Cadomai

[Apara Sektor | Cardomai-System | beim Sprungpunkt des zweiten Konvois | Steady Profit | Gefechtszone vor der Brücke] Ad'ika Ga'lor, Pateessa Joggdal, Magna Guards


Ähnlich schwungvoll, wie sich die Drucktür der kleinen Fähre, die Jart unbeschadet zu der brückennahen Luftschleuse transportiert hatte, öffnete, schritt er aus dieser auch heraus in den russgeschwärzten Gang. Fast achtlos marschierte er an den Söldnern vorbei, welche eilig zur Seite sprangen, als Jart mit seinem Gefolge von vier schweren Droiden herannahte, und das war eine kluge Entscheidung. Das Vibroschwert in der rechten Hand und der Blick stur geradeaus, umgab den Twi'lek eine unsichtbare Aura der Furcht, die jeden Menschen und Nicht-Menschen, der bei Verstand war, instinktiv zum Abstand halten aufforderte.

"Aus dem Weg, nutzloses Gesindel",

giftete er nichts desto trotz, während in den funkelroten Augen ein nichts verzeihender Zorn brannte, mit einer Intensität, der Jart sich selbst nicht völlig gewahr war. Das Aufbringen eines einfachen Frachters, nicht einmal diese geringschätzige Aufgabe vermochte dieses Söldnerpack selbstständig zu übernehmen, grollte der Kommandant der Fast Fortune in Gedanken und begutachtete im Vorbeigehen abermals den traurigen Haufen. Der breite Gang, an dessem entfernten Ende er bereits das Zucken von Blasterblitzen ausmachte, war links und rechts mit Leichen gepflastert, sowohl von eigenen Leuten, als auch von Sicherheitskräften. Hauptsächlich durch die sengte Kraft eines Blaster getötet, entdeckte er hier und dort auch Spuren von robschlächtiger Messerarbeit. Wie man es auch nahm, die Crew von Harvest I verteidigte ihr Schiff offenbar mit grimmiger Intensität. Ihm entgegen eilte ein Mensch, gerüstet in eine lederne Waffenweste, den Kopf haarlos, über die Schulter einen Blasterkarabiner gelegt. Eine Schnittwunde zog sich über seinen linken Unterarm, doch ließ sich Pateessa Joggdal davon kaum behindern.

"Admiral, die Lage ist unter Kontrolle. Wir halten die Position und ziehen Kräfte aus dem Maschinenraum",

setzte der Kommandeur der Söldnerchar an, doch Jart schnitt ihm barsch das Wort ab.

"Halten Sie den Mund, Pateessa! Ich will keine Entschuldigungen hören! Die Hälfte Ihrer Einheit liegt diesen Gang verstreut am Boden. Sie kosten mich Geld!"

Erst jetzt unterbrach Jart seinen Marsch, doch anstatt Joggdal wütend anzustarren, entschied er, sein Gegenüber besser mit vernichtender Nichtachtung zu strafen. Der Wert des Mannes vor ihm, war in Jarts Wertigkeit gerade beträchtlich gesunken, doch immerhin war der schwarzhaarige Mensch klug genug, sein Versagen nicht noch durch dümmliche Rechtfertigungen kaschieren zu wollen. Eine Detonation, nur dreißig Meter entfernt, am Eingang zur Brücke, ließ das Deck erbeben und schob eine Woge warmer, ozongeschwängerter Luft in ihre Richtung. Eine eilig errichtete Barrikade in der Mitte des Ganges verhinderte, dass Jart genauer sah, was diese hervorgerufen hatte. Ein weiterer Söldner schleppte sich in die relative Sicherheit der Barrikade, doch Jart verzog nur angewidert das Gesicht. Völlig unbeeindruckt von dem Leid des verwundeten Mannes, schenkte er Joggdal dann doch seine Aufmerksamkeit, gezwungener Maßen. Fragend sah er den sich sichtlich unwohl fühlenden Kommandeur an.

"Vier Sicherheitsdroiden, taktisch geschickt so postiert, das niemals ein Droide ungedeckt steht. Die Torsi dieser Kameraden sind offenbar strahlengeschützt. In der Mitte des Raumes verbarrikadiert sich einer mit einem Splittergranatenwerfer. Der Wahnsinnige hockt offenbar auf ner Menge Munition",

erläuterte der Pateessa Jart die Lage knapp, und wider Willen musste Jart zugeben, dass die Verteidiger nicht dumm aggierten, indem sie jeden Meter, den sie vom Gang preisgaben, teuer verkauft hatten. Zwar gab es für sie kein Entkommen, doch die Brücke hielten sie.

"Gut! Sichern Sie den Bereich! Ich will, dass das gesamte Schiff durchsucht wird."

Trotz aller Unbeugsamkeit in seinen Augen, ließ der blauthäutige Duros den Granatwerfer polternd auf den Boden der Brücke fallen, als einer von Jarts Leibwächtern ihm seinen Schockstab in die Rippen donnerte. Violette Blitze züngelten über die Haut der Person, bis Jart dem Treiben seines Droiden mit einem kleinen Wink Einhalt gebot. Um ihn herum lagen die rauchenden Überreste der tonnenförmigen Sicherheitsdroiden, eng umschlungen mit zwei Magna Guards, denen diverse Körperteile fehlten und die spastisch vor sich her zuckten. Mit kühlem Blick, doch nicht außer Atem, taxierte Jart den vor ihm von einem weiteren Magna Guard empor gezerrten Duros, dessen halb geschmolzenes Namensschild ihn als Captain Atega, auswies.

"Vermaledeites Piratenpack! Dachtet wohl, ihr hättet leichtes Spiel mit mir und meinem Schmuckstück, was? Gezeigt hab ichs euch und jetzt verschwindet, bevor meine gute Laune schlagartig verpufft!"


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[Äußerer Rand, Cadomai-System, Sternengaleone „Steady Profit“, Frachtraum]- Severina, (Wachmänner, 2 Immobilizer-Sicherheitsdroiden, Angreifer)

Irgendwann waren auch die letzten Kampfgeräusche aus dem Frachtraum verstummt. Die Immobilizer-Droiden mochten darauf konstruiert sein, einiges einstecken zu können, doch spätestens nach dem Auftritt des binären Lastenhebers waren sie hoffnungslos in der Unterzahl gewesen – im besten Fall hatten sie eine Anzahl der unbekannten Angreifer mitgenommen, was es Severina ein wenig leichter machen dürfte, mit diesen fertig zu werden (falls es zum Äußersten kam).

Beiläufig zerdrückte sie ihren nunmehr auf ein kümmerliches Maß zusammengeschmolzenen Cigarra-Stummel an der Containerwand hinter ihr, während aus der Richtung des Kampfschauplatzes Stimmen laut wurden. Die Angreifer hatten ihre Wunden geleckt und würden jetzt versuchen, die Scherben aufzulesen – Zeit für die letzte, womöglich riskanteste Phase ihrs Vorhabens. Sie hatte keine schlechten Karten – vorausgesetzt, Teela blieb in ihrem Versteck. Der Rucksack mit den Glitzerstimhülsen war ihr letzter Trumpf, sollte sich der Anführer der Piraten sich nicht von Agent Itoklos Spezialfracht besänftigen lassen.

„Vorwärts! Der Admiral will das Schiff schnellstens gesichert haben.“

Falls noch irgendwelche Zweifel über den Ausgang des Gefechts bestanden hatten, so waren diese jetzt ausgeräumt – auch wenn nun weitere Fragen aufgeworfen wurden. Wer mochte der „Admiral“ sein? Severina war sich recht sicher, dass die Sternengalleone von keiner regulären militärischen Einheit angegriffen worden war, auch wenn sie anhand des schiffsinternen Kommunikationsverkehrs mitbekommen hatte, dass die Angreifer zum Teil imperiale Technologie verwendeten. Sie wusste allerdings von ihren Erfahrungen auf Coruscant, dass Söldneranführer und ähnliche Gestalten sich nur zu gerne mit Titeln schmückten, auf die sie eigentlich nicht das geringste Anrecht hatten. „Admiral“ war in dieser illustren Liste nicht einmal in den Top Ten.

Während sie sich tiefer in den Schatten drückte – nun näherten sich ihr auch Schritte – presste sie testweise ein letztes Mal ihr erbeutetes Comlink ans Ohr. Stille. Entweder hatte die Schiffssicherheit nichts mehr zu sagen – oder sie war mittlerweile tatsächlich bis auf den letzten Mann aufgerieben worden.

Den Geräuschen nach zu urteilen näherte sich eine einzelne, vermutlich humanoide Gestalt dem Ort, an dem Severina den toten Itoklo zurückgelassen hatte. Sie selbst hatte sich am Rand der Containerreihe in einer kreuzenden Gasse versteckt und versuchte, so gut es ging den Überblick zu behalten. Der Leichnam des Nichtmenschen würde mit Sicherheit die gewünschte Aufmerksamkeit erregen.

„Was zum…?“

Ihr Stichwort. Mit gezogener Waffe trat Severina aus ihrer Deckung und richtete Itoklos ehemalige Pistole auf den über den Toten gebeugten Söldner – einen Nikto. Als dieser ihre Bewegung wahrnahm, sah er auf – erstarrte dann aber in der Bewegung, seine eigene Waffe unerreichbar an seinem Holster.

„Langsam aufstehen und umdrehen“, wies sie den vermeintlichen Piraten an – er gehorchte.

Rasch näherte sie sich ihm, bemächtigte sich seiner im Holster befindlichen Waffe, um sie entladen zu Boden fallen zu lassen, und sorgte mit ihrem an seine Kehle gepressten Vibrodolch dafür, dass er auf keine dummen Gedanken kam und sie mit ihrer in der anderen Hand befindlichen Pistole immer noch die Gelegenheit hatte, auf ihr Umfeld zu reagieren.

„Und jetzt…“, raunte sie ihm zuckersüß ins Ohr.

„Wäre ich dir sehr verbunden, wenn du mich zu deinem Boss bringen könntest.“


[Äußerer Rand, Cadomai-System, Sternengaleone „Steady Profit“, Frachtraum]- Severina, Nikto
 
[Apara Sektor | Cardomai-System | beim Sprungpunkt des zweiten Konvois | Steady Profit | Gefechtszone vor der Brücke] Ad'ika Ga'lor, Pateessa Joggdal, Cpt. Atega, Magna Guards


"Cpt. Atega, ich bin nicht gerade für meinen feinsinnigen Humor bekannt und Sie sind bei weitem nicht in der Position, um auf mein wohlwollendes Verständnis hoffen zu dürfen",

konterte Jart den schwachen Versuch des Menschen ihn einzuschüchtern. Jart spürte, dass Atega noch nicht bereit war, sich in das unvermeidliche Schicksal, das ihm zweifelsohne bevorstand, zu akzeptieren, doch im Grunde interessierte ihn auch wenig, wie der breitschultrige Handelskapitän die Wahrheit aufnahm. Ihn interessierten nur die Kommandocodes der Sternengalleone, der ein verheißungsvoller Ingenieur von Kuat Drive Yards den Namen Steady Profit gegeben hatte. Und einen Profit beabsichtigte Jart gewiss einzustreichen.

"Ich gebe mein Schiff und meine Leute nicht auf. Sehen Sie lieber zu, dass Sie und Ihresgleichen von Bord kommen, bevor die Systemsicherheit hier eintrifft. Im Corporationssektor hängt man Leute wie Sie, und zwar mit den Füßen zuerst",

giftete Atega aus voller Brust und zwang sich sogar zu einem kleinen Lächeln, während er noch immer an der ausgestreckten Hand des Magna Guards gut einen halben Meter über dem Boden baumelte. Ein Befehl hätte genügt, ein lausiges Zeichen von ihm, dachte Jart, und sein droidischer Freund hätte den Hals des halsstarrigen Menschen, der sich um eben diesen hingegen wenig Gedanken zu machen schien, zerquetschen können, wie ein AT-AT einen Haufen Infanteristen. Den Kopf leicht schräg gelegt, ging Jart dichter an Atega heran, und zwar so dicht, dass sich zwischen ihren Köpfen keine handbreit mehr Platz befand. Der widerliche Geruch von kaltem Schweiß und andere Ausdünstungen stieg Jart in seine Nase, doch er wandte sich nicht ab, sondern starrte sein Gegenüber nur abschätzig an und hauchte schließlich leise:

"Es gibt unzählige Systeme, Captain, die mich hängen sehen wollen, doch bis jetzt ist das Niemandem gelungen, wie Sie sehen. Und jetzt die Kommandocodes, .... bitte!"

Ohne Vorwarnung rammte Jart dem völlig wehrlosen Menschen seine Stirn ins Gesicht. Das unmelodische Aufheulen verblasste im Vergleich zu der roten Fontäne aus Blut, die an der Stelle Ategas Körper verließ, wo einst der stolze Zinken des Kommandanten gesessen hatte. Ein intensives Gefühl der Befriedigung durchströmte Jart, als er dem nun völlig apathischen Menschen endlich gestattete, sich in eine Ecke zu kauern, dicht gefolgt von den beiden Magna Droiden, deren Blitzstäbe wie Damoklesschwerter über dem Haupt des Mannes kreisten. In wenigen Minuten, wenn sich Atega an die neuen Realitäten angepasst hatte, würde er noch einmal höflich nach den Codes fragen, beschloss Jart, auch wenn der völlig überforderte Captain mit einer Sache Recht hatte. Wenn die Systemsicherheit hier eintraf und die Fast Fortune noch immer zugegen war, würde es unschön werden. Mittlerweile hatte der schwere Kreuzer der Munificient-Klasse auch an Steuerbord festgemacht und jeder freie Mann, mit Ausnahme einer Rumpfbesatzung, war auf den Beinen, um die Lagerräume der Sternengalleone zu plündern. Pateessa R'vanna organisierte die systematische Durchsuchung des Schiffes, doch eines war ebenso klar, ohne die Kommandocodes würden Sie weder die Schmugglerverschläge finden, noch an die Creditbestände dieses Schiffes kommen, was ein gehöriger Batzen sein konnte, wie Jart aus eigener Erfahrung wusste.

Eine hastige Bewegung in seinen Augenwinkeln ließ den grünhäutigen Twi'lek in der ledernen Admiralsuniform herumfahren. Der Warnruf des Nikto, der gerade auf die stark verwüstete Brücke gestolpert kam, wirkte kraftlos und gepeinigt. Jarts Blick fiel auf eine junge Frau (Severina), die den Körper des Nikto geschickt als Schutzschild benutzte und diesen mit einem Vibrodolch in Schach hielt, während sie in der anderen Hand, sich vorsichtig umschauend, einen Blaster balancierte. Das plötzliche Stampfen schwerer metallischer Beine und das unheilverkündende Summen starker Servos veranlasste Jart dazu rasch die Hand zu heben, worauf hin sich die Magna Guards und weitere Söldner, die zu ihren Waffen griffen, nicht mehr, oder kaum noch rührten. Nur kurz war ihm dabei seine Miene entglitten, hin zu einer Hass spuckenden Fratze.

"Niemand rührt sich!",

bellte er herrisch in die Runde, doch meinte damit zugleich auch die schwarzhaarige Frau. Sein linker Lekku begann leicht zu zucken, ein Zeichen von Verwunderung. Es wunderte Jart nämlich, dass diese zierliche Person, auf die er in Wuguns Arena keinen Credit gewettet hätte, kaum zu Furcht neigte, sondern der heeren Hoffnung nachging, die Situation kontrollieren zu können. Der Gedanke war amüsant, doch die Entschlossenheit dieser Person nötigte Jart doch einen gewissen Respekt ab, so hoffnungslos dieser Ansatz auch war. Ein schmales Lächeln produzierend, legte der drahtige K'thri-Meister seine krallenartigen Hände auf den Rücken, um möglichst unbekümmert zu wirken, bevor er in gemessener Lautstärke erklärte:

"Ich möchte wissen, was unser uneingeladener Gast für ein Anliegen hat. Man soll mir nicht nachsagen, dass ich keine Manieren hätte."


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[Äußerer Rand, Cadomai-System, Sternengaleone „Steady Profit“, Frachtraum]- Severina, Nikto

Wenn der Weg zur Brücke eines bewies, dann, dass die Angreifer ganze Arbeit geleistet hatten – mit offenbar schwerem Kaliber niedergemachte Sicherheitsleute und zerfetzte Überreste mechanischer Vorkehrungen zur Abwehr von Eindringlingen säumten den Weg, den der über sein Los sichtlich unglückliche Nikto Severina entlangführte. Sie konnte nur raten, ob er über die Waffe an seiner Kehle unglücklicher war, oder aber über die Aussicht, in dieser Verfassung seinem Vorgesetzten gegenübertreten zu müssen.

Dieser Vorgesetzte erwies Twi’lek mit fahlgrüner Haut, dessen Gesichtsausdruck bei Auftauchen ihrer Person und ihrer Beute Severina kurz eruieren ließ, ob sie nicht vielleicht doch einen Fehler gemacht hatte. Der kopftentakelbehaftete Nichtmensch trug in der Tat eine Uniform, die in ihrem Schnitt leicht an die der imperialen Flotte erinnerte – wenngleich die imperiale Flotte ihre Admiräle nicht in Leder zu kleiden pflegte – und somit ihre erste Vermutung untermauerte. Ein egomanischer Piratenlord, der sich hinter einem möglichst großen Titel versteckte. Hoffentlich war die Gier dieses Nichtmenschen ähnlich groß wie sein offensichtlicher Drang zu Theatralik.

Die beiden Droiden, die als erste auf ihr Auftauchen reagiert hatten, waren von einer Bauart, die sie zuvor noch nie gesehen hatte – tödlich wirkten sie dennoch und die Spuren des Kampfes auf der Brücke deuteten an, dass es primär ihnen zu verdanken war, dass die Angreifer Agent Itoklos übrige Immobilizer-Droiden hatten überwinden können. Die einzige Gestalt auf der Brücke, die nicht mit den Piraten im Bunde zu sein schien, war ein blutüberströmter Mensch in der Uniform der Schiffsbesatzung, aller Wahrscheinlichkeit nach der Captain. Es fiel ihr schwer, Mitleid für ihn zu empfinden, auch wenn man ihm vor ihrem Eindringen offenbar übel mitgespielt hatte.

Severina richtete ihre Aufmerksamkeit auf den Twi’lek, verzichtete allerdings darauf, ihre erbeutete Blasterpistole auf ihn zur richten. Sie hatte seine Aufmerksamkeit und wenn ihr Plan aufging, würde das genügen. Kein Grund also, die Situation weiter in Richtung einer unschönen Eskalation zu treiben.

„Sie sind der… „Admiral“?“

Es gelang ihr nicht ganz, den Fantasietitel des Anderen so zu betonen, wie sie es wohl getan hätte, stünde ein tatsächlicher Admiral vor ihr. Nicht, dass sie sonderlichen Wert darauf legte, die Bekanntschaft eines imperialen Admirals zu machen – diese umgaben sich für gewöhnlich mit waffenstarrenden Sternenzerstörern und Sturmtruppen, nicht mit einer Hand voll Söldner und Droiden.

„Ich habe einen Vorschlag für Sie… falls Sie diesen Beutezug nicht mit praktisch leeren Händen beenden wollen.“

Ihr Blick fiel kurz auf die zusammengekauerte, geschundene Gestalt des Kommandanten der Sternengaleone. Zweifelsohne versuchten der Twi’lek und seine Schergen, ihm jene Geheimnisse zu entlocken, die ihren Beutezug womöglich profitabler ausfielen ließen. Mit Sicherheit lief ihnen die Zeit dabei davon – schließlich gab es im näheren Umkreis bestimmt irgendeine Form von Gesetzeshüter.

„Es wird Sie sicher interessieren, dass auf Coruscant Fracht an Bord dieses Schiffes geladen wurde, die nicht im Frachtmanifest aufgeführt wird. Verantwortlich für ihren Schutz war ein Mann, bei dem es sich vermutlich um einen Agenten der Korporationssektorverwaltung handelt. Nach einer kleinen… Konfrontation mit eben diesem Agenten weiß ich jetzt, wo sich diese Fracht befindet. Und wie man an sie herankommt.“

Sie zuckte soweit es ihr möglich war mit den Schultern.

„Allerdings… hänge ich sehr an meinem Leben, Sie verstehen? Ich bin auf Coruscant als blinde Passagierin an Bord gekommen und habe keinerlei Anreiz, mich gegen Sie oder Ihre Leute zu stellen – allerdings würde ich mich mit einer Garantie, dass Sie mich unbehelligt meiner Wege gehen lassen, sehr viel wohler fühlen.“

Jetzt gestattete sie sich ein leichtes Grinsen.

„Ich würde sagen, ein Handel könnte unser beider Probleme lösen.“

[Äußerer Rand, Cadomai-System, Sternengaleone „Steady Profit“, Brücke]- Jart, Severina, Magna Guards, Söldner, Captain Atega, Nikto
 
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Jarts ungeteilte Aufmerksamkeit galt nun der Frau (Severina), die einen seiner Männer mit einem Vibrodolch und einem Blaster bedrohte. An Captain Atega, der im Angesicht der Hoffnungslosigkeit der Situation zu einem verkümmerten Exemplar seiner selbst degeneriert zu sein schien, vergeudete Jart keinen Gedanken mehr, außer vielleicht, dass dessen urkindliches Wimmern Jarts Bereitschaft zur uneingeschränkten Gewalt glaubhaft Nachdruck verlieh. Nachdenklich legte Jart eine Hand an sein Kinn, nur um kurz darauf in das dezente Grinsen der draufgängerischen blinden Passagierin einzustimmen.

"Ich bin der 'Admiral', ganz richtig!", bestätigte er die eingangs formulierte Frage, obwohl sein Gegenüber nicht ganz den Spott verbergen konnte, den es offenbar empfand, nachdem der für einen Piraten beim besten Willen wenigstens großspurig klingende Titel gefallen war. Doch obgleich Jart beim republikanischen Militär nur bis in den Rang eines Konteradmirals aufgestiegen war, hatte sich dank des konsequenten Dazutuns von Commander Wilm doch 'Admiral' im Laufe der Jahre schlicht eingeschliffen. Darüber hinaus stand es für Jart indes auch außer Frage, dass er seine herausragenden Fähigkeiten ziemlich treffend beschrieb und - obwohl er sich dies niemals eingestanden hätte - auch seinem Ego schmeichelte.

"Grundsätzlich, ... stehe ich Vorschlägen offen gegenüber oder bin zumindest gewillt, mir diese ordentlich und mit Überzeugung vorgetragen, durch den Kopf gehen zu lassen, doch in diesem Fall, Miss ...", Jart schaute die junge Menschenfrau fragend an, "gehen Sie von falschen Prämissen aus.

Jart ging achtsam einen Schritt auf Severina zu, bevor er schließlich die Finger zu Hilfe nahm, um seine Aufzählung gestisch zu unterstützen.

"Erstens sind Sie nicht in der Position, um auch nur abschätzen zu können, wie erfolgreich der Beutezug, ... welch ungelenkes Wort, ... wirklich war. Das führt zu der Frage, warum mich diese zusätzliche Fracht, von der Sie behaupten, dass es sie gäbe, interessieren sollte. Zweitens bedrohen Sie einen meiner Männer mit einer Waffe, was Sie in meinen Augen grundsätzlich zu einer Person macht, mit der zu handeln ich kaum geneigt sein werde und drittens haben Sie mich auf die Existenz dieser speziellen Ware aufmerksam gemacht, was meine Chancen beträchtlich erhöht, sie auch ohne Ihr Zutun zu finden. Vorausgesetzt natürlich, dass dies nicht eine Lüge war."

Auf den ersten Schritt in Richtung der schwarzhaarigen Schönheit folgte ein zweiter. Auch der Kommandeur der Söldnerchar, die Jart zur Enterung von Harvest I entsandt hatte, löste sich nun aus dem Hintergrund und baute sich, trotz der Blessuren, die er von der Schlacht um die Brücke davongetragen hatte, gegenüber Severina auf, auch wenn der untersetzte Mensch in dem ausgeschlagenen Energieanzug durch seine unbestimmte Art einiges an grimmiger Überzeugungskraft einbüßte.

"Du kannst vom Glück reden, dass der Admiral dir überhaupt zuhört, anstatt dir das freche Grinsen aus dem Gesicht zu säbeln. Also leg die Waffe hin, bevor noch ein Unfall passiert und sei ein netter Gast, Kindchen. Die Schwarze Sonne kann auch anders!"

prophezeite der Mann gerade heraus. Rasch warf Jart dem allzu redseligen Pateessa einen knisternden Blick zu, der nur andeutungsweise offenbarte, dass es wohl klüger für Joggdal wäre, wenn er in Zukunft sein "bescheuertes Maul" halten würde, wie Jart weiter dachte. Gewiss - mutmaßte er verächtlich - hatte man den schwarzhaarigen Menschen nicht aufgrund seiner rhetorischen und intellektuellen Brillianz in den Rang eines Pateessa erhoben, denn beides konnte bestenfalls als kümmerlich dargestellt werden. Wie, als legte man einen Schalter um, entschwanden die Zornesfalten aus Jarts Anlitz und er grinste Severina wieder völlig unbedarft an. Seine Stimme jedoch war schneidend wie Stahl, als er in Joggdals Richtung befahl:

"Pateessa, durchsucht das Schiff abermals, doch diesmal schlage ich vor, dass Ihre Männer jedes Schott und jedes Abteil doppelt in Augenschein nehmen. Sie und Ihre Männer hier gehen auch. Halten Sie mit dem Commander Verbindung. Ich will ungestört sein!"

Dann streckte Jart fordernd die Hand in Richtung Blaster aus.

"Und jetzt geben Sie mir Ihre Waffe, ... die Blasterpistole! Das Vibromesser will ich Ihnen zugestehen, gleichwohl Sie wissen sollten, dass Sie damit für mich kein Gegner sind. Jart Ga'lor, mein Name!"

Nur aus den Augenwinkeln nahm der ehemalige Konteradmiral wahr, wie sein Söldnerkommandeur mit samt der verbliebenen Raufbolde, als mehr hätte selbst Jart sie nicht bezeichnet, die Brücke räumte, nicht ohne Severina noch einmal gehässig anzufunkeln. "So plump und unbehände", dachte Jart nur, dann war Joggdal da, wo er hin gehörte: Weit ab von allem Wichtigen.


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[Äußerer Rand, Cadomai-System, Sternengaleone „Steady Profit“, Brücke]- Jart, Severina, Magna Guards, Söldner, Captain Atega, Nikto

Zu behaupten, die Konfrontation mit dem Piratenanführer würde sich so entwickeln, wie Severina es sich erhofft oder auch nur vermutet hatte, würde die Wahrheit dann doch arg strapazieren. Immerhin hatte sie ein paar Informationsbröckchen erhalten – Jart Ga’lor war der Name des Twi’lek und noch interessanter als diese willentlich offenbarte Erkenntnis war der Schluss, den sie aus den Worten des menschlichen Söldners zu ziehen hatte. Die Black Sun.

Natürlich war Severina dieser Begriff nicht unbekannt. In Coruscants Unteren Ebenen – zumindest den Bereichen, in denen sie sich herumgetrieben hatte – wurde er mit äußerster Ehrfurcht ausgesprochen. Im Vergleich zum Netzwerk der Black Sun waren selbst lokale Größen wie Kar’malloc nichts weiter als kleine Fische in einem sehr großen, sehr lebensfeindlichen Ozean. Sich mit der Black Sun anzulegen war eine fast so törichte Idee, wie sich mit dem Imperium einzulassen oder allzu offen gegen dessen Sicherheitsapparat zu operieren – selbst die Hutten, wenn auch erbitterte Feinde des Syndikats, hatten es nicht geschafft, den Einfluss dieser sagenumwobenen Organisation nachhaltig zu schwächen. Die Black Sun hatte ihre Finger überall, wo es Credits zu erwirtschaften gab – also offenbar auch in Piratenzüge gegen Konvois des Korporationssektors.

Dass Ga’lor seinen Söldnern den Abzug befahl, überraschte Severina zunächst, dann aber beunruhigte es sie. Der Nichtmensch hatte offenbar das Gefühl, die Situation absolut unter Kontrolle zu haben – und vielleicht stimmte das auch. Die Droiden an seiner Seite wirkten gefährlich und auch der Twi’lek selbst war wohl durchaus in der Lage, sich im Kampf zu behaupten, wie er andeutete, als er die Herausgabe ihrer aus Itoklos toten Händen erbeuteten Waffe forderte.

Die Frage war – wie sehr bluffte dieser schwer zu durchschauende Pirat? Severina konnte sich nicht vorstellen, dass an Bord dieser Sternengalleone abseits der speziellen Fracht, die Itoklo an Bord gebracht hatte, sonderlich wertvolle Ware zu finden war. Ersatzteile für Droiden waren in dem Container gewesen, in dem sie und Teela Zuflucht gesucht hatten – wertlos auf dem Schwarzmarkt und im regulären Handel kaum mit den Profitmargen gesegnet, die ein riskantes Gefecht rechtfertigten. Hatte er womöglich etwas gefunden? Dass seinen Leuten der Container mit Itoklos Fracht früher oder später auffallen würde, bezweifelte sie nicht – nur würde ihnen das auch etwas nützen…?

„Zunächst... nennen Sie mich Severina“, ergriff sie schließlich das Wort, ohne Anstalten zu machen, die Blasterpistole zu senken. Tatsächlich presste sie die Klinge ihres Dolches ein wenig fester an die Kehle des Nikto, als dieser sich für ihren Geschmack zu sehr bewegte.

„Und wenn ich Ihnen eine Sache nicht abkaufe, „Admiral“ Ga’lor, dann, dass Sie sonderliche Loyalität gegenüber einem Mann empfinden, der sich von einer Frau hat überwältigen lassen… dazu muss ich Sie noch nicht einmal kennen.“

Dazu kannte sie Gruppen wie Piratenbanden genug – unter Kar’mallocs Ägide hätte der Nikto sein Leben längst wegen seines Versagens eingebüßt.

„Das bedeutet zwar auch, dass ich das wertlose Leben dieser Kreatur nicht nutzen kann, um Ihnen Zugeständnisse abzupressen, aber ich wollte schließlich lediglich Ihre Aufmerksamkeit… und vielleicht einen Schutzschild, wenn die Lage eskaliert…?“

Sie grinste wölfisch. Für den Moment war sie überzeugt davon, dass sie den Twi’lek mit einem selbstbewussten Auftreten mehr beeindrucken konnte – sofern sie es nicht so sehr übertrieb, dass er den Eindruck bekommen musste, sie hätte komplett den Verstand verloren.

„Vielleicht ist auf diesem Schiff genügend Ware, um Ihre Kosten zu decken und womöglich einen bescheidenen Profit raus zu handeln – aber das benötigt Zeit, oder nicht? Entweder, um die Fracht auf Ihr Schiff zu verladen, oder aber, um diese Galeone wieder flottzumachen, nachdem Ihre Männer sie so effektiv zusammengeschossen haben. Wie lange, glauben Sie, wird es dauern, bis irgendjemand im Korporationssektor dieses Schiff vermisst? Insbesondere angesichts der heiklen Fracht an Bord, von der nicht einmal die schiffseigene Sicherheit genaueres wissen durfte?“

Ein wenig war sie es jetzt, die bluffte. Sie hatte nach wie vor keine Ahnung, wo sie sich eigentlich befanden – direkt am Rand des Korporationssektors oder noch irgendwo im neutralen Raum, wo bestenfalls schlecht ausgerüstete Systemstreitkräfte auf einen Notruf reagieren konnten.

„Ich stimme Ihnen allerdings darin zu, dass Ihre Männer die Fracht mühelos finden werden, von der ich gesprochen habe – zumindest ihr Behältnis. Was ich indes bezweifle ist, dass Ihnen diese Information alleine etwas nützt. Die Sicherheitsvorkehrungen an diesem Container dürften vom Standard erheblich abweichen – vielleicht sogar ein Selbstzerstörungsmechanismus. Wollen Sie dieses Risiko wirklich eingehen? Ich kann den Container problemlos öffnen – und alles, was ich im Gegenzug erwarte, ist freies Geleit. Allerdings in Vollbesitz meiner Waffen.“

Jetzt senkte sie zumindest ihre Pistole ein wenig, die zuvor vage in Richtung Ga’lors und seiner mechanischen Eskorte gerichtet gewesen war.

„Wenn Sie ihren Mann hier zurückhaben wollen… sein Schicksal liegt in Ihrer Hand.“


[Äußerer Rand, Cadomai-System, Sternengaleone „Steady Profit“, Brücke]- Jart, Severina, Magna Guards, Captain Atega, Nikto
 
[Äußerer Rand, Cadomai-System, VSD II Collateral, Brücke]- Nereus, Captain Donos, Besatzung

Drastische Maßnahmen gegenüber dem Offizier der Systemverteidigung von Cadomai und seinen Leuten an Bord des Patrouillenbootes erwiesen sich glücklicherweise als nicht notwendig. Kaum, dass die Collateral sich auf unverändertem Kurs in Bewegung gesetzt hatte, scherte das erheblich kleinere Boot in Ankerkennung seiner hoffnungslos unterlegenen Lage aus und ließ den Sternzerstörer sowie die begleitenden kleineren Schiffe passieren. Mit hinter dem Rücken verschränkten Armen nickte Nereus leicht. Er hätte es gehasst, das Feuer auf Dex eröffnen zu lassen – so, wie er die Lage einschätzte, erfüllte der Snivvianer lediglich seine Pflicht und es gab wenige Dinge, die dem ehemaligen Großadmiral mehr Respekt abnötigten, als bedingungsloses Pflichtbewusstsein, selbst in einem unansehnlichen Nichtmenschen. Bedauerlicherweise galt die Loyalität des Offiziers einem – so viel stand für Nereus mittlerweile fest – durch und durch korrupten Herrschaftsapparat. Planeten wie Cadomai waren es, die die Existenz des Imperiums nötig machten. Unter imperialer Verwaltung hätte keine Piratenbande so leicht Fuß in diesem System fassen können.

„Wir werden vom Planeten gerufen…“, meldete der Kommunikationsoffizier mit leicht besorgter Stimme.

„Die planetaren Turbolaser sind feuerbereit. Wir wollen uns aus der Sperrzone um den Planeten fernhalten.“

„Sagen Sie denen, dass ich keinerlei Interesse an Ihrer kümmerlichen Welt habe“, erwiderte Nereus etwas schärfer als beabsichtigt.

„Navigation, bringen Sie uns so schnell wie möglich zu den Koordinaten des letzten Angriffes.“

„Zu Befehl, Commodore!“

Ihm war klar, dass er den Befehl im Grunde bereits gegeben hatte und die Collateral sich bereits mit der vollen Leistung ihrer Sublichttriebwerke bewegte – aber ein wenig besser fühlte er sich trotzdem. Sein Blick suchte seine Flaggkommandantin.

„Das Schiff ist gefechtsbereit, alle Staffeln in Bereitschaft?“

„Ja, Sir.“

Aus der Mimik der blonden Frau sprach Entschlossenheit.

„Dieses Mal werden Sie uns nicht entkommen.“

„Kontakt!“

Die Meldung der Sensorstation ließ beide Offiziere herumfahren.

„Eine Sternengaleone, direkt voraus! Leichte Schäden, Schilde nicht im Nominalbereich für diesen Typ.“

„Identifizieren.“

Die ernüchternde Antwort ließ nicht lange auf sich warten:

„Es ist die Diligent Trader, Sir.“

Nur dank seiner Maskierung blieb Nereus‘ Gesichtsausdruck neutral. Die Fracht, von der Moriera gesprochen hatte, befand sich unglücklicherweise auf einem anderen Schiff des kleinen Konvois, der Steady Profit.

„Der Kommandant der Trader meldet, dass Sie am Transitpunkt überfallen wurden – nur sein Schiff konnte entkommen. Wir empfangen jetzt die Daten, die er uns zu dem Vorfall zur Verfügung stellen kann.“

Eine kurze Pause entstand, ehe der Kommunikationsoffizier fortfuhr:

„Offenbar handelt es sich beim Angreifer um einen Kreuzer der Munificient-Klasse die… TIE-Enterboote eingesetzt hat.“

Diese potentiell interessante Information ignorierte Nereus zunächst.

„Sagen Sie dem Kommandanten, dass er, sofern sein Schiff dazu in der Lage ist, sofort nach Bonadan springen soll.“

Mit Blick auf Donos fügte er hinzu:

„Ich möchte nicht riskieren, dass die Regierung von Cadomai auf die Idee kommt, den Frachter zu beschlagnahmen, während wir mit den Piraten beschäftigt sind…“

„Die Diligent Trader bestätigt!“

„Wir haben jetzt die übrigen drei Galeonen auf unseren Sensoren… und die Energiesignatur eines vierten Schiffes!“

„Schleusen Sie unsere Jäger aus, Captain“, befahl Nereus leise.

„Aber halten Sie sie noch zurück. Munificient-Kreuzer verfügen über ein recht dichtes Punktverteidigungsnetz… zunächst müssen wir verhindern, dass sich irgendjemand absetzt, auch eine der Sternengaleonen. Ich vermute, dass zumindest eine von ihnen mittlerweile geentert wurde.“

„Haben Sie schon einmal erlebt, dass eine Piratenbande ein Schiff dieser Größenordnung einsetzt, Sir?“

Nereus zuckte mit den Achseln.

„Ein, zwei Mal… es gibt Piraten, die mit einflussreichen Finanziers im Rücken agieren.“

„Die Hutten?“

„Oder die Black Sun.“

So oder so – die Nachricht, die er von Moriera erhalten hatte, verbot, sofort das Feuer zu eröffnen. An Bord einer dieser Sternengaleonen befand sich Fracht, die um jeden Preis gerettet werden musste – eine Vernichtung kam nur in Frage, wenn es absolut keine andere Alternative gab.

„Sind wir in Kommunikationsreichweite?“

„Jawohl, Commodore. Unsere Sensoren haben das vierte Schiff jetzt als Kreuzer der Munificient-Klasse bestätigt – sie befindet sich längsseits zu einer der Sternengaleonen, die übrigen zwei scheinen stillgelegt.“

„Öffnen Sie einen Kanal.“

„Steht, Sir!“

„An den unidentifizierten Kreuzer der Munificient-Klasse – hier spricht Commodore Vilius Trayn von der Sicherheitsdivision der Korporationssektorverwaltung an Bord des Sternenzerstörers Collateral. Sie sind der schweren Piraterie überführt. Deaktivieren Sie Schilde, Antrieb und Waffen Ihres Schiffes und bereiten Sie sich darauf vor, von der Sicherheitspolizei geentert zu werden.“


[Äußerer Rand, Cadomai-System, am Transitpunkt, VSD II Collateral, Brücke]- Nereus, Captain Donos, Besatzung
 
[Apara Sektor | Cardomai-System | beim Sprungpunkt des zweiten Konvois | Steady Profit | Gefechtszone vor der Brücke] Ad'ika Ga'lor, Severina, Cpt. Atega, Magna Guards, Nikto


Es war eine Geste, als die wölfisch grinsende Frau ihren Blaster senkte und Jart folgte der Waffe einige Momente mit seinen durchdringend roten Augen, bevor er - eine Augenbraue hochziehend - Severina wieder unbeeindruckt anstarrte. Dies war sein Schiff, es wurde von seinen Männern geentert und das Spiel lief nach seinen Regeln und nicht nach denen irgendeines Weibchens, das Manns genug war, ihn und seine Leibgarde mit einem Blaster zu bedrohen, einem einfachen, lächerlichen Blaster.

"Sie haben durchaus einen Sinn für Menschenkenntnis, denn in der Tat bedeutet mir dieser da in etwa so viel, wie einem Hutten Tugendhaftigkeit."

Die Hand, mit welcher er nach der Waffe der nach menschlichen Maßstäben durchaus attraktiven Frau trachtete, ließ Jart ungeachtet der nach wie vor präsenten Bedrohung durch den Blaster fallen. Doch für einen blinden Passagier, wie fähig dieses Weibsstück auch sein mochte, holte sie mit all ihren vor Dreistigkeit nur so strotzenden Vermutungen und Konklusionen für Jarts Geschmack doch ein wenig sehr weit aus. Charakterisierte der Status als blinder Passagier sie nicht insgeheim als Person ohne ausreichend finanzielle Mittel und Einfluss? Jarts Geduld, das possenhafte Mimenspiel noch ewig fort zu führen, begann langsam aber stetig zu bröckeln. Seine Augen wurden schmal, sein Blick stechender:

"Ich höre von Ihnen nur allerlei Vermutungen, Andeutungen und den exzessiven Gebrauch des Konjunktives, was ehrlich gesagt bei mir den Eindruck erweckt, dass ich mit Ihnen meine Zeit verschwende. Sie reden viel und wissen wenig, was Ihre Verhandlungsposition nicht gerade stärkt",

warf Jart der schwarzhaarigen Menschenfrau unverholen vor und machte auch keinen Hehl daraus, dass seine anfangs amüsierte Stimmung langsam zu kippen begann. Die Magna Droiden hatten sich inzwischen hinter ihm aufgebaut, gleich einer Wand aus stählernen Armen und tödlicher Effizienz, und dennoch war Jart noch nicht so fixiert auf das Ergebnis dieses Stelldicheins, dass er Severinas Äußerungen gänzlich unreflektiert ließ. Obwohl das dreiste Luder vor ihm nur spekulierte, dies musste Jart zugeben, lag Sie mit ihren Mutmaßungen dann doch erstaunlich gut, insbesondere, indem Sie das Thema ansprach, was einem Piraten neben seiner eigenen Mutter vermutlich das Heiligste war, der Profit. Geschickt, fand Jart, spielte Sie mit der Furcht, das Abenteuer könnte zu einem finanziellen Desaster werden, und obwohl er über solch plumpe Manipulationsversuche erhaben war, hatte der Gedanke, irgendwo auf diesem Schiff befinde sich eine äußerst kostbare Fracht, doch einen gewissen Reiz. Ein dünnes Lächeln umspielte seine Lippen, das im Vergleich zu seinem durchdringenden Blick einen irren Kontrast bot.

"Wie ich die Sache sehe, trennen Sie und ich nur dieser Blaster, den Sie entgegen meiner vorherigen und äußerst großzügigen Ausführung noch immer in Händen halten, doch ..."

Er war ein Novize und ein schlecht ausgebildeter dazu, doch er hatte genug Kraft aus kalten Emotionen und überbordenden Gefühlen gesammelt, um in einer nach außen hin kaum sichtbaren Anstrengung die Waffe der anmaßenden Menschenfrau mit einem Machtgriff zu umklammern und das technische Gerät mit einem physischen Ruck aus Geisterhand zu sich zu befördern. Einige Schweißperlen hatten sich unterdessen auf seiner Stirn gebildet, doch nach gut einer Sekunde hielt er Severinas Blaster schussbereit in seiner Hand.

"... merkwürdig, nun befindet er sich in der meinen."

Jarts dünnes Lächeln uferte zu einem gehässigen Grinsen aus, das genährt wurde von der Dunklen Seite und mehr einer furchtbar verzerrten Fratze glich, als dem Anlitz eines humanoiden Wesens. Dann feuerte er, jedoch nicht auf seinen ungebetenen 'Gast', sondern auf den ahnungslosen Nikto, der unter dem zwar schlecht geschossenen, aber aus dieser Entfernung dennoch tödlichem Blasterschuss tot zu Boden sackte und Severinas Griff zugleich entglitt. Nur Sekunden später schleuderte Jart den Blaster achtlos zur Seite, um im nächsten Moment einen Schritt auf die völlig perplexe Frau zu zu machen. Seine Stimme klang rauer und noch angestrengt, als er herablassend erklärte:

"Ich hoffe für Sie, dass es in dem Container, zu dem Sie mich jetzt bringen werden, wirklich etwas von Wert gibt. In dem Fall lasse ich Sie sogar gehen. Falls nicht ..."

Er überließ es der Schwarzhaarigen sich auszumalen, was seine gelegentlich hervorstechende sadistische Ader dann mit ihr veranstalten würde, auch wenn ein anderer Teil von Jart es bedauern würde, eine so vielversprechende Persönlichkeit entfernen zu müssen.


[Apara Sektor | Cardomai-System | beim Sprungpunkt des zweiten Konvois | Steady Profit | Gefechtszone vor der Brücke] Ad'ika Ga'lor, Severina, Cpt. Atega, Magna Guards
 
[Äußerer Rand, Cadomai-System, Sternengaleone „Steady Profit“, Brücke]- Jart, Severina, Magna Guards, Captain Atega, Nikto

Wäre das alles hier ein aus der Distanz zu betrachtendes, heiteres Schauspiel ohne Auswirkungen auf das Wohlergehen der beteiligten Protagonisten, Severina hätte nur zu gerne ihre eigene Miene gesehen, als der Blaster in ihrer Hand sich, fast, als würde der Geist seines verstorbenen Besitzers sich gegen sie wenden, selbstständig machte und in einem eleganten Bogen passgenau in die ausgestreckte Hand Ga’lors flog. Mit einem Mal war Severinas Kehle staubtrocken. Natürlich war ihr nicht vollkommen schleierhaft, Zeugin welch einer Demonstration sie gerade geworden war. Sie kam von Coruscant – und auch wenn der Orden der Jedi durch das Imperium von diesem Planeten vertrieben worden war, so rankten sich doch nach wie vor die abenteuerlichsten Legenden um diesen Orden und die erstaunlichen Fähigkeiten seiner Mitglieder. Diese Fähigkeiten von einem „gewöhnlichen“ Piratenlord demonstriert zu bekommen war allerdings ein Schock… und zwar ein so heftiger, dass Severina es kaum zur Kenntnis nahm, als der Twi’lek mittels der erbeuteten Waffe das Leben ihrer Geisel – und temporären Lebensversicherung – kurzerhand beendete. Der Nikto hatte ihm also tatsächlich nichts bedeutet. Und Severina selbst hatte plötzlich ein nicht unerhebliches Problem.

Halb rechnete sie damit, dass Ga’lor nun seinen Droiden befehlen würde, mit ihr auf sehr unsanfte Art und Weise zu verfahren, doch der selbsternannte Admiral überraschte sie abermals – und machte lediglich einige, gleichwohl bedrohliche, Schritte auf sie zu. Trotz seiner derzeitigen Überlegenheit – er hatte angebissen! Er interessierte sich für die Fracht und offenbar reichten seine Fähigkeiten nicht aus, ihrem Verstand die profane Wahrheit zu entreißen – nämlich, dass er ihr im Grunde lediglich die Codekarte abnehmen musste, die sie Agent Itoklos Leichnam abgenommen hatte, und sie dann nicht mehr brauchen würde.

„Sieht aus, als ginge diese Runde an Sie…“, murmelte sie schließlich schwach, als ihr klar wurde, dass ihr Überleben nun an den Inhalt jenes ominösen Containers gekoppelt war. Falls der Nichtmensch überhaupt beabsichtigte, sein Versprechen – sie laufen zu lassen – zu halten. Nach dieser Wendung der Ereignisse hinderte ihn im Grunde nichts mehr daran, sie nach Öffnung des Containers schlicht und ergreifend zu töten – und ihr wollte kein Ass in irgendeinem Ärmel einfallen, das dieses Blatt noch zu wenden vermochte. Allenfalls erschien es ihr möglich, falls er Wort hielt, sich mittels des auf Coruscant erbeuteten Glitzerstims eine Passage weg von hier zu erkaufen. Vielleicht. Doch vor einem solchen Ausgang standen zu viele Unwägbarkeiten…

„Wenn…“

Sie räusperte sich und versuchte, wieder ein wenig Feuchtigkeit in ihren Mundraum zu bekommen.

„Wenn die… „Gentlemen“ mir dann folgen würden?“

Ihren Vibrodolch hatte Ga’lor ihr gelassen, doch sie war nicht töricht genug, anzunehmen, mit dessen Hilfe im Ernstfall etwas ausrichten zu können, weswegen sie ihn an ihrem Gürtel verstaute – kein Grund, dem Tw’lek das übliche Versteck ihrer dritten Waffe zu offenbaren – und schließlich die Führung unternahm. Merklich spürte sie den Druck ihres Holdout-Blasters unterhalb ihres rechten Handballens, womöglich ihr letzter Trumpf, da Ga’lor niemandem befohlen hatte, sie zu durchsuchen (falls seine Droiden darauf überhaupt programmiert waren). Doch nachdem sie eine Kostprobe der Machtbegabung des Anderen erhalten hatte war sie nicht sicher, ob sie ihn selbst mit einem derart schmutzigen Trick wirklich würde überraschen können…

Sie erreichten schnell die Schauplatz des Gefechts zwischen Itoklos Männern, seinen Sicherheitsdroiden und den Piraten, erkennbar an deren Wracks und jenem des binären Lastenhebers und zu ihrem Glück fand Severina schnell die Vorrichtung, die den fraglichen Container mit der Codekarte sich öffnen ließ. Ihr Herz klopfte ihr bis zum Hals. Wenn sich im Inneren nicht mindestens eine beachtliche Menge Edelmetall befand, waren ihre Tage wohl gezählt… Vorsichtig machte sie einen Schritt zur Seite, um Ga’lor – oder, falls der gerisssene Twi’lek Vorischt walten lassen wollte, einem entbehrlichen Handlanger – den Vortritt ins Innere des Containers zu überlassen.


[Äußerer Rand, Cadomai-System, Sternengaleone „Steady Profit“, Frachtraum]- Jart, Severina, Magna Guards
 
[Apara Sektor | Cardomai-System | beim Sprungpunkt des zweiten Konvois | Steady Profit | Frachtraum] Ad'ika Ga'lor, Severina, Magna Guards


Der Frachtraum, den sie gemeinsam betraten, glänzte vor allem dadurch, dass er gänzlich unscheinbar war. Viele Reihen von standardisierten Frachtcontainern säumten den Boden der Räumlichkeit, die in ihren Ausmaßen die Größe eines durchschnittlichen Beiboothangars haben durfte. Während Jarts kampferprobte Droiden das überraschend taffe Menschenweibchen keine Sekunde aus den Augen ließen und mit ihren rötlich funkelnden Fotorezeptoren jede ihrer Bewegungen ständig einer Bedrohlichkeitsanalyse unterzogen, zog er selbst noch immer die emotionalen Nachwehen seiner Machtdemonstration ein, die wie Wellen immer und immer wieder gegen die mentale Fassade der Frau klatschten. Es war erstaunlich, dachte Jart, während er keinen Meter seitlich versetzt hinter Severina her ging, dass sie ihre eigene Furcht, trotz der ausweglosen Situation, in der sie sich befand, doch einigermaßen diszipliniert meisterte. Obgleich dieses Luder ihm mehr als einen Grund gegeben hatte, ihrem armseligen Leben ein rasches Ende zu bereiten, zögerte er doch und hegte entfernt so etwas wie Respekt, wenn man die Prämisse annahm, dass ein Jart Ga'lor für jemand anders als sich selbst so etwas empfinden konnte.

Als die Frau stehen blieb, vor dem untersten einer übereinander gestapelten Front von Containern, hob er leicht die Augenbrauen und maß die Container mit prüfendem Blick. Mit Ausnahme eines Lesegerätes für Codekarten, unterschied sich der vor ihnen stehende Container nicht grundlegend von seinen ähnlich dimensionierten Nachbarn.

"Interessant", murmelte Jart halblaut, als Severina eine transparente Codekarte aus einer Gürteltasche hervor zog und vorsichtig durch das Lesegerät führte. "So viel Talent besitzt doch sicher eine Geschichte? Was macht ein kluges Mädchen wie du hier draußen zwischen den Sternen?", wollte er - gespielt neugierig - wissen, dann befahl er seinen metallisch funkelnden Wächtern, die schwarzhaarige Frau zu packen. Es war eine Sicherheitsmaßnahme, auf die er nicht verzichten wollte, entschied Jart und quittierte das barsche Zupacken der kraftvollen Klauen mit einem schiefen Lächeln.

"Ob du auch eine gute Lügnerin bist? ... Ich kann nicht verhehlen, dass ein Teil von mir das sehr, sehr gerne glauben würde. Erzähl mir doch ein wenig von dir, vielleicht hilft es mir ja noch ein paar mehr Gründe zu finden, dich nicht aus der nächsten Luftschleuse zu werfen, jetzt, wo wir vermeintlich am Ziel sind. ... Wollen doch mal schauen."

Der zweiflügelige Verschluss des Containers öffnete sich und im gleichen Moment zog sich das übergroß dimensionierte Behältnis mit Luft voll. Es musste Unterdruck geherrscht haben. Jart Miene hellte sich auf, denn wenn jemand so viel Aufwand für die Versiegelung eines Containers betrieb, musste der Inhalt den gesteigerten Aufwand durchaus wert sein.

"Versucht sich mein Gast zu befreien, zerreißt Sie", impfte er seinen droidischen Bodyguards noch ein, dann setzte Jart einen vorsichtigen Schritt in den Hochsicherheitscontainer und die Stimme des grünhäutigen Twi'leks hallte noch einige Sekunden nach. Ein Bewegungssender schaltete durch und damit das Licht, ein weißes, kaltes Licht unverzüglich ein. Das Innenleben rang dem Admiral ein neuerliches Heben der linken Augenbraue ab, denn anstelle einer wie auch immer gearteten Ansammlung von Ware, die aufgrund ihrer Seltenheit oder ihrer hohen Qualität einen gewissen Wert haben müsste, fanden Jarts neugierige Augen einen aufgeräumten Computerarbeitsplatz, mehrere technische Geräte, die wie ein Teil einer hochmodernen Produktionsstraße aussahen und - im hinteren Teil des Containers - eine Sammlung von metallisch glänzenden Platten, bei denen er jedoch kaum die Hoffnung hegte, sie mit Muskelkraft verrücken zu können. Sie schienen äußerst massiv zu sein.

Gut zehn Minuten verbrachte Jart im Innern des portablen Forschungslabors, dann öffnete er knarrend eine der Flügeltüren und trat mit einem kleinen, quadratischen Stück des merkwürdig schimmernden Blechs in der Hand heraus. Mit abschätzender Miene betrachtete er Severina. Die Frage, was sie wirklich wusste, wie hoch sie gepokert hatte, um sich im Diesseits zu halten und was konkret sie mit dem Inhalt des Containers zutun hatte, schlugen in Jarts Verstand wurzeln, ohne dass sich dies zu deutlich in seinem Gesicht widerspiegelte. Alles kulminierte in einer Frage, und diese stellte Jart der blinden Passagierin:

"Was weißt du hierüber? ... Hör zu, Mädchen! Ich mag dich, du hast Mumm! Aber jetzt ist es Zeit für die Wahrheit, sonst besitzt du keinen weiteren Wert für mich und nicht einmal dein Charisma kann dich dann noch retten."

Irgendetwas stimmte an der Story nicht, die seine schwarzhaarige Begleiterin ihm da auftischte. Sie mochte vieles sein, eine Schmugglerin, eine Kopfgeldjägerin, vielleicht auch ein Agent, doch alles mochte auch einfach nur ein Zufall sein, wie wenn man zur richtigen Zeit am richtigen Ort war. Und dann war da noch die Codekarte. Es wollte so recht nicht zu dem Bild dieser Frau passen, dass ausgerechnet sie die rechtmäßige Besitzerin dieser Karte war, denn auch ihr musste klar sein, dass nüchtern betrachtet zwischen ihr und der Klippe, die er sie hinunter werfen würde, nur dieses kleine Stück Duraplast stand. Gut, sie hatte auch nie behauptet, die Besitzerin zu sein, doch gerade dann erwartete Jart einige Erklärungen. In der Black Sun gab es für fähige Leute immer ein Unterkommen, doch das hatte seinen Preis.


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[Äußerer Rand, Cadomai-System, Sternengaleone „Steady Profit“, Frachtraum]- Jart, Severina, Magna Guards

Severina fühlte sich absolut nicht wohl im eisernen Griff der droidischen Leibwächter des Piratenadmirals, während dieser den Container betrat, von dem sie keine Ahnung hatte, welche Geheimnisse er enthalten mochte – wenn überhaupt welche. Aus diesem Grund verkniff sie es sich vorerst auch, auf seine – vermutlich kalkuliert – respektlos und flapsig gestellten Fragen zu reagieren, wenngleich ein wohl ebenso bedeutsamer Grund war, dass sie glaubte, dass die Wahrheit ihn nicht wirklich zufriedenstellen würde. Im Nu wäre sie von einem zumindest interessanten Kuriosum zu wertlosem Ballast auf seinem Beutezug geworden – höchstens der Rucksack voll mit Glitzerstim konnte ihr dann noch helfen.

Dann – nach Minuten, die sich zu einer Ewigkeit zu dehnen schienen – erschien der raubeinige Twi’lek wieder vor dem Container, in der einen Hand eine Art kleine Metallplatte, deren Anblick ihr zunächst das Herz in die Hose rutschen ließ. Das war der Inhalt des Containers? Keine wertvollen Ressourcen, keine unbezahlbare Technologie, irgendetwas, das den Einsatz der schweren Wachdroiden gerechtfertigt hätte, die Itoklo zum Tragen gebracht hatte? In halber Erwartung, dass Ga’lor nun wiederum seinen Droiden befehlen würde, mit ihr in kreativer und vermutlich äußerst schmerzhafter Weise zu verfahren, war Severina etwas überrascht, als er stattdessen fortfuhr, sie zu befragen – zu seinem Fund im Inneren des Containers.

Mit einem Seufzen schloss sie kurz ihre Augen. Ob sie aus dieser Sache wieder rauskommen würde stand zum Zeitpunkt tatsächlich in den Sternen.

„Hören Sie, Admiral…“

Dieses Mal fehlte die etwas spöttische Betonung des militärischen Titels, den der Nichtmensch sich nach allem was sie wusste selbst gegeben hatte.

„Ich habe mich auf Coruscant in die Art von Abhängigkeit begeben, in die man sich besser nicht begeben sollte… bei Leuten, die vermutlich nur etwas weniger zimperlich sind als ihre eigenen Arbeitgeber. Es war an der Zeit, den Planeten zu verlassen… nur ohne nennenswerte Kontakte und Geldmittel bedurfte es dazu des richtigen Zeitpunkts…“

Sie zögerte kurz.

„Ich weiß nicht, ob man das hier am Rand der Galaxis schon mitbekommen hat oder ob es jemanden wie Sie überhaupt interessiert – aber das Imperium hat Coruscant offenbar an die Republik abgetreten, im Zuge irgendeines… Waffenstillstandes oder sogar Friedensvertrags. Die Machtübergabe indes bedeutete natürlich, dass die planetare Sicherheit nicht ganz so effizient funktionierte wie gewöhnlich. Und dass es folglich einfacher war, den Planeten zu verlassen. Dummerweise war ich wohl nicht die einzige, die den Machtwechsel auf Coruscant zum Anlass nahm, genau das zu tun.“

Nach einem schwachen Achselzucken – ein schwacher Versuch, wieder etwas Blut durch ihre Arme zirkulieren zu lassen, die die kräftigen Droiden natürlich nicht losgelassen hatten – fuhr sie fort:

„Ich hielt dieses Schiff für irgendeine Galeone die irgendwelche unwichtige Fracht an irgendeinen Ort bringen würde. Doch ich musste bald feststellen, dass diejenigen, die diesen Container hier an Bord gebracht haben, auch die Sicherheit an Bord beträchtlich erhöht haben. Nach allem, was ich mitbekommen habe, mussten sie diesen Container vom Planeten schaffen, bevor sie was auch immer sich darin befinden mag der Republik erklären mussten. Und ihre Droiden haben Sie ja bereits kennen gelernt…“

Severina nickte wage in Richtung eines der zerstörten Immobilizer-Droiden, die den Container vor ihrem Aufbruch zur Brücke verteidigt und sich auch dort mit den Piraten ein Gefecht geliefert hatten.

„Aufgrund dieser erhöhten Sicherheitsmaßnahmen wurde meine Anwesenheit an Bord bemerkt und ich festgenommen… von einem Nichtmenschen, der offenbar die Oberaufsicht über den Transfer dieses Containers hatte.“

Jetzt schlich sich ein verschmitztes Grinsen über ihre Züge.

„Dieser… „Agent“, wie ihn die Sicherheitsleute hier an Bord nannten, hat unser zweites Aufeinandertreffen allerdings nicht überlebt, als ich die durch Ihren Überfall verursachte Hektik dazu nutzte, aus dem Gewahrsam zu entkommen. Er trug diese Codekarte bei sich… und einen Ausweis, der darauf schließen lässt, dass es sich bei ihm um einen Bürger des Korporationssektors handelt.“

Sie sah Ga’lor nun direkt an, fast ein wenig herausfordernd.

„Daraus und aus den Umständen des Transportes schloss sich, dass es sich bei dem Inhalt dieses Containers um etwas von großem Wert für die Korporationssektorverwaltung handeln muss. Sagen Sie mir doch, ob ich damit richtig liege… oder lassen Sie Ihre Droiden Ihre offenkundige Primärprogrammierung ausführen.“

[Äußerer Rand, Cadomai-System, Sternengaleone „Steady Profit“, Frachtraum]- Jart, Severina, Magna Guards
 
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Sie hatte ihm etwas vorgelogen, ihn zu dem rationalen Schluss kommen lassen, dass sie für ihn wertvoll sei, da sie von einer besonders wertvollen Fracht wüsste, zu der nur sie Zugang hätte. Jart schaubte innerlich, wie er Severina mit vor der Brust verschränkten Armen zuhörte, doch fühlte er keine Wut oder Zorn über die Wahrheiten, die nun aus der schwarzhaarigen Frau sprudelten, wie aus einem Quell, der wusste, dass er vielleicht bald versiegen würde. Nein, Jart betrachtete die Szenerie mit einem gerüttelten Maß an Distanz, und eben diese für ihn unübliche Distanz trug dazu bei, dass er Severina und ihren zugrunde liegenden Motiven sogar das entgegen bringen konnte, was man gemeinhin Verständnis nannte. Er klatschte affektiert.

"Bravo, Miss Severina. Das war eine wunderbare Geschichte, gut vorgetragen und mit nicht zu wenig überraschenden Wendungen. Auch sehr rührselig, zweifelsohne! Aber gut, gehen wir einmal davon aus, dies sei nun die Wahrheit. Ihre missliche Situation will ich hier positiv werden. Es bleibt die Frage, was das hier ist.

Leider, da war er sich ziemlich sicher, wusste seine blinde Passagierin wirklich nicht, um was es sich bei der augenscheinlich besonderen Ware handelte. Auch wenn seine Worte noch zweifelnd klangen, glaubte er Severina, denn ihre Geschichte ergab einfach zu viel Sinn, auch wenn sie hier und dort sicherlich zu einer Prise mehr Theatralik und Pathos gegriffen hatte, als ihre Flucht wirklich beinhaltet hatte. Die Augen weit aufgerissen und eine Hand grübelnd ans Kinn gelegt, schaute Jart noch einmal in den geöffneten Sicherheitscontainer zurück.

"Nun ja, fest steht, dass der Container in der Tat gut gesichert ist, und damit meine ich nicht nur die Sicherheitsvorkehrung hier an Bord. Allein die Tatsache, dass der Korporationssektor ihn mit einer Sternengaleone transportierte, stützt Ihre Schlussfolgerung."

Dass er ständig zwischen dem "Sie" und dem "Du" wechselte, bemerkte Jart gar nicht, doch spiegelte es seinen inneren Kampf um die Frage wieder, wer da eigentlich vor ihm stand. Ein kurzes Nicken genügte, dann entließen die beiden Magna-Droiden Severina aus ihrem eisernen Griff.

"Für den Moment, ... sind Sie mein Gast. Es wäre denkbar, dass Ihre Erinnerung an den Transport auf diesem Schiff bei der Lösung dieses Rätsels noch von Interesse sind und vielleicht habe ich auch ein Angebot für Sie, dass Sie überraschen dürfte."

Jart näherte sich noch einmal dem Sicherheitscontainer. Werkstoffe, Werkzeuge, alles auf einem äußerst hohen, industriellen Niveau. Sein Verstand arbeitete fieberhaft an den Teilen dieses Puzzles, doch es vollständig zusammen zu setzen, gelang ihm nicht, ... noch nicht. Zumindest war er sich nicht sicher, als er laut dachte:

"Es sind nicht die Maschinen, nein, es muss etwas mit diesen Metallen zutun haben. Doch kein Metall ist in so geringer Menge so wertvoll, dass man es auf einem stark gepanzerten Schiff transportieren musste. Doch welches Metall ..."

Die Erkenntnis traf den grünhäutigen Twi'lek wie der Schlag, dann fuhr er mit geweiteten und finster schimmernden Pupillen zu Severina herum.

"Aber ja, ... Cortosis, ... selbstverständlich. Es muss Cortosis sein. Also kein Metall, sondern eine Legierung, und zwar eine, die sich Lichtschwertern widersetzen kann",

murmelte er mehr, als er laut sprach, dann läutete sein Comlink und riss den Admiral unsanft aus seinen Gedanken.

"Ja?"

Am anderen Ende der Leitung vernahm Jart die unaufgeregte Stimme seines Ersten Offiziers an Bord der Fast Fortune, die von Commander Orus Wilm. Kurz spielte er mit dem Gedanken, das Com-Gespräch vor den augenscheinlich neugierigen Ohren seiner schwarzhaarigen Begleiterin zu verbergen, dann drückte er wider besseren Wissens doch auf die Annahme-Taste. Was sollte diese kleine Gaunerin denn einem Jart Ga'lor auch anhaben können, meldete sich sein Ego in selbstverherrlichender Form.

"Admiral, wir werden von Schiffen der Sicherheitsdivision der Korporationssektorverwaltung gerufen und aufgefordert, Schilde, Waffen und Antrieb herunter zu fahren. Die Sensoren registrieren u. a. einen alten Sternenzerstörer der Victory-II Klasse. Befehle?"


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Dass die Droiden sie schließlich auf Ga’lors Geheiß aus ihrem Griff entließen war ein Anfang. Mit verkniffener Miene rieb Severina sich vorsichtig ihre Arme dort, wo sich die metallenen Greifer der humanoiden Maschinen sich unsanft in ihr Fleisch gedrückt hatten, und kontrollierte dabei unauffällig, ob ihr kleiner Holdout-Blaster immer noch an Ort und Stelle war. Noch stand schließlich nicht fest, ob sie diese Waffe nicht doch noch gebrauchen würde, wenngleich die kurze Machtdemonstration des Piratenanführers auf der Brücke den Erfolg eines Aufbegehrens recht unwahrscheinlich erscheinen ließ.

Schließlich verschränkte sie die Arme vor der Brust und warf selbst einen Blick in das Innere des Containers. Interessanter fast als Ga’lors Gedanken zum Inhalt war seine kurze Andeutung eines Angebots, dass er ihr zu machen gedachte, doch der Twi’lek ging nicht weiter darauf ein – sondern erging sich in weiteren Spekulationen über die Fracht, die der Agent der Korporationssektorverwaltung so vehement zu schützen versucht hatte. Das war gut – je mehr Ga’lor rätselte, desto überzeugter war er womöglich, dass die Fracht wertvoll genug war, um Severinas Überleben zu sichern. Seine schlussendliche Schlussfolgerung verblüffte sie dann allerdings doch.

„Cortosis…?“

Die weiteren Erläuterungen des Nichtmenschen, auch wenn sie mehr an ihn selbst, nicht an sie gerichtet waren, halfen ihr dabei, sich selbst zu erinnern. Sie meinte, einmal Zeugin eines Gesprächs zwischen Kar’mallocs Männern gewesen zu sein, die sich über ein sehr seltenes und kostbares Material unterhalten hatten, welches in der Lage war, Lichtschwerter – also die traditionelle Waffe des Ordens der Jedi und der Sith – abzuwehren und gar kurzzuschließen. Ihr war nie ganz klar gewesen, ob es sich dabei lediglich um eine Legende gehandelt hatte – jedenfalls hatte keiner der Männer jemals einen Gegenstand oder eine Waffe im Besitz gehabt, die mit diesem Stoff legiert gewesen wäre.

„Warum sollte die Korporationssektorverwaltung sich für dieses Material interessieren…?“

Ga’lors eigenes Interesse an diesen Material war ihr indes sofort ersichtlich. Der kleine Trick auf der Brücke, mit dessen Hilfe er ihr ihrer Waffe beraubt hatte… möglichst vorsichtig musterte sie den Twi’lek. Trug er vielleicht selbst ein Lichtschwert? Wenn ja, dann vermochte sie es nicht zu entdecken…

„Sie meinen, man will im Korporationssektor gegen die Jedi vorgehen? Oder die Sith?“

In beiden Fällen war es kein Wunder, dass den Agenten daran gelegen gewesen war, diese Fracht zu verbergen und schnellstmöglich von Coruscant fortzuschaffen. Da man sich unter imperialer Herrschaft sicher gefühlt hatte, war wohl der Orden der Jedi das Ziel dieser Forschung. Falls es sich bei dem Material wirklich um Cortosis handelte.

„Oder es an Söldner, neutrale Regierungen und private Sicherheitsfirmen veräußern…?“, bot sie schließlich eine weitere Erklärung an. Eine, die weitaus mehr Sinn machte – schließlich dürfte es tonnenweise Abnehmer für ein Material geben, dass die Waffen der Machtnutzer vollständig neutralisierte. Das wiederum bedeutete Profit – und Profit war dem gängigen Bild nach das einzige, wofür man sich im Korporationssektor interessierte.

Ihre Spekulationen wurden jäh unterbrochen, als sich das Comlink des Piratenadmirals meldete. Zu Severinas Erstaunen ließ er es zu, dass auch sie die Meldung des Mannes am anderen Ende – wohl eines „Offiziers“ auf seinem Schiff – entgegen nahm. Dessen Worte belegten leider, dass das, was Severina behauptet hatte, um Ga’lor unter Druck zu setzen, tatsächlich eingetreten war – die Flotte der Korporationssektorverwaltung war gekommen. Und obwohl sie sich in Bezug auf Kriegsschiffe nicht auskannte, wusste sie, dass alleine das Wort „Sternenzerstörer“ nichts Gutes bedeuten konnte.

„Nun…“, begann sie trocken.

„Zumindest kann uns jetzt jemand mit Bestimmtheit sagen, was wirklich in diesem Container ist.“

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Das war überhaupt nicht gut, dachte Jart bei sich, ohne diese Gedanken in sein Mienenspiel zu übernehmen und nahm sich fest vor, nicht noch einmal den Fehler zu begehen, diese Typen von der Sicherheit des Korporationssektors zu unterschätzen. Doch wie man es auch drehte und wendete, sie hatten sein kleines Ablenkungsmanöver schneller durchschaut als erwartet, und nun waren sie hier, offenbar schwer entschlossen, seine bis jetzt nur mäßig lukrative Unternehmung zu einem raschen Ende zu führen. Mit einem Knopfdruck schaltete der grünhäutige Twi'lek den Comlink stumm.

"Mir scheint es, dass Sie in dieser Angelegenheit Recht haben könnten, doch fürchte ich, dass die CSA noch einige weitere Dinge mit mir liebend gern besprechen würde",

fügte er humorlos hinzu, während er nachdenklich eine Hand ans Kinn legte, seine typische "Denkpose". Dass die Situation sich gerade nicht nur unwesentlich verkompliziert hatte, musste selbst diesem schwarzhaarigen Menschenweibchen klar geworden sein, doch je länger er darüber nachdachte, desto vernünftiger erschien es Jart, zwischen dem raschen Auftauchen der CSA und diesem besonderen Fund eine Verbindung zu sehen.

"Sie wollen ihn ganz sicher zurück",

murmelte Jart halblaut und ihn erfasste im selben Moment die schnöde Erkenntnis, dass wenn überhaupt, dieser Container sein einziger Trumpf war. Die Fast Fortune würde einen ehrlichen Kampf mit dem Sternenzerstörer und seinen Geleitschiffen nicht überleben, zumal sie von der Attacke auf die Sternengaleonen bereits ernsthafte Schäden davongetragen hatte. Ein Kampf, so gerne Jart diesen selbstgefälligen, hinterweltlerischen Commodore Trayn auch mitsamt seines Schiffes zu Sternenstaub zerschossen hätte, war im Moment seine schlechteste Option, musste er sich eingestehen, doch es gab eine Alternative zum Kämpfen, die ihm zumindest die nötige Zeit verschaffte. Abermals betätigte er die Stummschalttaste:

"Commander, steuern Sie das Schiff zwischen die feindlichen Schiffe und unsere Beute und beordern Sie alle Enterfähren zurück. Drohen Sie Trayn damit, die Sternengaleone mit samt ihrer Ladung zu pulverisieren, sollten sich die Schiffe noch weiter Ihrer Position nähern."

"Ich habe verstanden, Sir. ... Doch, wenn Sie mir die Frage gestatten, warum sollte diese Drohung die Schiffe der Korporationssektor-Sicherheit davon abhalten?"

Jart hasste es, Dinge doppelt zu erklären, insbesondere dann, wenn die besagte Person diese Information gar nicht zu wissen brauchte.

"Tun Sie es einfach, Wilm!"

Zu glauben, dass er dank dieser Anweisung die Zeit hatte, um seine nächsten Schritte sorgfältig zu planen, tat er nicht, doch noch hatte er auch nicht all seine Karten gespielt. Jart gab sein Kinn wieder frei und ging zwei, drei Schritte auf Severina zu, dann hielt er ihr einen kleinen Datenkristall hin, der im neonfarbenen Licht der Lagerhalle merkwürdig matt funkelte.

"Ob Sie es wollen oder nicht, Sie stecken mit drin und das letzte, was Sie jetzt wollen, wäre, wenn Sturmabteilungen der CSA dieses Schiff stürmen. Also machen Sie sich nützlich und überspielen Sie die Speicherbänder des Containers auf diesen Kristall. Nur auf diesen Kristall!"

Jart sah die junge Frau unmissverständlich an, dann wechselte er an seinem Com-Gerät rasch die Frequenz. Die Bewegungen waren routiniert, doch dem ehemaligen Konteradmiral schmeckte es ganz und gar nicht, auf dieser vermaledeiten Nussschale fest zu sitzen, denn diesen Container durfte er einfach nicht aus den Augen lassen. Das Cortosis gehörte ihm, es war sein Fund und seine Trophäe, die er nach der ernüchternen Ausbeute der vorherigen Raubzüge mehr als dringend benötigte, um seine Anwartschaft auf den Nerra-Rang bei Subvigo Wugun und der Black Sun im Allgemeinen zu untermauern. Kurz entblößte Jart eine hässliche Fratze, die all seinem Unmut über die Situation Ausdruck verlieh, dann sprach er mit der gewöhnlich ruhigen und beißenden Stimme ins Com:

"Joggdal, hier spricht der Admiral! Nehmen Sie den Sprengstoff, den Sie dabei haben und platzieren Sie diesen am Hauptreaktor, sowie jeder Zugangsschleuse zum Schiff."

"Aber die Enterfähren wollen doch ableg ... Oh!" Bei manchen fallen die Steine erst später durch den Rost, dachte Jart genervt, dann korrigierte sich der Befehlshaber seiner Söldnerchar, die Kraft schien aus seiner Stimme gewichen zu sein: "Wenn wir ohnehin ... bleiben, dann platziere ich die Männer unweit der Schleusen, sobald alles erledigt ist, Admiral Ga'lor."

Jart nickte, dann schloss er die Verbindung.


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Während die Piraten sich Zeit mit ihrer Antwort ließen, trudelten allmählich Daten auf der Brücke der Collateral ein, die Nereus‘ erste Befürchtungen bestätigten – bei der Sternengaleone, die mit dem feindlichen Munificient-Kreuzer längsseits lag, handelte es sich um die Steady Profit, jenes Schiff also, auf dem sich der Prototyp der neuartigen Schiffspanzerung befand, ebenso wie alle dazugehörigen Forschungsdaten. Vielleicht hatten die Piraten diese wertvolle Fracht bereits gefunden. Vielleicht standen sie kurz davor. So oder so – diese Erkenntnis schränkte die Handlungsoptionen des Verbandes um den Victory-II-Sternenzerstörer erheblich ein. Als dann die Antwort des Korsarenabschaums vom Kommunikationsoffizier auf den Lautsprecher der Brücke durchgestellt wurde, biss Nereus sich unter seiner Verkleidung fast auf die Unterlippe.

„Was denkt dieser Irre sich?“

Von ihrer wenig damenhaften Äußerung etwas überrascht konzentrierte Nereus sich auf Donos.

„Dass an auf dieser Galeone irgendetwas transportiert wird, das uns davon abhält, seinen traurigen Kadaver ins All zu blasen?“

Offiziell hatte sie Recht. Das Frachtmanifest der Steady Profit wies ihre Ladung als Ansammlung kaum nennenswerter Ersatzteile und Komponenten aus, etwa Einzelteile für Droiden einiger Hersteller, die ihre Endmontage auf Bonadan vornahmen. Nichts, womit ein Pirat ein Vermögen machen konnte – und nichts, womit er eine Drohung ausstoßen würde, wie der Feind es in diesem Moment getan hatte. Es bestand kein Zweifel – die Piraten hatten die Spezialfracht entdeckt und ihre Bedeutung erkannt. Schlechter hätte es kaum laufen können.

„Damit würde er richtig liegen“, sagte Nereus schließlich, Worte, die ihre Wirkung auf Commodore Trayns – auf seine – Flaggkommandantin nicht verfehlten. Kurz öffnete sich ihr Mund und schloss sich dann wieder, ehe sie ihn für ein paar Herzschläge nur ungläubig anstarrte.

„Sir?“

„Die Nachricht von Auditor-General Moriera…“

Nereus schüttelte mit dem Kopf.

„Er setzte mich davon in Kenntnis, dass die Steady Profit mehr von Coruscant fortgeschafft hat, als bloß ein paar Ersatzteile… etwas, das der Republik nicht in die Hände geraten sollte.“

Sein Droidenblick suchte den der kleineren Frau.

„Etwas, das um jeden Preis nach Bonadan gebracht werden muss, oder zumindest auf eine Welt des Sektors.“

„Verdammt.“

Augenscheinlich wenig begeistert kräuselte Donos ihre Lippen.

„Und was jetzt? Wenn die Piraten an Bord sind können sie ihre Drohung durch Manipulation des Reaktors wahrmachen, bevor wir auch nur einen Entertrupp vom Schiff bekommen… auch wenn sie dann selbst dabei draufgehen…“

„Eine Pattsituation“, stimmte Nereus zu.

„Ich glaube nicht, dass diese Piraten bereits sind, sinnlos zu sterben. Aber sich uns ergeben wollen sie auch nicht – zumal das wohl auf das gleiche Resultat hinauslaufen würde.“

Und keine Sekunde lang würden ihn die Proteste der Regierung von Cadomai scheren, sollte diese tatsächlich so töricht sein, Jurisdiktion in diesem Fall zu beanspruchen. Den Snivvianern konnte man, das wusste er jetzt, nicht trauen.

„Dummerweise wissen sie, dass wir das brauchen, was auf diesem Schiff ist.“

Für einen Moment wanderte sein Blick aus dem Frontfenster der Brücke hinaus ins All. Zum Feind. Dann traf er eine Entscheidung.

„Befehlen Sie unseren Jägern mit Raketenwerfern, den Munificient ins Zielvisier zu nehmen. Die sollen ruhig wissen, dass wir es ernst meinen. Und dann öffnen Sie mir einen Kanal.“

Wenig später konnte er wieder zu dem Piratenschiff sprechen:

„Hier spricht Commodore Trayn. Wie Sie vermutlich gemerkt haben, können wir Ihr Schiff mühelos zerstören, sollten sie gleiches mit einer der Sternengaleonen tun. Sämtliche Güter an Bord dieser Schiffe sind Eigentum der Corporate Sector Authority oder ihrer Klienten und ihre Zerstörung würde von uns entsprechend geahndet. Gleiches gilt für Fluchtversuche. Ich kann Sie nur erneut auffordern, uns Ihr Schiff zu übergeben. Einen anderen Ausgang dieser Situation werden wir nicht akzeptieren.“

Trotz dieser markigen Worte dürfte dem Piratenkommandanten aufgefallen sein, dass die Schiffe der Task Force ihre Stellung gehalten und sich nicht weiter genähert hatten. Was der andere daraus machte, lag an ihm…

[Äußerer Rand, Cadomai-System, am Transitpunkt, VSD II Collateral, Brücke]- Nereus, Captain Donos, Besatzung
 
[Äußerer Rand, Cadomai-System, Sternengaleone „Steady Profit“, Frachtraum]- Jart, Severina, Magna Guards

Mit gerunzelter Stirn betrachtete Severina den Datenkristall, den Ga’lor ihr ohne weiteres überantwortet hatte, und verfolgte dann mit wachsendem Unbehagen das Gespräch, das er mit einem seiner Untergebenen – dem von der Brücke, wenn ihre Erinnerung sie nicht trog – führte. Also bluffte er nicht nur mit der Nachricht, die er seinem Stellvertreter auf dem Kaperschiff an die Espos zu übertragen befohlen hatte. Er wollte im äußersten Fall tatsächlich das Schiff sprengen. Mit sich an Bord. Und – was das eigentliche Problem war – mit ihr selbst.

„Wollen Sie wirklich für eine Ladung Cortose sterben, Admiral…?“

Sie bemühte sich, jedweden Tonfall aus ihrer Frage zu verbannen, der hätte suggerieren können, dass der Twi’lek den Verstand verloren hatte. Sie war gerade so weit, dass er sie nicht mehr als Feind, sondern gar als Zweckverbündete betrachtete.

„Nicht einmal eine Strafkolonie der CSA kann so schlimm sein… oder vielleicht doch?“

Was wusste sie schon. Sie kannte nur Coruscant, aber dadurch immerhin die harte Hand der CSF und ihrer imperialen Gebieter. Konnten die profitorientierten Funktionäre des Korporationssektors wirklich schlimmer sein? Oder war Ga’lor einfach einer jener Männer, die lieber sterben würden, als einer Niederlage durch Gefangenschaft anzuerkennen? Nachdenklich legte sie den Kopf leicht schief und musterte den Nichtmenschen aufmerksam. Hoffte er vielleicht tatsächlich darauf, dass die in der gesamten Galaxis für ihre Kompromisslosigkeit bekannten Espos sich auf einen Nerfhandel einließen?

„Mit einem haben Sie allerdings Recht.“

Und mit diesen Worten entspannte sie ihre Körperhaltung wieder.

„Ich stecke hier mit drin – und dann kann ich mich genauso gut nützlich machen.“

Sie drehte sich halb zum Container, hielt dann jedoch in der Bewegung inne und warf ihm einen letzten Blick zu.

„Sie haben nicht zufällig etwas Hochwertiges zum Rauchen da…?“

Die ausbleibende Antwort war Reaktion genug.

„Habe ich auch nicht angenommen.“

Sie verschwand im Halbdunkel des Containers und widmete sich dem dort installierten Terminal. Obwohl ihre Computerkenntnisse sich auf das Übliche beschränkten – vielleicht erweitert um den einen oder anderen fragwürdigen Kniff – stellte das Gerät sie zunächst vor keinerlei Probleme. Ein Interface für die Sorte Speichermedium, die Ga’lor ihr gegeben hatte, war vorhanden und auch einen Kopierbefehl führte das System ohne Beschwerden aus – trotz der vermutlich beträchtlichen Datenmenge in relativ kurzer Zeit. Damit allerdings riss die Erfolgsserie ab – genauer gesagt mit dem Versuch, auf die so überspielten Daten noch am Terminal zuzugreifen, wozu sie ihre Neugierde und das Bedürfnis, die Intaktheit der Kopie sicherzustellen getrieben hatten.

Als sie sich wieder zu dem seine Leute auf die Konfrontation mit den Espos vorbereitenden Piratenadmiral gesellte, den Datenkristall auf der Handfläche ihres schwarzen, fingerlosen Lederhandschuhs, verriet vermutlich bereits ihre Mimik, dass sie nicht vollkommen erfolgreich gewesen war.

„Ich hoffe, Sie kennen in der Black Sun ein paar gute Codespleißer…“

Lässiger als sie sich fühlte zuckte sie mit den Achseln.

„Die Daten sind überspielt… aber verschlüsselt.“

[Äußerer Rand, Cadomai-System, Sternengaleone „Steady Profit“, Frachtraum]- Jart, Severina, Magna Guards
 
[Apara Sektor | Cardomai-System | beim Sprungpunkt des zweiten Konvois | Steady Profit | Frachtraum] Ad'ika Ga'lor, Severina, Magna Guards


Severina machte sich an die Arbeit und wuchtete ihren ansehnlichen Hintern endlich in den zum bersten gefüllten Container. Gut! Jart verlor wenig Zeit damit, der schwarzhaarigen Frau über die Schulter zu schauen, auch wenn das vermutlich klug gewesen wäre, doch Cmdr. Wilms neuester Zwischenbericht darüber, wie die Schweinehunde von der Corporate Sector Alliance reagierten, veranlasste ihn zu sofortigem Handeln:

"Ich rede selbst mit Trayn. Konfigurieren Sie einen engen Richtstrahl so, dass mein Comlink über die Com-Anlage der Fast Fortune sendet, Commander. Audio genügt, denn ich beabsichtige nicht auf den Fahndungslisten der CSA zu landen, zumindest noch nicht."

"Verstanden, Sir! Mister Wumbdi weißt mich darauf hin, - in betont blumiger Ausdrucksweise - dass sie den Richtstrahl entdecken können, wenn sie nur genau genug hinschauen. Ich empfehle daher eher ein kurzes Gespräch."

Jart schnaubte verächtlich.

"Das hängt davon ab, wie dieser Trayn so ist. Ga'lor Ende!"

Doch was wusste er über diesen Commodore der CSA? Namentlich gehört hatte er von ihm noch nicht, doch es formte sich langsam ein Bild. Zumindest vorerst hielt er sein Wort, denn die Schiffe seines Verbandes kamen nicht näher, obwohl er Jäger ausgeschleust hatte, was wohl als Zeichen seiner Entschlossenheit anzusehen sein muss, konstatierte Jart nachdenklich, während sein Comlink den Wechsel der Trägerwelle und die Einrichtung der Umleitung mit einem kurzen Piepton quittierte. Beharrlich war Trayn ebenso, auch wenn man darüber streiten konnte, ob dies für oder gegen eine Person sprach. Ganz sicher jedoch gehörte ein gerütteltes Maß an Selbstgefälligkeit dazu, wenn man daherredete, als hätte man die Situation unter Kontrolle. Jart massierte sich mit der freien Hand den Handrücken der anderen und warf beiläufig einen Blick in den Container. "Und die Situation unter Kontrolle hast du ganz sicher nicht", stellte er in einem Anflug von Ironie fest, dann betätigte er die Aufnahmetaste des alten imperialen Comlinks:

"Ich bin der Kommandant des Handelskreuzers, Commodore. Sie sprachen zuvor mit meinem Stellvertreter." Warum das so war, beließ Jart fein im Dunkeln. "Machen wir uns nichts vor, Sie werden jeden Versuch, mein Schiff zu beschießen, schön bleiben lassen, so wie ich mich vorerst nicht an Ihrer so kostbaren Fracht vergreifen werden. Und nur damit wir uns richtig verstehen, wir sprechen von Container acht-vier-sieben-zwo."

Es war wichtig, glaubte Jart, dass Trayn nicht darauf spekulierte, dass er bluffte, sowohl in Bezug auf die Frage, ob er überhaupt den richtigen Container identifiziert hatte, als auch seine Bereitschaft, ihn notfalls zu zerstören.

"Und zerstören werde ich Ihn, mein lieber Commodore, sollte ich auch nur bemerken, dass Sie und Ihr Sicherheitsoffizier irgendeine dumme, ja äußerst dumme Aktion starten, um mir diesen Container zu entreißen. ... Im Moment befindet sich dieser Container in MEINEM Besitz, nicht im Besitz der CSA."

Jart seufzte deutlich hörbar, natürlich gespielt.

"Also schön, es steht eins zu eins. Ein ... Kompromiss erscheint mir eine logische Alternative. Warum kommen Sie nicht mit einem unbewaffneten Shuttle auf die Steady Profit, zwei Wachen und sonst nichts weiter. ... Ich verspreche das Gleiche."

Wenn sich der Commodore darauf einließ, hatte er gute Karten, auch wenn ein Gefühl Jart sagte, dass es so einfach nicht werden würde. Die Enterboote hatten mittlerweile vom Schiff abgedockt, doch noch immer hatte Jart die Söldner und die Droiden hier, ein krasses Ungleichgewicht, wenn Trayn wirklich so raffgierig oder dumm wäre, diese Einladung anzunehmen.


[Apara Sektor | Cardomai-System | beim Sprungpunkt des zweiten Konvois | Steady Profit | Frachtraum] Ad'ika Ga'lor, Severina, Magna Guards
 
[Äußerer Rand, Cadomai-System, am Transitpunkt, VSD II Collateral, Brücke]- Nereus, Captain Donos, Besatzung

Auf der Brücke wurden vielsagende Blicke gewechselt, als sich plötzlich eine neue Stimme meldete und sich als Kommandant des „Handelskreuzers“ ausgab. Donos‘ Miene wirkte dabei regelrecht angewidert. Es gehörte schon eine ordentliche Portion Dreistigkeit dazu, um Angesichts der überlegenen Feuerkraft, die der Verband des Korporationssektors hier aufgefahren hatte, zunächst einen unwichtigen Handlanger vorzuschicken.

Und tatsächlich machte der namenlose Kommandant den Eindruck, als hatte er das Gefühl, die Situation nach Belieben kontrollieren können – die Artillerie des Sternenzerstörers erkannte er jedenfalls nur insofern an, als dass er sich bereit zeigte, leichte Zugeständnisse zu machen. Und dann war da noch irgendetwas an der elektronisch durch die Übertragung leicht verzerrten Stimme… Kaum merkbar schüttelte Nereus mit dem Kopf. Es spielte keine Rolle – wichtig war für den Moment nur die Fracht, der Prototyp. Und bedauerlicherweise hatte der Piratenanführer mit all seinem Gehabe ins Schwarze getroffen. Solange der Container an Bord der Sternengaleone war, würden die Waffen der Collateral, ihrer Begleitschiffe und ihrer Jäger schweigen müssen. Doch das hieß nicht, dass er gedachte, sich dem impertinenten Vorschlag seines Gegenübers einfach so zu beugen.

„Sie müssen mich oder die Offiziere der CSA im Allgemeinen für recht vertrauensselig halten… Kommandant.“

Kurz bedauerte Nereus, dass sich zwischen ihm und dem Freibeuter keine Videoübertragung ergeben hatte. Das unmenschliche Antlitz Commodore Trayns konnte sich in so einer Situation nur als hilfreich erweisen.

„Wenn Ihnen so viel an einem Kompromiss liegt, habe ich einen Gegenvorschlag für sie.“

Er ignorierte das Stirnrunzeln seiner Flaggkommandantin. Vermutlich war ihr immer noch nicht ganz klar – was er ihr in Anbetracht der Informationspolitik des Auditor-General nicht verübeln konnte – von welcher Wichtigkeit die Fracht an Bord der Steady Profit war.

„Sie räumen die Steady Profit bis auf so viele Personen, wie an Bord eines Shuttles passen, und fliegen sie an einen Punkt am Rand des Systems, der sowohl außerhalb der Reichweite ihrer, als auch unserer Geschütze liegt. Dann deaktivieren sie Waffen, Schilde und Antrieb des Schiffes sofern noch funktionsfähig und ich werde mit einem Shuttle in entsprechender Begleitung zu Ihnen stoßen. Sollten unsere Sensoren bis dahin auch nur einen minimalen Energieanstieg registrieren, vernichte ich Ihr Schiff und zur Not alle Galeonen. Dann werden Ihnen nicht einmal Ihre Freunde auf Cadomai mehr helfen können.“

Sollte der Pirat ruhig wissen, dass man mittlerweile mehr als nur einen Verdacht schöpfte, dass er Gewährsleute auf dem Planeten hatte.

„Machen Sie keinen Fehler. Wenn Sie glauben, dass ich den Container um wirklich jeden Preis an mich bringen muss, könnten Sie bitter enttäuscht werden.“

Mit einer abschneidenden Handbewegung bedeutete er dem Kommunikationsoffizier, die Verbindung zu unterbrechen. Der Ball war wieder im Spielfeld des Anderen – und so langsam hatte Nereus es satt, weiter Spielchen zu spielen. Tatsächlich war es ihm lieber, Moriera erklären zu müssen, dass dieser sich ein neues Rüstungsprojekt zu suchen hatte, als nach der Pfeife eines zerlumpten Piraten zu tanzen…

[Äußerer Rand, Cadomai-System, am Transitpunkt, VSD II Collateral, Brücke]- Nereus, Captain Donos, Besatzung
 
[Apara Sektor | Cardomai-System | beim Sprungpunkt des zweiten Konvois | Steady Profit | Frachtraum] Ad'ika Ga'lor, Severina, Magna Guards


Jart ließ die Worte des CSA-Commodores zunächst unbeantwortet im Raum stehen, während er sie sorgsam überdachte und dabei die Möglichkeiten und ihre Konsequenzen minutiös durchging. Soviel stand fest, dieser Trayn war auf seine Art ein ausgebufftes Schlitzohr, wenn auch vergraben unter dem Pflichtgefühl und dem Stolz eines Flottenoffiziers. Ein schmales Schmunzeln umspielte Jarts zerfurchte Lippen, als ihm der Gedanke kam, wie lange solche Ideale und Verhaltensmuster, man könnte auch Zwänge sagen, schon hinter ihm lagen. Er schüttelte belustigt den Kopf, was seine Lekku leicht in Schwingung versetzte.

"Ich fürchte, Miss Severina, dass Sie mich noch eine kürzere Weile begleiten müssen."

Das Gespräch zwischen ihm und dem Offizier, der gerade auf höchst unschickliche Weise seinem Schiff mit der totalen Zerstörung drohte, musste die schwarzhaarige Schlampe mitgehört haben, wusste Jart, ohne dass sein Schmunzeln sich auch nur um einen Hauch abschwächte.

"Nach wie vor, gehe ich davon aus, dass Sie ein größeres Interesse daran haben, an Bord der Fast Fortune dieses System zu verlassen, anstatt der CSA und ihrer Jurisdiktion zu erklären, welche unbedeutende Rolle Sie bei der Entwendung militärisch brisanter Forschungsdaten gespielt haben",

erklärte er präzise, auch um Severina deutlich zu machen, dass er ein 'nein' nicht bereit war zu akzeptieren. Im Grunde hatte er sich nämlich entschieden, und zwar Commodore Trayn zu glauben. Darum ging es, nur darum ging es. Würde der Commodore seine Drohung wahr machen? Ja! Darüber hinaus erachtete Jart die vorgeschlagene Prozedur durchaus als adäquat und notfalls hatte er immer noch die Kopien der Forschungsdaten, die für sich genommen schon jedes Risiko wert waren. Jart blickte verstohlen zu seiner Vibroklinge hinunter. Die meisten Offiziere waren nur passable Kämpfer, dachte er grimmig, dann aktivierte er die Leitung zur Collateral:

"Ich bin einverstanden",

verkündete er knapp und schloss die Verbindung auch ebenso rasch wieder, um sich nicht noch weitere Versprechen und Zusicherungen von diesen uniformierten Gaunern aufschwatzen zu lassen. Dieses Spiel war für sie bereits verloren, nur wussten sie es noch nicht. Das passierte auf kurze oder lange Sicht jedem, der sich mit einem Jart Ga'lor anlegte, jubilierte er klang heimlich zum Wohlgefallen seines eigenen, in keinster Weise übersteigerten Egos, dann setzte er sich Richtung Brücke in Bewegung und forderte mit einer knappen Geste seine menschliche Begleitung und seine Eskorte auf, ihm zu folgen.

"Hier Ga'lor", sprach er im Gehen in sein Comlink, dass er wieder auf die Frequenz der Fast Fortune eingestellt hatte, "ziehen Sie alle Söldner ab, mit Ausnahme Ihrer zwölf besten Männer, Pateessa. Commander Wilm richten Sie aus, dass er die Position halten und die Reparaturarbeiten vorantreiben soll."

Gut eine Viertelstunde später beschleunigte die stark beschädigte Sternengaleone in einem lotrechten Kurs von den Kriegsschiffen weg, auch wenn ihr Beschleunigungswert die 10 MGLT nicht überstieg. Jart hatte den Autopiloten aktiviert und vier der Söldner angewiesen, einen noch intakten Raum zu suchen, wo man sich 'beraten' konnte. Die übrigen Söldner waren bei der Steuerung des Schiffes behilflich. In gewisser Weise hasste Jart die kommende Situation schon jetzt, auch wenn er in Bezug auf ihren Ausgang zuversichtlich war. Doch sie war aus einer Position der Schwäche entstanden, und schwach zu wirken war etwas, dass ihm nicht stand und wofür auch in der Hierarchie der Schwarzen Sonne kein Platz war.


[Apara Sektor | Cardomai-System | vom Sprungpunkt wegfliegend | Steady Profit | Brücke] Ad'ika Ga'lor, Severina, Magna Guards, Söldner
 
[Äußerer Rand, Cadomai-System, Sternengaleone „Steady Profit“, Frachtraum]- Jart, Severina, Magna Guards

Es hatte sich kaum vermeiden lassen, dass Severina Zeugin des kurzen verbalen Schlagabtausches zwischen „Admiral“ Ga’lor und dem wohl ranghöchsten Offizier der CSA-Streitmacht, einem Commodore Trayn (der seinen Rang allerdings vermutlich tatsächlich regulär erworben hatte), wurde und somit auch mitbekam, auf welchen abenteuerlichen Kompromiss die beiden sich einigten. Sie wusste nicht, was sie mehr überraschte – dass der Twi’lek eingelenkt hatte oder dass der Offizier der Sicherheitspolizei bereit war, sich überhaupt auf einen Handel einzulassen. All das für einen Container voll mit Cortose und einer Reihe Daten, die vermutlich die Eigenschaften dieses Materials wissenschaftlich aufbereiteten…? Oder war steckte doch mehr dahinter?

„Ich verlasse dieses Schiff in der Tat lieber an Bord Ihres Schiffes als in der Arrestzelle eines Sternenzerstörers, Admiral“, bestätigte sie Ga’lors Verdacht dann auch trocken, nachdem dieser sein Pendant von der Erzielung einer Einigung informiert hatte, und folgte ihm und seinen metallischen Leibwächtern zurück auf die Brücke der Sternengaleone.

Der Piratenanführer schien tatsächlich geneigt, sein Wort gegenüber dem CSA-Commodore zu halten – er instruierte den auf Severina nach ihrer Begegnung nicht sonderlich geistreich wirkenden Anführer seiner Schläger, die Anzahl an Söldnern auf der Sternengaleone zu reduzieren, und traf, als sie ihr Ziel schließlich erreichten, in der Tat alle Vorkehrungen, um sich exakt an die Abmachung mit der Gegenseite zu halten.

Während man die Sternengaleone also auf ihr Rendezvous mit der Corporate Sector Authority vorbereitete, erlaubte Severina sich beiläufig, sich ein wenig umzusehen. Tatsächlich wurde sie schnell fündig – die Waffe, die Ga’lor ihr hier mittels eines kleinen Tricks entrissen und dann achtlos weggeworfen hatte, lag immer noch an Ort und Stelle. Da sie der Meinung war, dass sie sich mit dem Twi’lek auf eine aus temporär ähnlichen Interessen resultierende Koexistenz verständigt hatte, nahm sie die vom verblichenen Agent Itoklo erbeutete, filigrane Pistole wieder an sich und verstaute sie in ihrem ebenfalls dem Toten entwendeten Oberschenkelholster, bevor sie ihren Vibrodolch wieder in seinem angestammten Versteck im Schaft ihres rechten Stiefels verbarg und mit einer kaum registrierbaren Handbewegung den Sitz ihres kleinen Holdout-Blasters überprüfte. Falls die CSA sich doch dazu entschied, irgendwelche Tricks zu versuchen, würde sie so zumindest nicht vollkommen unvorbereitet sein.

Als sie sich mit gewollt lässig vor der Brust verschränkten Armen wieder zu Ga’lor gesellte – eine tatsächliche Funktion hatte sie in der eingespielten Truppe seiner Untergebenen schließlich nicht – nahm sie sich die Zeit, den Twi’lek für einen Moment zu beobachten. Sie musste zugeben, ein wenig gespannt zu sein, wie der Nichtmensch sich im Laufe der nächsten Stunden verhalten würde – bis zum Auftauchen des Sternzerstörers war er seinen Widersachern (falls man die Besatzung der Sternengaleonen überhaupt als solche bezeichnen konnte) haushoch überlegen gewesen, doch in der Situation, in der er sich jetzt befand, würde er mehr brauchen, als ein wenig Säbelrasseln. Allerdings erinnerte sie sich noch sehr gut, wie ihr einfach so ihre Waffe entrissen worden war – der Pirat hatte definitiv ein paar Asse im Ärmel, die selbst einen kaltschnäuzigen Soldaten, wie sie vermutlich in den Reihen der Sicherheitspolizei der CSA zu finden waren, überraschen würden… Dazu war sie gut beraten, sich in Erinnerung zu rufen, dass es sich bei ihm nicht um irgendeinen unabhängigen Freibeuter handelte… die Organisation, in deren Auftrag er augenscheinlich operierte, hatte – wie man sich auch in den Unteren Ebenen Coruscants erzählte – selbst den Zorn des Imperiums ein ums andere Mal überstanden. Doch würde ihnen das in dieser Situation helfen…?


[Äußerer Rand, Cadomai-System, Sternengaleone „Steady Profit“, Brücke]- Jart, Severina, Magna Guards, Söldner
 
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