Star Wars Umfrage für Bachelorarbeit.

Klokocher

Zivilist
Moin ihr lieben.
Mein Name ist Tobi und ich studiere Film an einer Medienuniversität in Hamburg.
Für die Erarbeitung meiner Bachelorarbeit brauche ich allerdings die Hilfe vieler Menschen, die an meiner Onlineumfrage teilnehmen.

Die Arbeit befasst sich mit dem Thema Star Wars und vor allem mit der Semiotik der Filme. Dabei möchte ich besonderes Augenmerk darauf legen wie sich die Semiotik der Filme verändert hat seitdem Disney die Rechte an dem Stoff besitzt.

Ich bitte euch sehr diese Onlineumfrage zu verbreiten und sie natürlich auch selbst zu bearbeiten. der Zeitaufwand liegt bei etwa 3 Minuten. Ich danke euch schonmal im voraus.
Der folgende Link führt euch zur Umfrage:
https://www.surveymonkey.de/r/QSDQ7BS
 
Ich habe mal mitgemacht. Vielleicht magst du in deinem Eingangpost für einen Laien ganz kurz darauf eingehen, was der Begriff "Semiotik" in dem Kontext bedeutet? Viel Erfolg beim Studium!
 
Vielen dank schonmal. Natürlich erkläre ich dir was Semiotik ist.
Dabei handelt es sich um u.a. historische, theologische oder mythische Einflüsse.
Sprich, wenn ein Drehbuchautor sich aus der Vergangenheit der bedient und dies in ein neues Werk einbaut.
Am Beispiel Star Wars: Es gibt sehr viele Anspielungen auf das "Dritte Reich" in Star Wars. Daher die Umfrage um zu gucken wie präsent das Wissen über die Semiotik ist.
 
Hm, wenn dein Schwerpunkt auf der Semiotik liegt, sollten es aber mehr Auswahlmöglichkeiten geben :) Die sind, wenn ich mich recht erinnere, ja relativ kurz gefasst, nur 4 (?).
 
Hallo Tobi,

Vielen dank schonmal. Natürlich erkläre ich dir was Semiotik ist.
Dabei handelt es sich um u.a. historische, theologische oder mythische Einflüsse.
Sprich, wenn ein Drehbuchautor sich aus der Vergangenheit der bedient und dies in ein neues Werk einbaut.
Am Beispiel Star Wars: Es gibt sehr viele Anspielungen auf das "Dritte Reich" in Star Wars. Daher die Umfrage um zu gucken wie präsent das Wissen über die Semiotik ist.

Ich muss Deinem Erklärungsversuch widersprechen, insbesondere in Bezug auf Filmsemiotik.

Semiotik im Medium Film behandelt Art und Aufbau der filmischen Sprache, also der Mittel, mit der dem Zuschauer vom Autor/Regisseur zusammen mit den bilderschaffenden Disziplinen/Abteilungen Inhalte und Gefühle kommuniziert werden. In meinem Studium an der HFF München wurde Semiotik als ein eigenes Fach gelehrt, wir hatten eine grandiose Professorin.

Semiotik durchdringt Film als visuelles Medium komplett, wohingegen ein Drehbuchautor "nur" mit Mitteln des Wortes und damit mit der mehr oder minder eingeschränkten Vorstellungskraft des Lesers umgehen kann. Und Drehbuchautoren noch viel weniger als Romanautoren, da letztere sehr ausführlich die Welten beschreiben können, in denen die Handlung spielt.

Ja, es kann um "Vergangenheit" gehen, aus der sich "bedient" wird und deren Versatzstücke "... in ein neues Werk eingebaut..." werden. Aber es ist nicht nur "die Vergangenheit", sondern allgemeingültige Codices, derer sich bedient wird. Und ja, historische, theologische und mythologische Einflüsse können eine Rolle spielen. Aber Semiotik im Film geht darüber weit hinaus.

Es geht um Bilder und Eindrücke jeglicher Art, die beim Zuschauer eine Wirkung auslösen. Manche Filme sind so vollgestopft mit Semiotik, mit Subtext, dass vielen Zuschauern Information einfach entgeht, weil sie nicht in der Lage sind diese Zeichen- oder Bildsprache zu entschlüsseln. David Fincher, David Lynch, Scorsese, Hitchcock, immer und überall steckt Zusatzinformation im Bild, die wenn auch nicht direkt entschlüsselbar, gespürt wird.

Das ist auch in Star Wars so, wenn auch oft plakativ, aber manchmal muss es so sein.

Einfaches Beispiel: Der gute Cowboy hat einen weissen Hut getragen. Der böse Cowboy einen schwarzen Hut. Einfache Identifikationsmöglichkeit, auch in schwarz-weiss-Filmen. Dieses Bild zum Beispiel ist selbstverständlich präsent in Star Wars. Das Gute ist Weiss und rein, das Böse ist einfach schwarz und dunkel. Ausgenommen den Stormtroopern, die aber eher skelettartig und schockierend sein sollten. Shocktrooper halt. Und von diesen Bildern gibt es immer, immer mehr. Gute Regisseure wissen das im Zusammenspiel mit guten Kostümbildnern und Szenenbildnern/Production Designern anzugehen. Wenn man dann noch einen guten lichtsetzenden Kameramann dazubekommt, deren Ergebnisse dann auch von einem guten Editor/Cutter (auch hier eine Vielzahl von bildsprachlichen Möglichkeiten) unterstützt wird und dann zum Schluss noch eine gute Musik (Der weisse Hai: bestes Beispiel für Semiotik auf musikalischer Ebene), dann hat man ein Gesamtwerk, das den Zuschauer in seinen Bann schlägt.

Man hat eine Menge zu tun, wenn man die Filme auf deren Qualität in Bezug auf Semiotik untersuchen wollen würde. Das ist in der Vergangenheit zu jedem Film passiert, ich kann hierzu zum Beispiel Michaela Krützen "Dramatrugie des Films" https://www.amazon.de/dp/3596160219/?tag=psw-21 udn anderes von Frau Krützen empfehlen.

Deine Umfrage ist zu einer Beleuchtung des Themas meiner Meinung nach leider vollkommen unzureichend. Die Fragen scheinen eher lose Aneinanderreihungen als tatsächliche Abfrage von Wissen geschweige denn Deutungsvermögen des Teilnehmers in Bezug auf irgendeinen Aspekt der Semiotik in der Star Wars-Oktologie zu sein.

Ich an Deiner Stelle würde mich erst mit dem Thema der Semiotik in Star Wars befassen und dann abfragen, ob und wie die einzelnen Symbole und Zeichen erkannt und gedeutet werden. So ist Anakin zum Beispiel nicht "Jesus Christus", sondern eher als potenzielle (!) Erlöserfigur zu sehen, die es auch in anderen Kulturen und Mythologen als der christlichen gibt. Was übrigens auch nichts mit Semiotik zu tun hat, da kannst Du eher den Wechsel im Kostümbild betrachten. Oder den Apfel deuten, den er schweben lässt um ein wenig die gute alte Padmé zu beeindrucken. Oder Lukes Rückkehr zur Lars Farm und die verkohlten Leichen. Oder oder oder...

Viel Glück beim Bachelor!
 
Deine Umfrage ist zu einer Beleuchtung des Themas meiner Meinung nach leider vollkommen unzureichend.

Na ja, wenn die Umfrage wirklich gut ausgetüftelt ist, dann ist dieser Eindruck auch absolut gewollt und du bist in die Falle getappt. Immerhin sollte man bei Umfragen nie so wirklich genau verraten, worum es denn jetzt tatsächlich geht. Wenn da die Auswertung gescheit ist, dann ist die Umfrage am Ende sogar mehr als nur zureichend ;)

Was ich aber anmerken muss, ist ein technischer Fehler: Ich hatte zwar jede Frage beantwortet, mein Ergebnis wurde aber nicht "zugelassen", weil ich bei manchen Fragen lediglich etwas unter "Sonstiges" vermerkt hatte und jetzt keine der vorgegebenen Antwortmöglichkeiten angekreuzt hatte. Da ich das Ergebnis nicht verfälschen wollte, indem ich Sachen ankreuze, die ich so gar nicht sehe, musste ich es dann leider sein lassen.
 
Na ja, wenn die Umfrage wirklich gut ausgetüftelt ist, dann ist dieser Eindruck auch absolut gewollt und du bist in die Falle getappt. Immerhin sollte man bei Umfragen nie so wirklich genau verraten, worum es denn jetzt tatsächlich geht. Wenn da die Auswertung gescheit ist, dann ist die Umfrage am Ende sogar mehr als nur zureichend ;)
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Das mag so sein. Bei einer wirklich gut ausgetüftelten Umfrage ;) Ds ist diese allerdings nicht, finde ich zumindest. Die Fragestellungen und die möglichen Antworten passen ja teilweise nicht zusammen oder Antworten lassen untereinander keine sinnvolle Abgrenzung oder Zuordnung erkennen. Tobi ist aber nicht der erste Fall von "Star Wars-Hausaufgaben" hier. Oder aber es geht nicht um Star Wars sondern um die Reaktionen der Fans bei einer solchen Befragung.Und er studiert gar nichts "mit Medien", nein, eher Pyschologie oder etwas anderes. Und dann kommt bei dem Test heraus, dass wir den Müll nicht trennen oder sowas. Twilight Zone...
 
Dann hat man aber die Semiotik am Ende von Episode 1 zb. auf der einen Seite zwar sehr schön umgesetzt (war ein großartiger Moment trotz aller Tragik), auf anderer hingegen aber auch ziemlich plakativ und somit gemein für alle Zuschauer, die Star Wars nicht kannten und tatsächlich erst mit Episode 1 gestartet sind.

Die Beerdigung von Qui Gon Jinn.
Neben all der Trauer und auch Hoffnung (Dialog zwischen Obi und Ani) und auch einer gewissen Epik, welche die ganze Beerdigung zu wahrer Gänsehaut hat werden lassen (dank dem Zusammenspiel aus vielen Dingen), mal folgendes noch:


Ein perfektes Zusammenspiel für eine eindeutige Semiotik bzgl. "Wer wird auf der Schurkenseite noch eine gewisse Rolle spielen.":


Drehbuchautor: Dialog zwischen Mace und Yoda.

Kamera: Der richtige Schwenk im richtigen Moment und ein auch passender Blickwinkel bzw. eine passende Perspektive und dann auch Stillstand der Kamera fixiert auf einen Punkt (Person).

Komponist: In genau diesem Moment (siehe Kamera) wandelt sich die Musik. Die jetzt gespielte Musik möchte uns dasselbe andeuten wie die Kamera das wollte.

Regisseur: Gab Ian Mcdiarmid vermutlich genaue Anweisungen über seine zu spielende Gestik/Mimik (Gesichtsausdruck) in besagtem Moment.

Schauspieler: Ian Mcdiarmid legte einen hervorragenden und passenden Gesichtsausdruck in jenem Moment an den Tag.

Verschiedene Aspekte mit ein- und demselben Ziel aber:

Dem Zuschauer suggerieren, wer hier der Böse (Sith) ist/sein könnte.
Oder zumindest dem Zuschauer suggerieren, dass es sich bei Senator Palpatine um einen zwielichtigen Menschen handelt, der in den nächsten Episoden definitiv noch eine "nicht zum Guten" Rolle spielen wird.

Für Star Wars Neulinge, die Palpatine tatsächlich erst in Episode 1 kennengelernt hatten und auch nicht die OT kannten, ziemlich gemein wie ich finde. War ja quasi schon wie ein kleiner Spoiler.
 
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Für Star Wars Neulinge, die Palpatine tatsächlich erst in Episode 1 kennengelernt hatten und auch nicht die OT kannten, ziemlich gemein wie ich finde. War ja quasi schon wie ein kleiner Spoiler.

Gut analysiert. Das, was du als Spoiler bezeichnest, nennt man in diesem Zusammenhang "foreshadowing", das eben durch unter anderem die von Dir aufgeführten Mittel wie Musik und Kameraeinatellungen erzeugt wird. Dem Zuschauer soll die Information bzw. das Gefühl gegeben werden, dass da noch etwas meist schicksalhaftes, negatives auf die Protagonisten wartet. Im Horrorfilm wird mit ähnlichen Mitteln gearbeitet, dem wird als Kontrast der Schockmoment beigegeben. Wir wissen, dass etwas passieren wird und sind sehr angespannt, und dann ... passierts.

Das lässt sich auf viele Bereiche erweitern. Episode 1 zum Beispiel war im gesamten Farbkonzept deutlich heller als Episode 2 und dann Episode 3.

Horrofilm bietet auch sonst leicht verständliche Beispiele, weil mit semiotischen Elementen gearbeitet wird, die oft grundlegend wirkend, zum Beispiel weil sie Ängste erzeugen. So ist die alte, dunkle Burg, das Verlies, ein Friedhof oft ein Ort des Unbehagens. Die Romantik hat sich vieler dieser Bilder bedient und dazu beigetragen, dass Semiotik im (Horror-)Film oft sehr schnell verstanden wird. So kann man Kunst und Literatur im Zeitalter der Romantik auf semiotische Elemente untersuchen, die sich auch in Film wiederfinden lassen.

Leider empfinde ich es aktuell so, dass vieles dieser bildsprachlichen Elemente durch ständiges Kopieren verwässert wird. So bedienen sich junge Regisseure oft Bildern und Symbolen, die sie so aus Filmen übernehmen, die sie selber gut finden. Das ist ja nicht verwerflich, nur geht da meiner Meinung nach oft etwas verloren, da der Blick, den dieses jungen Regisseure haben, nicht bis zu den eigentlichen Originalen reicht, sondern nur bis zu den Filmen, die sie selbst als junge Menschen gesehen haben. Das ist natürlich der Vielfalt des Angebotes geschuldet, macht das Werk aber nicht besser.
 
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Die Arbeit befasst sich mit dem Thema Star Wars und vor allem mit der Semiotik der Filme. Dabei möchte ich besonderes Augenmerk darauf legen wie sich die Semiotik der Filme verändert hat seitdem Disney die Rechte an dem Stoff besitzt.
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Übrigens finde ich nicht, dass sich in den bisher gezeigten Filmen semiotisch wegen dem Verkauf an Disney grundlegend etwas geändert hat. George Lucas hat immer starken Einfluss gerade auf die visuelle Gestaltung genommen, was auch von seinem sehr grossen Interesse zum Beispiel an Architektur herrührt. Meiner Meinung nach oft leider ein Nachteil, da die Designer nicht so frei waren, wie es mancher Film verdient hätte. GL war omnipotent, er hat alles bestimmt, ohne viel Widerspruch. In der OT hatte er zuerst "alte Hasen", die viele seiner Ideen umsetzten und ihm auch einmal Kontra gaben und nicht nur zugearbeitet haben. Er hat mehr Hilfe in Anspruch genommen und weniger bestimmt. Alleine das beeinflusst das Endergebnis bei einem Film. Ein guter Regisseur hört sich die Ideen an und konzentriert sich auf sein Kerngeschäft, die Inszenierung und die Schauspielerführung. Irvin Kershner hat das gemacht, was GL viele graue Haare gekostet hat. Wenn man sich die visuelle Sprache in ANH und dann in ESB anschaut, sieht man schon sehr viele Unterschiede. ESB sticht wegen seiner Komplexität stark hervor und ist sicherlich deswegen auch bei vielen Fans der beliebteste Film weil er am meisten zu bieten hat. ANH ist dagegen ein kleiner Film, der trotz grosser Bemühungen qualitativ zurückbleibt.
Es gibt zwar eine Menge verbindender Elemente was den visuellen Stil angeht ( zum Beispiel im Schnitt Übergänge als Wipes zwischen Szenen, die auf die alten Serials der 1930er zurückgehen), die eigentliche filmische Sprache innerhalb der Star Wars-Filme ist trotz allgemeingültiger Kodierungen die einzelnen Filmschaffenden (Autor, Regisseur, Kamera, Production Design/Szenenbild, Kostümbild, Editing, Musik) individuell. Durchgängig ist eigentlich nur die Musik von John Williams, was die Trilogien angeht. Der grundlegende visuelle Stil des "used universe" im Production Design ist durch die PT schon stark aufgebrochen worden, was auch von GL so gewollt war und was sich auch durch den Wechsel der Designer und Architekten ergeben hat. Die ST hat sich wieder mehr der OT angenähert, was aber auch nur durch den Rückgriff auf die Arbeit eines schon in der OT beteiligten Künstlers möglich war. Dieser Künstler selber ist leider nicht mehr aktiv an der ST beteiligt gewesen, er dreht sich vielleicht bei der einen oder anderen Entscheidung ein wenig im Grab herum.

Die PT hat uns bisher zwei Regisseure gezeigt, die beide quasi Kinder der Regisseure sind, die als grosse Einflussnehmer das Blockbuster-Cinema erst erfunden haben. JJA ist ein direkter und unmittelbarer Zögling von GL´s best buddy Steven Spielberg. Rian Johnson ist quasi hinter JJA einzuordnen, da er schon die nächste Generation ist. Sieht man sich die Filme der beiden an, kann man bei JJA unmissverständliche Bezüge und Zitate aus den Werken von Spielberg und Lucas finden. Hommage oder Kopie ist ein grosser Streitpunkt. "Super 8" ist ein direktes Derivat der Filme von Spielberg. Spielberg ist im Gegensatz zu Lucas als "Visionär" eher Autorenfilmer und Regisseur, dem die menschliche Seite der Figuren in der grossen Geschichte wichtig ist, etwas, das George Lucas leider fehlt und der stets die technische Seite als scheinbar wichtiger empfunden hat.
JJA hatte auch einiges an Zeit, mehr oder weniger seine eigene Handschrift zu entwickeln. Rian Johnson ist gerade mal mit dem Studium fertig und hat erst ein eher mageres Werkvolumen vorzuweisen. Meiner Meinung nach sieht man das seinen Filmen stark an. Gerade wenn ein Regisseur sehr jung ist, ist wie bei einem Kind die Sprache (!) nicht besonders ausgeprägt. In meinen Augen wirkt einiges an seinen Filmen sehr "studentisch", sprich der Zuschauer bekommt den Ausdruckswillen des Regisseurs mit dem Holzhammer serviert. Subtilität fehlt. Subtile Zeichensetzung, subtiles Erzählen. Den Trailer zu seinem neuen Film "Knives out" finde ich sehr anstrengend, da ich mich schon in diesen paar Minuten mit soviel an offensichtlicher Information zur Geschichte bombardiert fühle, dass mein Interesse an dem Film für keine Ebene geweckt wird.
Ja, ich bin gerade beim Kritisieren von TLJ, aber in Zusammenhang mit Semiotik macht das meiner Meinung nach grossen Sinn.

Semiotik im Film trägt auch dazu bei, den Zuschauer in die Welt des Filmes eintauchen zu lassen. Der Aspekt des Loslassens, des "Suspension of disbelief" beim Betreten einer fantastischen Welt oder allgemein einer Geschichte ist meiner Meinung nach die wichtigste Aufgabe beim Gebrauch semiotisch motivierter Elemente. Sie sind das Grundgerüst für die Kulisse, vor der die Charaktere interagieren.
Und da gab es für mich in TLJ viele tolle visuelle Elemente, die allerdings durch einen penetrant geschwungenen Holzhammer stark abgewertet wurden. Einige eklatante Beispiele sind zum Beispiel Vizeadmiral Holdo. Wenn ich solch einen Charakter habe, muss ich auch ohne irgendwelche zusätzliche Information erahnen können, welche Position der Charakter in der Geschichte haben kann. Sie war dargestellt wie ein altes Muttchen, eingeladen bei der Queen auf ´nem Ball. Lust
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Schaut Euch mal die Bilder an, die es zu ihr gibt. Mir fällt auf, dass sie sehr oft mit einem Blaster in der Hand dargestellt wird. Ja, der Blaster suggeriert uns "Kämpferin". War der Blaster eigentlich irgendwann mal im Film zu sehen. Ich kann mich nicht erinnern. Aber NICHTS (ausser dem Blaster) transportiert irgendwie "Militärische Führungspersönlichkeit". Den Zuschauer darf nicht interessieren, ob sie gerade aus dem Urlaub gekommen ist oder nicht. Man muss es ablesen können. Semiotik hier in Bezug auf Kostüm und Mask: fail.

Lukes Charakterisierung auf Ahch-To ist ebenso ein fail. Ja, er hat sich zurückgezogen und lehnt es ab, ein Lichtschwert in die Hand zu nehmen. Wir hätten das alle verstanden, wenn er das Lichtschwert genommen, sich abgewandt und dann nach einem kurzen Moment des Innehaltens das Lichtschwert für den Zuschauer erkennbar bewusst (!) in die See gefeuert hätte. Aber die in der Art der Inszenierung transportierte Gleichgültigkeit war meiner Meinung etwas, das in Bezug auf Semiotik einfach unpassend war. Mit dem Holzhammer, studentisch, als wenn dem Zuschauer nicht etwas mehr zugemutet oder zugetraut werden könnte. Womit wir wieder bei dem "Suspension of disbelief" wären.
Es gibt natürlich genrespezifische semiotische "Dialekte", die allerdings genreübergreifend genutzt werden können. Komödie benutzt andere Mittel als Drama. Die Stimmungen, die in diesen beiden unterschiedlichen Genres erzeugt werden sollen, sind ganz spezifisch.
Jeder Zuschauer geht mit einer Erwartungshaltung in einen Film hinein. Wenn diese Erwartungshaltung nicht erfüllt wird, dann ist das eher unbefriedigend. Der durchschnittliche Zuschauer spürt das eher als er es benennen kann. Mancher Filme wirkt manchmal, als könne er sich nicht für ein Genre entscheiden. Das wird durch missverständlich platzierte Information erzeugt, von der der Zuschauer eigentlich weiss dass das eher "Aha! Komödie!" oder "Aha! Detektivfilm!" oder "Aha! Liebesfilm!" oder "Aha! Psychodrama!" betrifft.
AOTC hat hierunter auch "gelitten", finde ich, wobei es noch erträglich war.
Wir hatten hier "Thriller" (Attentat auf Amidala), "Actionfilm" (Verfolgungsjagd), Liebesfilm ("Annie und Padme"), Detektivstory ("Obi-Wan und der verschwundene Planet"), Kriegsfilm ("Rettungsaktion und Schlacht auf Geonosis"). Insgesamt haben mich diese Versatzstücke nicht wirklich gestört weil amüsant auch wenn sehr grob zusammengewoben, nur hat GL bei der Schlacht von Geonosis fürdie Kamera einen dokumentarischen Stil gewählt, der so überhaupt nicht zum Rest des/der Films/Filme passen wollte. In sich waren die einzelnen Segmente aber von den Stilmitteln her passend. Thriller war Film Noir inklusive Verfolgungsjagd und düsterer Bar und Schützen aus dem Hinterhalt ("Der dritte Mann" oder "M- eine Stadt sucht einen Mörder" als Beispiele für filmische Klassiker zu dem Thema), Liebesfilm mit Reise, hellen Bildern und ruhiger Inszenierung, Kaminfeuerromantik, lustigem Reiten auf Riesenzecken, Detektivstory ebenso Film Noir als Fortsetzung von "Thriller" und so weiter.

In TLJ aber hat Rian Johnson in ein eigentlich kohärentes Stück immer wieder Elemente injiziert, die so meiner Meinung nach keinen Platz haben und die Gesamtstimmung stören. "Comic Relief" in einem ernsten Film kann passen und hilfreich sein. Die Inszenierung der Szenen und die Darstellung der Charaktere war im Dialog "Poe und Hux" nur vollkommen falsch gewählt, weil so weit übertrieben, dass sie sowohl die Charaktere als auch die Stimmung im Film unglaubwürdig machten. Zumindest für mich, der wie sicher viele Zuschauer eine andere Erwartungshaltung hatte.
Ebenso die Injizierung einer potenziellen sexuellen Spannung zwischen Kylo und Rey beim zweiten "Gedankenkontakt". Warum musste Kylo Ren shirtlos auftreten? Was soll das dem Zuschauer sagen? Aber noch viel wichtiger, was sollte Reys Einwurf, ob er sich nicht was anziehen könne? Ersteres war unmotiviert. Und zweiteres hatte keinerlei Auswirkungen und kam ebenso wie der Lichtschwertwurf aus heiterem Himmel. Beides war vollkommen konsequenzlos und hat nichts zur Geschichte beigetragen beziehungsweise war eher plump.
Wenn man zeigen wollte, dass Rey von Kylo angezogen oder irritiert war, warum nicht ausführlicher und intensiver? So wirkt es eher wie ein Stolperer, wie zufällig. Liebe ist ein grosses Thema in Star Wars. Erotik war es stets eher weniger. Und wenn man denn etwas nicht in Disney-Filmen findet, dann Erotik. Aber hier in TLJ war es weder Fisch noch Fleisch. Es wurde sowohl auf visueller Ebene etwas gesetzt ("verschwitzter Männerkörper"), was dann auch noch im Dialog aufgegriffen wird (Reaktion Rey) aber keine direkte Konsequenz hat. Auch hier semiotisch im Bereich "Kostüm" und Drehbuch: FAIL.

Und das zieht sich meiner Meinung nach weiter durch TLJ durch. Die Spiegelsequenz könnte noch etwas bieten, hier ist viel an Bilddeutung möglich. Auch Lukes Abgang, viel möglich. Nur die Milch, die Milch. Was soll uns das sagen? Alleine das Bild der gemolkenen Seekuh hat mich sehr rausgerissen, weil ich nicht in der Lage war, das irgendwo in Star Wars udn Luke einzuordnen. Aber vielleicht ist das auch mein eingeschränktes Vermögen der in dieser Szene enthaltenen Semiotik ;)

Ich denke, dass eine Untersuchung der verschiedenen Trilogien darauf basieren kann, wie stark der Einfluss der Regisseure auf die Filmherstellung war und wie deren persönliche filmische Sprache ist. Natürlich sollte man dann auch die Herstellungsbedingungen betrachten. Der Verkauf an Disney mag nämlich Einfluss auf die Herstellungsbedingungen haben, siehe die Vielzahl an Reshoots und katastrophalen Beziehungen zu Regisseuren bei Rogue One und Solo. Jedoch denke ich, dass sowohl George Lucas und somit Lucasfilm als auch Disney sehr, sehr konservative Firmen sind. Dementsprechend glaube ich, dass keine grossartigen Unterschiede in Bezug auf die in einem Film zu findende Sprache festzustellen sind.
 
Na ja, wenn die Umfrage wirklich gut ausgetüftelt ist, dann ist dieser Eindruck auch absolut gewollt und du bist in die Falle getappt. Immerhin sollte man bei Umfragen nie so wirklich genau verraten, worum es denn jetzt tatsächlich geht. Wenn da die Auswertung gescheit ist, dann ist die Umfrage am Ende sogar mehr als nur zureichend ;)

Was ich aber anmerken muss, ist ein technischer Fehler: Ich hatte zwar jede Frage beantwortet, mein Ergebnis wurde aber nicht "zugelassen", weil ich bei manchen Fragen lediglich etwas unter "Sonstiges" vermerkt hatte und jetzt keine der vorgegebenen Antwortmöglichkeiten angekreuzt hatte. Da ich das Ergebnis nicht verfälschen wollte, indem ich Sachen ankreuze, die ich so gar nicht sehe, musste ich es dann leider sein lassen.
Uh vielen dank für diesen Einwand. Ich werde das sofort überprüfen um das zu ändern.
 
Das lässt sich auf viele Bereiche erweitern. Episode 1 zum Beispiel war im gesamten Farbkonzept deutlich heller als Episode 2 und dann Episode 3.


Das ist mir schon immer aufgefallen und wurde sehr gut und vor allem passend umgesetzt.

Der drohende Untergang der Republik, das drohende Unheil wurde von Episode zu Episode durch veränderte Farbtöne ebenfalls aufgezeigt.
Schrittweise wurde es allein nur dank der Farbgestaltung immer bedrohlicher.
Episode 1 war noch alles gut, die Republik und Jedi existierten in ihrer ganzen Pracht. Heller, erfreulicher Farbton passend dazu gewählt. Episode 2 besaß schon eine andere Farbgebung, weil es bereits abwärts ging. Episode 3 vollendete dann zusammen mit der passenden Farbgestaltung den Untergang und den Beginn einer neuen Epoche (Diktatur).
 
Leider empfinde ich es aktuell so, dass vieles dieser bildsprachlichen Elemente durch ständiges Kopieren verwässert wird. So bedienen sich junge Regisseure oft Bildern und Symbolen, die sie so aus Filmen übernehmen, die sie selber gut finden. Das ist ja nicht verwerflich, nur geht da meiner Meinung nach oft etwas verloren, da der Blick, den dieses jungen Regisseure haben, nicht bis zu den eigentlichen Originalen reicht, sondern nur bis zu den Filmen, die sie selbst als junge Menschen gesehen haben. Das ist natürlich der Vielfalt des Angebotes geschuldet, macht das Werk aber nicht besser.


Das stört mich gar nicht mal so.

Was mich eher stört, dass es bei vielen Blockbustern zumindest gefühlt kaum noch gute Semiotik zu geben scheint, sondern meist nur noch der grobe, laute und "direkte" Hammer ausgepackt wird und das möglichst oft.

Wo ist die Atmosphäre geblieben?
Wo ist das geblieben, wo nur anhand von reiner Musik, passender Farbe und Geräusche dem Zuschauer eine Bedrohung nahe gelegt wird, angedeutet wird, ohne die Bedrohung tatsächlich zu sehen oder in ihrer ganzen Pracht zu sehen?

Jurassic Park 1 und der weiße Hai zb. konnten das noch hervorragend, hatten gute Semiotik. Die neueren JW Filme eher weniger.
Dunkirk von Nolan schaffte auch dank guter Semiotik eine gewisse Atmosphäre und Bedrohung, die vom Feind ausgeht, zu erzeugen, ohne den Feind dabei zu sehen. Aber Nolan ist auch nicht typisches Blockbusterkino für mich.

Ps.
Große Ausnahme war übrigens Godzilla 2014. Sehr schöne nostalgische Semiotik, in der durch "wenig direktes" erst so richtig Spannung und Atmosphäre erzeugt wurde.
 
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