Hier habe ich noch eine lange Rezension von "Alexander" gefunden, die ich euch nicht vorenthalten will

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Im vierten Jahrhundert vor Christus zieht der junge mazedonische König Alexander aus, um das persische Reich zu erobern. Im Schlepptau hat er nicht nur eine gewaltige Armee, sondern auch ebenso gewaltige Probleme.
Die Beziehung zu seinem ermordeten Vater, der ihn nie wirklich liebte, belastet ihn ebenso wie die zu dessen Witwe Olympias (Angelina Jolie), die ihn ein wenig zu sehr liebt...
Während seines acht Jahre dauernden Feldzuges bringt er mit Feuer und Schwert die griechische Kultur in die entlegendsten Länder der Erde und bleibt doch innerlich so zerrissen wie die Welt, die er zu einen versucht.
Es gibt gute Wege, ein Schlachtenepos zu beginnen, und es gibt schlechte.
Der Anfang von Ridley Scotts Gladiator, bei dem nach ein paar kurzen Texttafeln eine große und blutige Schlacht das Ende des römischen Feldzuges markierte und die Geschichte von Verrat und Mut furios einleitete, war eine gute Wahl.
Die Geschichtsstunde, die Oliver Stones Alexander eröffnet um schließlich in ein Schlaflied zu münden, ist eine schlechte.
Es ist ein ermüdender Anfang für einen Film, der so vor Macht, vor Energie strotzen soll. Eine geschlagene halbe Stunde dauert es, bis ein Streit zwischen Alexander und seinem Vater, König Philipp, den Zuschauer aus seinen süßen Träumen reißt, nur um ihn gleich wieder dorthin zu entlassen. Das Tempo des Films erinnert nicht wenig an Die Nebel von Avalon - hastig erzählte Schlachten, die nur für kurze Zeit die in überbordendem Pathos ertrinkenden Dialogszenen unterbrechen.
Doch die Schlachtszenen sind nicht nur in ihrer Kürze unbefriedigend. Vor allem die übertrieben panische Wackeloptik lenkt viel zu sehr vom Geschehen ab. Im Zusammenspiel mit dem hektischen Schnitt geht jeglicher Überblick über das Kampfgeschehen verloren, so dass der Zuschauer nur noch warten kann, bis sich der Staub gelegt hat und Alexander triumphierend über seinen niedergemetzelten Feinden steht.
Auch sonst weiß der Film sein Publikum immer wieder zu verwirren. Völlig unvermittelt werden Rückblenden eingeworfen, die Ereignisse aus Alexanders Vergangenheit zeigen, auf die schon mehrfach und ausführlich Bezug genommen wurde.
Die immer gleichen Darsteller machen das Ganze nicht einfacher - Angelina Jolie sieht den ganzen Film über gleich aus, auch wenn ihre Olympias doch eigentlich um mehr als 30 Jahre altern sollte. Colin Farrell sieht man sein Alter vor allem an den Haaren an - die wellige Fönfrisur in jungen Jahren, die 80er Jahre Heavy Metal-Mähne nach Jahren des Kampfes.
An den Schauspielern scheitert Alexander jedoch keineswegs. Alle Beteiligten spielen ihre Rollen überzeugend. Das Problem liegt viel mehr im Drehbuch, in der Konzeptionierung der Rollen selbst.
Bei einer Geschichte dieser Größenordnung wären moderne, natürliche Dialoge ebenso überraschend wie fehl am Platze. Doch hier reden die Figuren die Hälfte der Zeit in Aphorismen, gerade so als wähnten sie die Geschichtsschreiber permanent in Hörweite. Dementsprechend wirken sie weniger wie Menschen als wie bewegte Höhlenmalereien, die eine Legende erzählen. Und da es einem schwer fällt, zu diesen Legenden eine Beziehung aufzubauen, vermag ihre Geschichte auch nicht mitzureißen.
Im Vorfeld wurde viel über Alexanders Sexualität und die seiner Männer debattiert. Griechische Anwälte drohten angesichts von Alexanders "angeblicher" Homosexualität mit Klagen, an anderer Stelle hieß es, Stone habe derartige Szenen herausgeschnitten, um dem Film kassentauglicher zu machen.
Natürlich war das Gezetere wieder einmal übertrieben. Die Sexualität zwischen den Männern findet fast ausschließlich im Kopf statt. Tiefe Blicke aus Eyeliner-schweren Augen, ein paar zweideutige Worte, den Rest kann sich der Zuschauer selbst ausdenken, oder auch nicht, je nach Geschmack.
Die einzige Sex-Szene, bei der es ohne jegliche Subtilität zugeht ist ausgerechnet eine heterosexuelle: Der ödipal besessene Feldherr vergewaltigt seine frischgebackene Gemahlin so, wie Philipp es einst mit Olympias tat - Doktor Freud hätte seinen Spaß.
Alexander ein monumentales Desaster zu nennen wäre ein nettes Wortspiel, aber sicher übertrieben. Als Historienepos völlig misslungen ist er aber dennoch. Zwischen den bedeutungsschwangeren Dialogen und der angedeuteten Sexualität findet sich weder Raum für echte Charaktertiefe noch für aufregende Schlachtengemälde.
Und somit bleibt Alexander vor allem eines: Langweilig.
Flex
Also sind die Meinungen hier wirklich sehr unterschiedlich, denn ich fand ihn wie gesagt ganz und gar nicht langweilig. Das mit dem verwirren kann ich aber bestätigen. Ich habe den Film zwar meistens verstanden, aber eine Bekannte von mir hat sich richtig darüber aufgeregt, dass sie der Film nur verwirrt hat und sie ihm nicht immer ganz folgen konnte

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