Bastion - Sith-Tempel – Pyramide der Extinktoren - Verhörraum V2, mit Darth Thanatos
Ja, sie konnte reden - aber zu welchem Preis. Eowyn war sich sicher, dass diese vielen Worte sie am Ende noch viel kosten würden, aber sie waren wichtig gewesen. Irgendwie. Thanatos verhielt sich, als gehöre ihm der ganze Planet, aber was hatte er schon erreicht, was war schon sein Verdienst?
Seine Antwort, wieso sie die Handschellen weiterhin zu tragen hatte, waren simple Ausreden, und sie wussten es beide. Schutz vor sich selbst? Sie lachte nur nicht, weil sie nicht konnte, weil ihr Hals ein Lachen unmöglich machte. Die Drohung mit Corellia würde auch nichts nutzen, denn am Ende... am Ende hieß es nur, dass die Sith die Jedi immer wieder angriffen, nicht, dass sie stärker waren. Die Sith würden niemals die Macht besitzen, selbst zu ihren dunkelsten Zeiten hatten die Jedi immer überlebt. Und nun, wenn das Virus gefunden war und dann ein Heilmittel hergestellt werden konnte, würde auch ihre Machtposition erheblich kleiner werden. Bloß wusste ihr Peiniger nichts davon - und es war tatsächlich besser, er unterschätzte sie und überschätzte sich.
Es half nichts, dass Eowyn sich andauernd sagte, dass sie Thanatos nicht provozieren durfte; dass sie versuchen musste, emotional gelassen zu bleiben. Dass er sie immer mehr berührte war ein Problem, und als er sich schließlich anschickte, noch aufdringlicher zu werden, hatte sie keine große Wahl mehr, als zu reagieren. Zulassen - oder reagieren, und ihr Instinkt, den sie noch immer nicht komplett hatte ausschalten können, ließ ihr keinen großen Spielraum.
Ihr Fuß traf Thanatos zielgerichtet und mit der ganzen Kraft, die sie irgendwie noch aufbringen konnte, zwischen den Beinen; genau so, wie sie es früher geübt hatte. Einen Moment war sie überrascht, dass es tatsächlich funktioniert hatte, dass er sie so unterschätzt hatte, dass er nicht mehr mit irgendeiner Gegenwehr gerechnet hatte, doch dann kam sie in Bewegung. Mühsam und bei weitem nicht so elegant wie normalerweise rollte sie vom Tisch herunter, wich ein wenig zurück und hob ihre Hände in Abwehrposition. Natürlich, vermutlich hatte sie kaum eine Möglichkeit, sich irgendwie zu wehren, aber... die Alternative wäre, dort zu liegen wie ein Tier, das geschlachtet werden sollte.
Vermutlich hätte sie sich vorher überlegen sollen, dass dieser Dejarikzug nicht sonderlich klug gewesen war. Was hatte es schon genutzt, außer, dass Thanatos vermutlich noch wütender werden würde? Schwer atmend stand Eowyn da, und als der Sith sich wieder zu ihr umdrehte und seine Wut sie durch die Macht überrollte, war ihr klar, dass ihr Fehler in der Tat riesig gewesen war. Sie kam nicht lange zum bedauern, als der altbekannte Schmerz in ihr explodierte und sie gegen die Wand hinter sich geschleudert wurde. Wenigstens quälte er sie diesmal nur kurz, doch die Ruhe, nachdem sie an der Wand auf den Boden geprallt war, war es ebenfalls. Sie wehrte sich nicht, als er sie an den Haaren durch den Raum zerrte und auch nicht, als er ihre Füße und Hände aneinander befestigte. Weshalb auch... Er hatte ja Recht, zumindest über sie hatte er die absolute Macht, und sie war in der Tat eine Närrin gewesen, auch wenn ihre sogenannte "Freiheit" nie wirklich eine gewesen war. Sie nutzte die kurze Zeit stattdessen, sich von den Schmerzen zu erholen, durchzuatmen und zu versuchen, erneut ihre Mitte zu finden, da seine "Behandlung" garantiert noch nicht vorbei war, aber letzteres gelang ihr nur mäßig. Vielleicht lag es auch daran, dass die Zeit wirklich kurz bemessen war, denn schon kurz darauf riss er sie wieder an den Haaren nach oben. Eowyn ließ es geschehen, hoffte, ihn dadurch irgendwie wieder etwas beruhigen zu können. Gerade noch rechtzeitig sah sie das Wasser, das schon gestern eine so große Rolle gespielt hatte, und holte etwas Luft, bevor sie dazu keine Gelegenheit mehr hatte. Er drückte sie nach unten, ließ ihr kein bisschen Spielraum, und kurze Zeit drohte die Panik in Eowyn aufzuwallen. Was, wenn er in seiner Wut..? Doch sie zwang sich, sich zu beruhigen, machte sich klar, dass sie versuchen musste, so wenig Luft wie möglich zu verbrauchen, und Panik war das allerletzte, was ihr nun helfen würde. Es funktionierte für einige Sekunden, bis sie bemerkte, dass der Sauerstoff immer knapper wurde. Ihr Körper begann automatisch, sich zu wehren und zu versuchen, aus dem Klammergriff auszubrechen, und irgendwann, gefühlt im letzten Moment, bevor sie ohnmächtig geworden wäre, war es erst einmal vorbei. Gierig sog Eowyn den Sauerstoff ein, ihre Lunge brannte, doch ganz hatte sie es noch nicht hinter sich - noch lange nicht. Irgendwann wusste sie nicht mehr, wie oft er sie in den Behälter getaucht hatte, und sie wehrte sich auch nicht mehr, wenn der Sauerstoff knapp wurde - sie begann, sich zu fügen, anzunehmen, dass geschehen würde, was eben auch immer geschehen würde.
Dann war es vorbei. Irgendwie war sie auf dem Boden aufgekommen, etwas traf sie erneut schmerzhaft in den schon lädierten Bauch und sie lag nur gekrümmt da, die Augen geschlossen.
Und sie begann, zu bedauern.
Tief und intensiv, denn vielleicht hatte sie nun alles verspielt, für einen lächerlichen, kindischen Moment des Aufbegehrens, und Ian würde am Ende dafür büßen. Hätte sie Thanatos nur machen lassen. Hätte sie nur alles in sich verschlossen. Sie hatte ohnehin keinen Einfluss auf das, was geschehen würde, das war ihr doch auch zuvor schon klar gewesen. Der andere Weg wäre so viel logischer gewesen. Einfacher. Besser für alle, für das Ergebnis, für die Flucht. Denn ob Ian wieder gespürt hatte, was geschehen war, oder war sie in der Lage gewesen, ihre Schmerzen, ihre Gefühle, halbwegs unter Kontrolle zu halten? Und das an diesem Tag, an dem das letzte, was er brauchen konnte, Sorge um sie war.
Thanatos sprach von Beherrschung, und die alte Eowyn, die von vor Bastion, sie hätte gelacht. Das und Beherrschung? Doch sie, sie selbst, sie konnte nur hoffen, dass dem tatsächlich so war, dass er zumindest genug Kontrolle über sich hatte, sie nicht umzubringen.
Und dabei war das Problem, was sie sagen sollte, noch immer vorhanden. Es hatte sich nicht geändert. Sie konnte noch immer nicht reden, und damit hatte sie alles nur hinausgezögert - oder eben die harte Behandlung beschleunigt. Die Jünglinge. Die Räte. Ihre Fähigkeiten - und ganz sicher auch ihre Schwachstellen.
Sie hatte gehofft, dass er sie nun erst einmal antworten lassen würde, was ihr vielleicht etwas Zeit gegeben hätte, doch dem war nicht so. Aus heiterem Himmel wurde sie nach oben gerissen und ihre doppelt gesicherten Handgelenke über den Kopf geführt, während ihre Haare langsam auf den Boden tropften und ihr das Wasser über das Gesicht lief. Höher und höher gingen ihre Hände, und irgendwann ließ Thanatos sie los. Ihr schmerzender Körper war gestreckt, und alles in ihr schrie danach, sich wieder zusammenrollen zu dürfen, aber das absolute Gegenteil war der Fall. Mit ihren Füßen kam sie gerade noch so auf den Boden, damit ihre Schultern nicht ihr komplettes Gewicht tragen mussten, aber wie lange würde sie das aushalten? Wann würde sie zusammensacken, an der oberen Kette hängen, ihre Handgelenke und Schultern ausrenken?
Im Gegensatz zu gestern, das war Eowyn klar, war jeder Versuch, um Gnade zu bitten, absolut zum Scheitern verurteilt. Schon gestern war es aussichtslos gewesen, aber heute?
Sie hätte sich nicht wehren dürfen. Warum, warum hatte sie gedacht, dass sie es verdient hätte sich zu wehren, warum hatte sie nicht das Ganze gesehen, warum hatte sie nicht gesehen, dass in ihrer Situation eine solche Handlung völlig irrational war?
Dieses kleine Stückchen Eowyn, das da noch in ihr gesteckt hatte, das vielleicht verhindert hatte, dass sie sich zurückziehen konnte - vielleicht war es jetzt fort. Sie war... eine Hülle. Leer. Sie war, was er wollte, das sie war, zumindest so weit, wie sie niemanden verriet.
Er wollte Antworten hören. Lügen würde er erkennen, die Wahrheit kam aber nicht in Frage. Schweigen würde ihn noch mehr erzürnen. Blieben nur Worte. Worte, die vermutlich ebenfalls zu Zorn und erneuten Qualen führen würden? Wenn er sie so zurichtete, dass sie nicht würde fliehen können, dann würde vielleicht die ganze Mission scheitern. Wie dumm. Und wie ungeschickt, dass so viel an Ian hing. Und er vermutlich zu viel an ihr. Aber vielleicht ja auch nicht? Immerhin waren ihre letzten Gespräche furchtbar gewesen. Außerdem hatte sie keine andere Wahl.
Mühsam öffnete Eowyn die Augen, was mit dem linken, das langsam zuschwoll, nicht ganz so einfach war; blinzelte in das für sie in diesem Moment doch irgendwie helle Licht und starrte den Sith von unten an. Ich kann nicht reden, flüsterte sie müde. Werde nicht. Kann nicht viel... Aber bin loyal. Immer. Vielleicht war das ihre große Fähigkeit. Wer wusste das schon.
Weiß, ich bin verloren. Weiß, Ihr habt die Macht. Bin Nichts. Niemand. Sie war in der Tat Nichts und Niemand. Nichts und Niemand... Und all dies zuzugeben, was kümmerte es sie? Schon beim Gardisten hatte Ian sie dazu bewegt, ihm zu geben, was er wollte, ihm ein gutes Gefühl zu vermitteln, vermutlich würde er hier ähnliches wollen. Und was spielte es schon für eine Rolle, wenn sie unterging. Sie war Niemand. Aber... Sie hustete. Kann nicht. Kann nicht. Sie ließ den Kopf etwas hängen, da das nach oben sehen sie jetzt schon anstrengte, und schloss wieder die Augen. Es tut mir Leid, wisperte sie und stellte entkräftet fest, dass es sogar stimmte. Es wäre so viel einfacher für sie beide. Doch vermutlich würde er niemals verstehen, wieso sie nicht redete. Und sie selbst war zwar Niemand, aber die Räte, sie waren Jemand, und die Jünglinge waren es auch. Genau wie all die Personen, die unter dem Virus zu leiden hatten und starben.
Sie atmete ruhig weiter, gab sich Mühe, in ihrer Mitte zu bleiben, wappnete sich gegen erneute Angriffe. Und atmete.
Atmete.
Atmete...
Bastion - Sith-Tempel – Pyramide der Extinktoren - Verhörraum V2, mit Darth Thanatos