[Fiktion] Laeria

Ich illustriere die Berichte für die finale Form, d.h. als zu druckendes Word-Dokument und evtl. auch als kleines Büchlein.

Definitiv irgendwann einmal ein kleines Büchlein :)

Und dazu gleich auch das 8. Kapitel von "Wilde Gewässer":

erdacht von Conquistador


ausgespielt von Lain, Miche, Ange, Minza und Conquistador


nacherzählt von Minza




Rüssel jagte auf seinen kleinen Beinchen hinter Pruudir her, der im Laufschritt zum Steg eilte, von dem der Ruf zu ihm gedrungen war. Die Fischer, die dort warteten, sahen ihm düster entgegen.

Taeryn stand bis zu den Waden im Wasser, mit einer Hand ein Tau haltend, das an einem Netz befestigt war. Im Netz war eine seltsame Masse gefangen, die auf den Wellen tanzte. Mit großen, anstrengenden Schritten watete Pruudir mit einer Stange, die er vom Steg gegriffen hatte, neben die kämpfende Frau. Das kleine Hängebauchschwein blieb schnuppernd am Ufer stehen.



"Was hast Du da?"



"Anscheinend irgendein Tier, das angespült wurde." Taeryns Augen verrieten, dass sie daran nicht wirklich glaubte. "Von den Leuten hier will mir niemand sagen, was genau los ist."



Sie sah zurück zu den Dorfbewohnern, musterte sie mit einem kühlen Blick.



"Ist es vielleicht Holz oder sowas?"



Taeryn zog den Körper mit Pruudirs Hilfe langsam zum Ufer. "Sieht wie ein Lebewesen aus..."



Und tatsächlich war es ein Lebewesen, wenn auch ein totes. Ein Mensch. Mit langen, schwarzen Haaren, die wie Seetang im Wasser wehten und in dem nun kleine Krabben herum kletterten.



"...fast wie ein Tier," beendete Taeryn ihren bereits begonnen Satz murmelnd.



Gemeinsam zogen sie den Körperauf den Strand und gerade kam Bork auf seinen kurzen Beinen angerannt, sah sie mit gerötetem Kopf und schnell schnaufend an.



Doch Taeryn beachtete nur die Fischer, die nun betroffen auf ihre Füße starrten. "Werden hier öfters Leichen angespült?"



"Vielleicht ist er auf See von Bord gegangen," schlug einer der Männer vor. "Das passiert öf..." Er verstummte, sprach dann stotternd weiter: "Also das passiert, dass Matrosen über Bord gehen, und..."



Taeryn sah ihn finster an. "Also öfter."



"Ja, nicht so oft. Aber das ist wahrscheinlich einfach einer von einem Handelsschiff, der beim Sturm über Bord gegangen ist..."



Nun bedachte auch Pruudir den Redner mit einem skeptischen Blick.



"Kennst Du den?" fragte er, mit einem Finger auf die Leiche deutend.



"Nein. Ist doch ein Matrose." Der Fischer schüttelte den Kopf, machte abwehrende Handbewegungen. "Keine Ahnung, wo der herkommt."



Bork hatte sich vom Sprint erholt und beugte sich über den Toten. "Donumischer Matrose vom Schnitt und den Mustern der Kleidung her..."



Lysaara schob sich durch die kleine Menge und schnell nahmen die Einheimischen Abstand von der Kriegerin. Sie sah verwirrt zwischen Pruudir und Taeryn hin und her.



"Was habt Ihr denn da aus dem Wasser... iärch!"



Schnell nahm sie einen Schritt zurück, hielt sich die Hand vor Mund und Nase, während die anderen den Körper gemeinsam auf den Rücken drehten. Eine offene Bauchdecke klaffte ihnen entgegen, noch mehr Krabben kamen zum Vorschein.



"Er muss irgendwann an einem Felsen oder so gehangen sein, damit die Krabben auf ihn drauf kamen" erklärte Taeryn, mehr zu sich als zu den anderen. Sie blickte kurz über ihre Schulter hin zum Meer, dachte über die Strömungen nach, deutete dann auf den westlichen Küstenverlauf. "Vermutlich ist er von dort gekommen."



Mittlerweile hatte Lysaara, die Hand nun doch vom Gesicht genommen und nun vor dem Toten kniend, die Bauchwunde genauer betrachtet. "Dies war kein Schwert..."



Sie wollte mehr sagen, als sich der Dorfälteste Alakir mit dem Dicken der Menge näherte.



"Was ist hier los?" verlangte er laut zu erfahren, doch einer der Dorfbewohner hielt ihn mit einer Berührung am Arm auf und flüsterte ihm leise etwas zu.



Der Älteste nickte stumm, seine Augen wurden weiter, dann enger. Als der andere Mann von ihm wegtrat, räusperte er sich und drehte sich zu Pruudir und die anderen.



"Es tut mir leid, dass wir jetzt von unserem Recht als Gastgeber Gebrauch machen," grollte er. "Aber Ihr habt ja, was Ihr wollt." Er verbeugte sich kurz und deutete mit beiden Händen auf das Kai. "Ich möchte Euch jetzt zur Weiterfahrt bitten."



Taeryn richtete sich argwöhnisch auf. "Einer der Anwohner sagte uns, dass so etwas hier öfters vorkommt..."



Dem Dorfältesten geriet der bis jetzt gut kontrollierte Gesichtsausdruck vollends aus den Fugen. Er funkelte die Gäste Vasaars warnend an.



"Wir sind hier eine kleine, nette Gemeinde am Meer und es tut mir leid. Ich muss Euch bitten, abzulegen. Geht!"



Pruudir verschränkte seine Arme vor der Brust. "Die Reparaturen sind noch nicht fertig..."



"Sollen wir die Leiche wieder zurück schubsen?" Taeryn zeigte zurück auf die Wellen.



Alakir holte tief Luft. "Diese unglückliche Seele wird eine traditionelle Bestattung erhalten." Er winkte den Dicken herbei. "Kümmert Euch darum."



Einige Fischer lösten sich aus der Menge und hoben das Netz mit dem Körper vorsichtig an. Lysaara und Taeryn traten beiseite, sahen sich vielsagend an, während die Männer die Leiche in eine schnell herbeigetragene Decke wickelten und dann mit ihrer Last in den Schatten zwischen den Häusern verschwanden.



"Entschuldigt, dass ich Euer Netz verdorben habe," murmelte Taeryn.


Sie sah Alakir nach, der sich schon abgewandt hatte, und eilte dann in die Richtung davon, in der Mandrail die jungen Männer ausbildete. Einige Augenblicke lang standen die Dorfbewohner noch zusammen, dann verteilten sie sich, gingen wieder schweigend ihren Arbeiten nach.

Bork, Pruudir und Lysaara sahen sich an, zuckten mit ihren Schultern und wanderten dann zum Kai, an dem ihr Schiff lag. Dort wurden die gekauften Vorräte bereits von einigen Fischern unter Jorkars Kommando eingeladen. Die Einheimischen hielten in ihrer Arbeit inne, als die drei an ihnen vorbei gingen, sahen ihnen mit seltsamen Blicken nach.



Jorkar stellte sich seinen Leuten in den Weg. "Was war das für ein Tumult da vorne?"



Mit einer fordernden Bewegung nahm Pruudir den Kapitän der Emanas Traum zur Seite. "Da wurde eine Wasserleiche gefunden und die Anwohner reagieren extremst komisch auf einen Toten," erklärte er leise. "Kein Ekel, kein Entsetzen, keine Trauer oder dergleichen. Sondern nur verhaltene Blicke und Feinseligkeit gegenüber uns. Eher ein 'schon wieder' als alles andere."



Jorkar runzelte seine Stirn.



"Wie lange dauern die Reparaturen noch?" Pruudir sah den Kapitän eindringlich an. "Ich weiß nicht, ob wir hier länger bleiben können und wenn sie uns nicht wohl gesonnen sind, dann ist es eventuell sogar gefährlich, den Proviant anzunehmen... ach ja!" Er kramte etwas aus seiner Tasche hervor und legte es in die Hand seines Gegenübers. "Hier ist das Restgeld."



Stumm nickte Jorkar dem Koch zu, überlegte einige Zeit. Schließlich antwortete er in ebenso gesenkter Lautstärke: "Bis zum Abend sollte sie fertig werden. Ein paar Stunden werden wir schon noch hier sein." Er wagte einen Blick auf die Fischer, die wieder mit dem Verladen begonnen hatten. "Ich will hier auch weg. Keine Zeit mehr verlieren. Aber schauen wir zu, dass wir nicht allzu viel Ärger machen. Was Ihr bis zur Abreise macht, ist mir egal, solange Ihr die Leute nicht gegen uns aufbringt."



"So, wie ich das sehe, sind sie jetzt eh gegen uns, weil wir ihr widerliches Geheimnis gesehen haben..." Er überlegte. "...was sie... und noch nicht einmal... preisgegeben haben?" Er schüttelte verwirrt seinen Kopf. "Ein Geheimnis, das noch ein Geheimnis ist, aber sie Angst haben, dass es ans Licht kommt."



Jorkar starrte ihn an, als hätte Pruudir den Verstand verloren. Schließlich schloss er die Augen und massierte sich die Stirn.



"Dann mach es nicht noch schlimmer."



Pruudir ließ zerknirscht seinen Kopf hängen und Jorkar begann erneut, die Fischer anzuweisen, welcher Korb wohin geladen werden musste. Dann blickte der Koch in Richtung der Hügel, wo Taeryn gerade dabei war, Mandrail über das Geschehene zu informieren.

Die stand gerade neben dem Söldner, sah dabei zu, wie er weiter die Jugend von Vasaar anschrie.



"Du hoisd da koan runda, Du schwingsd a Waffn!"



Der Angesprochene lockerte seinen Griff um den Stock, änderte die Fingerlage und holte erneut aus. Mandrail nickte, als das Holzstück durch die Luft zischte, neigte seinen Kopf dann zur Seite, als Taeryn ihren Mund näher an sein Ohr schob.



"Wir haben eine Wasserleiche aus dem Meer gezogen." Ihre Stimme war ein fast unhörbares Hauchen. "Sie schaut aus, als wäre sie von irgendetwas Großem in die Mangel genommen worden."



Ein schiefes Grinsen huschte über Mandrails Gesicht. "Sunsd wära ja ned dod, ge?"



Taeryn ließ sich nicht beirren. "Die Leute hier haben sehr seltsam reagiert und haben uns letztendlich auch gesagt, wir sollten jetzt abreisen."



Mandrail sah sie erwartungsvoll an. Doch Taeryn fuhr nicht fort.



Er seufzte. "Und wia oid is?"



"Ein paar Tage."



"Mei." Er verdrehte seine Augen. "Vielleichd hammsn ja koid gmachd. Gehd mi nix oh. So Bandidn oda so wearns ned sei, sunsd wearns im Kämpfn bessa..."



"Ich denke auch nicht, dass sie hier Leuten auflauern."



"Gehd uns nix oh!"



Er sah nochmals zu den jungen Männern, dann zuckte er mit den Schultern und schritt dann ohne ein weiteres Wort zum Haus der alten Frau, die ihm versprochen hatte, seine Lederrüstung zu flicken. Erstaunt sahen seine Schüler ihm nach, wie er müde über einen der Hügel verschwand.
 
Und der aktuelle und somit vorerst letzte Teil unserer Kampagne, der hoffentlich bald fortgesetzt wird:

erdacht von Conquistador


ausgespielt von Lain, Miche, Ange, Minza und Conquistador


nacherzählt von Minza




Später Nachmittag war es geworden, als Mandrail und Taeryn am Kai ankamen. Jorkar gab einem der Fischer, die beim Einladen der Ware geholfen hatten, einen kupfernen Guul, während die anderen Reisenden am Steg hockten und warteten. Der Söldner betrachtete das Schiff unzufrieden.



"I mog no ned aufs Schiff, wemma scho an Land san."



Lysaara sah ihn über einen Grasalm hinweg an, den sie zwischen den Lippen hin und her rollte. "Wir warten nur auf die Flut."



Mit einem mütterlichen Säuseln beugte sich Taeryn hinab zu Rüssel und kraulte das Schweinchen am Kopf, ließ sich dann an einem Pfoster auf die Planken gleiten und nahm das zufrieden grunzende Tier auf den Schoss, massierte seine Fettrollen mit den kräftigen Fingern ihrer Hand.

Missmutig sahen Pruudir und Bork zum Dorf hin. Der Fund der Leiche lag immer noch schwer auf ihren Gedanken. Auch Mandrail erkannte den Blick, sah sich seufzend um. Als er den Dorfältesten mit einer Frau aus Vasaar zwischen den Häusern entdeckte, machte er sich schnellen Schrittes zu ihm auf den Weg. Mit eisigem Gesichtsausdruck erwartete Alakir den Söldner.



"Mia schleicha uns glei," begann Mandrail. "Und mi gehd des nix oh, wos Du hia so traibsd. Aba bis des Schiff soweid is..." Er lächelte den Ältesten an, der ihn skeptisch beäugte. "Hobds Ia no a Kriagal Wein für mi?"



Alakirs Blick verfinsterte sich weiter.



"Na ohne Schmarrn." Mandrail hob beide Hände. "Des is mia echd wuarschd."



Der Dorfälteste atmete tief durch, dann gab er der Frau, mit der er gerade eben noch gesprochen hatte, ein Zeichen. Sie verbeugte sich und eilte davon, um Mandrail einen Krug Wein zu holen. Mandrails Lächeln blieb weiter bestehen, genauso wie der Blick Alakirs, der sich umdrehte und ohne ein Wort wegging. Nur wenige Minuten musste der Söldner warten, bis die Dorfbewohnerin mit dem Krug und einem tönernen Becher wiederkam und ihm beides in die Hände drückte.

Er bedankte sich und schenkte sich glücklich ein, trank den Rebensaft in einem langen, durstigen Zug. Die Frau war schon wieder verschwunden, um ihren Aufgaben nachzugehen und Mandrail wanderte am Dorfrand entlang, genoss den Sonnenschein und den Duft von Gras und Blüten. Eine weitere Dörferlin mit ihrer Tochter waren gerade mit einigen Körben an einem kleinen Strandweg unterwegs, als er einige Gesprächsfetzen über das Rauschen der Wellen vernahm.



"War das einer von den Letzten?" fragte das Mädchen seine Mutter, die aber blickte nur sofort entsetzt zu Mandrail.



Der aber ließ sich nichts anmerken, sah hinaus zu den Klippen und trank weiter seinen Wein. Die Mutter zog ihre Tochter angespannt weiter den Weg entlang, die Kleine aber wollte sich nicht damit zufrieden geben.



"Aber der Donur, der hat mal in der Höhle gespielt..."



Die Frau zerrte heftiger am Kleid des Mädchens, brachte sie beinahe zum Stolpern und schnell entfernten sie sich. Mandrail blickte ihnen kurz nach, dann sah er über die Bucht. Weiter im Westen trafen sich Sand und Felsen, doch auch schon hier beim Dorf ragten einige große Steine aus dem Boden, bildeten zu ihren Füßen kleine Wasserbecken. Zwei Buben hockten dort und stocherten mit Stöcken im seichten Wasser.

Gemütlich schlenderte Mandrail mit seinem Wein zu den beiden Jungen, setzte sich dann neben ihnen in den Sand.



"Wos machds Ia da?"



"Wir spielen Pieks-die-Qualle..."



"Ja," lachte Mandrail. "Des hob i a imma gmachd." Er sah ihnen einige Zeit zu. Dann: "Megds an Schlug Wein?"



Die Buben sahen ihn mit großen Augen an.



"Nein."



"Wir dürfen nichts von Fremden annehmen."



"Also i bin da Mandrail. Und Ia seid...?"



"Adin."



"Donur."



Mandrail grinste und streckte ihnen seine Hand hin. "Jedzd samma koane Fremdn mea."



Donur sah etwas älter als sein Kumpane aus. Vermutlich zehn Sommer alt. Wenn Mandrail glück hatte, könnte er den Jungen dazu bringen, ihm mehr über diese ganze Sache zu verraten.



"Wir dürfen echt nicht mit Fremden reden," sagte Adin eingeschüchtert.



Mandrail zog seine Hand zurück und lächelte. "Des machd nix. I schleich mi a gleich." Er blickte zu Donur. "Wos isn des fia a Höhln und wo isn die?"



Die beiden Buben sahen mit mit weit aufgerissenen Augen an, die Münder offen. Keiner sagte etwas.



"Jedzd kimm. Scheiß ned so rum!"



Donur schluckte, sah kurz die Küste entlang nach Westen, richtete seinen Blick dann wieder auf Mandrail.



"Ich muss jetzt nach Hause."



Er stand auf, starrte verkrampft in Richtung des Dorfes aber entspannte sich, als er dort niemanden sah, der sie beobachtete. Auch der Söldner drehte sich nun so, dass er die Häuser im Blickfeld hatte und Donur machte einen unsicheren Schritt, wandte sich dann wieder Mandrail zu.



"Wir müssen jetzt gehen."



Er zog Adin mit sich, doch Mandrail war schneller. Seine kräftigen Finger klammerten sich um Donurs dünnen Unterarm.



"Bass auf, Bua." Seine Stimme war leise, wenn auch nicht bedrohlich. "Wenn Du voa irgendwos Angsd hasd oda wenn da wos war: Du woaßd, wo i bin und ii huif Da gern. I dua Dia nix..."



Er lies Donur los und der rannte los, presste ein gehetztes "Danke!" hervor. Mandrail sah ihnen nach, dann stand er langsam auf und wanderte zum Kai zurück, wo er den letzten Schluck seines Weines trank und den leeren Krug und den Becher auf einen der Pfosten stellte. Er trat neben Taeryn, Pruudir, Lysaara und Bork, begann mit leiser Stimme zu reden.



"Hia gibds a Höhln und da kimmd des Ganze anscheinend hea." Der Söldner deutete mit seinem Kinn zu den Klippen. "Die liagd bissl an Strand weida runda. Da wiard wohl irgndwos drin sei, wos regelmäßig Duarchreisende umbringd. Wia gsogd: des Dorf machd gar nix, die san ned fähig dazua..."



Lysaara hob ihre Augenbrauen. "Ein Seeungeheuer?"



Taeryn, die immer noch Rüssel auf dem Schoß hatte und ihn mit dünnen Streifen Umin fütterte, sah die Kriegerin mit dünnen Augenschlitzen an.



"Willst Du nachschauen?" fragte Pruudir, neugierig Mandrail betrachtend.



"I dad ja sogn, mia heiffa earna, wenns a Viech is," begann der Söldner laut zu denken. "Aba wenns ned auf uns zua kemma, dann is mia des a Rechd, bis des Schiff reparierd is. Dann schleich ma uns hoid, wenns moana."



Pruudir sah zu Taeryn. "Ich denke, die Gelehrte würde dem Söldner etwas bezahlen, um ein potentielles Seeungeheuer untersuchen zu dürfen..."



"Zoin is imma guad."



In Taeryns Stimme schwang Ablehnung mit. "Es wird schon kein Ungeheuer sein..."



Doch sie erinnerte sich an die seltsamen Tentakel und das den Rammsporn des geisterhaften Schiffes. An Schatten und Nebel. An dies alles, was sie sich nicht mit Logik und Wissen erklären konnte. Sie schluckte, griff dann in ihre Tasche, sah Mandrail dabei kühl an.



"Was müsste ich Dir zahlen, damit Du mich begleitest?"



"Zwoa Silberling."



Sie kramte zwei Shela hervor und drückte sie in die bereits wartende Handfläche, die sich um die Münzen schloss.



"Guad." Mandrail nickte. "Pack mas..."



Taeryn aber rührte sich nicht von der Stelle, holte stattdessen zwei weitere Silberstücke aus dem ledernen Beutel und hielt sie Lysaara hin. Die nahm das Geld bereitwillig an und stellte sich dann neben den Söldner.



"Toll, Du bisd a dabei."



Lysaara zwinkerte ihm zu und kurz überlegte Taeryn.



"Wer noch mitkommen will...?" Zwei Münzen wurden hoch gehalten. "Ich kann jede Hilfe brauchen."



Nickend nahm Pruudir die Shela.



"Ich komme so mit," erklärte Bork brummig, warf Taeryn ein deutliches Lächeln zu.



Er schloss seine Augen, atmete tief ein und nickte dann energisch grinsend. Der kleine Mann war nicht nur auf romantischen, sondern auch auf abenteuerlustigen Pfaden unterwegs, erkannte er, über sich selbst amüsiert.



Jorkar stand abseits von der kleinen Gruppe und hatte nicht alles Gesprochene mitbekommen. Seine Blicke aber verrieten, dass er sehr wohl mitbekommen hatte, was Mandrail und die anderen vorhatten. Grunzend schüttelte er den Kopf und sah Taeryn vorwurfsvoll an.

Sie füllten ihre Taschen mit Proviant und rüsteten sich, zogen dann gemeinsam los. Den Strand entlang marschierten sie, an den schlagenden Wellen vorbei und dem Westen entgegen, wo die dunklen Klippen wie Finger zu den Wolken griffen. Auf der anderen Seite der Bucht sahen sie zu ihrer Überraschung eine Traube Menschen, allen voran der Dorfälteste. Sie wirkten nervös, machten aber nichts, als sich die kleine Gruppe weiter auf die Felsen zubewegte und dann über diese kletterten.



Mandrail ging neben Taeryn, meinte nur leise zu ihr: "Du, wenn Du absichdlich deppad bisd, dann dua i fei nix..."



Sie musterte ihn emotionslos. "Ich werde weder mich noch Euch in Gefahr bringen, keine Sorge."



Erneut durch ihre Art irritiert, starrte Mandrail sie an, während Pruudir von der anderen Seite der Frau weiter zu erläutern versuchte.



"Ich glaube, Mandrail meint auch, unaufmerksam zu sein."



Taeryn nickte und wandte ihren Blick dann wieder auf die rauen Felsen unter ihnen. Weiter bahnten sie sich ihren Weg über den mit alten Muscheln und Seepocken übersäten Stein und Mandrail setzte sich an ihre Spitze, ließ seinen Blick über die Küste schweifen.

Nach einer halben Stunde wurde er nervös, als sie immer wieder wegen Taeryn warten mussten. Sie skizzierte Eidechsen, die sich auf dem warmen Stein sonnten und genervt warteten alle, bis sie fertig war. Minuten vergingen, bis Mandrail kein Verständnis mehr aufbringen konnte. Er zielte genau, stach zu und durchbohrte den Körper des kleinen Reptils mit seiner Speerspitze. Das zuckende Tier wurde vom Söldner von der Waffe gepflückt, dann biss Mandrail in den Körper, trennte mit seinen Zähnen den Kopf ab, kaute grinsend auf dem Schädel herum.

Taeryn sah Mandrail entsetzt an.



"Schmeckd nach Eisn und a bissal fischig." Er spitzte seine Lippen, beschrieb all seine Erfahrungen weiter für Taeryns Aufzeichnungen in ihrem Büchlein. "S Fleisch is zard, die Knochn san weich gnua."



Doch all dies schrieb die Einarmige nicht auf die Seiten, klappte das Büchlein nun mit einer unvollendeten Skizze zu. Sie atmete tief durch, ging dann ohne ein weiteres Wort weiter. Mandrail folgte ihr amüsiert grinsend, saugte weiter am Fleisch auf den Reptilienknochen.

Vorbei an hüfthohen Steinhaufen gingen sie, die wie religiöse Zeichen einer Kultstätte in Ufernähe gestapelt waren und nur noch selten blieb Taeryn kurz stehen, um die Haufen abzuzeichnen und eine kleine Karte zu erstellen. Hinter den Klippen war eine weitere Bucht, die sich vor ihnen öffnete und eine große Sandbank lag dort unter der Sonne.

Ein Schiff lag dort auf trockenem Boden und sofort war klar, dass das gestrandete Gefährt auch bei Flut nicht von alleine befreit werden würde. Es wirkte nicht vermodert oder alt und doch war keine Menschenseele dort zu sehen. Hinter dem Schiff erhob sich das Land und führte zu einem dunklen Höhleneingang, um den ein ganzer Garten aus Steinhaufen errichtet worden war.



Mandrail spuckte einige blank gelutschte Knochen aus. "Donumisch," erklärte er. "Ned mea ois zehn Mann Besadzung. Schaugd aus ois wiads scho a Woch da rum ling."



"Wollen wir uns das Schiff genauer anschauen?" Pruudir blickte neugierig zum Wrack.



"Kenndn Sacha drauf sei, de ma braucha könna..."



Irritiert blinzelte Lysaara. "Sollten wir nicht zuerst die Höhle untersuchen?" Sie sah zu Taeryn.



Die sah in die Bucht hinein, meinte dann nüchtern: "Gehen wir zuerst zum Schiff..."



Sie kletterten von den Felsen und stapften über den Strand bis hin zum hölzernen Biest, hielten dort vorsichtig an. Taeryn blieb am Strand stehen, während sich die anderen auf die Planken wagten und dort langsam das Deck und den Bauch des gestrandeten Schiffes durchsuchten. Die Umgebung im Auge behaltend, setzte sich Taeryn in den Sand, zeichnete mit ihrem Kohlestift die Umrisse des ausgewaschenen Höhleneinganges auf eine leere Seite.

Vom Wrack klangen die leisen Geräusche der Suchenden. Immer wieder wurden Planken weggebogen und kleine Fächer geöffnet. Pruudir und Bork waren gerade damit beschäftigt, einige alte Fässer zu überprüfen, als Mandrail und Lysaara, die sich mit solchen Dingen bestens auskannten, ein kleines Geheimfach unter Deck entdeckten. Aufgeregt zogen sie es heraus, waren aber halbwegs ernüchtert, als sie darin lediglich fünfzehn tyvesische Guul und ein wasserfest eingeschlagenes Bündel fanden.



Als Pruudir an ihre Seite trat, waren die beiden schon dabei, die Münzen in zwei Stapel aufzuteilen. Er sah ihnen kurz verwundert zu, wollte schon etwas sagen, als Mandrail ihm zuvor kam.



"Hosdas Du gfundn?"



Pruudir schloss seinen Mund. Dann streckte ihm Mandrail das Bündel entgegen und mit fragendem Blick wickelte der Koch einige Pflanzenhalme aus. Seine Augen wurden größer. Es war Opan, eine potente Droge. Kein Wunder, dass dies in einem Schmugglerfach untergebracht worden war.



"Kann man gut verkaufen," meinte er einsilbig, wickelte die Halme wieder ein.



"Dann vakaffs. Sans Gwürze? Medizin...?"



"Ja." Pruudir versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. "Vielleicht."



"Nimms Du, des is Dein Anteil."



Pruudir konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. Das Opan war soviel mehr Wert als ein paar Kupfermünzen. Mandrail sah den Gesichtsausdruck des Kochs.



"Sans Gwürze oda Drogn?"



Pruudir seufzte. "Drogen." Er war in solchen Dingen noch nie gut gewesen. "Opan, also Medizin."



Doch Mandrail reagierte anders, als Pruudir erwartet hatte: "Wennsdas vakaffsd, bheud wo zruck ois Schmearzmiddl."



"Ja." Vorsichtig steckte Pruudir das Bündel in seine Tasche. "So kann man es auch verwenden."



Bork hatte in der Zwischenzeit nicht mehr viel außer aufgebrochenen Kisten, alten Körben und zerschlagenen Amphoren gefunden: einige Längen Seil und ein altes Segeltuch, das sie als Ersatz für die ihr eigenes Schiff verwenden konnten. Sorgfältig legten sie alles zusammen.



"Mia soidn mid da Emanas Traum zumindesd voa di Buchd fahrn und des aufladn." Er kratzte sich am an der unrasierten Wange. "Wenn de Fahrd so weida gehd, weamas braucha."



"Das habe ich Jorkar auch gesagt, aber..." Pruudir lies den Satz im Nichts verlaufen, zuckte mit den Schultern.



Gemeinsam gingen sie zu Taeryn, die neben dem Wrack saß und angespannt in die Schatten der Höhle starrte. Sie drehte sich zu ihnen um und nickte ihnen wortlos zu. Dann erhob sie sich umständlich mit einem Arm und ging mit ihren Kameraden zu der Stelle, wo der Sand den Felsen Platz machte.

Neben ihnen sahen sie ein kleines, verlassenes Lager. Vermutlich hatten die ehemaligen Besatzungsmitglieder des Wracks es errichtet gehabt, nun aber war keine Spur mehr von ihnen zu sehen. Hatte auch die Leiche aus den Wellen zu ihnen gehört?

Vor dem dunklen Eingang in die Klippe verzierten weitere Steinhaufen den kahlen Boden. Zwischen ihnen waren einige erloschene Feuerschalen und Steinfigürchen zu erkennen. Was war hier angebetet worden? Alles wirkte primitiv und wie aus alten Legenden über fremde Inseln und Opfergaben. Hatten die Leute aus Vasaar dies alles zu verantworten?



Taeryn starrte ins Dunkle, blickte dann von einem zum anderen. "Hat jemand ein Licht dabei?"



Als Mandrail auf eine der Feuerschalen deutete, hob Taeryn diese hoch und nickte. Es war sogar noch Öl im tönernen Gefäß und sie hielt es Pruudir hin, der bereits einen Feuerstein gezogen hatte. Die Funken brachten die schmierige Flüssigkeit schnell zum Brennen.

Lysaara hatte derweil den Küstenverlauf im Auge behalten, den sie entlang gewandert waren. Auch Mandrail und Bork sah nun in diese Richtung und sie sahen, wie zwei Oberkörper schnell hinter einigen Felsen verschwanden. Sie wurden beobachtet. Vermutlich von den Dorfbewohnern.

Mandrail winkte ihren Aufpassend zu und schmunzelte.



"Die wardn anscheinend drauf, dass ma gfressn wean," scherzte er, blickte dann wieder zur Höhle.



Ein kühler Luftzug kam aus der Höhle auf, brachte einen modrigen Geruch mit ans Freie. Abgestanden und verwesend. Langsam zog Lysaara ihr Schwert und Bork legte einen kleinen Stein in die Schlinge seiner Schleuder. Mit Schild und zum Stoß bereiten Speer machte sich Mandrail bereit, weiter vorzurücken und Pruudir hielt ein langes Küchenmesser in den zitternden Händen.

Neugierig hob Taeryn die brennende Schale neben ihren Kopf und ging dann Schritt für Schritt in die Finsternis hinein. Die anderen folgten ihr. Nur ein kleiner Lichtschein erhellte ihre Umgebung und alle zuckten erschrocken zusammen, als Mandrail einen lauten Pfiff ausstieß. Ein dunkles Raunen antwortete...



"Hey! Fuadda!" rief Mandrail in die Dunkelheit.



Alle sahen ihn entsetzt an.



"I bin do ned bled und geh da nei," meinte er mit einem Schulternzucken. "Des soi naus kimma!"



Taeryn nickte. "Wir sollten tatsächlich die Höhle verlassen und es raus locken."



"Vielleichd gehma aufs Schiff nauf?"



Einige Schritte machten sie rückwärts, dann zuckten sie zusammen, als ein Knacken das Schweigen durchbrach. Taeryn senkte die Feuerschale und sie erkannten viele Knochen, die auf dem Boden verstreut lagen. Von Schafen und anderen Nutztieren, Fischen und Vögeln. Aber auch von Menschen...



"Jedzd kimm weida...!" trieb Mandrail Taeryn an, pfiff dann nochmals, um die Bestie weiter nach draußen zu locken.



Taeryn folgte ihm, die Dunkelheit weiter voller Faszination beobachtend.



"Was bist Du?" flüsterte sie, nun doch endlich Emotion in ihrer Stimme.



Schneller gingen sie ins Sonnenlicht zurück und immer wieder blickte Pruudir über seine Schulter, dem ersehnten Strand entgegen.



Immer noch war Taeryn vor den anderen und Mandrail zischte ihr entnervt zu: "Mogsd ned zrug gehen?" Aber die Kundige hielt ihre Stellung.



Ein dumpfes Quäken hallte durch die Höhle. Bewegungen waren im Schatten zu erkennen.



"Langsam zrugg... langsam zrugg...!"



Ein Stein zischte an ihnen vorbei, als Bork seine Nerven verlor und seine Schleuder sprechen ließ. Das Klackern des kleinen Geschosses verklang im Dunklen.

Dann schob sich ein großes Tier in den Halbschatten, der schwere Körper wie der eines Bären wirkend, das struppige Fell beinahe schon fedrig. Große Augen und der scharfe Schnabel eines Raubvogels sahen sie bedrohlich an. Mit einem Satz war Taeryn hinter ihren Begleitern und das Wesen bäumte sich auf, stieß einen langen, tiefen Schrei aus.

Mandrail schrie zurück und machte sich größer, streckte Speer und Schild zur Seite. Die Schale glitt aus Taeryns Hand und zerschellte auf dem Höhlenboden, als die Bestie sich wieder nach vorne auf alle Viere fallen ließ und gebückt auf sie zustapfte.



Mandrail hob sein Kinn, sprach das Tier mit ruhiger, tiefer Stimme an. "Du duasd uns nix. Mia duan Dia a nix. Mia schleicha uns."



Das Wesen grunzte, stemmte sich an der Wand nach oben und kratzte mit langen Krallen über den Fels. Die Bewaffneten nutzten diese Zurschaustellung von Kraft und Territoriumsanspruch, um nun ganz ins Freie zu treten und weiter rückwärts auf das Wrack zuzugehen. Einige Augenblicke später verließ die Bestie den Schatten, blieb aber im Höhleneingang stehen, schnupperte kurz in den Wind und verschmolz dann wieder mit der Dunkelheit.



"So," atmete Mandrail aus. "Jedzd hammas gseng, bag mas." Er drehte sich zu Taeryn. "Aussa Du wuisd nomoi nei?"



Taeryn sah ihn verschwitzt an.



"Mogsd ned? Dann gehma?"



Sie wanderten zurück nach Vasaar, den Buchtverlauf entlang und über die Klippen. Bork wirkte wie unter Schock und seine Knie gaben immer wieder unter dem gedrungenen Körper nach, die anderen halfen dem kleinwüchsigen Matrosen jedoch. Auch Taeryn war mit ihren Gedanken immer noch in der Höhle, versuchte das Gesehene entsprechend einzuordnen.



"Ein Wesen aus der Ära der Heroen," murmelte sie vor sich hin. "Wie Ptez, den Kavok von Talah erschlug..."



Pruudir blickte sie von der Seite an. "Eine Bäreneule?"



"Legd des Viech Eia?"



Doch Taeryn kannte die Antwort nicht. "Keine Ahnung," flüsterte sie, ihren Kopf schüttelnd.



"Beeilen wir uns," schlug Lysaara vor, die brechenden Wellen am Strand beobachtend. "Der Kapitän wartet vermutlich schon."



In Vasaar wartete schon eine Menschentraube auf sie, vor der der Dorfälteste stand, doch die Fischer sahen die müden Abenteurer nur seltsam an, sagten kein Wort. Mit gesenkten Blicken kamen sie beim Kai an, wo Jorkar ihnen entgegenblickte.



"Wir haben alle Vorräte an Bord, die wir brauchen" meinte der Kapitän mit einer übertrieben einladenden Handbewegung.



Sie legten ab und Lysaara begann, Jorkar alles zu erzählen. Wenig später lagen sie in der Bucht vor Anker und Mandrail, Bork und Lysaara luden die Seile und das Segeltuch auf die Emanas Traum. Taeryn stand an der Reling des Schiffes und sah nachdenklich zur Höhle, die hinter dem Wrack in den Fels führte. In der Dunkelheit war nichts zu sehen... doch die einarmige Frau konnte das furchteinflößende und zugleich wunderbare Wesen in den tiefen Schatten erahnen.

Die Möwen kreischten über ihr. Die Wellen rauschten, wie seit Anbeginn der Welt. Und Taeryn träumte von längst vergangenen Zeiten...
 
Ich mach hier nochmal auf den neuen Enzyklopädie-Eintrag in der Mediathek aufmerksam:


Ansonsten leider nicht viel Neues aus Laeria, aber ich habe noch drei Illustrationen für die Rollenspielberichte skizziert:

Illustration 2.jpg
 
So, mal ein kleines Update zur Fiktion.

Im Sommer werden wir an einem kleinen Feiertagsrollenspiel die "Ära der Heroen" erkunden, also als Magie noch etwas selbstverständlicheres in der Welt von Laeria war. Sprich Dungeons & Dragons trifft auf antike Mythologie. Ich freue mich schon darauf.

Auch freuen tue ich mich auf @Minza s Interpretation der "Die Drei Federn"-Gruppe (und eventuell der anderen Parties auch? :braue)

Die Illustrierte Enzyklopädie wachst der weil leider nur langsam aber beharrlich, aber ich habe mal wieder ein Bild zu Laeria gezeichnet:

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Ansonsten war es das auch.

Stay tuned :)
 
Auch freuen tue ich mich auf @Minza s Interpretation der "Die Drei Federn"-Gruppe (und eventuell der anderen Parties auch? :braue)

Erstmal die Gruppe um die Drei Federn:

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Die Charaktere von @Conquistador @Dyesce @Spaceball mir und @lain ...
Schon an Conquis Design angelehnt, aber dennoch mit meinem persönlichen Touch ausgestattet... war schon ein cooles Abenteuer im feiernden Laeria. Mal schauen, wann ich die Emanas Traum Mannschaft zeichne, die Gruppe Überlebender aus dem brennenden Amovis und vielleicht auch ein paar Charaktere aus den Kurzgeschichten, die es über Laeria gibt...
 
Zuletzt bearbeitet:
Am Montag haben wir ein kleines Abenteuer in Conquis Welt gespielt, hier ist die Chronik dazu :)

erdacht von Conquistador

ausgespielt von Ange, Minza und Conquistador

nacherzählt von Minza




Die Hähne hatten schon gekräht und Lysis war erfüllt von einem geschäftigen Treiben, welches das kommende Neujahrsfest ankündigte. Die Sonne schien warm auf das Dach des Tempels des Gottes Cuurin, der seine segnende Hand über Kaufmänner, Spielleute und zum Missfallen einiger auch gewöhnlichen Diebe hielt. In drei Tagen schon sollte der lange vorbereitete Abend kommen, an dem das neue Jahr begrüßt und das alte davon getrieben wurde. Drei Tage voller Arbeit, doch war die Ernte eingebracht und die Menschen der Stadt zufrieden mit ihrem Leben.
Und nun erwartete man die jährliche Ankunft der Bauern des Umlandes. Der fahrenden Händler. Die Gaukler aus dem nicht allzu weit entfernten Amovis. Und die nicht zu unterschätzende Masse an Pilgern, die wie jeden Herbst die kleine Stadt an der Küste der Ismerischen See das sagenumwobene Relikt sehen wollten, welches im Tempel von Lysis seit über vierhundert Jahren angebetet wurde.
Der Zeh des sagenumwobenen Eremiten und Wunderheilers Ormin, der in den ersten Jahrzehnten des Zeitalters der Menschen Schwarzzunge genannt worden war, war das einzige erhalte Gebein, von dem man wusste. Und viele wanderten zur kleinen Provinzstadt, um das Relikt von Lysis zu berühren. Die schmerzlindernden Kräfte auf sich wirken zu lassen. Beinahe jeden Tag waren Besucher im Tempel, die mit Zahnschmerzen oder ähnlichem kämpften, am Neujahrsfest aber kamen Hunderte, um sich segnen zu lassen.

Tanda'ot stand mit seinem Besen im kleinen Garten zwischen den Tempelmauern und blinzelte ins helle Tageslicht hinein. Hier gab es immer etwas zu tun, auch fernab des Trubels der Vorbereitungen. Der Weg wollte gekehrt werden, Früchte gesammelt und Sträucher gestutzt. Der kahle und faltige Mann, dessen Hals und Gesicht eher an das einer Schildkröte erinnerte, konnte sich noch an sein Leben außerhalb des Tempels erinnern. Er sehnte sich nur nicht wirklich danach. Hier war er glücklich. Hier war er unter dem schützenden Blick des allmächtigen Cuurin glücklich in den einfachen Roben und den leichten Sandalen, die er am Körper trug.
Er blickte auf, als Halikar der Schmächtige auf ihn zueilte. Ein Jüngling von verkümmerter Statur war er und der Zuname ein Schmähtitel, doch Halikar hatte diesen Umstand schon lange akzeptiert, störte sich nicht an den Worten. Schnaufend und keuchend kam er vor Tanda'ot zum Stehen.

"Ich war gerade am Säubern des Reliquienschrankes," keuchte der jüngere Mönch. "Und die Schatulle lag am Boden des Zimmers." Er holte gequält Luft. "Und der Zeh war nirgends zu finden!"

Der Zeh, der in einige graue Binden eingewickelt war, lag eigentlich stets unter dem Lichtschacht in dem mit Messing beschlagenen Kistchen und wurde nur ans Freie gebracht, wenn Rituale abgehalten werden oder Besucher einen Blick erhaschen wollten.
Tanda'ot sah Halikar den Schmächtigen ungläubig an, doch der überschlug sich mittlerweile mit seinen Sätzen.

"Das sollte man doch eigentlich dem Abt sagen! Wegen den Pilgern… und den anderen, die wegen der Reliquie kommen!"

"Beruhige Dich, Halikar," versuchte Tanda'ot den Anderen zu besänftigen. "Wir werden gemeinsam zum Abt gehen und es ihm erklären. Hast Du es schon jemand anderem gesagt?"

"Nein. Ich kam direkt zu Dir..."

"Gehen wir, Bruder Halikar. Aber denk daran, dass wir auf keinen Fall das Fest stören dürfen. Verbreiten wir die Kunde vom Verschwinden der Reliquie nicht. Und was im Endeffekt zu tun ist, soll der Abt entscheiden."

Halikar nickte und gemeinsam gingen sie los, um den Vorstand des Tempels zu suchen.

In einem der engen Vorratskammern durchsuchte Aram die Heilerin gerade einige Regale nach den richtigen Kräutern, die sie für die nächsten Tage brauchten. Eigentlich war sie vor allem für Erkältungen, Feldverletzungen und die gelegentliche Entbindung in Lysis zuständig, in diesen Tagen aber war ihr Aufgabengebiet ein anderes: ein großer Beutel mit intensiv riechenden Kristallstückchen und einige Tinkturfläschchen wanderten in ihre Arzneitasche, die sie ständig an ihrer Seite trug. Dutzende Lederschleuche mit Wasser hatte sie schon bereit gestellt, andere würden folgen. Wie jedes Jahr würden erschöpfte Pilger aus purer Entkräftung und Ekstase umfallen und Aram wollte für diese Menschen alles vorbereitet haben.
Sie stutzte, als sie ein Bündel zerfledderter Kräuter in die Hand nahm. Bissspuren waren deutlich zu erkennen. Sie bückte sich, suchte den Boden ab und entdeckte nur nach wenigen Augenblicken ein kleines Feld an schwarzen Kugeln, die unter einem Regal lagen. Aram seufzte. Wieder hatten Ratten sich an den Vorräten zu schaffen gemacht. Kurz überlegte sie, einen der Novizen zu rufen, entschied sich dann aber, dass sie nicht über einer solchen Arbeit stand und zog ein kleines Tüchlein aus ihrer Tasche. Während sie damit die Rattenköttel aufsammelte, rief sie mit leicht angewidertem Gesichtsausdruck doch noch nach einem der Schüler, den sie in diesen Räumen wusste.
Ein kleiner, untersetzter Novize, der vor einigen Jahren aus einem wohlbetuchten Haus in den Tempeldienst geschickt worden war, kam so angestampft und blieb fragend hinter Aram stehen, die sich hockend halb zu ihm umdrehte.

"Kann da nicht mal was gemacht werden…?"

Der Dicke räusperte sich, bereite seine hohe, sich überschlagende Stimme auf die schwere Arbeit des Sprechens vor. "Ja, das hat der Abt auch schon gesagt," stotterte er. "Aber die beißen immer und darum trauen sich die Novizen nicht wirklich, die einzufangen. Und wir haben so viel mit den Gebeten und den Tempeldiensten zu tun..."

Aram richtete sich auf und drückte dem Novizen lächelnd das zusammengeknüllte Tuch mit den Rattenkötteln in die Hand.

"Aber irgendjemand muss es machen," erklärte sie. "Und ich habe wichtigeres zu tun."

Der Novize errötete und griff schnell nach einem kleinen Handbesen, der an einem der Regale hing, begann damit, etwas lustlos den Boden zu fegen. Einige Herzschläge sah ihn Aram dabei zu, dann ging sie aus der Kammer.

"Wenn Du damit fertig bist," rief sie dem Dicken in einem Singsang über die Schulter zu: "dann bereite die Töpfe mit dem gekühlten Pfefferminzwasser vor, die draußen gelagert werden sollen. Danke!"

"Ja, Meister Aram."

Kopfschüttelnd betrat sie den großen Innenhof, wo in einer Ecke die Wasserschläuche im Schatten warteten.

Tanda'ot und Halikar der Schmächtige erreichten den Dienstboteneingang, an dem der Abt gerade mit einem der Schreiber die Tempelabgaben überprüfte. Zeile für Zeile arbeitete er eine Schriftrolle ab, die ihm einer der kräftigen Männer aus der Stadt überreicht hatte, sah immer wieder auf die Getreidesäcke und die gestapelten Käfige, in denen Hühner leicht gestresst gackerten.
Mit einer tiefen Verbeugung machte sich Tanda'ot bemerkbar und auch der Abt verneigte sich.

"Bruder Tanda'ot… seid Ihr schon mit der Morgenreinigung fertig?" Keine Abwertung war in den Worten zu hören. Der Abt war lediglich überrascht, dass der Mönch seine übliche Aufgabe in einer solchen Zeit geschafft hatte.

Tanda'ot rückte nahe an den Abt heran, sprach nur leise: "Ich bringe wichtige Kunde." Er sah die Arbeiter skeptisch an.

Einer der Männer sah hoch, während die anderen gerade versuchten, mehrere bis zum Rand mit Früchten gefüllte Weidekörbe so an die Wand zu stellen, dass man noch durch den Dienstboteneingang treten konnte.
Der Abt stutzte kurz, sah dann zu Halikar dem Schmächtigen, der immer noch bleich neben Tanda'ot stand.

"Was ist los? Ich muss die Abnahmen überwachen..."

"Es ist unmittelbar wichtig."

Der Abt nickte. Seine Augen funkelten alarmiert, als Tanda'ot in Richtung der Türe zur Schreibstube blickte. Er erkannte den Blick des Mönchs, erkannte die Schwere der Lage. Mit einem tiefen Atemzug gab er Halikar die Schriftrolle, die er gerade noch gelesen hatte.

"Ich übergebe Euch nun diese verantwortungsvolle Aufgabe, die Abgaben nochmals zu kontrollieren."

Halikar der Schmächtige sah fragend zu Tanda'ot, der nickte aber nur beschwichtigend. Dann gingen Abt und Mönch zusammen davon und die Männer aus Lysis und Halikar verbeugten sich tief. Durch den kleinen Garten gingen sie, vorbei am Fischteich und einigen wenigen Mönchen, die die zierlichen Bäume des Tempels pflegten. Erst, als der Abt hinter ihnen die schwere Türe der Schreibstube geschlossen hatten, sprachen sie wieder.

"Was bedrückt Euch, Bruder?"

"Bruder Halikar hat die Holzschatulle mit der heiligen Reliquie aufgebrochen am Boden des Reliquienzimmers gefunden. Der Zeh des Ormin fehlt. Ich empfehle, man tut der Bevölkerung gegenüber so, als wäre alles in Ordnung, während wir heimlich Untersuchungen einleiten. Das Fest zu stören wäre fatal, schließlich ist es unser wichtigstes Fest im ganzen Jahr."

Der Abt sah mit geweiteten Augen an. "Das ist natürlich eine sehr ernste Situation..."

"...auch ein schlechtes Omen."

"Genau. Eben." Der Abt sah nervös umher. "Wenn der Zeh des Eremiten abhanden gekommen ist, ist das fürwahr ein dunkles Zeichen für das neue Jahr." Er schluckte, sah dann Tanda'ot mit hartem Blick an. "Ich bitte Euch eindringlich, Euch nochmals einen Eindruck vom Ort des Geschehens zu verschaffen. Ich werde mich an die Götter wenden, ob dies ein Teil ihres großen Planes ist und ob sie das Verschwinden zugelassen haben. Vielleicht haben sie Antworten für mich..."

"...oder ob es jemanden gibt, der dem Tempel schaden will…?"

"Genau."

"...oder es vielleicht sogar unser Versagen ist…?"

Der Abt nickte unsicher. "Ich werde mich aber erst im Laufe des Nachmittages damit beschäftigen können. Meine Verpflichtungen lassen mich nicht früher handeln."

Schon wollte er sich zum Gehen abwenden, als Tanda'ot sich ein weiteres Male zu Wort meldete: "Was empfehlt Ihr?"

Der Abt sah Tanda'ot verwirrt an.

"Wie sollen wir ermitteln?"

"Untersucht den Ort des Geschehens." Der Abt wirkte nun eher genervt oder gar so, als wäre dies alles nicht das Wichtigste, was gerade zu tun wäre. "Und fragt den Bruder, der die Schatulle gefunden hat. Ich kann Euch gerade nicht mehr weiter helfen. Und haltet den Kreis der Eingeweihten klein! Ihr habt mein vollstes Vertrauen..."

Nun verließ der Abt das Schreibzimmer doch noch und blieb mit einem aufgesetzten Lächeln vor Aram stehen, die gerade an die Türe klopfen wollte. Kurz verbeugte er sich vor der Heilerin und die Sonne spiegelte sich auf dem Schweiß seiner Halbglatze wieder.

"Auch schon vorbereitet?" versuchte er den Ernst der Lage zu überspielen.

"Natürlich." Aram sah ihn skeptisch an. "Gibt es irgendetwas besonderes?"

"Danke. Nein."

Aram sah dem Abt nachdenklich hinterher, als der schnell das Weite suchte.

"Habt noch einen guten Tag," rief sie ihm nach, drehte sich dann zu Tanda'ot um, der immer noch in der Schreibstube stand.

"Ich grüße Dich, Aram."

"Was ist mit dem Abt los?"

"Er ist besorgt."

"Wegen den Festlichkeiten?"

"Nein. Wegen anderen Dingen, die wir eben besprochen haben," erklärte Tanda'ot, drückte sich dann an Aram vorbei und ging dann durch den Garten hin zum Gebäude, in dem das Reliquienzimmer befand.

Die Heilerin legte ihre Hände über ihrem Schoß übereinander, sah den älteren Mönch arglos an. "Kann ich helfen?"

Doch Tanda'ot stapfte einfach weiter und Aram begann, ihm neugierig zu folgen. Der Mönch durchquerte den Garten, dann den Hof und betrat schließlich den Raum, in dem der Zeh des Eremiten seit so langer Zeit gelegen hatte. Kurz atmete er durch, blickte in das äußerst karg eingerichtete Reliquienzimmer und nahm jedes Detail auf.
Der Lichtschacht über dem niedrigen Podest, auf dem der kleine Altar und der Reliquienschrank stand. Nun war er offen, aber oft genug mussten die Mönche bei Regen herbeieilen und ihn mit einem Holzdeckel schließen, bevor der Zeh nass wurde. Die leere Schatulle mit ihrer Messingverzierung, daneben das kleine Samtkissen, auf dem das heilige Bündel geruht hatte.
Anscheinend hatte Tanda'ot sehr wohl mitbekommen, dass Aram ihm gefolgt war, denn nun richtete er seine Worte direkt an sie, drehte sich aber nicht zu ihr um.

"Ich brauche ein Säckchen mit geheiligten Kräutern, um den Raum zu weihen."

Sofort begann Aram in ihrer Arzeitasche herumzukramen, sah sich dabei um. Die Schatulle am Boden. Der offene Lichtschacht. Sie lächelte, als sie Tanda'ot das kleine Säckchen in die über die Schulter gehaltene Hand legte, blieb aber hinter ihm stehen.

"Ratten."

Wieder begann sie in ihrer Tasche zu wühlen, formte aus einigen Binden und trockenen Gräsern ein neues Bündel, das so groß wie das heilige Relikt war. Tanda'ot hatte sich erstaunt blinzelnd zu ihr zumgewandt, sie sprachlos angestarrt.

"Das ist schon öfters passiert," meinte sie nebenher, übergab dann das kleine Bündel an Tanda'ot.

Der nahm es ohne jegliches Wort und zusammen machten sie sich daran, das Zimmer wieder so herzurichten, wie es die meisten Bewohner und Gäste des Tempels kannten...
 
An Conqus Geburtstag hat er wieder für uns gemeistert und das kam dabei raus:

erdacht von Conquistador

ausgespielt von Spaceball, Lain, Ange, Minza und Conquistador

nacherzählt von Minza


Die Wärme des Spätsommers wehte mit dem Wind über das Meer nach Issor hin. Die Mauern waren auch nach vier Monaten der Belagerung nicht gefallen und während im Westen die Schiffe der Farami auf den Wellen trieben, blockierten im Norden, Osten und Süden befestigte Lager jeden Ausfall der Issori.
Hier im Süden war das Zelt des Prinzen Hianpar hinter den Schutzpalisaden der Armee errichtet worden und hier war auch das Lager der Akatshoi Söldner. Der jüngste Sohn von König Emarpar von Faram war Prinz Hianpar und mit seinen fünfzehn Jahren nicht der jüngste Teilnehmer dieses Krieges. Prinz Hianpars älterer Bruder war von seiner issorischen Gemahlin ermordet worden und nun wollte König Emarpar den Vater der Prinzessin, König Kylmis II, von Issor, zur Rechenschaft ziehen. Es wurde von einem vermeintlichen Pakt des issorischen Nachbarreiches mit dunklen Mächten gesprochen. Von Hexenkünsten und dämonischen Riten.

Hannat-Nar-Suut saß auf einem großen Stein am Rand des nun dicht an dicht gefüllten Versammlungsplatzes. Der Platz war zwischen dem Magierlager und der Anhöhe, auf der das Zelt des Prinzen errichten worden war in den aufgewühlten Boden gestampft worden und Fackeln brannten an seiner Grenze. Es dämmerte bereits leicht.
Die Rede von General Usonar-Schin-Gar, dem eigentlichen Feldherren dieser Belagerung, hallte durch das Zwielicht. Hinter Gar stand der Meister der Magier, Marynar. In den Reihen dieser Kundigen waren nur Männer und wollte eine Frau zu den Riegen der Magier stoßen, gab es für sie nur eine Möglichkeit: die Töchter des Naranik, dem Kriegsgott der Farami. Doch vom Volk wurden sie nur die Hündinnen des Krieges genannt und Suut war eine davon. Neben ihr standen zwei ihrer Ordensschwestern und sie wusste, dass hier im Süden und in den anderen Heeresgruppen noch mehr Hündinnen auf den nächsten Angriff warteten.
Warten. Das war eine Sache, die Suut nie wirklich gelernt hatte. Nie wirklich lernen wollte. Sie war groß gewachsen für eine Frau und dürr. Aus dem schmalen, eher spitzen Gesicht stachen dunkle, eng zusammenstehende Augen hervor. Das wilde Haar war kurz geschnitten. An ihrer Seite warteten ein Kurzschwert und ein Rundschild auf ihren Einsatz.

Doch nun hatte das Warten anscheinend ein Ende. "Bald ist die Zeit gekommen," brüllte General Gar in die Menge. "Issor wird fallen! Und der Tod unseres geliebten Prinzen wird unter dem Blick der Götter gesühnt werden!"

Alle stampften und schlugen ihre Waffen gegen die Schilde.

"Wir werden Issors Mauern schleifen und die Dunkelheit aus diesen Landen vertreiben! Tod den Ungläubigen und Ehre König Emarpar! Mögen seine Klingen und Speere tiefe Wunden schlafen und seine tapferen Krieger zu ihren Familien zurückkehren! Faram!

"FARAM!" drang es als donnernder Schrei über den Küstenzug. "FARAM!"

Meister Marynar blickte ernst in die Menge. Hinter ihm und General Gar saß der Anführer der Akatshoi, der Heroe Kaïron von Akatsh. Er und einige wenige weitere Angehörige seines Standes hatten sich der Belagerung angeschlossen und waren darauf bedacht, ihren Namen mit weiteren Heldentaten zu schmücken.
Suut war alles andere als beeindruckt. Zu lange dauerte schon die Belagerung. Vier Monate und nur die Vororte von Issor waren niedergebrannt worden, bildeten nun einen Aschestreifen zwischen ihnen und den Stadtmauern. Hohe Schutzpalisaden waren erreichten worden, um die Belagerer vor den Pfeilen der issorischen Artillerie zu schützen.
Schon vor Monaten waren die meisten Kriegsarchiteken getötet worden, die erfolglos versucht hatten, die dicken Mauern mit Leitern und anderem Gerät zu bezwingen. Viele Soldaten der Farami hatten ebenfalls ihr Leben verloren. Wenigstens blieben dadurch mehr Vorräte für die verbliebenen Truppen, auch wenn Getreide und Fleisch weiter zur Neige gingen. Der letzte Schlag gegen Issor kam keineswegs zu früh.
Die verbliebenen Kriegsarchitekten standen bereit. Die letzten Wochen hatten sie hart gearbeitet und neues Schlachtenwerkzeug angefertigt: lange Binsenmatten auf elastischen Weidenrahmen, die Pfeile von den Mauern abhalten sollten. Und schwere Rammböcke mit ledernen Halteschlaufen und den hölzernen Rammbockkopf geschlagenen Metallspitzen.

Suut blickte zu ihren Schwestern. Trotz des Jubels der beiden Frauen konnte die Hündin die über die Belagerung in ihr Antlitz geschlichene Frustration erkennen. Sie knirschten mit ihren Zähnen, blickten blutlüstern gen Mauern. Neben ihnen standen andere verlorene Seelen, die sich in diesem Krieg wiedergefunden hatten.
Doch keiner war so auffällig, wie der blasse, hellhaarige Söldner, der mit einigen Würfeln in seiner breiten Hand spielte. Die beinahe farblosen Strähnen und die blauen Augen konnten schlichtweg in dieser Armee nicht übersehen werden. Aus den nördlichen Steppen jenseits der Ilsmerischen See stammte er und er war stolz darauf, ein Beover zu sein.
Die Hündin des Krieges schüttelte ihren Kopf. Sie glaubte standhaft, dass der Wilde bei einem Würfelspiel gegen die Götter verloren und als Wetteinsatz seine Haarfarbe verloren und die seltsamen Augen erhalten hatte. So sah kein Mensch aus!
General Gar hatte seine Rede beendet und Suut erwachte aus ihren Gedanken. Sie hob ihre Faust hoch in die Luft und zusammen mit ihren Schwestern stieß sie das schrille Kriegsträllern ihrer Kaste aus.

Dann trat ein Offizier vor die Truppen. "Rüstet Euch aus!" bellte er allen zu. "Teilt Euch in Eure Abschnitte ein und bleibt hinter den Palisaden!"

Alle machten sich auf den Weg zum jeweiligen Abschnitt, der ihrer Kampfgruppe zugeteilt worden war. Suut erhob sich und ging den Kriegern und ihren beiden Schwestern nach, der Küste entgegen, wo sie sich hinter den Holzschutz stellten. Es roch nach Schwelbränden und Tod. Immer noch schrien Offiziere und die Bogenschützen der Farami stellten sich in geordneten Reihen hinter den Truppen auf. Der Geruch von Schweiß und Angst mischte sich zum Gestank dieses Abends.
Langsam ihre Langeweile abschüttelnd, zog Suut einige Stücke Kaurinde aus der Gürteltasche und gab jeweils eines an die anderen Hündinnen. Selber steckte sie sich auch eines in den Mund, stellte sich neben einen weiter hinten gelegenen Aufbau und ging dort in die Hocke. Während sie ihre Blase entleerte, erwiderte sie die vielen abwertenden Blicke, die ihr von den Kämpfern zugeworfen wurden. Sie war eine Hündin des Krieges... also benahm sie sich auch wie eine Hündin. Sie verstand nicht, was die Männer hatten.

Der Bastschutz wurde von dutzenden Kriegsarchitekten herangetragen, die Seitenwände separat und noch nach oben gekippt. Erst später wollten die Architekte diese als Wände an den Schutz anschließen und die heranstürmenden Krieger so von allen Seiten sichern. Andere Männer standen mit Wasserkrügen für den Notfall bereit.
Als sie sich wieder zu den anderen gesellte, stand der beovische Söldner neben ihr. Daneben ein Bogenschütze und eine Speerträgerin aus Faram. Suut grinste breit und und nickte ihren Schwestern zu, die sie schon ungeduldig anschauten.

"Hündinnen des Krieges!" schrie sie aus voller Kehle.

"Hündinnen des Krieges!" gellten die Rufe der anderen in der kühler werdenden Abendluft wieder und wie ein Lauffeuer breitete sich der Kampfschrei durch alle Abschnitte der Belagerung nach Osten und Norden aus.

Suut brummte glücklich, schlug mit ihrem Schwert gegen das Schild in ihrer Linken.

"FARAM! FARAM!" prallten hunderte Stimmen gegen die Mauern Issors.

Dann zerschnitt der Ton eines großen Kriegshornes den Chor und eine gespenstische Stille setzte ein. Ein Offizier zu ihrer Seite gab das vereinbarte Handsignal und die Farami Bogenschützen ließen ihre ersten Pfeile wie ein schwarze Wand aus Stacheln gen Issor fliegen. Ein weiterer Hornstoß und die Kriegsarchitekten liefen mit dem Bastschutz auf die Mauern zu. Darunter und dahinter hetzten die Soldaten der Belagerungsarmee in die Schlacht.
Neben einer der nun heruntergeklappten Bastwände rannte Suut mit einigen Kriegern, die sich nicht durch den Schutz behindern lassen wollten. Suut wollte schnell an das große Tor gelangen, welches Ziel des Angriffes dieser Angriffstruppe war. Warum sich von den Konstrukten der Kriegsarchitekten behindern lassen, wenn Naranik auf ihrer Seite stand?
Ein Pfeil traf Suut in die Schulter, ließ sie kurz straucheln. Dann rannte sie weiter, griff mit ihrer Magie hinauf zum ersten Verteidiger, den sie auf der Mauer entdecken konnte und der einen Bogen hielt. Sie drückte zu und nach einem gewaltsamen Zucken kippte der Mann außer Sicht. Panische Rufe drangen von oben durch den Kampfeslärm zu ihr hinab. Trotz des Schmerzes verzog sich ihr Mund zu einem teuflischen Grinsen.

Pfeile lösten sich von den Sehnen der Farami und einer der Schützen in ihrer direkten Nähe begann zu schreien: "Die erhitzen Öl!"

Suut fluchte leise, deutete dann zu ihren Schwestern und dann hinauf zu den Verteidigern. "Hinter den Zinnen ist ein Behälter!"

Die Hündinnen nickten, griffen eingespielt mit der Magie hinauf und schoben mit einem animalischen Brüllen. Suut spürte einen schwachen Widerstand, dann hörte sie einen gellenden Schrei. Sie hatten einen Menschen von den Mauern gestoßen… keinen Trog mit siedendem Öl. Um ihre Kameraden erneut zu warnen, nahm sie den Ruf des Bogenschützen auf.

"Öl! Öl!"

Der große Binsenschild krachte gegen das Tor und die Akatshoi begannen mit einem harten, für Suut beinahe unverständlichem Gesang in der Muttersprache der südlichen Stämme, schlugen das erste Mal mit dem schweren Rammbock donnernd gegen das splitternde Holz des verbarrikadierten Durchganges.
Dann erschien die Kante eines großen Steinquaders am Rand der Plattform, die über dem Tor lag. Zwei Mann hoch war er und genauso breit. Die ersten Aufschreie aus dem Truppenverband ließen Suut und ihre Schwestern aufblicken.

"Quader!" rief Suut und blickte über ihre verwundete Schulter, in der immer noch der Pfeilschaft steckte.

Hinter ihr war ein kleiner Streit entbrannt. Ein Offizier argumentierte mit einigen Soldaten, die weiter zum Ufer vorstoßen und dort Schutz vor den Verteidigungsmaßnahmen der Issori suchen wollten. Der Offizier schrie seine Untergebenen an, dass dies Fahnenflucht wäre.
Suut hatte keine Zeit für solche Spielchen. Die Kriegsmagierin deutete auf die beiden anderen Hündinnen, nahm dann Anlauf und sprang wie eine Verrückte mit nach vorne gezogenen Händen und Füßen die dicke Trutzmauer an. Mit ihrer Magie blieb sie so auf allen Vieren am Stein hängen, wirkte wie eine Spinne, die sich nun schnell und mit abgehackten Bewegungen nach oben zog. Ihre beiden Schwestern folgten ihr.
Eine der Schwestern begann nach nur wenigen Metern abzurutschen, die andere verlor kurz vor den Zinnen ein Dutzend Meter über dem Boden den Halt. Sie kippte nach hinten, Suut aber ließ das Schwert aus ihrem Griff fallen und packte nach dem Handgelenk der entsetzt dreinschauenden Hündin. Die Schwester fiel nicht, nickte Suut kurz dankbar und mit Wärme in ihrem Lächeln zu. Dann vereisten ihre Augen, als ein Pfeil sie in die Seite traf. Einige Herzschläge lang starrte sie Suut noch leblos an, dann ließ Suut sie los. Die tote Schwester stürzte hinab zu den mit dem Tor ringenden Soldaten.

Sofort wendete Suut ihren Blick wieder nach oben, unterdrückte einen wütenden Schrei und zog sich nach einem letzten Kraftaufwand ächzend auf den Wehrgang der Mauer. Nur wenige Schritte von ihr entfernt schoben einige Arbeiter den Quader auf schweren Rollen in Richtung des Randes, unter dem die Farami immer noch versuchten, das Tor einzuschlagen. Kleine Flammen züngelten am Boden entlang, wo das ausgeschüttete Öl immer noch in einer dicken Schicht jeden Schritt zu einem gefährlichen Unterfangen machte. Also hatten die ersten Pfeile bereits die Gefahr eliminiert gehabt. Bogenschützen standen an den Seiten des Quaders, mussten aber wegen dem Beschuss durch die Farami immer wieder selbst in Deckung gehen.
Einer dieser Soldaten bemerkte Suut, wie sie sich auf die Mauer mühte, nahm seinen Bogen in die Linke und zog mit der Rechten das Kurzschwert von seiner Seite. Mit einem verzweifelten Aufschrei schlug er nach der Hündin, die wehrte den Hieb aber mit einem nach oben gezogenen Schild ab. Auch ein Arbeiter löste sich nun vom Quader, nahm einen Dolch feste in die Hand und kam langsam auf Suut zu.
Die hatte ohne ihre eigene Klinge nur eine Möglichkeit: sie schlug den Schild gegen den Schädel des Bogenschützen, der nun um sein Gleichgewicht rang und dann betäubt von der Mauer in die Stadt hinein stürzte, wich dann dem geschwungenen Dolch des Arbeiters aus. Sie rannte am verdutzten Verteidiger vorbei, sprang mit einem unmenschlichen Satz auf den Quader und ging dort beim Landen sofort in die Hocke. Mit einem geschulten Atemzug drückte sie so viel Magie in den Stein, wie sie entbehren konnte.
Suut spürte, dass etwas nicht stimmte. Dass sie zu viel der gezähmten Energie auf einmal befreien hatte wollen. Die Ränder ihrer Sicht wurden schwarz, dann spürte sie, dass sie die Kontrolle über ihren Körper verloren hatte. Sie fiel vom Quader, kam hart auf dem Stein des Tores auf und wurde schließlich von der Dunkelheit umschlungen...

***​

Theodan hörte den Anweisungen des Offiziers zu, während sich die Hexe in seiner Nähe in aller Öffentlichkeit erleichterte. An diese widerlichen Hündinnen würde er sich nie gewöhnen, das wusste er. Besonders nicht an diese. Man erzählte sich, dass sie außerhalb des Krieges Männer getötet hatte. Sie war eine boshafte, abstoßende Harpie in menschlicher Form und gerade war Theodan nicht klar, ob er angeekelt oder erregt sein sollte. In den meisten Lagern musste man gutes Geld für ein solches Schauspiel bezahlen.
Die anderen Kämpfer an seiner Seite waren alle aus dieser Region, nicht aus dem Norden, den er seine Heimat nannte. Er kannte gerade einmal ihre Namen, die in diesen Landen so unglaublich seltsam aufgebaut waren. Sie waren ihm aber relativ egal. Sie waren da und würden an seiner Seite kämpfen. Vermutlich dort sterben, während er mit dem verdienten Geld in die nächste Taverne einfallen würde.
Er schüttelte seinen Kopf, fuhr sich durchs blonde Haar und trat näher an Rebo-Ma-Shor heran, der sich gerade noch ein weiteres Mal um seinen Köcher kümmerte.

Shor hatte dunkle, grüne Augen und kurzes, schwarzes Haar. Nicht viel hatte er mit ihm bis jetzt zu tun gehabt und er war Theodan nur aufgefallen, weil er sich ebenfalls von den anderen Kriegern der Farami Armee eher fern hielt. Denn eigentlich war er wie Theodan ein Einzelgänger und im Gegensatz zum schweigsamen Beover sagte er direkt, was er meinte. Dadurch eckte er oft und mit jedem an, was Shor aber nicht zu störten schien. Was insofern passte, da die Frau neben ihm ebenfalls eher gemieden wurde.
Sie war klein und drahtig gebaut, hatte einen großen Schild und den Speer der Farami fest in ihrem Griff. Ein Zopf hing ihr vom verschwitzten Kopf und das runde Gesicht mit den hohen Wangenknochen war eigentlich ganz hübsch. Zu Theodans Missfallen verdeckte aber die schützenden Lederlamellen ihrer Rüstung die anderen Rundungen von Sisaria-Thar-Tirio. Und trotzdem sie erst siebzehn Jahre alt war, wirkte sie zumeist gelangweilt, was sie für Theodan auf eine andere Art anziehend machte. Sie wusste, was gut war. Wusste, dass sie jeden Moment genießen musste, in dem nicht gekämpft und nicht gegraben wurde.

Das Signalhorn ertönte und der Angriff begann. Pfeile flogen und ein weiteres Mal wurde das Horn geblasen. Die Soldaten stürmten nach vorne, rannten mit einem Zornesruf nach vorne, dem feindlichen Pfeilhagel entgegen. Er sah, wie die menschliche Harpie einen Pfeil in ihre Schulter einsteckte und Shor einen Streifschuss an seinem Oberschenkel erlitt. Warum sollte er sich einer solchen Gefahr aussetzen? Er würde in einigen Augenblicken folgen, wenn die Bogenschützen auf den Mauern um einiges leerere Köcher hatten. Theodan entspannte sich, beobachtete den Ansturm. Sich nun zu verausgaben würde ihm wirklich wenig bringen.
Ein großer, schwarzer Akatshoi Söldner trat zu Theodan, schlug ihm lachend auf den Rücken.

"Was machst Du hier?" fragte er mit tiefer Stimme, lief dann mit langen Schritten in die Schlacht.

Theodan hob eine Augenbraue. Wie viele dieser tapferen Krieger würden noch übrig sein, wenn das Loch im Tor groß genug war, den Farami und ihren Verbündeten Einlass zu gewähren? Nicht viele, schätzte Theodan. Aber er würde dort sein und die Stadt einnehmen. Issor plündern und sich weitere Wünsche erfüllen. Sich nehmen, was ihm zustand.
Weitere Soldaten fielen trotz des Bastschutzes. Trotz den Schilden. Theodan sah Shor, der mit seiner Beinwunde kämpfte. Die Hündin, die trotz Pfeil in der Schulter weiter an die Mauer heran rannte. Tirio, die unter dem Schutz mit den anderen weiter nach vorne preschte. Fühlte er so etwas wie Kameradschaft für diese Außenseiter? Er seufzte, nahm seinen Speer und das große Schild und ging an den Palisaden vorbei. Dann half er eben doch...

Gerade warfen die Issori alles von den Mauern in die Tiefe, was sie finden konnten: Steine, Kisten und sogar Leichen. Die Luft waberte über dem Tor und kurz wunderte sich der Beover, was dort solche Hitze erzeugte. Shor hatte anscheinend ebenfalls die Verzerrung bemerkt und von seiner Sehne löste sich ein Pfeil und ein panischer Schrei übertünchte den Lärm des Krieges. Ein Zischen und Brodeln legte sich unter die Schmerzenslaute und das Prasseln der Pfeile auf Schild und Rüstung.

"Die erhitzen Öl," rief Shor seinen Kameraden zu und entsetzt sah Theodan nach oben.

"Öl!" schrie die Hündin laut und als wenn sie mit ihren Fingernägeln über eine Schiefertafel kratzte. "Öl!"

Neben Theodan zersplitterte eine Kiste auf dem mit alter Asche und frischem Blut bedeckten Boden. Der Binsenschutz krachte endlich gegen das Tor. Mit voller Wucht folgte der Rammbock, geführt von Dutzenden Akatshoi, die den schweren Stamm im Rhythmus ihres harten Singsangs immer und immer wieder gegen das Holz hämmerten.
Das Geräusch von Stein, der auf Stein schabte, ließ Theodan erneut nach oben sehen. Befehle auf Issori begleiteten das unheilvolle Knirschen und langsam schob sich ein Quader in Sicht, der früher vermutlich Teil eines Tempels oder eines ähnlich stabil gebauten Gebäudes gewesen war.

Shor deutete auf das Tor. "Weg hier!"

"Wir müssen Richtung Meer!" schrie einer der anderen Soldaten.

"Ihr bleibt hier!" wurde dieser von einem Offizier angefahren. "Ihr befolgt den Plan! Oder ich lasse Euch hinrichten!"

Shor beteiligte sich nicht an dem Streit, hatte schon wieder seinen Bogen gespannt und traf einen Verteidiger auf der Mauer. Der Mann fiel tot auf den Binsenschutz und rutschte an den abgebrochenen Pfeilschäften vorbei, landete zwischen den Füßen der Angreifer.
Schon wollte Shor in die selbe Richtung laufen wie Theodan, als beide erstaunt den Hündinnen nachschauten. Die drei Frauen sprangen an die Mauern, zogen sich mit ihrem Hexenwerk nach oben, als wären sie Ungeziefer. Nur zwei kamen bis zum oberen Drittel, dann wurde eine von einem Pfeil der Stadtverteidiger getroffen und stürzte in die Tiefe. Nur eine kam oben an und verschwand aus dem Sichtfeld Theodans.
Der Beover drückte sich an die Mauer, zog sich schnell zum Tor und versuchte so von oben herab geschleuderten Steinen und fallenden Hündinnen auszuweichen. Shor schoss in einigem Abstand Pfeil um Pfeil in die Leiber der Issori. An seiner Seite hing bereits der zweite Köcher gefallener Kameraden. Dann entdeckte Theodan in seiner Nähe Tirio, die mit anderen Speerträgern im Schutz des Torüberhangs wartete.
Der Rammbock hatte bereits einen langen Spalt in die Barrikade geschlagen und beim erneuten Ausholen des Kriegsgeräts stießen die Verteidiger lange Pieken durch die gesplitterte Öffnung, konnten einen der Akatshoi niederstrecken. Die anderen Angreifer nahmen Abstand.
Tirio sprang mit ihrem Speer nach vorne, stach in den Spalt und traf einen der Issori. Shor hatte sich zu ihnen gesellt, konnte einen weiteren Verteidiger mit einem gezielten Schuss durch die Öffnung töten. Theodan drückte sich hinter Tirio, hielt seinen Schild weitere Gefahren abschirmend vor die Kriegerin und auch sein nun mit aller Wucht geschleuderter Speer fand ein Ziel. Zusammen schafften sie es, die Menge an Soldaten hinter dem Tor auszudünnen.
Er zog seine Klinge, während er den verwundeten Mann auf der anderen Seite gequält und gurgelnd schreien hörte.

"Stirb gefälligst neben dem Tor," schrie Theodan seinem Opfer entgegen: "damit wir Dich nicht wegschieben müssen!"

Schreiend drückte Tirio mit ihrem Schild gegen das Tor und Theodan half ihr, gab ihr mit seinem Gewicht und seiner Kraft seine volle Unterstützung, während die Kriegerin immer wieder ihren Speer in die Öffnung stach. Dann sprangen sie zurück, als der Rammbock erneut kurz davor stand, das Holz erneut zum Splittern zu bringen. Ein hallendes Donnern und die Akatshoi zogen den Rammbock wieder nach hinten. Theodan und Tirio begannen wieder zu drücken und Shor schoss seinen letzten Pfeil zwischen den gesprungenen Brettern hindurch.
Ein weiterer Schlag und der Spalt war weit genug, um die Farami hindurch zu lassen. Die ersten Speerträger schoben sich durchs aufgerissene Holz, wurden aber von den Waffen der noch lebenden Verteidiger niedergestreckt. Das Tor war wie vermutet eine Todesfalle. Theodan presste sich an Schilden vorbei, erschlug einen der gegnerischen Soldaten und hielt seinen Schild weiter vor Tirio, die so mit ihrem Speer die feindlichen Reihen mehr und mehr ausdünnte. Alles war zu eng hier. Der Rammbock versperrte den Durchgang und die Leichen machten den Boden uneben, jeden Schritt ein Glücksspiel mit dem Tod. Sie hatten hier ihr eigenes Grab geschaufelt.
Ein beißender Geruch ließ ihn würgen, dann gen Decke des Torbogens blicken. Der Gestank hatte eine ölige Note. Eben hatte jemand noch etwas von Öl gerufen. Was war dort oben los?

***​

Suut kam langsam wieder zu sich. Sie lag auf dem Rücken. Wurde mit einem Fuß unsanft über den heißen Boden geschoben. Sie griff zur Seite, ertastete den Unterschenkel des Mannes, der sie gerade Richtung Abgrund schob. Doch der stand feste und ließ sich nicht von seinem Vorhaben abbringen, während Suut noch mit ihrem Körper rang. Sie hatte sich übernommen, das wusste sie.
Der Soldat über ihr fluchte auf Issori, zog sein Schwert und holte aus. Panisch schlug Suut die Kante ihres Schildes gegen das Schienbein des Mannes, der aber stach lediglich nach ihr und nur mit Not konnte sie die Klinge mit dem Schild zur Seite drücken. Sie würde sich so nicht lange halten können!

Mit ihrer freien Hand fasste sie in das brennende Öl, in dem sie teilweise lag, kämpfte gegen den Schmerz, der sich durch ihre Finger fraß. Sie hatte noch ein wenig Kraft. Noch ein wenig Leben in sich. Sie bündelte ihre letzten Reserven, überhitzte die magische Energien. Sie ließ der Magie freien Lauf, hielt nichts mehr zurück. Dann ein heller Funke. Alles wurde weiß...

***​

Der ohrenbetäubender Knall ließ das Tor erschüttern und Steine fielen aus dem Bogen hoch über ihnen. Holzbalken knickten ein. Ein beständiges Grollen war auf der Mauer zu hören, wie der Ruf der Sturmschlange Ormarin. Schreie und das Rauschen von Flammen. Mit einem erblühendem Grinsen sah Theodan mit an, wie die Verteidiger panisch in die Straßen davon eilten. Soviel zum Quader. Soviel zu den Mauern von Issor.

Er schob sich an den letzten gebrochenen Balken vorbei, während die Farami und Akatshoi durch das weit aufgebrochene Tor strömten. Immer noch wimmerte der gefallene Issori, lag mit Blut verschmiert am Boden und hielt den Speer des Söldners in der Nähe der Spitze, die sich tief in seinen Bauch gebohrt hatte. Theodan nahm den Schaft und zog die Waffe mit einem Ruck heraus.
Dann blickte er zu Tirio, die mit den anderen Speerträgern der Armee tiefer in die Stadt eilte. Shor bezog an der Innenseite der Mauer Stellung, zog einige noch zu verwendende Pfeile aus den Köchern und dem Fleisch der Toten.
Nun begann das Plündern. Nun begann der Spaß, auf den sich Theodan schon so lange gefreut hatte. Aus welchem anderen Grund sollte man schließlich an einem solchen Krieg sonst teilnehmen...?
 
Ja, dieses "kleine" Projekt wächst und ich komme mit den ganzen Zeichnungen kaum hinterher :kaw:

Trotzdem habe ich noch ein paar Illustrationen zu den Berichten vor einiger Zeit angefertigt. Bei diesen Skizzen versuche ich immer mit relativ wenigen Strichen die Atmoshpäre des Berichts oder der Kurzgeschichte einzufangen:

Kapitelillustrationen.jpg
 
Zuletzt bearbeitet:
Da ich auch ein kleiner Karten-Freak bin, habe ich mal eine politische Karte jener Region erstellt in der nun schon einige kleinere Abenteuer und RPG-Kampagen Laerias spielten. Die Region ist quasi das Gegenstück zu unserer Mittelmeerregion der Antike und die Karte stellt die Gegenwart dort dar.

467_Laeria.jpg

Ggf. werde ich noch ein paar andere Karten erstellen, sei es von anderen Region oder Zeiten.

Des weiteren arbeite ich aber auch an der Illustrierten Enzyklopädie weiter :)
 
Es hat sich wieder ein wenig getan um Laeria. Ich habe meine Karte von der Welt (siehe Eingangspost) nochmal verändert, überarbeitet und etwas größer gemacht. Nun wirk alles nicht mehr so arg gedrängt.


Hoffe, dass ich im Sommerurlaub auch nochmal zum weiterarbeiten am "Visual Guide" komme :)
 
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