Berlin will Straße nach Rudi Duschke benennen

Jedihammer

Generalfeldmarschall, Pontifex Maximus des Mars.
Berlin will Straße nach Rudi Dutschke benennen

Der Berliner Bezirk Kreuzberg will eine Straße nach Rudi Dutschke benennen.
Was denkt ihr,hat er das verdient ?
Oder ist es eine Zumutung,diesen Mann auch noch mit einer Straße zu ehren ?
 
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Hieß der gute Mann nicht Dutschke? [EDIT: Ha, wusst' ich's doch...:D]

Ich bin jetzt im Allgemeinen nicht sehr gut informiert über die gängigen Konventionen bei der Bennung von Straßennamen, aber ich bin relativ sicher, dass das zuständige Amt (oder wer auch immer dafür verantwortlich ist) seine Gründe haben wird...
 
Zuletzt bearbeitet:
Kenn keinen Rudi Duschke.

*google*

Ach, so einer ist das...aha. Naja, passt ja vorzüglich zur momentanen Regierung in Berlin, wenn man da sonst nix besseres zu tun hat.
 
Na ja ich mein prinzipiell hätte ich nichts dagegen, wäre da nicht das Problem, dass man einen bestehenden Straßennamen, den es ja auch nciht ohen grund gibt und die mießt wirklich historisch alt sind, fast so alt wie Berlin selbst, abändern würde.
Das gibt mir eigentlich am meißten zu denken
 
Ob Dutschke als Einzelperson nun besonders wichtig für dieses Land war, sei dahingestellt. Die 68er Studentenbewegung - trotz ihrer Fehler und Versäumnisse - für die er bis heute wie kein zweiter steht, war es. Wer weiß, wie es ohne die Studentenbewegung mit der Demokratie in Deutschland weitergegangen wurde, da diese (die Studentenbewegung) zwar nicht die richtige Antworten parat hatte, aber wenigstens die richtigen Fragen gestellt hat, die nach dem Muff der Adenauer-Ära dringend gestellt werden mussten.
Außerdem hat sich Dutschke bereits früh von den terroristischen Aktionen der RAF abgegrenzt und dieser als "Zerstörung der Vernunft" bezeichnete.
Sagen wir es mal so: Es gibt in diesem Land vermutlich Straßen, Plätze und Einrichtungen, die nach größeren Schweinehunden als Dutschke benannt sind...

C.
 
Crimson schrieb:
Außerdem hat sich Dutschke bereits früh von den terroristischen Aktionen der RAF abgegrenzt und dieser als "Zerstörung der Vernunft" bezeichnete.

Trotzdem waren es seine Genossen,und hätte Dutschke weitergelebt,würden wir wohl heute von der Baader-Meinhof-Dutschke Bande sprechen.
Davon bin ich fest überzeugt.Auch Dutschke wollte diesen Staat zerschlagen(in meinen Augen jedenfalls).


Crimson schrieb:
Sagen wir es mal so: Es gibt in diesem Land vermutlich Straßen, Plätze und Einrichtungen, die nach größeren Schweinehunden als Dutschke benannt sind...


Damit sagst Du aber auch,daß er genau das war ?
 
Leider habe ich damals nicht gelebt, aber was von Seiten einer großen Koalition geplant war, fand ich schändlich. Da war wenigstens einer, der dem widerstanden hat. Auf beiden Seiten wurden Fehler gemacht, aber er hat auf etwas gravierendes hingewiesen. So was wie damals ist undenkbar, und dass auch weil eine charismatische Persönlichkeit wie Dutschke fehlt.
Ich will hiermit aber auf gar keinen Fall eine verklärte Sicht der Dinge machen...
 
Jedihammer schrieb:
Trotzdem waren es seine Genossen,und hätte Dutschke weitergelebt,würden wir wohl heute von der Baader-Meinhof-Dutschke Bande sprechen.
Davon bin ich fest überzeugt.Auch Dutschke wollte diesen Staat zerschlagen(in meinen Augen jedenfalls).


Dutschke ist 1980 gestorben, da hatte die RAF ihre Glanzzeit bereits überschritten und Baader, Meinhof und Ensslin hatten sich bereits selbst das Licht ausgeblasen. 1976/77, während des "Deutschen Herbst" hielt er Vorträge in Norwegen zum Thema Menschenrechte und arbeitete als Gastdozent für Soziologie an der Universität von Groningen/Niederlande. Dutschke wollte diesen Staat mit Sicherheit verändern, aber bestimmt nicht zerschlagen.

C.
 
Dutschke hat sich klar von RAF und Sowietkommunismus distanziert. Zitat betreff des Sowjets: Die würden mich drüben als Ersten an die Wand stellen.

Teils waren seine Meinung und seine politischen Ideen wie die seiner (Kampf-)Genossen schon abstrus, radikal, naiv und vielleicht auch gefährlich, die Zeiten waren aber auch damals nicht so wie heute, viele Freiheiten, die wir heute als ganz selbstverständlich geniesen, wurden in den Siebzigern erkämpft. Vor 1975 war es zum Beispiel nicht möglich, dass ein unverheiratetes Paar eine Wohnung gemeinsam bezieht. Das Vorzeigen des Trauscheins dem Vermieter war Usus.
Überall in staatlichen Positionen (Richter, Lehrer) saßen die Kriegsverbrecher des 3.Reichs, die die Entnazifizierung unbestraft überstanden hatten.
Die Gleichberechtigung der Frau wurde maßgeblich durch die 68er beeinflusst.
Wer weiß, vielleicht säße Dutschke, wenn er noch leben würde, wie sein Freund Daniel Kohn-Bendit jetzt im Europaparlament und würde konstruktive Politik machen.
Einen Straßennamen würde er in München wohl nicht bekommen.
 
Ich persönlich hab nichts dagegen, nur sollte es schon eine neue Straße sein alte Namen sollte man behalten. Ansonsten würde ich doch aber bitte noch nachsehen ob es nicht noch andere Deutsche gibt die nicht ebenfalls einen Namen auf einer Straße verdient haben.
 
Ich hab' hier mal was gefunden...

http://www.taz.de/pt/2004/12/17/a0054.nf/text

Wenn ich das richtig verstanden habe (der Artikel ist vom 17.) existiert bis jetzt lediglich eine Initiative (der taz), eine Straße in Rudi Dutschke-Straße umzubennenen... Auf der Homepage der taz findet man übrigens auch Informationen über eine ähnliche Initiative 1998, die an der Mehrheit der CDU in der "Bezirksverordnetenversammlung" (die diesbezüglich dann wohl das maßgebliche Gremium wäre) gescheitert ist. Vgl. hier.

Und wenn Straßen wie "Axel Springer-Straße" möglich sind, ist eine "Rudi Dutschke-Straße" längst überfällig...
 
Und was kommt danach? Die Baader-Meinhof-Strasse? Nee, von der Idee halte ich nix, eine Strasse nach dem Revoluzzer Dutschke zu benennen. IMHO war er einer der jenigen, die einen anderen Staat wollten und damit gescheitert ist. OK, Vieles wurde bewegt, aber nicht Alles, was in den Köpfen von Dutschke und Genossen rumgeisterte. Ihn aber mit der Ehre, eine Strasse nach ihm zu benennen, zu beglücken, halte ich für überzogen.
Gruss, Reinhold \V/ MtFbwy
 
Modal Nodes schrieb:
Mit was hast Du genau Probleme? Dass er ein Revoluzzer war? Die Scholl-Geschwister waren auch Revoluzzer.

Stimmt, so ziemlich alle Leute, nach denen man heute Straßen benennt dürften in ihrer Zeit als "Revoluzzer" gegolten haben. Sicher waren viele Ideen der 68er, bzw. eines Dutschke nicht ausgereift, aber das Gleiche kann man vermutlich auch von den Ideen eines Konrad Adenauer beispielsweise behaupten. Rückblickend kann man denke ich schon behaupten, daß die 68er - wenn man mal von den Auswüchsen des RAF-Terrorismus' absieht - für die Erhaltung und die Weiterentwicklung der Demokratie in diesem Land wichtig waren. Wieso sollte man da nicht einer ihrer Symbolfiguren einen Straßennamen widmen?

C.
 
Darth Mund schrieb:
Überall in staatlichen Positionen (Richter, Lehrer) saßen die Kriegsverbrecher des 3.Reichs, die die Entnazifizierung unbestraft überstanden hatten.


Dann nenne doch mal bitte Namen,und Verbrechen.
Aber nicht nur wie bei Schleyer die Zugehörigkeit zur SS.
 
Lieber Sportler nehmen

Seth Caomhin schrieb:
Ich persönlich hab nichts dagegen, nur sollte es schon eine neue Straße sein alte Namen sollte man behalten. Ansonsten würde ich doch aber bitte noch nachsehen ob es nicht noch andere Deutsche gibt die nicht ebenfalls einen Namen auf einer Straße verdient haben.

So sehe ich das auch. Ich habe nichts gegen eine Rudi Dutschke-Strasse, ob in Berlin oder anderswo. Mühsam fände ich es nur, wenn dafür eine bereits benannte Strasse herhalten müsste.
Imho finde ich es gut, wenn mit Strassen an bekannte Persönlichkeiten erinnert wird, selbst an solche, die so kontrovers sind wie Dutschke. Das hilft, die Erinnerung an diese Pesonen wach zu halten und an all das, was wir diesen Personen zu verdanken haben. Ob Rudi Dutschkes geistiges Werk erinnerungswürdig ist, wage ich zu bezweifeln. Er hat zwar viel Staub aufgewirbelt, letzlich aber nur leeres Stroh gedroschen. Was nicht heisst, dass seine Lehren grundsätzlich falsch gewesen wären. Sie wurden nur in die falsche zeit hinein geboren. Mit ein Grund, warum er immer wieder beim politischen Establishement angeeckt ist und als "persona non grata" aus verschiedenen Ländern davon gejagt wurde.
Von daher halte ich eine "Franzi von Alsick"-Strasse oder den "Martina Ertl"-Weg für effektiver. Aber wie gesagt: verachtenswürdig finde ich die Idee nicht, Rudi Dutschke mit einer nach ihm benannten Strasse zu ehren.

Gruss, Bea
 
Jedihammer schrieb:
Dann nenne doch mal bitte Namen,und Verbrechen.
Aber nicht nur wie bei Schleyer die Zugehörigkeit zur SS.

Woher hätten denn nach '45 neue Lehrer, Richter und sonstige Beamte kommen sollen? Da waren grade genug dabei, die auf zweifelhaften Wegen ihren Persilschein bekommen hatten, und eigentlich so weitergemacht haben, wie vorher. Da konnten sogar schonmal ehemalige Marinerichter, die im April 1945 noch Todesurteile haben vollstrecken lassen z.B. Ministerpräsident eines im Sübwesten der Republik gelegenen Bundeslandes werden, oder als brauner Spionagechef im Osten konnte man sich schon wenige Jahre nach der "Stunde Null" neue Meritten beim Aufbau des BND verdienen.

Ich empfehle sich mal DIESES Büchlein zu besorgen; sehr aufschlußreich....

C.
 
Crimson schrieb:
Woher hätten denn nach '45 neue Lehrer, Richter und sonstige Beamte kommen sollen? Da waren grade genug dabei, die auf zweifelhaften Wegen ihren Persilschein bekommen hatten, und eigentlich so weitergemacht haben, wie vorher. Da konnten sogar schonmal ehemalige Marinerichter, die im April 1945 noch Todesurteile haben vollstrecken lassen z.B. Ministerpräsident eines im Sübwesten der Republik gelegenen Bundeslandes werden, oder als brauner Spionagechef im Osten konnte man sich schon wenige Jahre nach der "Stunde Null" neue Meritten beim Aufbau des BND verdienen.

Ich empfehle sich mal DIESES Büchlein zu besorgen; sehr aufschlußreich....

C.

Dieser Umstand ist mir durchaus bekannt.
Aber Darth Mund hat es so ausgedrückt,als wären massenhaft Kriegsverbrecher noch 1968 in den Richterstühlen oder den Klassenzimmern gesessen.So war es mit Sicherheit nicht mehr.

Was übrigens Filbinger angeht,so ist es zwar nicht nachvollziehbar,noch im April 1945 Todesurteile vollstrecken zu lassen(was er übrigens,wenn es ein reguläres Kriegsgerichtsverfahren war gar nicht alleine konnte und auch nicht durfte.War es ein Standgericht,sah es anderst aus.Aber meines Wissens war er regulärer Militärrichter.Verbessere mich,wenn es anderst war),aber den tatbestand eines Kriegverbrechers hat er m.E. nicht erfüllt.

Wen meinst Du den mit dem braunen Spionagechef, Gehlen etwa ?
 
Jedihammer schrieb:
Dieser Umstand ist mir durchaus bekannt.
Aber Darth Mund hat es so ausgedrückt,als wären massenhaft Kriegsverbrecher noch 1968 in den Richterstühlen oder den Klassenzimmern gesessen.So war es mit Sicherheit nicht mehr.

Massenhaft vermutlich nicht (mehr), aber wirklich aufgearbeitet war die Zeit von 1933-45 auch nicht, genauso wie unter manchem Talar tatsächlich noch der "Muff von 1000 Jahren" hing. Während der Adenauer-Ära hatte man sich lieber ausgeschwiegen und am "Wirtschaftswunder" gearbeitet, anstatt unbequeme Fragen zu stellen. Sagen wir es mal so: 1968 war es vermutlich an der Zeit, diese Fragen zu stellen, und so mancher hat sie sich nicht gern stellen lassen.

C.
 
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