Tagespolitik allgemein

Dass Atomstrom nicht alle Probleme lösen kann hat ja Frankreich diesen Sommer bewiesen. Bringt halt auch nix wenn man die Meiler nicht mehr effektiv kühlen kann.

Die ZDF-Satire-Sendung "Die Anstalt" beschäftigte sich zuletzt mit der ganzen Strom-Problematik. Bei der Thematik "Atomstrom" wird auch gerne vergessen, dass die verbliebenen Kraftwerke Ende des Jahres ihren TÜV zu erneuern haben (und keiner weiß, ob das ohne Probleme durchgeht), das Fachpersonal zum Betreiben der Anlagen nicht (mehr) da ist und die nötigen Brennstäbe ( = Maßanfertigungen mit Lieferdauern von gut einem Jahr) bislang aus Russland bezogen wurden. Die Idee, Kernenergie als Reserve einzusetzen, funktioniert also gar nicht so wie Merz das immer gerne darstellt.

In besagter Sendung wurde auch auf die schizophrene Situation hingewiesen, dass durch das Merit-Order-Prinzip Ökostrom-Anbieter zwar satte Gewinne einfahren, weil das Gros dieser Firmen in Wahrheit aber e-on, RWE, Vattenfall und Co gehören, werden diese Gewinne kaum in den Ausbau (re-) investiert. Man schönt die eigene Ökobilanz sogar meist dadurch, dass man aus Ländern mit großem Anteil an regenerativen Energien (wie Norwegen) einfach deren Zertifikate einkauft.

Bei der Energiepolitik liegt einiges im Argen - und kein Politiker in Amt und Würden sowie kein ranghoher Minestralbeamter möchte daran etwas ändern...


Grüße,
Aiden
 
"Schulden" können verschiedenste Formen annehmen. Ja, den nachfolgende Generationen keine Staatshaushalte aufzubürden, die zum Großteil nur noch daraus bestehen, Verzinsungen und Garantien zu stemmen (und diese Garantien müssen auch gelingen, denn sonst verliert ein Staat sämtliche finanzielle Glaubwürdigkeit), ist ein grundsätzlich sehr vernünftiges Anliegen. Wenn dadurch jedoch dringend notwendige Investitionen ausbleiben, die Infrastruktur, Bildung, Gesundheit, innere und äußere Sicherheit, Klimaschutz, Digitalisierung, leiden und der soziale Zusammenhalt bröckelt, dann schneidet man nicht überschüssiges Fett ab, sondern sich tief ins eigene Fleisch und schadet nicht zuletzt der wirtschaftlichen Entwicklung, die eng mit all diesen Faktoren verbunden ist.

Welches Unternehmen zieht oder hält es in ein Land mit maroder Infrastruktur? Welcher Arbeitsmigrant interessiert sich für ein Land, in dem seine Kinder in den Schulen nicht für Zukunft vorbereitet werden? Wie soll zwischenstaatlicher Handel funktionieren, wenn Handelswege nicht geschützt sind und staatliche Souveränität durch Invasionen bedroht ist? Wer kann und möchte in einem Land arbeiten, das von Wetterextremen gepeinigt wird und dessen Gesundheitssystem damit nicht zurecht kommt? Natürlich, die Jahresendabrechnung kommt zuverlässig, aber auch die für fünf, zehn, zwanzig oder fünfzig Jahre.

Schon in den letzten Jahrzehnten konnte man beobachten, welche Folgen der Klimawandel mit sich brachte: Mehr Extremwetterlagen, mehr Überschwemmungen, Stürme, Hitzeperioden, steigende Meeresspiegel, etc., resultierten in der Verbreitung von Krankheiten und Schädlingen, erhöhter Mortalität, gestiegenen Versicherungsprämien, Produktionsausfälle, unterbrochene Lieferketten, soziale Verwerfungen, Massenmigration (primär innerhalb der betroffenen Regionen).

Covid-19 hat aufgezeigt, wie anfällig moderne, vernetzte Gesellschaften für Pandemien sind, und dabei sehr deutlich gemacht, dass das Gesundheitswesen in vielen Bereichen auf dem Zahnfleisch geht. Die russische Invasion in der Ukraine hat deutlich gemacht, wie wichtig es ist, konventionelle Sicherheitspolitik nicht zu vernachlässigen. Die Erfolge des Populismus haben deutlich gemacht, wie wichtig umsichtiges und energisches Handeln ist, um den sozialen Frieden zu wahren.

Nicht alle Aufgaben kann und muss ein allmächtiger Vater Staat bewältigen. Wir haben unseren Wohlstand nicht zuletzt der Kreativität, Innovation, Wettbewerb und Flexibilität der sozialen Markwirtschaft in Verbindung mit der freiheitlich-demokratischen Grundordnung und dem Respekt vor den Rechten und dem Eigentum des Einzelnen zu verdanken. Staaten wie die VR China oder die Russische Föderation sind da abschreckende Beispiele (oder auch das ökologische Vermächtnis der Sowjetunion, das mit "katastrophal" noch milde umschrieben ist).

Aber dringend, und zwar nicht erst morgen oder übermorgen, muss sich der deutsche Staat wieder aufstellen, seine Kernaufgaben erfüllen und über die nächste Wahlperiode und bequeme Vorstellungen hinaus Weitsicht zeigen. Das lustlose Wursteln von 16 Jahren Merkel, in denen Untätigkeit und Schlampigkeit als Ruhe und Souveränität verkaufen wurden, hat schon mehr als genug Zeit gekostet.
 

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Für mich sieht es nach Verzweiflung aus, diesen Krieg irgendwie noch halbwegs unbeschadet zu beenden.
Den Zeitpunkt hat Putin wohl bereits verpasst....seine Kriegsführung ist jetzt endgültig in den 1930ern angekommen: In Luhansk kommen bereits D-1-Haubitzen von 1943 zum Einsatz und die Russen haben allen Ernstes angefangen, dort einen Schutzwall 'Modell Siegfriedlinie' zu errichten. Hat ja schon im 2. Weltkrieg so super funktioniert....die Ukrainer laufen allerdings Gefahr, sich darüber totzulachen!

https://www.n-tv.de/mediathek/video...eidigungswall-in-Luhansk-article23646263.html
 
Wer bei Klimawandel (oder auch COVID) vs. Wirtschaft immer noch daran denkt, dass Schutzmaßnahmen der Wirtschaft schaden, sollte vielleicht bedenken, dass tote oder kranke oder vertriebene Menschen jetzt nicht unbedingt förderlich sind für das BIP.

Es gibt leider zu viele wirtschaftliche Interessen, die das Thema Klima auch mit Füßen treten.
Lässt sich halt eine Menge Gewinn machen, wenn man die Augen und die Hühneraugen gleich mit zudrückt.
Dass ein kaputtes Klima am Ende automatisch der Wirtschaft schadet, sollte ja eigentlich auch logisch sein. Wenn ich die Grundlagen zerstöre, auf denen ich lebe, dann hilft mir auch kein Wachstum mehr.
Aber wer weiß, vielleicht machen wir ja den Mars bewohnbar, mieten uns ein Shuttle und ziehen um:crazy
 
Das könnte dann künftig "nette" Großeltern - Enkelgespräche geben.

Man kann ja immer behaupten dass man sich um seine Enkel oder Kinder kümmert (siehe Brexit, AFD Wähler). Es geht aber meist um eigene Egoismen und die eigene Wohlfühlbubble.

Dieses für "die Kinder" Argumente ist meistens hoch instrumentalisiert ansonsten würde man auch in gewisser Weise auf eben diese Hören und nicht weiter Parteien wählen die eben diese Zukunft deutlich und offensichtlich mehr zerstören als eben Andere.

Leider sind Gier und Egoismus der deutlich effektivere Antrieb. Keiner hat Bock auf Verzicht und schon gar nicht, wenn die anderen nicht auch verzichten.

Zumal es ja in der endkonsequenz selten ein Verzicht sondern eher ein Umgewöhnen ist. Aber Verzicht ist halt der optimale Kampfbegriff.
 
Man kann ja immer behaupten dass man sich um seine Enkel oder Kinder kümmert (siehe Brexit, AFD Wähler). Es geht aber meist um eigene Egoismen und die eigene Wohlfühlbubble.

Auch hier spielt das Handeln nach bewährten Mustern eine entscheidende Rolle. Weil für die Eltern und Großeltern der Wirtschaftswundergeneration eine rosige Zukunft aus einem Haus, einem Auto, Flugreisen und Wohlstand besteht, will man dann halt auch für den Nachwuchs.

C.
 
Weil für die Eltern und Großeltern der Wirtschaftswundergeneration eine rosige Zukunft aus einem Haus, einem Auto, Flugreisen und Wohlstand besteht, will man dann halt auch für den Nachwuchs.

Dann sind diese entweder dumm oder Realitätsfern. Heutige Generationen können aufgrund diverser Kriterien die sich über die Jahrzehnte stetig verschlechtert haben immer weniger eigenes Kapital/Eigentum bilden.

Unsere aktuelle Marktwirtschaft hat auch nicht's mehr mit der Marktwirtschaft der 50er und 60er zu tun und Sozial ist sie ja schon lange nicht mehr.

Viele diese Leute leben einfach in einer Nostalgie Blase und haben kein Interesse sich für die lebensumstände und Realitäten der Heutigen und Zukünftigen Generationen zu bilden und auseinander zu setzen. Was ich auch so interpretiere dass ihnen ihre Kinder im Endeffekt egal sind.
 
Ergänzend muss man sagen, dass viele die Klimakatastrophe auch noch viel zu sehr als reines Umweltproblem wahrnehmen und dadurch vielleicht auch nicht ernst nehmen ("ach wird schon. Ein bisschen wärmer ist doch gemütlich. Natur passt sich immer an...").

Dabei muss der Klimawandel künftig als die zentrale Ursache für alle anderen Probleme angesehen werden: Gesundheitssystem, Klimaflucht/Migrationsströme in Größenordnungen, Ressourcenknappheit- und Rückgang (bei zugleich hoher Migration in immer kleiner werdene Räume) und Verteilungskämpfe, Wirtschaftsprobleme, immer häufiger werdende Wetterkatastrophen wo zunehmend auch niemand mehr Haus und Hof versichern lassen kann (und der Staat kann die Kosten schlicht nicht abfedern) usw. usf.
Könnte man beliebig fortführen...
 
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Viele diese Leute leben einfach in einer Nostalgie Blase und haben kein Interesse sich für die lebensumstände und Realitäten der Heutigen und Zukünftigen Generationen zu bilden und auseinander zu setzen.

Ja, so ist das wohl. Viele Menschen bekommen es ja nicht mal mehr verpackt, dass nicht jedes Konsumgut und jede Dienstleistung rund um die Uhr in ausreichender Menge verfügbar ist, geschweige denn, dass man vielleicht mal mit absolut essentiellen Dingen, wie z.B. Lebensmitteln oder Energie sparsam umgehen muss.

C.
 
Ja, so ist das wohl. Viele Menschen bekommen es ja nicht mal mehr verpackt, dass nicht jedes Konsumgut und jede Dienstleistung rund um die Uhr in ausreichender Menge verfügbar ist, geschweige denn, dass man vielleicht mal mit absolut essentiellen Dingen, wie z.B. Lebensmitteln oder Energie sparsam umgehen muss.

C.

Man muss aber auch sagen, dass es den Menschen auch gehörig eingetrichtert wurde, dass alles rund um die Uhr verfügbar sein muss. Wenn ich bedenke, wie die Manager der Supermärkte (meine Mutter hat für eine Kette gearbeitet) gleich Gutscheine verteilen, wenn kurz vor Ladenschluss Paradeiser, Äpfel etc. fehlen, dann wundert mich dieses Verhalten nicht. Dergleichen mit der Lebensmittelverschwendung: Alles muss super frisch sein, sonst gibt's gleich Beschwerden, oft unter dem Denkmantel des Konsumentenschutzes.
 
Man muss aber auch sagen, dass es den Menschen auch gehörig eingetrichtert wurde, dass alles rund um die Uhr verfügbar sein muss. Wenn ich bedenke, wie die Manager der Supermärkte (meine Mutter hat für eine Kette gearbeitet) gleich Gutscheine verteilen, wenn kurz vor Ladenschluss Paradeiser, Äpfel etc. fehlen, dann wundert mich dieses Verhalten nicht. Dergleichen mit der Lebensmittelverschwendung: Alles muss super frisch sein, sonst gibt's gleich Beschwerden, oft unter dem Denkmantel des Konsumentenschutzes.
In Deutschland ist es ja noch relativ harmlos. Bei mir in Illinois haben Lebensmittelgeschäfte Montag bis Sonntag von 7 bis 22 Uhr auf. Das geht natürlich nur nur auf Kosten der Mitarbeiter, die einen ziemlich bescheidenen Lohn bekommen. Das passiert halt wenn man dem Kapitalismus zu freie Zügel lässt. Das Problem ist, wie kommt man wieder weg von diesem Denken dass alles sofort und ohne Grenzen verfügbar ist? Ohne erheblichen Widerstand eines Großteils der Konsumenten ist das ja kaum möglich. Ich mein, klar ist es unglaublich praktisch wenn man quasi jederzeit selbst Sonntag noch schnell Milch oder Brot kaufen kann.
 
Bei uns hat der Lebensmittelmarkt Mo bis Samstag von 6 bis 22 Uhr auf. Bis auf Sonntag fast das Gleiche. Für Leute mit langen Arbeitswegen und langen Arbeitszeiten nicht schlecht.
 
Praktisch ja, aber die Frage ist halt ob das in der Regel überhaupt unbedingt nötig ist. Und zu welchem (menschlichen) Preis.
Jupp, aus diesem Grund Onlineshoppe ich bspw. nur wenn auch wirklich nötig. Was ich selbst nicht in einer Großstadt mit einem Gang in den Laden lösen kann, benötige ich auch nicht wirklich. Das ich mein amazon-Passwort nicht mehr weiß ist da auch wirklich etwas aus dass ich ein wenig stolz bin :D Und es schont Geldbeutel und Nerven.
 
Praktisch ja, aber die Frage ist halt ob das in der Regel überhaupt unbedingt nötig ist. Und zu welchem (menschlichen) Preis.

M.E. Nein. Es ist nicht notwendig. Als Kind bekamen wir halt auch öfters altes Gebäck und sind daran nicht zu Grunde gegangen. Auch Lebensmittelreste wurden verwertet, etwas was ich heute noch praktiziere. Am Sonntag "Einkaufen" muss nicht sein.
 
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