Covid-19

Ich sehe das auch sehr zwiespältig und hatte da schon extreme Diskussionen mit meinem Vater. Ich bin wirklich pro Maßnahmen. Aber nicht um jeden Preis. Die Kitas können nicht bis zu einem Impfstoff geschlossen bleiben - bis dahin sind viele Eltern psychische und körperliche Wracks und die Kinder dadurch eventuell ebenfalls. Wir hier haben keinen Anspruch auf Notbetreuung, da ich in meinem Job erst als eine der letzten wieder außerhalb arbeiten darf. Ist halt scheiße. Anders lässt sich das nicht sagen. Wir schuften uns hier ab und müssen immens jonglieren, um alle Termine bzw Aktivitäten wie einkaufen, meine und seine Arbeitszeiten in den Tag zu quetschen. Das geht ein paar Wochen, aber niemals 1-1,5 Jahre, bis ein Impfstoff vielleicht (!) da ist.
Nein, ich habe keine Lösung. Ich weiß nur, dass es so nicht bis zum Ende des Jahres gehen kann, denn daran gehen wir kaputt. Die Steigerung der häuslichen Gewalt ist kein Mythos - ich habe selber letzte Woche erlebt, was das alles mit einem machen kann und musste mich anders abreagieren. Das kam so noch nie vor und ließ mich wirklich aufhorchen. Das alles sind Warnzeichen, die man nicht übersehen darf. Ja, der Tod ist noch schlimmer. Das weiß ich. Ich weiß, dass ich auf hohem Niveau jammere. Hilft mir aber nicht, wenn ich dabei bin, meine so tapfere und liebe Tochter nur so anzubrüllen, weil sie es gewagt hat, mich zum xten Mal von der Arbeit abzuhalten, weil sie einfach spielen möchte. Kann mir keiner erzählen, dass auch das keine Folgen haben wird...
 
Statistiken sind kein Maßstab, dem sich die Würde des Menschen unterzuordnen hätte. Letztere ist unantastbar. Und was der Palmer da von sich gibt, tritt diese Würde mit Füßen. Es geht darum, die Wirtschaft am laufen zu halten und Menschen dafür zu opfern. So ehrlich dürfen wir hier doch bitte mal sein und dieses Kind ist somit auch ganz klar beim Namen zu nennen!

Nein, es geht darum, auch diejenigen Menschen in den Blick zu nehmen, die dem wirtschaftlichen Shutdown zum Opfer fallen können und werden.
Dem privilegierten Durchschnittsbürger ist dieser Blick über den eigenen Tellerrand oftmals nicht möglich, von einem Politiker darf und sollte man das aber verlangen dürfen; selbst auf die Gefahr hin, dabei von vielen (bewusst) missverstanden zu werden.

Die Triage ist nicht erst seit corona ein Bestandteil der medizinischen Hilfeleistung.

Da ich bereits einen Suizid im ganzen entfernten Bekanntenkreis mitbekommen habe, finde ich die Debatte um Lockerungen und Verhältnismäßigkeiten durchaus nicht per se menschenverachtend.
Es ist gerade nicht einfach, aber mit platten Totschlagargumenten werden wir nicht weiterkommen und die Gesellschaft spalten.

Wenn man hier liest, könnte man wirklich meinen, es sei so einfach.
Angefangen beim eindimensionalen Feindbild des korrupten Politikers, der Menschen gezielt sterben lassen möchte, nur um die Wirtschaft zu retten - dieses (für viele offenbar völlig) abstrakte Konstrukt, das uns überhaupt erst in die komfortable Lage versetzt, das Leid all jener ausblenden zu können, die über kein soziales Auffangnetz verfügen. Wen juckt schon, ob, wann und wie genau die nun draufgehen werden...sind doch nur namenlose Nummern irgendeiner Statistik. *ironie off*


Wer immer noch glaubt, dass sich die Opfer der Coronakrise auf die an Covid-7 Erkrankten beschränken lässt, sollte lieber mal einen Gang zurückschalten und jeden Tag dankbar dafür sein, weder in der Haut von echten Entscheidungsträgern zu stecken, noch in der Haut derer, für die es existenziell höchstwahrscheinlich kein Morgen mehr geben wird; weil sie ohne der Wirtschaft nicht überleben können.
Wie realitätsfremd und ignorant muss man eigentlich sein, um diese Tatsache nicht anerkennen zu können?
Das Dilemma dieser Menschen unter den Teppich kehren zu wollen, weil es nicht so gut als Projektionsfläche der eigenen pseudo-moralischen Empörung taugt, ist nicht minder menschenverachtend.


Die Entscheidungsgrundlage ist also eine potenzielle Annahme der UN, die vielleicht gar nicht eintritt? Es geht hier bisher nicht um eine konkrete Situation. Welcher Grund wäre denn deiner Meinung der Grund wieso ich den 10 Jährigen und nicht den 80 Jährigen retten sollte?

Falls du dich erinnerst: Genau so hatte man ua argumentiert, als es um die Einschätzung von Covid-19 und den davon abgeleiteten (präventiven) Eindämmungsmaßnahmen ging.
"Was, wir sollen alle unser Leben umkrempeln und weitrechende Entscheidungen treffen "nur" auf Grundlage eines statistischen (Gefahren)szenarios, das möglicherweise nie eintritt?"

Muss man deiner Meinung nach also erst abwarten, bis das Szenario auch tatsächlich eingetreten ist, ehe man etwas unternimmt - oder darf man schon vorsorglich tätig werden? Im Sinne dieser Kinder und Erwachsenen, deren Überleben möglicherweise ernsthaft bedroht ist?
 
Dem privilegierten Durchschnittsbürger ist dieser Blick über den eigenen Tellerrand oftmals nicht möglich, von einem Politiker darf und sollte man das aber verlangen dürfen; selbst auf die Gefahr hin, dabei von vielen (bewusst) missverstanden zu werden.

Dass Palmer missverstanden wird liegt an ihm selbst. Man kann die Rechnung nämlich auch aufmachen ohne das Leben in seiner Qualität zu bewerten. Ein Leben mit Vorerkrankungen und jenseits der 70 kann nämlich hoffentlich auch lebenswert sein. Spätestens als Palmer das Alter als ein Argument missbraucht hat, wirds ziemlich ekelhaft...und ja, auch verachtend.
 
Also, ich glaube um Palmer braucht man sich keine Gedanken machen. Er provoziert gerne, steht gerne in der Öffentlichkeit.
Aber er hat jetzt nicht so wahnsinnig viel Einfluss.
Ich denke, da können sich die Leute ihren Teil denken.

Was Schäuble gesagt hat, fand ich beachtenswert. Man sollte das gesamte Interview lesen und nicht einzelne Stellen herauspicken.
Aber auch Schäuble hat mittlerweile kein großes Gewicht mehr.

Umso mehr freue ich mich darüber, dass Prof. Drosten sich für eine Öffnung der Spielplätze ausspricht.
Der hat nämlich zur Zeit großen Einfluss. ;)
 
Man kann sich eine öffentliche Palmer-Diskussion eigentlich eh sparen, da dessen Aussagen objektiv betrachtet totaler Bullshit sind. Von allen deutschen Todesfällen sind 61 Prozent über 80, das sind weniger als zwei drittel. Wir haben in Deutschland auch über eintausend Todesfälle zwischen 70 und 79 Jahren (also knapp 22 Prozent) und über 500 zwischen 60 und 69 (knapp 9 Prozent). Und weitere knappe 8 Prozent setzen sich noch aus anderen und jüngeren Altersgruppen zusammen. Natürlich kann man jetzt argumentieren, dass Palmer dann ja recht hat und es wirklich 10 Prozent mehr Ü80 sind...ja, ganz toll, das ist dann wohl eine sehr schöne und intellektuell wertvolle mathematische Relation. In anderen Ländern sieht es abgesehen davon noch einmal ganz anders aus, in Italien waren es Stand 6. April nur 50 Prozent in einem Alter über 80 Jahren und die allgemeine Sterblichkeitsrate ist mehr als doppelt so hoch wie hier. Und da es ihm ja um die Weltwirtschaft geht, ist der Blick auf den Krankheitsverlauf in anderen Ländern ja umso wichtiger.

Angesichts solcher Statistiken sind diese Äußerungen also grober Unfug und auf einem Niveau, wie man es sonst nur in Nationen fernab des Rechtsstaates vorfindet. Ich bin ein großer Verfechter und Freund der Marktwirtschaft und das gewiss mehr als ein grüner und von der Waldorfschule stammender Bürgermeister, der sich seinen Lebensunterhalt damit verdient, mit den Steuergeldern anderer herumzuballern (und natürlich eine höhere Besteuerung für sogenannte Vermögende zu fordern, um mit noch mehr Steuergeldern herumballern zu können), sich auf Kosten von Rundfunkgebühren in Talkshows breit zumachen und in seiner Stadt die Cordhosen Version von Wyat Earp zu spielen, aber irgendwo hört sich der Spaß auf.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich muss immer wieder hier lesen, wie schlimm es ist, dass die Kinder zu Hause sind. Auch für Kinder kann Covid 19 gefährlich sein. Bei uns in Potsdam lag eine Zweijährige auf der Intensivstation. Ich las heute, dass Kinder vermehrt an Fieber sterben und man vermutet einen Zusammenhang zu Covid 19. Die Kinder sind nicht grundlos zu hause, weil man die Eltern irgendwie ärgern oder überfordern möchte. Das das anstrengend sein kann, darüber besteht kein Zweifel. Aber, endlich können Eltern mal viel Zeit mit ihren Kindern verbringen und umgekehrt, das ist auch ein Punkt, doch so scheinen das wohl die wenigsten zu sehen. Für die Bindung ist das bestimmt gut.
Ich finde es auch mal gut, dass Eltern ihre Sprösslinge richtig kennen lernen. Nicht jedes Schulkind ist ein kleiner Einstein und doch nicht so hochbegabt wie gedacht und es stellt sich heraus, dass das Kind doch ziemlich viel Motivation zum Lernen braucht und mehr als nur eine Erklärung. Wie viele Eltern, das las man in den Medien immer wieder, gingen in den letzten Jahren die Lehrer ihrer Kinder mächtig an, wenn ihnen die Noten des Sprösslings nicht gefielen. Und vielleicht wird auch der Erzieherberuf jetzt mehr geschätzt, wenn die Eltern von ihrem Kind oder ihren zwei, drei Kindern völlig gestresst sind, denn der Erzieher hat mehr als nur ein oder zwei Kinder in der Gruppe. Vielleicht sorgt es auch dafür, dass Eltern ihre Erziehung mal überdenken und Regeln doch nicht so verkehrt sind.

Als die Coronamaßnahmen mit Kontaktsperre kamen, dachte ich noch, ich möchte nicht die/der Jenige sein, die/der den Mut und den richtigen Zeitpunkt finden muss, dass alles wieder aufzuheben. ^^Ich frage mich, ob das jetzt nicht zu viel auf einmal ist? Man sollte Schritt für Schritt etwas zurücknehmen und die Zahlen der Infizierten im Auge behalten.
 
Ich muss immer wieder hier lesen, wie schlimm es ist, dass die Kinder zu Hause sind. Auch für Kinder kann Covid 19 gefährlich sein. Bei uns in Potsdam lag eine Zweijährige auf der Intensivstation. Ich las heute, dass Kinder vermehrt an Fieber sterben und man vermutet einen Zusammenhang zu Covid 19. Die Kinder sind nicht grundlos zu hause, weil man die Eltern irgendwie ärgern oder überfordern möchte. Das das anstrengend sein kann, darüber besteht kein Zweifel. Aber, endlich können Eltern mal viel Zeit mit ihren Kindern verbringen und umgekehrt, das ist auch ein Punkt, doch so scheinen das wohl die wenigsten zu sehen. Für die Bindung ist das bestimmt gut.
Ich finde es auch mal gut, dass Eltern ihre Sprösslinge richtig kennen lernen. Nicht jedes Schulkind ist ein kleiner Einstein und doch nicht so hochbegabt wie gedacht und es stellt sich heraus, dass das Kind doch ziemlich viel Motivation zum Lernen braucht und mehr als nur eine Erklärung. Wie viele Eltern, das las man in den Medien immer wieder, gingen in den letzten Jahren die Lehrer ihrer Kinder mächtig an, wenn ihnen die Noten des Sprösslings nicht gefielen. Und vielleicht wird auch der Erzieherberuf jetzt mehr geschätzt, wenn die Eltern von ihrem Kind oder ihren zwei, drei Kindern völlig gestresst sind, denn der Erzieher hat mehr als nur ein oder zwei Kinder in der Gruppe. Vielleicht sorgt es auch dafür, dass Eltern ihre Erziehung mal überdenken und Regeln doch nicht so verkehrt sind.

Als die Coronamaßnahmen mit Kontaktsperre kamen, dachte ich noch, ich möchte nicht die/der Jenige sein, die/der den Mut und den richtigen Zeitpunkt finden muss, dass alles wieder aufzuheben. ^^Ich frage mich, ob das jetzt nicht zu viel auf einmal ist? Man sollte Schritt für Schritt etwas zurücknehmen und die Zahlen der Infizierten im Auge

Du arbeitest doch in einem Hort oder? Da solltest du drauf kommen, dass Kinder gerne auch mit anderen Kindern interagieren.
Das dürfen sie zur Zeit nur äußerst eingeschränkt.

Schlimm ist es für Eltern, da sie a)Betreuung benötigen, b) den Schulunterricht einer Fachkraft nicht ersetzen können und c) auch Kinder nicht rund um die Uhr nur ihre Eltern sehen möchten.

Zu den schweren Erkrankungen bei Kindern habe ich bisher nur in britischen Zeitungen gelesen. Da ist noch nichts geklärt.

Ich finde diese Unterstellungen, man habe sein Kind nicht richtig erzogen und es mangele an Bindung übrigens ziemlich....mir fehlen die Worte. Ehrlich.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Sorry, Zoey, aber das ist gerade ein Schlag ins Gesicht. Wir wissen, dass das auch für unsere Kinder gefährlich sein kann. Weißt du, was aber auch gefährlich ist? Schlagende und ausrastende Eltern. Erschöpfte Eltern, die Fehler machen. Überforderte Eltern.
Zeit mit meiner Tochter verbringen? Ich falle vor Lachen gerade vom Bett. Ja, wir verbringen Zeit - Zeit, in der ich nebenbei versuche, unser Haus zu planen. In der ich nebenbei versuche, zu arbeiten. In der ich nebenbei versuche, den Haushalt vor dem Ertrinken zu retten. Zeit, in der ich den nächsten Tag plane. Zeit, in der ich koche.
Wie viel Qualitätszeit hatte ich in letzter Zeit mit meiner Tochter? Ich kann dir sagen - fast keine. Manchmal schlafe ich vor Erschöpfung neben ihr ein. Das ist scheiße. Und das geht einfach nicht die nächsten 1,5 Jahre so. Weißt du, ich muss arbeiten, und mein Mann auch. Wir haben eine hervorragende Bindung zu unserer Tochter - und die hatte sie eigentlich auch zu ihren Großeltern, ihren Tanten und Onkeln, Neffe und Nichte. Das geht gerade alles den Bach runter, weil sie zu klein ist, um das zu begreifen. Und das müssen wir gerade abfangen.
Das ist in dem Sinne in Ordnung, weil ich die Maßnahmen befürworte, keine Frage. Aber jeder, der nur ein bisschen darüber nachdenkt, wie ein Haushalt mit zwei arbeitenden Elternteilen und Kindern gerade aussieht, sollte verstehen, dass das in vielen Fällen gerade alles andere als einfach ist, besonders, wenn noch zusätzliche Belastungen hinzukommen. Heute habe ich wieder stundenlang vor dem Rechner gesessen, um mich in neue Programme für Online-Unterricht einzuarbeiten. Ich arbeite mehr, als ich müsste. Weil ich Angst habe, dass mein Job nach Corona nicht mehr existiert, weil ich meinen Job mag. Ja, ich könnte es einfach lassen. Stimmt schon. Dienst nach Vorschrift machen und sagen, dass ich das nicht kann. Bloß kann es sein, dass ich dann in ein paar Monaten arbeitslos bin. Auch nicht das, was erstrebenswert ist.

Meine Tochter leidet. Erkläre mal einer gerade zwei gewordenen, wieso sie so leiden muss. Das noch zusätzlich zu den aktuellen Belastungen bringt uns an den Rand. Es ist halb eins nachts und ich habe jetzt Zeit für ein bisschen Freizeit, obwohl ich schon längst schlafen sollte. Morgen früh werde ich in einer Konferenz sitzen und zeitgleich meine Tochter beaufsichtigen, weil wir nicht die Zeit haben, damit mein Mann sich freinimmt. DAS ist die Qualitätszeit, die ich gerade mit ihr habe. Nicht gerade das, was ich mir darunter vorstelle.

Ich habe übrigens höchsten Respekt vor ErzieherInnen und LehrerInnen. Immer schon gehabt. Dass es Leute gibt, die das nicht haben, stimmt, aber gerade wird allen Eltern hämisch vorgehalten, dass sie jetzt ja mal sehen würden, wie das so sei. Überraschung: Wir kennen unsere Kinder. Die meisten zumindest. Und wer das nicht tut, wird sie jetzt auch nicht besser kennenlernen sondern alles auf Corona schieben. Ich finde diese pauschale Aussage wirklich unfair.

Wie gesagt - ich habe auch keine Lösung auf dem Silbertablett. Dass aber gerade alles total einfach ist für Eltern, dass das an der Erziehung liegt, wenn es nun schwer ist, dass Eltern das doch wussten, bevor sie Kinder bekamen, und so weiter - all diese Aussagen möchte ich wirklich nicht von reflektierten Menschen lesen, und sie begegnen einem ständig im Netz. Nein, nicht unbedingt hier. Aber überall sonst. Und das tut weh.
Bitte bedenkt solche Dinge, wenn ihr sie schreibt.
Danke.
 
Sorry, Zoey, aber das ist gerade ein Schlag ins Gesicht. Wir wissen, dass das auch für unsere Kinder gefährlich sein kann. Weißt du, was aber auch gefährlich ist? Schlagende und ausrastende Eltern. Erschöpfte Eltern, die Fehler machen. Überforderte Eltern.
Zeit mit meiner Tochter verbringen? Ich falle vor Lachen gerade vom Bett. Ja, wir verbringen Zeit - Zeit, in der ich nebenbei versuche, unser Haus zu planen. In der ich nebenbei versuche, zu arbeiten. In der ich nebenbei versuche, den Haushalt vor dem Ertrinken zu retten. Zeit, in der ich den nächsten Tag plane. Zeit, in der ich koche.
Wie viel Qualitätszeit hatte ich in letzter Zeit mit meiner Tochter? Ich kann dir sagen - fast keine. Manchmal schlafe ich vor Erschöpfung neben ihr ein. Das ist scheiße. Und das geht einfach nicht die nächsten 1,5 Jahre so. Weißt du, ich muss arbeiten, und mein Mann auch. Wir haben eine hervorragende Bindung zu unserer Tochter - und die hatte sie eigentlich auch zu ihren Großeltern, ihren Tanten und Onkeln, Neffe und Nichte. Das geht gerade alles den Bach runter, weil sie zu klein ist, um das zu begreifen. Und das müssen wir gerade abfangen.
Das ist in dem Sinne in Ordnung, weil ich die Maßnahmen befürworte, keine Frage. Aber jeder, der nur ein bisschen darüber nachdenkt, wie ein Haushalt mit zwei arbeitenden Elternteilen und Kindern gerade aussieht, sollte verstehen, dass das in vielen Fällen gerade alles andere als einfach ist, besonders, wenn noch zusätzliche Belastungen hinzukommen. Heute habe ich wieder stundenlang vor dem Rechner gesessen, um mich in neue Programme für Online-Unterricht einzuarbeiten. Ich arbeite mehr, als ich müsste. Weil ich Angst habe, dass mein Job nach Corona nicht mehr existiert, weil ich meinen Job mag. Ja, ich könnte es einfach lassen. Stimmt schon. Dienst nach Vorschrift machen und sagen, dass ich das nicht kann. Bloß kann es sein, dass ich dann in ein paar Monaten arbeitslos bin. Auch nicht das, was erstrebenswert ist.

Meine Tochter leidet. Erkläre mal einer gerade zwei gewordenen, wieso sie so leiden muss. Das noch zusätzlich zu den aktuellen Belastungen bringt uns an den Rand. Es ist halb eins nachts und ich habe jetzt Zeit für ein bisschen Freizeit, obwohl ich schon längst schlafen sollte. Morgen früh werde ich in einer Konferenz sitzen und zeitgleich meine Tochter beaufsichtigen, weil wir nicht die Zeit haben, damit mein Mann sich freinimmt. DAS ist die Qualitätszeit, die ich gerade mit ihr habe. Nicht gerade das, was ich mir darunter vorstelle.

Ich habe übrigens höchsten Respekt vor ErzieherInnen und LehrerInnen. Immer schon gehabt. Dass es Leute gibt, die das nicht haben, stimmt, aber gerade wird allen Eltern hämisch vorgehalten, dass sie jetzt ja mal sehen würden, wie das so sei. Überraschung: Wir kennen unsere Kinder. Die meisten zumindest. Und wer das nicht tut, wird sie jetzt auch nicht besser kennenlernen sondern alles auf Corona schieben. Ich finde diese pauschale Aussage wirklich unfair.

Wie gesagt - ich habe auch keine Lösung auf dem Silbertablett. Dass aber gerade alles total einfach ist für Eltern, dass das an der Erziehung liegt, wenn es nun schwer ist, dass Eltern das doch wussten, bevor sie Kinder bekamen, und so weiter - all diese Aussagen möchte ich wirklich nicht von reflektierten Menschen lesen, und sie begegnen einem ständig im Netz. Nein, nicht unbedingt hier. Aber überall sonst. Und das tut weh.
Bitte bedenkt solche Dinge, wenn ihr sie schreibt.
Danke.

Das hast du gut formuliert. Ich stimme dir zu.

Ich bin froh, dass meine Kinder älter sind und sich schon länger miteinander beschäftigen können.

Wenn ich mich an meine seelisch instabile Zeit damals mit einem Kleinkind zu Hause erinnere.....nein, das wäre nicht gut für uns beide ausgegangen.

Nein, arbeite ich nicht. :-) Aber, man bekommt ja vieles mit. Ich verstehe nicht, warum Eltern die Gefahr für ihre Kinder nicht sehen.

Dann habe ich das falsch abgespeichert, sorry.

Ich mache mir täglich Sorgen um meine Kinder. Starker Verkehr auf dem Schulweg, Fieber, das zur Hinhautentzündung werden könnte, Bauchschmerzen oder Blinddarm?

Klar mache ich mir Gedanken. Die aktuelle Forschungslage gibt mir aber keine Hinweise auf ein erhöhtes Risiko, was nicht vom allgemeinen Lebensrisiko abgedeckt ist.

Es geht hier vorrangig um den Schutz anderer.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Alzbeta: Um den Schutz anderer, also auch um euren Schutz.

Richtig. Die Statistik hierzulande weist aber weder mich noch den Rest meiner Kernfamilie als besonders gefährdet aus. Was nicht heißt, dass wir unverwundbar sind.

Ergo lassen wir die Kinder primär zum Schutz anderer Menschen zu Hause.

Du hattest aber gefragt, ob wir Eltern keine Angst wegen der Kinder hätten.
 
So eindeutig ist das mit den Kindern ja auch nicht.

Bisher für die in Deutschland erfassten Fälle schon.

Möchtest du mich jetzt davon überzeugen, dass meine Kinder in erhöhter Gefahr sind oder dass ich mehr Zeit mit ihnen verbringen und sie besser erziehen soll? ;)

So ganz kann ich deiner Motivation und Argumentationslinie nicht folgen. Außer, dass du der Meinung bist, dass sämtliche Betreuungseinrichtungen noch lange geschlossen bleiben sollten.
 
War ne ernstgemeinte Frage. Das hätte mich schon interessiert wie du darauf kommst, inwiefern Kosten auf dem Rücken der Runkfunkgebühr anfallen. Auch wenn es als Überspitzung gemeint war.

Eine Sendeminute für die Talkshow "Anne Will" kostet knapp 3000 Euro, bei 60 Minuten sind das also pi mal Daumen 180.000 Euro pro Sendung. Pi mal Daumen deshalb, da die tatsächliche Zahl nochmal über den 3000 Euro liegt, wir uns also eher noch den 200.000 Euro pro Sendung annähern. Ich sehe das Geld grundlegend ganz gut investiert, um einen produktiven und informativen politischen Meinungsaustausch auszustrahlen. Was ich hingegen weniger mag, ist einen eigentlich vollkommen irrelevanten Politiker dritter Klasse dort hineinzusetzen, dessen einzige öffentliche Relevanz sich daraus ableitet, alle Jubeljahre durch irgendwelche populistischen Aussagen aufzufallen und diesem zwanghaften Drang nach irgendeiner noch so schäbigen Form der Öffentlichkeit hinterherzuhecheln. Denn dafür ist mir das Budget dann doch eindeutig zu hoch, zumal er ja nicht der einzige irrelevante Dummschwätzer ist, der sich dort im Rampenlicht eines bundesweiten Senders suhlt.

So etwas regt mich manchmal auf, aber es bleibt nach wie vor eine Überspitzung. Diese gelegentlichen Auftritte gehören nämlich zu den kleinsten 'Problemen'.


EDIT: PS: Und ich gebe euch allen Brief und Siegel darauf, dass dieser Mann innerhalb der nächsten 7 Tagen bei Anne Will sitzen wird, um "sich zu erklären".
 
Zurück
Oben