Der Ukraine wurden bis jetzt circa 130 Kampfpanzer Leopard 2 (in verschiedenen Ausführungen) versprochen. Davon bestätigt geliefert wurden aus...
Deutschland: 18
Polen: 14
Spanien: 10
Kanada: 8
Norwegen: 8
Finnland: 6
Portugal: 3
Macht in der Summe 67. Es könnten auch einige mehr sein, da der Status "geliefert" und "im Einsatz" nicht immer zwingend offiziell bekannt gegeben wird.
Verluste sind bei einer Großoffensive (besonders ohne Luftüberlegenheit wie z. B. bei "Desert Storm") unvermeidlich. Wie schwer diese sind, ist momentan nicht klar zu sagen. Mindestens einer der von russischen Seite als "zerstört" gemeldeten Kampfpanzer stellte sich als lediglich "missionsunfähig" heraus. Das bedeutet, das Fahrzeug wurde so schwer beschädigt, dass es seinen Einsatz nicht mehr fortsetzen konnte. Es wurde allerdings geborgen und befindet sich in Reparatur, die Crew (in der Regel wertvoller als das Fahrzeug, wie auch bei den Bradley-Verlusten angemerkt) hat überlebt. Ob es tatsächlich Totalverluste gab, also Panzer, die völlig zerstört oder von russischer Seite aus geborgen und erobert wurden, ist unklar. Aber auch das ist ein unvermeidlicher Teil eines Krieges (besonders zwischen modernen Industrienationen).* Soldaten werden verletzt, getötet, vermisst, gefangen oder traumatisiert. Ausrüstung wird beschädigt, zerstört oder vom Feind erbeutet. Im militärischen Kontext ist es vor allem wichtig, ob die erlittenen Verluste in einem angemessenen Verhältnis zu den erreichten Zielen stehen.
Wir sehen hier die frühe und damit in der Regel blutigste Phase einer Offensive, in der nach Schwachpunkten in den feindlichen Linien gesucht wird. Dabei passieren Fehler und es kommt zu Verlusten - so auch bei der ukrainischen Offensive letzten Jahres, die schlussendlich ein gewaltiger Erfolg wurde. Bemerkenswert ist, dass der Großteil der Kämpfe offenbar erst einmal mit nicht-westlicher Ausrüstung bestritten wird (so wurden z. B. bisher weder die britischen noch die französischen Kampffahrzeuge gesichtet, die geliefert wurden). Das spricht dafür, dass die Ukraine diese besonders gut ausgebildeten und ausgerüsteten Verbände vorerst zurückhält, bis Durchbruchsmöglichkeiten gefunden oder geschaffen wurden.
Wichtig ist momentan auch, dass aufgrund der ukrainischen Nachrichtensperre die russischen Meldungen und Narrative dominieren. Wie verlässlich diese sind, weiß man mittlerweile ganz gut. Die Kämpfe sind zweifellos hart und blutig, aber ob sie so verheerend verlustreich für die Ukraine sind, wie die russische Seite behauptet, wage ich zu bezweifeln.
*Saudi-Arabien und die Türkei "schafften" es sogar im Kampf gegen irreguläre Verbände im Jemen respektive Syrien, moderne Kampfpanzer vom Typ M1 Abrams und Leopard 2 zu verlieren. Diese Waffensysteme sind beeindruckend, ohne eine fähige Crew, Mobilität, geeignete Einsatzräume und Unterstützung (vor allem durch Infanterie) aber genauso verwundbar wie alles andere auf dem Schlachtfeld.