Jedihammer schrieb:
@Bea
Können wir uns auf folgenden Kompromis einigen:
1.Die Muslime haben nicht das Recht,sich über die Gesetzgebung der westlichen Staaten und die Kultur und Lebensweise des Westen hinweg zu setzten,und sei diese noch so verwerflich aus Sicht der Muslime.
2.Der Westen sowie die Muslime haben das Recht die Lebensweise des jeweils anderen zu kritisieren,aber nicht das Recht,dem Anderen in seinen Staaten mit Gewalt die eigene Lebensweise aufzuzwingen.
3.Die Muslime haben das Recht,gegen so etwas wie diese karikaturen zu demonstrieren.Und zwar im Westen sowie in den islamischen Staaten.Und auch mit hunderttausenden von Demonstranten.Allerding mit friedlichen Mitteln.
Also ohne Gewalt gegen westliche Einrichtungen und Bürger.
4.Die jeweilige Lebensart und Gesetzgebung muß von beiden Seiten zwar nicht auf dem eigenen Territorium,jedoch auf dem des jeweils Anderen anerkannt werden.Und sei es aus sich des jeweils Anderen noch so verwerflich.
5.Man sollte mit solchen Dingen wie der Presefreiheit(und da bin ich ausnahmsweise einmal mit Herrn Annan einer Meinung)trotzallem Verantwortungsbewußt umgehen.
6.Auch wenn man die Lebensart und Kulur des Anderen nicht teilt,sollte man sie zumindest respektieren.
Ich kann den Punkten 1-4 vorbehaltslos zustimmen, tue mir vom Verständnis aber mit Punkt 5. und 6. schwer. Was bedeutet für dich das Wort "sollte"? Heißt es, dass damit eine Verplichtung entsteht, die unbedingt eingehalten werden muss? Muss die Gesetzgebung eines Staates, Gesetze erschaffen die das Karikieren von Mohammed verbietet und bei Zuwiderhandlung sanktioniert oder meinst du eine freiwillige Selbstverpflichtung?
Es macht immer noch einen Unterschied, ob ich persönlich solche Karikaturen geschmacklos und für Muslime beleidigend finde und daher selbst und freiwillig so etwas nie veröffentlichen würde, weil ich die Kultur und Religion der Muslime toleriere und achte und deshalb der Meinung bin, dass man mit der Pressefreiheit verantwortungsbewusst umgehen sollte, oder aber, ob ich möchte, dass der Staat solche Karikaturen verbietet. Da geht meine Vorstellung von Respekt und Toleranz nämlich auseinander.
Die dänische JP hat, wie ich das in letzter Zeit mitbekommen habe, bewusst die muslimische Welt provozieren wollen, andersrum zeigen sie generell keine Satire gegen die christliche Religion, dass ist nur zu schändlich und verdient ein kritisches Entgegensetzen. Mal davon abgesehen ist Satire aber nicht einfach eine Art, um Menschen beliebeig zu verarschen, sondern eine Möglichkeit auf künstlerische Weise Meinung zu äußern, auf einen Sachverhalt hinzuweisen, den man vielleicht in Worten gar nicht so sagen darf, weil es keine Beweise aber offensichtliche Indizien dafür gibt. Man kann bspw. nicht beweisen, dass G.W. Bush den Irakkrieg wegen des irakischen Ölvorkommens geführt hat. Die meisten seiösen Zeitungen würden so eine Aussagen niemals treffen, eher über Umwege dem Leser diese Botschaft zu vermitteln versuchen. Mit einer Karikatur kann eine Zeitung jedoch so eine Botschaft vermitteln, ohne sich selbt angreifbar zu machen, so etwas explizit behauptet zu haben, weil eine Karikatur eine gwisse Interpretationsfreiheit zulässt.
Was ich damit sagen will ist, dass Karikaturen ein nicht unwesentlicher Bestandteil unserer freiheitlichen Kultur sind, die wie ich meine, geschützt werden müssen, auch unter der Gefahr, dass sie missbräuchlich und beleidigend verwendet werden.
Wo soll das hinführen,wenn wir da klein beigeben? Als nächstes brennen Botschaften weil die "Zeit", die "Frankfuter Allgemeine" oder sonst ein Blatt es gewagt haben, Mubarrak zu karikieren, denn dieser darf in Ägypten nicht karikiert oder anderweitig entwürdigend dargestellt werden. Wo setzen wir die Grenzen? Es wird immer Menschen geben, die sich durch irgendwas beleidigt fühlen. Ich finde die "Bild" entwürdigend und abstoßend und würde mir nichts sehentlicher wünschen, wenn es dieses Schundblatt nicht mehr geben würde. Ein Verbot dieser Zeitung würde ich aber nicht wollen, weil mir unsere Freiheit wichtiger ist, denn meine Freiheit ist nur dann garantiert, wenn auch die des Andersdenkenden garantiert ist.