigt sich oft erst Jahre oder sogar Jahrzehnte später. Niemand bestreitet, dass die Verhältnisse in Libyen und im Irak derzeit alles andere als schön sind, aber hat irgend jemand erwartet, dass nach dem Sturz einer Dekaden herrschenden Diktatur und einer Revolution sofort blühende Landschaften entstehen? Das ist ein langer, komplizierter und schmerzhafter Prozess, bei dem vieles daneben gehen kann und der enorm viel politischen und finanziellen Aufwand erfordert. Ob die "Stabilität" unter den Diktatoren besser war, wage ich ernsthaft zu bezweifeln. Zumindest haben aber zukünftige Generationen eine Chance. Sie leben zumindest nicht mehr unter einer Diktatur, die allen gesellschaftlichen Fortschritt und das Entstehen von demokratischen Institutionen blockiert hat.
Das ist ein wichtiger und sehr entscheidender Punkt den du ansprichst. Dieser wird leider häufig vergessen ,wenn man über die Region urteilt,dabei muss so ziemlich jedes Land und jede Region eine langwierige Feuertaufe überstehen um ansatzweise sowas wie Stabilität und Frieden vorweisen zukönnen ,wie u.a. Afrika und der Balkan in den 90ern zeigte.

Was Saudi-Arabien angeht: Staaten haben keine Freundschaften, sondern Interessen, und das meine ich nicht moralisch wertend. Ob das Königreich ein toller Partner ist? Wohl kaum. Was soll man machen? Sanktionen? Abbruch der Beziehungen? Einmarsch? Sag du es mir.
Exakt.Deshalb dürfen wir uns auch nicht anmaßen zu entscheiden wann wer sanktioniert wird und wo interveniert werden darf.Obwohl ich es natürlich als glühender Realpolitiker besser weiß .


Nur so am Rande: Der IS wäre nicht entstanden, wenn a) die USA länger im Irak geblieben wären und Fehler bei der Auflösung der Streitkräfte vermieden hätten b) die schiitische Regierung Maliki (unter dem Einfluss des Iran) nicht alles getan hätte, um die Sunniten zu diskriminieren.
So ist es. Zumindest im wesentlichen. Es gibt ja noch diverse andere Faktoren wie den syrischen Bürgerkrieg,usw. aber das ist das wesentliche. Deswegen grämt es mich auch das man damals das ganze Baath-Kader nahezu verjagt hat, einen Fehler den man in Deutschland nicht getan hat indem man viele Ex-Wehrmachts und Nazileute direkt an Bord holte so dass beide Seiten profitierten konnten.

Mir kommt es auch seltsam vor, wie vorhin nach der Bedrohung für andere Länder gefragt wurde. Soll das heißen, solange Land X "nur" seine eigene Bevölkerung tyrannisiert und ermordet, hat der Rest der Staatengemeinschaft tatenlos zuzusehen? Etwas befremdlich aus einer politischen Richtung, die da offenbar je nach Bedarf die nationale Souveränität mal negiert und dann wieder erbittert verteidigt.
Anscheinend schon,wie du ja schon sagtest agieren Staaten egoistisch und ich hatte ja schon erwähnt, bevor der Irak Kuwait überfiel und "nur" den Iran und seine eigenen Leute (Kurden,Schiiten,...) angriff wurde er ja von den Golfstaaten mit Finanzhilfen überschüttet.
 
Bezüglich des 2.Weltkrieges bin ich ganz bei dir. Auch bin ich dankbar, dass es die USA und die NATO gibt. Wir würden höchstwahrscheinlich alle in dieser Form nicht existieren, wäre dem nicht so. Aber die Ansicht, die USA würden ausschließlich aus reiner Wohltätigkeit und nicht aus geopolitischen Interessen handeln, halte ich nun mal für realitätsfern.
Bezüglich Saudi Arabiens kann ich dir übrigens sagen, was ich tun würde: Abbruch der Beziehungen, Abbruch der Waffenlieferungen und Abbruch weiterer krummer Deals. Man macht es mit anderen antidemokratischen Ländern genauso, also weshalb diese erbärmliche Doppelmoral? Wenn man sich schon immer auf dem moralisch hohem Ross befindet, dann auch richtig. Das selbe gilt übrigens für die EU - Türkei Beziehung genauso.

Eines würde mich interessieren, Janus: Wo siehst du in Lybien einen Marshallplan? Wo siehst du das Potential, dass sich dort im Laufe der nächsten Jahre oder Jahrzehnte etwas ändern wird? Und vor allem: Wie kommst du darauf, dass dort eine Demokratie am entstehen ist und wo siehst du irgendwelche Bemühungen seitens der USA? Wo ist der Erfolg in Vietnam? Wo ist der Erfolg in Korea? Wo bleiben die Bemühungen in Afrika?
 
Bezüglich Saudi Arabiens kann ich dir übrigens sagen, was ich tun würde: Abbruch der Beziehungen, Abbruch der Waffenlieferungen und Abbruch weiterer krummer Deals. Man macht es mit anderen antidemokratischen Ländern genauso, also weshalb diese erbärmliche Doppelmoral?
Sehr Idealistisch und eigentlich richtig . Leider ist die Raffgier des Menschen aber stärker. Wenn man gute Geschäfte machen kann dann vergisst man die Menschenrechte einfach mal . Das ist leider die Realität.
 
Exakt.Deshalb dürfen wir uns auch nicht anmaßen zu entscheiden wann wer sanktioniert wird und wo interveniert werden darf.Obwohl ich es natürlich als glühender Realpolitiker besser weiß .

Anmaßen? Du hast das "moralisch wertend" falsch verstanden, damit meinte ich, dass oft empört reagiert wird, wenn man darauf verweist, dass es Freundschaft im klassischen Sinne zwischen Staaten nicht gibt. Man kann sehr wohl entscheiden, basierend auf den vorhandenen Informationen und den eigenen Wertvorstellungen.

So ist es. Zumindest im wesentlichen. Es gibt ja noch diverse andere Faktoren wie den syrischen Bürgerkrieg,usw. aber das ist das wesentliche. Deswegen grämt es mich auch das man damals das ganze Baath-Kader nahezu verjagt hat, einen Fehler den man in Deutschland nicht getan hat indem man viele Ex-Wehrmachts und Nazileute direkt an Bord holte so dass beide Seiten profitierten konnten.

Es gibt eigentlich keinen Grund für Sarkasmus. Dass der syrische Bürgerkrieg auch eine wichtige Rolle dabei spielte, weiß so ziemlich jeder, es ging hauptsächlich um den Faktor Irak, den ich ansprechen wollte. Und die Entfernung führender Mitglieder der Baath-Partei (die oft tief in das Unterdrückungsnetzwerk verstrickt waren) aus Verwaltung und Militär finde ich richtig, die Fehler wurden viel mehr bei den unteren Rängen und politisch eher Unbeteiligten gemacht, denen man keine Übernahme in die neuen irakischen Sicherheitskräfte angeboten hatte. Und was deinen Satz zu Deutschland angeht...:crazy Dass nicht gründlicher und intensiver mit Nazis und Kriegsverbrechern abgerechnet wurde, ist ein weiterer dunkler Fleck in der deutschen Geschichte. Unterstell mir nicht, ich würde so etwas begrüßen, ja?

Anscheinend schon,wie du ja schon sagtest agieren Staaten egoistisch und ich hatte ja schon erwähnt, bevor der Irak Kuwait überfiel und "nur" den Iran und seine eigenen Leute (Kurden,Schiiten,...) angriff wurde er ja von den Golfstaaten mit Finanzhilfen überschüttet.

Der Feind meines Feindes. Wir sind allerdings nicht die Golfstaaten.

Aber die Ansicht, die USA würden ausschließlich aus reiner Wohltätigkeit und nicht aus geopolitischen Interessen handeln, halte ich nun mal für realitätsfern.

Habe ich nicht behauptet, Agustin. ;) Bei allen politischen Entscheidungen spielen moralische und pragmatische Überlegungen eine Rolle. Beispiel Rechtsstaat: Man kann ihn sich wünschen, weil man ihn moralisch gut findet, aber auch, weil er ganz praktische Vorteile hat, oder aus beiden Gründen. Ist bei der Außenpolitik nicht anders.

Bezüglich Saudi Arabiens kann ich dir übrigens sagen, was ich tun würde: Abbruch der Beziehungen, Abbruch der Waffenlieferungen und Abbruch weiterer krummer Deals. Man macht es mit anderen antidemokratischen Ländern genauso, also weshalb diese erbärmliche Doppelmoral? Wenn man sich schon immer auf dem moralisch hohem Ross befindet, dann auch richtig. Das selbe gilt übrigens für die EU - Türkei Beziehung genauso.

Das wäre in der Tat konsequent. :jep: Allerdings, und das möchte ich nur einwerfen: Dadurch würde man sich auch Möglichkeiten der Einflussnahme nehmen, z. B. über wirtschaftlichen oder politischen Druck.

Eines würde mich interessieren, Janus: Wo siehst du in Lybien einen Marshallplan?

Einen Marshallplan? Nirgends, leider. Das ist ja das Problem, das ich meine. Interventionen werden halbherzig durchgeführt und so schnell wie möglich wieder beendet, zum einen aus finanziellen Gründen, zum anderen weil man der Öffentlichkeit keine toten Soldaten und Zivilisten zumuten möchte. Und nicht zuletzt, und auch das ist an niemanden persönlich gerichtet: Stell dir mal vor, man hätte Libyen so konsequent durchgezogen wie Deutschland: Vollständige Entwaffnung, Militärverwaltung, Garnisonstruppen, Umerziehung weg vom Nationalsozialismus, Aufbau neuer demokratischer Strukturen, Einbindung in Sicherheitspolitik und Wirtschaft, und das über viele Jahr hinweg. Das Geschrei der üblichen Verdächtigen ("Neokolonialismus!") könnte man von hier bis Pjöngjang hören.

Die Fortschritte in Libyen sehe ich in einem generellen Abflauen der Kämpfe und der neu gebildeten Regierung, auf die sich beiden rivalisierenden Kräfte geeinigt haben. Die USA leisten unter anderem finanzielle Hilfe und unterstützen auch den Aufbau neuer Sicherheitskräfte und vermitteln zudem zwischen den rivalisierenden Gruppen. Ob das alles langfristig zu einer stabilen Demokratie führt, kann ich dir nicht sagen, aber es sind Riesenschritte weg von der Diktatur Gaddafis und schon zumindest einigermaßen rechtstaatliches Libyen wäre eine große Verbesserung.

Vietnam ist ein ziemlich großes Thema in einem anderen Kontext (Kalter Krieg), und Südkorea ist ein demokratischer, stabiler Rechtsstaat (übrigens war damals Nordkorea der Aggressor), von daher ist es zumindest ein Teilerfolg. Was genau meinst du mit Bemühungen in Afrika? Entwicklungshilfe?
 
Was genau meinst du mit Bemühungen in Afrika? Entwicklungshilfe?

Zum einen das, ja. Was ich allerdings vor allem meine, ist die Lage in Nigeria bezüglich der Organisation Boko Haram oder andere Bürgerkriege und Diktaturen (z.B Simbabwe), unter denen Unschuldige zu leiden haben. In Lybien und im Irak ging es ja auch.

Stell dir mal vor, man hätte Libyen so konsequent durchgezogen wie Deutschland: Vollständige Entwaffnung, Militärverwaltung, Garnisonstruppen, Umerziehung weg vom Nationalsozialismus, Aufbau neuer demokratischer Strukturen, Einbindung in Sicherheitspolitik und Wirtschaft, und das über viele Jahr hinweg. Das Geschrei der üblichen Verdächtigen ("Neokolonialismus!") könnte man von hier bis Pjöngjang hören.

Prinzipiell richtig. Allerdings ist das Deutschland des 2.WK in doch keinster Weise mit Liybien zu vergleichen, oder? Ich will dir gar nicht unterstellem, dass du soetwas denkst, finde aber, dass das an dieser Stelle gesagt gehört. Ansonsten hast du recht; Interventionen machen nur dann einen Sinn, wenn es konsequente Pläne gibt. Auf gut Glück irgendwelche Diktatoren aus ihren Regimen zu bomben, nur um danach zu hoffen, dass sich das Land nachher von selbst zu einer lupenreinen Demokratie aufbaut, ist aus meiner Sicht falsch und mir kann keiner sagen, dass das Leute wie Obama oder Hillary Clinton nicht verstehen.



Das wäre in der Tat konsequent. :jep: Allerdings, und das möchte ich nur einwerfen: Dadurch würde man sich auch Möglichkeiten der Einflussnahme nehmen, z. B. über wirtschaftlichen oder politischen Druck.

Und wo bleibt die von die von dir angesprochene Moral, unter deren Gesichtspunkt jede außenpolitische Entscheidung getroffen wird?

Hier übrigens ein interessantes Video: (erster Spruch :crazy)
 
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Da wird es schon Analysen geben und in Libyen gab es genauso wie in Tunesien und anderen Ländern in denen der Arabische Frühling einzog, auch demokratische Bestrebungen, zumindest aber ein handfestes Aufbegehren der Bevölkerung. Die militärischen Interventionen wurden auch einzig aus dem Grund gestartet, weil Gaddafi begonnen hat seine Bevölkerung mit Panzern und Jagdbombern anzugreifen. Als Gegenentwurf dazu dient sicherlich Syrien, wo man darauf verzichtet hat zu intervenieren und nun der blutigste Bürgerkrieg unserer Zeit tobt. Das muss man dann natürlich in kauf nehmen.
 
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Ich persönliche finde es hier gerade doch wichtig, mal darauf hinzuweisen, dass die Intervention der USA im Irak schon eine ganz dreiste Nummer für sich war. Hier wurde ja heute schon die Bush-Administration angesprochen. Das war die selbe Regierung, die diesen Krieg mit frei erfundenen Massenvernichtungswaffen begründet hat und die Koalition der Willigen ausrief, nachdem u.a. Deutschland und Frankreich nichts von diesem verbrecherischen Überfall wissen wollten
 
Zum einen das, ja. Was ich allerdings vor allem meine, ist die Lage in Nigeria bezüglich der Organisation Boko Haram oder andere Bürgerkriege und Diktaturen (z.B Simbabwe), unter denen Unschuldige zu leiden haben. In Lybien und im Irak ging es ja auch.



Prinzipiell richtig. Allerdings ist das Deutschland des 2.WK in doch keinster Weise mit Liybien zu vergleichen, oder? Ich will dir gar nicht unterstellem, dass du soetwas denkst, finde aber, dass das an dieser Stelle gesagt gehört. Ansonsten hast du recht; Interventionen machen nur dann einen Sinn, wenn es konsequente Pläne gibt. Auf gut Glück irgendwelche Diktatoren aus ihren Regimen zu bomben, nur um danach zu hoffen, dass sich das Land nachher von selbst zu einer lupenreinen Demokratie aufbaut, ist aus meiner Sicht falsch und mir kann keiner sagen, dass das Leute wie Obama oder Hillary Clinton nicht verstehen.





Und wo bleibt die von die von dir angesprochene Moral, unter deren Gesichtspunkt jede außenpolitische Entscheidung getroffen wird?

Hier übrigens ein interessantes Video: (erster Spruch :crazy)

Die US-Regierung hat Boko Haram als Terrorganisation eingestuft und unternimmt Bemühungen, die Finanzflüsse der Gruppe zu stören. Seit September 2015 sind zudem 300 Soldaten in Kamerun stationiert, um der afrikanischen Allianz gegen Boko Haram bei der Aufklärung zu helfen (dafür wurden auch 45 Millionen Dollar Militärhilfe bereitgestellt). Nigeria erhält aus den USA Transportfahrzeuge und Ausrüstung, aber keine Waffensysteme wie Kampfhubschrauber, da dafür Ausbildung und Technik fehlen. Zudem gab es Bemühungen, nigerianische Truppen auszubilden und Geheimdienstinformationen zu teilen, ersteres wurde auf Bitten der nigerianischen Regierung eingestellt, das zweite wurde aufgrund von Sicherheitsbedenken der USA angesichts der Unterwanderung der Streitkräfte zurückgefahren. Die USA leisten also durchaus einen Beitrag und respektiert die Wünsche Nigerias. Über die Situation in Zimbabwe bin ich nicht genau genug im Bilde, um etwas zu sagen, generell kann man aber festhalten, dass in Afrika Interventionen meist unter der UN, Frankreich/Großbritannien oder der Afrikanischen Union stattfinden, da die USA seit Somalia 92 sich dort lieber zurückhalten.

Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg und Libyen wollte ich keineswegs 1 zu 1 vergleichen, es ging mir mehr um das Grundprinzip der Langfristigkeit. Zum einen fehlt heute der politische Wille und das Durchhaltevermögen, zum anderen wollen sich Politiker auch nicht den Vorwurf der Untätigkeit machen lassen, wenn Massaker stattfinden, weshalb man dann eben doch interveniert (siehe auch das, was @David Somerset schreibt).

Wie ich sagte, moralische Überlegungen fließen mit ein, aber sie entscheiden eben nicht allein. Saudi-Araben oder die Türkei werden von vielen als notwendig erachtet, um zumindest ein Minimum an Stabilität zu haben, und sicher spielt auch das Argument eine Rolle, dass wenn man es sich mit diesen Staaten verscherzt man keine Verbündeten in der Region hat, sondern neue Feinde und dadurch die eigene Außenpolitik sehr eingeschränkt wird.

Das war die selbe Regierung, die diesen Krieg mit frei erfundenen Massenvernichtungswaffen begründet hat und die Koalition der Willigen ausrief, nachdem u.a. Deutschland und Frankreich nichts von diesem verbrecherischen Überfall wissen wollten

So ganz frei erfunden waren die Massenvernichtungswaffen nicht, man findet bis heute noch die Reste des Chemiewaffenprogramms, das nie wirklich eingestellt, sondern nur stark reduziert wurde.

http://www.nytimes.com/interactive/...casualties-of-iraq-chemical-weapons.html?_r=0

From 2004 to 2011, American and American-trained Iraqi troops repeatedly encountered, and on at least six occasions were wounded by, chemical weapons remaining from years earlier in Saddam Hussein’s rule.

In all, American troops secretly reported finding roughly 5,000 chemical warheads, shells or aviation bombs, according to interviews with dozens of participants, Iraqi and American officials, and heavily redacted intelligence documents obtained under the Freedom of Information Act.

The United States had gone to war declaring it must destroy an active weapons of mass destruction program. Instead, American troops gradually found and ultimately suffered from the remnants of long-abandoned programs, built in close collaboration with the West.

Dass das Ausmaß des Programms übertrieben wurde, ist zweifellos richtig, doch lag das meiner Ansicht nach weniger an "böser Absicht" als an der allgemeinen Vergeltungsstimmung nach 9/11, der nicht bezahlten Rechnung mit Hussein, schlechten bzw. falschen Informationen der Geheimdienste (wobei auch zweifelhafte Informanten eine Rolle spielten) und der Neigung nach 9/11, überall Al-Qaida am Werk zu sehen und sich stark bedroht zu fühlen (es gab islamistische Gruppierungen im Irak, die AQ ideologisch nahe standen und später den harten Kern von AQ im Irak bildeten). Ich schrieb an anderer Stelle schon, dass Hussein während des Iran-Irak-Kriegs und später während des Ersten Golfkriegs auch gerne mal propagandistisch auf Islamismus setzte und Islamisten in der Armee duldete, auch bestimmte Gruppen im Grenzgebiet zum Iran wurden zumindest mit Wohlwollen betrachtet. Der Irakkrieg ist weiß Gott nicht der erste Krieg, der aus so einer Mischung entstand.
 
Realistisch betrachtet berührt mich diese Entscheidung aber überhaupt nicht. Ich hatte in meinem ganzen Leben noch keinen 500er in der Hand und ganz viele Geschäfte und vor allem auch Tankstellen lehnen diese Scheingröße als Zahlungsmittel ohnehin bereits seit Jahren ab.
Das wäre eine große Tankfüllung, selbst bei den heutigen Preisen. :P

Ja sapperlot, eine Politikerin, die nicht glaubt, dass man Diktatoren und Terroristen mit mahnenden Worten, strengen Briefen von der UN und wirkungslosen Sanktionen zur Räson bringen kann.
Diese Sanktionen wären vielleicht nicht ganz so wirkungslos, wenn man es auf sämtliche Waffenlieferungen in der ganzen Region und vor allem International beschließen würde. Denen würde dann nämlich ziemlich schnell die Munition ausgehen.
Zumal die verschiedenen US Organisationen inzwischen schon gar nicht mehr zu wissen scheinen auf welcher Seite sie nun eigentlich stehen und sich nun sogar Gruppen bekämpfen wo eine vom CIA versorgt wird und die andere vom Pentagon.

Und wenn man wohl ganz utopisch sagen würde, dass man kein Öl mehr aus Syrien, usw. importiert, dann würde den Despoten auch bald das Geld aus gehen.
 
So ganz frei erfunden waren die Massenvernichtungswaffen nicht, man findet bis heute noch die Reste des Chemiewaffenprogramms, das nie wirklich eingestellt, sondern nur stark reduziert wurde.

Der Bericht, den du da verlinkt hast, ergeht sich seitenweise über C-Waffenfunde, die ausnahmslos alle vor 1991 produziert wurden und in der Erde vergraben waren. Die sechs Unfälle im Zusammenhang mit diesen Waffen waren nicht auf den tatsächlichen Einsatz dieser Waffen zurückzuführen, sondern darauf, dass diese halb verrottet und unkenntlich gewesen sind und/oder man falsch mit diesen umgegangen ist. Von einer Fortführung eines derartigen Waffenprogramms nach 1991 kann hier überhaupt keine Rede sein. Ganz davon zu schweigen, dass diese Waffen zum Zeitpunkt der jeweiligen Funde auch nicht mehr im "herkömmlichen" Sinne einsatzbereit waren, sondern sich im wahrsten Sinne des Wortes wohl als Rohrkrepierer erwiesen hätten.

Darüber hinaus war alles weitere, was die Bush-Administration zu diesem Thema von sich gab, einfach nur erstunken und erlogen. Angefangen von den mobilen Waffenfabriken auf Gleisen, bis hin zu Anthraxlaboren und Atomwaffenprogrammen. Man hat überhaupt rein gar nichts von alledem gefunden und das obwohl die Existenz dieser Waffen für jeden ja ach so klar, selbstverständlich und absolut einleuchtend gewesen war. Wenn man eine Lüge oft genug wiederholt, dann findet man halt irgendwann jemanden, der einem glaubt.

Edit:

Hier ist ein typisches Beispiel für diese "Argumentatorik":
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-20462200.html

Der selbe UNO-Waffeninspekteur sagte später übrigens:

Das Schauspiel der mit Massenvernichtungswaffen ausgerüsteten USA, die ohne Mandat des Sicherheitsrats ein Land im Herzen Arabiens angreifen und notfalls Massenvernichtungswaffen einsetzen würden, um den Krieg zu gewinnen, würde jeden Begriff von Fairness in dieser Welt tief verletzen. Dies könnte Kräfte freisetzen, deren Freisetzung wir zutiefst bedauern würden

http://derstandard.at/1195651/Ex-UNO-Inspektor-Butler-wirft-USA-zweierlei-Mass-vor
 
Zuletzt bearbeitet:
Darüber hinaus war alles weitere, was die Bush-Administration zu diesem Thema von sich gab, einfach nur erstunken und erlogen.

So sieht's aus. Nicht, dass ich besonders bestürzt darüber bin, dass es Saddam erwischt hat, der Teufel war 2003 schon lange überfällig, aber sowohl George W. Bush, als auch Tony Blair wussten wohl ganz genau, dass es da überhaupt keine Massenvernichtungswaffen gab. Und Collin Powell hat selber zugegeben, dass er vor dem UN-Sicherheitsrat gelogen hat. Das braucht man sich dann auch nicht mehr schön zureden.
 
Darüber hinaus war alles weitere, was die Bush-Administration zu diesem Thema von sich gab, einfach nur erstunken und erlogen. Angefangen von den mobilen Waffenfabriken auf Gleisen, bis hin zu Anthraxlaboren und Atomwaffenprogrammen. Man hat überhaupt rein gar nichts von alledem gefunden und das obwohl die Existenz dieser Waffen für jeden ja ach so klar, selbstverständlich und absolut einleuchtend gewesen war. Wenn man eine Lüge oft genug wiederholt, dann findet man halt irgendwann jemanden, der einem glaubt.

Putin wird ja der Satz zugeschrieben: "Wenn ich die Amerikäner gewesen wäre, ich würde welche finden"
 
So sieht's aus. Nicht, dass ich besonders bestürzt darüber bin, dass es Saddam erwischt hat, der Teufel war 2003 schon lange überfällig, aber sowohl George W. Bush, als auch Tony Blair wussten wohl ganz genau, dass es da überhaupt keine Massenvernichtungswaffen gab. Und Collin Powell hat selber zugegeben, dass er vor dem UN-Sicherheitsrat gelogen hat. Das braucht man sich dann auch nicht mehr schön zureden.

Nicht zu vergessen welche armselige Rolle damals die UNO-Abrüstungsmission gespielt hat. Deren Berichte sind praktisch von den USA diktiert worden.

Besonderst schwaches Bild hat damals die UNION,allen vorran Wolfgang Schäuble abgegeben. Der hatte jedes Wort der USA nachgebetet und dem stand der Saber im Mund so gerne wäre er mitmarschiert.
Wenn ich der rot/grünen Bundesregierung eines zu gute halte,dann das sie sich nicht in die Koaltion der Willigen eingereiht hat.
 
Ich werde meine Position zu Interventionen darlegen. Ich erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Also zunächst einmal sind aus meiner Sicht alle Interventionen der letzten Jahre Interessengeleitet. Das bedeutet Sachen wie Freiheit, Demokratie usw. dienten nur als Vorwand. Eine sehr pessimistische Sicht, aber wohl die realistischere.
Für mich darf eine militärische Intervention, aber nicht von machtpolitischen oder wirtschaftlichen Interessen geleitet sein.
Wie aber könnte eine solche Intervention aussschauen, die ich befürworten würde.
Zunächst einmal muss es sich, um eine außergewöhnlich brutale Diktatur handeln. Hier kommt man zwar recht schnell in Grenzziehungsschwierigkeiten, aber in alle undemokratischen Länder einmarschieren funktioniert, wie gesagt, nicht. Länder wie Nordkorea, die sich im Einflussbereich einer Großmacht befinden fallen weg, da wir keinen großen Konflikt provozieren wollen.
Wenn wir nun ein solches Land gefunden haben in dem wir eingreifen möchten, damit die Bevölkerung nicht mehr tyrannisiert und ermordet wird, dann fangen die Probleme erst an. Gibt es Gruppen vor Ort, die bei Regierungsübernahme eine echte Demokratie umsetzen wollen? Welche Ethnien gibt es und wie kann man sie alle einbinden(Vorbild Schweiz/Belgien?) ? Wie lässt sich das Land nach dem Sturz des Regimes möglichst schnell wieder aufbauen und die Versorgung herstellen? Wie befriedet man das Land, da die Anhänger des Regimes nicht glücklich sein werden? Soll man sie einbinden?
Es gibt bestimmt noch mehr, aber alleine bei den Fragen sieht teilweise sehr mau aus.
 
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