Lange hat's gedauert, aber hier nun endlich meine Meinung zu CoD ? das übrigens erst mein zweites Prequel-Buch war.
Das sehr zähe RP (mein erstes aus dieser Ära) wird von CoD natürlich um Längen geschlagen, wenn ich auch CoD nicht so himmelhoch loben würde wie andere hier im Forum. Ich gebe aber gerne zu, dass das an persönlichen Präferenzen und nicht an der Qualität des Buches selbst liegt. Ich habe nämlich ein kleines Problem mit Lucenos Schreibstil, allerdings hat das im Gegensatz zu Wraith bei mir nichts mit den Details und den Dialogen zu tun (letzteres spielt aber vielleicht auch mit hinein). Ich empfinde seinen Stil einfach als etwas unpersönlich ? mehr dazu unten. Was den Plot betrifft, kann ich Wraith dagegen nur zustimmen: Der ist einfach hervorragend!
CoD ist eine wirklich geniale Vorgeschichte zu TPM. Erstaunlich, wie vieles, was in TPM hanebüchen erschien, weil es einem ohne Erklärung einfach vorgesetzt wurde, durch dieses Buch einen Hintergrund und eine völlig neue Tiefe bekommt und logisch wird. Ich möchte fast behaupten, dass der Film ohne dieses Buch gar nicht richtig zu verstehen ist. Sehr schön sind auch solche Vorandeutungen wie am Ende, als Palpatine Valorum verspricht, ihn in Bezug auf Naboo beim Wort zu nehmen ? was er ja dann auch prompt tut. Aber auch weiter in die Zukunft gehen die Andeutungen wie z.B. zu Tarkin. Man merkt wirklich, dass Luceno sein Universum kennt (oder gut in der Enzyklopädie nachschlagen kann *g*).
Obwohl man ja weiß, wer der Strippenzieher im Hintergrund ist und worauf es alles hinausläuft, ist der politische Anteil spannend und natürlich genial ausgeklügelt und wirkt trotz aller verwinkelten Schachzüge nicht konstruiert oder komplett unglaubwürdig. Faszinierend, wie Palpatine alle Fäden in der Hand hält und alle Parteien gegeneinander ausspielt! An Überraschungen fehlte es auch nicht: Dass Cohl irgendwann die Seiten wechselt, konnte man vielleicht noch erahnen (schön, dass er nicht der eindimensionale Bösewicht bleibt, als der er anfangs erscheint), aber dass die Trade Federation und nicht Valorum Ziel des Anschlages auf Eriadu war, da habe ich doch sehr gestaunt... Wie ich mich überhaupt in den letzten paar Kapiteln, als sich die Ereignisse nach langem Aufbau überschlugen, gar nicht mehr losreißen konnte. Sehr gut gefallen hat mir auch, dass Luceno sich die Zeit genommen hat, nach dem Action-Höhepunkt in den letzten Kapiteln noch alle Stränge zu einem Ende (oder weiterem Aufbau auf TPM hin, wie man's nimmt) zu bringen und nicht "filmtypisch" nur noch ein kurzes Coda angehängt hat (auch da denke ich mit Grauen an RP).
Die zweite große Stärke sind die sehr plastischen, lebendigen, detaillierten aber nicht schleppenden Beschreibungen von Szenerien, Situationen und Actionszenen. Man kann sich alles wirklich sehr gut vorstellen und es ist mir eigentlich nie passiert, dass ich in Kampfszenen den Überblick verloren habe, wie das sonst ab und zu mal der Fall ist.

Eine interessante Idee fand ich den Kampf gegen die unsichtbaren Attentäter auf dem Dach. Vor allem die Vorstellung, dass nach dem Abschlagen plötzlich ein Arm aus dem Nichts auftaucht, war irgendwie amüsant (also nicht im Wortsinne amüsant... ich hoffe, ihr wisst, was ich damit sagen will...).
Die Jedi dieser Zeit hat er IMHO auch sehr gut getroffen und lässt geschickt Andeutungen für bereits bestehende oder zukünftige Probleme einfließen (z.B. die unterschwellige Ablehnung der Jedi, als sie bei dem Gipfel auf Eriadu nicht in Valorums Nähe sein dürfen). Und dass der Rat die Weisheit auch nicht mit Löffeln gefressen hat, aber gleichzeitig ziemlich starrsinnig ist, wird spätestens dann klar, als sie Qui-Gon am Ende vorwerfen, die Sache nicht aufmerksam genug verfolgt zu haben ? dabei wollten sie ihn zuvor ja ständig davon abhalten, Cohl weiter zu verfolgen.
Köstlich amüsiert habe ich mich im übrigen über Yodas Spruch: "Become Captain Cohl, Qui-Gon has!" *lol* Dabei ist Qui-Gon so ziemlich der einzige Jedi, der noch wirklich mit den Beinen auf dem Boden steht und statt Traditionen und Regeln seinen Grips zu Rate zieht... (Nebenbei bemerkt, ein wenig nervend fand ich beim Lesen Yodas Satzverdrehungen, da sie meist nach dem selben Prinzip ? Subjekt und Verb als Nachsatz ? gestrickt waren. Da hätte ich mir ein paar mehr Variationen gewünscht.)
Typisch für die OR-Jedi ist wohl auch die Lösung Obi-Wans für das Rätsel, das Bondara den Schülern gestellt hat: Der Gleiter ist die Macht, die Verirrten sind eine Ablenkung, die den aufrechten Jedi auf den dunklen Pfad bringt. Fragt sich natürlich, ob das die beabsichtigte Botschaft ist, oder Obi-Wan hier irrt. "Sympathischere" Interpretationen wären für mich jedenfalls zum einen (unter Obi-Wans Voraussetzung, dass Gleiter = Macht), dass man sich nicht zu abhängig von ihr machen soll, sondern sich auch andere Optionen offenhalten sollte. Oder aber: Ein Jedi darf nicht so an seinem Leben hängen, dass er anderen nicht helfen kann. Wobei ich nicht behaupten möchte, dass diese Deutungen bis ins letzte logisch sind...
Was die Kontinuität angeht, so sind sich offenbar noch nicht einmal die Prequel-Romane von ein und demselben Verlag einig

. Laut Rogue Planet hat Vergeres Meisterin Thracia Cho Leem den Jediorden nämlich erst nach den Geschehnissen in RP verlassen, in CoD heißt es dagegen, dass sie bereits vor einigen Jahren ausgetreten sei...
Und ein interner Fehler (ich muss halt immer was finden

): Am Ende wird ja aufdeckt, dass die Investition bei Valorum Shipping & Transport auf Eriadu aus den aurodium ingots in genau der Menge geschah, wie sie von Revenue verschwunden sind. Cohl hat aber doch einen Teil davon auf Dorvalla mit seinem Shuttle in die Luft gejagt und ich hatte eigentlich auch den Eindruck, dass er sich selbst ein paar unter den Nagel gerissen hat. Naja, gut, die Menge
könnte ja auch nachträglich wieder angeglichen worden sein...
Ja, und nun zum bereits erwähnten Haken an der Sache. Während mich die Geschichte nämlich auf rationaler Ebene anspricht, geht sie gefühlsmäßig fast völlig an mir vorbei. Das ist mir bereits bei Jedi Eclipse aufgefallen und ich dachte damals, dass es daran liegt, dass einfach zu viele Handlungsstränge abgehandelt wurden, so dass der einzelne nicht genug vertieft werden konnte (bei Hero's Trial war es nämlich nicht so krass ? vielleicht wegen der Konzentration auf einen Charakter). Nachdem es in CoD aber ähnlich war, vermute ich, dass es doch eher Lucenos Stil ist, relativ nüchtern und unpersönlich, oft aus der Sichtweise eines neutralen Beobachters, zu schreiben. Wenn einmal etwas tiefer in den Kopf einer Figur eingestiegen wird, beschreibt er rationale Gedanken, aber keine Emotionen. Dadurch kann ich wenig mit den Charakteren mitempfinden und sie gewinnen nicht wirklich Bedeutung für mich (z.B. hat der Tod von Rella - obwohl durch die Augen des sie liebenden Cohl gesehen - bei mir kaum mehr als ein Schulterzucken ausgelöst). Und da ich in der Prequel-Ära sowieso das Problem habe, keine rechte Identifikations- oder Lieblingsfigur zu finden, beisst sich die Katze in den Schwanz...
Dieser nüchterne Stil passt für ein stark politisch ausgerichtetes Buch natürlich ganz gut, aber im Hinblick auf NJO19: tUF habe ich da doch nach wie vor meine Bedenken. Ich erwarte oder wünsche mir vom letzten NJO-Band, der wohl solche Ereignisse enthalten wird wie das Ende des Krieges, endgültige Lösung diverser Konflikte, eventuell noch ein bedeutender Tod, (teilweise?) Familienwiedervereinigungen, schon eine relativ hohe Emotionalität. Solche Szenen möchte ich eigentlich nicht aus der Betrachtung eines neutralen Zuschauers beschrieben, sondern voll ausgekostet haben (nach dem Motto, wenn ich beim Lesen Rotz und Wasser heule, war es gerade richtig

).
Naja, ich hoffe einfach mal weiter, dass mich tUF dann doch positiv überraschen wird (es ist ja auch nicht unbedingt das schlechteste, wenn die Erwartungen nicht ganz so hoch sind). Und immerhin gibt es noch das hier:
Original von Wraith:
Noch etwas, das mir aufgefallen sind: Auf Seite 65 spricht Yoda von den beiden gegensätzlichen Ansichten, was die Macht betrifft... Während Qui-Gon sich mehr der 'living Force' zuwendet, bevorzugen Yoda und die meisten anderen Jedi die 'unifying Force'... ein kleiner Hinweis auf den letzten Band der NJO?
Das ist genau die Stelle, die mich in Bezug auf tUF sehr neugierig macht! Luceno scheint eine ganz genaue Vorstellung von den Definitionen und Unterschieden zu haben und arbeitet diesen Gegensatz ? nicht nur an dieser Stelle ? auch sehr deutlich heraus und das verspricht doch sehr viel für NJO19. Interessant auch, dass CoD eigentlich keine genaue Aussage darüber macht, welche Herangehensweise die bessere ist, bzw. eher Qui-Gons "living Force"-Methode als vorteilhaft erscheint. Ich bin sehr gespannt, was wir in tUF darüber lernen werden. Und auf jeden Fall bin ich mir sicher, dass Luceno der geeignete Mann ist, die Mammutaufgabe zu bewältigen, die da lautet, all die NJO-Handlungsstränge und -Motive aufzugreifen, zu verflechten und zu einem sinnvollen und befriedigenden Ende zu bringen.
Micah