[Orbit um Bastion, ISD II Accuser, Brücke]- Nereus, Perioma, Tane, Crew
Unbeteiligt verfolgte Nereus, wie die letzten Vorbereitungen für den Urlaub der Besatzung seines Sternzerstörers getroffen wurden. Eine Notwache aus jenen, die entweder keinen Urlaub nehmen durften oder wollten, wurde unter Lieutenant Tanes provisorischem Kommando zusammengestellt, während Nereus Captain Kaagi das Oberkommando über die Eraser-Flottille überantwortete. Nachdem er sich von seinem zweiten Offizier und der Brückenbesatzung verabschiedet hatte, stand der Line Captain nun gemeinsam mit seinem ersten Offizier im Hangar und beobachtete das Eintreffen und Abfliegen mehrere Transporter, welche urlaubsfrohe Besatzungsmitglieder zur Oberfläche des Planeten trugen. Der ausgelassene Eindruck, den die schwatzende Menge im Hangar hinterließ, erschien Nereus im Vergleich zu den hinter ihnen liegenden Gefechten im höchsten Maße surreal, zumal er an sich selbst kein Gefühl der Vorfreude erkennen wollte. Nur ein Gefühl der Furcht.
„Ich werde das Schiff fast ein wenig vermissen...“, meinte Perioma neben ihm im Plauderton. „Jetzt, wo beide Sith uns verlassen haben, ist die gute Accuser wieder ein Ort, an dem es sich aushalten lässt...“
Nereus nickte nachdenklich. Er konnte nur ahnen, warum Valara ohne ein weiteres Wort abgereist war, doch das Fehlen des Nautolaners bereute er nicht im geringsten.
“Ihre Mitfluggelegenheit, Ferrus...“, wies er seinen Freund und Untergebenen auf den letzten Transporter hin, der soeben seine Rampe ausgefahren hatte. “Bleiben Sie Ihrem Schiff erhalten.“
Ein ernstes Nicken war die Antwort.
„Ich danke Ihnen, Sir. Wir sehen uns wieder...“
Eine letzte beidseitige Ehrenbezeichnung, dann machte der erste Offizier der Accuser sich mit einer kleinen Auswahl seiner Habseeligkeiten, transportiert in einer mattschwarzen Tasche, auf in Richtung Transporter, welcher kurz darauf den Hangar verließ. Zurück blieb lediglich eine handvoll Techniker, die letzte Überprüfungen an Nereus’ eigener Fähre vornahmen, dem letzten Schiff, das den Bauch des Sternzerstörers auf unbestimmte Zeit verlassen würde. Nereus seufzte tief. Jetzt, da es soweit war, wurde er unsicher. So viele bruchstückhafte Informationen waren auf ihn eingeprasselt, so viele Schnipsel und er wusste nicht, welchem er Glauben schenken sollte. Als sie sich das letzte Mal gesehen hatten, hatte Eryell von Naboo geredet, ihrem Heimatplaneten, der jüngst von der Republik zurückerobert worden war. Um dorthin vorzustoßen würde der Line Captain sich in tiefstes Feindesland begeben müssen, vorbei an der Flotte der Rebellen, den Soldaten, eventuell sogar den Jedi... doch würde er es nicht tun, verriete er den Teil in ihm, der noch hoffte. Den Teil, der sich beständig gegen die Angst wehrte, welche nach den Neuigkeiten von Anaxes über ihn hereingebrochen war. Er wusste, dass sie noch lebte. Sie musste einfach.
Er gab sich einen Ruck und betrat das Passagierabteil seines Shuttles, wo dieses eine Mal keine Sturmtruppen in blankpolierter Rüstung auf ihn gewartet hatten. Dort, wohin er zu gelangen versuchte, würden sie ihm nicht helfen können. Eher im Gegenteil.
Es bedurfte keiner Worte, um den Piloten wissen zu lassen, dass er das Shuttle nun starten sollte. Majestätisch entfaltete die Fähre ihre Flügel, nachdem sie den Hangar der Accuser hinter sich gelassen hatte, und tauchte ein einer leichten Kurve in die Atmosphäre der imperialen Zentralwelt ein, zufälligerweise exakt über Center, der gigantischen Hauptstadt des Planeten, deren Skyline Nereus einmal mehr an die unvergängliche Schönheit Coruscants und seiner Türme erinnerte. Über allem thronte der neue imperiale Komplex am bereits schicksalsträchtigen Platz des Imperiums, doch beide Monumente imperialer Macht vermochten es nicht, die Aufmerksamkeit des Line Captains zu fesseln. In Gedanken war er bereits an einem vollkommen anderen Ort, von weitaus geringerem Glanz...
Das Shuttle landete weich auf einer der Landeplattformen unweit des riesigen Komplexes, der das erste Ziel des Kommandanten darstellte. Hier, inmitten von anonymen Büros, Herbergen für gestrandete Offiziere und Tonnen an Akten, hatte er sich ein kleines, vergleichsweise schäbiges Zimmer zuteilen lassen, welches- zumindest offiziell –für die Dauer des Urlaubes sein Quartier darstellen würde. Viel Zeit verbrachte er jedoch nicht in dem Raum mit der grellen Deckenbeleuchtung, der kargen Pritsche und dem kleinen Schrank, sondern tauschte lediglich seine Uniform gegen eine konservativ geschnittene Allerweltskombination in dunklem blau, welche ihn auf nahezu jedem Planeten mit menschlichen Bevölkerungsanteilen in der Masse verschwinden lassen würde. Ein kleiner Blaster sowie eine winzige Chipkarte für den Zugang auf sein lange unangetastetes Konto vervollständigten das Repertoire, da er seinen Rangzylinder sowie seine militärische ID bis auf den Codeschlüssel für dieses Quartier zurückließ. Sie würden ihn lediglich verraten...
Sein nächstes Ziel war weitaus weniger offiziell als der imperiale Komplex und zudem ein Ort, an dem die Rangabzeichen eines imperialen Offiziers eher ein Grund für wütendes Blasterfeuer, als einen respektvollen Empfang waren. Nichtsdestotrotz fand Nereus das, was er suchte, ohne als der Mann enttarnt zu werden, der von Janem Menari persönlich ausgepeitscht worden war und konnte schließlich sein letztes Ziel ansteuern. Bastions zivilen Raumhafen, von dem aus jeder Bürger mit genügend Credits offiziell jedes Ziel ansteuern konnte, welches sich im Imperialen oder Neutralen Raum befand. Und genau das hatte er vor...
„Lennic Racto...“, las der Angehörige einer großen Raumfluggesellschaft vor, der sich in seiner grünen Uniform mitsamt der lächerlichen Litzen offenbar ungeheuer wichtig vorkam. Nereus konnte sich indes ein leichtes Grinsen kaum verkneifen. Der Besuch bei seinem zweiten Ziel hatte sich gelohnt...
“Der bin ich.“
Der Uniformierte händigte ihm den (gefälschten) ID-Chip aus und warf einen kurzen Blick auf das Display seines Computers.
„In Ordnung. Nach Umgul also...“
“Richtig. Ich wollte schon immer ein Blobrennen sehen...“
Umgul war ein neutraler Planet in unmittelbarer Nähe von Naboo. Von dort aus sollte es Nereus ein leichtes sein, weiter nach Naboo zu gelangen...
„In Ordnung, Mister Racto. Ihr Flug geht in Kürze...“
Eine Stunde später sprang die Coruscant Rainbow, eine leicht veralterter Starliner, mit Nereus an Bord von Dubrillion aus Richtung Umgul in den Hyperraum...
[Hyperraum nach Umgul, Coruscant Rainbow]- Nereus