Tagespolitik allgemein

Stimmt, man sollte die AfD auch verbieten, aber nur eine Frage. Können Weidel und Co, dann nicht einfach eine neue Partei gründen, und der Spuk geht weiter? Können die AfD-Abgeordneten im Bundestag, geschlossen aus der AfD austreten und quasi, als freie Abgeordnete im Bundestag bleiben?

Nun sie dürfen zumindest keine Ersatzorganisationen gegründet werden.
Wenn die Abgeordneten der AfD austreten würden, wären sie keine Fraktion mehr. Das würde ihre Arbeit erheblich erschweren. Abgesehen davon das dieser Versuch leicht zu durchschauen wäre.

Wenn wir uns das Verbot der SRP anschauen sieht man folgendes:

Viele Mitglieder waren überzeugte Nationalsozialisten.

Nach dem Verbot wurde die Partei zerschlagen, ihre Abgeordnetenmandate gingen verloren.

Einige Mitglieder versuchten, neue Organisationen zu gründen, wurden aber vom Verfassungsschutz beobachtet.

Einzelne ehemalige SRP-Funktionäre wurden strafrechtlich belangt, etwa wegen Wiederbetätigung im Sinne der NS-Ideologie.

Wahrscheinlich würde es der AfD ebenso ergehen. Natürlich würde man eine neue Partei gründen, Höcke würde Wahrscheinlich direkt loslegen, aber was wäre Höcke ohne die AfD?
Es gäbe wahrscheinlich viele kleine Splitter-neugründungen, denn eins ist bei den Herren Nazis gewiss: Führer will jeder sein.
 
Ich würde Schwarz/Rot gerne einen Vertrauensvorschuss geben, aber unter Friedrich Merz sehe ich aktuell einfach nicht die nötige Motivation um Probleme ehrlich anzugehen und gleichzeitig nicht weiter nach rechtsaußen abzudrehen. Auch wenn es vielen schwer fallen würde, aber aktuell brauchen wir vermutlich eine knallharte Ehrlichkeit in der Politik, die den Menschen nichts vormacht aber sie gleichzeitig auch irgendwo motiviert bekommt. Hier kommt viel Frust aus den Legislaturen zusammen und staut sich hier weiter auf. Da haben wir dann eine Union, welche Menschen beschimpft die nicht 60 Stunden am Tag arbeiten aber gleichzeitig nur so von Vetternwirtschaft tropft.
Merz klang schon so oft wie AfDler, dass mir allein hier schon schwerfällt, einen Vertrauensvorschuss zu geben.
Wenn ich mir den Vertrag ansehe, und 185 Seiten sind schon was, lese ich so Dinge wie "Alle Kinder und Jugendlichen müssen deshalb Zugang zu kultureller Bildung haben" und frage mich im gleichen Atemzug, wie die Regierung das machen will. Die wesentliche Frage hier wäre nämlich, wie man diesen Zugang überhaupt ermöglicht.
Wenn wir uns "heute weniger denn je leisten [können], dass junge Menschen hinter ihren Möglichkeiten zurück bleiben." braucht es eine Änderung im Bildungssystem, das unter anderem nach wie vor Migrant:innen benachteiligt. Allein diese Tatsache, ist seit den 80ern bekannt, hat 2000 dank PISA für Wirbel gesorgt. Jetzt könnte ich böse fragen, was sich seitdem geändert hat.
Und je mehr Zitate ich aus dem Vertrag hole, umso weniger Hoffnung habe ich.
Jedes siebte Kind gilt in Deutschland als armutsgefährdet, findet man zu dem Thema etwas im Vertrag? Nein. Wobei man
"Mit unsicheren Beschäftigungsverhältnissen und Einkommen, die nicht zum Leben reichen, mit der sich nur langsam schließenden Schere der Einkommensungleichheit sowie mit der großen Zahl von Familien und älteren Menschen, die nicht ohne Grundsicherung auskommen, finden wir uns nicht ab."
natürlich nicht ausblenden sollte. Wir werden sehen. Einen Vertrauensvorschuss kann ich nicht geben, allein durch Merz.
Abwarten. Und nicht durchdrehen :p
 
Natürlich würde man eine neue Partei gründen, Höcke würde Wahrscheinlich direkt loslegen, aber was wäre Höcke ohne die AfD?

Angesichts seiner Prominenz sowie Rolle in der AfD dürfte jedwede von ihm gegründete Partei relativ schnell als Nachfolgeorganisation anerkannt werden. Da sehe ich tatsächlich mal überhaupt keine Probleme. Abgesehen davon zeigt die Geschichte der AfD meines Erachtens auch, das diese Partei ein relativ einmaliges Phänomen ist, das sich so schnell nicht wiederholen wird - Luckes Neugründung Alfa, oder wie auch immer, hat ja auch nie einen Fuß in die Tür bekommen.
 
Angesichts seiner Prominenz sowie Rolle in der AfD dürfte jedwede von ihm gegründete Partei relativ schnell als Nachfolgeorganisation anerkannt werden. Da sehe ich tatsächlich mal überhaupt keine Probleme. Abgesehen davon zeigt die Geschichte der AfD meines Erachtens auch, das diese Partei ein relativ einmaliges Phänomen ist, das sich so schnell nicht wiederholen wird - Luckes Neugründung Alfa, oder wie auch immer, hat ja auch nie einen Fuß in die Tür bekommen.
Also Höckes Partei, würde schnell als AfD-Nachfolger anerkannt werden, aber man würde keinen Fuß in die Tür bekommen. Versteh ich das richtig?

@Clyde_
Danke für die ausführliche Erklärung.
 
Stimmt, man sollte die AfD auch verbieten, aber nur eine Frage. Können Weidel und Co, dann nicht einfach eine neue Partei gründen, und der Spuk geht weiter?
Noch eine Ergänzung zu @Clyde_: Wenn man dann einfach eine AfD 2.0 (selbst wenn nicht dem Namen, sondern der politischen Ausrichtung nach) gründen möchte, wäre das als Partei nach § 33 PartG, aber auch als Verein nach § 8 VereinsG verboten und das müsste nichtmal mehr extra vom Bundesverfassungsgericht festgestellt werden, sondern das wäre dann im Normalfall ein einfaches Verwaltungsverfahren.

Außerdem gibt es schon beim Versuch das jederzeit drohende strafrechtliche Schwert der entprechenden Staatsschutzdelikte für die Personen, die sowas versuchen - vor allem § 84 StGB, der unter anderem auch schon den Versuch einer Fortführung der Partei oder einer Ersatzorganisation unter Strafe stellt.

Nun sie dürfen zumindest keine Ersatzorganisationen gegründet werden.
Genau das, allerdings geht es - nur der Klarstellung halber - noch weiter: Es ist sogar schon die Aufrechterhaltung des organisatorischen Zusammenhalts der verbotenen Partei verboten, selbst wenn nicht oder nicht sofort eine neue Organisation gegründet wird. Man will damit der verbotenen Partei strukturell also praktisch alle Möglichkeiten abgraben, sich noch zu organisieren - ob parteilich oder außerparteilich. Der BGH hat hierzu mal festgestellt, dass bereits der Neuaufbau jedenfalls einer Fünfergruppe mit entsprechender Zielsetzung als Ersatzorganisation angesehen wird. Umso mehr Organisationsstruktur also noch aus der verbotenen Partei, sei es im Hinblick auf Programmatik oder personelle Kontinuität, vorhanden ist, desto einfacher die Einordnung.

Das ist also zum Glück schon eine recht weitreichende Einschränkungen für eine Neugründung oder auch eine außerparlamentarische Betätigung. Voraussetzung ist eigentlich dann nur, dass die verfassungswidrigen Bestrebungen der verbotenen Partei weiter verfolgt würden. Das ist beim Mitteilungsbedürfnis entsprechender Personen in Bezug auf ihr rechtsextremes Weltbild gefühlt keine besonders hohe Hürde, zumindest wenn man die Kriterien des Verfassungsschutzes für die jetzt erfolgte Einstufung als rechtsextrem anlegt. Da handelt es sich nämlich um die fundamentale DNA des AfD-Weltbilds, die diese Leute inhaltlich gar nicht preisgeben können.

Man kann also schon sagen, dass dem demokratischen Rechtsstaat das Luft verschaffen wird, falls man all das auch angemessen anwendet. Die Argumentation, die ich woanders im Netz mal gelesen habe, dass so ein Verbot ja nichts nutzt, weil dann eben einfach eine neue Organisation geschaffen wird, finde ich deswegen nicht richtig. Bedenken sollte man aus meiner Sicht erstmal eher in Richtung des militanten Rechtsterrorismus haben, der - meiner Meinung nach - nach einem Verbot nochmal auf einem ganz anderen Level relevant relevant werden könnte. Trotzdem ist das definitiv kein sinnvolles Argument gegen ein Verbot.
 
Noch eine Ergänzung zu @Clyde_: Wenn man dann einfach eine AfD 2.0 (selbst wenn nicht dem Namen, sondern der politischen Ausrichtung nach) gründen möchte, wäre das als Partei nach § 33 PartG, aber auch als Verein nach § 8 VereinsG verboten und das müsste nichtmal mehr extra vom Bundesverfassungsgericht festgestellt werden, sondern das wäre dann im Normalfall ein einfaches Verwaltungsverfahren.

Außerdem gibt es schon beim Versuch das jederzeit drohende strafrechtliche Schwert der entprechenden Staatsschutzdelikte für die Personen, die sowas versuchen - vor allem § 84 StGB, der unter anderem auch schon den Versuch einer Fortführung der Partei oder einer Ersatzorganisation unter Strafe stellt.


Genau das, allerdings geht es - nur der Klarstellung halber - noch weiter: Es ist sogar schon die Aufrechterhaltung des organisatorischen Zusammenhalts der verbotenen Partei verboten, selbst wenn nicht oder nicht sofort eine neue Organisation gegründet wird. Man will damit der verbotenen Partei strukturell also praktisch alle Möglichkeiten abgraben, sich noch zu organisieren - ob parteilich oder außerparteilich. Der BGH hat hierzu mal festgestellt, dass bereits der Neuaufbau jedenfalls einer Fünfergruppe mit entsprechender Zielsetzung als Ersatzorganisation angesehen wird. Umso mehr Organisationsstruktur also noch aus der verbotenen Partei, sei es im Hinblick auf Programmatik oder personelle Kontinuität, vorhanden ist, desto einfacher die Einordnung.

Das ist also zum Glück schon eine recht weitreichende Einschränkungen für eine Neugründung oder auch eine außerparlamentarische Betätigung. Voraussetzung ist eigentlich dann nur, dass die verfassungswidrigen Bestrebungen der verbotenen Partei weiter verfolgt würden. Das ist beim Mitteilungsbedürfnis entsprechender Personen in Bezug auf ihr rechtsextremes Weltbild gefühlt keine besonders hohe Hürde, zumindest wenn man die Kriterien des Verfassungsschutzes für die jetzt erfolgte Einstufung als rechtsextrem anlegt. Da handelt es sich nämlich um die fundamentale DNA des AfD-Weltbilds, die diese Leute inhaltlich gar nicht preisgeben können.

Man kann also schon sagen, dass dem demokratischen Rechtsstaat das Luft verschaffen wird, falls man all das auch angemessen anwendet. Die Argumentation, die ich woanders im Netz mal gelesen habe, dass so ein Verbot ja nichts nutzt, weil dann eben einfach eine neue Organisation geschaffen wird, finde ich deswegen nicht richtig. Bedenken sollte man aus meiner Sicht erstmal eher in Richtung des militanten Rechtsterrorismus haben, der - meiner Meinung nach - nach einem Verbot nochmal auf einem ganz anderen Level relevant relevant werden könnte. Trotzdem ist das definitiv kein sinnvolles Argument gegen ein Verbot.

Sollte auch kein Argument gegen ein Verbot sein. War nur eine Frage.
 
Für sein KI-Bild als Papst(!) kriegt Trump jedenfalls derbe Stimmung von seinen eigenen Leuten ab:


Da muss man dann verständlicherweise auch schnell mit Jedi-Bildchen zurückrudern. Da bei mir noch RK im Perso steht*, muss ich dieses jüngste Ablenkungsmanöver selbstredend ebenfalls als Blasphemie einstufen. Kann ja nicht sein, dass das höchste Amt in der katholischen Kirche mit so einem erfundenen Sci-Fi-Zeug gleichgestellt wird. ;)

Edit: *Tut's natürlich nicht mehr... :konfus:
 
Zuletzt bearbeitet:
Es ist ein bisher einmaliger Vorgang in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Noch nie ist nach einer Bundestagswahl und erfolgreichen Koalitionsverhandlungen ein designierter Kanzler bei der Wahl im Bundestag gescheitert.

Der verdiente Höhepunkt dieser ganzen Shitshow um Merz und seinem Anspruch, Kanzler sein zu wollen um des Wollens willen...
 
Leider schadet man mit so einer Clownsshow nur dem Vertrauen in die demokratischen Prozesse und in die Kompetenz der demokratischen Mitte. Was es gebraucht hätte, wären nun vertrauensbildende Signale für die Bevölkerung. Natürlich hat sich die AfD als erstes gemeldet und schon - mal wieder - nach Neuwahlen geschrien. Alles einfach wieder sehr ungeschickt.
 
Ob das der Gesamtlage dienlich weiß ich aber nun auch nicht.
Die Blauen reiben sich doch das Fell aus den Händen, ich höre sie schon alle schreien: "Gescheitert bevor es angefangen hat!!!!"
 
Leider schadet man mit so einer Clownsshow nur dem Vertrauen in die demokratischen Prozesse und in die Kompetenz der demokratischen Mitte.

GG Artikel 38, Satz 1

(1) Die Abgeordneten des Deutschen Bundestages werden in allgemeiner, unmittelbarer, freier, gleicher und geheimer Wahl gewählt. Sie sind Vertreter des ganzen Volkes, an Aufträge und Weisungen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen.

Ne, gleichgeschaltete Abgeordnete schaden der Demokratie.

Das Problem ist vielmehr der Kandidat und wofür er steht. Friedrich Merz ist so wenig überzeugend, dass er neben AfD, Linken und Grünen in der Opposition außerdem noch nicht mal die Fraktionen der Regierungskoalition von sich selbst überzeugen kann. Das ist das wohlverdiente Ende von vielen Monaten der Kurswechsel, Lügen, des dreisten Opportunismus und des windschiefen Bildes vom jetfliegenden Blackrock-Millionär aus dem Mittelstand.
 
Mag sein, aber das hätte man sich vorher überlegen müssen. Dass Merz Kanzlerkandidat ist, wussten alle Abgeordneten vorher. Dann hätten im Zweifel halt die Koalitionsverhandlungen scheitern müssen. Zum demokratischen Prozess gehört in Deutschland die Bildung von Koalitionen und das Finden von Mehrheiten. Berechtigter Weise. Wenn diese auf bewährten demokratischen Wegen gefunden wurden - ich meine um die 80% haben bei der SPD für den Koalitionsvertrag gestimmt - dann sollte das auch umgesetzt werden. Dass dies nun in einer solch wichtigen Frage nicht geschieht, ist nicht zu Unrecht ein Novum im Bund. Wie gesagt, ich denke man verspielt damit weiter nur Vertrauen. Es braucht nun mal eine Phase der ruhigen, geräuschlosen, verlässlichen Zusammenarbeit um auch mal Dinge voran zu bringen. Stattdessen so eine Shitshow.
 
Dass Merz Kanzlerkandidat ist, wussten alle Abgeordneten vorher. Dann hätten im Zweifel halt die Koalitionsverhandlungen scheitern müssen.

Sehe ich nicht so. Es hat hier mehrere demokratische Prozesse gegeben, die aus gutem Grund nicht miteinander gekoppelt sind.

Das heutige Wahlergebnis ist vor allem ein Zeichen an Friedrich Merz, dass er bei der Mehrheit weiterhin unbeliebt ist. Das zieht sich durch seine ganze politische Karriere. Nach Söder und Laschet ist der Mann faktisch die Drittbesetzung gewesen und dass der Mann heute überhaupt Kanzlerkandidat werden konnte, ist jahrelanger Sabotage der Ampelkoalition durch die Schuldenbremse (nur um diese dann postwendend selbst aufzuweichen, sobald diese einen selbst behindern würde) und dem Schulterschluss mit der AfD vor wenigen Wochen noch geschuldet.

Diese Personalie hat jeden einzelnen Dämpfer für sein Ego komplett verdient. Gerne auch nochmal in Wahlgang #2. Beim dritten Wahlgang reicht dann ja ne einfache Mehrheit für Merz. Vielleicht festigt sich dann auch mal in der Union die Erkenntnis, dass diese Vorgänge mit den Mehrheiten nicht alleine kriegsentscheidend sind, sondern eben auch so läppische Dinge, wie Integrität und Glaubwürdigkeit wichtig sind, um die Demokratie selbst zu bewahren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Da kann und möchte ich dir insgesamt nicht widersprechen. Ich finde die Kosten, Merz einen Denkzettel zu verpassen, allerdings zu hoch. Du sagst es ja selbst, spätestens im dritten Wahlgang müsste Merz ohnehin Kanzler werden. Am Ende hat man also trotzdem Merz, die AfD wohlmöglich mal wieder gestärkt, Deutschland als Ganzes im Ausland blamiert und die zukünftige Regierung dort untergraben. Alles für ein “ätschibätsch”.
 
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