Ich hatte am Freitag ein langes Gespräch mit meiner Oma. Ich war gerade von der Schule heim gekommen, mein letzter Schultag vor'm Abi, und habe es im Radio gehört. Meine Großmutter kam natürlich mit ihren Vorurteilen, das käme alles aus Amiland, vom Fernsehen, Videospielen usw. Gut, einverstanden, die Filme werden teils immer brutaler und manch einer mag sich "Ideen holen" aus Jim Carrol Basketball Diaries uÄ, aber der Auslöser sind sie sicher nicht. Man mag mich Optimist nennen, aber ich mute der Menschheit immernoch soviel Verstand zu, dass sie ihre Entscheidungen selber trifft, sei die Person ein Wahnisnniger oder nicht. Die Medien unterbreiten uns nur Möglichkeiten wie wir unsere Entscheidungen ausführen mögen. Wie hier schon einige angedeutet haben, würde jeder, der CS, Quake usw. mag und auf Filme wie Resident Evil, Face Off, Rambo und was weiß ich noch steht ein Amokläufer, wir hätten kaum Normale auf der Welt.
Ich finde es hier wichtig, dass nicht nur darüber geredet wird was wir tun, damit Amokläufer kein Blutbad anrichten können, sondern auch, was Menschen dazu treibt so einen Entschluss zu fassen. Die menschliche Psyche ist unergründlich, doch sie zu begreifen würde uns der Lösung sicher ein Stück näher bringen. Was bringt Jugendliche dazu den Entschluss zu fassen ihre Lehrer zu töten, erwachsene Männer ihre Arbeitskollegen niederzuschießen...? Amoklauf ist nicht das Problem der betroffenen Personen sondern der modernen Gesellschaft an sich. Manche glauben das Böse, die Dunkle Seite, sei in den Genen verankert, ich denke sie haben recht. Mit dem Intellekt brachte der Mensch sich nicht nur bei Gutes zu tun, sondern auch Unheil zu stiften. Wir können nicht sicher sein, ob dies nur ein Phänomen unserer Zeit ist, oder ob es sowas auch früher gegeben hat, dafür sind die Aufzeichnungen der vergangenen Epochen zu vage, doch ich denke, dass es in jeder Zeit Verbrechen gab, die damals außerordentlich grausam erschienen. Mal ehrlich, wenn wir die ganze Zeit im Fernsehen hören, dass sich ein Palästinenser in die Luft gejagt hat, oder dass die Israelis wieder in eine Versammlung geschossen haben, langsam stumpft es ab, das Mitgefühl, und wir können nichts dagegen tun... Es wird zum Alltag und Routine schafft ja bekanntlich geborgenheit, so paradox es in dieser Hinsicht auch klingt. Doch noch vor hundert Jahren wäre dies einer globalen Empörung wert gewesen. Heute schließt man einfach machtlos die Augen, nimmt es hin und hofft, dass sie mindestens noch 50 Jahre brauchen werden, dass dies auch in Europa zum Alltag wird.
Genauso verhällt es sich mit den Amokläufen. Oder es wird.
Was mir persönlich aufgefallen ist, man sagt, dass Amokläufer Aufmerksamkeit wollen, brauchen. Und ein Blutbad anzurichten ist auf jeden Fall eine Sensationsstory, so brutal es klingt. Mit menschlichem Leid konnte man schon immer für Aufsehen sorgen, im Fernsehen werden rührseelige Szenen gezeigt, den Namen des Täters kennt das ganze Land, wenn nicht gar die ganze Welt. Die Medien geben dem Verursacher das, was er mit der Tat bezwecken wollte und DAS ist in meinen Augen das traurigste. Ich sehe den Amoklauf als einen letzten Hilfeschrei. ein in die Enge getriebenes Tier wird nur noch daran denken, wie es die meisten seiner Peiniger mit nehmen kann auf die andere Seite. Herauszufinden was einen Menschen dazu bringt, dass er sich in einer Ausweglosen Situation fühlt, das wird unsere Aufgabe sein, werden wir solche Szenen verhindern wollen. Allerdings weiß ich nicht ob dies eine lösbare Aufgabe sein wird...
Ich lege in 11 Tagen mein Abitur ab und ich habe keine Angst, dass sowas an meiner Schule passieren kann, da fürchte ich mich eher vor der Maffia, die 4 Straßen weiter in einem Lokal residiert... Aber die ist auch Alltag hier und auch als sie einen vor dem Lokal erschossen haben, hat das nicht wirklich großes bewirkt.
Ich beglückwünsche alle, die sich dieses Post angetan haben, ihr beweist Durchhaltevermögen
