[Corellia - Jedibasis - Trainingsraum] Callista, Neelah und Bru-Th
Nun nahm sich auch Meister Ming eines der Sitzkissen und gesellte sich zu den beiden Padawanen, sodass sie nun im Dreieck saßen. Bru-Th warte noch auf eine Antwort von Neelah, als ihr die Jedi-Meisterin diese Aufgabe abnahm:
"Die Macht, mein junger Padawan, lässt sich nicht in eine Form pressen. Sie ist überall, form- und körperlos, stets präsent. Sie tritt in den unterschiedlichsten Varianten zu Tage und lässt sich auf unterschiedlichste Weise nutzen. Tiere, Menschen, Flüsse oder Bäume, sie alle sind durch sie verbunden, bilden eine Einheit.
Die Jedi nun besitzten die Fähigkeit sich diese Macht zu nutze zu machen. Wir sind in der Lage ihre Stimme zu hören, sich ihre Kraft zu bedienen.
Ein Unterfangen, mit dem nicht leichtfertig umgegangen werden darf. Bringt einem die Macht einerseits Frieden, Ruhe und Klarheit, so kann sie dich jedoch andererseits auch ins Chaos stürzen. Und dieses Chaos, was auf der dunklen Seite der Macht herrscht, ruft und lockt unentwegt. Auch du, Bru-Th, wirst im Verlaufe deiner Ausbildung und auch später ihre Stimme, ihr Flüstern vernehmen. Doch wenn du dich stets auf den Kodex und deine Ausbildung hier besinnst, wirst du ihr wiederstehen können."
Es war für Bru-Th schwer sich vorzustellen, dass diese ominöse Macht wirklich überall sein soll. Natürlich, Meister Ming würde schon wissen, was sie erzählt, aber wie sollte man sich sowas denn vorstellen? Ein Stein wäre demnach mehr als nur ein totes Stück Geröll? Obwohl Bru-Th wusste, dass dies wahr sein musste, konnte er sich doch an den Gedanken nur schwer gewöhnen, stürzte es doch seine bisherige Weltauffassung kurzerhand den Bach hinunter. Doch selbst in den ersten Worten von Meister Ming gab es noch mehr Mysterien, die er nicht verstand.
Was waren denn das für Stimmen? Spricht die Macht etwa? Ist sie selbst lebendig? Und wie war das denn jetzt mit der dunkelen Seite? Also war die Macht zweigeteilt in helle und dunkele Seite?
Die Antworten der Jedi-Meisterin waren bestimmt weise, so dachte Bru-Th, aber er verstand sie nur zu einem geringen Teil. Zumindest die Rolle des Kodexes hatte er verstanden, da ihm darüber schon vorher etwas bekannt war. Außerdem hatte er sich ja bereits mit Meister Master in eine Diskussion darüber verstricken lassen. Der Kodex sollte also den Jedi vor der dunkelen Seite der Macht beschützen, was auch immer das genau war. Auf jeden Fall musste es irgendwas mit Gefühlen zutun haben, soviel wusste er noch.
Die Fragen über die dunkele Seiten erübrigten sich auch bald darauf, denn die Jedi-Meisterin erklärte:
"Im Verlaufe deiner Ausbildung werde ich dir viel über die Dunkle Seite erzählen. Ich will einfach, dass du genau erkennst, womit du es zu tun hast und wie gefährlich sie sein kann. Aber das erst zu gegebener Zeit."
Bru-Th nickte kurz, während er ihren Worten zuhörte. Es war ihm natürlich klar, dass er nicht binnen eines Tages alles verstehen konnte, schließlich setzten sich manche Jedi ein ganzes Leben lang mit der Macht auseinandern.
Er reckte sich noch einmal kurz und gab dann ein leises
"Ich verstehe, Meister!"
von sich. Meister Ming schaute kurz zu ihrem alten Padawan hinüber und schilderte dann:
"Neelah hat dir das Gefühl der Macht sehr schön umschrieben. Wenn du die Macht spürst, sie für dich gewinnst, bildest du eine vollkomme Einheit mit ihr. Nichts ist so perfekt wie dieses Gefühl. Du befindest dich in absoluter Harmonie und Frieden mit ihr.
Aber wie du auch ihren Schilderungen entnehmen konntest, ist es bei weitem kein leichtes Unterfangen, die Macht zu beherrschen. Selbst Neelah, die nun schon viele Jahre Padawan ist, fehlte diese absolut harmonische Verbindung. Stets war es mit Anstregung verbunden, wollte sie auf die Macht zugreifen. So wird es anfänglich auch dir ergehen. Doch, was immer sie in ihrem Koma erlebt hat, es hat ihr die letzten Türen im Verständnis der Macht geöffnet. Ihre Präsenz ist stark geworden sie strahlt ihre innere Ruhe und Zufriedenheit buchstäblich nach außen hin aus. Und wenn du diesen Punkt erreicht hast, dann bist du am Ende deines Weges als Padawan angelangt."
Wieder huschten Bru-Th Fragen durch den Kopf. "Harmonie und Frieden", diese Worte meldeten sich gleich mehrmals in seinem Verstand wieder. Das sollte man also empfinden, wenn man mit der Macht eins war, was das auch immer bedeutete. Eine komische Vorstellung.
Wie die Jedi-Meisterin so weiter erzählte, da dämmerte es Bru-Th bereits, dass die Ausbildung in der Macht wirklich eine Lebensaufgabe war. Selbst das Grundverständnis, so schien es ihm, würde Jahre des Trainings erfordern. Ob man die Zeit durch ein Koma verkürzen konnte, munkelte er...
Wieder sagte er nichts direkt zu den Anführungen, sondern wartete geduldig ab. Und als hätte er geahnt, was jetzt kommen würde, sagte Meister Ming schließlich:
"Aber das wird nicht in wenigen Tagen zu bewältigen sein. Geduld und Ruhe. Du wirst merken dass du nur vorankommst, wenn du dich auf diese Tugenden berufst."
Er nutzte die gewährte Pause und grübelte weiter über ihre Worte nach. Nach einer kurzen Weile ergänzte sie dann:
"Um dir zu zeigen, dass die Macht in uns allen steckt. Sirge dort ist ebenfalls in der Macht präsent. Nur dadurch konnten sie und ich Gefährten werden, denn die Macht verbindet uns, überbrückt die Rassenunterschiede und den Aspekt, dass wir uns auf normalen Wege niemals verstehen könnten. Sie ist weder dressiert noch sonst irgendwie beeinflusst. Es ist ihr freier Wille hier zu sein, als meine Begleiterin, meine Gefährtin. Und die Macht teilt uns beiden mit, was wir voneinander begehren.
Wie du siehst, mein junger Padawan, ist die Macht weit mehr, als man sich vorzustellen vermag. Und ich bin mit ziemlich sicher, dass selbst ein so mächtiger und alter Orden wie der der Jedi längst nicht alles über sie herausgefunden hat."
Während Callista erzählte, warf Bru-Th einen kleinen Blick auf die Raubkatze. Es war schwer vorzustellen, dass sie wirklich nicht dressiert war. Als es schließlich still geworden war und die Jedi-Meisterin ihren Vortrag offenbar beendet hatte, übernahm Bru-Th die Initiative. Er wollte eigentlich in ruhigem Tonfall antworten und Stück für Stück seine Fragen stellen, aber daraus wurde nichts. Er begann zu reden und konzeptlos schossen ihm die Fragen aus dem Mund. Er war so neugierig, dass er sich garnicht mehr zurückhalten konnte, wo die Tür jetzt einmal aufstand. Es musste raus und er wollte es wissen, er wollte es jetzt wissen:
"Warum hat die Macht zwei Seiten? Was sind das für Stimmen, die mach hören sollte? Wie kann denn das sein, dass die Macht überall ist? Gibts dafür ne Erklärung? Warum ist die dunkele Seite so gefährlich? Jeder Mensch hat doch mal finstere Gedanken, aber ist doch deswegen nicht gleich ein böser Mensch. Wie genau schützt einen der Kodex denn? Und... und...sind alle gleich stark in der Macht? Und ihr habt da von Präsenzen gesprochen, was ist denn das jetzt genau? Naja, und hat die Macht eigentlich nen eigenen Willen? Wenn sie einem was flüstert, dann kann sie ja nich einfach nur irgendeine mysteriöse Macht sein oder?
Hören sie Meister, ich versuch ja wirklich zu verstehen, was sie mir da alles erzählt haben, aber ich kanns mir nur schwer vorstellen. Die Macht fühlen...
Ich fühl wohl, wenn ich morgens mit dem Zeh an einen Bettpfosten stoße oder wenn mir warm wird, aber von dieser Macht hab ich noch nichts gefühlt."
Bru-Th hielt erstmal inne. Er hatte plötzlich eine ganz trockene Kehle und in seinem Kopf gingen soviele Gedanken umher, dass er garnicht mehr wusste, was er eigentlich noch alles sagen wollte. Es ärgerte ihn, dass er den beiden Jedi nur bedingt folgen konnte und wenn er könnte, würde er anders. Aber da gab es einfach dieses fehlende Verständnis und er schaute daher auch etwas hilflos drein.
[Corellia - Jedibasis - Trainingsraum] Callista, Neelah und Bru-Th