- Bothawui ? Drev?starn ? Akemis Zuhause ? Mit ihrer Familie ?
Schleichend war der Alltag in Akemis Leben zurückgekehrt. Die Gedanken um ihre Freunde jedoch waren nicht versiegt. Bevor sie Adrian und Alisah gekannt hatte, war ihr nicht bewusst gewesen, wie sehr sie Freunde in ihrem Alter vermisste und wie gut es ihr tun würde, solche zu haben. Ganz plötzlich waren die Jedi-Zwillinge in ihr Leben getreten und genau so plötzlich schienen sie wieder verschwunden zu sein. Nachdem der Todesstern zerstört worden war, hatte es keinen Grund mehr für sie gegeben, auf Bothawui zu bleiben?
Akemi lag auf dem Rücken auf ihrem Bett und starrte zur Zimmerdecke hinauf. Vor einer halben Stunde hatte es Abendessen gegeben, doch wie schon am vorigen Tag hatte sie nur lustlos in ihrem Gemüse herum gestochert und nicht mal den Geschmack des Nachtischs wahrgenommen. Selbst Hana merkte, dass mit ihrer Schwester etwas nicht in Ordnung war. ?Nimm meine Puppi.? Hatte sie gesagt und Akemi ihre Stoffpuppe in die Hand gedrückt. Das Mitgefühl der Kleinen war rührend, auch wenn sie nicht verstand, worum es ging. Trösten tat es Akemi jedoch nicht. Seit ihre beiden neuen besten Freunde nicht mehr da waren, waren zwei Gefühle in ihr erwacht, die zwar lange Zeit in ihr geruht, sich jedoch nicht an die Oberfläche gewagt hatten. Diese beiden Gefühle waren Einsamkeit und Sehnsucht. Augenblicklich konnte Akemi sie noch nicht bei ihrem Namen benennen, aber sie fühlte sie im Herzen brennen wie ein Feuer das im Kamin loderte. Wie konnte sie einsam sein, wo sie doch ihre Familie hatte? Millionen von Kindern hatten weder Vater noch Mutter, Akemi jedoch hatte noch beide Elternteile, von denen sie wusste, dass sie sie liebten. Sie hatte drei tolle Geschwister und war mit vielen Bothanern in der Schule und in der Stadt befreundet. Angestrengt nachdenkend drückte sie ihren Kuschel-Ewok an sich und presste die Lippen zusammen. Man konnte sich doch nicht alleine fühlen, wenn man sich mitten in einer Menschenmenge befand ? oder doch? Bisher hatte sie noch nie darüber nachgedacht. Sie hatte nie einen Grund dazu gehabt. Mit Adrian und Alisah hatte sie einen unglaublichen Spaß gehabt. Es war auf einmal alles ganz anders gewesen. Dann waren sie abgereist und ? und hatten Akemi hier alleine zurück gelassen. Ja, alleine. Es war schwer zu verstehen, aber irgendwie war sie es doch. Einsam.
Die Tür öffnete sich und Hana stampfte in den Raum.
?Bist du immer noch traurig??
Wollte sie wissen und näherte sich Akemis Bett. Mit einem schiefen Lächeln drehte Akemi ihrer kleinen Schwester den Kopf zu und schüttelte den Kopf.
Nur ein bisschen.
Antwortete sie und griff nach Hanas Puppe, die neben ihrem Kopfkissen lag.
Ich hab ja jemanden, der mich aufheitert.
Freudestrahlend nickte Hana.
?Kannst sie die ganze Nacht behalten, wennde willst! Aber morgen krieg ich sie wieder!?
Einverstanden.
Zufrieden drehte sich Hana wieder um und machte Anstalten das Zimmer zu verlassen.
?Ansonsten müssen wa dich doch weg schicken, damits dir bessser geht! Hat Mama gesagt!?
Ruckartig setzte sich Akemi auf und starrte ihre Schwester an.
Warte mal! Wie meinst du das?
Mit zusammen gekniffenen Augen fixierte sie Hana, die in ihre kindlichen Unschuld die Schultern zuckte.
?Weiß nicht, aber Mama hat gesagt, du bist eh mit nix zufrieden!?
Ungläubig schnappte Akemi nach Luft.
Zu dir hat sie das gesagt?
?Nööö, zu Papa. Grade eben.?
Mit einem Satz war Akemi aufgesprungen und mit einem Zweiten bei ihrer Schwester angelangt. Ob ihrer stürmischen Art etwas unsanft schob sie Hana bei Seite, die sofort zu protestieren begann.
Psscht! Tu mir nen Gefallen und bleib hier.
Die Fünfjährige setzte eine trotzige Miene auf.
Du kriegst auch nen Lolli!
?Na gut!?
Auf leisen Sohlen schlich Akemi zur Tür hinaus und schloss sie hinter sich. Vorsichtig bewegte sie sich auf den Treppenabsatz zu. Unter ihren Füßen knarrte eine Diele. Gedämpfte Stimmen drangen aus der Küche zu ihr hinauf. Es waren ihre Eltern, die miteinander sprachen. Masao war noch nicht Zuhause. Instinktiv hielt Akemi die Luft an, um die gesprochenen Worte besser verstehen zu können, doch es wollte ihr nicht gelingen, die leisen Laute zu entziffern. Etwas unschlüssig blieb sie am oberen Treppensatz sitzen und kaute auf ihrer Unterlippe herum. Natürlich konnte sie unbemerkt hinunter steigen und an der Tür lauschen. Die Möglichkeit bestand. Allerdings verbot ihr ihr Gewissen, so etwas zu tun. Vielleicht hätte sie nicht bei jedem diese Barriere gespürt, aber ihren Eltern gegenüber traute sie sich nicht, etwas unrechtes zu tun. Sie hatten sie stets zu guten Manieren und nach ehrlichen Werten erzogen. Von klein auf hatte Akemi zwischen richtig und falsch entscheiden können. Lauschen war eindeutig falsch. Aber konnte sie es diesmal trotzdem tun? Ihre Eltern sprachen über sie, wie selbstverständlich glaubte sie dies zu wissen. Aber es ging nicht nur darum, dass Akemi neue Freunde gefunden hatte und sofort wieder von ihnen getrennt worden war. Nein? das allein konnte es nicht sein. Hanas Worte, wie sie ihre Mutter zitiert hatte, spukten in Akemis Hinterkopf. Und dann stieg sie langsam die Treppe Stufe für Stufe hinunter, streng darauf bedacht, kein verdächtiges Geräusch zu erzeugen.
Wie ein Verbrecher kam sie sich vor, als sie im Flur vor der Küchentür kauerte und dem Gespräch ihrer Eltern lauschte. Die ruhige und gelassene Stimme ihres Vaters flog im gleichmäßigen Ton durch die Luft.
??weißt auch, dass sie immer so gewesen ist. Wir haben es gesehen, als sie noch ein kleines Mädchen war. Jetzt ist sie 14 und ihre Träume haben sich noch immer nicht geändert.?
Das verärgerte Schnauben, das auf diese Worte folgte, gehörte zu ihrer Mutter.
?Trotzdem ist sie immer noch zu jung! Du hast es doch gerade selbst gesagt: 14! Ich bitte dich! Sie ist noch ein Kind!?
?Nur noch ein halbes und auch nur, weil du so sehr darauf bedacht bist, dass sie es so lange wie möglich bleibt.?
?Das ist doch Unsinn! Ich tue nichts anderes, als sie vor all diesem Zeug da draußen zu beschützen.?
?Aber sie wird sich nie daran anpassen können, wenn sie ewig hier bleibt.?
?Das ist doch nur Gerede! Schau dir Masao an, er ist hier zur Schule gegangen und studiert hier Architektur! Bothawui ist keine Außenwelt! Masao??
?Aber sie ist nicht Masao! Miu? Akemi ist anders. Sie war schon immer so und das kannst du nicht ändern, egal wie sehr du dich bemühst, ihr hier ein schönes Leben zu bereiten. Irgendwann wird sie fortgehen. Und wenn es soweit ist, wirst du keinen Einfluss mehr darauf haben. Jetzt kannst du etwas tun. Jetzt, auch wenn sie erst 14 Jahre alt ist. Schau sie dir an? sie ist unglücklich hier.?
Überfallen von diesem Gespräch lehnte Akemi sich gegen die Wand und atmete tief durch. Der Kopf schwirrte ihr und sie wusste nicht recht, worüber sie als erstes nachdenken sollte. Denn plötzlich war ihr ihre eigene Sehnsucht genauso bewusst geworden wie ihre Einsamkeit. Sie sehnte sich nach der weiten Galaxis, nach ihrem eigenen Weg, nach ihrer Freiheit. Tun und lassen zu können was man wollte musste das Größte im Leben sein. Eine eigene Entscheidung zu treffen und das Resultat daraus entstehen zu sehen? selbst- und eigenständig zu sein?! Schwach vor sich hinträumend schloss Akemi die Augen. Sie sehnte sich nach diesem Leben, nach ihrem Leben. Der Drang ihre Träume und Wünsche zu verwirklichen begehrte schon so lange stark in ihr auf, ohne dass sie es vollständig begriffen hatte. Jetzt aber war es ihr klar. Bothawui war nicht ihr Leben. Es war ihr Zuhause aber nicht der Ort, an dem sie ewig würde sein wollen. War das schlecht? Immerhin war ihre Familie hier, ihre Eltern waren es. Und sie sollte bei ihnen sein. Wie durch ein plötzliches Erdbeben ausgelöst fühlte Akemi den Zwiespalt: Zwischen dem was sie wollte und dem, was von ihr erwartet wurde. Ein kalter Lufthauch berührte ihre Haut und eine Gänsehaut überzog ihre Arme. Als Akemi aufsah, stand Masao vor ihr, der gerade zur Haustür herein gekommen war. Die Tür schloss sich hinter ihm und aus der Küche erklang das Geräusch eines Stuhls, der zurück geschoben wurde. Fragend sah Masao sie an.
?Was machst du hier??
Wollte er wissen, doch bevor sie antworten konnte, öffnete sich die Küchentür und ihre Mutter erschien auf der Türschwelle.
?Gut, dass du da bist.?
Begann sie ohne Einleitung und sah ihren Sohn aufgelöst an.
?Komm doch bitte kurz rein, wir sprechen über??
Jetzt erst fiel ihr Blick auf Akemi, die auf der untersten Treppenstufe saß und deren Augen mit einem mal sehr schuldbewusst drein blickten. Es war falsch gewesen zu lauschen. Beschämt senkte sie den Kopf.
- Bothawui ? Drev?starn ? Akemis Zuhause ? Mit ihrer Familie ?