Thyferra (Polith-System)

[Polith-System | Thyferra | Xozhixi | Raumhafenviertel | Spelunke ›Curfew‹ | Hinterzimmer] R5-A6

Asix ließ seinen Kuppelkopf um 270 Grad von links nach rechts kreisen und stellte dabei unzweifelhaft fest, dass sich in dem Hinterzimmer (das kleiner war, als er erwartet hatte) niemand aufhielt. Seine Kontaktperson befand sich nicht hier; noch nicht oder nicht mehr, das wusste er natürlich nicht. Er stieß ein enttäuschtes Quietschen aus und überlegte gerade, ob er hier warten sollte, als er hinter sich Schritte hörte. Dass das Geräusch von hinten kam, konnte er anhand seines Audiosensors nicht feststellen, aber da vor und neben ihm niemand war, ließ die Logik natürlich keinen anderen Schluss zu. Der Droide pfiff seinen Schreck heraus und drehte abermals den kegelstumpfförmigen Kopf. Seine drei ›Augen‹ fokussierten die Gestalt eines rothäutigen Humanoiden.

»Hey, Blechhaufen! Spinnt deine Programmierung oder was suchst du hier?« rief das organische Wesen in einem Tonfall, den Asix als ungeduldig und unfreundlich interpretierte.

Er antwortete mit einem Zwitschern, das, wenn der Mann ihn verstanden hätte, eine knappe Entschuldigung gewesen wäre sowie die Teilwahrheit, dass er nach einem Bekannten suchte. Da er keinen Streit wollte, wandte die R5-Einheit sich ab, um sich an dem Humanoiden vorbei durch die Tür zu schieben.

Die Entscheidung, sich nicht auf Ärger einzulassen, hatte er schnell gefällt. Etwas länger hatte er benötigt, um eine abstraktere Überlegung anzustellen. Das menschenähnliche Wesen gehörte keiner Spezies an, die er kannte; definitiv handelte es sich auch nicht um einen Iktotchi. Aber ihm fiel auf, dass es zwei stattliche Hörner hatte, eine markante Übereinstimmung mit jenem Volk, zu dem angeblich die Kontaktperson gehören sollte. Ein Zufall? Die Wahrscheinlichkeit hierfür war nicht besonders groß, wenn er überlegte, wie wenige Nichtmenschen und zugleich Nichtvratix er hier erst gesehen hatte. Auch wenn er natürlich nicht sicher sein konnte: Seiner Berechnung nach war es wahrscheinlicher, dass Borosh Vaaz (oder seine Informationsquelle) sich geirrt und diese Spezies mit den ähnlich aussehenden Iktotchi verwechselt hatte. Organische machten erschreckend häufig solche Flüchtigkeitsfehler.

Eine Entscheidung wollte gefällt sein. Und Asix entschied sich dafür, davon auszugehen, dass er hier seinen bislang anonymen Auftraggeber beziehungsweise dessen Mittelsmann vor sich hatte. Abrupt hielt er an und anstatt das Zimmer zu verlassen, rollte er rückwärts wieder hinein.

Er hatte sich auf dem Herweg Gedanken darüber gemacht, wie er mit dem Humanoiden Kontakt aufnehmen und überhaupt klarmachen sollte, was sein Anliegen war. Denn erfahrungsgemäß verlangte es nicht-mechanischen Wesen ein überdurchschnittliches Maß an Phantasie ab, um von sich aus auf den Gedanken zu kommen, dass eine R5-Einheit mehr sein könnte als ein komplexes Werkzeug. Ohne die Fähigkeit, Basic zu sprechen, waren seine Möglichkeiten begrenzt, aber es war ja Bestandteil seiner grundlegendsten Programmierung, diese effizient einzusetzen, und er hatte auch schon einige Erfahrungen sammeln können. So tat er das, wovon er sich den größten Erfolg versprach:

Der Holoprojektor in seinem ›Gesicht‹ begann zu leuchten und projizierte eine kleine Gestalt über den Fußboden zwischen dem Humanoiden und dem Droiden. Es war der Ausschnitt einer Aufnahme des Gesprächs zwischen R5-A6 und seinem Informanten Borosh Vaaz. Er änderte sie nur insoweit ab, dass das Gesicht des Krevaaki unkenntlich gemacht wurde, um ihn zu schützen.

»...Für weitere Informationen, triff dich im ›Curfew‹ mit einem Iktotchi namens Grahrk...« sagte der bläulich flackernde Vaaz mit leicht verzerrter Stimme.

Wenn der Nichtmensch nicht absolut begriffsstutzig war, musste er nun begreifen, dass der Droide nach ihm gesucht hatte. Oder er war tatsächlich nicht der Kontaktmann, sondern nur zufällig ein anderer Gehörnter im selben Raum, was aus seiner Reaktion ebenfalls erkenntlich sein müsste. Um sicher zu gehen, spielteA6 den kurzen Ausschnitt noch zwei weitere Male ab. Dann wartete er auf die Reaktion des Humanoiden. Und hoffte, dass seine Entscheidung, das Hinterzimmer nicht augenblicklich wieder zu verlassen, nicht in einen Kampf oder eine ähnlich ärgerliche Folge mündete.


[Polith-System | Thyferra | Xozhixi | Raumhafenviertel | Spelunke ›Curfew‹ | Hinterzimmer] R5-A6, Grahrk
 
:: Polith-System :: Thyferra :: Xozhixi :: „Curfew“ :: Nebenraum :: Gault Grahrk und Asix ::

Einen Moment starrte der Devaronianer die R5-Einheit ungläubig an. Sein Name in Verbindung mit einem Iktotchi?
'Selbst ein Weequay ist klüger als dieser dumme Kopfgeldjäger', dachte Grahrk und spürte durch die (unbewusste) Kränkung erneut wie gnadenlos die Zeit an seinem legendären Status in dieser Gegend der Galaxie genagt hatte. Bis zur Unkenntlichkeit schien sein „Erbe“ verstümmelt zu sein. 'Früher hätte sich niemand so eine Dreistigkeit erlaubt!' Auf einmal fühlte sich der Gehörnte alt, sehr alt. Zudem schmerzten plötzlich seine Glieder. Deshalb ließ sich die vergessene Legende in einen abgewetzten Sessel fallen, der in dem Hinterzimmer stand. Kurz war ein Knarren zu hören. Es schien als wolle ihn das Möbel ärgern.

„Blechhaufen, du hast deinen … 'Iktotchi' gefunden“, brach der Rothäutige endlich sein Schweigen und spuckte dabei die Bezeichnung der genannten Spezies förmlich aus. „Doch du musst schon ein bisschen zu mir kommen, wenn du deinem Herrn tatsächlich einen Auftrag verschaffen willst. Denn im Vergleich zu ihm bin ich da oben noch helle...“

Beim letzten Satz tippte er sich dabei mit dem rechten Zeigefinger gegen die Schläfe, obwohl er in diesem Fall nicht genau wusste, ob die begrenzte Programmierung des pfeifenden Astromech diese Geste überhaupt verstand. Nun gut. Darum musste er sich auch nicht scheren. Letztendlich sollte er bloß den vorhandenen Auftrag an den Interessenten – oder wie in diesem Fall an dessen Handlanger – weitergeben, etwas erläutern und dann selbst die Prämie einstreichen. Flüchtig blitzten die spitzen Zähne auf als der Droide seiner Aufforderung folgte. Anscheinend hatte man die Programmierung an dieser Stelle ordentlich ausgeführt. Grahrk, der langsam die Kränkung genug verwunden hatte, lehnte sich in dem Sessel zurück, zündete sich ein Zigarillo an und musterte noch einmal das Ding.

„Nun... dein Herr hat also Interesse an ein paar schnell verdiente Credits, ja?“, stieg der ehemalige Schmuggler anschließend in das „Geschäftsgespräch“ ein, das er früher selbst das eine oder andere Mal auf der anderen Seite erlebt hatte. „Ich biete gute dreitausend Credits an, wenn bis in exakt drei Tagen jemand nicht mehr unter den Lebenden weilt.“

Seine Stimme hatte automatisch einen Flüsterton angenommen. Zwar hatte mit den Jahren langsam die staatliche Überwachung der unscheinbare Spelunke „Curfew“ abgenommen, aber besonders die Namen auf der Liste, die man ihm gegeben hatten, ließen kein risikofreudiges Verhalten zu, wenn er nicht noch einmal in irgendeinem Dreckloch am Rand der zivilisierten Galaxie landen wollte. Denn genau dieser Charakterzug hatte ihn damals in die Misere gebracht, der er selbst heute noch immer nicht entflohen war. Ein weiterer Hustenanfall stoppte jäh sein kurzes in Erinnerung schwelgen. Mit einem Gesicht, das kurzzeitig Ekel zeigte, richtete der Gehörnte sein Blick wieder auf den Droiden der verbreiteten R5-Reihe. Hatte der Blechhaufen gerade mit einem Piepsen sein Interesse für diese „Betätigung“ ausgedrückt? Durch seine Gebrechen hatte Grahrk das nicht mitbekommen. Innerlich verfluchte er insgeheim seine schlechte körperliche Verfassung.

„Hör mir jetzt genau zu, Schrottmühle“, sprach der Devaronianer weiter, nachdem er noch fix etwas blauen Dunst inhaliert hatte. „... aber unterstehe dich mich irgendwie zu filmen! Mir ist egal wie du ihm das alles erzählst, doch sollte auch nur eine einzige Aufzeichnung von mir existieren, dann sei dir sicher, dass ich dich und deinen Eigentümer finde.“ Um seine geäußerte Drohung noch etwas zu unterstreichen, funkelte in diesem Moment seine Augen bedrohlich. „So, da wir diese Kleinigkeit nun geklärt haben, können wir weitermachen... Also: Das Ziel heißt Cara Beleen, Aufsichtsrätin bei Zaltin Corporation.“ Beiläufig kramte er eine silberne Disc aus den Taschen seines recht schäbigen Mantels und reichte sie dem R5. Ohne kurz auf die Gründe für die (nicht legitimierte) Liquidierung einzugehen, sprach der Ex-Schmuggler weiter: „Laut den Informationen auf der Discs wohnt sie im hiesigen Reichenviertel in einer Villa mit teurem Sicherheitssystem. Schutz erhält sie außerdem von einem privaten Sicherheitsdienst ihres Bacta-Unternehmens – rund um die Uhr. Ein schusssicherer Gleiter und andere Spielereien muss ich hoffentlich nicht extra erwähnen.“

Er machte eine Kunstpause. Meist nutzten diese Sekunde Jungspunde, die sich tatsächlich auf einen kinderleichten Auftrag eingestellt hatten und nun mit der Realität konfrontiert wurden. Denn dieser „Beruf“ war nicht einfach – nie! Grahrk ließ in diesem Moment seine Gedanken um den Herrn des Droiden kreisen. Hatte er es hier mit einem Profi zu tun? Konnte man seine Abwesenheit als einen klugen Schachzug werten? Der Kopfgeldjäger verwischte auf diese Weise die Spuren zu sich. Denn den Speicher des Blechhaufens konnte er problemlos löschen lassen. Mit einem gewissen Respekt, der seiner „Berufsehre“ entsprang, bewertete der Gehörnte dieses vorsichtige Vorgehen. Zur selben Zeit fragte er sich zwangsläufig, ob er mit dem selben kleinen Trick seine Häscher damals ebenfalls hätte narren können. Wieder blies er etwas blauen Dunst in die stickige Luft, bevor er erneut zum Sprechen ansetzte.

„Ich denke, deinen Herrn dürfte jetzt nur noch die Bezahlung interessieren“, vermutete Grahrk und beugte sich dabei ein bisschen vor. Spiegelte er sich da in dem Photorezeptor? „Dreihundert Credits – also exakt zehn Prozent – zahle ich dir schon jetzt für Spesen. Zudem findet dein Eigentümer auf der Disc, die ich dir gerade gegeben habe, eine Kontonummer samt PIN. Dort wird er den restlichen Betrag finden, sollte der Auftrag innerhalb der nächsten drei Tage durchgeführt sein. … Sollten du … oder besser dein Herr mit den Spesen verschwinden, dann wird ein Kopfgeld auf euch ausgesetzt – da könnt ihr euch sicher sein. Soweit alles klar?“

:: Polith-System :: Thyferra :: Xozhixi :: „Curfew“ :: Nebenraum :: Gault Grahrk und Asix ::
 
Zuletzt bearbeitet:
[Polith-System | Thyferra | Xozhixi | Raumhafenviertel | Spelunke ›Curfew‹ | Hinterzimmer] R5-A6, Grahrk

Wie sich herausstellte, war Asix' Wahrscheinlichkeitsberechnung - seine Vermutung, konnte man auch sagen - korrekt gewesen. Bei dem rothäutigen Humanoiden handelte es sich um seine Kontaktperson. Bis dahin funktionierte das Vorhaben schon mal, und da es häufig der schwierigste Part war, einen guten Auftrag an Land zu ziehen, konnte der Droide mit dieser Entwicklung zufrieden sein - was sich in einer sanften, murmelnden Tonfolge ausdrückte. A6 hörte dem vermeintlichen Iktotchi genau zu. Zuerst überlegte er, wie er diesen davon überzeugen konnte, dass er nicht von einem Kopfgeldjäger oder Söldner geschickt, sondern sein eigener Herr war; dann aber kam er zu dem Schluss, dass dies die beste Tarnung war, die er sich wünschen konnte. Die gewünschten Informationen und das Geld bekam er auch auf diese Weise, doch sah man in ihm nur eine wenig erwähnenswerte Randfigur des Spiels und würde im Zweifelsfall nicht ihn, sondern seinen nicht existenten Herrn zur Rechenschaft ziehen wollen. Zwar hatte er im Gegensatz zu anderen R5-Einheiten ein Ego, doch war dieses nicht so aufgebläht, dass er diesen Vorteil für eine wertlose Bestätigung hergegeben hätte. Er verhielt sich also weiterhin wie ein ganz gewöhnlicher Droide.

Der Humanoide nannte ihm das Ziel. Offenbar handelte es sich um ein hohes Tier. Als er sich über den Zielplaneten informiert hatte, war auch der Begriff ›Zaltin Corporation‹ in seinen Speichern gelandet. Es handelte sich um eines der bedeutenden Bacta-Unternehmen und bei der Aufsichtsrätin demnach um eine der einflussreichsten Wirtschaftsgrößen dieser Welt. Dementsprechend glaubte R5-A6 gerne, dass die Sicherheitsvorkehrungen beachtlich sein mussten. Mit einem unauffälligen Erscheinungsbild war es bei diesem Auftrag nicht getan. Aber der Droide hatte auch andere Qualitäten zu bieten, zum Beispiel die nötige Hard- und Software zum erfolgreichen Hacken vielfältiger Computersysteme. Zwar musste er sich natürlich genauer über sein Ziel informieren, doch schon jetzt fielen ihm zwei Möglichkeiten ein, wie er die Sache angehen konnte: Eindringen in ihre Villa, indem er sich unter einem Vorwand einschlich oder die Sicherheitssperren durchdrang, oder die Manipulation ihres Fahrzeugs.

Die Erfolgsaussichten konnte er mangels verlässlicher Daten noch nicht berechnen, doch ging er bereits davon aus, dass ihm kein leichter Auftrag bevorstand - vor allem auch wegen des kleinen Zeitfensters von nur drei Tagen, das eine längere Beschattung und ein Warten auf die richtige Gelegenheit unmöglich machte. 3.000 Credits waren für diese gezielte Ausschaltung kein übermäßig hoher Preis. Aber Asix brauchte Geld und mit dieser Summe kam er sicher eine ganze Weile aus. Abzüglich Spesen blieb noch eine ganze Menge übrig, so dass er sich vorläufig um seine eigene Wartung sowie um Ersatzteile und Treibstoff für die Dead Toad keine Sorgen zu machen brauchte.

Somit hatte er keinen Grund, nicht in Grahrks Bedingungen einzuwilligen. Mit einer Ausnahme: Selbstverständlich machte er dennoch unbemerkt eine Holoaufnahme von dem ›Iktotchi‹. Asix war sich ziemlich sicher, dass dieser es niemals herausfinden würde, und wer wusste schon, wozu ein Bild seines Auftraggebers noch nützlich sein konnte. Ihm fielen gleich mehrere Möglichkeiten ein. Alles andere quittierte er aber mit einem beipflichtenden Pfeifen. Mit dem Greifarm nahm er die Disc entgegen und ließ sie in seinem Gehäuse verschwinden. Das gleiche geschah mit den Credits. Ein Trällern drückte seine Zufriedenheit darüber aus, wie reibungslos die Sache über die Bühne gegangen war. Die Drohung eines Kopfgeldes konnte ihn auch nicht erschrecken. Er war ja selbst in der Branche tätig und wusste, wie unattraktiv Aufträge gegen ›Unbekannt‹ waren, bei denen man sich das Ziel erst selbst bestimmen musste und dann Gefahr lief, dem Falschen hinterherzujagen. Aber selbst wenn sich jemand auf so einen Deal einlassen und sich an die Fersen von Asix' imaginärem Herrn und Meister heften wollte... nur zu, viel Glück.

Hier hielt ihn nun nichts mehr: Er klappte den mittleren Fuß aus, ließ den zylindrischen Körper in Fahrposition etwas nach hinten sinken, drehte sich auf der Stelle und rollte dann aus dem Zimmer hinaus. Der Vorhang fiel zwischen ihm und Gault Grahrk zu. Wenige Sekunden später fuhr er zur Tür der Kneipe hinaus auf die Straßen von Xozhixi und verschwand zwischen den gepanzerten Leibern der Vratix.


[Polith-System | Thyferra | Xozhixi | Raumhafenviertel] R5-A6
 
[Polith-System | Thyferra | Xozhixi | Raumhafenviertel] R5-A6

Das ›Reichenviertel‹, wie Gault Grahrk es genannt hatte, war schon von weitem zu erkennen. Diese exklusive Wohngegend lag einige Kilometer vom Raumhafen entfernt auf einer Anhöhe. R5-A6 zoomte es heran, so gut seine Optik es zuließ, und erkannte vereinzelte, weiße oder blass gefärbte Villen an den Hängen. Sie waren von großzügigen Grundstücken umgeben, in denen das üppige Grün Thyferras zu Gärten und parks gebändigt war. Dort lebte Cara Beleen, sein Ziel.

Die Datendisk hatte der Droide mittlerweile ausgelesen und alle Angaben über die Aufsichtsrätin der Zaltin Corporation seinen eigenen Speichern hinzugefügt. Er wusste nun wo sie wohnte und hatte auch einige Informationen über ihre Villa. Es würde nicht einfach werden, dort unbemerkt einzudringen, soviel stand fest. Ein mehr zu roher Gewalt neigender Krimineller würde vielleicht in Betracht ziehen, sich den weg frei zu schießen oder zu sprengen oder sich an einer geeigneten Position mit dem Scharfschützengewehr auf die Lauer legen. Doch für so etwas war Asix nicht programmiert und er hatte auch kaum die technische Ausstattung, um solche Waffen zu bedienen. Aber er war dafür zu anderen Herangehensweisen befähigt, die nicht weniger vielversprechend waren.

Zunächst gab es aber eine unerwartete Hürde zu überwinden. Schon der Zugang zum Viertel an sich erwies sich als schwierig, denn es war abgeriegelt und bewacht. Offenbar waren die Bewohner gerne ungestört und mochten es nicht, wenn Fremde auch nur in die Nähe ihrer Grundstücke kamen. Ein Problem, mit dem sich auch der Scharfschütze oder der gewaltsame Eindringling herumschlagen müsste. An den Sperren wurde gründlich kontrolliert - und zwar auch Droiden, wie sich herausstellte. Als R5-A6 versuchte, einfach in das Viertel hinein zu fahren und so zu tun als wäre das völlig normal, hielt man ihn auf.


»Steht nicht in der Liste«, urteilte einer der beiden Wachmänner nach einem kurzen Abgleich von Asix' Registriernummer mit seinen Computerdaten.

»Kein Zutritt ohne Genehmigung«, sagte seine Kollegin daraufhin schroff. »Sag deinem Besitzer, er soll dich anmelden.«

Ihm blieb nichts anderes übrig, als auf der Stelle zu wenden und sich zu verziehen. Sein größter Vorteil - seine Unauffälligkeit - zog hier nicht. Die Wachsamkeit der Menschen (die ihren Uniformen zufolge nicht zum Militär, sondern wohl zu einer privaten Wachfirma gehörten) hatte sie zunichte gemacht. Die Erfolgsaussichten weiterer Versuche dieser Art berechnete er mit einem verschwindend geringen Prozentsatz und stufte dabei die Wahrscheinlichkeit, durch abermaliges Erscheinen echtes Misstrauen auf sich zu ziehen, wesentlich höher ein.

Während er auf dem Weg, den er gekommen war, zurück rollte, dachte er darüber nach, welche Möglichkeiten er jetzt noch hatte. Da ihm nicht viel Zeit blieb, um den Auftrag auszuführen, konnte er nicht so lange und gründlich nach Schwachstellen des Sicherheitssystems suchen, wie er es sonst wohl gemacht hätte. Er musste auf dem direkten Weg hineingelangen und also nicht nur diese Wachen, sondern auch die am Eingang zu Beleens Grundstück sowie gegebenenfalls zur Villa selbst überlisten, plus mögliche Patrouillen, denen er unterwegs begegnen konnte. Und dann musste er seinen Mord ausführen und auch wieder unerkannt aus dem Viertel hinausgelangen. Dies erschien ihm nicht unmöglich, aber als eine enorme Herausforderung und vielleicht unnötig riskant. Doch wenn er nicht ohne Weiteres zu der Aufsichtsrätin gelangte, dann kam sie vielleicht zu ihm...

Es war anzunehmen, dass sie ihren Grund und das Viertel gelegentlich verließ. Die meisten Humanoiden, das wusste Asix, hielten sich nicht für lange Zeit auf so engem Raum auf, obwohl es dank diverser Lieferservices und Holoverbindung durchaus möglich gewesen wäre. Höchstwahrscheinlich traf sie sich in regelmäßigen Abständen oder bei bestimmten Anlässen mit anderen Personen außerhalb ihrer Wohngegend, ging auf Reisen, et cetera. Dabei konnte sich leicht die Gelegenheit für einen Anschlag ergeben. Allerdings nur, wenn so ein Ausflug in den nächsten drei Tagen stattfand - besser zwei, falls die erste Attacke nicht gelang und er einen Plan B benötigte - und er es auch rechtzeitig herausfand, so dass er noch die nötigen Vorbereitungen treffen konnte.

Der nächste logische Schritt bestand also darin, sich mit Informationen zu versorgen.

Wie in den meisten Städten auf halbwegs technisierten Planeten, gab es auch in Xozhixi diverse öffentliche Datenterminals, an denen die Bürger oder Untertanen sich - oft gegen eine gewisse Gebühr - mit Informationen verschiedener Art versorgen konnten. Auf Thyferra unterlagen diese mit Sicherheit einer strengen imperialen Zensur, doch hatte Asix es nicht auf Daten von einer Art abgesehen, die das Interesse der Zensurbehörden wecken mussten. Er suchte ein Bistro auf, das seinen Gästen einen Datenzugang anbot, und schloss sich selbst an das Terminal an. Der Service war nicht kostenfrei: Kurz entschlossen gab er zur Entrichtung der Gebühr die Daten des Kontos an, über das Gault Grahrk die Anzahlung geleistet hatte. Nun startete er eine Reihe von Suchanfragen. Dabei erschwerte er sich selbst die Suche, denn er verzichtete bewusst darauf, Suchbegriffe wie Zaltin, Aufsichtsrätin oder den Namen seines Ziels - Cara Beleen - zu verwenden. Wenn ihr in den nächsten Tagen ein Unheil zustieß, würden die Ermittlungsbehörden sicherlich herauszufinden versuchen, wer Informationen über sie eingeholt hatte und auf diesem Umweg zuerst dieses Terminal, dann die Kontonummer ausfindig machen. Auch wenn man ihn darüber wahrscheinlich nicht ausfindig machte, konnte es schlimmstenfalls passieren, dass das Konto gesperrt wurde und ihm so seine Bezahlung entging; ein Szenario, das Asix gerne vermeiden wollte. Er tastete sich also auf Umwegen an die gesuchten Daten heran. Er wollte Berichte über das Tagesgeschehen in der Stadt, Wirtschaftsdaten der Zaltin Corporation und der aktuellste Klatsch über die High Society.


[Polith-System | Thyferra | Xozhixi | Bistro am Rand des Villenviertels] R5-A6
 
[Polith-System | Thyferra | Xozhixi | am Rand des Villenviertels] R5-A6

Asix behielt Recht mit seiner Vermutung, dass die Aufsichtsrätin als Person des öffentlichen Lebens die Sicherheit ihrer bewachten Villa häufig verlassen musste. Er fand Hinweise auf zahlreiche Auftritte bei gesellschaftlichen Anlässen in der jüngeren und weiteren Vergangenheit. Zuerst sah es allerdings so aus, als gäbe es keine solche Gelegenheit in den nächsten Tagen. Doch dank seiner Befähigung zum effizienten Sortieren und Auswerten von Daten fand er, Industrial Automaton sei Dank, doch noch einen Hinweis, nicht mehr als eine unbedeutende Randnotiz in einem Artikel, der mit ihr eigentlich gar nicht viel zu tun hatte. Doch der Droide las daraus die Information, die er so dringend brauchte: Der Autor ging davon aus, dass Cara Beleen zur Eröffnung eines neuen Containerterminals im Seehafen von Xucphra City erscheinen würde, der zum großen Teil von Geldern ihres Konzerns finanziert worden war.

Das war die Chance, auf die der Astromech gehofft hatte. Er kannte einen Ort und einen Zeitpunkt, an dem sie anzutreffen war. Somit konnte er einen Anschlag auf sie planen, ohne einen Weg finden zu müssen, die strengen Sicherheitsvorkehrungen ihrer Wohngegend zu überwinden. Bei einem öffentlichen Anlass, zu dem eine Menge Medienvertreter und Schaulustige anwesend waren, musste sie weit besser zugänglich sein. Und in einem Hafen arbeiteten sicherlich so viele Droiden verschiedenster Baureihen, dass er sich dort unauffällig bewegen konnte - ganz anders als in einem Villenviertel, in dem eine R5-Einheit wohl kaum etwas zu suchen hatte, es sei denn, sie war zum Gärtner- oder Butlerdroiden umgerüstet worden. Das einzige Problem bei der Sache war der Zeitpunkt: Am Morgen des vierten Tages sollte die Eröffnungsfeier stattfinden, wenige Stunden vor Ablauf der Frist, die ihm von seinem Auftraggeber gesetzt worden war. Wenn das Vorhaben misslang, blieb ihm keine Gelegenheit, einen Plan B auszuarbeiten und durchzuführen. Da Asix programmbedingt gerne auf Nummer Sicher ging, brachte dieser Umstand ihn zu dem Entschluss, sich nicht alleine auf diese eine Möglichkeit festzulegen, sondern die Zeit bis dahin auch mit der Suche nach anderen Gelegenheiten zu verwenden.

Er fand keine. Anderthalb Tage lang patrouillierte er am Rand des Villenviertels, holte Computerinformationen ein und belauschte Gespräche, ohne dass sich ihm die Chance bot, die Sicherheitssperren zu überwinden oder auf sonst eine Weise an die Aufsichtsrätin der Zaltin Corporation heranzukommen. Da Ungeduld kaum Bestandteil seines Wesens war, betrachtete er diese Versuche im Nachhinein nicht als Zeitverschwendung, aber wirklich vorangebracht hatten sie ihn auch nicht. Abgesehen davon, dass er nach dieser Erfahrung sehr sicher sein konnte, dass er nichts übersehen hatte und die Gelegenheit am Seehafen die beste war, die er bekam. R5-A6 brach seine Beschattung des Nobelviertels also ab, um nach Xucphra City zu reisen. Er benutzte dazu einen Hovertrain: Nachdem zwei Versuche, sich als Schwarzfahrer an Bord zu schleichen, gescheitert waren, erwarb er einen Gepäckschein und reiste auf diese Weise ganz legal und ›offiziell‹.

Die Stadt unterschied sich nicht sehr von Xozhixi, zumindest nicht, wenn man beide mit sehr nüchternen Parametern bemaß und für ihr ›Flair‹ keinen Nerv hatte. Asix kam am Abend des zweiten Tages, elf Stunden vor der Eröffnungsfeier, am Hafengelände an und begann, dieses zu erkunden. Wie erwartet gab es dort keine Sicherheitskontrollen: Das Gebiet war nicht großräumig abgeriegelt, sondern Hafenarbeiter und Droiden sowie einige Personen, die er als Touristen einschätzte, gingen unbehelligt und mit aller Selbstverständlichkeit ein und aus. R5 benahm sich wie jeder andere Droide: Er fuhr die Straßen entlang, drehte neugierig seinen kegelstumpfförmigen Kopf hin und her wenn ihm etwas Interessantes begegnete und trällerte gelegentlich unverständlich vor sich hin. Falls er überhaupt jemandem auffiel, dann sicherlich nicht mehr als jeder andere Astromech. So konnte er die Umgebung unter die Lupe nehmen und nach den idealen Gelegenheiten für sein Attentat suchen.

Das Gerücht, dass Hafenviertel in der Nacht zu sehr düsteren, gefährlichen Orten wurden, traf auf den Seehafen von Xocphra City eindeutig nicht zu. Mit Einbruch der Dunkelheit ließ die Geschäftigkeit nicht nach. Dank elektrischer Ausleuchtung und moderner Navigationssysteme konnten auch mitten in der Nacht Schiffe an- und ablegen und Ladung gelöscht werden. Nach einem Schichtwechsel während der Dämmerung gingen die Arbeiten unvermindert weiter. Die einzige Ausnahme war allerdings das neue Containerterminal, denn das war ja noch nicht eröffnet, also wurde auch noch nicht gearbeitet. Asix fand es leicht. Es war nicht frei zugänglich, war aber nur mit einem Zaun abgesperrt, durch den er die Bühne in Augenschein nehmen konnte, die man für den Festakt am nächsten Tag aufgebaut hatte. Zunächst betrachtete er das Gelände von außen und beobachtete eine Weile, ob es zu Aktivitäten kam, doch abgesehen von einem Wachmann mit einer exotischen, schnuppernden Kreatur, der hin und wieder vorbei kam, verirrte sich kein intelligentes Wesen hierher. Die fliegenden Reptilien und großen Insekten, die sich scharenweise auf Gerüsten und Kranen niederließen oder über dem Wasser nach Fischen und kleineren Flugwesen jagten, stufte Asix nicht als solche ein. Sein integrierter Chonometer zeigte eine Ortszeit von 1:22 an, als er sich direkt nach einem weiteren Kontrollgang des Nachtwächters entschloss, in die Anlage einzudringen und sie von innen unter die Lupe zu nehmen. Zugang verschaffte er sich mit seiner Kreissäge, die den Stahlzaun spielend leicht durchdrang und ihm so schnell und ohne unnötigen Lärm einen Durchgang schuf. Er verschwand in den Schatten der großen Verladekrane.


***

Die Eröffnung des Terminals war tatsächlich so etwas wie ein kleines Volksfest. Eine Menge Leute waren gekommen. Wahrscheinlich hatten sich die meisten eher von der Musik und den Snackverkäufern anlocken lassen als von der Aussicht, Würdenträger der Stadt und eine Aufsichtsrätin der Zaltin Corporation sprechen zu hören. Für Asix, der sich nichts aus Essen und Unterhaltung machte, war Cara Beleen jedoch der einzige Anreiz, sich an diesem bewölkten Morgen hier aufzuhalten. Vom Rand der Menschen- und Vratixmenge aus beobachtete er, wie das Shuttle der Unternehmerin - ein ziviles und auf persönliche Bequemlichkeit spezialisiertes Modell - landete. Die Person, die ihm entstieg, war nach seinem Ermessen sehr unscheinbar. Von durchschnittlicher Größe und Statur, war die 57jährige keine bemerkenswerte Erscheinung, abgesehen vielleicht von ihrer teuren Garderobe. Doch aus dieser machte der Attentäter sich natürlich nichts. Es genügte ihm, genau zu wissen, dass er seine Zielperson vor sich hatte. Sie war pünktlich und er hatte seine Vorbereitungen getroffen. Nun konnte es beginnen. Obwohl Sicherheitskräfte vor Ort waren, konnten diese unmöglich jede einzelne Person und jeden Droiden im Auge behalten. Ohne unnötige Heimlichtuerei rollte der Söldner und Kopfgeldjäger an den Ort, von dem aus er seinen Plan in die Tat umsetzen wollte.

Zuerst sprach ein lokaler Politiker. Seine Rede war langatmig und pathetisch. Er betonte die Bedeutung des Infrastrukturprojektes für die Stadt und die gesamtplanetarische Wirtschaft und wurde nicht müde, die Wichtigkeit von Xocphra City und seiner eigenen Person herauszustellen. Die Menge applaudierte höflich, doch ohne echte Begeisterung. Ihm folgten noch mehrere andere Redner, die sich aber glücklicherweise kürzer fassten. Schließlich war auch Cara Beleen an der Reihe. Die Frau mit dem blond gefärbten Haar trat auf die Bühne und hinter das Rednerpult. Doch sie hatte kaum begonnen zu sprechen, als das Aufstöhnen schwerer Motoren sie unterbrach. Viele Blicke richteten sich nach oben, wo die neuen, gelb und orange lackierten Verladekrane über einem eigens zu diesem Zweck eingelaufenes Containerschiff die Kulisse bildeten. Soeben hatte sich eine der monströsen Maschinen einen der Frachtcontainer gegriffen und hievte ihn so mühelos vom Deck des Schiffes, als wäre er aus Pappe. Etwas ratlos sahen sich die Würdenträger auf der Bühne an; sie verstanden nicht, was schief gelaufen war, denn eigentlich sollten die Demonstrationen der Leistungsfähigkeit der neuen Anlage erst in einem späteren Programmpunkt erfolgen. Die Klaue mit dem Container schwebte nun über den Kai und irgendwann begannen die ersten zu begreifen, dass das tonnenschwere Teil sich auf sie zu bewegte. Die Überraschung in den Mienen wich Besorgnis und schließlich Unruhe. Die Menge reagierte schneller als die Leute auf der Bühne, sie wichen zurück. Beleen und die Politiker mussten vom Sicherheitsdienst ermahnt werden, bevor sie begriffen, dass hier mehr daneben ging als nur die Tagesordnung. Doch der Hinweis kam noch rechtzeitig. Unter einem hundertstimmigen Aufschrei löste sich der Container aus der Kralle des Krans und zerschmetterte die Bühne, wenige Sekunden, nachdem die Menschen sie verlassen hatten.

Die Reaktionen waren sehr geteilt. Manche eilten näher an das Geschehen, um zu gaffen und bloß nichts zu verpassen, wovon man später sprechen konnte. Hierzu zählten einfachere Leute, aber auch fast alle Medienvertreter. Andere wichen weiter zurück, teils frewillig, was besonders auf die Menschen und Vratix mit Kindern galt, teilweise unter dem Druck der Sicherheitskräfte, die den Bereich zu räumen versuchten. Ein Politiker versuchte, die Leute zu beschwichtigen, um keine Panik aufkommen zu lassen oder zu verhindern, dass sie die herbeieilenden Rettungskräfte behinderten. Andere lokalen Größen, unter ihnen Beleen, versuchten, das Gelände ohne viel Aufsehen zu verlassen. Die Aufsichtsrätin konnte nicht wissen, dass es sich bei dem Vorfall um einen Anschlag auf ihr Leben handelte, aber sicher war sie sich der Tatsache bewusst, dass sie den Einschlag des Containers nicht überlebt hätte, ob Absicht oder nicht. Sie war keine Kriegerin und Nahtoderfahrungen nicht gewöhnt; daher wirkte sie etwas aufgelöst, als sie ihr Shuttle bestieg, das mit laufenden Motoren wartete.


»Zurück nach Xozhixi«, befahl sie mit unruhiger Stimme über das Intercom. Doch anstatt der Stimme ihres Piloten antwortete ihr das Pfeifen eines Astromechdroiden...

Arfive-Asix' metallene Füße standen im Blut des Piloten. Auch seine weiße Außenhülle war mit der klebrigen roten Flüssigkeit verschmiert. Rohe Gewalt zählte nicht zu seinen bevorzugten Methoden, aber das bedeutete nicht, dass er sich ihrer nicht bediente, wenn es sich als zweckdienlich darstellte. Da die Kreissäge das einzige seiner Werkzeuge war, mit dem er einem Humanoiden ernsthaft gefährlich werden konnte, sah dessen Leiche wirklich furchtbar aus, doch aus der Sicht des Droiden unterschied er sich nur unwesentlich von der R4-Einheit, die er im Raumhafen von Fondor auf ähnliche Weise ›deaktiviert‹ hatte. Tatsächlich hatte sich der schwarz-gelbe Astromech sogar ernsthafter zur Wehr gesetzt als der Mensch, den er mit seinem Angriff völlig überrumpelt hatte. An den Computer des Atmosphärenshuttles angeschlossen, hatte er darauf gewartet, dass der Kran seine vorgesehene Aufgabe erledigte und die Feier vorzeitig beendete: Dazu brauchte es dank der starken Automatisierung des Systems niemanden, der an der Steuerung saß, sondern nur einige Befehle, die der findige Droide während der Nacht einprogrammiert hatte. Wie erwartet, zog sich die Aufsichtsrätin eilig auf ihr Schiff zurück und das allgemeine Chaos verhinderte, dass irgendwelche Unregelmäßigkeiten bemerkt wurden, bevor es zu spät war. Die entsetzten Schreie, die nach seinem bestätigenden Trällern durch das Intercom klangen, ignorierte er: Der Flieger startete bereits, zum Aussteigen war es zu spät und die Cockpittür war felsenfest verriegelt. Eigentlich konnte fast nichts mehr schiefgehen.

Cara Beleen (und ihre Mitarbeiter, um deren Schicksal sich R5-A6 aber nicht scherte) waren nun in seiner Gewalt. Nun folgte noch der entscheidende letzte Schritt: Sie musste sterben. Dafür gab es eine ganze Reihe von Möglichkeiten, unter denen Asix gründlich gewählt hatte. Er führte den Befehl der todgeweihten Rätin tatsächlich aus und flog in Richtung Xozhixi: Dies war die Strecke, auf der das Schiff am wenigsten Verdacht erwecken konnte. Da er sich an die Flugvorschriften Thyferras hielt und Beleen gewisse Privilegien genoss, stellte niemand unbequeme Fragen oder versuchte sogar, ihn abzufangen. Ganz vorschriftsmäßig setzte das Atmosphärenschiff auf einer Landeplattform am Stadtrand auf, die Rampe klappte herunter und ein unscheinbarer weißer Astromechdroide mit blauen und grünen Details rollte heraus, an einem nichtsahnenden Tankdroiden vorbei und in einen Aufzug, der ihn hinunter in die Straßen brachte, wo er im alltäglichen Verkehr der Stadt verschwand.

Einige Zeit später fand man in dem Shuttle mehrere Leichen. Der Pilot, das war offensichtlich, war auf ziemlich brutale Art und Weise abgeschlachtet worden, mit einem rotierenden, scharfkantigen Werkzeug und die Räderspuren in seinem Blut machten deutlich, welche Art von ›Wesen‹ der Mörder gewesen war. Die vier Personen im Passagierabteil jedoch waren erstickt, getötet vom Feuerlöschsystem des Shuttles, das den Innenraum mit Kohlendioxid geflutet hatte.


[Polith-System | Thyferra | Xozhixi | Straßen] R5-A6
 
Zuletzt bearbeitet:
[Polith-System | Thyferra | Xozhixi | Straßen] R5-A6

Nach der Erledigung des Auftrages reinigte Asix seine Außenhülle vom Blut, so weit die Konstruktion seiner Greifarme das zuließ. Den Rest erledigte ein heftiger Regenschauer am frühen Nachmittag, den er aus diesem Grund sehr begrüßte. Als das Wetter sich wieder beruhigte, gab es auf dem weißen Lack keine verräterischen Spuren seiner Tat mehr. Zumindest keine sichtbaren: Bei genauerer Untersuchung hätte man garantiert noch genetisches Material des ›deaktivierten‹ Piloten festgestellt. Aber zumindest hatte er nun seine Unauffälligkeit zurück und konnte davon ausgehen, dass gewöhnliche Passanten bei seinem Anblick keinen Verdacht schöpften. Dennoch musste er bis auf weiteres die Sicherheitskräfte meiden: Er hatte in Cara Beleens Shuttle genug Spuren hinterlassen, die auf einen Astromechdroiden als (Mit-)Täter hindeuteten. Kontrollen, sowohl stichprobenweise auf der Straße als auch bei der Ausreise von Schiffen, waren zu erwarten. Ganz so frei wie sonst konnte er sich also nicht bewegen, wenn er nicht riskieren wollte, einer genaueren Überprüfung unterzogen zu werden - bei der sich zwangsläufig herausstellen musste, dass er keinen Besitzer hatte, woraufhin man bei forensische Untersuchungen schnell Licht ins Dunkel bringen würde.

Zumindest auf den Straßen Xozhixis waren bislang keine gesteigerten Sicherheitsmaßnahmen festzustellen. Die Polizisten der lokalen Sicherheitskräfte patrouillierten ebenso wie zuvor mehr um Präsenz zu zeigen als um ein spezielles Ziel zu suchen. Imperiale Soldaten waren nach wie vor ein seltener Anblick in den Straßen. Möglicherweise maß man dem Vorfall gar keine so große Bedeutung bei und sah die gesellschaftliche Stabilität dadurch nicht mehr gefährdet als durch jeden anderen Mord, von denen es - wie in nahezu jeder Zivilisation - sicherlich eine Menge gab. Aber vielleicht führte man die Untersuchungen auch auf subtilere Weise durch als mit Straßensperren, Personenkontrollen und willkürlichen Hausdurchsuchungen, die Asix' Aufmerksamkeit sicher nicht entgangen wären. Er wusste nicht, wie umfassend das Videoüberwachungsnetz der Stadt war, und Überwachungsflugzeuge oder Suchdroiden entdeckten ihn sicherlich früher als er sie. Das ließ im Moment nur einen Schluss zu: Es war wohl das Klügste, sich so wenig wie möglich sehen zu lassen. Er benötigte ein sicheres Versteck.

Dieser Unterschlupf musste mehrere Bedingungen erfüllen. Erstens musste er so beschaffen sein, dass ein Droide seiner Baureihe dort gut existieren konnte. Eine Flucht in den Dschungel mit ihren mannigfaltigen unbekannten Gefahren kam daher nicht in Frage. Zweitens konnte er sich keiner Verkehrsmittel bedienen, die gewissen Kontrollen unterlagen, so dass das Versteck sich in der Nähe befinden musste. Drittens musste es ein Ort sein, der von der Polizei nicht überwacht wurde, womit also leerstehende Fabrikhallen und ähnlich düstere Ecken ausfielen, denn dort suchte man sicherlich zuerst nach einem Flüchtigen. Viertens musste er dort auch im Fall einer zufälligen Entdeckung noch unauffällig genug sein, so dass nicht sofort ein Verdacht aufkam. Idealerweise also ein Ort, an dem es auch andere Droiden gab und einer mehr oder weniger niemandem auffiel. Asix glich diese Kriterien mit dem gespeicherten Kartenmaterial der Stadt ab und mit allen Orten, die er bei seinem Besuch hier bisher gesehen hatte. Dabei schloss er ganze Stadtviertel kategorisch aus und engte die Möglichkeiten anschließend auf drei ein. Gemäß seiner überwiegend von Logik und Pragmatik geprägten Denkweise entschied er sich für diejenige, die er am besten erreichen konnte, wobei nicht nur Entfernung zählte, sondern mindestens ebenso wichtig war, dass der Weg über unbedeutende, vermutlich weniger dicht überwachte Nebenstraßen führte.

Über drei Stunden rollte er durch die Straßen Xozhixis, spähte um Straßenecken und verharrte immer wieder in Nischen oder Schatten, um nach Verfolgern und Gefahren Ausschau zu halten, bis er sein Ziel erreichte. Einen Schrottplatz am Rand eines Industriegebietes, der wohl metallverarbeitender Industrie als Lager diente. Kurz studierte er die Abläufe, bis er einen Weg fand, unauffällig einzudringen. Eine Gruppe von Vratix brachte einige Eimer und Kisten mit kleinen, rostigen Metallteilen: Offenbar waren sie Schrottsammler, die ihren Unterhalt damit verdienten, Verwertbares aus den Abfällen der Stadt zu lesen (oder an unbeaufsichtigten Orten zu stehlen). Die Insektoiden waren in Begleitung eines klobigen Arbeitsdroiden, der einige schwere Schrottteile - Leitungsrohre, Gullydeckel und einen Fahrradrahmen - in seinen starken Armen trug. Dieser Gruppe schloss Asix sich ungefragt an: Er rollte einfach hinter ihnen durch das Eingangstor hindurch. Während die Vratix sich nach links zu einer Pforte begaben, wo sie vermutlich ihre Funde für einen geringen Preis verkaufen würden, bog die R5-Einheit nach rechts ab und verschwand zwischen den Halden. In einem der hintersten Winkel des Schrottplatzes verkroch er sich zwischen Fahrzeugteilen und den metallenen Gehäusen von Haushaltsgeräten. Da er im Gegensatz zu Astromechs mancher anderer Serien kein Licht oder sonstige weithin erkennbare Lebenszeichen abgab, konnte man äußerlich nicht feststellen, ob er aktiviert war oder nicht. Hier konnte er eine ganze Weile ausharren: Solange man ihn unbehelligt ließ, als Teil des Schrotthaufens; wenn das nicht mehr möglich war, konnte er noch immer versuchen, den Anschein zu erwecken, dass er hier einer Arbeit nachging. Es gab natürlich keine Garantie, aber R5-A6 berechnete anhand der wenigen verlässlichen Parameter eine ausreichende Erfolgswahrscheinlichkeit.

In ein paar Tagen sollten sich die Wogen geglättet haben und die Sicherheitsvorkehrungen wieder normalisieren. Dann konnte er prüfen, ob die versprochene Bezahlung auf dem Konto eingegangen war, und anschließend Thyferra verlassen.


[Polith-System | Thyferra | Xozhixi | Industriegebiet | Schrottplatz | Schrotthaufen] R5-A6
 
[: Polith-System | Thyferra | Xozhixi :||: Regierungsviertel | Gouverneurspalast | Balkon :||: Horatio Kraym allein:]

Für einen Moment kam eine erfrischende Brise auf, vertrieb kurzzeitig die schwüle, drückende Luft, die seit mehreren Stunden über Xozhixi lag, und verschwand danach wieder spurlos. Langsam, ganz langsam kehrte das Meer aus bunten Blumen in seinen ruhenden Zustand zurück, während im Geäst der grünen Laubbäume die Vögel ihr Gezwitscher fortführten. Gemeinsam mit dem Gezirpe kleiner Insekten, die sich ganz geschickt im Gras versteckten, ließen sie den Garten des Gouverneurspalasts noch lebendiger wirken. Etwa zur gleichen Zeit setzte eine dreiköpfige Gärtnergruppe ihre Arbeit an einem unbepflanzten Beet fort, derweil eine Patrouille der Leibgarde in aller Ruhe den Schotterweg entlang spazierte, der sich durch die Grünanlage kunstvoll schlängelte.

Horatio beobachtete das seelenruhige Treiben vom Balkon aus. Um für zwei, drei Minuten der recht stickigen Luft in seinem Büro zu entfliehen, hatte sich der Adlige nach draußen begeben. Nun stand er an der steinernen Brüstung, genoss den Ausblick auf den Garten und beobachtete kurz die Leute, die bei diesem kaum erträglichen Wetter einer körperlichen Arbeit nachgingen. Für einen flüchtigen Moment glaubte der Governor sogar, dass er mit der aufkommenden Brise den Schweiß der Gärtner hatte riechen können. Glücklicherweise hatte sich dieser „Duft“ aber nicht in seiner Nase verfangen, sondern war so schnell wieder verschwunden wie er aufgetaucht war. Da der Imperiale den Großteil seines Lebens auf „toten“ Planeten (Vjun und Coruscant) verbracht hatte, hatte er niemals die Natur – und deren Schönheit – richtig kennenlernen können. Erst Thyferra brachte ihm allmählich dieses facettenreiche Phänomen näher.

Eine aufrichtige Zufriedenheit spiegelte sich in dem Gesicht des planetaren Verwalters wider als er das Grün, das sich in seiner schönsten Pracht vor ihm entfaltete, begutachtete. Durch seinen äußerst sauren Regen hatte sich auf Vjun nur das widerstandsfähigste Unkraut durchgesetzt. Schönheit hatte den Pflanzen dort anscheinend keinen Nutzen zum Überleben gebracht, weshalb sie sich davon über unzählige Generationen getrennt hatten. Etwas besser hatte es da Coruscant. Zwar hatten die vielen Bauwerke die eigentliche Natur allmählich bis auf wenige Bezirke verdrängt, aber dafür hatte man mit der Zeit unzählige künstliche Grünanlagen – insbesondere in den oberen Ebenen – angelegt. So mussten die (wohlhabenden) Coruscanti auf einen Spaziergang durchs Grün nicht verzichten. Hinzu kam noch der Umstand, dass selbst diese Gärten den lebensnotwendigen Sauerstoff produzierten.

Nur schwer konnte sich Horatio, der schon auf Coruscant natürliche Prozesse wie Gewitter als echte Spektakel empfand, losreißen. Er warf einen letzten Blick auf ein Beet, wo schillernde Blumen ihre hübschen Köpfe gen Polith streckten, bevor er sich umdrehte und schweigend durch die Tür trat. Im Inneren flimmerte noch immer ein holografischer Bauplan. Xozhixis berühmtester Kurator war vor gut einer Stunde bei dem Governor vorstellig geworden, um ihm – begleitet von schmeichelnden Worten – die neusten Pläne für den Ausbau des Museums für thyferrianische-imperiale Geschichte zu unterbreiten. Für den Verwalter waren solche (unspektakulären) Gespräche keine Seltenheit. Ein allgemeingültiger Leitsatz besagte: Je ferner die Front – und damit der Krieg – ist, umso alltäglicher sind die Probleme, um die man sich kümmern muss. Thyferra mochte zwar keine x-beliebige Welt in der Galaxie sein, dennoch hielten sich hier die Rebellenaktivitäten in Grenzen – so die aktuellsten Berichte des Imperialen Geheimdienstes.

Etwas geschwächt durch die vorherrschende Hitze ließ sich der Adlige mit einem Seufzer in seinen bequemen Ledersessel fallen. Beiläufig schob er eine Reihe Kalkulationstabellen, die man ihm fein säuberlich auf Flimsiplast gedruckt hatte, zur Seite, aktivierte die interne Belüftungsanlage und ließ anschließend seinen Kopf nach hinten sacken. Während sich seine Augen schlossen, gingen ein paar seiner Gedanken unwillkürlich auf Reisen. Fünf Tage – also eine ganze Standardwoche – waren seit dem geheimen Gespräch zwischen Legat Terrik, Junior Agent Nire und ihm vergangen. Bisher hatte sich noch nichts getan. Bloß Gerüchte über „Unfälle“, die aber keinen Effekt herbei geführt hatten, hatten ihn inzwischen „zufällig“ erreicht. Hielt sich der Geheimdienstmitarbeiter an die Absprachen oder hatte er sich letztendlich doch mit Sector Adjutant Semur, Horatios momentaner Widersacher, verbündet? Mehr und mehr spürte der Governor wie sich Zweifel bei ihm einschlichen. Hatte er die Intrige zu früh gestartet? Hätte er geduldiger sein sollen?

Bevor sich seine Gedanken weiter mit der Rolle des mysteriösen Echani beschäftigten konnten, riss ihn das Schrillen der eingebauten Gegensprechanlage aus seinen Überlegungen. Im Vorzimmer saß eine frauliche BD-3000 Einheit, die just in diesem Augenblick einen unangemeldeten Besuch des derzeitigen Vorstandsvorsitzenden der „Zaltin Corporation“, Dirium Jace, ankündigte. Unverzüglich schreckte Horatio hoch, ließ seine Hände über die graue Uniform gleiten und gestattet im Anschluss das Eintreten. Die hölzerne Flügeltür öffnete sich kurz darauf wie von Zauberhand und der kräftige Unternehmer trat ein. Man musste kein Experte im Lesen von Mimik oder Gestik sein, um sofort zu erkennen, dass Jace über das normale Maß hinaus aufgeregt war. Fast stolpernd näherte er sich dem Schreibtisch des planetaren Verwalters. Dabei blitzte immer wieder Angst in seinen Augen auf.

Nicht einmal zu einer gewöhnlichen Begrüßung kam der imperiale Adlige, da ihm der Unternehmer augenblicklich – und mit einer gewissen Panik in der tiefen Stimme – ansprach. Er sagte:
„Tot. Alle tot. … Das müssen Sie sich mal vorstellen, Mr Kraym.

„Ich kann Ihnen nicht ganz folgen, Mr Jace, entgegnete der Governor als sich ihm kurzzeitig die (einmalige) Gelegenheit dafür bot. Mit ernster Miene musterte er den Vorstandsvorsitzenden. „Wer ist tot?“

Dirium Jace schluckte, tupfte sich mit einem parfümierten Taschentuch die Schweißperlen von der Stirn und antwortete danach: Cara Beleen, Malando Thi Rhea, Voron Lifex, Orell Drayen und Bria Strax.“ Sein Blick hatte Ähnlichkeiten mit einem verängstigten Garmorrianer. „Irgendjemand hat es auf MEINEN Vorstand und Aufsichtsrat abgesehen!“

Mindestens eine ganze Minute brauchte der Verwalter, um die gerade erhaltenen Informationen im Kopf zu verarbeiten. Derweil sprach der Unternehmer ohne Punkt und Komma weiter, breitete vor Horatio all die Schreckensmeldungen, die er selbst gerade erst erhalten hatte, aus. „Tot im Shuttle gefunden“, „erdrosselt in seinem Bett gefunden“, „Explosion im Zaltin-Komplex“ – die Liste schien lang und grausam zu sein. Während der füllige Mensch aufgeregt im Büro des Governor auf und ab tigerte, den Einsatz der Armee zu seiner eigenen Sicherheit forderte und als möglichen Hintermann immer wieder Eldo Xel Bel, seinen Konkurrenten im Bacta-Geschäft, nannte, dämmerte es Hortatio allmählich. Seine Pläne nahmen Gestalt an. Nire hatte sein Wort gehalten. Klammheimlich hatte er – oder einer seiner dubiosen Kontakte – irgendwelche Kriminelle gefunden, die diesen schmutzigen Job erledigten. Noch in seine eigenen Gedanken versunken, erhob sich der Governor.

Gerade als der Governor etwas sagen wollte, tat sich auf einmal irgendetwas. Erst drang ein äußerst ungewöhnliches Geräusch an seine Ohren, dann riss ihn eine fremde Kraft – samt etlichen Splittern aus Glas – über den massiven Schreibtisch sowie mehrere Meter Boden. Ein anhaltendes Schrillen, das sich in seinen Ohren festgesetzt hatte, machte jeden Gedanken unmöglich. Bloß die stechenden Schmerzen irgendwelcher gebrochenen Knochen registrierte der Adlige. Orientierungslos sah sich Horatio um. Eine rote Flüssigkeit, wahrscheinlich Blut, bemerkte er. Dann wurde ihm immer wieder schwarz vor Augen. Sein Bewusstsein zog sich zurück. Obwohl zwei Männer seiner Leibgarde kurz darauf in das Büro stürmten, bemerkte er sie schon nicht mehr...


[: Polith-System | Thyferra | Xozhixi :||: Regierungsviertel | Gouverneurspalast | Büro :||: Horatio Kraym (bewusstlos), zwei Leibgardisten:]
 
| Polith-System | Thyferra | Lambada Fähre „Taedo“ | Anflug auf Xozhixi Raumhafen | Raul Lopez, Quentin Tempel(Leiter seiner Leibgarde), Sicherheitsleute |

Bald würden sie landen, stellte Raul fest als er den Planten immer näher kommen sah. Sie dürften nicht aufgehalten werden, immerhin reisten sie auf Befehl des Moffs. Die Anspannung in Rauls Körper stieg langsam. Immerhin würde er in wenigen Stunden der zweitmächtigste Mann auf einem der wichtigsten Planeten des Imperiums sein.
Ein beachtlicher Karrieresprung wenn man bedenkt das er vor 3 Tagen noch Legat auf einer unbedeutenden Randwelt des Imperiums war. Zwar hatte er dort gute Arbeit geleistet, der Planet erzielte einen Gewinn von 100 bis 150%, IN DER WOCHE!
Das war alles sein Verdienst gewesen, aber sein Vorgesetzter Governor hatte jahrlang das gesamte Lob für sich eingesackt. Er wurde nie auch nur erwähnt. Und wenn es um Beförderungen ging kam er immer an letzter Stelle.
Doch das war nun vorbei. Er fand es heraus und legte Beschwerde ein. Nicht gegen das Übergangen werden, immerhin entschied der Governor selbst wer befördert wird und wer nicht, sondern gegen den Ideendiebstahl. Das war unrechtens und daher hatte er das Recht Beschwerde einzulegen. Nur ein paar Tage später hatte er einen neuen Vorgesetzten und der war sofort von seiner Arbeit begeistert und schlug ihn für eine Beförderung vor. Nun auf er auf dem Weg nach Thyferra. Um dort Lieutenant Governor zu werden. Als ihm das mitgeteilt wurde war er stolz. Immerhin war es nicht irgendein Plant zu dem versetzt wurde. Und auch sein Vorgesetzter schien nicht so ein Arsch zu sein wie sein letzter.
Horatio Kraym. Seine Akte hatte er mehrmals gelesen. Adliger, gutes Haus, Arbeit sogar auf Coruscant und das nicht gerade schlecht. Von ihm könne er noch was lernen, so hoffte Raul.
Er war zwar intelligent, aber das machte ihn nicht eingebildet. Ehr das Gegenteil war der Fall. Auch sonst war Raul ein bescheidener Mensch. Macht, Geld oder Ruhm interessierte ihn nicht. Natürlich war es ärgerlich wenn man trotz guter Arbeit nicht befördert wird, aber so war es nunmal.
Er wollte dem Imperium dienen, egal auf welcher Position, auch wenn sein Dienst in höheren Positionen natürlich eine größere Hilfe ist.


„Aufgeregt?“ fragte Quentin und riss ihn aus seinen Gedanken.
Sein Sicherheitschef war ein guter Mann. Sieht bedrohlich aus, aber ist ein netter Kerl. Liest gern Bücher und züchtet Blumen. Bei dem Gedanken musste Raul immer mit lächeln anfangen. Ein Imperialer Soldat der doppelt so breit war wie er selbst und passionierter Blumenzüchter. Ein komischer Gedanke.


„Ja, etwas. Aber es wird schon.“ gab Raul zurück. Der große Mann nickte und schien gemerkt zu haben das Raul gerade nicht auf Konversation aus war. Selten war er dies, sofern es nicht was mit seiner Arbeit zu tun hatte. Freunde hatte er nie viel, weder in der Schule, noch im Studium, noch während seiner Legatenzeit.
Quentin war der einzige zu dem er zumindest ein freundschaftliches Verhältnis pflegte. Aber mehr auch nicht.


„In Kürze erreichen wir den Xozhixi Raumhafen. Ein Begrüßungskomitee steht schon bereit. Wir bedanken uns für den Flug.“ knisterte es aus den Lautsprechern.

5 Minuten später waren sie sicher gelandet und alle standen auf. Alle waren Raul, Quentin und 5 weitere Sicherheitsleute in imperialer Uniform. Raul trug einen normalen Anzug. Er hielt nicht viel von Uniformen, er wollte elegant aussehen.
Die Klappe öffnete sich und das Licht drang in den Raum ein. Alle waren kurz geblendet, doch das war schnell vorbei.

„Na dann los.“ sagte Raul in einem leichten Befehlston und stand auf, knöpfte sein Jackett zu, strich die Falten raus und ging nach draußen.

| Polith-System | Thyferra | Lambada Fähre „Taedo“ | Xozhixi Raumhafen | Raul Lopez, Quentin Tempel(Leiter seiner Leibgarde), Sicherheitsleute |
 
Zuletzt bearbeitet:
[Polith-System | Thyferra | Xozhixi | Industriegebiet | Schrottplatz | Schrotthaufen] R5-A6

Genau 72 Stunden lang verharrte Asix geduldig in seinem Versteck. Niemand störte ihn: Während mehrere Halden an anderen Ecken des großen Geländes abtransportiert oder aufgeschüttet wurden, hatte er sich durch Zufall eine Stelle ausgesucht, an der in dieser Zeit nicht gearbeitet wurde. Ungeduld oder Langeweile verspürte er kaum. Noch länger konnte er aber nicht warten, da er sonst Gefahr lief, dass seine Energiezellen sich erschöpften und er wirklich den ihn umgebenden Schrott auf seinem Weg ins Recycling begleitete - eine Vorstellung, die ihm beträchtliche Angst machte. Ein Selbsterhaltungstrieb war Grundbestandteil aller Droiden, um zu verhindern, dass sie sich unnötig in Gefahr begaben; durch seinen defekten Kreativitätsdämpfer und die voranschreitende Persönlichkeitsentwicklung hatte dieser Trieb bei ihm jedoch noch stärkere Ausmaße angenommen. So stark, dass er ohne Weiteres bereit war, andere Teile seiner Basisprogrammierung zu ignorieren, um zu überleben. Und weit mehr als stark genug, um sich lieber der Gefahr einer Entdeckung und Gefangennahme auszusetzen, als im Schmelzofen eines Stahlwerks zu enden.

Diesmal griff er nicht zu einer List, um sich durch den Eingang zu schleichen. Stattdessen schnitt er sich einfach einen Weg durch den Zaun. Falls dabei ein Alarm ausgelöst wurde, dann jedenfalls nur stumm. Aber selbst wenn jemand alarmiert worden war, würde man ihn hier nicht entdecken, denn der Astromech hatte keinen Grund, länger hierzubleiben. Eilig rollte er in die nächste Gasse und verschwand um mehrere Ecken. Erneut verschand er in den Straßen Xozhixis und profitierte von seiner Unauffälligkeit.

Diese war nach wie vor vorhanden, wie er aus den spärlichen Reaktionen der Menschen und Vratix schließen konnte. Offenbar hatte niemand zur öffentlichen Hexenjagd nach Astromechdroiden aufgerufen. Ob die Sicherheitskräfte aber nach wie vor nach Seinesgleichen die Augen offenhielten, konnte er nicht beurteilen. Um kein Risiko einzugehen, versuchte er daher öffentliche Plätze zu meiden. Auf Schleichwegen durchquerte er die Stadt, ließ das Industriegebiet mit dem Schrottplatz weit hinter sich und näherte sich langsam wieder dem Raumhafen. Denn es war an der Zeit, Thyferra zu verlassen.

Vorausgesetzt, er hatte die versprochene Bezahlung erhalten. Als die Dämmerung hereinbrach, koppelte er sich an den Geldautomaten eines lokalen Bankhauses an und checkte seinen Kontostand. Wie versprochen, war der vereinbarte Restbetrag von 2.700 Credits kaum zwei Stunden nach dem erfolgreichen Attentat überwiesen worden. Da er von seiner Anzahlung nur so viel verbraucht hatte, wie seine Fahrt nach Xucphra City gekostet hatte, hatte er nun knapp 3.000 Credits zur Verfügung und war damit wieder für eine ganze Weile flüssig. Er konnte sich nun den Unterhalt seines Jägers, der Dead Toad, wieder leisten, und sich auch um sich selbst kümmern. Nach dem Mord und dem Aufenthalt auf dem Schrottplatz war eine gründliche Reinigung vonnöten, außerdem musste er checken lassen, ob das feuchtheiße Klima Thyferras seiner Mechanik und Elektronik geschadet hatte. Die R5-Serie war nicht für ihre einwandfreie Verarbeitung bekannt, so dass er nicht vorsichtig genug sein konnte. Aber das würde er trotzdem nicht mehr auf diesem Planeten durchführen lassen. Er wollte so rasch wie möglich abreisen.

Schon am nächsten Morgen flog ein Tankschiff, beladen mit vielen tausend Kubikmetern vom Öl einer einheimischen Pflanze, die Rimma Trade Route entlang. An Bord befand sich der erfolgreiche Söldner und Kopfgeldjäger. Er hatte sich auf ähnliche Weise auf das Schiff geschlichen wie auch auf den Transporter, der ihn nach Thyferra gebracht hatte. Nach erfolgreichem Abschluss des Geschäfts konzentrierte er sich nun wieder auf das ursprüngliche Ziel. Sein Sternenjäger der Klasse N-1 erwartete ihn auf Kinyen.


[Polith-System | Hyperraum nach Kinyen | Öltankschiff] R5-A6
 
:: Polith-System :: Thyferra :: Xozhixi :: Raumhafen :: sicherer Beobachtungsraum :: Legat Sally Terrik, ein Sturmtruppenoffizier und acht Truppler ::​

Obwohl sie hinter einer dicken Scheibe aus Transparistahl stand und zudem als Gesellschaft einen achtköpfigen Trupp weißgepanzerter Sturmtruppen hatte, spürte Sally Terrik stets ein unbehagliches Gefühl in der Magengegend. Seitdem man vor drei Tagen auf ihren Vorgesetzten, Governor Horatio Kraym, beinah erfolgreich einen Anschlag verübt hatte, hatte sie die Befürchtung ebenso das Opfer irgendwelcher Terroristen zu werden. Unsicher schob sich die uniformierte Coruscanti eine brünette Strähne hinter das rechte Ohr, während in der Landebucht zur selben Zeit ein Lambda-Shuttle ganz vorsichtig aufsetzte. 'Die Unterstützung ist da...', bemerkte die hübsche Verwalterin trocken und ein Hauch Sarkasmus in der imaginären Stimme ließ sich dabei nicht verhindern.

Neben ihr räusperte sich auf einmal ein muskulöser Lieutenant, der aufgrund seiner pechschwarzen Uniform offensichtlich zum Sturmtruppenkorps gehörte.
„Ma'am, ich schicke nun Trupp Besh in die Bucht.“

Ein Handzeichen reichte offenbar aus damit der anwesende Unteroffizier dieser furchteinflößenden Elitesoldaten, der eine blutrote Schulterplatte trug, den notwendigen Befehl über das in seinen Helm eingebaute Com-Link zu erteilen. Sofort öffnete sich ein Zugang zur entsprechenden Bucht und ein zweiter Trupp trat ein. Jeweils mit einem E-11 Blastergewehr bewaffnet gingen die acht Soldaten in aller Ruhe auf das wartende Shuttle zu. Äußerst selbstsicher wirkten diese bulligen Männer – wobei deren anonymisierenden Rüstungen diesen Effekt noch verstärkten. Unter anderen Umständen hätte Legat Terrik diese „Begrüßung“ als vollkommen überzogen empfunden, aber die Anschläge auf die Führungsebene der Zaltin Corporation, die man selbst im HoloNet thematisiert hatte, hatte Thyferra aus seiner friedlichen Idylle gerissen. Sicherheit stand nun an höchster Stelle.

„Ihre Männer sollen ihre gute Kinderstube trotzdem nicht vergessen, Lieutenant“, ermahnte sie trotz allem den anwesenden Sturmtruppenoffizier als sieben Passagiere das Shuttle verließen. „Immerhin handelt es sich hier um den künftigen Lieutenant Governor.“

Derweil die Sturmtruppen das Begrüßungskomitee spielten, sah die Coruscanti noch einmal auf ihr Datapad, das einige Angaben über „Raul Lopez“ anzeigte. Dessen Vita war bis auf einen Punkt sehr gewöhnlich für einen aufstrebenden Verwalter. Gute Noten und Zeugnisse, äußerst loyal gegenüber dem Galaktischen Imperium und zudem kein Dummkopf. Höchstens seine Herkunft hatte für Sally Terrik einen leichten Beigeschmack: Nar Shaddaa, der berüchtigte Schmugglermond. Zwangsläufig musste sie sich fragen, ob ihr Vorgesetzter, der aufgrund seiner adligen Abstammung stets schlecht über den (kriminellen) „Abschaum“ sprach, wirklich mit so einer Person würde zusammenarbeiten können. Horatio Kraym machte in der Öffentlichkeit zwar einen äußerst diplomatischen Eindruck, aber dieser Mann würde ihn – schon allein wegen seiner Position innerhalb der hiesigen Verwaltung – näher kennenlernen müssen. Des Weiteren stellte sie sich noch eine Frage: Könnte der Lieutenant Governor ihrem (illegalen) Unternehmen gefährlich werden?

In der Landebucht schien die Begrüßung ohne Probleme abzulaufen. Raul Lopez und dessen sechs Begleiter zeigten kein Gebaren, das auf offensichtlichen Widerstand hindeutete. 'Wahrscheinlich hat der Sergeant ausnahmsweise mal seinen Kopf benutzt und die Situation erklärt', mutmaßte die Legat und gab dem anwesenden Lieutenant ein weiteres Zeichen. Gemeinsam mit den acht Soldaten, die man zu ihrer unmittelbaren Sicherheit abgestellt hatte, verließ die Verwalterin und der Offizier den Raum. Sally Terrik wollte dem (vorgesetzten) Kollegen ein bisschen entgegen gehen. Zudem konnte sie so vielleicht etwas von ihrem unbehaglichen Gefühl ablenken. Die junge Menschenfrau straffte noch im Gehen ihre graue Uniform. Kurz darauf kam ihr der Lieutenant Governor samt Begleitung entgegen. Erst jetzt bemerkte sie, dass der Mann, der gut zehn Jahre älter war, statt seiner Uniform einen eleganten Anzug trug. Sie verneigte sich leicht als Mr Lopez gegenüber stand.


„Lieutenant Governor, im Namen von Governor Kraym und der planetaren Regierung heiße ich Sie auf Thyferra Willkommen“, begrüßte sie den Verwalter mit wohlklingender Stimme. „Ich hoffe Sie hatten bisher eine angenehme Reise und selbst die Umstände, die wir wegen des von der örtlichen Regierung verhangenen Ausnahmezustandes, trüben Ihren ersten Eindruck nicht.“ Einen Blick, der entschuldigend wirken sollte, legte sie bei diesen Worten bewusst auf. „Wir nehmen diese Lage sehr ernst, Sir. Niemand scherzt mit dem Terrorismus...“

:: Polith-System :: Thyferra :: Xozhixi :: Raumhafen :: Gang :: Legat Sally Terrik, ein Sturmtruppenoffizier, acht Truppler sowie Lieutenant Governor Raul Lopez, dessen Begleitung (darunter Quentin) und weitere acht Truppler ::
 
| Polith-System | Thyferra | Lambada Fähre „Taedo“ | Xozhixi Raumhafen | Raul Lopez, Quentin Tempel(Leiter seiner Leibgarde), Sicherheitsleute |

Raul und seine Begleiter verließen die Fähre und betraten das Dock. Es war komischerweise keiner da. Kein Begrüßungskomitee. Sie hatten zwar von der Anschlagswelle gehört, aber das nicht mal Zeit und Männer da waren den kommenden Lieutenant Governor zu begrüßen hielt er schon für etwas dreist. Auch wenn er sich selbst nicht viel aus solchen Begrüßungen machte, war es doch ein Symbol der Höfflichkeit.
Doch als er gerade in das Cockpit der Fähre gehen wollte um den Governorspalast anzufunken sprach Quentin ihn an.


„Boss. Da vorne.“ sagte er und wies mit seiner Hand in Richtung Dockeingang.

Es nährten sich einige Sturmtruppler, sie hielten vor Raul und seinem Trupp an. Ein Unteroffizier trat vor.
„Lieutenant Governor Lopez?! Ich hoffe sie entschuldigen den fehlenden Prunk bei ihrer Begrüßung. Sie haben sicher von den hiesigen Problemen gehört.“ Raul nickte und der Mann sprach weiter „Legatin Sally Terrik erwartet sie am Dockeingang.“

Sie verließen das Dock und trafen wenig später auf die Legatin und ihren Trupp.
Die Frau verneigte sich leicht und sprach
„Lieutenant Governor, im Namen von Governor Kraym und der planetaren Regierung heiße ich Sie auf Thyferra Willkommen. Ich hoffe Sie hatten bisher eine angenehme Reise und selbst die Umstände, die wir wegen des von der örtlichen Regierung verhangenen Ausnahmezustandes, trüben Ihren ersten Eindruck nicht. Wir nehmen diese Lage sehr ernst, Sir. Niemand scherzt mit dem Terrorismus...“

Der Lieutenant Governor erwiderte die Verbeugung. „Ja der Flug war angenehm, danke der Nachfrage. Wir haben bereits von den Anschlägen gehört. Schlimm sowas. Es ist nur legitim das die Aufklärung dieser Verbrechen höchste Priorität hat. Die Hintermänner dieser Taten sollten so schnell wie möglich gefunden und gemäß dem imperialen Gesetz zur Rechenschaft gezogen werden.“ gab Raul zurück.
„Ich hoffe dennoch das ich so schnell wie möglich über alle Vorkommnisse umfassend aufgeklärt werde. Desweiteren würde ich gern wissen wie es Governor Kraym geht.
Ich würde nur ungern mit der Arbeit beginnen bevor ich nicht meinen Vorgesetzten kennengelernt habe.“

Raul wollte so wenig Zeit wie möglich verlieren um endlich mit der Arbeit anzufangen. Er war kein Mann für die Öffentlichkeit. Um genauer zu sein waren ihm öffentliche Auftritte ehr unangenehm.
„Würden sie bitte auch so freundlich sein mein Gepäck und das meiner Begleiter in meine hiesige Unterkunft bringen zu lassen?“ fügte er rasch noch hinzu in einem freundlichem Tonfall.

| Polith-System | Thyferra | Xozhixi | Raumhafen | Gang | Legat Sally Terrik, ein Sturmtruppenoffizier, acht Truppler sowie Lieutenant Governor Raul Lopez, dessen Begleitung (darunter Quentin) und weitere acht Truppler |
 
:: Polith-System :: Thyferra :: Xozhixi :: Raumhafen :: Gang :: Legat Sally Terrik, ein Sturmtruppenoffizier, acht Truppler sowie Lieutenant Governor Raul Lopez, dessen Begleitung (darunter Quentin) und weitere acht Truppler ::

Es entsprach nicht wirklich der gewohnten Norm, dass man einen ranghöheren Verwalter einfach in einem Raumhafenkorridor – kurz hinter der genutzten Landebucht – empfing, aber im Moment war das übliche Protokoll für Sally Terrik nicht allzu sehr von Bedeutung. Immerhin hatte eine äußerst blutige Mord- und Terrorserie erst vor drei Tagen ganz Thyferra völlig erschüttert, weshalb man nun die Sicherheit, die ständig vom Galaktischen Imperium proklamiert wurde, in allen Bereichen noch mehr durchsetzen wollte. Erhöhte Standards zum Schutz der imperialer Bürger – und vor allem das schnelle Wiedererlangen der herkömmlichen Kontrolle – waren seitdem die grundlegende Maxime der handelnden Behörden und musste zwangsläufig zu etlichen Einschränkungen sowie vereinzelt zu Verlusten diverser Privilegien führen. Jedoch war die thyferrianische Gesellschaft noch nicht an diesem Punkt angekommen. Sie war noch am Anfang.


„Ihr Verständnis für unsere Lage ehrt Sie, Sir“, sagte die brünette Legatin erleichtert, während man gemeinsam mit den beiden Trupps der weißgepanzerten Elitesoldaten sowie Lopez' sechs Gardisten durch den leeren Korridor schritt.

Raul Lopez, dem man seine „niedere“ Herkunft nicht ansah, machte so langsam einen kompetenten Eindruck auf die hübsche Coruscanti. Schon innerhalb der ersten Minuten hatte sich der Lieutenant Governor äußerst souverän gegenüber ihr verhalten. Weder pochte er cholerisch auf die Privilegien, die ihm gemäß seiner künftigen Position zustanden, noch hatte er versucht öffentlich irgendeine Art von Inkompetenz in ihr Verhalten zu interpretieren und so ihren Respekt vor den anderen Männern zu untergraben. Dennoch musste sie sich eingestehen, dass sein glühender Pflichteifer, sollte er sich nicht irgendwie abschalten lassen, eventuell für die Pläne, die Horatio Kraym insgeheim gesponnen hat, gefährlich werden könnte. In Gedanken notierte sie sich, dass sie dem Governor so schnell wie möglich eine Einschätzung über den neuen Stellvertreter zu kommen lassen musste – natürlich hier und da mit ihrer eigenen Meinung garniert.


„Im Speeder, der Sie direkt zum 'Capital Hospital' bringen soll, wartet schon ein Clerk auf Sie, der Sie kurz auf den neusten Stand bringen wird“, erklärte Sally Terrik in aller Ruhe. „Zudem hat man Ihr Büro – sowie das dazugehörige Personal – im Gouverneurspalast schon vorbereitet. Sie können also sofort anfangen.“ Flüchtig schenkte sie dem Menschen, der tatsächlich im Hutt-Raum geboren und aufgewachsen war, ein schmales Lächeln. „Natürlich stehe ich Ihnen bei Fragen genauso wie für Governor Kraym zur Verfügung, Sir. … Gerade weil diese scheußlichen Anschläge überwiegend die Zaltin Corporation – und damit mein Aufgabenfeld – getroffen haben.“

Beiläufig schob sie sich eine brünette Strähne hinter das linke Ohr. Wollte der Lieutenant Governor in diesem Moment noch mehr wissen oder reichten ihm diese „Informationshäppchen“? Sicher war sich die Legatin nicht, aber sehr viel mehr Zeit blieb ihr nicht, da man just in diesem Augenblick an die frische Luft trat. Der gewohnte Straßenlärm, der in Metropolen wie Xozhixi nie aufhörte, ergriff sie auf der Stelle. Obwohl die Stadt theoretisch trauerte, ging das Leben für die Bürger unvermittelt weiter. Sally Terrik wies mit einer schlichten Geste auf den wartenden Speeder. Zwei Sturmtruppen mit jeweils einem 74 Z-Speederbike sowie zwei Patrouillengleiter der planetaren Sicherheitskräfte umrahmten das gepanzerte Gefährt, das Raul Lopez zum Capital Hospital bringen sollte.

„Sie können gern Ihr Gepäck hierlassen, Sir“, fuhr die Coruscanti im wohlklingenden Tonfall fort. „Ich werde mich höchstpersönlich darum kümmern, dass man es zu Ihrem künftigen Appartement bringen wird.“ Danach warf sie einen Blick auf Lopez' Leibgarde. „Zudem ist es Ihnen gestattet für den Krankenhausbesuch drei Personen als eigenen Schutz ins Gebäude mitzunehmen. Man bewacht den Governor zwar rund um die Uhr, aber für den Fall der Fälle dürfte zur Zeit wohl jede helfende Hände gebraucht werden, um weitere Opfer zu vermeiden.“

:: Polith-System :: Thyferra :: Xozhixi :: vor dem Raumhafen :: Legat Sally Terrik, ein Sturmtruppenoffizier, acht Truppler sowie Lieutenant Governor Raul Lopez, dessen Begleitung (darunter Quentin) und weitere acht Truppler ::​
 
| Polith-System | Thyferra | Xozhixi | Raumhafen | Gang | Legat Sally Terrik, ein Sturmtruppenoffizier, acht Truppler sowie Lieutenant Governor Raul Lopez, dessen Begleitung (darunter Quentin) und weitere acht Truppler |

Raul hörte der brünetten Coruscanti aufmerksam zu und speicherte alle Informationshäppchen schon einmal. Eigentlich war ihm das zu wenig, aber er konnte sich vorstellen das die Dame unter großen Druck stand, daher wollte er sie nicht zu lange belästigen.

„Danke für den kurzen Überblick.“ sagte er freundlich und wandte sich an Quentin. „Quentin such die 2 Männer aus die mit mit kommen. Der Rest soll schon mal in mein Quartier gehen und dort warten.“

„Jawohl!“ bekam man als Antwort zu hören. „Sir, es wäre mir dennoch etwas lieber wenn ich Jay...“ er wies mit seiner Hand auf einen seiner Männer. „...in euer Büro schicken dürfte damit er dort kurz alles durchsucht.“

Quentin gehörte immer zu der vorsichtigen Sorte Soldaten. Immer überprüfte er lieber alles doppelt oder dreifach, was Raul auch verstehen konnte. Besonders in dieser Situation. Dennoch wollte er die Kompetenz der Legatin oder ihres Personals nicht untergraben, daher versuchte er die Sache diplomatisch zu lösen.

„Immer auf der Hut, was Quentin?“ sagte er lachend und wandte sich an die Legatin „Legatin Terrik, ich würde ihnen gern meinen Sicherheitschef Quentin Temple vorstellen. Er ist einer der vorsichtigen Sorte wie sie vielleicht gehört haben.“ Er lächelte die Dame freundlich an und fuhr fort „ich bin zwar der Meinung das ihr Personal aufmerksam ist, aber um meinem Freund hier diese Kompetenz zu zeigen wäre es doch sicher kein Problem wenn sich einer meiner Männer kurz in meinen Büro umsehen dürfte, oder?“

Währenddessen hatte der ehemalige Soldat seine Männer aufgeteilt und war zum Abmarsch bereit.
Raul wartete noch die Antworte der Legatin ab und verabschiedete sich freundlich von ihr und dankte ihr nochmal für den trotz der Umstände freundlichen Empfang, was er auch keinesfalls abfällig meinte. Raul war schon immer der Meinung das man seinen “Untergebenen“ immer Respekt entgegenbringen sollte und das die Situation angespannt war konnte er sehen.
Er stieg mit Quentin und 2 weiteren Männern seiner Garde in den Speeder ein und sie flogen los.


Eine knappe viertel Stunde und ein ziemlich ermüdendes Gespräch, oder besser einem ziemlich ermüdenden Votrag späte erreichten sie das Krankenhaus.
Der Schreiber ratterte alle Informationen mit einer langweiligen Stimme herunter sodass es dem Lieutenant Governor schwer fiel aufmerksam zuzuhören. Er merkte sich auch nicht alles und so sagte dem Mann er solle ein Datapad mit allen Infos in sein Büro schicken lassen.
Das Krankenhaus war bewacht und zwar gut. Mehrere Soldaten und sogar Sturmtruppler standen an dein Eigängen und kontrollierten der rein wollte. Raul zeigte seinen Ausweis und wurde reingelassen. Er fragte eine Schwester nach dem Zimmer des Governor und begab sich dorthin.


Das Stockwerk in dem das Zimmer war war vollkommen leer, bis auf Soldaten und Sturmtruppler. Als er den Fahrstuhl verließ wurde er erst aufgehalten, aber sein Ausweis regelte auch das Problem. Er wurde zum Zimmer geleitet und betrat dies allein. Der Governor lag im Bett und schien keine größeren Wunden mehr aufzuweisen. Wahrscheinlich wurde er in einem Bactatank behandelt.
Raul räusperte sich und der Mann drehte seinen Kopf zu ihm hin.

Governor Kraym?! Ich bin Raul Lopez.“ er verneigte sich höflichst „Ich bin ihr neuer Lieutenant Governor. Es ist mir eine große Ehre sie kennen zu lernen.“ Raul merkte die Anspannung in ihm. Der Mann der vor ihm lag war der mächtigste Mann des Planeten und sein Vorgesetzter. Er war mehr als nur angespannt. Er atmete nochmal tief durch und fuhr fort „Es hat mich sehr betrübt von den Anschlägen hier auf Thyferra zu hören und das sogar einer auf sie verübt wurde ist einfach schrecklich. Ihre Leute leisten bereits eine gute Arbeit auf der Suche nach den Tätern, sie werden bestimmt bald gefunden sein.“

|Polith System | Thyferra | Xozhixi | Capital Hospital | Lietenant Governor Raul Lopez, Governor Horatio Kraym I.
 
[: Polith-System | Thyferra | Xozhixi :||: Stadtzentrum | „Capital Hospital“ | Krankenzimmer :||: Horatio Kraym :]

Der penetrante Geruch von Bacta klebte an ihm und feuerte so seinen lodernden Zorn immer wieder an. Erst vor gut einer halben Stunde hatte der planetare Verwalter den Dämmerzustand überwunden, den allerhand Medikamente bei Menschen unweigerlich auslösten. Unwirsch schaute er sich in dem Krankenzimmer um. Bis auf Liam Blaise, den Kommandanten seiner Leibgarde, Legat Sally Terrik, den Chefarzt des „Capital Hospital“ sowie einer äußerst hübschen Krankenschwester hatte er bisher mit niemanden, der von außerhalb kommt, Kontakt aufnehmen können. Er war isoliert – und genau diesen Umstand hasste er. Immerhin hatte er zur Zeit eine aufwendige Intrige gegen Sector Adjutant Olan Semur, seinen ranghöheren Widersacher, am Laufen. Irgendeine „Auszeit“ konnte er sich nicht genehmigen, da sich all seine Pläne noch in einem sehr frühen Stadium befanden.

Begleitet von einem Ächzen erhob sich der Adlige. Dabei schien er irgendwelche Sensoren aktiviert zu haben, denn kurz darauf bewegte sich – wie von Geisterhand – das Kopfende seines Bettes. Eine eingebaute Apparatur schien das Bett auf die Bedürfnisse des Patienten abzustimmen. Wenn er sich erhob, dann folgte beispielsweise das Kopfende um weiterhin eine sehr komfortable Sitzposition zu ermöglichen. Gedemütigt fühlte sich der Governor. Welcher Idiot hatte sich dafür entschieden, dass er Dirium Jace, das eigentliche Opfer des Anschlags, in seinem Büro töten wollte? Er musste diesen Kerl unbedingt finden – und für seine Tat qualvoll bestrafen. Ungewollt kamen Mordgelüste in ihm auf. Leiden, ja leiden sollte der Schwachkopf, der für seinen „Unfall“ Schuld war. Für einen kurzen Moment funkelten seine braunen Augen.

Just in diesem Augenblick trat Liam Blaise in das geräumige Einzelzimmer ein. Seit dem Anschlag, der vor drei Tagen nicht nur das Leben des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der berühmten Zaltin Corporation gekostet hatte, sondern auch ihn, Horatio Kraym I., in diese leidige Lage gebracht hatte, hatte der tyhferrianische Veteran eine mürrische Miene aufgesetzt. Erfahren hatte der Adlige dieses kleine Detail durch die plaudernde Art der Krankenschwester. Sie hatte ihn – natürlich vollkommen ungewollt – darüber informiert. Zu erst hatte sich der planetare Verwalter selbstverständlich gefragt, ob nicht der vorherige Kommandant seiner persönlichen Leibgarde, der Kuati Teyam Hakuun, eine bessere Sicherheitsarbeit abgeliefert hätte als dieser leicht ergraute Ex-Offizier. Schließlich hatte ihn nicht einmal die größte Terrorserie Coruscants erwischt, die letztendlich in der imperialen Operation „Sleeping Kath hounds“ gemündet hatte. Dennoch beschlich den Governor allmählich das Gefühl, dass ihm vielleicht seine jetzige Lage eventuell doch mehr nützen könnte. Immerhin gab er dieser Mord- und Terrorserie ein (unschuldiges) Gesicht.

Nach einem zackigen Salut setzte der Thyferrianer zum Sprechen an:
„Sir...“

Blaise, verschwenden Sie meine Zeit nicht mit irgendwelchen unnützen Entschuldigungen“, fiel ihm Horatio sofort mit schroffer Stimme ins Wort. Unter leisem Ächzen rappelte er sich in dem Bett erneut ein kleines Bisschen auf. „Gut achtundvierzig Stunden habe ich tatenlos in einem Bacta-Tank verbracht – das sollte als Verschwendung reichen... Also. Was wollen Sie?“

Eigentlich war in der kompletten Galaxie eine Bacta-Behandlung von maximal zwei Standardtagen eine äußerst kurze Zeitspanne. Es glich einem seltenen Wunder. Denn nur eine kaum wahrnehmbare Minderheit des tagtäglich produzierten Bactas erreichte die hochwertigste Güteklasse, die solch eine herausragende Leistung wirklich vollbringen konnte. Neben den thyferrianischen Krankenhäusern, denen man diesen Luxus zugestand, erhielten bloß ein paar Krankenhäuser auf Bastion, Fondor und Kuat – sowie einst Corellia – diese Produktklasse. Der Rest der Galaxie musste sich mit einfacherer Kost zufrieden geben. Durch seine Position als planetarer Verwalter war Horatio also in den Genuss dieser Seltenheit gekommen. Trotzdem konnte er sich nicht darüber freuen. Zwar waren die leichten Verbrennungen, die er am Körper gehabt hatte, inzwischen verschwunden und aufgrund des Bactas waren seine Brüche weites gehend geheilt, aber Pflaster, Verbände und etwas Gips musste er trotz allem tragen. In seinem Zustand durfte er, laut ärztlicher Anordnung, nicht einmal seiner regulären Tätigkeit, der Verwaltung Thyferras, nachgehen – ein Umstand, der ihm nicht gefiel.

Kurz kratzte sich der Veteran verlegen am Nacken.
„Legat Terrik meldete uns vor ein paar Minuten die Ankunft Ihres Stellvertreters, Lieutenant Governor Lopez. Er ist auf dem Weg hierher.“

Der „Emporkömmling“ – Unwillkürlich leuchtete dieser Gedanke in seinem Bewusstsein auf. Trotz lautstarken Protesten seiner behandelnden Ärzte hatte sich der adlige Governor gleich nachdem man ihn endlich aus dem Bacta-Tank geholt hatte, über sämtliche Ereignisse der letzten Tage informieren lassen. Dabei hatte ihn Sally Terrik, seine brünette Protegé, unter anderem auch über die Handlung unterrichten müssen, die Semur und Barnip kurz nach dem Anschlag initiiert hatten. Da mit einem Schlag Horatio außer Gefecht gesetzt war – und man bei der aktuellen Lage nur äußerst ungern alle Macht in die Hände der planetaren Regierung legen wollte –, hatte man einen eifrigen Verwalter aus dem Outer-Rim nach Thyferra bestellt. In diesem Fall Raul Lopez, ein kaum unbeschriebenes Blatt von Nar Shaddaa. So war neben dem unfreiwilligen Krankenhausaufenthalt noch eine Komponente ins „Spiel“ gekommen, die die Pläne des Adligen problemlos vereiteln konnten. Säuerlich verzog er das Gesicht. Hatte er nicht erst gestern davon erfahren? Wieso war dieser Lieutenant Governor bloß so schnell? Musste Horatio am Ende mit noch einem Widersacher rechnen?

„Besetzen Sie die Wachposten lieber mit frischen Kräften, Blaise, wies der Verwalter an. „Ebenso soll man diesen Kerl ordentlich kontrollieren...“

Im Grunde zeigte der leicht ergraute Ex-Offizier selten eine überraschte Miene, aber dieses Mal war er ohne Zweifel verblüfft. „Sir, dem Lieutenant Governor dürften Sie trauen. Was hätte er davon Sie erneut in ein Attentat zu verwickeln?“

Kurzzeitig fragte sich Horatio, ob solche Dinge wie Machtspiele, Intrigen und faule Bündnisse beim Militär tatsächlich unbekannt waren. Verhielten sie sich Offiziere wirklich immer ehrenhaft – oder dominierte diese naive Illusion bloß deren komplettes Bewusstsein. Irgendwie tendierte der Adlige eher zur zweiten Antwortmöglichkeit. Im Endeffekt bewies ihm Liam Blaise damit lediglich wieder, dass die Streitkräfte nur als dumpfe „Handlanger der Politik“ dienlich waren und man am Ende das Emporkommen eines nächsten Nereus Kratas lieber verhindern sollte. Schließlich konnte die Politik nicht verantworten, dass das Galaktische Imperium – sollte ein schwacher Imperator auf dem Thron sitzen – von einem einfachen Schergen regiert wurde. Mit einer schlichten Handbewegung entließ der adlige Governor den Thyferrianer. Ein paar Minuten Ruhe würde er gut gebrauchen können, um für das Gespräch mit dem neuen Stellvertreter genügend Kraft sammeln zu können.

Sein Auftreten verschleierte gut die gewöhnliche Herkunft. Raul Lopez schien über die vielen Jahre im Dienste der Imperialen Verwaltung das gewünschte Erscheinungsbild der ehrbaren Verwalter perfekt adaptiert zu haben. In Gedanken musste der Adlige schon einmal seiner neuen rechten Hand unwillkürlich seine Hochachtung zollen. Jedoch störte sich gleichzeitig irgendein Teil in ihm daran, da sich, seiner Auffassung nach, Emporkömmlinge immer so verhielten. Automatisch stellte sich für ihn die Frage wie der planetare Verwalter mit dem Lieutenant Governor umgehen sollte. Sollte er ihn wirklich wie einen gleichwertigen Kollegen behandeln? Oder gehörten die Leute, die aus dem Schmutz kamen, einfach weiterhin in den Schmutz? Aufmerksam musterte er den anderen Menschen. Beiläufig kam ihm sogar folgende (unerhörte) Frage in den Sinn: Wie viel Nar Shaddaa steckt wohl in dir?


Es war Lieutenant Governor Lopez, der zu erst sein Schweigen brach und ihn ansprach, während er sich höflich verbeugte: „Governor Kraym, ich bin Raul Lopez. Ich bin Ihr neuer Lieutenant Governor. Es ist mir eine große Ehre Sie kennen zu lernen.“

„Die Ehre ist auf meiner Seite, Mr Lopez, entgegnete der Governor und deutete dabei ein Lächeln an, weil er erst einmal den neuen Stellvertreter besser einschätzen wollte.

Unbeirrt sprach der Mann, der statt der üblichen Uniform einen recht eleganten Anzug trug, weiter:
„Es hat mich sehr betrübt von den Anschlägen hier auf Thyferra zu hören und das sogar einer auf Sie verübt wurde ist einfach schrecklich. Ihre Leute leisten bereits eine gute Arbeit auf der Suche nach den Tätern, sie werden bestimmt bald gefunden sein.“

„Nun. Das möchte ich hoffen“, sagte Horatio ruhig. „Jedoch erweisen sich solche Projekte, die ohne einen koordinierenden Kopf arbeiten, als todsicherer Reinfall – diese Erfahrung habe ich jedenfalls im Laufe meiner Karriere das eine oder andere Mal machen müssen.“ Mit ernsten Blick musterte er noch immer den Lieutenant Governor. „Doch zum Glück sind Sie, als mein Stellvertreter, nun vor Ort und können sich all der Geschäfte annehmen, die ich aufgrund meines Krankenhausaufenthalts nicht erledigen kann.“

Beim Sprechen war ihm der Einfall gekommen. Um Lopez' Charakter endgültig zu testen, würde er insbesondere ihn mit der Aufklärung der Mord- und Terrorserie betrauen. Zum einen konnte Horatio ihm so „Macht“ vorgaukeln, zum anderen würden tägliche Berichte zeigen wie er sowohl dachte als auch agierte. Seiner Meinung nach konnte der Ausbau des Museums für thyferrianische-imperiale Geschichte warten. Oberste Priorität der imperialen Politik war stets eine absolut stabile Kontrolle aller Mitgliedswelten. Denn nur so konnte der Imperator seine Macht aufrecht erhalten. Zudem ließ man so der Rebellion keinen Nährboden für ihre kruden Ideen. Selbstverständlich hatte diese Serie an Gewalt und Terror in Wahrheit ihren Ursprung in der Intrige des adligen Governors gegen den amtierenden Sector Adjutant. Jedoch konnte man in solchen Fällen immer davon ausgehen, dass im Geheimen eine andere Partei ebenfalls davon profitieren wollte – und genau das musste verhindert werden!

„Mr Lopez, Sie müssen sich selbstverständlich nicht beeilen“, fuhr der Verwalter fort. „Gönnen Sie sich heute die nötige Ruhe nach dem langen Flug und beraumen Sie morgen ein Treffen mit meinen Beratern, die nun auch Ihre sind, sowie dem Chef der planetaren Sicherheit ein. Ich denke, Sie als Kopf der ganzen Operation können mehr bewirken als irgendwelche Militärs. Meinen Sie nicht auch?“

[: Polith-System | Thyferra | Xozhixi :||: Stadtzentrum | „Capital Hospital“ | Krankenzimmer :||: Horatio Kraym und Raul Lopez :]
 
|Polith System | Thyferra | Xozhixi | Capital Hospital | Lieutenant Governor Raul Lopez, Governor Horatio Kraym I. |


Trotz seiner “gebrechlichen“ Lage strahlte Horatio Kraym Selbstsicherheit und Respekt aus. Selten wenn man bedenkt das der Mann vor 48 Stunden einen Bombenangriff überlebt hatte.
Raul kam nicht darum herum zu bemerken das der Mann ihn musterte, ob es ehr unbewusst oder nicht passierte interessierte ihn nicht. Er nahm es dem Governor nicht übel. Nicht gerade selten wurden der Governor von seinem Lieutenant Governor verraten, ermordet oder hintergangen.
Raul hielt von solchen Sachen wenig, es schadete dem Imperium wenn sich die Verwalter gegenseitig bekämpften anstatt sich zu helfen.


„Auch wenn ich vom Rang nach ihr Stellvertreter bin fehlt mir noch so einiges um dieses Posten auszufüllen. Besonders was die internen Vorgänge der Regierung betrifft ist es ein großer Sprung vom Outer Rim nach Thyferra, daher denke ich das es im ihrem und meinem Interesse ist wenn ihre Legatin vorübergehend den Großteil der Arbeit übernimmt. Sie scheint auf mich einen sehr kompetenten Eindruck zu machen und ist mit allen Vorgängen besser vertraut als ich momentan. Das Einarbeiten wird bestimmt eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen, Zeit, die wir, auch in Anbetracht der aktuellen Lage, nicht haben.
Dennoch werde ich mich den Ermittlungsarbeiten annehmen.“ Raul
machte eine kurze Pause und atmete durch „Entschuldigen sie meinen Redeschwall, ich bin etwas aufgeregt und nervös.“ Er lächelte etwas verlegen und versuchte jetzt ganz galant zum Ende zu kommen. „Ich gehe doch korrekt in der Annahme das sie über meine Arbeit und die ihrer Berater informiert werden möchten? Gibt es denn schon einen Termin wann sie das Krankenhaus verlassen können?“

|Polith System | Thyferra | Xozhixi | Capital Hospital | Lieutenant Governor Raul Lopez, Governor Horatio Kraym I. |
 
[: Polith-System | Thyferra | Xozhixi :||: Stadtzentrum | „Capital Hospital“ | Krankenzimmer :||: Horatio Kraym und Raul Lopez :]

Bei jedem einzelnen Atemzug kitzelte der kernige Geruch von Bacta seine Nase, machte ihm immer wieder bewusst, dass er für eine Weile unwillkürlich an das Bett – oder besser: an das Krankenhaus – gefesselt war. Im politischen Sinne war er somit quasi handlungsunfähig – und genau dieser Punkt macht ihn rasend. Doch das konnte Horatio Kraym seinem Gegenüber, Lieutenant Governor Lopez, nicht zeigen. Hier musste er die distanzierte Ruhe ausstrahlen, die ihm auch im sonstigen Alltag im Umgang mit Untergebenen eigen war. Drum hielt sich der imperiale Adlige mit einem jähzornigen Gefühlsausbruch zurück. Beherrscht lag er in dem bequemen Krankenbett, musterte den Verwalter, der seine imperiale Staatsbürgerschaft – im Gegensatz zum Governor – nicht durch Geburt erhalten hatte, und versuchte sich derweil halbwegs einen soliden ersten Eindruck zu verschaffen.

Raul Lopez ergriff erneut das Wort. Beinahe entschuldigend sagte er:
„Auch wenn ich vom Rang nach ihr Stellvertreter bin, fehlt mir noch so einiges um dieses Posten auszufüllen. Besonders was die internen Vorgänge der Regierung betrifft ist.“ Unmerklich hörte der Adlige an dieser Stelle ganz besonders auf, während der Lieutenant Governor im selben Augenblick ungestört fortfuhr: „Es ein großer Sprung vom Outer Rim nach Thyferra, daher denke ich das es im Ihrem und meinem Interesse ist, wenn Ihre Legatin vorübergehend den Großteil der Arbeit übernimmt. Sie scheint auf mich einen sehr kompetenten Eindruck zu machen und ist mit allen Vorgängen besser vertraut als ich momentan. Das Einarbeiten wird bestimmt eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen, Zeit, die wir, auch in Anbetracht der aktuellen Lage, nicht haben.“

Unwillkürlich hob sich eine Augenbraue. Was wollte sein künftiger Stellvertreter damit sagen? Der planetare Verwalter musterte seinen Gegenüber noch genauer – falls das überhaupt möglich war. Er suchte nach irgendwelchen Indizien in Mimik und Gestik. Doch Lopez hatte sich im Griff, sehr gut sogar. 'Welche Ziele verfolgst du, Emporkömmling?', fragte sich Horatio insgeheim. Bisher hatte er bei dem Menschen, der auf dem äußerst verrufenen Schmugglermond Nar Shaddaa geboren wurde, noch keinen richtigen Ansatzpunkt für eine analytische Einschätzung gefunden. Sein Bauchgefühl, das ihn ansonsten stets ein treuer Kompass war, schwieg dieses Mal. Es schien so als schwebe der adlige Governor in einem „Vakuum der Gefühle“. Er brauchte einfach einen Punkt, wo er trotzdem ansetzen konnte ohne später irgendwelche Gefahren fürchten zu müssen. Sein geheimer Plan durfte nicht scheitern!

Just in diesem Moment vollendete der andere Mensch seine Erwiderung und erklärte seinem neuen Vorgesetzten letztendlich:
„Dennoch werde ich mich den Ermittlungsarbeiten annehmen.“ Es folgte eine kurze Pause zum Durchatmen. Dann sprach er weiter: „Entschuldigen Sie meinen Redeschwall, ich bin etwas aufgeregt und nervös. Ich gehe doch korrekt in der Annahme, dass Sie über meine Arbeit und die ihrer Berater informiert werden möchten? Gibt es denn schon einen Termin wann Sie das Krankenhaus verlassen können?“

„Legat Terrik ist meine persönliche Protegée...“, erklärte Horatio ruhig. „... aber in der gewöhnlichen Hierarchie untersteht sie – genau wie alle anderen untergebenen Verwaltungsebenen auf Thyferra – Ihren Anweisungen genauso wie meinen. Sie wird Ihnen also zweifellos bei sämtlichen Problemen mit Rat und Tat zur Seite stehen, Mr. Lopez.“

Im Gegensatz zu vielen anderen Planeten der weitläufigen Galaxie mochte die berühmte Bactawelt nur eine Bevölkerungszahl von einhundertundsiebzehn (registrierten) Personen aufweisen, aber das hinderte die hiesige Imperiale Verwaltung nicht daran dennoch einen gewaltigen Apparat installiert zu haben. Selbstverständlich hatte man zur Wahrung der Scheindemokratie einen Teil an die örtliche Politik ausgelagert. Dennoch war das bloß ein kleiner Teil. Mit seiner neuen Position als Lieutenant Governor verfügte Raul Lopez ab sofort über eine Vielzahl an Untergebenen – vielleicht eine recht deutliche Umstellung zu seinem früheren Posten im Outer Rim. Horatio konnte sich vorstellen, dass man diese Größe nicht sofort erfassen konnte. In seiner eigenen Karriere hatte der imperiale Adlige eine ähnliche Erfahrung gemacht als er auf einmal von Batorine, einem unscheinbaren Planet in den Colonies, nach Coruscant, der schillernden Metropole im Kern der Galaxie, versetzt worden war.

„Sie sollten sich morgen oder in den nächsten Tagen eine Musterung der Belegschaft vornehmen“, schlug der Governor versöhnlich vor. „So können Sie einen ersten Eindruck bekommen und mit der Zeit einen eigenen Stab an Untergebenen aufbauen.“ Er beobachtete ganz genau Lopez' Reaktion darauf. „Trotzdem stimme ich Ihrer getroffenen Einschätzung zu: Im Augenblick dürfen wir einfach keine Zeit verlieren. Die Kriminellen haben sich respektlos aus ihren Löchern gewagt und die zivile Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzt, nun müssen wir so schnell wie möglich handeln. Es freut mich dabei zu hören, dass Sie sich dieser Sache annehmen wollen.“

Sein Plan durfte nicht stagnieren. Schon allein die Tatsache, dass man ihm unverzüglich einem ihm unbekannten Stellvertreter vor die Nase gesetzt hatte, machte deutlich, dass sein ausgeklügelter Plan den ersten „Feindkontakt“ nicht überstanden hatte. Neujustierungen mussten vorgenommen werden, wollte er seinen Plan, seine Unabhängigkeit und frühere Macht wiederzuerlangen sowie den äußerst verhassten Widersacher, Sector Adjutant Semur, zu stürzen, dennoch in Erfüllung gehen sehen. Der Vjuner Adlige hatte jedoch nun mit einer weiteren Unbekannten (Raul Lopez) zu kalkulieren, die er auf Anhieb gar nicht einschätzen konnte. Genauso musste er aufpassen, dass sein Stellvertreter nicht zu viele Sympathien sammelte. Irgendeine vorgesetzte Ebene könnte am Ende mit ihm planen, dass man Horatio durch ihn ersetzen könne. Macht korrumpierte. Und gerade die Operation, die sich nun langsam abzeichnete, konnte eine Steilvorlage für den Lieutenant Governor werden. Es bestand die Gefahr, dass am Ende Lopez Thyferras Held sein könnte und er, Horatio Kraym, bloß eine Figur im Hintergrund.

„Der Chefarzt spricht von einer Woche Krankenhausaufenthalt“, antwortete der Adlige auf die letzte Frage seines neuen Stellvertreters. Genau in diesem Moment trat ein Medi-Droide ein, grüßte beide Herren und nahm dann diverse Kontrollen der Gerätschaften vor. „Danach werde ich wohl noch ein paar Tage in meiner Villa, außerhalb Xozhixi, bleiben müssen. Jedoch habe ich mir vorgenommen meine Amtsgeschäfte von dort auszuüben. Bis mein Büro wiederhergestellt ist, dürfte ja noch eine Weile vergehen.“ Ohne etwas zu sagen verließ der Droide wieder das Krankenzimmer. „Sie werden wohl eine etwas längere Zeit über Ihre eigentlichen Kompetenzen hinaus agieren müssen. Thyferra braucht in diesen Tagen eine strenge Hand. Vergessen Sie das nicht.“

[: Polith-System | Thyferra | Xozhixi :||: Stadtzentrum | „Capital Hospital“ | Krankenzimmer :||: Horatio Kraym und Raul Lopez :]
 
:: Polith-System :: Thyferra :: Xozhixi :: irgendein Dach :: Junior Agent Rhan Nire und ein Kollege ::​

Eine Wolke aus zahllosen Partikeln – mehr blieb am Ende von Gault Grahrk nicht übrig. Mit einem einzigen Schuss seiner Disruptorwaffe hatte ein getarnter Scharfschütze des recht undurchsichtigen Imperialen Geheimdienstes jäh das Leben des alten Devaronianers in Xozhixis schmutzigen Straßen beendet. Unrühmlich mochte man meinen, wenn man die einst talentierte Schmugglergröße auf die eine oder andere Art gekannt hatte. Doch für sich solch sentimentale Details interessierte sich Rhan Nire nicht. Eingehüllt in einen gräulichen Mantel stand der Echani auf einem Häuserdach, sah durch ein TT4 Makrofernglas und hakte mental ein Problem auf seiner Liste ab.

Neben ihm regte sich ein Schatten und sagte:
„Das Ziel ist eliminiert, Sir.“

„Das sehe ich selbst, Agent“, erwiderte Nire kühl. „Richten Sie dem Schützen aus: Gut gemacht.“

Lob und Anerkennung waren nach Meinung des blassen Fastmenschen nützliche Köder, um manche Untergebene bewusst gefügig zu machen. Schon am Anfang seiner geheimdienstlichen Karriere war er sich der einen Tatsache bewusst geworden, dass alles Leben im ganzen Universum seit jeher nach „mehr“ strebte. Mehr Anerkennung, mehr Macht, mehr Credits. In seinem Metier musste man bloß an dieser Stelle ansetzen. Skrupel vor der Manipulation oder gar einen Ehrenkodex durfte man nicht haben. Gedankenverloren ging Nire vom Rand des Daches zurück; zog sich – wie sein Begleiter – in die sicheren Schatten zurück. Etwa zur selben Zeit glaubte er über sich eine Zunahme des zivilen Speedervekehrs bemerkt zu haben. Hatte Thyferra für einen Moment seinen Puls ausgesetzt, um das Ende von Gault Grahrk zu beobachten?

„Ist Ihr restliches Team für die nächste Phase bereit“, fragte der Echani im nächsten Augenblick den Begleiter. „Die Nacht ist immerhin noch jung.“

Selbst Rhan Nire hatte nicht geglaubt, dass sie den Devaronianer so schnell erwischen würden. Man hatte zwar einen Köder ausgelegt, aber der ehemalige Schmuggler war nie Person gewesen, die auf Pünktlichkeit irgendeinen Wert gelegt hätte. Hatte etwa die Berichterstattung der örtlichen HoloNet-Sender unfreiwilligen ihren Beitrag geleistet? Hatte ihm wirklich der Aufruhr der thyferrianischen Bevölkerung in die Hände gespielt? Noch immer konnte sich der Junior Agent bei diesen Gedanken ein schiefes Lächeln nicht verkneifen. Horatio Kraym mochte zwar im Krankenhaus liegen und die höheren Ebenen der Imperialen Verwaltung hatten sofort einen Stellvertreter organisiert, aber nach seinen Vorstellung verlief alles planmäßig. Denn der Governor war letztendlich auch nur eine Marionette in seinen Händen. Gemeinsam mit seinem Begleiter verließ der schlanke Echani das Dach. In dieser Nacht hatten sie noch viel vor. Schließlich würden bald die exekutiven Behörden – allen voran die planetaren Sicherheitskräfte und die Imperiale Armee – eine riesige Welle an Razzien auf die beiden größten Städte des Planeten los lassen.

:: Polith-System :: Thyferra :: Xozhixi :: irgendein Dach :: Junior Agent Rhan Nire und ein Kollege ::
 
:: Polith-System :: Thyferra :: irgendwo im Nirgendwo :: LAAT/i :: Platoon Cresh ::​

Hörbar jaulten die heckwertigen Triebwerke noch einmal auf als die Piloten des ziemlich klobigen Tiefflug-Angriffstransporters spürbar mehr Energie dahin leiteten. Anscheinend wollten sie auf den letzten zweihundert Kilometern das Tempo abermals auf die Spitzengeschwindigkeit von mehr als sechshundert Kilometer-pro-Stunde erhöhen. Fluchend hielten sich im Inneren die dreißig Soldaten an den Befestigungen fest als sie beinah unvorbereitet die Trägheit erwischte. Derweil schossen das altgediente LAAT ungehindert über grüne Grasebenen. Nichts – außer einem baugleichen Modell – schien so fern der planetaren Hauptstadt Xozhixi zu existieren, was menschliche Siedler geschaffen haben könnten. Schon auf dem Weg in diese grüne Einöde hatte man nur eine Handvoll Siedlungen gezählt. Mehr als paar hundert oder tausend Bewohner pro Gemeinde konnten das letztendlich aber nicht gewesen sein. Hier draußen war das zivilisatorische Nichts.

Dennoch führten die Koordinaten, die man als letztes Mosaikstückchen für die geplante Razzia vom Imperialen Geheimdienst „freundlicherweise“ erhalten hatte, hierher. Der Begriff „Black Sun“ war als Begründung vom Lieutenant trocken genannt worden und sollte dem gesamten Cresh-Platoon als komplettes Briefing reichen. TK-556, der mit bürgerlichem Namen unspektakulär Treg Mozh hieß, klopfte kurz gegen die zerschrammte Brustplatte seiner schneeweißen Rüstung. Als Senior Trooper hatte er schon die eine oder andere Operation dieser Art miterlebt – und so mit den Dienstjahren ein paar abergläubische Rituale entwickelt, die sein Überleben sichern sollten. Denn im Gegensatz zur Imperialen Armee stürzten sich das Sturmtruppenkorps todesmutig in die gegnerischen Reihen.


„T-Minus Zwei“, meldete nach einer Weile der Pilot über Funk.

Sofort erwachte der Lieutenant aus seiner bisherigen Lethargie. Mit tiefer Stimme befahl er:
„Cresh, nehmt eure Waffen auf und macht euch für den sofortigen Absprung bereit.“

Die wenigen Worte, die der Lieutenant – ebenfalls in kompletter Kampfmontur – gesprochen hatte, glichen einer Initialzündung in der anwesenden Hierarchie. Unverzüglich griffen die vier Sergeants den Befehl aus und wiederholten ihn – zum Teil mit kleineren Beleidigungen garniert. TK-556 griff routiniert nach seinem pechschwarzen E-11 Blastergewehr. Schwer, aber vertraut lag die Waffe, die stets in einem Atemzug mit den Sturmtrupplern genannt wurde, in seiner Hand. Ohne Verzögerung prüfte der Senior Trooper das Magazin. Fünfhundert mögliche Schuss – die Energiezelle war somit komplett aufgeladen. Erst danach gab der Soldat seinem Teamführer, Corporal TK-534, auch Lady Frost genannt, das ausgemachte Zeichen. Er war bereit für den Einsatz.

Eine steinige Felsformation zeichnete sich am Horizont ab. Spürbar drosselten die Piloten ab dieser Sekunde die Geschwindigkeit. Schlagartig verwandelte sich die grüne Einöde in einen rauschenden, grünen Nadelwald. Gleichzeitig gab der Lieutenant die nächste Anweisung per Handzeichen worauf zwei Soldaten – je links und rechts – die Seitentüren aufstemmten. Eisige Luft wehte ins Innere des Tiefflug-Angriffstransporters. Der Sturmtruppler spürte augenblicklich die Kälte. Einzig und allein über Helmfunk drangen nun die letzten Befehle zu den dreißig Elitesoldaten durch. Das Sichern der Landezone sollte erst einmal Trupp Eins übernehmen. Während Trupp Zwei und Drei im Anschluss den Eingangsbereich des kriminellen Unterschlupfs erobern sollten, sah man Trupp Eins als deren heranrückende Unterstützung vor. Nummer Vier bildete ab diesem Zeitpunkt bloß die Nachhut.

Erneut drang die barsche Stimme des Lieutenant an sein Ohr. Sie schien problemlos dem tosenden Wind trotzen zu können.
„Dorn meldet Bereitschaft. Einsatzleitung erteilt grünes Licht. Also: Los! Los! Los!“

Nun kam der Zug in Bewegung. Insgesamt acht bewaffnete Soldaten sprangen im nächsten Moment aus knapp einem Meter Höhe aus dem Transporter, gingen schnell zwei, drei Schritte und sicherten dann – mit Argusaugen! – die Umgebung. Beim anwesenden Schwestermodelle des kampferprobten LAAT spielte sich derweil genau dasselbe ab. Zur Unterstützung ließen auch die vier Schützen der beiden schwebenden Tiefflug-Angriffstransporter ihre Geschütze kreisen. Bis auf eine Reihe grüner Nadelhölzer, die sich durch die aufkommenden Winde bewegten, regte sich nichts; nirgends. So gab der Lieutenant das nächste Handzeichen. Sofort verließen die nächsten sechzehn Sturmtruppler das schwebende Vehikel und stürmten zügig die leichte Anhöhe, wo am Ende nicht nur das beginnende Gebirge auf sie wartete, sondern ebenso der (versteckte) Eingang zum Unterschlupf der Black Sun.

Begleitet von einem leichten Ächzen drückte sich TK-556 an den rauen Fels, das Blastergewehr im Anschlag und gleichzeitig den Blick konzentriert auf die stählerne Tür gerichtet. Während sich vier seiner Kameraden um das Anbringen von Sprengstoff kümmerten, gingen gleichzeitig die restlichen Soldaten beider Trupps in Position. Lady Frost stand so beispielsweise vor TK-556. Jedoch war das nicht der rechte Zeitpunkt, um sich kurzzeitig den knackigen Hintern der taffen Corporal unter der anonymisierenden Rüstung vorzustellen. Selbst die überwiegende Mehrheit im Sturmtruppenkorps konnte bloß auf gut Glück das richtige Geschlecht erraten, wenn eine fremde Person ihre komplette Rüstung angelegt hatte. Erst das Zusammenleben in der Kaserne, in Uniform statt in Rüstung, hob diese Anonymität – jedenfalls auf Kompanie- oder vielleicht noch auf Bataillonsebene – auf. Doch für solche Gedanken hatte der Senior Trooper im Augenblick keine Zeit! Sie hatten eine kriminelle Bande zu beseitigen.

Ein sehr lauter Knall ließ den korridorartigen Ausläufer der Höhle, die dem Black Sun-Unterschlupf quasi als natürliche Empfangshalle gedient hatte, erschüttern. Kleine Steinbrocken – hauptsächlich in staubartiger Form – regnete harmlos auf die Sturmtruppler nieder, bevor auf einmal grelle Blitze durch die gesprengte Öffnung zuckten. Der Feind hatte ihr Kommen bemerkt. Automatisch betätigte TK-556 wie alle seine Kameraden den Abzug seines E-11; erwiderte das Feuer. Hier und da klappte der eine oder andere Soldat zusammen, nachdem ein Schuss ihn tödlich getroffen hatte. Jedoch war der Tod für das Sturmtruppenkorps alltäglich. Langsam stieg man über deren leblose Körper, nahm deren Platz in der Formation ein. Wo vorher sechzehn Bewaffnete waren, waren am Ende bloß noch zwölf. Schritt für Schritt rückte man vor vorsichtig, während sich der Staub allmählich legte. Hinter der groben Öffnung konnte der Soldat einen toten Reptiloiden, vermutlich Trandoshianer, erkennen.

Plötzlich gab der Lieutenant erneut einen Befehl:
„Zwei, stürmen! Vorwärts, vorwärts!“

:: Polith-System :: Thyferra :: irgendwo im Nirgendwo :: Black Sun-Unterschlupf :: Cresh-Platoon ::
 
[: Polith-System | Thyferra | Xozhixi :||: Stadtzentrum | „Capital Hospital“ | Tiefgarage :||: Horatio Kraym :]

Bewaffnet mit einem schlichten Gehstock näherte sich der adlige Governor langsam dem wartenden Landspeeder. Gut acht Tage waren seit dem Attentat vergangen, das Dirium Jace getötet und ihn ins Krankenhaus gebracht hatte. In diesem Zeitraum – eine Standardwoche und drei Tage – hatte zu erst Sally Terrik die Amtsgeschäfte übernommen, aber die Vorgesetzten des planetaren Verwalters hatten sie schnell durch einen Lieutenant Governor namens Raul Lopez offiziell ersetzt. Dieser Mann, der davor irgendwo im Outer Rim tätig gewesen war, hatte somit von Amts wegen her die Federführung in der anstehenden Verfolgung der kriminellen Subjekte übernommen, die für die Attentatsserie auf die Führungsriege der „Zaltin Corporation“ verantwortlich waren. Dementsprechend hatte sich ganz unwillkürlich ein bis dato unberechenbarer Risikofaktor in die Planung des Adligen eingeschlichen.

Mit mürrischer Miene stieg Horatio in den Speeder ein. Weil er sich noch nicht der Öffentlichkeit – vor allem den sensationslüsternen Medien – zeigen wollte, hatte er sich für ein heimliches Verlassen des angesehenen Krankenhauses entschieden. Zwar dürften einige pfiffige Paparazzi seine „Flucht“, trotz aller umsichtigen Vorkehrungen, bemerken, aber solange man ihn nicht sofort mit der Gehhilfe sah, konnte er damit leben. Der Adlige, der einst Coruscant in seinen Händen gehalten hatte, musste sich erst einmal in aller Ruhe sammeln, sorgfältig organisieren und danach überaus gründlich über seinen nächsten Schritt nachdenken. Schließlich hatte er niemals geplant gehabt, dass er unfreiwillig das Opfer eines teilweise geglückten Mordanschlags werden würde und man ihm aus diesem Grund schnellstmöglich einen Stellvertreter zur Seite stellte.

Eine einzelne, große Frage stellte sich in diesem Moment für ihn: Was hat sich mit diesen Anschlag alles verändert? In diesem Zusammenhang musste der intrigante Verwalter jetzt zudem noch klären, ob er noch immer seinen bisheriges Ziel, das insgeheime Sammeln und Konzentrieren von Macht in seinen Händen, verfolgen konnte. Sein erster Eindruck von Lopez war noch zu vage. Er konnte ihn bloß bedingt einschätzen – und genau diese Sache schmeckte ihm überhaupt nicht. Handelte es sich bei dem Lieutenant Governor um einen Freund oder Feind? Konnte man ihn korrumpieren oder war er auf irgendeine andere Art und Weise aus dem Weg zu schaffen? Grübelnd rieb sich der Governor die Schläfe, während der Speeder inzwischen aus der angrenzenden Tiefgarage schnellte. Ein helles Blitzlichtgewitter begleitete das längliche Fahrzeug mit den getönten Scheiben. Bevor sein Blick in aller Ruhe zum Fenster schweifte, dachte Horationoch:
'So viel gibt es nun zu beachten...'

Bevor der gepanzerte Speeder auf den fließenden Zivilverkehr treffen konnte, schloss sich plötzlich eine kleine Eskorte, bestehend aus vier 74-Z Speederbikes, dem Fahrzeug an. Routiniert und zudem noch aller Wahrscheinlichkeit in Rekordzeit umringten die vier Maschinen das schmale Vehikel und lotsten es durch Xozhixis Straßen. Horatio, der allein auf der Rückbank saß, bekam dieses Mal nicht allzu viel davon mit. Selbst die erhöhte Militärpräsenz an etlichen Straßenecken, Kreuzungen sowie auf vereinzelten Plätzen schien der Governor nicht zu bemerken, weil er noch immer seinen eigenen Gedanken nachhing. So fiel ihm auch nur bedingt auf, dass sie in kürzester Zeit – und ohne jegliche Hindernisse – den pulsierenden Kern der planetaren Hauptstadt verlassen hatten und sich nun dafür im ruhigeren Randgebiet aufhielten, wo sich auch die Residenz des Verwalters befand. Teure Villen teilten sich hier ausschließlich die Nachbarschaft. Noch zwei, drei Kilometer fuhr der Speeder, dann lenkte der Chauffeur das schwebende Vehikel in eine Auffahrt. Horatio hatte sein Ziel erreicht.

Sein Butler, ein Bediensteter aus alten Tagen, wartete schon vor der Tür auf ihn und informierte ihn auf der Stelle:
„Sir, ein gewisser Mr Lopez, Lieutenant Governor vom Rang, warten seit knapp zehn Minuten in Ihrem Büro auf Sie. Getränke und andere Annehmlichkeiten lehnte der Herr ab.“

„Gut, gut“, ächzte der Adlige und humpelte langsam auf die Tür zu. „Geben Sie ihm Bescheid, dass ich angekommen bin und mich in fünf Minuten um ihn kümmern werde.“

Der Lakai verneigte sich leicht, öffnete die Tür und nachdem Horatio sie passiert hatte, ging er ohne Umwege direkt in Richtung Büro des Governors. Kurz sah ihm der Verwalter nach. Nur eine kleine Schmerztablette wollte er noch schnell einnehmen, bevor er sich endlich dem Gespräch mit seinem Stellvertreter stellte. Im Krankenhaus hatte man ihn – wahrscheinlich auf Anraten der Ärzte – kaum mit neuen Informationen über die aktuelle Lage versorgt, weshalb er letztendlich sogar Lopez dafür dankbar sein musste. Eine winzige, weiße Isolationsblase war sein Krankenzimmer gewesen, zählte man die spärlichen, von Propaganda durchsetzten Nachrichten, die er über eine Holostation hin und wieder empfangen hatte, nicht mit. 'Acht Tage … acht verdammte Tage!' Missgelaunt verzog er das Gesicht. Schließlich konnte man in diesem Zeitraum viel, sehr viel an Kontrolle verlieren. Vielleicht hatte der Lieutenant Governor sein Spielchen mittlerweile sogar schon entdeckt. Was würde Horatio dann tun?

Im großen Wohnzimmer (samt altmodischem Kamin) ließ sich der Governor in einen Sessel fallen, fischte eine Schachtel voller ovaler Tabletten aus seiner Reisetasche, öffnete diese und entnahm ihr eine. Zeitweise tauchten die Schmerzen noch auf. Bacta mochte etliche Brüche und Verbrennungen heilen können, aber allmächtig war das flüssige Heilmittel trotz allem nicht. Somit musste sich die Medizin auch weiterhin mit Medikamenten für die weitere Behandlung behelfen. Horatio schluckte die Tablette zusammen mit einem Schluck Wasser. Danach schloss er für einen Moment die Augen, entspannte sich und ließ seine Gedanken zügellos auf Wanderschaft gehen. Ariana Celchu kam ihm auf einmal in den Sinn. Schon seit einer halben Ewigkeit hatte er nicht mehr an die schöne Blondine gedacht, die er einst – als er noch Coruscant verwaltete – getroffen hatte. Was mochte bloß aus ihr geworden sein? Eine Antwort konnte sich der Governor nicht mehr zusammenreimen, da genau in dieser Sekunde sein Butler hüstelnd die Aufmerksamkeit auf sich zog.

Mit einem portablen Holoprojektor in der Hand sagte er demütig zu seinem Herr:
„Sir, man möchte Sie via Holo sprechen. Es handelt sich, ihren Angaben zufolge, um eine gewisse Ms Rhenya Aldine, Sector Adjutant unter Grand Moff Stadd.“

„Danke“, reagierte der Adlige schlicht, nahm den handlichen Projektor entgegen und nachdem sein Diener gegangen war, sagte er: „Hier spricht Governor Horatio Kraym I., planetarer Verwalter von Thyferra. Womit kann ich Ihnen dienen, Ms Aldine?“

Das Gerät, das bis zu diesem Moment in einer Art Wartefunktion war, aktivierte sich auf einmal und eine weibliche Projektion erschien in Horatios bedeckter Handfläche. „Mr Kraym. Sehr schön, dass Sie mich nicht allzu lang haben warten lassen. Nichts Geringeres als die Zukunft des Galaktischen Imperiums steht auf dem Spiel … und Grand Moff Stadd hat sich unter anderem für Sie entschieden um dieser Sache gerecht zu werden.“

„Ms Aldine, ich verstehe nicht ganz...“
, entgegnete der Verwalter beinah überrumpelt.

Ein Seufzer entsprang der Gegenseite.
„Ich habe schon gehört, dass Sie, Mr Kraym, erst kürzlich in Mitleidenschaft gezogen wurden. Dennoch hoffe ich inständig, dass sich dieser Umstand nicht allzu sehr auf Ihre kognitiven Fähigkeiten ausgewirkt hat. … Nun gut. Wir haben extra für Sie einen Arzt samt Helferin an Bord, der Sie noch einmal untersuchen wird.“ Die Dame machte eine Pause. Dann sagte sie weiter: „Um Sie kurz auf den neusten Stand zu bringen: Es gibt einen Waffenstillstand mit der Neuen Republik. Unter anderem Sie und ich sollen nun an den angesetzten Verhandlungen für einen galaxieweiten Frieden teilnehmen, die laut den Vorverhandlungen auf dem neutralen Umbara stattfinden sollen. So sieht es jedenfalls die Planung von Grand Moff Stadd vor.“ Eine zweite Pause folgte. „In Kürze werde ich an Bord der 'Helios' nach Thyferra aufbrechen, um Sie abzuholen. Erst auf dem Schiff werden Sie ein komplettes Briefing erhalten...“

Friedensverhandlungen? Mit den Rebellen? Für einen Moment war Horatio völlig perplex. Niemals hätte er damit gerechnet, dass sich das Imperium dazu herablassen würde. Doch gerade als er etwas erwidern und somit seinen Unglaube bezeugen wollte, rieb sich sein Bewusstsein plötzlich an einem Satz, den Rhenya Aldine kurz zuvor theatralisch zu ihm gesagt hatte: Die Zukunft des Galaktischen Imperium – und nichts Geringeres! – stünde auf dem Spiel. Fast schon automatisch wehrte sich sein Bewusstsein im ersten Augenblick gegen die unwillkürlich aufkommende Interpretation. Aber gab es überhaupt eine andere Möglichkeit? Konnte etwas anderes eingetreten sein als der Fall, dass das Imperium mit dem Rücken zur Wand stand und somit regelrecht nach etwas Frieden lechzte? Ging die Initiative tatsächlich von ihnen aus? War man auf die Rebellen wirklich zugegangen? Eine Welt brach für den adligen Governor allmählich ein. Zu groß schien der Schock.

„Ich verstehe...“, brachte er dennoch zögerlich hervor.

Die Projektion musterte ihn.
„Ihr Gesundheitszustand scheint wirklich angegriffen zu sein. Es wäre wohl besser, wenn Sie Ihren derzeitigen Stellvertreter, Lieutenant Governor Lopez, ebenfalls für die Teilnahme an den Verhandlungen von seinen momentanen Aufgaben abberufen, Governor. Sector Adjutant Semur wird während Ihrer Abwesenheit gemeinsam mit Ihren restlichen Mitarbeitern und der lokalen Politik arbeiten, um im Sinne der Regionalen Administration die Kontrolle über diesen überaus wichtigen Planeten zu wahren. Seien Sie also bereit, Mr Kraym.“

[: Polith-System | Thyferra | Xozhixi :||: Randgebiet | Residenz des Governor | Wohnbereich :||: Horatio Kraym :]
 
Zuletzt bearbeitet:
[: Polith-System | Thyferra | Xozhixi :||: Randgebiet | Residenz des Governor | Wohnbereich | persönliches Arbeitszimmer:||: Horatio Kraym und Lieutenant Governor Raul Lopez :]

Zu seiner Überraschung nahm die Unterredung mit dem „Emporkömmling“, wie Horatio den neuen Lieutenant Governor insgeheim abfällig nannte, nur einen eher kleinen Teil seiner eingeplanten Zeit in Anspruch. Raul Lopez hatte sich nämlich äußerst gründlich auf dieses Gespräch vorbereitet – das hatte der adlige Verwalter auf Anhieb bemerkt. Kurz, knapp, aber überaus informiert setzte man den Governor, der die letzte Woche gezwungenermaßen im Krankenhaus verbracht hatte, über sämtliche Fortschritte in Kenntnis. So hatte die lokale Verwaltung unverzüglich die Schirmherrschaft über die Koordination der Ermittlungen übernommen, vermehrt Razzien in den zwielichtigen Bezirken der größten Städte angeordnet und schon erste Verhaftungen (medienwirksam) vornehmen lassen. Zwar handelte es sich zumeist um eher kleine Fische, aber trotzdem glaubten Ermittler und die führenden Ebenen, dass sich das Puzzle nun allmählich komplettieren würde.

Dabei konnte der planetare Verwalter, der diese riesige Welle an schrecklichen Terrorakten aufgrund einer persönlichen Intrige selbst angestoßen hatte, eigentlich sogar aufatmen – in aller Heimlichkeit jedenfalls. Denn die Ermittler folgten offenbar seiner geplanten Spur, da langsam, ganz langsam das zweite Unternehmen des mächtigen Bacta Cartel, die Xucphra Company, in den Fokus der aktuellen kriminologischen Nachforschungen rückte. Eldo Xel Bel, das Bauernopfer in diesem recht blutigen Ränkespiel, wurde immer mehr zum mutmaßlichen Akteur. Es verlief also alles nach Plan. Dennoch kam Horatio nicht zur Ruhe. Für ihn galt Lopez noch immer als unbekannter Faktor. Zwar schien er im Moment dem Governor mit seinem ordentlichen Handeln gefallen zu wollen, aber eventuell war das nur Schein. Vielleicht agierte der rangniedrigere Verwalter doch als Handlanger für Olan Semur oder verfolgte am Ende – was womöglich noch schlimmer war – sogar ganz eigene Ziel.


„Ich danke Ihnen für Ihre Arbeit, Mr Lopez, sagte der Adlige im diplomatischen Ton als die kleine Unterredung formell beendet war. „Thyferra ist in guten Händen, sollte ich einmal nicht anwesend sein.“

Problemlos setzte Horatio in diesem Augenblick sein geübtes Lächeln auf. Vorerst wollte er sich mit dem Lieutenant Governor gut stellen. Zum einen konnte der planetare Verwalter in dem laufendem Spiel um die Macht nicht noch einen Feind brauchen, zum anderen arbeitete Lopez effizient genug, um – mit ein bisschen Geschick – für ihn tätig zu sein. Selbstverständlich fußte diese Entscheidung mehr auf einem spontanen Bauchgefühl als logischer Überlegungen, aber bisher hatte sich Horatio stets auf seinen (klugen) Magen verlassen können. Warum sollte er also dieses Mal nicht das Risiko eingehen? Obwohl ihn trotzdem Zweifel plagten, blieb der Governor bei dieser Wahl. Rational war sie ganz und gar nicht; vielleicht sogar ein bisschen zu sprunghaft für ihn, aber irgendwie musste er dieses Kapitel vorläufig schließen. Schließlich wartete eine andere Aufgabe erst einmal auf ihn: die Friedensverhandlungen mit den Rebellen.

„Bevor Sie gehen, Mr Lopez, gibt es noch eine andere Sache, die ich mit Ihnen bereden muss“, fuhr der Vorgesetzte nach einer klitzekleinen Pause mit gefasster Stimme fort. „Durch die Meiden haben Sie bestimmt ebenfalls vom Waffenstillstand zwischen Imperium und Rebellen gehört. … Nun, ich möchte dieses Thema nicht unnötig in die Länge ziehen und Sie folglich auf die Folter spannen. Der Grand Moff unseres Supersektors, Nicadamus Stadd, hat kurz nach der letzten Sitzung des 'Council of Moffs' höchstpersönlich die Anweisung ausgegeben, dass zwei seiner vielzähligen Untergebenen als Verhandlungsteilnehmer nach Commenor aufbrechen sollen. Nummer Eins ist Sector Adjutant Rhenya Aldine, seine Vertraute. Nummer Zwei ist...“ Unweigerlich pausierte Horatio. Selbst für ihn stellte diese Entscheidung irgendwie noch immer eine absonderliche Skurrilität dar. „Nummer Zwei bin ich.“

Etwa eine Stunde zuvor, als die tapanische Verwalterin ihn darüber in Kenntnis gesetzt hatte, war er für einen Moment perplex gewesen. Nicht einmal in seinen wildesten Fieberträumen hätte er, als ein indoktrinierter Imperialer, solch ein Szenario, wie die anstehenden Friedensverhandlungen mit dem ewigen Feind, ersonnen. Felsenfest war der Governor davon ausgegangen, dass dieser Krieg keinen diplomatischen Ausweg besaß. Dafür waren seiner Meinung nach auf beiden Seiten einfach zu viele Bürger gestorben. Doch Horatio hatte sich geirrt. Eigenhändig – ohne irgendwelche Absprachen – soll der Imperator diesen überraschenden Kurswechsel angestoßen haben. Konnte man das wirklich glauben? Sicher war sich der Adlige nicht. Zumal Darth Allegious mit dieser Handlung für ihn noch mehr zu einer unberechenbaren Größe innerhalb des Imperiums geworden ist. Und dieser Umstand zeigte ihm noch einmal auf wie fern Bastion – nicht nur im geografischen Sinne – eigentlich war. Er konnte die Politik der Thronwelt kaum bis gar nicht einschätzen. Verplante er sich also letztendlich doch mit seiner eigenen Intrige?

„Ginge es nur nach mir, würde ich Ihnen in dieser Zeit erneut die volle Verantwortung für Thyferra überlassen“, sprach Horatio weiter. „Jedoch sieht man meinen Gesundheitszustand als 'kritisch' und wünscht Sie als meinen Ersatz.“ In diesem Augenblick versuchte er jegliches Indiz in seiner Stimme das seine Kränkung deutlich machen könnte, herauszuhalten. „Ihr bisheriger Thyferra-Aufenthalt ist folglich nur von kurzer Dauer gewesen. Ein Schiff namens 'Helios' wird uns in wenigen Stunden an Bord erwarten, um uns – gemeinsam mit Sector Adjutant Aldine – nach Commenor zu bringen. Sie sollten die Ihnen verbleibende Zeit also zum Packen nutzen.“ Doch bevor Raul Lopez noch schnell irgendeine Frage stellen konnte, schob der Governor kurz darauf hinterher: „In der Zwischenzeit wird Sector Adjutant Selmur zum Großteil unsere Arbeit übernehmen. So hat es jedenfalls Grand Moff Stadd angeordnet. Seien Sie also unbesorgt.“

[: Polith-System | Thyferra | Xozhixi :||: Randgebiet | Residenz des Governor | Wohnbereich | persönliches Arbeitszimmer:||: Horatio Kraym und Lieutenant Governor Raul Lopez :]
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben