Cygnus B (Cygnus-System)

[ Cygnus-System - Cygnus - Kaprala - Innenstadt - Café Le Havre ] Lieutenant Noak Fremyn, Kate Lux (alias Petty Officer Nyna Fibon), Juin Giugno (NSC) und Militärangehörige

Kate alias Nyna hielt ihr Lächeln weiter aufrecht, als sie bemerkte wie sehr sie den Lieutenant überrumpelt hatte. Mit Sicherheit war er gedanklich mit einem ganz anderen Thema beschäftigt gewesen und hatte nicht damit gerechnet, auf diese Art und Weise unterbrochen zu werden. Er schien eher der schüchterne Typ zu sein. Auf den ersten Blick schien sie ihn sogar eingeschüchtert oder gar verunsichert zu haben. Das war gut, damit konnte sie arbeiten. Jedenfalls weitaus besser als mit einem selbstverliebten Macho.

Noak Fremyn wirkte auf sie eher wie der Typ, der ganz aus Versehen zum Held wurde. Sie konnte durchaus nachvollziehen, warum er das Interesse der Prinzessin geweckt hatte.

Der Lieutenant schien über das Interview-Angebot alles andere als erfreut zu sein und warf mit ein paar Namen um sich, die ihr auch mehr oder weniger bekannt vorkamen. Gleichzeitig spürte sie Juin Giugno in ihrer Nähe, der hinter ihrem Rücken ebenfalls an den Tisch herangetreten war und dem Gespräch nun interessiert folgte . So einfach durfte sie nicht abwimmeln lassen. Erst recht nicht, wenn der geheimnisvolle Datenstick wirklich so interessante Daten beinhaltete.


"Aber Lieutenant..."

Die Tatsache, dass er nicht entschieden "nein" gesagt hatte, reichte ihr als Erlaubnis um sich zu ihm an den Tisch zu setzen. Aus der Bewegung heraus ließ sie ihren Blick abermals über die Tische schweifen und versicherte sich, dass ihr abgesehen von ein paar angetrunkenen, lüsternen Blicken niemand zu viel Aufmerksamkeit schenkte. Dass Frauen beim Militär deutlich in der Unterzahl waren, war auch hier deutlich erkennbar. Nachdem sie sich gesetzt hatte, folgte Juin Giugno kurz drauf und setzte sich zu ihrer Linken.

"... wenn die Leute gerne offizielle Presseberichte lesen würden, hätte ich selbst genug um Juin die nächsten Monate zu versorgen."

sie wechselte mit Absicht auf den Vornamen, um ein vertrauteres, weniger offizielles Gefühl zu vermitteln. Auch ihre Sitzhaltung war alles andere als strenger militärischer Standard. Ihr war klar, dass der Reporter ihr vorerst weiterhin das Reden überlassen würde, bis sie "den Fisch an der Angel" hatten.

"Wir müssen das auch nicht als Interview bezeichnen. Sie müssen nichts beantworten, was Sie nicht wollen. Lassen sie uns einfach nur ein wenig reden und Erfahrungen austauschen. Sie können auch gerne etwas fragen, wenn Sie möchten. Mir zum Beispiel geht es um das Wohl des Imperiums und damit ist mir unser Ansehen hier auf Cygnus eine wichtige Herzensangelegenheit. Dabei ergeht es mir ähnlich wie Ihnen: Das hier ist meine "erste große Mission" weit weg von zu Hause. Das ist aufregend und eine riesige Herausforderung. Ich stehe zwar nicht so im Rampenlicht wie Sie, aber ich bin auch andauernd von Cygnern umgehen und hoffe stets, dass ich nichts falsches sage oder mache."

Sie hoffte, dass sie sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnte. Es ging ihr darum Gemeinsamkeiten aufzuzeigen. Sie wusste, dass diese ersten Minuten sehr entscheidend waren, ob er sie akzeptieren oder abblitzen lassen würde. Für Kate würde es schwierig werden, bei diesem ersten Gespräch ihre beiden Ziele zu erreichen. Einerseits ihren Reporter-Freund glücklich zu machen, ihm genügend Emotionen und Hintergründe zu liefern, und andererseits möglichst auch eine Quelle für ihre geheimdienstlichen Aufgaben zu akquirieren. Auf den ersten Blick schien der Offizier perfekt geeignet zu sein, doch das musste sich erst noch zeigen.
Mit einer sanften Handbewegung strich sie sich eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht, schaute kurz hinüber zu Juin und dann lächelte sie
Fremyn wieder an. Sie würde den Druck jetzt erhöhen und die Reaktion genau beobachten.


"Wussten Sie, dass sie hier hinter dem Imperator der bekannteste Imperiale sind? Und ihre Beliebtheitswerte sind dabei um einiges höher. Es gibt viele Gerüchte seit den Geschehnissen rund um die Prinzessin. Viele Frauen bewundern sie, Männer wollen so sein wie sie und kürzlich habe ich sogar Kinder dabei beobachtet, die ihr Duell nachgespielt haben."

Das war nicht unbedingt nur die Wahrheit, zumindest was das Duell anging und bezüglich der Bekanntheitswerte hatte sie ehrlich gesagt keine belegbaren Zahlen, aber wenn man allein bedachte mit welcher Ehrfurcht einige Cygner an ihrem Tisch vorbeigingen, war das auch nicht zu weit hergeholt.

"Die Leute wollen Sie kennen lernen. Wollen Sie Ihren Teil der Geschichte erzählen? Was ging Ihnen beim Duell durch den Kopf? Wie fühlen Sie sich auf dem Schiff Ihrer königlichen Majestät? Wie war das, als Sie die Prinzessin das erste Mal getroffen haben?"

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[ Esaga-Sektor | Zendus-III-System | Rand des Systems | MAR "Claw of Justice" | Brücke | Brückencrew & Commander Vest]

Ein merklicher Ruck ging durch die Claw of Justice als sie aus dem Hyperraum austrat. Nomi betrachtete das Innere ihres leeren Caff-Bechers. Ein dunkler, kreisrunder Satz hatte sich an dessen Boden gebildet. Er war jedoch noch flüssig, nicht ansatzweise getrocknet. Lange waren sie nicht gereist. Das System des kühlen Zwergsterns, der Cygnus B am drittnächsten und im Hoheitsgebiet des Cygnischen Sternenimperiums lag, war keine zehn Parsecs entfernt. Soweit die Kommandantin der Claw richtig informiert war – und davon ging sie aus – beanspruchte die Königliche Hoheit die Herrschaft über insgesamt zwölf bewohnte Sternensysteme, die alle nicht weiter als zwanzig Parsecs von der Thronwelt entfernt lagen. Im Gegensatz zum galaktischen Imperium war dies hier also eher winzig. Kaum zu glauben, dass Cygnus überhaupt eine wichtige Rolle spielen konnte. Da Admiral Nerethin seit der Rettung der Kronprinzessin jedoch die gesamte dritte Flotte hierhergeholt hatte, war dieser Umstand nicht länger von der Hand zu weisen. Dieser kleine Fleck ihrer Galaxie spielte eine Rolle. Warum auch immer.


„Die Étoiles ruft uns. Capitaine de corvette Thomas, Ma’am“, berichtete der diensthabende Kommunikationsoffizier, der obendrein auch noch Nomis Sohn war.


Die blonde Coruscanti neigte leicht ihren Kopf. Das Zendus-III-System, in welchem sie sich nach dem erfolgreichen Sprung befanden, wies in letzter Zeit eine ungewöhnlich hohe Zahl von Systemsprüngen auf. Und das ohne ersichtlichen Grund. Hier befand sich ein einziger bewohnbarer Planet, der weder über nennenswerte Industrie, noch wertvolle Handelsgüter verfügte. Landwirtschaft und Tourismus waren die größten Wirtschaftszweige. Die Population betrug nicht mehr als dreihundert Millionen. Nomi hatte bei Rendili lange genug Zollaufgaben vollrichten müssen, um zu wissen, dass dies verdächtig merkwürdige Umstände waren. Vermutlich war die Claw deshalb das Schiff der Wahl, um die ansässigen Cygner bei der Untersuchung dieser Sache zu unterstützen. Die Mitglieder ihrer Besatzung hatten nicht viel Schlachterfahrung, dafür umso mehr wenn es um das Aufbringen von Schmugglern und Piraten ging.


„Stellen Sie durch. Auf das Hauptholo.“

Sie trat zum Holoprojektor, verschränkte die Hände hinter dem durchgestreckten Rücken und wartete darauf, dass die Verbindung aufgebaut wurde. Flackernd erschien das glattrasierte Gesicht eines rüstigen Mannes, dessen stolzes Alter sich über die Jahre auf die Körperhaltung übertragen hatte. Seine Schultern schienen durch eine unsichtbare Kraft gen Boden gezogen zu werden, die grüne Uniform knitterte über einem deutlich erkennbaren Buckel und grauweiße Haare umrahmten das in die Jahre gekommene Gesicht, das eine neutrale Miene aufgesetzt hatte. Alles in allem wirkte er nicht sehr sympathisch. Doch was wollte man von einem Mann erwarten, der seinerseits dem Cygnischen Sternenimperium seit Jahren als Kommandant einer leichten Zollkorvette diente. Nomi hätte ein ähnliches Schicksal ereilen können, wenn der Befehlshaber der Sektor-Flotte bei Rendili sich nicht in den Kopf gesetzt hätte, Nomi Vest in die Weiber-und-Alien-Flotte der Dritten abzuschieben. Einen größeren Gefallen hätte er ihr kaum tun können.

„Commandant Vest. Es ist mir eine Freude.“


Capitaine Thomas lächelte tatsächlich sanft.


"Seien Sie gegrüßt, Mr. Thomas.“


Er wartete einige Sekunden. Vergebens. Dann änderte sich seine Miene zu etwas Wehmütigem. Für mehr ließ sich Nomi jedoch nicht hinreißen. Sie wusste nicht, mit was für einen Mann sie es hier zu tun hatte. Und wenn sie sich selbst gegenüber ehrlich war, konnte sie das Militär des Sternenimperiums nur belächeln. Darüber hinaus hatte sie sich angewöhnt anderen Schiffskommandanten nicht allzu viel Offenheit gegenüber zu präsentieren. Sie war eine Frau im Imperium. Niemand schenkte ihr Vorschusslorbeeren. Warum also sollte sie Capitaine Thomas diese zugestehen?


In der Projektion des Cygners konnte die Kommandantin der Claw erkennen, dass der gebrechliche Mann sich nach etwas umsah. Nach was war für Nomi nicht zu erkennen. Er schien die gewünschte Information allerdings gefunden oder bekommen zu haben, denn kurz darauf wandte er sein Gesicht wieder ihr zu.


„Sie sind allein gekommen.“ Er klang nicht überrascht oder verärgert. „Ich denke jedoch auch nicht, dass Ihre Hilfe von Nöten gewesen wäre. Mit ein paar Schmugglern kommt die Étoiles sehr gut allein zurecht. Es ist ein stolzes Schiff. Wir sorgen seit Jahren für Ordnung im Cluster. Ich weiß noch…“


Nomi unterbrach ihn. „Ich bin mir sicher, die Étoiles hat zu Ihrer Zeit heroische Schlachten geschlagen.“


„Zu ihrer Zeit?“ Er lachte und war offensichtlich etwas verwirrt. „Gute Frau, diese Korvette ist nicht älter als… zehn… oder elf Standardjahre.“


Mit einer angehobenen Augenbraue entschied sich die Coruscanti an dieser Stelle dafür, den Cygner in dem Glauben zu lassen, dass sie das Schiff gemeint hatte.

„Pardon. Sie haben natürlich Recht.“ Sie räusperte sich. „Wollen wir dann?“

Capitaine Thomas rieb die Hände aneinander, als würde er sich über ein ganz besonders delikates Gericht freuen, das ihm soeben serviert wurde.


„Aye, Madame. Mit dem größten Vergnügnen. Wir legen uns auf die Lauer und melden uns, soweit es etwas gibt.“


Die Verbindung wurde unterbrochen. Nomi seufzte leicht und wandte sich ab. Nach ein paar Schritten über die Brücke bemerkte sie, dass auch sie die Hände aneinander rieb. Kurz hielt sie inne und wischte sich die Handflächen an den Seiten ihrer Uniform ab, als hätte sie gerade etwas Schmutziges getan.

„Sind die Avenger in Alarmbereitschaft?“
„Aye, Ma’am“, kam es von der Flugkontrolle.


„Sensorik?“ Keine Antwort.

Sensorik?“ Diesmal etwas energischer.
„Mr. Reed!“, raunte der XO, Lieutenant Wallis.


Nomi wirbelte mit offenem Mund in die Richtung der Sensorik-Crew, die seit Neustem unter der Führung des Ensign Dendrik Reed stand, der diese Aufgabe von Wallis übernommen hatte. Es schien beinah als erschrak er, dass jemand ihn ansprach. Seine Stimme bebte leicht, nachdem er endlich realisiert hatte, dass von ihm eine Antwort erwartet wurde.


„Ja… Ja, Ma’am. In Ordnung.“ Anschließend wandte er sich umgehend wieder einem Bildschirm seiner Konsole zu. Nomi sah sich nach ihrer Stellvertreterin um und bedachte jene mit einem bedeutungsvollen Blick. Miranda hatte Reed als ihren Nachfolger vorgeschlagen und Nomi vertraute ihr. Es war an ihr dafür zu sorgen, dass sie nicht enttäuscht wurde. Sie wollte gerade etwas sagen, da wurde sie ihrerseits unterbrochen.

„War das ratsam?"

Nomi sah sich nach dem Ursprung der Worte um, erkannte jedoch sofort, dass sich um Sam handelte.

„Wiebitte, Lieutenant?"

„Den Capitaine zu verärgern." Eine kurze Pause; „Ma'am."

Für einen kurzen Moment war Nomi sprachlos. Ihr Sohn hatte gerade vor der versammelten Brückenbesatzung eine ihrer Aktionen als Kommandantin dieses Schiffes in Frage gestellt. Das konnte sie so nicht stehen lassen. Erneut räusperte sie sich, wandte sich dann an die komplette Brückencrew. „Ich weiß ja nicht, wie das hier unter Commander Darren gelaufen ist, aber würden Sie bitte wieder Ihren Job machen und meine Befehle befolgen? Lieutenant Vest, Sie tauschen Ihre Schicht, ich will Sie heute nicht mehr auf der Brücke sehen."


Samuels Gesicht war rot geworden. Es war nicht zu verkennen, dass er seine Worte bereute, und Nomi wusste auch nicht, was ihn geritten hatte. Zwar war er im Privaten nicht mit jeder ihrer Entscheidungen einverstanden, im Dienst hatte er sich bis dato jedoch tadellos verhalten. Sie würde das hier bis morgen als Ausrutscher abstempeln.


Jawohl, Commander." Mit gesenktem Kopf verließ er seine Station. Ein Senior Crewman ersetzte ihn.


„Hat hier sonst noch jemand irgendwelche Fragen?" Herausfordernd blickte sie in die Runde. Es rührte sich jedoch niemand. Also gut. Lassen Sie uns loslegen. Schließen Sie zur Étoiles auf.“

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[: Cygnus - System | GSD – Aries Prime | Quartier des Commanders :||: Commander Alexa O'Neill alleine:]

Sanfte Klänge eines Pianostückes erklangen leise durch versteckte Lautsprecher in des Commanders Unterkunft. Musik, die Alexas Nerven beruhigen sollten. Betonung lag auf `sollten´. Der zierliche Commander des GSD konnte nur mit Mühe ihre Nervosität kontrollieren, die aufgekommen war, als sie die Nachricht erhielt, dass man O`Neill auf der „Anvenger“ in 45 Minuten erwarten würde. Alexa hätte ihre Nervosität besser unter Kontrolle gehabt, wenn es nur eine Holo-Besprechung gegeben hätte. Aber Admiral Nerethin erwartet sie persönlich auf dem ISD.


Alexa schluckte erneut und leckte sich nervös über die trockenen Lippen. Sie konnte es immer noch nicht richtig begreifen, dass sie dem Admiral in einigen Minuten persönlich gegenüberstehen würde. Und die Bastionern gedachte einen guten Eindruck zu hinterlassen. Dabei hatte es überhaupt nichts zu tun, dass es sich um DIE Elysa Nerethin handelte. Nein, ganz und gar nicht.


Mit einem letzten Blick in den Spiegel in der Quartier angrenzenden Nasszelle vergewisserte sich Alexa, ob auch wirklich alles perfekt saß und mit einem kurzen Zunicken ihres Spiegelbildes, verließ sie die kleine Kammer und überwand die kurze Distanz bis zu ihrem Bett mit schnellen Schritten. Schnappte sich im Vorbeigehen ihre ungeliebte Uniformmütze und setzte diese auf. Griff nach der Depeschenmappe, straffte die Schultern und machte sich auf dem Weg in den Hanger. Wo dort eine Fähre auf die Commander warten würde, die sich auf das Schiff des Admirals bringen würde.


***​

Der Flug dauerte nicht wirklich lange, doch für die kleine Bastionerin, die nervös ihre Finger auf ihrem Schoss in einender verknotete, schien er endlos zu sein. Immer wieder fummelte sie an dem Kragen der Uniform herum und vergewisserte sich, dass sich auch der Haarknoten nicht gelockert hatte, und klemmte lose Haarlocken wieder fest.


Nachdem die Fähre ihr Ziel erreicht hatte, ließ sich Alexa von dem kleinen Empfangskomitee zu ihrer Gastgeberin bringen. Während man die beiden Frauen miteinander bekannt machte, salutierte die kleine Bastionerin ihrer ranghöheren Offizierin und übergab die Mappe mit der Depesche der entsprechenden Person.


„Vielen Dank, Ma'am. Ich benötige nichts, Ma'am.“

Erwiderte Alexa, nahm ihre Kopfbedeckung ab und ging zu der kleinen Sitzgelegenheit und würde sich dann erst dort niederlassen, wenn sich der Admiral gesetzt hatte.

Die einzige Erfrischung, die die junge Frau gebrauchen könnte, wäre ein sehr starker Schnaps gewesen. Um ihre Nerven zu beruhigen. Doch sie bezweifelte, das Elysa so etwas hier hätte. Leise räusperte sich O'Neill und bei genauem Hinsehen, konnte man ihre Nervosität erkennen, denn sie wippte kaum merklich mit dem Fuß und hatte ihre Hände vielleicht zu sehr zu einer Faust verkrampft. Im Ganzen machte sie einen etwas verkrampften Eindruck.

„Vielen Dank das Sie mich empfangen, Ma'am. Aber ein kurzes Briefing via Holo-Übertragung hätte es auch getan, Ma'am.“

Hörte sich Alexa sagen und biss sich auf die Zunge. Das war doch etwas forscher über ihre Lippen gekommen, als sie es beabsichtigt hatte.




[Cygnus-System - ISD Avenger - Admiralsbüro] Chief Steward George Travis, Sub Lieutenant Inyri Samantha Harte, Commander Alexa O'Neil, Admiral Elysa Nerethin
 
[Cygnus-System - ISD Avenger - Admiralsbüro] Chief Steward George Travis, Sub Lieutenant Inyri Samantha Harte, Commander Alexa O'Neil, Admiral Elysa Nerethin

Die Nervosität der Schiffskommandantin war ihr deutlich anzumerken, sowohl in der Körperhaltung, als auch den Emotionen die sie in die Macht abstrahlte. Nervosität und Aufregung. Einige Offiziere und Kommandanten hatten ähnliche Reaktionen an den Tag gelegt, als Elysa sie das Erste mal zu einem Gespräch bat. Vielleicht war man es gewohnt, dass Admiräle sich nur um einfache Offiziere scherte, wenn sie Mist gebaut hatten, oder von Oben herab jemand versuchte Schuld abzuwälzen. Nichts davon war die Intention der Corellianerin. Auch jetzt, war es für Elysa von Bedeutung, dass sie die Grundlage für einen Dialog legte, statt sich in irgendeiner Weise zu profilieren. Vielleicht würde es ihr gelingen die Kommandantin der Aries Prime die Nervosität zu nehmen.

"Nicht unbedingt, Commander.", erinnerte Elysa Commander O'Neil mit einem feinen Schmunzeln, ohne auf den kleinen Fauxpas der Kommandantin einzugehen. "Die Depesche war zur persönlichen Übergabe an mich oder meinen Stab adressiert, an Bord kommen mussten Sie so oder so."
Die rothaarige Flag Lieutenant legte ihr ein Datenblock auf den Tisch, kurz darauf folgte ihr Steward und stellte ihr eine frisch aufgebrühte Kanne mit Bentaxbeerentee, sowie Tasse und und Unterteller in griffweite. Bei Beiden bedankte sich Elysa mit einem freundlichen Nicken.
"Und im Hinblick darauf, dass ich früh wach war, bot sich ein Gespräch an. Wir bekommen hier draußen nicht viel von dem mit was im Imperium vor sich geht, und daher habe ich gehofft, Sie könnten mir die letzten Neuigkeiten grob umreißen. Worum ich Sie auch weiterhin zu bitten gedenke."
Ihre Worte deuteten es bereits an. Etwas anderes musste die Aufmerksamkeit der Admirälin auf sich gezogen haben.
"Als ich dann aber unterrichtet wurde, dass Sie einen der neuen Gladiator-Kreuzer kommandieren, war meine Neugier vollends geweckt. Weshalb entsendet man einen der neusten Kreuzer so weit abseits der imperialen Kerngebiete, insbesondere falls Sie nur diese Nachrichtendepesche überbringen sollten? Und noch dazu Commander Alexa O'Neill, Rezipientin des Imperialen Sterns in Gold?"
Das Heldengedenken auf Rendili war lange in den imperialen Medien thematisiert worden, insbesondere die Träger der Beförderungen und der Orden sollten wohl dem angeknacksten Selbstvertrauen der Flotte gut tun. Dass die mediale Aufmerksamkeit auf die einfachen Kommandanten gerichtet war, war nur gerechtfertigt, immerhin war es die Flottenführung, welche versagt hatte und bedingt durch Allegious Fokus auf den eigenen Machterhalt den Corellian Run verlor. Elysa selbst hatte Allegious gewarnt, das Oberkommando mehrfach, aber es war vergebens.

Deshalb wunderte es sie auch nicht, dass Alynn Kratas, oder sie selbst keinerlei Erwähnung fanden, obwohl die Operationen zur Evakuierung der VIPs im Corellia-System erfolgreich verlaufen waren und man zumindest den Hapanern empfindliche Verluste beifügen konnte, ohne nennenswerte eigene Verluste. Nachdem sie auf eigene Faust mit Verstärkung von Coruscant aufgebrochen war, bedauerlicherweise wenige Stunden zu spät, um den Verlust Corellias zu verhindern. Vielleicht war es Hochmut, aber wären ihre Einheiten rechtzeitig vor Ort gewesen, hätte zumindest eine numerische Parität bestanden und ihre eigenen taktischen Fähigkeiten stufte sie als gut, vielleicht sogar sehr gut ein. Möglicherweise wäre es anders ausgegangen. Möglicherweise. Sicherlich, sie war kein Needa. Aber das war niemand außer Needa.


"Ohne den Inhalt der Depesche zu kennen, vermute ich, dass, neben dem Nachrichtenupdate darin auch ihr Versetzungsbefehl enthalten ist, von dem Sie vielleicht selbst noch nicht einmal etwas wissen.", äußerte Elysa ihren Verdacht, pausierte und goss sich von ihren Tee ein, um einen ersten Schluck zu nehmen und die Tasse danach wieder abzusetzen. Unliebsames Personal beförderte oder verlegte man gerne aus den Kernwelten weg.

"Die Frage ist, weshalb?" Ein freundliches, echtes Lächeln, das sich auch in der Tonlage widerspiegelte, nahm den Worten die man möglicherweise falsch verstehen konnte, einen hineininterpretierbaren Vorwurf. "Aber vielleicht schaue ich einfach nach, bevor ich Sie und mich zu Spekulationen verleite, die möglicherweise gar nicht zutreffen."

Die Flottenkommandantin nahm den Datenblock zur Hand und blickte noch einmal zu Alexa O'Neill bevor sie sich der Sichtung der Daten annahm. "Wie ist es mit Ihnen nach Rendili weitergegangen?"

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[Mittlerer Rand | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Cygnus B || Kaprala | Innenstadt | Café „Le Havre“ | Terrasse || Lieutenant Noak Fremyn und Petty Officer Fibon (alias Operative Lux), Juin Giugno sowie allerhand imperiale Militärangehörige]

Noak schluckte unwillkürlich als die ihm gegenübersitzende Blondine seinen Vorwand kinderleicht aushebelte, indem sie indirekt auf ihre Position innerhalb der Botschaft verwies. Dazu setzte sie ein herzliches Lächeln auf. Sie war demnach geschickt; ließ ihm kaum Raum zum „Manövrieren“. Der Cygnier hatte sich inzwischen ebenfalls an den kleinen Tisch gesetzt, musterte ihn äußerst neugierig und wartete anscheinend nur darauf die ersten interessanten Informationen zu ergattern. In solchen Momenten, wenn man von medienerfahrenen Leuten förmlich belagert wurde, war es eigentlich nur eine Frage der Zeit bis der unsichere Laie kapitulierend einknickte. Schon schlug das Herz in seiner Brust lauter als sonst, während sich ein dünner Schweißfilm auf seinen Händen bildete.

Die Blondine drängte ohne Unterlass auf ihn ein. Überaus schmeichelnd erzählte sie ihm von seiner angeblichen Popularität hier vor Ort. Beliebter als der Imperator höchstpersönlich? Während diese Behauptung noch vollkommen frei durch seinen Kopf wirbelte, war Petty Officer Nyna Fibon schon längst einen Schritt weiter. Baute das gezeichnete Bild noch ein kleines Bisschen aus, indem sie ihm freudig erzählte, hiesige Frauen würden für ihn schwärmen; Männer sähen in ihm derweil eine Art Vorbild. Erneut schluckte der Bakuraner. Staubtrocken war sein Mund. Doch die Mitarbeiterin der ansässigen Botschaft war noch nicht fertig. Sozusagen als grandioses Finale tischte sie ihm auf, dass sie gesehen hätte wie cygnische Kinder in den Straßen von Kaprala das Duell zwischem dem Comte und ihm nachgespielen würden. Unwillkürlich spürte er ein weiteres Mal die Klinge des cygnischen Adligen wie sie in das Fleisch seines Oberarms schnitt.


„Das ist eindeutig zu viel der Ehre“, stammelte der schüchterne Lieutenant ganz verlegen, während er sich mit der rechten Hand unbewusst die verwundete Stelle rieb. „Mehr als die Ausübung meiner Pflicht war das nicht … und das dürfte wohl zu pathetisch für irgendwelche Berichte klingen.“

Just in diesem Augenblick stapfte plötzlich Senior Midshipman Turnell, bewaffnet mit jeweils einer Tasse Caf pro Hand, aus dem recht überfüllten Lokal, bahnte sich dann zielsicher seinen Weg vorbei an all den betrunkenen Imperialen und stellte abschließend mit triumphierenden Lächeln die beiden Trinkgefäße auf den kleinen, runden Tisch ab. Groß und zudem massig war der vollbärtige Mensch, den man gemeinsam mit dem Bakuraner von dem corellianischen Kanonenboot „Silver Bullet“ auf die cygnische Nebulon B-Fregatte „Aliéstra“ versetzt hatte. Weil er dem starken Tabakkonsum nicht abgeneigt war, haftete in der Regel eine Wolke, die nach Aschebecher roch, an ihm. Grinsend lies er sich auf dem freien Stuhl nieder, nickte höflich den beiden ihm unbekannten Neulingen zu und griff anschließend nach seiner Tasse Caf, bevor er ungefragt in das Gespräch einstieg.

Rau, einem Reibeisen gleich, klang seine Stimme als er amüsiert nachfragte:
„Sie machen wirklich ein Interview über den Lieutenant? Na, da kann ich Ihnen viel erzählen … hab immerhin ihm meine Beförderung zum 'Senior' zu verdanken.“ Äußerst stolz tippte er mit seinen großen Zeigefingern auf das rechteckige Rangabzeichen an seiner breiten Brust. Dann fischte er gekonnt eine Zigarette aus der kleinen Schachtel, bevor er grinsend weitersprach: „Seit wir uns hier auf cygnischen Territorium befinden, hat Mister Fremyn echt eine Menge erlebt. Von dem Duell haben sie schon gehört?“

Derweil man im Hintergrund das Schmählied „Der dicke Cornell“ anstimmte, eine Verballhornung dessen „glanzvollen“ Taten bei der Zweiten Schlacht von Bastion, blickte der schwarzhaarige, junge Flottenoffizier scheu zu dem ihm unterstellten Senior Midshipman. Wiederholt schluckte er. Denn Klatsch und Tratsch waren in den Streitkräften leider weit verbreitet. Was würde Turnell den beiden also liefern? Wie groß war der Anteil an Wahrem daran? Noak fürchtete das Schlimmste. Irgendwie hatte sich das Schicksal gegen ihn verschworen seit er von Commander Aaronson zum Lieutenant befördert worden war. Jetzt, genau in diesem Moment, sehnte er sich mehr denn je nach seiner alten Stellung als einfacher Waffenoffizier auf der „Silver Bullet“ zurück. Seiner Meinung nach hätte es ruhig einen anderen armen Tropf treffen dürfen.

Turnell lehnte sich zufrieden in dem knarrenden Stuhl zurück als plötzlich die Aufmerksamkeit auf seiner Seite war. Genüsslich sog er an seiner angezündeten Zigarette, blies eine Wolke blauen Dunst in die Luft und plauderte danach freigiebig:
„Landgang hatten zu diesem Zeitpunkt bloß der Captain (Selgorias), die Konsularschnepfe (Tebelon), Mister Fremyn und – soweit ich gehört habe – ein karterartiger Offizier (Darran). Ganz sicher kann ich Ihnen die Geschichte also nicht erzählen. Doch alle Details sind wahr … Das schwöre ich Ihnen.“ Obgleich der Wind noch immer frischlich war, fühlte sich der Bakuraner mit einem Mal wie in einem Backofen. Schweißperlen bildeten sich unter den schwarzen Locken. „Der Lord, mit dem sich unser Lieutenant hier herumgeschlagen hat, hatte wohl die Ehre der Prinzessin verletzt, weshalb ihn unser respektierter Captain – ganz nach Anaxsi-Tradition – zum Zweikampf, Mann gegen Mann, herausforderte. Mister Fremyn, der quasi seit der Evakuierung der 'Confidence' einen Draht zur Prinzessin hat, war da wohl die erste Wahl...“ Noch eine blaue Dunstwolke entstieg der roten, kolbenartigen Nase des Senior Midshipman. Ungeachtet der Tatsache, dass Noak mit am Tisch saß, sprach Turnell ungestört weiter. „Ich war zwar nicht mit dabei, aber gute Kameraden von der 'Gladius' haben mir erzählt, das Duell soll wohl tatsächlich im Thronsaal stattgefunden haben – vor dem hiesigen Imperator und dessen Tochter! Dem Lieutenant hat man dafür sogar eine goldene Rüstung gegeben wie sie Sith-Krieger in den alten Geschichten getragen haben … Nur die Gerüchte, er habe mit einem Lichtschwert gekämpft, glaube ich nicht. So sehen seine Wunden einfach nicht aus.“

Bei all dem falschen Gerede stand der Lieutenant kurz vor einer Ohnmacht. Das Duell mochte bloß ein paar Tage her sein, aber die Gerüchteküche hatte anscheinend einen Kampf daraus gemacht, der den Erzählungen nach dem Thronkampf zwischen Seiner Majestät, Imperator Allegious, und Janem Menari ohne Probleme das Wasser reichen konnte. Thronsaal statt Friedhof, Rüstung statt normaler Kleidung, Lichtschwert statt Rapier – so sahen die „Fakten“ aus. Nicht einmal die Behauptung, dass die Imperialen die Cygnier herausgefordert hätten, stimmte. Des Weiteren schien das Attentat auf Konsularagentin Tebelon keine Rolle in der verzerrten Geschichte der Matrosen zu finden. Genauso hielt man – wohl aus ideologischen Gründen – Darrans Handeln klein. Zwangsläufig stellte sich für Noak eine einzige Frage: Glaubten Fibon und ihr Begleiter das Gerede? Unsicher ließ er den Blick zu der Blondine wandern. Seine Tasse Caf hatte er bisher noch kein einziges Mal angerührt.

Der Senior Midshipman hingegen schien sich in seiner Rolle zu gefallen.
„Soll ich Ihnen noch mehr über das Duell erzählen? … Oder wollen Sie lieber was über die 'Aliéstra' erfahren? Denn man hat nicht nur den Lieutenant auf die alte Dame versetzt.“ Er grinste breit. „Und bestimmt wird er Ihnen kaum etwas darüber erzählen, dass er – als Erster Offizier wohlgemerkt! – einen eigenen Steward hat.“

[Mittlerer Rand | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Cygnus B || Kaprala | Innenstadt | Café „Le Havre“ | Terrasse || Lieutenant Noak Fremyn und Petty Officer Fibon (alias Operative Lux), Senior Midshipman Turnell, Juin Giugno sowie allerhand imperiale Militärangehörige]
 
[ Esaga-Sektor | Zendus-III-System | Asteroidengürtel um Zend | MAR "Claw of Justice" | Brücke | Brückencrew & Commander Vest]

Die leichte Zollkorvette der Cygner bildete auf dem Papier ein gutes Duo mit der Claw of Justice. Die Marauder-Korvette, die mit Traktorstrahlern und für Frachter und Sternenjäger schier unüberwindbaren Schilden und einer dicken Panzerung ausgestattet war, sollte so gut wie jeden Schmuggler in der Galaxie im Schach halten können. Die Étoiles ihrerseits war sogar speziell dafür konzipiert, Kontrollen auf kleinen Schiffen durchzuführen. Zwischen ihren länglichen Auswüchsen am Bug konnte sie Frachter festsetzen. Über die Andockvorrichtung war die Besatzung anschließend in der Lage das verdächtige Schiff zu betreten, was im Zweifelsfall die Enterung bedeutete.

Während jeder einzelne von ihnen mit Sicherheit irgendwo Schwächen besaß, waren sie zusammen ein Alptraum für jeden Schmugglerkönig. Nur, dass es hier nicht einmal ein Schmugglerprinzchen gab. Seit Stunden lagen sie nun bereits auf der Lauer, ohne dass irgendetwas geschah. Während Mannschaft und Führungsoffiziere zu Beginn des Auftrags noch von saftigen Prisen geträumt hatten, machte sich nun Ernüchterung breit. Die Wartezeit wurde zur Zerreisprobe und zerrte an den Nerven aller.

Nomi gefiel es am allerwenigsten einfach nur dazusitzen und darauf zu warten, dass etwas geschah. Den frisch aufgebrühten Becher Kaff, den man ihr vor einigen Minuten bringen wollte, hatte sie abgewimmelt wie eine lästige Fliege. Nur noch ein wenig mehr von dem Zeug, und sie würde im Dreieck springen wie ein wildgewordener Wookiee. Da war sie jedoch lange nicht die einzige.


„Was soll das heißen, Sie haben die aktiven Sensoren auf voller Leistung fahren lassen?“

Miranda Wallis, der erste Offizier der Claw, verfügte in der Regel über einen sehr ruhigen, abgeklärten und vor allem freundlichen Charakter. Nun jedoch war ihre Anspannung deutlich zu spüren. Es war inzwischen das dritte Mal in den letzten zweieinhalb Stunden, dass sie mitten in der Sensorik-Sektion stand. Sie klang genervt und sprach so laut, dass man ihre Worte auf der ganzen Brücke deutlich vernehmen konnte.

„Sie sagten doch, ich solle im gesamten System nach Auffälligkeiten ausschauhalten, Ma’am“, antwortete Dendrik Reed mit gebrochener Stimmte.


Nun war es mit der Geduld der Fondorianerin endgültig vorrüber.
„DAS WAR VOR VIER STUNDEN, VERDAMMT NOCHMAL! Danach hatte ich Ihnen schon zwei Mal klar gemacht, dass wir nun in der Nähe des Planeten sind und die Köpfe einziehen! Wollen Sie mir ernsthaft sagen, dass wir unsere Anwesenheit seit 7 Stunden ins System hinausbrüllen?! Ist doch klar, dass jeder Idiot inzwischen mitbekommen haben MUSS, dass wir hier sind!“

Nomi verfolgte das Geschehen aus sicherer Distanz. Mit erhobenen Augenbrauen warf sie immer wieder verstohlene Blicke zu ihrer Linken, wo sich die Kontrollkonsolen der Sensorik-Crew befanden. Sie arbeitete nun seit beinahe fünf Jahren mit Lieutenant Wallis zusammen und hatte sie noch nie so wütend erlebt.

„Haben Sie bei mir denn wirklich so wenig gelernt? War ich eine solch miserable Vorgesetzte, dass Sie nicht einmal die Standardprozeduren einer verdeckten Observation kennen?“

Die Enttäuschung war klar in ihrem Tonfall zu erkennen. Nomi war hin- und hergerissen zwischen dem Drang zu intervenieren und die Spannung aufzulösen und der Genugtuung, dass es einmal nicht sie selbst war, die aus der Haut fahren musste, um die Besatzung an den Ernst der Lage zu erinnern. Sie entschloss sich schließlich dafür, abzuwarten und sich aus dieser Angelegenheit herauszuhalten. Miranda hatte den Ensign selbst zu ihrem Nachfolger auserkoren. Mit Sicherheit hielt sie es für ihre erste und oberste Pflicht, diese Sache selbst zu regeln.

Die endgültige Entscheidung wurde Nomi jedoch abgenommen. Mit dem Fehlverhalten ihrer Brückenbesatzung würde sie sich später beschäftigen müssen.


„Eine eigehende Übertragung der Étoiles, Commander“, meldete der Leading Crewman, der den Posten ihres Sohnes während dieser Schicht übernommen hatte.

„In Ordnung.“

Gemächlich wendete sie sich Richtung des Bildschirms. Innerlich machte sie sich bereits auf die Frage gefasst, warum sie seit sieben Stunden greller leuchteten als ein Leuchtturm der Cygnischen Küste zu dunkelster Sturmstunde und ihre Position an jeden im System herausgaben. Umso überraschter war sie jedoch, als sich nicht das faltige Gesicht des Capitaine Thomas im Bildschirm abzeichnete, sondern das einer jungen, weiblichen Offizierin.

„Madame Commandant. Capitaine Thomas lässt Ihnen ausrichten, dass uns der Informant auf der Planetenoberfläche mitgeteilt hat, dass die Schmuggler gewarnt wurden. Heute wird es keine Lieferungen durch das System geben.“

Sie sprach mit einem starken Akzent, der zwar schön und schwungvoll klang, jedoch unheimlich schwer zu verstehen war. Nomi benötigte so einige Sekunden, um die relevanten Informationen herauszufiltern. Etwas perplex machte sie ein paar Schritte zurück und warf ihrem Ersten Offizier einen fragenden Blick zu, die ihre Angelegenheit mit der Sensorik-Crew inzwischen klären konnte.

„Es gibt einen Informanten?“

Miranda Wallis zuckte die Schultern, um ihr nonverbal zu vermitteln, dass sie darüber ebenfalls keine Kenntnisse hatte. Nomis Zähne knirschten hörbar, als ihre Kiefer aneinander rieben. Zornesröte stieg ihr ins Gesicht. Sie war davon ausgegangen über sämtliche Missionsdetails aufgeklärt worden zu sein. Niemand hatte je die Existenz irgendeines Informanten erwähnt. Wenn sich herausstellte, dass Thomas ihr wichtige Informationen vorenthielt, musste sie ein ernstes Wort mit ihm wechseln.

Die Offizierin der Étoiles machte ein Geräusch, dass sich schwer nach „uwii“ anhörte. Bevor sie jedoch weitersprechen konnte, fuhr Nomi ihr in die Parade.

„Wo ist Capitaine Thomas?“

„Der Capitaine lässt Sie darüber informieren, dass er in wenigen Minuten zur Planetenoberfläche aufbrechen wird. Sie sollen in ein paar Stunden wieder mit seiner Anwesenheit rechnen. Der Duc von Zend lud den Capitaine zum Dinner.“

In diesem Moment klappte Nomi die Kinnlade herunter. Ihr fiel es schwer, Worte zu finden, die ihre Gedanken zum Ausdruck brachten. So war es wahrscheinlich auch zum Besseren. Denn das, was sie gerne ausgesprochen hätte, wäre wenig diplomatisch gewesen. Stattdessen formten ihre Lippen das aufgesetzteste Lächeln, das sie hinbekamen, während sie die Worte zwischen ihnen hindurchpresste:

„Ich danke Ihnen, Miss. Informieren Sie Mr. Thomas, dass ich ihn gerne begleiten werde.“

Danach beendete sie die Verbindung einfach. Wenn jemand mit ihr unbedingt solche Spielchen spielen wollte, sollte er sich gut anschnallen.

„Machen Sie eines der Shuttles bereit. Und bringen Sie mir alle Informationen, die Sie zu diesem Duc von Zend auftreiben können.“

[ Esaga-Sektor | Zendus-III-System | Asteroidengürtel um Zend | MAR "Claw of Justice" | Brücke | Brückencrew & Commander Vest]
 
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[ Cygnus-System - Cygnus - Kaprala - Innenstadt - Café Le Havre ] Lieutenant Noak Fremyn, Kate Lux (alias Petty Officer Nyna Fibon), Juin Giugno (NSC) und Militärangehörige

Kate war innerlich mit der Überlegung beschäftigt, ob sie die Widerstand des Lieutenants am ehesten brechen konnte, indem sie noch mehr Druck ausübte oder ob sie sich besser eher zurück nehmen sollte. Der Blondine war bewusst, dass ihre Ungeduld zu ihren größten Schwächen zählte - das hatte sie sich bei ihrer Ausbildung oft genug anhören dürfen - und da sie diese Sache nicht vermasseln wollte, war es sehr wichtig das richtige Maß zu finden. Endlich setzte Fremyn zu einer Antwort an.

"Zu viel der Ehre"? "Ausübung seiner Pflicht"? War er wirklich so bescheiden und glaubte daran, oder spielte er hier nur eine perfekte Rolle? Kate schaffte es, trotz ihres Argwohns den freundlichen, offenen Gesichtsausdruck beizubehalten und machte sich innerlich eine Notiz, die Akte des Lieutenants genauestens zu studieren, sobald die Kommunikationstechnik dies wieder zuließ. Sie würde darin auf jeden Fall Hinweise finden, ob er wirklich so naiv und gleichzeitig heldenhaft war, oder ob das eben nur gespielt war. Nachdem ihr Kontakt zum IGD abgebrochen war, konnte sie noch nicht einmal wissen, ob sie beide vielleicht sogar Kollegen waren. Allerdings wäre er dann, wenn man seine Körperhaltung und Reaktionen detailliert beobachtete, ein ziemlich guter Schauspieler.

Sie durfte nachher auf keinen Fall den Moment verpassen, ihm ihre Com-Nummer zu geben. Noch war es dafür zu früh. Auch wenn es von ihm als ein Hinweis auf nichtberufliche Interessen ihrerseits hindeuten mochte, so ging es ihr darum, ihn zukünftig als Informationsquelle nutzen zu können. Ein bisschen flirten und dann würde sie schon das ein oder andere erfahren. Keiner war näher dran an den Cygnern als er. Und um derartige Informationen ging es nun mal bei ihrer Mission hier auf dem Planeten. Sie durfte sich nur nicht dazu verleiten lassen, dass mögliche Flirts zu intensiv wurden. Ihr Magen, wenn man das als Anzati so sagen konnte, meldete sich langsam wieder zu Wort. Der Ruf nach frischer Gedankensuppe wurde zunehmend stärker. Sie hatte kein Interesse daran, dass Mitglieder des Imperiums oder gar der so unschuldig wirkende Prinzessinenretter zu ihren Opfern wurde. Doch je stärker der Hunger, desto weniger hatte sie sich unter Kontrolle.

Genug der Ablenkung. Sie legte den Kopf ein wenig schief und wollte gerade antworten, als ein großer, kräftiger Mann mit zwei Tassen Caf an den Tisch herantrat. Verdammt. Sie hatte sich so sehr ablenken lassen, dass sie ihr Umfeld aus den Augen verloren hatte. Jemand war bis zu ihrem Tisch gekommen, ohne ihr aufzufallen. So etwas durfte ihr einfach nicht passieren, wenn sie als Agentin lange überleben wollte.

Zu allem Überfluss setzte er sich auch noch hin und fühlte sich sofort angesprochen. Dabei hatte sie gerade die Hoffnung gehabt, dass Fremyn jetzt gesprächiger werden würde. Kate kam nicht dazu, auch nur ein Wort zu sagen. Die Vorstellungsrunde wurde gleich übersprungen, der Senior Midshipman tischte ihnen eine Heldengeschichte auf, bei der die Heldentaten des Noak Fremyn ihren bisherigen Kenntnisstand noch um ein Vielfaches überstiegen. Kate folgte den Erzählungen augenscheinlich aufmerksam, ließ den Lieutenant aber gleichzeitig nie aus den Augen. Er schien erleichtert zu sein, dass man ihm das Reden abnahm. Gleichzeitig glaubte sie an seinen Augen auch die ein oder andere "peinlich übertriebene" Aussage erkennen zu können.

Kate kam nicht umhin, Juin auch einen Blick zuzuwerfen. Dieser machte sich zwar fleißig Notizen, konnte aber mit Sicherheit aus den bisherigen Informationen noch keine Story basteln. Ihre Aufgabe war es jetzt, den Midshipman nicht vor den Kopf zu stoßen und gleichzeitig den Lieutenant wieder ins Gespräch zu bringen.


"Das ist wirklich alles sehr beeindruckend. Die Aliéstra würde mich mehr interessieren. Unserem cygnischen Reporter hier geht es um die Beziehungen zwischen Cygnus und den Imperium. Wie fühlen Sie sich auf dem Schiff? Sind die Cygner freundlich oder eher distanziert? Werden Sie an Bord des Schiffes akzeptiert? Oder gibt es auch andere, die Ihnen böse Blicke zuwerfen?"

Damit gab sie ihm zumindest nochmal die Möglichkeit, etwas zu sagen, ohne ihn gleich komplett abzuwürgen. Womöglich sprangen dabei auch noch brauchbare Informationen für sie heraus. Wie kam sie nun wieder mit Noak Fremyn ins Gespräch?

"Haben sie ein vertrauensvolles Verhältnis zu ihrem Kommandanten? Wie Sie ja vielleicht wissen, gibt es auch viele Verschwörungstheorien rund um den Botschafter und den Baron. Die einen sagen, es gibt cygnische Strömungen, die das Imperium lieber nicht hier haben möchten, die anderen sagen es kommt von außen."

Doch sie war noch nicht fertig. Solange der Midshipman da war, mochte der Lieutenant sich zwar sicherer fühlen, aber er würde wohl kaum wirklich zu Wort kommen. Kate deutete auf die Caf-Tassen.

"Kommt hier auch irgendwann mal eine Bedienung oder wie kommt man hier an Getränke?"

Vermutlich würde der Senior Midshipman nicht nur aus reiner Höflichkeit ihr als Frau gegenüber einfach so aufstehen, und Caf für sie holen gehen. Anzati hatten Gedankenkontroll- und Hypnosekräfte. Aber nachdem sie als Waise bei Menschen aufgewachsen war, hatte ihr nie jemand beigebracht damit umzugehen. In Gedanken sendete sie den Wunsch "ich will für die Dame Caf holen gehen" in Richtung des kräftigen, bärtigen Gesprächspartners. Ob das überhaupt eine Wirkung haben würde oder nur Einbildung war, konnte sie schlecht vorhersagen. Gut möglich, dass es auch vollkommen fehlschlug und ihr einer der Kerle vom Nachbartisch gleich einen Heiratsantrag machte.

[ Cygnus-System - Cygnus - Kaprala - Innenstadt - Café Le Havre ] Lieutenant Noak Fremyn, Kate Lux (alias Petty Officer Nyna Fibon), Juin Giugno (NSC), Senior Midshipman Turnell und Militärangehörige
 
[Mittlerer Rand | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Cygnus B || Kaprala | Innenstadt | Café „Le Havre“ | Terrasse || Lieutenant Noak Fremyn und Petty Officer Fibon (alias Operative Lux), Senior Midshipman Turnell, Juin Giugno sowie allerhand imperiale Militärangehörige]

Die Halbwahrheiten, die der vollbärtige Senior Midshipman ganz ungeniert erzählte, animierten den Reporter anscheinend zum Mitschreiben – und trieben Noaks Puls unwillkürlich in die Höhe. Denn im Gegensatz zu so manchem Kamerad im Imperialen Militär gehörte der Bakuraner nämlich nicht zu jener Sorte Mensch, die gerne im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand. Nein, solche Auftritte überließ er eigentlich lieber irgendwelchen „Profis“ wie beispielsweise den Elitepiloten des allseits bekannten „Wolves' Squad“. Sie, die das grelle Blitzlicht längst gewohnt waren, mochten es lieben, ständig von allerhand Journalisten umschwärmt zu werden; er hingegen nicht. Schließlich handelte es sich bei ihm bloß um einen von Bakura stammenden Lieutenant – sprich: Einem kleinen Licht in der gigantischen Maschinerie namens „Imperiale Flotte“. Doch nun, da der Fokus der Öffentlichkeit aus irgendwelchen Gründen auf ihn gerichtet war, musste er damit irgendwie umgehen. Die Frage, die sich ihm stellte, war jedoch: Wie?

Nyna Fibon, die sich von den aufgebauschten Gerüchten nicht besonders beeindruckt zeigte, lenkte das Gespräch bei der nächstbesten Gelegenheit auf die cygnische Fregatte „Aliéstra“. Sie wollte von ihnen wissen wie es sich anfühlte auf diesem symbolträchtigen Kriegsschiff zu dienen und wie sich die Besatzung, die sowohl aus Cygniern als auch Imperialen bestand, anstellte. Des Weiteren wollte sie aufgrund des vielem Gerede sowohl in der Dritten als auch auf Cygnus B von Noak wissen, ob man ein gutes Verhältnis zum Kommandanten pflege. Schließlich gäbe es angeblich Strömungen im Sternenimperium, die das Imperium nicht auf ihren Territorium haben wollen. Glatteis – das spürte der Lieutenant, mochte er in solchen Dingen an sich noch ziemlich unerfahren sein, sofort. Nervös rieb er sich den Nacken. Sollte er die ungeschönte Wahrheit erzählen? Bevor er antwortete, fiel sein Blick unsicher auf den anwesenden Cygnier.


„Die 'Aliéstra' ist eine solide Fregatte mit tüchtiger Besatzung“, sagte der schwarzhaarige Bakuraner letztendlich. „Zwar birgt eine Mannschaft, die aus Mitgliedern von Militärs verschiedener Parteien besteht, zweifellos gewisse Risiken, aber Commander Devila konnte diese Probleme bislang durch seinen Führungsstil gut überbrücken.“ Umschiffte er so die gefährlichen Klippen? „Man kann also mit Fug und Recht behaupten, die Besatzung wachse allmählich zusammen.“

Erneut mischte sich Turnell ein: „Ich möchte an der Stelle auch nicht unerwähnt lassen, dass unsere cygnischen Kameraden wirklich fähige Matrosen sind! Hab' in unseren Reihen schon Leute erlebt, die konnten einen Hydrospanner nicht von einem Lasertaster unterscheiden. Meiner Meinung nach war's auch die Anwesenheit der 'Aliéstra' beim Schlag gegen die Piratenbasis, die ausschlaggebend für den Erfolg dieser Mission war. Der Kaloth hätte die 'Claw' oder die 'Gladius' mit Sicherheit zu Staub zerschossen! Wir, Imperiale und Cygnier, haben denen den Arsch gerettet – So sieht's aus!“

Unterschrieben hätte er diese Behauptung nicht. Natürlich hatte die Fregatte einen großen Anteil am tatsächlichen Erfolg der Mission. Jedoch konnte man in diesem Fall Captain Selgorias Führungsstil genauso wenig kleinreden wie Darrans forsches, tollkühnes Vorgehen. Ziemlich schnell hatten beide mit ihrem Handeln die Piraten in die Enge getrieben. Sollte er dies erwähnen? Sein Blick wanderte zu dem Senior Midshipman. Stolz auf das, was man an Bord des altgedienten Kriegsschiffs erreicht hatte, drückte dessen vollbärtiges Gesicht aus. Für ihn war der Wechsel von der „Silver Bullet“ zur „Aliéstra“ genauso ein gewaltiger Sprung gewesen wie für Noak. Statt weiterhin auf einem kleinen, ziemlich unbedeutenden Kanonenboot zu dienen, prangte nun in goldenen Lettern der Name eines berühmten Schiffs auf ihrer breiten Armbinde. Höchstwahrscheinlich musste sich die Besatzung der „Accuser“ oder „Avenger“ ähnlich fühlen – jedenfalls aus Turnells Sicht.

Plötzlich erhob sich der kräftige Untergebene:
„Mädel, Sie sehen ganz schon durstig aus. Ich werde Ihnen und Ihrem Freund da mal einen Caf besorgen.“

Derweil sich gerade drei plötzlich aufgetauchte CompForce-Soldaten einen Weg durch die Terrasse bahnten, machte sich der Senior Midshipman ebenfalls auf. Behäbig, aber trotz allem entschlossen ging er an den vollbesetzten Tischen vorbei. Hier und da gröhlte man lautstarkt, während an anderer Stelle Glücksspiele gespielt wurden. Dazwischen stimmte irgendwer das nächste Liedchen an, das sich – meist spöttisch – mit Kratas, Nerethin oder einer anderen namhaften Person beschäftigte. Erst nachdem der der Uniformierte endgültig im Inneren des „Le Havre“ verschwunden war, griff der Cygnier plötzlich den Gesprächsfaden wieder auf und knüpfte dabei nahtlos an Petty Officer Fibons zuvor gestellte Fragen an. Ihm ging es ebenso um die momentane Stimmung auf der Fregatte sowie darum, welche Geschichten zu den aktuellen Geschehnissen derzeit an Bord im Umlauf waren.

„Ich kann Ihnen da nicht viel liefern, Mister“, entgegnete Noak und zuckte mit den Schultern. „Mir gegenüber zeigt sich die Besatzung – cygnisch wie imperial – stets respektvoll. Jeder erfüllt seinen Dienst zur Zufriedenheit … und irgendwelche 'Fluchtversuche' sind mir nicht bekannt.“ Erneut griff er nach der Tasse Caf. Sie war fast leer. „Trotz allem habe natürlich auch ich schon davon gehört, dass man sich im cygnischen Kriegsministerium inzwischen lieber für einen Landsmann als neuen Kommandanten der 'Aliéstra' ausspricht. Jedoch bin ich nicht in der Position das zu kommentieren.“

Der Journalist nickte. „Und wie steht es mit dem Botschafter? Sie kennen sowohl Baron van Milaris als auch Konsularagentin Tebelon. Halten Sie einen Wechsel ebenfalls für sinnvoll?“

„Solche Dinge sind zu hoch für meine Position“, antwortete der Bakuraner, nachdem er kurz hörbar ausgeatmet hatte. Politik war überhaupt nicht sein Metier. „Ich in bloß der Erste Offizier auf einer Fregatte. Ich nehme Befehle entgegen und setze sie nach bestem Wissen und Gewissen um.“ Diese Erwiderung schien Giugno nicht zu befriedigen. Man konnte es an seinem Blick erkennen. Deshalb legte Noak notgedrungen nach: „Sowohl der Botschafter als auch die Konsularagentin machten auf mich stets einen kompetenten Eindruck. Ich habe demzufolge keine Ahnung, ob und welche Spiele da im Hintergrund gespielt werden.“

[Mittlerer Rand | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Cygnus B || Kaprala | Innenstadt | Café „Le Havre“ | Terrasse || Lieutenant Noak Fremyn und Petty Officer Fibon (alias Operative Lux), Juin Giugno sowie allerhand imperiale Militärangehörige]
 
[ Cygnus-System - Cygnus - Kaprala - Innenstadt - Café Le Havre ] Lieutenant Noak Fremyn, Kate Lux (alias Petty Officer Nyna Fibon), Juin Giugno (NSC), Senior Midshipman Turnell und Militärangehörige

Die Aussage, dass die Aliéstra eine solide Fregatte mit tüchtiger Besatzung sei, klang wie eine Bewertung aus einem Arbeitszeugnis. Solide war sie mit Sicherheit, sonst hätte sie nicht so viele Jahre überstanden. Man hätte auch einfach 'alt' sagen können, wenn es nicht darum gegangen wäre alles etwas positiver auszudrücken. Und 'tüchtig' und 'wachsen allmählich zusammen' war da auch nicht unbedingt besser. Aber was sollte der Lieutenant denn auch sagen. Sein Blick in Richtung des Reporters war ihr nicht entgangen, bevor der zu seiner Antwort angesetzt hatte. Nach so kurzer Zeit konnte man kein Vertrauensverhältnis erwarten. Und so konnte Noak Fremyn in einer solchen Situation auch nicht aus dem Nähkästchen plaudern, sondern nur ein eher weniger aussagekräftiges Pressestatement abgeben. Juins zunehmende Notizen und Aufzeichnungen schienen ihn zwischenzeitlich mehr zu beunruhigen als die Anwesenheit der hübschen Blondine. So kamen sie hier nicht weiter. Sie musste einsehen, dass sie hier ihre beiden Ziele, also ein Interview für Juin und gleichzeitig brauchbare Informationen für ihre Geheimdienstarbeit , nicht gleichzeitig würde erreichen können.

Der Midshipman mischte sich erneut ein und hob die Anwesenheit der Fregatte bei dem Kampf gegen die Piraten hervor. Kate wollte gerade einsehen, dass ihr Versuch die Gedanken des bärtigen Mannes zu beeinflussen, gescheitert war, als diese letztendlich doch aufstand und ankündigte ihnen einen Kaf holen zu gehen. Es überkam sie ein Gefühl der Erleichterung und Genugtuung . Wurden ihre Kräfte wirklich gezielter und besser oder war das einfach nur Glück gewesen?

Drei CompForce Soldaten drängten sich an ihren Tisch dabei und wurden dabei von den Gesängen der angetrunkenen Soldaten begleitet. Kate war sich nicht sicher, was von beidem sie mehr störte. Sie hatte schon von genügend Geschichte gehört, bei denen Agenten des IGD mit CompForce-Leuten aneinander geraten waren. Sie mischten sich in Dinge ein, die sie nichts angingen und hielten sich für etwas besseres. Sie musste sie im Auge behalten, denn diese Männer waren bestimmt nicht zum Spaß hier. Zumindest nicht nur. Der andere Störfaktor waren die Gesänge. Sicher, das gehörte irgendwie dazu. Aber in einem Café und auf diese Art und Weise? Die junge Anzati zügelte ihren Zorn und konzentrierte sich wieder auf das Wesentliche. Zwischenzeitlich hatte auch Juin erste Fragen gestellt und war dadurch im Gespräch mit dem Lieutenant.

Konnte sie es vielleicht sogar wagen, den Lieutenant zu beeinflussen? Aber, und dabei hatte er wiederum recht, er war wirklich 'nur ein erster Offizier'. Vielleicht wusste er wirklich nicht mehr?


"Natürlich ist das nicht unsere Gehaltsstufe."

warf sie in die Runde und sprach damit den Punkt an, dass sie hier über Dinge redeten, die politisch einige Etagen höher angesiedelt waren. Sie legte ihre linke Hand auf den Arm des Reporter, um ihn kurz davon abzuhalten weitere Notizen zu machen. Das Gespräch sollte eine andere Richtung einschlagen und dafür durfte nicht alles klingen wie eine Pressemeldung.

"Wie können nur spekulieren, was hier vor sich geht. Ich werde auf jeden Fall das Gefühl nicht los, dass es hier noch um mehr geht. Vielleicht steckt wirklich eine dritte Macht dahinter."

Kate senkte die Lautstärke ihrer Stimme. Nicht so weit, dass es auffällig war, aber dass es den umliegenden Tischen schwer fallen dürfte, ihrem Gespräch zu folgen.

"Vielleicht die Black Sun. Oder die Hutten. Oder die Republik. Friedensabkommen hin oder her, den Rebellen ist alles zuzutrauen. Wenn Cygnus auf einmal Raketenboote für sie produziert anstatt für uns, wäre das eine verdammt blöde Sache. Diese Kommunikationsstörung, die Geschehnisse rund um den Botschafter, der Angriff auf die Prinzessin ... selbst ihr Duell könnte gezielt provoziert worden sein, um einen Keil zwischen das Imperium und Cygnus zu treiben. Kommt es ihnen nicht merkwürdig vor?"

Sie senkte kurz ihren Blick, betrachtete ihre rechte Hand, die auf dem Tisch lag. Wie weit wollte sie gehen? Was genau wollte sie sagen? Aber es schadete doch nichts, die Angelegenheit noch etwas privater zu machen, oder? Sie schaute wieder auf, um den Offizier mit ihren grün-braunen Augen zu fixieren und legte dabei einen sorgenvollen Gesichtsausdruck auf. Diese Schauspielerei fiel ihr nicht allzu schwer, weil sie wirklich glaubte, was sie nun sagte.

"Lieutnant Fremyn ich hoffe, Sie halten mit jetzt nicht für paranoid oder so, aber ich denke, sie sind in Gefahr. Es mag vielleicht übertrieben klingen, aber ob sie es wollen oder nicht, im Moment sind Sie hier so etwas wie unser Held und da draußen gibt es jemanden, den das stören dürfte."

Wie er wohl darauf reagieren würde, dass sie sich Sorgen um ihn machte? Nun, hoffentlich würde alles schnell genug passieren, noch bevor der Midshipman zurückkehrte und die Situation wieder vermasselte.

[ Cygnus-System - Cygnus - Kaprala - Innenstadt - Café Le Havre ] Lieutenant Noak Fremyn, Kate Lux (alias Petty Officer Nyna Fibon), Juin Giugno (NSC), Senior Midshipman Turnell und Militärangehörige
 
[ Esaga-Sektor | Zendus-III-System | Zend | Palast des Ducs| Saal | Duc Ranu de Zend, Capitaine Thomas & Commander Vest]

Hatte Nomi den cygnischen Capitaine Thomas für einen alten, gebrechlichen Mann gehalten, so war er doch noch um einiges jünger als der Herzog. Ranu de Zend musste an die hundert Standardjahre heranreichen. Sein rundes, faltiges Gesicht war inzwischen eingefallen und blass. Die eng beieinander liegenden Augen saßen tief im Schädel und flirrten immer wieder ins Leere während er sprach. Die Stimme klang dabei kehlig und rau, wie das Krächzen eines Mynock. Er saß in seinem Stuhl als wäre er der Imperator persönlich, die wulstigen Hände dabei vor dem runden Bauch geschlungen. Alles in Allem hatte die Coruscanti selten eine abstoßendere Person getroffen. Keiner der beiden, weder Thomas, noch de Zend hatten mit ihrer Anwesenheit gerechnet und waren entsprechend überrascht, als ihr Shuttle neben dem kleinen Palast aufgesetzt hatte. Nomi ignorierte die Egos der pikierten Cygner mit der Selbstverständlichkeit einer Kommandantin, die im Auftrag Admiral Nerethins agierte und in diesem lächerlichen Sternenhaufen den Imperator persönlich vertrat. Zwar war das sehr weit hergeholt, doch würde sie sich sicher nicht von diesen altersschwachen Herren an der Nase herumführen lassen. Thomas verschwieg ihr etwas. Dessen war sie sich sicher. Mit keinem Wort hatte der Kommandant der leichten Zollkorvette ‚Etoiles‘ im Vorlauf des Einsatzes etwas über einen Informanten erwähnt, nach stundenlangem Lauern im Zendus-III-System kurzerhand beschlossen, den Duc von Zend auf eine Tasse Kaff zu besuchen und Nomi dabei tatenlos im Orbit zurückzulassen. Diese Rechnung ließ sie jedoch nicht aufgehen.

Der Planet, der es nicht bewerkstelligte die 300-Millionen-Einwohner-Marke zu knacken, war kahl und leer. Es gab nur wenige Pflanzen, die es schon lange nicht mehr vollbrachten, für eine saubere Atmosphäre zu sorgen. Über der Kruste hing der graue Dunst einer Glocke aus Abgasen und Staub, der durch den jahrhundertelangen Abbau von Erzen und einer Schwerindustrie herrührte, welche die ‚Cygnus Spaceworks‘ mit Bauteilen belieferte. Die Raketenboote, die daraus angefertigt wurden, waren ja letztendlich der Grund gewesen, warum die 417. Korvettendivision unter dem Kommando von Commander Manius Selgorias in diese Region entsendet wurde. Die Oberfläche von Zend passte sich in Sachen Attraktivität also durchaus seinem Herrscher an.

Nomi vernahm mit einiger Zufriedenheit die Beklommenheit, die sich durch ihre Anwesenheit auf das Gespräch zwischen Thomas und dem Herzog ausbreitete. Es war spürbar, dass sich die beiden älteren Herren über Dinge unterhalten wollten, die Nomi ihrer Meinung nach nichts angingen. Damit taten sie ihr jedoch einen größeren Gefallen als sie ahnten. Während ihrer Zeit im Rendili-System hatte sie durch die Zollaufgaben, die ihr dort anvertraut – oder eher an sie abgeschoben – wurden, ein natürliches Gespür für Menschen entwickelt, die etwas vor ihr verheimlichen wollten. Und hier wurde sie das Gefühl nicht los, dass die beiden bei den regelmäßigen Schmuggleraktivitäten, über die das cygnische Königshaus in letzter Zeit klagte, mehr als nur eine Hand im Spiel hatten. Mit etwas Glück für sie waren diese beiden Dummköpfe sogar die Drahtzieher hinter dem Ganzen und sie konnte sich weitere Nachforschungen sparen. Nach dem üblichen Geplänkel durch die Zeremonien des höfischen Lebens wurde über alles gesprochen. Die letzten Entwicklungen auf Cygnus B, der Thronwelt des kleinen Reiches, waren ebenso Thema, wie die letzten Ergebnisse irgendwelcher Rennen, auf jene die alten Bekannten hohe Summen gewettet hatten. Danach ging es über die Gespräche zur passenden Wahl der Braut für seinen Enkel, den Erben Zends, bis hin zu körperlichen Gebrechen. Irgendwann war es der Commander zu viel geworden, sodass sie einfach mit der Sprache herausplatzte:

„Seid Ihr der Informant?“

Danach war es einen kurzen Moment still geworden. Während Capitaine Thomas‘ Gesichtszüge noch entglittener wirkten, als sie es ohnehin schon waren, wirkte der Duc erst verwirrt, dann milde belustigt.

„Pardon, Madame, aber wovon sprecht Ihr?“

Nomi hatte sich in ihrem Stuhl etwas nach vorne gelehnt, die Finger ineinander verschränkt und die Ellbogen auf den Tisch abgestützt.

„Ich fragte, ob Ihr der Informant seid. Bei allem Respekt, aber ich bin hier um die Aktivität der Schmuggler in diesem System zu unterbinden. Ihr König selbst hat das Imperium um Hilfe in dieser Angelegenheit gebeten und im Orbit sagte man mir, es gäbe einen Informanten. Wenn Ihr also nicht der Informant seid, was tun wir dann hier?“

Der cygnische Zoll-Kommandant war der erste, der etwas erwiderte. Auf seinem Gesicht zeichnete sich die Spur von Empörung ab, die er nur äußert angestrengt zurückhalten konnte.

„Ich muss doch sehr bitten! Sie sprechen mit dem Duc de Zend, der mit dieser leidigen Angelegenheit nichts zu tun hat. Nicht im Geringsten! Der Informant hat den Planeten bereits vor längerer Zeit verlassen. Heute finden keine Transporte statt. Das nächste Zeitfenster…“

Nomi fiel ihm einfach ins Wort: „Er hat den Planeten verlassen? Wohin?“ Sie dachte nicht daran, nun kleinbeizugeben. Dieses Spiel der Höflichkeiten und Worte war sie leid. Sie konnte nicht länger herumsitzen und sich mit Geschwätz begnügen, wenn sie eine Aufgabe zu erledigen hatte.

„Eine Raumstation. Der Name …“, er zögerte kurz, „… ist mir entfallen. Ich reiche ihn gern im Bericht nach, Madame Vest.“

„Ich erwarte ihn um 1800 cygnischer Zeit, wenn ich Admiral Nerethins Stab persönlich Bericht erstatte.“ Damit erhob sie sich von ihrem Stuhl, ehe sie eine Verbeugung in angemessener Tiefe vollbrachte. „Ich bedanke mich für Eure Gastfreundschaft, Hoheit. Ich empfehle mich.“

Dass sie dem Stab Nerethins persönlich berichterstatte, entsprach zwar nicht ganz der Wahrheit, aber das brauchte er nicht zu wissen. Sollte seine faltige Stirn doch ruhig ein paar Schweißtröpfchen bekommen. Duc Ranu de Zend nickte höflich zur Verabschiedung. Während der letzten Augenblicke hatte er reglos auf seinem Platz gesessen und dem hitzigen Gespräch eher teilnahmslos und mit ausdrucksloser Miene gelauscht. Es stellte sich die Frage, ob er nichts beisteuern konnte, oder ob er nicht wollte. Wie dem auch sei. Während ihrer gesamten Observation hatte es nicht einen inoffiziellen oder unautorisierten Start im System gegeben. Thomas hatte Recht damit, dass sich dies nun nicht mehr ändern würde. Ihre Aufgabe hier war erledigt. Jetzt galt es, Bericht zu erstatten und sich über die nächsten Schritte zu informieren.

Als ihr Shuttle die Atmosphäre von Zend verließ, ließ sie eine Verbindung zur Claw herstellen.

Lieutenant Wallis, machen Sie das Schiff klar für den Hyperraumsprung nach Cygnus-B. Starten Sie, sobald ich an Bord bin.“

[ Esaga-Sektor | Zendus-III-System | Zend | Palast des Ducs| Saal | Duc Ranu de Zend, Capitaine Thomas & Commander Vest]

[OP: Nach einem Zeitsprung geht es weiter im Bimmissari-Thread]
 
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[Mittlerer Rand | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Äußerer Rand || Patrouille Aurek | NBF „Aliéstra“ | Deck Zwei | Brücke || Lieutenant Noak Fremyn und die Brückenbesatzung der Ersten Wache]

Ein kurzer Ruck zauberte der ganzen Mannschaft – vom einfachen Matrosen bis hin zum ranghohen Offizier – mit einem Mal ein Lächeln aufs Gesicht. Denn nach sechs Standardmonaten an Bord der Aliéstra, die in dieser Zeit vorwiegend nahe dem huttischen Raum im Oktos-Nebel patrouillierte, befand man sich nun endlich wieder im Cygnus-System. Die Kommandantin, Capitaine de Frégate Jessa Froud, hatte dem cygnischen Teil der Besatzung im Vorfeld sogar ein paar Tage Landurlaub in Aussicht gestellt, sofern die zuständigen Ressortsoffiziere den ihnen unterstellten Abteilungen am Patrouillenende eine positive Leistung bescheinigen sollten. Und glaubte man dem Gerede an Bord, das zur Zeit in den Messen und Gemeinschaftsräumen der unteren Dienstgrade vorherrschte, fiel die Bilanz der Offiziere im Großen und Ganzen wohl ziemlich gut aus.

Hinter der breiten Konsole erhob sich der cygnische Navigationsoffizier und meldete mit gelassener Stimme dem anwesenden Ersten Offizier:
„Sir, wir haben die äußeren Systemausläufer erreicht. Die Fregatte sowie die beiden Patrouillenboote richten sich nun direkt auf die Thronwelt aus. Haben Sie irgendwelche weiterführenden Befehle?“

Behalten Sie den Kurs bei, Mister Kavos, befahl der Bakuraner Noak Fremyn und richtete sich im überaus bequemen Captain's Chair auf. Durch die kurze Bewegung quietschte das synthetische Leder ganz leise. Sein Blick ruhte auf dem dürren Cygnier. „Die Sub-Lichtgeschwindigkeit kann dabei auf fünfundsiebzig Prozent der Maximalgeschwindigkeit heraufgesetzt werden.“ Danach richtete er sich souverän an die Kommunikationsstation. Er wies die diensthabende Offizierin mit ruhiger Stimme wie folgt an: „Miss Baptiste, melden Sie uns so bald wie möglich bei SysCon an und bitten Sie um einen passenden Ankerplatz nahe Cygnus, um den Proviantierungsprozess maßgeblich zu verkürzen. Im Anschluss informieren Sie bitte Commander Froud über unsere Ankunft im System.“

Die Imperiale, die von Humbarine stammte, nickte dem schwarzhaarigen Bakuraner zu und gab die geäußerten Weisungen – gleich ihrem cygnischen Kollegen von der Navigationsstation – prompt an ihre Untergeben weiter. Seit die Kommandeurin der Dritten Gefechtsflotte, Admiral Elysa Nerethin, den vorherigen Kommandanten der Aliéstra, Lieutenant Commander Devila, abkommandiert und nach kurzer Absprache mit der Admiralität des klitzekleinen Sternenreichs eine cygnische Offizierin eingesetzt hatte, gewöhnte sich unter der Führung Noak langsam an seine Rolle als Erster Offizier der betagten, symbolträchtigen Nebulon B-Fregatte. Die mit der Zeit gewonnene Souveränität ließ ihn – jedenfalls innerlich – ein wenig Lächeln. Dachte er an seine Anfänge an Bord der Aerie, die unaufgeregt im Bakura-Sektor patrouillierte, oder der Silver Bullet, die seit der Neugründung der Dritten ein Teil der Flotte war, hatte er inzwischen einen weiten Weg zurückgelegt.

Zufrieden ließ Noak den Blick über die überschaubare Brücke schweifen. Da sie in den letzten paar Standardwochen auf ihrer Patrouille kaum irgendwelche kriminellen Subjekte aufgescheucht hatten, herrschte schon seit einer gefühlten Ewigkeit eine gewisse Routine auf dem Schiff. Jedes Mitglied kannte seine gewöhnlichen Aufgaben. Dementsprechend hielt sich die Hektik im Rahmen und der bakuranische Lieutenant konnte sich derweil anderen Dingen – beispielsweise dem Betrachten des angedachten Kurs – widmen. Obwohl auf der Militärakademie das Fach „Navigation“ nicht gerade seine Stärke gewesen war, konnte er durch grobes Überschlagen in etwa nachvollziehen, was sich Sub-Lieutenant Kavos mit den ausgewählten Vektoren gedacht hat. Fünf Stunden – so lange würden sie bei gegenwärtiger Geschwindigkeit bis zum Eintritt in Cygnus'Orbit brauchen. Um sich für den anstehenden Landgang vorzubereiten, war demnach ausreichend Zeit gegeben. Der Bakuraner fuhr sich grübelnd durch die dunkle Lockenpracht.


„Sensorik, können Sie die 'Avenger' irgendwo orten?“, fragte Noak auf einmal ruhig in Richtung der entsprechenden Station als er die neusten Daten betrachtete. „Von unseren großen Pötten habe ich hier – aus mir unerfindlichen Gründen – bloß die 'Accuser' und die 'Vengeance' sowie ein paar Gravitationsschatten, die auf die mögliche Anwesenheit weiterer Imperial-II hinweist, auf dem Schirm. Hat Nerethin in der Zwischenzeit etwa das System wieder verlassen oder hat sich das Flaggschiff nur hinter irgendeinen Nachbarplaneten zurückgezogen?“

Der angesprochene Ensign kratzte sich nachdenklich den Nasenrücken, während er den Bildschirm seiner Konsole betrachtete. Nach einer Weile antwortete er ein bisschen zögerlich: „Ich lasse gerade die Systemroutinen durchlaufen, Sir. Sieht aber ganz danach aus, dass Admiral Nerethins Flaggschiff nicht mehr zugegen ist.“

Möglicherweise ein Flottenmanöver“, mutmaßte der Bakuraner argwöhnisch. „Oder Kratas soll sie hier vor Ort wieder in Gänze vertreten.“

Man zuckte bloß wortlos mit den Schultern. Woher sollte das einfache Fußvolk denn wissen, was in den verqueren Köpfen irgendwelcher ranghoher Kommandeure vorging? Obwohl Noak am Anfang seiner militärischen Laufbahn natürlich auch Führungskurse besucht hatte, war er als rangniederer Lieutenant, der außerhalb des Stabs agierte, so weit von diesen Sphären entfernt, dass ihm jegliches Bewusstsein für solche Fragen fehlte. Schweigend wanderte sein Blick wieder zu dem Bildschirm in seiner rechten Armlehne zurück, der die aktuellen Sensorikdaten zeigte. Die Aussicht darauf, dass er unter Umständen wieder Rear Admiral Kratas direkt unterstellt sein könnte und dementsprechend ihr allein gegenüber zur Rechenschaft verpflichtet wäre, ließ ihn innerlich kurz erschaudern. Seit er der rothaarigen Flaggoffiziern in der Imperialen Botschaft auf Cygnus das erste Mal begegnet war, fühlte er sich in deren Gegenwart alles andere als wohl.

Obwohl der Bakuraner die letzten Zwischenberichte an Nerethins Nachrichtendienststabsoffizierin, Commander Lane Gaveger, übermittelt hatte, konnte man bei Kratas' Führung wahrscheinlich nicht ausschließen, dass man jederzeit – aus womöglich nichtigen Gründen – zum persönlichen Rapport geladen wird. Bei diesem Gedanken erschauderte er unwillkürlich ein weiteres Mal und versuchte sich mit dem Lesen der neusten Berichte abzulenken. Die Patrouille hatte die Aliéstra – zu seiner Überraschung – ziemlich gut überstanden. Trotz ihres hohen Alters hatte sie die vielen Sprünge und langen Flüge bei hoher Sub-Lichtgeschwindigkeit mühelos weggesteckt. Durfte man die Fregatten der betagten Nebulon B-Klasse von imperialer Seite vielleicht doch nicht abschreiben? Würde ihm Nerethin möglicherweise sogar bei seiner Einschätzung zustimmen? Während seine Gedanken mehr und mehr um diese Fragen kreisten, kaute er geistesabwesend auf seiner Unterlippe herum.

Erst Ensign Baptistes Stimme riss ihn aus den Gedanken.
„Sir, SysCon hat geantwortet. Wir sollen uns direkt zu Werft Vier, Dock Sieben begeben.“

Ein Werftaufenthalt?“, fragte der Bakuraner verdutzt nach. Bevor die Kommunikationsoffizierin irgendwie antworten konnte, hatte er sich schon an die Technische Abteilung gewandt. „Technik, steht etwa eine planmäßige Routineüberprüfung an?“

Ekiam Nasscal, der cygnische Techniker, hob den Kopf, grunzte hörbar und sagte dann: „Monsieur, bevor wir zu der Patrouillenfahrt aufgebrochen sind, haben wir das alte Mädchen vom Oberdeck bis zur Bilge unter die Lupe genommen. Wäre uns irgendetwas aufgefallen, hätten wir Capitaine Froud von einem Auslaufen abgeraten. Mit Sicherheit.“

Nun...“, brummte Noak. „Die Admiralität scheint nichtsdestotrotz für unsere 'Aliéstra' einen Besuch in der Werft vorzusehen. Demzufolge gilt: Navigation, passen Sie den Kurs an. Werft Vier ist nun unser Ziel.“ Der Lieutenant zupfte an seiner Uniform und musterte das Chrono. „Kommunikation, unterrichten Sie die Kommandantin von der Planänderung und geben Sie danach intern das Signal für den Schichtwechsel.“

[Mittlerer Rand | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Außenkurs || Patrouille Aurek | NBF „Aliéstra“ | Deck Zwei | Brücke || Lieutenant Noak Fremyn und die Brückenbesatzung der Ersten Wache]
 
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Brennan hatte lange Zeit auf Coruscant mit Observation und investigativer Arbeit verbracht. Die Suche nach einem internen Maulwurf hatte sich über Jahre hingezogen. Er hatte Beweise gesammelt, dass es einen oder gar mehrere Verräter in den Reihen der imperialen Offiziere gab. Die weiteren Ermittlungen waren jedoch eher schleppend voran gegangen und ohne weitere Erfolge war er schließlich abkommandiert worden. Und was sollte er sagen? Er hasste es! Der Lorrdianer war sich sicher, dass er irgendetwas übersehen hatte. Man hatte ihn an der Nase herumgeführt und bestimmt war jemand an seiner Versetzung schuld gewesen, welchem er sonst zu nahe getreten wäre. Vielleicht war er wirklich schon zu nahe an einer Lösung gewesen. Er brachte diesen Gedanken einfach nicht mehr aus dem Kopf, obwohl er schon längst damit abschießen hätte sollen. Er hatte eine letzte Spur gehabt, sie hatte ihn nur in die falsche Richtung getrieben und nun saß er auf einem Transporter in Richtung Cygnus, was ihm absolut nicht schmeckte. Coruscant kannte er wie seine Westentasche und man versetzte ihn einfach. Das konnte doch nicht wahr sein. Andererseits waren vermutlich auch der bestehende Friedensvertrag und der grassierende C-Virus verantwortlich für seine überstürzte Versetzung. Der IGD wandelte derzeit auf sehr dünnem Eis, wenn er weiter auf Coruscant agierte. Das bedeutete nicht, dass alle Kollegen abgezogen worden waren. Das gewiss nicht!

Spekulationen. Zu mehr war er in diesem Moment nicht in der Lage, denn was geschehen war, war geschehen, und was sich die Obrigkeit in den Kopf setzte, mussten Agenten wie er einfach hinnehmen. Disziplin und Gehorsam waren gefragt und jene Eigenschaften vereinte er in sich, wie jeder andere loyale Beamte des Imperiums auch.

Brennan saß in seinem temporären Quartier an einem Tisch, an dem er die Holodateien, die man ihm übermittelt hatte, durcharbeitete. Er wusste noch nicht genau, worum es bei seiner neuen Aufgabe ging, aber das Büro für Investigation des Imperialen Geheimdienstes hatte nie sehr detaillierte Auftragsbeschreibungen an den Operative ausgegeben, weshalb er sich auch jetzt nicht über schwammige Formulierungen und lückenhafte Informationen den Kopf zerbrach.


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Bedächtigen Blicks musterte die uniformierte Cygnerin Jessa Froud das von dem jungen Bakuraner überreichte Datapad. Schon nach dem Lesen weniger Zeilen verzog sie mit einem Mal säuerlich das Gesicht. Dass die Admiralität die Aliéstra – ihr Kommando! – nach sechs Monaten ereignisloser Patrouillenfahrt umgehend ins Trockendock der hiesigen Schiffswerft beorderte, gefiel ihr ganz und gar nicht. Obwohl die schlanke Nebulon B-Fregatte längst in die Jahre gekommen war und alle paar Jahre dessen Abwracken zur Debatte stand, hatten sowohl die klamme Kriegskasse des Cygnischen Sternenimperiums als auch deren strahlender Symbolcharakter den Weiterbetrieb wieder und wieder gerechtfertigt. Doch offensichtlich war der Zeitpunkt nun doch gekommen. Schweigend legte Froud das Datapad zur Seite, richtete ihre Aufmerksamkeit auf den imperialen Lieutenant und zündete sich im Anschluss wortlos eine Zigarette an.

Nachdem sie einen größeren Schwall blauen Dunst in die trockene Luft geblasen hatte, brummte sie recht verstimmt:
„Die Sache gefällt mir nicht; überhaupt nicht. Erst schickt man uns in den Nebel, um huttischen Handlangern das Handwerk zu legen.“ Sie grunzte missgelaunt. „Und nun sollen wir – entgegen der fachlichen Einschätzung unseres LI – in die Werft? Klingt ganz danach, dass man sie nun tatsächlich ausmustern will.“

„Das Gerücht sorgt an Bord auf alle Fälle für jede Menge Gerede“, bemerkte Noak und zündete sich ebenfalls einen Glimmstängel an. „Es brodelt aber nicht nur bei den unteren Dienstgraden, sondern auch in der Offiziermesse rumort es. Ich denke, nach dieser Abordnung mehren sich in unseren Reihen die Zweifel an der eigenen Leistung.“

Obgleich der junge Bakuraner in der imperialen Militärhierarchie bloß den Rang eines „Lieutenant“ bekleidete, gestand man ihm an Bord der Aliéstra die Stellung des Ersten Offiziers – samt all den dazugehörigen Pflichten und Privilegien – zu. Diese Sonderbehandlung lag jedoch nicht daran, dass Noak Fremyn etwa aus irgendeiner mächtigen Familie stammte oder wohlhabende Bekannte besaß, sondern einzig und allein an den äußerst ungewöhnlichen Verquickungen, in die er seit Ankunft von Captain Selgorias' Eingreifgruppe irgendwie verstrickt war. Beim cygnischen Volk war er aufgrund seines jungen Alters, seines statthaften Aussehens und seiner einfachen Herkunft überaus beliebt – und genau diesen Umstand wollte sich die Führung der Dritten sowie der hiesige Botschaft offenbar bei ihrem politischen Vorgehen zunutze machen. Darum hatte man unter anderem ihn, den Offizier aus einfachen Hause, auf die wohl bekannteste Nebulon B-Fregatte der cygnischen Flotte versetzt.

Dass tatsächlich mit einem Mal eine gewisse Missstimmung an Bord herrschte, hatte er erst vor gut zwei Stunden bei seinem letzten Besuch in der Offiziermesse bemerkt. Dort waren ihm nämlich nur griesgrämige Mienen, eisiges Schweigen und gemurmeltes Fluchen begegnet – selbst am Tisch der subalternen Offiziere, wo man sonst zu fast jeder Tageszeit ausgelassen dem Würfelspiel frönte. Vor allem die cygnischen Ressorts- und Sektionsoffiziere hatten in diesem Moment bloß murrend ihren bitteren Caf getrunken und in ihre luftigen Croissants gebissen. Selbst der positive Effekt, den man sich in der Schiffsführung vom baldigen Landgang versprochen hatte, war demnach verschwunden, bevor auch nur das erste mit Besatzungsmitgliedern gefüllte Shuttle überhaupt den Haupthangar der Aliéstra verlassen hatte. Eine ziemlich übellaunige Miene zog der Bakuraner beim Gedanken an diesen Augenblick und sog schweigend an seiner Zigarette.

Froud brummte. Verächtlich kommentierte sie die Situation wie folgt:
„Diese dummen Nichtsnutze in der Amirauté. Sitzen hinter ihren breiten Schreibtischen und denken keine Sekunde lang an die Moral der jeweiligen Besatzung. Wir … wir müssen am Ende dann die Chose ausbaden, Fremyn, die diese Mistkerle verzapft haben.“ Die untersetzte Kommandantin, der man tatsächlich eine adlige Herkunft nachsagte, schüttelte den Kopf. „Irgendwelche Ideen?“

Der Aufenthalt im Trockendock erlaubt uns die Zahl jener, die wir gleichzeitig auf Landgang schicken, zu erhöhen“, antwortete Noak nach reiflicher Überlegung und kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf. Er sog ein weiteres Mal am Glimmstängel. „Jedoch hebt das nicht wirklich die derzeitigen Stimmung in der Mannschaft. Dafür identifizieren man sich zu sehr mit dem alten Mädchen. Möglicherweise könnten wir versuchen die Admiralität umzustimmen. Immerhin handelt es sich bei der 'Aliéstra' nicht um irgendein Schiff der cygnischen Flotte.“

Die Cygnerin, die nach imperialen Maßstäben den Rang einer „Commander“ bekleidete, verzog das feiste Gesicht. „Lord Grand Amiral Karsteen mag zwar ein Mann der Vernunft sein und Roi Aguro ist ihm die meiste Zeit gewogen, aber das Parlament mit seinen Ausschüssen voller Zivilisten ist mächtig.“ Sie brummte. „Mit der Ankunft von Amiral Nerethin hoffen die Hardliner auf eine Modernisierung der Heimatflotte. Das Abwracken der 'Aliéstra' könnte aus deren Sicht der Anfang sein. … Was wissen wir schon, was in den letzten sechs Monaten besprochen wurde?“

Dieser Argumentation musste sich Noak unweigerlich beugen. Obgleich er bloß ein kleines Licht in der weiten Galaxie und zudem auch noch ziemlich jung war, hatte er mittlerweile schon viel zu viel von der großen Politik mitbekommen – und war sich dementsprechend seiner eigene Machtlosigkeit bewusst. Kräfte, die sein Wesen überstiegen, lenkten ihn. Was sollte er also tun? Ein letztes Mal sog der Bakuraner an der Zigarette, drückte danach den glimmenden Rest in dem auf dem Schreibtisch stehenden Aschebecher aus und sah anschließend die Kommandantin wieder der Fregatte an. Froud hatte – auch unabhängig vom Geschlecht – einen gänzlich anderen Führungsstil als Aaronson oder Devila. Unter ihrem Kommando herrschte deutlich mehr Toleranz bei gleicher Disziplin als bei den Kommandanten, unter deren Befehl er direkt gedient hatte. Doch nun hatte sie sich seiner Meinung nach zu beweisen. Sie musste trotz der Widrigkeiten die Mannschaft weiterhin geeint halten. Genau in dem Moment, als sie zum Sprechen ansetzte, piepste plötzlich ihre Kom-Einheit. Die Aliéstra war bereit ins Trockendock zu laufen.

Noch immer mit allerhand Verstimmung im Gesicht erhob sich Jessa Froud und sagte brummend zu Noak:
„Lieutenant, bereiten Sie das Ausschiffen der Mannschaft vor. Viel mehr können wir zur Zeit – wohl oder übel – nicht tun.“

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[OP @Kate Manice: Im nächsten Post steht Noak dann endlich in der Botschaft. Versprochen.]​
 
[Mittlerer Rand | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Cygnus B || Kaprala | Regierungsdistrikt | Imperiale Botschaft || Landeplattform || Lieutenant Noak Fremyn]

Durch die Luft tanzende Schneeflocken begrüßten den jungen Bakuraner als er aus der Shuttlelucke trat. Und nachdem er die ausgefahrene Rampe ein paar Schritte herunter gegangen war, empfing ihn auf einmal auch die klirrende Kälte. Während sich die Aliéstra sechs Monate lang auf Patrouille befunden hatte, hatte sich die planetare Hauptstadt Kaprala vom cygnischen Sommer verabschieden und stattdessen dessen exaktes Gegenstück, den Winter, Willkommen heißen müssen. Nun bedeckte eine zwei oder drei Zentimeter hohe Schneedecke die Häuser – und selbst der königliche Palast, der an sonnigen Tagen auch schon so magisch strahlte, schien in diesen frostigen Wochen abermals eine ganz andere, eigene Aura zu besitzen. Ein cygnisches Wintermärchen.

Noak, der auf seiner Heimatwelt Bakura in einem eher warmen Landstrich aufgewachsen war, zog die flauschige Wollmütze, die ihm sein Maître – möglicherweise vor lauter Überfürsorge – kurz vor dem Abflug zum Planeten über den Kopf gestülpt hatte, ein kleines Bisschen tiefer über die Ohren, und wickelte den dicken Mantel noch etwas fester um den drahtigen Körper. Ein frostiger Eiswind erfasste ihn auf der kleinen Landeplattform der Imperialen Botschaft als er sich dem Seiteneingang näherte. Die beiden Wachsoldaten, die vor der gesicherten Tür Posten bezogen hatten, schauten ihn mit mürrischen Gesichtsausdruck an. Möglicherweise machten sie den ankommenden Offizier dafür verantwortlich, dass sie bei diesen eisigen Temperaturen hier draußen stehen mussten.

Brummend begrüßte ihn die ranghöhere Wache nach einem recht knappen Salut.
„Willkommen auf Cygnus, Sir. Seine Exzellenz, Botschafter von Milaris, und Konsul Endel erwartet Sie bereits. Wenn Sie mir also bitte folgen würden...“

Da keiner der Anwesenden länger als nötig in der Kälte stehen wollte, drehte sich der Soldat beinah in Rekordzeit um, nachdem der in die Wollkleidung eingepackte Noak ein Nicken angedeutet hatte, und gab einen Code in die Konsole ein. Der Code wurde akzeptiert, die Tür schob sich zischend zur Seite und alle drei Uniformierten betraten rasch das Gebäude. Innerlich atmete der junge Bakuraner erleichtert auf als die allgegenwärtige Wärme die ungeschützten Stellen seines Gesichts berührte. Er lockerte instinktiv den schweren Wollmantel. Ebenso zog er die Mütze vom lockigen Kopf. Danach folgte er der Wache durch den Korridor in Richtung von Milaris' Amtszimmer. Immerhin würde ihn der imperiale Botschafter dort – ohne irgendwelchen zeremoniellen Pomp – empfangen.

Die beiden Wachsoldaten, die ihn ein paar Minuten zuvor am Seiteneingang in Empfang genommen hatten, öffneten wortlos die Flügeltür, signalisierten dem Lieutenant einzutreten und schlossen dann hinter ihm die Tür wieder, nachdem er das geräumige Büro betreten hatte. Caspar von Milaris, den Bastion als ständigen diplomatischen Vertreter nach Cygnus B entsandt hatte, saß hinter seinem sehr breiten Schreibtisch und lächelte ihn mit falscher Freundlichkeit an. Zur selben Zeit lehnte sich der Konsul, ein breitschultriger Ex-Militär, gegen das teure Möbelstück und musterte ihn, während die hiesige Geheimdienstchefin, Chief Renning, auf dem bequemen Ledersofa saß und schmunzelnd an einem dampfenden Heißgetränk nippte. Obgleich Noak bis dato keine großen Erfahrungen mit Rum gesammelt hatte, tippte er in diesem Fall auf Grog.

Caspar von Milaris, der weiterhin sein falsches Lächeln aufgesetzt hatte, eröffnete die Unterhaltung, nachdem der bakuranische Offizier pflichtbewusst salutiert hatte.
„Lieutenant, Willkommen zurück. Seit Ihrem letzten Besuch hat sich Cygnus zwar klimatisch ein wenig verändert, aber mit Sicherheit leben Sie sich auch bei diesen eisigen Temperaturen schnell wieder ein.“ Hinter vorgehaltener Hand kicherte er gekünstelt. „Ihre Kameraden tun dies jedenfalls Tag für Tag im 'Le Havre'.“

„Sei nicht so taktlos,
Caspar, maßregelte mit einem Mal der Konsul den Botschafter. Bloß Schärfe lag nicht in seiner Stimme. Wahrscheinlich gehörte das zum Scherz dazu. „Mister Fremyn gehört mit Sicherheit nicht zu diesen unflätigen Trunkenbolden … ignoriert man den kleinen Fauxpas beim Königlichen Ball. Da hat er sich im Anschluss aber ziemlich gut geschlagen.“

Der muskulöse Ex-Militär, ein kahlköpfiger Anaxsi mit altmodischem Backenbart, nickte kurz, aber trotz allem voller Anerkennung dem Bakuraner zu. Vielleicht steckte in dem Menschen, der offiziell Uniform und Rangabzeichen der Imperialen Streitkräfte abgelegt hatte und stattdessen in den Dienst der Diplomatie getreten war, am Ende doch mehr als man von einem Würdenträger in dieser hohen Position erwarten mochte. Gleichwohl wurde Noak das Gefühl nicht los, dass selbst dieses Zeichen an Wertschätzung – so klein es auch sein mochte – nur deren Amüsement diente. Welchen Bezug zu den einfachen Rängen hatten diese beiden ranghohen Männer schon? Um irgendwann einmal in den gewohnten Alltag – und damit auf die Silver Bullet – zurückzukehren, musste er wohl oder übel deren Spiel mitspielen. So blieb ihm außer schweigend zu lächeln nichts übrig.

Plötzlich schaltete sich Renning ein. Ihr hapanischer Akzent war selbst für den jungen, unbedarften Bakuraner kaum zu überhören als sie tadelnden Tonfalls sagte:
„Meine Herren, lassen wir doch den Klatsch und Tratsch für einen Moment beiseite und kümmern wir uns um die Dinge, weswegen wir hier zusammengekommen sind.“ Die rothaarige Geheimdienstlerin, die aus einem ganz bestimmten Winkel der republikanischen Senatorin Turima Belandri gar nicht unähnlich sah, ließ ihren frostigen Blick auf ihm ruhen. „Lieutenant Fremyn, bevor die 'Aliéstra' – entsprechend ihrer Instruktionen – zu ihrer mehrmonatigen Fahrt in den Oktos-Nebel ausgelaufen ist, ist man an Sie mit ganz eigenen Anweisungen herangetreten. Haben Sie den Statusbericht mit?“

Ma'am, Ihre Leute haben die Spionagesatelliten entlang der von Ihnen vorgegebenen Route ausbringen können“, antwortete Noak ein bisschen steif. „Und unsere Antennen haben während der Fahrt beständig Signale von ihnen empfangen können. Laut Ihrem Experten dürfte deren Leistung im besten Fall (und bei regelmäßiger Wartung) bis Jilrua reichen.“

Dass er in aller Heimlichkeit während der Nachtwachen etliche Satelliten hatte ausbringen müssen – ohne das Wissen seiner cygnischen Kameraden –, hatte ihm die ganze Zeit über nicht gefallen. Sie hatte ihm sogar ein paar schlaflose Nächte bereitet. Insbesondere als man nur wenige Lichtjahre von der Grenze zum huttischen Territorium entfernt war – beziehungsweise sie für mehrere Tage sogar überaus verwegen überschritten hatten. Die Situation, ihn die man ihn unwillkürlich hereingezogen hatte, gefiel ihm vor allem aus einem Grund nicht: Er konnte die Sache nicht überblicken. Er fühlte sich wie eine einfache, machtlose Schachfigur. Doch auch in diesem Fall hatte der Bakuraner keine große Wahl. Er musste das Spiel einfach mitspielen. Aus diesem Grund zückte er die Aktentasche in seiner Hand und holte kurzerhand ein unscheinbares Datapad heraus.

Hier ist das Dossier, Ma'am“, fuhr der Offizier nach kurzer Pause fort und ging auf das Sofa zu.

Renning schmunzelte verschlagen, erhob sich voller Grazie von dem teuren Möbelstück und nahm anschließend das Datapad entgegen.
„Sehr gut, Lieutenant. Indem Sie die Spionagesatelliten gemäß meiner Weisungen ausgebracht haben, haben Sie den imperialen Operationen in dieser Region einen wirklich unschätzbaren Dienst erwiesen. Und ich schätze, Sie haben sich so für die nächste Aufgabe qualifiziert.“ Sie zückte beiläufig ihr Kom-Gerät und aktivierte es mit einem Knopfdruck. „Agent, schicken Sie Mister Diar'mon herein.“

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Die Anreise nach Cygnus dauerte, obwohl es im Mid-Rim lag und Brennan verbrachte seine Zeit mit Recherchen, Essen und Schlaf, was im Wechsel stattfand. Immer wieder beschäftigte ihn auch die Versetzung, die man ihm aufgebrummt hatte. Auf Cygnus B herrschte derzeit Winter, was er von Coruscant nicht kannte und an die Zeit auf Lorrd, seinem Heimatplaneten im Outer Rim, konnte er sich schon gar nicht mehr richtig erinnern, weshalb er es nicht gerade begrüßte ausgerechnet zu dieser Jahreszeit nach Cygnus geschickt zu werden. Natürlich war dies nicht von großem Belang, denn er würde kaum lange Zeit in der Kälte des Planeten verbringen. Er war zur imperialen Botschaft des Planeten geschickt worden und auch dort würde er sich keine lange Zeit aufhalten, wenn er richtig informiert war. Höchst wahrscheinlich würde er schon bald wieder woanders hinreisen müssen. Zurück nach Coruscant aber wohl vermutlich nicht. Man hatte ihn ganz offensichtlich außer Reichweite befördern wollen, seinen Handlungsspielraum zum vorherigen Arbeitsumfeld verlegen und ihm die Macht nehmen etwas aufzudecken, was man nicht aufdecken sollte. Er war nur eine Puppe in einem großen, internen Spiel.

Die Ankunft auf Cygnus B verlief wie erwartet. Der Transporter landete auf einer zugewiesenen Plattform. Brennan verließ das Schiff in einen dicken Mantel gepackt mit einer Umhängetasche, die mehr Ausrüstungsgegenstände als persönliche Dinge beinhaltete und wurde von einem Assistenten der imperialen Botschaft in Empfang genommen. Das Meeting zu dem er beordert worden war würde erst in einigen Stunden stattfinden, also hieß es erneut zu warten. Brennan war nicht der Typ, der ungeduldig wurde. In seiner Zeit als Polizist auf Coruscant hatte er sich an lange Observationen gewöhnt. Warten war in seinen Augen weniger Zeitverschwendung, als eine Frage von Geduld und dauerhafter Konzentration und erhöhter Aufmerksamkeit. Er konnte seine Umgebung und die Personen um sich herum ganz gut einschätzen. Er hatte gelernt seine freie Zeit damit zu verbringen, sich mit den Gegebenheiten vertraut zu machen und so auf weniger Überraschungen zu treffen.
Brennan war es gestattet, sich in der Botschaft umzusehen. Er hatte eine Art Ausweis angehängt bekommen, um sich für gewisse Bereich als authorisiert gekennzeichnet zu sein. Ihm war ein Übergangsquartier zugesprochen worden, aber dieses hatte er nicht vor zu nutzen, wenn es nicht unbedingt nötig war.

Nachdem zwei Stunden verstrichen waren, befand er sich gerade in einer Kantine, um sich noch einmal zu stärken, bevor der Ernst der Arbeit wieder losging. Das Essen war gut, was offenbar an der Einrichtung selbst und dem Ein und Ausgehen wichtiger Personen lag. Man konnte ja Botschafter, Offiziere und Co. nicht mit schlechten Gerichten abspeisen. Trotzdem hatte er keine besonderen Ansprüche daran gestellt und war nur umso erfreuter, etwas Gutes zwischen die Zähne zu bekommen. Nach seiner Mahlzeit blieb er noch eine Weile sitzen und checkte ein weiteres Mal sein Datapad mit den wichtigsten Informationen zu den Personen, die er im Anschluss treffen würde. Chief Renning, eine Frau vom ansässigen Geheimdienst, Caspar von Milaris, ein imperialer Diplomat und Botschafter von Bastion und Konsul Endel.
Inwiefern er in diese Konstellation passte und was man ihm in diesem Meeting noch zutragen würde, konnte er sich schlecht vorstellen. Andererseits war er Mitglied des imperialen Geheimdienstes, weshalb es für sich sprach, dass es um ein Thema gehen würde, das man nicht über Flimsiplast oder hackbare Datenträger mitteilte. Allerdings war er auch kein ranghoher Offizier, sondern entbehrlich, falls etwas an einer Aktion schief laufen und man sich von ihm trennen oder vor der Öffentlichkeit lossagen musste. Ihm gefiel das nicht, aber er hatte auch keine andere Wahl, als zu tun, was man ihm auftrug.

Als er auf sein Chrono sah, bemerkte er, dass es Zeit war, sich vorm Amtszimmer des Botschafters einzufinden, wo die Besprechung stattfinden sollte. Er kam gerade richtig, um direkt ins Büro gelassen zu werden. Scheinbar hatte man schon auf ihn gewartet, was die Spannung in Brennan steigen ließ. Ganz seiner Abstammung als Lorrdianer, ließ er sich jedoch nichts davon anmerken. Die Tür zum Zimmer wurde geöffnet und Brennan trat ein. Er war in zivil unterwegs, selbst hier in der Botschaft hatte niemand danach verlangt, ihn in einer Uniform zu sehen. Auch dass er als Mister Diar'mon angesprochen wurde, verwunderte ihn dabei nicht. Allerdings bemerkte er auf den ersten Blick, dass sich noch eine Person im Raum befand, der nicht auf der Liste gestanden hatte. Also war er entweder unwichtig, oder ebenfalls eine ausführende Hand.

Brennan grüßte die Anwesenden mit einem kurzen, aber förmlichen Kopfnicken, bei dem auch die Schultern und der Oberkörper leicht mitgingen, es aber nicht als Verbeugung zu bezeichnen war.


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Derweil man im Amtszimmer des Botschafters darauf wartete, dass sich der soeben erwähnte Mister Diar'mon zu ihnen gesellte, sah sich der schwarzhaarige Bakuraner abermals schweigend um. Da er als Lieutenant nur ein rangniederer Offizier der Imperialen Flotte war, gehörte er eigentlich nicht zu jenem illustren Kreis, der sich Tag für Tag mit einflussreichen Persönlichkeiten umgab. Womöglich fühlte er sich allein aus diesem Grund so unwohl. Dass sich Botschafter von Milaris, Konsul Endel und Chief Renning ihm gegenüber ziemlich frostig (sowie äußerst herablassend) verhielten, machte die ganze Situation nicht besser. Hätte er in diesem Augenblick dem ersten Impuls nachgegeben, der ihm durch den Kopf ging, wäre er in dem Büro wohl unruhig auf und ab getigert. So hielt sich Noak aber maßvoll zurück. Bloß das unruhige Wippen seines linken Fußes konnte er nicht abstellen.

Die ranghohe Geheimdienstmitarbeiterin nippte – mit einem jovialen Lächeln auf den Lippen – ein weiteres Mal an der Tasse mit dem dampfenden Heißgetränk als der herbeizitierte Untergebene, ein athletischer, dunkelhaariger Mensch, plötzlich durch einen unscheinbaren Seiteneingang eintrat und sich nach einem kurzen, fast einer Verbeugung gleichkommenden Nicken zu den schon anwesenden Personen gesellte. Physisch gesehen besaß dieser Diar'mon nicht nur einen sportlicheren Körperbau, sondern war auch gut einen Kopf größer als der Bakuraner. Eventuell musterte Noak ihn deshalb ein bisschen genauer als so manch andere Person. Um vor dem Botschafter, dem Konsul und der Chief – im Vergleich zu dem Fremden – nicht als „winzig“ zu gelten, richtete sich der Lieutenant zu voller Größe auf.

Nachdem sich der Herbeizitierte zu dem imperialen Lieutenant gestellt hatte, erhob sich Renning in einer grazilen Bewegung, stellte die Tasse auf den gläsernen Tisch und sagte anschließend in einem leicht herablassenden Tonfall:
„Mister Diar'mon, schön, dass Sie ein bisschen Ihrer kostbaren Zeit für uns entbehren konnten. Denn es ist wahrlich nicht alltäglich, dass sich jemand, der auf direktem Wege von den Kernwelten bis hierher, in den Mittleren Rand, reiste, gleich in den nächsten Einsatz stürzt. Ihr Diensteifer – genau wie der von dem neben Ihnen stehenden Lieutenant Fremyn – stößt ihr auf jede Menge Wohlwollen.“

„Spannen Sie die beiden Männer nicht auf die Folter, Chief“
, maßregelte plötzlich Konsul Endel die ranghohe Mitarbeiterin des Imperialen Geheimdienstes ohne jeglichen Ernst in der Stimme. Caspar von Milaris behielt sich derweil ein wortloses Schmunzeln vor. „Vergeuden Sie zudem nicht unsere Zeit. Fangen Sie also mit dem Briefing an...

Mit einem schnöden Schulterzucken reagierte die Hapanerin. Nach Meinung des Lieutenant wirkte sie wegen der öffentlichen Maßregelung jedoch keine Sekunde lang zerknirscht. 'Entweder hat sie sich einfach nur äußerst gut unter Kontrolle', dachte Noak in diesem Moment beiläufig, während er sie beobachtete, 'oder das alles gehört zum bisherigen Theater dazu.' Ein Holoprojektor der neusten Generation kam auf einmal wie von Geisterhand aus dem mit recht hochwertigen Parkett bedeckten Boden herausgefahren, erwachte nur wenige Hundertstel später zum Leben und ließ ein Bild – das imperiale Wappen – in der Luft erscheinen. Routiniert schloss Renning ihr persönliches Datapad an die zur Maschine gehörende Hauptkonsole an, tippte schnell einen Code in das Eingabefeld ein und öffnete dann die entsprechende Datei. Kurz darauf zeigte sich ein bestimmter Kartenausschnitt des Äußeren Rands – mit Argai in dessen Zentrum, dem Hutt-Raum südlich davon und dem Cygnischen Sternenimperium etwas Süd-Süd-West gelegen – den Anwesenden.

Die für diese Region zuständige Chief begann mit ihren Ausführungen, sobald der Kartenausschnitt komplett in die Luft projiziert war.
„Seit einem knappen halben Jahrhundert schwelt zwischen dem Sternenimperium, unserem Protektorat, und den huttischen Clans ein alter Konflikt. Unter anderem wegen der vom Imperialen Geheimdienst seit etlichen Jahren eingesetzten Agents Provocateurs hat Cygnus bis heute den Verlust von Tol Amn sowie dessen benachbarter Minenkolonien nicht überwinden können – und insbesondere in den Reihen des Militärs sinnt man deshalb auf eine baldige Wiederaufnahme der militärischen Handlungen. Jedoch fehlt es dem Sternenimperium an den dafür nötigen Credits.“ Renning, die sich beiläufig eine verwaiste, brünette Strähne hinter das linke Ohr klemmte, lächelte plötzlich kühl in Richtung der beiden rangniedrigsten Anwesenden. „Es kommt diesen Kräften nun ganz gut zu pass, dass wir vor wenigen Tagen gesicherte Informationen über eine einmalige, äußerst lukrative Einnahmequelle auftun konnten, die sich in Sah Gosta auf Argai befindet. Sofern Cygnus dieser Ressource bemächtigen kann, kann dessen Militär – nach einer schnellen Modernisierung des Kriegsgeräts – gegen die huttische Vormachtstellung vorgehen.“

Obgleich sich Noak so schon ziemlich unwohl in dieser Runde fühlte, verzog sich dessen Magen in diesen Moment noch ein kleines Bisschen mehr. Dem einfachen, unbedarften „Fußsoldaten“, als der sich der junge Bakuraner sah, gefiel die sich nun langsam abzeichnende Diskrepanz zwischen dem, was das Galaktische Imperium in der Öffentlichkeit Tag für Tag propagierte, und dem, was es dann in Wirklichkeit tat, überhaupt nicht. Die Erkenntnis, dass Bastion nicht der Garant für Ordnung und Sicherheit in der Galaxie war, sondern – genau wie die Rebellen – Konflikte schürte, machte sich in seinem Bewusstsein wie ein Lauffeuer breit – und nährte weiter sein Unwohlsein. Im Gegensatz zu dem neben ihm stehenden Diar'mon, der scheinbar ausdruckslos die ranghohe Agentin betrachtete, zeichnete sich im Gesicht des Lieutenant sogar eine leichte Blässe ab. Nein, dafür hatte er sich nicht bei der Imperialen Flotte gemeldet. Erfüllt von einem vorgeblich grenzenlosen Patriotismus war er den Streitkräften beigetreten, um sein Vaterland, seine Heimat, heldenhaft zu beschützen. Doch nun sollte er den Krieg in die Galaxie tragen.

Renning, die beim Reden immer wieder nur kurz die beiden zu Handlangern bestimmten Männer in Augenschein nahm, fuhr unbeirrt fort.
„Cygnus plant nun die Ressource in seinen Besitz zu bringen – und wir unterstützen dieses Vorgehen mit allen uns zur Verfügung stehenden Kräften. Und genau an dieser Stelle, meine Herren, kommen Sie jetzt ins Spiel.“ Per kurzen Knopfdruck änderte sie mit einem Mal die Darstellung. Statt dem bekannten Kartenausschnitt projizierte das brummende Gerät nun eine Abbildung der Alièstra in die Luft. Noak stockte hörbar der Atem. „Nach langwierigen Überzeugungsarbeit hat sich die Lord Ivar Karsteens unterstehende Admiralität schlussendlich dazu durchringen können, an Bord dieses symbolträchtigen Kriegsschiffs eine kleinere Delegation in den Tion Cluster zu entsenden. Vorgeblich soll der Emissär potenzielle, heiratsfähige Kandidaten für die Kronprinzessin in Augenschein nehmen, neue wirtschaftliche Beziehungen knüpfen und mögliche Verbündete für einen bewaffneten Konflikt gegen die Hutten finden. Insgeheim soll sich aber vor allem Zugang zu der nicht näher bezeichneten Ressource verschafft werden.“

„Und Sie beide werden – als unser verlängerter Arm – diese Inbesitznahme nicht nur überwachen, sondern gegebenenfalls höchstpersönlich durchführen“, warf Botschafter von Milaris plötzlich ein. „Denn Karsteen, diesem äußerst sturen, alten Ronto, konnten wir nicht nur die sofortige Umrüstung dieser längst veralteten Fregatte, hin zu einem verhältnismäßig leistungsfähigen Spionageschiff, abringen, sondern auch die bisherige Übereinkunft weiter beibehalten, dass imperiale Militärangehörige auf dem Schiff stationiert sind.“

Die Hapanerin nickte. Dann ergriff sie wieder selbstbewusst das Wort: „Mister Fremyn, Sie bleiben weiterhin der Erste Offizier der 'Alièstra' und werden demzufolge auch künftig das Ausbringen von Spionagesonden und -bojen – insbesondere auf Rebellenterritorium – verantworten. Des Weiteren stellen Sie bei allen offiziellen Anlässen die Augen und Ohren des Galaktischen Imperiums dar. Das Sternenreich ist trotz seiner geringen Größe für Bastion viel zu wichtig als dass wir aufgrund einer solch marginal bedeutsamen Finte einen wichtigen Verbündeten an potenzielle Feinde verlieren.“ Sie musterte den Bakuraner in diesem Moment ganz genau. Danach wandte sie sich dem Fremden zu. „Mister Diar'mon, wegen Ihres militärischen Hintergrunds wird Ihnen mein Stab eine Identität als Zugführers des Flottenregiments (Second Lieutenant) zur Verfügung stellen. Denn obwohl der Emissär auf eine cygnische Leibgarde besteht, die offensichtlich nicht verhandelbar ist...“, ein sehr kurzer, dafür aber äußerst spöttischer Blick in Richtung von Baron von Milaris, „... werden alle restlichen Sicherheitskräfte sowie das Personal der beiden Sternjägerstaffeln imperial sein. Ihnen steht für Ihre Mission sogar ein handverlesener Trupp zur Verfügung.“

Noak schluckte abermals. Immerhin konnte er nun nicht mehr guten Gewissens bestreiten, dass im Hintergrund allein das Imperium die Fäden ziehen würde. Sie, Diar'mon und er, würden demzufolge als Handlanger die Drecksarbeit für von Milaris, Endel und Renning erledigen, während diese sich in sicherer Entfernung schon die nächsten üblen Ränke überlegten. Dem künftigen Komplizen warf der Lieutenant einen flüchtigen Blick zu. Jedoch blickte der athletische Fremde, der momentan fast noch schweigsamer als er war, weiterhin stoisch drein und schien dabei keinerlei Notiz von ihm zu nehmen. Da ihm in diesem Moment leider kein Captain Manius Selgorias rettend zur Seite springen würde, dachte er resignierend: 'Welch andere Wahl habe ich denn? Ich werde – wohl oder übel – in die saure Namana beißen müssen.' Sein Blick richtete sich kurz darauf auf den Botschafter, der sich just in dieser Sekunde hinter seinem breiten Schreibtisch erhob.

Kurz ließ er den Blick durch die Runde schweifen.
„Sofern die beiden Herren keine Fragen haben, würde ich folgendes vorschlagen: Mister Fremyn, in zwei Stunden werden Sie mich zur Cygnischen Admiralität begleiten, wo das offizielle Briefing mit Lord Karsteen und dessen Emissär stattfinden wird.“ Durch seine militärische Ausbildung konnte der Offizier mühelos in jede Äußerung, die eine ranghöhere Person tätigte, einen Befehl interpretieren. Entsprechend antwortete Noak nur mit einem knappen Salut. „Mister Diar'mon, Sie werden währenddessen Chief Renning begleiten. Neben der neuen Identität, die man Ihnen geben wird, werden Sie noch den bereits erwähnten Trupp persönlich zusammenstellen. Freuen Sie sich ruhig, Mister. Immerhin dürfen Sie aus vier Dutzend Mann zehn Personen eigenhändig auswählen...“

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Der Chief begrüßte Brennan in ungewohnt ausführlicher Art und Weise. Noch dazu sprach er sich übermäßig lobend über sein Verhalten aus, sich nach einer langen Reise sofort wieder dienstbereit zu zeigen, doch der Tonfall und die Körpersprache des Offiziers sprach Bände. Er versuchte nicht einmal den herablassenden Tonfall zu verändern, um einen anderen Eindruck zu erwecken als den, dass er genervt war vom falschen Gewäsch. Vielleicht sollte es auch eine versteckte Rüge sein, da Brennan nicht in einer Uniform auftrat, sondern wie üblich in zivil. Er war ja offensichtlich nicht als Operative des Geheimdienstes herbeordert worden, sondern als Soldat. Ein Denkfehler, den er selbst zu verantworten hatte. Nach außen zeigte er sich jedoch unbeeindruckt oder eher noch völlig neutral. Es lag in seiner Natur, seiner Genetik, seinem kompletten Wesen, sich nicht zu sehr mit Gefühlen zu beschäftigen und diesen auch keinen besonderen Ausdruck zu verleihen.

"Ich erfülle nur meine Aufgaben, Sir!"

, antwortete er daher etwas militärischer, als kurz zuvor, an den Chief gerichtet, nachdem diesem durch Konsul Endel Einhalt geboten worden war. Brennan wollte es sich mit niemandem verscherzen. Es reichte, dass er von Coruscant abgezogen worden war. Er wollte auf keinen Fall riskieren vom Mid Rim noch in den Outer Rim geschickt zu werden. Am Besten noch dauerhaft. Nicht auszudenken.
Zumindest war ihm nun auch der letzte Unbekannte in der Runde vorgestellt worden: Lieutenant Fremyn. Lieutenant. Würde er ihm in dieser Mission unterstellt sein? Brennan hatte ihn beim Eintreten eingehend betrachtet, weshalb er jetzt auf einen Seitenblick verzichten konnte. Sein Gedächtnis war gut genug, um zu wissen, dass der Mann kleiner und jünger war als der Lorrdianer. Kleiner allerdings nur, weil er selbst als Kind und Jugendlicher Wachstumspräparate verabreicht bekommen hatte. Wäre dem nicht so geschehen, wäre er nun vermutlich kleiner, als der Lieutenant.

Es war Renning, die schließlich die Aufgabe übernahm, die beiden über die bevorstehende Operation zu informieren. Das Briefing enthielt viele neue Details, die nicht auf dem Datapad verzeichnet gewesen waren, welches Diar'mon erhalten hatte. Er hörte aufmerksam zu, prägte sich alles Wichtige ein und schwieg, während die anderen redeten. Die Erwähnung eines Agents Provocateurs auf Cygnus war es nicht, das ihn aufhorchen ließ. Er kannte die Methoden des Geheimdienstes. Er hatte sich der Institution schon lange genug verpflichtet, um in diverse Methoden eingeweiht worden zu sein. Er verurteilte nichts davon. Im Gegenteil. Er war ein sehr loyaler imperialer Beamter und ihm waren die Mittel gleichgültig, durch die das Regime sein Dasein sicherte. Ordnung und Disziplin. Das waren wichtige Bestandteile, die manchmal auch durch unmoralische Methoden erreicht wurden. Dass es am Ende funktionierte, legitimierte in Brennans Augen beinahe alles.
Die Erwähnung von Argai im Tion Cluster ließ ihn jedoch unbemerkt von den anderen den Atem anhalten. Outer Rim. Hatte er es nicht befürchtet? Er wurde ins Outer Rim geschickt. Na Prima. Da hatte er sich also wirklich Feinde gemacht auf Coruscant. Verdammt!
Unweigerlich spannte sich Brennans Kiefer an, als er die Zähne fest aufeinander presste und so verhinderte, den Anwesenden zu widersprechen. Gehorsamkeit, Disziplin, Ordnung!
"Mister Diar'mon, wegen Ihres militärischen Hintergrunds wird Ihnen mein Stab eine Identität als Zugführers des Flottenregiments zur Verfügung stellen." - Der Operative, der offiziell als Sergeant des imperialen Militärs galt, straffte die Schultern, als er wieder direkt angesprochen wurde.

"Verstanden, Ma'am!"

Desweiteren wurde ihm eröffnet, dass er sich aus 48 Leuten genau zehn Personen aussuchen durfte, die sein Team für diese Mission bilden sollten. Er wünschte sich insgeheim seine alten Kollegen vom CCPD herbei, denn zwischen ihnen war die Kommunikation keine Frage des gegenseitigen Verständnisses oder Missverständnisses. Sie verstanden sich ohne ein Wort miteinander wechseln zu müssen und das würde bei einer komplett neue zusammengewürfelten Einheit schwierig werden. Brennan hoffte auf harmonierende Persönlichkeiten, denn er konnte es sich nicht leisten aufgrund von Misständen in der Truppe diesen Auftrag zu vermasseln und am Ende für immer im Outer Rim festzusitzen. Er musste sich gut machen, musste zeigen, was er konnte, damit er wieder eine Chance darauf bekam zu den Kernwelten zurück zu kommen.
Brennan bestätigte die Aufgabe knapp und die beiden Niederrangigen wurden aus der Besprechung entlassen, während die anderen wohl noch etwas zu bereden hatten. Er würde draußen warten müssen, bis Renning ihn mit sich nahm.
Die Tür schloss sich hinter den beiden Männern. Sie waren für ein paar Minuten allein und ungestört. Brennan lehnte sich gegen die Wand hinter sich. Er war kein Soldat. Er stand nicht immer aufrecht und mit gestrafften Schultern. Ihm war egal, was der Lieutenant von ihm hielt. In seinen Augen war er kaum aus dem Sandkastenalter heraus und auch wenn Brennan in diesem Fall einen niedrigeren Rang inne hatte, würde sich der Junge seinen Respekt erst verdienen müssen. Er war ihm ja nicht direkt unterstellt, wenn er das richtig erkannte.



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[Mittlerer Rand | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Cygnus B || Kaprala | Regierungsdistrikt | Imperiale Botschaft || vor dem Amtszimmer des Botschafters || Lieutenant Noak Fremyn, Mister Diar'mon und zwei Wachposten]

Sobald sich die Flügeltür hinter dem Bakuraner und dem Fremden (Brennan Diar'mon) geschlossen hatte und sie somit bei den beiden Wachposten draußen auf dem Korridor standen, atmete er hörbar aus. Obwohl man ihn abermals – zu seinem insgeheimen Unwillen – mit einer geheimdienstlichen Mission betraute, fühlte er für den Augenblick trotz allem eine bestimmte Last von seinen Schultern fallen. Dass er seit den Ereignissen auf der sterbenden „Confidence“, wo er zum ersten Mal auf die cygnische Kronprinzessin getroffen war, immer wieder unfreiwillig in Kreisen zu verkehren hatte, die normalerweise nicht seinem niederen Dienstrang entsprachen, gefiel Noak noch immer nicht. Er konnte sich an diese überaus exponierte Stellung innerhalb der Dritten Gefechtsflotte einfach nicht gewöhnen. Vielleicht sollte er dafür Captain Selgorias verfluchen. Immerhin war dieser der Urheber für diese bizarre Entwicklung.

Der Lieutenant, der noch immer den warmen, grauen Wollmantel trug, griff beiläufig in seine rechte Tasche, holte eine klitzekleine Papierschachtel hervor, fischte geübt einen einzelnen Glimmstängel aus der zerknitterten Verpackung heraus und steckte ihn wortlos in seinen Mundwinkel. Danach ließ Noak seinen Blick zu seinem neuen Kumpanen springen. Mehr aus einem höflichen Automatismus heraus bot er ihm schweigend eine Zigarette an, bevor er sich in Bewegung setzte. Langsam schritt er den verwaisten Gang in Richtung Landeplattform entlang. Diar'mon, der offensichtlich nicht zur gesprächigen Sorte gehörte, folgte ihm. Die frostige Kälte sowie die zahlreichen Schneeflocken, die ihn zuvor schon bei seiner Ankunft auf dem Planeten empfangen hatte, schlugen dem Bakuraner ins Gesicht als er die Botschaft verließ.


Renning erwähnte in Ihrem Zusammenhang einen militärischen Hintergrund“, sprach Noak den Fremden an, nachdem er sich die Zigarette angezündet und einen tiefen Atemzug getätigt hatte. „Da man Ihnen aber erst eine falsche Identität beim Flottenregiment verschaffen muss, gehe ich von einer Zugehörigkeit bei der Armee oder sogar dem Korps aus.“ Er musterte Diar'mon. „CompForce schließe ich hingegen aus. Denn sonst wäre wohl das Sicherheitsbüro bei dieser Besprechung anwesend gewesen. Was ist es also?“

Er inhalierte abermals und während er den blauen Dunst kurz darauf in den eisigen Wind blies, ließ er für einen kurzen Moment den Blick in die weite Ferne schweifen. Kaprala, bedeckt vom weißen Schnee, wirkte vollkommen anders als in den warmen, sonnigen Sommermonaten und übte so einen ganz eigenen Reiz auf den schwarzhaarigen Bakuraner aus. Dass er Schnee sah, war das erste Mal in seinem Leben – ließ man einmal Szenen aus irgendwelchen Holodramen außen vor. Während die Kälte allmählich in seinem Gesicht kitzelte, dachte er für sich: 'Das Schicksal scheint mir jedes Mal nur Stunden auf dieser Welt zu gewähren.' Noak schmunzelte freudlos. 'Ruhe finde ich also nicht so schnell.'

Ein Einsatz hinter feindlichen Linien, Mister Diar'mon, fuhr der Lieutenant plötzlich mit dem Gespräch wieder auf, zog wieder an der Zigarette und sah dabei den Fremden an. „Was halten Sie davon?“

Unter cygnischer Flagge tief ins republikanische Territorium einzudringen und dann ausschließlich im Geheimen zu agieren, behagte dem Imperialen nur bedingt. Schließlich hatte er bislang bloß im Dienste Seiner Majestät – also offen – gekämpft. Doch sein niederer Dienstrang ließ ihm in solchen Dingen keinerlei Wahl. Er hatte den Weisungen zu folgen, die man ihm erteilte. Die Frage, die sich ihm nun zwangsläufig stellte, war folgende: Welche Rolle würde dieser Diar'mon in diesem Einsatz spielen? Schweigend musterte Noak den etwa größeren Fremden. Während weiterhin eine Vielzahl an klitzekleinen Schneeflocken um sie herum tanzten, ließ wenigstens der frostige Wind ein wenig nach. Geduldig wartete der Bakuraner auf die Antwort des anderen.

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Brennan diente dem Imperium schon seit vielen Jahren. Er war als junger Mann die imperiale Militärakademie besucht. Zu der Zeit hatte das Imperium alles daran gesetzt neue Rekruten auszubilden und selbst Lorrdianer, welche allgemein einfach zu klein für die Armee waren, hatte man damals von Kindesalter an mit Wachstumspräparaten vollgestopft. Es gab viele Fehlschläge dieser Methode und auch Brennan litt immer noch unter den Schmerzen, die diese Beeinflussung des Körpers mit sich gebracht hatten. Sechs Jahre waren es gewesen, bis er statt einer Standardgröße von 1,60 m seiner Spezies eine Größe von 1,80 m erreicht hatte. Er hatte die Grundausbildung des Militärs mit Bravour abgeschlossen, war dann jahrelang als Soldat eingesetzt worden, bis er nach Coruscant kam und aufgrund seiner Fähigkeiten einer Sondereinheit zugeteilt wurde. Sie waren für die innere Sicherheit zuständig gewesen, hatten observiert und im Geheimen agiert, fast wie der Geheimdienst, welcher zu dem Zeitpunkt andere Baustellen gehabt hatte, als Coruscants Untere Ebenen im Auge zu behalten.
Letzten Endes hatte man Brennan dann doch noch zum Geheimdienst geholt, wo er seither seine Aufgaben mit bestem Wissen und Gewissen erledigte und er war gut darin!
Fremyn hingegen wirkte seinem Alter entsprechend noch eher grün hinter den Ohren. Er atmete hörbar aus und obwohl Brennan innerlich mit den Augen rollte, behielt er nach außen hin einen neutralen Gesichtsausdruck. Die Lorrdianer waren über Jahrhunderte hinweg Sklaven gewesen. Man hatte ihnen das Sprechen verboten, wodurch sie gelernt hatten, sich mit Hilfe von Mimik und Gestik zu verständigen. Auch Brennans Generation, obwohl sie nicht mehr in Sklaverei aufwachsen mussten, hatte gelernt nonverbale Kommunikation zu nutzen. Dementsprechend hatte er eine äußerst gute Kontrolle über das, was er nach außen zeigte und was er lieber für sich behielt. Und er war nicht besonders redselig.

Als der Lieutenant seine Manteltasche nach etwas durchsuchte, konnte Brennan sich schon denken, worum es sich dabei handelte. Er stieß sich von der Wand ab, legte den eigenen Mantel wieder an und zog diesen zurecht. Noak bot ihm eine Zigarette an und Brennan hob ablehnend die flache Hand. Er rauchte nicht. Die ständigen Schmerztabletten genügten, um seine Gesundheit zu gefährden. Trotzdem entschied Diar'mon sich dazu, dem Kollegen zu folgen. Vielleicht erzählte dieser ihm irgendetwas Interessantes, was er später noch gebrauchen konnte. Es schien so, als wäre er schon länger in dieser Gegend unterwegs gewesen und das Aufatmen machte noch deutlicher, dass es ihm ganz Recht war, aus einer unliebsamen Besprechung herausgekommen zu sein. Vielleicht erzählte er von sich aus, warum dem so war oder verriet Brennan andere wichtige Details.
Der Dunkelhaarige knöpfte den Mantel zu, als er dem anderen hinaus auf die Landeplattform folgte. Es war eiskalt auf diesem Planeten. Automatisch lies er die Hände in den Taschen des Mantels verschwinden und zog die Schultern höher, um den Hals vor der Kälte zu schützen.
Fremyn begann sofort damit, Brennan über den erwähnten militärischen Hintergrund auszufragen. Er stellte Vermutungen auf und Brennan schmunzelte bewusst amüsiert darüber.

"Sergeant Diar'mon, imperiale Armee."

, bestätigte er seine Scheinidentität, die ihm vom imperialen Geheimdienst vorgeschrieben war. Dabei war es nicht einmal falsch, denn er war tatsächlich lange Zeit Soldat gewesen, bevor er nach Coruscant gekommen war. Da allerdings von militärischem Hintergrund gesprochen wurde und er dennoch nur Mr. Diar'mon genannt worden war, konnte er das nicht so stehen lassen.

"Ich war Teil eines Sondereinsatztrupps auf Coruscant."

Strafversetzt in die Pampa der Galaxis. Brennans Kiefer spannten sich an, obwohl er es verhindern hätte können. Ein bisschen Menschlichkeit zu zeigen war sicher nicht schlecht gegenüber dem jungen Lieutenant, der ganz anders war als er selbst. Der fragte dann auch schon weiter, was er von einem Einsatz hinter feindlichen Linien hielt und Brennan antwortete wahrheitsgemäß.

"Nichts Ungewöhnliches. Wir befolgen Befehle. Um über das Für und Wider nachzudenken, werden wir nicht bezahlt."

Hatte sein Gegenüber moralische Bedenken zu dem Einsatz? Es schien fast so. Vielleicht war Brennan nicht umsonst hierher beordert worden.



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Je mehr der eisige Wind abflaute, der bei der Ankunft noch über die Landeplattform gepfiffen war, desto weniger wirbelten die vielen Schneeflocken in der Luft umher. Cygnus, der alleinige Stern im ganzen System, drang in diesen späten Nachmittagsstunden eher schwerlich durch die dichte, graue Wolkendecke. Noak, der seinen dicken Wollmantel trug, ließ abermals den Blick über die planetare Hauptstadt Kaprala schweifen, während er ein weiteres Mal den blauen Dunst inhalierte. Seit die Dritte Gefechtsflotte des Galaktischen Imperiums in diesen Winkel der Galaxie verlegt worden war, hatte er bloß wenige Stunde an diesem Ort verbracht. Dennoch war ihm inzwischen längst geläufig, dass sich gewöhnlich zu dieser Tageszeit viele Cygnier zum gemeinsamen Teetrinken – oder in den warmen Sommermonaten zum Verweilen in einem Café – verabredeten. Doch da der Bakuraner den imperialen Botschafter Caspar von Milaris später zur hiesigen Admiralität zu begleiten hatte, würde er dieser lokalen Gewohnheit – anders als in den letzten Standardwochen an Bord der Aliéstra – nicht frönen können.

Mister Diar'mon, der schweigsame Fremde mit dem militärischen Hintergrund, bekam seine Zähne allem Anschein nach nur äußerst schwer auseinander. Denn auf die Vermutung, die Noak freimütig über dessen Vergangenheit geäußert hatte, reagierte er bloß mit knappen Worten. Gleich einem Akk-Hund, dem der Halter nach Gutdünken ein paar Knochen zuwarf, teilte der Imperiale ihm mit, dass er Sergeant der Armee sei und eine Zeit lang auf dem einstigen Mittelpunkt der Galaxie, Coruscant, einem Sondertrupp angehört habe. Der junge Lieutenant, der die allseits bekannten Animositäten zwischen Flotte und Bodenstreitkräften in seiner bis dato ziemlich kurzen Militärkarriere eigentlich schon oft genug mitbekommen hatte, musterte den athletischen Fremden aufs Neue von Kopf bis Fuß – dieses Mal bloß deutlich aufmerksamer. 'Reagiert dieser Kerl etwa allein aus diesem Grund so abweisend auf mich?', fragte er sich und sah für die notgedrungene Zusammenarbeit schwarz.


Dann zweifel ich nicht an Ihren Qualifikationen“, entgegnete der Bakuraner trocken. „Einen handverlesenen Trupp werden Sie so sicherlich mit Erfolg führen können. Fraglich ist da nur, welche Rolle ich dabei einnehmen soll...“

Er lächelte etwas zögerlich als Diar'mons frostiger Blick ihn traf. Obgleich der Flottenoffizier weder ein Experte im Erkennen menschlicher Mimik war, noch ein mit irgendwelchen übermenschlichen Kräften gesegneter Empath, konnte er die Abneigung des älteren Unteroffiziers spüren. Womöglich sah er in Noak – aufgrund dessen jungen Aussehens – nur einen sehr unerfahrenen Jungspund. Dass er schon kurz nach der Ankunft in einem gefährlichen Duell um seine Ehre hatte kämpfen, obwohl er keinerlei nennenswerte Fechterfahrung besessen hatte, war dem kühlen Sergeant mit Sicherheit nicht bekannt. Jener Schmerz, den er bei dem Zweikampf verspürt hatte, flammte kurz in den längst vernarbten Wunden auf. Jedoch verzog der Bakuraner nicht das Gesicht. Irgendwann in den letzten sechs Standardmonaten – als die Aliéstra im Oktos-Nebel unterwegs gewesen war – hatte er sich daran gewöhnt.

Lakonisch antwortete der Sergeant auf seine zweite Frage und ließ dabei keinen Zweifel daran, dass er sich mit der Rolle des reinen, stumpfen Befehlsempfängers – entweder aufgrund irgendwelcher erlebter Erfahrungen in der Schlacht oder womöglich sogar aus einer inneren Einstellung heraus – voll und ganz abgefunden hatte. Seiner Auffassung nach lag es nicht in ihrem Ermessen irgendeine von höherer Stelle erteilte Weisung zu hinterfragen. In Gedanken kommentierte Noak diese Antwort leicht abfällig: 'Das könnte auch die Erwiderung eines Rekruten der Sturmtruppen sein. Vielleicht hätten sie diesen Kerl lieber zum Korps schicken sollen...' Lässig schnippte der Lieutenant den Rest der Zigarette samt Filter in die Ferne. Sein zielloser Blick folgte dem unfreiwilligen Geschoss aber nur kurz. Die eisige Kälte, die er durch seinen dicken Wollmantel eigentlich vom Körper fern halten wollte, machte sich allmählich bemerkbar. Unter seinen Stiefeln knirschte leise der Schnee.


Ich kann nicht einschätzen, was Sie auf Coruscant erlebt haben, Sergeant“, entgegnete Noak als in nicht allzu weiter Ferne die Glut der Zigarette zischend erlosch. „Aber sowohl der Dienst an Bord der 'Silver Bullet' als auch auf der 'Aliéstra' haben mich gelehrt, dass die Anweisungen irgendwelcher höheren Ebenen ihre Gültigkeit just in dem Augenblick verlieren, in denen der Feind seinen Zug macht. Kein General, kein Admiral und auch kein Marshal kann bei seiner Planung alle Eventualitäten abdecken. Sein Köpfchen sollte also jeder Soldat nicht nur voller Stolz auf dem Hals tragen, sondern im Bedarfsfall auch nutzen...“ Indem er kurz in die hohle Hand pustete, versuchte er die aufsteigende Kälte für den Moment zu vertreiben. „Ich weiß nicht was Sie von diesem Wetter halten, Sergeant, aber mich zieht es irgendwie wieder zurück in die Wärme. Wollen Sie mit rein?“

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