Zum Thema - ich lese nie in der Bibel.
Allerdings habe ich früher häufiger mal darin gelesen, nicht nur im Religionsunterricht. Ein witziges Buch, daß man nicht allzuernst nehmen sollte, da so mancher Schund drin steht. Zugegebenermaßen stehen jedoch auch in witzigen Bücher mitunter kluge Sachen...
madphisto schrieb:
Das Ding ist, daß du Menschen einer Konfession besser verstehen kannst, wenn du ihren Background kennst. Es kann sich z.B. keiner über Katholiken und ihre Entscheider aufregen, wenn man das Dogma nicht kennt.
Nun, mir reicht persönlich das Dogma, welches die Entscheidungsträger in vielen Dingen (nehmen wir mal die aktuellen Themen Schwangerschaftsabbruch, Homosexualität oder Toleranz) schon von sich aus in die Welt posaunen. Da brauche ich nicht auch noch die Bibel zu lesen.
Diese Infos reichen dann völlig aus....
madphisto schrieb:
Religion ist Allgemeinwissen; wer zumindest ansatzweise vernünftig über die meisten gesellschaftspolitischen, historischen und Gegenwartspolitischen Themen diskutieren möchte, kommt um dieses Allgemeinwissen nicht herum.
Man sollte als aufgeklärter Mensch wissen, wie Gottsbeweise in Gesellschaften hergeleitet sind, wie sich religiöse Institutionen legitimieren und welche Religion überhaupt anpassungsfähig sein könnte und welche nicht und warum.
Religiöse Institutionen haben keinerlei weltliche Legitimation. Ihren Anspruch darauf begründen sie aus sich selbst heraus und aus ihrer Position, die sie sich selbst - mitunter durch Gewalt, Intolleranz und Verfolgung - selbst erarbeitet haben.
Des weiteren kann ich sehr wohl über gesellschafts- und gegenwartspolitische Themen diskutieren, ohne einen religösen Bezug haben oder heranziehen zu müßen. Die Diskussionsgrundlagen nennt man dann in der Regel
*trommelwirbel* "Gesunden Menschenverstand".
madphisto schrieb:
Stellt euchg mal vor jeder Deutsche hätte "Mein Kampf" nicht nur gekauft, sondern auch gelesen und verstanden - hätte sein können, daß Hitler seine Machtübernahem so nie bekommen hätte. Das Buch hat Hitler während seiner Festungshaft in Landsberg geschrieben; es war dann sofort erhältlich - sprich Mitte der Zwanziger....
Da stand ja nun nicht wenig drin, darüber, wohin die NS Ideologie hinzielt.
Warum ich das jetzt anbringe? - Weil die NS Ideologie und Unterorganisationen durchaus in Teilen einer Scheinreligion gleichkommen. Sekten funktionieren auch teils mit solchen Leitfiguren und Strukturen.
Diktatorische Ideologien (wie zB die des Nationalsolzialismus), Sekten und auch Religion haben in der Tat einen gemeinsamen Nenner. Die Ideologisierung und Dogmatisierung einer festen hierachischen Struktur, in der in der Regel eine oder wenige mehrer Personen über das Verhalten und das Leben andere richten und ihnen vorschreiben wollen, nach welchen Gesichtspunkten und unter welchen Richtlinien sie zu leben haben....
Die einen tun das sehr subtil mit pschologischer Dominanz (wie zum Beispiel Sekten), andere benutzen dabei die Vorgabe vermeintlich größerer Ziele (Nazis), andere berufen sich auf höhere Wesen (wie einen Gott) - aber prinzipiell sind nicht viele Unterschiede vorhanden.
In dem eine Religion sich auf ein höheres Wesen bezieht und daraus resultierend eine göttliche Aufgabe oder einen göttlichen Auftrag entbindet das ihre Anhänger vermeintlich von der Verantwortung, die ihre Position ihren Mitmenschen gegenüber ergibt. Es entbindet sie von der Notwendigkeit, Selbstverantwortung zu übernehmen. Es ist eine Ideologisierung auf Symbole und Götzen - sozusagen - in der der eigentliche Mittelpunkt, der Mensch, nur allzuoft nicht dasteht, wo er sein sollte.
Der Papst nimmt seiner Status der "Unfehlbarkeit" prinzipiell die Rolle eines Diktators ein. Er hat immer recht - egal was er sagt - und sein Wort ist Gottgebenes Gesetz - er spricht für Gott. Die Konsequenzen seiner Handlung fallen im Prinzip also nicht in seine (Selbst)Verantwortung.
madphisto schrieb:
Sich vor gesellschaftlich relevanten Themen zu verschließen halte ich für grobfahrlässig! Und Religionsunterricht den ich erfahren habe, war bis zur Oberstufe und da auch nur bei den wenigsten Lehrkräften repräsentativ, um zu behaupten, man hätte wirklich einen groben Überblick.
Ich kann es halt nur anraten, soviel wie möglich über zumindest die wichtigsten Kulturellen Strukturen informiert zu sein. Und da reicht es nicht ein paar Bibelgeschichten, Symbole und Institutionsvertreter zu kennen denke ich.
Ich habe mich davor nie verschlossen, allerdings auch nicht drum gerissen. Nur habe ich allzuoft gesehen, daß ich mit meinen Ausführungen, die ich gerade
auf die schnelle niedergeschrieben habe, nicht allzuweit entfernt liege. Zu oft habe ich Dinge erlebt, die mir die Sprache verschlagen haben. Seien es Entscheidungen der führende Kräfte oder Handlungen der kleinen Gehilfen.
madphisto schrieb:
Aber natürlich ist es jedem selber überlassen, inwieweit der eigene Horizont genügt und was er/sie braucht zum Leben.
Leider hat Religion - und hier hat sich insbesondere die Christliche in der Historie leider hervorgehoben - die Eigenschaft (wie oben schon mit "Selbstverantwortung" grob angeschnitten), den Horizont der Menschen nicht zu erweitern sondern eher einzuengen. Durch Vorgaben und Richtlinien wird Selbstverantwortung, das eigene Denken, eingeschnitten.
Je dominanter eine Religion in ihrer Position ist, umso weniger Entwicklung (gesellschaftlich, sozial, wirtschaftlich. medizinisch) ist zu erwarten. Wie gesagt, betrachtet man das Christentum ist das umso deutlich zu sehen. Als es im Mittelalter die alles dominierende Rolle innehatte, war der Fortschritt minimal. Erst als diese Position bröckelte, ging es weiter voran. Interessanterweise sind auch viele Menschen, die Erfindungen oder Entdeckungen in der Geschichte beizutragen haben, von der Kirche verfolgt worden.
madphisto schrieb:
Denn leider ist ja oft so, daß Gläubige wenig über ihre eigene Religion wissen.
Wie schon gesagt - mir reicht was ich gesehen und erlebt habe, um mir ein Urteil zu erlauben.