Tagespolitik allgemein

Ich frage mich, wie man im Falle eines Abtritts Assads den IS koordiniert zu bekämpfen gedenkt? Will man sofort ein neues Regime mit militärischer Macht einsetzen, oder den Kampf einfach Irak like angehen? Versteht mich nicht falsch, Assad ist für diesen Konflikt natürlich mitverantwortlich. Aber die Vernichtung des IS sollte mMn in diesem Land vorerst über jedem anderen innenpolitischen Konflikt stehen, bevor sich die Probleme dieses Terrors noch globaler ausbreiten und das syrische Volk noch jeden verbliebenen Halt verliert.

Irgendwie habe ich diesen kindlich naiven Wunsch, man würde sich mit Assad, Russland und dem Iran einigen, den IS zu vernichten und danach eine gute Lösung für Syrien ohne Assad zu finden, die Syrien vollkommen stabilisiert.
Schön wenn mal in absehbarer Zeit etwas Ruhe eintreten würde.
Deutschland wird nun wohl auch aktiv im Kampf gegen den IS.
Es muss noch abgestimmt werden.
Ich finde es gut. Man kann seinen Freunden schließlich nicht uneingeschränkte Solidarität zusprechen und dann nichts machen.
 
Schön wenn mal in absehbarer Zeit etwas Ruhe eintreten würde.
Deutschland wird nun wohl auch aktiv im Kampf gegen den IS.
Es muss noch abgestimmt werden.
Ich finde es gut. Man kann seinen Freunden schließlich nicht uneingeschränkte Solidarität zusprechen und dann nichts machen.
Wahre Solidarität wäre es meiner Meinung nach, wenn man den Freunden mal vorsichtig beibringen würde, dass sie sich gerade von ihren Gefühlen und nicht von ihrem Verstand leiten lassen, was zu einem ziemlich hohen Schaden führen könnte. Sie stattdessen bei einem derart sinnlosen Unterfangen noch zu unterstützen, halte ich viel eher für verantwortungslos.
 
Wahre Solidarität wäre es meiner Meinung nach, wenn man den Freunden mal vorsichtig beibringen würde, dass sie sich gerade von ihren Gefühlen und nicht von ihrem Verstand leiten lassen, was zu einem ziemlich hohen Schaden führen könnte. Sie stattdessen bei einem derart sinnlosen Unterfangen noch zu unterstützen, halte ich viel eher für verantwortungslos.
Wie geht man denn sinnvoll gegen den IS vor?
Welche Lösung ausser der militärischen gibt es gegen solche Leute?
 
Wie geht man denn sinnvoll gegen den IS vor?
Welche Lösung ausser der militärischen gibt es gegen solche Leute?
Was für eine Frage!
Natürlich an das Gute im Menschen appellieren.
Gemeinsam Gedichte aufsagen oder Lieder singen.
Lauter so romantische, diplomatische Sachen, welche die Dschihadisten tief beeindruckt.

Falls jetzt jemand meint "muss man von Geldströmen abschneiden...".
Wurde ja schon ausreichend versucht und funktioniert bislang von stark überschaubar bis hin zu überhaupt nicht.
Es bleiben mittlerweile - leider - fast nur unschöne Optionen und die meisten davon hinterlassen Flecken auf dem Boden.
 
Wie geht man denn sinnvoll gegen den IS vor?
Welche Lösung ausser der militärischen gibt es gegen solche Leute?
Ich bin nicht generell gegen eine militärische Lösung, aber gegen eine militärische Intervention des Westens und Russlands in Syrien und dem Irak. Die türkische, libanesische und jordanische Grenze müssen freilich geschützt werden und Flüchtlingen, die in diese Länder kommen, muss eine Grundversorgung sichergestellt sein. Das betrifft in erster Linie Nahrung, Kleidung, Unterkunft und humanitäre Einrichtungen. Dies ist aus meiner Sicht die vorrangige Aufgabe des Westens. Im nächsten Schritt sollte man sich ernsthaft Gedanken darüber, wieviele Flüchtlinge wir in Europa aber auch in den USA realistischerweise aufnehmen können, um genannte Nachbarländer zu entlasten. In dem Zusammenhang ist ein Schlüsselwort auch sicherlich Integration. Wie schaffen wir es einerseits, den ankommenden Menschen "unsere" Werte zu vermitteln und andererseits der eigenen Bevölkerung die Angst vor dem Fremden zu nehmen?
Was nun den militärischen Teil anbelangt, so muss es meiner Meinung nach dringend eine regionale Lösung geben. Egal ob der Türkei, Saudi-Arabien oder dem Iran - keiner der regionalen Großmächte kann es ein Anliegen sein, einen Islamischen Staat in Syrien und dem Irak entstehen zu lassen. Entsprechend muss man sich endlich zusammensetzen (auch mit den Kurden) und gemeinsame militärische Strategien gegen den IS entwickeln. Und genau hier liegt der Knackpunkt: Solange sich diese nicht auf ihren gemeinsamen Feind besinnen, wird in der Region kein Frieden möglich sein. Desweiteren müsste natürlich besprochen werden, wie es nach dem Krieg weitergehen könnte. Die Staaten Syrien und Irak wie wir sie kennen, so viel scheint sicher, gibt es nicht mehr. Entsprechend könnte und müsste ihr ehemaliges Staatsgebiet nach dem Krieg neu geordnet werden. Da ethnische und religiös weitgehend inhomogene Staaten mit autoritären Regimen in der Region nachweislich gescheitert sind (vom Libanon mal abgesehen), müsste man alternative Konzepte entwickeln. Ich habe im Rahmen eines Seminars zum Beispiel mal vom System des Panarabischen Konförderalismus gehört. Das läuft auf eine dezentrale Organisation mit weitestgehenden Autonomiegebieten hinaus und wurde vor dem Krieg in einigen kurdischen Gebieten in Nordirak und Nordsyrien bereits erfolgreich angewandt. Dieser Panarabische Konförderalismus könnte unter anderem den Vorteil haben, dass Saudi-Arabien und der Iran jeweils mit ein paar solcher autonomen Gebiete Anknüpfungspunkte in der Region hätten. Baschar Al-Assad müsste sich dann freilich mit der Regierung eines alawitischen Herrschaftsgebiets begnügen. Ob ihm das reicht?
Letztlich muss einem aber auch klar sein, dass man den IS als Stellvertreter des islamistischen Terrors niemals auf militärischem Wege ganz wird besiegen können. Man kann ihm allenfalls seine staatliche Struktur nehmen (was sicherlich auch wichtig ist!). Assymetrische Kriegsführung ist dennoch immer möglich. Wie schützt man sich also am besten davor? Meiner Meinung nach, indem man genau das Gegenteil macht, von dem, was oft unsere instinktive Reaktion ist: Statt Hass müssen wir Menschlichkeit zeigen. Mitgefühl mit den Tätern kann man vielleicht nicht von jedem erwarten, aber zumindest sollte das Mitgefühl und die Solidarität mit den Opfern immer im Mittelpunkt stehen. Statt den Konflikt müssen wir die Einheit suchen. Meist ist es viel produktiver, sich auf seine Gemeinsamkeiten statt auf seine Unterschiede zu konzentrieren. Statt Angst vor dem Fremden sollten wir Offenheit zeigen. Nun hat die Angst ja durchaus eine wichtige evolutionäre Funktion. Die Entscheidungsträger sollten sich also durchaus fragen, mit welchen Maßnahmen sich diese nicht ganz unbegründete Angst lindern lässt. Meiner Meinung nach hat man zum Beispiel viel zu spät die Grenzkontrollen eingeführt. Und dann auch an den falschen Orten: In Ungarn und Deutschland statt in Griechenland etc. . Durchaus verständlich, dass nach der teilweise dadurch hervorgerufenen chaotischen Lage nun einige die Grenzen ganz schließen wollen, um die Übersicht zu behalten. Die Freiheit muss letztlich aber meiner Meinung nach immer vor der Überwachung kommen. Man kann und darf jetzt nicht alle Flüchtlinge unter den Generalverdacht stellen, mögliche zukünftige islamistische Attentäter zu sein. Wir schützen unsere westlichen Werte sicherlich nicht dadurch, dass wir sie beschneiden. Das könnte ein fataler Trugschluss werden.
Die von mir angeführten Punkte müssen natürlich umso stärker auch endlich in der Krisenregion selber umgesetzt werden. Staaten wie der Libanon beweisen, dass es grundsätzlich möglich ist, verschiedenste Gruppen in einem Gebiet zumindest größtenteils friedlich nebeneinander leben zu lassen. Letztich braucht es aber, wie ich in einem anderen Beitrag bereits kurz anschnitt, vor allem auch einen innerislamischen Dialog, der bestenfalls in eine Art Islamische Aufklärung münden könnte. Besonders wichtig wäre es, die Grenzen zwischen Sunniten und Shiiten endlich zu überwinden. Es geht nicht darum, die Lehre des anderen als metaphysische Wahrheit anzuerkennen, sondern darum, sie einfach mal stehen lassen zu können. Dazu passen die Koranverse, die ich ein paar Beiträge zuvor zitierte.
Aber nochmal: Es ist nicht Aufgabe des Westens, solch einen Dialog im Islam oder dem Nahen Osten anzuleiten. Er könnte ihn allenfalls ein Stück weit moderieren, wenn das gewünscht wird. Letztlich sind die dort lebenden Menschen selbst dafür verantwortlich, eine stabile, friedliche, pluralistische Gesellschaft aufzubauen. Wir können ihn aber sicherlich ein Beispiel, eine Orientierung geben. Diese Orientierung funktioniert aber nicht, wenn wir aus egoistischen Gründen in die Politik der dortigen Staaten eingreifen und dabei immer wieder unsere eigenen Werte verraten.
 
Aber die Vernichtung des IS sollte mMn in diesem Land vorerst über jedem anderen innenpolitischen Konflikt stehen, bevor sich die Probleme dieses Terrors noch globaler ausbreiten und das syrische Volk noch jeden verbliebenen Halt verliert.

Nur ist es eben so, dass praktisch alle Rebellengruppen viel eher Assads Kopf haben wollen, als al-Baghdadis. Während die wenigen vom US-Militär ausgebildeten gemäßigten Rebellen direkt nach dem Grenzübertritt gestellt und entwaffnet wurden, kämpfen die von der CIA ausgebildeten und ausgerüsteten Gruppierungen ausschließlich gegen das Regime - und das ist wiederum einer der Gründe, warum die angekündigte syrische Offensive auch mit russischer und iranischer Unterstützung gar nicht richtig in Fahrt kommt, denn diese Rebellengruppen sind an Panzerabwehrlenkwaffen ausgebildet und verfügen auch über eben solche. Die einzigen Fraktionen die dem IS momentan tatsächlich die Stirn bieten, sind die Kurden und - wohl mit erheblichen Abstrichen - die iranischen Milizen und Revolutionsgardisten, die für Bagdad in die Bresche gesprungen sind.
 
Diktator hin oder her, ich frage mich warum der Westen in diesem Aspekt nicht strikt nach eigenen Interessen handelt, das macht er sonst doch auch immer.
Und das wäre nach aktueller Lage wohl eher eine Unterstützung Assaads bzw Bekämpfung der Rebellen.
Ob jetzt in Syrien ein Diktator herrscht kann dem Westen eigentlich ja egal sein so lange es eine stabile Regierung gibt.
Jagt man Assaad vom Thron sitzt im schlimmsten Fall 5 Jahre später sowieso wieder irgendein Warlord oder Militärdiktator darauf, das hat man ja in Ägypten gesehen.
 
Ob jetzt in Syrien ein Diktator herrscht kann dem Westen eigentlich ja egal sein so lange es eine stabile Regierung gibt.

Inwiefern man von einer stabilen Regierung sprechen kann, wenn diese Regierung ihr eigenes Volk mit Fassbomben und Luftangriffen terrorisiert, ist mir wirklich schleierhaft. Was hätte der Westen also machen sollen? Die syrische Armee in Aufstandsbekämpfung schulen?
 
Nun ja, es besteht ja die (vielleicht naive) Hoffnung dass keine Fassbomben mehr nötig wären wenn die Rebellen erst mal besiegt sind.

Natürlich wäre ein Bündnis mit Assaad so was wie der Deal mit dem Teufel. Nur klingt die Alternative halt auch nicht viel besser.
 
Nun ja, es besteht ja die (vielleicht naive) Hoffnung dass keine Fassbomben mehr nötig wären wenn die Rebellen erst mal besiegt sind.

Natürlich wäre ein Bündnis mit Assaad so was wie der Deal mit dem Teufel. Nur klingt die Alternative halt auch nicht viel besser.
Manchmal muss man mit Leuten die man verachtet koalieren um den Menschen Frieden zu bringen.
Stalin war damals auch kein Freund unter den Alliierten , ohne Ihn war es aber schwer Deutschland zu besiegen.
(Kein Vergleich zur Syrien Situation ich weiß)
 
Nun ja, es besteht ja die (vielleicht naive) Hoffnung dass keine Fassbomben mehr nötig wären wenn die Rebellen erst mal besiegt sind.

Aber da liegt doch der Hund begraben. Nur weil Assad sich entschieden hat, jegliche Opposition und jeden Protest zusammenzuschießen, hat sich das syrische Volk zum bewaffneten Widerstand entschlossen. Und weil man Assad dabei hat so lange gewähren lassen und ihm nicht mehr als warme Worte entgegengesetzt hat, hat sich der Widerstand radikalisiert. Das haben Experten schon zu Beginn des syrischen Bürgerkriege genauso vorhergesagt und es ist genauso gekommen. Assad ist das Problem. Nicht die Lösung. Und solange sich Assad und seine alawitische Clique an die Macht klammern, wird es keinen Frieden in Syrien geben.
 
Sa hast du zweifellos zwar recht. Nur hätte man sich Assad aber viel früher entledigen müssen, vor 2-3 Jahren vielleicht.
Jetzt ist Syrien in so schlechter Verfassung dass nicht klar ist ob es dem Land ohne Assad wirklich besser ginge.
Assad wäre halt nur eine Kriegspartei, sich mit ihm verbünden wäre einfach. Die Rebellengruppen sind dagegen viele Parteien, hier ist ein Bündnis deutlich schwieriger. Schon allein weil sich Schiiten und Sunniten bzw Christen und Muslime überhaupt nicht grün sind.
 
Diktator hin oder her, ich frage mich warum der Westen in diesem Aspekt nicht strikt nach eigenen Interessen handelt, das macht er sonst doch auch immer.
Und das wäre nach aktueller Lage wohl eher eine Unterstützung Assaads bzw Bekämpfung der Rebellen.
Ob jetzt in Syrien ein Diktator herrscht kann dem Westen eigentlich ja egal sein so lange es eine stabile Regierung gibt.
Jagt man Assaad vom Thron sitzt im schlimmsten Fall 5 Jahre später sowieso wieder irgendein Warlord oder Militärdiktator darauf, das hat man ja in Ägypten gesehen.
Fragst du dich das nur oder fändest du es gut, wenn er das täte?
 
Im Prinzip denke ich nur laut nach. Muss nicht unbedingt Sinn machen, aber es stimmt zumindest nachträglich dass in allen Ländern, in denen der sogenannte "Arabische Frühling" stattgefunden hat, die Situation schlimmer geworden ist als früher.

Im Falle von Syrien bin ich der Meinung dass man jede Option überprüfen sollte die in der Lage ist, den Konflikt zu beenden. Selbst wenn diese Option darin besteht, sich an den Aktionen der Russen zu beteiligen und eben auch Rebellenstellungen zu bombadieren.
Es stellt sich halt die Frage, wer in diesem Land für Stabilität sorgen kann. Assad könnte bei entsprechender Unterstützung durch den Wasten und Russland eine Option sein. Ist wie gesagt nicht unbedingt mein Wunschkandidat, aber bei der Gegenseite hat sich halt noch niemand so recht vorgedrängelt was diesen Posten betrifft.
Sowieso ist doch zu befürchten dass es wie immer läuft: Wird's ein Sunnit jammern die Schiiten, wird's ein Schiit ist es genau umgekehrt, wird's ein Christ jammern sowieso alle anderen usw.
 
Es stellt sich halt die Frage, wer in diesem Land für Stabilität sorgen kann.

Assad kann es nicht. Das ist sicher. Wie soll das auch funktionieren? Beim kleinsten Zeichen von politischer und gesellschaftlicher Opposition fallen wieder die Fassbomben? Mal ganz zu schweigen davon, dass eine realistische Gefahr besteht, dass brutalste Vergeltung geübt werden wird. Das Assad und seine Schergen dazu bereit sind, ist unumstritten. Ich sehe momentan nur eine Möglichkeit: eine UN-Verwaltung und eine UN-Schutztruppe, ähnlich den UN-Missionen auf dem Balkan.
 
Naja, die Regierung in Tunesien, dem Ursprungsort des arabischen Frühlings, ist durchaus stabil, wird aber ständig von Terroristen malträtiert. Wenn es einen Ort gibt, der jemals als Blaupause für einen modernen Islam dienen kann, dann ist es auf jeden Fall Tunesien.

Und warum ist das so? Weil Ben Ali, obwohl Diktator, eben genau das gemacht hat, was Assad nicht konnte: Platz machen und aus dem Land verschwinden.
 
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