Tagespolitik allgemein

Ich habe nur den Vorfall um Grass mitbekommen, sein Gedicht allerdings nicht gelesen.
Ist es wirklich antisemitisch, oder wird mal wieder die berühmte Keule ausgepackt um Kritik an Israel abzuwürgen ?
Sei es wie es sei, ich freue mich daß einer der Hauptgutmenschen Deutschlands,der neben zwei drei anderen Personen der Inhaber der absoluten Moral zu sein scheint mal eine auf die Rübe bekommt.
 
Ich habe nur den Vorfall um Grass mitbekommen, sein Gedicht allerdings nicht gelesen.
Ist es wirklich antisemitisch, oder wird mal wieder die berühmte Keule ausgepackt um Kritik an Israel abzuwürgen ?
Sei es wie es sei, ich freue mich daß einer der Hauptgutmenschen Deutschlands,der neben zwei drei anderen Personen der Inhaber der absoluten Moral zu sein scheint mal eine auf die Rübe bekommt.

Ich habs in meinem Post verlinkt kannst ja mal drüber lesen ;)
Also er sagt ja schon was wahres etwa das Deutschland u-Boote an Israel Ver(schenkt)kauft und das von diesen relativ leicht Nuklearwaffen abgefeuert werden können. Allerdings mmn nur als Zweitschlagfähigkeit weil selbst Netanjahu würde keinen Nuklearen Erstschlag verantworten so wie Grass es darstellt in dem er behauptet die ganze Existenz der Iraner sei in Gefahr.
Auch seiner Kritik an den öffentlichen Planen eines Angriffs stimme ich zu weil ja nicht bewiesen ist das der Iran an der Bombe bastelt.
Allerdings liest man mmn in den Zeilen auch eine viel tiefere Kritik an Israel heraus was absolut indiskutable ist.
 
@Jedihammer & Ben:

Ich teile oft eure Meinungen, aber hier muss ich euch widersprechen.
Kritik an Israel wird, in meinen Augen, in Deutschland nicht durch eine Antisemitismus-Keule unterdrückt. Das mag vereinzelt so sein, ist aber in der Mehrheit der Diskussionen nicht der Fall. Man schaue sich nur einmal die Berichterstattung zur Iran-Israel Debatte an. In jeder Zeitung finden sich Beiträge dazu und in beinahe jedem wird die israelische Politik als provokant, nicht friedensfördernd oder was-weiß-ich beschrieben. Antisemitisch nennen das nur wenige. Auch die glorreichen Kommentarspalten der Blätter sind wahrscheinlich zum Großteil Israelkritisch und nicht gerade Israelliebend. Das ist zumindest mein Eindruck.

Grass' "Werk" ist mMn alles, aber kein Gedicht. Seine Ausführung, das bereits der Hinweis auf Israels atomare Bewaffnung Antisemitismus-Rufe erzeugen würde ist lachhaft, das steht schließlich auch in jedem zweiten Artikel.
Er inszeniert sich hier als Opfer, das sich gegen eine Übermacht von Widersachern durchringt, die notwendige Botschaft zu überbringen und "Strafe" zu riskieren. Das ist einfach armselig. Wenn er seine Meinung sagen möchte, dann sollte er einen ehrlichen Kommentar schreiben und sich nicht hinter seiner "Kunst" verstecken.

Auch seiner Kritik an den öffentlichen Planen eines Angriffs stimme ich zu weil ja nicht bewiesen ist das der Iran an der Bombe bastelt.

Könnten wir darüber nochmal reden?

Dr. Seyed Hossein Mousavian ist ein iranischer Gesandter für Nuklearfragen. Er hat am 31. März dem Boston Globe einen Artikel geschrieben. Darin schreibt er (Übersetzung von mir):

... the West needs to understand that crippling sanctions, covert actions, and military strikes might slow down Iran’s nuclear program but will not stop it. In fact, it is too late to demand that Iran suspend enrichment activities; it mastered enrichment technology and reached break-out capability in 2002 and continues to steadily improve its uranium enrichment capabilities.

... der Westen muss verstehen, dass lähmende Sanktionen, versteckte Aktionen und Militärschläge Irans Nuklearprogramm verlangsamen, aber nicht stoppen werden. In Wahrheit ist es schon zu spät, zu verlangen, dass der Iran seine Anreicherungsaktivitäten einstellt; er hat die Anreicherungstechnologie gemeistert und hat die Break-Out-Capability 2002 erreicht, und fährt fort, die Urananreicherungsfähigkeiten ständig zu verbessern.

Das wichtige Wort ist hier Break-Out-Capability.
Die CIA definiert das so (Übersetzung von mir):

Knowledge, infrastructure, and materiel, which usually lie beneath the threshold of suspicion, but which can be rapidly adapted or reorganized to allow for weaponization processes to be undertaken. Such capabilities require pre-disposed resources and often employ dual-use technology, equipment, or knowledge.

Wissen, Infrakstruktur und Material, das normalerweise an der Schwelle des Verdachtes liegt, jedoch schnell angepasst oder reorganisiert werden kann um Bewaffnungsprozesse zu unternehmen. Solche Fähigkeiten setzen prädisponierte Ressourcen und oft verwendete zweifach-einsetzbare Technologie, Equipment oder Wissen, voraus.

Soll heißen: Wenn der Iran keine Bombe wollte, dann bräuchte er sich auch nicht um Break-Out-Capability, also die Vorraussetzungen zur Bewaffnung bemühen. Damit hat Herr Mousavian bestätigt, dass der Iran an Atomwaffen arbeitet.

Das sieht zumindest der Blogger Clemens Wergin so.



Was hält die Politikgemeinde hier davon?

(In seinem neusten Blogeintrag seziert Wergin übrigens Grass Text. Das habe ich aber noch nicht gelesen.)

Allerdings liest man mmn in den Zeilen auch eine viel tiefere Kritik an Israel heraus was absolut indiskutable ist.

So wie er das Verhältnis von Israel und Iran umkehrt kann man da wirklich nur sagen: Nachtigall ich hör dir trapsen.
 
Kritik an Israel wird, in meinen Augen, in Deutschland nicht durch eine Antisemitismus-Keule unterdrückt. Das mag vereinzelt so sein, ist aber in der Mehrheit der Diskussionen nicht der Fall.

Das wollte ich auch nicht sagen, ist wohl falsch rüber gekommen. Jedihammer fragte, ob Grass Gedicht antisemitisch sei, was m.E nicht der Fall ist. Es ist antiisraelisch, ja. Aber, nicht jeder Jude ist Israeli, oder?

Was Diskussionen um Israel angeht: das sehe ich ganz genauso. Es wird durchaus kritisch berichtet und das ist auch sehr gut so, denn vieles was Israel macht, ist so nicht in Ordnung, geschweige denn, dass es irgendwie rechtens wäre. Trotzdem, bin ich ein Freund Israels.

Er inszeniert sich hier als Opfer, das sich gegen eine Übermacht von Widersachern durchringt, die notwendige Botschaft zu überbringen und "Strafe" zu riskieren. Das ist einfach armselig. Wenn er seine Meinung sagen möchte, dann sollte er einen ehrlichen Kommentar schreiben und sich nicht hinter seiner "Kunst" verstecken.

Grass ist ein selbstverliebter alter Mann. So sehr ich Reich-Ranicki nicht mag, aber zumindest für seine lange offene Feindseligkeit gegen Grass, muss ich ihm doch ein wenig Bewunderung zollen.
 
Wenn er seine Meinung sagen möchte, dann sollte er einen ehrlichen Kommentar schreiben und sich nicht hinter seiner "Kunst" verstecken.

Ähm, das ist doch gerad sein Job. Genauso wie der von Böll, Brecht, Dürrenmatt, Enzensberger uvm. Willst doch nicht die Hälfte des Deutschunterrichts der Oberstufe kippen? Was sollen die Germanisten sonst tun? :p
 
Das wollte ich auch nicht sagen, ist wohl falsch rüber gekommen. Jedihammer fragte, ob Grass Gedicht antisemitisch sei, was m.E nicht der Fall ist. Es ist antiisraelisch, ja. Aber, nicht jeder Jude ist Israeli, oder?

Stimmt, aber der Knackpunkt ist auch ein Stück weit der Umgang mit der umgekehrten Argumentation, habe ich das Gefühl. Zumindest was Diskussionen über Israel betrifft. Nicht jeder Israeli ist ein Jude. Wie Kritiker damit umgehen, verrät viel über ihre eigentlichen Meinungen.
Die glasklaren Antisemiten, die mir bisher begegnet sind, sagten oft, sie wären israelkritisch. Wie antisemitisch sie waren, kam teilweise erst nach mehrtägiger Diskussion heraus. Sie unterschlugen beispielsweise bewusst alle israelischen Minderheiten (Muslime, Drusen, Christen, Bahai...) und Argumente die mit diesen zusammenhängen und für Israel sprechen. Wer das tut, der kritisiert eben nicht den Staat in seiner Gesamtheit, sondern beschränkt sich auf seine jüdischen Teile. Das hat dann für mich nichts mehr mit sachlicher Kritik zu tun, sondern mit Vorurteilen.
Für das Image nennen sich diese Leute aber auch israelkritisch. Würde ja niemand freiwillig zugeben, etwas gegen Juden zu haben.
Das sind eben zwei Seiten einer Medallie. Nicht jeder Israel-Kritiker ist ein Antisemit aber viele Antisemiten nennen sich Israel-Kritiker.

Grass Text ist in meinen Augen mehr als israelkritisch, weil er die sachliche Argumentation hinter sich lässt. Ob das in einem Antisemitismus oder schlicht Dummheit begründet liegt, kann ich nicht beurteilen, weil ich den Herren nicht genug kenne.

Aha, also muss ein unpopuläres Kunstwerk durch die Meinungsaussge des Künstlers ersetzt werden.

Du bist irgendwo falsch abgebogen. ;)

Das sage ich gar nicht. Ein Kunstwerk kann durchaus eine politische Botschaft enthalten, aber: Die Aussage eines Künstlers ist für mich nicht dasselbe wie die Aussage seines Werkes. Seine politischen Ansichten als "Gedicht" zu veröffentlichen, finde ich in der Art, wie es hier geschehen ist, aber äußerst platt.
Wenn ich einen Kommentar zu XY abgeben möchte, dann tue ich das. Ich male kein Bild, ich komponiere kein Lied, ich schreibe kein "Gedicht", ich schreibe meine Meinung.

Ähm, das ist doch gerad sein Job. Genauso wie der von Böll, Brecht, Dürrenmatt, Enzensberger uvm. Willst doch nicht die Hälfte des Deutschunterrichts der Oberstufe kippen? Was sollen die Germanisten sonst tun? :p

Ich dachte immer der Job eines Autors, sei das Verfassen von Literatur. Die weitverbreitete Ansicht, dass ein Autor unbedingt eine moralische Instanz zu sein hat, muss ja nicht der Wahrheit letzter Schluss sein. Und wenn er selbst eine moralische Instanz sein will, dann ist es mir trotzdem einfach zu billig solch eine Äußerung als "Gedicht", also als Literatur zu verkaufen.
Wenn das unser Maßstab für Literatur ist, dann kann ich auch "Mehr Netto vom Brutto" als Kurzlyrik vermarkten. :rolleyes:

Die Hälfte des Deutschunterrichtes in der Oberstufe würde ich in der Tat kippen, auch wenn ich dort von Grass verschont wurde. ;) Man kann sich sehr gewinnbringend mit Literatur beschäftigen, ohne dass man ständig die elende Frage stellen muss: "Was wollte der Autor damit sagen?"
 
Für mich schon.
Es ist kein Gedicht, eher ein politisches Pamphlet, trotz allem aber ein Stück Literatur.

Da haben wir eben unterschiedliche Auffassungen davon, was Literatur ist.
Wo ziehst du denn die Grenze von Literatur und Nicht-Literatur?

Quark.

Ein Künstler kann nur seine eigene Meinung äußern. Jegliche Objektivität kann und muss man einer solchen Person absprechen.

Nein, so meinte ich das nicht.


Bsp.: Es wäre ziemlich dämlich, von einem Roman mit antisemitischem Protagonisten automatisch darauf zu schließen, dass der Autor selbst Antisemit ist. (Kann sein, muss aber nicht.) So läuft aber Beschäftigung mit Literatur in der Oberstufe meiner Erfahrung nach ab.
Das ist es was ich meinte.

Viel sinniger ist es, den Text darauf zu untersuchen, wie der Antisemitismus dargestellt wird, dann merkt man nämlich ob er ernstgemeint ist, oder ob es sich vielleicht um eine Karikatur eines Antisemiten handelt. Das zeigt dann natürlich auch die Einstellung des Autors.
Das meinst glaube ich du. Womit wir nicht wirklich weit voneinander entfernt wären.
 
...Wo ziehst du denn die Grenze von Literatur und Nicht-Literatur? ...
Ich für meinen Teil würde sie in diesem Fall zwischen die Textgattungen packen, wo sich eindeutig in bekannte Literaturgattung einordenbare Texte von Texten im Essay-, Aufsatz- oder bzw. gar im Reportage- bzw. Dokumentationstil unterscheiden.
Und ich stimme hier Icebär somit zu: Wenn ein "Kunst"-Autor - wie z. B. Günter Grass, dem man wohl ganz gut unterstellen kann, dass er ganz genau weiß, wie er bestimmte Arten von Texten zu verfassen hat - in entsprechendem literarischen Gattungsstil einen Text verfasst, tut er das, um Kunst zu schaffen - und vielleicht auch, um seine Meinung "zwischen den Zeilen zu verdeutlichen". Aber literarische Schreibstile haben immer auch die Problematik der Mehrdeutigkeit durch Rezipienten, womit sich dann der "Künstler" damit abfinden muss, wenn seine Ansicht gar auch missinterpretiert wird.
Aber so manchem Künstler (Autor), gefällt es wohlmöglich ganz gut, sich im Nachhinein als "missverstandenen Autoren und Künstler" präsentieren zu können... ;):D
 
@Jedihammer & Ben:
Ich teile oft eure Meinungen, aber hier muss ich euch widersprechen.
Kritik an Israel wird, in meinen Augen, in Deutschland nicht durch eine Antisemitismus-Keule unterdrückt. Das mag vereinzelt so sein, ist aber in der Mehrheit der Diskussionen nicht der Fall.

Emmanuell Nashorn und Henryk Border haben Grass gesetrn sehr wohl in die Nähe des Antisemitsmus gerückt.
 
Was haltet ihr den von den aktuellen Umfragen? Laut Spiegel kommen die Piraten-Partei Bundesweit auf sagenhafte 12%.
Umfrage-Erfolg: Piraten-Höhenflug alarmiert Schwarz-Gelb - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Politik

Interessant finde ich ja vor allem die scheinbare Angst die sich da gegenüber den Piraten entwickelt. Man will sie härter angehen und wirft ihnen eine Angriffshaltung gegenüber dem Staat vor.
Peter Altmaier schrieb:
"Mit ihrem Einzug erschweren sie stabile Mehrheiten."
Das klingt für mich eher anti Demokratisch. Schließlich kann ja der Wähler nicht wählen welche Koalition er gerne hätte. Im Saarland wurden immerhin gut 2/3 der Stimmen Links von der CDU gemacht. Welche Art der Regierung wünscht sich da wohl das Volk?
Da kann ich auch nicht verstehen wenn sich die SPD Politiker wie der Gabriel beschwert dass die LINKE verhindern würde das die SPD die Mehrheit erlangt. Dabei würde es ja mit Grünen und Linken oder Piraten ja sogar für eine Koalition langen. Manchmal fragt man sich schon in welcher Welt manche Politiker überhaupt leben.


Hier mal ein Mitschnitt von Phonix wo sich die Vorsitzenden der Piratenpartei der Presse stellen und Fragen beantworten.
[YOUTUBE]YzqBIWuE4h4[/YOUTUBE]

Und hier noch etwas dem einfach nur mal zustimmen kann.
[YOUTUBE]KQ_7JW4rYZQ[/YOUTUBE]
 
Was haltet ihr den von den aktuellen Umfragen? Laut Spiegel kommen die Piraten-Partei Bundesweit auf sagenhafte 12%.
Umfrage-Erfolg: Piraten-Höhenflug alarmiert Schwarz-Gelb - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Politik

ich bin bei solchen Umfragen immer vorsichtig.
Vor ein paar Monaten sah es schon fast so aus als würden die GRÜNEN den nächsten Bundeskanzler stellen.
Und drei Wochen vor der Wahl sah Stoiber wie der sichere Wahlsieger aus.
Da muß man warten was wirklich sache ist, wenn die nächste Bundestagswahl vor der Tür steht.
 
Die Wahl ist noch so lange hin. Eine falsche Äußerung von xy, ein tief ausgegrabener und aufgeputschter Skandal oder ein Hochwasser und die Umfragenwelt sieht wieder komplett anders aus.
 
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