Sarid Horn schrieb:
Der Auszug hört sich ja schonmal nicht schlecht an. Er versprich zumindest einiges an Handlung, was sich ja auch für einen Klonkriegsroman auch gehört.
Letztendlich enthält das Buch vor allem viel Action, was für eine Menge Amerikaner den Hauptbestandteil eines Klonkriegsromans ausmacht. Entsprechend positiv fallen die Wertungen drüben bei TFN aus; anschließen kann ich mich ihnen nicht.
Vorweg: Das beste an ?Jedi Trial? ist der Titel, der diesmal zur Abwechslung auch im Deutschen sehr passabel ist. Ich hätte wirklich gerne einen anderen Einstieg gewählt. Das Buch hatte eine Menge Potential: ein Buch über den Krieg, geschrieben von zwei ehemaligen Soldaten? Das muss ja was werden. Dachte ich. Ich kann auch gar nicht leugnen, dass die beiden Autoren ihr Militärhandwerk verstehen; in Unmengen von Absätzen wird beschrieben, wie sich wer wo in welcher Formation aufstellt und was dahinter steckt. Nur: vom
Schreiben scheinen die beiden so viel Ahnung nicht zu haben.
Ich fühlte mich mehrmals während des Lesens von JT an ein anderes Buch erinnert: ?Destiny?s Way?. Viele der Probleme, die ich mit jenem Roman hatte, sind hier wieder aufgetreten. Der Stil sagte mir nicht nur einfach nicht zu, ich fand ihn
schlecht; den der Soldaten mochte ich noch weniger als den von Walter Jon Williams. Es gibt vollkommen unnötige Wiederholungen von Wörtern, Sätzen, ganzen Sachverhalten gar: eine Bemerkung, die der Erzähler zu Beginn einer Seite gemacht hat, wird in der Mitte von einer der Figuren wiederholt. Fällt den Lektoren so etwas nicht auf? Desweiteren muss ich sagen, dass, hätten die Autoren darauf verzichtet, gewisse Dinge doppelt und dreifach zu erklären, das Buch sehr viel dünner wäre. Zwei Beispiele habe ich mir notiert (soll keiner sagen können, ich würde Dinge behaupten, die ich nicht belegen kann):
"But bro, we don?t want to wind up stuck down in the FDC, like those two lovebirds." Lieutenant H?Arman and trooper Subu had become known throughout the command staff as soft on each other.
Nein, wirklich? Ich hätte das ?lovebirds? jetzt ganz anders interpretiert

.
Halcyon witnessed Anakin?s attack, but then lost him in the melee. Other pilots had not been so successful, though some had. There were now conspicuous gaps in the enemy's formation.
Es wird wohl niemand bestreiten können, dass einige Piloten Erfolg gehabt haben müssen, wenn ?andere? (sprich: nicht ?alle anderen?, sondern ?einige andere?) es nicht geschafft haben. Und das sind bloß spontan herausgegriffene Textstellen; der Stil zieht sich durchs ganze Buch. Sehr kreativ ist der Satzbau auch nicht gerade zu nennen; die Sätze sind kurz, manchmal lächerlich kurz, und kurios simpel aufgebaut. Vielleicht darf ich mir als jemand, der die Sprache erst in der Jugend gelernt hat und um ihre Feinheiten demnach nicht so gut Bescheid wissen kann wie Leute, denen sie in die Wiege gelegt wurde, nicht anmaßen, über die sprachliche Kompetenz der Autoren zu urteilen. So auffällig, wie das hier ist, tu ich?s trotzdem. Zwei Ausnahmen habe ich mir aufgeschrieben: die Beschreibung der heranrückenden Verstärkung der Separatisten (S. 211-212) und der kurze Exkurs über Entscheidungen im Krieg (S. 247-248) heben sich wohltuend ab und sind beinahe schon als inspiriert zu bezeichnen. Vermutlich sind sie (sowie einige der Anakin-Szenen) von dem Autoren geschrieben worden, der nicht für die Odie/Erk-Szenen verantwortlich ist.
Munter weiter geht?s mit dem DW-Vergleich: Man kann selbst den blödesten Schreibstil entschuldigen, wenn es der Autor trotzdem hinbekommt, Stimmung aufzubauen. WJW hat das nicht geschafft, das Duo Sherman/Cragg tut es auch nicht. Der Leser wird emotional einfach zu wenig involviert; es kümmert ihn nicht, was da passiert. Dabei gibt es Szenen, die von größerer Emotionalität und mitreißenderer Schreibe sehr profitiert hätten: Grudos Tod, Anakins ?Geständnis? gegenüber Halcyon, Reijas Tod, Anakins ?Tod?. Zum Teil hängt das auch mit dem Schwerpunkt zusammen, den die Autoren sich gesetzt zu haben scheinen. Wenn es darum geht, eine Schlacht zu beschreiben, sind die beiden sofort dabei: da können sie sich zehn Seiten lang ununterbrochen darüber auslassen, wo der Gegner steht, wie die Angriffsfahrzeuge sich bewegen, der ganze Schlachtenverlauf wird detailiert ausgebreitet, von außen, ohne in die Köpfe der Beteiligten zu schauen. Es gibt bestimmt Leute, die so Zeug interessant finden. Mir war dabei nur noch langweilig, und am Ende habe ich abschnittsweise gelesen. Im krassen Gegensatz dazu stehen die wenigen Zeilen, die Sherman und Cragg ihren Charakteren zugestehen. Szenen ohne Action, die der Weiterentwicklung der Charaktere dienen sollen, sind entweder sehr kurz oder sie
erscheinen sehr kurz, weil der Großteil der Dialoge leider völlig inhaltsleer ist. Konzentrierte man sie aufs wesentliche (und entfernte man die überflüssigen Stellen, von denen ich oben gesprochen habe), hätte das Buch statt 345 Seiten wohl nur noch 210. Umso schmerzhafter ist das, weil die Autoren durchaus interessante Konzepte entwickelt hatten: Die Komplikation des ?friendly fire? bot die Möglichkeit für großes Drama (und einen weiteren Schritt Anakins auf die Dunkle Seite), aber es wurde gar nichts draus gemacht. Fast scheint es, als hätten die beiden alle Ideen, die sie im ersten Brainstorming gewonnen hatten, in den Roman geschrieben, ohne sie weiter auszuführen. Ein weiteres Beispiel wäre das Gespann Anakin/Halcyon. Das hätte ein Blick in eine Alternativwelt werden können, in der Anakin nicht von einem überforderten Paragraphenreiter wie Obi-Wan, sondern von einem ?grauen Jedi? (wie Qui-Gon) ausgebildet wird. Nejaa Halcyon ist in ?Jedi Trial? leider kein grauer Jedi, sondern ein Trottel. Das kann doch kein Vorfahr von Valin und Corran Horn sein! Seltsam finde ich auch, dass der Jedi-Rat von Nejaas Heirat angeblich nichts gewusst haben soll, obwohl er weder der einzige verheiratete Jedi wäre noch es ihn als Corellianer sonderlich stören würde.
DW hatte eine eklatante Fehlcharakterisierung, und eine solche darf in JT natürlich nicht fehlen. Diesmal hat es (wenn man Halcyon außer Betracht lässt) Dooku getroffen. Ich könnte den Grund dafür nicht einmal nennen, aber er kam nicht so rüber, wie ein Ex-Jedi, Adliger und Sith-Lord sich gegenüber einen Untergebenen verhalten sollte. Die neu eingeführten Charaktere sind flacher als Flundern. Das Verhalten des konföderierten Kommandeurs soll angeblich stets kühl und ?bankerlike? sein, die Autoren schlagen aber bald ihre eigene Beschreibung in den Wind und lassen ihn mal lächerlich aufbrausend wirken, dann wieder so kühl, dass ihn nicht einmal der Jedi mit dem wilden Blick beeindruckt, der mit gezogenem Lichtschwert in sein ?Büro? einbricht. Die ?Liebesgeschichte? von Odie und Garfield, äh, Erk ist klischeehafter und mit grässlicheren Dialogen untermalt als die Beziehung zwischen Anakin und Padmé in AOTC; überhaupt fand ich diese beiden Charaktere in höchstem Maße sinnlos und bin demgemäß wenig begeistert, dass sie von allen Figuren am meisten ?Screentime? haben. Einzig Anakin ist akzeptabel charakterisiert, als der fähige Kommandeur, der es noch zu Großem bringen wird. Die Idee, ihn quasi den Tod seiner Mutter wiedererleben zu lassen, war gut, aber, wie oben schon erwähnt, wenig überzeugend ausgeführt (wobei das noch eine der besseren Szenen in dem Buch ist). Seine Aufopferung am Ende wird nicht zufriedenstellend aufgelöst; klar weiß der Leser, dass er überlebt haben muss, aber Nejaa tut das nicht, ein wenig mehr Emotion wäre also auch hier besser gewesen. Wie er dann überlebt hat lernt man bestimmt nicht auf der Schriftstellerschule, und wenn, gehört sie verbrannt; einfach so zu sagen, er hätte sich eine Funktion seines frisierten Jägers zunutze gemacht, die vorher nie erwähnt worden war, ist übelstes Handwerk.
In diesem Zusammenhang muss ich außerdem erwähnen, dass ich lange darauf gewartet habe, dass Asajj Ventress nun endlich mal auftaucht, schließlich ist sie auf dem Cover. Als endlich, auf Seite 307, ein getarntes Schiff auf dem Radar aufkreuzt, sah ich meine Hoffnungen bestätigt, fragte mich aber schon, wie viel Unheil die Ventress auf nur 30 Seiten eigentlich anrichten könnte. Tja, nur leider war sie?s nicht. Sie kommt, ebenso wie Dooku, nur als Hologramm vor, und am Schluss gar nicht mehr. Schon komisch: in TCD kommt sie vor, ist aber nicht auf dem Cover, in JT ist sie drauf, hat aber sogar weniger Sprechzeilen als Dooku.
Um das Review abzuschließen: Sowohl DW als auch JT haben, rein faktenmäßig, durchaus etwas vorzuweisen. Schreibt man sich stichpunktartig die wichtigsten Ereignisse heraus, bekommt man eine schöne Zusammenstellung. Woran es hapert ist in beiden Fällen die Umsetzung. Und weil die in ?Jedi Trial? noch katastrophaler ausgefallen ist als in ?Destiny?s Way?, muss JT sich im Vergleich mit den anderen Klonkriegsromanen mit dem letzten Platz begnügen, während DW sein Zelt in der NJO-Rangliste immerhin im Mittelfeld aufschlagen durfte und da am Schluss auch blieb.
EDIT: Erwähnenswert noch, wie mir gerade einfällt, dass Anakin den Rat gerade in einer Situation überzeugt, die er
ohne Obi-Wan meistern musste. Bezeichnend. Und es wird seine Sicht der Dinge, nämlich dass sein Meister ihm unnötigerweise Beschränkungen auferlegt hat, nicht gerade erschüttern.