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Hyperraum auf dem Weg nach Aurea | an Bord der T6-Raumfähre | Aleron Blackthorne, Tara Li, Fabienne Bertheau und Lateef (NSC)
Sich zur Meditation zurückzuziehen tat...gut. Dieses innere Eingeständnis war irgendwie befremdlich und verstärkte nur
Alerons Eindruck, dass er sich zu verändern begonnen hatte. Es fiel ihm schwer, zu sagen, ob es eine Veränderung zum besseren oder schlechter sein würde. Er konnte nur sagen, dass eine Umkehr mittlerweile unmöglich geworden war. Noch vor wenigen Tagen hatte der
Morellianer geglaubt, im Zweifel einfach seine Ausbildung abbrechen und in sein altes Leben zurückkehren zu können. Doch jetzt nicht mehr.
Diese Gewissheit verunsicherte ihn irgendwie.
Aleron hatte unbekanntes Terrain betreten und damit war eines glasklar geworden. Er war praktisch wieder der 17-jährige, unerfahrene Junge, der damals sein Alter gefälscht hatte, um vom Rekrutierungsbüro nicht abgewiesen zu werden und der gar nicht verstehen konnte, zu was er sich eigentlich verpflichtet hatte und welche unvorstellbaren Aufgaben vor ihm lagen. Aber das machte die Sache auch irgendwie aufregend und spannend. Der
Morellianer war außerdem niemand, der sich vor einer Herausforderung drücken würde. Sein Weg war damit endgültig festgelegt und
Aleron war bereit, ihn zu seiner logischen Konsequenz weiterzuverfolgen.
In zwanzig oder vierzig Jahren konnte er sich immer noch etwas anderem zuwenden, sofern sich der Weg des
Jedi nicht als der Richtige erweisen würde. Der
Morellianer würde dann immer noch ein junger Mann sein und einen anderen Lebensweg einschlagen können. Vielleicht wäre es dann Zeit für eine akademische Laufbahn? Wieviele Doktortitel würde er wohl bis zu seinem einhundertsechzigsten Lebensjahr erreichen können? In 80 bis 100 Jahren könnten das so einige sein.
Spätestens dann würde er auch daran denken müssen, sich niederzulassen und eine eigene Familie zu gründen. Seine Mutter würde ihm sonst die Hölle heiß machen, wünschte sie sich doch Enkelkinder so sehr. Das brachte
Aleron dazu, an seine Familie zu denken. Wie es ihnen wohl ergangen war? Er hatte sich schon einige Zeit nicht mehr bei ihnen gemeldet und sollte das bei Gelegenheit wieder tun. Er musste sie auf den neuesten Stand bringen, insbesondere was seinen Karrierewechsel anging. Es interessierte ihn aber auch, wie es seiner Familie ergangen war und wie die Geschäfte des Familienunternehmens liefen. Doch dafür war jetzt natürlich nicht die richtige Zeit, vielleicht nach der Mission nach
Aurea.
Und dieser Gedanke brachte
Aleron zurück in die Gegenwart. Der
Morellianer begann, seine Umgebung um das Meditationskissen wieder wahrzunehmen. Er war allein und soweit er sagen konnte, hatte ihn bisher niemand in der Meditation versucht, zu stören. Die Hand seines gesunden Arms lag entspannt und mit der Handfläche nach oben gerichtet auf dem Knie. Über der Hand schwebten die beiden Übungswürfel und drehten sich im Kreis wie um einen unsichtbaren Gravitationspunkt zwischen ihnen.
Aleron saß im Schneidersitz und gemessen daran, dass seine Beine vollkommen eingeschlafen waren, musste er das schon eine ganze Weile tun. Wie lange? Schwer zu sagen. In dem kleinen Quartier gab es keine
Chronometeranzeigen an den Wänden. Es musste jedenfalls schon ziemlich lange sein, wenn er so sehr das Zeitgefühl verloren hatte. Sicher einige Stunden. Diese Erkenntnis stimmte den
Morellianer...missmutig. Offensichtlich hatte er sich wieder einmal in der Meditation verloren, wenn auch dieses Mal nur für eine gewisse Zeit. Dennoch bewies ihm das nur, dass er noch eine ganze Menge zu lernen hatte. Sich so in der
Macht zu verlieren war gefährlich, war es doch buchstäblich möglich, zu verhungern oder sogar zu verdursten, wenn man nicht höllisch aufpasste.
Erfreulicher war da schon das, was sich zu seiner rechten zeigte.
Alerons Machtfühler hatten ihn endlich erfolgreich durch das Labyrinth des Würfels mit der Kugel geleitet. Dafür hatte es zwar noch eine tiefe Meditation und mehrere Stunden gebraucht, aber der erste Schritt war gemacht. Jetzt musste er nur noch daran arbeiten, die Aufgabe schneller und vor allem bei vollem Bewusstsein zu lösen. Ähnlich sah es beim zweiten Würfel aus. Alle Flüssigkeiten hatten der Aufgabe gemäß ihre Beschaffenheit geändert, wurden aber wieder wie zuvor nur durch aktive Kontrolle in ihrem aktuellen Zustand gehalten. Er hatte also wieder Erfolg gemacht, war aber noch weit davon entfernt, die Aufgabe zu meistern.
Für den Moment war es jedenfalls genug.
Aleron steckte die Würfel ein und atmete kurz durch, um mit einem kleinen Machtschub, die Nerven in seinen Beinen dazu zu bringen, wieder zu funktionieren. Das funktionierte auch ganz gut, sodass er direkt aufstehen konnte, ohne sich irgendwo festhalten zu müssen oder sofort wieder umzukippen. In den nächsten Minuten würde er zwar keinen Sprint einlegen können, aber der
Morellianer hatte genug Kontrolle über seine Beine wiedererlangt, um aus dem Quartier herauszugehen.
Seine Wege führten ihn in die Kombüse an Bord, er musste noch das Geschirr abwaschen, bevor es zur Zubereitung der nächsten Mahlzeit ging. Aber in dem kleinen Raum erwartete ihn nur eine Überraschung. Aus einem ihm unerfindlichen Grund war hier schon alles sauber gemacht worden. Wer das wohl gewesen war?
Tara vielleicht oder einer der Ranger. Sonst war ja niemand an Bord, soweit er wusste. Dann hörte er die Stimme der
Togruta draußen auf dem Gang. Sie würden wohl bald landen. Also trat er aus der Kombüse heraus und gesellte sich zu
Fabienne für die Dauer des Landevorgangs.
Die junge Frau schien nicht zu Gesprächen aufgelegt zu sein, also blieb
Aleron einfach still. Kaum hatten sie aufgesetzt, sprang sie dann auch schon auf, um sich fertig für den Ausstieg zu machen.
Aleron hatte es weniger eilig, kam jedoch nicht umhin über ihren Tatendrang zu schmunzeln. Er erinnerte ihn an sich selbst, auch wenn er sich heute mehr Zeit ließ. Viel brauchte er ja ohnehin nicht. Die
Datapads für ihre Recherchen hatte er schon bei sich und auch das Lichtschwert hatte er genauso wie sein
Komlink eingesteckt.
Aurea - Raumhafen - Landefeld 61 | an Bord der T6-Raumfähre | Aleron Blackthorne, Tara Li, Fabienne Bertheau und Lateef (NSC)